und Nachsorgephase am Beispiel der Deponie Dreieich-Buchschlag
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<strong>Deponie</strong>gas in <strong>der</strong> Stilllegungs- <strong>und</strong><br />
<strong>Nachsorgephase</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong><br />
Vortrag<br />
Herbert Heinz<br />
Stand: 04/2005<br />
Rytec GmbH<br />
Frankfurt <strong>am</strong> Main<br />
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Engineering für Abfalltechnologie <strong>und</strong> Energiekonzepte<br />
<strong>Deponie</strong>gas in <strong>der</strong> Stilllegungs-<br />
<strong>und</strong> <strong>Nachsorgephase</strong> <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong><br />
Rytec GmbH Frankfurt <strong>am</strong> Main<br />
An <strong>der</strong> B 40 neu<br />
65439 Flörsheim<br />
Referat Herr Dipl.-Ing. Herbert Heinz (FH)<br />
Januar 2005
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 2<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Ausgangslage.................................................................................................... 3<br />
1.1 Allgemein .......................................................................................................3<br />
2. Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Genehmigungsbescheide .................................................... 5<br />
2.1 Gr<strong>und</strong>lagen ....................................................................................................5<br />
2.2 Genehmigungsübersicht ................................................................................5<br />
2.3 Relevante Bestimmungen zur Genehmigungsplanung ..................................6<br />
2.4 Sicherheitstechnische Auflagen .....................................................................8<br />
2.5 Plausibilitätskontrolle <strong>der</strong> Gasverwertung ......................................................8<br />
2.6 Fazit zum Genehmigungsablauf.....................................................................8<br />
3. <strong>Deponie</strong>gaserfassung <strong>und</strong> –verwertung in <strong>der</strong> Stilllegungs- bzw.<br />
<strong>Nachsorgephase</strong> ............................................................................................. 10<br />
3.1 <strong>Deponie</strong>gaserfassung ..................................................................................10<br />
3.1.1 Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasabsaugung ..........................................11<br />
3.2 <strong>Deponie</strong>gasabsaugung ................................................................................11<br />
3.3 <strong>Deponie</strong>GasVerwertungsAnlage (DGVA).....................................................12<br />
3.4 Gasmengenentwicklung <strong>und</strong> Emissionsschutz ............................................13<br />
3.4.1 Gasmengenentwicklung seit 1992 bis Ende 2004.................................14<br />
3.5 Rückbefeuchtungsversuch ...........................................................................15<br />
3.6 Verstromung <strong>der</strong> Restgasmenge in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>............................15<br />
3.7 Passive Entgasung in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>.................................................16<br />
4. Schlussbemerkung <strong>und</strong> weitere Entwicklungen .......................................... 17<br />
5. Literaturverzeichnis ........................................................................................ 18
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 3<br />
1. Ausgangslage<br />
1.1 Allgemein<br />
Im Jahr 1968 wurde die <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> von <strong>der</strong> Stadt Frankfurt<br />
<strong>am</strong> Main übernommen <strong>und</strong> weiter betrieben. Die <strong>Deponie</strong> wurde als Hausmülldeponie<br />
mit kurzzeitigen Unterbrechungen in den Jahren 1977 / 78 (Ablagerungen<br />
auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> "Neugrube Kr<strong>am</strong>er" bis April 1991 betrieben.<br />
Die <strong>Deponie</strong> liegt in <strong>der</strong> Gemarkung <strong>Dreieich</strong>, Eigentümer des <strong>Deponie</strong>geländes<br />
ist das Land Hessen, vertreten durch das "Staatliche Forst<strong>am</strong>t Langen".<br />
Die <strong>Deponie</strong> belegt eine Fläche von ca. 40 ha; abgelagert wurden ca. 15 Millionen<br />
Kubikmeter Abfall (Hausmüll, Hausmüll ähnlicher Abfall aus Gewerbe <strong>und</strong><br />
Industrie, Bauschutt, Baustellenabfälle…), nach <strong>der</strong> d<strong>am</strong>als gültigen Kategorie<br />
I des Abfallkataloges zur geltenden Verordnung des Landes Hessen.<br />
Nach Abstimmung mit allen Beteiligten erfolgte bereits 1981 / 82 die Vorlage<br />
einer Genehmigungsplanung über den Gr<strong>und</strong>wasservollschutz <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> mit<br />
<strong>der</strong> für diese Maßnahme erfor<strong>der</strong>lichen Erweiterung. Hieraus resultiert <strong>der</strong> Genehmigungsbescheid<br />
des Regierungspräsidiums Darmstadt vom 23.06.1982,<br />
mit Auflagen zur Abdichtung (Dichtwand <strong>und</strong> Oberfläche) <strong>und</strong> Entgasung <strong>der</strong><br />
<strong>Deponie</strong>.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage eines im Jahre 1986 durchgeführten Gas-Großversuches wurden<br />
Gasprognosen erstellt, die eine wirtschaftliche Nutzung des <strong>Deponie</strong>gases<br />
erwarten ließen.<br />
Weiterhin wurde mit dem Fl<strong>am</strong>menIonisationsDetektor (FID) vor <strong>der</strong> bauzeitigen<br />
<strong>Deponie</strong>entgasung eine Emissionsmessung auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>oberfläche<br />
durchgeführt. Dabei wurden CH-Konzentrationen punktuell bis zu 10.000 ppm<br />
(im Schnitt 472 ppm) festgestellt. Hieraus leitete sich u. a. die Notwendigkeit<br />
einer aktiven <strong>Deponie</strong>entgasung ab.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 4<br />
Mit den Ergebnissen des <strong>Deponie</strong>gas-Großversuches (durchgeführt ab<br />
20.03.1986 bis 20.07.1986), wurde durch die städtischen Gremien die "aktive<br />
Entgasung" <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>, einschließlich <strong>der</strong> Verwertung, beschlossen.<br />
Nach einer Entscheidung des Magistrats vom 08.08.1988 wurde eine Verwertung<br />
durch die Stadtwerke Frankfurt im HeizKraftWerk (HKW) Frankfurt-<br />
Nie<strong>der</strong>rad vereinbart.<br />
Die Entgasung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> erfolgte schrittweise mit einer so genannten "bauzeitigen<br />
Entgasung" <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich anschließenden endgültigen Gaserfassung<br />
<strong>und</strong> –verwertung.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 5<br />
2. Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Genehmigungsbescheide<br />
2.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Der Genehmigungsbescheid von 1982 sah den Emissionsschutz <strong>und</strong> die Prüfung<br />
einer Nutzung <strong>der</strong> entstehenden <strong>Deponie</strong>gase im Bereich <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten vor. In einem Gutachten von Professor Jager (TU Berlin),<br />
wurden die Nutzungsmöglichkeiten positiv prognostiziert.<br />
Parallel eines zur Ermittlung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>daten projektierten <strong>Deponie</strong>gas-<br />
Großversuches, wurden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten durch das Amt<br />
für Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Stadtreinigung bedacht <strong>und</strong> mögliche Verwerter angefragt<br />
(Stadtwerke Frankfurt <strong>am</strong> Main, die Main-Gas AG, die Stadtwerke <strong>der</strong><br />
Stadt <strong>Dreieich</strong>, die US-Air-Base auf dem Rhein-Main-Flughafen Frankfurt). Mit<br />
Ausnahme <strong>der</strong> US-Air-Base zeigten die angesprochenen Verwerter kein Interesse<br />
– o<strong>der</strong> nur Interesse an einer wirtschaftlichen Nutzung ohne Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> umweltrelevanten Auswirkungen.<br />
2.2 Genehmigungsübersicht<br />
Der zeitliche Bauablauf in <strong>der</strong> Stilllegungsphase <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> stellt sich wie<br />
folgt dar:<br />
� bauzeitige Entgasung<br />
Teil I vom 31.08.1989 bis 29.03.1990<br />
Teil II vom 16.02.1990 bis 13.08.1990<br />
Teil III<br />
� Gasfassung, -aufbereitung <strong>und</strong><br />
–verwertung<br />
vom 07.05.1991 bis 18.07.1991<br />
Planung vom 10.03.1998 bis 27.12.1990<br />
Bau <strong>der</strong> Gasfassung vom 27.03.1990 bis 30.11.1995 in Abhängigkeit<br />
<strong>der</strong> Baumaßnahme Oberflächenabdichtung<br />
� Bau des Gas-<br />
vom 07.09.1990 bis 09.09.1992<br />
maschinenhauses<br />
Baustopp vom 09.11.1990 bis 05.02.1991<br />
� Beendigung <strong>der</strong> Abfalleinlage- April 1991<br />
rung<br />
� Inbetriebnahme Gasverwertung<br />
Probebetrieb ab 06.03.1992<br />
endgültiger Betrieb ab 15.09.1992<br />
� Bau Kondensatreinigung von Februar 1995 bis Mai 1995<br />
� Betrieb Kondensatreinigung ab Mai 1995<br />
� RP-Abnahme Gasfassung 28.02.1996<br />
� Bau <strong>der</strong> Oberflächenabdich- vom 10.08.1988 bis 14.11.1995<br />
tung<br />
� RP-Abnahme Oberflächenabdichtung<br />
28.02.1996
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 6<br />
Zur Stilllegungsphase wird im Leitfaden zur <strong>Deponie</strong>stilllegung (VKS-ATV-<br />
DVWK) in Punkt 2.1 folgendes aufgeführt:<br />
"... Es bedarf <strong>der</strong> Klarstellung, ob es sich bei <strong>der</strong> Stilllegung um einen Zeitpunkt<br />
o<strong>der</strong> einen Zeitraum handelt. Die Stilllegung ist in <strong>der</strong> Praxis von nicht unerheblicher<br />
