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Modul 1 LUDWIGSBURG 9. SEPTEMBER 1962 ... - Charles de Gaulle

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Lan<strong>de</strong>szentrale für politische Bildung Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

Klaus Pfiffer/Eduard Schön, Vom Deutschland-Besuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s zum Élysée-Vertrag - Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />

<strong>Modul</strong> 1<br />

<strong>LUDWIGSBURG</strong> <strong>9.</strong> <strong>SEPTEMBER</strong> <strong>1962</strong> – EINE DENKWÜRDIGE REDE<br />

Zum Abschluss seines Staatsbesuchs in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland (4.-<strong>9.</strong> September) wandte<br />

sich Staatspräsi<strong>de</strong>nt <strong>Charles</strong> <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> im Rahmen einer Kundgebung im Hof <strong>de</strong>s Ludwigsburger<br />

Schlosses am <strong>9.</strong> September <strong>1962</strong> in <strong>de</strong>utscher Sprache an die Jugend. Es war seine 14. Re<strong>de</strong><br />

innerhalb von sechs Tagen (M 1/1).<br />

<br />

<br />

Verfolgen Sie die Filmaufzeichnung (Link unten) aufmerksam und notieren Sie, was<br />

Ihnen an <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>situation, beim Redner <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> und bei <strong>de</strong>n Zuschauern auffällt.<br />

Tauschen Sie Ihre Eindrücke danach kurz mit Ihren Mitschülern aus und bringen Sie sie ins<br />

gemeinsame Gespräch ein.<br />

Lesen Sie <strong>de</strong>n Re<strong>de</strong>text (M 1/2) und analysieren Sie ihn in Bezug auf die Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

Argumentation, rhetorische Mittel und Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r Sprache.<br />

Erarbeiten Sie aus <strong>de</strong>m gekürzten Bericht <strong>de</strong>r „Ludwigsburger Kreiszeitung“ (M 1/3)<br />

vom folgen<strong>de</strong>n Tag in Stichworten zusätzliche Informationen, die Sie für die Einschätzung<br />

<strong>de</strong>s Staatsbesuchs und <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong> für wichtig halten. Achten Sie beson<strong>de</strong>rs auch darauf,<br />

inwiefern <strong>de</strong>r Re<strong>de</strong>inhalt angemessen wie<strong>de</strong>rgegeben wird.<br />

Vertiefungsmöglichkeiten:<br />

<br />

<br />

<br />

Lesen Sie in <strong>de</strong>n von seinem Pressesprecher Alain Peyrefitte verfassten Aufzeichnungen<br />

nach, wie <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> sich auf die Deutschlandreise vorbereitet hat und welchen Bericht nach<br />

<strong>de</strong>r Reise sein mitreisen<strong>de</strong>r Außenminister von <strong>de</strong>m Staatsbesuch gibt. (M 1/4)<br />

Vergleichen Sie Peyrefittes Berichte über <strong>de</strong>n vorausgegangenen Staatsbesuch <strong>de</strong>s<br />

Bun<strong>de</strong>skanzlers A<strong>de</strong>nauer in Frankreich im Juli mit <strong>de</strong>m Artikel in <strong>de</strong>r „Ludwigsburger<br />

Kreiszeitung“. (M 1/5). Welches Bild zeichnen die Textauszüge vom Politiker <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong><br />

Stellen Sie anhand <strong>de</strong>s Pressekommentars aus „Le Mon<strong>de</strong>“ (M 1/6) Anerkennung und<br />

Kritik für die Deutschlandreise De <strong>Gaulle</strong>s übersichtlich zusammen und überlegen Sie,<br />

welche Argumente sie für nachvollziehbar halten.<br />

Erweiterung:<br />

<br />

Lesen Sie <strong>de</strong>n Beitrag <strong>de</strong>s ARTE-ARCHIVS zu <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s Reise nach Deutschland:<br />

KARAMBOLAGE 245 - 09/10/11 HTTP://WWW.ARTE.TV/DE/4184952.HTML


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Klaus Pfiffer/Eduard Schön, Vom Deutschland-Besuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s zum Élysée-Vertrag - Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />

Mat. 1/1 DER STAATSBESUCH DE GAULLES, 4.-<strong>9.</strong> Sept. <strong>1962</strong><br />

4. Sept. Ankunft in Köln-Bonn; Re<strong>de</strong> vor <strong>de</strong>m Rathaus <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>shauptstadt; abends<br />

Tischre<strong>de</strong> in Schloss Brühl<br />

5. Sept. Empfang im Kölner Rathaus, Re<strong>de</strong> an die Bevölkerung<br />

6. Sept. Empfang in Düsseldorf; Re<strong>de</strong> vor Arbeitern <strong>de</strong>r Thyssen-Werke in Duisburg; kurze<br />

Ansprache in Düsseldorf<br />

7. Sept. Empfang in Hamburg; Re<strong>de</strong> vor Offiziersschülern<br />

8. Sept. Kurzer Besuch in München<br />

<strong>9.</strong> Sept. Empfang in Stuttgart; 18 Uhr in Ludwigsburg: Re<strong>de</strong> an die <strong>de</strong>utsche Jugend;<br />

Rückflug nach Paris<br />

Quelle: http://www.charles-<strong>de</strong>-gaulle.org/pages/l-homme/dossiers-thematiques/<strong>de</strong>-gaulle-et-le-mon<strong>de</strong>/<strong>de</strong>-gaulle-et-lallemagne/reperes/le-voyage-du-general-<strong>de</strong>-gaulle-en-allemagne-4-9-septembre-<strong>1962</strong>.php


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Klaus Pfiffer/Eduard Schön, Vom Deutschland-Besuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s zum Élysée-Vertrag - Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />

Mat 1/2<br />

Ansprache von Staatspräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> an die <strong>de</strong>utsche Jugend,<br />

Ludwigsburg, <strong>9.</strong> September <strong>1962</strong><br />

Sie alle beglückwünsche ich! Ich beglückwünsche Sie zunächst, jung zu sein. Man braucht ja nur die<br />

Flamme in Ihren Augen zu beobachten, die Kraft Ihrer Kundgebungen zu hören, bei einem je<strong>de</strong>n von<br />

