Ausgabe Januar / Februar 2012 - Berufsgenossenschaft Rohstoffe ...
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Aus den Branchen<br />
Papierherstellung und Ausrüstung<br />
BG RCI.magazin 1/2 <strong>2012</strong><br />
Die Sicherheitsfachkräfte Maria Franco und Torsten Arendes<br />
bei der Erfassung des Ist-Zustands in der Ausrüstung.<br />
Der Shredder ohne …<br />
Lärmschutz mit System<br />
Die Lärmbelastung in der Papierindustrie ist ein Dauerthema. 60 Prozent aller<br />
angezeigten Berufskrankheiten in der Branche „Papier“ werden durch<br />
langjährige Lärmeinwirkung verursacht. Lärmschwerhörigkeit ist in diesem<br />
Bereich seit vielen Jahren die häufigste Erkrankung mit dauerhaft hohen Neu-<br />
Registrierungen.<br />
In der Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung<br />
vom März 2007 wurden die<br />
Grenzwerte für die Lärmgefährdung am<br />
Arbeitsplatz neu festgelegt. Durch die um<br />
5 dB(A) abgesenkten Grenzwerte müssen<br />
Maschinenhersteller und Betreiber verstärkt<br />
nach technischen Lösungen zur Schallreduzierung<br />
suchen. Für beide gilt das Minimierungsgebot<br />
für Gefährdungen durch Lärm.<br />
Bereits ab 80 dB(A) muss der Arbeitgeber<br />
handeln.<br />
Die Smurfit Kappa C. D. Haupt Papier- und<br />
Pappenfabrik GmbH mit Sitz in Diemelstadt-Wrexen<br />
ist ein Tochterunternehmen<br />
der Smurfit Kappa Group, einem der weltweit<br />
führenden Anbieter von Verpackungen<br />
aus diesem Material. Als Teil dieser Gruppe<br />
beschäftigt das Unternehmen in einem<br />
5-Schichtsystem rund 265 Mitarbeiter im Bereich<br />
Papier und Pappen und ist spezialisiert<br />
auf die Produktion von braunen und weißen<br />
Wellpappenrohpapieren und Buchbinderpappe.<br />
Der Bereich Pappe betreibt eine Ausrüstungsabteilung,<br />
in der das Produkt direkt<br />
auf Kundenwunsch an Winkelkreisscheren<br />
und Planschneidern für den weltweiten Versand<br />
zugeschnitten wird.<br />
Da das Unternehmen in der Ausrüstung mit<br />
erhöhten Lärmpegeln zu kämpfen hatte, hat<br />
die Geschäftsleitung Mittel bereitgestellt,<br />
um ein Lärmminderungsprogramm zu entwickeln<br />
und umzusetzen. Ziel war es, ein<br />
ganzheitliches Lärmschutzkonzept zu erstellen,<br />
um die Erfahrungen und Ergebnisse bei<br />
künftigen Neu- oder Umplanungen nutzen<br />
zu können. Die Planung und Umsetzung des<br />
Lärmminderungsprogramms erfolgte in Zusammenarbeit<br />
mit der Reiss Industrieakustik<br />
AG, Homberg.<br />
Bestandsaufnahme und erste Erfolge<br />
Um den Ist-Zustand festzustellen, wurden<br />
zunächst alle relevanten Daten des Projektes<br />
ermittelt:<br />
• Maschinenaufstellung<br />
• Maschinenabstände<br />
• Messung der Lärmpegel an den Arbeitsplätzen<br />
• Messung der Lärmpegel an den Maschinen<br />
zur Lokalisierung der Geräuschquellen<br />
• Aufenthaltsdauer der Mitarbeiter in den<br />
jeweiligen Bereichen<br />
• Messung der Raumakustik: Nachhallzeit,<br />
Pegelabnahme pro Abstandsverdoppelung<br />
• Errechnung der mittleren Schallabsorption<br />
des Raumes<br />
• Bauliche Vorgaben, wie z.B. Statik, Bauphysik,<br />
Optik<br />
Die Ursachenanalyse zeigte, dass sich<br />
vielfältige Möglichkeiten für einen besseren<br />
Lärmschutz anboten. Zunächst wurden<br />
die Lärmquellen an den vorhandenen Maschinen<br />
lokalisiert und mögliche Veränderungen<br />
besprochen. Die Bedienbarkeit und<br />
der Materialfluss sollten durch die Lärmschutzmaßnahmen<br />
nicht behindert werden.<br />
Trotzdem konnten bereits durch einfache<br />
technische Maßnahmen erhebliche<br />
Pegelminderungen erzielt werden:<br />
• Austausch der Luftdüsen durch lärmarme<br />
Versionen<br />
• Anpassung des notwendigen Luftdrucks<br />
• Einsatz von Lochblechen zur Schallbrechung<br />
• Veränderung von Anschlagblechen<br />
• Versetzen von Motoren aus dem Arbeitsbereich<br />
der Mitarbeiter<br />
• Kapselung von Motoren und Maschinen<br />
(Shredder)<br />
• Beschichtung schallharter Maschinenflächen<br />
mit absorbierenden Materialien<br />
• Entdröhnen schwingender Gehäuseteile<br />
durch Antidröhnbeläge<br />
Alle technischen Maßnahmen wurden von<br />
Marco Löber, Abteilungsleiter der Ausrüstung,<br />
geplant und in Zusammenarbeit mit<br />
der eigenen Instandhaltungsabteilung ausgeführt.<br />
Angenehme Atmosphäre –<br />
die Raumakustik<br />
Die genannten Maßnahmen reichten aber<br />
noch nicht aus, die angestrebte Minderung<br />
der Schallpegel zu erreichen. Wie die nebenstehende<br />
Grafik zeigt, resultieren die auf<br />
den Mitarbeiter einwirkenden Schallpegel<br />
aus Direktschall- und Reflexionsschallanteilen.<br />
Reflexionen werden durch Einbauten<br />
wie z.B. Maschinen, Behälter, Rohrleitun-<br />
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