II. DER STATUS QUO
II. DER STATUS QUO
II. DER STATUS QUO
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
<strong>II</strong>.<br />
<strong>DER</strong> <strong>STATUS</strong> <strong>QUO</strong><br />
A) KULTURLANDSCHAFTSTYPISIERUNG<br />
1.) Methodik<br />
2.) Kulturlandschaftskarte (Beilage)<br />
3.) Typenkatalog (Endbericht – Katalogteil)<br />
B) SOZIO-ÖKONOMISCHE ANALYSE<br />
Kurzfassung der Diplomarbeit<br />
„Das Mühlviertel – ein ländlicher Raum:<br />
Bevölkerungsentwicklung seit 1970<br />
im Spiegel des Verhältnisses Mensch – Natur“<br />
(Mag. Elisabeth Bohunovsky, 1999)<br />
Endbericht / Textteil 17
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
18 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
1) METHODIK<br />
1.1. GRUNDLAGEN<br />
Die Landschaft Mitteleuropas ist das Produkt einer intensiven und seit jahrtausenden andauernden<br />
Natur-Mensch-Interaktion (vgl. NAVEH 1991; NAVEH & LIEBERMANN 1993; NASS-AUER<br />
1995; KÜSTER 1995). Diese Beziehung hat eine komplexe, vielfältige Kulturlandschaft geschaffen,<br />
die jedoch einem ständigen Wandel unterworfen ist (vgl. MEEUS 1995).<br />
Der rasche Wandel der Agrarlandschaften, der sich durch die erweiterten technischen Möglichkeiten<br />
seit dem 2 Weltkrieg ständig beschleunigt, ist mit der zunehmenden Globalisierung<br />
der ökonomischen Märkte in die nächste Runde gegangen. Durch den Wegfall von Direktstützungen<br />
der Landwirtschaft und von Einfuhrzöllen kommt es auch in Österreich zu einem<br />
dramatischen Wandel in der Struktur der Landwirtschaft. Dieser Strukturwandel hat weitreichende<br />
Auswirkungen auf die Landschaft, die als Produkt aus Mensch und Naturraum zu<br />
verstehen ist. Die moderne Landschaftsökologie bietet uns dabei das notwendige Werkzeug,<br />
um diese Transformation der Landschaft zu untersuchen und zu bewerten.<br />
Die landschaftliche Vielfalt ist ein wichtiges Charakteristikum der europäischen (vgl. MEEUS<br />
1995) und im Besonderen aber auch der österreichischen Landschaft (vgl. GRABHERR 1994;<br />
WRBKA & FINK 1997; FINK et al. 1989). Mit der „Kartierung ausgewählter Kulturlandschaften<br />
Österreichs“ (FINK et al. 1989) und der „Kulturlandschaftsgliederung Österreichs“ (WRBKA &<br />
FINK 1997; WRBKA et al. 2002) wurde in Österreich der mehtodische Grundstein für eine ökologisch<br />
orientierte Gliederung gelegt, die die Charakteristika der Kulturlandschaft mit einbezieht.<br />
Kulturland-schaftstypen als Bezugsräume (vgl. FINK et al. 1989; WRBKA 1996; WRBKA<br />
& FINK 1997) und die Landschaftsstruktur als ein wesentlicher Indikator zur Abschätzung<br />
einer nachhaltigen Entwicklung der Kulturlandschaft (vgl. WRBKA et al. 1999a,b,c,d,e) sind<br />
wesentliche Erkenntnisse dieser Forschungstätigkeit.<br />
Die moderne Raumplanung soll flexibel und mit möglichst geringem Zeitversatz auf rasch<br />
ablaufende Entwicklungsprozesse reagieren können (vgl. PIRKL et al. 1990; WALZ & SCHUH-<br />
MACHER 1999). Zusätzliche Anforderungen erwachsen aus der zukünftig von verstär-kenden<br />
Einbeziehung von Umweltbelangen. Dabei bilden raumbezogene Bewertungen landschaftsökologischer<br />
Sachverhalte eine wichtige Grundlage bei der Evaluierung von konkreten Eingriffen<br />
(vgl. KUTZENBERGER 1998b, 2000a,c,d; PETERSEIL 2000) oder bei der Bewertung von<br />
möglichen Entwicklungsszenarien der Zukunft (vgl. WRBKA et al. 1999a,b,c,d,e; VIERLINGER<br />
et al. 1999; KUTZENBERGER 1998a; PIRKL et al. 1990; LETOUZE-ZEZULA et al. 1993, 1994).<br />
Die Betrachtung der Kulturlandschaft, als Schnittfläche zwischen Natur und Mensch (vgl.<br />
NAVEH 1991; NAVEH & LIEBERMANN 1993; NASSAUER 1995), stellt den Schlüssel bei der Bewertung<br />
landschaftsrelevanter Fragestellungen dar (vgl. WRBKA 1996; FINK et al. 1989; BAS-<br />
TIAN & SCHREIBER 1999). Das Wissen um die Geschichte, Dynamik und Empfindlichkeit einer<br />
Landschaft macht erst eine fundierte Bewertung von Landschaftseingriffen möglich.<br />
Fink et al. (1989) versteht unter der Kulturlandschaftstypsierung die Klassifikation realer<br />
Landschaften in abstrakte Raumeinheiten verschiedener hierachischer Ebene, den Kulturlandschaftstypen,<br />
-typengruppen und -typenreihen, aufgrund ihrer strukturellen, physiogeographischen<br />
und historisch-kulturellen Merkmale, erweitert um die vegetationsökologische<br />
Charakterisierung und Bewertung. Kulturlandschaftstypen als landschaftsökologische defi-<br />
Endbericht / Textteil 19
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
nierte Bezugseinheiten bilden die Grundlange um die Empfindlichkeit und Reaktion dieser<br />
Landschaftsräume gegenüber Landschaftseingriffen abzuschätzen.<br />
Die Landschaft stellt ein Mosaik aus interagierenden Ökosystemen oder Landschaftselementen<br />
dar, deren Struktur, Funktion und Wandel im Rahmen der „modernen“ Landschaftsökologie<br />
untersucht wird (vgl. FORMAN & GODRON 1984, 1986; FORMAN, 1995a).<br />
Landschaftselemente stellen die Bausteine der Landschaft dar, und werden als die kleinst<br />
möglich abgrenzbare, strukturelle und funktionelle Einheit auf dem Maßstab der Landschaft<br />
definiert (WRBKA et al. 1997, FORMAN & GODRON 1986; FORMAN 1995a,b).<br />
Jedes Elemente der Landschaft kann einerseits in die strukturell-funktionellen Grobkategorien<br />
(„Matrix-Patch-Korridor“) und andererseits in die Kategorien der Entstehungsmechanismen<br />
(„disturbance – remnant – regeneration – enviromental resource – introduced“) eingeteilt<br />
werden. Durch die Betrachtung des gesamten Komplexes der Landschaftselemente<br />
kann ein tieferes Verständnis über die Funktion, Genese und Entwicklungsmöglichkeiten von<br />
Landschaften gewonnen werden (FORMAN & GODRON 1986; FORMAN 1995a).<br />
Die Struktur des Landschaftsmosaiks ist ein Kernthema des Verständnisses um die Funktion<br />
der Landschaft, da viele Prozesse der Landschaft nicht nur über die stofflichen Eigenschaften<br />
und vertikalen Zusammenhänge, sondern auch durch räumliche Muster gesteuert<br />
werden (vgl. SYRBE, 1999; FORMAN & GODRON 1986; TURNER 1990; TURNER et al. 1991,<br />
HOOVER & PARKER 1991; BUREL & BAUDRY 1990; WRBKA 1996; WRBKA et al. 1999a,b,c,d,e).<br />
Um mit räumlicher Heterogenität umzugehen und Aussagen bezüglich der Landschaft machen<br />
zu können, ist es notwendig, räumliche Bezugseinheiten, sog. Bewertungs- oder Bilanzräume,<br />
für die Auswertung und Darstellung verschiedener Informationen zu definieren.<br />
Die Wahl dieser Bezugseinheiten ist dabei so zu treffen, daß unterschiedliche Anforderungen<br />
fachlicher und planerischer Art erfüllt werden können Diese räumlichen Bezugseinheiten<br />
müssen möglichst aussagekräftig beschrieben und hierarchisch geordnet werden. Weiters<br />
sollte eine langfristige Gültigkeitsdauer gewährleistet sein (BASTIAN & SCHREIBER 1999).<br />
Jede Gliederung und Ausweisung räumlicher Bezugseinheiten muß von einem Verwendungszweck<br />
abhängig sein, da keine Gliederung jede mögliche Anforderung für verschiedenste<br />
Fragestellung erfüllen kann (BASTIAN & SCHREIBER 1999; MEEUS 1995). Für Zwecke<br />
der Landschaftsplanung sind Landschaftseinheiten oder -typen am besten geeignet (BUREL<br />
& BAUDRY 1995a; BASTIAN & SCHREIBER 1999; FINK et al. 1989).<br />
20 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
1.2. GENESE VON KULTURLANDSCHAFTSKARTE & TYPENKATALOG<br />
Die Erarbeitung von Kulturlandschaftskarte und Typenkatalog erfolgte im Rahmen dieser<br />
Arbeit in einem dreistufigen Verfahren: Stratifizierung – Freilandkartierung – Extrapolation.<br />
1.2.1. Stratifizierung – Abgrenzung und Auswahl der Kartierungseinheiten<br />
1.2.1.1. Theoretischer Hintergrund<br />
Um große Landschaftsausschnitte bearbeiten zu können, muß der Gesamtbetrachtungsraum<br />
in kleinere homogene Teilbetrachtungsräume aufgeteilt werden, für welche dann allgemeingültige<br />
Aussagen gemacht werden können. Diesen Vorgang des Auftrennens eines Gesamtbetrachtungsraumes<br />
in homogene Teilbetrachtungsräume nennen wir die STRATIFIZIE-<br />
RUNG DES RAUMES. Diese Gliederung des Raumes kann nach verschiedenen thematischen<br />
Gesichtspunkten erfolgen. Die Wahl der Gliederungsgrundlagen hängt primär mit der<br />
Fragestellung zusammen, welche für diesen Raum beantwortet werden soll.<br />
Durch eine objektive Aufnahmenflächenauswahl soll gewährleistet werden, daß man der<br />
räumlichen Vielfalt der Region gerecht wird, und damit und eine systematische und nachvollziehbare<br />
Grundlagenerhebung ermöglicht wird (REITER 1993). Die Grundlage der Stichprobenwahl,<br />
des Sampling Designs, bilden methodische Konzepte aus dem Bereich der Geographischen<br />
Informationssysteme und der Räumlichen Statistik (‚Spatial Statistics‘). Der Vorteil<br />
des „stratified random samplings“, d.h. der zufälligen Auswahl in homogenen Teilräumen,<br />
gegenüber der reinen Zufalls- oder systematischen Auswahl ist eine gute Erfassung<br />
der Variabilität auch bei geringer Stichprobenanzahl (REITER 1993; REITER & GRABHERR<br />
1997).<br />
Bedeutend für die Stratifizierung ist die Skalierung der in sie einfließenden Parameter, d.h.<br />
die Parameter sollen in einem ähnlichen Maßstab und Eindringtiefe vorliegen (REITER &<br />
GRABHERR 1997; BASTIAN & SCHREIBER 1999; BLASCHKE 1999). Da die unterschiedlichen<br />
Basiskarten meist nicht in entsprechenden Maßstäben verfügbar sind, kann dieser Forderung<br />
nicht immer entsprochen werden. Dieses Maßstabsproblem muß jedoch in die Überlegungen<br />
miteinbezogen werden (BASTIAN & SCHREIBER 1999; BLASCHKE 1999).<br />
1.2.1.2. Praktische Durchführung<br />
Die Gliederung des zu betrachtenden Landschaftsausschnittes auf Basis folgenden Grundlagenmaterials:<br />
NATURRAUM: Naturräumliche Grundlagen, welche die Ausprägung eines Landschaftsausschnittes<br />
beeinflussen.<br />
• Digitales Geländemodell (DGM); Rasterweite von 250 m<br />
• Kompilierte Geologische Karte 1:20.000<br />
KULTURRAUM I: Indikatoren einer Beeinflussung durch den Menschen auf Geofaktoren. Als<br />
solche werden jene Geofaktoren bezeichnet, welche ihre Ausprägung zwar primär durch den<br />
NATURRAUM erhalten, es jedoch im Zuge des Eingriffs des Menschen zu signifikanten Veränderungen<br />
im Verlauf der Ausprägung kommt.<br />
• Übersichts-Bodenkarte 1:750.000<br />
(Die hier verwendete Datengrundlage ist aufgrund des groben Maßstabes nicht optimal; Beschaffungsprobleme<br />
für die bayerischen und tschechischen Teilräume ließen jedoch keine<br />
andere Möglichkeit.)<br />
Endbericht / Textteil 21
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
KULTURRAUM <strong>II</strong>, im engeren Sinn. Unter diesem sind all jene Faktoren und Auswirkungen<br />
auf die Landschaft verstanden, welche rein auf die Einflußnahme des Menschen zurückzuführen<br />
sind.<br />
• CORINE LANDCOVER - eine visuelle Satelitenbildauswertung auf Grundlage einer EUweiten<br />
Abgrenzungsvorschrift.<br />
Die genannten Daten lagen entweder bereits in digitaler Form vor, oder wurden im Rahmen<br />
der Vorbereitung des Projektes unter ARC-INFO digitalisiert und aufbereitet. Die Stratifizierung<br />
wurde in der GAUSS-KRÜGER-PROJEKTION und in den BUNDESMELDENETZ-<br />
KOORDINATEN durchgeführt. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, die Stratifizierungsergebnisse<br />
und die Auswahl der Kartierungsquadranten direkt auf die Kartierungsgrundlagen<br />
- Orthofoto 1:10.000 - zu übertragen.<br />
Arbeitstechnisch gliederte sich die Stratifizierung in fünf Arbeitsschritte, die für jeden der drei<br />
Landesteilräume extra ausgeführt wurden:<br />
• Vorbereitung der Kartengrundlagen;<br />
• Verschneidung der Naturraumdaten und der Kulturraumdaten extra;<br />
• Verschneidung der beiden Teilergebnisse und Generierung von Gruppen mit Hilfe multivariater<br />
Statistik;<br />
• Umlegung des Stratifizierungsergebnisses auf eine Karte und visuelle Überprüfung des<br />
Ergebnisses auf Basis vorhandener Orthofotos, topographischer Karten und der Gebietskenntnis<br />
der Projektmitarbeiter;<br />
• Auswahl der Kartierungsquadranten;<br />
Basisraster der Freilanderhebungen ist ein 1 x 1 Kilometer Raster, welcher an das Bundesmeldenetz<br />
angelegt ist. Dieser Raster wurde bereits während der Stratifizierung über die<br />
Grundlagen gelegt und die Zugehörigkeit jeder Rasterfläche zu einer Ähnlichkeitsgruppe<br />
(Stratum <strong>II</strong>. Ordnung) errechnet.<br />
Innerhalb dieser Straten wurden in den drei Ländern insgesamt 65 Kartierungsflächen per<br />
Zufall ausgewählt. Einige Flächen dieser strengen Zufallsauswahl wurden bei nachträglichen<br />
visuellen Überprüfung auf dem Orthofoto aufgrund der Organisation bei der Kartierung etwas<br />
verschoben. Diese Verschiebung von zufällig ausgewählten Flächen erfolgte nur dann:<br />
a. wenn sich die Fläche in einem großen, homogenen Stratum befand;<br />
b. die Umgebung um die zufällig ausgewählte Fläche gleich strukturiert war;<br />
c. wenn es aufgrund der Organisation der Kartierung als notwendig erachtet wurde;<br />
Eine Verschiebung erfolgte lediglich innerhalb zusammenhängender Rasterflächen, in denen<br />
sich die zufällig ausgewählte Fläche befand. Wurde eine einzelne Rasterfläche getroffen so<br />
wurde die Auswahl nicht verschoben. Im wesentlichen wurde danach getrachtet, daß an der<br />
Zufallsauswahl keinerlei Änderungen gemacht wurden.<br />
Die ausgewählten Flächen wurden auf den Orthofotos eingezeichnet und eine Kartierungsunterlage<br />
im Maßstab 1:6.000 erstellt. Die Vergrößerung erfolgte mittels S/W-Laserkopierer.<br />
Es wurde danach getrachtet, daß die Qualität der Laserkopien in etwa der Qualität der Orthofotos<br />
entspricht, was in der Regel eingehalten werden konnte. Der/die Kartierer/in wurde<br />
weiters mit Erhebungsbögen ausgestattet.<br />
22 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
1.2.2. Freilandkartierung<br />
Das Methodik der Kartierung basiert auf der den theoretischen und methodischen landschaftsökologischen<br />
Konzept der Landschaftsstruktur von Forman & Godron (1984, 1986)<br />
und Forman (1995a). Im Rahmen des Projektes Kulturlandschaftsgliederung Öster-reichs<br />
(WRBKA & FINK 1997) und den KLF-Modulen IN2 und ÖR7 wurde eine effiziente Kartierungsmethodik<br />
entwickelt, die an die Erfordernisse mitteleuropäischer Kulturlandschaf-ten<br />
angepaßt ist (WRBKA et al. 1997).<br />
Die Kartierungsquadranten von 1 x 1 Kilometer wurden flächendeckend erhoben. Die Landschaftselemente<br />
wurden abgegrenzt, entsprechend ihrer strukturellen und funktionellen Eigenschaften<br />
eingestuft und die Genese der Elemente bewertet. Unter einem Landschaftselement,<br />
wurde dabei der kleinste räumlich, funktionell und physiognomisch abgrenzbare<br />
homogenen Baustein der Landschaft (im „landscape scale“) verstanden, der eine einheitliche<br />
Entstehungs- und Nutzungsgeschichte aufweist (WRBKA et al. 1997).<br />
Bei flächigen Landschaftselementen wurde eine Größengrenze von 5x5m eingeführt. War<br />
ein Landschaftselement kleinflächiger, so wurde es in einem benachbarten Landschaftselement<br />
integriert oder als punktförmiges Landschaftselement erhoben (z.B. Strommasten).<br />
Lineare Landschaftselemente wurden immer erhobenen und eingezeichnet, wobei als wichtiger<br />
Parameter die Breite angegeben wurde.<br />
Jedes Landschaftselement wurde mit einer eindeutigen Nummer, der Landschaftselementenummer,<br />
identifiziert und bezüglich seiner geomorphologischen, physiognomischen<br />
und landschaftsökologischen Strukturparameter erfaßt und beschrieben. Die Aufbereitung<br />
und Speicherung der Daten erfolgt einerseits a.) als digitale Karten mit ein geographisches<br />
Informationssystem (ArcView 3.2 und ARC/INFO 7.2) und andererseits b.) in einer Landschaftsstrukturdatenbank,<br />
JOKL-LSD einer Datenbankapplikation unter Microsoft Access 97.<br />
Im Folgenden sind die je Landschaftselement erhobenen Parameter beschrieben.<br />
Die Landnutzung ist ein sehr wichtiger und zentraler Parameter bei der Typisierung von Kulturlandschaften<br />
(FINK et al., 1989; WRBKA 1997; KRÖNERT 1999; BASTIAN & SCHREIBER<br />
1999). Mit einer detaillierten Liste der Landnutzungstypen, die neben verschiedenen Landnutzungenskategorien<br />
(z.B. Getreidebau, Hackfruchtanbau, Mähwiesennutzung, Weidenutzung,<br />
...) auch bereits eine erste Untergliederung nach Nutzungsintensitäten (intensive,<br />
mäßig intensive und extensive Nutzung) beinhaltet, soll diesem Umstand Rechnung getragen<br />
werden. Durch die Angabe des Nutzungsregimes (Bewirtschaftungs- oder Pflegemethode<br />
und Häufigkeit der Nutzung oder Pflegemaßnahme) und der Kulturart (Getreidearten,<br />
