29.12.2014 Aufrufe

II. DER STATUS QUO

II. DER STATUS QUO

II. DER STATUS QUO

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

<strong>II</strong>.<br />

<strong>DER</strong> <strong>STATUS</strong> <strong>QUO</strong><br />

A) KULTURLANDSCHAFTSTYPISIERUNG<br />

1.) Methodik<br />

2.) Kulturlandschaftskarte (Beilage)<br />

3.) Typenkatalog (Endbericht – Katalogteil)<br />

B) SOZIO-ÖKONOMISCHE ANALYSE<br />

Kurzfassung der Diplomarbeit<br />

„Das Mühlviertel – ein ländlicher Raum:<br />

Bevölkerungsentwicklung seit 1970<br />

im Spiegel des Verhältnisses Mensch – Natur“<br />

(Mag. Elisabeth Bohunovsky, 1999)<br />

Endbericht / Textteil 17


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

18 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

1) METHODIK<br />

1.1. GRUNDLAGEN<br />

Die Landschaft Mitteleuropas ist das Produkt einer intensiven und seit jahrtausenden andauernden<br />

Natur-Mensch-Interaktion (vgl. NAVEH 1991; NAVEH & LIEBERMANN 1993; NASS-AUER<br />

1995; KÜSTER 1995). Diese Beziehung hat eine komplexe, vielfältige Kulturlandschaft geschaffen,<br />

die jedoch einem ständigen Wandel unterworfen ist (vgl. MEEUS 1995).<br />

Der rasche Wandel der Agrarlandschaften, der sich durch die erweiterten technischen Möglichkeiten<br />

seit dem 2 Weltkrieg ständig beschleunigt, ist mit der zunehmenden Globalisierung<br />

der ökonomischen Märkte in die nächste Runde gegangen. Durch den Wegfall von Direktstützungen<br />

der Landwirtschaft und von Einfuhrzöllen kommt es auch in Österreich zu einem<br />

dramatischen Wandel in der Struktur der Landwirtschaft. Dieser Strukturwandel hat weitreichende<br />

Auswirkungen auf die Landschaft, die als Produkt aus Mensch und Naturraum zu<br />

verstehen ist. Die moderne Landschaftsökologie bietet uns dabei das notwendige Werkzeug,<br />

um diese Transformation der Landschaft zu untersuchen und zu bewerten.<br />

Die landschaftliche Vielfalt ist ein wichtiges Charakteristikum der europäischen (vgl. MEEUS<br />

1995) und im Besonderen aber auch der österreichischen Landschaft (vgl. GRABHERR 1994;<br />

WRBKA & FINK 1997; FINK et al. 1989). Mit der „Kartierung ausgewählter Kulturlandschaften<br />

Österreichs“ (FINK et al. 1989) und der „Kulturlandschaftsgliederung Österreichs“ (WRBKA &<br />

FINK 1997; WRBKA et al. 2002) wurde in Österreich der mehtodische Grundstein für eine ökologisch<br />

orientierte Gliederung gelegt, die die Charakteristika der Kulturlandschaft mit einbezieht.<br />

Kulturland-schaftstypen als Bezugsräume (vgl. FINK et al. 1989; WRBKA 1996; WRBKA<br />

& FINK 1997) und die Landschaftsstruktur als ein wesentlicher Indikator zur Abschätzung<br />

einer nachhaltigen Entwicklung der Kulturlandschaft (vgl. WRBKA et al. 1999a,b,c,d,e) sind<br />

wesentliche Erkenntnisse dieser Forschungstätigkeit.<br />

Die moderne Raumplanung soll flexibel und mit möglichst geringem Zeitversatz auf rasch<br />

ablaufende Entwicklungsprozesse reagieren können (vgl. PIRKL et al. 1990; WALZ & SCHUH-<br />

MACHER 1999). Zusätzliche Anforderungen erwachsen aus der zukünftig von verstär-kenden<br />

Einbeziehung von Umweltbelangen. Dabei bilden raumbezogene Bewertungen landschaftsökologischer<br />

Sachverhalte eine wichtige Grundlage bei der Evaluierung von konkreten Eingriffen<br />

(vgl. KUTZENBERGER 1998b, 2000a,c,d; PETERSEIL 2000) oder bei der Bewertung von<br />

möglichen Entwicklungsszenarien der Zukunft (vgl. WRBKA et al. 1999a,b,c,d,e; VIERLINGER<br />

et al. 1999; KUTZENBERGER 1998a; PIRKL et al. 1990; LETOUZE-ZEZULA et al. 1993, 1994).<br />

Die Betrachtung der Kulturlandschaft, als Schnittfläche zwischen Natur und Mensch (vgl.<br />

NAVEH 1991; NAVEH & LIEBERMANN 1993; NASSAUER 1995), stellt den Schlüssel bei der Bewertung<br />

landschaftsrelevanter Fragestellungen dar (vgl. WRBKA 1996; FINK et al. 1989; BAS-<br />

TIAN & SCHREIBER 1999). Das Wissen um die Geschichte, Dynamik und Empfindlichkeit einer<br />

Landschaft macht erst eine fundierte Bewertung von Landschaftseingriffen möglich.<br />

Fink et al. (1989) versteht unter der Kulturlandschaftstypsierung die Klassifikation realer<br />

Landschaften in abstrakte Raumeinheiten verschiedener hierachischer Ebene, den Kulturlandschaftstypen,<br />

-typengruppen und -typenreihen, aufgrund ihrer strukturellen, physiogeographischen<br />

und historisch-kulturellen Merkmale, erweitert um die vegetationsökologische<br />

Charakterisierung und Bewertung. Kulturlandschaftstypen als landschaftsökologische defi-<br />

Endbericht / Textteil 19


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

nierte Bezugseinheiten bilden die Grundlange um die Empfindlichkeit und Reaktion dieser<br />

Landschaftsräume gegenüber Landschaftseingriffen abzuschätzen.<br />

Die Landschaft stellt ein Mosaik aus interagierenden Ökosystemen oder Landschaftselementen<br />

dar, deren Struktur, Funktion und Wandel im Rahmen der „modernen“ Landschaftsökologie<br />

untersucht wird (vgl. FORMAN & GODRON 1984, 1986; FORMAN, 1995a).<br />

Landschaftselemente stellen die Bausteine der Landschaft dar, und werden als die kleinst<br />

möglich abgrenzbare, strukturelle und funktionelle Einheit auf dem Maßstab der Landschaft<br />

definiert (WRBKA et al. 1997, FORMAN & GODRON 1986; FORMAN 1995a,b).<br />

Jedes Elemente der Landschaft kann einerseits in die strukturell-funktionellen Grobkategorien<br />

(„Matrix-Patch-Korridor“) und andererseits in die Kategorien der Entstehungsmechanismen<br />

(„disturbance – remnant – regeneration – enviromental resource – introduced“) eingeteilt<br />

werden. Durch die Betrachtung des gesamten Komplexes der Landschaftselemente<br />

kann ein tieferes Verständnis über die Funktion, Genese und Entwicklungsmöglichkeiten von<br />

Landschaften gewonnen werden (FORMAN & GODRON 1986; FORMAN 1995a).<br />

Die Struktur des Landschaftsmosaiks ist ein Kernthema des Verständnisses um die Funktion<br />

der Landschaft, da viele Prozesse der Landschaft nicht nur über die stofflichen Eigenschaften<br />

und vertikalen Zusammenhänge, sondern auch durch räumliche Muster gesteuert<br />

werden (vgl. SYRBE, 1999; FORMAN & GODRON 1986; TURNER 1990; TURNER et al. 1991,<br />

HOOVER & PARKER 1991; BUREL & BAUDRY 1990; WRBKA 1996; WRBKA et al. 1999a,b,c,d,e).<br />

Um mit räumlicher Heterogenität umzugehen und Aussagen bezüglich der Landschaft machen<br />

zu können, ist es notwendig, räumliche Bezugseinheiten, sog. Bewertungs- oder Bilanzräume,<br />

für die Auswertung und Darstellung verschiedener Informationen zu definieren.<br />

Die Wahl dieser Bezugseinheiten ist dabei so zu treffen, daß unterschiedliche Anforderungen<br />

fachlicher und planerischer Art erfüllt werden können Diese räumlichen Bezugseinheiten<br />

müssen möglichst aussagekräftig beschrieben und hierarchisch geordnet werden. Weiters<br />

sollte eine langfristige Gültigkeitsdauer gewährleistet sein (BASTIAN & SCHREIBER 1999).<br />

Jede Gliederung und Ausweisung räumlicher Bezugseinheiten muß von einem Verwendungszweck<br />

abhängig sein, da keine Gliederung jede mögliche Anforderung für verschiedenste<br />

Fragestellung erfüllen kann (BASTIAN & SCHREIBER 1999; MEEUS 1995). Für Zwecke<br />

der Landschaftsplanung sind Landschaftseinheiten oder -typen am besten geeignet (BUREL<br />

& BAUDRY 1995a; BASTIAN & SCHREIBER 1999; FINK et al. 1989).<br />

20 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

1.2. GENESE VON KULTURLANDSCHAFTSKARTE & TYPENKATALOG<br />

Die Erarbeitung von Kulturlandschaftskarte und Typenkatalog erfolgte im Rahmen dieser<br />

Arbeit in einem dreistufigen Verfahren: Stratifizierung – Freilandkartierung – Extrapolation.<br />

1.2.1. Stratifizierung – Abgrenzung und Auswahl der Kartierungseinheiten<br />

1.2.1.1. Theoretischer Hintergrund<br />

Um große Landschaftsausschnitte bearbeiten zu können, muß der Gesamtbetrachtungsraum<br />

in kleinere homogene Teilbetrachtungsräume aufgeteilt werden, für welche dann allgemeingültige<br />

Aussagen gemacht werden können. Diesen Vorgang des Auftrennens eines Gesamtbetrachtungsraumes<br />

in homogene Teilbetrachtungsräume nennen wir die STRATIFIZIE-<br />

RUNG DES RAUMES. Diese Gliederung des Raumes kann nach verschiedenen thematischen<br />

Gesichtspunkten erfolgen. Die Wahl der Gliederungsgrundlagen hängt primär mit der<br />

Fragestellung zusammen, welche für diesen Raum beantwortet werden soll.<br />

Durch eine objektive Aufnahmenflächenauswahl soll gewährleistet werden, daß man der<br />

räumlichen Vielfalt der Region gerecht wird, und damit und eine systematische und nachvollziehbare<br />

Grundlagenerhebung ermöglicht wird (REITER 1993). Die Grundlage der Stichprobenwahl,<br />

des Sampling Designs, bilden methodische Konzepte aus dem Bereich der Geographischen<br />

Informationssysteme und der Räumlichen Statistik (‚Spatial Statistics‘). Der Vorteil<br />

des „stratified random samplings“, d.h. der zufälligen Auswahl in homogenen Teilräumen,<br />

gegenüber der reinen Zufalls- oder systematischen Auswahl ist eine gute Erfassung<br />

der Variabilität auch bei geringer Stichprobenanzahl (REITER 1993; REITER & GRABHERR<br />

1997).<br />

Bedeutend für die Stratifizierung ist die Skalierung der in sie einfließenden Parameter, d.h.<br />

die Parameter sollen in einem ähnlichen Maßstab und Eindringtiefe vorliegen (REITER &<br />

GRABHERR 1997; BASTIAN & SCHREIBER 1999; BLASCHKE 1999). Da die unterschiedlichen<br />

Basiskarten meist nicht in entsprechenden Maßstäben verfügbar sind, kann dieser Forderung<br />

nicht immer entsprochen werden. Dieses Maßstabsproblem muß jedoch in die Überlegungen<br />

miteinbezogen werden (BASTIAN & SCHREIBER 1999; BLASCHKE 1999).<br />

1.2.1.2. Praktische Durchführung<br />

Die Gliederung des zu betrachtenden Landschaftsausschnittes auf Basis folgenden Grundlagenmaterials:<br />

NATURRAUM: Naturräumliche Grundlagen, welche die Ausprägung eines Landschaftsausschnittes<br />

beeinflussen.<br />

• Digitales Geländemodell (DGM); Rasterweite von 250 m<br />

• Kompilierte Geologische Karte 1:20.000<br />

KULTURRAUM I: Indikatoren einer Beeinflussung durch den Menschen auf Geofaktoren. Als<br />

solche werden jene Geofaktoren bezeichnet, welche ihre Ausprägung zwar primär durch den<br />

NATURRAUM erhalten, es jedoch im Zuge des Eingriffs des Menschen zu signifikanten Veränderungen<br />

im Verlauf der Ausprägung kommt.<br />

• Übersichts-Bodenkarte 1:750.000<br />

(Die hier verwendete Datengrundlage ist aufgrund des groben Maßstabes nicht optimal; Beschaffungsprobleme<br />

für die bayerischen und tschechischen Teilräume ließen jedoch keine<br />

andere Möglichkeit.)<br />

Endbericht / Textteil 21


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

KULTURRAUM <strong>II</strong>, im engeren Sinn. Unter diesem sind all jene Faktoren und Auswirkungen<br />

auf die Landschaft verstanden, welche rein auf die Einflußnahme des Menschen zurückzuführen<br />

sind.<br />

• CORINE LANDCOVER - eine visuelle Satelitenbildauswertung auf Grundlage einer EUweiten<br />

Abgrenzungsvorschrift.<br />

Die genannten Daten lagen entweder bereits in digitaler Form vor, oder wurden im Rahmen<br />

der Vorbereitung des Projektes unter ARC-INFO digitalisiert und aufbereitet. Die Stratifizierung<br />

wurde in der GAUSS-KRÜGER-PROJEKTION und in den BUNDESMELDENETZ-<br />

KOORDINATEN durchgeführt. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, die Stratifizierungsergebnisse<br />

und die Auswahl der Kartierungsquadranten direkt auf die Kartierungsgrundlagen<br />

- Orthofoto 1:10.000 - zu übertragen.<br />

Arbeitstechnisch gliederte sich die Stratifizierung in fünf Arbeitsschritte, die für jeden der drei<br />

Landesteilräume extra ausgeführt wurden:<br />

• Vorbereitung der Kartengrundlagen;<br />

• Verschneidung der Naturraumdaten und der Kulturraumdaten extra;<br />

• Verschneidung der beiden Teilergebnisse und Generierung von Gruppen mit Hilfe multivariater<br />

Statistik;<br />

• Umlegung des Stratifizierungsergebnisses auf eine Karte und visuelle Überprüfung des<br />

Ergebnisses auf Basis vorhandener Orthofotos, topographischer Karten und der Gebietskenntnis<br />

der Projektmitarbeiter;<br />

• Auswahl der Kartierungsquadranten;<br />

Basisraster der Freilanderhebungen ist ein 1 x 1 Kilometer Raster, welcher an das Bundesmeldenetz<br />

angelegt ist. Dieser Raster wurde bereits während der Stratifizierung über die<br />

Grundlagen gelegt und die Zugehörigkeit jeder Rasterfläche zu einer Ähnlichkeitsgruppe<br />

(Stratum <strong>II</strong>. Ordnung) errechnet.<br />

Innerhalb dieser Straten wurden in den drei Ländern insgesamt 65 Kartierungsflächen per<br />

Zufall ausgewählt. Einige Flächen dieser strengen Zufallsauswahl wurden bei nachträglichen<br />

visuellen Überprüfung auf dem Orthofoto aufgrund der Organisation bei der Kartierung etwas<br />

verschoben. Diese Verschiebung von zufällig ausgewählten Flächen erfolgte nur dann:<br />

a. wenn sich die Fläche in einem großen, homogenen Stratum befand;<br />

b. die Umgebung um die zufällig ausgewählte Fläche gleich strukturiert war;<br />

c. wenn es aufgrund der Organisation der Kartierung als notwendig erachtet wurde;<br />

Eine Verschiebung erfolgte lediglich innerhalb zusammenhängender Rasterflächen, in denen<br />

sich die zufällig ausgewählte Fläche befand. Wurde eine einzelne Rasterfläche getroffen so<br />

wurde die Auswahl nicht verschoben. Im wesentlichen wurde danach getrachtet, daß an der<br />

Zufallsauswahl keinerlei Änderungen gemacht wurden.<br />

Die ausgewählten Flächen wurden auf den Orthofotos eingezeichnet und eine Kartierungsunterlage<br />

im Maßstab 1:6.000 erstellt. Die Vergrößerung erfolgte mittels S/W-Laserkopierer.<br />

Es wurde danach getrachtet, daß die Qualität der Laserkopien in etwa der Qualität der Orthofotos<br />

entspricht, was in der Regel eingehalten werden konnte. Der/die Kartierer/in wurde<br />

weiters mit Erhebungsbögen ausgestattet.<br />

22 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

1.2.2. Freilandkartierung<br />

Das Methodik der Kartierung basiert auf der den theoretischen und methodischen landschaftsökologischen<br />

Konzept der Landschaftsstruktur von Forman & Godron (1984, 1986)<br />

und Forman (1995a). Im Rahmen des Projektes Kulturlandschaftsgliederung Öster-reichs<br />

(WRBKA & FINK 1997) und den KLF-Modulen IN2 und ÖR7 wurde eine effiziente Kartierungsmethodik<br />

entwickelt, die an die Erfordernisse mitteleuropäischer Kulturlandschaf-ten<br />

angepaßt ist (WRBKA et al. 1997).<br />

Die Kartierungsquadranten von 1 x 1 Kilometer wurden flächendeckend erhoben. Die Landschaftselemente<br />

wurden abgegrenzt, entsprechend ihrer strukturellen und funktionellen Eigenschaften<br />

eingestuft und die Genese der Elemente bewertet. Unter einem Landschaftselement,<br />

wurde dabei der kleinste räumlich, funktionell und physiognomisch abgrenzbare<br />

homogenen Baustein der Landschaft (im „landscape scale“) verstanden, der eine einheitliche<br />

Entstehungs- und Nutzungsgeschichte aufweist (WRBKA et al. 1997).<br />

Bei flächigen Landschaftselementen wurde eine Größengrenze von 5x5m eingeführt. War<br />

ein Landschaftselement kleinflächiger, so wurde es in einem benachbarten Landschaftselement<br />

integriert oder als punktförmiges Landschaftselement erhoben (z.B. Strommasten).<br />

Lineare Landschaftselemente wurden immer erhobenen und eingezeichnet, wobei als wichtiger<br />

Parameter die Breite angegeben wurde.<br />

Jedes Landschaftselement wurde mit einer eindeutigen Nummer, der Landschaftselementenummer,<br />

identifiziert und bezüglich seiner geomorphologischen, physiognomischen<br />

und landschaftsökologischen Strukturparameter erfaßt und beschrieben. Die Aufbereitung<br />

und Speicherung der Daten erfolgt einerseits a.) als digitale Karten mit ein geographisches<br />

Informationssystem (ArcView 3.2 und ARC/INFO 7.2) und andererseits b.) in einer Landschaftsstrukturdatenbank,<br />

JOKL-LSD einer Datenbankapplikation unter Microsoft Access 97.<br />

Im Folgenden sind die je Landschaftselement erhobenen Parameter beschrieben.<br />

Die Landnutzung ist ein sehr wichtiger und zentraler Parameter bei der Typisierung von Kulturlandschaften<br />

(FINK et al., 1989; WRBKA 1997; KRÖNERT 1999; BASTIAN & SCHREIBER<br />

1999). Mit einer detaillierten Liste der Landnutzungstypen, die neben verschiedenen Landnutzungenskategorien<br />

