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DER „TOLLE JOHANN“ - NRW-Stiftung

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Von links: Unter der Lupe kontrollieren Stephan Miseré und Heidi Selheim den<br />

Muschelnachwuchs.<br />

Die 6 Millimeter große Perle auf dieser Krawattennadel ist das Produkt einer<br />

Eifeler Muschel.<br />

Nur ausnahmsweise werden heimische Flussperlmuscheln größer als 10 Zentimeter.<br />

Dann haben sie aber auch über 60 Jahre auf dem schwarzen Buckel.<br />

geschwemmt. Lehm braune Fluten waren ein<br />

untrügliches Zei chen, dass der Bach eine<br />

überhöhte Fracht an Feinsedimenten führte.<br />

An strömungsarmen Stellen sanken die Trüb -<br />

stoffe auf den kiesigen Grund, verstopften<br />

seine Lücken und schnitten so den Muscheln<br />

die Sauer stoffzu fuhr ab. Der Schlamm<br />

stamm te allerdings nicht allein von den<br />

Ufer böschungen. Jede bachnahe Viehtränke,<br />

jede Furt und jeder offenerdige Straßen gra -<br />

ben trugen ebenso dazu bei. Vor allem aber<br />

stammte die Schlamm fracht von dem nahen<br />

Truppen übungsplatz Elsenborn auf belgi-<br />

Die <strong>NRW</strong>-<strong>Stiftung</strong> Ausgabe 1/2008<br />

scher Seite: Von den Brandschutz schneisen<br />

und Pisten wurden dort bei jedem Regen -<br />

guss große Schwebstoff mengen in den Bach<br />

geschwemmt. Die ersten wesentlichen<br />

Beiträge zur Rena turierung der Bachtäler<br />

leisteten Natur schutz, Forst und Freiwillige<br />

seit 1988: Sie rodeten die Fichten in den<br />

Bachauen und machten wieder Platz für<br />

Wiesen, Hoch stau denfluren und standort -<br />

typische Auwaldstrei fen. Hatten diese Maß -<br />

nahmen ursprünglich vor allem die Rettung<br />

der Narzissenwiesen zum Ziel, kamen sie<br />

ganz nebenbei auch der Wasser qualität der<br />

Bäche zugute und schufen so eine wesent -<br />

liche Voraussetzung für das Überleben der<br />

Fluss perlmuschel. Seit etwa dem Jahr 2003<br />

wird auch der schleichenden Verschlam -<br />

mung gezielt entgegengewirkt. Naturschüt -<br />

zer der Biologischen Sta tion im Kreis Aachen<br />

be gannen, die Schmutz ein läufe auf deutscher<br />

Seite zu beseitigen, und das belgische<br />

Forst amt Elsenborn schob unterhalb der<br />

Schnei sen und Erosions rinnen zahlreiche<br />

kleine Wälle als Sedi mentfallen auf.<br />

BACHFORELLEN ALS AMMEN<br />

Ein weiteres Problem war lange Zeit der zu<br />

geringe Bestand an Bachforellen. Auf diese<br />

heimische Fischart ist die Flussperlmuschel<br />

schicksalhaft angewiesen, denn die mikrosko<br />

pisch kleinen Muschellarven verbringen<br />

ihre ersten Lebensmonate in den Kiemen<br />

junger Forellen – wie Babys an der Brust einer<br />

Amme. Um die Perlmuschel zu retten,<br />

musste man also zunächst der Bachforelle<br />

auf die Flossen helfen. Das erforderte die<br />

Beseitigung zahlreicher Barrieren in den<br />

Bächen, denn sonst konnte sie ihre Laich -<br />

plätze nicht erreichen. Wenn schon die<br />

gravierendste Vollsperrung in Form des<br />

Perlenbach stau sees betonierte Realität war,<br />

so sollten doch wenigstens die Quell- und<br />

Seitenbäche zugänglich bleiben. Fast alle<br />

Nebengewässer waren aber, wo ein neu gebauter<br />

Weg sie querte, durch meterlange<br />

Betonröhren geführt worden. >><br />

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