dom. Wiesenarten, Baumarten, ...) wird eine weitere Differenzierung und Verfeinerung<br />
der Angaben ermöglicht. Dies ist vor allem bei der Einschätzung der Fruchtfolge und Nutzungsverhältnisse<br />
im Bereich eines Kulturlandschaftstyps von großer Bedeutung. Durch das<br />
räumliche Nebeneinander von Feldfrüchten in einem Landschaftsausschnitt, der einem ähnlichen<br />
Nutzungsmuster unterliegt, d.h. Kulturlandschaftstyp, kann in der Regel auf das zeitliche<br />
Hintereinander, d.h. die Fruchtfolge, geschlossen werden. Die Fruchtfolge gibt uns dabei<br />
wichtige Einblicke in das Agro-Ökosystem, z.B. über den Grad der Bodenbedeckung außerhalb<br />
der Vegetationszeit (WRBKA et al. 1997).<br />
Unter Hemerobie versteht man den Grad der menschlichen Beeinflussung auf ein Ökosystem<br />
(siehe Hemerobiekonzept), das entsprechend dem ökologischen Wissen einge-schätzt<br />
Endbericht / Textteil 23
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
werden kann. Die Skala reicht dabei von meta-hemerob (stark und einseitig anthropogen<br />
beeinflußt) bis a-hemerob (anthropogen unbeeinflußt).<br />
Hemerobiestufe<br />
Hemerobiestufe<br />
meta-hemerob übermäßig stark u. einseitig kulturbeeinflußt meso-hemerob mäßig kulturbeeinflußt<br />
poly-hemerob sehr stark kulturbeeinflußt oligo-hemerob schwach kulturbeeinflußt<br />
α-eu-hemerob stark kulturbeeinflußt a-hemerob nicht kulturbeeinflußt<br />
β-eu-hemerob stark kulturbeeinflußt<br />
Tab. 1: Hemerobiestufen (aus WRBKA et al. 1997)<br />
Die Trophie gibt den Versorgungsgrad eines Ökosystems mit organischer Substanz und<br />
Nährstoffen an. Sie umschließt sowohl terrestrische, als auch aquatische Ökosysteme. Die<br />
Einstufung des aktuellen, potentiell pflanzenverfügbaren Nährstoffpotentials des Landschaftselements<br />
bezieht sich vor allem auf den relativ einfach mit Hilfe von Zeigerarten (vgl.<br />
ELLENBERG 1974, 1979; ELLENBERG et al. 1992) faßbaren Nährstoff Stickstoff. Weiters ist<br />
auch ökologisches Expertenwissen notwendig, um das Standortspotential dieses Nährstoffes<br />
beim Fehlen von Zeigerarten einzuschätzen.<br />
Trophiestufe<br />
Trophiestufe<br />
Polytroph starke Nährstoffversorgung mesotroph mittlere Nährstoffversorgung<br />
eutroph reichliche Nährstoffversorgung oligo- b. mesotroph mittlere bis geringe Nährstoffversorgung<br />
meso- bis eutroph reichliche bis mittlere Nährstoffversorgung oligotroph geringe Nährstoffversorgung<br />
Tab. 2: Trophiestufen (aus WRBKA et al. 1997)<br />
Elementgenese und Elementpotential<br />
Das Konzept der Entstehungsmechanismen der Landschaftselemente nach Forman &<br />
Godron (1984, 1986) wurde von Th.Wrbka (1996) an die Erfordernisse der Kartierung österreichischer<br />
Kulturlandschaften angepaßt (WRBKA et al. 1997). Da es sich bei der außeralpinen<br />
mitteleuropäischen Kulturlandschaft, um eine sehr stark anthropogen über-prägte, eher<br />
kleinteilige und in großen Bereichen sehr heterogene Landschaft handelt war diese Anpassung<br />
notwendig, da sie konträr den Landschaften Nordamerikas entgegensteht, in denen<br />
diese Konzepte entwickelt wurden.<br />
Da die Matrix der mitteleuropäischen Kulturlandschaft durch chronisch gestörte, eingebrachte<br />
Landschaftselemente, d.h. im wesentlichen Äcker und Wiesen, aufgebaut ist, wurde<br />
im Zuge der Erhebung österreichischer Kulturlandschaften vom strengen Konzept des Entstehungsmechanismus<br />
etwas abgegangen und das aktuelle Potential (Störung, Regeneration,<br />
Ressource) eingestuft. Dies stellt eine wesentliche Erweiterung des ursprünglichen<br />
Konzepts nach Forman & Godron (1981, 1984, 1986) dar, und ermöglicht es die Vielfalt österreichischer<br />
Kulturlandschaften zu fassen und ökologisch zu beschreiben (WRBKA et al.<br />
1997). Durch die Erweiterung des ursprünglichen Konzepts ist es nun möglich, für jedes<br />
Landschaftselement mehrere Einstufungen zu vergeben.<br />
Störungsbedingte Landschaftselemente (Disturbance Landunit – DIL): Die Entstehung und<br />
die Erhaltung des Landschaftselementes erfolgt durch ein chronisches oder periodisches<br />
Störungsregime mit unterschiedlicher Intensität und Frequenz. Dabei wird nach einem Aktualitätsprinzip<br />
lediglich das aktuelle, sichtbare Störungsregime angegeben. Man kann dabei<br />
24 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
zwischen einem: (a) anthropogenen Störungsregime (DIL-A), z.B. Mahd, und einem (b) natürlichen<br />
Störungsregime (DIL-N), z.B. Überflutungen, unterscheiden.<br />
Die Skala reicht dabei von (1), episodisch und in langen Intervallen gestörten Standorten<br />
oder Landschaftselementen, bis (4), zu regelmäßig, in kurzen Intervallen und stark gestörten<br />
Standorten oder Landschaftselementen. Diese Skalenbereiche gelten sowohl für das natürliche<br />
(DIL-N), als auch für das anthropogene (DIL-A) Störungsregime.<br />
Restlandschaftselemente (Remnant Landunit – RML): Unter Restlandschaftselemente<br />
(Remnant Landunit) werden Landschaftselemente verstanden, die als Rest einer früheren<br />
Landschaft (natürlich oder anthropogen) verstanden werden können. In Erweiterung zu dem<br />
von Forman & Godron (1981, 1984, 1986) begründeten Konzept der Entstehungsmechnismen<br />
der Landschaftselemente, das nur von einem Rest einer ursprünglichen Matrix<br />
spricht, wird hier jeder Rest einer historischen Landschaft verstanden. Diese Besonderheit<br />
ergibt sich, da es sich im Falle der Landschaften Mitteleuropas um alte, großflächige intensiv<br />
genutzte und umgestaltete anthropogene Kulturlandschaften handelt (vgl. KÜSTER 1995;<br />
WRBKA 1992; FINK et al., 1989).<br />
Die Persistenz der Landschaftselemente wurde mit Hilfe zweier getrennter Parameter angesprochen<br />
– einerseits als die Einstufung der Remanant Landunits (RML), die die Andauer,<br />
d.h. den anthropgenen Erhaltungsaufwand, und Entwicklungszeit eines Landschaftselementes<br />
in der Landschaft beschreibt und anderseits als Change of Persistent<br />
Landunits (CPL/CPLC), der eine Aussage über den landschaftlichen turn-over ermöglicht.<br />
Als Bezugszeitpunkt für beide Parameter (RML und CPL) wurde der Übergang zur industrialisierten<br />
Landwirtschaft festgelegt, der durch den Einsatz fossiler Energie (z.B. Dünge- und<br />
Spritzmittel) eingeleitet wird. Dadurch konnten große Landflächen für eine intensive Produktion<br />
erschlossen werden. Dieser Prozeß setzte in Österreich zu unterschiedlichen Zeitpunkten<br />
ein. Während in Gunstlagen bereits relativ früh Kunstdünger und Traktoren eingesetzt<br />
wurden, setzte diese Entwicklung in den landwirtschaftlichen Grenzertragsräumen erst relativ<br />
spät ein. Im Untersuchungsgebiet wurde diese Phase der industrialisierten Landwirtschaft<br />
bereits in den 30iger Jahren mit ersten Meliorations- und Kommasierungsverfahren eingeleitet.<br />
Im Schnitt kann diese Zäsur der landwirtschaftlichen Entwicklung, die auch mit großen<br />
landschaftlichen Veränderungen verbunden war (vgl. GRIMS 1998) in den frühen 50igern<br />
angesetzt werden. Im Bereich der Molassezone erfolgte dieser Entwicklungsschub regionenweise<br />
bereits etwas früher. Landschaftselemente die bereits vor diesem Zeitpunkt bestanden,<br />
was aus landschaftlichen Zeugen oder Befragungen ermittelt wurde, werden als<br />
persistente Landschaftselemte bezeichnet ungachtet ihres Gesamtalters.<br />
Der Skalenbereich des Parameters RML (Remnant Landunit) reicht von (1) Landschaftselementen<br />
mit einer kurzen Entwicklungszeit und einer starken regelmäßigen Störung (hoher<br />
Erhaltungsaufwand und energetischer Input; z.B. Ackerflächen) bis zu (4) Landschaftselementen<br />
mit einer sehr langen Entwicklungszeit und einem geringem Erhaltungsaufwand<br />
(z.B. Reste der „natürlichen“ Waldmatrix). Der Skalenbereich des Parameters CPL (Change<br />
of Persistent Landunits) reicht von (1) einer vollkommenenen Änderung der Landnutzung,<br />
d.h. auch des Landnutzungssystemes (z.B. landwirtschaftliche Nutzung zu Siedlungsnutzung)<br />
bis zu (4) keiner bis unmerklichen Änderung der Landnutzung und Nutzungsintensität.<br />
Endbericht / Textteil 25
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Regenration- und Sukzessionsbedingte Landschaftselemente (Regeneration Landunits –<br />
RGL): Die Entstehung des Landschaftselementes erfolgte durch eine einsetzende Regeneration<br />
und Sukzession, nachdem einer vorangehenden einmaligen oder chronischen Störung,<br />
oder aufgrund sehr langer Störungsintervalle (anthropogen oder natürlich) die die Initialisierung<br />
einer Sukzession ermöglichen. In Erweiterung zum ursprünglichen Konzept (vgl. FOR-<br />
MAN & GODRON 1981, 1984, 1986) wurde hier das aktuelle Regenerationspotential der Landschaftselemente<br />
beschrieben. Die Skala reicht dabei von (1) einem milden Störungsregime<br />
und einer langer Regenerationszeit bis zu (4) einem scharfen Störungs-regime und einer<br />
kurzen Regenerationszeit.<br />
Resourcenbedingte Landschaftselemente (Enviromental Resource Landunits – RSL): Die<br />
Entstehung und Prägung des Landschaftselementes durch das Vorhandensein einer dominierenden<br />
Ressource, deren Herkunft sowohl natürlich (z.B. Wasser) als auch anthropogen<br />
(z.B. Stickstoffeintrag) sein kann. Je nach Ausprägung und Intensität des prägenden Ressource<br />
kann sich eine charakteristische Artengarnitur von Pflanzen und Tieren in diesen<br />
Landschaftselementen einstellen und halten. Die Ausbildung dieser charakteristischen Artengarnitur<br />
kann bewertet werden, indem man, ausgehend von Zeigerarten (vgl. ELLENBERG<br />
1974, 1979; ELLENBERG et al. 1992), das Potential des prägenden Umweltfaktors im Landschaftselement<br />
einschätzt.<br />
Diese Einstufung der Ressourcenprägung der Landschaftselemente wurde (a) für das Nährstoffpotential<br />
(Ressourcenfaktor Nährstoffarmut (RSL-NA) und Ressourcenfaktor Nährstoffreichtum<br />
(RSL-NR)) und (b) für den Wasserhaushalt (Ressourcenfaktor Trocken-heit (RSL-<br />
WT) und Ressourcenfaktor Feuchte (RSL-WF)) gemacht. Die Skala reicht dabei von (1) die<br />
Ressourcentönung nur aus dem Standortspotential erkennbar bis (4) zur dominanten Ausbildung<br />
von ressourcenspezifischen und -typischen Cöenosen.<br />
Eingebrachte Landschaftselemte (Introduced Landunits – INL): Dabei werden Landschaftselemente<br />
eingestuft, welche neu in die aktuell bestehende Matrix eingebracht. Man kann<br />
dabei zwischen (a) der Einbringung von belebten Elementen (INL-B), z.B. Wiesenaufforstungen,<br />
und (b) der Einbringung von unbelebten Elementen (INL-U), z.B. Siedlungen, in<br />
die Landschaft unterscheiden. Als Kriterium wird die Lebensdauer (INL-B) oder Dauerhaftigkeit<br />
(INL-U) der eingebrachten Elemente herangezogen. Die Skala reicht von (1) kurzer<br />
Lebensdauer (z.B. Kulturarten) oder Dauerhaftigkeit (z.B. Misthaufen) bis (4) sehr lange Lebensdauer<br />
(z.B. Bäume) oder Dauerhaftigkeit (z.B. Gebäude).<br />
Bei Korrdioren wurde einerseits die Komplextität der Struktur (linienförmiger, einfacher, homogener<br />
Korridor versus im Querschnitt zonierter Korridor), die Funktion des Korridorelements<br />
(Verbindungs-, Zerschneidungs- oder indifferente Funktion) und die Anzahl der<br />
vorhandenen Knoten- und Kreuzungspunkte, als Maß der Vernetztheit, erhoben.<br />
Für die zu Netzwerken zusammengefaßten Korridorelemente, wurden der Typ und der Grad<br />
der Vernetztheit (‚connectivity‘), als erster Anhaltspunkt für weitere Auswertungen, im Freiland<br />
angeschätzt.<br />
Im Bereich der Elemente der Matrix wurden, neben der Nutzungsklasse der Matrix, einerseits<br />
die Körnigkeit und Vernetztheit (‚connectivity‘) und andererseits die Länge und Durchlässigkeit<br />
der der die Matrix umgebende Grenzlinie abgeschätzt. Auch diese Werte dienten<br />
als erste Näherungswerte für spätere Auswertungen.<br />
26 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Neben diesen formal-kategorisierten Informationen wurden auch verbal-deskriptive Informationen<br />
der einzelnen Landschaftselemente und des gesamten Landschaftsausschnittes<br />
notiert.<br />
Erhebung der Vegetationsausstattung (nur im österreichischen Teilgebiet durchgeführt)<br />
Grabherr (1994) weist auf die Bedeutung einer biologischen Charakterisierung der Kulturlandschaft<br />
hin. In einem repräsentativen Querschnitt von Landschaftselementen aller Nutzungstypen<br />
im Untersuchungsgebiet wurden möglichst vollständige Artenlisten der in einem<br />
Landschaftselement vorkommenden Gefäßpflanzen, sowie weitere strukturelle Vegetationsparameter<br />
(Gesamtdeckung der Vegetation, Schichtung der Vegetation und Vegetationshöhe)<br />
erhoben. Die Auswahl der Landschaftselemente, deren Vegetation erhoben wurde erfolgte<br />
während der Kartierung im Freiland. Dabei wurden drei Kriterien bei der Auswahl der<br />
Landschaftselemente angewendet:<br />
(a) alle Nutzungstypen des Landschaftsausschnittes sollen gleichmäßig im Sample der Vegetationsdaten<br />
vertreten sein.<br />
(b) die erhobenen Landschaftselemente sollen gleichmäßig im erhobenen Landschaftsausschnitt<br />
verteilt sein.<br />
(c) die erhobenen Landschaftselemente sollen typisch für den erhobenen Landschaftsausschnitt<br />
sein.<br />
Die Erhebung der Vegetation diente einerseits zur Dokumention und andererseits zu einer<br />
weiteren, feineren Differenzierung des Landschaftselemtentes. Dabei wurden zwischen ein<br />
und vier Artenlisten je erhobenes Landschaftselement aufgenommen.<br />
Gruppe<br />
Struktur- und landschaftsökologische Parameter und Beschreibung<br />
Veror tu ng<br />
Quadrantennummer, Landschaftselementnummer, Erhebungsdatum, Kartierer/in<br />
Beschreibung<br />
Verbale Kurzbeschreibung der standörtlichen Sitauation und der Vegetations- und Nutzungsverhältnisse<br />
Physiognomie<br />
Breite, Länge, Tiefe bei linearen Landschaftselementen, Vegetationshöhe<br />
Elementstruktur<br />
Einfacher oder komplexer Aufbau, d.h. z.B. das Vorhandensein von Zonierungen in linearen Landschaftselementen<br />
mit Korridorfunktion<br />
M P K - K onzept<br />
Einschätzung der Zugehörigkeit zu einer Matrix oder einem Netzwerk<br />
Morphographie<br />
Angabe geomorphologischer und topographischer Parameter. Seehöhe, Neigung und Exposition,<br />
sowie eine einfache Ansprache des Meso- und Mikroreliefs.<br />
Nutzungsansprache<br />
Ansprache der Nutzungsverhältnisse im Bereich des Landschaftselements durch Angabe des Nutzungstypes,<br />
des Nutzungsregimes und der kultivierten Arten (z.B. Getreideart, dom. Wiesenarten,)<br />
Landschaftsökologische Einstufungen:<br />
H em erobie<br />
Ansprache des Grades der anthropogenen Überprägung (siehe Hemerobiekonzept)<br />
Trophie<br />
Ansprache des aktuellen, potentiell pflanzenverfügbaren Nährstoffpotentials am Standort (Zeigerpflanzen)<br />
A r tenre ich tum<br />
Anschätzung der Gesamtartenzahl der Gefäßpflanzen im Bereich des Landschaftselementes<br />
Ansprache der Elementgenese nach Forman & Godron 1986 angepaßt von Dr.Th.Wrbka (1994) an<br />
Elementgenese<br />
die Erfordernisse bei der Erhebung der österreichischen Kulturlandschaft. Disturbance Landunits<br />
(DIL), Regeneration Landunits (RGL), Remnant Landunits (RML), Resource Landunits (RSL), Introduced<br />
Landunits (INL).<br />
Lineare Elemente, die Teil eines Korridorsystems (Netzwerk) sind, wurden bezüglich ihrer potentiellen<br />
Korridoransprache Korridorfunktion (Verbindung vs. Zerschneidung) und dem Vernetztheitsgrad des Korridorabschnittes<br />
im Netzwerk eingestuft (Anzahl der Knoten).<br />
Tab.3: Zusammenstellung der je Element erhobenen Parameter<br />
Endbericht / Textteil 27
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
1.2.3. Von den Landschaftselementen zu den Landschaftstypen<br />
1.2.3.1. Erarbeitung eines hierarchischen Typensystems<br />
Nach der digitalen Aufbereitung der Geländedaten (ACCESS-Datenbank; digitale Kartenverarbeitung<br />
mittels ARC/Info) erfolgte eine Analyse der Kartierungsquadranten, wobei die Homogenität<br />
innerhalb der Kartierungsquadranten analysiert wurde. Die erhobenen Daten der<br />
Freilandkartierung kommen dabei auf zwei Ebenen zum Einsatz: (a) bei der ersten Sichtung<br />
und Gliederung des grundlegenden Kulturlandschaftstypeninventars des Gebietes auf Basis<br />
der durch „stratified random sampling“ zufällig ausgewählten Landschaftsaus-schnitte und<br />
der Definition des hierachischen Typenbaus und (b) bei der Beschreibung der aus der Luftbild-<br />
und Satellitenbildauswertung resultierenden Kulturlandschaftstypen (Maßstab<br />
1:50.000).<br />
Auf Grundlage der visualisierten Daten der erhobenen Landschaftsauschnitte, den sog.<br />
