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Ivo Pietrzyk, z.Zt. BOLIVIEN - Eine Welt Verein Oberursel

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<strong>Ivo</strong> <strong>Pietrzyk</strong>, z.<strong>Zt</strong>. <strong>BOLIVIEN</strong><br />

Erster Erfahrungsbericht<br />

Ilustración 1‐Alle Bolis am Flughafen Miami<br />

“Twenty years from now you will be more disappointed by the things that you didn't do than by the ones you did do. So throw off the<br />

bowlines. Sail away from the safe harbor. Catch the trade winds in your sails. Explore. Dream. Discover.” (Mark Twain)<br />

Liebe Leser und Leserinnen, liebe Unterstuetzer, liebe Freunde, liebe Familie,<br />

jetzt bin ich seit etwas mehr als einem Monat im wunderschoenen Land Bolivien und so<br />

langsam ist es an der Zeit, meinen ersten Erfahrungsbericht zu schreiben. Mit diesem Bericht<br />

versuche ich all meine Eindruecke und Erfahrungen, die ich hatte, widerzugeben, um ein<br />

moeglichst genaues Bild von meinem Leben hier zu vermitteln. Der Uebersicht halber habe<br />

ich meinen Bericht in vier Teile aufgeteilt.<br />

1. Reise, Ankunft& erste Eindruecke<br />

2. Santa Cruz de la Sierra<br />

3. Erster Monat in der Gastfamilie/Santa Cruz<br />

4. Meine Projekte, Arbeitsalltag<br />

Ich moechte hier auch noch mal allen Menschen danken, die mich auf meinem Weg<br />

unterstuetzt und somit dieses Jahr erst moeglich gemacht haben. Meinen Spendern und<br />

Spenderinnen, vielen Dank fuer die tolle Unterstuetzung! Natuerlich auch meinen Freunden<br />

und ganz besonders meiner Familie, die mich immer unterstuetzt, in jeglicher Hinsicht. Vielen<br />

herzlichen Dank! Jetzt bleibt nur zu sagen: Viel Spass beim Lesen! Und nicht vergessen: Ich<br />

freue mich sehr ueber Anregungen, Kommentare, Fragen oder Kritik.


1.Teil Reise, Ankunft & erste Eindruecke<br />

Nach Monaten, die gefuellt waren mit Spanischlernen, Foundraisen und diversen<br />

Vorbereitungen kann ich es kaum glauben, wirklich im Flugzeug zu sitzen. Es ist der<br />

19.08.2011. Mit meinen 18 Mitfreiwilligen sitze ich im Flugzeug nach Miami, wo es dann um<br />

5 Uhr morgens weiter nach La Paz, dem Regierungssitz Boliviens geht. Nach langen Fluegen<br />

und stundenlangen Kontrollen in Miami kommen wir erschoepft, aber glueklich in La Paz/El<br />

Alto an. El Alto liegt auf 4000 m Hoehe und empfaengt uns mit einer eisigen Kaelte. Zum<br />

Glueck empfaengt uns aber auch die El Alto WG 5 unserer Vorgaenger in Bolivien mit<br />

Umarmungen und Koka. Koka ist in Bolivien eine legale Pflanze, wird von viele gekaut und<br />

hilft so ziemlich gegen alles. Nach einem Fruehstueck und etwas Ruhe machen wir uns auf die<br />

Stadt zu erkunden. Die Lage La Paz ist in jeder Hinsicht atemberaubend. Die Stadt „haengt“<br />

an einem Berg und ist auch von Bergen umgeben. Die Stadt ist immer weiter nach oben<br />

gewachsen durch die Landflucht der laendlichen Bevoelkerung, sodass eine eigene Stadt, El<br />

Alto, entstanden ist. Zu Fuss geht es durch das kalte El Alto, es ist Ende Winter in Bolivien.<br />

Unfertige Gebauede, Frauen in traditionellen Trachten, herumstreunende Hunde, schlechte<br />

