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Liebe Kulturette-Leserinnen,

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Ausgabe 16 / November 2014<br />

L e s e l u s t<br />

<strong>Liebe</strong> <strong>Kulturette</strong>-<strong>Leserinnen</strong>,<br />

und plötzlich ist gleich wie-<br />

Klingt das nicht wunderbar<br />

der das Jahr zu Ende und die<br />

verlockend Hier gibt es<br />

diversen Feiertage lassen so<br />

genügend Auswahl für alle.<br />

manche von uns in Hektik<br />

Und damit das mit dem<br />

und Stress ausbrechen. Da-<br />

Schenken nicht so anstren-<br />

bei ist doch diese Jahreszeit<br />

gend wird, sind hier genü-<br />

mit den frühen und langen<br />

gend Vorschläge für Mütter,<br />

I n d i e s e r<br />

A u s g a b e :<br />

Abenden zur Ruhe und zum<br />

Geschichten erzählen<br />

(lassen) gedacht.<br />

Väter, Männer aus jeglicher<br />

Beziehungsform, Freundinnen,<br />

Töchter und Söhne,<br />

<br />

<br />

<br />

Krimis<br />

Romane<br />

Biografisches<br />

Also: Nicht oder möglichst<br />

wenig durch überfüllte Innenstädte<br />

hasten, sondern<br />

sich in warmen Stuben, der<br />

Badewanne, dem Bett ...<br />

einkuscheln und lesen.<br />

Tanten, Nachbarinnen....<br />

Und sich selbst bloß nicht<br />

vergessen!<br />

Ich wünsche viel Zeit zum<br />

Lesen, gute Unterhaltung<br />

und bereichernde Erkennt-<br />

Herzliche Grüße<br />

Sigrun Klüger<br />

<br />

„Klein und Groß“<br />

nisse<br />

<br />

„Und sonst noch“<br />

<br />

Kalender<br />

J u b e l . . . J u b e l . . . J u b e l<br />

Im Juli 1944 gründete sich<br />

der Arche Verlag in Zürich.<br />

Die Welt war im<br />

Krieg und so mutet dieses<br />

Datum vielleicht etwas<br />

seltsam an. Die Welt ist<br />

im Krieg und braucht ...<br />

Bücher Ja, genau das hat<br />

sich Peter Schifferli in<br />

Zürich gedacht. Denn die<br />

Welt lag 1944 auch auf<br />

geistiger Ebene in Schutt<br />

und Asche. Und so sollte<br />

dieser Verlag ein literarisches<br />

Rettungsboot werden,<br />

eine Arche für Gedanken<br />

und Worte. Und<br />

braucht eine solche Arche<br />

die Welt nicht auch in<br />

den heutigen Zeiten Seit<br />

70 Jahren nun verlegt dieser<br />

kleine Verlag Bücher,<br />

die unbedingt gelesen<br />

werden sollten. Herzlichen<br />

Glückwunsch zu<br />

diesem Jubiläum und wir<br />

wünschen uns noch viele<br />

Jahrzehnte mehr!


S e i t e 2 L e s e l u s t<br />

<br />

K r i m i s<br />

A u f L o n d o n s S t r a ß e n<br />

Bis vor einigen Jahren<br />

war sie Angela May<br />

Sutherland. Aber das<br />

weiß heute niemand<br />

mehr. Heute ist sie einfach<br />

die Baglady und<br />

lebt auf den Straßen<br />

Londons. Wenn es irgendwie<br />

geht, schleppt<br />

sie sich Alkohol benebelt<br />

durch die Tage und<br />

freut sich, wenn Tabletten<br />

noch eine Steigerung<br />

bringen. Seit die<br />

Greyhoundhündin<br />

Electra sie begleitet, ist<br />

es ein wenig leichter.<br />

Auch das Betteln.<br />

Satan, von den Menschen<br />

Graham Attwood<br />

genannt, hat bewirkt,<br />

dass sie auf der Straße<br />

landete. Sie hatte sich<br />

in ihn verliebt, als sie<br />

noch eine etablierte<br />

Bankerin mit eigenem<br />

Haus war. Er war nicht<br />

nur viel jünger als sie,<br />

sondern vor allem auch<br />

viel gerissener. So<br />

nahm sie die Schuld für<br />

seine Vergehen auf sich<br />

und heute lebt er in<br />

ihrem Haus und eine<br />

andere Frau tut alles<br />

für ihn. Als Lady Bag<br />

diese neue Frau warnen<br />

will, findet sie eine<br />

Leiche in deren Haus<br />

und gerät in einen nicht<br />

enden wollenden Strudel<br />

von Ereignissen,<br />

deren wahre Hintergründe<br />

nur sie zu erkennen<br />

scheint... Der<br />

beste Krimi der letzten<br />

Jahre – mitreißend geschrieben<br />

und von großer<br />

Kenntnis der Lebenssituation<br />

wohnungsloser<br />

Frauen geprägt.<br />

Der einzige Nachteil:<br />

Schon nach dem<br />

ersten Satz fällt es<br />

schwer, das Buch aus<br />

der Hand zu legen.<br />

Unbedingt lesen! Allen<br />

schenken!!<br />

Liza Cody:<br />

Lady Bag, 320 S.,<br />

ariadne kriminalroman<br />

€ 17,00<br />

T i e f s t e V e r l e t z u n g e n<br />

Anna Grue:<br />

Die Kunst zu<br />

sterben, 502 S.,<br />

Atrium, € 19,99<br />

Dan Sommerdahl hat es<br />

geschafft sein Leben<br />

gut zu gestalten. Er ist<br />

selbstständig, hat nicht<br />

mehr Kunden als notwendig<br />

und lebt sehr<br />

zufrieden mit seiner<br />

Familie und Hund Rumpel<br />

zusammen.<br />

Naja...die Beziehung<br />

zum besten Freund<br />

Flemming ist nach dem<br />

letzten Fall, in dem Dan<br />

sich mal wieder als Superdetektiv<br />

in Szene<br />

gesetzt hat, abgebrochen<br />

und das belastet<br />

alle in der Familie. So<br />

sind Dan und Marianne<br />

auch sehr glücklich, als<br />

Flemming sich überraschend<br />

zum Essen anmeldet.<br />

Aber es ist<br />

nicht nur eine Versöhnung,<br />

der Kommissar<br />

bittet seinen Freund<br />

Dan um eine verdeckte<br />

Ermittlung. Dan, auch<br />

bekannt als der kahlköpfige<br />

Detektiv, soll in<br />

einer Realityshow mitwirken,<br />

bei der auch<br />

eine bekannte Künstlerin<br />

Kandidatin sein<br />

wird. Sie ist verwickelt<br />

in einen unaufgeklärten<br />

Mordfall, der vor einiger<br />

Zeit an ihrer Mutter<br />

begangen wurde. Dan<br />

sagt zu und schreckt<br />

natürlich wieder einmal<br />

nicht vor eigenen Verwicklungen<br />

zurück. Dieses<br />

Mal allerdings hat<br />

sein Handeln heftige<br />

Auswirkungen... Der<br />

dritte Fall aus der Feder<br />

der bekannten dänischen<br />

Krimiautorin und<br />

wieder kann sie sich<br />

steigern. Sehr empfehlenswert!