(z.B. Getreidebau, Hackfruchtanbau, Mähwiesennutzung, Weidenutzung,<br />

...) auch bereits eine erste Untergliederung nach Nutzungsintensitäten (intensive,<br />

mäßig intensive und extensive Nutzung) beinhaltet, soll diesem Umstand Rechnung getragen<br />

werden. Durch die Angabe des Nutzungsregimes (Bewirtschaftungs- oder Pflegemethode<br />

und Häufigkeit der Nutzung oder Pflegemaßnahme) und der Kulturart (Getreidearten,<br />

dom. Wiesenarten, Baumarten, ...) wird eine weitere Differenzierung und Verfeinerung<br />

der Angaben ermöglicht. Dies ist vor allem bei der Einschätzung der Fruchtfolge und Nutzungsverhältnisse<br />

im Bereich eines Kulturlandschaftstyps von großer Bedeutung. Durch das<br />

räumliche Nebeneinander von Feldfrüchten in einem Landschaftsausschnitt, der einem ähnlichen<br />

Nutzungsmuster unterliegt, d.h. Kulturlandschaftstyp, kann in der Regel auf das zeitliche<br />

Hintereinander, d.h. die Fruchtfolge, geschlossen werden. Die Fruchtfolge gibt uns dabei<br />

wichtige Einblicke in das Agro-Ökosystem, z.B. über den Grad der Bodenbedeckung außerhalb<br />

der Vegetationszeit (WRBKA et al. 1997).<br />

Unter Hemerobie versteht man den Grad der menschlichen Beeinflussung auf ein Ökosystem<br />

(siehe Hemerobiekonzept), das entsprechend dem ökologischen Wissen einge-schätzt<br />

Endbericht / Textteil 23


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

werden kann. Die Skala reicht dabei von meta-hemerob (stark und einseitig anthropogen<br />

beeinflußt) bis a-hemerob (anthropogen unbeeinflußt).<br />

Hemerobiestufe<br />

Hemerobiestufe<br />

meta-hemerob übermäßig stark u. einseitig kulturbeeinflußt meso-hemerob mäßig kulturbeeinflußt<br />

poly-hemerob sehr stark kulturbeeinflußt oligo-hemerob schwach kulturbeeinflußt<br />

α-eu-hemerob stark kulturbeeinflußt a-hemerob nicht kulturbeeinflußt<br />

β-eu-hemerob stark kulturbeeinflußt<br />

Tab. 1: Hemerobiestufen (aus WRBKA et al. 1997)<br />

Die Trophie gibt den Versorgungsgrad eines Ökosystems mit organischer Substanz und<br />

Nährstoffen an. Sie umschließt sowohl terrestrische, als auch aquatische Ökosysteme. Die<br />

Einstufung des aktuellen, potentiell pflanzenverfügbaren Nährstoffpotentials des Landschaftselements<br />

bezieht sich vor allem auf den relativ einfach mit Hilfe von Zeigerarten (vgl.<br />

ELLENBERG 1974, 1979; ELLENBERG et al. 1992) faßbaren Nährstoff Stickstoff. Weiters ist<br />

auch ökologisches Expertenwissen notwendig, um das Standortspotential dieses Nährstoffes<br />

beim Fehlen von Zeigerarten einzuschätzen.<br />

Trophiestufe<br />

Trophiestufe<br />

Polytroph starke Nährstoffversorgung mesotroph mittlere Nährstoffversorgung<br />

eutroph reichliche Nährstoffversorgung oligo- b. mesotroph mittlere bis geringe Nährstoffversorgung<br />

meso- bis eutroph reichliche bis mittlere Nährstoffversorgung oligotroph geringe Nährstoffversorgung<br />

Tab. 2: Trophiestufen (aus WRBKA et al. 1997)<br />

Elementgenese und Elementpotential<br />

Das Konzept der Entstehungsmechanismen der Landschaftselemente nach Forman &<br />

Godron (1984, 1986) wurde von Th.Wrbka (1996) an die Erfordernisse der Kartierung österreichischer<br />

Kulturlandschaften angepaßt (WRBKA et al. 1997). Da es sich bei der außeralpinen<br />

mitteleuropäischen Kulturlandschaft, um eine sehr stark anthropogen über-prägte, eher<br />

kleinteilige und in großen Bereichen sehr heterogene Landschaft handelt war diese Anpassung<br />

notwendig, da sie konträr den Landschaften Nordamerikas entgegensteht, in denen<br />

diese Konzepte entwickelt wurden.<br />

Da die Matrix der mitteleuropäischen Kulturlandschaft durch chronisch gestörte, eingebrachte<br />

Landschaftselemente, d.h. im wesentlichen Äcker und Wiesen, aufgebaut ist, wurde<br />

im Zuge der Erhebung österreichischer Kulturlandschaften vom strengen Konzept des Entstehungsmechanismus<br />

etwas abgegangen und das aktuelle Potential (Störung, Regeneration,<br />

Ressource) eingestuft. Dies stellt eine wesentliche Erweiterung des ursprünglichen<br />

Konzepts nach Forman & Godron (1981, 1984, 1986) dar, und ermöglicht es die Vielfalt österreichischer<br />

Kulturlandschaften zu fassen und ökologisch zu beschreiben (WRBKA et al.<br />

1997). Durch die Erweiterung des ursprünglichen Konzepts ist es nun möglich, für jedes<br />

Landschaftselement mehrere Einstufungen zu vergeben.<br />

Störungsbedingte Landschaftselemente (Disturbance Landunit – DIL): Die Entstehung und<br />

die Erhaltung des Landschaftselementes erfolgt durch ein chronisches oder periodisches<br />

Störungsregime mit unterschiedlicher Intensität und Frequenz. Dabei wird nach einem Aktualitätsprinzip<br />

lediglich das aktuelle, sichtbare Störungsregime angegeben. Man kann dabei<br />

24 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

zwischen einem: (a) anthropogenen Störungsregime (DIL-A), z.B. Mahd, und einem (b) natürlichen<br />

Störungsregime (DIL-N), z.B. Überflutungen, unterscheiden.<br />

Die Skala reicht dabei von (1), episodisch und in langen Intervallen gestörten Standorten<br />

oder Landschaftselementen, bis (4), zu regelmäßig, in kurzen Intervallen und stark gestörten<br />

Standorten oder Landschaftselementen. Diese Skalenbereiche gelten sowohl für das natürliche<br />

(DIL-N), als auch für das anthropogene (DIL-A) Störungsregime.<br />

Restlandschaftselemente (Remnant Landunit – RML): Unter Restlandschaftselemente<br />

(Remnant Landunit) werden Landschaftselemente verstanden, die als Rest einer früheren<br />

Landschaft (natürlich oder anthropogen) verstanden werden können. In Erweiterung zu dem<br />

von Forman & Godron (1981, 1984, 1986) begründeten Konzept der Entstehungsmechnismen<br />

der Landschaftselemente, das nur von einem Rest einer ursprünglichen Matrix<br />

spricht, wird hier jeder Rest einer historischen Landschaft verstanden. Diese Besonderheit<br />

ergibt sich, da es sich im Falle der Landschaften Mitteleuropas um alte, großflächige intensiv<br />

genutzte und umgestaltete anthropogene Kulturlandschaften handelt (vgl. KÜSTER 1995;<br />

WRBKA 1992; FINK et al., 1989).<br />

Die Persistenz der Landschaftselemente wurde mit Hilfe zweier getrennter Parameter angesprochen<br />

– einerseits als die Einstufung der Remanant Landunits (RML), die die Andauer,<br />

d.h. den anthropgenen Erhaltungsaufwand, und Entwicklungszeit eines Landschaftselementes<br />

in der Landschaft beschreibt und anderseits als Change of Persistent<br />

Landunits (CPL/CPLC), der eine Aussage über den landschaftlichen turn-over ermöglicht.<br />

Als Bezugszeitpunkt für beide Parameter (RML und CPL) wurde der Übergang zur industrialisierten<br />

Landwirtschaft festgelegt, der durch den Einsatz fossiler Energie (z.B. Dünge- und<br />

Spritzmittel) eingeleitet wird. Dadurch konnten große Landflächen für eine intensive Produktion<br />

erschlossen werden. Dieser Prozeß setzte in Österreich zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />

ein. Während in Gunstlagen bereits relativ früh Kunstdünger und Traktoren eingesetzt<br />

wurden, setzte diese Entwicklung in den landwirtschaftlichen Grenzertragsräumen erst relativ<br />

spät ein. Im Untersuchungsgebiet wurde diese Phase der industrialisierten Landwirtschaft<br />

bereits in den 30iger Jahren mit ersten Meliorations- und Kommasierungsverfahren eingeleitet.<br />

Im Schnitt kann diese Zäsur der landwirtschaftlichen Entwicklung, die auch mit großen<br />

landschaftlichen Veränderungen verbunden war (vgl. GRIMS 1998) in den frühen 50igern<br />

angesetzt werden. Im Bereich der Molassezone erfolgte dieser Entwicklungsschub regionenweise<br />

bereits etwas früher. Landschaftselemente die bereits vor diesem Zeitpunkt bestanden,<br />

was aus landschaftlichen Zeugen oder Befragungen ermittelt wurde, werden als<br />

persistente Landschaftselemte bezeichnet ungachtet ihres Gesamtalters.<br />

Der Skalenbereich des Parameters RML (Remnant Landunit) reicht von (1) Landschaftselementen<br />

mit einer kurzen Entwicklungszeit und einer starken regelmäßigen Störung (hoher<br />

Erhaltungsaufwand und energetischer Input; z.B. Ackerflächen) bis zu (4) Landschaftselementen<br />

mit einer sehr langen Entwicklungszeit und einem geringem Erhaltungsaufwand<br />

(z.B. Reste der „natürlichen“ Waldmatrix). Der Skalenbereich des Parameters CPL (Change<br />

of Persistent Landunits) reicht von (1) einer vollkommenenen Änderung der Landnutzung,<br />

d.h. auch des Landnutzungssystemes (z.B. landwirtschaftliche Nutzung zu Siedlungsnutzung)<br />

bis zu (4) keiner bis unmerklichen Änderung der Landnutzung und Nutzungsintensität.<br />

Endbericht / Textteil 25


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Regenration- und Sukzessionsbedingte Landschaftselemente (Regeneration Landunits –<br />

RGL): Die Entstehung des Landschaftselementes erfolgte durch eine einsetzende Regeneration<br />

und Sukzession, nachdem einer vorangehenden einmaligen oder chronischen Störung,<br />

oder aufgrund sehr langer Störungsintervalle (anthropogen oder natürlich) die die Initialisierung<br />

einer Sukzession ermöglichen. In Erweiterung zum ursprünglichen Konzept (vgl. FOR-<br />

MAN & GODRON 1981, 1984, 1986) wurde hier das aktuelle Regenerationspotential der Landschaftselemente<br />

beschrieben. Die Skala reicht dabei von (1) einem milden Störungsregime<br />

und einer langer Regenerationszeit bis zu (4) einem scharfen Störungs-regime und einer<br />

kurzen Regenerationszeit.<br />

Resourcenbedingte Landschaftselemente (Enviromental Resource Landunits – RSL): Die<br />

Entstehung und Prägung des Landschaftselementes durch das Vorhandensein einer dominierenden<br />

Ressource, deren Herkunft sowohl natürlich (z.B. Wasser) als auch anthropogen<br />

(z.B. Stickstoffeintrag) sein kann. Je nach Ausprägung und Intensität des prägenden Ressource<br />

kann sich eine charakteristische Artengarnitur von Pflanzen und Tieren in diesen<br />

Landschaftselementen einstellen und halten. Die Ausbildung dieser charakteristischen Artengarnitur<br />

kann bewertet werden, indem man, ausgehend von Zeigerarten (vgl. ELLENBERG<br />

1974, 1979; ELLENBERG et al. 1992), das Potential des prägenden Umweltfaktors im Landschaftselement<br />

einschätzt.<br />

Diese Einstufung der Ressourcenprägung der Landschaftselemente wurde (a) für das Nährstoffpotential<br />

(Ressourcenfaktor Nährstoffarmut (RSL-NA) und Ressourcenfaktor Nährstoffreichtum<br />

(RSL-NR)) und (b) für den Wasserhaushalt (Ressourcenfaktor Trocken-heit (RSL-<br />

WT) und Ressourcenfaktor Feuchte (RSL-WF)) gemacht. Die Skala reicht dabei von (1) die<br />

Ressourcentönung nur aus dem Standortspotential erkennbar bis (4) zur dominanten Ausbildung<br />

von ressourcenspezifischen und -typischen Cöenosen.<br />

Eingebrachte Landschaftselemte (Introduced Landunits – INL): Dabei werden Landschaftselemente<br />

eingestuft, welche neu in die aktuell bestehende Matrix eingebracht. Man kann<br />

dabei zwischen (a) der Einbringung von belebten Elementen (INL-B), z.B. Wiesenaufforstungen,<br />

und (b) der Einbringung von unbelebten Elementen (INL-U), z.B. Siedlungen, in<br />

die Landschaft unterscheiden. Als Kriterium wird die Lebensdauer (INL-B) oder Dauerhaftigkeit<br />

(INL-U) der eingebrachten Elemente herangezogen. Die Skala reicht von (1) kurzer<br />

Lebensdauer (z.B. Kulturarten) oder Dauerhaftigkeit (z.B. Misthaufen) bis (4) sehr lange Lebensdauer<br />

(z.B. Bäume) oder Dauerhaftigkeit (z.B. Gebäude).<br />

Bei Korrdioren wurde einerseits die Komplextität der Struktur (linienförmiger, einfacher, homogener<br />

Korridor versus im Querschnitt zonierter Korridor), die Funktion des Korridorelements<br />

(Verbindungs-, Zerschneidungs- oder indifferente Funktion) und die Anzahl der<br />

vorhandenen Knoten- und Kreuzungspunkte, als Maß der Vernetztheit, erhoben.<br />

Für die zu Netzwerken zusammengefaßten Korridorelemente, wurden der Typ und der Grad<br />

der Vernetztheit (‚connectivity‘), als erster Anhaltspunkt für weitere Auswertungen, im Freiland<br />

angeschätzt.<br />

Im Bereich der Elemente der Matrix wurden, neben der Nutzungsklasse der Matrix, einerseits<br />

die Körnigkeit und Vernetztheit (‚connectivity‘) und andererseits die Länge und Durchlässigkeit<br />

der der die Matrix umgebende Grenzlinie abgeschätzt. Auch diese Werte dienten<br />

als erste Näherungswerte für spätere Auswertungen.<br />

26 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Neben diesen formal-kategorisierten Informationen wurden auch verbal-deskriptive Informationen<br />

der einzelnen Landschaftselemente und des gesamten Landschaftsausschnittes<br />

notiert.<br />

Erhebung der Vegetationsausstattung (nur im österreichischen Teilgebiet durchgeführt)<br />

Grabherr (1994) weist auf die Bedeutung einer biologischen Charakterisierung der Kulturlandschaft<br />

hin. In einem repräsentativen Querschnitt von Landschaftselementen aller Nutzungstypen<br />

im Untersuchungsgebiet wurden möglichst vollständige Artenlisten der in einem<br />

Landschaftselement vorkommenden Gefäßpflanzen, sowie weitere strukturelle Vegetationsparameter<br />

(Gesamtdeckung der Vegetation, Schichtung der Vegetation und Vegetationshöhe)<br />

erhoben. Die Auswahl der Landschaftselemente, deren Vegetation erhoben wurde erfolgte<br />

während der Kartierung im Freiland. Dabei wurden drei Kriterien bei der Auswahl der<br />

Landschaftselemente angewendet:<br />

(a) alle Nutzungstypen des Landschaftsausschnittes sollen gleichmäßig im Sample der Vegetationsdaten<br />

vertreten sein.<br />

(b) die erhobenen Landschaftselemente sollen gleichmäßig im erhobenen Landschaftsausschnitt<br />

verteilt sein.<br />

(c) die erhobenen Landschaftselemente sollen typisch für den erhobenen Landschaftsausschnitt<br />

sein.<br />

Die Erhebung der Vegetation diente einerseits zur Dokumention und andererseits zu einer<br />

weiteren, feineren Differenzierung des Landschaftselemtentes. Dabei wurden zwischen ein<br />

und vier Artenlisten je erhobenes Landschaftselement aufgenommen.<br />

Gruppe<br />

Struktur- und landschaftsökologische Parameter und Beschreibung<br />

Veror tu ng<br />

Quadrantennummer, Landschaftselementnummer, Erhebungsdatum, Kartierer/in<br />

Beschreibung<br />

Verbale Kurzbeschreibung der standörtlichen Sitauation und der Vegetations- und Nutzungsverhältnisse<br />

Physiognomie<br />

Breite, Länge, Tiefe bei linearen Landschaftselementen, Vegetationshöhe<br />

Elementstruktur<br />

Einfacher oder komplexer Aufbau, d.h. z.B. das Vorhandensein von Zonierungen in linearen Landschaftselementen<br />

mit Korridorfunktion<br />

M P K - K onzept<br />

Einschätzung der Zugehörigkeit zu einer Matrix oder einem Netzwerk<br />

Morphographie<br />

Angabe geomorphologischer und topographischer Parameter. Seehöhe, Neigung und Exposition,<br />

sowie eine einfache Ansprache des Meso- und Mikroreliefs.<br />

Nutzungsansprache<br />

Ansprache der Nutzungsverhältnisse im Bereich des Landschaftselements durch Angabe des Nutzungstypes,<br />

des Nutzungsregimes und der kultivierten Arten (z.B. Getreideart, dom. Wiesenarten,)<br />

Landschaftsökologische Einstufungen:<br />

H em erobie<br />

Ansprache des Grades der anthropogenen Überprägung (siehe Hemerobiekonzept)<br />

Trophie<br />

Ansprache des aktuellen, potentiell pflanzenverfügbaren Nährstoffpotentials am Standort (Zeigerpflanzen)<br />

A r tenre ich tum<br />

Anschätzung der Gesamtartenzahl der Gefäßpflanzen im Bereich des Landschaftselementes<br />

Ansprache der Elementgenese nach Forman & Godron 1986 angepaßt von Dr.Th.Wrbka (1994) an<br />

Elementgenese<br />

die Erfordernisse bei der Erhebung der österreichischen Kulturlandschaft. Disturbance Landunits<br />

(DIL), Regeneration Landunits (RGL), Remnant Landunits (RML), Resource Landunits (RSL), Introduced<br />

Landunits (INL).<br />

Lineare Elemente, die Teil eines Korridorsystems (Netzwerk) sind, wurden bezüglich ihrer potentiellen<br />

Korridoransprache Korridorfunktion (Verbindung vs. Zerschneidung) und dem Vernetztheitsgrad des Korridorabschnittes<br />

im Netzwerk eingestuft (Anzahl der Knoten).<br />

Tab.3: Zusammenstellung der je Element erhobenen Parameter<br />

Endbericht / Textteil 27


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

1.2.3. Von den Landschaftselementen zu den Landschaftstypen<br />

1.2.3.1. Erarbeitung eines hierarchischen Typensystems<br />

Nach der digitalen Aufbereitung der Geländedaten (ACCESS-Datenbank; digitale Kartenverarbeitung<br />

mittels ARC/Info) erfolgte eine Analyse der Kartierungsquadranten, wobei die Homogenität<br />

innerhalb der Kartierungsquadranten analysiert wurde. Die erhobenen Daten der<br />

Freilandkartierung kommen dabei auf zwei Ebenen zum Einsatz: (a) bei der ersten Sichtung<br />

und Gliederung des grundlegenden Kulturlandschaftstypeninventars des Gebietes auf Basis<br />

der durch „stratified random sampling“ zufällig ausgewählten Landschaftsaus-schnitte und<br />

der Definition des hierachischen Typenbaus und (b) bei der Beschreibung der aus der Luftbild-<br />

und Satellitenbildauswertung resultierenden Kulturlandschaftstypen (Maßstab<br />

1:50.000).<br />

Auf Grundlage der visualisierten Daten der erhobenen Landschaftsauschnitte, den sog.<br />