Stassen, laut, bunt. Bolivien ist anders. Danach fahren wir runter nach La Paz, das ca. 400 m<br />

tiefer liegt. Hier unten tut sich eine ganz andere <strong>Welt</strong> auf. Hochhaueser, Restaurants, Clubs,<br />

Regierungsviertel, Touristen. Der Unterschied zwischen den beiden Stadten ist gewaltig und<br />

ich bin enttäuscht, dass wir nach einem Tag schon wieder weiterfahren.<br />

Denn es steht schon die naechste<br />

Station an: Cochabamba, die<br />

Handelsstadt von Bolivien. Spaet<br />

abends stehen wir also, 19 „ Gringos“<br />

(Name fuer uns Auslaender), mit<br />

kompletten Gepaeck abfahrtbereit am<br />

Busterminal in El Alto. Man kann<br />

sich vorstellen, dass wir die Blicke<br />

auf uns gezogen haben. Mit einem<br />

Luxusbus fahren wir die Nacht durch,<br />

um 5 Uhr morgens kommen wir in Cochabamba an. Ich bin angenehm ueberasscht, als wir in<br />

der Location fuer unser On-Arrivaltraining<br />

(OAT) eintreffen. Das OAT wird von den ehemaligen Freiwilligen geleitet und ist ein<br />

Seminar, das noch mal alle Aspekte des Freiwilligenjahres durchgeht. Wir befinden uns in<br />

einer grossen Anlage mit Palmen, Fussballplatz und großer Kueche. Im Laufe der naechsten<br />

Tage treffen alle<br />

Ehemaligen aus ganz Bolivien ein. Die Zeit beim OAT vergeht wie im Fluge. Aber es ist auch<br />

wie unter einer Glocke. Dadurch, dass wir kaum draußen sind, nur von Deutschen umgeben,<br />

vergisst man schnell, wo man ueberhaupt ist. Deshalb bin ich auch froh, dass nach einer<br />

Woche erfolgreichem und schoenem Seminar alle in ihre Staedte fahren. Super gespannt<br />

fahren wir frueh morgens los. Die Fahrt dauert zehn Stunden. Ich kann es kaum erwarten,<br />

Santa Cruz kennenzulernen.


Ilustración 3‐Alle Bolivien FW in El Alto<br />

Ilustración<br />

4‐19 FW in einem Auto<br />

„Die gefährlichste aller <strong>Welt</strong>anschauungen<br />

ist die <strong>Welt</strong>anschauung der Leute,<br />

welche die <strong>Welt</strong> nie angeschaut haben.“ (Alexander von Humboldt)<br />

2. Teil Santa Cruz de la Sierra<br />

Am Abend treffen wir schließlich in Santa Cruz ein. Unterwegs haben wir die Veraenderung<br />

im Klima gespuert: Es wurde immer heißer und heißer. In Bolivien gibt es drei verschiedene<br />

Klimas: Hochgebirgsklima (Anden), suptropisches Klima (Yungas) und das tropische<br />

Tiefland (Beni, Santa Cruz). Wir sind von ca. 4000 m in El Alto auf ca. 400 m Hoehe in Santa<br />

Cruz angekommen. So unterschiedlich die Hoehe und das Klima, so unterschiedlich sind auch<br />

die Menschen, die Kultur, einfach alles. Es sind zwei verschiedene <strong>Welt</strong>en. Angekommen in<br />

Santa sehen wir zum ersten Mal unsere Wohnung, in der wir ein Jahr verbringen werden und<br />

freuen uns ueber die Groeße und Gemuetlichkeit der Zimmer. Anne, Lena und Shivam, unsere<br />

Vorgaenger, druecken uns eine Karte in die Hand und schicken uns los die Stadt zu erkunden.<br />

Santa Cruz ist in Annillos (Ringe) aufgeteilt. Unsere Wohnung liegt zwischen dem ersten und<br />

zweiten Annillo, also direkt im Zentrum. Den Mittelpunkt der Stadt bildet der Plaza 24 de<br />

septiembre, ein wunderschoener Ort zum Entspannen, wo man zur jeder Zeit ein buntes<br />

