Verein für Jugendhilfe eV Bamberg
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VfJ 1998<br />
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INHALT<br />
Seite<br />
Der <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> e.V. <strong>Bamberg</strong> 2<br />
Vorwort 4<br />
Übersicht über die Arbeit des VfJ<br />
1 Soziale Trainingskurse 5<br />
1.1 Statistik 5<br />
1.2 Besonderheiten 6<br />
1.2.1 STK A1/98 6<br />
1.2.2 STK B1/98 8<br />
1.2.3 STK A2/98 11<br />
1.2.4 STK A3/98 11<br />
2 Betreuungsweisungen 12<br />
2.1 Statistik 12<br />
2.2 Besonderheiten 12<br />
3 Täter-Opfer-Ausgleichsverfahren 14<br />
3.1 Statistik 14<br />
3.2 Besonderheiten 15<br />
4 Betreuung von Arbeitsleistungen 16<br />
4.1 Fahrradwerkstatt RAD & TAT, Statistik 16<br />
4.2 Besonderheiten 20<br />
5 Nachbetreuung 22<br />
5.1 Beratung/Weiterbetreuung in Einzelfallhilfe 22<br />
5.2 Offener Treff 22<br />
6 Gremienarbeit 23<br />
7 Weitere Aktivitäten 23<br />
8 Jahresstatistik 24<br />
9 Entwicklung der Zuweisungszahlen von 1985 bis 1998 26<br />
10 Ausblick 27<br />
11 Highlights aus dem Arbeitsalltag 27<br />
Anhang: Protokoll des Erfahrungsaustausches am 15.06.1998 28<br />
Aus der Presse 30<br />
1
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VfJ 1998<br />
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<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>Jugendhilfe</strong> e.V. <strong>Bamberg</strong><br />
<strong>Verein</strong>sadresse<br />
Luitpoldstraße 55<br />
96052 <strong>Bamberg</strong><br />
Tel.: 0951 / 27984<br />
Fax: 0951 / 2080828<br />
<strong>Verein</strong>svorstand<br />
Erste Vorsitzende<br />
Gudrun Göller (Richterin am Landgericht <strong>Bamberg</strong>)<br />
Zweiter Vorsitzender Reiner Dietz (Dipl.-Päd., Psychotherapeut)<br />
Schriftführer Prof. Dr. Hans-Peter Frey (Soziologe, Universität<br />
<strong>Bamberg</strong>)<br />
Kassenwart Helmut Eichfeld (Direktor der Landeszentralbank i.R.)<br />
Hauptamtliche Mitarbeiter<br />
Dipl. Sozialpäd. (FH) Wolfgang Maier (36,0 Wochenstunden)<br />
Dipl. Sozialpäd. (FH) Jana Krenz (21,75 Wochenstunden)<br />
JahrespraktikantInnen<br />
Bettina Hassenstein (Universität <strong>Bamberg</strong>, FB Sozialwesen, 40 Wochen vom<br />
08.09.1997 bis 12.06.1998)<br />
Mirjam Meßmer<br />
(Universität <strong>Bamberg</strong>, FB Sozialwesen, 40 Wochen vom<br />
06.04.1998 bis 31.01.1999)<br />
Weitere PraktikantIn<br />
Nicole Scherbe (Kurzzeitpraktikum; Einsatz bei dem Sozialen<br />
Trainingskurs B1/98 von Juli bis August 1998)<br />
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VfJ 1998<br />
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Honorarkräfte<br />
Otto Buchdrucker (Fahrradwerkstatt)<br />
Helga Buchdrucker (Unterstützung des Kassenwarts)<br />
Besaret Penzkofer (Teammitglied beim STK A3/98)<br />
Bettina Hassenstein (Teammitglied beim STK A2/98)<br />
Bürozeiten<br />
Dienstag<br />
9.00 bis 12.00 Uhr<br />
Donnerstag 14.00 bis 19.00 Uhr<br />
oder nach <strong>Verein</strong>barung<br />
Offener Treff (Beratungs- und Freizeitangebot)<br />
Donnerstag 18.00 bis 21.00 Uhr<br />
Fahrradwerkstatt<br />
Samstag 8.00 bis 14.30 Uhr und/oder<br />
Donnerstag 16.00 bis 20.00 Uhr und/oder<br />
Dienstag 16.00 bis 20.00 Uhr und/oder<br />
nach <strong>Verein</strong>barung<br />
3
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VfJ 1998<br />
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Vorwort<br />
Wir bedanken uns wie in jedem Jahr wieder besonders bei all denjenigen, die uns in irgendeiner Form in<br />
unserer Arbeit unterstützt haben, vor allem bei allen, die mit uns tagtäglich und routinemäßig<br />
zusammenarbeiten. Der gleiche Dank gebührt all unseren ehrenamtlichen MitarbeiterInnen,<br />
Honorarkräften, Supervisoren und allen, die mit uns nur punktuell zusammenarbeiteten. All denjenigen,<br />
die uns ideell, finanziell und/oder durch Geld- und Sachspenden ihre Unterstützung haben zuteil werden<br />
lassen, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.<br />
1998 kann als das mit Abstand arbeitsreichste Jahr <strong>für</strong> uns Mitarbeiter in der <strong>Verein</strong>sgeschichte<br />
bezeichnet werden. Die Gründe hier<strong>für</strong> finden sich in fast allen Bereichen unserer Arbeit und werden im<br />
Bericht selbst noch näher erläutert werden. Zusätzlich wirkte sich das im letzten Jahresbericht erwähnte<br />
“Zuweisungsloch” im Sommer 1997 so aus, daß im letzten Quartal 1997 dann wiederum viele<br />
Zuweisungen eingingen, die 1998 zwar nicht in der Statistik zu Buche schlugen, jedoch noch einen<br />
erheblichen Betreuungsauf wand verursachten.<br />
Auch war 1998 das Jahr der “Experimente”. Insbesondere im Bereich der Sozialen Trainingskurse<br />
gingen wir neue Wege, um Alternativen zur bisherigen Arbeit zu finden und deren Ergebnisse <strong>für</strong> unsere<br />
zukünftige Arbeit zu nutzen.<br />
Durch die Veränderungen in der Studienordnung des Fachbereichs Sozialwesen an der Universität<br />
<strong>Bamberg</strong> kam es zu einer Überschneidung der Praktika zweier Praktikantinnen, so daß wir von März bis<br />
Juni 1998 auf die Unterstützung zweier weiterer Mitarbeiter zurückgreifen konnten. Im Rückblick können<br />
wir feststellen, daß wir ohne diese Unterstützung die Arbeit wohl nicht hätten bewältigen können. Aus<br />
diesem Grund bedanken wir uns an dieser Stelle explizit bei Bettina Hassenstein und Mirjam Meßmer <strong>für</strong><br />
ihren engagierten Einsatz.<br />
Nachdem in diesem Jahr wieder Vorstandswahlen anstehen, wollen wir Mitarbeiter uns <strong>für</strong> die<br />
langjährige konstruktive und kooperative Zusammenarbeit bei allen Vorstandsmitgliedern herzlich<br />
bedanken. Besonders heben wir unsere aus dem Vorstand ausscheidende Vorsitzende Frau Gudrun<br />
Göller hervor, die uns nicht nur mit ihrer Fachlichkeit unterstützte, sondern sich jederzeit <strong>für</strong> unsere<br />
Belange einsetzte und uns einfühlsam zur Seite stand.<br />
<strong>Bamberg</strong>, im Februar 1999<br />
Jana Krenz Wolf gang Maier<br />
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VfJ 1998<br />
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Ü B E R S I C H T Ü B E R D I E A R B E I T D E S V f J<br />
1 Soziale Trainingskurse (STK)<br />
1.1 Statistik<br />
Nachdem wir 1997 den Sozialen Trainingskurs noch intern in Frage stellten und in langwieriger<br />
Konzeptarbeit seine Zeitmäßigkeit diskutierten, wurden 1998 mit insgesamt 37 Teilnehmern aus Stadt<br />