Landschaftsportraits (vgl. SZERENCSITS et al. 1999), die einen Überblick über die Landschaftstypenvielfalt<br />

im Untersuchungsgebiet liefert wurde ein Typenmodell der Kulturlandschaften<br />

des Raumes entwickelt.<br />

Dieses Modell der Typen ist (a) hierachisch strukturiert, (b) einfach nachvollziehbar und (c)<br />

einfach auf andere Gebiete anwendbar. Somit ist eine Grundlage geschaffen, vergleichbare<br />

räumliche Bezugseinheit – die Kulturlandschaftstypen – nach klaren Richtlinien zu bilden.<br />

Dieses hierachische Typenmodell integriert sowohl anthropogene Nutzungsfaktoren, als<br />

auch naturräumliche Gegebenheiten. Dabei wurden (a) Landbedeckungsklassen (Land Cover),<br />

(b) ökologisch definierte Höhenstufen, (c) geologische Großeinheiten, (d) das Landnutzungsmuster,<br />

(e) die Körnigkeit der Landnutzungsmatrix, (f) der Waldanteil und (g) der Anteil<br />

an Kleinsturkturen der Agrarlandschaft miteinander verknüpt.<br />

Die unterschiedlichen Parameter differenzieren dabei jeweils auf unterschiedlichen Ebenen<br />

der Typenhierachie, die vier Hierachieniveaus umfaßt: (I) die Kulturlandschaftsklasse, (<strong>II</strong>) die<br />

Kulturlandschaftssubklasse, (<strong>II</strong>I) die Kulturlandschaftstypenverbände und (IV) die Kulturlandschaftstypen.<br />

Als obererste integrativste Ebene steht die Kulturlandschaftsklasse, die sich an den großen<br />

Landnutzungsklassen orientiert. Hier wird zwischen (a) den Gewässerdominierten Landschaften,<br />

(b) den Waldlandschaften, (c) den Agrarlandschaften, (d) den Siedlungslandschaften<br />

und (e) den Sonderlandschaften unterschieden.<br />

Untergliedert man diese mit Hilfe von ökologisch definierten Höhenstufen (vgl. KILIAN et al.<br />

1994) und geologischen Großeinheiten (Sediment, Kristallin) so kommt man zur Ebene der<br />

Kulturlandschaftssubklasse. Diese Untergliederung ist jedoch nur dort sinnvoll, wo sich eine<br />

Bindung an die Höhenstufe nachweisen läßt, z.B. aufgrund der land- oder forstwirtschaftlichen<br />

Produktionsgrundlagen. Siedlungs- und siedlungsnahe Sonderlandschaften<br />

wurden nicht weiter nach den Höhenstufen differenziert.<br />

Auf der Ebene der Kulturlandschaftstypenverbände erfolgt eine weitere Aufgliederung der<br />

Kulturlandschaftssubklassen nach den Parametern der Landnutzungsmuster (z.B. Acker-<br />

Grünland-Nutzung) und der Körnigkeit und Textur der Matrix. Im Bereich der Waldlandschaften<br />

entfällt die Aufgliederung nach der Körnigkeit und Textur, da diese für die Untergliederung<br />

der Waldtypen als nicht norwendig erschien.<br />

Diese Typenverbände können dann noch weiter aufgrund des Waldanteiles in der Agrarlandschaft,<br />

bzw. der Baumartenzusammensetzung im Bereich der Waldlandschaften und<br />

28 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

des Anteils an Kleinstrukturen der Agrarlandschaft in die sog. Kulturlandschaftstypen untergliedert<br />

werden. Diese so definierten Kulturlandschaftstypen stellen die kleinste räum-liche<br />

Bezugseinheit auf dem Maßstab 1:50.000 dar. Sie können mittels der Freilanderhe-bungen<br />

im Maßstab 1:10.000 unterlegt und beschrieben werden.<br />

Hierachisches Niveau Code Beispiel<br />

I. Kulturlandschaftsklasse KL Agrarlandschaften<br />

<strong>II</strong>. Kulturlandschaftssubklasse SK der tieferen Lagen über Kristallin<br />

<strong>II</strong>I. Kulturlandschaftstypenverband TV feinteilig bis mittelblckig, grünlanddominiert<br />

IV. Kulturlandschaftstypen TP walddom. bis waldgeprägt und kleinstrukturreich<br />

Tab. 4: Hierachie der Kulturlandschaftseinheiten mit Beispielen<br />

JP<br />

KL<br />

TV<br />

TP<br />

SK<br />

TV<br />

I. <strong>II</strong>. <strong>II</strong>I. IV. V.<br />

Wasserdom<br />

Landschaften<br />

Waldlandschaften<br />

Agrarlandschaften<br />

Siedlungslandschaften<br />

Sonderlandschaften<br />

6<br />

2<br />

3 zonale Wälder<br />

Anthropogene L.<br />

3 azonale Wä lder<br />

Nat.-seminat. L.<br />

4<br />

Siedlungsnahe L.<br />

Teichlandschaften<br />

Abbaufolgeldsch.<br />

Moorlandschaften<br />

1 14 3 15<br />

Große natürliche<br />

und künstliche<br />

Fließ- und Stillgewässer<br />

differenziert nach<br />

der dominierenden<br />

Baumartenzusammensetzung<br />

Laubwälder,<br />

Mischwälder,<br />

Nadelwälder<br />

Hoch (>800m)<br />

Grünland<br />

9<br />

Höhenstufen<br />

Mittel (500-800m)<br />

+<br />

28<br />

Landnutzungsmuster<br />

Acker-Grünland Ackerland Extensivgrünland<br />

+<br />

Körnigkeit und Textur der Matrix<br />

feinteilig bis mittelblockig<br />

aufgelockerte Bebauung<br />

dichte und kompakte<br />

Bebauung<br />

Industrie- und Gewerbelandschaften<br />

Tief (


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Die praktische Vorgehensweise lief dabei in einem mehrstufigen Verfahren ab, wobei zuletzt<br />

die in verschiedenen Arbeitsschritten aufbereiteten Grundlagendaten entsprechend dem<br />

hierachischen Typenmodell zu den Kulturlandschaftstypen verknüpft werden.<br />

Da die verschiedenen Grundlagenlayer in unterschiedlichen Maßstäben und Genauigkeitsgraden<br />

vorlagen, wurde als Bezugsgrundlage die topografische Karte 1:50.000 verwendet.<br />

Auf Basis dieser Karten wurden die räumlichen Abgrenzungen aus der Satelliten- und Luftbildauswertung<br />

eingetragen.<br />

In einem ersten Schritt wurden auf Basis der von Satellitenbildern, SW-Orthofotos und Luftbildern<br />

Bereiche mit einem homogenen Landnutzungsmuster abgegrenzt (vgl. WICKHAM &<br />

NORTON 1994). Wickham und Norton bezeichnen diese als „Landscape pattern types“. Die<br />

resultierenden homogenen Teilflächen wurden bezüglich der vorherrschenden Landbedekkung,<br />

dem vorherrschenden Landnutzungsmuster, der Walddominanz, der Ausstattung mit<br />

Kleinstrukturen der Agrarlandschaft (Kleinbiotope), der Körnigkeit und Textur der Matrix und<br />

der Beeinflußung durch Wasser eingestuft. Diese Einstufung erfolgte aufgrund der vorhandenen<br />

Grundlagen und einer fundierten Raumkenntnis.<br />

Die Einstufung der Walddominanz wurde mit Hilfe der Walddaten aus CORINE LandCover<br />

unter ArcView korrigiert und angepaßt. Die Überprüfung der weiteren Einstufungen erfolgte<br />

durch eine stichprobenartige Kontrolle im Zuge einer Gebietsbefahrung.<br />

Die digital aufbereiteten Daten dieses ersten Auswertungsschrittes wurden nun mit den Daten<br />

aus einem digitalen Höhenmodell (DGM250) und den Daten der vereinfachten geologischen<br />

Karte überlagert und mit Hilfe eines hierarchischen Entscheidungsbaumes unter<br />

Arc/Info zu den Kulturlandschaftstypen verknüpft. Entsprechend einem streng hierarchischen<br />

System von Zuordnungsregeln, erfolgt die Ausweisung der Kulturlandschaftseinheiten<br />

der unterschiedlichen Hierachiestufen. Die Klassifikation erfolgt dabei auf Basis<br />

landschaftsökologischer Strukturparameter, d.h. aufgrund des Landnutzungsmusters (klassische<br />

Gliederungsansätze), erweitert um die Infomationen über die Körnigkeit der Flur und<br />

die Ausstattung des Landschaftsausschnittes mit Kleinstrukturen (Kleinbiotopen: Hecken,<br />

Raine, Einzelbäume, Feldgehölze,...). Somit wurde ein klassischer agrarstruktureller Ansatz<br />

(Landnutzungsmuster) um wesentliche ökologische Dimensionen erweitert, die eine feinere<br />

Differenzierung der Bewertungsräume, d.h. der Kulturlandschaftstypen, ermöglicht.<br />

Die so ermittelten Kulturlandschaftseinheiten stellen die zentralen Bewertungsräume dieser<br />

Untersuchung dar. Durch Überlagerung der Kartierungsergebnisse mit diesen Kulturlandschaftseinheiten<br />

wurde die Basis für weiterführende Auswertungen geschaffen, die eine objektivierte<br />

Bewertung der Qualitäten und Empfindlichkeiten dieser Landschaften gegen-über<br />

verschiedenen Eingriffen ermöglicht.<br />

1.3.2.2. Indikatoren zur Typenbeschreibung<br />

Um eine bessere Vergleichbarkeit der die Kulturlandschaftstypen beschreibenden Landschaftsausschnitte<br />

zu erhalten, wurde ein Set von Indikatoren aus der Vielzahl der bestehenden<br />

landscape metrics (vgl. O’NEILL et al. 1988; TURNER 1990; BAKER & CAI 1992;<br />

MCGARIGAL & MARKS 1994; COLVILLE 1995; R<strong>II</strong>TTERS et al. 1995; HAINES-YOUNG & CHOP-<br />

PING 1996; CAIN et al. 1997; HARGIS et al. 1998) ausgewählt, die den Unterschied zwischen<br />

diesen klar werden lassen. Eine statistische Absicherung der Unterschiede, war aufgrund der<br />

30 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

geringen Stichprobenanzahl nicht möglich. Diese Indikatoren müssen daher als reine Deskriptoren<br />

angesehen werden. Eine Verdichtung der Untersuchungen und statis-tische Auswertung<br />

wäre für die Zukunft sehr notwendig.Es wurde solche Indikatoren gewählt, die einerseits<br />

die unterschiede zwischen den Kulturlandschaftstypen am klarsten umreißen und sich<br />

andererseits für die Beschreibung der ökologischen und landschaftsökologischen Verhältnisse<br />

innerhalb dieser Kulturlandschaftstypen und zwischen diesen verwenden lassen.<br />

Nach O’Neill et al. (1988) müssen geeignete Landschaftsindizes dabei folgende Charakteristika<br />

aufweisen:<br />

• Der jeweilige Index sollte gleiche Strukturen in der Landschaft mit identischen Werten<br />

beschreiben.<br />

• Der Index sollte unabhängig und unkorreliert von anderen Indizes sein.<br />

• Indizes sollen skaleninvariant sein, d.h. sie sollten unabhängig von der absoluten Fläche<br />

des Untersuchungsgebietes sein.<br />

Viele der in der Literatur beschriebenen Indizes erfüllen jedoch diese Anforderungen nicht<br />

(vgl. BLASCHKE 1999; WALZ 1999). Dabei muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß die<br />

biologische Relevanz dieser Indizes wichtiger ist, als die statistischen Eigenschaften (CAIN et<br />

al. 1997).<br />

Nach McGarigal & Marks (1994) kann man Indizes auf drei verschiedenen Ebenen berechnen:<br />

a.) auf der Ebene der ‚patches‘, welche den Landschaftselementen entsprechen, b.) auf<br />

der Ebene der ‚classes‘, welche den Landnutzungskategorien entsprechen und c.) auf der<br />

Ebene der ‚landscapes‘, die den Kulturlandschaftstypen entsprechen. Diese drei Niveaus<br />

beschreiben unterschiedliche Hierarchien in der Landschaft.<br />

Im folgenden sollen nun die ausgewerteten Landschaftsindizes beschrieben werden. Man<br />

kann dabei Indizes auf zwei verschiedenen Ebenen unterscheiden:<br />

• die Ebene der Kulturlandschaftstypen des Untersuchungsgebietes Maßstab (1:50.000)<br />

• die Ebene der Kulturlandschaftstypen der Landschaftsausschnitte (1:10.000).<br />

Ebene der Landschaftsausschnitte – Indizes der Landschaftsheterogenität &<br />

-komplexität<br />

Der Dominanz-Index (DO-I) (O’NEILL et al. 1988) spiegelt das Ausmaß wider, mit dem<br />

eine Landnutzungskategorie das Nutzungsmosaik des Kulturlandschaftstyps dominiert. Er<br />

kann daher auch zur Bestimmung der Matrix eines Kulturlandschaftstyps herangezogen<br />

werden.<br />

Pi.........................Anteil der Landnutzungskategorie i an dem Kulturlandschaftstyp<br />

i...........................Landnutzungskategorie<br />

n..........................Gesamtanzahl der im Kulturlandschaftstyp vorkommenden Landnutzungskategorien<br />

Als Landnutzungskategorien wurde einerseits eine 10 und andererseits eine 30 Klassen umfassende<br />

Liste für die Berechnung des Dominanz-Index (DO-I-10 und DO-I-30) verwendet<br />

(siehe Tab. 5 und Tab. 6).<br />

Endbericht / Textteil 31


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Je höher der Wert des Dominanz-Index, desto stärker wird der Kulturlandschaftstyp von einigen<br />

wenigen oder einer Landnutzungskategorie dominiert. Der Wert geht gegen 0, wenn nur<br />

eine einzige Landnutzungskategorie vorhanden ist. Ein geringer Wert hingegen, weist auf ein<br />

sehr heterogenes, sich aus vielen Landnutzungskategorien zusammensetzendes Landschaftsmosaik<br />

hin. Neben der Fraktalen Dimension, die im Rahmen dieser Untersuchungen<br />

nicht berechnet wurde, beschreibt der Dominanz-Index die Komplexität der Landschaft<br />

(O’NEILL et al. 1988).<br />

GRP1 CODE Landnutzungsklasse GRP1 CODE Landnutzungsklasse<br />

1 ACKER___ Ackerland 6 BRACHEN_ Brachen<br />

2 WIESEN__ Wiesen- und Weideland 7 KLEINSTR Kleinstrukturen der Agrarlandschaft<br />

3 WEINOBST Wein- und Obstgärten 8 SIEDLUNG Siedlungs-, Indus.- und Gewerbegeb.<br />

4 WALDFORS Wälder und Forste 9 VERKEHR_ Verkehrswege<br />

5 GEWAESSE Fließ- und Stillgewässer 10 SOBIOTOP Sonderbiotope<br />

Tab. 5: Liste der Landnutzungsklassen<br />

GRP2 CODE Landnutzungskategorien GRP2 CODE Landnutzungskategorien<br />

0 XXX kein Wert 61 BRACHEN_ Brachen<br />

11 AC_GETRE Ackerbau Getreide 71 ALLEE___ Alleen und Baumzeilen<br />

12 AC_HACKF Ackerbau Hackfrüchte 72 EINZBAUM Einzelbäume und Kultbäume<br />

13 AC_FELDF Feldfutteranbau 73 FELDGEHO Feldgehölze<br />

21 WI_BAUWI Baumwiesen (Obstbaumwiesen) 74 FELDRAIN Feldraine<br />

22 WI_WIRWI Wirtschaftswiesen 75 HECKEN__ Hecke<br />

23 WI_WEIDE Weiden i.A. 76 KLEIARCH Kleinarchitektur in der Landschaft<br />

31 WEIN_OBS Wein- und Obstbau 81 MATERIAL Materialentnahmestellen<br />

33 GEHOELZP Gehölzplantagen 82 PARKGART Parks und Gärten<br />

40 WALD_I_A nicht beschriebener Wald 83 SIEDLUNG Siedlung (Einzelhaus, Dörfer, Städte)<br />

41 WALD_NAT Wälder i.A. 84 INDUSTRI Industrie- und Gewerbegebiete<br />

42 WALD_FOR Forste 91 VERKEHR_ Verkehrswege<br />

51 STILLGEW Stillgewässer 92 VERKEHRS verkehrsgebundene Sonderflächen<br />

52 FLIESGEW Fließgewässer 100 SOBIOTOP Sonderbiotope<br />

Tab. 6: Liste der Landnutzungskategorien (Hauptnutzungsklassen)<br />

Die Patch-Density (PA-D) (vgl. MCGARIGAL & MARKS 1994) ist ebenfalls ein Maß für die<br />

Landschaftsheterogenität und -komplexität. Sie spiegelt die Anzahl von Landschaftselementen<br />

je Flächeneinheit (ha) des Kulturlandschaftstyps wider, unabhängig von deren<br />

Nutzung.<br />

n..........................Gesamtanzahl der Landschaftselemente im betrachteten Ausschnitt (KL-Typ)<br />

A..........................Fläche des betrachteten Ausschnittes (KL-Typ)<br />

Die Angabe erfolgt in [Landschaftselemente/ha] wobei ein höherer Wert eine höhere Heterogenität,<br />

Komplexität und auch Fragmentierung (vgl. HAINES-YOUNG & CHOPPING 1996) des<br />

betrachteten Landschaftsausschnittes bedeutet.<br />

Die Landscape-Diversity (LA-D) (vgl. MCGARIGAL & MARKS 1994) beschreibt die Anzahl an<br />

verschiedenen Landunutzungskategorien je Flächeneinheit (ha) des betrachteten Landschaftsausschnittes.<br />

Sie ist somit auch ein Maß für die Habitatvielfalt, Nutzungstypenvielfalt,<br />

Heterogenität und Komplexität des Kulturlandschaftstyps.<br />

32 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

N .........................Anzahl der Landnutzungskategorien im betrachteten Landschaftsausschnitt (Kulturlandschaftstyp)<br />

A .........................Fläche des betrachteten Landschaftsausschnittes (Kulturlandschaftstyp)<br />

Je höher der Wert, desto mehr Landnutzungskategorien finden sich im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />

und desto heterogener und auch komplexer ist dieser ausgestattet. Die<br />

Angabe des Wertes erfolgt in [Landnutzungsklassen/ha]<br />

Ebene der Landschaftsausschnitte – Indizes des Landnutzungsmusters<br />

Der Acker-Grünland-Index (AG-I) spiegelt das Verhältnis von Grünland zu Ackerland im<br />

betrachteten Landschaftsausschnitt, dem Kulturlandschaftstyp, wider. Dabei wird die als<br />

Grünland genutzte (Mähwiesen, Weiden, Streuobst- und Obstbaumwiesen und Extensivgrünland)<br />

Fläche im Verhältnis zur gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (Grünland<br />

und Ackerland, inkl. junge Ackerbrachen) gesetzt.<br />

Agruenland(i) ............Fläche des Landschaftselementes i, das als Grünland genutzt wird<br />

n..........................Anzahl der Landschaftselemente, die als Grünland genutzt werden<br />

Aackerland(j).............Fläche des Landschaftselementes j, das als Ackerland genutzt wird<br />

m.........................Anzahl der Landschaftselemente, die als Ackerland genutzt werden<br />

Der Wert des Acker-Grünland-Index bewegt sich, je nach Grünlandanteil, zwischen 0 und 1.<br />

Ein Wert bei 1 bedeutet, daß die landwirtschaftliche Nutzfläche des betrachteten Landschaftsausschnittes<br />

von Grünland dominiert wird. Ein Wert bei 0 bedeutet eine Dominanz<br />

des Ackerlandes. Acker-Grünland-Mischtypen, weisen Werte zwischen 0,4 und 0,7 auf.<br />