Treiben beobachten kann. Als erstes schlaendern wir ueber die Maerkte und sind begeistert


von der Vielfalt, die hier angeboten wird. Ueberall, wie in ganz Bolivien, stehen vendedores<br />

(Strassenverkauefer), die wirklich alles verkaufen. Von frischen Orangensaeften zu USB-<br />

Sticks und Zahnbuersten. Schnell verliert man sich in diesem riesigen, bunten Getuemmel,<br />

aber weil mein Mitfreiwilliger Jakob einen hervoragenden Orientierungssinn besitzt, behalten<br />

wir (oder er) die Uebersicht. Mittags goennen wir uns dann ein Essen fuer umgerechnet ca. 1<br />

Euro. Dafuer gibt es eine sopa (Suppe) und ein segundo (Hauptgericht). Das Essen hier<br />

beeinhaltet fast immer Fleisch und die Getraenke sind in der Regel stark gesuesst. Abseits von<br />

den Maerkten gibt es unzaehlige pollo (Huehnchen)- Laeden, in denen man billig essen kann.<br />

Ein Highlight ist wirklich das frische Obst und Gemuese, das es hier gibt. Besonders jugos<br />

(frisch gepresste Saefte) sind super lecker und an jeder Strassenecke billig zu bekommen. In<br />

der ganzen Stadt sorgen Micros, trufis und taxis dafuer, dass man von einem zum anderen Ort<br />

kommt. Micros sind Busse, die eine bestimmte Route fahren. Entlang der Route kann man<br />

ueberall aussteigen. Trufis fahren einen anillo entlang und sind viel billiger als Taxis. Neu in<br />

Santa Cruz versuchen wir das Microsystem zu durchblicken, was bei mehr als 100<br />

verschiedenen Linien gar nicht so einfach ist. Der Verkehr ist ein einziges Gefusel aus<br />

Fahrzeugen, die um die Wette hupen und um die Vorfahrt ringen. Zwar gibt es vereinzelnt<br />

Ampeln, aber generell werden die ignoriert. Trotz seiner Groeße, Santa Cruz hat mittlerweile<br />

ca.2 Millionen Einwohner, kommt Santa eher wie eine Kleinstadt rueber, da es wenige<br />

Hochhaueser gibt. Besonders am Plaza, aber auch generell im Zentrum wirkt die Stadt sehr<br />

kosmopolitisch . Es gibt unzaehlige Restaurants und Cafes, in denen man Gerichte aus der<br />

ganzen <strong>Welt</strong> essen kann. Die Jugend trifft sich nachts in einem der vielen Clubs, die es hier<br />

gibt, um bis in die Morgenstunden zu feiern. Durch den enormen Wachstum der Stadt, bedingt<br />

durch die Landwirtschaft, aber auch Erdgas, sind viele Menschen aus dem Altiplano nach<br />

Santa Cruz gezogen, wodurch es viel Diversitaet in der Stadt gibt. Die meisten Einwanderer<br />

leben aber am Rande der Stadt, im Armenviertel Plan 3000, was von den cuceños (einwohner<br />

Santa Cruz) meistens ignoriert wird, da Santa Cruz sich vor allem als reiche, erfolgreiche<br />

Stadt sehen moechte. Die cruceños haben wenig Sympathie fuer die Regierung in La Paz und<br />

sind stolz auf ihr internationales Image. Offener Rassismus ist allgegenwaertig in Santa.<br />

campas ( Einheimische in Santa Cruz) und kollas (Bewohner des Altiplano) haben jeweils<br />

Vorurteile gegenueber der anderen Seite. Auf der jaehrlich stattfindenden „ExpoCruz“ pflegt<br />

Santa seinen internationalen Handel. Internationale und nationale Unternehmen stellen sich<br />

vor und alles schmeißst sich in Schale, um ueber die Messe zu stolzieren. Santa Cruz ist<br />

anders als der Rest Boliviens. Westlicher, schneller und reicher. Gleichzeitig sind die<br />