S e i t e 3 L e s e l u s t<br />

B e t r ü g e r o d e r S ü n d e n b o c k <br />

Bernard L. Madoff ist ein<br />

realer Mensch, den die<br />

Autorin eine fiktive Geschichte<br />

erzählen lässt.<br />

Madoff wurde 2009 wegen<br />

Anlagebetrugs in großem<br />

Stil (ca. 65 Milliarden<br />

Dollar bei ca. 4800 Geschädigten)<br />

in den USA zu<br />

insgesamt 150 Jahren<br />

Gefängnis verurteilt.<br />

Madoff war bis zu seiner<br />

Verhaftung ein hoch angesehener<br />

und erfolgreicher<br />

Finanzmakler. Er selbst<br />

sieht sich eher als Opfer<br />

denn als Schuldiger. Manotti<br />

lässt den Icherzähler<br />

Madoff in dieser Novelle<br />

erdachte Memoiren erzählen<br />

und erklärt mit<br />

dieser Geschichte das<br />

System der New Economy.<br />

Sie selbst hält es für<br />

ihr bestes Buch, in dem<br />

kein Wort zu viel ist.<br />

Unbedingt lesen!<br />

Dominique Manotti:<br />

Madoffs Traum.<br />

Novelle, 64 S.,<br />

Argument – Ariadne,<br />

€ 8,00<br />

S p ä t e B e f r e i u n g<br />

Fans warteten darauf: Im<br />

neuen Band der Reihe um<br />

die Ärztin Sara Linton und<br />

den sehr eigenen Detective<br />

Will Trent erfahren wir<br />

endlich dessen Lebensgeschichte,<br />

die erschütternder<br />

kaum sein kann. In<br />

seinem Geburtsjahr 1975<br />

sieht die (amerikanische)<br />

Welt noch sehr anders<br />

aus. Frauen sind in ihren<br />

Entscheidungen abhängig<br />

von der Zustimmung ihrer<br />

Väter oder Ehemänner.<br />

Amanda und Evelyn haben<br />

beide bei der Polizei<br />

angefangen und sollen<br />

tun, wozu ihre männlichen<br />

Kollegen keine Lust<br />

haben. Es herrscht ungebrochener<br />

Sexismus und<br />

so müssen sie sich von<br />

Bürger*innen, Zuhältern<br />

und Kollegen abwertende<br />

krude Sprüche anhören.<br />

Doch die beiden sind entschlossen,<br />

wirkliche Polizeiarbeit<br />

zu leisten und<br />

kommen ungeheuerlichen<br />

Verbrechen an Frauen auf<br />

die Spur. 35 Jahre später<br />

verhält sich Will Trents<br />

Vorgesetzte Amanda<br />

Wagner mehr als merkwürdig...<br />

Was für ein Plot;<br />

selbst die Danksagung ist<br />

spannend und lässt eine<br />

fassungslos auf die Zeit<br />

der 1970er Jahre blicken –<br />

es ist doch noch gar nicht<br />

so lange her!<br />

Karin Slaughter:<br />

Bittere Wunden, 573 S.,<br />

blanvalet, € 19,99<br />

K a l t e I n t e l l i g e n z<br />

Kafka ist seit seiner frühen<br />

Jugend einer seiner Lieblingsschriftsteller<br />

und er<br />

zitiert ihn noch heute<br />

gern. Colin interessiert<br />

sich für viele Bereiche und<br />

beschäftigt sich gerade<br />

mit den Möglichkeiten,<br />

die NLP bietet. Annabel<br />

arbeitet als Fallanalytikerin<br />

bei der Polizei von<br />

Briarstone. Sie fühlt sich<br />

ständig als Außenseiterin,<br />

versorgt ihre alte, kranke<br />

Mutter, lebt mit ihrer Kat-<br />

ze und ist ansonsten sehr<br />

einsam. Als sie eines Tages<br />

ihre seit langem tot<br />

im Haus liegende Nachbarin<br />

auffindet, beginnt sie<br />

zu recherchieren. Sie entdeckt<br />

eine auffällige Häufung<br />

von nach längerer<br />

Zeit tot aufgefundenen<br />

Menschen, die offensichtlich<br />

von niemandem vermisst<br />

wurden. Zufall<br />

Oder liegen hier Verbrechen<br />

vor Fremdeinwirkung<br />

konnte in keinem<br />

Fall festgestellt werden.<br />

Immer war Verhungern<br />

und Verdursten die Todesursache.<br />

Dann stirbt<br />

plötzlich ihre Mutter...<br />

Ein sehr interessanter<br />

Krimiplot von der englischen<br />

Queen of Crime, die<br />

schon mit „Wohin du<br />

auch fliehst“ brillierte.<br />

Elizabeth Haynes:<br />

Wofür du stirbst, 480 S.,<br />

Diana, € 8,99


S e i t e 4 L e s e l u s t<br />

V o n Z a u b e r u n d H e x e n<br />

Mit dem Namen Raffaela<br />

von den Sollten hat eine<br />

es auch nicht leicht. Ihr<br />

Chefredakteur lässt keinen<br />

laschen Witz darüber<br />

aus und sie nicht wirklich<br />

die Arbeit tun, die sie als<br />

Journalistin wichtig findet.<br />

Eine alte Frau kam bei<br />

einem Brand in ihrem<br />

Haus um. Niemand glaubt<br />

an etwas anderes als einen<br />

Unfall. Dabei zeigen<br />

Raffaelas Recherchen<br />

doch sehr genau, dass<br />

mehr dahinter stecken<br />

muss.<br />

Merkwürdige Nachbarn,<br />

der Kampf um eine Gedenktafel<br />

für eine jüdische<br />

Lehrerin, magische<br />

Zeichen – Raffaela lässt<br />

nicht locker...<br />

nette Unterhaltung.<br />

Katarina Struik: Falscher<br />

Zauber, 280 S., crimina<br />

Ulrike Helmer, € 13,95<br />

S c h ö n h e i t u n d B l ü t e n m e e r<br />

Die Firma Anders und<br />

Anders ist ein Bestattungsinstitut<br />

und<br />

auch, wenn Menschen<br />

zunächst zurückschrecken,<br />

ist dies ja ein sehr<br />

ehrenwertes Unternehmen.<br />

Vor allem ist es ja<br />

auch eine wichtige Aufgabe,<br />

Menschen würdig aus<br />

dem Leben zu verabschieden<br />

und die Angehörigen<br />

darin zu unterstützen.<br />

Herr und Frau Anders<br />

haben viel mit dem autistischen<br />

Sohn zu regeln,<br />

der Neffe Viktor Anders<br />

ist gerade erst nach einem<br />

langen Ausflug in die weite<br />

Welt wieder zurückgekehrt.<br />

Weil er sich schon<br />

einmal als Detektiv profiliert<br />

hat, fragt eine Freundin<br />

wiederum seine<br />

Dienste an. Eine Patientin<br />

ihrer Gynäkologin ist vielleicht<br />

von heftiger sexueller<br />

Gewalt betroffen. Gibt<br />

es hier einen Zusammenhang<br />

zu den ermordeten<br />

Floristinnen, die jeweils<br />

Blumen geschmückt aufgefunden<br />

wurden Er<br />

macht sich auf die Suche<br />

und trifft die Kriminalkommissarin<br />

wieder, die ihm<br />

seit ihrem letzten Treffen<br />

nicht mehr aus Kopf und<br />

Herz geht...<br />

Ein vielschichtiger Krimi<br />

mit intelligentem Witz,<br />

der zu einem überraschenden<br />

Ende führt.<br />

Vom Untertitel „Bestatter<br />

-Krimi“ sollte man sich<br />

nicht abschrecken lassen!<br />

Tessa Korber: Zum Sterben<br />

schön. Ein Bestatter-<br />

Krimi, 285 S., btb, € 9,99<br />

V e r l a s s e n e K i n d e r<br />

Auftakt einer neuen Reihe<br />

mit einer Rechtsmedizinerin<br />

und ihrem langjährigen<br />

Freund, der es liebt<br />

sich in Psychopathen und<br />

Mörder hineinzuversetzen.<br />

An unterschiedlichen<br />

Orten in Sachsen werden<br />

schrecklich zugerichtete<br />

Frauenleichen aufgefunden.<br />

Was verbindet diese<br />

offensichtlich vom selben<br />

Täter ausgeführten Morde<br />

Wie kann man sie<br />

stoppen Maja, ohnehin<br />

durch das spurlose Verschwinden<br />

ihrer erwachsenen<br />

Tochter gequält,<br />

will mit ihren Erkenntnissen<br />

am Seziertisch und<br />

der Unterstützung ihres<br />

Freundes Peter den Mörder<br />

finden und aufhalten...<br />

Spannend, manchmal<br />

ziemlich brutal, mit einer<br />

doch unerwarteten Auflösung.<br />

Gänsehautfaktor!<br />

Eva Fürst: Bluttänzer,<br />

415 S., blanvalet, € 9,99


S e i t e 5 L e s e l u s t<br />

D r e i M e n s c h e n a u f d e m M e e r<br />

Martin und Cornelius sind<br />

Schulkameraden und haben<br />

sich seit zwanzig Jahren<br />

nicht gesehen. Während<br />

Martin sich mit Segeltörns<br />

durchschlägt, ist<br />

Cornelius ein gut betuchter<br />

Schönheitschirurg geworden.<br />

Cornelius will mit<br />

seiner Frau Nadja einen<br />

Mittelmeertörn machen<br />

und heuert Martin als<br />

Skipper an. Aus Geldnot<br />

nimmt Martin den Auftrag<br />

an, obwohl ihn mit Cornelius<br />

ein schreckliches Ereignis<br />

aus der Jugendzeit<br />

verbindet; beide waren in<br />

dieselbe Frau verliebt und<br />

diese Frau ist tot. Als Martin<br />

Cornelius Frau Nadja<br />

kennenlernt, ist er erschüttert.<br />

Sie sieht ihrer<br />

beider großen <strong>Liebe</strong> zum<br />

Verwechseln ähnlich.<br />

Weder Cornelius noch<br />

Nadja spielen mit offenen<br />

Karten und so kann es nur<br />

zu einem Drama auf offenem<br />

Meer kommen...<br />

Spannende, gut aufgebaute<br />

Krimikost mit Mittelmeerurlaubsflair.<br />

Claudia Vilshöfer: Kalter<br />

Hauch, 336 S., Diana, €<br />

8,99<br />

P e r s ö n l i c h e R a c h e<br />

In der Kleinstadt Acker’s<br />

Gap wurde früher Tabak<br />

angebaut und erhielt daher<br />

auch diesen Namen.<br />

Heute zeichnet sich der<br />

Ort in West Virginia eher<br />

durch eine überdurchschnittliche<br />

Arbeitslosenquote<br />

und die damit einhergehenden<br />

sozialen<br />

Probleme aus. Belfa Elkins<br />

weiß, was Armut bedeutet<br />

und kehrte sehr bewusst<br />

als Staatsanwältin<br />

in ihre Heimatstadt mit<br />

den eng stehenden Bergen<br />

zurück. Sie kennt die<br />

Einwohnenden manchmal<br />

mehr als ihr lieb ist und<br />

auch über sie gibt es nicht<br />

nur freundliche Meinungen.<br />

Nun muss sie nicht<br />

nur den Todesfall einer<br />

16jährigen aufklären, sondern<br />

auch Ereignisse<br />

aufklären, die beängstigend<br />

auf Terroranschläge<br />

hinweisen. Bald ist sie<br />

auch persönlich mehr<br />

involviert, als sie gedacht<br />

hätte... Der zweite Teil<br />

dieser spannendsozialkritischen<br />

Thrillerserie<br />

Julia Keller: Am kalten<br />

Fluss, 478 S., Goldmann,<br />

€ 9,99<br />

U n e r f ü l l t e r K i n d e r w u n s c h<br />

Claudia ist Sozialarbeiterin.<br />

Sie ist mit einem<br />

Mann verheiratet, der als<br />

einzigen Fehler hat, dass<br />

er als U-Boot-<br />

Kommandant viel unterwegs<br />

ist und sie mit seinen<br />

beiden kleinen Zwillingssöhnen<br />

aus erster<br />

Ehe zurücklässt. Nun ist<br />

sie hochschwanger und<br />

freut sich auf ihr erstes<br />

eigenes Kind. Zu ihrer<br />

Unterstützung kommt Zoe<br />

ins Haus, eine erfahrene<br />

Nanny Anfang 30. Die<br />

Zwillinge lieben sie, aber<br />

Claudia wird immer misstrauischer.<br />

Ist Zoe wirklich<br />

die, für die sie sich ausgibt<br />

Wir <strong>Leserinnen</strong> wissen<br />

längst, dass sie es<br />

nicht ist und fragen uns,<br />

ob diese Frau etwas mit<br />

den grausamen Morden<br />

an schwangeren Frauen<br />

zu tun hat, die zurzeit<br />

passieren...<br />

Ein sehr interessanter<br />

Krimiplot mit einem völlig<br />

unerwarteten Ende!<br />

Samantha Hayes: Aus<br />

tiefster Seele, 447 S.,<br />

