Programmheft Download (PDF) - Murnauer Kammerorchester eV
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das MKO spielt<br />
Mozart<br />
Klarinettenkonzert A-Dur<br />
KV 622<br />
Salzburger Divertimento<br />
KV 136<br />
Sinfonie Es-Dur<br />
KV 543<br />
Birgit Flähmig, Klarinette<br />
<strong>Murnauer</strong> <strong>Kammerorchester</strong><br />
Christoph Garbe, Leitung<br />
<strong>Programmheft</strong>texte: Christoph Garbe<br />
Grafik: Matthias Fänder<br />
Jahre · <strong>Murnauer</strong><br />
40<strong>Kammerorchester</strong><br />
www.murnauer-kammerorchester.de
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
* 27. Januar 1756 in Salzburg<br />
† 5. Dezember 1791 in Wien<br />
Klarinettenkonzert A-Dur KV 622<br />
Entstanden 1791<br />
1. Allegro<br />
2. Adagio<br />
3. Rondo (Allegro)<br />
-- Pause --<br />
Salzburger Divertimento D-Dur KV 136<br />
Entstanden 1772<br />
1. Allegro<br />
2. Andante<br />
3. Presto<br />
Sinfonie Es-Dur KV 543<br />
Entstanden im Sommer 1788<br />
1. Adagio – Allegro<br />
2. Andante con moto<br />
3. Menuetto<br />
4. Allegro
Mozart über<br />
die Klarinette:<br />
Mozart 1785 an Anton Stadler, dem Solisten<br />
und Widmungsträger des Klarinettenkonzertes:<br />
„Sollst meinen Dank haben,<br />
braver Virtuos! Was du mit deinem Instrument<br />
beginnst, das hört’ ich noch nie.<br />
Hätt’s nicht gedacht, dass ein Klarinet<br />
menschliche Stimme so täuschend nachahmen<br />
könnte, als du sie nachahmst. Hat<br />
doch dein Instrument einen Ton so weich,<br />
so lieblich, dass ihm niemand widerstehn<br />
kann, der ein Herz hat.“<br />
Mozart 1778 an seinen Vater, nachdem er<br />
das berühmte Mannheimer Orchester mit<br />
Klarinetten gehört hat:<br />
„Ach wenn wir nur auch Clarinetti hätten.<br />
Sie glauben nicht, was eine Sinfonie mit<br />
Flauten, Oboen und Clarinetten einen<br />
herrlichen Effect macht.“<br />
Die Reaktionen des<br />
zeitgenössischen Publikums:<br />
Die musikalische Sprache von Händel und<br />
Mozart ist zutiefst emotional. Das ist für<br />
uns heute entscheidend, denn sonst hätten<br />
wir keinen Zugang zu einer Musik, die<br />
vor fast 300 Jahren für eine ganz andere<br />
Zeit geschrieben wurde. Wir hätten<br />
nichts, womit wir uns identifizieren könnten,<br />
und eine Aufführung dieser Musik<br />
würde heute keinen Sinn mehr ergeben.<br />
Aber genau in diesem Punkt kommt uns<br />
die Musik Händels und Mozarts entgegen:<br />
Mozart wird 1756, drei Jahre vor Händels<br />
Todesjahr 1759 geboren. 1753 formuliert<br />
Carl Phillipp Emanuel Bach, als Cembalist<br />
und Komponist ein wichtiger Impulsgeber<br />
für die Mitte des 18. Jahrhunderts,<br />
dass das „Erregen von Leidenschaften im<br />
Zuhörer“ Aufgabe und Ziel der Musiker<br />
sein soll.<br />
Robert Price spricht genau davon, wenn er<br />
etwa 1760 rückblickend über Händel notiert:<br />
„Denn obwohl die Entwürfe seiner<br />
Phantasie mehr auf das Großartige und Erhabene<br />
als auf andere Stile hin ausgerichtet<br />
waren, so hat er doch manchmal selbst<br />
die italienischen Komponisten im Ausdruck<br />