Menschen aber konservativ. Ein bunter Mischmasch aus alt und neu herrscht in Santa und ich<br />

endecke jeden Tag neue Aspekte der Stadt.<br />

“Experience is not what happens to you. It is what you do with what happens to you.” (Aldous Huxley)<br />

3.Teil Leben in der Gastfamilie/ Santa Cruz<br />

Nach einer kurzen Ueberbrueckungszeit sind wir, die Neu-Freiwilligen, in Gastfamilien<br />

gezogen, wo wir bis Anfang Oktober wohnen bleiben. Der Monat in der Gastfamilie dient vor<br />

allem dem Eintauchen in die neue Kultur. Interessanterweise, sind wir drei in voellig<br />

verschiedenen Gastfamilien gelandet. Waehrend Jakob und Nele jeweils bei Familien im Plan<br />

3000 wohnen, lebe ich bei einer reichen Familie in wohlhabender Gegend. Es ist interessant<br />

zu sehen, wie die Menschen hier leben: Naemlich hinter riesigen Mauer, die meistens noch<br />

mit Stacheldraht oder anderem gesichert sind. Zudem gibt es viele Sicherheitsposten,<br />

sogenannte guardiars, die es wirklich in der ganzen Stadt gibt. Am Anfang habe ich mich<br />

damit ein wenig schwer getan, da wir als Freiwillige moeglichst basisnah leben moechten.


Allerdings ist das genauso ein Aspekt von Santa Cruz und deshalb interessant einen Einblick<br />

zu bekommen. Meine Familie, die mich sehr herzlich aufgenommen hat, sind cruceños, wobei<br />

der Vater aus Tarija, einer Stadt im Sueden, stammt. Meine Familie lebt einen westlichen<br />

Lebensstil. So gibt es hier z.b. Klos, wo man das Klopapier reinschmeißt. Das klingt erstmal<br />

merkwuerdig, aber man muss dazu wissen, dass es in der Regel immer einen Eimer fuer das<br />

Klopapier gibt, da sonst Verstopfungsgefahr droht. Die Familie besteht aus: Den beiden Eltern<br />

Heidi und Ernan,den Toechtern Laura (25), Caro (18) und Cecilia(16), dem kleinem Samuel<br />

(5) und Maya (6), der Tochter von Laura. Ich habe mich hier wirklich schnell eingelebt und<br />

bin besondern mit Caro viel unterwegs, die mir viel von der Stadt zeigt. Durch das Leben in<br />

der Gastfamilie komme ich auch in die Sprache immer besser rein. Am Anfang hatte ich noch<br />

große Probleme, das schnelle Spanisch ueberhaupt zu verstehen, aber mittlerweile klappt das<br />

immer besser. Das liegt auch an dem Sprachkurs, den ich mit Nele und Jakob besuche. Neben<br />

der allgemeinen Besonderheit, dass in Lateinamerika die 2. Person Singular (vosotros) nicht<br />

gebrauechlich ist,wird in Santa Cruz statt tu (2. Person Singular) voz verwendet. Ausserdem<br />

wird das s am Wortende meistens weggelassen und durch ein h ersetzt (Bsp: statt „mas o<br />

menos“wird „mah o menoh“<br />

– mehr oder weniger- gesagt). Die ersten Wochen in meiner<br />

neuen Heimat vergingen wie im Fluge. Die vielen neuen<br />

Eindruecke, das neue Klima (und die Mosquitos), die neue<br />

Sprache. Meistens bin ich abends todmuede ins Bett gefallen, weil<br />

ich einfach ueberwaeltigt von den Eindruecken des Tages war. An<br />

die Hitze muss man sich erst gewoehnen. Man duscht hier 2-3 mal<br />

am Tag, die heissesten Stunden sind in der Mittagszeit.<br />

Durch die enorme Projektvielfalt in Santa hat es eine Weile<br />

gedauert, bis wir alle Projekte besucht hatten. Daneben hat Shivam bereits seinen Abschied<br />