blanvalet, € 9,99


S e i t e 6 L e s e l u s t<br />

D r o g e n u n d K o r r u p ti o n<br />

Nach ihren letzten Fall als<br />

Zivilfahnderin machen die<br />

Auswirkungen ihrer<br />

schweren Verletzungen<br />

Catherine Berlin sehr zu<br />

schaffen. Nun meldet sich<br />

auch noch ihre Vergangenheit<br />

in Gestalt einer<br />

ehemaligen Mitbewohnerin<br />

aus einer WG ihrer<br />

Jugendzeiten.<br />

Als diese sie unter Druck<br />

setzt, um die weggelaufene<br />

zehnjährige Tochter zu<br />

finden, gerät Catherine<br />

Berlin in einen Strudel von<br />

Angst und Gewalt. Und<br />

ihre eigene Drogenabhängigkeit<br />

ist dabei nicht gerade<br />

hilfreich...<br />

London von seiner traurigen<br />

Seite – hier sehr spannend<br />

und authentisch<br />

erzählt.<br />

Annie Hauxwell: Bittere<br />

Schuld, 381 S., blanvalet,<br />

€ 9,99<br />

B e s e s s e n h e i t u n d G i e r<br />

Hannah bricht zu einer<br />

aufregenden Trekking-<br />

Tour in den kanadischen<br />

Nahanni-Nationalpark auf.<br />

Sie begleitet ihre neue<br />

<strong>Liebe</strong> Scott und zwei weitere<br />

Freunde. Kurze Zeit<br />

später erfährt ihr Vater,<br />

Inspector bei der Polizei in<br />

Ottawa, dass die Gruppe<br />

offensichtlich verschwunden<br />

ist. Im schönsten,<br />

abwechslungsreichsten<br />

und wahrscheinlich sensi-<br />

belsten Ökosystem der<br />

Erde ist ein Überleben für<br />

Menschen eine große<br />

Herausforderung. Besorgt<br />

macht er sich auf einen<br />

gefährlichen Weg, den sie<br />

bereits gegangen sein soll.<br />

Bald stellt sich heraus,<br />

dass die besessene Suche<br />

nach seltenen Rubinen<br />

bereits in der Vergangenheit<br />

kein Glück gebracht<br />

hat und auch heute wol-<br />

len viele diesen Reichtum<br />

erbeuten...<br />

Spannend mit interessanten<br />

Einblicken in die Geschichte<br />

Kanadas.<br />

Barbara Fradkin: Tote<br />

Spur. Verschollen in den<br />

Wäldern Kanadas, 432 S.,<br />

aufbau tb, € 9,99<br />

L i e b e n d e - s e n s i b e l o d e r b e r e c h n e n d <br />

ses Lebensgefährtin Caroline,<br />

gerade durch eine<br />

Samenspende von Louises<br />

Cousin Peder schwanger,<br />

verliebt sich unsterblich in<br />

Raoul und er sich in sie.<br />

Helena hatte über viele<br />

Jahre eine Affäre mit Raoul<br />

und möchte ihre immer<br />

noch vorhandenen<br />

Gefühle in einer festen<br />

Beziehung mit ihm leben.<br />

Dafür würde sie sich auch<br />

von ihrem Mann und den<br />

Kindern trennen. Und<br />

Anna liebt Raoul noch<br />

immer sehr und hofft auf<br />

seine vielleicht ebenso<br />

Auf einer schwedischen<br />

Schäreninsel treffen sich<br />

fünf Menschen, um eine<br />

CD einzuspielen. Das bekannte<br />

Furiosa-Quartett<br />

muss auf die erste Violinistin<br />

verzichten, weil sie<br />

sich eine Hand verletzt<br />

hat. Für sie springt der<br />

berühmte Raoul <strong>Liebe</strong>skind<br />

aus New York ein.<br />

Alle Frauen des Quartetts<br />

haben in irgendeiner Weise<br />

eine emotionale Verbindung<br />

zu ihm. Louise ist<br />

seit vielen Jahren mit ihm<br />

befreundet und bat ihn<br />

um ihre Vertretung. Louitiefen<br />

Gefühle für sie. Und<br />

da wird Raoul eines späten<br />

Abends tot aus dem<br />

Wasser gezogen. Ein Unfall<br />

Mord Ebba<br />

Schröder wird auf die Insel<br />

geschickt, um genau<br />

dies aufzuklären. Eine<br />

schwierige Aufgabe...<br />

Ein anspruchsvoller Krimi,<br />

echter Lesegenuss nicht<br />

nur für MusikliebhaberInnen.<br />

Carin Bartosch Edström:<br />

Der Klang des Todes, 622<br />

S., Diana Verlag, € 9,99


S e i t e 7 L e s e l u s t<br />

A l b t r a u m<br />

Verena Sander ist Hauptkommissarin<br />

bei der Stuttgarter<br />

Mordkommission.<br />

Als Mutter einer pubertierenden<br />

Tochter fühlt sie<br />

sich schon auch manchmal<br />

zwischen anstrengendem<br />

Job und den Aufgaben<br />

als Alleinerziehende<br />

hin- und hergerissen. Der<br />

Ex-Mann ist da auch nicht<br />

sehr hilfreich. Als sie eines<br />

Tages zu einem Tatort<br />

gerufen wird, trifft sie ihre<br />

Tochter, die die Leiche<br />

gefunden hat und völlig<br />

außer sich ist. Bei den<br />

Ermittlungen um den<br />

schrecklichen Mord an<br />

einer Chirurgin fühlt sie<br />

sich zunehmend befangen<br />

und begeht Fehler, die sie<br />

selbst in Gefahr bringen...<br />

Ein spannungsgeladener<br />

Krimiplot mit Lokalkolorit<br />

aus der Feder einer Autorin,<br />

die als Mitarbeiterin<br />

des Dezernats für Tötungsdelikte<br />

in Stuttgart<br />

sehr genau weiß, wovon<br />

sie schreibt.<br />

Britt Reißmann: Blutopfer,<br />

398 S., Diana, € 8,99<br />

R a c h e e n g e l o d e r s k r u p e l l o s e M ö r d e r i n <br />

Blum mag ihren Vornamen<br />

nicht, den ihr ungeliebte<br />

Adoptiveltern gegeben<br />

haben. Deshalb nennen<br />

alle sie beim Nachnamen.<br />

Am Tag als das Meer<br />

sie von diesen schrecklichen<br />

Eltern befreit, lernt<br />

sie die <strong>Liebe</strong> ihres Lebens<br />

kennen. Er ist Polizist und<br />

kann mit ihrem Beruf als<br />

selbstständige Bestatterin<br />

gut umgehen. Sie führen<br />

mit ihren Töchtern ein<br />

glückliches Familienleben,<br />

als das Unfassbare<br />

geschieht. Ihr Ehemann<br />

wird von einem Auto erfasst<br />

und stirbt. Blum versinkt<br />

in Trauer. Die Feststellung,<br />

dass ihr Mann<br />

bei seinen polizeilichen<br />

Ermittlungen auf einen<br />

grauenvollen Fall von<br />

Entführung und Vergewaltigung<br />

engen Kontakt mit<br />

einer der betroffenen<br />

Frauen hatte, führt sie auf<br />

die Spur zur Wahrheit. Sie<br />

muss sich entscheiden,<br />

wie sie mit diesen Erkenntnissen<br />

umgehen will<br />

und tut dies rückhaltlos.<br />

Ein sehr spannender Krimi<br />

in kurzen, abgehackten<br />

Sätzen grandios erzählt!<br />

Bernhard Aichner: Totenfrau,<br />

448 S., btb, € 19,99<br />

W u n s c h o d e r W a h r h e i t <br />

Die Ich-Erzählerin berichtet<br />

von ihrem Leben als<br />

erfolgreiche Wissenschaftlerin<br />

und auch als<br />

Ehefrau und Mutter erwachsener<br />

Kinder. Ihr<br />

Leben verläuft zufrieden,<br />

so berichtet sie, bis sie<br />

eines Tages einem Mann<br />

begegnet, der das Abenteuer<br />

liebt. Gleich bei der<br />

ersten Begegnung hat sie<br />

Sex mit ihm und es gefällt<br />

ihr, das es an einem eher<br />

ungewöhnlichen Ort passiert.<br />

Sie trifft ihn weiterhin,<br />

alles muss sehr geheim<br />

bleiben und sie darf<br />

auch nicht erfahren, wo er<br />

arbeitet. Bald wird uns<br />

Lesenden klar, dass diese<br />

Affäre offensichtlich einen<br />

Verlauf nimmt, der Yvonne<br />

Carmicheal als Angeklagte<br />

vor Gericht bringt...<br />

Ein ungewöhnlicher Krimiplot,<br />

intelligent geschrieben<br />

und sehr gute<br />

Unterhaltung!<br />

Louise Doughty: Ein<br />

Schritt zu weit, 384 S.,<br />

C.Bertelsmann, € 14,99


S e i t e 8 L e s e l u s t<br />

<br />

K r i m i s<br />

A u f L o n d o n s S t r a ß e n<br />

Bis vor einigen Jahren<br />

war sie Angela May<br />

Sutherland. Aber das<br />

weiß heute niemand<br />

mehr. Heute ist sie einfach<br />

die Baglady und<br />

lebt auf den Straßen<br />

Londons. Wenn es irgendwie<br />

geht, schleppt<br />

sie sich Alkohol benebelt<br />

durch die Tage und<br />

freut sich, wenn Tabletten<br />

noch eine Steigerung<br />

bringen. Seit die<br />

Greyhoundhündin<br />

Electra sie begleitet, ist<br />

es ein wenig leichter.<br />

Auch das Betteln.<br />

Satan, von den Menschen<br />

Graham Attwood<br />

genannt, hat bewirkt,<br />

dass sie auf der Straße<br />

landete. Sie hatte sich<br />

in ihn verliebt, als sie<br />

noch eine etablierte<br />

Bankerin mit eigenem<br />

Haus war. Er war nicht<br />

nur viel jünger als sie,<br />

sondern vor allem auch<br />

viel gerissener. So<br />

nahm sie die Schuld für<br />

seine Vergehen auf sich<br />

und heute lebt er in<br />

ihrem Haus und eine<br />

andere Frau tut alles<br />

für ihn. Als Lady Bag<br />

diese neue Frau warnen<br />

will, findet sie eine<br />

Leiche in deren Haus<br />

und gerät in einen nicht<br />

enden wollenden Strudel<br />

von Ereignissen,<br />

deren wahre Hintergründe<br />

nur sie zu erkennen<br />

scheint... Der<br />

beste Krimi der letzten<br />

Jahre – mitreißend geschrieben<br />

und von großer<br />

Kenntnis der Lebenssituation<br />

wohnungsloser<br />

Frauen geprägt.<br />

Der einzige Nachteil:<br />

Schon nach dem<br />

ersten Satz fällt es<br />

schwer, das Buch aus<br />

der Hand zu legen.<br />

Unbedingt lesen!<br />

Allen schenken!!<br />

Liza Cody: Lady Bag,<br />

320 S., ariadne<br />

kriminalroman,<br />

€ 17,00<br />

T i e f s t e V e r l e t z u n g e n<br />

Anna Grue:<br />

Die Kunst zu<br />

sterben, 502 S.,<br />

Atrium, € 19,99<br />

Dan Sommerdahl hat es<br />

geschafft sein Leben<br />

gut zu gestalten. Er ist<br />

selbstständig, hat nicht<br />

mehr Kunden als notwendig<br />

und lebt sehr<br />

zufrieden mit seiner<br />

Familie und Hund Rumpel<br />

zusammen.<br />

Naja...die Beziehung<br />

zum besten Freund<br />

Flemming ist nach dem<br />

letzten Fall, in dem Dan<br />

sich mal wieder als Superdetektiv<br />

in Szene<br />

gesetzt hat, abgebrochen<br />

und das belastet<br />

alle in der Familie. So<br />

sind Dan und Marianne<br />

auch sehr glücklich, als<br />

Flemming sich überraschend<br />

zum Essen anmeldet.<br />

Aber es ist<br />

nicht nur eine Versöhnung,<br />

der Kommissar<br />

bittet seinen Freund<br />

Dan um eine verdeckte<br />

Ermittlung. Dan, auch<br />

bekannt als der kahlköpfige<br />

Detektiv, soll in<br />

einer Realityshow mitwirken,<br />

bei der auch<br />

eine bekannte Künstlerin<br />

Kandidatin sein<br />

wird. Sie ist verwickelt<br />

in einen unaufgeklärten<br />

Mordfall, der vor einiger<br />

Zeit an ihrer Mutter<br />

begangen wurde. Dan<br />

sagt zu und schreckt<br />

natürlich wieder einmal<br />

nicht vor eigenen Verwicklungen<br />

zurück. Dieses<br />

Mal allerdings hat<br />

sein Handeln heftige<br />

Auswirkungen...<br />

Der dritte Fall aus der<br />

Feder der bekannten<br />

dänischen Krimiautorin<br />

und wieder kann sie<br />

sich steigern.<br />

Sehr empfehlenswert!