Landschaftsportraits (vgl. SZERENCSITS et al. 1999), die einen Überblick über die Landschaftstypenvielfalt<br />
im Untersuchungsgebiet liefert wurde ein Typenmodell der Kulturlandschaften<br />
des Raumes entwickelt.<br />
Dieses Modell der Typen ist (a) hierachisch strukturiert, (b) einfach nachvollziehbar und (c)<br />
einfach auf andere Gebiete anwendbar. Somit ist eine Grundlage geschaffen, vergleichbare<br />
räumliche Bezugseinheit – die Kulturlandschaftstypen – nach klaren Richtlinien zu bilden.<br />
Dieses hierachische Typenmodell integriert sowohl anthropogene Nutzungsfaktoren, als<br />
auch naturräumliche Gegebenheiten. Dabei wurden (a) Landbedeckungsklassen (Land Cover),<br />
(b) ökologisch definierte Höhenstufen, (c) geologische Großeinheiten, (d) das Landnutzungsmuster,<br />
(e) die Körnigkeit der Landnutzungsmatrix, (f) der Waldanteil und (g) der Anteil<br />
an Kleinsturkturen der Agrarlandschaft miteinander verknüpt.<br />
Die unterschiedlichen Parameter differenzieren dabei jeweils auf unterschiedlichen Ebenen<br />
der Typenhierachie, die vier Hierachieniveaus umfaßt: (I) die Kulturlandschaftsklasse, (<strong>II</strong>) die<br />
Kulturlandschaftssubklasse, (<strong>II</strong>I) die Kulturlandschaftstypenverbände und (IV) die Kulturlandschaftstypen.<br />
Als obererste integrativste Ebene steht die Kulturlandschaftsklasse, die sich an den großen<br />
Landnutzungsklassen orientiert. Hier wird zwischen (a) den Gewässerdominierten Landschaften,<br />
(b) den Waldlandschaften, (c) den Agrarlandschaften, (d) den Siedlungslandschaften<br />
und (e) den Sonderlandschaften unterschieden.<br />
Untergliedert man diese mit Hilfe von ökologisch definierten Höhenstufen (vgl. KILIAN et al.<br />
1994) und geologischen Großeinheiten (Sediment, Kristallin) so kommt man zur Ebene der<br />
Kulturlandschaftssubklasse. Diese Untergliederung ist jedoch nur dort sinnvoll, wo sich eine<br />
Bindung an die Höhenstufe nachweisen läßt, z.B. aufgrund der land- oder forstwirtschaftlichen<br />
Produktionsgrundlagen. Siedlungs- und siedlungsnahe Sonderlandschaften<br />
wurden nicht weiter nach den Höhenstufen differenziert.<br />
Auf der Ebene der Kulturlandschaftstypenverbände erfolgt eine weitere Aufgliederung der<br />
Kulturlandschaftssubklassen nach den Parametern der Landnutzungsmuster (z.B. Acker-<br />
Grünland-Nutzung) und der Körnigkeit und Textur der Matrix. Im Bereich der Waldlandschaften<br />
entfällt die Aufgliederung nach der Körnigkeit und Textur, da diese für die Untergliederung<br />
der Waldtypen als nicht norwendig erschien.<br />
Diese Typenverbände können dann noch weiter aufgrund des Waldanteiles in der Agrarlandschaft,<br />
bzw. der Baumartenzusammensetzung im Bereich der Waldlandschaften und<br />
28 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
des Anteils an Kleinstrukturen der Agrarlandschaft in die sog. Kulturlandschaftstypen untergliedert<br />
werden. Diese so definierten Kulturlandschaftstypen stellen die kleinste räum-liche<br />
Bezugseinheit auf dem Maßstab 1:50.000 dar. Sie können mittels der Freilanderhe-bungen<br />
im Maßstab 1:10.000 unterlegt und beschrieben werden.<br />
Hierachisches Niveau Code Beispiel<br />
I. Kulturlandschaftsklasse KL Agrarlandschaften<br />
<strong>II</strong>. Kulturlandschaftssubklasse SK der tieferen Lagen über Kristallin<br />
<strong>II</strong>I. Kulturlandschaftstypenverband TV feinteilig bis mittelblckig, grünlanddominiert<br />
IV. Kulturlandschaftstypen TP walddom. bis waldgeprägt und kleinstrukturreich<br />
Tab. 4: Hierachie der Kulturlandschaftseinheiten mit Beispielen<br />
JP<br />
KL<br />
TV<br />
TP<br />
SK<br />
TV<br />
I. <strong>II</strong>. <strong>II</strong>I. IV. V.<br />
Wasserdom<br />
Landschaften<br />
Waldlandschaften<br />
Agrarlandschaften<br />
Siedlungslandschaften<br />
Sonderlandschaften<br />
6<br />
2<br />
3 zonale Wälder<br />
Anthropogene L.<br />
3 azonale Wä lder<br />
Nat.-seminat. L.<br />
4<br />
Siedlungsnahe L.<br />
Teichlandschaften<br />
Abbaufolgeldsch.<br />
Moorlandschaften<br />
1 14 3 15<br />
Große natürliche<br />
und künstliche<br />
Fließ- und Stillgewässer<br />
differenziert nach<br />
der dominierenden<br />
Baumartenzusammensetzung<br />
Laubwälder,<br />
Mischwälder,<br />
Nadelwälder<br />
Hoch (>800m)<br />
Grünland<br />
9<br />
Höhenstufen<br />
Mittel (500-800m)<br />
+<br />
28<br />
Landnutzungsmuster<br />
Acker-Grünland Ackerland Extensivgrünland<br />
+<br />
Körnigkeit und Textur der Matrix<br />
feinteilig bis mittelblockig<br />
aufgelockerte Bebauung<br />
dichte und kompakte<br />
Bebauung<br />
Industrie- und Gewerbelandschaften<br />
Tief (
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Die praktische Vorgehensweise lief dabei in einem mehrstufigen Verfahren ab, wobei zuletzt<br />
die in verschiedenen Arbeitsschritten aufbereiteten Grundlagendaten entsprechend dem<br />
hierachischen Typenmodell zu den Kulturlandschaftstypen verknüpft werden.<br />
Da die verschiedenen Grundlagenlayer in unterschiedlichen Maßstäben und Genauigkeitsgraden<br />
vorlagen, wurde als Bezugsgrundlage die topografische Karte 1:50.000 verwendet.<br />
Auf Basis dieser Karten wurden die räumlichen Abgrenzungen aus der Satelliten- und Luftbildauswertung<br />
eingetragen.<br />
In einem ersten Schritt wurden auf Basis der von Satellitenbildern, SW-Orthofotos und Luftbildern<br />
Bereiche mit einem homogenen Landnutzungsmuster abgegrenzt (vgl. WICKHAM &<br />
NORTON 1994). Wickham und Norton bezeichnen diese als „Landscape pattern types“. Die<br />
resultierenden homogenen Teilflächen wurden bezüglich der vorherrschenden Landbedekkung,<br />
dem vorherrschenden Landnutzungsmuster, der Walddominanz, der Ausstattung mit<br />
Kleinstrukturen der Agrarlandschaft (Kleinbiotope), der Körnigkeit und Textur der Matrix und<br />
der Beeinflußung durch Wasser eingestuft. Diese Einstufung erfolgte aufgrund der vorhandenen<br />
Grundlagen und einer fundierten Raumkenntnis.<br />
Die Einstufung der Walddominanz wurde mit Hilfe der Walddaten aus CORINE LandCover<br />
unter ArcView korrigiert und angepaßt. Die Überprüfung der weiteren Einstufungen erfolgte<br />
durch eine stichprobenartige Kontrolle im Zuge einer Gebietsbefahrung.<br />
Die digital aufbereiteten Daten dieses ersten Auswertungsschrittes wurden nun mit den Daten<br />
aus einem digitalen Höhenmodell (DGM250) und den Daten der vereinfachten geologischen<br />
Karte überlagert und mit Hilfe eines hierarchischen Entscheidungsbaumes unter<br />
Arc/Info zu den Kulturlandschaftstypen verknüpft. Entsprechend einem streng hierarchischen<br />
System von Zuordnungsregeln, erfolgt die Ausweisung der Kulturlandschaftseinheiten<br />
der unterschiedlichen Hierachiestufen. Die Klassifikation erfolgt dabei auf Basis<br />
landschaftsökologischer Strukturparameter, d.h. aufgrund des Landnutzungsmusters (klassische<br />
Gliederungsansätze), erweitert um die Infomationen über die Körnigkeit der Flur und<br />
die Ausstattung des Landschaftsausschnittes mit Kleinstrukturen (Kleinbiotopen: Hecken,<br />
Raine, Einzelbäume, Feldgehölze,...). Somit wurde ein klassischer agrarstruktureller Ansatz<br />
(Landnutzungsmuster) um wesentliche ökologische Dimensionen erweitert, die eine feinere<br />
Differenzierung der Bewertungsräume, d.h. der Kulturlandschaftstypen, ermöglicht.<br />
Die so ermittelten Kulturlandschaftseinheiten stellen die zentralen Bewertungsräume dieser<br />
Untersuchung dar. Durch Überlagerung der Kartierungsergebnisse mit diesen Kulturlandschaftseinheiten<br />
wurde die Basis für weiterführende Auswertungen geschaffen, die eine objektivierte<br />
Bewertung der Qualitäten und Empfindlichkeiten dieser Landschaften gegen-über<br />
verschiedenen Eingriffen ermöglicht.<br />
1.3.2.2. Indikatoren zur Typenbeschreibung<br />
Um eine bessere Vergleichbarkeit der die Kulturlandschaftstypen beschreibenden Landschaftsausschnitte<br />
zu erhalten, wurde ein Set von Indikatoren aus der Vielzahl der bestehenden<br />
landscape metrics (vgl. O’NEILL et al. 1988; TURNER 1990; BAKER & CAI 1992;<br />
MCGARIGAL & MARKS 1994; COLVILLE 1995; R<strong>II</strong>TTERS et al. 1995; HAINES-YOUNG & CHOP-<br />
PING 1996; CAIN et al. 1997; HARGIS et al. 1998) ausgewählt, die den Unterschied zwischen<br />
diesen klar werden lassen. Eine statistische Absicherung der Unterschiede, war aufgrund der<br />
30 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
geringen Stichprobenanzahl nicht möglich. Diese Indikatoren müssen daher als reine Deskriptoren<br />
angesehen werden. Eine Verdichtung der Untersuchungen und statis-tische Auswertung<br />
wäre für die Zukunft sehr notwendig.Es wurde solche Indikatoren gewählt, die einerseits<br />
die unterschiede zwischen den Kulturlandschaftstypen am klarsten umreißen und sich<br />
andererseits für die Beschreibung der ökologischen und landschaftsökologischen Verhältnisse<br />
innerhalb dieser Kulturlandschaftstypen und zwischen diesen verwenden lassen.<br />
Nach O’Neill et al. (1988) müssen geeignete Landschaftsindizes dabei folgende Charakteristika<br />
aufweisen:<br />
• Der jeweilige Index sollte gleiche Strukturen in der Landschaft mit identischen Werten<br />
beschreiben.<br />
• Der Index sollte unabhängig und unkorreliert von anderen Indizes sein.<br />
• Indizes sollen skaleninvariant sein, d.h. sie sollten unabhängig von der absoluten Fläche<br />
des Untersuchungsgebietes sein.<br />
Viele der in der Literatur beschriebenen Indizes erfüllen jedoch diese Anforderungen nicht<br />
(vgl. BLASCHKE 1999; WALZ 1999). Dabei muß jedoch darauf hingewiesen werden, daß die<br />
biologische Relevanz dieser Indizes wichtiger ist, als die statistischen Eigenschaften (CAIN et<br />
al. 1997).<br />
Nach McGarigal & Marks (1994) kann man Indizes auf drei verschiedenen Ebenen berechnen:<br />
a.) auf der Ebene der ‚patches‘, welche den Landschaftselementen entsprechen, b.) auf<br />
der Ebene der ‚classes‘, welche den Landnutzungskategorien entsprechen und c.) auf der<br />
Ebene der ‚landscapes‘, die den Kulturlandschaftstypen entsprechen. Diese drei Niveaus<br />
beschreiben unterschiedliche Hierarchien in der Landschaft.<br />
Im folgenden sollen nun die ausgewerteten Landschaftsindizes beschrieben werden. Man<br />
kann dabei Indizes auf zwei verschiedenen Ebenen unterscheiden:<br />
• die Ebene der Kulturlandschaftstypen des Untersuchungsgebietes Maßstab (1:50.000)<br />
• die Ebene der Kulturlandschaftstypen der Landschaftsausschnitte (1:10.000).<br />
Ebene der Landschaftsausschnitte – Indizes der Landschaftsheterogenität &<br />
-komplexität<br />
Der Dominanz-Index (DO-I) (O’NEILL et al. 1988) spiegelt das Ausmaß wider, mit dem<br />
eine Landnutzungskategorie das Nutzungsmosaik des Kulturlandschaftstyps dominiert. Er<br />
kann daher auch zur Bestimmung der Matrix eines Kulturlandschaftstyps herangezogen<br />
werden.<br />
Pi.........................Anteil der Landnutzungskategorie i an dem Kulturlandschaftstyp<br />
i...........................Landnutzungskategorie<br />
n..........................Gesamtanzahl der im Kulturlandschaftstyp vorkommenden Landnutzungskategorien<br />
Als Landnutzungskategorien wurde einerseits eine 10 und andererseits eine 30 Klassen umfassende<br />
Liste für die Berechnung des Dominanz-Index (DO-I-10 und DO-I-30) verwendet<br />
(siehe Tab. 5 und Tab. 6).<br />
Endbericht / Textteil 31
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Je höher der Wert des Dominanz-Index, desto stärker wird der Kulturlandschaftstyp von einigen<br />
wenigen oder einer Landnutzungskategorie dominiert. Der Wert geht gegen 0, wenn nur<br />
eine einzige Landnutzungskategorie vorhanden ist. Ein geringer Wert hingegen, weist auf ein<br />
sehr heterogenes, sich aus vielen Landnutzungskategorien zusammensetzendes Landschaftsmosaik<br />
hin. Neben der Fraktalen Dimension, die im Rahmen dieser Untersuchungen<br />
nicht berechnet wurde, beschreibt der Dominanz-Index die Komplexität der Landschaft<br />
(O’NEILL et al. 1988).<br />
GRP1 CODE Landnutzungsklasse GRP1 CODE Landnutzungsklasse<br />
1 ACKER___ Ackerland 6 BRACHEN_ Brachen<br />
2 WIESEN__ Wiesen- und Weideland 7 KLEINSTR Kleinstrukturen der Agrarlandschaft<br />
3 WEINOBST Wein- und Obstgärten 8 SIEDLUNG Siedlungs-, Indus.- und Gewerbegeb.<br />
4 WALDFORS Wälder und Forste 9 VERKEHR_ Verkehrswege<br />
5 GEWAESSE Fließ- und Stillgewässer 10 SOBIOTOP Sonderbiotope<br />
Tab. 5: Liste der Landnutzungsklassen<br />
GRP2 CODE Landnutzungskategorien GRP2 CODE Landnutzungskategorien<br />
0 XXX kein Wert 61 BRACHEN_ Brachen<br />
11 AC_GETRE Ackerbau Getreide 71 ALLEE___ Alleen und Baumzeilen<br />
12 AC_HACKF Ackerbau Hackfrüchte 72 EINZBAUM Einzelbäume und Kultbäume<br />
13 AC_FELDF Feldfutteranbau 73 FELDGEHO Feldgehölze<br />
21 WI_BAUWI Baumwiesen (Obstbaumwiesen) 74 FELDRAIN Feldraine<br />
22 WI_WIRWI Wirtschaftswiesen 75 HECKEN__ Hecke<br />
23 WI_WEIDE Weiden i.A. 76 KLEIARCH Kleinarchitektur in der Landschaft<br />
31 WEIN_OBS Wein- und Obstbau 81 MATERIAL Materialentnahmestellen<br />
33 GEHOELZP Gehölzplantagen 82 PARKGART Parks und Gärten<br />
40 WALD_I_A nicht beschriebener Wald 83 SIEDLUNG Siedlung (Einzelhaus, Dörfer, Städte)<br />
41 WALD_NAT Wälder i.A. 84 INDUSTRI Industrie- und Gewerbegebiete<br />
42 WALD_FOR Forste 91 VERKEHR_ Verkehrswege<br />
51 STILLGEW Stillgewässer 92 VERKEHRS verkehrsgebundene Sonderflächen<br />
52 FLIESGEW Fließgewässer 100 SOBIOTOP Sonderbiotope<br />
Tab. 6: Liste der Landnutzungskategorien (Hauptnutzungsklassen)<br />
Die Patch-Density (PA-D) (vgl. MCGARIGAL & MARKS 1994) ist ebenfalls ein Maß für die<br />
Landschaftsheterogenität und -komplexität. Sie spiegelt die Anzahl von Landschaftselementen<br />
je Flächeneinheit (ha) des Kulturlandschaftstyps wider, unabhängig von deren<br />
Nutzung.<br />
n..........................Gesamtanzahl der Landschaftselemente im betrachteten Ausschnitt (KL-Typ)<br />
A..........................Fläche des betrachteten Ausschnittes (KL-Typ)<br />
Die Angabe erfolgt in [Landschaftselemente/ha] wobei ein höherer Wert eine höhere Heterogenität,<br />
Komplexität und auch Fragmentierung (vgl. HAINES-YOUNG & CHOPPING 1996) des<br />
betrachteten Landschaftsausschnittes bedeutet.<br />
Die Landscape-Diversity (LA-D) (vgl. MCGARIGAL & MARKS 1994) beschreibt die Anzahl an<br />
verschiedenen Landunutzungskategorien je Flächeneinheit (ha) des betrachteten Landschaftsausschnittes.<br />
Sie ist somit auch ein Maß für die Habitatvielfalt, Nutzungstypenvielfalt,<br />
Heterogenität und Komplexität des Kulturlandschaftstyps.<br />
32 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
N .........................Anzahl der Landnutzungskategorien im betrachteten Landschaftsausschnitt (Kulturlandschaftstyp)<br />
A .........................Fläche des betrachteten Landschaftsausschnittes (Kulturlandschaftstyp)<br />
Je höher der Wert, desto mehr Landnutzungskategorien finden sich im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />
und desto heterogener und auch komplexer ist dieser ausgestattet. Die<br />
Angabe des Wertes erfolgt in [Landnutzungsklassen/ha]<br />
Ebene der Landschaftsausschnitte – Indizes des Landnutzungsmusters<br />
Der Acker-Grünland-Index (AG-I) spiegelt das Verhältnis von Grünland zu Ackerland im<br />
betrachteten Landschaftsausschnitt, dem Kulturlandschaftstyp, wider. Dabei wird die als<br />
Grünland genutzte (Mähwiesen, Weiden, Streuobst- und Obstbaumwiesen und Extensivgrünland)<br />
Fläche im Verhältnis zur gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche (Grünland<br />
und Ackerland, inkl. junge Ackerbrachen) gesetzt.<br />
Agruenland(i) ............Fläche des Landschaftselementes i, das als Grünland genutzt wird<br />
n..........................Anzahl der Landschaftselemente, die als Grünland genutzt werden<br />
Aackerland(j).............Fläche des Landschaftselementes j, das als Ackerland genutzt wird<br />
m.........................Anzahl der Landschaftselemente, die als Ackerland genutzt werden<br />
Der Wert des Acker-Grünland-Index bewegt sich, je nach Grünlandanteil, zwischen 0 und 1.<br />
Ein Wert bei 1 bedeutet, daß die landwirtschaftliche Nutzfläche des betrachteten Landschaftsausschnittes<br />
von Grünland dominiert wird. Ein Wert bei 0 bedeutet eine Dominanz<br />
des Ackerlandes. Acker-Grünland-Mischtypen, weisen Werte zwischen 0,4 und 0,7 auf.<br />
Der Hemerobie-Index (HE-I) spiegelt das Verhältnis der stark anthropogen veränderten<br />
Landschaftselemente zu den mäßig bis schwach anthropogen überformten Landschaftselementen<br />
des Landschaftsausschnittes wider.<br />
Aart.......................Fläche der sehr stark bis stark anthropogen überformten Landschaftselemente (artifiziell<br />
