Folien zum Vortrag - CJD Schule Schlaffhorst-Andersen
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Die responsive Therapiebeziehung:<br />
Wirkfaktoren in der Therapie der<br />
Kindersprache<br />
<strong>Vortrag</strong> aus datenschutzrechtlichen Gründen ohne Abbildungen<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht<br />
Evangelische Hochschule Freiburg<br />
Gliederung<br />
Ä Der Diskurs um die Wirkfaktoren bei<br />
pädagogisch-therapeutischen Interventionen<br />
Ä Responsivität der Therapeutin/des Therapeuten<br />
Ä Responsivität als Wirkfaktor für eine hohe<br />
Qualität der Zusammenarbeit mit Eltern<br />
www.eh-freiburg.de/dorothee-gutknecht<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Å<br />
Å<br />
Å<br />
Die Wirkfaktorendebatte in Therapie und Pädagogik<br />
Wirkfaktorstudie von Dunst, Snyder und Mankinen (1989) Es<br />
konnten keine spezifischen pädagogischen, psychologischen oder<br />
medizinisch-therapeutischen Methoden gefunden werden, die<br />
wirksamer waren als andere.<br />
Hauptwirkfaktor Responsivität: Vorhersagekraft auf die sprachliche<br />
und kognitive Entwicklung des Kindes hat das feinfühlige<br />
Abstimmungsverhalten von Bezugspersonen/<br />
TherapeutInnen/PädagogInnen auf die Signale des Kindes<br />
(Bornstein, 2002, Gutknecht, 2012)<br />
Psychotherapie: Nachweis der hohen Bedeutung unspezifischer<br />
Wirkfaktoren: Von der Konfession zur Profession (Grawe, Donati &<br />
Bernauer, 1994)<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Die Wirkfaktorendebatte in<br />
Therapie und Pädagogik<br />
Der Wirkfaktor Eltern/Familie<br />
hat eine zwei- bis vierfach so<br />
hohe Wirkung auf die<br />
Entwicklung des Kindes wie<br />
der Wirkfaktor<br />
TherapeutIn/PädagogIn und<br />
deren Interventionen<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Internationale Wirksamkeitsforschung zur frühen<br />
Entwicklungsbegleitung<br />
Responsivität als Haupt-Wirkfaktor<br />
pädagogisch-therapeutischer Interventionen<br />
Responsivität<br />
Haltende<br />
Umgebung<br />
Intuitive Didaktik<br />
Å respondere = antworten<br />
Å Antwortbereitschaft – Antwortverhalten<br />
Å abgestimmt auf die Interaktions- und<br />
Kommunikationsversuche des Kindes einzugehen in allen<br />
Modalitäten und in allen Interaktionsarten<br />
(Papousek, 1987; Bornstein, 2002; Hintermair, 2003; Weiß, 2002;<br />
Sarimski, 2011, Holodynski 2007, )<br />
Erfordernis der Professionellen Responsivität bei Fachpersonen<br />
Gutknecht, 2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012
Modalitäten der Professionellen Responsivität<br />
Perzeptive Ebene Professioneller Responsivität<br />
Ä Stimme<br />
Ä Mimik/Gestik<br />
Ä Berührung/Bewegung/Tonus<br />
Ä Sprache (Intuitive Didaktik, Rhetorik)<br />
Å Professionelle Responsivität impliziert eine<br />
Wahrnehmungsdimension und beinhaltet damit die<br />
Fähigkeit, körperliche und sprachliche Zeichen „lesen“ zu<br />
können.<br />
Synchronisationsfähigkeit in allen Modalitäten<br />
Gutknecht, 2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Gutknecht, 2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Å Kinder heute leben meist in einem geteilten<br />
Betreuungsfeld: Familie und Kita<br />
Å Beide Betreuungsfelder bieten unterschiedliche<br />
Situationen, in denen ein Kind sich nonverbal und<br />
sprachlich äußern möchte.<br />
Gutknecht, 2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Responsive Beziehungen sind die Grundlage von<br />
Entwicklungs- und Bildungsprozessen<br />
Für den pragma-kommunikativen Bereich bedeutet das<br />