S e i t e 9 L e s e l u s t<br />

D a s g r o ß e S c h w e i g e n<br />

Susann ist tot. Freiwillig<br />

aus dem Leben gegangen.<br />

Und zu ihrer Beerdigung<br />

kommt sie wieder<br />

zurück in das Dorf ihrer<br />

Kindheit und Jugend.<br />

Zurück zu ihren Eltern,<br />

die wie alle im Dorf die<br />

katholische Moral schon<br />

immer gehütet haben.<br />

Ihre beiden Schwestern<br />

kommen auch zur Beerdigung.<br />

Natürlich. Auch<br />

wenn nur eine von beiden<br />

den Kontakt mit Susann<br />

gehalten hat. Und alle<br />

blicken sie zurück auf ihr<br />

Leben und ihre Reaktionen<br />

auf das von Susann,<br />

deren „Neigung“ allen<br />

merkwürdig erscheint...<br />

Die Geschichte eines<br />

Lebens im Versuch, die<br />

eigene Identität zeigen zu<br />

dürfen und nicht abgelehnt<br />

zu werden. Ein Leben,<br />

das am Schweigen<br />

aller zerbricht.<br />

Peggy Wolf: Acker auf<br />

den Schuhen, 188 S.,<br />

Querverlag, € 14,90<br />

S t ü c k f ü r S t ü c k<br />

Kreuzberg, Friedrichshain,<br />

Prenzlauer Berg,<br />

Neukölln: angesagt und<br />

längst überlaufen und<br />

teuer. Da hält man Ausschau<br />

nach dem nächsten<br />

Stadtteil Berlins. Der<br />

Wedding, einst rotes Arbeiterviertel<br />

ist die neue<br />

Beute der Gentrifizierung.<br />

Erst kommen die gutsituierten<br />

WGs, dann die<br />

jung-dynamischen Aufstiegswilligen<br />

mit dem<br />

geerbten Einstiegskapital<br />

zum Kauf der ersten<br />

Wohnungen und dann<br />

geht es Schlag auf<br />

Schlag mit der In-<br />

Besitznahme und heftigen<br />

Veränderung. Menschen,<br />

die sich die steigenden<br />

Mieten und den<br />

Kauf nicht leisten können<br />

oder wollen müssen weichen.<br />

Wohin auch immer....<br />

Wie wird es Sybilla<br />

ergehen Kann sie bleiben<br />

und weiter ihrer<br />

Tanzleidenschaft im Tangoloft<br />

um die Ecke frönen<br />

Was wird mit Jutta<br />

und ihrer Empörung über<br />

ungerechte Verteilung<br />

von Wohlstand und<br />

Chancen in der Lebens-<br />

gestaltung Und wie wird<br />

es mit Amalia So manche<br />

Entscheidung lässt<br />

sich nicht mehr verschieben.<br />

Und es geht um<br />

mehr als nur die Frage,<br />

ob diese Milonga jetzt<br />

getanzt werden soll oder<br />

nicht.... Welche einen<br />

Einblick in die Veränderungen<br />

der Städte haben<br />

möchte, lese diesen Roman:<br />

Astrid Wenke: Windmühlen<br />

auf dem Wedding,<br />

304 S., Krug &<br />

Schadenberg € 16,90<br />

M u t s i c h z u z e i g e n<br />

Paula wurde mit „null und<br />

einem halben Bein“ geboren<br />

und muss sich immer<br />

wieder mit den Vorurteilen<br />

ihrer Umwelt konfrontieren.<br />

Linnéa nennt sich<br />

Lelle und gestaltet fröhlich,<br />

manchmal auch ein<br />

wenig trotzig ihren lesbischen<br />

Lebensentwurf.<br />

Ansonsten scheint sie vor<br />

nichts Respekt zu haben<br />

und stellt allen gern die<br />

unmöglichsten Fragen.<br />

Paula und Lelle treffen<br />

sich bei Martin, Lelles<br />

bestem Freund. Martin ist<br />

sehr verliebt in Paula, die<br />

davon eher irritiert als<br />

erfreut ist, und er kämpft<br />

um ihre <strong>Liebe</strong>. Aber Paula<br />

ist verschlossen und<br />

macht ein großes Geheimnis<br />

um ihre Herkunft.<br />

Nach und nach kommt<br />

eine Lawine ins Rollen,<br />

die aller Leben völlig<br />

durcheinander wirbelt und<br />

vergangene Geschehnisse<br />

endlich ans Licht<br />

bringt...<br />

Ein schwedischer Roman<br />

über die Verwirrungen<br />

der <strong>Liebe</strong> und des Begehrens,<br />

über Mütter und<br />

über den Mut sich selbst<br />

zu erkennen.<br />

Sara Lövestam: So wie<br />

du bist, 220 S., Krug &<br />

Schadenberg, € 16,90


S e i t e 10 L e s e l u s t<br />

D a s E i g e n e fi n d e n<br />

Hilla Palm hat sich aus<br />

den kleinen Verhältnissen<br />

herausgearbeitet (Das<br />

verborgene Wort), ihr<br />

Abitur gemacht<br />

(Aufbruch) und ist nun<br />

tatsächlich in Köln angekommen,<br />

um zu studieren.<br />

Es sind die wilden<br />

Zeiten der 68er-<br />

Bewegung und es ist<br />

nicht einfach, sich in der<br />

fremden Welt zu orientieren.<br />

Ein anderer Außenseiter,<br />

Hugo, der aus<br />

ganz anderen familiären<br />

Verhältnissen stammt, ist<br />

ihr dabei ein wichtiger<br />

Begleiter. Die Fortsetzung<br />

der autobiografisch<br />

geprägten Geschichte<br />

einer jungen Frau in der<br />

ebenso jungen Bundesrepublik;<br />

beide wollen sich<br />

von ihrer Geschichte lösen<br />

und sich grundlegend<br />

verändern...<br />

Lesen!<br />

Ulla Hahn: Spiel der<br />

Zeit, 608 S., DVA,<br />

€ 24,99<br />

L e b e n s w e n d e n<br />

Wir kennen sie schon, die<br />

Wahlfamilie aus Berlin:<br />

Tekgül mit ihrem bunten<br />

kulturellen Hintergrund;<br />

Sandyundmanu als symbiotisches<br />

Traumpaar<br />

und Hund Rutherford;<br />

Marte als Ex von Tekgül<br />

auf neuen Wegen der<br />

Familiengründung; Clemens<br />

und Liza, die Sonja<br />

großziehen, obwohl diese<br />

Nicolettas Tochter ist, die<br />

sie mit Liza gezeugt hat...<br />

Was gerade sehr chaotisch<br />

wirkt ist charmant<br />

sortiert und zeigt viele<br />

verschiedene Möglichkei-<br />

ten der Lebens- und Geschlechterentwürfe.<br />

Wer<br />

die ersten beiden Bände<br />

nicht kennt, sollte sie unbedingt<br />

lesen, denn sie<br />

sind mit klugem Witz erzählt.<br />

Naja ... vielleicht<br />

machen sie ein wenig<br />

süchtig, aber damit kann<br />

eine leben. Im neuesten<br />

Buch muss sich Tekgül<br />

nicht nur mit neuen Lebenszielen<br />

auseinandersetzen,<br />

sondern auch mit<br />

einer sehr überraschenden<br />

Erbschaft, die sie an<br />

den Bodensee führt.<br />

Nicoletta begleitet sie,<br />

denn Zürich ist dann nicht<br />

weit und sie kann die<br />

Suche nach ihrer ersten<br />

großen <strong>Liebe</strong> dort fortsetzen.<br />

Fragen müssen beantwortet,<br />

Aufgaben erledigt<br />

werden und dann...<br />

alles bleibt anders!<br />

Lesen und auf mehr hoffen!<br />

Tania Witte: bestenfalls<br />

alles, 283 S.,<br />

Querverlag, € 14,90<br />

F r e u n d s c h a ft i n s c h l i m m e n Z e i t e n<br />

Fünf Kinder werden in<br />

derselben Frühjahrsnacht<br />

1920 gezeugt und in unterschiedliche<br />

deutsche<br />

Verhältnisse geboren.<br />

Franz, Harry, Karl, Heini<br />

und Manja sind in<br />

Freundschaft verbunden.<br />

Besonders die vier Jungen<br />

müssen zunehmend<br />

um die <strong>Liebe</strong> zu Manja<br />

kämpfen. Manja lebt in<br />

einer verarmten jüdischen<br />

Einwandererfamilie, die<br />

aus Osteuropa kamen.<br />

Die vier Jungen repräsentieren<br />

einen Querschnitt<br />

durch die damalige deutsche<br />

Bevölkerung: faschistische<br />

Kleinbürger,<br />

liberale Intellektuelle,<br />

jüdisches Großbürgertum,<br />

politisch-engagierte<br />

Arbeiterfamilie. Der Roman,<br />

1938 erstmals erschienen,<br />

spiegelt die<br />

Entwicklung in Deutschland<br />

von 1920 – 1934<br />

und zeigt, dass das nationalsozialistische<br />

Gedankengut<br />

nicht plötzlich auftrat.<br />

„Jedes Wort, jede<br />

Tat, jeder Schmerz geht<br />

einen langen Weg durch<br />

dunkle Schächte, bis er<br />

deutlich geformt und<br />

sichtbar vor uns<br />

steht“ (S.9)<br />

Anna Gmeyner: Manja.<br />

Ein Roman um fünf Kinder,<br />

544 S., aufbau,<br />

€ 22,00


S e i t e 11 L e s e l u s t<br />

K u l t u r e l l e V e r w i c k l u n g e n<br />

Die Bewohnenden des<br />

Planeten Gethen sehen<br />

aus wie wir das von uns<br />

Menschen kennen – mit<br />

einem gravierenden Unterschied:<br />

sie haben kein<br />

festgelegtes Geschlecht<br />

und können dieses wechseln.<br />

Die Lesenden begleiten<br />

Genly Ai auf seinem<br />

Weg durch das ewige<br />

Eis des Planeten und<br />

erkennen sich selbst in<br />

seinen Verwirrungen,<br />

denn er kennt diese Kultur<br />

nicht und kommt aus<br />

einer zweigeschlechtlichen<br />

Gesellschaft...<br />

Einer der wichtigsten<br />

science fiction Romane<br />

zu diesem Thema neu<br />

aufgelegt und obwohl<br />

1970 erstmals erschienen<br />

(unter dem Titel „Der<br />

Winterplanet“) immer<br />

noch von spannender<br />

Aktualität!<br />

Ursula K. Le Guin: Die<br />

linke Hand der Dunkelheit,<br />

397 S., Heyne,<br />

€ 8,99<br />

V e r l o r e n e H e i m a t<br />

Es ist bereits das dritte<br />

Jahr, in dem Katia und<br />

Thomas Mann nicht mehr<br />

in ihrer Münchner Villa<br />

leben können. Man<br />

schreibt das Jahr 1936<br />

und Hitler ist auf seinem<br />

Siegeszug. Keiner soll ihn<br />

aufhalten und Thomas<br />

Mann steht auf der Liste<br />

derer, die als störende<br />

Elemente gesehen werden.<br />

Von einem Urlaub in<br />

Arosa kann das Ehepaar<br />

nicht zurückkehren und<br />

muss, alles zurücklassend,<br />

ins Exil gehen. Die<br />

erste Station ist Küsnacht<br />

am Zürcher See. Noch<br />

ahnt die Familie nicht,<br />

dass es für sie keinen<br />

Weg mehr zurück nach<br />

Deutschland geben wird.<br />

Drei Tage dieses heimatlosen<br />

Lebens eröffnet uns<br />

dieser Roman. Noch<br />

kann Thomas Mann in<br />

Deutschland publizieren,<br />

aber jetzt will er einen<br />

Brief veröffentlichen, in<br />

dem er sich deutlich zur<br />

dortigen politischen Situation<br />

positioniert. Oder<br />

wäre das zu gefährlich<br />

Seine Tochter Erika ist<br />

empört, dass er zögert....<br />

Das sehr beeindruckende<br />

Romandebut einer in den<br />

Niederlanden lebenden<br />

deutschen Rechtsanwältin<br />

– mit viel Sprachgefühl<br />

lässt sie uns Thomas<br />

Mann sehr nahe kommen.<br />

Unbedingt lesen!<br />

Britta Böhler: Der Brief<br />

des Zauberers, 224 S.,<br />

aufbau, € 18,99<br />

D a s G u t e l i e g t d o c h n a h<br />

Es ist schon nicht einfach,<br />

wenn man in einem<br />

Kaff in der Südheide<br />

(Semmenbüttel steht für<br />

Gifhorn) aufwachsen<br />

muss und von seinen<br />

Eltern auch noch nach<br />

Che Guevara genannt<br />

wurde. Ernesto ist 17,<br />

verliebt in Frida und hat<br />

sich gerade Schwierigkeiten<br />

eingebrockt, die dafür<br />

sorgen, dass er Sozialstunden<br />

ableisten muss.<br />

Seine Eltern sind im Urlaub<br />

und er hat doch<br />

manchmal Angst so allein<br />

im Haus. Da steht ein<br />

alter Onkel aus Buenos<br />

Aires mit dem Riesenhund<br />

Astor vor der Tür<br />

und eine abenteuerliche<br />

Reise durch die niedersächsische<br />

Heidelandschaft<br />

beginnt.<br />

Ernesto selbst, der nur<br />

und ausschließlich Regisseur<br />

werden kann, erzählt<br />

uns diese Geschichte<br />

witzig und mit dem Blick<br />

des Heranwachsenden.<br />

Sabrina Janesch:<br />

Tango für einen Hund,<br />

303 S., aufbau, € 19,95


S e i t e 12 L e s e l u s t<br />

S i e b e n T a g e R ü c k b l i c k e<br />

Nach „Gedächtnis der<br />

Libellen“ lernen wir Arjeta<br />

näher kennen. Sie zieht<br />

sich zurück in eine fast<br />

leere Berliner Wohnung,<br />

breitet die Fotos aus ihrer<br />

Heimat, von ihrer Familie<br />

und ihrer Zeit in Paris auf<br />

dem Kirschholztisch ihrer<br />

Großeltern aus und lässt<br />

sich sieben Tage Zeit, die<br />

Erinnerungen zu betrachten<br />

und zu fühlen. Der<br />

Tisch allein macht sie<br />

glücklich und lässt sie<br />

manch schreckliche Erinnerung<br />

ertragen. Der Abschied<br />

von der Heimat,<br />

von der Familie, der Balkankrieg,<br />

die Belagerung....<br />

Arjeta tastet nach<br />

dem, was bleibt.<br />

Der zweite Teil der Trilogie<br />

einer sprachlich beeindruckenden<br />

Autorin<br />

jetzt als Taschenbuch:<br />

Marica Bodrozic:<br />

Kirschholz und alte Gefühle,<br />