metahemerob, polyhemerob, α-euhemerob, β-euhemerob) in ha<br />
Anat......................Fläche der mäßig bis nicht anthropogen überformten Landschaftselemente (natürlich<br />
mesohemerob, oligohemerob, ahemerob)<br />
Der Wertebereich des HemerobieIndex liegt zwischen 0 und 1. Stark anthropogen überprägte<br />
Landschaften weisen Werte um 1 auf, wogegen Landschaften mit einem beträchtlichen<br />
Anteil an naturnahen und natürlichen Strukturen (z.B. Mager- oder Trockenrasen,<br />
Feuchtwiesenreste, Hecken, ...) Werte um 0 aufweisen.<br />
Endbericht / Textteil 33
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Den Grad der chronischen anthropogenen Störung (‚anthropogenic disturbance‘) wird – abgeleitet<br />
aus dem ‚measure of disturbance (U)‘ (O’NEILL et al. 1988) – durch den Disturbance-Index-I<br />
(DI-I) berechnet, der das Verhältnis von stark und oft gestörten Landschaftsausschnitten<br />
zu selten und meist schwach gestörten Landschaftsausschnitten darstellt.<br />
Aurban ...................Fläche der Landschaftselemente mit Siedlungsnutzung (Landnutzungsklassen Siedlung<br />
und Verkehr)<br />
Aagri......................Fläche der Landschaftselemente mit landwirtschaftlicher Nutzung (Landnutzungsklassen<br />
Ackerland, Wiesen- und Weideland, Brachen, sowie Wein- und Obstbau)<br />
Aforest....................Fläche der Wald- und Forstlandschaftselemente (Landnutzungsklasse Wälder und<br />
Forste)<br />
Awetland.................Fläche der Sonderbiotope (Landnutzungsklasse der Sonderbiotope)<br />
Abiotops..................Fläche der Kleinstrukturen (Landnutzungsklasse der Kleinstrukturen der Agrarlandschaft)<br />
Je höher der Wert des Disturbance-Index, desto stärker wird der Landschaftsausschnitt von<br />
stärker gestörten Landschaftselementen dominiert.<br />
Der Persistenz-Index (PE-I) beschreibt den Unterschied zwischen ‚konservativen‘ und stark<br />
veränderten Landschaften. Als persistente Landschaftselemente wurden jene angesehen,<br />
welche eine RML-Einstufung (Remnant Landunits Einstufung) von ungleich 0 erhalten haben,<br />
d.h. Landschaftselemente sind, die Reste einer alten Kultur- oder Natur-landschaft darstellen.<br />
Der Index repräsentiert das Verhältnis persistenter Landschaftselemente zur Gesamtanzahl<br />
der Landschaftselemente, d.h. wie hoch ist die Möglichkeit ein persistentes<br />
Landschaftselement in diesem Landschaftsausschnitt anzutreffen.<br />
n..........................Anzahl persistenter Landschaftselemente eines Landschaftsausschnittes (RML-<br />
Einstufung >0)<br />
N .........................Gesamtanzahl der Landschaftselemente eines Landschaftsausschnittes<br />
Der Wertebereich liegt zwischen 0 und 1, wobei bei einem Wert von 0 keine persistenten<br />
Landschaftselemente mehr in dem betrachteten Landschaftsausschnitt zu finden sind (hoher<br />
turn-over in der Landschaft) und bei einem Wert von 1 der gesamte betrachtete Landschaftsausschnitt<br />
von persistenten Landschaftselementen eingenommen wird (geringer turnover<br />
in der Landschaft konservative Landschaften).<br />
Ebene der Landschaftsausschnitte – Netzwerkparameter<br />
Um die Vernetztheit bzw. die Zerschnittenheit eines Landschaftsausschnittes zu beschreiben,<br />
wurde die durchschnittliche Länge von linearen Elementen je Flächeneinheit des betrachteten<br />
Landschaftsausschnittes berechnet. Die Länge der linearen Landschaftselemente,<br />
sofern nicht angegeben, wurde dabei aus den erhobenen Daten der Landschaftselemente<br />
(Elementfläche und -breite) näherungsweise berechnet. Die Zuordnung der Landschaftselemente<br />
zu Netzwerken erfolgte lediglich auf lokaler Ebene. Regional oder überregional<br />
bedeutende Netzwerke (‚biocorridors‘ z.B. Wiesenkorridore, Gehölzkorridore) konnten<br />
34 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
auf dieser Ebene nicht berücksichtigt werden, da sie die Maßstabsebene der Kartierung ü-<br />
bersteigen.<br />
Die linearen Elemente eines Landschaftsausschnittes wurden zu folgenden Netzwerkkategorien<br />
zusammengefaßt.<br />
Code Netzwerkkategorie Code Netzwerkkategorie<br />
52 Fließgewässer (running water, water courses) 74 Feldraine (balks)<br />
53 Gräben (ditches) 76 Lineare Kleinarchitektur (linear anthropogenic structure)<br />
75 Hecken (hedge rows) 91 Versiegelte Verkehrswege (sealed roads)<br />
71 Alleen und Baumzeilen (alleys and tree lines) 92 Unversiegelte Verkehrswege (unsealed roads)<br />
Tab. 7: Liste der Netzwerkkategorien<br />
Je Netzwerkkategorie wurde nun für jeden Landschaftsausschnitt die durchschnittliche Länge<br />
je Flächeneinheit [m/ha], die sog. Lauflänge (LL) einer Netzwerkkategorie berechnet.<br />
LLi .......................Lauflänge der Netzwerkkategorie i in m /ha<br />
lengthi .................Gesamtlänge der Netzwerkkategorie i in m im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />
N .........................Gesamtanzahl der Landschaftselemente im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />
Aj.........................Fläche des Landschaftselements j im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />
Je höher der Wert, desto dichter ist das Netzwerk innerhalb des betrachteten Landschaftsausschnittes.<br />
Der ökologische Effekt hängt jedoch von der Netzwerkkategorie und der betrachteten<br />
Organismengruppe ab (vgl. HENEIN & MERRIAM 1990; JONSON & FAHRIG 1997;<br />
BUREL & BAUDRY 1995a; BUREL 1992; AN<strong>DER</strong>SON & DANIELSON 1997; MILLER et al. 1997).<br />
Ebene der Landschaftsausschnitte – Formparameter<br />
Sowohl als class index als auch als landscape index wurde der durchschnittliche Shape-<br />
Index (SH-I) errechnet. Dieser ein Flächen-Umfang-Verhältnis dar, in Bezug auf die idealisierte<br />
Form des Kreises. Je höher der Wert, desto größer ist die Grenzlinie und desto komplexer<br />
oder elongierter ist das Landschaftselement, je geringer der Wert, d.h. je näher bei 1,<br />
desto kompakter und gedrungender ist das Landschaftselement.<br />
P .........................Umfang des Landschaftselementes in m<br />
A .........................Fläche des Landschaftselementes in m²<br />
Der durchschnittliche Shape-Index wurde sowohl für die Landnutzungsklassen, d.h. als<br />
class index, als auch für die Kulturlandschaftstypen, d.h. als landscape index, berechnet.<br />
Neben dem Durchschnittswert werden auch Standardabweichung, Minimum und Maximum<br />
des durchschnittlichen Shape-Indizes der jeweiligen Ebene angegeben.<br />
Als weiterer einfacher Formparameter, der sowohl auf patch-, class- und auch landscape-<br />
Niveau leicht zu ermitteln ist, ist die durchschnittliche Flächengröße der Landschaftselemente<br />
in ha. Dieser Index bietet, in Kombination mit anderen, wichtige Zusatzinformationen<br />
über die Kleinteiligkeit und Komplexität des Landschaftsmosaiks. Neben dem<br />
Endbericht / Textteil 35
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Durchschnittswert wurden ebenfalls die Standardabweichung, als Maß für die Variabiltität<br />
des Wertes, sowie die kleinste und größte ermittelt und angeführt.<br />
Um einen Landschaftsausschnitt bezüglich seiner Flächengrößen bewerten zu können ist es<br />
notwendig punktförmige und linienhafte Landschaftselemente (z.B. Einzelbäume, Feldraine)<br />
aus der Berechnung des Wertes auszuschließen, da diese meist kleinflächigen Elemente<br />
den Durchschnittswert extrem verzerren.<br />
Ebene der Kulturlandschaftstypen – Netzwerkparameter<br />
Auf dieser Ebene wurde die Gesamtfläche des Kulturlandschaftstyps im Bearbeitungsgebiet<br />
für die Ermittlung zweier Netzwerk-Indizes herangezogen: (a) die Lauflänge der Straßen und<br />
(b) der Fließgewässer.<br />
Gewässer stellen ein wichtiges ökologisches Netzwerk in der Landschaft dar (MAN<strong>DER</strong> et al.<br />
1999). Um dieses zu beschreiben, wurde die Dichte des Gewässernetzes [m/ha] in den<br />
Kulturlandschaftstypen ermittelt. Als Basis dafür wurde das digitale Flußnetz der Österreichischen<br />
Karte 1:50.000 (ÖK50) herangezogen. Durch Überlagerung der Kulturlandschaftstypen<br />
mit dem Gewässernetz wurde die durchschnittliche Länge des Gewässernetzes je Flächeneinheit,<br />
d.h. die Lauflänge (LL), des betrachteten Kultur-landschaftstyps ermittelt.<br />
LLi .......................Lauflänge des Flußnetzwerkes in m /ha<br />
lengthi..................Gesamtlänge der Netzwerkkategorie i in m im betrachteten Landschaftsausschnitt<br />
N .........................Gesamtanzahl der Kulturlandschaftstypenflächen j im Bearbeitungsgebiet<br />
Aj.........................Fläche des Kulturlandschaftstyp j im Bearbeitungsgebiet<br />
Als weiteres wichtiges und relativ leicht faßbares Netzwerk wurde die Dichte des Straßennetzes<br />
[m/ha] je Kulturlandschaftstyp ermittelt. Als Basis dafür wurde das Straßennetz der<br />
Österreichischen Karte 1:50.000 (ÖK50) herangezogen. Durch Über-lagerung der Kulturlandschaftstypen<br />
mit dem Straßen- und Wegenetz wurde die durchschnit-tliche Länge des<br />
Straßennetzes je Flächeneinheit, d.h. die Lauflänge (LL), des betrachteten Kulturlandschaftstyps<br />
ermittelt.<br />
1.3. ZUSAMMENFASSUNG<br />
Im Natur- und Landschaftsschutz geht es meist um die Ausweisung von Gebiete und um die<br />
Abwägung von Prioritäten. Bei der Begründung, Ausweisung und räumlichen Abgrenzung<br />
von Flächen müssen ökologisch-wissenschaftliche, aber auch ökonomische, ästhetische und<br />
ethisch-moralische Argumente abgewogen werden. Sachgerechtes Handeln macht den Einsatz<br />
von GIS im Naturschutz und der Landschaftspflege zwingend notwendig. In Zukunft<br />
müssen vorhandene Daten stärker analytisch genutzt und synoptisch verknüpft werden. Ziel<br />
muß es sein, ökologisch ungünstige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen, daraus Prioritäten<br />
für praktisches Handeln aufzuzeigen und damit Gefahren für Mensch und Umwelt wirkungsvoller<br />
begegnen zu können.<br />
36 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Aus den Erkenntnissen dieser Untersuchung ergeben sich folgende Tatsachen:<br />
(a) landschaftliche Strukturindikatoren beschreiben ökologische Phänomene in der Landschaft<br />
und können mit diesen verknüpft werden. Die landschaftliche Vielfalt und das Ausmaß<br />
der Ökotonlänge sind zentrale Faktoren, die Artenreichtum und somit auch Diversität bedingen.<br />
(b) es kann keinen optimalen, alles erklärenden „Strukturindikator“ geben, da in unterschiedlichen<br />
Kulturlandschaftstypen, d.h. den räumlichen Bezugseinheiten, verschiedene<br />
Strukturindikatoren zur Erklärung ökologischer Phänomene, wie z.B. des Artenreichtums,<br />
herangezogen werden müssen und diese jeweils einen unterschiedlichen Erklärungswert in<br />
den Modellen aufweisen, um der Vielfalt der Landschaft gerecht zu werden.<br />
(c) Kulturlandschaftstypen und sowohl die über-, als auch die untergeordneten Einheiten<br />
können als entsprechende räumliche Bezugseinheiten für naturschutzfachliche und auch<br />
landschaftsschutzfachliche Fragestellungen herangezogen werden. Sie stellen relevante<br />
Bezugseinheiten für natur- und landschaftsschutzfachliche Fragestellungen dar.<br />
(d) auf unterschiedlichen räumlichen Betrachtungsebenen und unterschiedlichen Betrachtungsräumen,<br />
d.h. den Kulturlandschaftseinheiten, wirken unterschiedliche Mechanismen<br />
und Prozesse. Diese Mechanismen manifestieren sich in der Landschaftsstruktur, die, über<br />
landschaftliche Strukturindikatoren, den sog. Landschaftsmaßen, beschrieben und faßbar<br />
gemacht werden können. Die untersuchten Landschaftsmaße haben eine ökologische Relevanz<br />
und können zur Erklärung des Artenreichtums eines Landschaftsausschnittes herangezogen<br />
werden.<br />
(e) Der Artenreichtum (‚species richness‘) eines Landschaftsausschnittes stellt ein wichtiges<br />
Qualitätskriterium einer Landschaft dar. Die Struktur des landschaftlichen Mosaiks, d.h. die<br />
landschaftliche Vielfalt, beschrieben über Landschaftsindizes, kann dabei als rascher Indikator<br />
zur Abschätzung des potentiellen Artenreichtums herangezogen werden. Diese Strukturindikatoren<br />
können jedoch nur einen Hinweis liefern, der eine rasche und effiziente Vorgliederung<br />
des Bewertungsraumes ermöglicht. Die konkrete Situation kann nur über eine lokale<br />
Bearbeitung erfolgen.<br />
Die Kulturlandschaftstypisierung steht als effizient einsetzbares Bindeglied zwischen einer<br />
groben Raumgliederung und einer detaillierten lokalen Bearbeitung. Sie ermöglicht die Integration<br />
verschiedenster Betrachtungsebenen (‚scales‘) und die effiziente Vernetzung der jeweiligen<br />
Information. Sie stellt daher ein wertvolles Instrument bei regionalen und auch lokalen<br />
naturschutzfachlichen Bewertungen dar.<br />
Endbericht / Textteil 37
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
1.4. ZITIERTE LITERATUR<br />
Anderson, G.S. & Danielson, B.J. (1997): The effect of landscape composition and physio-gnomy on metapopulation<br />
size: the role of corridors. Landscape Ecology 12:261-271.<br />
Aubrecht, P. (1996): Das europäische Landnutzungsprojekt CORINE Landcover und erste Ergebnisse für Österreich.<br />
In: Dollinger, F. & Strobl, J. (Hrsg.): Angewandte Geographische Informationsverarbeitung VI-<br />
<strong>II</strong>. Salzburger Geographische Materialien, Heft 24.<br />
Aubrecht, P. (1998): CORINE LANDCOVER Österreich. Vom Satellitenbild zum digitalen Bodenbedeckungsdatensatz.<br />
UBA-Monographien, Band 93. Umweltbundesamt, Wien.<br />
Baker, W.L. & Cai, Y. (1992): The r.le programs for multiscale analysis of landscape structure using the GRASS<br />
geographical information system. Landscape Ecology 7(4):291-302.<br />
Bastian, O. & Schreiber, K.-F. (Hrsg.) (1999): Analyse und ökologische Bewertung der Landschaft. 2. Neubearbeitete<br />
Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidel-berg-Berlin.<br />
Bastian, O. (1999): Landschaftsbewertung und Leitbildentwicklung auf der Basis von Mikrogeochoren. In: Steinhardt,<br />
U. & Volk, M. (Hrsg.): Regionalisierung in der Landschaftsökologie. Forschung – Planung –<br />
Praxis. B.G.Teubner, Stuttgart – Leipzig. S.287-298.<br />
Blaschke, T. (1999): Quantifizierung der Struktur einer Landschaft mit GIS: Potential und Probleme. In: Walz, U.<br />
(Hrsg.): Erfassung und Bewertung der Landschafts-struktur. Auswertung mit GIS und Fernerkundung.<br />
IÖR-Schriften Bd.29. S.9-28.<br />
Burel, F. & Baudry, J. (1990): Structural dynamic of a hedgerow network landscape in Brittany France. Landscape<br />
Ecology 4(4):197-210.<br />
Burel, F. & Baudry, J. (1995a): Species biodiversity in changing agricultural landscapes: A case study in the Pays<br />
d’Auge, France. Agriculture, Ecosystems and Enviroment 55:193-200.<br />
Burel, F. & Baudry, J. (1995b): Social, aesthetic and ecological aspects of hedgerows in rural landscapes as a<br />
framework for greenways. Landscape and Urban Planning 33:327-340.<br />
Burel, F. (1992): Effect of landscape structure and dynamics on species diversity in hedgerow networks. Landscape<br />
Ecology 6(3):161-174.<br />
Cain, D.H.; Riitters, K. & Orvis, K. (1997): A multi-scale analysis of landscape statistics. Landscape Ecology<br />
12:199-212.<br />
Colville, D. (1995): Ecological landscape analysis using GIS. In: Domon, G. & Falardeau, J. (Hrsg.): Landscape<br />
Ecology in Land Use Planning. Methods and Practice. Proc. Of the 4th Workshop of the Canadian<br />
Society for Landscape Ecology an Management (Quebec 06/94). Polyscience Publ.Inc., Morin<br />
Heights (Canada).<br />
Ellenberg, H. (1974, 1979): Zeigerwerte der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. Scripta Geo-botanica 9.<br />
Ellenberg, H., Weber, H.E., Düll, R., Wirth, V., Werner, W., Paulißen, D. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in<br />
Mitteleuropa. Scripta Geobotanica 18 (2.Auflage 1992).<br />
Fink, M.H.; Grünweis, F.M. & Wrbka, Th. (1989): Kartierung ausgewählter Kulturlandschaften Österreichs. Monographien<br />
des Umweltbundesamtes Bd.11. Umweltbundesamt Wien, Wien. S.335.<br />
Forman, R.T.T. & Godron, M. (1981): Patches and structural components for a landscape ecology. BioScience<br />
31:733-740.<br />
Forman, R.T.T. & Godron, M. (1984): Landscape Ecology Priciples and Landscape Function. In: Brandt, J. &<br />
Agger, P. (eds): Proceedings of the First International Seminar on Methodology in Landscape Ecological<br />
Research and Planning (Roskilde University Centre 15-19 October 1984). Vol.V: Supplementary<br />
Volume.Roskilde Universitetsforlag GeoRuc, Roskilde.<br />
