Optimierungen im Anbindestall - landwirtschaft.sg.ch ...
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tierhaltung st.galler bauer 39 – 2012<br />
Landwirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>es Zentrum SG, Fa<strong>ch</strong>stelle Rindvieh<br />
<strong>Opt<strong>im</strong>ierungen</strong> <strong>im</strong> <strong>Anbindestall</strong><br />
Unsi<strong>ch</strong>ere, misstrauis<strong>ch</strong>e,<br />
ruts<strong>ch</strong>ende oder gar<br />
stürzende Kühe <strong>im</strong> <strong>Anbindestall</strong><br />
sind für einen Landwirt<br />
uns<strong>ch</strong>ön anzusehen. Dabei<br />
gibt es einfa<strong>ch</strong>e und s<strong>ch</strong>nell<br />
umzusetzende Massnahmen,<br />
die den Kühen Si<strong>ch</strong>erheit und<br />
dem Landwirt ein gutes<br />
Gefühl geben.<br />
Text und Bild: Christian Manser, LZSG<br />
«Warum sehe und höre i<strong>ch</strong> oft ruts<strong>ch</strong>ende<br />
Kühe in meinem Stall? Warum<br />
kommt es vor, dass Kühe sogar<br />
stürzen, wenn sie den Stall verlassen<br />
oder wieder von der Weide<br />
zurückkommen? Warum kommen<br />
meine Kühe nur zögerli<strong>ch</strong> in den<br />
Stall zurück? Muss ein Stallgang<br />
<strong>im</strong>mer blitzblank sauber sein?»<br />
Es ist als Landwirt unangenehm,<br />
wenn man mit ansehen muss, wie<br />
ängstli<strong>ch</strong> und misstrauis<strong>ch</strong> die Kühe<br />
ihre Läger verlassen. Immer wieder<br />
kommt es zu gefährli<strong>ch</strong>en Ruts<strong>ch</strong><br />
Au<strong>ch</strong> be<strong>im</strong> Stallau<strong>sg</strong>ang hilft ein Rasenteppi<strong>ch</strong>.<br />
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Ein Rasenteppi<strong>ch</strong> auf dem Stallboden wirkt Wunder.<br />
manövern oder gar zu Stürzen. Davor<br />
für<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> Kühe enorm, da<br />
diese sehr s<strong>ch</strong>merzhaft sind. Sie<br />
können zu Klauenverletzungen<br />
oder gar zu Kno<strong>ch</strong>enbrü<strong>ch</strong>en (vor<br />
allem Rippen und Beckenbrü<strong>ch</strong>e)<br />
führen. Kühe, die einmal s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te<br />
Erfahrungen mit dem Stallboden<br />
oder mit dem Rost der S<strong>ch</strong>wemmentmistung<br />
gema<strong>ch</strong>t haben, gehen<br />
<strong>im</strong>mer wieder nur langsam an<br />
ihren Platz. Oder no<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>l<strong>im</strong>mer,<br />
sie we<strong>ch</strong>seln mit einem unsi<strong>ch</strong>eren<br />
Sprung vom Laufgang auf das Läger.<br />
Die Hektik unter den Kühen,<br />
die aus Angst und Unsi<strong>ch</strong>erheit<br />
be<strong>im</strong> Ein und Austreiben der Kühe<br />
entsteht, ist ansteckend. Sol<strong>ch</strong>e gefährli<strong>ch</strong>e<br />
Manöver von unsi<strong>ch</strong>eren<br />
Kühen sind au<strong>ch</strong> für den Tierhalter<br />
ni<strong>ch</strong>t angenehm. Ist der Untergrund<br />
glatt und unsi<strong>ch</strong>er, so koten<br />
die Kühe be<strong>im</strong> Verlassen des Stalls<br />
viel häufiger. Das ist für den Landwirt<br />
ärgerli<strong>ch</strong>.<br />
Einfa<strong>ch</strong>e Massnahmen<br />
Mit wenig Aufwand kann der Boden<br />
trittsi<strong>ch</strong>er gema<strong>ch</strong>t werden.<br />
Dur<strong>ch</strong> Aufrauhen der Gänge (Aufs<strong>ch</strong>leifen,<br />
Aufsägen, Säurebehandlung,<br />
Ho<strong>ch</strong>druckreiniger, Sand, Kalk,<br />
Sägemehl usw.) kann kurzfristig<br />
Griff auf die nassen und ruts<strong>ch</strong>igen<br />
Flä<strong>ch</strong>en zurückkehren. Au<strong>ch</strong> eine<br />
Gumm<strong>im</strong>atte kann teilweise Halt<br />
auf den Laufgang bringen. Eine in<br />
der Praxis bewährte Lösung ist si<strong>ch</strong>er<br />
au<strong>ch</strong> der Rasenteppi<strong>ch</strong>, der<br />
au<strong>sg</strong>elegt werden kann und dadur<strong>ch</strong><br />
s<strong>ch</strong>nell und wirkungsvoll Si<strong>ch</strong>erheit<br />
in den Stall bringt. Erfahrungen<br />
zeigen, dass dieser Teppi<strong>ch</strong><br />
rund fünf bis se<strong>ch</strong>s Jahre gute<br />
Dienste leistet, bevor er ersetzt wer
st.galler bauer 39 – 2012 tierhaltung<br />
den muss. Der Kuh ist es übrigens<br />
egal, wenn der grüne Teppi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on<br />
na<strong>ch</strong> kurzer Zeit farbli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