Ihnen die persönliche Lei<strong>de</strong>nschaftlichkeit und in Ihrer Gruppe <strong>de</strong>n gemeinsamen Aufschwung mitzuerleben,<br />

um überzeugt zu sein, daß diese Begei sterung Sie zu <strong>de</strong> n Meistern <strong>de</strong>s Lebens und <strong>de</strong>r Zukunft<br />

auserkoren hat.<br />

Ich beglückwünsche Sie ferner, junge D eutsche zu sein, das heißt Kin<strong>de</strong>r eines großen Vol kes. jawohl,<br />

eines großen Volkes, das manchmal, im Laufe seiner Geschichte, gro ße Fehler begangen hat.<br />

Ein Volk, das aber auch <strong>de</strong>r Welt fruchtbare ge istige, wissenschaftliche, künstlerische und philosophische<br />

Wellen gespen<strong>de</strong>t und sie u m unzählige Erzeugnisse seiner Erfindungskraft, seiner Technik und<br />

seiner Arbeit bereichert hat; ein Volk, das in seine m friedlichen Werk, wie a uch in <strong>de</strong>n [73 ] Lei<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>s Krieges, wahre Schätze an Mut, Disziplin und Organisation entfaltet hat. Das französische Volk<br />

weiß das voll zu würdigen, da es auch weiß, was es heißt, unternehmens- und schaffensfreudig zu sein,<br />

zu geben und zu lei<strong>de</strong>n.<br />

Schließlich beglückwünsche ich Sie, di e Jugend von heute zu sein. Im Augenblick, wo Sie in das<br />

Berufsleben treten, beginnt für die Menschheit ein neues Leben. Angetrieben von einer dunklen Kraft,<br />

auf Grund eines unbekannten Gesetzes, unterliegen die materiellen Dinge dieses Lebens einer immer<br />

rascheren Umwandlung. Ihre Generation erlebt es und wird es noch weiter erleben, wie die Ergebnisse<br />

<strong>de</strong>r wissenschaftlichen Ent<strong>de</strong>ckunge n und <strong>de</strong>r maschinellen Ent wicklung die physischen Lebensbedingungen<br />

<strong>de</strong>r Menschen tief umwälzen. Dieses wun<strong>de</strong>rbare Gebiet jedoch, das Ihnen offens teht, soll<br />

durch diejenigen, die heute in Ihre m Alter stehen, nicht einigen Auserwäh lten vorbehalten bleiben,<br />

son<strong>de</strong>rn für a lle unsere M itmenschen erschlossen we r<strong>de</strong>n. Sie sollen danach streben, daß <strong>de</strong>r Fortschritt<br />

ein gemeinsames Gut wird, an <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r seinen Anteil hat, so daß er zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Schönen,<br />

<strong>de</strong>s Gerechten und <strong>de</strong>s Guten beiträgt, überall und insbeson<strong>de</strong>re in Län<strong>de</strong>rn wie <strong>de</strong>n unseren, die<br />

die Zivilisation m achen; somit soll <strong>de</strong>n Milliar<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Entwicklungs län<strong>de</strong>rn Leben<strong>de</strong>n dazu<br />

verholfen wer<strong>de</strong>n, Hunger, Not und Unwissenheit zu besiegen und ihre volle Menschenwü r<strong>de</strong> zu erlangen.<br />

Das Leben in dieser Welt birgt jedoch Gefahren. Sie sind um so größer, als <strong>de</strong>r Einsatz stets ethisch<br />

und sozial ist. Es geht darum zu wissen, ob im Laufe <strong>de</strong>r Umwälzungen <strong>de</strong>r Mensch zu einem Sklaven<br />

in <strong>de</strong>r Kollektivität wird, o<strong>de</strong>r nicht; ob es sein Lo s ist, von <strong>de</strong>m riesigen Ameisenhaufen angetrieben<br />

zu wer<strong>de</strong>n, o<strong>de</strong>r nicht; o<strong>de</strong>r ob er die materiellen Fortschritte völlig beherrschen kann und will, um<br />

damit freier, würdiger und besser zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Darum geht es bei <strong>de</strong>r gr oßen Auseinan<strong>de</strong>rsetzung in <strong>de</strong>r Welt, die sie in zwei g etrennte Lager aufspaltet<br />

und die von <strong>de</strong>n Völkern Deutschlands und Frankreichs erheischt, daß sie ihrem I<strong>de</strong>al die Treue<br />

halten, es mit ihrer Politik unterstützen und es, ge gebenenfalls, verteidigen und ihm kämpfend zum<br />

Sieg verhelfen.<br />

Diese jetzt ganz natürliche Solidarität müssen wir selbstverständlich organisieren. Es ist dies Aufgabe<br />

<strong>de</strong>r Regierungen. Vor allem müssen wir ihr aber einen lebensfähigen Inhalt geben, und das soll insbeson<strong>de</strong>re<br />

das Werk <strong>de</strong>r Jugend sein.<br />

[75] Während unsere bei<strong>de</strong>n Staaten die wirtschaftliche, politische und kult urelle Zusammenarbeit<br />

för<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n, sollte es Ihnen und <strong>de</strong>r französischen Jugend obliegen, alle Kreise bei Ihnen und bei<br />

uns dazu zu bewegen, einan<strong>de</strong>r immer näher zu kommen, sich besser kennenzulernen und engere Ban<strong>de</strong><br />

zuschließen.<br />

Die Zukunft unserer bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Grundstein, auf <strong>de</strong>m die Einheit Europas errichtet wer<strong>de</strong>n<br />

kann und muß, und <strong>de</strong>r höchste Trumpf für die Fr eiheit <strong>de</strong>r Welt bleiben di e gegenseitige Achtung,<br />

das Vertrauen und die Freundschaft zwischen <strong>de</strong>m französischen und <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Volk.<br />

Quelle: Über die Freundschaft hinaus ...: Deutsch-französische Beziehungen ohne Illusionen, hrsg. vom Deutsch-<br />

Französischen Institut Ludwigsburg, Stuttgart 1988, S. 64-66


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Klaus Pfiffer/Eduard Schön, Vom Deutschland-Besuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s zum Élysée-Vertrag - Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />

Mat. 1/3 Ludwigsburger Kreiszeitung vom 10. September <strong>1962</strong> (Auszüge)<br />

Krönen<strong>de</strong>r Abschluß in Ludwigsburg. De <strong>Gaulle</strong> been<strong>de</strong>t seinen<br />