220 S., btb, € 9,99<br />

T r a g e n d e K i n d e r e r i n n e r u n g e n<br />

Von ihrem Vater lernte<br />

sie einst die Bedeutung<br />

des Sternenhimmels und<br />

des Universums, das alle<br />

beschützt. So nimmt sie<br />

es mit in ihr Leben, das<br />

sie aus dem Geburtsort in<br />

Dalmatien wegträgt nach<br />

Deutschland. Hier erzählt<br />

die Autorin von ihrer Heimat,<br />

in die sie immer wieder<br />

reist; von ihrer Heimat<br />

vor und nach dem Krieg;<br />

von den schönen und<br />

schrecklichen Seiten ihrer<br />

Heimat.<br />

Die Neuerscheinung dieser<br />

Autorin: Ein beeindruckendes<br />

und erklärendes<br />

Buch in der ihr eigenen<br />

eindringlich-poetischen<br />

Sprache.<br />

Marica Bodrozic: Mein<br />

weißer Frieden, 336 S.,<br />

Luchterhand, € 19,99<br />

B e s i e d e l u n g A u s t r a l i e n s<br />

Sarah ist jung und weiß<br />

und gehört zu einer australischen<br />

Siedlerfamilie,<br />

die sich im gesellschaftlichen<br />

Aufstieg befindet<br />

und sich darin nicht aufhalten<br />

lassen möchte. Als<br />

Sarah glaubt, ihre große<br />

<strong>Liebe</strong> gefunden zu haben<br />

und ihren Jugendfreund<br />

Jack heiraten möchte,<br />

zeigen sich Rassismus<br />

und Bigotterie der Siedler,<br />

denn Jack ist Aborigine.<br />

Ein gelungener<br />

„Schmöker“ mit einem<br />

realistischen Blick auf das<br />

Australien des 19. Jahrhunderts.<br />

Kate Grenville: Sarahs<br />

Traum, 336 S.,<br />

C.Bertelsmann, € 19,99


S e i t e 13 L e s e l u s t<br />

G e h e i m n i s s e<br />

Priyanka ist Tochter der<br />

Inderin Asha und des<br />

Deutschen Karl. Seit Ende<br />

der 1960er Jahre lebt<br />

Asha in Deutschland und<br />

muss den frühen Tod<br />

ihres Mannes verkraften.<br />

Priyanka versucht immer<br />

wieder erfolglos den Depressionen<br />

und den offensichtlichen<br />

Geheimnissen<br />

ihrer Mutter auf den<br />

Grund zu gehen. Sie ist<br />

fast vierzig als ihr Mann<br />

mit einem Geburtstagsgeschenk<br />

dazu beitragen<br />

will, dass Priyanka zu<br />

ihren Wurzeln finden<br />

kann. Das Flugticket nach<br />

Delhi bringt sie in eine<br />

bunte, fremde Welt. Nur<br />

der Talisman ihrer Mutter,<br />

der Elefantengott, begleitet<br />

sie.<br />

Nette Unterhaltung, die<br />

die Lesenden nach Indien<br />

entführt.<br />

Beate Rösler: Die Reise<br />

des Elefantengottes,<br />

350 S., atb, € 9,99<br />

S u c h e n a c h d e m S e l b s t<br />

Als Ballerina ist Leyla mit<br />

Mitte Zwanzig schon<br />

ziemlich alt. Und so kann<br />

sie nur ihren Körper weiter<br />

quälen und diszipliniert<br />

Schmerz und Hunger<br />

ertragen. Dies alles in<br />

der Hoffnung doch noch<br />

ein Engagement zu bekommen.<br />

In Berlin schafft<br />

sie es tatsächlich. Aber<br />

als sie nach einem kleinen<br />

Unfall tanzunfähig ist,<br />

macht sie sich auf zu<br />

einer Reise in ihre Heimat<br />

Baku.<br />

Altay ist ihr Ehemann.<br />

Er ist schwul, sie fühlt<br />

sich zu Frauen hingezogen.<br />

Es war für beide<br />

eine gute Wahl, diese<br />

Ehe einzugehen. Als Psychiater<br />

konnte Altay in<br />

Aserbaidschan oder<br />

Russland nicht arbeiten.<br />

Zu schnell wurde dort<br />

seine sexuelle Orientierung<br />

erkannt und geahndet.<br />

In Berlin scheint das<br />

Leben einfacher. Als seine<br />

Frau in die Heimat<br />

reist, folgt er ihr. Gerade<br />

noch rechtzeitig, um sie<br />

aus den Fängen der Polizei<br />

zu retten...<br />

Ein auch sprachlich beeindruckender<br />

Roman<br />

über die Offenheit der<br />

<strong>Liebe</strong>, die Grenzen der<br />

Freiheit und die gesellschaftliche<br />

Situation in<br />

Aserbaidschan. Lesen!<br />

Olga Grjasnowa: Die<br />

juristische Unschärfe<br />

einer Ehe, 272 S., Hanser,<br />

€ 19,90<br />

S c h w i e r i g e L i e b e n<br />

Als alte Frau, schaut sie<br />

zurück auf ihr Leben, auf<br />

ihre <strong>Liebe</strong>. Ende der<br />

1950er Jahre lernt sie<br />

Tom kennen und verliebt<br />

sich in ihn. Sie tut alles,<br />

damit er ihr endlich einen<br />

Heiratsantrag macht und<br />

ist überglücklich, als dies<br />

wirklich geschieht, obwohl<br />

Tom immer so zurückhaltend<br />

ist. Und da ist<br />

auch Patrick, der beste<br />

Freund von Tom. Immer<br />

wieder und immer öfter ist<br />

er an Unternehmungen<br />

des Ehepaares beteiligt.<br />

Oder doch eigentlich an<br />

der Seite von Tom Ein<br />

Roman über die Unmöglichkeit<br />

schwuler <strong>Liebe</strong> im<br />

England der 1960er Jahre<br />

und den Auswirkungen<br />

auf die Menschen, angelehnt<br />

an die Lebensgeschichte<br />

des Schriftstellers<br />

E.M.Forsters.<br />

Bethan Roberts: Der<br />

Liebhaber meines Mannes,<br />

368 S., Diana,<br />

€ 8,99


S e i t e 14 L e s e l u s t<br />

F r a u e n l e b e n i n S y r i e n<br />

Ein kleiner Lichtstrahl in<br />

der Nacht, der aus dem<br />

Zimmer ihres kranken<br />

und wesentlich älteren<br />

Ehemannes kommt, verändert<br />

nicht nur ihr Leben.<br />

Hanan al-Haschini<br />

entdeckt, dass ihr Dienstmädchen<br />

offensichtlich<br />

dem kranken Ehemann<br />

sexuell zu Diensten ist.<br />

Sie ist gekränkt, empört<br />

und eifersüchtig. Denn<br />

sie selbst liebt Alia seit<br />

Jahren und beide verbindet<br />

eine leidenschaftliche<br />

Affäre für die Hanan ihre<br />

letzte Geliebte verlassen<br />

hat. Alia wird von ihr verstoßen,<br />

irrt barfuß durch<br />

die Straßen, weil sie nicht<br />

ein einziges Paar Straßenschuhe<br />

besitzt. Währenddessen<br />

erinnert sich<br />

Hanan an die wichtigen<br />

Stationen ihres Lebens...<br />

In Syrien ist es auch noch<br />

heute üblich, dass Frauen<br />

bis zur arrangierten Ehe<br />

bei ihren Eltern leben. Die<br />

Autorin hat sich dieser<br />

und anderen Konventionen<br />

stets verweigert. Seit<br />

2006 hat sich die Journalistin<br />

und Menschenrechtlerin<br />

der syrischen Opposition<br />

angeschlossen. In<br />

diesem Roman geht es<br />

um lesbische <strong>Liebe</strong>, aber<br />

vorrangig wird die Lebensrealität<br />

von Frauen,<br />

die Abhängigkeit armer<br />

Frauen in Syrien verdeutlicht.<br />

Lesen!<br />

Samar Yazbek: Die<br />

Fremde im Spiegel, 160<br />

S., Nagel & Kimche,<br />

€ 17,90<br />

M e c k l e n b u r g e r Z e i t l ä u ft e<br />

Ein kleiner Ort in Mecklenburg,<br />

ca. 200 Kilometer<br />

von Berlin entfernt, ist<br />

Machandel. Ein Dorf mit<br />

einem Schloss, das eher<br />

ein Gutshaus ist, mit Kirche<br />

und Friedhof und<br />

einer überschaubaren<br />

Anzahl an Bewohnenden.<br />

Machandel ist nach den<br />

Wacholderbüschen der<br />

Umgebung, die je nach<br />

Sprachgebrauch der Bewohnenden<br />

Machandel,<br />

Kranewitter, Quickholder<br />

oder Kronabit genannt<br />

wurde. Machandel – über<br />

die Jahrzehnte für die<br />

einen Zufluchtsort, für die<br />

anderen Heimat und für<br />

manche ein Ort des<br />

Schreckens. Von den<br />

vielen Menschen Machandels<br />

erzählt dieser<br />

Roman. Zum Beispiel aus<br />

der Perspektive Claras,<br />

die die DDR noch kennt<br />

und deren Lebensweg wir<br />

von der Doktorandin bis<br />

zum Pergamonmuseum<br />

verfolgen und ihrem Ehemann<br />

Michael. Von Claras<br />

Vater Hans Langner,<br />

ihrer Mutter und ihrem<br />

Bruder. Von Natalja, die<br />

als Zwangsarbeiterin im<br />

Zweiten Weltkrieg nach<br />

Deutschland verschleppt<br />

wird und irgendwann in<br />

Machandel strandet. Von<br />

Wilhelm Stüwe, der Aufseher<br />

in einem Lager ist<br />

und sich auch später als<br />

anpassungsfähig erweist.<br />

Mit all diesen Menschen,<br />

von denen sehr eindrucksvoll<br />

erzählt wird,<br />

zeichnet die Autorin ein<br />

Bild Deutschlands der<br />

vergangenen 80 Jahre.<br />

Zum Ein- und Abtauchen!<br />

Regina Scheer: Machandel,<br />

480 S., Knaus,<br />

€ 22,99<br />

G ö tt l i c h e r P l a n <br />

Im Jahre 1714 ereignet<br />

sich in Peru ein Unglück.<br />

Eine Brücke stürzt ein<br />

und reißt fünf Menschen<br />

in den Tod. Pater Juniper<br />

will endlich nachweisen,<br />

das es sich bei der Theologie<br />

um eine Wissenschaft<br />

handelt, deren<br />

Grundlage der göttliche<br />

Plan ist. Und auch hier, in<br />

diesem Unglück muss<br />

dieser höhere Plan sich<br />

widerspiegeln, es muss<br />

einen Sinn geben. Der<br />

Franziskaner macht sich<br />

auf den Weg zu detaillierten<br />

Recherchen über die<br />

Opfer des Absturzes und<br />

findet einen roten Faden,<br />

der ihre Lebenswege<br />

zeichnet: Unterschiedliche<br />

Arten der <strong>Liebe</strong>. Und<br />

so berichtet er von der<br />

Bruderliebe, der Mutterliebe,<br />

der unerwiderten<br />

<strong>Liebe</strong> eines alternden<br />

Mannes zu einer jungen<br />

Schauspielerin, der liebevollen<br />

Zuwendung einer<br />

Nonne zu einer jungen<br />

Frau. Der Pater allerdings<br />

bringt sich mit seinen<br />

akribischen Recherchen<br />

in große Bedrängnis und<br />

wird der Ketzerei bezichtigt...<br />

Dieser große Roman<br />

aus dem Jahr 1927,<br />

ausgezeichnet mit dem<br />

Pulitzerpreis, gibt Einblicke<br />

in das von Spanien<br />

kolonialisierte Peru des<br />

18. Jahrhunderts.<br />

Thornton Wilder: Die<br />

Brücke von San Luis<br />

Rey, 176 S., Arche,<br />

€ 16,99


S e i t e 15 L e s e l u s t<br />

<br />

B i o g r a p h i s c h e s<br />

K a m p f , H o ff n u n g u n d L i e b e<br />

Charlotte Link ist uns als<br />

eine Autorin von spannenden<br />

Romanen bekannt.<br />

Dieses neue Buch<br />

ist anders als alles, was<br />

sie vorher geschrieben<br />

hat. Und es ist sicherlich<br />

auch ihr persönlichstes.<br />

Sie lässt uns teilhaben<br />

am Krankheitsverlauf<br />

ihrer Schwester, die mit<br />

Anfang 40 erfährt, dass<br />

sie aufgrund einer früher<br />

behandelten und geheilten<br />

Krebserkrankung<br />

siebzehn Jahr später Metastasen<br />

in der Lunge hat<br />

und ein Darmtumor entdeckt<br />

wird.<br />

Ein Kampf beginnt, eine<br />

Zeit mit allen Höhen und<br />

Tiefen und immer wieder<br />

der Hoffnung, dass sie<br />

ihre Kinder größer werden<br />

sieht. Am Ende stirbt<br />

Franziska, die von Charlotte<br />

seit Kindertagen<br />

liebevoll Tschesie genannt<br />

wird. Ein Buch über<br />

Hoffnung und Angst, über<br />

das Ausgeliefertsein in<br />

einem manchmal unmenschlichen<br />

Gesundheitssystem<br />

und die liebevolle<br />

Unterstützung<br />

durch Familie und Freunde.<br />

Ein Buch, das trotz<br />

aller Wut und Trauer<br />

auch Hoffnung gibt.<br />

Charlotte Link:<br />

Sechs Jahre. Der<br />

Abschied von<br />

meiner Schwester,<br />

320 S., blanvalet,<br />

€ 19,99<br />

A n d e r s <br />

Lesben und Schwule dürfen<br />

in manchen Ländern<br />

nicht in der <strong>Liebe</strong>sbeziehung<br />

leben, die sie möchten.<br />

Lesben und Schwule<br />

mit Migrationshintergrund<br />

haben häufig Probleme<br />

mit ihrem coming out in<br />

der eigenen Familie.<br />

Es gibt wenig Literatur<br />

über ihre die Lebenssituation.<br />

Dem vorliegenden<br />

Buch kommt das Verdienst<br />

zu diese Lücke ein<br />

wenig zu füllen.<br />

Neben einer Einführung<br />

zu wichtigen Begriffen<br />

werden in Gesprächen<br />

und deren Reflexion die<br />

Situation von Lesben und<br />

Schwulen mit polnischem,<br />

iranischem, kurdischem,<br />

spanischem, mazedonischem,<br />

bosnischem,<br />

israelischem und<br />

burundischem Hintergrund<br />

deutlich.<br />

Constance Ohms: Spagat<br />

ins Glück. Lesben<br />

und Schwule mit Migrationsbiografie,<br />

187 S.,<br />

Querverlag, € 14,90


S e i t e 16 L e s e l u s t<br />