Bedeutung, gleichwohl ist sie den gesetzlichen Regelwerken nicht präzise<br />
zu entnehmen.<br />
Die Stilllegungsphase ist nach § 2 Nr. 26 DepV die Zeitspanne vom Ende <strong>der</strong><br />
Ablagerungsphase bis zur endgültigen Stilllegung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> o<strong>der</strong> eines <strong>Deponie</strong>abschnitts…"<br />
Die <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> befindet sich gemäß Bescheid des Regierungspräsidiums<br />
Darmstadt seit Februar 1999 in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>. D<strong>am</strong>it<br />
hat für die <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> die Stilllegungsphase den Zeitraum<br />
von April 1992 bis Februar 1999, <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it ca. 9 Jahre, umfasst.<br />
Entsprechend dem Leitfaden zur <strong>Deponie</strong>-Stilllegung umfasst <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong><br />
Nachsorge die Tätigkeiten <strong>und</strong> Maßnahmen sowie Anfor<strong>der</strong>ungen nach <strong>der</strong><br />
endgültigen Stilllegung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> während <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>.<br />
"... Die <strong>Nachsorgephase</strong> ist <strong>der</strong> Zeitraum, <strong>der</strong> sich nach Abschluss <strong>der</strong> Betriebsphase<br />
an die endgültige Stilllegung einer <strong>Deponie</strong> anschließt, bis zu dem<br />
Zeitpunkt, zu dem die zuständige Behörde nach § 36 Abs. 5 KrW-/AbfG den<br />
Abschluss <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong> feststellt. Die Festlegung des Zeitraums <strong>der</strong><br />
<strong>Nachsorgephase</strong> erfolgt im Einzelfall.<br />
Aus § 19 Abs. 3 DepV ergibt sich als Anhaltspunkt, dass nach Auffassung des<br />
Gesetzgebers <strong>der</strong> Nachsorgezeitraum mindestens 30 Jahre beträgt…"<br />
Das heißt, es ist d<strong>am</strong>it zu rechnen, dass <strong>der</strong> Nachsorgezeitraum bis ins Jahr<br />
2030 andauert.<br />
Die gefor<strong>der</strong>ten Überwachungsmaßnahmen beziehen sich in erster Linie auf<br />
den Schutz des Gr<strong>und</strong>wassers <strong>und</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre. Im Auftrag <strong>der</strong> Stadt<br />
Frankfurt <strong>am</strong> Main (Umwelt<strong>am</strong>t) erfolgt die <strong>Deponie</strong>entgasung <strong>und</strong> –verwertung<br />
seit 1989 durch die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) <strong>Deponie</strong>gasbetrieb HOCH-<br />
TIEF-RYTEC.<br />
2.3 Relevante Bestimmungen zur Genehmigungsplanung<br />
Die vorgelegte Planung <strong>der</strong> "passiven Entgasung" (Genehmigungsbescheid<br />
aus 1982) wurde mit Auflagen wie folgt beschrieben:<br />
� Die vorgelegte Entgasungsplanung ist von einem externen Fachingenieur<br />
prüfen zu lassen.<br />
� Auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> sind Gasmessungen, die Aufschluss über mögliche <strong>Deponie</strong>gasnutzungen<br />
geben, durchzuführen.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 7<br />
� Bei Nachweis <strong>der</strong> ausreichenden Verwendung ist eine Nutzung im Rahmen<br />
<strong>der</strong> wirtschaftlichen Möglichkeiten vorzusehen <strong>und</strong> hierzu eine Ausführungsplanung<br />
vorzulegen.<br />
Nach Vorlage <strong>der</strong> Ergebnisse des genehmigten Gas-Großversuches (Genehmigungsbescheid<br />
aus 1986), wurde zus<strong>am</strong>men mit <strong>der</strong> Genehmigung zur Oberflächenabdichtung<br />
auch <strong>der</strong> Gaserfassungsplanung (mit Bescheid von<br />
1988, u. a. unter Auflagen "aktive Entgasung") zugestimmt:<br />
� In den Böschungen sind zusätzliche Gasbrunnen zu installieren.<br />
� Die Entgasungseinrichtungen sind in 1989 in Betrieb zu nehmen.<br />
Aus diesen Auflagen entstanden zusätzliche Bau- <strong>und</strong> Betriebskosten.<br />
Die weiteren Bescheide zur Planung <strong>der</strong> Gaserfassung <strong>und</strong> –verwertung (§7a-<br />
Bescheid nach AbfG aus 1999 <strong>und</strong> BImSchG-Bescheid aus 1992) enthielten<br />
Auflagen <strong>der</strong> Fachbehörden <strong>und</strong> –ämter, denen planerisch Folge geleistet werden<br />
mussten. Draus ergaben sich folgende zusätzliche Leistungen:<br />
� 34 zusätzliche Gasbrunnen im Böschungsbereich (insges<strong>am</strong>t 95 Stück auf<br />
dem Gelände<br />
� größerer Filterdurchmesser <strong>der</strong> Gasbrunnen<br />
� aufwändige Brunnenkopfkonstruktion (kontrollier-, reparier- <strong>und</strong> entwässerbar)<br />
� aufwändige Einbindung in die Oberflächenabdichtung<br />
� zusätzlicher Kontrollpfad mit Bauwerken in den Böschungen<br />
� Erweiterung des Gass<strong>am</strong>melnetzes durch Anschluss <strong>der</strong> zusätzlichen Gasbrunnen<br />
� aufwändige Durchdringungen <strong>der</strong> mineralischen Abdichtung <strong>und</strong> Anbindung<br />
an die Gass<strong>am</strong>melschächte<br />
� Verrohrung (in HDPE-EL) in den Gass<strong>am</strong>melschächten<br />
� Haupts<strong>am</strong>melleitungen in größerem Durchmesser (DA = 350 mm)<br />
� Pumpenschachtverrohung (in HDPE-EL)<br />
� Kondensatleitung als doppelwandige Leitung DN 100 / 60 mit Leckagekontrolle<br />
� Pumpenschächte als Massivbauwerke aus sicherheits- <strong>und</strong> wasserwirtschaftlichen<br />
Gründen<br />
� zusätzlicher unterirdischer Löschwasserbehälter als Vorsorge zur Brandschutzversorgung<br />
� erweiterte Messtechnik aufgr<strong>und</strong> sicherheitstechnischer Auflagen<br />
� Ein- <strong>und</strong> Ausgangsmessung gegenüber HKW-Nie<strong>der</strong>rad<br />
� Korrosionsschutz <strong>der</strong> Fernleitung<br />
� zusätzliche CKW-Messung<br />
� erweiterte Messtechnik infolge For<strong>der</strong>ungen aus BImSchG-Bescheid an die<br />
Stadtwerke Frankfurt, mit Red<strong>und</strong>anzen <strong>und</strong> Gerätediversitäten
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 8<br />
2.4 Sicherheitstechnische Auflagen<br />
Mit RP-Bescheid im Jahr 1988 wurde eine sicherheitstechnische Beurteilung<br />
verlangt, die im Rahmen <strong>der</strong> Planung durchgeführt wurde. Hieraus resultierten<br />
installations- <strong>und</strong> betriebstechnische Aufwendungen im Rohrnetzbereich, an<br />
<strong>der</strong> Betriebsanlage <strong>und</strong> im Betriebsgebäude:<br />
� Einrichtung einer T90-Strecke mit Schnellschlusseinrichtungen pro Hauptgasleitung<br />
� Überwachung des Sauerstoffgehaltes in red<strong>und</strong>anter Ausführung pro<br />
Hauptgasleitung<br />
� Blasende Belüftungsanlagen für Gasmotoren-, Kälte-, Gasanalyse- <strong>und</strong><br />
Gasübergaberaum<br />
� Automatische Raumluftüberwachungssensoren in allen Technikräumen <strong>und</strong><br />
Analyseschränken<br />
� Alle installierten Gasrohrleitungen sind in Nenndruck 6 bar auszulegen<br />
Im Wesentlichen entsprechen diese Auflagen den Vorgaben des B<strong>und</strong>esverbandes<br />
<strong>der</strong> Unfallversicherungsträger <strong>der</strong> Öffentlichen Hand (BAGUV), Sicherheitsregeln<br />
für <strong>Deponie</strong>n 17.4.<br />
Darüber hinaus waren selbstverständlich alle technischen Regeln zur Aufbereitung<br />
<strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung von explosiven Gasen einzuhalten.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage eines Abgasemissionsgutachtens wurde die Abgask<strong>am</strong>inhöhe<br />
auf 26 m festgelegt.<br />
2.5 Plausibilitätskontrolle <strong>der</strong> Gasverwertung<br />
Auf Antrag (1989) <strong>der</strong> Stadt Frankfurt <strong>am</strong> Main wurde die <strong>Deponie</strong>gasanlage<br />
mit Mitteln des Landes Hessen (nach §5 Abs. 2 HEnSpG), mit Zustimmung von<br />
1998, geför<strong>der</strong>t. Hierzu wurden dem Hessischen Ministerium für Umwelt <strong>und</strong><br />
Reaktorsicherheit Plausibilitäts- <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen vorgelegt,<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung waren.<br />
Gemäß den Auflagen <strong>der</strong> Magistrats-Vergabekommission, wurden durch eine<br />
externe fachtechnische Prüfinstitution (Engler-Bunte-Institut, TH Karlsruhe)alle<br />
Angebotspreise auf Plausibilität überprüft.<br />
2.6 Fazit zum Genehmigungsablauf<br />
Entsprechend den vorangegangenen Ausführungen belief sich <strong>der</strong> Zeitraum<br />
seit <strong>der</strong> ersten Beschlussfassung des Magistrats <strong>der</strong> Stadt Frankfurt (von<br />
19981 / 1982) bis zur Aufnahme des Gaslieferbetriebes zum Heizkraftwerk<br />
Nie<strong>der</strong>rad (vom März 1992) auf ca. 11 Jahre.<br />
In einem seiner Vorträge zur Gaserfassung, Reinigung <strong>und</strong> Verwertung, <strong>am</strong><br />
<strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong>, hat Walter Ryser bereits 1987 folgende<br />
Schlussbemerkung formuliert:
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 9<br />
"... Wichtig ist nun, dass aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gegebenen Gr<strong>und</strong>lagen die zur Realisierung<br />
<strong>der</strong> Anlage erfor<strong>der</strong>lichen Schritte <strong>und</strong> Bewilligungen schnell getan werden,<br />
denn das <strong>Deponie</strong>gas entweicht bereits heute <strong>und</strong> wartet nicht.<br />
Hier darf man wirklich sagen: Zeit ist Geld <strong>und</strong> Umweltschutz…"<br />
Danach hat es nochmals 6 Jahre gedauert, bis das erste <strong>Deponie</strong>gas zum<br />
Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad geför<strong>der</strong>t wurde.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 10<br />
3. <strong>Deponie</strong>gaserfassung <strong>und</strong> –verwertung in <strong>der</strong> Stilllegungs- bzw.<br />
<strong>Nachsorgephase</strong><br />
3.1 <strong>Deponie</strong>gaserfassung<br />
Für die Gasfassungsanlage auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> wurden insges<strong>am</strong>t<br />