des Leidenschaftlichen und Pathetischen<br />
übertroffen … um alle Seelenbewegungen<br />
ausdrücken zu können, die gewaltsamsten<br />
Wirkungen von Hass und Verzweiflung.“<br />
E.T.A. Hoffmann, selbst Komponist und<br />
Zeitgenosse Mozarts, beobachtet eine intensive<br />
Emotionalität in Mozarts „Don Giovanni“:<br />
„Das Anschwellen von sanfter Melodie<br />
bis zum Rauschenden, bis zum erschütternden<br />
des Donners, die sanften Klagetöne,
der Ausbruch der wütendsten Verzweiflung,<br />
das Majestätische, das Edle des Helden, die<br />
Angst des Verbrechers, das Abwechseln der<br />
Leidenschaften in seiner Seele alles dieses<br />
findest Du in dieser einzigen Musik – sie ist<br />
allumfassend, zeigt Dir den Geist des Componisten<br />
in allen möglichen Modifikationen…<br />
«Don Juan» fiel in Wien bei der ersten<br />
Darstellung durch, und es gab wohl viele,<br />
die den großen Meister einen Tollhäusler<br />
nannten, der nur krauses Zeug zu machen<br />
verstehe, das ohne Sinn und Verstand sei,<br />
und das niemand zu spielen vermöge.“<br />
Mozarts Musik scheint in ihrer Intensität,<br />
Neuartigkeit und Dichte sogar irritiert<br />
und überfordert zu haben. So schreibt z.B.<br />
ein Kritiker zu einer Don-Giovanni-Aufführung,<br />
Oktober 1791 („Musikalisches<br />
Wochenblatt“): „Nie kann man in seinen<br />
Werken einen Gedanken finden, den man<br />
schon einmal gehört. Unaufhörlich wird<br />
man ohne Ruhe und Rast von einem Gedanken<br />
zum andern gleichsam fortgerissen…“<br />
Für uns können genau diese Äußerungen<br />
negativer Kritik aufschlussreicher sein als<br />
lobende Worte: Sie zeigen, wo Mozart beginnt,<br />
als Komponist extrem zu sein in seiner<br />
Gestaltung von Emotion. Damit riskierte<br />
er, die Erwartungen seiner Zeitgenossen<br />
zu stören bzw. dass der Faden zwischen<br />
ihm und seinem Publikum zu reißen<br />
beginnt.<br />
Wir teilen heute die Meinung dieser Kritiker<br />
wahrscheinlich nicht. Aber wir können<br />
durch diese Zitate in Mozarts Musik eine<br />
Intensität wiederentdecken, die uns heute<br />
verlorengegangen ist, weil wir uns zu<br />
sehr an sie gewöhnt haben.<br />
Selbst der Frankfurter Kritiker Schreiber<br />
kann sich dieser intensiveren Emotionalität<br />
offenbar nicht verschließen, wenn er<br />
1789 über eine Aufführung des „Don Giovanni“<br />
berichtet: „Wieder eine Oper, die<br />
unserem Publikum die Köpfe schwindeln<br />
machte. Viel Prunk und Lärm für den großen<br />
Haufen. Fader Stoff, Abgeschmacktheiten<br />
für den gebildeten Teil! Auch die Musik,<br />
zwar groß und harmonisch, aber mehr<br />
schwer und kunstvoll als gefällig. Nicht populär<br />
genug, um allgemeine Sensation zu<br />
erregen. Ungeachtet das Ganze eine<br />
Mönchsposse ist, muss ich gestehen, dass<br />
die Szene auf dem Kirchhofe mich mit<br />
Grausen ergriff. Mozart scheint die Sprache<br />
der Geister von Shakespeare gelernt zu haben.“<br />
Wie gerne sich das Publikum andererseits<br />
auch überraschen ließ zeigt folgender Bericht<br />
über ein Konzert des jüngeren Mozarts<br />