E i g e n e s Z u h a u s e<br />

Ihre Mutter musste erfahren,<br />

wie ihre Eltern in<br />

Konkurs und somit in eine<br />

Form der Armut gingen.<br />

Das wollte sie selbst nicht<br />

mehr erleben. Und so jagt<br />

sie dem Geld hinterher<br />

und das Wichtigste im<br />

Leben scheint<br />

„sophisticated“ zu sein.<br />

Ihre Kinder sind eigentlich<br />

eine Bedingung ihres<br />

ersten Ehemannes, von<br />

dem sie sich trennt und<br />

ihm den Sohn überlässt.<br />

Beide Töchter nimmt sie<br />

mit in ein neues Leben,<br />

das von Reichtum geprägt<br />

ist. Aus dem Erleben<br />

der Tochter erkennen<br />

wir die Beschränktheit<br />

dieser Verhältnisse und<br />

das Getriebensein. Die<br />

Tochter erzählt uns ihr<br />

Leben von Heintje bis<br />

Kierkegaard, von Kindheit<br />

und Jugend, von <strong>Liebe</strong><br />

und Sex mit Mädchen,<br />

Frauen und Männern, von<br />

Drogen und Rausch.<br />

Es gilt Grenzen zu überschreiten,<br />

sich und alles<br />

auszuprobieren, bis sie<br />

mit 18 endlich gehen<br />

kann, nachdem ihre Mutter<br />

sie mit einem schwarzen<br />

Pumps verprügelt<br />

hat.<br />

Ela Angerer: Bis ich 21<br />

war, 189 S., Deuticke,<br />

€ 18,90<br />

B e e i n d r u c k e n d e s L e b e n<br />

Als Kind hütete sie Kühe<br />

und lebte in einem rumänischen<br />

Dorf. Früh entdeckte<br />

sie ihre <strong>Liebe</strong> zur<br />

Literatur und musste sich<br />

in der kommunistischen<br />

Diktatur Rumäniens mit<br />

allen Konflikten einen<br />

sehr eigenen Weg zum<br />

Schreiben und freien<br />

Denken erkämpfen. Sie<br />

verließ Rumänien und<br />

kam in ein fremdes Land,<br />

das sie uns schildert: Das<br />

Deutschland der 1980er<br />

und 90er Jahre. Heute ist<br />

sie Nobelpreisträgerin. Im<br />

Gespräch mit der Wiener<br />

Publizistin Angelika Klammer<br />

erzählt Herta Müller<br />

von ihrem Leben und<br />

ihren Büchern. Eine aufrechte<br />

und integre Frau,<br />

die den Mut nie verloren<br />

hat und damit auch ihren<br />

<strong>Leserinnen</strong> und Lesern<br />

Mut gibt. Auf den Wegen<br />

zum Verhör durch die<br />

Securitate, dem rumänischen<br />

Geheimdienst, hält<br />

sie sich an dem Reim fest<br />

„Mein Vaterland ist ein<br />

Apfelkern, man irrt umher<br />

zwischen Sichel und<br />

Stern“<br />

Herta Müller: Mein Vaterland<br />

war ein Apfelkern.<br />

Ein Gespräch, 239<br />

S., Hanser, € 19,90<br />

I n t e l l e k t u n d E r o ti k<br />

Sophie Charlotte ist es<br />

gewöhnt sich über die<br />

neuesten Bücher auszutauschen,<br />

sich über die<br />

schönen Künste und die<br />

Wissenschaft zu unterhalten.<br />

Der freie Hannoversche<br />

Geist ist ihr in die<br />

Wiege gelegt. Nun lebt<br />

sie in der Enge des preußischen<br />

Hofes. Auch<br />

wenn sie als 16jährige mit<br />

der Verheiratung ganz<br />

zufrieden war, so erkennt<br />

sie heute ihren Gemahl<br />

nicht wieder. Seit Friedrich<br />

König von Preußen<br />

ist, hat er sich allzu sehr<br />

verändert und spricht mit<br />

ihr kaum mehr über für<br />

sie wirklich Interessantes.<br />

Da ist sie froh und glücklich,<br />

dass sie regelmäßig<br />

dem Philosophen Leibniz<br />

begegnen und sich mit<br />

ihm unterhalten kann...<br />

Die Autorin steht für wunderbare<br />

Romanbiografien.<br />

Hier eine Neuauflage<br />

Renate Feyl: Aussicht<br />

auf bleibende Helle, 271<br />

S., Diana Verlag, € 8,99


S e i t e 17 L e s e l u s t<br />

V i s i o n e n u n d W i s s e n<br />

Hildegard von Bingen ist<br />

inzwischen wohl allen<br />

bekannt. Hier eine neue<br />

Romanbiografie über<br />

diese schillernde Frau<br />

des 12. Jahrhunderts. Sie<br />

ist eine Frau, die sich in<br />

der Kirchenhierarchie<br />

durchsetzt. Sie widmet<br />

sich dem Heilen, noch<br />

heute richten sich Menschen<br />

nach ihren heilerischen<br />

Grundsätzen.<br />

Sie baut ein eigenes<br />

Kloster auf und setzt mit<br />

ungewöhnlichen Denkund<br />

Glaubensweisen<br />

neue Impulse.<br />

In diesem Roman werden<br />

ihre Lebensgeschichte<br />

mit den politischen Gegebenheiten<br />

der Zeit verbunden<br />

und auch ihre<br />

Visionen und Texte erläutert.<br />

Gabriele Göbel: Die<br />

Mystikerin Hildegard<br />

von Bingen, 448 S.,<br />

atb, € 9,99<br />

K i n d e r b l i c k a u f d e n K r i e g<br />

Viele Tausende Kinder<br />

erleben auch jetzt gerade<br />

wieder hautnah die<br />

Schrecken des Krieges.<br />

In vielen Ländern dieser<br />

Welt werden Kinder getötet,<br />

verletzt, vergewaltigt<br />

und zu Kriegsdiensten<br />

missbraucht. Was es<br />

heißt, als Kind den Krieg<br />

mit aller Hilflosigkeit und<br />

noch mehr Ausgeliefertsein<br />

als Erwachsene zu<br />

erleben, macht dieses<br />

Buch auf so unspektakuläre<br />

wie eindringliche<br />

Weise deutlich. Die Autorin<br />

hat Menschen interviewt,<br />

die den deutschen<br />

Einmarsch in Russland<br />

miterlebten. Sie waren<br />

damals Kinder und sie<br />

sollten versuchen die<br />

Perspektive des Kindes<br />

wieder einzunehmen und<br />

mit ihren Worten von damals<br />

zu beschreiben, an<br />

was sie sich erinnern.<br />

Und sie berichten mit<br />

kurzen Beschreibungen<br />

der kindlichen Eindrücke<br />

von ihren Erlebnissen<br />

und Gefühlen.<br />

Ein Buch, dem viele Lesende<br />

zu wünschen sind.<br />

Swetlana Alexijewitsch:<br />

Die letzten Zeugen. Kinder<br />

im zweiten Weltkrieg,<br />

304 S., Hanser,<br />

€ 22,90<br />

<br />

F ü r K l e i n u n d G r o ß<br />

H i l fl o s e E r w a c h s e n e<br />

Die 14jährige Ellen<br />

kommt an eine neue<br />

Schule. Sie mussten umziehen,<br />

weil ihre Mutter<br />

weder das Leben noch<br />

ihre Alkoholabhängigkeit<br />

in den Griff kriegt. Ellen<br />

hat immer wieder Angst<br />

um sie. Und da ist Max,<br />

ihr neuer Sitznachbar in<br />

der Klasse. Mit ihm und<br />

seiner Familie lernt sie<br />

nicht nur Schachspielen,<br />

sondern auch, wer Anti-<br />

gone ist. In der neuen<br />

Schule ist es schwierig.<br />

Die Lehrerinnen und Lehrer<br />

der Schule sind den<br />

gewaltbereiten Schülern<br />

genauso hilflos ausgeliefert<br />

wie die Mitschülerinnen<br />

und Mitschüler. Sexismus,<br />

Regelverweigerung,<br />

Gewalt nehmen<br />

weiter zu bis es eines<br />

Tages zur Katastrophe<br />

kommt....<br />

Ein spannender und äußerst<br />

realitätsnaher Roman<br />

von einem der renommiertesten<br />

Jugendbuchautoren<br />

Schwedens;<br />

nicht nur für Jugendliche,<br />

sondern vor allem auch<br />

Erwachsene sollten es<br />

lesen!<br />

Mats Wahl: Wie ein<br />

flammender Schrei, 204<br />

S., Hanser, € 14,90


S e i t e 18 L e s e l u s t<br />

T a u s c h m i t g r o ß e n F o l g e n . . .<br />

Marie hat ihren Vater vor<br />

einigen Jahren verloren<br />

und lebte bis vor kurzem<br />

mit ihrer verträumten Mutter<br />

und ihrer Großmutter<br />

zusammen. Sie waren die<br />

Menschen, die von der<br />

gediegenen Kaufmannsfamilie<br />

Vosskamp übrig<br />

geblieben sind. Mit Tee<br />

zu handeln ist allerdings<br />

nicht Maries Lebensinhalt.<br />

Sie möchte lieber<br />

Meeresbiologie studieren.<br />

Bei einem Praktikum in<br />

einer Seehundstation<br />

bekommt sie mit, wie das<br />

Wrack eines 1951 gesunkenen<br />

Schiffes wieder<br />

auftaucht. Nach und nach<br />

erfährt sie, dass die Geschichte<br />

dieses Schiffsunglücks<br />

irgendwie mit<br />

ihrer Familie zusammenhängt<br />

und bald alles in<br />

ihrem Leben ändert. Sie<br />

gerät in große Gefahr...<br />

Ein spannender Krimi für<br />

Jugendliche. Leider nicht<br />

gut redigiert. Es finden<br />

sich Namensverwechslungen<br />

und Druckfehler.<br />

Aber wir Lesenden denken<br />

ja mit <br />

Elisabeth Herrmann:<br />

Seefeuer, 416 S., cbt,<br />

€ 14,99<br />

E i n P l a t z i m L e b e n<br />

Die 13jährige Jo lebt allein<br />

mit ihrer Mutter. Das<br />

ist nicht leicht, obwohl sie<br />

alles dafür tut, ihre Mutter<br />

zu beschützen und dafür<br />

zu sorgen, dass es ihr<br />

nicht wieder schlecht<br />

geht. Trotzdem passiert<br />

es immer wieder.<br />

„Schübe“ nennen das die<br />

Ärzte und die Sozialarbeiterin,<br />

die dann dafür<br />

sorgt, dass Jo von Oma<br />

betreut wird, meint, es<br />

würde immer so sein und<br />

sei nicht Jos Schuld.<br />

Schon immer wusste Jo,<br />

dass sie nicht ist wie andere<br />

Kinder und deshalb<br />

nirgendwo dazugehört.<br />

Es quält sie aber trotzdem<br />

und eines Tages<br />

beschließt sie an einem<br />

Sozialprojekt ihrer Schule<br />

teilzunehmen. Sie darf<br />

Chris im Unterricht begleiten.<br />

Er sitzt in einem<br />

riesigen Rollstuhl, in dem<br />

er mit Gurten gehalten<br />

wird. Er kann nicht sprechen,<br />

aber bald finden sie<br />

eine Form der Konversation.<br />

Und bei ihm hat Jo<br />

das Gefühl alles erzählen<br />

zu können, was ihr auf<br />

der Seele liegt. Eine sehr<br />

besondere Freundschaft<br />

wächst, bis sie eines<br />

Tages eine verhängnisvolle<br />

Idee hat ...<br />

Ein sehr guter Roman ab<br />

ca. 12 Jahren (bis ins<br />

hohe Alter) über die Situation<br />

von Kindern psychisch<br />

erkrankter Menschen,<br />

über Behinderungen<br />

und überhaupt das<br />

Anderssein in einer Welt,<br />

in der alle und alles immer<br />

„perfekt“ sein soll.<br />

Verschenken und selbst<br />

lesen!<br />

Kim Hood: Das Schweigen<br />

in meinem Kopf,<br />

288 S., cbj, € 7,99<br />

I n a l l e E w i g k e i t <br />

Alle Fans dieser Krimireihe<br />

mit der Protagonistin<br />

Jette, die immer wieder in<br />

alle möglichen gefährlichen<br />

Verwicklungen gerät,<br />

haben Band 6 sehnsüchtig<br />

erwartet. Jette<br />

lebt mit ihren Freundinnen<br />

und Freunden inzwischen<br />

auf einem idyllischen<br />

Hof. Sie haben die<br />

schrecklichen Ereignisse<br />

inzwischen relativ gut<br />

verarbeitet, als plötzlich<br />

die Bilder von Ilkas Bruder<br />

Ruben in die Öffentlichkeit<br />

gebracht werden<br />

sollen, denn so hat es<br />

Ruben in seinem Testament<br />

verfügt. Für Ilka<br />

bedeutet dies einen großen<br />

Schock und sie ist<br />

wieder mit den traumatischen<br />

Gefühlen konfrontiert,<br />

die das krankhafte<br />

Verhalten ihres Bruders<br />

bei ihr ausgelöst haben.<br />

Doch sein künstlerisches<br />

Erbe ist viel Geld wert<br />

und so haben auch andere<br />

ein großes Interesse<br />

an der Veröffentlichung.<br />

Spannend – auch für<br />

über 13-/14jährige.<br />

Monika Feth:<br />

Der Bilderwächter,<br />

480 S., cbt, € 10,99


S e i t e 19 L e s e l u s t<br />

B e f r e i u n g<br />

Elaisa hat die Gabe, die<br />

Sprache der Tiere zu<br />

verstehen. Besonders die<br />

Vögel faszinieren sie.<br />

Eines Tages beobachtet<br />

sie einen wunderschönen<br />

Falken, der über ihr seine<br />

Bahnen zieht. Als er sich<br />

im Sturzflug fallen lässt,<br />

berührt sie ihn und er<br />

glaubt sich verteidigen zu<br />

müssen. Dabei verletzt er<br />

sie so stark, dass sie erblindet.<br />

Der Vorfall kommt vor<br />

das Vogelgericht und<br />

beide werden verurteilt.<br />

Mit einem Federband<br />

aneinander gekettet,<br />

müssen sie viel lernen<br />

und den Zauber finden<br />

sich zu befreien. Dafür<br />

finden sie Hilfe... eine<br />

poetisch-märchenhafte<br />

Geschichte für Kinder<br />

jeden Alters.<br />

Hannele Huovi: Die Federkette,<br />

229 S., Hanser,<br />

€ 14,90<br />

M a c h t o d e r O h n m a c h t<br />

Elise und Zoe sind beste<br />

Freundinnen. Eines Tages<br />

beschließen sie sich<br />

nicht mehr den Bedürfnissen<br />

ihrer Körper zu beugen<br />

und schlanker zu<br />