gefeiert und ist schon zurueck in Deutschland.<br />

Ilustración 6‐Shivams Abschiedsparty<br />

Bei seiner Abschiedsfeier durfte ich unter anderem zum ersten Mal sehen, wie man ein Huhn<br />

schlachtet und zubereitet. Bei uns in der WG ist eigentlich immer etwas los, da staendig<br />

jemand zu Besuch da ist. Momentan lebt beispielsweise Janusch, unser Ex-Ex-Vorgaenger, in<br />

der WG. Außerdem ist auch noch Hannah, unsere Ex-Vorgaengerin, in der Stadt, sodass zur<br />

Zeit 4 Genarationen in Santa Cruz sind. Wir profitieren also von einem großen<br />

Erfahrungsschatz. Am 3. Oktober fliegt auch Lena nach Deutschland zurueck. Es ist<br />

irgendwie ein merkwuerdiger Gedanke, dass es fuer sie da aufhoert, wo es fuer uns anfaengt.<br />

Nur Anne bleibt, da sie fuer ein Jahr verlaengert hat. Im naechsten Monat steht fuer uns dann<br />

die WG-Verschoenerung an. Wir wollen unter anderem neue Sofas kaufen und unsere


Terrasse verschoenern. Mittlerweile laufe ich schon selbstverstaendlich durch die Stadt,<br />

benutze micros, trufis und taxis und gehe auf den Maerkten einkaufen.<br />

4.Teil Meine Projekte/ Arbeitsalltag<br />

Mein Hauptprojekt ist die „Republica Calle Cruz“, ein Wohnheim fuer ca. 25<br />

Kinder/Jugendliche und gleichzeitig eine Schule. Die Republica liegt wunderschoen, ca. 1<br />

Stunde Busfahrt von Santa Cruz entfernt, auf dem Lande. Ich genieße es rauszufahren, weil<br />

ich so mal aus der lauten Stadt rauskomme. Allerdings muss ich morgens um 6 Uhr aufstehen,<br />

weil der Bus, der alle Projektmitarbeiter rausbringt, um 7 rausfaehrt.<br />

Die Kinder der Republica sind zwischen 9 und 16 Jahre alt und zum groeßten Teil ehemalige<br />

Straßenkinder. Jedoch gibt es auch welche, die von ihren Eltern weggegeben wurden. Die<br />

Jungs muessen hier unter der Woche morgens die Schule besuchen, nachmittags wird<br />

Waesche gewaschen, Brot gebacken, Gemuese angebaut und Sport gemacht. Die republica hat<br />

ihre eigenen Gaerten. Zur Schule kommen auch die Kinder aus der Umgebung, sodass es<br />

insgesamt ca. 80 Kinder sind. Meine Hauptaufgabe im Projekt ist der woechentlich<br />

stattfindende Englischunterricht, der immer freitags stattfindet. Den mache ich zusammen mit<br />

Nele, weil es alleine unmoeglich ist, alle Kinder zu baendigen. Der Lernerfolg ist maeßig,<br />

bisher machen wir die Zahlen und die Vorstellung, was unsere Vorgaenger auch schon<br />

gemacht haben. Deshalb ist es das Ziel von Nele und mir, moeglichst das Interesse der Kinder<br />

am Englischen zu wecken und eine Basis zu errichten. Auf jeden fall weiß ich jetz,t wie sich<br />

ein Lehrer in der Grundschule fuehlen muss, wenn ein Haufen Kinder herumtobt. Generell<br />

sind die Kinder aber lieb, freuen sich immer, wenn Nele und ich kommen (na gut, ueber den<br />

Unterricht vielleicht nicht) und stellen uns viele Fragen. Neben dem Englischunterricht helfe<br />

ich morgens in der Schule aus oder helfe einfach beim Kochen, mittlerweile bin ich ein<br />