Der Hemerobie-Index (HE-I) spiegelt das Verhältnis der stark anthropogen veränderten<br />

Landschaftselemente zu den mäßig bis schwach anthropogen überformten Landschaftselementen<br />

des Landschaftsausschnittes wider.<br />

Aart.......................Fläche der sehr stark bis stark anthropogen überformten Landschaftselemente (artifiziell<br />

metahemerob, polyhemerob, α-euhemerob, β-euhemerob) in ha<br />

Anat......................Fläche der mäßig bis nicht anthropogen überformten Landschaftselemente (natürlich<br />

mesohemerob, oligohemerob, ahemerob)<br />

Der Wertebereich des HemerobieIndex liegt zwischen 0 und 1. Stark anthropogen überprägte<br />

Landschaften weisen Werte um 1 auf, wogegen Landschaften mit einem beträchtlichen<br />

Anteil an naturnahen und natürlichen Strukturen (z.B. Mager- oder Trockenrasen,<br />

Feuchtwiesenreste, Hecken, ...) Werte um 0 aufweisen.<br />

Endbericht / Textteil 33


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Den Grad der chronischen anthropogenen Störung (‚anthropogenic disturbance‘) wird – abgeleitet<br />

aus dem ‚measure of disturbance (U)‘ (O’NEILL et al. 1988) – durch den Disturbance-Index-I<br />

(DI-I) berechnet, der das Verhältnis von stark und oft gestörten Landschaftsausschnitten<br />

zu selten und meist schwach gestörten Landschaftsausschnitten darstellt.<br />

Aurban ...................Fläche der Landschaftselemente mit Siedlungsnutzung (Landnutzungsklassen Siedlung<br />

und Verkehr)<br />

Aagri......................Fläche der Landschaftselemente mit landwirtschaftlicher Nutzung (Landnutzungsklassen<br />

Ackerland, Wiesen- und Weideland, Brachen, sowie Wein- und Obstbau)<br />

Aforest....................Fläche der Wald- und Forstlandschaftselemente (Landnutzungsklasse Wälder und<br />

Forste)<br />

Awetland.................Fläche der Sonderbiotope (Landnutzungsklasse der Sonderbiotope)<br />

Abiotops..................Fläche der Kleinstrukturen (Landnutzungsklasse der Kleinstrukturen der Agrarlandschaft)<br />

Je höher der Wert des Disturbance-Index, desto stärker wird der Landschaftsausschnitt von<br />

stärker gestörten Landschaftselementen dominiert.<br />

Der Persistenz-Index (PE-I) beschreibt den Unterschied zwischen ‚konservativen‘ und stark<br />

veränderten Landschaften. Als persistente Landschaftselemente wurden jene angesehen,<br />

welche eine RML-Einstufung (Remnant Landunits Einstufung) von ungleich 0 erhalten haben,<br />

d.h. Landschaftselemente sind, die Reste einer alten Kultur- oder Natur-landschaft darstellen.<br />

Der Index repräsentiert das Verhältnis persistenter Landschaftselemente zur Gesamtanzahl<br />

der Landschaftselemente, d.h. wie hoch ist die Möglichkeit ein persistentes<br />

Landschaftselement in diesem Landschaftsausschnitt anzutreffen.<br />

n..........................Anzahl persistenter Landschaftselemente eines Landschaftsausschnittes (RML-<br />

Einstufung >0)<br />

N .........................Gesamtanzahl der Landschaftselemente eines Landschaftsausschnittes<br />

Der Wertebereich liegt zwischen 0 und 1, wobei bei einem Wert von 0 keine persistenten<br />

Landschaftselemente mehr in dem betrachteten Landschaftsausschnitt zu finden sind (hoher<br />

turn-over in der Landschaft) und bei einem Wert von 1 der gesamte betrachtete Landschaftsausschnitt<br />

von persistenten Landschaftselementen eingenommen wird (geringer turnover<br />

in der Landschaft konservative Landschaften).<br />

Ebene der Landschaftsausschnitte – Netzwerkparameter<br />

Um die Vernetztheit bzw. die Zerschnittenheit eines Landschaftsausschnittes zu beschreiben,<br />

wurde die durchschnittliche Länge von linearen Elementen je Flächeneinheit des betrachteten<br />

Landschaftsausschnittes berechnet. Die Länge der linearen Landschaftselemente,<br />

sofern nicht angegeben, wurde dabei aus den erhobenen Daten der Landschaftselemente<br />

(Elementfläche und -breite) näherungsweise berechnet. Die Zuordnung der Landschaftselemente<br />

zu Netzwerken erfolgte lediglich auf lokaler Ebene. Regional oder überregional<br />

bedeutende Netzwerke (‚biocorridors‘ z.B. Wiesenkorridore, Gehölzkorridore) konnten<br />

34 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

auf dieser Ebene nicht berücksichtigt werden, da sie die Maßstabsebene der Kartierung ü-<br />

bersteigen.<br />

Die linearen Elemente eines Landschaftsausschnittes wurden zu folgenden Netzwerkkategorien<br />

zusammengefaßt.<br />

Code Netzwerkkategorie Code Netzwerkkategorie<br />

52 Fließgewässer (running water, water courses) 74 Feldraine (balks)<br />

53 Gräben (ditches) 76 Lineare Kleinarchitektur (linear anthropogenic structure)<br />

75 Hecken (hedge rows) 91 Versiegelte Verkehrswege (sealed roads)<br />

71 Alleen und Baumzeilen (alleys and tree lines) 92 Unversiegelte Verkehrswege (unsealed roads)<br />

Tab. 7: Liste der Netzwerkkategorien<br />

Je Netzwerkkategorie wurde nun für jeden Landschaftsausschnitt die durchschnittliche Länge<br />

je Flächeneinheit [m/ha], die sog. Lauflänge (LL) einer Netzwerkkategorie berechnet.<br />

LLi .......................Lauflänge der Netzwerkkategorie i in m /ha<br />

lengthi .................Gesamtlänge der Netzwerkkategorie i in m im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />

N .........................Gesamtanzahl der Landschaftselemente im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />

Aj.........................Fläche des Landschaftselements j im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />

Je höher der Wert, desto dichter ist das Netzwerk innerhalb des betrachteten Landschaftsausschnittes.<br />

Der ökologische Effekt hängt jedoch von der Netzwerkkategorie und der betrachteten<br />

Organismengruppe ab (vgl. HENEIN & MERRIAM 1990; JONSON & FAHRIG 1997;<br />

BUREL & BAUDRY 1995a; BUREL 1992; AN<strong>DER</strong>SON & DANIELSON 1997; MILLER et al. 1997).<br />

Ebene der Landschaftsausschnitte – Formparameter<br />

Sowohl als class index als auch als landscape index wurde der durchschnittliche Shape-<br />

Index (SH-I) errechnet. Dieser ein Flächen-Umfang-Verhältnis dar, in Bezug auf die idealisierte<br />

Form des Kreises. Je höher der Wert, desto größer ist die Grenzlinie und desto komplexer<br />

oder elongierter ist das Landschaftselement, je geringer der Wert, d.h. je näher bei 1,<br />

desto kompakter und gedrungender ist das Landschaftselement.<br />

P .........................Umfang des Landschaftselementes in m<br />

A .........................Fläche des Landschaftselementes in m²<br />

Der durchschnittliche Shape-Index wurde sowohl für die Landnutzungsklassen, d.h. als<br />

class index, als auch für die Kulturlandschaftstypen, d.h. als landscape index, berechnet.<br />

Neben dem Durchschnittswert werden auch Standardabweichung, Minimum und Maximum<br />

des durchschnittlichen Shape-Indizes der jeweiligen Ebene angegeben.<br />

Als weiterer einfacher Formparameter, der sowohl auf patch-, class- und auch landscape-<br />

Niveau leicht zu ermitteln ist, ist die durchschnittliche Flächengröße der Landschaftselemente<br />

in ha. Dieser Index bietet, in Kombination mit anderen, wichtige Zusatzinformationen<br />

über die Kleinteiligkeit und Komplexität des Landschaftsmosaiks. Neben dem<br />

Endbericht / Textteil 35


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Durchschnittswert wurden ebenfalls die Standardabweichung, als Maß für die Variabiltität<br />

des Wertes, sowie die kleinste und größte ermittelt und angeführt.<br />

Um einen Landschaftsausschnitt bezüglich seiner Flächengrößen bewerten zu können ist es<br />

notwendig punktförmige und linienhafte Landschaftselemente (z.B. Einzelbäume, Feldraine)<br />

aus der Berechnung des Wertes auszuschließen, da diese meist kleinflächigen Elemente<br />

den Durchschnittswert extrem verzerren.<br />

Ebene der Kulturlandschaftstypen – Netzwerkparameter<br />

Auf dieser Ebene wurde die Gesamtfläche des Kulturlandschaftstyps im Bearbeitungsgebiet<br />

für die Ermittlung zweier Netzwerk-Indizes herangezogen: (a) die Lauflänge der Straßen und<br />

(b) der Fließgewässer.<br />

Gewässer stellen ein wichtiges ökologisches Netzwerk in der Landschaft dar (MAN<strong>DER</strong> et al.<br />

1999). Um dieses zu beschreiben, wurde die Dichte des Gewässernetzes [m/ha] in den<br />

Kulturlandschaftstypen ermittelt. Als Basis dafür wurde das digitale Flußnetz der Österreichischen<br />

Karte 1:50.000 (ÖK50) herangezogen. Durch Überlagerung der Kulturlandschaftstypen<br />

mit dem Gewässernetz wurde die durchschnittliche Länge des Gewässernetzes je Flächeneinheit,<br />

d.h. die Lauflänge (LL), des betrachteten Kultur-landschaftstyps ermittelt.<br />

LLi .......................Lauflänge des Flußnetzwerkes in m /ha<br />

lengthi..................Gesamtlänge der Netzwerkkategorie i in m im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />

N .........................Gesamtanzahl der Kulturlandschaftstypenflächen j im Bearbeitungsgebiet<br />

Aj.........................Fläche des Kulturlandschaftstyp j im Bearbeitungsgebiet<br />

Als weiteres wichtiges und relativ leicht faßbares Netzwerk wurde die Dichte des Straßennetzes<br />

[m/ha] je Kulturlandschaftstyp ermittelt. Als Basis dafür wurde das Straßennetz der<br />

Österreichischen Karte 1:50.000 (ÖK50) herangezogen. Durch Über-lagerung der Kulturlandschaftstypen<br />

mit dem Straßen- und Wegenetz wurde die durchschnit-tliche Länge des<br />

Straßennetzes je Flächeneinheit, d.h. die Lauflänge (LL), des betrachteten Kulturlandschaftstyps<br />

ermittelt.<br />

1.3. ZUSAMMENFASSUNG<br />

Im Natur- und Landschaftsschutz geht es meist um die Ausweisung von Gebiete und um die<br />

Abwägung von Prioritäten. Bei der Begründung, Ausweisung und räumlichen Abgrenzung<br />

von Flächen müssen ökologisch-wissenschaftliche, aber auch ökonomische, ästhetische und<br />

ethisch-moralische Argumente abgewogen werden. Sachgerechtes Handeln macht den Einsatz<br />

von GIS im Naturschutz und der Landschaftspflege zwingend notwendig. In Zukunft<br />

müssen vorhandene Daten stärker analytisch genutzt und synoptisch verknüpft werden. Ziel<br />

muß es sein, ökologisch ungünstige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen, daraus Prioritäten<br />

für praktisches Handeln aufzuzeigen und damit Gefahren für Mensch und Umwelt wirkungsvoller<br />

begegnen zu können.<br />

36 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Aus den Erkenntnissen dieser Untersuchung ergeben sich folgende Tatsachen:<br />

(a) landschaftliche Strukturindikatoren beschreiben ökologische Phänomene in der Landschaft<br />

und können mit diesen verknüpft werden. Die landschaftliche Vielfalt und das Ausmaß<br />

der Ökotonlänge sind zentrale Faktoren, die Artenreichtum und somit auch Diversität bedingen.<br />

(b) es kann keinen optimalen, alles erklärenden „Strukturindikator“ geben, da in unterschiedlichen<br />

Kulturlandschaftstypen, d.h. den räumlichen Bezugseinheiten, verschiedene<br />

Strukturindikatoren zur Erklärung ökologischer Phänomene, wie z.B. des Artenreichtums,<br />

herangezogen werden müssen und diese jeweils einen unterschiedlichen Erklärungswert in<br />

den Modellen aufweisen, um der Vielfalt der Landschaft gerecht zu werden.<br />

(c) Kulturlandschaftstypen und sowohl die über-, als auch die untergeordneten Einheiten<br />

können als entsprechende räumliche Bezugseinheiten für naturschutzfachliche und auch<br />

landschaftsschutzfachliche Fragestellungen herangezogen werden. Sie stellen relevante<br />

Bezugseinheiten für natur- und landschaftsschutzfachliche Fragestellungen dar.<br />

(d) auf unterschiedlichen räumlichen Betrachtungsebenen und unterschiedlichen Betrachtungsräumen,<br />

d.h. den Kulturlandschaftseinheiten, wirken unterschiedliche Mechanismen<br />

und Prozesse. Diese Mechanismen manifestieren sich in der Landschaftsstruktur, die, über<br />

landschaftliche Strukturindikatoren, den sog. Landschaftsmaßen, beschrieben und faßbar<br />

gemacht werden können. Die untersuchten Landschaftsmaße haben eine ökologische Relevanz<br />

und können zur Erklärung des Artenreichtums eines Landschaftsausschnittes herangezogen<br />

werden.<br />

(e) Der Artenreichtum (‚species richness‘) eines Landschaftsausschnittes stellt ein wichtiges<br />

Qualitätskriterium einer Landschaft dar. Die Struktur des landschaftlichen Mosaiks, d.h. die<br />

landschaftliche Vielfalt, beschrieben über Landschaftsindizes, kann dabei als rascher Indikator<br />

zur Abschätzung des potentiellen Artenreichtums herangezogen werden. Diese Strukturindikatoren<br />

können jedoch nur einen Hinweis liefern, der eine rasche und effiziente Vorgliederung<br />

des Bewertungsraumes ermöglicht. Die konkrete Situation kann nur über eine lokale<br />

Bearbeitung erfolgen.<br />

Die Kulturlandschaftstypisierung steht als effizient einsetzbares Bindeglied zwischen einer<br />

groben Raumgliederung und einer detaillierten lokalen Bearbeitung. Sie ermöglicht die Integration<br />

verschiedenster Betrachtungsebenen (‚scales‘) und die effiziente Vernetzung der jeweiligen<br />

Information. Sie stellt daher ein wertvolles Instrument bei regionalen und auch lokalen<br />

naturschutzfachlichen Bewertungen dar.<br />

Endbericht / Textteil 37


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

1.4. ZITIERTE LITERATUR<br />

Anderson, G.S. & Danielson, B.J. (1997): The effect of landscape composition and physio-gnomy on metapopulation<br />

size: the role of corridors. Landscape Ecology 12:261-271.<br />

Aubrecht, P. (1996): Das europäische Landnutzungsprojekt CORINE Landcover und erste Ergebnisse für Österreich.<br />

In: Dollinger, F. & Strobl, J. (Hrsg.): Angewandte Geographische Informationsverarbeitung VI-<br />

<strong>II</strong>. Salzburger Geographische Materialien, Heft 24.<br />

Aubrecht, P. (1998): CORINE LANDCOVER Österreich. Vom Satellitenbild zum digitalen Bodenbedeckungsdatensatz.<br />

UBA-Monographien, Band 93. Umweltbundesamt, Wien.<br />

Baker, W.L. & Cai, Y. (1992): The r.le programs for multiscale analysis of landscape structure using the GRASS<br />

geographical information system. Landscape Ecology 7(4):291-302.<br />

Bastian, O. & Schreiber, K.-F. (Hrsg.) (1999): Analyse und ökologische Bewertung der Landschaft. 2. Neubearbeitete<br />

Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidel-berg-Berlin.<br />

Bastian, O. (1999): Landschaftsbewertung und Leitbildentwicklung auf der Basis von Mikrogeochoren. In: Steinhardt,<br />

U. & Volk, M. (Hrsg.): Regionalisierung in der Landschaftsökologie. Forschung – Planung –<br />

Praxis. B.G.Teubner, Stuttgart – Leipzig. S.287-298.<br />

Blaschke, T. (1999): Quantifizierung der Struktur einer Landschaft mit GIS: Potential und Probleme. In: Walz, U.<br />

(Hrsg.): Erfassung und Bewertung der Landschafts-struktur. Auswertung mit GIS und Fernerkundung.<br />

IÖR-Schriften Bd.29. S.9-28.<br />

Burel, F. & Baudry, J. (1990): Structural dynamic of a hedgerow network landscape in Brittany France. Landscape<br />

Ecology 4(4):197-210.<br />

Burel, F. & Baudry, J. (1995a): Species biodiversity in changing agricultural landscapes: A case study in the Pays<br />

d’Auge, France. Agriculture, Ecosystems and Enviroment 55:193-200.<br />

Burel, F. & Baudry, J. (1995b): Social, aesthetic and ecological aspects of hedgerows in rural landscapes as a<br />

framework for greenways. Landscape and Urban Planning 33:327-340.<br />

Burel, F. (1992): Effect of landscape structure and dynamics on species diversity in hedgerow networks. Landscape<br />

Ecology 6(3):161-174.<br />

Cain, D.H.; Riitters, K. & Orvis, K. (1997): A multi-scale analysis of landscape statistics. Landscape Ecology<br />

12:199-212.<br />

Colville, D. (1995): Ecological landscape analysis using GIS. In: Domon, G. & Falardeau, J. (Hrsg.): Landscape<br />

Ecology in Land Use Planning. Methods and Practice. Proc. Of the 4th Workshop of the Canadian<br />

Society for Landscape Ecology an Management (Quebec 06/94). Polyscience Publ.Inc., Morin<br />

Heights (Canada).<br />

Ellenberg, H. (1974, 1979): Zeigerwerte der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. Scripta Geo-botanica 9.<br />

Ellenberg, H., Weber, H.E., Düll, R., Wirth, V., Werner, W., Paulißen, D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in<br />

Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18 (2.Auflage 1992).<br />

Fink, M.H.; Grünweis, F.M. & Wrbka, Th. (1989): Kartierung ausgewählter Kulturlandschaften Österreichs. Monographien<br />

des Umweltbundesamtes Bd.11. Umweltbundesamt Wien, Wien. S.335.<br />

Forman, R.T.T. & Godron, M. (1981): Patches and structural components for a landscape ecology. BioScience<br />

31:733-740.<br />

Forman, R.T.T. & Godron, M. (1984): Landscape Ecology Priciples and Landscape Function. In: Brandt, J. &<br />

Agger, P. (eds): Proceedings of the First International Seminar on Methodology in Landscape Ecological<br />

Research and Planning (Roskilde University Centre 15-19 October 1984). Vol.V: Supplementary<br />

Volume.Roskilde Universitetsforlag GeoRuc, Roskilde.<br />

Forman, R.T.T. & Godron, M. (1986): Landscape Ecology. John Wiley & Sons, New York – Chichester – Brisbane<br />

– Toronto – Singapore.<br />

Forman, R.T.T. (1983): Corridors in a landscape: Their ecological structure and function. Ekologia (CSSR)<br />

2(4):375-387.<br />

Forman, R.T.T. (1990): Ecologically Sustainable Landscapes: The Role of Spatial Configuration. In: Zonneveld,<br />

I.S. & Forman, R.T.T. (eds.): Changing Land-scapes: An ecological perspective. Springer Verlag,<br />

New York – Berlin – Heidelberg - London – Paris – Tokyo – Hong Kong. S.261-278.<br />