werden. Pfund um Pfund,<br />

Gramm für Gramm<br />

schwindet. Eines Tages<br />

bringt ihre Mutter Zoe<br />

ganz plötzlich in eine Einrichtung,<br />

in der fünf weitere<br />

junge Frauen den Umgang<br />

mit Nahrung wieder<br />

erlernen sollen. Zoe versteht<br />

nicht, was sie hier<br />

soll. So dünn wie die anderen<br />

ist sie nicht. Ja,<br />

ok ... es fällt ihr auch<br />

schwer diese riesigen<br />

Mengen von kalorienhaltigen<br />

Speisen zu essen.<br />

Keine darf den Speiseraum<br />

verlassen, bevor<br />

nicht alle aufgegessen<br />

haben. Aber trotzdem ...<br />

sie ist anders als die anderen...<br />

Zoe nimmt das Angebot<br />

der Therapeutin an und<br />

das überreichte Briefpapier<br />

mit. Sie schreibt Elise.<br />

Jeden Tag. Handy<br />

und Computer jeglicher<br />

Art sind nicht erlaubt.<br />

Dann eben diese altmodischen<br />

Briefe, von denen<br />

sie annimmt, dass sie<br />

weitergeleitet werden.<br />

Eines Tages muss Zoe<br />

sich der schrecklichen<br />

Realität stellen...<br />

Das sehr beeindruckende,<br />

spannende Romandebut<br />

einer 23-jährigen,<br />

unter Pseudonym geschrieben,<br />

für <strong>Leserinnen</strong><br />

ab ca. 12 Jahren.<br />

Sehr lesenswert – unbedingt<br />

auch für Erwachsene!<br />

Nora Price: Heute will<br />

ich leben, 348 S., cbt,<br />

€ 8,99<br />

F ü r n e u e E r d e n m e n s c h e n<br />

Wenn ein neuer Mensch<br />

begrüßt wird, ist das immer<br />

ein sehr bewegender<br />

Moment für alle, die daran<br />

teilhaben dürfen. Und<br />

später ist es auch wunderbar,<br />

wenn man selbst<br />

die ersten Lebensjahre<br />

nochmals aus anderer<br />

Perspektive als dem eigenen<br />

Kinderblick und –<br />

gefühl nachvollziehen<br />

kann. Deshalb gibt es<br />

dieses schön gemachte<br />

Buch für die ersten sechs<br />

Lebensjahre. Von den<br />

Ereignissen des allerersten<br />

Tages auf der Welt<br />

über gute Wünsche bis<br />

zu den Geburtstagen,<br />

wichtigen Werken und<br />

Gedanken zum späteren<br />

Lebensweg ist alles drin,<br />

natürlich auch die erste<br />

Schultüte.<br />

Ein schönes Geschenk<br />

fürs Kind von Großeltern,<br />

Tanten, Nachbarinnen,<br />

Freundinnen, Paten....<br />

Silke Schmidt: Das bin<br />

ich! Tagebuch für die<br />

ersten sechs Jahre,<br />

Kunstmann, € 19,95


S e i t e 20 L e s e l u s t<br />

J ü d i s c h e G e s c h i c h t e<br />

In diesem sehr dicken<br />

und sehr schön geschriebenem<br />

Buch sind grundlegende<br />

Geschichten zu<br />

Historie und Glauben des<br />

jüdischen Volkes zusammengestellt.<br />

Durch eine Mischung von<br />

historischen Gestalten<br />

und fiktiven Episoden<br />

wird diese Erzählung lebendig<br />

und spannend.<br />

Für ein friedliches Miteinander<br />

(ab 12 Jahre).<br />

Waltraud Lewin: Der<br />

Wind trägt die Worte.<br />

Geschichte und Geschichten<br />

der Juden.<br />

Erstes Buch. Von der<br />

Zeit der Legenden bis<br />

zum Ausgang des Mittelalters,<br />

768 S., cbj,<br />

€ 14,99<br />

G e g e n L a n g e w e i l e<br />

...hilft spielen. Und wem<br />

nichts mehr einfällt, dann<br />

helfen diese Zusammenstellungen.<br />

Viel Spaß mit<br />

diesen Karten!<br />

Niccolò Barbiero:<br />

52 knifflige Aufgaben<br />

für kleine Detektive<br />

52 Spiele aus alten<br />

Zeiten,<br />

Kunstmann,<br />

jeweils € 6,90<br />

„ U n d s o n s t n o c h “<br />

K i n d e r s e e l e n<br />

Vom Alltag in einer Förderschule<br />

erzählt dieses<br />

kleine Buch auf anrührende<br />

und sehr authentische<br />

Weise. Da erzählt eine<br />

Lehrerin, wie sie ihre<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

sieht, die zwischen Gewalt<br />

und unterstützender<br />

Zuneigung miteinander<br />

umgehen; wie sie selbst<br />

eigentlich gut vorbereitet,<br />

aber trotzdem mit flauem<br />

Gefühl im Magen die<br />

Schule betritt. Da wird<br />

über Kunstunterricht mit<br />

sieben unwilligen Schülern<br />

und dem besonders<br />

vorlauten Yilmaz berichtet.<br />

Und wie es Rainer<br />

geht, der einen Aufsatz<br />

über Alkohol schreibt und<br />

sich gut damit auskennt,<br />

weil der die schlimmen<br />

Auswirkungen von seinen<br />

Eltern kennt.<br />

Lesen und verschenken –<br />

nicht nur an Lehrerinnen!<br />

Sigrun Casper: Schultage.<br />

Beobachtungen &<br />

Geschichten, 128 S.,<br />

konkursbuch, € 8,00


S e i t e 21 L e s e l u s t<br />

R e tt u n g e n<br />

Geschichten von Gestrandeten,<br />

Verwirrten,<br />

Zweifelnden. Mit diesem<br />

Debut katapultierte sich<br />

die Autorin zum Liebling<br />

der Feuilletons – zu<br />

Recht. Es sind ungewöhnlich<br />

inszenierte Erzählungen<br />

von großer<br />

Kraft. Da liegt z.B. der<br />

Zettel „Bin Zigaretten<br />

holen“. Das schreibt eine<br />

Aufgeschreckte, die nicht<br />

weiß, ob sie abgeschreckt<br />

ist. Danach verschickt<br />

sie kleine Nachrichten<br />

auf Postkarten,<br />

die zeigen sollen, wo sie<br />

gerade ist. Wird sie am<br />

Schluss „Ja“ sagen können<br />

Oder der trauernde<br />

Mensch. Er/sie vermisst<br />

jemanden – „sehr, sehrer,<br />

am sehrsten“. In kleinen<br />

Tagebucheintragungen<br />

erfahren wir von diesem<br />

Leben und wie es nach<br />

dem Verlust weiter<br />

geht....<br />

Eine Sammlung von Erzählungen,<br />

in denen es<br />

um Befreiung geht.<br />

Erzählungen, die immer<br />

wieder gelesen und gefühlt<br />

werden wollen.<br />

Karen Köhler: Wir haben<br />

Raketen geangelt,<br />

238 S., Hanser, € 19,95<br />

W ü r d i g e r A b s c h i e d<br />

Wir begleiten Charlott. So<br />

wie ihre Freundinnen sind<br />

wir an ihrer Seite auf dem<br />

Weg in die Schweiz. Dort<br />

will Charlott ihren Lebensweg<br />

beenden. In<br />

Würde und selbstbestimmt<br />

mit einem letzten<br />

Cocktail. Manche der<br />

Freundinnen hofft, dass<br />

sie es sich noch überlegt.<br />

Eine hat sogar ohne<br />

Charlotts Wissen ein<br />

Rückflugticket für sie<br />

gekauft...<br />

Eine Geschichte, die –<br />

poetisch und liebevoll<br />

geschrieben – auch ein<br />

Plädoyer für die Möglichkeit<br />

der eigenen Entscheidungen<br />

bis zuletzt<br />

ist und zur derzeitigen<br />

gesellschaftspolitischen<br />

Debatte beiträgt.<br />

Traude Bührmann:<br />

Cocktailstunde.<br />

Novelle, 96 S.,<br />

konkursbuch, € 12,00<br />

U r b a n e s L e b e n<br />

Kleine Weltreise vom<br />

Sofa aus Mit diesen<br />

Geschichten keine Problem.<br />

Es sind Geschichten<br />

vom Unterwegssein, von<br />

Begegnung und Abschied,<br />

von Flucht und<br />

vielleicht Ankommen...<br />

Anschnallen und loslesen:<br />

Deborah Levy: Black<br />

Vodka, 128 S., Wagenbach,<br />

€ 16,90


S e i t e 22 L e s e l u s t<br />

D e u t s c h – m a l a n d e r s<br />

Etwas als „sehr deutsch“<br />

zu bezeichnen, ist in<br />

Deutschland meist sehr<br />

negativ behaftet. In diesem<br />

lesenswerten Buch<br />

schaut eine Polin, die<br />

schon lange in Deutschland<br />

lebt, auf Bereiche<br />

wie die deutsche Küche<br />

oder die berühmte deutsche<br />

Pünktlichkeit,<br />

auf Gemütlichkeit und<br />

Ordnung.<br />

Erhellende Geschichten!<br />

Agnieszka Kowaluk: Du<br />

bist so deutsch! Mein<br />

Leben in einem Land,<br />

das seine Tugenden<br />

nicht mag, 224 S.,<br />

Riemann, € 16,99<br />

K u r z u n d i n h a l t s r e i c h<br />

Wir sitzen irgendwo und<br />

warten...anzukommen,<br />

dranzukommen oder weiterzukommen...oder<br />

wir<br />

wollen uns entspannt im<br />

Café einer Lektüre zuwenden,<br />

die uns zwischendurch<br />

aufblicken<br />

und ein wenig träumen<br />

oder nachdenken lässt.<br />

Voilá – hier ist genau das<br />

Richtige dafür. Kurze und<br />

sehr kurze Geschichten<br />

von unterschiedlichen<br />

Autor*innen, die wir erst<br />

im Anhang finden.<br />

So lesen wir ohne ein Bild<br />

von der erzählenden Person<br />

und der Stoff erschließt<br />

sich tatsächlich<br />

ein wenig anders.<br />

Störung im Betriebsablauf.<br />

77 kurze Geschichten<br />

für den öffentlichen<br />

Nahverkehr, gesammelt<br />

von Klaus Wagenbach,<br />

143 S., Wagenbach,<br />

€ 9,90<br />

M a c h t u n d G e r e c h ti g k e i t<br />

Für das Schreiben der<br />

italienischen Philosophin<br />

Luisa Muraro ist es nicht<br />

unerheblich, dass sie<br />

eine Frau ist und sie fühlt<br />

sich inspiriert von der<br />

feministischen Revolte<br />

der zweiten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts, die<br />

nicht die Gleichheit, sondern<br />

die Differenz anstrebt(e).<br />

Muraro erkennt<br />

die Rückkehr des Gesetzes<br />

des Stärkeren in un-<br />

serer Gesellschaft und<br />

sie beschäftigt sich mit<br />

Gewalt, mit Stärke und<br />

Macht, mit Gerechtigkeit.<br />

Anstoß zu einer wichtigen<br />

Debatte , die gerade<br />

Frauen führen sollten,<br />

weil sie – auch ganz persönlich<br />

- immer mit Gewalt<br />

konfrontiert werden.<br />

Ein kleines Büchlein voller<br />

Inhalt; ein Geschenk<br />

für sich und andere, passt<br />

in jede Tasche!<br />

Luisa Muraro: Stärke<br />

und Gewalt, 82 S.,<br />

Christel Göttert, €<br />

7,50


S e i t e 23 L e s e l u s t<br />

V o r - K ä m p f e r i n n e n<br />

Beiträge zu den verschiedenen<br />

Epochen der Frauenbewegung<br />

versammelt<br />

diese neue Ausgabe der<br />

Zeitschrift für Philosophie<br />

und Sozialwissenschaften.<br />

Von den bewegten<br />

Frauen der Französischen<br />

Revolution über<br />

die erste und zweite<br />

Frauenbewegung bis zum<br />

Status Quo –<br />

dieser Band beschäftigt<br />

sich mit dem Erinnern,<br />

dem (neu) Denken und<br />

dem Fragen.<br />

Das Argument 308 Zeitschrift<br />

für Philosophie<br />

und Sozialwissenschaften,<br />

56. Jahrgang Heft<br />

3/2014: Frauenbewegung<br />

erinnern, 168 S.,<br />

€ 13,00<br />

F a s t u n v o r s t e l l b a r . . .<br />

Wir alle erinnern uns an<br />

ein Gefühl der Fassungslosigkeit<br />

als klar wurde,<br />

dass viele Morde und<br />

Überfälle auf scheinbar<br />

ausländische Menschen<br />

in Deutschland von<br />

Rechtsradikalen durchgeführt<br />

wurden, die sich<br />

NSU nannten. Morde, die<br />

von der Polizei mit einem<br />

rassistischen Begriff<br />

„Döner-Morde“ genannt<br />

wurden. Fassungslos<br />

machte, dass die Verfolgung<br />

dieser Taten ganz<br />

offensichtlich sehr einseitig<br />

betrieben wurde. Fassungslos<br />

macht, dass<br />

immer neue Skandale<br />

und Ungereimtheiten von<br />

Polizeibehörden und Geheimdiensten<br />

deutlich<br />

wurden und werden. Und<br />

so mancheR fragt sich,<br />

wie unser Staat eben<br />

diese Organisationen<br />

arbeiten lässt, denn eigentlich<br />

sollen sie doch<br />

unsere Demokratie schützen.<br />

Zwei renommierte<br />

Journalisten haben sich<br />

u.a. durch Hundertausende<br />

von Aktenseiten gearbeitet<br />

und große Mengen<br />

Material zu einem Buch<br />

zusammengestellt, aus<br />

dem man die Entwicklung<br />

des NSU und das Vorgehen<br />

zur Aufklärung der<br />

Morde und sonstigen<br />

Taten verfolgen kann.<br />

Spannend mit immer<br />

noch offenem Ende geschrieben.<br />

Lesen!<br />

Stefan Aust, Dirk<br />

Laabs: Heimatschutz.<br />

Der Staat und die Mordserie<br />

des NSU, 864 S.,<br />

Pantheon, € 22,99<br />

W e i b l i c h e L e b e n s e n t w ü r f e<br />

Ja, es ist durchaus möglich<br />

– Frauen, die sich<br />

freiwillig gegen Kinder<br />

entscheiden – es gibt sie!<br />

Und meist nicht, weil sie<br />

so egozentrisch, Karriere<br />

bezogen oder sonst etwas<br />

sind, das als moralisch<br />

eher verwerflich<br />

eingestuft wird. Frauen<br />

haben sehr unterschiedliche<br />