und Landkreis so viele Jugendliche/Heranwachsende zum STK zugewiesen wie niemals zuvor in der<br />
<strong>Verein</strong>sgeschichte. Aufgrund dieser hohen Zuweisungszahlen führten wir insgesamt vier Kurse durch<br />
(Vorjahr: zwei mit 19 Teilnehmern), von denen sich formal drei Kurse wie üblich (zehn Gruppenabende,<br />
zwei Samstagsveranstaltungen oder acht Gruppenabende, ein Wochenende) und einer in einer<br />
Sonderform (vier Gruppenabende, eine Samstagsveranstaltung) gestalteten.<br />
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich das Verhältnis der Zuweisungen aus der Stadt und dem Landkreis<br />
stark verändert. Während 1997 noch 15 Jugendliche/Heranwachsende aus der Stadt und nur vier<br />
Teilnehmer aus dem Landkreis zugewiesen wurden, hat sich mit 19 (Stadt) zu 17 (Landkreis) das<br />
Verhältnis 1998 beinahe ausgeglichen.<br />
Aufgrund der vielen Zuweisungen konnten wir erstmals Kurse mit sehr speziellen Themen<br />
zusammenstellen. So wurde der erste Kurs von 1998 ausschließlich mit Jugendlichen/Heranwachsende<br />
durchgeführt, die ein Körperverletzungsdelikt begangen hatten. Die zweite Kursgruppe, die wegen der<br />
Nähe zur Sommerpause die oben erwähnte Sonderform annahm, bestand ausschließlich aus<br />
Jugendlichen/Heranwachsenden mit politisch “ rechts tendierenden Neigungen” . Beide Kurse stellten an<br />
die Mitarbeiter neue Herausforderungen, die im nächsten Abschnitt näher beleuchtet werden. Der dritte<br />
und vierte Soziale Trainingskurs aus 1998 wurden, geringfügig zeitversetzt, parallel im Herbst<br />
durchgeführt, was ebenfalls in dieser Form noch nicht stattgefunden hatte. Zusätzlich bestand ein<br />
Leiterteam ausschließlich aus Frauen - eine Situation, die ebenfalls als Experiment gewertet werden kann.<br />
Nachdem der letzte Kurs aus 1997 erst im Februar 1998 beendet werden konnte, wird aus den eben<br />
geschilderten Fakten deutlich, daß das <strong>Verein</strong>sjahr 1998 hauptsächlich von der Durchführung Sozialer<br />
Trainingskurse bestimmt war. Bereits unter normalen Umständen gestaltet sich der Zeitaufwand <strong>für</strong> einen<br />
Teilnehmer eines Sozialen Trainingskurses intensiver als <strong>für</strong> einen einzeln Betreuten einer halbjährigen<br />
Betreuungsweisung. Durch die inhaltliche Spezialisierung der beiden ersten Kurse und die damit<br />
verbundenen Veränderungen und Probleme erhöhte sich der Stundenaufwand <strong>für</strong> Vor- und<br />
Nachbetreuung, Supervision und Reflexion nochmals beträchtlich. Dieser Umstand trägt erheblich zu der<br />
im Vorwort genannten Arbeitsintensität von 1998 bei.<br />
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VfJ 1998<br />
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Im folgenden Abschnitt werden die erwähnten Änderungen und Probleme bezüglich inhaltlicher<br />
Spezialisierung aus unserer Sicht näher beleuchtet.<br />
1.2 Besonderheiten<br />
Während der Durchführung inhaltlich spezialisierter Kurse des letzten Jahres traten in einigen Bereichen<br />
Problemstellungen auf, die wir in dieser Form bisher noch nicht kennengelernt haben und auf die deshalb<br />
im Folgenden etwas näher eingegangen werden soll.<br />
1.2.1 STK A1/98:<br />
Zusammensetzung der Teilnehmer und Inhalte:<br />
Die Kursteilnehmer dieses Kurses setzten sich ausschließlich aus Jugendlichen/Heranwachsenden<br />
zusammen, die ein Körperverletzungsdelikt begangen hatten. Formal bestand der STK A1/98 aus den<br />
Vor- und Nachgesprächen, zehn Gruppenabenden á 2,5 h und zwei Samstagsveranstaltungen á 8,0 h. Die<br />
inhaltliche Arbeit konzentrierte sich auf das Aufarbeiten der Delikte/Delikthintergründe. Hierbei wurde<br />
besonders auf Aspekte wie<br />
1. Konfliktmanagement (limitierende Glaubenssätze, Einstellungs- und<br />
Werteebenen, Identität und Zugehörigkeit und die dementsprechenden<br />
Auswirkungen auf das Verhalten) und<br />
2. Übungen zur Trennung von Wahrnehmung und Denken/Interpretation<br />
wertgelegt.<br />
Theoretische Grundüberlegung:<br />
Die ursprüngliche Idee der deliktbezogenen Spezialisierung basierte auf einem spekulierten Zeitgewinn<br />
(durch die Reduktion der verschiedenen Deliktstrukturen und deren Zusammenhänge) und einen dadurch<br />
möglichen tieferen Einstieg in das Thema. Aus der Arbeit mit anderen Jugendlichen/Heranwachsenden,<br />
die ein Körperverletzungsdelikt begangen haben, konnten wir beobachten, daß Schlägereien oft auf<br />
ähnlich geartete Mechanismen zurückzuführen sind. Unsere Absicht war, speziell auf die Ursachen der<br />
Konfliktentstehung einzugehen und alternative Ressourcen zur gewaltfreien Konfliktbearbeitung zu<br />
vermitteln.<br />
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VfJ 1998<br />
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Praktische Problemkonstellationen:<br />
Aufgrund der Tatsache, daß die meisten Gruppenmitglieder am ersten Gruppenabend von der speziellen<br />
Zusammensetzung des Kurses erfuhren, weckte dies bei den Teilnehmern die Erwartung/Be<strong>für</strong>chtung<br />
einer besonderen “ Behandlung” , was zur Folge hatte, daß sie all unseren Angeboten zunächst zögerlich<br />
abwartend gegenüberstanden. Selbst bei wertneutralen Äußerungen unsererseits fühlten sich die<br />
Teilnehmer zu Beginn des Kurses angegriffen und zogen sich auf eine verbal defensive Haltung (bzw.<br />
“ Flucht nach vorne” ) zurück. Dieser Prozeß äußerte sich z.B. in der geschlossenen Haltung aller<br />
Teilnehmer nach dem Motto “ Unsere Gesellschaft wird immer brutaler, wenn wir Gruppenmitglieder uns<br />
als Individuen behaupten wollen, müssen wir auch gewalttätiger reagieren” . Für den Großteil der<br />
Gruppenmitglieder stellte “ Gewalt” als solche einen integralen Bestandteil ihrer grundsätzlichen<br />
Lebenshaltung dar, über die sie sich selbst definieren und nach außen hin profilieren können. In der<br />
Praxis fiel uns auf, wie die Kursteilnehmer außerhalb der inhaltlichen Arbeit (z.B. in den Pausen)<br />
versuchten, mit den (ausgeschmückten) Schilderungen ihrer Delikte Anerkennung untereinander und<br />
einen Platz in der Gruppenhierarchie zu finden. Als sich kurz darauf innerhalb der inhaltlichen<br />
Auseinandersetzung die Teilnehmer aus eigener Einsicht heraus zumindest z.T. von ihren Delikten<br />
distanzieren mußten/wollten, führte diese Diskrepanz <strong>für</strong> einige Teilnehmer zu einem massiven Konflikt,<br />
der erst gegen Ende des Kurses endgültig aufgelöst werden konnte, als sich zumindest innerhalb der<br />
Gruppe alle von ihren Delikten und weiterer Gewaltanwendung (außer Notwehr) distanzierten.<br />