Staatsbesuch mit einer Ansprache an die Jugend<br />

(…) Triumphfahrt nach Ludwigsburg – 500 000 jubelten<br />

Die Fahrt <strong>de</strong>s französischen Staatspräsi<strong>de</strong>nten von <strong>de</strong>r Villa Reitzenstein durch die Straßen<br />

<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt [Stuttgart] wur<strong>de</strong> begleitet von <strong>de</strong>n begeisterten Ovationen einer<br />

insgesamt auf 500 000 Menschen geschätzten Zuschauermenge. De <strong>Gaulle</strong>, <strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r Seite<br />

<strong>de</strong>s ba<strong>de</strong>n-württembergischen Ministerpräsi<strong>de</strong>nten Kurt Georg Kiesinger stehend in einem<br />

offenen Wagen fuhr, freute sich sichtlich über <strong>de</strong>n Jubel <strong>de</strong>r vielen Kin<strong>de</strong>r, die ihm mit<br />

Wimpeln in <strong>de</strong>n französischen und <strong>de</strong>n ba<strong>de</strong>n-württembergischen Lan<strong>de</strong>sfarben zuwinkten.<br />

Unablässig ertönten die Rufe „Vive la France!“ und „Vive <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>!“. Die Zuschauer<br />

durchbrachen an vielen Stellen die Sperren, so dass <strong>de</strong>r Autokolonne nur eine schmale Gasse<br />

offenblieb. Die Fahrt dauerte fast doppelt so lange wie vorgesehen.<br />

Kundgebung für Bevölkerung freigegeben<br />

Um 17.45 Uhr traf die lange Wagenkolonne mit <strong>de</strong>m hohen französischen Gast am<br />

Ortseingang von Ludwigsburg ein. (…)<br />

Um 18 Uhr strömten Tausen<strong>de</strong> von Menschen im Laufschritt nach <strong>de</strong>m Schloß. Durch<br />

Lautsprechermitteilung war <strong>de</strong>r Schlosshof überraschend für die Bevölkerung zur Teilnahme<br />

an <strong>de</strong>r Jugendkundgebung freigegeben wor<strong>de</strong>n. (…) Das farbenprächtige Bild <strong>de</strong>s dicht<br />

gefüllten inneren Hofes <strong>de</strong>s Ludwigsburger Schlosses erhielt seinen beson<strong>de</strong>ren Akzent durch<br />

die unterhalb <strong>de</strong>s Podiums <strong>de</strong>s Staatspräsi<strong>de</strong>nten und <strong>de</strong>r Ehrengäste placierten<br />

Trachtengruppen. (…)<br />

Das Eintreffen im Schloß<br />

Unter minutenlangem stürmischen Jubel betraten Staatspräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> und seine Gattin,<br />

Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Lübke mit seiner Gemahlin, Bun<strong>de</strong>skanzler A<strong>de</strong>nauer, Ministerpräsi<strong>de</strong>nt<br />

Kiesinger mit Gattin, Altbun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Heuss, Bun<strong>de</strong>stagspräsi<strong>de</strong>nt Dr. Gerstenmaier, die<br />

bei<strong>de</strong>n Außenminister Couve <strong>de</strong> Murville und Dr. Schrö<strong>de</strong>r,<br />

Bun<strong>de</strong>sverfassungsgerichtspräsi<strong>de</strong>nt Dr. Gebhard Müller und Landtagspräsi<strong>de</strong>nt Dr. Franz<br />

Gurk mit Frau das Podium und nahmen Platz in <strong>de</strong>r ersten Reihe. Die Jugendlichen zeigten<br />

Transparente „Wir wollen <strong>de</strong>n europäischen Bun<strong>de</strong>sstaat“, „Vive <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>“ und „Vive la<br />

France“, aber auch „De <strong>Gaulle</strong> nach Berlin!“. (…)<br />

Brausen<strong>de</strong>r Beifall im Schlosshof<br />

Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Dr. Lübke konnte als erster Redner seine Ansprache erst mit<br />

dreiviertelstündiger Verspätung beginnen. Während seiner Ansprache drängten noch ständig<br />

weitere Zuschauer in <strong>de</strong>n dichtgefüllten Hof. Nach <strong>de</strong>n Worten Dr. Lübkes schüttelte ihm<br />

Staatspräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> herzlich die Hand. Die eindrucksvoll vorgetragenen Ausführungen<br />

<strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s in <strong>de</strong>utscher Sprache wur<strong>de</strong>n vielfach von starkem Beifall unterbrochen. Nach<br />

seinen letzten Worten, die er frei und ohne Manuskript sprach, brauste ein nicht<br />

en<strong>de</strong>nwollen<strong>de</strong>r Beifall auf. Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Dr. Lübke erhob sich spontan und reichte <strong>de</strong><br />

<strong>Gaulle</strong> die Hand. Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Kiesinger erhielt für seine Ausführungen ebenfalls<br />

stürmischen Beifall, <strong>de</strong>r in ein tausendstimmiges „Vive <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>“ überging.<br />

Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Lübke, <strong>de</strong>r als erster sprach, erinnerte seine jungen Zuhörer daran, dass<br />

Deutschland und Frankreich aus <strong>de</strong>m Reich Karls <strong>de</strong>s Großen entstan<strong>de</strong>n seien. Sie hätten<br />

sich jedoch im Laufe <strong>de</strong>r Jahrhun<strong>de</strong>rte so zerstritten, dass man „von Erbfein<strong>de</strong>n“ gesprochen


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Klaus Pfiffer/Eduard Schön, Vom Deutschland-Besuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s zum Élysée-Vertrag - Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />

habe. Bei<strong>de</strong> Län<strong>de</strong>r hätten aber einen Strich unter die Vergangenheit gezogen, um<br />

miteinan<strong>de</strong>r eine friedliche und glückliche Zukunft zu schaffen.<br />

Lübke sprach die Überzeugung aus, dass die Bemühungen um die <strong>de</strong>utsch-französische<br />

Freundschaft und um die europäische Einigung mitgetragen wür<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n 17 Millionen<br />

Deutschen in <strong>de</strong>r sowjetisch besetzten Zone und in Westberlin. Auch in ihnen wer<strong>de</strong> durch<br />

<strong>de</strong>n Staatsbesuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s die die Hoffnung auf die Anwendung <strong>de</strong>s<br />

Selbstbestimmungsrechts gestärkt. Dafür, so betonte <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt, möchte er <strong>de</strong><br />

<strong>Gaulle</strong> und <strong>de</strong>m französischen Volk danken.<br />