95 vertikale Gasbrunnen mit Tiefen von 20 bis 35 m erstellt <strong>und</strong> 42 horizontale<br />
Fassungsrigolen mit einer Ges<strong>am</strong>tlänge von ca. 6.000 m unter die<br />
Oberflächenabdichtung verlegt.<br />
Jede <strong>der</strong> 137 Gasfassungsstellen wird einzeln an die zehn um die <strong>Deponie</strong> angeordneten<br />
Gasregelschächte mit einem ca. 15.000 m langen Leitungsnetz<br />
angeschlossen. Von dort ist eine ständige Überwachung <strong>und</strong> optimale Regelung<br />
jedes <strong>Deponie</strong>abschnittes gewährleistet. Mit einem Zweileiter-Ringsystem<br />
um die <strong>Deponie</strong> wird das in den Regelschächten mit Unterdruck gefasste Gas<br />
zus<strong>am</strong>mengeführt <strong>und</strong> zum Maschinenhaus geleitet.<br />
In den Hauptleitungen, nach Eintritt in die S<strong>am</strong>melschächte 5 <strong>und</strong> 10, d.h. ca.<br />
300 m vor <strong>der</strong> Unterstation <strong>am</strong> Maschinenhaus, sind in den Leitungspaaren<br />
jeweils unabhängige O2-Analysatoren installiert. Bei O2-Alarm werden die jeweiligen<br />
Schnellschlussklappen im Maschinenhaus geschlossen (T90-Strecke).<br />
Die Kondensatabscheidung aus dem Gasfassungssystem erfolgt über 3 Tiefpunkte<br />
in den Haupts<strong>am</strong>melleitungen. Diese Tiefpunkte sind als Pumpenschächte<br />
ausgebildet.<br />
Das aus dem Unterdrucksystem ausgeschleuste Gaskondensat wird mit Pumpen<br />
<strong>und</strong> doppelwandigen Druckleitungen im zentralen doppelwandigen Kondensats<strong>am</strong>melbehälter<br />
(Fassungsvermögen 40 m³) ges<strong>am</strong>melt.<br />
Die Gaserfassung besteht d<strong>am</strong>it aus den bekannten Anlagenkomponenten:<br />
� Gasbrunnen<br />
� Horizontalrigolen<br />
� Gass<strong>am</strong>melleitungen<br />
� Gass<strong>am</strong>melschächte<br />
� Kondensatschächte<br />
� Messgasentnahmeschächte<br />
Das nachfolgende Übersichtsschema zeigt den prinzipiellen Aufbau <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gaserfassung<br />
bis zur Verwertung im Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 11<br />
3.1.1 Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasabsaugung<br />
Die <strong>Deponie</strong>gasabsaugung sollte nachfolgende Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen:<br />
a) Aus <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> sollte kein <strong>Deponie</strong>gas über die Oberfläche entweichen.<br />
b) Das zu verwertende <strong>Deponie</strong>gas sollte möglichst keine, o<strong>der</strong> wenn schon<br />
nicht vermeidbar, nur sehr geringe Schwankungen in <strong>der</strong> Gaszus<strong>am</strong>mensetzung,<br />
<strong>und</strong> d<strong>am</strong>it <strong>der</strong> Qualität, aufweisen.<br />
c) Die erfor<strong>der</strong>liche Mess- <strong>und</strong> Regeltechnik muss so abgestimmt sein, dass<br />
die Gasabsaugung die zwei vorgenannten Punkte erfüllt.<br />
3.2 <strong>Deponie</strong>gasabsaugung<br />
Selbst bei einer sehr großen <strong>Deponie</strong> wie <strong>Buchschlag</strong> sind die Auswirkungen<br />
auf die Methankonzentration von Luftdruckwechseln resp. –schwankungen<br />
deutlich messbar. Die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Methankonzentration hat zeitweise bis zu<br />
± 5 Vol% betragen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Methankonzentration wurde die Gasabsaugung<br />
in Abhängigkeit des Unterdrucks eines nicht mehr besaugten Gasbrunnens<br />
geregelt. Mit dieser Regelung ist es möglich, auf Luftdruckän<strong>der</strong>ungen<br />
sehr schnell reagieren zu können <strong>und</strong> die Gasabsaugmenge zu reduzieren<br />
bzw. zu erhöhen, ohne dass ein permanenter Ges<strong>am</strong>tunterdruck auf die <strong>Deponie</strong><br />
wirkt.<br />
Diese Regelung hat sich bereits während des Ges<strong>am</strong>tlieferbetriebes zum<br />
HKW-Nie<strong>der</strong>rad bewährt.<br />
Beim <strong>der</strong>zeitigen Vollverstromungsbetrieb, mit einer stündlichen Absaugmenge<br />
von ca. 450 m³ erreichen wir ein ausgeglichenes Druckverhältnis zwischen<br />
dem Innendruck <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>und</strong> dem atmosphärischen Luftdruck.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 12<br />
Mit <strong>der</strong> entsprechenden Regelung ist es möglich, die Absaugmenge so zu reduzieren<br />
bzw. zu steigern, dass <strong>der</strong> Methangehalt (im Monatsmittel) nahezu<br />
konstant gehalten wird. D<strong>am</strong>it können die Gasmotoren mit einem konstanten<br />
<strong>Deponie</strong>gasgemisch betrieben werden.<br />
Die Regelung nach dem <strong>Deponie</strong>innendruck bewährt sich bereits seit vielen<br />
Jahren.<br />
3.3 <strong>Deponie</strong>GasVerwertungsAnlage (DGVA)<br />
Mit <strong>der</strong> Festlegung, das <strong>Deponie</strong>gas ganzjährig im Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad zu<br />
verwerten, musste eine Gastransportleitung von <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> bis zum Heizkraftwerk<br />
geschaltet werden.<br />
Das erste Teilstück <strong>der</strong> Gastransportleistung von <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> bis zur Eichengr<strong>und</strong>schneise<br />
wurde neu verlegt.<br />
Das zweite Teilstück <strong>der</strong> Gastransportleitung (Eichengr<strong>und</strong>schneise bis zum<br />
HKW) wurde von <strong>der</strong> Maingas AG zum <strong>Deponie</strong>transport zur Verfügung gestellt.<br />
Aus Korrosionsschutzgründen, zum Schutz <strong>der</strong> angemieteten Gastransportleitung<br />
<strong>und</strong> zum Schutz <strong>der</strong> Heizkessel (2 x 172 MW) wurden verschärfte Schadstoffgrenzwerte<br />
im <strong>Deponie</strong>gas festgelegt. Um diese ganzjährig gesichert einzuhalten,<br />
wurden zusätzliche Gasreinigungsstufen erfor<strong>der</strong>lich. Zur ganzjährigen<br />
Verwertung mit hoher Verfügbarkeit (> 8.500 h/a) des Gases im Heizkraftwerk,<br />
musste eine betriebssichere Anlagentechnik installiert werden.<br />
Diese besteht für die Gasaufbereitung <strong>und</strong> –för<strong>der</strong>ung zum Heizkraftwerk aus:<br />
� Gasanalysetechnik<br />
� Vorkühlung<br />
� Tieftemperaturkühlung<br />
� Hochdruckverdichter mit Gasmotorenantrieb (<strong>Deponie</strong>gas)<br />
� H2S-Reinigung<br />
� Rohrleitungsinstallation<br />
� Elektroinstallation<br />
� Mess-, Steuer- <strong>und</strong> Regelungstechnik<br />
� Prozessdatenverarbeitungsanlage <strong>und</strong> Betriebsdokumentation<br />
Die erfor<strong>der</strong>lichen verfahrenstechnischen Schritte in <strong>der</strong> Gasaufbereitungs- <strong>und</strong><br />
Verdichterstation sind:<br />
� Absaugen des Gases mit insges<strong>am</strong>t 3 Hochdruckverdichtern aus <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>,<br />
mit einem maximal möglichen Unterdruck von bis 50 mbar (u) <strong>am</strong> Gasbrunnen<br />
� Vorentwässerung durch Demister-Abschei<strong>der</strong>
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 13<br />
� Kühlung des Gases bis -30°C, auf einen Restwassergehalt von < 1 g/m³<br />
� Verdichten des Gases auf einen Betriebsdruck von ca. 4,5 bar<br />
� Reinigung des getrockneten Gases von H2S mit Aktivkohle, auf einen H2S-<br />
Gehalt von < 1 mg/m³ (Korrosionsschutz)<br />
� För<strong>der</strong>n des Gases zum HKW Nie<strong>der</strong>rad in einer ca. 9 km langen Stahlfernleitung<br />
(Werkstoff St 35.2, PN 16)<br />
Verbrennen von <strong>Deponie</strong>gas im Gemisch mit Erdgas in den Heizkesseln des<br />
HKW Nie<strong>der</strong>rad; Erzeugung von Strom <strong>und</strong> Fernwärme.<br />
Zur Gasverwertung im Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad wurden seitens <strong>der</strong> Stadtwerke<br />
Frankfurt nachfolgende Gasdaten festgelegt:<br />
Druck Bei Eintritt in das <strong>Deponie</strong>gaseingangsgebäude (Übergabestation<br />
HKW-Frankfurt) min. 0,6 bar über dem jeweiligen<br />
Erdgasdruck (wobei Erdgasdruck in den Grenzen<br />
3,6 bar (a) <strong>und</strong> 4,6 bar (a) liegt)<br />
Restfeuchte 1 g/m³<br />
Feuchtesättigung +5°C <strong>und</strong> 6 bar (ü)<br />
CH4<br />
45 Vol% +/-10%<br />
O2<br />
max. 3 Vol%<br />
Schadstoffgehalte CH4 40 Vol% 45 Vol% 50 Vol%<br />
H2S 85 mg/Nm³ 90 mg/Nm³ 100 mg/Nm³<br />
Cl 135 mg/Nm³ 145 mg/Nm³ 160 mg/Nm³<br />
F 20 mg/Nm³ 22 mg/Nm³ 25 mg/Nm³<br />
Staub 5 mg/Nm³ 5,5 mg/Nm³ 1 g/Nm³<br />
3.4 Gasmengenentwicklung <strong>und</strong> Emissionsschutz<br />
Die <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> wird seit 1989 aktiv entgast. Im Zeitraum von<br />
1989 bis 1992 erfolgte diese Entgasung über insges<strong>am</strong>t drei Hochtemperaturfackeln,<br />
mit einer stündlichen Abfackelungsmenge von ca. 4.500 m³/h.<br />
Von März 1992 bis Juni 2002 wurde das aufbereitete <strong>Deponie</strong>gas über eine<br />
Fernleitung zum HKW-Nie<strong>der</strong>rad geför<strong>der</strong>t. In diesem Zeitraum von ca. 11 Jahren<br />
konnten mehr als 160 Millionen m³ <strong>Deponie</strong>gas, in <strong>der</strong> Mischung mit Erdgas,<br />
im HKW-Nie<strong>der</strong>rad (KWK-Anlage) energetisch (Strom <strong>und</strong> Wärme) verwertet<br />
werden.<br />
Die Gasför<strong>der</strong>ung zum Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad wurde zum 30. Juni 2002 aus<br />
Gründen <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>twirtschaftlichkeit eingestellt.<br />
Insges<strong>am</strong>t konnten von 1992 bis Ende November 2004 mehr als 185 Millionen<br />
m³ <strong>Deponie</strong>gas aus <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> abgesaugt werden.<br />
Seit Juli 2002 wird das erfasste <strong>Deponie</strong>gas mit drei Gasmotoren/Generator-<br />
Modulen (3 x 250 kWel) auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> verwertet.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 14<br />
