TenderWet plus – Wirksamkeit, Verträglich- keit ... - Paul Hartmann AG
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Titelthema<br />
Keime und dafür geeignete Antiseptika<br />
Alkohol Octenidin Polihexanid PVP-Jod 10 % PVP-Jod 1 % Chloramin T Rivanol „Silber“<br />
Streptokokken + + + - + + +<br />
MSSA + + + - + +<br />
MRSA + + + - + +<br />
Enterokokken + +<br />
Pseudomonas + + +<br />
E. coli + + +<br />
Klebsiella + + + +<br />
10 HARTMANN WundForum 3 / 2011<br />
Octenisept<br />
Das Antiseptikum Octenisept wirkt als kationenaktive<br />
Substanz an der Zellmembran und führt damit<br />
zur Zerstörung der Zellfunktion. Es besteht zum einen<br />
aus Octenidin in 0,1%iger Konzentration und 2%igem<br />
Phenoxyethanol. Der Wirkungseintritt erfolgt in ca.<br />
einer Minute. Resistenzen sind bisher nicht beschrieben,<br />
obwohl Schwächen gegen Feuchtkeime wie Pseudomonas<br />
beschrieben wurden. Insbesondere auch<br />
qac-A tragende MRSA-Stämme waren hoch sensibel<br />
auf Octenisept. Experimentell konnte gezeigt werden,<br />
dass kein beachtenswerter Eiweißfehler vorliegt. Eine<br />
Absorption von Octenidin bei lokaler Anwendung<br />
konnte nicht nachgewiesen werden, während das<br />
Phenoxyethanol sehr gut bereits über die intakte Haut<br />
aufgenommen wird, zu Phenoxyessigsäure oxidiert<br />
wird und anschließend renal ausgeschieden wird.<br />
Eine Anwendung bei Kindern und Frühgeborenen<br />
zeigte sehr gute Ergebnisse und keine Nebenwirkungen.<br />
Entwickelt wurde Octenisept ursprünglich als<br />
Schleimhautantiseptikum, wo es sich durch sehr gute<br />
<strong>Verträglich</strong><strong>keit</strong> und <strong>Wirksam<strong>keit</strong></strong> insbesondere in der<br />
Gynäkologie und Urologie auszeichnete. Unter Kosten-<br />
<strong>Wirksam<strong>keit</strong></strong>s-Aspekten ist es als Mittel der Wahl bei<br />
der Schleimhautantisepsis und bei der Wundantiseptik<br />
anzusehen. Es ist zur Eradikation von Problemkeimen<br />
wie z. B. MRSA sehr geeignet und als Mittel der Wahl<br />
einzustufen.<br />
Grundsätzlich sollte beachtet werden, dass ein sehr<br />
potentes Antiseptikum auch richtig angewendet wird.<br />
Wie aus den Rote-Hand-Briefen des Herstellers ersichtlich,<br />
kam es zu Komplikationen bei falscher Anwendung.<br />
Es darf selbstverständlich nicht unter Druck in kleine<br />
Körperöffnungen gespritzt werden. Es handelt sich<br />
hierbei um einen klaren Anwendungsfehler, der aus<br />
ärztlicher Sicht als grob fahrlässig eingestuft werden<br />
muss und die Wichtig<strong>keit</strong> unterstreicht, gute Kenntnisse<br />
bei der Anwendung lokaler Antiseptika zu haben.<br />
Eine Anwendung von Octenidin am Gelenkknorpel<br />
ist kontraindiziert. Es kommt zu einem zeitlich verzögerten<br />
Absterben der Knorpelzellen mit einer aseptischen<br />
Entzündung des Gelenks und letztendlich zur<br />
Tab. 1<br />
Ausbildung einer Arthrose. Außerdem tritt eine „Versiegelung“<br />
der Knorpeloberfl äche auf, die nicht reversibel<br />
ist. Ein Kontakt mit Knorpel ist demzufolge unbedingt<br />
zu vermeiden. Selbst ein ausgiebiges Spülen eines<br />
Gelenks direkt nach einem Kontakt zwischen Knorpel<br />
und Octenisept kann die „Knorpelversiegelung“ nicht<br />
mehr rückgängig machen.<br />
Polihexanid<br />
Polihexanid ist ein Biguanid und ebenfalls ein kationenaktives<br />
Desinfektionsmittel mit einer sehr guten<br />
Gewebeverträglich<strong>keit</strong>. Inzwischen gibt es Polihexanid<br />
in verschiedenen fertigen Produkten in unterschiedlichen<br />
Konzentrationen. Dieses Antiseptikum besticht<br />
durch das Fehlen von Substanzen, die heute einer kritischen<br />
Betrachtung unterliegen, wie z. B. Jod, Schwermetalle,<br />
PVP und Aldehyde. Die hervorragende Gewebeverträglich<strong>keit</strong><br />
wurde tierexperimentell eindrucksvoll<br />
dargelegt.<br />
Es ist aufgrund seiner geringen Toxizität und der<br />
fehlenden Resorption durch die Wundoberfl äche hervorragend<br />
geeignet bei häufi gen und kontinuierlichen<br />
Spülbehandlungen. Es eignet sich ebenfalls sehr gut<br />
zur Dekontamination bei einer MRSA-Besiedelung,<br />
aber auch zur Eradikation aus dem Nasen-Rachen-<br />
Raum (Sanalind), da zunehmend über Resistenzen<br />
gegenüber Mupirocin berichtet wird.<br />
Auch Polihexanid darf nicht in „herkömmlichen“<br />
Konzentrationen am Gelenkknorpel eingesetzt werden.<br />
Es darf außerdem nur in einer sehr großen Verdünnung<br />
verwendet werden, ohne zu irreversiblen Knorpelschäden<br />
zu führen. Dies beinhaltet aber das Problem der<br />
längeren Einwirkung, welches wiederum mit einem<br />
erhöhten Risiko des verzögerten Knorpeluntergangs<br />
einhergeht. Eine Anwendung von Polihexanid am<br />
Gelenkknorpel ist demnach kontraindiziert.<br />
Taurolidin<br />
Das Chemotherapeutikum Taurolodin benötigt eine<br />
lange Wirkungszeit zur Entfaltung seiner desinfi zierenden<br />
Wirkung (mindestens 30 Minuten). Ein großer Vorteil<br />
von Taurolidin ist jedoch das Fehlen eines Eiweiß-