Lebensentwürfe und<br />

das ist auch gut so. Die<br />

Autorin wirft einen Blick<br />

auf historische Rollenund<br />

Familienkonzepte<br />

und dem heutigen Konstrukt<br />

der Kleinfamilie<br />

sowie alternative Familienmodelle,<br />

beschäftigt<br />

sich mit dem immer wieder<br />

politisch eingesetzten<br />

Begriff des Mutterinstinkts<br />

und der Schwierigkeit<br />

einer Entscheidung für<br />

ein kinderloses Leben.<br />

Ein Buch für die Akzep-<br />

tanz unterschiedlicher<br />

Lebensentwürfe.<br />

Ein wichtiges Buch für<br />

Menschen mit und ohne<br />

Kinder und diejenigen,<br />

die noch nicht so genau<br />

wissen, wie es wird.<br />

Sarah Diehl: Die Uhr,<br />

die nicht tickt. Kinderlos<br />

glücklich. Eine<br />

Streitschrift, 272 S.,<br />

Arche, € 14,99


S e i t e 24 L e s e l u s t<br />

K r i ti s c h e r B l i c k<br />

Psychiatrische Diagnosen<br />

sind nach wie vor schwer<br />

in aller Klarheit zu stellen<br />

und die Sozialpsychiatrie<br />

hatte schon lange einen<br />

sehr kritischen Blick darauf.<br />

Was heißt „Störung“<br />

und „Psychische Erkrankung“,<br />

welche Ursachen<br />

müssen über die einzelnen<br />

Menschen hinaus<br />

betrachtet werden.<br />

Sind wir nicht alle irgendwie<br />

gestört, nur ist das<br />

eine gesellschaftlich anerkannt,<br />

das andere<br />

nicht Welchen Sinn können<br />

z.B. Psychosen haben<br />

Dies und mehr behandelt<br />

der Band aus „texte kritische<br />

psychologie 4“<br />

Ariane Brenssell, Klaus<br />

Weber (Hg.): Störungen,<br />

224 S., argument, € 9,90<br />

K r i ti s c h e s<br />

Ein Wörterbuch herauszugeben<br />

ist immer ein<br />

sehr ambitioniertes Unterfangen.<br />

Hier handelt es<br />

sich um ein Historisch-<br />

Kritisches. Als Wörterbuch<br />

des Feminismus<br />

allerdings scheint es nicht<br />

ganz deckungsgleich mit<br />

Inhalt und Titel, auch<br />

wenn dieser angelehnt ist<br />

an „Historisch-Kritisches<br />

Wörterbuch des Marxismus“.<br />

Welche ein Wörterbuch<br />

für Marxistischen Feminismus<br />

sucht, ist hier<br />

sicher gut bedient und<br />

kann in Band 3 von Kollektiv<br />

bis <strong>Liebe</strong> Interessantes<br />

finden.<br />

Frigga Haug (Hg.): Historisch-Kritisches<br />

Wörterbuch<br />

des Feminismus,<br />

Band 3, Argument,<br />

€ 23,00<br />

W ö r t e r – S i n n l i c h k e i t m i t S i n n<br />

Ein wunderbares Geschenk<br />

für sich und andere:<br />

Die Idee Albert<br />

Camus’ aufgreifend entstand<br />

hier ein beflügelndes<br />

Notizbuch, das die<br />

zehn liebsten Wörter verschiedener<br />

Autorinnen<br />

und Autorin einstreut<br />

und die Nutzenden anregt,<br />

über eigene Lieblingswörter<br />

nachzudenken.<br />

Natürlich passen<br />

Anmerkungen und Wasich-nicht-vergessen-will<br />

auch gut hinein.<br />

Liebste Wörter. Auch<br />

ein Notizbuch, 144 S.,<br />

Arche, € 10,00


S e i t e 25 L e s e l u s t<br />

I n m o d e r n e r F o r m<br />

Die Bibel ist das wichtigste<br />

Buch der Christen und<br />

mindestens in der westlichen<br />

Welt weiß jede/r,<br />

worum es darin geht.<br />

Oder doch nicht Ja...am<br />

Anfang war das Wort....,<br />

aber dann Wie geht es<br />

weiter<br />

Und kann ich das glauben,<br />

was darin steht Mit<br />

dieser neuen Ausgabe<br />

kann es auch von denjenigen<br />

gelesen werden,<br />

die eine Form suchten,<br />

den Inhalt leicht und locker<br />

verstehen zu können.<br />

Vielleicht auch passend<br />

für die Weihnachtsgeschichte...<br />

Guus Kuijer: Die Bibel<br />

für Ungläubige, 300 S.,<br />

Kunstmann, € 19,95<br />

E n g l i s c h – e a s y u n d w i t z i g<br />

Es gibt diejenigen, denen<br />

Sprachen zufliegen und<br />

z.B. englisch gut können<br />

und diejenigen, die es<br />

sich erarbeiten müssen.<br />

Für letztere gibt es jetzt<br />

ein sehr gut gemachtes<br />

(Lehr)Buch zum entspannten<br />

Lernen mit einem<br />

Lächeln auf den<br />

Lippen. Wann sag ich<br />

„How much“, wann „How<br />

many“ Wie verwende ich<br />

„in, on, at“ an den richtigen<br />

Stellen ...<br />

Die 17 lessons enden mit<br />

„connected speech“ und<br />

acronyms – übersichtlich<br />

und interessant gestaltet,<br />

ungewöhnlich zusammengestellt.<br />

Kaufen und lernen -<br />

ASAP!<br />

Luci Gutiérrez: Englisch<br />

ist nicht easy. Ein illustrierter<br />

Sprachführer,<br />

342 S., Kunstmann,<br />

€ 19,95<br />

B l i c k e a u f L e b e n m i t A r b e i t<br />

Die einen haben zu viel<br />

Arbeit und kommen nicht<br />

zum Leben, die anderen<br />

bekommen keine<br />

(Erwerbs)Arbeit und fühlen<br />

sich nutzlos. Der Mythos<br />

„Arbeit“ wird in unserer<br />

Gesellschaft besonders<br />

geschürt. Wie ist es,<br />

wenn mal ein ganz anderer<br />

Blick darauf geworfen<br />

wird Wie ist der Wert<br />

unbezahlter Arbeit Wie<br />

kann, wie muss der Ar-<br />

beitsbegriff neu definiert<br />

werden Gibt es die Produktion<br />

des Guten Lebens<br />

Wie kann eine<br />

gesellschaftliche Neu-<br />

Organisation aussehen<br />

und was können wir tun,<br />

wenn wir etwas verändern<br />

wollen<br />

Sehr spannende, praxisnahe<br />

und weiterführende<br />

Beiträge bietet dieses<br />

wichtige Buch.<br />

Brigitte Kratzwald: Das<br />

Ganze des Lebens.<br />

Selbstorganisation zwischen<br />

Lust und Notwendigkeit,<br />

235 S., Ulrike<br />

Helmer Verlag, €<br />

19,95


S e i t e 26 L e s e l u s t<br />

M e h r , w e i t e r , s c h n e l l e r<br />

Unsere Gesellschaft ist<br />

auf wirtschaftliches<br />

Wachstum ausgelegt.<br />

Aber längst wird dieses<br />

Modell infrage gestellt<br />

und immer deutlicher<br />

werden Unzufriedenheit<br />

und Ängste in Bezug auf<br />

die mit diesem Konzept<br />

verbundenen Auswirkungen<br />

auf Mensch und Umwelt.<br />

In Frankreich entwickelte<br />

sich aus den Diskussionen<br />

der Zeitschrift<br />

La Decroissance eine<br />

interessante Bewegung,<br />

die ein ganzes Spektrum<br />

von kreativen Alternativen<br />

vertritt.<br />

Ein Buch, das sich mit<br />

diesen Ideen beschäftigt<br />

von einer Autorin, die zu<br />

Nachhaltigkeitstheorie<br />

promoviert hat und seit<br />

2012 am DFG-Kolleg<br />

„Postwachstumsgesellsch<br />

aften“ der Universität Jena<br />

arbeitet:<br />

Barbara Muraca: Gut<br />

leben. Eine Gesellschaft<br />

jenseits des Wachstums,<br />

96 S., Wagenbach,<br />

€ 9,90<br />

B l i c k a u f d i e e i g e n e S i c h t w e i s e<br />

„Wir geben Geld aus,<br />

also existieren wir“, damit<br />

sei der Akt des Kaufens,<br />

eben des Geldausgebens<br />

das Hauptkennzeichen<br />

des heutigen Lebens.<br />

Dies behauptet der Autor<br />

dieses Buches und rüttelt<br />

an unserer Sicht auf alle<br />

menschlichen und sehr<br />

persönlichen Bereiche.<br />

Auch der Nutzen der<br />

Partnerschaft wird betrachtet,<br />

Partnerbörsen<br />

sind nichts Ungewöhnliches.<br />

Welche Kosten<br />

verursachen Kinder und<br />

können wir sie uns leisten<br />

Mit feinem britischen Humor<br />

gewürzt wird uns<br />

gezeigt, wie wir immer<br />

ärmer werden, je mehr<br />

wir vermeintlich investieren.<br />

Philip Roscoe: Rechnet<br />

sich das Wie ökonomisches<br />

Denken unsere<br />

Gesellschaft ärmer<br />

macht, 316 S., Hanser,<br />

€ 21,90<br />

W a s t e i l e n b r i n g t<br />

Das Glück ist in den letzten<br />

Jahren eine wichtige<br />

Frage geworden und so<br />

wird es hier eben auch<br />

mit Ökonomie verbunden.<br />

Der Titel wirkt doch etwas<br />

sehr „auf der Welle geschwommen“.<br />

Dabei haben<br />

die Autorinnen sehr<br />

vielfältige Bereiche und<br />

verwirklichte Ideen zusammengetragen,<br />

wie wir in anderer Form<br />

unsere Bedürfnisse befriedigen<br />

können, ohne<br />

dass immer gekauft und<br />

gehortet werden muss.<br />

Annette Jensen, Ute<br />

Scheub: Glücksökonomie.<br />

Wer teilt, hat mehr<br />

vom Leben, 320 S.,<br />

oekonom, € 19,95


S e i t e 27 L e s e l u s t<br />

B e s o n d e r s i m W i n t e r s c h ö n<br />

Eine leidenschaftliche<br />

Hobbygärtnerin nimmt<br />

uns mit in die – nicht immer<br />

nur wunderbare –<br />

Welt des Gartens. Ja, im<br />

Frühling kann man sich<br />

an den ersten Blüten<br />

freuen und später dann<br />

am Wachsen, Blühen und<br />

Gedeihen.<br />

Aber sie schreibt auch<br />

von ihrem tiefen Hass auf<br />

Giersch und dem Zweifel,<br />

ob das Gärtnern nicht<br />

doch zu viel ist... aber wo<br />

sollten dann die Hühner<br />

hin Zum Wegbeamen<br />

aus grauen Winterzeiten<br />

und Sammeln manch<br />

guter Tipps:<br />

Susanne Wiborg: Mein<br />

Garten, mein Paradies,<br />

mit Bildern von Rotraut<br />

Susanne Berner, 188 S.,<br />

Kunstmann, € 16,95<br />

F ü r h e i ß e I d e e n . . .<br />

Spielarten lesbischer Erotik<br />

erzählt die Autorin<br />

leicht, vielfältig, einfaltsreich<br />

und natürlich lustvoll.<br />

Für ein-, zwei- und mehrsame<br />

Stunden ... viel<br />

Spaß!<br />

Roberta Gradl: Venusgeflüster.<br />

Lesbische<br />

Sexgeschichten, 220 S.,<br />

Krug & Schadenberg,<br />

€ 14,90<br />

D a s A u g e i s s t b e k a n n t l i c h m i t<br />

Es gibt Menschen, die<br />

machen aus jedem Teller<br />

Nahrung ein Kunstwerk.<br />

Wer noch kleine und große<br />

Tipps braucht oder<br />

einfach nur wunderschöne<br />

Bilder ansehen möchte,<br />

ist mit diesem sehr<br />

besonderen Kochkunstbuch<br />

glücklich.<br />

Ida Skivenes: Kunst<br />

aufessen. Bildschöne<br />

Frühstücksideen von<br />

IdaFrosk, 160 S., Kunstmann,<br />

€ 16,00


S e i t e 28 L e s e l u s t<br />

<br />

K a l e n d e r<br />

F r a u e n j a h r 2 0 1 5<br />

Die im Kalender Wegbereiterinnen<br />

XIII vorgestellten<br />

Frauen sind eine ungewöhnlich<br />

interessante<br />

Zusammenstellung von<br />

Vorkämpferinnen für Frieden<br />

und Frauenrechte.<br />

Die meisten davon kennen<br />

viele nicht und es<br />

lohnt sich sehr, die kurzen<br />

Lebensbeschreibungen<br />

zu lesen. So entfaltet<br />

sich auch 2015 wieder<br />

eine reichhaltige Palette<br />

zur Frauen-und Menschheitsgeschichte.<br />

Gisela Nitz (Hg.): Kalender<br />

2015 - Wegbereiterinnen<br />

XIII, A3 Ringbindung,<br />

15 S., Verein zur<br />

Förderung der sozialpolitischen<br />

Arbeit, € 14,50<br />

M i t G a i a<br />

Die Naturkreisläufe werden<br />

vom Mond gesteuert<br />

und so war dies einer der<br />

Gründe, diesem seit vielen<br />

Jahren erscheinenden<br />

Kalender den Namen<br />

We’Moon zu geben. Der<br />

Inhalt dieses astrologischen<br />

Kalenders macht<br />

die Verflechtungen auf<br />

den verschiedenen<br />

Seinsebenen deutlich und<br />

führt reich bebildert zweisprachig<br />

(engl./deutsch)<br />

durch das Jahr 2015.<br />

Informationen zu persönlichen<br />

und gesellschaftlichen<br />

Konstellationen können<br />

hilfreich sein. Und<br />

wie jedes Jahr spendet<br />

der Verlag einen Teil der<br />

Einnahmen an eine Organisation,<br />

die positive Veränderungen<br />

in die Welt<br />

und für Frauen bringt.<br />

Dieses Mal handelt es<br />

sich um AFESIP (Agir<br />

Pour les Femmes en<br />

Situation Précaire)<br />

und es lohnt sich einen<br />

Blick auf die Seiten<br />

www.somaly.org<br />

und www.afesip.org<br />

zu werfen.<br />

We’Moon 2015 mit<br />

Gaia den Rhythmus<br />

finden. Alles ist<br />

möglich – Wild<br />

Card, 272 S., Christel<br />

Göttert Verlag,<br />

€ 20,50<br />

erscheint 2 - 3 x im Jahr und wird online versandt.<br />

Wer in den Verteiler aufgenommen werden möchte,<br />

sende bitte eine Mail an...<br />

kulturette-braunschweig@web.de<br />

bis bald...

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