Positiv wirkten sich hier die freizeitorientierten pädagogischen Elemente (Klettern und Höhlenbefahrung)<br />
aus, da hier die Kursteilnehmer die Teamer außerhalb der themenbezogenen Arbeit in einem<br />
konfliktfreieren Kontext erfuhren, was die Entstehung von persönlichen Bezügen (im Sinne von<br />
professioneller Beziehung) unterstützte.<br />
Fazit:<br />
Mit Mühe konnten wir, wenn auch teilweise erst in den bis zu zweieinhalbstündigen<br />
Abschlußgesprächen, unser Ziel erreichen. Die Überwindung der Widerstände im oben geschilderten<br />
Prozeß ging auf Kosten des erhofften Zeitgewinns. Wir halten einen zweiten Versuch mit einer<br />
spezifischen Deliktgruppe nur <strong>für</strong> bedingt sinnvoll, da sich herausstellte, wie in einer solchen Kursform<br />
das ansonsten von uns oft genutzte “ Selbstregulativ der Gruppe” wegfallen kann. Die Erfahrung hat in<br />
diesem einen Kurs gezeigt, daß die von uns erwartete Effektivierung durch Spezialisierung letztendlich<br />
nicht eintrat.<br />
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VfJ 1998<br />
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1.2.2 STK B1/98:<br />
Zusammensetzung der Teilnehmer und Inhalte:<br />
Die Kursteilnehmer setzten sich ausschließlich aus Jugendlichen/Heranwachsenden zusammen, die<br />
politisch nach rechts tendieren. Der Kurs umfaßte vier zweieinhalb-stündige Gruppenabende und eine<br />
acht-stündige Samstagsveranstaltung.<br />
Inhaltliche Schwerpunkte bildeten die Themen:<br />
1. Jugendstrafvollzug hier und anderswo (ein Vergleich von Straflagern in Illinois und<br />
Kasachstan mit den hiesigen Praktiken)<br />
2. die Justiz im Dritten Reich mit den Konsquenzen <strong>für</strong> unser heutiges<br />
Rechtssystem (Referat und Diskussion mit StA Herrn Weigel)<br />
3. Meinungsentstehung anhand von persönlichen Lebens- und Entwicklungslinien<br />
4. Ausländerfeindlichkeit aus verschiedenen Perspektiven<br />
5. die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Delikten.<br />
Theoretische Grundüberlegung:<br />
Durch die Zusammenfassung von Jugendlichen/Heranwachsenden mit ähnlich gelagerten politischen<br />
Einstellungen sollte die Möglichkeit geschaffen werden, näher auf die Hintergründe, die<br />
Entstehungsgeschichte und die Zweckmäßigkeit dieser Haltung eingehen zu können. Unser Ziel war es,<br />
die Jugendlichen/Heranwachsenden dazu anzuregen, sich intensiver mit ihrer politischen Einstellung, den<br />
Folgen und geschichtlichen Tradition und ihren eigenen Motiven auseinanderzusetzen. Auf diese Art<br />
wollten wir ihnen die Möglichkeit schaffen, in einem geschützten Rahmen ihre eigene Haltung zu<br />
hinterfragen.<br />
Praktische Problemkonstellationen:<br />
Die Arbeit mit “ rechtstendierenden Jugendlichen/Heranwachsenden” gestaltete sich <strong>für</strong> uns aus<br />
folgenden Gründen schwierig bzw. problematisch:<br />
Für die Teilnehmer war es schwierig, den Zusammenhang zwischen ihrem begangenen Delikt und dem<br />
Kurs zur “ politischen Bildung” herzustellen. Stattdessen be<strong>für</strong>chteten sie, wir wollten sie politisch<br />
“ umerziehen” , weshalb uns auch die Gruppe als solches manchmal ängstlich unmotiviert oder auch<br />
trotzig hartnäckig gegenübertrat. (Nur ein Teilnehmer wurde explizit wegen eines politisch motivierten<br />
Deliktes - Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen - zugewiesen. Der Rest<br />
setzte sich aus dreimal Einbruchsdiebstahl und jeweils einmal Körperverletzung, Fahren ohne<br />
Fahrerlaubnis mit Gefährdung des Straßenverkehrs und Nötigung zusammen.)<br />
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Die Kursteilnehmer als Einzelpersonen erschienen uns sowohl in den Vorgesprächen, wie auch danach<br />
zugänglich und erreichbar. Sobald sie als Gruppe zusammengefaßt wurden, geschah ein “Rechtsruck”<br />
nach dem Motto “ Wie rechts muß ich in dieser Gruppe sein, um noch in der Mitte zu stehen” .<br />
In den Vorgesprächen verneinten die Teilnehmer sowohl eine deutlich “ rechte Gesinnung” als auch eine<br />
generelle Ausländerfeindlichkeit (z.B. Ich habe nichts gegen Ausländer, ich bin nur gegen kriminelle<br />
Ausländer und “ Sozialschmarotzer” .). Dies kam bei den meisten Teilnehmern in der Gruppe ganz anders<br />
zum Ausdruck.<br />
Es passierte eine Polarisierung zwischen eher linksorientierten Sozialarbeitern und eher rechtsorientierten<br />
Gruppenmitgliedern. Bei den Teilnehmern kamen unsere Argumente nicht an, stattdessen wichen sie auf<br />
andere Ebenen (z.B. persönliche Ebene) aus.<br />
Störende Randerscheinungen (z.B. “ klebten” während der ersten Gruppenabende angetrunkene Freunde<br />
von den Kursteilnehmern außen am Fenster und richteten den “ Hitlergruß” in unsere Richtung) konnten<br />
nur dadurch abgestellt werden, indem wir die Polizei um Bestreifung des Hausvorplatzes während der<br />
Gruppenveranstaltungen baten.<br />
Zusätzlich zu den oben geschilderten Schwierigkeiten ergaben sich auch <strong>für</strong> uns als Teamer Hindernisse,<br />
die uns in unserer Arbeit limitierten.<br />
Wir bezeichneten die Maßnahme in der Vorbereitung als “ politischen Bildungskurs” . Bereits nach den<br />
ersten beiden Gruppenabenden mußten wir uns selbst allerdings eingestehen, daß dieser Versuch nur der<br />
Verschleierung des Umstandes diente, daß die Jugendlichen/Heranwachsenden in erster Linie nicht<br />
aufgrund ihres Deliktes, sondern aufgrund ihrer politischen Einstellung zu diesem speziellen Kurs<br />
zugewiesen wurden. Dies widerspricht unserem persönlichen Demokratieverständnis (Freiheit der<br />
politischen Meinungsäußerung), auch wenn die Einstellungen der Kursteilnehmer auf unsere persönliche<br />
Abneigung stoßen und entgegen unserem Demokratieverständnis von uns nur schwer toleriert werden<br />
konnten (was uns selbst dazu veranlaßte, uns zu hinterfragen). Dieser Rechtfertigungsdruck führte bei uns<br />
zu Hilflosigkeit und zu einer Einschränkung der Handlungsfähigkeit.<br />
Phasenweise führte die persönliche Abneigung der Teamer gegen die Einstellungen der Teilnehmer dazu,<br />
daß wir nicht wie sonst üblich Partei <strong>für</strong> die Jugendlichen ergreifen konnten und unserer Aufgabe, auch<br />
“ Anwälte” <strong>für</strong> sie zu sein, nicht nachkamen. Die z.T. massiven rechtsradikalen Äußerungen veranlaßten<br />
uns, uns noch stärker auf unsere linke Position zurückzuziehen, wodurch die oben beschriebene<br />
Polarisierung auch von unserer Seite aus intensiviert wurde.<br />
Fazit:<br />