Der französische Staatspräsi<strong>de</strong>nt for<strong>de</strong>rte die jungen Menschen auf danach zu trachten, „dass<br />

<strong>de</strong>r Fortschritt ein gemeinsames Gut wird, an <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r seinen Anteil hat, so dass er zur<br />

För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Schönen, <strong>de</strong>s Gerechten und <strong>de</strong>s Guten beiträgt, überall und insbeson<strong>de</strong>re in<br />

<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn wie <strong>de</strong>n unseren, die die Zivilisation“ prägten. „Das Leben in dieser Welt birgt<br />

jedoch Gefahren“, fuhr <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> fort, „und sie sind umso größer, als <strong>de</strong>r Einsatz stets ethisch<br />

und sozial ist“. Es gehe darum zu wissen, ob im Laufe <strong>de</strong>r Umwälzungen <strong>de</strong>r Mensch zu<br />

einem Sklaven in <strong>de</strong>r Kollektivität wer<strong>de</strong>, o<strong>de</strong>r ob er die materiellen Fortschritte völlig<br />

beherrschen könne und wolle, um damit freier, würdiger und besser zu wer<strong>de</strong>n.<br />

„Die Zukunft unserer bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Grundstein, auf <strong>de</strong>m die Einheit Europas errichtet<br />

wer<strong>de</strong>n kann und muß, und <strong>de</strong>r höchste Trumpf für die Freiheit <strong>de</strong>r Welt, bleiben die<br />

gegenseitige Achtung, das Vertrauen und die Freundschaft zwischen <strong>de</strong>m französischen und<br />

<strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Volk“, en<strong>de</strong>te <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>.<br />

Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Kiesinger schloß die Kundgebung und äußerte, immer wie<strong>de</strong>r von<br />

stürmischem Beifall unterbrochen, seine Überzeugung, dass die Jugend mit Herz und verstand<br />

begriffen habe, was <strong>de</strong>r französische Staatspräsi<strong>de</strong>nt ihnen darlegte.<br />

Nach <strong>de</strong>m Abspielen <strong>de</strong>r französischen Nationalhymne und <strong>de</strong>s Deutschlandlie<strong>de</strong>s, <strong>de</strong>ssen<br />

dritte Strophe die etwa 10 000 Menschen im Schlosshof stehend sangen, überreichte ein<br />

Trachtenmädchen Präsi<strong>de</strong>nt <strong>Charles</strong> <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> einen Strauß roter Gladiolen. General <strong>de</strong><br />

<strong>Gaulle</strong> und Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Lübke begaben sich unter großem Jubel zum Südportal <strong>de</strong>s<br />

Ludwigsburger Schlosses, wo sie die Front eines Ehrenbataillons <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>swehr abschritten.<br />

Anschließend verabschie<strong>de</strong>te <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>n hohen französischen Gast und seine<br />

Gattin, die mit <strong>de</strong>r Ludwigsburger Jugendkundgebung ihren Staatsbesuch in <strong>de</strong>r<br />

Bun<strong>de</strong>srepublik offiziell been<strong>de</strong>ten.<br />

Bun<strong>de</strong>skanzler A<strong>de</strong>nauer sowie Ministerpräsi<strong>de</strong>nt Kiesinger und <strong>de</strong>ssen Gattin begleiteten<br />

Staatspräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> im Wagen zum Stuttgarter Flughafen. Wie<strong>de</strong>rum bereiteten viele<br />

tausen<strong>de</strong> Ludwigsburger <strong>de</strong>m französischen Staatsoberhaupt herzliche Ovationen. Die<br />

Wagenkolonne nahm für die Rückfahrt ihren Weg nicht mehr über die Stuttgarter Innenstadt,<br />

son<strong>de</strong>rn fuhr über die Autobahn direkt zum Stuttgarter Flughafen nach Echterdingen.<br />

Herzlicher Abschied von A<strong>de</strong>nauer<br />

Mit einem langen Hän<strong>de</strong>druck verabschie<strong>de</strong>te sich <strong>de</strong>r französische Staatspräsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong><br />

am Abend auf <strong>de</strong>m Stuttgarter Flughafen Echterdingen von Bun<strong>de</strong>skanzler A<strong>de</strong>nauer, ehe er<br />

mit seiner Begleitung die Maschine bestieg und <strong>de</strong>n Rückflug nach Paris antrat.<br />

Bun<strong>de</strong>spräsi<strong>de</strong>nt Lübke reiste mit einem Son<strong>de</strong>rzug nach Bonn zurück. (…)


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Klaus Pfiffer/Eduard Schön, Vom Deutschland-Besuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s zum Élysée-Vertrag - Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />

Mat. 1/4 Alain PEYREFITTE: Das war <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> Bd. 1, Kap. II/11 (Auszüge)<br />

(Originaltitel: C’était <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>, 3 Bän<strong>de</strong>, Band I, Paris 1994. Übersetzung: E. Schön)<br />

[159] Kapitel 11<br />

[3. Sept. <strong>1962</strong>] Nach <strong>de</strong>r Kabinettssitzung. (…) Ich befrage ihn über die Reise nach<br />

Deutschland, die er morgen antritt. Er erzählt mir davon mit einer Art von Zärtlichkeit. Er<br />

wünscht eine gute „Ab<strong>de</strong>ckung“ durch die Presse und vor allem das Fernsehen. Er muss vierzehn<br />

Re<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>utsch halten, was das Französische Fernsehen zwingen wird, schon nach <strong>de</strong>n ersten<br />

Worten <strong>de</strong>n Ton zurückzudrehen und <strong>de</strong>n französischen Text zu sen<strong>de</strong>n. [160] Er will sich<br />

vergewissern, dass das gut ablaufen wird. Es ist ihm wichtig, dass das französische Publikum<br />

versteht, dass er <strong>de</strong>utsch spricht und gleichzeitig <strong>de</strong>n Sinn erfasst.<br />

Die Mühe, die er sich normalerweise gibt um zu schreiben und dann auswendig zu lernen, ist<br />

dieses Mal auf die Spitze getrieben wor<strong>de</strong>n. Sein Dolmetscher Pierre Meyer hat mir erzählt, wie<br />

er Pierre Maillard – diplomatischer Berater im Élysée-Palast und Diplom-Germanist – geholfen<br />

hat, die vom General auf französisch verfassten Texte zu übersetzen, wie jener in ihrer<br />