Meister des Zwiebelschneidens! Um einen wirklichen Draht zu den Jungs aus der Republica<br />

zu bekommen, uebernachte ich zweimal die Woche dort (Mittwoch und Donnerstag). Der Bus<br />

faehrt nach der Schule wieder zuerueck nach Santa Cruz. Die Jungs sind mir wirklich schon<br />

ans Herz<br />

gewachsen, aber man muss aufpassen, dass der<br />

Kontakt nicht zu eng wird, weil man schnell<br />

vergisst, dass es sich um Straßenjungs handelt, die<br />

es faustdick hinter den Ohren haben. Da kann<br />

schon mal schnell ein Handy verschwinden.<br />

Nachmittags habe ich bisher an den Aufgaben der<br />

Jungs teilgenommen, also im Garten mitgeholfen<br />

und Sport gemacht oder andere Spiele mit ihnen gespielt. Durch die enorme Hitze im Projekt<br />

strengt allein das schon ziemlich an. Mit den anderen Projektmitarbeitern verstehe ich mich<br />

gut. Es gibt educatores, die nur den Unterricht machen und Mitarbeiter, die in der Republica<br />

uebernachten. Die Jungs und auch die<br />

Mitarbeiter haben mich schon aufgenommen, so werde ich von allen- was sehr zur<br />

Erheiterung beitraegt- nur Evo genannt, nach dem bolivianischen Praesidenten Evo Morales<br />

Ayma. Da es bei Nele Probleme mit ihrem Hauptprojekt gibt, wird sie am Anfang auch noch<br />

viel mit in die Republica rausfahren. Mein Ziel fuer die naechsten Wochen ist es ein<br />

Fußballtraining fuer die Jungs zu machen und mit Nele Workshops am Nachmittag<br />

anzubieten. Mein Partnerprojekt ist das San Isidro, dass im Plan 3000 liegt und diverse<br />

Angebote fuer Jugendliche ambietet. Ich helfe da in erster Linie beim Fußballtraining, wo


auch ein anderer Freiwilliger, Jonas vom DED, arbeitet. Das San Isidro ist wirklich ein<br />

schoenes Projekt und das Training fuer Jugendliche aus allen Altersklassen (es gibt auch eine<br />

Maedchenmannschaft) laueft sehr gut. Jeden Dienstag und Freitag gehe ich ins San Isidro,<br />

wobei bisher mein Stundenplan ein wenig schwammig ist durch den Sprachkurs, der flexibel<br />

stattfindet.<br />

Ilustración 9‐Nele in der Republica<br />

Ein schoenes Erlebnis war die Feier des<br />

24. September, der Tag, an dem Santa<br />

Cruz von den Spaniern befreit wurde.. Zu<br />

diesem besonderen Anlass haben die<br />

Schueler in der Republica einen Marsch<br />

gezeigt, es wurde getanzt, gespielt und es<br />

gab ein super leckeres Essen aus<br />

verschiedenen Regionen des<br />

Departamentos Santa Cruz. Die Bolivianer<br />

lieben es zu Feiern, und zu besonderen<br />

Anlaessen werden vor allem die Maedchen<br />

besonders schick angezogen und<br />

geschminkt. Hier gibt es außerdem eine<br />

Fuelle an traditionellen und modernen<br />

Taenzen und fast alle koennen hier tanzen. Ich fuehle mich in meinen Projekten wirklich sehr<br />

wohl und bin gespannt, wie sich alles entwickeln wird. Nehmt euch die Zeit und taucht mit<br />

mir ein in Santa Cruz und Bolivien, ich halte euch mit meinen Berichten auf dem Laufenden.<br />

Ilustración 10‐ bei der Nationalhymne


Ilustración 11‐traditioneller Tanz<br />

Sonnige Gruesse aus Santa Cruz, euer <strong>Ivo</strong><br />

Meine neue Anschrift:<strong>Ivo</strong> <strong>Pietrzyk</strong> Calle Ingavi 729 Barrió Fey Alegria<br />

Santa Cruz de la Sierra<br />

Ilustración 12‐Ich, Gasteltern von Nele und Nele

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