In den Abschlußgesprächen gaben alle Kursteilnehmer zu erkennen, daß der Kurs ihnen nichts gebracht<br />
habe. Auch ihre politischen Einstellungen seien nach wie vor dieselben. Einzig allein vom Referat von<br />
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VfJ 1998<br />
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Herrn Weigel zeigten sie sich größtenteils beeindruckt und hier v.a. von den (absichtlich drastisch)<br />
geschilderten Beispielen (z.B. Kastration von Alkoholikern im Dritten Reich).<br />
Durch das Auswahlverfahren wurde eine Fixierung der Teilnehmer auf ihre politische Einstellung<br />
erreicht, so daß diese einen Stellenwert erhielt, den sie bisher nicht innehatte. Eine weitere Aufwertung<br />
erfuhr ihre politische Haltung durch unsere notwendig gewordenen Reaktionen auf die Begleitumstände<br />
des Kurses (Bitte um Bestreifung durch die Polizei, Ankündigung der Anzeigeerstattung bei weiteren<br />
Störungen).<br />
Nach den geschilderten Prozessen be<strong>für</strong>chten wir, daß sich als Reaktion auf den Kurs bei einigen<br />
Teilnehmern die politische Einstellung eher manifestierte, denn auflöste.<br />
Positiv mußten wir die Disziplin der Teilnehmer (i.d.R. regelmäßige Teilnahme, pünktliches Erscheinen<br />
und Bezahlen des Unkostenbeitrags) bewerten.<br />
Eine Wiederholung einer derartigen Veranstaltung schließen wir rigoros aus. Stattdessen plädieren wir<br />
<strong>für</strong> eine Einbindung dieser Jugendlichen/Heranwachsenden in unser Standardangebot.<br />
1.2.3 STK A2/98:<br />
Der Kurs A2/98 erwies sich insofern als Experiment, als zum ersten Mal in der <strong>Verein</strong>sgeschichte das<br />
Leiterteam ausschließlich aus Frauen bestand. Mögliche Probleme wurden aus den Erfahrungen mit<br />
Rollenverteilungen innerhalb des Leiterteams aus früheren Kursen, insbesondere bei der Installation von<br />
Autorität vermutet. Diese Be<strong>für</strong>chtungen erwiesen sich dann in der Praxis allerdings als unbegründet, da<br />
einerseits Konflikte innerhalb der Teilnehmergruppe das Kursgeschehen überschatteten, andererseits bei<br />
Bedarf die entsprechende Autoritätsposition von der hauptamtlichen Mitarbeiterin besetzt wurde, was die<br />
Jugendlichen anstandslos akzeptierten.<br />
1.2.4 STK A3/98:<br />
Für den STK A3/98 holten wir uns Unterstützung in Form einer Honorarkraft, der unsere Art zu Arbeiten<br />
nicht bekannt war, wohl aber eine langjährige Erfahrung aus der Arbeit in einem anderen ambulanten<br />
Projekt miteinbrachte. Wir erhofften dadurch einerseits neue Ideen und Impulse zu erhalten, andererseits<br />
wollten wir auch unseren Stil der kritischen Betrachtung eines kompetenten Partners unterziehen lassen.<br />
In der Durchführung des Kurses wirkte sich dies jedoch kaum aus, da wir sehr viel mehr an<br />
Gemeinsamkeiten als an Unterschieden entdecken mußten.<br />
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2 Betreuungsweisungen<br />
2.1 Statistik<br />
Rein statistisch betrachtet wurden mit 24 Jugendlichen/Heranwachsenden genau so viele Klienten wie im<br />
Vorjahr zur Betreuung zugewiesen. Von diesen 24 Personen waren zehn (Vorjahr 16) jugendlich und 14<br />
(Vorjahr acht) heranwachsend. Nur vier (Vorjahr fünf) der Zugewiesenen waren weiblich. Die Stadt-<br />
Landkreisverteilung hat sich mit 14:10 (Vorjahr 16:8) ähnlich wie beim STK wieder angeglichen. 14<br />
Weisungen wurden bereits 1998 abgeschlossen (Vorjahr neun). Zehn der Zugewiesenen werden 1999<br />
noch weiterbetreut (Vorjahr 15). Ca. 16 Betreuungen (Vorjahr 13) wurden durchschnittlich zeitgleich<br />
durchgeführt. Im Herbst 1998 erreichten wir mit 23 parallel geführten Betreuungsweisungen einen bisher<br />
unerreichten Höhepunkt. Dieser Umstand zwang uns dazu, <strong>für</strong> den Rest des Jahres keine weiteren<br />
Zuweisungen mehr anzunehmen. (Viele Zuweisungen gingen erst kurz vor Ende des Vorjahres ein und<br />
wirkten sich hier immer noch aus. Zum Jahresende entspannte sich die Situation bei zeitgleichen 12<br />
Betreuungen zusehends.)<br />
2.2 Besonderheiten<br />
Bei den obligatorischen Inhalten und Zuweisungskriterien zur Betreuungsweisung verweisen wir auf<br />
frühere Jahresberichte.<br />
Erstaunlicherweise beschäftigte uns die Arbeitslosigkeit unserer Klienten im Gegensatz zum letzten Jahr<br />
kaum mehr. Mehrere der (volljährigen) Betreuten erhielten zumindest eine befristete Anstellung bei der<br />
Fa. Bosch in <strong>Bamberg</strong> (wenngleich nicht alle ihre Chance zu einer dauerhaften Übernahme nutzen<br />
konnten).<br />
Zusätzlich entschärfte sich im letzten Quartal die Situation durch Maßnahmen des Arbeitsamtes <strong>für</strong> junge<br />
Arbeitslose wesentlich.<br />
Wie sich aus der Statistik ergibt, waren unter den Zugewiesenen mehr Volljährige als im Vorjahr. Dieser<br />
Umstand wirkte sich <strong>für</strong> uns im Arbeitsalltag in zweierlei Hinsicht aus.<br />
Auf der einen Seite sind ältere Klienten <strong>für</strong> uns (ganz pauschal) eher erreichbar, weil sie aufgrund ihres<br />
Entwicklungsstandes eher bereit sind, Verantwortung <strong>für</strong> ihr eigenes Leben zu übernehmen, ihre<br />
Möglichkeiten aber auch ihre Grenzen realistischer einschätzen und ihre eigenen Bedürfnisse und<br />
Wünsche eher den realen Gegebenheiten anpassen können.<br />
Andererseits werden wir bei Heranwachsenden mit einer größeren Palette von Problemlagen konfrontiert<br />
(beispielsweise Wohnungsverlust, Einstellung der Energielieferungen, Schulden, ...). Gerade unsere<br />
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VfJ 1998<br />
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Klienten erhalten aufgrund ihres (möglicherweise unvorteilhaften) Äußeren bzw. aufgrund ihres<br />
(möglicherweise ungeschickten) Auftretens oft nicht die Hilfestellung zur Absicherung des<br />
Lebensunterhaltes von Mitarbeitern einzelner Behörden eingeräumt, die ihnen vom gesetzlichen Rahmen<br />
her zusteht.<br />
Dieser Umstand führt dazu, daß gerade hier unsere Intervention notwendig wird, was aufgrund der<br />
Problemsituationen oft sehr kurzfristig, dringlich und an verschiedenen Stellen gleichzeitig erfolgen muß.<br />
(Verschweigen wollen wir an dieser Stelle nicht, daß auch Klienten in der “ zweiten oder sogar dritten<br />
Generation der Hilfeabhängigkeit” verschiedene Leistungen gar allzu selbstverständlich in Anspruch<br />
nehmen und wir dabei eine Einbindung in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kontext vermissen<br />
und zu korrigieren versuchen.)<br />