Gegenwart mehrmals laut die Übersetzungen gelesen hat, um die Betonungen richtig zu setzen,<br />

und wie er sie noch einmal vor ihnen wie<strong>de</strong>rholt hat, ohne <strong>de</strong>n Text, nach<strong>de</strong>m er sie gelernt hatte.<br />

Nach Meyer hat <strong>de</strong>r General sein Schul<strong>de</strong>utsch fast vergessen. Er kennt <strong>de</strong>n ungefähren Sinn<br />

eines Satzes, aber er lernt die Laute mithilfe seines Lautgedächtnisses, ohne <strong>de</strong>n Sinn <strong>de</strong>r Worte<br />

zu kennen.<br />

Und diese Arbeit, die auch für einen Hochbegabten riesig wäre, hat er in <strong>de</strong>n zwei Wochen nach<br />

<strong>de</strong>m Attentat auf ihn bei Petit-Clamart auf sich genommen… Bei einem Menschen von 72 Jahren<br />

ist das kaum zu glauben. (…)<br />

In <strong>de</strong>r Kabinettssitzung vom 12. September <strong>1962</strong> macht sich Couve [<strong>de</strong> Murville,<br />

Außenminister] die Mühe, seinen Bericht selbst zusammenzustellen, während er gewöhnlich <strong>de</strong>n<br />

Eindruck vermittelt, dass er <strong>de</strong>n Aufzeichnungen seiner Mitarbeiter folgt. Er berichtet mit einer<br />

für ihn ungewöhnlichen Wärme von <strong>de</strong>r Reise <strong>de</strong>s Generals nach Deutschland:<br />

„Wir waren angesichts <strong>de</strong>r Vorbereitungen <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r und <strong>de</strong>r Städte schon im Voraus sicher,<br />

dass es ein Erfolg wür<strong>de</strong>. Was wir nicht vorausgesehen hatten, war sein Umfang. Dieser Besuch<br />

hat sich in eine Demonstration verwan<strong>de</strong>lt, wie sie in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik und vielleicht sogar in<br />

<strong>de</strong>r Welt noch nie dagewesen ist. Der Empfang wur<strong>de</strong> immer umfangreicher, immer triumphaler,<br />

immer begeisterter, von Bonn über Köln bis Düsseldorf. Man hat uns vorhergesagt, dass er sich<br />

abkühlen wer<strong>de</strong>, wenn wir mehr nach Nor<strong>de</strong>n kommen, wo man sich eher England zuwen<strong>de</strong>t.<br />

Die sozialistischen Behör<strong>de</strong>n hatten das ihre getan, um das Publikum abzukühlen: man hatte<br />

nicht geflaggt, es gab kein schulfrei, es gab keine Lautsprecher. Wir haben eine ungeheure<br />

Entfesselung von Begeisterung erlebt. Das Fernsehen hat einen Schneeballeffekt ausgelöst.<br />

„Strauß, <strong>de</strong>r Verteidigungsminister und Schrö<strong>de</strong>r, <strong>de</strong>r Außenminister, haben sich sehr schlecht<br />

benommen. Sie haben angefangen sich davonzustehlen. Dann sind sie doch verpflichtet wor<strong>de</strong>n<br />

zu folgen, <strong>de</strong>nn sie mussten die Raserei zur Kenntnis nehmen, die die Bevölkerung ergriffen<br />

hatte.<br />

„Die Deutschen zeigten sich sehr gerührt von <strong>de</strong>m direkten Kontakt, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r General geschaffen<br />

hat, in<strong>de</strong>m er sich in ihrer Sprache ausdrückte. Aber das Wichtigste ist, dass sie aus tiefstem<br />

Herzen <strong>de</strong>m Gedanken <strong>de</strong>r französisch-<strong>de</strong>utschen Aussöhnung und <strong>de</strong>r Schaffung von engen<br />

Verbindungen zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rn anhängen. Das ist ein Mittel, <strong>de</strong>n Frie<strong>de</strong>n in die<br />

Herzen zu bringen. Frankreich hat auf Deutschland immer eine Anziehungskraft ausgeübt, die<br />

auf einem Min<strong>de</strong>rwertigkeitskomplex und gleichzeitig einem Überlegenheitsgefühl entspringt.


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Klaus Pfiffer/Eduard Schön, Vom Deutschland-Besuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s zum Élysée-Vertrag - Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />

„Vor allem aber hat sich <strong>de</strong>r persönliche Faktor ausgewirkt, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r Gestalt <strong>de</strong>s<br />

Staatspräsi<strong>de</strong>nten ausgeht, <strong>de</strong>r während <strong>de</strong>s Krieges <strong>de</strong>n französischen Wi<strong>de</strong>rstand gegen Hitler<br />

verkörpert hat. Er hat die geeigneten Worte gefun<strong>de</strong>n um ein Volk anzusprechen, das Vergebung<br />

ersehnte von <strong>de</strong>m, <strong>de</strong>r sie am besten gewähren konnte. Er hat es getan ohne übermäßige<br />

Anbie<strong>de</strong>rung, in<strong>de</strong>m er sie von gleich zu gleich behan<strong>de</strong>lte, als Partner, die zu Freun<strong>de</strong>n<br />

gewor<strong>de</strong>n sind und die vor <strong>de</strong>r Geschichte rehabilitiert sind.<br />

[162] „Die Deutschen haben eine blühen<strong>de</strong> Wirtschaft, aber sie sind moralisch noch nicht wie<strong>de</strong>r<br />

hergestellt. Sie lei<strong>de</strong>n unter einem kollektiven Schuldgefühl. Sie sind gespalten. De <strong>Gaulle</strong> hat so<br />

gesprochen, dass sie ihre Zukunft mit Hän<strong>de</strong>n greifen konnten, in<strong>de</strong>m er sie ermutigt hat, zu<br />

wer<strong>de</strong>n, was sie erstreben: eine Nation.<br />

„Es ist schwierig, in Bonn Gesprächspartner zu fin<strong>de</strong>n. A<strong>de</strong>nauer ist alt. Alle <strong>de</strong>nken nur an seine<br />

Nachfolge. Inzwischen ist es vernünftig sich auf das zu konzentrieren, was sicher und wünschbar<br />

ist, das heißt auf die Verbindungen zwischen Frankreich und Deutschland. Wir wer<strong>de</strong>n uns also<br />

ans Werk machen im Bereich <strong>de</strong>r Diplomatie, <strong>de</strong>r Verteidigung und <strong>de</strong>r Erziehung.<br />