Forman, R.T.T. & Godron, M. (1986): Landscape Ecology. John Wiley & Sons, New York – Chichester – Brisbane<br />
– Toronto – Singapore.<br />
Forman, R.T.T. (1983): Corridors in a landscape: Their ecological structure and function. Ekologia (CSSR)<br />
2(4):375-387.<br />
Forman, R.T.T. (1990): Ecologically Sustainable Landscapes: The Role of Spatial Configuration. In: Zonneveld,<br />
I.S. & Forman, R.T.T. (eds.): Changing Land-scapes: An ecological perspective. Springer Verlag,<br />
New York – Berlin – Heidelberg - London – Paris – Tokyo – Hong Kong. S.261-278.<br />
Forman, R.T.T. (1995a): Land Mosaics. The ecology of landscapes and regions. Cambridge University Press,<br />
Cambridge.<br />
Forman, R.T.T. (1995b): Some general principles of landscape and regional ecology. Landscape Ecology<br />
10(3):133-142.<br />
38 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Grabherr, G. & Mucina, L. (Hrsg.) (1993): Die Pflanzengesellschaften Österreichs. Band <strong>II</strong>. Natürliche waldfreie<br />
Vegetation. Fischer, Jena.<br />
Grabherr, G. (1994): Biodiversität und landschaftliche Vielfalt Österreichs. In: Morawetz, W. (Hrsg.): Ökologische<br />
Grundwerte in Österreich. Biosystematics an Ecology Series. Österr.Aka.d.Wiss., Wien. S.23-56.<br />
Grabherr, G.; Koch, G. & Kirchmeir, H. (1995): Naturnähe Österreichischer Wälder. Sonder-druck der Österreichischen<br />
Forstzeitung 1/97.<br />
Grabherr, G.; Koch, G.; Kirchmeir, H. & Reiter, K. (1998): Hemerobie Österreichischer Waldökosysteme. Österreichische<br />
Akademie der Wissenschaften, Veröffentlich-ungen des österr.MaB-Programmes, Bd.17.<br />
Universitätsverlag Wagner, Innsbruck.<br />
Haines-Young, R. & Chopping, M. (1996): Quantifying landscape structure: a review of landscape indices and<br />
their application to forested landscapes. Progress in Phys. Geography 20:418-445.<br />
Hargis, C.D.; Bissonette, J.A. & David, J.L. (1998): The behavior of landscape metrics commonly used in the<br />
study of habitat fragmentation. Landscape Ecology 13:167-186.<br />
Henein, K. & Merriam, G. (1990): The elements of connectivity where corridor quality is variable. Landscape<br />
Ecology 4(2/3):157-170.<br />
Hill, M.O. (1979): TWINSPAN – a Fortran program for arranging multivariate datas in a ordered two way table by<br />
classification of individuals and attributes. Cornell University, Ithaca – New York.<br />
Hoover, S.R. & Parker, A.J. (1991): Spatial components of biotic diversity in landscapes of Georgia, USA. Landscape<br />
Ecology 5(3):125-136.<br />
Jonson, I.D. & Fahrig, L. (1997): Response of generalist and specialist insect herbivores to landscape spatial<br />
structure. Landscape Ecology 12:185-197.<br />
Kilian, W.; Müller, F. & Starlinger, F. (1994): Die forstlichen Wuchsgebiete Österreichs. Eine Naturraumgliederung<br />
nach waldökologischen Gesichtspunkten. Berichte der Forstlichen Bundesversuchsanstalt Wien,<br />
Bd.82, Wien.<br />
Krönert, R. (1999): Landschaftseinheiten versus Naturraumeinheiten In: Steinhardt, U. & Volk, M. (Hrsg.): Regionalisierung<br />
in der Landschaftsökologie. Forschung – Planung – Praxis. B.G.Teubner, Stuttgart –<br />
Leipzig. S. 271-281.<br />
Küster, H. (1995): Geschichte der Landschaft in Mitteleuropa. Von der Eiszeit bis zur Gegenwart. Verlag<br />
C.H.Beck, München.<br />
Kutzenberger, G. & Kutzenberger, H. (2000): Naturerlebnis Sterngartel. Ökopädagogische Aufbereitung der Kulturlandschaft.<br />
Unveröffentl.Projektbericht. Studie im Auftrag des Tourismusverband Mühlvierteler<br />
Sterngartel.<br />
Kutzenberger, H. (1998): Bezugsräume als InstrumenT der Naturschutzplanung. ÖKO-L.<br />
Kutzenberger, H. (1998a): Bezugsräume als Instrument der Naturschutzplanung. ÖKO-L 20(4):31-35.<br />
Kutzenberger, H. (1998b): Zubringer Münzbach – Umfahrung Perg-Ost. Ökologischer Variantenvergleich. Unveröffentl.Projektbericht.<br />
Studie im Auftrag der OÖ.Landesregierung.<br />
Kutzenberger, H. (2000a): B115 – Eisenstraße. Ökologischer Variantenvergleich. Unveröffentl.Projektbericht.<br />
Studie im Auftrag der OÖ.Landesregierung.<br />
Kutzenberger, H. (2000b): Dorferneuerung Ottenschlag – Ortsentwicklung iim Dorf und in der Flur. Unveröffentl.Projektbericht.<br />
Sutdie im Auftrag der Gemeinde Ottenschlag.<br />
Kutzenberger, H. (2000c): Örtliches Entwicklungskonzept Schönegg – Ausweisung landschaftlicher Vorrangzonen.<br />
Unveröffentl.Projektbericht. Studie im Auftrag der Gemeinde Schönegg.<br />
Kutzenberger, H. (2000d): Örtliches Entwicklungskonzept Vorderweißenbach – Ausweisung landschaftlicher<br />
Vorrangzonen. Unveröffentl.Projektbericht. Studie im Auftrag der Gemeinde Vorderweißenbach.<br />
Leser, H. (1991): Landschaftsökologie. Ansatz, Modelle, Methodik, Anwendung. 3.Aufl. (UTB für Wissenschaft:<br />
Uni-Taschenbücher; Bd.521). Eugen Ulmer GmbH & Co, Stuttgart. S.647ff.<br />
Letouze-Zezula, G.; Jeschke, H.P.; Kreutzer, L.H.; Lipiarski, P.; Rakaseder, S. & Reitner, H. (1994): GIS-Einsatz<br />
in der Raumplanung: Bewertung der Sicherungswürdigkeit von Mineral-Rohstoffen. Salzburger<br />
Geographische Materialien 21:435-443.<br />
Letouze-Zezula, G.; Kreutzer, L.H.; Lipiarski, P. & Reitner, H. (1993): An expert system to evaluate the protectivity<br />
of mineral resources. In: GIS for Enviroment. Conf.Proc. Krakow. S.129-141.<br />
Mander, Ü.; Mikk, M. & Külvik, M. (1999): Ecological and low intensity agriculture as contributors to landscape<br />
and biological diversity. Landscape and Urban Planning 46:169-177.<br />
McGarigal, K. & Marks, B. (1994): FRAGSTATS – Spatial pattern analysis program for quantifying landscape<br />
structure. Dolores.<br />
Endbericht / Textteil 39
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Meeus, J.H.A. (1995): Pan-Euopean landscapes. Landscape and Urban Planning 31:57-79.<br />
Miller, J.N.; Brooks, R.P. & Croonquist, M.J. (1997): Effects of landscape patterns on biotic communities. Landscape<br />
Ecology 12:137-153.<br />
Nassauer, J.I. (1995): Culture and changing landscape structure. Landscape Ecology 10(4):229-237.<br />
Naveh, Z. & Liebermann, A.S. (1993): Landscape Ecology. Theory and Application. 2nd Edition. Springer Verlag,<br />
New York – Berlin – Heidelberg – London – Paris – Tokyo – Hong Kong – Barcelona – Budapest.<br />
Naveh, Z. (1991): Some remarks on recent developments in landscape ecology as a trans-disciplinary ecological<br />
and geographical science. Editorial comment. Landscape Ecology 5(2):65-73.<br />
O’Neill, R.V.; Hunsaker, C.T.; Timmins, S.P.; Jackson, B.L.; Jones, K.B.; Riiters, K.H. & Wickham, J.D. (1996):<br />
Scale problems in reporting landscape pattern at the regional scale. Landscape Ecology 11(3):169-<br />
180<br />
O’Neill, R.V.; Krummel, J.R.; Gardner, R.H.; Sugihara, G.; Jackson, B.; DeAngelis, D.L.; Milne, B.T.; Turner, M.G.;<br />
Zygmunt, B.; Christensen, S.W.; Dale, V.H. & Graham, R.L. (1988): Indices of landscape pattern.<br />
Landscape Ecology 1(3):153-162.<br />
O'Neill, R. V., J. R. Krummel, R. H. Gardner, G. Sugihara, B. Jackson, D. L. DeAngelis, B. T. Milne, M. G. Turner,<br />
B.Zygmunt, S. W. Christensen, V. H. Dale, and R. L. Graham. (1988): Indices of landscape pattern.<br />
Landscape Ecology 1(3):153-162.<br />
Peterseil, J. (1999): JOKL-LSD. Landscape Structure Database. Abt.f.Vegetationsökologie, Landschaftsökologie<br />
und Naturschutzforschung, Institut für Ökologie und Natur-schutz, Univ. Wien. Unveröffentl. Manual,<br />
Wien.<br />
Peterseil, J. (2000): Landschaftserhebung der Gemeinde Münzkirchen (OÖ) im Rahmen des Örtlichen Entwicklungskonzeptes.<br />
Unveröffentl. Projektbericht. Studie im Auftrag der Gemeinde Münzkirchen (Oberösterreich).<br />
Pirkl, H.R.; Letouze-Zezula, G. & Heinrich, M. (1990): Rohstoffnutzung und Umweltschutz: Wege der Konfliktminderung.<br />
Mitt.österr.geolog.Ges.-Themenband Umweltge-ologie 83:297-313.<br />
Reiter, K. & Grabherr, G. (1997): Operationalisierung theoretischer Konzepte der Stich-probenwahl. In: Bericht<br />
über die 2.Pflanzensoziologische Tagung „Pflanzenge-sellschaften im Alpenraum und ihre Bedeutung<br />
für die Bewirtschaftung“. BLA, Gumpenstein. S.15-21.<br />
Reiter, K. (1991): Tabellenprogramm VEGI. Unpubl.Manual. Abt.f. Vegetationsökologie und Naturschutzforschung,<br />
Univ.Wien, Wien.<br />
Reiter, K. (1993): Computergestützte Methoden der Vegetationsökologie, unter besonderer Berücksichtigung der<br />
Stichprobenerhebung mit Unterstützung eines gegraphi-schen Informationssystems. Diss. Univ.<br />
Wien, Wien.<br />
Riitters, K.H.; O’Neill, R.V.; Hunsaker, C.T.; Wickham, J.D.; Yankee, D.H.; Timmins, S.P.; Jones, K.B. & Jakson,<br />
B.L. (1995): A factor analysis of landscape metrics and structure metrics. Landscape Ecology<br />
10(1):23-39.<br />
Schneidergruber, M. (1997): Typisierung einer bergbäuerlichen Kulturlandschaft am Beispiel des Oberen Mölltales.<br />
Dipl. Univ. Wien, Wien.<br />
Schreiber, K.F. (1988): Connectivity in landscape ecology. A few thoughts on the concept of biotope systems in<br />
the agricultural landscapes of Central Europe. In: Schreiber, K.F. (Hrsg.): Connectivity in Landscape<br />
Ecology. Proc.of 2nd Int.Sem. of Int. Assoc.for Landscape Ecology (IALE). Münstersche<br />
Geographische Arbeiten, Bd. 29. Münster. S.11-15.<br />
Syrbe, R.-U. (1999): Indikatoren der Landschaftsstruktur zur Erfassung und Bewertung des Landschaftswandels<br />
auf der Grundlage geoökologischer Raumeinheiten. In: Steinhardt, U. & Volk, M. (Hrsg.): Regionalisierung<br />
in der Landschaftsökologie. Forschung – Planung – Praxis. B.G.Teubner, Stuttgart – Leipzig.<br />
S.149-161.<br />
Szerencsits, E. (1997): Kulturlandschaftstypisierung im Südburgenland mit Hilfe vegetations- und landschaftsökologischer<br />
Parameter. Dipl. Univ. Wien, Wien.<br />
Szerencsits, E.; Wrbka, T.; Reiter, K. & Peterseil, J. (1999): Mapping and Visualizing Landscape Structure of<br />
Austrian Cultural Landscapes. - In: Kovar, P. et al. (Hrsg.): Nature and Culture in Landscape Ecology.<br />
Proc.of the CZ-IALE-Conf. „Present and historical nature-culture interactions in landscapes –<br />
(experiences for the 3rd millenium)“. Proc.of CLE Conf. 9/98. Charles University, The Karolinum<br />
Press, Prague. S.338-348.<br />
Turner, M. & Gardner, R. (Hrsg.) (1991): Quantitative Methods in Landscape Ecology. The Analysis and Interpretation<br />
of Landscape Heterogeneity. Ecological Studies 82. Springer, New York – Berlin – Heidelberg.<br />
Turner, M.G. (1990): Spatial and temporal analysis of landscape patterns. Landscape Ecology 4(1):21-30.<br />
40 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Vierlinger, R.; Peterseil, J. & Kutzenberger, H. (1999): Landscape development model for the Euregio Bayerischer<br />
Wald-Sumava-Mühlviertel. - In: Kovar, P. et al. (Hrsg.): Nature and Culture in Landscape Ecology.<br />
Proc.of the CZ-IALE-Conf. „Present and historical nature-culture interactions in landscapes – (experiences<br />
for the 3rd millenium)“. Proc.of CLE Conf. 9/98. Charles University, The Karolinum Press,<br />
Prague. S.146-154.<br />
Vos, W. & Meekes, H. (1999): Trends in European cultural landscape development: perspectives for a sustainable<br />
future. Landscape and Urban Planning 46:3-14.<br />
Walz, U. & Schuhmacher, U. (1999): Landschaftsökologische Bewertung mit GIS und Fernerkundung für die<br />
Raumplanung. – In: Steinhardt, U. & Volk, M. (Hrsg.): Regionalisierung in der Landschaftökologie.<br />
Forschung – Planung – Praxis. B.G.Teubner, Stuttgart / Leipzig. S.342-344.<br />
Walz, U. (1999): Erfassung und Bewertung der Landschaftsstruktur. – In: Walz, U. (Hrsg.): Erfassung und Bewertung<br />
der Landschaftsstruktur. Auswertung mit GIS und Fernerkundung. IÖR-Schriften, Bd.29.<br />
Dresden. S.1-8.<br />
Walz, U. (Hrsg.) (1999): Erfassung und Bewertung der Landschaftsstruktur – Auswertung mit GIS und Fernerkundung.<br />
IÖR-Schriften Bd.29, Dresden.<br />
Wickham, J.D. & Norton, D.J. (1994): Mapping and analyzing landscape patterns. Landscape Ecology 9(1):7-23.<br />
Wrbka T. (1991): Vegetationsökologische Charakteristik ausgewählter Kulturlandschaften Österreichs; in: Mahn<br />
E.G., Tietze F. (ed.): Agro-Ökosysteme und Habitatinseln in der Agrarlandschaft; Wiss.Beitr.Martin<br />
Luther Univ.Halle-Wittenberg 1991/6: 213-218<br />
Wrbka, T. & Fink, M. (1997): Kulturlandschaftsgliederung Österreichs. - In.: Urban, H.; Grünweis, F.M. & Smoliner,<br />
Ch. (Hrsg.): wo i leb... Kulturlandschaften in Österreich. Ausstellungskatalog Nr.67 des Stadtmuseum<br />
Linz-Nordico. Linz. S.34-49.<br />
Wrbka, T. (1992): Ökologische Charakteristik ausgewählter Kulturlandschaften Österreichs. Diss., Univ.Wien,<br />
Wien.<br />
Wrbka, T. (1996): Die österreichische Kulturlandschaftskartierung als Grundlage natur-schutzfachlicher Erhebungen<br />
und Bewertungen. Sauteria 8:293-304.<br />
Wrbka, T.; Fink, M.H.; Beissmann, H.; Schneider, W.; Reiter, K.; Fussenegger, K.; Suppan, F.; Schmitzberger, I.;<br />
Pühringer, M.; Kiss, A. & Thurner, B. (2002): Kulturlandschaftsgliederung Österreich. Endbericht<br />
des gleichnamigen Forschungsprojektes. Forschungsprogramm Kulturlandschaft 13. CD-ROM.<br />
Wrbka, T.; Peterseil, J. & Szerencsits, E. (1997): Strukturanalyse der Kulturlandschaft. Kulturlandschaftskartierung<br />
1997. Kartierungsmanual Bd.I-<strong>II</strong>I. Selbstverlag, Abteilung für Vegetationsökologie, Landschaftsökologie<br />
und Naturschutzforsch-ung, Universität Wien, Wien.<br />
Wrbka, T.; Szerencsits, E. & Kiss, A. (1999a): Die Landschaftsstruktur – ein aussage-kräftiges und rasch verfügbares<br />
Indikatorenset zur Dokumentation der Umweltsituation in Österreich. - In: Umweltbundesamt<br />
(Hrsg.): Umweltindikatoren für Österreich. Regionale und nationale Maßzahlen zur Dkumentation<br />
der Umweltsituation auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung. Tagungsberichte Bd.26.<br />
Umweltbundesamt, Wien.<br />
Wrbka, T.; Szerencsits, E. Reiter, K. & Plutzar, C. (1999b): Which attributes of landscape structure can be used<br />
as indicators for sustainable land use Experiences from alpine and lowland landscapes in Austria-<br />
- In: Kovar, P. et al. (Hrsg.): Nature and Culture in Landscape Ecology. Proc.of the CZ-IALE-Conf.<br />
„Present and historical nature-culture interactions in landscapes – (experiences for the 3rd millenium)“.<br />
Proc.of CLE Conf. 9/98. Charles University, The Karolinum Press, Prague. S.80-94.<br />
Wrbka, T.; Szerencsits, E., Reiter, K. & Kiss, A. (1999c): Identifying sustainable land use by describing landscape<br />
structure. A case study in alpine and lowland agricultural landscapes of Austria. - In: Brebbia, C.A.<br />
& Uso,J.L. (Hrsg.): Ecosystems and sustainable Development <strong>II</strong>. Advances in Ecological Sciences<br />
2. Proc.of ECOSUD Conf. 5/99. WIT-Press, Southampton / Boston.<br />
Wrbka, T.; Szerencsits, E.; Moser, D. & Reiter, K. (1999d): Biodiversity patterns in cultivated landscapes: experiences<br />
and first result from a nationwide Austrian survey. - In: Maudsley, M.J. & Marshall, E.J.P.<br />
(Hrsg.): Heterogeneity in Landscape Ecology. Pattern and Scale.<br />
Proc.of.8.Int.Ann.Conf.of.Intern.Ass.f.Landscape Ecology. IALE (UK). S.3-17.<br />
Wrbka, T.; Szerencsits, E.; Reiter, K. & Kiss, A. (1999e): Landscape structure as indicator for sustainable land<br />
use - In: Dover, J.C. & Bunce, R.G.H. (Hrsg.): Key concepts in landscape ecology. Proc.if the IA-<br />
LE (UK) Conf. 9/98. Preston.<br />
_____________________________________________________<br />
Endbericht / Textteil 41
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
2. KULTURLANDSCHAFTSKARTE<br />
siehe Beilage<br />
Die „Kulturlandschaftskarte“ der Dreiländerregion Böhmerwald liegt auf der CD-Version im<br />
Verzeichnis …/Kulturlandschaftskarte/… sowohl als Druckerdatei (…/printer; eps-File) als<br />
auch als Bilddatei (…/images; jpg-File) vor.<br />
3. TYPENKATALOG<br />
siehe eigener Berichtsteil „Katalogteil“<br />
Die Kulturlandschaftstypen sind in einem eigenen Katalogteil monographisch beschrieben.<br />
Sowohl die naturräumliche Charakteristik als auch die landschaftliche Nutzungsgeschichte<br />
und Eigenart wurden dabei berücksichtigt.<br />
Die landschaftstypenbezogenen Aussagen des Leitbildes – die Gefährdungsmatrix und die<br />
Handlungsansätze zur ökologischen Optimierung (siehe Katalogteil) beziehen sich jeweils<br />
auf alle Entitäten eines Landschaftstyps und haben demnach im gesamten Projektgebiet<br />
Gültigkeit. Sie sind im Anschluss an die landschaftsökologische Charakteristik zu finden.<br />
42 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
<strong>II</strong>.<br />
<strong>DER</strong> <strong>STATUS</strong> <strong>QUO</strong><br />