In letzter Zeit haben wir immer öfter beobachtet, wie Klienten in ihren oft multikausalen Problemlagen<br />
völlig resignieren. Wegen ihrer Unwissenheit über mögliche Vorgehensweisen und der Fülle der<br />
notwendigen Schritte erstarren sie in Handlungsunfähigkeit (auffallende Ähnlichkeit zu Süchtigen).<br />
Das oftmalige Fehlen des sozialen Rückhalts durch Familienmitglieder hat diese negative Entwicklung<br />
einerseits erst ermöglicht und kann andererseits erst recht nicht zu einer Verbesserung beitragen. (Selbst<br />
Eltern (-teile) sind mit der Bewältigung eigener Problemlagen immer wieder überfordert. Besonders fällt<br />
das Fehlen finanzieller Ressourcen bei den Eltern auf.) Eine erneute Beziehungsanbahnung zu den Eltern<br />
gelang uns nur in ganz wenigen Ausnahmefällen.<br />
In unserem praktischen Handeln hatten oben geschilderte Umstände zur Folge, daß einige Betreuungen<br />
des letzten Jahres zur “ Dauerkrisenintervention” mutierten, zumal bisher Erreichtes des öfteren nicht<br />
rechtzeitig abgesichert werden konnte.<br />
Immer wieder beschäftigen uns (oft alleinerziehende) nach unserem Sprachgebrauch sogenannte<br />
“ deckende Mütter” , welche meist geleitet von Selbstvorwürfen, immer wieder selbst <strong>für</strong> die Fehler ihrer<br />
Söhne, manchmal beinahe bis zur Selbstaufgabe, einstehen, anstatt die Verantwortung (z.B. <strong>für</strong> Delikte<br />
und deren Folgen) an ihre Kinder abzutreten. In solchen Fällen erfordern die Mütter manchmal einen<br />
höheren Betreuungsaufwand als ihre Sprößlinge.<br />
3 Täter-Opfer-Ausgleichsverfahren (TOA)<br />
3.1 Statistik<br />
Im Arbeitsbereich des Täter-Opfer-Ausgleichs fiel im letzten Jahr mit Abstand die geringste<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
Arbeitsbelastung <strong>für</strong> uns an (weniger als fünf Prozent unserer Arbeitszeit). Vom Jugendstaatsanwalt<br />
wurden uns nur sieben Verfahren (Vorjahr neun) zugewiesen. Ein zusätzliches Verfahren basierte auf<br />
Zuweisung eines Jugendrichters. In diesen acht Verfahren wurde mit zehn Verdächtigen Kontakt<br />
hergestellt. Drei Beschuldigte meldeten sich von sich aus zu einem TOA-Versuch bei uns (werden jedoch<br />
bei den absoluten Zuweisungszahlen nicht berücksichtigt), weshalb wir zwei weitere Verfahren<br />
bearbeiteten. In den zusammengefaßt zehn Verfahren wurde neben den 13 Tätern versucht, mit 12<br />
Geschädigten Kontakt herzustellen.<br />
Von den zehn Verfahren<br />
Ä wurde einmal der TOA-Versuch abgebrochen, weil der Verdächtige nicht (teil-) geständig war;<br />
Ä wurde zweimal der TOA-Versuch abgebrochen, da die Geschädigten nicht zum Kontakt mit uns als<br />
neutrale Schlichter bereit waren. In einem Fall meldete sich die Geschädigte überhaupt nicht, im<br />
anderen Fall konnte nur Kontakt zum Rechtsanwalt, nicht aber zum Geschädigten persönlich<br />
hergestellt werden. Die Verhandlung sollte nur über den Anwalt erfolgen;<br />
Ä wurde einmal bei zwei Selbstmeldern der TOA-Versuch abgebrochen, da einige der Geschädigten<br />
unbekannt blieben und deshalb der Staatsanwalt eine Weiterführung nicht be<strong>für</strong>wortete;<br />
Ä wurde zweimal der TOA-Versuch abgebrochen, da durch privaten Ausgleich vor Einleitung des<br />
TOAs <strong>für</strong> die Geschädigten eine ausreichende Befriedung erreicht wurde;<br />
Ä wurde zweimal der TOA-Versuch erfolgreich beendet;<br />
Ä war der TOA-Versuch bei einem Selbstmelder in zwei Anklagepunkten erfolgreich;<br />
Ä ist ein Verfahren immer noch in Bearbeitung.<br />
In allen drei erfolgreich beendeten Verfahren wurde jeweils ein Darlehen gewährt (von DM 300,- bis DM<br />
669,- mit einem Gesamtvolumen von DM 1.419.-). Alle drei Darlehen wurden bereits vollständig wieder<br />
zurückbezahlt, womit die Rückzahlungsmoral weiterhin als gut bezeichnet werden kann.<br />
Die drei durch Zuweisung erfolgreich abgeschlossenen Versuche wurden eingestellt nach §§ 45 II und III<br />
und 47 I JGG. Bei einem Ausgleichsverfahren konnte der TOA in nur zwei der drei Anklagepunkte<br />
durchgeführt werden, weshalb ein Urteil gesprochen wurde.<br />
3.2 Besonderheiten<br />
Die geringen Zuweisungszahlen zum TOA betrachten wir mit gemischten Gefühlen. Einerseits erscheint<br />
uns der TOA nach wie vor als die probateste Reaktion auf (Jugend-) Straffälligkeit, weshalb wir uns<br />
natürlich eine möglichst hohe Zuweisungszahl wünschen. Auf der anderen Seite müssen wir zugeben,<br />
daß wir aufgrund der Arbeitsbelastung in den anderen Bereichen im letzten Jahr gar nicht mehr Fälle<br />
hätten bewältigen können.<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
Im letzten Jahr wurden “ Flyer” bei den Polizeidienststellen verteilt, in denen Verdächtige auf die<br />
mögliche Durchführung eines TOA-Versuches und die Möglichkeit, deshalb mit uns Kontakt<br />
aufzunehmen, hingewiesen werden. Um die Maßnahme auch bei möglichst vielen Bediensteten der<br />
Polizei bekannt und transparent zu machen, wurden jeweils zwei Vorträge sowohl bei der<br />
Polizeiinspektion <strong>Bamberg</strong> Stadt als auch in der Polizeiinspektion <strong>Bamberg</strong> Land gehalten. Bisher<br />
können wir leider noch nicht den erwünschten Effekt bemerken. Weder stieg die Zahl der Selbstmelder<br />
an, noch wurde, wie vorgesehen, der Staatsanwalt auf die TOA-Eignung per Stempel oder per Vermerk<br />
hingewiesen.<br />
Auch wenn hier nur wenig Positives festgehalten werden kann, bemerkenswert erscheint uns<br />
abschließend die Tatsache, daß über all die Jahre bisher alle vereinbarten Ausgleichsforderungen an die<br />
Geschädigten jeweils vollständig geleistet wurden.<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
4 Betreuung von Arbeitsstunden<br />
4.1 Fahrradwerkstatt RAD & TAT<br />
Statistik<br />
Im Jahr 1998 wurden insgesamt 50 Jugendliche mit einer Gesamtzahl von 1447,0 Arbeitsstunden von den<br />
beiden Jugendämtern zugewiesen. Im Vergleich zum Vorjahr wurden damit fünf Jugendliche weniger<br />
zugewiesen, allerdings erhöhten sich die zugewiesenen Arbeitsstunden im Vergleich zum Vorjahr um<br />
65,5 h. 1998 wurde nur ein Mädchen (1997: vier) zur Ableistung bei uns eingeteilt. Die Verteilung der<br />
Zuweisungen auf Stadt und Landkreis <strong>Bamberg</strong> gestaltete sich wie folgt:<br />
31 Personen (23 Jugendliche/acht Heranwachsende; Vorjahr: 22/zehn) kamen aus dem Stadtgebiet und<br />
19 Personen (13 Jugendliche/sechs Heranwachsende; Vorjahr: 17/sechs) kamen aus dem Landkreis. In<br />
Prozenten ausgedrückt bedeutet dies, daß 1998 die Werkstatt zu ca. 62% (1997: 58,2%) von der Stadt und<br />