3.4.1 Gasmengenentwicklung seit 1992 bis Ende 2004<br />
Seit dem Beginn <strong>der</strong> Gaslieferung zum HKW-Nie<strong>der</strong>rad werden die Gasmengen<br />
kontinuierlich aufgezeichnet <strong>und</strong> dokumentiert.<br />
Aus dem nachfolgenden Diagr<strong>am</strong>m wird die Abnahme <strong>der</strong> zum HKW-<br />
Nie<strong>der</strong>rad geför<strong>der</strong>ten Gasmenge ersichtlich. Dies ist insbeson<strong>der</strong>e im Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit <strong>der</strong> seit 1989 begonnenen <strong>und</strong> 1995 beendeten Oberflächenabdichtung<br />
zu beurteilen.<br />
<strong>Deponie</strong>gasmenge zum HKW - Nie<strong>der</strong>rad in m3 pro Jahr<br />
60.000.000<br />
50.000.000<br />
40.000.000<br />
30.000.000<br />
20.000.000<br />
10.000.000<br />
0<br />
Gasmengenentwicklung seit 1992 bis 2004 <strong>und</strong> Prognosemengen bis Ende 2007<br />
1992<br />
1993<br />
Gasprognosemenge zum HKW - Nie<strong>der</strong>rad<br />
IST - Gasmenge zum HKW - Nie<strong>der</strong>rad<br />
1995<br />
Beendigung <strong>der</strong><br />
Oberflächenabdichtungsarbeiten<br />
1994<br />
1995<br />
1997/98<br />
Beginn <strong>der</strong><br />
Rückbefeuchtungsversuche<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
Umbauphase auf<br />
Verstromungsbetrieb<br />
2002<br />
Beendigung des<br />
Lieferbetriebs zum<br />
HKW - Nie<strong>der</strong>rad<br />
2002<br />
2003<br />
2002<br />
Beginn <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasverstromung<br />
mit 3 Gasmotor/Generator - Modulen<br />
Aus dem Vergleich <strong>der</strong> Prognosemengen mit den Ist-Gasmengen wird deutlich,<br />
dass in den Jahren ab 1993 die geför<strong>der</strong>te <strong>Deponie</strong>gasmenge zum HKW-<br />
Nie<strong>der</strong>rad nahezu halbiert ist. Wir führen diesen Sachverhalt im Wesentlichen<br />
auf die Unterbrechung des Feuchtigkeitstransportes zur <strong>Deponie</strong>gasproduktion,<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Oberflächenabdichtung, zurück.<br />
In <strong>der</strong> Zeit von März 1992 bis Juni 2002 wurde das <strong>Deponie</strong>gas mit einem<br />
durchschnittlichen Methangehalt von ca. 42 Vol% aus <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> abgesaugt.<br />
D<strong>am</strong>it wurden nicht nur die vereinbarten Gasdaten zur Gaslieferung eingehalten,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Aufgabe einer emissionsfreien <strong>Deponie</strong>oberfläche erfüllt.<br />
In <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Gaslieferung zum HKW-Nie<strong>der</strong>rad, von 1992 bis Mitte 2002,<br />
wurden ca. 160 Millionen m³ <strong>Deponie</strong>gas erfasst <strong>und</strong> verwertet. D<strong>am</strong>it ergibt<br />
sich eine Methanmenge von etwas mehr als 50 Millionen Tonnen reines Methan,<br />
das nicht in die Atmosphäre entweichen konnte.<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 15<br />
3.5 Rückbefeuchtungsversuch<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ist-Gasmengenabnahmen von bis zu 20% zur Vorjahresmenge,<br />
wurde sehr schnell deutlich, dass durch die Oberflächenabdichtungsmaßnahmen<br />
in die <strong>Deponie</strong> immer weniger Feuchtigkeit eintritt <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it die Gasproduktion<br />
massiv behin<strong>der</strong>t wird.<br />
Ab dem Zeitpunkt 1997 / 98 wurde bereits, in Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden,<br />
mit einem Rückbefeuchtungsversuch (über eine Horizontalrigole<br />
<strong>der</strong> Gaserfassung) begonnen.<br />
Dieser Versuch wurde 1998 abgeschlossen, da festgestellt wurde, dass über<br />
die Gasrigole nur sehr geringe Wassermengen in den <strong>Deponie</strong>körper versickert<br />
werden können.<br />
1999 wurde <strong>der</strong> Rückbefeuchtungsversuch um ein Lanzenfeld mit Versickerungslanzen<br />
erweitert.<br />
Ab 2001 wurde <strong>der</strong> Versuch nochmals um einige, speziell ausgerüstete Gasbrunnen<br />
sowie mit <strong>der</strong> Erweiterung des Lanzenfeldes, ergänzt.<br />
Fazit : Die Rückbefeuchtung mit Sickerwasser hat – aus unserer Sicht – zu einer<br />
Stabilisierung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasproduktion geführt.<br />
3.6 Verstromung <strong>der</strong> Restgasmenge in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong><br />
Bereits 1999 wurde ein Gasmotor-Verdichter-Modul auf ein Gasmotor/Generator-Modul<br />
umgerüstet. D<strong>am</strong>it war es möglich <strong>und</strong> wirtschaftlich, den<br />
Eigenstrombedarf aller Anlagen auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> abzudecken <strong>und</strong> den Stromüberschuss<br />
in das 20-KV-Netz des örtlichen Stromversorgers einzuspeisen.<br />
Die Stromvergütung erfolgt entsprechend dem EEG. Seit dem Jahr 2002 werden<br />
insges<strong>am</strong>t drei Gasmotoren/Generator-Module, 3 x 250 kWel, betrieben.<br />
Die Anlagenverfügbarkeit <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>tanlage liegt beständig bei > 93%, so<br />
dass insges<strong>am</strong>t ca. 6 Millionen kWh pro Jahr erzeugt werden können. Dafür<br />
werden ca. 420 m³/h, bei einer Methankonzentration von 55 – 58%, aus <strong>der</strong><br />
<strong>Deponie</strong> abgesaugt.<br />
Der Vollverstromungsbetrieb läuft seit mehr als 2 Jahren. Seit dieser Zeit werden<br />
keine Mengen- bzw. Methanreduzierungen festgestellt.<br />
Wir gehen <strong>der</strong>zeit davon aus, dass die aktive Entgasung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> sowie die<br />
Gasverwertung über die Gasmotoren/Generator-Module noch bis in das Jahr<br />
2010 möglich sein werden. Sollte die Methankonzentration unter 40 Vol% absinken,<br />
kommen neue Techniken (z.B. Zündstrahlenmotoren bzw. Stirlingmotoren<br />
usw.) zum Einsatz.<br />
Ab einem Methangehalt von < 25% kann die Restgasmenge z.B. in einer Heizanlage<br />
für das Maschinenhaus genutzt werden. Hierzu ist ggf. noch ein Flüs-
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 16<br />
siggastank zu installieren. D<strong>am</strong>it ist die Nutzung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasrestmenge<br />
über die <strong>Nachsorgephase</strong> möglich.<br />
3.7 Passive Entgasung in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong><br />
Nach Beendigung aller aktiven Entgasungsmaßnahmen können die bereits<br />
vorgesehenen passiven Entgasungsfenster <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> eingerichtet werden.<br />
Dieses Biofiltersystem wurde bereits 1985 vom Erdbau-Laboratorium Dr.<br />
Tropp, Dipl.-Ing. Neff <strong>und</strong> Partner (ETN) geplant. Die Biofilterfläche ist in den<br />
Hochpunkten <strong>der</strong> Oberflächenabdichtung integriert <strong>und</strong> beträgt ca. 6.000 m².<br />
Die Schütthöhe des Biofiltermaterials kann variabel gewählt werden.<br />
D<strong>am</strong>it wird die wirtschaftlich nicht mehr zu verwertende Gasmenge passiv entgast<br />
<strong>und</strong> biologisch abgebaut. Die Beaufschlagung <strong>der</strong> Biofilterfläche wurde mit<br />
maximal 0,6 m³/h x m³ Biofilterfläche geplant. D<strong>am</strong>it steht eine ausreichend<br />
große Biofilterfläche bzw. Biofiltervolumen für die Restgasmengen zur Verfügung.<br />
In <strong>der</strong> nachfolgenden Übersichtsskizze ist das Aktiv-Passiv-System von ETN /<br />
BfKA dargestellt.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 17<br />
4. Schlussbemerkung <strong>und</strong> weitere Entwicklungen<br />
Aus Sicht des Anlagenbetriebes sowie des Emissionsschutzes, haben sich alle<br />
bisherigen Maßnahmen zur aktiven Entgasung <strong>und</strong> Verwertung des <strong>Deponie</strong>gases<br />
<strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> bewährt.<br />
Alle getroffenen Entscheidungen in den Jahren 1980 bis 1990 haben sich <strong>am</strong><br />
wirtschaftlichen Erfolg bzw. <strong>am</strong> Emissionsschutz orientiert. Festzuhalten bleibt,<br />
dass <strong>der</strong> Atmosphäre bisher mehr als 50 Millionen Tonnen Methan erspart<br />
geblieben sind.<br />
D<strong>am</strong>it auch zukünftig das <strong>Deponie</strong>gas erfasst <strong>und</strong> verwertet wird, müssen ggf.<br />
neue Wege in <strong>der</strong> motorischen Nutzung gegangen werden. Darüber hinaus<br />
muss auch darüber nachgedacht werden, wie <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>standort, z.B. als<br />
Standort für regenerative Energien für Photovoltaik, Photothermie, Windkraft,<br />
Wasserstofferzeugung usw., genutzt werden kann. Hierin sehen wir die Innovation<br />
in den nächsten Jahren <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it im Zeitraum <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>.<br />
Der Region Rhein-Main, mit den Städten Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt,<br />
würde eine diesbezügliche Initiative zur intensiven Nutzung <strong>der</strong> vorhandenen<br />
<strong>Deponie</strong>standorten zur Weiterentwicklung von regenerativen Energien bzw.<br />
<strong>der</strong>en Anlagenkomponenten sicherlich einen Imagegewinn sowie ein Schub für<br />
weitere Anlagen zu regenerativen Stromerzeugung bringen.<br />
Hierbei möchten wir darauf hinweisen, dass nicht nur große Flächen, son<strong>der</strong>n<br />
auch vielfach die vorhandenen Infrastrukturen auf den <strong>Deponie</strong>n in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong><br />
zur Verfügung stehen.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 18<br />
5. Literaturverzeichnis<br />
1) W. Ryser, H. Heinz [1995], Neue Methoden <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasaufbereitung<br />
<strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong><br />
2) W. Ryser, H. Heinz [1993[, Nutzung von <strong>Deponie</strong>gas <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> Europas<br />
größter <strong>Deponie</strong>entgasungsanlage<br />