Forman, R.T.T. (1995a): Land Mosaics. The ecology of landscapes and regions. Cambridge University Press,<br />

Cambridge.<br />

Forman, R.T.T. (1995b): Some general principles of landscape and regional ecology. Landscape Ecology<br />

10(3):133-142.<br />

38 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Grabherr, G. & Mucina, L. (Hrsg.) (1993): Die Pflanzengesellschaften Österreichs. Band <strong>II</strong>. Natürliche waldfreie<br />

Vegetation. Fischer, Jena.<br />

Grabherr, G. (1994): Biodiversität und landschaftliche Vielfalt Österreichs. In: Morawetz, W. (Hrsg.): Ökologische<br />

Grundwerte in Österreich. Biosystematics an Ecology Series. Österr.Aka.d.Wiss., Wien. S.23-56.<br />

Grabherr, G.; Koch, G. & Kirchmeir, H. (1995): Naturnähe Österreichischer Wälder. Sonder-druck der Österreichischen<br />

Forstzeitung 1/97.<br />

Grabherr, G.; Koch, G.; Kirchmeir, H. & Reiter, K. (1998): Hemerobie Österreichischer Waldökosysteme. Österreichische<br />

Akademie der Wissenschaften, Veröffentlich-ungen des österr.MaB-Programmes, Bd.17.<br />

Universitätsverlag Wagner, Innsbruck.<br />

Haines-Young, R. & Chopping, M. (1996): Quantifying landscape structure: a review of landscape indices and<br />

their application to forested landscapes. Progress in Phys. Geography 20:418-445.<br />

Hargis, C.D.; Bissonette, J.A. & David, J.L. (1998): The behavior of landscape metrics commonly used in the<br />

study of habitat fragmentation. Landscape Ecology 13:167-186.<br />

Henein, K. & Merriam, G. (1990): The elements of connectivity where corridor quality is variable. Landscape<br />

Ecology 4(2/3):157-170.<br />

Hill, M.O. (1979): TWINSPAN – a Fortran program for arranging multivariate datas in a ordered two way table by<br />

classification of individuals and attributes. Cornell University, Ithaca – New York.<br />

Hoover, S.R. & Parker, A.J. (1991): Spatial components of biotic diversity in landscapes of Georgia, USA. Landscape<br />

Ecology 5(3):125-136.<br />

Jonson, I.D. & Fahrig, L. (1997): Response of generalist and specialist insect herbivores to landscape spatial<br />

structure. Landscape Ecology 12:185-197.<br />

Kilian, W.; Müller, F. & Starlinger, F. (1994): Die forstlichen Wuchsgebiete Österreichs. Eine Naturraumgliederung<br />

nach waldökologischen Gesichtspunkten. Berichte der Forstlichen Bundesversuchsanstalt Wien,<br />

Bd.82, Wien.<br />

Krönert, R. (1999): Landschaftseinheiten versus Naturraumeinheiten In: Steinhardt, U. & Volk, M. (Hrsg.): Regionalisierung<br />

in der Landschaftsökologie. Forschung – Planung – Praxis. B.G.Teubner, Stuttgart –<br />

Leipzig. S. 271-281.<br />

Küster, H. (1995): Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart. Verlag<br />

C.H.Beck, München.<br />

Kutzenberger, G. & Kutzenberger, H. (2000): Naturerlebnis Sterngartel. Ökopädagogische Aufbereitung der Kulturlandschaft.<br />

Unveröffentl.Projektbericht. Studie im Auftrag des Tourismusverband Mühlvierteler<br />

Sterngartel.<br />

Kutzenberger, H. (1998): Bezugsräume als InstrumenT der Naturschutzplanung. ÖKO-L.<br />

Kutzenberger, H. (1998a): Bezugsräume als Instrument der Naturschutzplanung. ÖKO-L 20(4):31-35.<br />

Kutzenberger, H. (1998b): Zubringer Münzbach – Umfahrung Perg-Ost. Ökologischer Variantenvergleich. Unveröffentl.Projektbericht.<br />

Studie im Auftrag der OÖ.Landesregierung.<br />

Kutzenberger, H. (2000a): B115 – Eisenstraße. Ökologischer Variantenvergleich. Unveröffentl.Projektbericht.<br />

Studie im Auftrag der OÖ.Landesregierung.<br />

Kutzenberger, H. (2000b): Dorferneuerung Ottenschlag – Ortsentwicklung iim Dorf und in der Flur. Unveröffentl.Projektbericht.<br />

Sutdie im Auftrag der Gemeinde Ottenschlag.<br />

Kutzenberger, H. (2000c): Örtliches Entwicklungskonzept Schönegg – Ausweisung landschaftlicher Vorrangzonen.<br />

Unveröffentl.Projektbericht. Studie im Auftrag der Gemeinde Schönegg.<br />

Kutzenberger, H. (2000d): Örtliches Entwicklungskonzept Vorderweißenbach – Ausweisung landschaftlicher<br />

Vorrangzonen. Unveröffentl.Projektbericht. Studie im Auftrag der Gemeinde Vorderweißenbach.<br />

Leser, H. (1991): Landschaftsökologie. Ansatz, Modelle, Methodik, Anwendung. 3.Aufl. (UTB für Wissenschaft:<br />

Uni-Taschenbücher; Bd.521). Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart. S.647ff.<br />

Letouze-Zezula, G.; Jeschke, H.P.; Kreutzer, L.H.; Lipiarski, P.; Rakaseder, S. & Reitner, H. (1994): GIS-Einsatz<br />

in der Raumplanung: Bewertung der Sicherungswürdigkeit von Mineral-Rohstoffen. Salzburger<br />

Geographische Materialien 21:435-443.<br />

Letouze-Zezula, G.; Kreutzer, L.H.; Lipiarski, P. & Reitner, H. (1993): An expert system to evaluate the protectivity<br />

of mineral resources. In: GIS for Enviroment. Conf.Proc. Krakow. S.129-141.<br />

Mander, Ü.; Mikk, M. & Külvik, M. (1999): Ecological and low intensity agriculture as contributors to landscape<br />

and biological diversity. Landscape and Urban Planning 46:169-177.<br />

McGarigal, K. & Marks, B. (1994): FRAGSTATS – Spatial pattern analysis program for quantifying landscape<br />

structure. Dolores.<br />

Endbericht / Textteil 39


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Meeus, J.H.A. (1995): Pan-Euopean landscapes. Landscape and Urban Planning 31:57-79.<br />

Miller, J.N.; Brooks, R.P. & Croonquist, M.J. (1997): Effects of landscape patterns on biotic communities. Landscape<br />

Ecology 12:137-153.<br />

Nassauer, J.I. (1995): Culture and changing landscape structure. Landscape Ecology 10(4):229-237.<br />

Naveh, Z. & Liebermann, A.S. (1993): Landscape Ecology. Theory and Application. 2nd Edition. Springer Verlag,<br />

New York – Berlin – Heidelberg – London – Paris – Tokyo – Hong Kong – Barcelona – Budapest.<br />

Naveh, Z. (1991): Some remarks on recent developments in landscape ecology as a trans-disciplinary ecological<br />

and geographical science. Editorial comment. Landscape Ecology 5(2):65-73.<br />

O’Neill, R.V.; Hunsaker, C.T.; Timmins, S.P.; Jackson, B.L.; Jones, K.B.; Riiters, K.H. & Wickham, J.D. (1996):<br />

Scale problems in reporting landscape pattern at the regional scale. Landscape Ecology 11(3):169-<br />

180<br />

O’Neill, R.V.; Krummel, J.R.; Gardner, R.H.; Sugihara, G.; Jackson, B.; DeAngelis, D.L.; Milne, B.T.; Turner, M.G.;<br />

Zygmunt, B.; Christensen, S.W.; Dale, V.H. & Graham, R.L. (1988): Indices of landscape pattern.<br />

Landscape Ecology 1(3):153-162.<br />

O'Neill, R. V., J. R. Krummel, R. H. Gardner, G. Sugihara, B. Jackson, D. L. DeAngelis, B. T. Milne, M. G. Turner,<br />

B.Zygmunt, S. W. Christensen, V. H. Dale, and R. L. Graham. (1988): Indices of landscape pattern.<br />

Landscape Ecology 1(3):153-162.<br />

Peterseil, J. (1999): JOKL-LSD. Landscape Structure Database. Abt.f.Vegetationsökologie, Landschaftsökologie<br />

und Naturschutzforschung, Institut für Ökologie und Natur-schutz, Univ. Wien. Unveröffentl. Manual,<br />

Wien.<br />

Peterseil, J. (2000): Landschaftserhebung der Gemeinde Münzkirchen (OÖ) im Rahmen des Örtlichen Entwicklungskonzeptes.<br />

Unveröffentl. Projektbericht. Studie im Auftrag der Gemeinde Münzkirchen (Oberösterreich).<br />

Pirkl, H.R.; Letouze-Zezula, G. & Heinrich, M. (1990): Rohstoffnutzung und Umweltschutz: Wege der Konfliktminderung.<br />

Mitt.österr.geolog.Ges.-Themenband Umweltge-ologie 83:297-313.<br />

Reiter, K. & Grabherr, G. (1997): Operationalisierung theoretischer Konzepte der Stich-probenwahl. In: Bericht<br />

über die 2.Pflanzensoziologische Tagung „Pflanzenge-sellschaften im Alpenraum und ihre Bedeutung<br />

für die Bewirtschaftung“. BLA, Gumpenstein. S.15-21.<br />

Reiter, K. (1991): Tabellenprogramm VEGI. Unpubl.Manual. Abt.f. Vegetationsökologie und Naturschutzforschung,<br />

Univ.Wien, Wien.<br />

Reiter, K. (1993): Computergestützte Methoden der Vegetationsökologie, unter besonderer Berücksichtigung der<br />

Stichprobenerhebung mit Unterstützung eines gegraphi-schen Informationssystems. Diss. Univ.<br />

Wien, Wien.<br />

Riitters, K.H.; O’Neill, R.V.; Hunsaker, C.T.; Wickham, J.D.; Yankee, D.H.; Timmins, S.P.; Jones, K.B. & Jakson,<br />

B.L. (1995): A factor analysis of landscape metrics and structure metrics. Landscape Ecology<br />

10(1):23-39.<br />

Schneidergruber, M. (1997): Typisierung einer bergbäuerlichen Kulturlandschaft am Beispiel des Oberen Mölltales.<br />

Dipl. Univ. Wien, Wien.<br />

Schreiber, K.F. (1988): Connectivity in landscape ecology. A few thoughts on the concept of biotope systems in<br />

the agricultural landscapes of Central Europe. In: Schreiber, K.F. (Hrsg.): Connectivity in Landscape<br />

Ecology. Proc.of 2nd Int.Sem. of Int. Assoc.for Landscape Ecology (IALE). Münstersche<br />

Geographische Arbeiten, Bd. 29. Münster. S.11-15.<br />

Syrbe, R.-U. (1999): Indikatoren der Landschaftsstruktur zur Erfassung und Bewertung des Landschaftswandels<br />

auf der Grundlage geoökologischer Raumeinheiten. In: Steinhardt, U. & Volk, M. (Hrsg.): Regionalisierung<br />

in der Landschaftsökologie. Forschung – Planung – Praxis. B.G.Teubner, Stuttgart – Leipzig.<br />

S.149-161.<br />

Szerencsits, E. (1997): Kulturlandschaftstypisierung im Südburgenland mit Hilfe vegetations- und landschaftsökologischer<br />

Parameter. Dipl. Univ. Wien, Wien.<br />

Szerencsits, E.; Wrbka, T.; Reiter, K. & Peterseil, J. (1999): Mapping and Visualizing Landscape Structure of<br />

Austrian Cultural Landscapes. - In: Kovar, P. et al. (Hrsg.): Nature and Culture in Landscape Ecology.<br />

Proc.of the CZ-IALE-Conf. „Present and historical nature-culture interactions in landscapes –<br />

(experiences for the 3rd millenium)“. Proc.of CLE Conf. 9/98. Charles University, The Karolinum<br />

Press, Prague. S.338-348.<br />

Turner, M. & Gardner, R. (Hrsg.) (1991): Quantitative Methods in Landscape Ecology. The Analysis and Interpretation<br />

of Landscape Heterogeneity. Ecological Studies 82. Springer, New York – Berlin – Heidelberg.<br />

Turner, M.G. (1990): Spatial and temporal analysis of landscape patterns. Landscape Ecology 4(1):21-30.<br />

40 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Vierlinger, R.; Peterseil, J. & Kutzenberger, H. (1999): Landscape development model for the Euregio Bayerischer<br />

Wald-Sumava-Mühlviertel. - In: Kovar, P. et al. (Hrsg.): Nature and Culture in Landscape Ecology.<br />

Proc.of the CZ-IALE-Conf. „Present and historical nature-culture interactions in landscapes – (experiences<br />

for the 3rd millenium)“. Proc.of CLE Conf. 9/98. Charles University, The Karolinum Press,<br />

Prague. S.146-154.<br />

Vos, W. & Meekes, H. (1999): Trends in European cultural landscape development: perspectives for a sustainable<br />

future. Landscape and Urban Planning 46:3-14.<br />

Walz, U. & Schuhmacher, U. (1999): Landschaftsökologische Bewertung mit GIS und Fernerkundung für die<br />

Raumplanung. – In: Steinhardt, U. & Volk, M. (Hrsg.): Regionalisierung in der Landschaftökologie.<br />

Forschung – Planung – Praxis. B.G.Teubner, Stuttgart / Leipzig. S.342-344.<br />

Walz, U. (1999): Erfassung und Bewertung der Landschaftsstruktur. – In: Walz, U. (Hrsg.): Erfassung und Bewertung<br />

der Landschaftsstruktur. Auswertung mit GIS und Fernerkundung. IÖR-Schriften, Bd.29.<br />

Dresden. S.1-8.<br />

Walz, U. (Hrsg.) (1999): Erfassung und Bewertung der Landschaftsstruktur – Auswertung mit GIS und Fernerkundung.<br />

IÖR-Schriften Bd.29, Dresden.<br />

Wickham, J.D. & Norton, D.J. (1994): Mapping and analyzing landscape patterns. Landscape Ecology 9(1):7-23.<br />

Wrbka T. (1991): Vegetationsökologische Charakteristik ausgewählter Kulturlandschaften Österreichs; in: Mahn<br />

E.G., Tietze F. (ed.): Agro-Ökosysteme und Habitatinseln in der Agrarlandschaft; Wiss.Beitr.Martin<br />

Luther Univ.Halle-Wittenberg 1991/6: 213-218<br />

Wrbka, T. & Fink, M. (1997): Kulturlandschaftsgliederung Österreichs. - In.: Urban, H.; Grünweis, F.M. & Smoliner,<br />

Ch. (Hrsg.): wo i leb... Kulturlandschaften in Österreich. Ausstellungskatalog Nr.67 des Stadtmuseum<br />

Linz-Nordico. Linz. S.34-49.<br />

Wrbka, T. (1992): Ökologische Charakteristik ausgewählter Kulturlandschaften Österreichs. Diss., Univ.Wien,<br />

Wien.<br />

Wrbka, T. (1996): Die österreichische Kulturlandschaftskartierung als Grundlage natur-schutzfachlicher Erhebungen<br />

und Bewertungen. Sauteria 8:293-304.<br />

Wrbka, T.; Fink, M.H.; Beissmann, H.; Schneider, W.; Reiter, K.; Fussenegger, K.; Suppan, F.; Schmitzberger, I.;<br />

Pühringer, M.; Kiss, A. & Thurner, B. (2002): Kulturlandschaftsgliederung Österreich. Endbericht<br />

des gleichnamigen Forschungsprojektes. Forschungsprogramm Kulturlandschaft 13. CD-ROM.<br />

Wrbka, T.; Peterseil, J. & Szerencsits, E. (1997): Strukturanalyse der Kulturlandschaft. Kulturlandschaftskartierung<br />

1997. Kartierungsmanual Bd.I-<strong>II</strong>I. Selbstverlag, Abteilung für Vegetationsökologie, Landschaftsökologie<br />

und Naturschutzforsch-ung, Universität Wien, Wien.<br />

Wrbka, T.; Szerencsits, E. & Kiss, A. (1999a): Die Landschaftsstruktur – ein aussage-kräftiges und rasch verfügbares<br />

Indikatorenset zur Dokumentation der Umweltsituation in Österreich. - In: Umweltbundesamt<br />

(Hrsg.): Umweltindikatoren für Österreich. Regionale und nationale Maßzahlen zur Dkumentation<br />

der Umweltsituation auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung. Tagungsberichte Bd.26.<br />

Umweltbundesamt, Wien.<br />

Wrbka, T.; Szerencsits, E. Reiter, K. & Plutzar, C. (1999b): Which attributes of landscape structure can be used<br />

as indicators for sustainable land use Experiences from alpine and lowland landscapes in Austria-<br />

- In: Kovar, P. et al. (Hrsg.): Nature and Culture in Landscape Ecology. Proc.of the CZ-IALE-Conf.<br />

„Present and historical nature-culture interactions in landscapes – (experiences for the 3rd millenium)“.<br />

Proc.of CLE Conf. 9/98. Charles University, The Karolinum Press, Prague. S.80-94.<br />

Wrbka, T.; Szerencsits, E., Reiter, K. & Kiss, A. (1999c): Identifying sustainable land use by describing landscape<br />

structure. A case study in alpine and lowland agricultural landscapes of Austria. - In: Brebbia, C.A.<br />

& Uso,J.L. (Hrsg.): Ecosystems and sustainable Development <strong>II</strong>. Advances in Ecological Sciences<br />

2. Proc.of ECOSUD Conf. 5/99. WIT-Press, Southampton / Boston.<br />

Wrbka, T.; Szerencsits, E.; Moser, D. & Reiter, K. (1999d): Biodiversity patterns in cultivated landscapes: experiences<br />

and first result from a nationwide Austrian survey. - In: Maudsley, M.J. & Marshall, E.J.P.<br />

(Hrsg.): Heterogeneity in Landscape Ecology. Pattern and Scale.<br />

Proc.of.8.Int.Ann.Conf.of.Intern.Ass.f.Landscape Ecology. IALE (UK). S.3-17.<br />

Wrbka, T.; Szerencsits, E.; Reiter, K. & Kiss, A. (1999e): Landscape structure as indicator for sustainable land<br />

use - In: Dover, J.C. & Bunce, R.G.H. (Hrsg.): Key concepts in landscape ecology. Proc.if the IA-<br />

LE (UK) Conf. 9/98. Preston.<br />

_____________________________________________________<br />

Endbericht / Textteil 41


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

2. KULTURLANDSCHAFTSKARTE<br />

siehe Beilage<br />

Die „Kulturlandschaftskarte“ der Dreiländerregion Böhmerwald liegt auf der CD-Version im<br />

Verzeichnis …/Kulturlandschaftskarte/… sowohl als Druckerdatei (…/printer; eps-File) als<br />

auch als Bilddatei (…/images; jpg-File) vor.<br />

3. TYPENKATALOG<br />

siehe eigener Berichtsteil „Katalogteil“<br />

Die Kulturlandschaftstypen sind in einem eigenen Katalogteil monographisch beschrieben.<br />

Sowohl die naturräumliche Charakteristik als auch die landschaftliche Nutzungsgeschichte<br />

und Eigenart wurden dabei berücksichtigt.<br />

Die landschaftstypenbezogenen Aussagen des Leitbildes – die Gefährdungsmatrix und die<br />

Handlungsansätze zur ökologischen Optimierung (siehe Katalogteil) beziehen sich jeweils<br />

auf alle Entitäten eines Landschaftstyps und haben demnach im gesamten Projektgebiet<br />

Gültigkeit. Sie sind im Anschluss an die landschaftsökologische Charakteristik zu finden.<br />