GdG. – Ich wur<strong>de</strong> von einem Strom ergriffen, <strong>de</strong>r kräftiger und heftiger war, als ich es mir<br />

vorgestellt hatte. Das war generell so, ohne Unterscheidung von Kategorien. (…)<br />

„Aber das Wichtige, fuhr er fort, ist das <strong>de</strong>utsche Volk. Es fürchtet die Vernichtung. Es weiß,<br />

von wem die Gefahr ausgehen kann. Es ist schon im Voraus darüber in Angst und Bangen.<br />

Dieser Ausdruck von Solidarität von Seiten Frankreichs, gegenüber einem Land das angespannt<br />

und in Unsicherheit lebt, ist ihnen sehr nahe gegangen. Die Deutschen hatten das Gefühl , das<br />

man ihnen seit Kriegsen<strong>de</strong> niemals vermittelt hat, dass sie ein Volk sind, das aus eigener Kraft<br />

existiert. Das hat sie völlig durcheinan<strong>de</strong>r gebracht. (…)<br />

[163] „Was die Erziehung angeht wünschen die Deutschen, dass man auf bei<strong>de</strong>n Seiten <strong>de</strong>n<br />

Sprachunterricht för<strong>de</strong>re, was für die Verteidigung <strong>de</strong>s Französischen wie auch <strong>de</strong>s Deutschen<br />

sehr von Vorteil wäre. Und vor allem wünschen sie sich sehr die Begegnung <strong>de</strong>r jungen Leute,<br />

Städtepartnerschaften und <strong>de</strong>n Austausch von Jugendgruppen. Wir wer<strong>de</strong>n ihnen Vorschläge<br />

unterbreiten.“<br />

Ein Moment <strong>de</strong>r Stille; dann, be<strong>de</strong>utungsvoll:<br />

„Ich konnte nicht an<strong>de</strong>rs als mir einzugestehen, dass ich überwältigt war. Es war ein historisches<br />

Ereignis, <strong>de</strong>m ich mich nicht entziehen konnte und das klar zutage lag.“ (…)<br />

Anmerkungen:<br />

Der Text beruht auf unverän<strong>de</strong>rten wörtlichen Zitaten, die Peyrefitte mitstenographiert und<br />

gleich danach ins Reine geschrieben hat. Die übrigen Ausführungen sind für die<br />

Buchveröffentlichung verfasste spätere Kommentare Peyrefittes.<br />

AP<br />

GdG<br />

Élysée<br />

Salon doré<br />

Alain Peyrefitte, <strong>1962</strong>-1966 Informationsminister in <strong>de</strong>r französischen<br />

Regierung und Pressesprecher <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s<br />

General <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>, 1958-1969 französischer Staatspräsi<strong>de</strong>nt<br />

Amtssitz und Wohnung <strong>de</strong>s französischen Staatspräsi<strong>de</strong>nten<br />

Gol<strong>de</strong>ner Saal. Büro <strong>de</strong>s Präsi<strong>de</strong>nten in <strong>de</strong>r I. Etage <strong>de</strong>s Elysee-Palasts vgl.<br />

http://en.wikipedia.org/wiki/File:Salon_dor%C3%A9_Palais_<strong>de</strong>_l'%C3%89lys%C3%A9e1.JPG


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Klaus Pfiffer/Eduard Schön, Vom Deutschland-Besuch <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s zum Élysée-Vertrag - Vorschläge für <strong>de</strong>n Unterricht, 2012<br />

Mat. 1/5 Alain PEYREFITTE: Das war <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>, Bd. I, Paris 1994, Kap.<br />

II/10 (Auszüge)<br />

(Originaltitel: C’était <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>, 3 Bän<strong>de</strong>, tome I, Paris 1994. Übersetzung: E. Schön)<br />

Kapitel 10 (Auszüge):<br />

[S. 151] Gol<strong>de</strong>ner Saal, 27. Juni <strong>1962</strong>.<br />

GdG: „Versuchen Sie <strong>de</strong>r Presse klar zu machen, dass die Reise von A<strong>de</strong>nauer nächste Woche<br />

von höchster Wichtigkeit ist. Wir haben für ihn einen Staatsbesuch organisiert, als ob er<br />

Staatspräsi<strong>de</strong>nt wäre. Letztes Jahr haben wir – um die Deutschen nicht zu verletzen, die sich<br />

sonst angestellt hätten – dasselbe mit <strong>de</strong>m Präsi<strong>de</strong>nten Lübke gemacht. Aber das hatte keinen<br />

großen Sinn, er ist ein Dekorationsstück, er zählt nicht.<br />

[152] „A<strong>de</strong>nauer dagegen ist Deutschland. Für ihn ziehen wir das ganz groß auf. Und im<br />

September wird er für uns das Gleiche tun.<br />

AP. – Was erwarten Sie von diesem Besuchsaustausch<br />

GdG (er spricht langsam wie immer, wenn er wichtige Dinge sagen will). „Ich erwarte davon<br />

die Bestätigung <strong>de</strong>r französisch-<strong>de</strong>utschen Freundschaft. Wir wer<strong>de</strong>n feierlich die<br />

Wie<strong>de</strong>rversöhnung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Völker besiegeln. A<strong>de</strong>nauer war zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Weltkriegen ein be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong>r Bürgermeister von Köln, das er dann aus <strong>de</strong>n Ruinen<br />

wie<strong>de</strong>rentstehen ließ. Er hat sich während <strong>de</strong>r Nazizeit würdig verhalten. Er regiert seit<br />

dreizehn Jahren Deutschland mit fester Hand. Niemand kann besser als er meine Hand<br />

ergreifen. Aber niemand kann besser als ich sie ihm reichen. Weil ich für sie während <strong>de</strong>s<br />

Krieges ein unerbittlicher Gegner gewesen bin, erwarten sie von mir die Absolution für ihre<br />

Kriegsverbrechen. (…) Das Wichtigste ist, dass die bei<strong>de</strong>n Völker von Grund auf die<br />