3) W. Ryser [1987], Gaserfassung, Reinigung <strong>und</strong> Verwertung <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong><br />
4) W. Ryser [1989], Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz bei <strong>der</strong> Verbrennung von <strong>Deponie</strong>gas<br />
<strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong>
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 2<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Ausgangslage.................................................................................................... 3<br />
1.1 Allgemein .......................................................................................................3<br />
2. Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Genehmigungsbescheide .................................................... 5<br />
2.1 Gr<strong>und</strong>lagen ....................................................................................................5<br />
2.2 Genehmigungsübersicht ................................................................................5<br />
2.3 Relevante Bestimmungen zur Genehmigungsplanung ..................................6<br />
2.4 Sicherheitstechnische Auflagen .....................................................................8<br />
2.5 Plausibilitätskontrolle <strong>der</strong> Gasverwertung ......................................................8<br />
2.6 Fazit zum Genehmigungsablauf.....................................................................8<br />
3. <strong>Deponie</strong>gaserfassung <strong>und</strong> –verwertung in <strong>der</strong> Stilllegungs- bzw.<br />
<strong>Nachsorgephase</strong> ............................................................................................. 10<br />
3.1 <strong>Deponie</strong>gaserfassung ..................................................................................10<br />
3.1.1 Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasabsaugung ..........................................11<br />
3.2 <strong>Deponie</strong>gasabsaugung ................................................................................11<br />
3.3 <strong>Deponie</strong>GasVerwertungsAnlage (DGVA).....................................................12<br />
3.4 Gasmengenentwicklung <strong>und</strong> Emissionsschutz ............................................13<br />
3.4.1 Gasmengenentwicklung seit 1992 bis Ende 2004.................................14<br />
3.5 Rückbefeuchtungsversuch ...........................................................................15<br />
3.6 Verstromung <strong>der</strong> Restgasmenge in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>............................15<br />
3.7 Passive Entgasung in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>.................................................16<br />
4. Schlussbemerkung <strong>und</strong> weitere Entwicklungen .......................................... 17<br />
5. Literaturverzeichnis ........................................................................................ 18
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 3<br />
1. Ausgangslage<br />
1.1 Allgemein<br />
Im Jahr 1968 wurde die <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> von <strong>der</strong> Stadt Frankfurt<br />
<strong>am</strong> Main übernommen <strong>und</strong> weiter betrieben. Die <strong>Deponie</strong> wurde als Hausmülldeponie<br />
mit kurzzeitigen Unterbrechungen in den Jahren 1977 / 78 (Ablagerungen<br />
auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> "Neugrube Kr<strong>am</strong>er" bis April 1991 betrieben.<br />
Die <strong>Deponie</strong> liegt in <strong>der</strong> Gemarkung <strong>Dreieich</strong>, Eigentümer des <strong>Deponie</strong>geländes<br />
ist das Land Hessen, vertreten durch das "Staatliche Forst<strong>am</strong>t Langen".<br />
Die <strong>Deponie</strong> belegt eine Fläche von ca. 40 ha; abgelagert wurden ca. 15 Millionen<br />
Kubikmeter Abfall (Hausmüll, Hausmüll ähnlicher Abfall aus Gewerbe <strong>und</strong><br />
Industrie, Bauschutt, Baustellenabfälle…), nach <strong>der</strong> d<strong>am</strong>als gültigen Kategorie<br />
I des Abfallkataloges zur geltenden Verordnung des Landes Hessen.<br />
Nach Abstimmung mit allen Beteiligten erfolgte bereits 1981 / 82 die Vorlage<br />
einer Genehmigungsplanung über den Gr<strong>und</strong>wasservollschutz <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> mit<br />
<strong>der</strong> für diese Maßnahme erfor<strong>der</strong>lichen Erweiterung. Hieraus resultiert <strong>der</strong> Genehmigungsbescheid<br />
des Regierungspräsidiums Darmstadt vom 23.06.1982,<br />
mit Auflagen zur Abdichtung (Dichtwand <strong>und</strong> Oberfläche) <strong>und</strong> Entgasung <strong>der</strong><br />
<strong>Deponie</strong>.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage eines im Jahre 1986 durchgeführten Gas-Großversuches wurden<br />
Gasprognosen erstellt, die eine wirtschaftliche Nutzung des <strong>Deponie</strong>gases<br />
erwarten ließen.<br />
Weiterhin wurde mit dem Fl<strong>am</strong>menIonisationsDetektor (FID) vor <strong>der</strong> bauzeitigen<br />
<strong>Deponie</strong>entgasung eine Emissionsmessung auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>oberfläche<br />
durchgeführt. Dabei wurden CH-Konzentrationen punktuell bis zu 10.000 ppm<br />
(im Schnitt 472 ppm) festgestellt. Hieraus leitete sich u. a. die Notwendigkeit<br />
einer aktiven <strong>Deponie</strong>entgasung ab.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 4<br />
Mit den Ergebnissen des <strong>Deponie</strong>gas-Großversuches (durchgeführt ab<br />
20.03.1986 bis 20.07.1986), wurde durch die städtischen Gremien die "aktive<br />
Entgasung" <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>, einschließlich <strong>der</strong> Verwertung, beschlossen.<br />
Nach einer Entscheidung des Magistrats vom 08.08.1988 wurde eine Verwertung<br />
durch die Stadtwerke Frankfurt im HeizKraftWerk (HKW) Frankfurt-<br />
Nie<strong>der</strong>rad vereinbart.<br />
Die Entgasung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> erfolgte schrittweise mit einer so genannten "bauzeitigen<br />
Entgasung" <strong>und</strong> <strong>der</strong> sich anschließenden endgültigen Gaserfassung<br />
<strong>und</strong> –verwertung.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 5<br />
2. Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Genehmigungsbescheide<br />
2.1 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
Der Genehmigungsbescheid von 1982 sah den Emissionsschutz <strong>und</strong> die Prüfung<br />
einer Nutzung <strong>der</strong> entstehenden <strong>Deponie</strong>gase im Bereich <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten vor. In einem Gutachten von Professor Jager (TU Berlin),<br />
wurden die Nutzungsmöglichkeiten positiv prognostiziert.<br />
Parallel eines zur Ermittlung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>daten projektierten <strong>Deponie</strong>gas-<br />
Großversuches, wurden verschiedene Nutzungsmöglichkeiten durch das Amt<br />
für Abfallwirtschaft <strong>und</strong> Stadtreinigung bedacht <strong>und</strong> mögliche Verwerter angefragt<br />
(Stadtwerke Frankfurt <strong>am</strong> Main, die Main-Gas AG, die Stadtwerke <strong>der</strong><br />
Stadt <strong>Dreieich</strong>, die US-Air-Base auf dem Rhein-Main-Flughafen Frankfurt). Mit<br />
Ausnahme <strong>der</strong> US-Air-Base zeigten die angesprochenen Verwerter kein Interesse<br />
– o<strong>der</strong> nur Interesse an einer wirtschaftlichen Nutzung ohne Berücksichtigung<br />
<strong>der</strong> umweltrelevanten Auswirkungen.<br />
2.2 Genehmigungsübersicht<br />
Der zeitliche Bauablauf in <strong>der</strong> Stilllegungsphase <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> stellt sich wie<br />
folgt dar:<br />
� bauzeitige Entgasung<br />
Teil I vom 31.08.1989 bis 29.03.1990<br />
Teil II vom 16.02.1990 bis 13.08.1990<br />
Teil III<br />
� Gasfassung, -aufbereitung <strong>und</strong><br />
–verwertung<br />
vom 07.05.1991 bis 18.07.1991<br />
Planung vom 10.03.1998 bis 27.12.1990<br />
Bau <strong>der</strong> Gasfassung vom 27.03.1990 bis 30.11.1995 in Abhängigkeit<br />
<strong>der</strong> Baumaßnahme Oberflächenabdichtung<br />
� Bau des Gas-<br />
vom 07.09.1990 bis 09.09.1992<br />
maschinenhauses<br />
Baustopp vom 09.11.1990 bis 05.02.1991<br />
� Beendigung <strong>der</strong> Abfalleinlage- April 1991<br />
rung<br />
� Inbetriebnahme Gasverwertung<br />
Probebetrieb ab 06.03.1992<br />
endgültiger Betrieb ab 15.09.1992<br />
� Bau Kondensatreinigung von Februar 1995 bis Mai 1995<br />
� Betrieb Kondensatreinigung ab Mai 1995<br />
� RP-Abnahme Gasfassung 28.02.1996<br />
� Bau <strong>der</strong> Oberflächenabdich- vom 10.08.1988 bis 14.11.1995<br />
tung<br />
� RP-Abnahme Oberflächenabdichtung<br />
28.02.1996
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 6<br />
Zur Stilllegungsphase wird im Leitfaden zur <strong>Deponie</strong>stilllegung (VKS-ATV-<br />
DVWK) in Punkt 2.1 folgendes aufgeführt:<br />
"... Es bedarf <strong>der</strong> Klarstellung, ob es sich bei <strong>der</strong> Stilllegung um einen Zeitpunkt<br />
o<strong>der</strong> einen Zeitraum handelt. Die Stilllegung ist in <strong>der</strong> Praxis von nicht unerheblicher<br />
Bedeutung, gleichwohl ist sie den gesetzlichen Regelwerken nicht präzise<br />
zu entnehmen.<br />
Die Stilllegungsphase ist nach § 2 Nr. 26 DepV die Zeitspanne vom Ende <strong>der</strong><br />
Ablagerungsphase bis zur endgültigen Stilllegung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> o<strong>der</strong> eines <strong>Deponie</strong>abschnitts…"<br />
Die <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> befindet sich gemäß Bescheid des Regierungspräsidiums<br />
Darmstadt seit Februar 1999 in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>. D<strong>am</strong>it<br />
