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Kinderarmut<br />
Kinder sind das Wertvollste einer Gesellschaft. In welchem familiären<br />
Umfeld sie aufwachsen, wie sie materiell versorgt sind,<br />
wie sie ausgebildet werden oder welchen Zugang sie zu kulturellen<br />
oder sportlichen Angeboten haben, all das bestimmt im<br />
hohen Maße ihre Entwicklung und somit die Zukunftsfähigkeit<br />
eines Landes.<br />
Im August 2011 hat das statistische<br />
Bundesamt unter dem Thema „Wie<br />
leben Kinder in Deutschland“ eine<br />
breit angelegte Untersuchung zu<br />
dem Lebensumfeld von Kindern<br />
veröffentlicht. Im Jahr 2010 waren<br />
16,5 % der Bevölkerung in Deutschland<br />
oder jeder sechste Einwohner<br />
jünger als 18 Jahre. 10 Jahre zuvor<br />
also im Jahre 2000 betrug der Anteil<br />
noch 18,8 %. Dieser rückläufige<br />
Trend wird sich fortsetzen, so die Ergebnisse<br />
der zwölften koordinierten<br />
Bevölkerungsvorausberechnung. Bei<br />
einer annähernd konstanten Geburtenhäufigkeit<br />
von fast 1,4 Kindern je<br />
Frau wird der Anteil der unter 18-jährigen<br />
auf voraussichtlich 15 % im<br />
Jahr 2030 bzw. 14 % im Jahr 2060<br />
sinken.<br />
Die Bertelsmannstiftung hat für die<br />
Kommunen in Deutschland für die<br />
Quote der Kinderarmut den SGB II<br />
(Harzt IV) Bezug zur Grundlage genommen.<br />
Für den Landkreis Bayreuth<br />
liegt die Kinderarmut demnach<br />
bei 5.6%. Für den Bereich der Stadt<br />
Bayreuth bei 18.0 %<br />
Was die Situation langfristig für eine<br />
Gesellschaft bedeutet und wie diese<br />
sich darauf einstellt wird uns die<br />
nächsten Jahre beschäftigen. Thema<br />
dieses Aufsatzes ist aber die Frage<br />
nach der Armut und hier insbesonde-<br />
re die Frage nach der Kinderarmut.<br />
Kinderarmut ist auch immer im Zusammenhang<br />
mit prekären Lebensverhältnissen<br />
der Eltern zu sehen.<br />
Seit gut 15 Jahren lässt sich ein Prozess<br />
der Sensibilisierung und Problematisierung<br />
des Themas „Armut bei<br />
Kindern“ verfolgen. Es ist langsam<br />
aber stetig in die Öffentlichkeit gelangt<br />
und wurde so auch Gegenstand<br />
politischer Diskussionen. Ausgangspunkt<br />
waren primäre Problemanzeichen<br />
aus der Praxis sozialer Arbeit<br />
vor Ort, Bericht von Kommunen<br />
und Studien der Wohlfahrtverbände.<br />
Dazu zählt auch die von der AWO<br />
1997 in Auftrag gegebene Studie<br />
„Lebenslagen und Zukunftschancen<br />
von armen Kindern in Deutschland“.<br />
Ursachen und Risiken für Armut<br />
Die Ursachen lassen sich in zwei große<br />
Problemlagen einteilen, zu einem<br />
„Erwerbsprobleme“ und zum anderen<br />
„soziale Probleme“. Im Bereich<br />
der Erwerbsprobleme stellen Langzeitarbeitslosigkeit<br />
sowie seit rund<br />
zehn Jahren vermehrt Erwerbsarbeit<br />
mit Niedrigeinkommen (Teilzeittätigkeit<br />
und Working Poor) die wichtigsten<br />
Ursachengruppen dar. Arbeitende<br />
Arme und arbeitslose Arme<br />
bilden zahlenmäßig heute fast gleich<br />
große Gruppen.<br />
Zu den Ursachen von Armut zählen<br />
weiterhin soziale Probleme wie<br />
Überschuldung, Trennung/Scheidung,<br />
Behinderung/Krankheit oder<br />
Multiproblemlagen. Familien in Multiproblemlagen<br />
stellen die Bevölkerungs-<br />
und anteilsmäßig kleinste<br />
Gruppe der Armutsbetroffenen. Sie<br />
werden aber in der öffentlichen und<br />
politischen Diskussion sehr gerne als<br />
Prototyp von Armut vorgestellt, um<br />
aufzuzeigen, was doch alles an sozialen<br />
Hilfe und finanziellen Leistungen<br />
im Sinne einer Armutsbekämpfung<br />
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