42 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

<strong>II</strong>.<br />

<strong>DER</strong> <strong>STATUS</strong> <strong>QUO</strong><br />

A) KULTURLANDSCHAFTSTYPISIERUNG<br />

1.) Methodik<br />

2.) Kulturlandschaftskarte (Beilage)<br />

3.) Typenkatalog (Endbericht – Katalogteil)<br />

B) SOZIO-ÖKONOMISCHE ANALYSE<br />

Kurzfassung der Diplomarbeit<br />

„Das Mühlviertel – ein ländlicher Raum:<br />

Bevölkerungsentwicklung seit 1970<br />

im Spiegel des Verhältnisses Mensch – Natur“<br />

(Mag. Elisabeth Bohunovsky, 1999)<br />

Endbericht / Textteil 43


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

1. FRAGESTELLUNG - EINLEITUNG.................................................................................... 45<br />

2. DATEN UND METHODE..................................................................................................... 45<br />

3. ENTWICKLUNG <strong>DER</strong> MÜHLVIERTLER GEMEINDEN ZWISCHEN 1970 UND 1990..... 48<br />

Demographische und sozio-ökonomische Kennziffern .............................................................48<br />

Natürliche Bevölkerungsbewegung ...........................................................................................48<br />

Wanderungen..........................................................................................................................50<br />

Erwerbsstruktur .......................................................................................................................51<br />

Landwirtschaft .........................................................................................................................51<br />

Arbeitslosigkeit ........................................................................................................................52<br />

Der <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektor................................................................................................................52<br />

Pendler ...................................................................................................................................52<br />

Bildung....................................................................................................................................53<br />

Wohnungsdichte ......................................................................................................................54<br />

Resümee ................................................................................................................................54<br />

Änderungen der Clusterzugehörigkeit .......................................................................................54<br />

4. ZUR MENSCH-NATURRAUM-BEZIEHUNG IM MÜHLVIERTEL..................................... 58<br />

Vorbemerkung ...........................................................................................................................58<br />

Daten und Methode....................................................................................................................58<br />

Input: Naturräumliche Gruppen.................................................................................................59<br />

Ergebnis und Diskussion...........................................................................................................60<br />

5. AUSGEWÄHLTE LITERATUR........................................................................................... 62<br />

44 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

1. FRAGESTELLUNG - EINLEITUNG<br />

Humanökologie ist eine transdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit den Beziehungen zwischen<br />

Mensch und Natur (im weitesten Sinne) beschäftigt. Ziel dieser Diplomarbeit war es,<br />

diesem Zusammenhang am Beispiel eines österreichischen Region am Ende des 20. Jahrhunderts<br />

nachzugehen.<br />

Das Mühlviertel zeichnete sich als Untersuchungsraum einerseits durch seinen peripheren<br />

und ländlichen Charakter aus, andererseits erlaubte die große innere Differenzierung des<br />

Mühlviertels eine detailliertere Fragestellung.<br />

Das verwendete Datenmaterial umfaßte einerseits demographische und sozio-ökonomische<br />

Daten des Mühlviertels, andererseits eine fünfklassige Naturraumklassifizierung (Pkt. 4, Input).<br />

In einem ersten Schritt wurden die 122 Gemeinden des Mühlviertels mittels Clusteranalyse<br />

für die drei Zeitebenen 1970/71, 1980/81 und 1990/91 in vier Gruppen eingeteilt (Pkt. 2).<br />

Jede dieser vier Gruppen vereinte Gemeinden mit ähnlichen sozio-ökonomischen und demographischen<br />

Merkmalen. Diese Merkmale wurden anschließend hinsichtlich Ihrer Veränderung<br />

über den Untersuchungszeitraum und im Vergleich zum österreichischen Vergleichsraum<br />

beschrieben (Pkt. 3). Auf Basis der Naturraumgruppen und der generierten demographisch/sozio-ökonomischen<br />

Gruppen sollte die Beziehung, die es zwischen Mensch und<br />

Natur am Ende des 20. Jahrhunderts noch gibt, sowohl statistisch als auch deskriptiv untersucht<br />

werden (Pkt. 4.)<br />

2. DATEN UND METHODE<br />

Alle Daten stammen aus der Datenbank ISIS 1 vom Österreichischen Statistischen Zentralamt<br />

(ÖSTAT). Die zugrundeliegenden Erhebungen sind in Tabelle 1 aufgelistet. Tabelle 2 listet<br />

die für die Klassifizierung verwendeten Parameter und deren Berechnungsart auf. In Tabelle<br />

3 sind darüber hinaus gehende Parameter angegeben, die zwar nicht in die Clusteranalyse<br />

einflossen, aber bei der Beschreibung der Gemeindegruppen berücksichtigt wurden.<br />

Variable<br />

Arbeitslose<br />

Arbeitsstätten nach Wirtschaftsabteilung und Beschäftigtengrößengruppe<br />

Berufstätige<br />

Beschäftigte nach Wirtschaftsabteilung und Pendlertätigkeit<br />

Bevölkerung am Stichtag<br />

Bevölkerungsentwicklung 1961-1991:<br />

Geburtenbilanz, Wanderungsbilanz<br />

Bildungsstruktur: Wohnbevölkerung 15 Jahre und älter nach Bildungsebene der höchsten<br />

abgeschlossenen Ausbildung<br />

Gemeindeflächen<br />

Land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach Flächennutzung und Erwerbsart<br />

Wohnbevölkerung am Stichtag; Alter in 5-Jahresgruppen<br />

Wohnungen<br />

Erhebung<br />

Arbeitsstättenzählung<br />

Volkszählung<br />

Volkszählung<br />

Volkszählung<br />

Standesfälle<br />

Volkszählung<br />

Topographische Basisdaten<br />

Land- und Forstwirtschaftliche Betriebsstättenzählung<br />

Volkszählung<br />

Häuser- und Wohnungszählung<br />

Tabelle 1: abgefragte Parameter und Herkunft der Daten<br />

1 ISIS: Integriertes Statistisches Informationssystem, Datenbank des Österreichischen Statistischen Zentralamts<br />

(ÖSTAT)<br />

Endbericht / Textteil 45


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Demographische Variablen<br />

Geburtenbilanzrate (GBILR):<br />

GBILR71 = (Geburtenbilanz einer Gemeinde zwischen 1961 und 1971) / [(Wohnbevölkerung<br />

der Gemeinde am Stichtag 1971 + Wohnbevölkerung der Gemeinde am Stichtag<br />

1961)/2] *1000 [‰]<br />

GBILR81 = (Geburtenbilanz einer Gemeinde zwischen 1971 und 1981) / [(Wohnbevölkerung<br />

der Gemeinde am Stichtag 1981 + Wohnbevölkerung der Gemeinde am Stichtag<br />

1971)/2] *1000 [‰]<br />

GBILR91 = (Geburtenbilanz einer Gemeinde zwischen 1981 und 1991) / [(Wohnbevölkerung<br />

der Gemeinde am Stichtag 1991 + Wohnbevölkerung der Gemeinde am Stichtag<br />

1981)/2] *1000 [‰]<br />

Wanderungsbilanzrate (WBILR) WBILR71=(Wanderungsbilanz einer Gemeinde zwischen 1961 und 1971) / [(Wohnbevölkerung<br />

am Stichtag 1971 + Wohnbevölkerung am Stichtag 1961)/2] *1000 [‰]<br />

WBILR81=( Wanderungsbilanz einer Gemeinde zwischen 1971 und 1981) / [(Wohnbevölkerung<br />

am Stichtag 1981 + Wohnbevölkerung am Stichtag 1971)/2] *1000 [‰]<br />

WBILR91=( Wanderungsbilanz einer Gemeinde zwischen 1981 und 1991) / [(Wohnbevölkerung<br />

am Stichtag 1981 + Wohnbevölkerung am Stichtag 1991)/2] *1000 [‰]<br />

Altenbelastungsquote (ABELQ) ABELQ = Wohnbevölkerung über 64 Jahre / Wohnbevölkerung zwischen 15 und 64<br />

Jahre = nicht mehr erwerbsfähige / erwerbsfähige Wohnbevölkerung<br />

Kinderbelastungsquote (KBELQ) KBELQ = Wohnbevölkerung unter 15 Jahre / Wohnbevölkerung zwischen 15 und 64<br />

Jahre = noch nicht erwerbsfähige / erwerbsfähige Wohnbevölkerung<br />

Bevölkerungsdichte (BEVDTE) BEVDTE = Wohnbevölkerung der Gemeinde am Stichtag / Gemeindefläche (ha)* 100<br />

[Einwohner/qkm]<br />

Sozio-ökonomische Variablen<br />

Arbeitslosenquote (ALOSE) nach ALOSE = Arbeitslose / Erwerbspersonen 2 * 100 [%]<br />

OECD<br />

Anteil der Haupterwerbsbetriebe 3<br />

(ANTHPT) 4 :<br />

Fortsetzung Tabelle 2<br />

Anteil der Mittelbetriebe an der Gesamtzahl<br />

der Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I.<br />

Sektors 5 (ANTMIT) 6 .<br />

ANTHPT = Haupterwerbsbetriebe / landwirtschaftliche Betriebe insgesamt * 100 [%]<br />

ANTMIT = Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors mit 10-49 unselbständig Beschäftigten /<br />

Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors insgesamt * 100 [%]<br />

Dienstequote (DIENST) DIENST = Beschäftigte im <strong>II</strong>I. Sektor / Beschäftigte insgesamt * 100 [%]<br />

Erwerbsquote (ERWBQU) ERWBQU = Beschäftigte 7 / Wohnbevölkerung * 100 [%]<br />

Pendlerquote (P<strong>QUO</strong>TE): PQUTE = Gemeindeauspendler / Beschäftigte * 100 [%]<br />

Anteil der Personen mit Matura als<br />

höchste abgeschlossene Schulbildung<br />

an der Wohnbevölkerung über 15<br />

(ANTMAT):<br />

Wohnungsdichte (WDICHT):<br />

ANTMAT = Personen mit Matura / Wohnbevölkerung über 15 Jahre *100 [%]<br />

WDICHT = Anzahl der Wohnungen / Wohnbevölkerung<br />

Tabelle 2: Der Gemeindeklassifizierung zugrundeliegende Parameter und deren Berechnung<br />

Nicht in die Clusteranalyse eingeflossene Parameter (Ergänzungen)<br />

Nebenerwerbs= betriebe ANTNEB = Nebenerwerbsbetriebe / landwirtschaftliche Betriebe insgesamt * 100<br />

Pflichtschul-absolventen ANTPFLI = Personen mit Pflichtschule als höchste abgeschl. Schulbldg. / Wohnbevölkerung über<br />

15 Jahre *100 [%]<br />

Kleinbetriebe ANTKLEIN = Kleinbetriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors / Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors insgesamt * 100<br />

[%]<br />

Großbetriebe ANTGROSS = Großbetriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors / Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors insgesamt *<br />

100 [%]<br />

Agrarerwerbsquote AGRAR = Beschäftigte im I. Sektor / Beschäftigte insgesamt * 100 [%]<br />

Industrieer-werbsquote INDUSTR = Beschäftigte im <strong>II</strong>. Sektor / Beschäftigte insgesamt * 100 [%]<br />

Tabelle 3: Formeln zu den Ergänzungsparametern<br />

2 Als Erwerbspersonen gelten Arbeitslose und Berufstätige. Stichtag (meist 12. / 15. Mai).<br />

3 d.h. Voll – und Zuerwerbsbetriebe an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit landwirtschaftlicher<br />

Nutzfläche<br />

4 Die Zuordnung eines landwirtschaftlichen Betriebs zu einer Erwerbsform erfolgte seit 1970 aufgrund der Erwerbstätigkeit<br />

des Betriebsinhabers sowie dessen Ehegatten. Als Haupterwerbsbetriebe gelten jene landwirtschaftlichen<br />

Betriebe, in dem das Betriebsleiterehepaar mindestens 50% ihrer gesamten Arbeitszeit des Erhebungsjahres<br />

beschäftigt war (Definitionsteil der Land- & Forstwirtschaftliche Betriebszählung 1990). Jene Betriebe<br />

mit ausschließlich Waldbesitz wurden nicht berücksichtigt, was aufgrund der Datenlage nicht möglich war.<br />

5 Als <strong>II</strong>. Sektor gilt die Industrie, das produzierende und verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energiewirtschaft,<br />

unter den <strong>II</strong>I. Sektor fallen alle Dienstleistungsbetriebe, I. Sektor = Land- und Forstwirtschaft;<br />

6 Die Schwellenwerte zwischen Klein-, Mittel- und Großbetrieben wurden selbst gewählt. Damit wurde versucht,<br />

eine relative Klassifizierung zu erreichen, die den Gegebenheiten im Mühlviertel etwas näher kommt<br />

7 Zu den Beschäftigten zählen alle Erwerbspersonen der drei Sektoren ausgenommen der Arbeitslosen.<br />

46 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Auf Basis der Parameter in Tabelle 2 wurden Gemeindegruppen mittels Clusteranalysen<br />

gebildet, die sich hinsichtlich ihrer demographischen und sozio-ökonomischen Eigenschaften<br />

unterscheiden. Die Klassifizierung der Mühlviertler Gemeinden erfolgte für die drei Zeitebenen<br />

8 1970/71, 1980/81 und 1990/91.<br />

Zur Gruppenbildung wurde von der Clusteranalyse 9 im SPSS 10 ausgegangen 11 . Alle verwendeten<br />

Parameter besitzen metrisches Skalenniveau. Zur Bestimmung der Proximität zwischen<br />

den Gemeinden wurde ein Distanzmaß (quadrierte Euklidische Distanz) gewählt, da<br />

es um den absoluten Abstand zwischen den Gemeinden ging und nicht um Unterschiede im<br />

Profil (BACKHAUS 1996). Weiters wurde ein agglomerativer Algorithmus (hierarchisches Verfahren)<br />

verwendet, innerhalb dessen verschiedene Verfahren (Single-linkage, Completelinkage<br />

und Ward) angewandt wurden.<br />

Im Zuge der verwendeten Clusteranalyse war es notwendig, die Variablen vorerst in zwei<br />

Gruppen (demographisch und sozio-ökonomisch) zu teilen und zwei unabhängige Cluster zu<br />

berechnen, da eine Clusteranalyse auf Basis aller gewählten Parameter kein interpretierbares<br />

Ergebnis brachte.<br />

Vorerst wurde auf Basis der demographischen Parameter einer Zeitebene eine Clusteranalyse<br />

mit dem Single-Linkage-Verfahren durchgeführt. Aufgrund der Neigung des Singlelinkage-Verfahrens<br />

zu Kettenbildung (Backhaus, 1996) war es mit diesem Verfahren möglich,<br />

Ausreißer zu erkennen und zu eliminieren. Anschließend wurden verschiedene Clusteranalysen<br />

mit Ward- und Complete-linkage-Verfahren und unterschiedlichen Gruppenanzahlen<br />

gerechnet. Daraus wurde nach Diskriminanzanalysen 12 , F-Wert-Berechnungen 13 und der<br />

Interpretierbarkeit die beste Lösung ausgewählt. Analog wurde mit den sozio-ökonomischen<br />

Daten verfahren. Anschließend wurden der demographische und sozio-ökonomische Cluster<br />

überlagert und die Clusteranzahl reduziert. Die Gruppen wurden dafür nach sachlogischen<br />

Überlegungen zusammengelegt und die anfangs herausgenommenen Ausreißer den Gemeindegruppen<br />

zugeteilt. Dementsprechend wurde mit den Daten der restlichen Zeitebenen<br />

verfahren. In allen Fällen erwies sich eine Gruppenzahl von vier am sinnvollsten.<br />

Die Homogenität der so generierten Gruppen wurde mit F-Werten und Diskriminanzanalysen<br />

überprüft. In keinem Fall war es möglich, F-Werte für alle Parameter unter eins zu erhalten.<br />

Aus den Diskriminanzwerten und den F-Werten ergeben sich die Parameter, die am stärksten<br />

bzw. am schwächsten zur Gruppierung beitragen. Am stärksten trennen: 1. Wohnungsdichte,<br />

2. Dienstequote, Wanderungsbilanzrate, Kinderbelastungsquote, Anteil der Mittelbe-<br />

8 Die Daten liegen teilweise aus unterschiedlichen Jahren bzw. mit unterschiedlichem Stichtag vor. Diese Unregelmäßigkeiten<br />

werden allerdings durch die Datenlage des ÖSTAT hervorgerufen und liegen nicht im Einflußbereich<br />

der Autorin.<br />

9 Die Clusteranalyse ist ein statistisches Verfahren zur Gruppenbildung.<br />

10 Superior Performing Software Systems; Statistisches Programmsystem;<br />

11 Da für eine Clusteranalyse keine hoch korrelierten Variablen verwendet werden dürfen, werden vorher üblicherweise<br />

Faktorenanalysen durchgeführt. Die hier verwendeten Parameter sind allerdings nur sehr niedrig korreliert<br />

(max. 0,77), daher brachten die Faktorenanalysen kein befriedigendes Ergebnis. Die Clusteranalysen wurden<br />

also ohne vorgeschaltete Faktorenanalysen durchgeführt.<br />

12 Die Diskriminanzanalyse ist ein statistisches Verfahren zur Analyse von Gruppenunterschieden (Backhaus,<br />

1996). Mit Hilfe von Diskriminanzfunktionen wird dabei u.a. die diskriminatorische Bedeutung der Merkmalsvariablen<br />

überprüft (Signifikanz der Wilks' Lambda-Werte).<br />

13 Der F-Wert bezieht sich immer nur auf eine Variable innerhalb des Clusters. Nur wenn die F-Werte für alle<br />

Variablen innerhalb eines Clusters kleiner als eins sind, kann dieser als vollkommen homogen angesehen werden<br />

(Backhaus, 1996). F-Wert = Varianz der Gruppe / Varianz der Erhebungsgesamtheit<br />

Endbericht / Textteil 47


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

triebe (je einmal F-Wert > 1) und 3. Bevölkerungsdichte und Anteil der Maturanten (Cluster 1<br />

nicht homogen). Die Parameter Pendlerquote, Altenbelastung und Arbeitslosenquote tragen<br />

kaum zur Gruppendifferenzierung bei, die Erwerbsquote überhaupt nicht.<br />

Ergebnis<br />

Die Clusteranalyse ergab für alle drei Zeitebenen eine deutliche Stadt-Land-Differenzierung.<br />

Die Cluster wurden von „sehr städtisch“ (1) über "eher städtisch" (2), "eher ländlich" (3) bis<br />

„sehr ländlich“ (4) geordnet. Damit ist ausschließlich eine relative Charakterisierung und keine<br />

Wertung beabsichtigt.<br />

3. ENTWICKLUNG <strong>DER</strong> MÜHLVIERTLER GEMEINDEN ZWISCHEN 1970 UND 1990<br />

In erster Linie sollten Veränderung verbal beschrieben werden, da eine statistische Auswertung<br />

anhand der Cluster zu einigen Problemen führen könnte (unterschiedliche Besetzungszahlen).<br />

Demographische und sozio-ökonomische Kennziffern<br />

Natürliche Bevölkerungsbewegung<br />

Anfang der 70er Jahre stand Österreich demographisch gesehen bereits im Zeichen des<br />

Pillenknicks. Dieser Geburtenrückgang war in Gesamtösterreich von unterschiedlich starkem<br />

Ausmaß als im Untersuchungsraum. Im Mühlviertel lag die Geburtenbilanzrate für den Zeitraum<br />

1961-71 bei einem Geburtenüberschuß von 127 pro 1000 Einwohner. Im Laufe der<br />

nächsten zehn Jahre verringerte sie sich auf die Hälfte, stieg dann aber wieder leicht an. Am<br />

geringsten war die Geburtenbilanzrate innerhalb der drei beobachteten Zeiträume in der Periode<br />