hat für die <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> die Stilllegungsphase den Zeitraum<br />
von April 1992 bis Februar 1999, <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it ca. 9 Jahre, umfasst.<br />
Entsprechend dem Leitfaden zur <strong>Deponie</strong>-Stilllegung umfasst <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong><br />
Nachsorge die Tätigkeiten <strong>und</strong> Maßnahmen sowie Anfor<strong>der</strong>ungen nach <strong>der</strong><br />
endgültigen Stilllegung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> während <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>.<br />
"... Die <strong>Nachsorgephase</strong> ist <strong>der</strong> Zeitraum, <strong>der</strong> sich nach Abschluss <strong>der</strong> Betriebsphase<br />
an die endgültige Stilllegung einer <strong>Deponie</strong> anschließt, bis zu dem<br />
Zeitpunkt, zu dem die zuständige Behörde nach § 36 Abs. 5 KrW-/AbfG den<br />
Abschluss <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong> feststellt. Die Festlegung des Zeitraums <strong>der</strong><br />
<strong>Nachsorgephase</strong> erfolgt im Einzelfall.<br />
Aus § 19 Abs. 3 DepV ergibt sich als Anhaltspunkt, dass nach Auffassung des<br />
Gesetzgebers <strong>der</strong> Nachsorgezeitraum mindestens 30 Jahre beträgt…"<br />
Das heißt, es ist d<strong>am</strong>it zu rechnen, dass <strong>der</strong> Nachsorgezeitraum bis ins Jahr<br />
2030 andauert.<br />
Die gefor<strong>der</strong>ten Überwachungsmaßnahmen beziehen sich in erster Linie auf<br />
den Schutz des Gr<strong>und</strong>wassers <strong>und</strong> <strong>der</strong> Atmosphäre. Im Auftrag <strong>der</strong> Stadt<br />
Frankfurt <strong>am</strong> Main (Umwelt<strong>am</strong>t) erfolgt die <strong>Deponie</strong>entgasung <strong>und</strong> –verwertung<br />
seit 1989 durch die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) <strong>Deponie</strong>gasbetrieb HOCH-<br />
TIEF-RYTEC.<br />
2.3 Relevante Bestimmungen zur Genehmigungsplanung<br />
Die vorgelegte Planung <strong>der</strong> "passiven Entgasung" (Genehmigungsbescheid<br />
aus 1982) wurde mit Auflagen wie folgt beschrieben:<br />
� Die vorgelegte Entgasungsplanung ist von einem externen Fachingenieur<br />
prüfen zu lassen.<br />
� Auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> sind Gasmessungen, die Aufschluss über mögliche <strong>Deponie</strong>gasnutzungen<br />
geben, durchzuführen.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 7<br />
� Bei Nachweis <strong>der</strong> ausreichenden Verwendung ist eine Nutzung im Rahmen<br />
<strong>der</strong> wirtschaftlichen Möglichkeiten vorzusehen <strong>und</strong> hierzu eine Ausführungsplanung<br />
vorzulegen.<br />
Nach Vorlage <strong>der</strong> Ergebnisse des genehmigten Gas-Großversuches (Genehmigungsbescheid<br />
aus 1986), wurde zus<strong>am</strong>men mit <strong>der</strong> Genehmigung zur Oberflächenabdichtung<br />
auch <strong>der</strong> Gaserfassungsplanung (mit Bescheid von<br />
1988, u. a. unter Auflagen "aktive Entgasung") zugestimmt:<br />
� In den Böschungen sind zusätzliche Gasbrunnen zu installieren.<br />
� Die Entgasungseinrichtungen sind in 1989 in Betrieb zu nehmen.<br />
Aus diesen Auflagen entstanden zusätzliche Bau- <strong>und</strong> Betriebskosten.<br />
Die weiteren Bescheide zur Planung <strong>der</strong> Gaserfassung <strong>und</strong> –verwertung (§7a-<br />
Bescheid nach AbfG aus 1999 <strong>und</strong> BImSchG-Bescheid aus 1992) enthielten<br />
Auflagen <strong>der</strong> Fachbehörden <strong>und</strong> –ämter, denen planerisch Folge geleistet werden<br />
mussten. Draus ergaben sich folgende zusätzliche Leistungen:<br />
� 34 zusätzliche Gasbrunnen im Böschungsbereich (insges<strong>am</strong>t 95 Stück auf<br />
dem Gelände<br />
� Größerer Filterdurchmesser <strong>der</strong> Gasbrunnen<br />
� Aufwendige Brunnen Kopfkonstruktion (kontrollier-, reparier- <strong>und</strong> entwässerbar)<br />
� aufwändige Einbindung in die Oberflächenabdichtung<br />
� zusätzlicher Kontrollpfad mit Bauwerken in den Böschungen<br />
� Erweiterung des Gass<strong>am</strong>melnetzes durch Anschluss <strong>der</strong> zusätzlichen Gasbrunnen<br />
� Aufwendige Durchdringungen <strong>der</strong> mineralischen Abdichtung <strong>und</strong> Anbindung<br />
an die Gass<strong>am</strong>melschächte<br />
� Verrohrung (in HDPE-EL) in den Gass<strong>am</strong>melschächten<br />
� Haupts<strong>am</strong>melleitungen in größerem Durchmesser (DA = 350 mm)<br />
� Pumpenschachtverrohung (in HDPE-EL)<br />
� Kondensatleitung als doppelwandige Leitung DN 100 / 60 mit Leckagekontrolle<br />
� Pumpenschächte als Massivbauwerke aus sicherheits- <strong>und</strong> wasserwirtschaftlichen<br />
Gründen<br />
� Zusätzlicher unterirdischer Löschwasserbehälter als Vorsorge zur Brandschutzversorgung<br />
� Erweitere Messtechnik aufgr<strong>und</strong> sicherheitstechnischer Auflagen<br />
� Ein- <strong>und</strong> Ausgangsmessung gegenüber HKW-Nie<strong>der</strong>rad<br />
� Korrosionsschutz <strong>der</strong> Fernleitung<br />
� Zusätzliche CKW-Messung<br />
� Erweiterte Messtechnik infolge For<strong>der</strong>ungen aus BImSchG-Bescheid an die<br />
Stadtwerke Frankfurt, mit Red<strong>und</strong>anzen <strong>und</strong> Gerätediversitäten
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 8<br />
2.4 Sicherheitstechnische Auflagen<br />
Mit RP-Bescheid im Jahr 1988 wurde eine sicherheitstechnische Beurteilung<br />
verlangt, die im Rahmen <strong>der</strong> Planung durchgeführt wurde. Hieraus resultierten<br />
installations- <strong>und</strong> betriebstechnische Aufwendungen im Rohrnetzbereich, an<br />
<strong>der</strong> Betriebsanlage <strong>und</strong> im Betriebsgebäude:<br />
� Einrichtung einer T90-Strecke mit Schnellschlusseinrichtungen pro Hauptgasleitung<br />
� Überwachung des Sauerstoffgehaltes in red<strong>und</strong>anter Ausführung pro<br />
Hauptgasleitung<br />
� Blasende Belüftungsanlagen für Gasmotoren-, Kälte-, Gasanalyse- <strong>und</strong><br />
Gasübergaberaum<br />
� Automatische Raumluftüberwachungssensoren in allen Technikräumen <strong>und</strong><br />
Analyseschränken<br />
� Alle installierten Gasrohrleitungen sind in Nenndruck 6 bar auszulegen<br />
Im Wesentlichen entsprechen diese Auflagen den Vorgaben des B<strong>und</strong>esverbandes<br />
<strong>der</strong> Unfallversicherungsträger <strong>der</strong> Öffentlichen Hand (BAGUV), Sicherheitsregeln<br />
für <strong>Deponie</strong>n 17.4.<br />
Darüber hinaus waren selbstverständlich alle technischen Regeln zur Aufbereitung<br />
<strong>und</strong> För<strong>der</strong>ung von explosiven Gasen einzuhalten.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage eines Abgasemissionsgutachtens wurde die Abgask<strong>am</strong>inhöhe<br />
auf 26 m festgelegt.<br />
2.5 Plausibilitätskontrolle <strong>der</strong> Gasverwertung<br />
Auf Antrag (1989) <strong>der</strong> Stadt Frankfurt <strong>am</strong> Main wurde die <strong>Deponie</strong>gasanlage<br />
mit Mitteln des Landes Hessen (nach §5 Abs. 2 HEnSpG), mit Zustimmung von<br />
1998, geför<strong>der</strong>t. Hierzu wurden dem Hessischen Ministerium für Umwelt <strong>und</strong><br />
Reaktorsicherheit Plausibilitäts- <strong>und</strong> Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen vorgelegt,<br />
die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung waren.<br />
Gemäß den Auflagen <strong>der</strong> Magistrats-Vergabekommission, wurden durch eine<br />
externe fachtechnische Prüfinstitution (Engler-Bunte-Institut, TH Karlsruhe)alle<br />
Angebotspreise auf Plausibilität überprüft.<br />
2.6 Fazit zum Genehmigungsablauf<br />
Entsprechend den vorangegangenen Ausführungen belief sich <strong>der</strong> Zeitraum<br />
seit <strong>der</strong> ersten Beschlussfassung des Magistrats <strong>der</strong> Stadt Frankfurt (von<br />
19981 / 1982) bis zur Aufnahme des Gaslieferbetriebes zum Heizkraftwerk<br />
Nie<strong>der</strong>rad (vom März 1992) auf ca. 11 Jahre.<br />
In einem seiner Vorträge zur Gaserfassung, Reinigung <strong>und</strong> Verwertung, <strong>am</strong><br />
<strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong>, hat Walter Ryser bereits 1987 folgende<br />
Schlussbemerkung formuliert:
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 9<br />
"... Wichtig ist nun, dass aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> gegebenen Gr<strong>und</strong>lagen die zur Realisierung<br />
<strong>der</strong> Anlage erfor<strong>der</strong>lichen Schritte <strong>und</strong> Bewilligungen schnell getan werden,<br />
denn das <strong>Deponie</strong>gas entweicht bereits heute <strong>und</strong> wartet nicht.<br />
Hier darf man wirklich sagen: Zeit ist Geld <strong>und</strong> Umweltschutz…"<br />
Danach hat es nochmals 6 Jahre gedauert, bis das erste <strong>Deponie</strong>gas zum<br />
Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad geför<strong>der</strong>t wurde.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 10<br />
3. <strong>Deponie</strong>gaserfassung <strong>und</strong> –verwertung in <strong>der</strong> Stilllegungs- bzw.<br />
<strong>Nachsorgephase</strong><br />
3.1 <strong>Deponie</strong>gaserfassung<br />
Für die Gasfassungsanlage auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> wurden insges<strong>am</strong>t<br />
95 vertikale Gasbrunnen mit Tiefen von 20 bis 35 m erstellt <strong>und</strong> 42 horizontale<br />
Fassungsrigolen mit einer Ges<strong>am</strong>tlänge von ca. 6.000 m unter die<br />
Oberflächenabdichtung verlegt.<br />
Jede <strong>der</strong> 137 Gasfassungsstellen wird einzeln an die zehn um die <strong>Deponie</strong> angeordneten<br />
Gasregelschächte mit einem ca. 15.000 m langen Leitungsnetz<br />
angeschlossen. Von dort ist eine ständige Überwachung <strong>und</strong> optimale Regelung<br />
jedes <strong>Deponie</strong>abschnittes gewährleistet. Mit einem Zweileiter-Ringsystem<br />