zu ca. 38% (1997: 41,8%) vom Landkreis in Anspruch genommen wurde. Im Vergleich zum Vorjahr<br />
verstärkte sich der Trend der Nutzungsaufteilung der Fahrradwerkstatt weiterhin deutlich in Richtung der<br />
Stadt <strong>Bamberg</strong>.<br />
Im Gegensatz zu 1997 erhöhte sich 1998 das Stundenmittel pro Jugendlicher/Heranwachsender auf 28,94<br />
h (1997:25,2) und hat damit in etwa wieder einen Wert wie 1996. Damit wurden den Jugendlichen, die<br />
ihre Stunden 1998 bei uns ableisteten, im Durchschnitt cirka 3,4 h mehr Arbeitsleistung angewiesen als<br />
1997. Für 1999 haben wir diesmal einen Übergang von vier Jugendlichen. (Diese wurden zwar Ende 1998 bereits<br />
zugewiesen, begannen aber mit der Ableistung der Stunden erst 1999 und werden deshalb auch erst hier gezählt.)<br />
In der folgenden Übersicht wird deutlich, wie sich die Anzahl der zugewiesenen Arbeitsstunden pro<br />
Jugendlicher jeweils auf Stadt und Landkreis <strong>Bamberg</strong> verteilen:<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
Häufigkeitsverteilung<br />
Jugendliche/Stundenzahl<br />
A<br />
n<br />
z<br />
a<br />
h<br />
l<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
11<br />
8<br />
6<br />
7 7<br />
3<br />
2 2<br />
2 2<br />
0-9 10-19 20-29 30-39 40 und mehr<br />
Stundenzahl<br />
Stadt <strong>Bamberg</strong><br />
Landkreis <strong>Bamberg</strong><br />
Dieses Diagramm läßt erkennen, daß das “ Mehr” an Jugendlichen/Heranwachsenden aus der Stadt sich<br />
um den Bereich zwischen zehn und 29 Stunden bewegt, während bei den höheren Stundenzahlen ein<br />
Ausgleich zwischen den Zuweisungen aus Stadt und Landkreis sichtbar ist.<br />
Das Verhältnis der angewiesenen zu den letztendlich im VfJ abgeleisteten Arbeitsstunden hat sich im<br />
Vergleich zum Vorjahr stark verändert. Während 1997 noch 86,9% der angewiesenen Arbeitsstunden<br />
(1200,0 h zu 1381,5 h) abgeleistet wurden, sank dieser Prozentsatz 1998 auf 65,3% (945,0 h zu 1447,0<br />
h). Vergleicht man dazu das Verhältnis der Anzahl der Jugendlichen, die ihre Arbeitsstunden vollständig<br />
bei uns abgeleistet haben mit denen, die dies nicht getan haben, ergibt sich ein Prozentsatz von 74%<br />
(1997: 83,6%). Diese Angaben bestätigen die Beobachtung aus 1998, daß insbesondere Jugendliche mit<br />
sehr vielen Stunden diese sehr oft nicht vollständig bei uns ableisten. Die fehlenden 26% fehlender<br />
Gesamtableistung umschließen insgesamt dreizehn Jugendliche (Vorjahr: neun). Die Gründe <strong>für</strong> die<br />
unvollständige Ableistung gestalteten sich wie folgt:<br />
- bei einem Heranwachsenden wurde die Weisung in Zahlung eines Bußgeldes umgewandelt, da<br />
er Arbeit gefunden hatte<br />
- ein Heranwachsender konnte die ihm auferlegten Arbeitsstunden nicht vollständig<br />
ableisten, da er aufgrund einer Suchtkrankheit in die Psychiatrie eingeliefert wurde<br />
- eine Heranwachsende erschien trotz mehrfacher und massiver Aufforderungen überhaupt<br />
nicht im <strong>Verein</strong><br />
- sechs Jugendliche/Heranwachsende leisteten ihre Stunden teilweise an anderen Stellen in<br />
<strong>Bamberg</strong> ab, da die Frist zu kurz wurde<br />
- bei vier Jugendlichen/Heranwachsenden sind die genauen Gründe unbekannt, wobei<br />
anzunehmen ist, daß die Stunden nach Androhung oder Durchführung einer restriktiven<br />
Maßnahme an anderen Stellen erledigt wurden.<br />
Mit insgesamt 952,0 geleisteten Arbeitstunden in Büro, Fahrradwerkstatt und in Pettstadt wurde 1998 der<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
Trend der letzten Jahre, wonach die Zahlen ständig anstiegen, zunächst gestoppt. (Der U nterschied zwischen<br />
den Zahlen 945 ,0 h und den oben genannten 952 ,0 h resultiert aus der unterschiedlichen Perspektive. Bei der Betrachtung der<br />
Vollständigkeit der Ableistung von 1998 zugewiesenen Arbeitsstunden werden auch die Stunden mitgerechnet, die noch im Januar<br />
1999 geleistet wurden, bis die Ableistung kom plett war. Die Zahl von 952 ,0 h bezieht sich dagegen auf die absolut geleisteten<br />
Arbeitsstunden vom 01.01.1998 bis 31.12 .1998.) Dieser Rückgang erklärt sich aber durch den Umstand, daß wir<br />
durch eine Veränderung der Mietverhältnisse im Haus von etwa Mai bis Dezember 1998 einen Raum<br />
weniger in der Werkstatt zur Verfügung hatten und damit auch ca. 40 % weniger Jugendliche<br />
beschäftigen konnten.<br />
Von den 1998 im VfJ geleisteten Stunden wurden 90,5 h (1997: 55,0 h) in Renovierungs- und<br />
Reinigungsarbeiten in den Büroräumen eingebracht, 790,5 h (1997: 1180,5 h) in die Fahrradwerkstatt und<br />
in den Monaten zwischen Januar und April 1998 71,0 h in das Alternativprojekt in Pettstadt. Im<br />
Durchschnitt wurden monatlich 79,3 h abgeleistet (1997: 103,0 h).<br />
Das folgende Diagramm zeigt die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden von Fahrradwerkstatt, Büro und<br />
alternativem Projekt aufgeschlüsselt auf die einzelnen Monate. Anders als 1996 und 1997 lagen die<br />
arbeitszeitlichen Schwerpunkte 1998 im Februar, Mai und Oktober/November. Hier wurde 1998 mit<br />
119,0 geleisteten Arbeitsstunden in der Werkstatt und 14,25 h im Büro (Reinigungsarbeiten) das höchste<br />
Ergebnis erzielt.<br />
120<br />
Verteilung der Arbeitsstunden - Monate<br />
100<br />
S<br />
t<br />
u<br />
n<br />
d<br />
e<br />
n<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Januar Feb. März April Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.<br />
Monate<br />
Fahrradw erkstatt Büro Alt. Projekt<br />
Die geringeren Werte im März, Juni und September erklären sich jeweils durch Urlaube von unserem<br />
Werkstattmitarbeiter Herrn Buchdrucker. Juli/August sind die traditionellen Urlaubsmonate, in denen das<br />
Büro geschlossen ist und nur wenige Werkstatttermine stattfinden.<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
Wie in der Legende ebenfalls sichtbar, wurde in den ersten vier Monaten kontinuierlich im Rahmen des<br />
alternativen Projektes mit dem Kinderheim in Pettstadt zusammengearbeitet. Ab Mai 1998 fielen<br />
zunächst dort keine weiteren Arbeiten an, die unserer Unterstützung bedurft hätten. Nach der<br />
Sommerpause waren sowohl der Heimleiter in Pettstadt wegen eigener Projekte als auch wir im Rahmen<br />
unserer alltäglichen Arbeit derart überlastet, daß die Planung gemeinsamer Aktionen zwar von beiden<br />
Seiten weiterhin gewünscht, letztendlich aber nicht durchführbar waren. Telefonisch wird aber nach wie<br />