Ç Responsive Pflege – Qualität der Assistenz<br />
Ç Responsiv in der Arbeit in den Bildungsfeldern (Sprache,<br />
Musik, Bewegung, Mathematik, Naturwissenschaften)<br />
Ç Responsive Interventionen in Erziehungsprozessen<br />
Ç Responsive Zusammenarbeit mit den Eltern<br />
Ç In Institutionen: Responsive Zusammenarbeit im Team<br />
Responsivität unter der Perspektive Inklusion<br />
Entwicklung Behinderung Gender Kultur/Subkultur<br />
Gutknecht, 2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012
Professionelle Responsivität als Umsetzung<br />
intuitiv-didaktischer Verhaltensstrategien<br />
Å Scripts aufbauen<br />
Å Frustrationstoleranz durch Humor bilden<br />
Å Aufmerksamkeit fokussieren<br />
Å Triangulärer Blickkontakt<br />
Å Eigenwirksamkeit fördern<br />
Å Prosodisch konturreich, übertrieben<br />
Å Proximal: immer einen Schritt voraus<br />
Å Bedeutung unterstellen<br />
Å Spiegeln, synchronisieren<br />
Gutknecht, 2012,<br />
Katz-Bernstein, 2004<br />
Zollinger, 2008<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Wirkfaktor Eltern<br />
Was wissen wir über die Eltern<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Herausforderungen an die therapeutische<br />
Responsivität in der Kooperation mit Eltern<br />
Gender<br />
Väter/Mütter<br />
hohe<br />
Leistungserwartungen<br />
prekäre<br />
Lebensverhältnisse<br />
Alleinerziehende<br />
Eltern<br />
Zuwanderung<br />
Transition<br />
vom Paar<br />
zur Familie<br />
Behinderung<br />
als kritisches<br />
Lebensereignis<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Professionelle Responsivität<br />
in der Kooperation mit Eltern<br />
Å Über kognitive und emotionale Zugänge muss die soziale<br />
Kategorie – Die Eltern – systematisch erweitert werden<br />
Å Gezielte Schulung der Wahrnehmung in Bezug auf die<br />
unterschiedlichen Lebenswelten der Eltern und deren<br />
spezifische Herausforderungen<br />
Å Kenntnis zentraler sozialer Stereotype und Möglichkeiten<br />
kognitiver Kontrolle um ein unkontrolliertes „Anspringen“<br />
zu vermeiden<br />
Petersen & Six, 2008<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Zentrale Aufgabe der<br />
Therapeutin/des Therapeuten:<br />
Den Eltern eine haltende<br />
Umgebung, eine<br />
unterstützende Matrix bieten<br />
Å<br />
Å<br />
Beratungsfallen in der Arbeit<br />
mit Eltern behinderter Kinder<br />
Zur therapeutischen Beratung gehört, die eigenen Wahrnehmungen in einer<br />
wertschätzenden Art und Weise den Eltern zu kommunizieren.<br />
Damit müssen auch mögliche Gefühle und Verhaltensweisen der „Gegenseite“<br />
ausgehalten werden wie Abwehr, Verleugnung, Bagatellisierung, Angst, Wut,<br />
Traurigkeit oder Schmerz.<br />
Å<br />
Diskrepanzen in der Einschätzung des Kindes führen häufig zu Problemen in der<br />
wechselseitigen Kooperationsbeziehung<br />
Heilsame Narrationen<br />
Thurmair & Naggl, 2007, S 120ff<br />
Gutknecht, 2012, Sarimski, 2011<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012
Å<br />
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Beratungsfallen in der Arbeit<br />
mit Eltern behinderter Kinder<br />
Das Annahmepostulat: Die Fachperson meint sie selbst sei besonders ressourcenorientiert,<br />
wenn sie zur Annahme der Behinderung auffordert, Sie will den Blick auf das Positive richten:<br />
„Sie müssen lernen die Behinderung Ihres Kindes anzunehmen, sie zu akzeptieren!<br />
Verschonung: Um den guten Kontakt nicht zu gefährden, bagatellisiert die Fachperson und<br />
spricht in einer äußerst verharmlosenden Weise über das Kind: „Sprache spielt für sie noch keine<br />