in der „Augsburgischen Staats- und<br />
Gelehrten-Zeitung“ aus dem Jahr 1777:<br />
„Alles war außerordentlich, geschmackvoll<br />
und bewundernswert. Die Komposition<br />
gründlich, feurig, mannigfaltig und einfach;<br />
die Harmonie so voll, so kräftig, so unerwartet,<br />
so erhebend; die Melodie so angenehm,<br />
so tändelnd, und alles so neu; der<br />
Vortrag auf dem Forte-Piano so nett, so<br />
rein, so voll Ausdruck, und doch zugleich so<br />
außerordentlich geschwinde, dass man<br />
kaum wusste, worauf man zuerst merken<br />
sollte, und alle Zuhörer zum Entzücken<br />
hingerissen wurden. Man sah hier Meisterstücke<br />
in dem Vortrag, Meisterstücke in<br />
den Instrumenten, alles zusammen vereinigt.<br />
Eins erhob immer das andere so sehr,<br />
dass die zahlreiche Versammlung über
nichts missvergnügt war, dass nicht ihr Vergnügen<br />
noch länger dauerte...“<br />
Die für heutige Mozart-Aufführungen<br />
wohl aufschlussreichste Kritik stammt<br />
von Hans Georg Nägeli (1773-1836), einem<br />
bedeutender Musikwissenschaftler<br />
der Generation nach Mozart, aus einer<br />
Vorlesung 1826. Er begründet seine Kritik<br />
als Fachmann und wir können so rekonstruieren,<br />
was die Hörerwartungen des<br />
damaligen Publikums gewesen sein<br />
könnten. Die Es-Dur-Sinfonie, die er als<br />
Beispiel anführt, ist die von uns aufgeführte<br />
KV 543. „An Mozart tadele ich das<br />
übertriebene, ausschweifende Contrastieren,<br />
und am allermeisten als ein Kontrastieren<br />
der Cantabilität mit dem freyen, instrumentalischen<br />
Tonspiel.*<br />
Er erscheint in vielen seiner Kompositionen<br />
– um mich bildlich auszudrücken – als<br />
Schäfer und Krieger, als Schmeichler und<br />
Stürmer, weiche Melodien wechseln häufig<br />
mit scharfem, schneidendem Tonspiel, Anmuth<br />
der Bewegung mit Ungestüm … dadurch<br />
vielleicht mehr missbildend als bildend,<br />
aber mächtig aufregend. Ihm muss<br />
unter seiner Hand alles … Effekt machen.<br />
Unkünstlerisch war es, wie es in allen Künsten<br />
ist, wenn etwas nur durch sein Gegentheil<br />
Wirkung gewinnen muss;<br />
Groß war sein Genie, aber eben so groß sein<br />
Geniefehler, durch Kontraste zu wirken.<br />
Missbildend war es, zunächst für ihn selbst,<br />
weil man, so wie das ewige Kontrastieren<br />
zum Hauptwirkungsmittel erhoben wird,<br />
die schöne Proportion der Theile eines<br />
Kunstwerkes außer Acht lässt. Dieser Stylunfug<br />
ist in vielen seiner Werke nachzuweisen.<br />
Was dabey am auffallendsten hervorsticht,<br />
das Ohr peinigt, das Gefühl<br />
durchwühlt, das sind die dreytaktigen<br />
Rhythmen…<br />
Ja auch seine genievollsten, reichhaltigsten<br />
Werke enthalten Züge einer widerwärtigen<br />
Styllosigkeit. So z.B. die berühmte Es-Dur-<br />
Sinfonie. Hier ist die pompöse Introduktion<br />
gar schön, das darauf folgende feine, zarte<br />
Thema des Allegro auch gar schön. Jene<br />
passt aber auf dieses wie die Faust auf ’s<br />
Auge. So ist der Schluss des Finale dieser<br />
nämlichen Sinfonie den zwey letzten Takten<br />