vor Kontakt gehalten mit der Absprache, sich bei Bedarf wieder zusammenzuschließen. Eine<br />
Zusammenarbeit mit dem Alpenverein kam bisher nicht zustande.<br />
Die Altersverteilung der Jugendlichen und Heranwachsenden zeigt im Vergleich zu 1997 Veränderungen<br />
in Bezug auf das Durchschnittsalter. Während 1997 der Schwerpunkt der Jugendlichen/Heranwachsenden<br />
zwischen 16 und 18 Jahren alt waren, verschob sich dies 1998 mehr in Richtung der 15 - bis 16jährigen.<br />
Allgemein läßt sich feststellen, daß 36 (1997: 39) Personen unter 18 Jahren waren und 14 Personen<br />
(1997:16) 18 Jahre oder älter. Im einzelnen verteilte sich dies wie folgt:<br />
Alter 14 15 16 17 18 19 20 21<br />
-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Anzahl 4 14 12 6 7 4 0 3<br />
Personen<br />
-----------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Geschlecht 4/0 14/0 12/0 6/0 6/1 4/0 0/0 3/0<br />
männl./weibl.<br />
Die Fahrradwerkstatt bot 1998 wieder an Dienstagen, an Donnerstagen und an Samstagen den<br />
Jugendlichen die Möglichkeit, Arbeitsstunden abzuleisten. Diese Aufteilung der Arbeitstage hat sich jetzt<br />
drei Jahre lang bewährt.<br />
1998 wurden von den Jugendlichen und Heranwachsenden insgesamt 14 Fahrräder (1997: 19) restauriert.<br />
Davon wurden alle als gebraucht eingestuft. Zusätzlich wurden 30 Räder repariert (1997: 31). 20 Räder<br />
(1997: 30) wurden gegen Unkostenpauschalen von insgesamt DM 1505,- abgegeben. Dies bedeutet einen<br />
durchschnittlichen Abgabepreis von rund DM 75,25. Dieser ist damit gegenüber dem Vorjahr nochmals<br />
um DM 3,92 pro abgegebenen Rad angestiegen. Dieser Trend der letzten Jahre ist Ausdruck von dem<br />
Umstand, daß immer mehr qualitativ sehr hochwertige Räder abgegeben werden. Die Preisskala reichte<br />
dabei von DM 40,- bis DM 120,- und liegt damit im Rahmen des letzten Jahres. Zusätzlich gingen DM<br />
225,- an Kosten <strong>für</strong> Reparaturen bzw. Reparaturspenden ein (14 x).<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
4.2 Besonderheiten<br />
Obwohl 1998 bedeutend weniger Stunden als 1997 und in den Vorjahren gearbeitet wurde, war es doch<br />
trotzdem arbeits- und energieintensiver als bisher. Grund hier<strong>für</strong> war die <strong>für</strong> uns relativ unerwartete<br />
Situation, aufgrund der Änderung der Mietverhältnisse im Haus plötzlich unseren bisherigen Lagerraum<br />
zu verlieren. Dies bedeutete in der Konsequenz, daß der bisherige zweite Arbeitsraum zum Lager<br />
umfunktioniert werden mußte und damit als Arbeitsplatz nicht mehr zur Verfügung stand. Langfristig<br />
bedeutete dies, daß wir nur die Hälfte der bisherigen Jugendlichen aufnehmen konnten, kurzfristig kam es<br />
zu massiven “ Staus” an Jugendlichen und zu erledigender Arbeit. Oft mußte der Gruppenraum in den<br />
Büroräumen zum Arbeitsplatz umgewandelt werden, was wiederum zu Komplikationen im Büro führte.<br />
Trotz sofort eingeleiteter Suche nach einer neuen Lagermöglichkeit konnte erst Ende 1998 ein Raum<br />
gefunden werden, der allerdings - und dies ist überaus günstig - ebenfalls innerhalb des Hauses ist.<br />
Trotzdem mußte gegen Ende des Jahres ein “Zuweisungsstop” ausgerufen werden, da die Werkstatt die<br />
Menge an Zuweisungen nicht mehr verkraften konnte.<br />
Herr Buchdrucker berichtet, daß neben den üblichen Reparaturarbeiten 1998 - auch aufgrund der eben<br />
geschilderten Situation - viele Aufräum- und Sortierarbeiten durchgeführt wurden. Die erneute<br />
durchschnittliche Preissteigerung pro Rad ergab sich seinen Angaben zufolge aus dem Umstand, daß<br />
1998 nur wenige Rad-Spenden eingingen, was es notwendig machte, Räder mit Neuteilen auszustatten,<br />
um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Dieser Engpass an Spenden führte zu der von Herrn<br />
Buchdrucker eingebrachten Idee, mit im Umkreis liegenden Gemeinden zusammenzuarbeiten. Diese<br />
haben regelmäßig größere Mengen an Rädern auf Lager, deren Besitzer aus irgendwelchen Gründen nicht<br />
mehr ermittelt werden können. Diese Räder werden nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist der<br />
Schrottverwertung zugeführt. Ein Kontaktversuch bezüglich solcher Räder mit der Gemeinde Stegaurach<br />
gestaltete sich positiv, so daß wir demnächst eine Lieferung von ca. zehn Rädern erwarten. Sobald <strong>für</strong> uns<br />
abzuschätzen ist, in welchem Umfang auf diese Art Räder bei uns eingehen werden, planen wir, uns auch<br />
mit weiteren Gemeinden in Verbindung zu setzen.<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
5 Nachbetreuung<br />
Egal, welches der vier Instrumente unserer Arbeit (STK; BW; TOA; AL) ein Klient durchlaufen hat, wird<br />
ihm nach Abschluß der Weisung/Maßnahme in jedem Fall das Angebot der Weiter- bzw. Nachbetreuung<br />
auf freiwilliger Basis unterbreitet.<br />
5.1 Beratung/Weiterbetreuung in Einzelfallhilfe<br />
Auch im letzten Jahr gestaltete sich der prozentuale Anteil der Jugendlichen/Heranwachsenden, die eine<br />
Nach- oder Weiterbetreuung auf freiwilliger Basis in Anspruch nahmen, in etwa gleich, allerdings war<br />
ihre Anzahl aufgrund der höheren Zuweisungszahlen in den Betreuungssegmenten unserer Arbeit (BW,<br />
STK) entsprechend höher. Dieses Angebot wurde im Jahresdurchschnitt fünf- bis sechsmal pro Woche<br />
von einzelnen Jugendlichen/Heranwachsenden angenommen. Gerade im zurückliegenden Jahr fanden<br />
auch viele auf Empfehlung den Weg zu uns, um sich Unterstützung und Hilfe in meist konkreten<br />
Anlässen (z.B. Hilfestellung bei diversen Anträgen) zu holen.<br />
Grundsätzlich besteht unser Anspruch darin, allen Hilfesuchenden ein niedrigschwelliges Angebot zur<br />
Verfügung zu stellen, was in der Praxis bedeutet, <strong>für</strong> die Jugendlichen/Heranwachsenden dann Zeit zu<br />
haben, wenn sie den Weg zu uns finden. Im letzten Jahr konnten wir dieses Angebot aufgrund unserer<br />
Arbeitsbelastung über die meiste Zeit hinweg nicht aufrechterhalten. Oft mußten Ratsuchende nach<br />
Vergabe eines Termins wieder weggeschickt werden. In der Praxis wirkte sich dies allerdings dann so<br />
aus, daß viele den vereinbarten Termin nicht wahrnahmen, weil diese Schwelle anscheinend <strong>für</strong> sie<br />
(schon) zu hoch war. Mit dem Terminkalender in der Hand können wir unserem Anspruch, die<br />
Jugendlichen da abzuholen, wo sie stehen, nur noch sehr bedingt nachkommen.<br />
5.2 Offener Treff (OT)<br />
Nachdem die Besucheranzahl des Offenen Treffs bereits Ende 1997 auf Null zurückgegangen war,<br />