sehr anspre<strong>ch</strong>end aussieht. Ni<strong>ch</strong>t<br />
nur die Tiere gehen ruhiger und<br />
glei<strong>ch</strong>mässiger, au<strong>ch</strong> das Arbeiten<br />
für den Landwirt wird dadur<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong>erer.<br />
Mit ein biss<strong>ch</strong>en Sand, Kalk<br />
oder Sägemehl kann au<strong>ch</strong> die ruts<strong>ch</strong>ige<br />
Gumm<strong>im</strong>atte kurzfristig trittsi<strong>ch</strong>er<br />
gema<strong>ch</strong>t werden.<br />
Oft sind au<strong>ch</strong> die Passagen vor<br />
dem Stall glatt und es kommt es zu<br />
Ruts<strong>ch</strong>partien, wenn die Kühe abdrehen.<br />
Au<strong>ch</strong> hier kann ein Rasenteppi<strong>ch</strong><br />
au<strong>sg</strong>ebreitet und, sofern<br />
nötig, am Rand fixiert werden. Das<br />
führt s<strong>ch</strong>nell zu einer wesentli<strong>ch</strong>en<br />
Besserung. Die Kühe verlassen den<br />
Stall ruhiger und kommen gerne<br />
wieder auf ihre Läger zurück.<br />
Si<strong>ch</strong> in Geduld üben<br />
Das Auge der Kuh ist anders aufgebaut<br />
als das des Mens<strong>ch</strong>en. Die<br />
Kuh brau<strong>ch</strong>t rund zehnmal länger,<br />
bis si<strong>ch</strong> ihr Auge von dunkel an hell<br />
und umgekehrt angewöhnt hat. Es<br />
kann rund 20 bis 30 Sekunden<br />
dauern, bis die Kuh, die von draussen<br />
(Tagesli<strong>ch</strong>t) in den Stall zurückkommt,<br />
die Umgebung <strong>im</strong> Gebäudeinnern<br />
ri<strong>ch</strong>tig wahrnehmen<br />
kann. Zudem kann die Kuh nur<br />
s<strong>ch</strong>wer abs<strong>ch</strong>ätzen, dass vom Rost<br />
der S<strong>ch</strong>wemm entmistung keine<br />
Gefahr au<strong>sg</strong>eht. Die Öffnungen<br />
zwis<strong>ch</strong>en den Gitterstäben werden<br />
als bedrohli<strong>ch</strong> tiefe Spalten be<br />
Die fahrbare Teppi<strong>ch</strong>rolle hat si<strong>ch</strong> bewährt.<br />
tra<strong>ch</strong>tet. Es ist daher enorm wi<strong>ch</strong>tig,<br />
dass die Kuh, vor allem s<strong>ch</strong>on<br />
bei der ersten Begegnung mit der<br />
S<strong>ch</strong>wemmentmistung, genügend<br />
Zeit erhält. Die Geduld be<strong>im</strong> ersten<br />
Kontakt mit der neuen Umgebung<br />
zahlt si<strong>ch</strong> ein Leben lang aus.<br />
Springt eine Kuh einmal ängstli<strong>ch</strong><br />
über diesen Rost und gleitet sogar<br />
no<strong>ch</strong> aus, wird sie <strong>im</strong>mer wieder<br />
nur widerwillig über diesen Rost<br />
gehen.<br />
Mobile Teppi<strong>ch</strong>rolle<br />
Dann gibt es da no<strong>ch</strong> die Teppi<strong>ch</strong>rolle<br />
Marke Eigenbau: fahrbar, einfa<strong>ch</strong><br />
zu bedienen und absolut unorthodox.<br />
So eine Unterlage bringt<br />
kostengünstig Ruhe und Si<strong>ch</strong>erheit<br />
in den Stall. Warum wohl legt ein<br />
Tierhalter jedes Mal, wenn die Kü he<br />
<strong>im</strong> Stall unterwegs sind, diese<br />
Matte aus? Der Arbeitsaufwand ist<br />
Kommt Wenzeslaus mit Regen an (28. September),<br />
werden wir Nüsse bis Weihna<strong>ch</strong>ten ha’n.<br />
s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu unters<strong>ch</strong>ätzen.<br />
Der Betrieb mit der mobilen Teppi<strong>ch</strong>rolle<br />
war <strong>im</strong> letzten Jahr auf<br />
der Betriebsmanagementliste des<br />
S<strong>ch</strong>weizer Braunviehzu<strong>ch</strong>tverbandes<br />
aufgeführt. Er fiel dabei unter<br />
anderem mit seiner dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />
Zellzahl von 30 auf. Das ist<br />
der Topwert aller aufgelisteten Betriebe<br />
<strong>im</strong> Talgebiet. Zwis<strong>ch</strong>en gesunden<br />
Eutern und Teppi<strong>ch</strong>böden<br />
<strong>im</strong> Stall besteht aber wohl kaum<br />
ein Zusammenhang. Oder liegt<br />
viellei<strong>ch</strong>t eben do<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> ein Teil<br />
des Erfolges darin, dass diese Kühe<br />
<strong>im</strong>mer si<strong>ch</strong>er und bedenkenlos ihren<br />
Stallplatz verlassen und wieder<br />
einnehmen können? Mit kleinen<br />
Massnahmen können Stress und<br />
Angst bei Mens<strong>ch</strong> und Tier vermindert<br />
werden. «Warum also s<strong>ch</strong>aue<br />
i<strong>ch</strong> den Ruts<strong>ch</strong>partien in meinem<br />
Stall no<strong>ch</strong> länger zu?»<br />
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