Dämonen <strong>de</strong>r Vergangenheit austreiben, dass sie verstehen, dass sie sich für alle Zukunft<br />

zusammentun müssen. Das darf sich nicht auf die Ebene <strong>de</strong>r Politiker beschränken. Das muss<br />

von nun an die Gefühle <strong>de</strong>r einfachen Leute schmücken. Die Franzosen und die Deutschen<br />

müssen Brü<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n. Die Brü<strong>de</strong>rlichkeit <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Völker muss etwas sehr Grundlegen<strong>de</strong>s<br />

wer<strong>de</strong>n. Die Menge sieht in <strong>de</strong>n Deutschen immer noch <strong>de</strong>n Erbfeind.<br />

(…)<br />

Paris, 3. Juli <strong>1962</strong><br />

Wegen meiner vermuteten Sprachkenntnisse wur<strong>de</strong> ich heute beauftragt, Bun<strong>de</strong>skanzler<br />

A<strong>de</strong>nauer zu begleiten. Ich habe ihn am Quai d’Orsay abgeholt, wo er untergebracht ist.<br />

Während <strong>de</strong>r Fahrt durch Paris sagt er mir: „Ich bin tief beeindruckt von <strong>de</strong>r<br />

außeror<strong>de</strong>ntlichen Sorgfalt, mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>r General ganz persönlich diesen Besuch organisiert hat.<br />

Er hat mir gestan<strong>de</strong>n, dass er es war, <strong>de</strong>r über alles gewacht hat. In meinen Räumen sind die<br />

Blumen Rosen, weil er weiß, dass ich Rosen liebe. Zu <strong>de</strong>m Aben<strong>de</strong>ssen im Elysee-Palast hat<br />

er darauf bestan<strong>de</strong>n, alle Regierungschefs einzula<strong>de</strong>n, die ich bei meinen früheren Besuchen<br />

kennengelernt hatte. Er wollte, dass die Persönlichkeiten aus allen Parteien anwesend seien,<br />

die eine Rolle bei <strong>de</strong>r Annäherung <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r gespielt haben. Er bestand für mich auf<br />

<strong>de</strong>m Protokoll für Staatschefs, obwohl ich keiner bin. Er hat mir das Großkreuz <strong>de</strong>r<br />

Ehrenlegion verliehen!“<br />

Aber lei<strong>de</strong>r zeigt die Bevölkerung von Paris weniger Eifer als <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> beim Empfang für<br />

<strong>de</strong>n Kanzler. Auf <strong>de</strong>r ganzen Strecke sind entlang <strong>de</strong>r Gehwege Barrieren aufgestellt wor<strong>de</strong>n,<br />

um <strong>de</strong>r Menge zu erlauben sich anzusammeln. Niemand kommt. Abgesehen hier und da von<br />

kleinen Gruppen die rufen: „Nie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Militarismus!“ „Nie<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>utschen Revanchisten!“<br />

De <strong>Gaulle</strong> will die Vorurteile überwin<strong>de</strong>n, die veralteten Klischees auslöschen. Fehlt nur, dass<br />

die Franzosen dabei mitmachen. (…)<br />

Reims, Sonntag 6. Juli <strong>1962</strong>.


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Ein außeror<strong>de</strong>ntlicher Tag<br />

[156] Bei <strong>de</strong>r Verabschiedung nach <strong>de</strong>m Mittagessen im Rathaus wen<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>r General an<br />

<strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>skanzler, als ob dieser von Anfang bis En<strong>de</strong> seiner Reise von <strong>de</strong>r Menge bedrängt<br />

gewesen sei:<br />

„Der offizielle Besuch, <strong>de</strong>n Sie nun been<strong>de</strong>n, ist eine wichtige Tat und ein großer Erfolg. (…)<br />

Auf <strong>de</strong>n Straßen und Prachtstraßen ergoss sich eine Welle von bewun<strong>de</strong>rn<strong>de</strong>n Zeugnissen, die<br />

Ihrer berühmten Persönlichkeit galten. Sie haben um sich herum diese Herzlichkeit<br />

aufkommen gesehen, die aus <strong>de</strong>r Tiefe Frankreichs kam und über Sie sich an das heutige und<br />

das zukünftige Deutschland richtete. (…) Es war wichtig, dass die Volksseele auf unserer<br />

Seite <strong>de</strong>s Rheins ihre Zustimmung zeigt. (…) Es war notwendig, dass die Gefühle <strong>de</strong>r<br />

Öffentlichkeit Sie in <strong>de</strong>n höchsten Tönen würdigen. Das ist geschehen, und zwar auf<br />

glänzen<strong>de</strong> Weise.“<br />

So sei es also für die Geschichte, <strong>de</strong>nn es steht so geschrieben.<br />

Gol<strong>de</strong>ner Saal, 11. Juli <strong>1962</strong><br />

Ich weise <strong>de</strong>n General lächelnd auf die Kluft zwischen <strong>de</strong>m Enthousiasmus für A<strong>de</strong>nauer, <strong>de</strong>n<br />

er <strong>de</strong>r Menge in seiner Re<strong>de</strong> in Reims zugeschrieben hat, und <strong>de</strong>n menschenleeren Straßen<br />

hin, die <strong>de</strong>r Kanzler befahren hat.<br />

„Ich habe immer so getan als ob, sagt er mir. Schließlich trifft es am En<strong>de</strong> so ein.“<br />

Diesen Satz hörte ich ihn noch mehr als einmal sagen. (…)<br />

Die Stationen <strong>de</strong>s Staatsbesuchs A<strong>de</strong>nauers<br />

2.-5. Juli Ankunft in Paris-Orly; Gespräche und Empfänge in Paris (Elysee-Palast,<br />

Rathaus, Oper) und Versailles<br />

6. Juli Besuch in Rouen<br />

7. Juli Besuch in Bor<strong>de</strong>aux<br />

8. Juli Gemeinsame Truppenpara<strong>de</strong> in Mourmelon, danach feierliche Messe in <strong>de</strong>r<br />

Kathedrale von Reims, Abschiedsre<strong>de</strong> <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong>s im Rathaus von Reims;<br />

Rückflug<br />

Quelle: http://www.charles-<strong>de</strong>-gaulle.org/pages/l-homme/dossiers-thematiques/<strong>de</strong>-gaulle-et-le-mon<strong>de</strong>/<strong>de</strong>-gaulleet-l-allemagne/reperes/le-voyage-du-chancelier-konrad-a<strong>de</strong>nauer-en-france-2-8-juillet-<strong>1962</strong>.php


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2012<br />

Mat. 1/6 Hoffnungen und Sehnsüchte (Espoirs et nostalgies),<br />

in: Le Mon<strong>de</strong> 11 septembre <strong>1962</strong> (übersetzt v. E. Schön)<br />