A) KULTURLANDSCHAFTSTYPISIERUNG<br />
1.) Methodik<br />
2.) Kulturlandschaftskarte (Beilage)<br />
3.) Typenkatalog (Endbericht – Katalogteil)<br />
B) SOZIO-ÖKONOMISCHE ANALYSE<br />
Kurzfassung der Diplomarbeit<br />
„Das Mühlviertel – ein ländlicher Raum:<br />
Bevölkerungsentwicklung seit 1970<br />
im Spiegel des Verhältnisses Mensch – Natur“<br />
(Mag. Elisabeth Bohunovsky, 1999)<br />
Endbericht / Textteil 43
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
1. FRAGESTELLUNG - EINLEITUNG.................................................................................... 45<br />
2. DATEN UND METHODE..................................................................................................... 45<br />
3. ENTWICKLUNG <strong>DER</strong> MÜHLVIERTLER GEMEINDEN ZWISCHEN 1970 UND 1990..... 48<br />
Demographische und sozio-ökonomische Kennziffern .............................................................48<br />
Natürliche Bevölkerungsbewegung ...........................................................................................48<br />
Wanderungen..........................................................................................................................50<br />
Erwerbsstruktur .......................................................................................................................51<br />
Landwirtschaft .........................................................................................................................51<br />
Arbeitslosigkeit ........................................................................................................................52<br />
Der <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektor................................................................................................................52<br />
Pendler ...................................................................................................................................52<br />
Bildung....................................................................................................................................53<br />
Wohnungsdichte ......................................................................................................................54<br />
Resümee ................................................................................................................................54<br />
Änderungen der Clusterzugehörigkeit .......................................................................................54<br />
4. ZUR MENSCH-NATURRAUM-BEZIEHUNG IM MÜHLVIERTEL..................................... 58<br />
Vorbemerkung ...........................................................................................................................58<br />
Daten und Methode....................................................................................................................58<br />
Input: Naturräumliche Gruppen.................................................................................................59<br />
Ergebnis und Diskussion...........................................................................................................60<br />
5. AUSGEWÄHLTE LITERATUR........................................................................................... 62<br />
44 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
1. FRAGESTELLUNG - EINLEITUNG<br />
Humanökologie ist eine transdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit den Beziehungen zwischen<br />
Mensch und Natur (im weitesten Sinne) beschäftigt. Ziel dieser Diplomarbeit war es,<br />
diesem Zusammenhang am Beispiel eines österreichischen Region am Ende des 20. Jahrhunderts<br />
nachzugehen.<br />
Das Mühlviertel zeichnete sich als Untersuchungsraum einerseits durch seinen peripheren<br />
und ländlichen Charakter aus, andererseits erlaubte die große innere Differenzierung des<br />
Mühlviertels eine detailliertere Fragestellung.<br />
Das verwendete Datenmaterial umfaßte einerseits demographische und sozio-ökonomische<br />
Daten des Mühlviertels, andererseits eine fünfklassige Naturraumklassifizierung (Pkt. 4, Input).<br />
In einem ersten Schritt wurden die 122 Gemeinden des Mühlviertels mittels Clusteranalyse<br />
für die drei Zeitebenen 1970/71, 1980/81 und 1990/91 in vier Gruppen eingeteilt (Pkt. 2).<br />
Jede dieser vier Gruppen vereinte Gemeinden mit ähnlichen sozio-ökonomischen und demographischen<br />
Merkmalen. Diese Merkmale wurden anschließend hinsichtlich Ihrer Veränderung<br />
über den Untersuchungszeitraum und im Vergleich zum österreichischen Vergleichsraum<br />
beschrieben (Pkt. 3). Auf Basis der Naturraumgruppen und der generierten demographisch/sozio-ökonomischen<br />
Gruppen sollte die Beziehung, die es zwischen Mensch und<br />
Natur am Ende des 20. Jahrhunderts noch gibt, sowohl statistisch als auch deskriptiv untersucht<br />
werden (Pkt. 4.)<br />
2. DATEN UND METHODE<br />
Alle Daten stammen aus der Datenbank ISIS 1 vom Österreichischen Statistischen Zentralamt<br />
(ÖSTAT). Die zugrundeliegenden Erhebungen sind in Tabelle 1 aufgelistet. Tabelle 2 listet<br />
die für die Klassifizierung verwendeten Parameter und deren Berechnungsart auf. In Tabelle<br />
3 sind darüber hinaus gehende Parameter angegeben, die zwar nicht in die Clusteranalyse<br />
einflossen, aber bei der Beschreibung der Gemeindegruppen berücksichtigt wurden.<br />
Variable<br />
Arbeitslose<br />
Arbeitsstätten nach Wirtschaftsabteilung und Beschäftigtengrößengruppe<br />
Berufstätige<br />
Beschäftigte nach Wirtschaftsabteilung und Pendlertätigkeit<br />
Bevölkerung am Stichtag<br />
Bevölkerungsentwicklung 1961-1991:<br />
Geburtenbilanz, Wanderungsbilanz<br />
Bildungsstruktur: Wohnbevölkerung 15 Jahre und älter nach Bildungsebene der höchsten<br />
abgeschlossenen Ausbildung<br />
Gemeindeflächen<br />
Land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach Flächennutzung und Erwerbsart<br />
Wohnbevölkerung am Stichtag; Alter in 5-Jahresgruppen<br />
Wohnungen<br />
Erhebung<br />
Arbeitsstättenzählung<br />
Volkszählung<br />
Volkszählung<br />
Volkszählung<br />
Standesfälle<br />
Volkszählung<br />
Topographische Basisdaten<br />
Land- und Forstwirtschaftliche Betriebsstättenzählung<br />
Volkszählung<br />
Häuser- und Wohnungszählung<br />
Tabelle 1: abgefragte Parameter und Herkunft der Daten<br />
1 ISIS: Integriertes Statistisches Informationssystem, Datenbank des Österreichischen Statistischen Zentralamts<br />
(ÖSTAT)<br />
Endbericht / Textteil 45
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Demographische Variablen<br />
Geburtenbilanzrate (GBILR):<br />
GBILR71 = (Geburtenbilanz einer Gemeinde zwischen 1961 und 1971) / [(Wohnbevölkerung<br />
der Gemeinde am Stichtag 1971 + Wohnbevölkerung der Gemeinde am Stichtag<br />
1961)/2] *1000 [‰]<br />
GBILR81 = (Geburtenbilanz einer Gemeinde zwischen 1971 und 1981) / [(Wohnbevölkerung<br />
der Gemeinde am Stichtag 1981 + Wohnbevölkerung der Gemeinde am Stichtag<br />
1971)/2] *1000 [‰]<br />
GBILR91 = (Geburtenbilanz einer Gemeinde zwischen 1981 und 1991) / [(Wohnbevölkerung<br />
der Gemeinde am Stichtag 1991 + Wohnbevölkerung der Gemeinde am Stichtag<br />
1981)/2] *1000 [‰]<br />
Wanderungsbilanzrate (WBILR) WBILR71=(Wanderungsbilanz einer Gemeinde zwischen 1961 und 1971) / [(Wohnbevölkerung<br />
am Stichtag 1971 + Wohnbevölkerung am Stichtag 1961)/2] *1000 [‰]<br />
WBILR81=( Wanderungsbilanz einer Gemeinde zwischen 1971 und 1981) / [(Wohnbevölkerung<br />
am Stichtag 1981 + Wohnbevölkerung am Stichtag 1971)/2] *1000 [‰]<br />
WBILR91=( Wanderungsbilanz einer Gemeinde zwischen 1981 und 1991) / [(Wohnbevölkerung<br />
am Stichtag 1981 + Wohnbevölkerung am Stichtag 1991)/2] *1000 [‰]<br />
Altenbelastungsquote (ABELQ) ABELQ = Wohnbevölkerung über 64 Jahre / Wohnbevölkerung zwischen 15 und 64<br />
Jahre = nicht mehr erwerbsfähige / erwerbsfähige Wohnbevölkerung<br />
Kinderbelastungsquote (KBELQ) KBELQ = Wohnbevölkerung unter 15 Jahre / Wohnbevölkerung zwischen 15 und 64<br />
Jahre = noch nicht erwerbsfähige / erwerbsfähige Wohnbevölkerung<br />
Bevölkerungsdichte (BEVDTE) BEVDTE = Wohnbevölkerung der Gemeinde am Stichtag / Gemeindefläche (ha)* 100<br />
[Einwohner/qkm]<br />
Sozio-ökonomische Variablen<br />
Arbeitslosenquote (ALOSE) nach ALOSE = Arbeitslose / Erwerbspersonen 2 * 100 [%]<br />
OECD<br />
Anteil der Haupterwerbsbetriebe 3<br />
(ANTHPT) 4 :<br />
Fortsetzung Tabelle 2<br />
Anteil der Mittelbetriebe an der Gesamtzahl<br />
der Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I.<br />
Sektors 5 (ANTMIT) 6 .<br />
ANTHPT = Haupterwerbsbetriebe / landwirtschaftliche Betriebe insgesamt * 100 [%]<br />
ANTMIT = Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors mit 10-49 unselbständig Beschäftigten /<br />
Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors insgesamt * 100 [%]<br />
Dienstequote (DIENST) DIENST = Beschäftigte im <strong>II</strong>I. Sektor / Beschäftigte insgesamt * 100 [%]<br />
Erwerbsquote (ERWBQU) ERWBQU = Beschäftigte 7 / Wohnbevölkerung * 100 [%]<br />
Pendlerquote (P<strong>QUO</strong>TE): PQUTE = Gemeindeauspendler / Beschäftigte * 100 [%]<br />
Anteil der Personen mit Matura als<br />
höchste abgeschlossene Schulbildung<br />
an der Wohnbevölkerung über 15<br />
(ANTMAT):<br />
Wohnungsdichte (WDICHT):<br />
ANTMAT = Personen mit Matura / Wohnbevölkerung über 15 Jahre *100 [%]<br />
WDICHT = Anzahl der Wohnungen / Wohnbevölkerung<br />
Tabelle 2: Der Gemeindeklassifizierung zugrundeliegende Parameter und deren Berechnung<br />
Nicht in die Clusteranalyse eingeflossene Parameter (Ergänzungen)<br />
Nebenerwerbs= betriebe ANTNEB = Nebenerwerbsbetriebe / landwirtschaftliche Betriebe insgesamt * 100<br />
Pflichtschul-absolventen ANTPFLI = Personen mit Pflichtschule als höchste abgeschl. Schulbldg. / Wohnbevölkerung über<br />
15 Jahre *100 [%]<br />
Kleinbetriebe ANTKLEIN = Kleinbetriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors / Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors insgesamt * 100<br />
[%]<br />
Großbetriebe ANTGROSS = Großbetriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors / Betriebe des <strong>II</strong>. und <strong>II</strong>I. Sektors insgesamt *<br />
100 [%]<br />
Agrarerwerbsquote AGRAR = Beschäftigte im I. Sektor / Beschäftigte insgesamt * 100 [%]<br />
Industrieer-werbsquote INDUSTR = Beschäftigte im <strong>II</strong>. Sektor / Beschäftigte insgesamt * 100 [%]<br />
Tabelle 3: Formeln zu den Ergänzungsparametern<br />
2 Als Erwerbspersonen gelten Arbeitslose und Berufstätige. Stichtag (meist 12. / 15. Mai).<br />
3 d.h. Voll – und Zuerwerbsbetriebe an der Gesamtzahl der landwirtschaftlichen Betriebe mit landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche<br />
4 Die Zuordnung eines landwirtschaftlichen Betriebs zu einer Erwerbsform erfolgte seit 1970 aufgrund der Erwerbstätigkeit<br />
des Betriebsinhabers sowie dessen Ehegatten. Als Haupterwerbsbetriebe gelten jene landwirtschaftlichen<br />
Betriebe, in dem das Betriebsleiterehepaar mindestens 50% ihrer gesamten Arbeitszeit des Erhebungsjahres<br />
beschäftigt war (Definitionsteil der Land- & Forstwirtschaftliche Betriebszählung 1990). Jene Betriebe<br />
mit ausschließlich Waldbesitz wurden nicht berücksichtigt, was aufgrund der Datenlage nicht möglich war.<br />
5 Als <strong>II</strong>. Sektor gilt die Industrie, das produzierende und verarbeitendes Gewerbe, Bergbau und Energiewirtschaft,<br />
unter den <strong>II</strong>I. Sektor fallen alle Dienstleistungsbetriebe, I. Sektor = Land- und Forstwirtschaft;<br />
6 Die Schwellenwerte zwischen Klein-, Mittel- und Großbetrieben wurden selbst gewählt. Damit wurde versucht,<br />
eine relative Klassifizierung zu erreichen, die den Gegebenheiten im Mühlviertel etwas näher kommt<br />
7 Zu den Beschäftigten zählen alle Erwerbspersonen der drei Sektoren ausgenommen der Arbeitslosen.<br />
46 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Auf Basis der Parameter in Tabelle 2 wurden Gemeindegruppen mittels Clusteranalysen<br />
gebildet, die sich hinsichtlich ihrer demographischen und sozio-ökonomischen Eigenschaften<br />
unterscheiden. Die Klassifizierung der Mühlviertler Gemeinden erfolgte für die drei Zeitebenen<br />
8 1970/71, 1980/81 und 1990/91.<br />
Zur Gruppenbildung wurde von der Clusteranalyse 9 im SPSS 10 ausgegangen 11 . Alle verwendeten<br />
Parameter besitzen metrisches Skalenniveau. Zur Bestimmung der Proximität zwischen<br />
den Gemeinden wurde ein Distanzmaß (quadrierte Euklidische Distanz) gewählt, da<br />
es um den absoluten Abstand zwischen den Gemeinden ging und nicht um Unterschiede im<br />
Profil (BACKHAUS 1996). Weiters wurde ein agglomerativer Algorithmus (hierarchisches Verfahren)<br />
verwendet, innerhalb dessen verschiedene Verfahren (Single-linkage, Completelinkage<br />
und Ward) angewandt wurden.<br />
Im Zuge der verwendeten Clusteranalyse war es notwendig, die Variablen vorerst in zwei<br />
Gruppen (demographisch und sozio-ökonomisch) zu teilen und zwei unabhängige Cluster zu<br />
berechnen, da eine Clusteranalyse auf Basis aller gewählten Parameter kein interpretierbares<br />
Ergebnis brachte.<br />
Vorerst wurde auf Basis der demographischen Parameter einer Zeitebene eine Clusteranalyse<br />
mit dem Single-Linkage-Verfahren durchgeführt. Aufgrund der Neigung des Singlelinkage-Verfahrens<br />
zu Kettenbildung (Backhaus, 1996) war es mit diesem Verfahren möglich,<br />
Ausreißer zu erkennen und zu eliminieren. Anschließend wurden verschiedene Clusteranalysen<br />
mit Ward- und Complete-linkage-Verfahren und unterschiedlichen Gruppenanzahlen<br />
gerechnet. Daraus wurde nach Diskriminanzanalysen 12 , F-Wert-Berechnungen 13 und der<br />
Interpretierbarkeit die beste Lösung ausgewählt. Analog wurde mit den sozio-ökonomischen<br />
Daten verfahren. Anschließend wurden der demographische und sozio-ökonomische Cluster<br />
überlagert und die Clusteranzahl reduziert. Die Gruppen wurden dafür nach sachlogischen<br />
Überlegungen zusammengelegt und die anfangs herausgenommenen Ausreißer den Gemeindegruppen<br />
zugeteilt. Dementsprechend wurde mit den Daten der restlichen Zeitebenen<br />
verfahren. In allen Fällen erwies sich eine Gruppenzahl von vier am sinnvollsten.<br />
Die Homogenität der so generierten Gruppen wurde mit F-Werten und Diskriminanzanalysen<br />
überprüft. In keinem Fall war es möglich, F-Werte für alle Parameter unter eins zu erhalten.<br />
Aus den Diskriminanzwerten und den F-Werten ergeben sich die Parameter, die am stärksten<br />
bzw. am schwächsten zur Gruppierung beitragen. Am stärksten trennen: 1. Wohnungsdichte,<br />
2. Dienstequote, Wanderungsbilanzrate, Kinderbelastungsquote, Anteil der Mittelbe-<br />
8 Die Daten liegen teilweise aus unterschiedlichen Jahren bzw. mit unterschiedlichem Stichtag vor. Diese Unregelmäßigkeiten<br />
werden allerdings durch die Datenlage des ÖSTAT hervorgerufen und liegen nicht im Einflußbereich<br />
der Autorin.<br />
9 Die Clusteranalyse ist ein statistisches Verfahren zur Gruppenbildung.<br />
10 Superior Performing Software Systems; Statistisches Programmsystem;<br />
11 Da für eine Clusteranalyse keine hoch korrelierten Variablen verwendet werden dürfen, werden vorher üblicherweise<br />
Faktorenanalysen durchgeführt. Die hier verwendeten Parameter sind allerdings nur sehr niedrig korreliert<br />
(max. 0,77), daher brachten die Faktorenanalysen kein befriedigendes Ergebnis. Die Clusteranalysen wurden<br />
also ohne vorgeschaltete Faktorenanalysen durchgeführt.<br />
12 Die Diskriminanzanalyse ist ein statistisches Verfahren zur Analyse von Gruppenunterschieden (Backhaus,<br />
1996). Mit Hilfe von Diskriminanzfunktionen wird dabei u.a. die diskriminatorische Bedeutung der Merkmalsvariablen<br />
überprüft (Signifikanz der Wilks' Lambda-Werte).<br />
13 Der F-Wert bezieht sich immer nur auf eine Variable innerhalb des Clusters. Nur wenn die F-Werte für alle<br />
Variablen innerhalb eines Clusters kleiner als eins sind, kann dieser als vollkommen homogen angesehen werden<br />
(Backhaus, 1996). F-Wert = Varianz der Gruppe / Varianz der Erhebungsgesamtheit<br />
Endbericht / Textteil 47
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
triebe (je einmal F-Wert > 1) und 3. Bevölkerungsdichte und Anteil der Maturanten (Cluster 1<br />
nicht homogen). Die Parameter Pendlerquote, Altenbelastung und Arbeitslosenquote tragen<br />
kaum zur Gruppendifferenzierung bei, die Erwerbsquote überhaupt nicht.<br />
Ergebnis<br />
Die Clusteranalyse ergab für alle drei Zeitebenen eine deutliche Stadt-Land-Differenzierung.<br />
Die Cluster wurden von „sehr städtisch“ (1) über "eher städtisch" (2), "eher ländlich" (3) bis<br />