um die <strong>Deponie</strong> wird das in den Regelschächten mit Unterdruck gefasste Gas<br />
zus<strong>am</strong>mengeführt <strong>und</strong> zum Maschinenhaus geleitet.<br />
In den Hauptleitungen, nach Eintritt in die S<strong>am</strong>melschächte 5 <strong>und</strong> 10, d.h. ca.<br />
300 m vor <strong>der</strong> Unterstation <strong>am</strong> Maschinenhaus, sind in den Leitungspaaren<br />
jeweils unabhängige O2-Analysatoren installiert. Bei O2-Alarm werden die jeweiligen<br />
Schnellschlussklappen im Maschinenhaus geschlossen (T90-Strecke).<br />
Die Kondensatabscheidung aus dem Gasfassungssystem erfolgt über 3 Tiefpunkte<br />
in den Haupts<strong>am</strong>melleitungen. Diese Tiefpunkte sind als Pumpenschächte<br />
ausgebildet.<br />
Das aus dem Unterdrucksystem ausgeschleuste Gaskondensat wird mit Pumpen<br />
<strong>und</strong> doppelwandigen Druckleitungen im zentralen doppelwandigen Kondensats<strong>am</strong>melbehälter<br />
(Fassungsvermögen 40 m³) ges<strong>am</strong>melt.<br />
Die Gaserfassung besteht d<strong>am</strong>it aus den bekannten Anlagenkomponenten:<br />
� Gasbrunnen<br />
� Horizontalrigolen<br />
� Gass<strong>am</strong>melleitungen<br />
� Gass<strong>am</strong>melschächte<br />
� Kondensatschächte<br />
� Messgasentnahmeschächte<br />
Das nachfolgende Übersichtsschema zeigt den prinzipiellen Aufbau <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gaserfassung<br />
bis zur Verwertung im Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 11<br />
3.1.1 Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasabsaugung<br />
Die <strong>Deponie</strong>gasabsaugung sollte nachfolgende Anfor<strong>der</strong>ungen erfüllen:<br />
a) Aus <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> sollte kein <strong>Deponie</strong>gas über die Oberfläche entweichen.<br />
b) Das zu verwertende <strong>Deponie</strong>gas sollte möglichst keine, o<strong>der</strong> wenn schon<br />
nicht vermeidbar, nur sehr geringe Schwankungen in <strong>der</strong> Gaszus<strong>am</strong>mensetzung,<br />
<strong>und</strong> d<strong>am</strong>it <strong>der</strong> Qualität, aufweisen.<br />
c) Die erfor<strong>der</strong>liche Mess- <strong>und</strong> Regeltechnik muss so abgestimmt sein, dass<br />
die Gasabsaugung die zwei vorgenannten Punkte erfüllt.<br />
3.2 <strong>Deponie</strong>gasabsaugung<br />
Selbst bei einer sehr großen <strong>Deponie</strong> wie <strong>Buchschlag</strong> sind die Auswirkungen<br />
auf die Methankonzentration von Luftdruckwechseln resp. –schwankungen<br />
deutlich messbar. Die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Methankonzentration hat zeitweise bis zu<br />
± 5 Vol% betragen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> dieser Än<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Methankonzentration wurde die Gasabsaugung<br />
in Abhängigkeit des Unterdrucks eines nicht mehr besaugten Gasbrunnens<br />
geregelt. Mit dieser Regelung ist es möglich, auf Luftdruckän<strong>der</strong>ungen<br />
sehr schnell reagieren zu können <strong>und</strong> die Gasabsaugmenge zu reduzieren<br />
bzw. zu erhöhen, ohne dass ein permanenter Ges<strong>am</strong>tunterdruck auf die <strong>Deponie</strong><br />
wirkt.<br />
Diese Regelung hat sich bereits während des Ges<strong>am</strong>tlieferbetriebes zum<br />
HKW-Nie<strong>der</strong>rad bewährt.<br />
Beim <strong>der</strong>zeitigen Vollverstromungsbetrieb, mit einer stündlichen Absaugmenge<br />
von ca. 450 m³ erreichen wir ein ausgeglichenes Druckverhältnis zwischen<br />
dem Innendruck <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>und</strong> dem atmosphärischen Luftdruck.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 12<br />
Mit <strong>der</strong> entsprechenden Regelung ist es möglich, die Absaugmenge so zu reduzieren<br />
bzw. zu steigern, dass <strong>der</strong> Methangehalt (im Monatsmittel) nahezu<br />
konstant gehalten wird. D<strong>am</strong>it können die Gasmotoren mit einem konstanten<br />
<strong>Deponie</strong>gasgemisch betrieben werden.<br />
Die Regelung nach dem <strong>Deponie</strong>innendruck bewährt sich bereits seit vielen<br />
Jahren.<br />
3.3 <strong>Deponie</strong>GasVerwertungsAnlage (DGVA)<br />
Mit <strong>der</strong> Festlegung, das <strong>Deponie</strong>gas ganzjährig im Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad zu<br />
verwerten, musste eine Gastransportleitung von <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> bis zum Heizkraftwerk<br />
geschaltet werden.<br />
Das erste Teilstück <strong>der</strong> Gastransportleistung von <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> bis zur Eichengr<strong>und</strong>schneise<br />
wurde neu verlegt.<br />
Das zweite Teilstück <strong>der</strong> Gastransportleitung (Eichengr<strong>und</strong>schneise bis zum<br />
HKW) wurde von <strong>der</strong> Maingas AG zum <strong>Deponie</strong>transport zur Verfügung gestellt.<br />
Aus Korrosionsschutzgründen, zum Schutz <strong>der</strong> angemieteten Gastransportleitung<br />
<strong>und</strong> zum Schutz <strong>der</strong> Heizkessel (2 x 172 MW) wurden verschärfte Schadstoffgrenzwerte<br />
im <strong>Deponie</strong>gas festgelegt. Um diese ganzjährig gesichert einzuhalten,<br />
wurden zusätzliche Gasreinigungsstufen erfor<strong>der</strong>lich. Zur ganzjährigen<br />
Verwertung mit hoher Verfügbarkeit (> 8.500 h/a) des Gases im Heizkraftwerk,<br />
musste eine betriebssichere Anlagentechnik installiert werden.<br />
Diese besteht für die Gasaufbereitung <strong>und</strong> –för<strong>der</strong>ung zum Heizkraftwerk aus:<br />
� Gasanalysetechnik<br />
� Vorkühlung<br />
� Tieftemperaturkühlung<br />
� Hochdruckverdichter mit Gasmotorenantrieb (<strong>Deponie</strong>gas)<br />
� H2S-Reinigung<br />
� Rohrleitungsinstallation<br />
� Elektroinstallation<br />
� Mess-, Steuer- <strong>und</strong> Regelungstechnik<br />
� Prozessdatenverarbeitungsanlage <strong>und</strong> Betriebsdokumentation<br />
Die erfor<strong>der</strong>lichen verfahrenstechnischen Schritte in <strong>der</strong> Gasaufbereitungs- <strong>und</strong><br />
Verdichterstation sind:<br />
� Absaugen des Gases mit insges<strong>am</strong>t 3 Hochdruckverdichtern aus <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>,<br />
mit einem maximal möglichen Unterdruck von bis 50 mbar (u) <strong>am</strong> Gasbrunnen<br />
� Vorentwässerung durch Demister-Abschei<strong>der</strong>
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 13<br />
� Kühlung des Gases bis -30°C, auf einen Restwassergehalt von < 1 g/m³<br />
� Verdichten des Gases auf einen Betriebsdruck von ca. 4,5 bar<br />
� Reinigung des getrockneten Gases von H2S mit Aktivkohle, auf einen H2S-<br />
Gehalt von < 1 mg/m³ (Korrosionsschutz)<br />
� För<strong>der</strong>n des Gases zum HKW Nie<strong>der</strong>rad in einer ca. 9 km langen Stahlfernleitung<br />
(Werkstoff St 35.2, PN 16)<br />
Verbrennen von <strong>Deponie</strong>gas im Gemisch mit Erdgas in den Heizkesseln des<br />
HKW Nie<strong>der</strong>rad; Erzeugung von Strom <strong>und</strong> Fernwärme.<br />
Zur Gasverwertung im Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad wurden seitens <strong>der</strong> Stadtwerke<br />
Frankfurt nachfolgende Gasdaten festgelegt:<br />
Druck Bei Eintritt in das <strong>Deponie</strong>gaseingangsgebäude (Übergabestation<br />
HKW-Frankfurt) min. 0,6 bar über dem jeweiligen<br />
Erdgasdruck (wobei Erdgasdruck in den Grenzen<br />
3,6 bar (a) <strong>und</strong> 4,6 bar (a) liegt)<br />
Restfeuchte 1 g/m³<br />
Feuchtesättigung +5°C <strong>und</strong> 6 bar (ü)<br />
CH4<br />
45 Vol% +/-10%<br />
O2<br />
max. 3 Vol%<br />
Schadstoffgehalte CH4 40 Vol% 45 Vol% 50 Vol%<br />
H2S 85 mg/Nm³ 90 mg/Nm³ 100 mg/Nm³<br />
Cl 135 mg/Nm³ 145 mg/Nm³ 160 mg/Nm³<br />
F 20 mg/Nm³ 22 mg/Nm³ 25 mg/Nm³<br />
Staub 5 mg/Nm³ 5,5 mg/Nm³ 1 g/Nm³<br />
3.4 Gasmengenentwicklung <strong>und</strong> Emissionsschutz<br />
Die <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> wird seit 1989 aktiv entgast. Im Zeitraum von<br />
1989 bis 1992 erfolgte diese Entgasung über insges<strong>am</strong>t drei Hochtemperaturfackeln,<br />
mit einer stündlichen Abfackelungsmenge von ca. 4.500 m³/h.<br />
Von März 1992 bis Juni 2002 wurde das aufbereitete <strong>Deponie</strong>gas über eine<br />
Fernleitung zum HKW-Nie<strong>der</strong>rad geför<strong>der</strong>t. In diesem Zeitraum von ca. 11 Jahren<br />
konnten mehr als 160 Millionen m³ <strong>Deponie</strong>gas, in <strong>der</strong> Mischung mit Erdgas,<br />
im HKW-Nie<strong>der</strong>rad (KWK-Anlage) energetisch (Strom <strong>und</strong> Wärme) verwertet<br />
werden.<br />
Die Gasför<strong>der</strong>ung zum Heizkraftwerk Nie<strong>der</strong>rad wurde zum 30. Juni 2002 aus<br />
Gründen <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>twirtschaftlichkeit eingestellt.<br />
Insges<strong>am</strong>t konnten von 1992 bis Ende November 2004 mehr als 185 Millionen<br />
m³ <strong>Deponie</strong>gas aus <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> abgesaugt werden.<br />
Seit Juli 2002 wird das erfasste <strong>Deponie</strong>gas mit drei Gasmotoren/Generator-<br />
Modulen (3 x 250 kWel) auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> verwertet.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 14<br />
3.4.1 Gasmengenentwicklung seit 1992 bis Ende 2004<br />
Seit dem Beginn <strong>der</strong> Gaslieferung zum HKW-Nie<strong>der</strong>rad werden die Gasmengen<br />
kontinuierlich aufgezeichnet <strong>und</strong> dokumentiert.<br />
Aus dem nachfolgenden Diagr<strong>am</strong>m wird die Abnahme <strong>der</strong> zum HKW-<br />
Nie<strong>der</strong>rad geför<strong>der</strong>ten Gasmenge ersichtlich. Dies ist insbeson<strong>der</strong>e im Zus<strong>am</strong>menhang<br />
mit <strong>der</strong> seit 1989 begonnenen <strong>und</strong> 1995 beendeten Oberflächenabdichtung<br />