konnte dieser auch 1998 nicht wiederbelebt werden. Dies ist einerseits bedauerlich, andererseits hätte<br />
eine intensivere Nutzung dieses Angebotes die Mitarbeiter aufgrund der Zeitknappheit als auch der<br />
Raumbelegung durch die Fahrradwerkstatt in einen Engpaß gebracht.<br />
6 Gremienarbeit<br />
Im letzten Jahr erfolgte Mitarbeit auf folgenden Ebenen:<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
- Bundesebene: einmal auf dem Praktikertreffen der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der ambulanten Maßnahmen nach dem JGG;<br />
- Landesebene: zweimal an der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft; davon<br />
wurde wieder ein Treffen in unseren Räumen durchgeführt;<br />
- Regionalebene: 1998 trafen sich die Mitarbeiter ambulanter TOA-Projekte zum<br />
Erfahrungsaustausch dreimal in unseren Räumen in <strong>Bamberg</strong> und<br />
einmal in Aschaffenburg;<br />
Region = Nordbayern<br />
- Bezirksebene: das OFT-Team (Oberfrankenteam - Zusammenschluß von<br />
Projekten aus Coburg, Hof, Kulmbach, Forchheim und <strong>Bamberg</strong>)<br />
konnte 1998 aus Zeitmangel nicht mehr durchgeführt werden.<br />
Allgemein muß hier festgehalten werden, daß 1998 weniger Gremienarbeit möglich war, was in der<br />
Konsequenz dazu führte, daß die tägliche Arbeit nur noch in Ansätzen von außerhalb hinterfragt und<br />
Neuentwicklungen nicht mehr angedacht werden konnten.<br />
7 Weitere Aktivitäten<br />
Zu allen <strong>Bamberg</strong>er Ämtern und Institutionen, die sich mit unserem Klientel befassen, bestand meist<br />
routinemäßig, zumindest punktuell Kontakt. Bemerkenswert ist eine Entwicklung, wonach einzelne<br />
Institutionen von sich aus uns intensiver in ihre Arbeit einbinden, was wir im Sinne einer Vernetzung der<br />
Angebote <strong>für</strong> äußerst begrüßenswert halten. Einzelnen Studenten (Informationen <strong>für</strong> Semester- und/oder<br />
Diplomarbeit) wurde Einblick in unsere Arbeit gewährt.<br />
Zudem referierten die Mitarbeiter wieder einige Male bei anderen Veranstaltungen über die Arbeit des<br />
<strong>Verein</strong>s (z.B. Vortragsreihe bei den Polizeiinspektionen in <strong>Bamberg</strong>).<br />
Eltern bzw. Elternteile nahmen im letzten Jahr unser zusätzliches Beratungsangebot in Anspruch. Zu<br />
einigen Müttern bestand und besteht auf dieser Basis intensiver Kontakt.<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
8 Jahresstatistik<br />
Weisungen von Staatsanwaltschaft, Jugendgericht und Jugendämtern<br />
Stadt <strong>Bamberg</strong> Landkreis <strong>Bamberg</strong> Gesamt<br />
davon<br />
davon<br />
über 18 unter 18 über 18 unter 18<br />
Soziale Trainingskurse 37<br />
davon männlich 11 6 11 6<br />
davon weiblich 1 1 1 0<br />
Betreuungsweisungen* 24<br />
davon männlich 6 5 5 4<br />
davon weiblich 2 1 1 0<br />
Täter-Opfer-Ausgleich 10<br />
davon männlich 1 4 2 3<br />
davon weiblich 0 0 0 0<br />
Arbeitsleistungen 50<br />
davon männlich 8 23 5 13<br />
davon weiblich 0 0 1 0<br />
Gesamt 29 40 26 26 121<br />
* hier enthalten vier ehrenamtliche Bewährungshilfen<br />
22
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
Anmerkung: Es ist durchaus möglich, daß ein und derselbe Jugendliche/Heranwachsende zu mehreren<br />
Maßnahmen gleichzeitig oder hintereinander verurteilt wurde. Außerdem wurden nur die Zuweisungen<br />
aus dem Jahr 1998 berücksichtigt. Deshalb stimmt die Zahl der Zuweisungen nicht mit der Zahl der<br />
absolut Betreuten überein. Insgesamt wurden 1998 ca. 20 Personen mehr betreut als zugewiesen.<br />
1998 wurden somit 121 mal Jugendliche/Heranwachsende zugewiesen.<br />
Anzahl der zugewiesenen Jugendlichen<br />
1998<br />
BW (24)<br />
AL (50)<br />
STK (37)<br />
TOA (10)<br />
Legende:<br />
BW = Betreuungsweisung<br />
STK = Sozialer Trainingskurs<br />
TOA = Täter-Opfer-Ausgleichsverfahren<br />
AL = Arbeitsleistung<br />
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
9 Entwicklung der Zuweisungszahlen seit 1985<br />
(und Entwicklung der Teilbereiche zueinander)<br />
1985 bis 1998<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998<br />
STK<br />
AL<br />
BW<br />
TOA<br />
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998<br />
TOA 5 4 14 12 22 32 20 10 10<br />
AL 4 8 12 26 21 32 36 40 42 48 55 55 50<br />
BW 3 8 8 10 9 10 18 25 30 30 27 24 24<br />
STK 27 21 33 34 33 13 24 17 19 24 26 19 19 37<br />
Gesamt 27 28 49 54 69 48 70 85 96 118 136 121 108 121<br />
24
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VfJ 1998<br />
______________________________________________________________________<br />
10 Ausblick<br />
Aufgrund der Tatsache, daß die Arbeit in den Büroräumen nun bereits seit 14 Jahren durchgeführt wird,<br />
Renovierungen bisher nur punktuell ausgeführt werden konnten und im letzten Jahr<br />
Renovierungsversuche bereits im Ansatz stecken blieben, hat sich das Gesamterscheinungsbild der<br />
<strong>Verein</strong>sräume ungünstig verändert. Deshalb wird <strong>für</strong> 1999 eine große Gesamtrenovierung in Angriff<br />
genommen.<br />
Im Frühjahr dieses Jahres planen wir, mit fußball-interessierten Jugendlichen/Heranwachsenden, die im<br />
letzten Jahr von uns betreut wurden, ein Spiel gegen eine Mannschaft, bestehend aus Polizeibeamten und<br />
Staatsanwälten, auszutragen.<br />
Wer sich hier<strong>für</strong> als neutraler Schiedsrichter berufen fühlt, möge sich bitte beim VfJ melden !!<br />
11 Highlights aus dem Arbeitsalltag<br />
“Zustimmenderweise schüttle ich den Kopf .”<br />
(Ausspruch einer Praktikantin während einer Teamsitzung)<br />
“Dies ist kein Schwein, das ist ein Spanferkel .”<br />
(Ausspruch eines Metzgerlehrlings, bei dem Versuch, eine Mitarbeiterin zum Genuß von “ Schweinefleisch” zu überreden)<br />
“Ich habe zu meinem Ex-Freund gesagt: ’Wasser, das vorbeigeflossen ist, treibt die Mühle nicht mehr<br />
an!’.”<br />
(Kursteilnehmerin beim Versuch eine Trennung zu verarbeiten)<br />
Klient: “Ich steige jetzt nicht mehr durch.”; Jana: “Auf das Spiel falle ich nicht mehr herein.”; Klient:<br />
“Scheiße!”<br />
(Situation im Abschlußgespräch eines Kurses)<br />
Klient: “Ich habe im Jugendarrest einen Freundlichkeitsschnupf en gekriegt. Der hat noch zwei Wochen<br />
danach angehalten - dann bin ich wieder normal geworden.”; Wolfgang: “Das war eine gesunde<br />
Krankheit!”<br />
(Situation im Abschlußgespräch eines Kurses)<br />
“Ist das jetzt eine gute oder eine schlechte Ausrede”<br />
(spontanes heftiges Lachen der Mitarbeiter - Klient wundert sich - Situation im Abschlußgespräch eines Kurses)<br />
25