Man müsste schon ein Griesgram sein, wenn man sich nicht freuen wür<strong>de</strong> über <strong>de</strong>n volkstümlichen<br />

Erfolg <strong>de</strong>r Reise <strong>de</strong>s Generals <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> nach Deutschland. Dass dabei auch Theatralisches eine Rolle<br />

gespielt hat erstaunt nicht. Seit so langen Jahren <strong>de</strong>r großen und spektakulären politischen<br />

Demonstrationen entwöhnt haben die <strong>de</strong>utschen Menschenmassen einem großen und angesehenen<br />

Schauspieler applaudiert. Und wenn sie einen Hel<strong>de</strong>n brauchten, und sei es für einen Tag, so sollte<br />

man sich glücklich schätzen, dass es ein französischer General war und kein bayrischer Hauptmann.<br />

Schließlich fühlt sich das französische Volk in seiner Person trotz allem geschmeichelt und befriedigt.<br />

Die französisch-<strong>de</strong>utsche Aussöhnung ist nicht neu, und eine flüchtige Würdigung von Robert<br />

Schuman hätte we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Franzosen noch <strong>de</strong>n Deutschen missfallen. Kann man in<strong>de</strong>ssen im<br />

Staaatschef einen Arbeiter <strong>de</strong>r elften Stun<strong>de</strong> sehen, <strong>de</strong>r einfach das Gebäu<strong>de</strong> vollen<strong>de</strong>t, das an<strong>de</strong>re<br />

ohne ihn gebaut haben Auch die Entkolonisierung war schon weit fortgeschritten unter <strong>de</strong>r<br />

vorhergehen<strong>de</strong>n Regierung. In<strong>de</strong>m er sie vollen<strong>de</strong>te, hat <strong>de</strong>r General <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> ihr dieses Siegel, diese<br />

Anerkennung durch das Volk und vielleicht die Seele verliehen, die ihr fehlten. So verhält es sich<br />

auch mit <strong>de</strong>r französisch-<strong>de</strong>utschen Aussöhnung beziehungsweise mit <strong>de</strong>r europäischen Einigung.<br />

(…) Die strengen Richter erwi<strong>de</strong>rn, dass diese Aussöhnung und diese Einheit nicht mit Volksre<strong>de</strong>n<br />

und Beifallsbekundungen herbeigeführt wer<strong>de</strong>n können, son<strong>de</strong>rn mit Hilfe von Institutionen und<br />

Verträgen. Soweit sie marxistisch angehaucht sind, sind sie <strong>de</strong>r Meinung, dass die Politik nur aus <strong>de</strong>r<br />

Ökonomie entstehen kann, dass die europäische Seele von unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Konstruktion<br />

eingehaucht wer<strong>de</strong>n wird, wohingegen <strong>de</strong>r General behauptet, sie von oben her einzuhauchen, bevor<br />

er die Fundamente geschaffen hat. (…)<br />

Die bei<strong>de</strong>n Metho<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r die bei<strong>de</strong>n Theorien sind in<strong>de</strong>ssen weniger gegensätzlich als einan<strong>de</strong>r<br />

ergänzend. Und zwar sowohl was Europa als auch was <strong>de</strong>n Staat angeht. Ihr Wesen besteht nicht<br />

darin, abstrakt und anonym zu sein und we<strong>de</strong>r Seele noch Gesicht zu besitzen. Die politische Klasse<br />

hat in <strong>de</strong>r Außenpolitik die gleichen Fehler gemacht wie in <strong>de</strong>r Innenpolitik. Ihre Ziele waren<br />

stichhaltig und sogar lobenswert. Aber sie hat immer zu viel an die Vernunft appelliert und nicht<br />

genügend ans Gefühl. Nach<strong>de</strong>m es in <strong>de</strong>n fünfziger Jahren seinen Höhenflug angetreten hat, ist auf<br />

diese Weise das europäische I<strong>de</strong>al wie<strong>de</strong>r zurückgefallen. Die französisch-<strong>de</strong>utsche Zusammenarbeit<br />

sind die Angelegenheit <strong>de</strong>r politischen Generalstäbe, <strong>de</strong>r Gewerkschaftler und Profis gewor<strong>de</strong>n, und<br />

nicht die <strong>de</strong>r Völker und <strong>de</strong>r Jugend.<br />

Die gaullistische Politik lei<strong>de</strong>t unter <strong>de</strong>r entgegengesetzten Fehlern und Übertreibungen. Sie glaubt<br />

mehr an die Tatsachen und die Kräfte als an Recht und Institutionen. Sie kann unvernünftig<br />

erscheinen, weil sie stärker an die Instinkte appelliert und manches Mal lei<strong>de</strong>r übermäßig.<br />

(…) Hat er genügend auf <strong>de</strong>n alten <strong>de</strong>utschen Hintergrund geachtet und auf die kaum zur Ruhe<br />

gekommenen Hoffnungen, kurz auf einen gewissen Militarismus im Dienste einer offenkundigen<br />

Hoffnung auf Rückgewinnung verlorener Gebiete. Musste man wirklich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Armee in<br />

Erinnerung rufen, dass nichts Großes glücke ohne dass sich das „Militärische“ daran beteilige, und<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Jugend, dass sie siegen wür<strong>de</strong>, notfalls durch Kampf<br />

Das Risiko wäre weniger groß, wenn das Schicksal die ewige Dauer seiner Gegenwart o<strong>de</strong>r seiner<br />

Politik garantieren wür<strong>de</strong>. Aber es ist für <strong>de</strong>n einen wie <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Männer, auf <strong>de</strong>nen<br />

das Schicksal <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>r ruht, spät gewor<strong>de</strong>n.<br />

Was wird geschehen, wenn nach einem sehr frühen Ausschei<strong>de</strong>n A<strong>de</strong>nauers sich Deutschland von <strong>de</strong>n<br />

zarten Ban<strong>de</strong>n befreien wür<strong>de</strong>, die <strong>de</strong> <strong>Gaulle</strong> geknüpft hat Kann man ausschließen, das dieser nicht<br />

zögern wür<strong>de</strong>, sich in Moskau feiern zu lassen und gegen <strong>de</strong>n „<strong>de</strong>utschen Militarismus“ die „gute alte<br />

Allianz“ mit Russland wie<strong>de</strong>r aufleben ließe<br />

(…)

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