zu beurteilen.<br />
<strong>Deponie</strong>gasmenge zum HKW - Nie<strong>der</strong>rad in m3 pro Jahr<br />
60.000.000<br />
50.000.000<br />
40.000.000<br />
30.000.000<br />
20.000.000<br />
10.000.000<br />
0<br />
Gasmengenentwicklung seit 1992 bis 2004 <strong>und</strong> Prognosemengen bis Ende 2007<br />
1992<br />
1993<br />
Gasprognosemenge zum HKW - Nie<strong>der</strong>rad<br />
IST - Gasmenge zum HKW - Nie<strong>der</strong>rad<br />
1995<br />
Beendigung <strong>der</strong><br />
Oberflächenabdichtungsarbeiten<br />
1994<br />
1995<br />
1997/98<br />
Beginn <strong>der</strong><br />
Rückbefeuchtungsversuche<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
Umbauphase auf<br />
Verstromungsbetrieb<br />
2002<br />
Beendigung des<br />
Lieferbetriebs zum<br />
HKW - Nie<strong>der</strong>rad<br />
2002<br />
2003<br />
2002<br />
Beginn <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasverstromung<br />
mit 3 Gasmotor/Generator - Modulen<br />
Aus dem Vergleich <strong>der</strong> Prognosemengen mit den Ist-Gasmengen wird deutlich,<br />
dass in den Jahren ab 1993 die geför<strong>der</strong>te <strong>Deponie</strong>gasmenge zum HKW-<br />
Nie<strong>der</strong>rad nahezu halbiert ist. Wir führen diesen Sachverhalt im Wesentlichen<br />
auf den Unterbruch des Feuchtigkeitstransportes zur <strong>Deponie</strong>gasproduktion,<br />
aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Oberflächenabdichtung, zurück.<br />
In <strong>der</strong> Zeit von März 1992 bis Juni 2002 wurde das <strong>Deponie</strong>gas mit einem<br />
durchschnittlichen Methangehalt von ca. 42 Vol% aus <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> abgesaugt.<br />
D<strong>am</strong>it wurden nicht nur die vereinbarten Gasdaten zur Gaslieferung eingehalten,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Aufgabe einer emissionsfreien <strong>Deponie</strong>oberfläche erfüllt.<br />
In <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Gaslieferung zum HKW-Nie<strong>der</strong>rad, von 1992 bis Mitte 2002,<br />
wurden ca. 160 Millionen m³ <strong>Deponie</strong>gas erfasst <strong>und</strong> verwertet. D<strong>am</strong>it ergibt<br />
sich eine Methanmenge von etwas mehr als 50 Millionen Tonnen reines Methan,<br />
das nicht in die Atmosphäre entweichen konnte.<br />
2004<br />
2005<br />
2006<br />
2007
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 15<br />
3.5 Rückbefeuchtungsversuch<br />
Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Ist-Gasmengenabnahmen von bis zu 20% zur Vorjahresmenge,<br />
wurde sehr schnell deutlich, dass durch die Oberflächenabdichtungsmaßnahmen<br />
in die <strong>Deponie</strong> immer weniger Feuchtigkeit eintritt <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it die Gasproduktion<br />
massiv behin<strong>der</strong>t wird.<br />
Ab dem Zeitpunkt 1997 / 98 wurde bereits, in Abstimmung mit den Genehmigungsbehörden,<br />
mit einem Rückbefeuchtungsversuch (über eine Horizontalrigole<br />
<strong>der</strong> Gaserfassung) begonnen.<br />
Dieser Versuch wurde 1998 abgeschlossen, da festgestellt wurde, dass über<br />
die Gasrigole nur sehr geringe Wassermengen in den <strong>Deponie</strong>körper versickert<br />
werden können.<br />
1999 wurde <strong>der</strong> Rückbefeuchtungsversuch um ein Lanzenfeld mit Versickerungslanzen<br />
erweitert.<br />
Ab 2001 wurde <strong>der</strong> Versuch nochmals um einige, speziell ausgerüstete Gasbrunnen<br />
sowie mit <strong>der</strong> Erweiterung des Lanzenfeldes, ergänzt.<br />
Fazit : Die Rückbefeuchtung mit Sickerwasser hat – aus unserer Sicht – zu einer<br />
Stabilisierung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasproduktion geführt.<br />
3.6 Verstromung <strong>der</strong> Restgasmenge in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong><br />
Bereits 1999 wurde ein Gasmotor-Verdichter-Modul auf ein Gasmotor/Generator-Modul<br />
umgerüstet. D<strong>am</strong>it war es möglich <strong>und</strong> wirtschaftlich, den<br />
Eigenstrombedarf aller Anlagen auf <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> abzudecken <strong>und</strong> den Stromüberschuss<br />
in das 20-KV-Netz des örtlichen Stromversorgers einzuspeisen.<br />
Die Stromvergütung erfolgt entsprechend dem EEG. Seit dem Jahr 2002 werden<br />
insges<strong>am</strong>t drei Gasmotoren/Generator-Module, 3 x 250 kWel, betrieben.<br />
Die Anlagenverfügbarkeit <strong>der</strong> Ges<strong>am</strong>tanlage liegt beständig bei > 93%, so<br />
dass insges<strong>am</strong>t ca. 6 Millionen kWh pro Jahr erzeugt werden können. Dafür<br />
werden ca. 420 m³/h, bei einer Methankonzentration von 55 – 58%, aus <strong>der</strong><br />
<strong>Deponie</strong> abgesaugt.<br />
Der Vollverstromungsbetrieb läuft seit mehr als 2 Jahren. Seit dieser Zeit werden<br />
keine Mengen- bzw. Methanreduzierungen festgestellt.<br />
Wir gehen <strong>der</strong>zeit davon aus, dass die aktive Entgasung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> sowie die<br />
Gasverwertung über die Gasmotoren/Generator-Module noch bis in das Jahr<br />
2010 möglich sein werden. Sollte die Methankonzentration unter 40 Vol% absinken,<br />
kommen neue Techniken (z.B. Zündstrahlenmotoren bzw. Stirlingmotoren<br />
usw.) zum Einsatz.<br />
Ab einem Methangehalt von < 25% kann die Restgasmenge z.B. in einer Heizanlage<br />
für das Maschinenhaus genutzt werden. Hierzu ist ggf. noch ein Flüs-
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 16<br />
siggastank zu installieren. D<strong>am</strong>it ist die Nutzung <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasrestmenge<br />
über die <strong>Nachsorgephase</strong> möglich.<br />
3.7 Passive Entgasung in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong><br />
Nach Beendigung aller aktiven Entgasungsmaßnahmen können die bereits<br />
vorgesehenen passiven Entgasungsfenster <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> eingerichtet werden.<br />
Dieses Biofiltersystem wurde bereits 1985 vom Erdbau-Laboratorium Dr.<br />
Tropp, Dipl.-Ing. Neff <strong>und</strong> Partner (ETN) geplant. Die Biofilterfläche ist in den<br />
Hochpunkten <strong>der</strong> Oberflächenabdichtung integriert <strong>und</strong> beträgt ca. 6.000 m².<br />
Die Schütthöhe des Biofiltermaterials kann variabel gewählt werden.<br />
D<strong>am</strong>it wird die wirtschaftlich nicht mehr zu verwertende Gasmenge passiv entgast<br />
<strong>und</strong> biologisch abgebaut. Die Beaufschlagung <strong>der</strong> Biofilterfläche wurde mit<br />
maximal 0,6 m³/h x m³ Biofilterfläche geplant. D<strong>am</strong>it steht eine ausreichend<br />
große Biofilterfläche bzw. Biofiltervolumen für die Restgasmengen zur Verfügung.<br />
In <strong>der</strong> nachfolgenden Übersichtsskizze ist das Aktiv-Passiv-System von ETN /<br />
BfKA dargestellt.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 17<br />
4. Schlussbemerkung <strong>und</strong> weitere Entwicklungen<br />
Aus Sicht des Anlagenbetriebes sowie des Emissionsschutzes, haben sich alle<br />
bisherigen Maßnahmen zur aktiven Entgasung <strong>und</strong> Verwertung des <strong>Deponie</strong>gases<br />
<strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> bewährt.<br />
Alle getroffenen Entscheidungen in den Jahren 1980 bis 1990 haben sich <strong>am</strong><br />
wirtschaftlichen Erfolg bzw. <strong>am</strong> Emissionsschutz orientiert. Festzuhalten bleibt,<br />
dass <strong>der</strong> Atmosphäre bisher mehr als 50 Millionen Tonnen Methan erspart<br />
geblieben sind.<br />
D<strong>am</strong>it auch zukünftig das <strong>Deponie</strong>gas erfasst <strong>und</strong> verwertet wird, müssen ggf.<br />
neue Wege in <strong>der</strong> motorischen Nutzung gegangen werden. Darüber hinaus<br />
muss auch darüber nachgedacht werden, wie <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>standort, z.B. als<br />
Standort für regenerative Energien für Photovoltaik, Photothermie, Windkraft,<br />
Wasserstofferzeugung usw., genutzt werden kann. Hierin sehen wir die Innovation<br />
in den nächsten Jahren <strong>und</strong> d<strong>am</strong>it im Zeitraum <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong>.<br />
Der Region Rhein-Main, mit den Städten Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt,<br />
würde eine diesbezügliche Initiative zur intensiven Nutzung <strong>der</strong> vorhandenen<br />
<strong>Deponie</strong>standorten zur Weiterentwicklung von regenerativen Energien bzw.<br />
<strong>der</strong>en Anlagenkomponenten sicherlich einen Imagegewinn sowie ein Schub für<br />
weitere Anlagen zu regenerativen Stromerzeugung bringen.<br />
Hierbei möchten wir darauf hinweisen, dass nicht nur große Flächen, son<strong>der</strong>n<br />
auch vielfach die vorhandenen Infrastrukturen auf den <strong>Deponie</strong>n in <strong>der</strong> <strong>Nachsorgephase</strong><br />
zur Verfügung stehen.
Rytec GmbH / <strong>Deponie</strong>gasstilllegung / <strong>Beispiel</strong> : <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong> Seite 18<br />
5. Literaturverzeichnis<br />
1) W. Ryser, H. Heinz [1995], Neue Methoden <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong>gasaufbereitung<br />
<strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> <strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong><br />
2) W. Ryser, H. Heinz [1993[, Nutzung von <strong>Deponie</strong>gas <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong> Europas<br />
größter <strong>Deponie</strong>entgasungsanlage<br />
3) W. Ryser [1987], Gaserfassung, Reinigung <strong>und</strong> Verwertung <strong>am</strong> <strong>Beispiel</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong><br />
4) W. Ryser [1989], Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz bei <strong>der</strong> Verbrennung von <strong>Deponie</strong>gas<br />
<strong>der</strong> <strong>Deponie</strong> <strong>Dreieich</strong>-<strong>Buchschlag</strong>