1971-81. Da lag ihr Wert für das Mühlviertel bei 62‰, für Oberösterreich bei 25‰ und<br />

für Österreich sogar bei -1,32‰. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts stieg sie leicht auf knapp<br />

65‰ bzw. knapp 30‰ und für Österreich auf 3‰. Das Mühlviertel blieb also eine Region mit<br />

relativ hohen Geburtenrate.<br />

Auffallend war der Trend von hohen Geburtenbilanzraten in ländlichen Gemeinden zu niedrigeren<br />

in eher städtischen Gemeinden, wobei die niedrigen Geburtenraten der Mühlviertler<br />

städtischen Gemeinden zu jedem Zeitpunkt noch weit über den Vergleichswerten von Oberösterreich<br />

und Österreich lagen.<br />

Die Veränderungen des Reproduktionsverhaltens der Mühlviertler Bevölkerung und die Unterschiede<br />

innerhalb der Gemeindetypen ließen sich auch sehr gut anhand der Altersstruktur<br />

belegen.<br />

Die Belastungsquoten nahmen im Mühlviertel über den Untersuchungszeitraum hinweg ab.<br />

Dabei war der Rückgang der Belastungsquoten vor allem auf den Rückgang des Anteils der<br />

Kinder an der Gesamtbevölkerung zurückzuführen, obwohl auch die Altenbelastungsquote<br />

leicht abnimmt.<br />

48 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Interessant war der Vergleich mit Österreich und Oberösterreich. Die Kinderbelastungsquote<br />

lag im Mühlviertel zu allen drei Zeitpunkten weit über den Werten der Vergleichsräume, während<br />

die Altenbelastungsquote bis auf eine Ausnahme darunter lag. Diese Tatsache ist auf<br />

das unterschiedlichen Ausmaß des Geburtenrückganges zurückzuführen. Da im Mühlviertel<br />

auch nach dem sogenannten Pillenknick noch relativ hohe Geburtenraten auftraten, gab es<br />

im Mühlviertel relativ zur erwerbsfähigen Bevölkerung durchgehend mehr Kinder unter 15<br />

Jahren als in Österreich oder Oberösterreich.<br />

Der Vergleich der Alterspyramiden des Mühlviertels mit denen des Vergleichsraums - Wien<br />

als Großstadt - zeigte, dass in beiden Räumen der Geburtenrückgang gleichzeitig eingesetzt<br />

hatte (Abbildung 1). Die breiteste Stelle der Pyramiden befindet sich 1991 jeweils bei den 25<br />

- 29jährigen. Danach ging in beiden Regionen die Kinderanzahl zurück. Unterschiede gab<br />

es lediglich hinsichtlich des Ausmaßes. In Wien ist der Einschnitt deutlich zu sehen. Der Anteil<br />

der 20 - 25jährigen war 1991 fast doppelt so hoch wie der Anteil der vier Fünfjahresaltersklassen<br />

bis 19 Jahre. Allerdings muß man hier einschränkend bemerken, daß gerade im<br />

Falle von Wien eine Verstärkung des Phänomens durch Zuwanderung von Personen im Erwerbsfähigenalter<br />

wahrscheinlich ist. Im Gegensatz zu Wien war der Rückgang der Geburten<br />

im Mühlviertel insgesamt sehr gering, aber dennoch deutlich zu erkennen.<br />

85 u nd äl te r<br />

80 bis 84<br />

7 5 bis 79<br />

7 0 bis 74<br />

6 5 bis 69<br />

6 0 bis 64<br />

55 bis 59<br />

5 0 bis 54<br />

4 5 bis 49<br />

4 0 bis 44<br />

3 5 bis 39<br />

3 0 bis 34<br />

2 5 bis 29<br />

2 0 bis 24<br />

15 bis 19<br />

1 0 bis 14<br />

5 bi s 9<br />

bi s 4<br />

-6% -4% -2% 0% 2% 4% 6%<br />

85 und älter<br />

80 bis 84<br />

75 bis 79<br />

70 bis 74<br />

65 bis 69<br />

60 bis 64<br />

55 bis 59<br />

50 bis 54<br />

45 bis 49<br />

40 bis 44<br />

35 bis 39<br />

30 bis 34<br />

25 bis 29<br />

20 bis 24<br />

15 bis 19<br />

10 bis 14<br />

5 bi s 9<br />

0 bi s 4<br />

-6% -4% -2% 0% 2% 4% 6%<br />

Abbildung 1: Alterspyramiden des Mühlviertels 1991 (li) und Wiens 1991 (re); hellgrau: Männer; dunkelgrau: Frauen.<br />

Ein Unterschied im Ausmaß ist ebenso innerhalb der Gemeindetypen des Mühlviertels zu<br />

erkennen (Abbildung 2). Auf Basis der errechneten Cluster sieht man den Unterschied nur im<br />

Ausmaß des Geburtenrückgangs, nicht aber im Zeitpunkt. Die Alterspyramide der Gemeinden<br />

des Clusters 1 zeigt den deutlichsten Rückgang der Geburten, während jene des<br />

Clusters 4 nur einen minimalen Einschnitt bei den jüngsten Jahrgängen aufweist.<br />

85 und älter<br />

80 bis 84<br />

75 bis 79<br />

70 bis 74<br />

65 bis 69<br />

60 bis 64<br />

55 bis 59<br />

50 bis 54<br />

45 bis 49<br />

40 bis 44<br />

35 bis 39<br />

30 bis 34<br />

25 bis 29<br />

20 bis 24<br />

15 bis 19<br />

10 bis 14<br />

5 bis 9<br />

0 bis 4<br />

85 und älter<br />

80 bis 84<br />

75 bis 79<br />

70 bis 74<br />

65 bis 69<br />

60 bis 64<br />

55 bis 59<br />

50 bis 54<br />

45 bis 49<br />

40 bis 44<br />

35 bis 39<br />

30 bis 34<br />

25 bis 29<br />

20 bis 24<br />

15 bis 19<br />

10 bis 14<br />

5 bis 9<br />

0 bis 4<br />

-6% -4% -2% 0% 2% 4% 6% -6% -4% -2% 0% 2% 4% 6%<br />

Abbildung 2: Alterspyramiden des Mühlviertels 1991: Cluster 1 (li), Cluster 4 (re); hellgrau: Männer; dunkelgrau: Frauen.<br />

Endbericht / Textteil 49


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Auch bezüglich der Geburtenbilanzraten zeigen sich große regionale Differenzen. Im großen<br />

und ganzen stiegen sie mit zunehmendem ländlichen Charakter der Gemeinden. Sehr große<br />

Unterschiede sieht man hier im Rückgang der Geburten. Während in den Gemeinden des<br />

Clusters 1 die Geburtenbilanzrate über den Untersuchungszeitraum kontinuierlich abnahmen,<br />

stiegen sie in den drei anderen Clustern zwischen 1981 und 1991 wieder an.<br />

Wanderungen<br />

Im Gegensatz zur Geburtenbilanzrate war die errechnete Wanderungsbilanzrate des Mühlviertels<br />

nur sehr leicht positiv bzw. im Jahrzehnt 1961-71 sogar negativ. Das Mühlviertel<br />

zeigte damit deutlich das Problem der Abwanderung aus dem ländlichen Raum. Im Jahrzehnt<br />

1961-71 wanderten fast 38 von 1000 Bewohnern des Mühlviertels ab. In den folgenden<br />

Jahrzehnten verringerte sich die Abwanderung stark, die Wanderungsbilanzrate wurde<br />

wieder leicht positiv.<br />

Positiv ist zu vermerken, daß die Abwanderung den Geburtenzuwachs dabei nicht überstieg.<br />

Die Unterschiede zwischen den Gemeindetypen waren allerdings gravierend. Es zeigt sich<br />

für alle drei Jahrzehnte ein deutlicher Unterschied zwischen dem Cluster 1 und den Clustern<br />

2-4. Einzig Cluster 1 hatte während der drei Jahrzehnte eine positive Wanderungsbilanz vorzuweisen.<br />

Am stärksten durch Abwanderung gekennzeichnet waren die Gemeinden des<br />

Clusters 4. Dieses Bild von Landflucht einerseits und zunehmender Verstädterung 14 andererseits<br />

entspricht also durchaus den überregional beobachteten Entwicklungen.<br />

Die Abwanderung aus vielen Gemeinden des Mühlviertels konnte größtenteils noch durch<br />

die relativ hohen Geburtenzahlen ausgeglichen werden. Doch könnte es leicht zu einem Bevölkerungsrückgang<br />

kommen, wenn der Trend von erhöhter Abwanderung mit gleichzeitiger<br />

Abnahme der Geburten, weiterhin anhält. Für einige Gemeinden des Mühlviertels ist es bereits<br />

Realität, daß die Bevölkerung insgesamt abnimmt (Abbildung 3).<br />

Abbildung 3: Änderungen der<br />

Einwohnerzahl der Mühlviertler<br />

Gemeinden zwischen 1971 und 1991<br />

(absolut); strichliert:<br />

Bevölkerungsabnahme; weiß und<br />

Grautöne: Zunahme (Quartile);<br />

Bezirksgrenzen- und Namen;<br />

14 Verstädterung ist die räumliche Ausdehnung der städtischen Siedlungsweise, bzw. der wachsende Anteil der in<br />

Städten lebenden Bevölkerung. Dahingegen versteht man unter Urbanisierung einen Sozialisationsvorgang, also<br />

die Annahme städtischer Lebensformen (Henkel, 1993).<br />

50 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Erwerbsstruktur<br />

Auf der sozio-ökonomischen Seite gingen vor allem gravierende Veränderungen der Erwerbsstruktur<br />

vor sich. Der Schwerpunkt verschob sich dabei von der Land- und Forstwirtschaft<br />

(I. Sektor) zum Dienstleistungsbereich (<strong>II</strong>I. Sektor), während sich die Beschäftigungszahlen<br />

im produzierenden und verarbeitenden Bereich (<strong>II</strong>. Sektor) nur geringfügiger verschoben.<br />

1971 waren noch 32% der Mühlviertler Beschäftigten im primären Sektor tätig, bis 1991 verringerte<br />

sich diese Zahl um fast zwei Drittel auf 12%. Das Mühlviertel im Jahre 1991 entsprach<br />

bezüglich der Erwerbsstruktur etwa dem österreichischen Stand von 1971, was auf<br />

eine zeitversetzte Entwicklung hinweist.<br />

Die regionalen Unterschiede bezüglich der Erwerbsstruktur im Mühlviertel sind enorm. So<br />

unterschieden sich die Gemeinden des Clusters 1 meist nur geringfügig vom österreichweiten<br />

Durchschnitt. Die Gemeinden der Gruppe 4 hingegen hinkten in der Entwicklung hintennach.<br />

Die Dienstequote, die als einzige der drei Parameter in die Clusteranalysen einfloß,<br />

war eine jener Variablen, die zu allen drei Zeitpunkten am stärksten zwischen den vier Gruppen<br />

trennte.<br />

Landwirtschaft<br />

Interessant ist, dass es im Vergleich zum Rückgang der Beschäftigten im I. Sektor nur zu<br />

einem viel geringeren Rückgang der landwirtschaftlichen Flächen kam (vgl. Abbildung 4).<br />

Der Rückgang betraf also nicht den Rückgang der Land- und Forstwirtschaft im allgemeinen,<br />

sondern nur die in diesem Sektor Beschäftigten. Demnach kam 1990 mehr Land auf einen<br />

Beschäftigten der Land- und Forstwirtschaft als 20 Jahre zuvor.<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

1970 1980 1990<br />

Landwirtschaftliche Fläche<br />

Agrarerwerbsquote<br />

Abbildung 4: Rückgang der landwirtschaftlichen Fläche und<br />

der Beschäftigten in I. Sektor; Landwirtschaftliche Fläche<br />

errechnet aus den Daten zur Bodennutzung (ÖSTAT):<br />

Summe aus Ackerland, Erwerbsgärten, Baumschulen,<br />

Grünland, Wald, Hausgärten und Obstanlagen und 1990<br />

auch Energieholzflächen, Christbaumkulturen und<br />

Forstgärten.; Index: Werte von 1970 bzw. 1971 = 100%<br />

Zugleich mit dem Rückgang der Beschäftigten in Land- und Forstwirtschaft kam es auch innerhalb<br />

dieses Wirtschaftssektors zu einer Verschiebung. 1970 waren noch weit über die<br />

Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe mit LN (landwirtschaftliche Nutzfläche) 15 Haupterwerbsbetriebe<br />

16 , 34% der Betriebe wurden nebenerwerblich geführt. Das Bild hatte sich<br />

zwanzig Jahre später umgekehrt, nur mehr 44% galten als Haupterwerbsbetriebe.<br />

15 Aufgrund der Datenlage werden im folgenden nur jene landwirtschaftlichen Betriebe berücksichtigt, die über<br />

landwirtschaftliche Nutzfläche verfügen. Solche, die nur Waldflächen besitzen, sind - außer es wird ausdrücklich<br />

darauf hingewiesen - nicht berücksichtigt.<br />

16 Haupterwerbsbetriebe sind Voll- und Zuerwerbsbetriebe.<br />

Endbericht / Textteil 51


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Abbildung 5 zeigt deutlich den Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe und gleichzeitig<br />

auch die Veränderungen der Erwerbsart.<br />

VLA70 ZLA70 NLA70 SLA70<br />

20000<br />

15000<br />

10000<br />

5000<br />

0<br />

BZ-1970 BZ-1980 BZ-1990<br />

Abbildung 5: Absolute Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe<br />

im Mühlviertel mit LN nach Erwerbsart; Abkürzungen: VLA:<br />

Vollerwerbsbetriebe mit LN, ZLA: Zuerwerbs betriebe mit LN,<br />

NLA: Nebenerwerbs betriebe mit LN, SLA:<br />

landwirtschaftliche Betriebe mit LN einer juristischen Person<br />

und andere Eigentumsformen, BZ: Betriebszählung; LN:<br />

landwirtschaftliche Nutzfläche;<br />

Arbeitslosigkeit<br />

Die Arbeitslosenquote lag zu allen Berechnungszeitpunkten weit unter dem österreichischen<br />

Durchschnitt. Der Unterschied zwischen dem Mühlviertler und dem österreichischen Wert<br />

vergrößerte sich sogar im Laufe der Untersuchungsperiode. Allerdings war auch im Mühlviertel<br />

das Problem der Arbeitslosigkeit im Steigen begriffen. Fraglich ist außerdem, ob die niedrigen<br />

Arbeitslosenzahlen im Mühlviertel nicht darauf zurückzuführen sind, daß viele Landwirte<br />

aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation auf ihrem Hof blieben, obwohl sie eigentlich<br />

einen außerbetrieblichen Zusatzerwerb bräuchten ("versteckte Arbeitslosigkeit")<br />

(Aistleitner, 1986). 1981 und 1991 war die Arbeitslosenquote in allen vier Gemeindetypen<br />

ähnlich hoch - die statistische Trennung zwischen den Gruppen war nicht signifikant. Nur<br />

1971 gab es deutlichere Unterschiede (p


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Arbeitszentren war vergleichsweise gering. 9,2% der Auspendler arbeiteten in den Bezirkshauptstädten<br />

Rohrbach, Perg und Freistadt 17 (Aistleitner, 1986).<br />

Die eigenen Daten zeigten, daß die Pendlerquote 18 bereits 1971 bei 41% der Beschäftigten<br />

lag, mit einer abnehmenden Tendenz von städtischen zu ländlichen Gemeinden. Der hohe<br />

Anteil an Pendlern in städtischen Gemeinden war darauf zurückzuführen, daß viele dieser<br />

Gemeinden im Umfeld von Linz liegen. Dahingegen ist in sehr ländlichen Gemeinden die<br />

Entfernung zur nächsten Gemeinde mit genügend Arbeitsplätzen schon zu groß, um ein<br />

Pendeln ohne Probleme zu ermöglichen 19 .<br />

Im Gegensatz zu Österreich war der Pendleranteil im Mühlviertel zu allen drei Erhebungszeitpunkten<br />

höher, allerdings verringerte sich die Differenz im Laufe des Untersuchungszeitraumes.<br />

Während im Mühlviertel 1971 noch um 20% mehr Beschäftigte pendeln mußten,<br />

waren es 1991 nur noch um knapp 10% mehr. Vielleicht kam damit auch ein Erreichen des<br />

Maximums zu Tage.<br />

Abbildung 6: Pendlerquoten der Mühlviertler<br />

Gemeinden 1971 (oben) und 1991 (unten),<br />

dicke Linien: Bezirksgrenzen; Bezirksnamen,<br />

Linz;<br />

Bildung<br />

Die Bildungsdaten des Mühlviertels zeigten erstens einen Anstieg des Anteils der Maturanten<br />

an der erwachsenen Bevölkerung. Knapp über 3% der Mühlviertler Bevölkerung konnten<br />

1971 eine Matura nachweisen, 1991 waren es immerhin schon fast 10%. Damit lag das Maturaniveau<br />

allerdings immer noch unter dem österreichischen Wert von 1981. Die Entwick-<br />

17 Quelle: Aistleitner – eigene Daten liegen zu dieser Fragestellung nicht vor;<br />

18 Anteil der Gemeinde-Auspendler an den Beschäftigten.<br />

19 In verschiedenen Studien wird die Grenze bis zu der Personen bereit sind zu pendeln, mit einer Stunde Fahrtzeit<br />

bzw. 100 km Entfernung zum Arbeitsplatz angegeben (Fliedner, 1993).<br />

Endbericht / Textteil 53


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

lung zu einer besseren Schulbildung der Bevölkerung verlief im Mühlviertel zeitverzögert,<br />

das Bildungsniveau lag zu allen drei Zeitpunkten unter den ober- und gesamtösterreichischen<br />

Werten.<br />

Zweitens gab es ausgeprägte Unterschiede innerhalb des Mühlviertels. Die Gemeinden des<br />

Clusters 1 wiesen bei weitem höhere Maturaniveaus auf als die restlichen Gemeinden. Dabei<br />

schien sich der Unterschied über den Untersuchungszeitraum sogar zu vergrößern. 1971<br />

und 1981 betrug die Differenz zwischen höchstem und niedrigstem Wert 5% und 1991 bereits<br />

6,6%.<br />

Wohnungsdichte<br />

Zwei Trends lassen sich für das Mühlviertel bezüglich der Wohnungsdichte ablesen:<br />

1) höhere Wohnungsdichten mit zunehmendem städtischen Charakter der Gemeinden<br />

2) allgemeine Zunahme der Wohnungsdichte seit 1970<br />

Eine Zunahme der Wohnungsdichte bedeutet weniger Personen pro Wohnungen. Eine direkte<br />

Gleichsetzung mit Haushaltsformen ist nicht möglich, da das Bild durch Zweitwohnsitze<br />

bzw. unbewohnte Wohnungen verzerrt wird.<br />

Dennoch können Rückschlüsse gezogen werden:<br />

Auch im Mühlviertel ist der Trend zur Kleinfamilie (Zusammenhang mit Geburtenrückgang)<br />

bzw. einer Zunahme der Single-Haushalte („moderne Lebensformen“) zu bestätigen (vgl.<br />

Fliedner, 1993). Die Möglichkeit zu solchen Entwicklungen hängt auch mit der wirtschaftlichen<br />

Gesamt- und Individualsituation zusammen und zeigt eine zunehmende Individualisierung<br />

der Lebensformen.<br />

Resümee<br />

Die oben beschriebenen Veränderungen innerhalb des Untersuchungszeitraums zeigen bis<br />

zu einem gewissen Grad die Dynamik, die in einer - nach außen hin oft als „rückständig“ betrachteten<br />

- Region steckt. Innerhalb der drei betrachteten Jahrzehnte kam es zu fundamentalen<br />

Änderungen, die weitreichende Konsequenzen verschiedenster Art mit sich zogen.<br />