so styllos unschließend, so abschnappend,<br />
dass der unbefangene Hörer nicht<br />
weiß, wie ihm geschieht. Mächtig ergreifend<br />
wirkt dennoch dieses Werk vermöge<br />
seines Ideenreichtums;<br />
Ich fand und finde also Mozarts Styl fehlerhaft.<br />
Mozart ist bei aller seiner unbestrittenen<br />
Genialität … unter den ausgezeichneten<br />
Autoren der allerstylloseste.“<br />
*Cantabilität: getragene, gut singbare, lyrische<br />
Stellen; Freyes, instrumentalisches Tonspiel: eher<br />
schnelle, virtuose, kurze Noten
Die Künstler<br />
<strong>Murnauer</strong> <strong>Kammerorchester</strong>:<br />
Jan Nevoigt, Brigitte Einzmann, Paula Reichart,<br />
Monika Jung, Dr. Sieghart Garbe, Elisabeth Raab, Gisela Vielhuber - Violine<br />
Tina Szermin, Paul Sumser - Viola<br />
Ursula Sondermann, Reinhild Schupfner - Violoncello<br />
Vroni Berger - Kontrabass<br />
Dorothea Barke, Marianne Saal - Flöte<br />
Marlene Kunz, Wolfgang Schicker - Klarinette<br />
Dr. Hans Piehler, Jan Wernekke - Fagott<br />
Matthias Fänder, Elke Pätsch - Horn<br />
Dagmar Baumgärtler, Günter Trefz - Trompete<br />
Stephan Lukasczyk - Pauken
Birgit Flähmig,<br />
geboren in Rosenheim, studierte Klarinette am Richard-<br />
Strauss-Konservatorium München bei Hubert Hilser. Nach<br />
ihrem Abschluss als Diplommusiklehrerin und staatlich<br />
geprüfte Musikerin setzte sie ihr Studium an der Hochschule<br />
für Musik Würzburg bei Armin Ziegler fort. Dort<br />
legte sie 2002 die künstlerische Diplomprüfung ab. Das anschließende<br />
Aufbaustudium beendete sie 2003 mit dem<br />
künstlerischen Konzertexamen. Meisterkurse bei Johannes<br />
Peitz und Karl-Heinz Steffens vervollständigten ihr<br />
Studium.<br />
Birgit Flähmig ist als Privatmusiklehrerin im Raum München und Rosenheim tätig und unterrichtet<br />
an der Musikschule Ottobrunn. Sie ist Mitglied im Tassilo-Bläserquintett und tritt<br />
regelmäßig mit verschiedenen Kammermusikensembles auf. Solistisch zu hören war sie mit<br />
dem Orchester „Die Arche“ mit Konzerten von C.M.v.Weber und F.A. Hoffmeister.<br />
Christoph Garbe<br />
Als Kind sang Christoph Garbe im Tölzer Knabenchor, oft auch als einer der Drei Knaben in<br />
Mozarts Zauberflöte. Danach begann er, Klavier und Cello zu spielen. Bei Ulrich Weder am<br />
Richard-Strauss-Konservatorium in München und bei Johannes<br />
Schlaefli an der Musikhochschule Zürich studierte<br />
er Dirigieren, bei Wilfried Hiller Komposition. Auftragswerke,<br />
z.B. vom Bayerischen Rundfunk, vom Amatiensemble<br />
München, vom Kulturförderkreis Gasteig e.V., Zusammenarbeit<br />
als Dirigent und Komponist mit verschiedenen Ensembles<br />
in und um München. 2002/03 Stipendiat des Bayerischen<br />
Kultusministeriums in der Villa Concordia, Bamberg.<br />
2003 Assistenz für Musiktheater an der Musikhochschule<br />
München. CD’s: „Fanfaren – 100 Jahre Deutsches Museum“<br />
(als Dirigent) und „einmal anders“ Cavalli Records/Edition<br />
Villa Concordia (Klavier solo). Christoph Garbe leitet seit<br />
September 2001 das <strong>Murnauer</strong> <strong>Kammerorchester</strong>.