so wichtige Rolle“<br />
Vermeidung: Die Fachperson versucht über ihr Kommunikationsverhalten eine Steuerung<br />
vorzunehmen, sodass Eltern den Wunsch nach einem nicht-behinderten Kind möglichst nicht<br />
äußern. Sie kommentiert: „Wir müssen mit weniger zufrieden sein“, oder „Sie dürfen nicht<br />
enttäuscht sein, wenn ...“<br />
Thurmair & Naggl, 2007, S 120ff<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Eltern in prekären Lebensverhältnissen<br />
Å Kommen oft nicht mit ihrem Kind in die Praxis einer<br />
Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin oder<br />
Sprachtherapeutin<br />
Å Beschämungsrisiken und Ausgrenzungsgefährdungen:<br />
<strong>zum</strong> Beispiel Analphabetismus, niedriges Bildungsniveau<br />
Å Für die Hochrisikogruppen sind Gehstrukturen als einzig<br />
zielführende Kooperationsform nachgewiesen, schon<br />
durch die häufig hochgradige Isolation, in der diese oft<br />
schwer zu erreichenden Familien leben<br />
Å Bei jeder Art von Belehrung: Gefahr des Kontakt-<br />
Abbruchs<br />
Haug-Schnabel & Bensel, 2003<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Vier therapeutische Wirkprinzipien<br />
nach Grawe, Donati & Bernauer<br />
Å Ressourcenaktivierung<br />
Å Problemaktualisierung<br />
Å Aktive Hilfe zur Problembewältigung<br />
Å<br />
Therapeutische Klärung<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
FALLBEISPIEL<br />
Lukas<br />
Lukas hat zu Beginn der Therapie<br />
nur sehr wenig an aktivem<br />
Interaktionsverhalten gezeigt.<br />
Die Therapeutin hat die Mutter an<br />
jeder Stunde teilhaben lassen.<br />
Durch gezielte Konzentration auf<br />
Blickdialoge, Koregulation durch die<br />
Mutter nimmt er immer mehr<br />
Blickkontakt auf und lächelt.<br />
Er hat Freude an Gedichten und<br />
fängt an die kleinen Texte zuhause<br />
und in der Therapie einzufordern.<br />
Die Mutter „leuchtet“ wenn sie in die<br />
Therapie kommt, sie hat Zuversicht<br />
gewonnen, weil sie die Fortschritte<br />
sieht.<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
FALLBEISPIEL<br />
Mijo<br />
Mijo ist schwerst mehrfach behindert<br />
und besucht seit einem Jahr eine<br />
Integrationskita. Vorher hat sie<br />
Frühförderung bekommen. Ihre Familie<br />
ist sehr belastet.<br />
Mijos Eltern leben von Sozialhilfe.<br />
Sie sind beide krank. Der Weg in den<br />
Kindergarten dauert für sie mit<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln insgesamt<br />
fast vier Stunden. Im Team wird mit<br />
Sprachtherapeutin (Mund- und<br />
Esstherapie), den Gruppenfachkräften<br />
und der Physiotherapeutin entschieden.<br />
eine an der Lebensqualität orientierte<br />
Vorgehensweise in der Kita<br />
abzustimmen. Die Kinderärztin sucht<br />
Mijo im Kindergarten auf. Regelmäßige<br />
Besuche der Eltern in der Kita werden<br />
nicht erwartet.<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012<br />
Viele der <strong>Vortrag</strong>sinfos finden Sie in<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012
Kontakt<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht<br />
Bugginger Str. 38<br />
79114 Freiburg<br />
Tel 0761-47812-38<br />
Mail gutknecht@eh-freiburg.de<br />
Website: www.eh-freiburg.de/dorothee-gutknecht<br />
QuiKK<br />
die Homepage des Netzwerks QuiKK = Qualität in Kinderkrippen<br />
und in der Kindertagespflege Freiburg Südbaden erreichen Sie über<br />
folgenden Link:<br />
http://quikk.eh-freiburg.de<br />
Prof. Dr. Dorothee Gutknecht EH Freiburg 17. Bad Nenndorfer Therapietag am 17.11.2012