Keine der einzelnen Veränderungen kann für sich allein gesehen werden, sie sind untereinander<br />

so eng verknüpft, daß Änderungen auf der einen Seite Auswirkungen auf allen anderen<br />

Gebieten haben.<br />

Im folgenden soll nun versucht werden, die Entwicklung der Region nicht anhand der einzelnen<br />

Variablen zu untersuchen, sondern anhand der erarbeiteten Gemeindegruppen.<br />

Änderungen der Clusterzugehörigkeit<br />

Die Clustereinteilung der Mühlviertler Gemeinden ermöglichte eine Zuordnung jeder einzelnen<br />

Gemeinde zu einem der vier Gruppen, von „sehr städtisch“ zu „sehr ländlich“. Diese Zuordnung<br />

wurde für jeden der drei Erhebungszeitpunkte getrennt berechnet. Über die Jahrzehnte<br />

hinweg zeigte sich so ein sehr dynamisches Bild. Durch eine Kombination der Cluster<br />

1970/71 und 1990/91 in einer Kreuztabelle ergab sich die Möglichkeit, die Entwicklung des<br />

Mühlviertels in seinen Grundzügen zu zeigen, ohne auf die Veränderung einzelner Parameter<br />

eingehen zu müssen.<br />

54 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Einfachheitshalber wurden dabei die Gruppen „eher städtisch“ und „eher ländlich“ in eine<br />

Kategorie („mittel“) zusammengelegt. Damit wurde erreicht, daß bei der Überlagerung der<br />

Cluster 1970/71 und 1990/91 eine überschaubare Anzahl von Gruppen entstand und trotzdem<br />

die Entwicklung zwischen den Kategorien „sehr städtisch“ und „sehr ländlich“ über eine<br />

Zwischenstufe gezeigt werden konnte.<br />

Bei der Überlagerung entstanden sieben Typen von Gemeinden, für spätere Zwecke wurden<br />

sie auf fünf "Entwicklungstypen" reduziert (Tabelle 4):<br />

1971 1991 Entwicklungstyp Anzahl der Gemeinden<br />

1 sehr städtisch 12<br />

2 sehr ländlich sehr städtisch bleibt/wird städtisch<br />

1<br />

3 mittel<br />

20<br />

4 mittel mittel bleibt mittel 22<br />

5 sehr ländlich sehr ländlich bleibt ländlich 23<br />

6 mittel sehr ländlich wird ländlich 22<br />

7 sehr ländlich mittel wird mittel 22<br />

Tabelle 4: Ergebnis der Überlagerung und Entwicklungstypen<br />

Da sowohl die Klassifizierung 1970/71 als auch 1990/91 nur in Relation zu den übrigen Gemeinden<br />

derselben Zeitebene zu sehen ist, handelt es sich in diesem Fall beim Übergang<br />

von einer Einteilung als „mittel“ zu einer als „ländlich“ nicht um eine "Rückentwicklung", sondern<br />

vielmehr um eine langsamere Entwicklung als in anderen Gemeinden.<br />

Entwicklung zu „sehr städtisch“ bzw. "bleibt städtisch":<br />

Jene zwölf Gemeinden, die 1970/71 in die Gruppe „sehr städtisch“ gefallen waren, blieben<br />

dies auch weiterhin. Es handelte sich dabei um die Bezirkshauptstädte Freistadt, Rohrbach<br />

und Perg, sowie um einige Gemeinden des Gallneukirchner Becken und des Gebiets westlich<br />

von Linz. Zusätzlich zu diesen zwölf Gemeinden werden 1990/91 noch 21 weitere Gemeinden<br />

als „sehr städtisch“ klassifiziert. Bis auf eine waren alle anderen 20 Jahre zuvor in<br />

den Clustergruppen 2 und 3. Auffallend war, dass hauptsächlich Gemeinden in näherer Umgebung<br />

von Linz zu dieser Klasse gehörten (Abbildung 7). Wie ein Halbkreis umschließen<br />

diese Gemeinden die Landeshauptstadt. Die restlichen fünf Gemeinden, die nicht zu diesem<br />

Halbkreis gehören, sich aber auch in eine „städtische“ Gemeinde entwickelt haben (Aigen,<br />

Haslach, Lembach, Grein und Kleinzell) sind durchwegs größere Zentren, bis auf Kleinzell<br />

auch Gerichtsbezirkszentren.<br />

Die einzige Gemeinde, die sich von „sehr ländlich“ zu „sehr städtisch“ entwickelte, war Haibach<br />

im Mühlkreis, auch sie liegt in dem Halbkreis um Linz, der sich insgesamt in Richtung<br />

"sehr städtisch" entwickelte.<br />

Endbericht / Textteil 55


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Abbildung 7: Entwicklung der Mühlviertler<br />

Gemeinden anhand der Cluster 1970/71<br />

und 1990/91; Bezirksgrenzen; Linz.<br />

Gleichbleibende Klassifizierung als „mittel“ oder „ländlich“<br />

„Mittel“ bzw. „ländlich“ blieben Gemeinden im Osten des Mühlviertels und ein Großteil der<br />

Gemeinden im Westen. Außerdem gehörten jene Gemeinden zu dieser Gruppe, die im Norden<br />

Freistadts und Urfahrs liegen.<br />

Entwicklung zu „sehr ländlich“:<br />

Jene Gemeinden, die in ihrer Entwicklung weiter zurückblieben, und so von der Klassifizierung<br />

„mittel“ in die „sehr ländlich“ rutschten, liegen größtenteils in zwei großen Gemeindeblöcken<br />

vor. Der eine im Bezirk Rohrbach, der zweite in Freistadt, eingebettet in „sehr ländliche“<br />

oder „mittlere“ Gemeinden.<br />

„Entwicklungsregionen“<br />

Die Karte mit den Entwicklungsräumen erzeugt den Eindruck von vier, eher in sich geschlossenen<br />

Räume, die durch heterogenere Gebiete bzw. durch Gemeinden, die sich von „ländlich“<br />

nach „mittel“ entwickelt haben, voneinander getrennt werden (Abbildung 8).<br />

Abbildung 8: „Entwicklungsregionen“ des<br />

Mühlviertels; homogene Regionen in der<br />

Entwicklung 1971-91; Bezirksgrenzen undnamen;<br />

Linz.<br />

56 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

I. „Linzer Ring“: Das Gebiet rund um Linz ist geprägt von städtischen Gemeinden,<br />

bzw. von solchen, die sich innerhalb der zwanzig Jahre in solche entwickelt haben.<br />

Dieses Gebiet umfaßt größtenteils Gemeinden des Bezirks Urfahr-Umgebung.<br />

<strong>II</strong>.<br />

<strong>II</strong>I.<br />

IV.<br />

„Nord-Mühlviertel“: Das Gebiet nördlich des "Linzer Rings", mit Gemeinden von Urfahr-Umgebung<br />

und Freistadt. Dieses homogene Gebiet besteht hauptsächlich aus<br />

Gemeinden die „sehr ländlich“ bzw. in der mittleren Kategorie blieben.<br />

„Ost-Mühlviertel“: Der Osten des Mühlviertels. Dieses Gebiet bleibt über die Jahrzehnte<br />

größtenteils ländlich geprägt. Ein Teil dieser Gemeinden entwickelt sich auch<br />

von der mittleren Kategorie in Richtung „sehr ländlich“, bleibt also in der Entwicklung<br />

des Mühlviertels zurück.<br />

„West-Mühlviertel“: Der Großteil des Bezirks Rohrbach, obwohl dieser Teil eher heterogen<br />

ausgeprägt ist. Der mittlere Teil des Bezirks (ohne die am weitesten nördlich<br />

bzw. südlich liegenden Gemeinden) ist insofern sehr homogen, als sich hier nur einzelne<br />

„sehr städtische“ Gemeinden befinden, der Rest sich über die anderen Kategorien<br />

aufteilt und einige der Gemeinden auch in der Entwicklung zurückgeblieben sind.<br />

Dieser Raum ist insgesamt also sehr ländlich geprägt und hat sich im Laufe der letzten<br />

Jahrzehnte auch nicht unbedingt schnell entwickelt.<br />

Endbericht / Textteil 57


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

4. ZUR MENSCH-NATURRAUM-BEZIEHUNG IM MÜHLVIERTEL<br />

Vorbemerkung<br />

Dieser Teil der Arbeit ging der humanökologischen Fragestellung nach dem Mensch-Natur-<br />

Zusammenhang nach. Dabei stellten sich insbesondere zwei Fragen (vgl. Abbildung 9):<br />

(1) Inwieweit ist die Verteilung der Gemeindetypen 1990/91 auf die naturräumlichen Gegebenheiten<br />

zurückzuführen (Hypothese I)<br />

(2) Inwieweit hängt die Entwicklungsdynamik der Gemeinden zwischen 1970/71 und 1990/91<br />

von diesen naturräumlichen Gegebenheiten ab (Hypothese <strong>II</strong>)<br />

"Mensch"<br />

"Natur"<br />

Demographische<br />

Aspekte des<br />

Mühlviertels<br />

Gemeindetypen (vgl. Kap. 8)<br />

Sozio-ökonomische<br />

Aspekte des<br />

Mühlviertels<br />

Naturräumliche<br />

Aspekte des<br />

Mühlviertels<br />

(vgl. Kap. 10.3.<br />

und 10.4.) -<br />

Naturräume<br />

Gemeindetypen<br />

1970/71<br />

Entwicklungstypen (vgl. Kap.<br />

9.4.)<br />

Gemeindetypen<br />

1990/91<br />

Naturräumliche<br />

Aspekte des<br />

Mühlviertels (vgl.<br />

Kap. 10.3. und<br />

10.4.) - Naturräume<br />

Abbildung 9: Skizzierung des grundsätzlichen Konzepts: Hypothese I (oben) und Hypothese <strong>II</strong> (unten); vgl. auch Kap. 10.5.<br />

Daten und Methode<br />

Die Mensch-Natur-Beziehungen sollten in dieser Arbeit v.a. deskriptiv, aber auch statistisch<br />

(Kreuztabellierung mit einer anschließenden Kontingenzanalyse) dargestellt werden. Als abhängige<br />

Variable galten die sozio-ökonomisch/demographischen Gemeindetypen, als unabhängige<br />

die naturräumliche Gliederung der Mühlviertler Gemeinden (naturwissen-schaftlicher<br />

Ansatz). Die statistischen Ergebnisse sollten nur als Anhaltspunkte und Hilfsmittel zum Erkennen<br />

der Beziehungen gelten. Die Statistik kann nur mögliche Zusammenhänge aufzeigen,<br />

wobei aufgrund der Methodik jedoch nicht auszuschließen ist, daß diese durch einen<br />

58 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

dritten - außerhalb der untersuchten Variablen liegenden - Faktor verursacht sind. Jedenfalls<br />

sind Kräfte zu berücksichtigen, die von anderer Seite auf den festgestellten Zusammenhang<br />

wirken und diesen verstärken oder abschwächen. Aus diesem Grund wird die reine Statistik<br />

in dieser Zusammenfassung auch auf ein Minimum reduziert.<br />

Der Mensch-Natur-Zusammenhang ist kein monokausaler, eindeutig festzuschreibender Ursache-Wirkungs-Zusammenhang.<br />

Vor allem heute ist das Verhältnis zwischen Mensch und<br />

Natur durch komplexe Faktoren beeinflußt und daher ist es auch nicht sinnvoll, einen simplen<br />

Zusammenhang feststellen zu wollen. Diese Fragestellung sollte daher keine Reduktion<br />

auf Monokausalität sein, sondern auf Zusammenhänge hinweisen, die auch heute noch gegeben<br />

sind, bzw. leicht voneinander abweichende demographische/sozioökonomische Strukturen<br />

im Mühlviertel vor dem Hintergrund des Naturraums darstellen. Dabei sollte auch versucht<br />

werden, andere Begründungen als die Beeinflussung durch den Naturraum anzusprechen.<br />

Input: Naturräumliche Gruppen<br />

Der naturräumliche Cluster wurde von Johannes Peterseil und Mag. Rainer Vierlinger von<br />

der Abteilung für Vegetationsökologie (Universität Wien) erarbeitet und bereitgestellt.<br />

Ausgangsparameter<br />

1. Naturraumdaten, welche vom Menschen unbeeinflußt sind:<br />

• Generalisierte Geologie – auf Basis einer digitalen geologischen Karte (1:20 000)<br />

• Höhenstufen – auf Basis einer Höhenstufenkarte, erstellt aus dem DGM (Digitales Gelädemodell)<br />

nach den Höhenstufen dieses Wuchsbezirks<br />

• Exposition – Expositionskarte erstellt aus dem DGM, Klassifizierung nach einer 4-teiligen<br />

Windrose<br />

2. Kulturraumdaten, welche rein durch den Menschen beeinflußt sind:<br />

• Bodenbedeckung – aus Basis der Corine Land use-Daten, erstellt vom Umweltbundesamt<br />

• Historische Flurformen – auf Basis der Karte der historischen Flurformen<br />

(1:750 000)<br />

Methode<br />

Die Daten wurden auf der Ebene von 5km×5km-Rasterflächen für die statistischen Berechnungen<br />

verwendet. Die Berechnung der Cluster erfolgte mittels eines partitionierenden Verfahrens<br />

(k-means) in SPSS. Die optimale Gruppenanzahl wurde vorher durch eine hierarchische<br />

Clusteranalyse eruiert. Um das Ergebnis der Clusteranalyse (Stratifizierungsergebnis –<br />

Naturraumanalyse IV) auf die Gemeinden umzulegen, wurde jeder Gemeinde die flächenmäßig<br />

dominierende Gruppe eindeutig zugeteilt. Da das Ergebnis von 18 verschiedenen<br />

Gruppen für die vorliegende Arbeit nicht sinnvoll war (zu geringe Besetzungszahlen in der<br />

Kreuztabelle, vgl. Kap. 10.1.), wurde die Gruppenanzahl nach inhaltlich-sachlichen Überlegungen<br />

auf fünf verringert (Gruppe I: 1-5; Gruppe <strong>II</strong>: 6 und 9; Gruppe <strong>II</strong>I: 7; Gruppe IV: 8, 10,<br />

12, 13, 18; Gruppe V: 16 und 17).<br />

Endbericht / Textteil 59


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

Ergebnis<br />

Das endgültige Ergebnis zeigt fünf Gruppen, die sich hauptsächlich aufgrund ihrer rein naturräumlichen<br />

Gegebenheiten und weniger aufgrund der kulturräumlichen Daten unterscheiden.<br />

Zur Gruppe I zählen Gemeinden der höheren Lagen, die größtenteils süd- oder südwestexponiert<br />

sind und relativ hohe Reliefenergie aufweisen. In den Gemeinden dieser Gruppe<br />

herrscht Grünlandnutzung vor, wobei aber auch eine hohe Waldbedeckung gegeben ist.<br />

Die Gruppen <strong>II</strong> und <strong>II</strong>I entsprechen den mittleren Lagen (~450 – 750m ü. d. M), wobei die<br />

Gruppe <strong>II</strong> geologisch gesehen gneisdominiert ist, die Gruppe <strong>II</strong>I hingegen granitdominiert.<br />

Die Gruppe <strong>II</strong>I weist etwas höhere Reliefenergien auf als die Gruppe <strong>II</strong>. Beide Gruppen sind<br />

geprägt durch eine Ackerbau-Grünland-Mischnutzung, wobei die Gemeinden der Gruppe <strong>II</strong><br />

tendenziell höhere Grünlandanteile, die Gemeinden der Gruppe <strong>II</strong>I hingegen höhere Ackerbauanteile<br />

haben.<br />

Abbildung 10: Naturraumgruppen des<br />

Mühlviertels<br />

Die Gemeinden der Gruppe IV sind ebenfalls durch eine Ackerbau-Grünland-Mischung geprägt.<br />

Diese Gemeinden liegen an der kristallinen Randstufe und weisen durch die durchschneidenden<br />

Flußtäler hohe Reliefenergien auf, was auch in einem relativ hohen Waldanteil<br />

resultiert. Sie liegen schon etwas tiefer (~200 – 500 m ü. d. M.) und sind größtenteils südexponiert.<br />

Die Gemeinden der Gruppe V liegen in den flachen Beckenlagen des Mühlviertel auf Donauniveau<br />

(~230 – 300m ü.d.M.), die mit tertiären und quartären Sedimenten überlagert wurden.<br />

Hier dominiert sehr stark der Ackerbau. Zu dieser Gruppe gehören die Gemeinden des Donaubeckens<br />

und der Donauterassenlandschaft.<br />

Ergebnis und Diskussion<br />

Die statistische Berechnung ergab einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Verteilung<br />

der Gemeinde- bzw. Entwicklungstypen nach sozioökonomisch/demographischen Kriterien<br />

und der Verteilung der Naturräume des Mühlviertels (χ² nach Craddock und Flood;<br />

60 Endbericht / Textteil


Umweltstiftung Euronatur<br />

Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

p


Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />

Umweltstiftung Euronatur<br />

5. AUSGEWÄHLTE LITERATUR<br />

Aistleitner, Josef: Innsbrucker Geographische Studien. Hg. A. Leidlmair und F. Fliri. Bd. 14. Formen und Auswirkungen<br />

des bäuerlichen Nebenerwerbs. Das Mühlviertel als Beispiel. Innsbruck: Selbstverlag des Instituts<br />

für Geographie der Universität Innsbruck, 1986<br />

Backhaus, Klaus et al.: Multivariate Analysemethoden: eine anwendungsorientierte Einführung. 8., verb. Aufl.,<br />

Berlin (u.a.): Springer, 1996<br />

Bähr, Jürgen, Christoph Jentsch und Wolfgang Kuls: Lehrbuch der Allgemeinen Geographie. Hg. Josef<br />

Schmithüsen. Bd. 9. Bevölkerungsgeographie. Berlin u.a.: de Gryuter, 1992<br />

Bähr, Jürgen: Bevölkerungsgeographie: Verteilung und Dynamik der Bevölkerung in globaler, nationaler und<br />

regionaler Sicht. 3., aktualisierte und überarb. Aufl., Stuttgart: Ulmer, 1997<br />

Bahrenberg, Gerhard: Geographie und Humanökologie in: Huib Ernste (Hg.): Pathways to Human Ecology: from<br />

Observation to Commitment. Bern: Lang, 1994, S. 57-68<br />

Bortz, Jürgen, Gustav A. Lienert und Klaus Boehnke: Verteilungsfreie Methoden der Biostatistik. Berlin u.a.:<br />

Springer, 1990<br />

Grünweis, Franz-Michael et al.: 15 Thesen zur Österreichischen Kulturlandschaft. Österreichische Kulturlandschaften,<br />

Aspekte ihrer Entwicklung und Erhaltung, Wien, 11.-14. November 1996<br />

Henkel, Gerhard: Der Ländliche Raum. Gegenwart und Wandlungsprozesse in Deutschland seit den 19. Jahrhundert.<br />

Stuttgart: Teubner, 1993<br />

Hiess, Helmut (et al.): Infrastruktur und Auswirkungen auf die Kulturlandschaftsentwicklung. Modul SU2 der<br />

Kulturlandschaftsforschung, Wien, 1997<br />

Krajasits, Cornelia: ÖIR-Regionalindex. Österreichs Regionen im Vergleich. Forschungsbericht. Österreichisches<br />

Institut für Regionalforschung, 199<br />

Weichhart, Peter: Naturraumbewertung und Siedlungsentwicklung: Das räumliche Wachstum ausgewählter<br />

Siedlungen des Politischen Bezirkes Braunau am Inn im Vergleich mit dem Naturraumpotential ihrer<br />

Standorte. Oberösterreichische Heimatblätter. Hg. Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in<br />

Oberösterreich. Jg. 32, 3/4/1978, S. 171 - 208<br />

62 Endbericht / Textteil

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!