„sehr ländlich“ (4) geordnet. Damit ist ausschließlich eine relative Charakterisierung und keine<br />
Wertung beabsichtigt.<br />
3. ENTWICKLUNG <strong>DER</strong> MÜHLVIERTLER GEMEINDEN ZWISCHEN 1970 UND 1990<br />
In erster Linie sollten Veränderung verbal beschrieben werden, da eine statistische Auswertung<br />
anhand der Cluster zu einigen Problemen führen könnte (unterschiedliche Besetzungszahlen).<br />
Demographische und sozio-ökonomische Kennziffern<br />
Natürliche Bevölkerungsbewegung<br />
Anfang der 70er Jahre stand Österreich demographisch gesehen bereits im Zeichen des<br />
Pillenknicks. Dieser Geburtenrückgang war in Gesamtösterreich von unterschiedlich starkem<br />
Ausmaß als im Untersuchungsraum. Im Mühlviertel lag die Geburtenbilanzrate für den Zeitraum<br />
1961-71 bei einem Geburtenüberschuß von 127 pro 1000 Einwohner. Im Laufe der<br />
nächsten zehn Jahre verringerte sie sich auf die Hälfte, stieg dann aber wieder leicht an. Am<br />
geringsten war die Geburtenbilanzrate innerhalb der drei beobachteten Zeiträume in der Periode<br />
1971-81. Da lag ihr Wert für das Mühlviertel bei 62‰, für Oberösterreich bei 25‰ und<br />
für Österreich sogar bei -1,32‰. Im Laufe des nächsten Jahrzehnts stieg sie leicht auf knapp<br />
65‰ bzw. knapp 30‰ und für Österreich auf 3‰. Das Mühlviertel blieb also eine Region mit<br />
relativ hohen Geburtenrate.<br />
Auffallend war der Trend von hohen Geburtenbilanzraten in ländlichen Gemeinden zu niedrigeren<br />
in eher städtischen Gemeinden, wobei die niedrigen Geburtenraten der Mühlviertler<br />
städtischen Gemeinden zu jedem Zeitpunkt noch weit über den Vergleichswerten von Oberösterreich<br />
und Österreich lagen.<br />
Die Veränderungen des Reproduktionsverhaltens der Mühlviertler Bevölkerung und die Unterschiede<br />
innerhalb der Gemeindetypen ließen sich auch sehr gut anhand der Altersstruktur<br />
belegen.<br />
Die Belastungsquoten nahmen im Mühlviertel über den Untersuchungszeitraum hinweg ab.<br />
Dabei war der Rückgang der Belastungsquoten vor allem auf den Rückgang des Anteils der<br />
Kinder an der Gesamtbevölkerung zurückzuführen, obwohl auch die Altenbelastungsquote<br />
leicht abnimmt.<br />
48 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Interessant war der Vergleich mit Österreich und Oberösterreich. Die Kinderbelastungsquote<br />
lag im Mühlviertel zu allen drei Zeitpunkten weit über den Werten der Vergleichsräume, während<br />
die Altenbelastungsquote bis auf eine Ausnahme darunter lag. Diese Tatsache ist auf<br />
das unterschiedlichen Ausmaß des Geburtenrückganges zurückzuführen. Da im Mühlviertel<br />
auch nach dem sogenannten Pillenknick noch relativ hohe Geburtenraten auftraten, gab es<br />
im Mühlviertel relativ zur erwerbsfähigen Bevölkerung durchgehend mehr Kinder unter 15<br />
Jahren als in Österreich oder Oberösterreich.<br />
Der Vergleich der Alterspyramiden des Mühlviertels mit denen des Vergleichsraums - Wien<br />
als Großstadt - zeigte, dass in beiden Räumen der Geburtenrückgang gleichzeitig eingesetzt<br />
hatte (Abbildung 1). Die breiteste Stelle der Pyramiden befindet sich 1991 jeweils bei den 25<br />
- 29jährigen. Danach ging in beiden Regionen die Kinderanzahl zurück. Unterschiede gab<br />
es lediglich hinsichtlich des Ausmaßes. In Wien ist der Einschnitt deutlich zu sehen. Der Anteil<br />
der 20 - 25jährigen war 1991 fast doppelt so hoch wie der Anteil der vier Fünfjahresaltersklassen<br />
bis 19 Jahre. Allerdings muß man hier einschränkend bemerken, daß gerade im<br />
Falle von Wien eine Verstärkung des Phänomens durch Zuwanderung von Personen im Erwerbsfähigenalter<br />
wahrscheinlich ist. Im Gegensatz zu Wien war der Rückgang der Geburten<br />
im Mühlviertel insgesamt sehr gering, aber dennoch deutlich zu erkennen.<br />
85 u nd äl te r<br />
80 bis 84<br />
7 5 bis 79<br />
7 0 bis 74<br />
6 5 bis 69<br />
6 0 bis 64<br />
55 bis 59<br />
5 0 bis 54<br />
4 5 bis 49<br />
4 0 bis 44<br />
3 5 bis 39<br />
3 0 bis 34<br />
2 5 bis 29<br />
2 0 bis 24<br />
15 bis 19<br />
1 0 bis 14<br />
5 bi s 9<br />
bi s 4<br />
-6% -4% -2% 0% 2% 4% 6%<br />
85 und älter<br />
80 bis 84<br />
75 bis 79<br />
70 bis 74<br />
65 bis 69<br />
60 bis 64<br />
55 bis 59<br />
50 bis 54<br />
45 bis 49<br />
40 bis 44<br />
35 bis 39<br />
30 bis 34<br />
25 bis 29<br />
20 bis 24<br />
15 bis 19<br />
10 bis 14<br />
5 bi s 9<br />
0 bi s 4<br />
-6% -4% -2% 0% 2% 4% 6%<br />
Abbildung 1: Alterspyramiden des Mühlviertels 1991 (li) und Wiens 1991 (re); hellgrau: Männer; dunkelgrau: Frauen.<br />
Ein Unterschied im Ausmaß ist ebenso innerhalb der Gemeindetypen des Mühlviertels zu<br />
erkennen (Abbildung 2). Auf Basis der errechneten Cluster sieht man den Unterschied nur im<br />
Ausmaß des Geburtenrückgangs, nicht aber im Zeitpunkt. Die Alterspyramide der Gemeinden<br />
des Clusters 1 zeigt den deutlichsten Rückgang der Geburten, während jene des<br />
Clusters 4 nur einen minimalen Einschnitt bei den jüngsten Jahrgängen aufweist.<br />
85 und älter<br />
80 bis 84<br />
75 bis 79<br />
70 bis 74<br />
65 bis 69<br />
60 bis 64<br />
55 bis 59<br />
50 bis 54<br />
45 bis 49<br />
40 bis 44<br />
35 bis 39<br />
30 bis 34<br />
25 bis 29<br />
20 bis 24<br />
15 bis 19<br />
10 bis 14<br />
5 bis 9<br />
0 bis 4<br />
85 und älter<br />
80 bis 84<br />
75 bis 79<br />
70 bis 74<br />
65 bis 69<br />
60 bis 64<br />
55 bis 59<br />
50 bis 54<br />
45 bis 49<br />
40 bis 44<br />
35 bis 39<br />
30 bis 34<br />
25 bis 29<br />
20 bis 24<br />
15 bis 19<br />
10 bis 14<br />
5 bis 9<br />
0 bis 4<br />
-6% -4% -2% 0% 2% 4% 6% -6% -4% -2% 0% 2% 4% 6%<br />
Abbildung 2: Alterspyramiden des Mühlviertels 1991: Cluster 1 (li), Cluster 4 (re); hellgrau: Männer; dunkelgrau: Frauen.<br />
Endbericht / Textteil 49
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Auch bezüglich der Geburtenbilanzraten zeigen sich große regionale Differenzen. Im großen<br />
und ganzen stiegen sie mit zunehmendem ländlichen Charakter der Gemeinden. Sehr große<br />
Unterschiede sieht man hier im Rückgang der Geburten. Während in den Gemeinden des<br />
Clusters 1 die Geburtenbilanzrate über den Untersuchungszeitraum kontinuierlich abnahmen,<br />
stiegen sie in den drei anderen Clustern zwischen 1981 und 1991 wieder an.<br />
Wanderungen<br />
Im Gegensatz zur Geburtenbilanzrate war die errechnete Wanderungsbilanzrate des Mühlviertels<br />
nur sehr leicht positiv bzw. im Jahrzehnt 1961-71 sogar negativ. Das Mühlviertel<br />
zeigte damit deutlich das Problem der Abwanderung aus dem ländlichen Raum. Im Jahrzehnt<br />
1961-71 wanderten fast 38 von 1000 Bewohnern des Mühlviertels ab. In den folgenden<br />
Jahrzehnten verringerte sich die Abwanderung stark, die Wanderungsbilanzrate wurde<br />
wieder leicht positiv.<br />
Positiv ist zu vermerken, daß die Abwanderung den Geburtenzuwachs dabei nicht überstieg.<br />
Die Unterschiede zwischen den Gemeindetypen waren allerdings gravierend. Es zeigt sich<br />
für alle drei Jahrzehnte ein deutlicher Unterschied zwischen dem Cluster 1 und den Clustern<br />
2-4. Einzig Cluster 1 hatte während der drei Jahrzehnte eine positive Wanderungsbilanz vorzuweisen.<br />
Am stärksten durch Abwanderung gekennzeichnet waren die Gemeinden des<br />
Clusters 4. Dieses Bild von Landflucht einerseits und zunehmender Verstädterung 14 andererseits<br />
entspricht also durchaus den überregional beobachteten Entwicklungen.<br />
Die Abwanderung aus vielen Gemeinden des Mühlviertels konnte größtenteils noch durch<br />
die relativ hohen Geburtenzahlen ausgeglichen werden. Doch könnte es leicht zu einem Bevölkerungsrückgang<br />
kommen, wenn der Trend von erhöhter Abwanderung mit gleichzeitiger<br />
Abnahme der Geburten, weiterhin anhält. Für einige Gemeinden des Mühlviertels ist es bereits<br />
Realität, daß die Bevölkerung insgesamt abnimmt (Abbildung 3).<br />
Abbildung 3: Änderungen der<br />
Einwohnerzahl der Mühlviertler<br />
Gemeinden zwischen 1971 und 1991<br />
(absolut); strichliert:<br />
Bevölkerungsabnahme; weiß und<br />
Grautöne: Zunahme (Quartile);<br />
Bezirksgrenzen- und Namen;<br />
14 Verstädterung ist die räumliche Ausdehnung der städtischen Siedlungsweise, bzw. der wachsende Anteil der in<br />
Städten lebenden Bevölkerung. Dahingegen versteht man unter Urbanisierung einen Sozialisationsvorgang, also<br />
die Annahme städtischer Lebensformen (Henkel, 1993).<br />
50 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Erwerbsstruktur<br />
Auf der sozio-ökonomischen Seite gingen vor allem gravierende Veränderungen der Erwerbsstruktur<br />
vor sich. Der Schwerpunkt verschob sich dabei von der Land- und Forstwirtschaft<br />
(I. Sektor) zum Dienstleistungsbereich (<strong>II</strong>I. Sektor), während sich die Beschäftigungszahlen<br />
im produzierenden und verarbeitenden Bereich (<strong>II</strong>. Sektor) nur geringfügiger verschoben.<br />
1971 waren noch 32% der Mühlviertler Beschäftigten im primären Sektor tätig, bis 1991 verringerte<br />
sich diese Zahl um fast zwei Drittel auf 12%. Das Mühlviertel im Jahre 1991 entsprach<br />
bezüglich der Erwerbsstruktur etwa dem österreichischen Stand von 1971, was auf<br />
eine zeitversetzte Entwicklung hinweist.<br />
Die regionalen Unterschiede bezüglich der Erwerbsstruktur im Mühlviertel sind enorm. So<br />
unterschieden sich die Gemeinden des Clusters 1 meist nur geringfügig vom österreichweiten<br />
Durchschnitt. Die Gemeinden der Gruppe 4 hingegen hinkten in der Entwicklung hintennach.<br />
Die Dienstequote, die als einzige der drei Parameter in die Clusteranalysen einfloß,<br />
war eine jener Variablen, die zu allen drei Zeitpunkten am stärksten zwischen den vier Gruppen<br />
trennte.<br />
Landwirtschaft<br />
Interessant ist, dass es im Vergleich zum Rückgang der Beschäftigten im I. Sektor nur zu<br />
einem viel geringeren Rückgang der landwirtschaftlichen Flächen kam (vgl. Abbildung 4).<br />
Der Rückgang betraf also nicht den Rückgang der Land- und Forstwirtschaft im allgemeinen,<br />
sondern nur die in diesem Sektor Beschäftigten. Demnach kam 1990 mehr Land auf einen<br />
Beschäftigten der Land- und Forstwirtschaft als 20 Jahre zuvor.<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
1970 1980 1990<br />
Landwirtschaftliche Fläche<br />
Agrarerwerbsquote<br />
Abbildung 4: Rückgang der landwirtschaftlichen Fläche und<br />
der Beschäftigten in I. Sektor; Landwirtschaftliche Fläche<br />
errechnet aus den Daten zur Bodennutzung (ÖSTAT):<br />
Summe aus Ackerland, Erwerbsgärten, Baumschulen,<br />
Grünland, Wald, Hausgärten und Obstanlagen und 1990<br />
auch Energieholzflächen, Christbaumkulturen und<br />
Forstgärten.; Index: Werte von 1970 bzw. 1971 = 100%<br />
Zugleich mit dem Rückgang der Beschäftigten in Land- und Forstwirtschaft kam es auch innerhalb<br />
dieses Wirtschaftssektors zu einer Verschiebung. 1970 waren noch weit über die<br />
Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe mit LN (landwirtschaftliche Nutzfläche) 15 Haupterwerbsbetriebe<br />
16 , 34% der Betriebe wurden nebenerwerblich geführt. Das Bild hatte sich<br />
zwanzig Jahre später umgekehrt, nur mehr 44% galten als Haupterwerbsbetriebe.<br />
15 Aufgrund der Datenlage werden im folgenden nur jene landwirtschaftlichen Betriebe berücksichtigt, die über<br />
landwirtschaftliche Nutzfläche verfügen. Solche, die nur Waldflächen besitzen, sind - außer es wird ausdrücklich<br />
darauf hingewiesen - nicht berücksichtigt.<br />
16 Haupterwerbsbetriebe sind Voll- und Zuerwerbsbetriebe.<br />
Endbericht / Textteil 51
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Abbildung 5 zeigt deutlich den Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe und gleichzeitig<br />
auch die Veränderungen der Erwerbsart.<br />
VLA70 ZLA70 NLA70 SLA70<br />
20000<br />
15000<br />
10000<br />
5000<br />
0<br />
BZ-1970 BZ-1980 BZ-1990<br />
Abbildung 5: Absolute Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe<br />
im Mühlviertel mit LN nach Erwerbsart; Abkürzungen: VLA:<br />
Vollerwerbsbetriebe mit LN, ZLA: Zuerwerbs betriebe mit LN,<br />
NLA: Nebenerwerbs betriebe mit LN, SLA:<br />
landwirtschaftliche Betriebe mit LN einer juristischen Person<br />
und andere Eigentumsformen, BZ: Betriebszählung; LN:<br />
landwirtschaftliche Nutzfläche;<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Die Arbeitslosenquote lag zu allen Berechnungszeitpunkten weit unter dem österreichischen<br />
Durchschnitt. Der Unterschied zwischen dem Mühlviertler und dem österreichischen Wert<br />
vergrößerte sich sogar im Laufe der Untersuchungsperiode. Allerdings war auch im Mühlviertel<br />
das Problem der Arbeitslosigkeit im Steigen begriffen. Fraglich ist außerdem, ob die niedrigen<br />
Arbeitslosenzahlen im Mühlviertel nicht darauf zurückzuführen sind, daß viele Landwirte<br />
aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation auf ihrem Hof blieben, obwohl sie eigentlich<br />
einen außerbetrieblichen Zusatzerwerb bräuchten ("versteckte Arbeitslosigkeit")<br />
(Aistleitner, 1986). 1981 und 1991 war die Arbeitslosenquote in allen vier Gemeindetypen<br />
ähnlich hoch - die statistische Trennung zwischen den Gruppen war nicht signifikant. Nur<br />
1971 gab es deutlichere Unterschiede (p
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Arbeitszentren war vergleichsweise gering. 9,2% der Auspendler arbeiteten in den Bezirkshauptstädten<br />
Rohrbach, Perg und Freistadt 17 (Aistleitner, 1986).<br />
Die eigenen Daten zeigten, daß die Pendlerquote 18 bereits 1971 bei 41% der Beschäftigten<br />
lag, mit einer abnehmenden Tendenz von städtischen zu ländlichen Gemeinden. Der hohe<br />
Anteil an Pendlern in städtischen Gemeinden war darauf zurückzuführen, daß viele dieser<br />
Gemeinden im Umfeld von Linz liegen. Dahingegen ist in sehr ländlichen Gemeinden die<br />
Entfernung zur nächsten Gemeinde mit genügend Arbeitsplätzen schon zu groß, um ein<br />
Pendeln ohne Probleme zu ermöglichen 19 .<br />
Im Gegensatz zu Österreich war der Pendleranteil im Mühlviertel zu allen drei Erhebungszeitpunkten<br />
höher, allerdings verringerte sich die Differenz im Laufe des Untersuchungszeitraumes.<br />
Während im Mühlviertel 1971 noch um 20% mehr Beschäftigte pendeln mußten,<br />
waren es 1991 nur noch um knapp 10% mehr. Vielleicht kam damit auch ein Erreichen des<br />
Maximums zu Tage.<br />
Abbildung 6: Pendlerquoten der Mühlviertler<br />
Gemeinden 1971 (oben) und 1991 (unten),<br />
dicke Linien: Bezirksgrenzen; Bezirksnamen,<br />
Linz;<br />
Bildung<br />
Die Bildungsdaten des Mühlviertels zeigten erstens einen Anstieg des Anteils der Maturanten<br />
an der erwachsenen Bevölkerung. Knapp über 3% der Mühlviertler Bevölkerung konnten<br />
1971 eine Matura nachweisen, 1991 waren es immerhin schon fast 10%. Damit lag das Maturaniveau<br />
allerdings immer noch unter dem österreichischen Wert von 1981. Die Entwick-<br />
17 Quelle: Aistleitner – eigene Daten liegen zu dieser Fragestellung nicht vor;<br />
18 Anteil der Gemeinde-Auspendler an den Beschäftigten.<br />
19 In verschiedenen Studien wird die Grenze bis zu der Personen bereit sind zu pendeln, mit einer Stunde Fahrtzeit<br />
bzw. 100 km Entfernung zum Arbeitsplatz angegeben (Fliedner, 1993).<br />
Endbericht / Textteil 53
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
lung zu einer besseren Schulbildung der Bevölkerung verlief im Mühlviertel zeitverzögert,<br />
das Bildungsniveau lag zu allen drei Zeitpunkten unter den ober- und gesamtösterreichischen<br />
Werten.<br />
Zweitens gab es ausgeprägte Unterschiede innerhalb des Mühlviertels. Die Gemeinden des<br />
Clusters 1 wiesen bei weitem höhere Maturaniveaus auf als die restlichen Gemeinden. Dabei<br />
schien sich der Unterschied über den Untersuchungszeitraum sogar zu vergrößern. 1971<br />
und 1981 betrug die Differenz zwischen höchstem und niedrigstem Wert 5% und 1991 bereits<br />
6,6%.<br />
Wohnungsdichte<br />
Zwei Trends lassen sich für das Mühlviertel bezüglich der Wohnungsdichte ablesen:<br />
1) höhere Wohnungsdichten mit zunehmendem städtischen Charakter der Gemeinden<br />
2) allgemeine Zunahme der Wohnungsdichte seit 1970<br />
Eine Zunahme der Wohnungsdichte bedeutet weniger Personen pro Wohnungen. Eine direkte<br />
Gleichsetzung mit Haushaltsformen ist nicht möglich, da das Bild durch Zweitwohnsitze<br />
bzw. unbewohnte Wohnungen verzerrt wird.<br />
Dennoch können Rückschlüsse gezogen werden:<br />
Auch im Mühlviertel ist der Trend zur Kleinfamilie (Zusammenhang mit Geburtenrückgang)<br />
bzw. einer Zunahme der Single-Haushalte („moderne Lebensformen“) zu bestätigen (vgl.<br />
Fliedner, 1993). Die Möglichkeit zu solchen Entwicklungen hängt auch mit der wirtschaftlichen<br />
Gesamt- und Individualsituation zusammen und zeigt eine zunehmende Individualisierung<br />
der Lebensformen.<br />
Resümee<br />
Die oben beschriebenen Veränderungen innerhalb des Untersuchungszeitraums zeigen bis<br />
zu einem gewissen Grad die Dynamik, die in einer - nach außen hin oft als „rückständig“ betrachteten<br />
- Region steckt. Innerhalb der drei betrachteten Jahrzehnte kam es zu fundamentalen<br />
Änderungen, die weitreichende Konsequenzen verschiedenster Art mit sich zogen.<br />
Keine der einzelnen Veränderungen kann für sich allein gesehen werden, sie sind untereinander<br />
so eng verknüpft, daß Änderungen auf der einen Seite Auswirkungen auf allen anderen<br />
Gebieten haben.<br />
Im folgenden soll nun versucht werden, die Entwicklung der Region nicht anhand der einzelnen<br />
Variablen zu untersuchen, sondern anhand der erarbeiteten Gemeindegruppen.<br />
Änderungen der Clusterzugehörigkeit<br />
Die Clustereinteilung der Mühlviertler Gemeinden ermöglichte eine Zuordnung jeder einzelnen<br />
Gemeinde zu einem der vier Gruppen, von „sehr städtisch“ zu „sehr ländlich“. Diese Zuordnung<br />
wurde für jeden der drei Erhebungszeitpunkte getrennt berechnet. Über die Jahrzehnte<br />
hinweg zeigte sich so ein sehr dynamisches Bild. Durch eine Kombination der Cluster<br />
1970/71 und 1990/91 in einer Kreuztabelle ergab sich die Möglichkeit, die Entwicklung des<br />
Mühlviertels in seinen Grundzügen zu zeigen, ohne auf die Veränderung einzelner Parameter<br />
eingehen zu müssen.<br />
54 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Einfachheitshalber wurden dabei die Gruppen „eher städtisch“ und „eher ländlich“ in eine<br />
Kategorie („mittel“) zusammengelegt. Damit wurde erreicht, daß bei der Überlagerung der<br />
Cluster 1970/71 und 1990/91 eine überschaubare Anzahl von Gruppen entstand und trotzdem<br />
die Entwicklung zwischen den Kategorien „sehr städtisch“ und „sehr ländlich“ über eine<br />
Zwischenstufe gezeigt werden konnte.<br />
Bei der Überlagerung entstanden sieben Typen von Gemeinden, für spätere Zwecke wurden<br />
sie auf fünf "Entwicklungstypen" reduziert (Tabelle 4):<br />
1971 1991 Entwicklungstyp Anzahl der Gemeinden<br />
1 sehr städtisch 12<br />
2 sehr ländlich sehr städtisch bleibt/wird städtisch<br />
1<br />
3 mittel<br />
20<br />
4 mittel mittel bleibt mittel 22<br />
5 sehr ländlich sehr ländlich bleibt ländlich 23<br />
6 mittel sehr ländlich wird ländlich 22<br />
7 sehr ländlich mittel wird mittel 22<br />
Tabelle 4: Ergebnis der Überlagerung und Entwicklungstypen<br />
Da sowohl die Klassifizierung 1970/71 als auch 1990/91 nur in Relation zu den übrigen Gemeinden<br />
derselben Zeitebene zu sehen ist, handelt es sich in diesem Fall beim Übergang<br />
von einer Einteilung als „mittel“ zu einer als „ländlich“ nicht um eine "Rückentwicklung", sondern<br />
vielmehr um eine langsamere Entwicklung als in anderen Gemeinden.<br />
Entwicklung zu „sehr städtisch“ bzw. "bleibt städtisch":<br />
Jene zwölf Gemeinden, die 1970/71 in die Gruppe „sehr städtisch“ gefallen waren, blieben<br />
dies auch weiterhin. Es handelte sich dabei um die Bezirkshauptstädte Freistadt, Rohrbach<br />
und Perg, sowie um einige Gemeinden des Gallneukirchner Becken und des Gebiets westlich<br />
von Linz. Zusätzlich zu diesen zwölf Gemeinden werden 1990/91 noch 21 weitere Gemeinden<br />
als „sehr städtisch“ klassifiziert. Bis auf eine waren alle anderen 20 Jahre zuvor in<br />
den Clustergruppen 2 und 3. Auffallend war, dass hauptsächlich Gemeinden in näherer Umgebung<br />
von Linz zu dieser Klasse gehörten (Abbildung 7). Wie ein Halbkreis umschließen<br />
diese Gemeinden die Landeshauptstadt. Die restlichen fünf Gemeinden, die nicht zu diesem<br />
Halbkreis gehören, sich aber auch in eine „städtische“ Gemeinde entwickelt haben (Aigen,<br />
Haslach, Lembach, Grein und Kleinzell) sind durchwegs größere Zentren, bis auf Kleinzell<br />
auch Gerichtsbezirkszentren.<br />
Die einzige Gemeinde, die sich von „sehr ländlich“ zu „sehr städtisch“ entwickelte, war Haibach<br />
im Mühlkreis, auch sie liegt in dem Halbkreis um Linz, der sich insgesamt in Richtung<br />
"sehr städtisch" entwickelte.<br />
Endbericht / Textteil 55
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Abbildung 7: Entwicklung der Mühlviertler<br />
Gemeinden anhand der Cluster 1970/71<br />
und 1990/91; Bezirksgrenzen; Linz.<br />
Gleichbleibende Klassifizierung als „mittel“ oder „ländlich“<br />
„Mittel“ bzw. „ländlich“ blieben Gemeinden im Osten des Mühlviertels und ein Großteil der<br />
Gemeinden im Westen. Außerdem gehörten jene Gemeinden zu dieser Gruppe, die im Norden<br />
Freistadts und Urfahrs liegen.<br />
Entwicklung zu „sehr ländlich“:<br />
Jene Gemeinden, die in ihrer Entwicklung weiter zurückblieben, und so von der Klassifizierung<br />
„mittel“ in die „sehr ländlich“ rutschten, liegen größtenteils in zwei großen Gemeindeblöcken<br />
vor. Der eine im Bezirk Rohrbach, der zweite in Freistadt, eingebettet in „sehr ländliche“<br />
oder „mittlere“ Gemeinden.<br />
„Entwicklungsregionen“<br />
Die Karte mit den Entwicklungsräumen erzeugt den Eindruck von vier, eher in sich geschlossenen<br />
Räume, die durch heterogenere Gebiete bzw. durch Gemeinden, die sich von „ländlich“<br />
nach „mittel“ entwickelt haben, voneinander getrennt werden (Abbildung 8).<br />
Abbildung 8: „Entwicklungsregionen“ des<br />
Mühlviertels; homogene Regionen in der<br />
Entwicklung 1971-91; Bezirksgrenzen undnamen;<br />
Linz.<br />
56 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
I. „Linzer Ring“: Das Gebiet rund um Linz ist geprägt von städtischen Gemeinden,<br />
bzw. von solchen, die sich innerhalb der zwanzig Jahre in solche entwickelt haben.<br />
Dieses Gebiet umfaßt größtenteils Gemeinden des Bezirks Urfahr-Umgebung.<br />
<strong>II</strong>.<br />
<strong>II</strong>I.<br />
IV.<br />
„Nord-Mühlviertel“: Das Gebiet nördlich des "Linzer Rings", mit Gemeinden von Urfahr-Umgebung<br />
und Freistadt. Dieses homogene Gebiet besteht hauptsächlich aus<br />
Gemeinden die „sehr ländlich“ bzw. in der mittleren Kategorie blieben.<br />
„Ost-Mühlviertel“: Der Osten des Mühlviertels. Dieses Gebiet bleibt über die Jahrzehnte<br />
größtenteils ländlich geprägt. Ein Teil dieser Gemeinden entwickelt sich auch<br />
von der mittleren Kategorie in Richtung „sehr ländlich“, bleibt also in der Entwicklung<br />
des Mühlviertels zurück.<br />
„West-Mühlviertel“: Der Großteil des Bezirks Rohrbach, obwohl dieser Teil eher heterogen<br />
ausgeprägt ist. Der mittlere Teil des Bezirks (ohne die am weitesten nördlich<br />
bzw. südlich liegenden Gemeinden) ist insofern sehr homogen, als sich hier nur einzelne<br />
„sehr städtische“ Gemeinden befinden, der Rest sich über die anderen Kategorien<br />
aufteilt und einige der Gemeinden auch in der Entwicklung zurückgeblieben sind.<br />
Dieser Raum ist insgesamt also sehr ländlich geprägt und hat sich im Laufe der letzten<br />
Jahrzehnte auch nicht unbedingt schnell entwickelt.<br />
Endbericht / Textteil 57
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
4. ZUR MENSCH-NATURRAUM-BEZIEHUNG IM MÜHLVIERTEL<br />
Vorbemerkung<br />
Dieser Teil der Arbeit ging der humanökologischen Fragestellung nach dem Mensch-Natur-<br />
Zusammenhang nach. Dabei stellten sich insbesondere zwei Fragen (vgl. Abbildung 9):<br />
(1) Inwieweit ist die Verteilung der Gemeindetypen 1990/91 auf die naturräumlichen Gegebenheiten<br />
zurückzuführen (Hypothese I)<br />
(2) Inwieweit hängt die Entwicklungsdynamik der Gemeinden zwischen 1970/71 und 1990/91<br />
von diesen naturräumlichen Gegebenheiten ab (Hypothese <strong>II</strong>)<br />
"Mensch"<br />
"Natur"<br />
Demographische<br />
Aspekte des<br />
Mühlviertels<br />
Gemeindetypen (vgl. Kap. 8)<br />
Sozio-ökonomische<br />
Aspekte des<br />
Mühlviertels<br />
Naturräumliche<br />
Aspekte des<br />
Mühlviertels<br />
(vgl. Kap. 10.3.<br />
und 10.4.) -<br />
Naturräume<br />
Gemeindetypen<br />
1970/71<br />
Entwicklungstypen (vgl. Kap.<br />
9.4.)<br />
Gemeindetypen<br />
1990/91<br />
Naturräumliche<br />
Aspekte des<br />
Mühlviertels (vgl.<br />
Kap. 10.3. und<br />
10.4.) - Naturräume<br />
Abbildung 9: Skizzierung des grundsätzlichen Konzepts: Hypothese I (oben) und Hypothese <strong>II</strong> (unten); vgl. auch Kap. 10.5.<br />
Daten und Methode<br />
Die Mensch-Natur-Beziehungen sollten in dieser Arbeit v.a. deskriptiv, aber auch statistisch<br />
(Kreuztabellierung mit einer anschließenden Kontingenzanalyse) dargestellt werden. Als abhängige<br />
Variable galten die sozio-ökonomisch/demographischen Gemeindetypen, als unabhängige<br />
die naturräumliche Gliederung der Mühlviertler Gemeinden (naturwissen-schaftlicher<br />
Ansatz). Die statistischen Ergebnisse sollten nur als Anhaltspunkte und Hilfsmittel zum Erkennen<br />
der Beziehungen gelten. Die Statistik kann nur mögliche Zusammenhänge aufzeigen,<br />
wobei aufgrund der Methodik jedoch nicht auszuschließen ist, daß diese durch einen<br />
58 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
dritten - außerhalb der untersuchten Variablen liegenden - Faktor verursacht sind. Jedenfalls<br />
sind Kräfte zu berücksichtigen, die von anderer Seite auf den festgestellten Zusammenhang<br />
wirken und diesen verstärken oder abschwächen. Aus diesem Grund wird die reine Statistik<br />
in dieser Zusammenfassung auch auf ein Minimum reduziert.<br />
Der Mensch-Natur-Zusammenhang ist kein monokausaler, eindeutig festzuschreibender Ursache-Wirkungs-Zusammenhang.<br />
Vor allem heute ist das Verhältnis zwischen Mensch und<br />
Natur durch komplexe Faktoren beeinflußt und daher ist es auch nicht sinnvoll, einen simplen<br />
Zusammenhang feststellen zu wollen. Diese Fragestellung sollte daher keine Reduktion<br />
auf Monokausalität sein, sondern auf Zusammenhänge hinweisen, die auch heute noch gegeben<br />
sind, bzw. leicht voneinander abweichende demographische/sozioökonomische Strukturen<br />
im Mühlviertel vor dem Hintergrund des Naturraums darstellen. Dabei sollte auch versucht<br />
werden, andere Begründungen als die Beeinflussung durch den Naturraum anzusprechen.<br />
Input: Naturräumliche Gruppen<br />
Der naturräumliche Cluster wurde von Johannes Peterseil und Mag. Rainer Vierlinger von<br />
der Abteilung für Vegetationsökologie (Universität Wien) erarbeitet und bereitgestellt.<br />
Ausgangsparameter<br />
1. Naturraumdaten, welche vom Menschen unbeeinflußt sind:<br />
• Generalisierte Geologie – auf Basis einer digitalen geologischen Karte (1:20 000)<br />
• Höhenstufen – auf Basis einer Höhenstufenkarte, erstellt aus dem DGM (Digitales Gelädemodell)<br />
nach den Höhenstufen dieses Wuchsbezirks<br />
• Exposition – Expositionskarte erstellt aus dem DGM, Klassifizierung nach einer 4-teiligen<br />
Windrose<br />
2. Kulturraumdaten, welche rein durch den Menschen beeinflußt sind:<br />
• Bodenbedeckung – aus Basis der Corine Land use-Daten, erstellt vom Umweltbundesamt<br />
• Historische Flurformen – auf Basis der Karte der historischen Flurformen<br />
(1:750 000)<br />
Methode<br />
Die Daten wurden auf der Ebene von 5km×5km-Rasterflächen für die statistischen Berechnungen<br />
verwendet. Die Berechnung der Cluster erfolgte mittels eines partitionierenden Verfahrens<br />
(k-means) in SPSS. Die optimale Gruppenanzahl wurde vorher durch eine hierarchische<br />
Clusteranalyse eruiert. Um das Ergebnis der Clusteranalyse (Stratifizierungsergebnis –<br />
Naturraumanalyse IV) auf die Gemeinden umzulegen, wurde jeder Gemeinde die flächenmäßig<br />
dominierende Gruppe eindeutig zugeteilt. Da das Ergebnis von 18 verschiedenen<br />
Gruppen für die vorliegende Arbeit nicht sinnvoll war (zu geringe Besetzungszahlen in der<br />
Kreuztabelle, vgl. Kap. 10.1.), wurde die Gruppenanzahl nach inhaltlich-sachlichen Überlegungen<br />
auf fünf verringert (Gruppe I: 1-5; Gruppe <strong>II</strong>: 6 und 9; Gruppe <strong>II</strong>I: 7; Gruppe IV: 8, 10,<br />
12, 13, 18; Gruppe V: 16 und 17).<br />
Endbericht / Textteil 59
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
Ergebnis<br />
Das endgültige Ergebnis zeigt fünf Gruppen, die sich hauptsächlich aufgrund ihrer rein naturräumlichen<br />
Gegebenheiten und weniger aufgrund der kulturräumlichen Daten unterscheiden.<br />
Zur Gruppe I zählen Gemeinden der höheren Lagen, die größtenteils süd- oder südwestexponiert<br />
sind und relativ hohe Reliefenergie aufweisen. In den Gemeinden dieser Gruppe<br />
herrscht Grünlandnutzung vor, wobei aber auch eine hohe Waldbedeckung gegeben ist.<br />
Die Gruppen <strong>II</strong> und <strong>II</strong>I entsprechen den mittleren Lagen (~450 – 750m ü. d. M), wobei die<br />
Gruppe <strong>II</strong> geologisch gesehen gneisdominiert ist, die Gruppe <strong>II</strong>I hingegen granitdominiert.<br />
Die Gruppe <strong>II</strong>I weist etwas höhere Reliefenergien auf als die Gruppe <strong>II</strong>. Beide Gruppen sind<br />
geprägt durch eine Ackerbau-Grünland-Mischnutzung, wobei die Gemeinden der Gruppe <strong>II</strong><br />
tendenziell höhere Grünlandanteile, die Gemeinden der Gruppe <strong>II</strong>I hingegen höhere Ackerbauanteile<br />
haben.<br />
Abbildung 10: Naturraumgruppen des<br />
Mühlviertels<br />
Die Gemeinden der Gruppe IV sind ebenfalls durch eine Ackerbau-Grünland-Mischung geprägt.<br />
Diese Gemeinden liegen an der kristallinen Randstufe und weisen durch die durchschneidenden<br />
Flußtäler hohe Reliefenergien auf, was auch in einem relativ hohen Waldanteil<br />
resultiert. Sie liegen schon etwas tiefer (~200 – 500 m ü. d. M.) und sind größtenteils südexponiert.<br />
Die Gemeinden der Gruppe V liegen in den flachen Beckenlagen des Mühlviertel auf Donauniveau<br />
(~230 – 300m ü.d.M.), die mit tertiären und quartären Sedimenten überlagert wurden.<br />
Hier dominiert sehr stark der Ackerbau. Zu dieser Gruppe gehören die Gemeinden des Donaubeckens<br />
und der Donauterassenlandschaft.<br />
Ergebnis und Diskussion<br />
Die statistische Berechnung ergab einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Verteilung<br />
der Gemeinde- bzw. Entwicklungstypen nach sozioökonomisch/demographischen Kriterien<br />
und der Verteilung der Naturräume des Mühlviertels (χ² nach Craddock und Flood;<br />
60 Endbericht / Textteil
Umweltstiftung Euronatur<br />
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
p
Landschaftsleitbild Dreiländerregion Böhmerwald / KLF-Modul ÖR7<br />
Umweltstiftung Euronatur<br />
5. AUSGEWÄHLTE LITERATUR<br />
Aistleitner, Josef: Innsbrucker Geographische Studien. Hg. A. Leidlmair und F. Fliri. Bd. 14. Formen und Auswirkungen<br />
des bäuerlichen Nebenerwerbs. Das Mühlviertel als Beispiel. Innsbruck: Selbstverlag des Instituts<br />
für Geographie der Universität Innsbruck, 1986<br />
Backhaus, Klaus et al.: Multivariate Analysemethoden: eine anwendungsorientierte Einführung. 8., verb. Aufl.,<br />
Berlin (u.a.): Springer, 1996<br />
Bähr, Jürgen, Christoph Jentsch und Wolfgang Kuls: Lehrbuch der Allgemeinen Geographie. Hg. Josef<br />
Schmithüsen. Bd. 9. Bevölkerungsgeographie. Berlin u.a.: de Gryuter, 1992<br />
Bähr, Jürgen: Bevölkerungsgeographie: Verteilung und Dynamik der Bevölkerung in globaler, nationaler und<br />
regionaler Sicht. 3., aktualisierte und überarb. Aufl., Stuttgart: Ulmer, 1997<br />
Bahrenberg, Gerhard: Geographie und Humanökologie in: Huib Ernste (Hg.): Pathways to Human Ecology: from<br />
Observation to Commitment. Bern: Lang, 1994, S. 57-68<br />
Bortz, Jürgen, Gustav A. Lienert und Klaus Boehnke: Verteilungsfreie Methoden der Biostatistik. Berlin u.a.:<br />
Springer, 1990<br />
Grünweis, Franz-Michael et al.: 15 Thesen zur Österreichischen Kulturlandschaft. Österreichische Kulturlandschaften,<br />
Aspekte ihrer Entwicklung und Erhaltung, Wien, 11.-14. November 1996<br />
Henkel, Gerhard: Der Ländliche Raum. Gegenwart und Wandlungsprozesse in Deutschland seit den 19. Jahrhundert.<br />
Stuttgart: Teubner, 1993<br />
Hiess, Helmut (et al.): Infrastruktur und Auswirkungen auf die Kulturlandschaftsentwicklung. Modul SU2 der<br />
Kulturlandschaftsforschung, Wien, 1997<br />
Krajasits, Cornelia: ÖIR-Regionalindex. Österreichs Regionen im Vergleich. Forschungsbericht. Österreichisches<br />
Institut für Regionalforschung, 199<br />
Weichhart, Peter: Naturraumbewertung und Siedlungsentwicklung: Das räumliche Wachstum ausgewählter<br />
Siedlungen des Politischen Bezirkes Braunau am Inn im Vergleich mit dem Naturraumpotential ihrer<br />
Standorte. Oberösterreichische Heimatblätter. Hg. Landesinstitut für Volksbildung und Heimatpflege in<br />
Oberösterreich. Jg. 32, 3/4/1978, S. 171 - 208<br />
62 Endbericht / Textteil