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5. Bettina Bewer Zimmer und Thomas Sudholdt ... - kinomarkt.de

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<strong>5.</strong> <strong>Bettina</strong> <strong>Bewer</strong> <strong>Zimmer</strong> <strong>und</strong> <strong>Thomas</strong> <strong>Sudholdt</strong> 25<br />

Marktforschung <strong>und</strong> Programmentscheidungen<br />

Die bei<strong>de</strong>n Marktforscher erläutern die schwierige Position <strong>de</strong>r Vermarkter<br />

von Inhalten bei <strong>de</strong>njenigen, die für die Werbung ihrer Produkte<br />

das richtige Programmumfeld suchen:<br />

<strong>5.</strong>1. Was wird wie erforscht<br />

An einem durchschnittlichen Fernsehtag wer<strong>de</strong>n in Deutschland ca.<br />

dreißig programmfüllen<strong>de</strong> Filme (90 min.) gesen<strong>de</strong>t. Davon laufen 16<br />

in <strong>de</strong>n öffentlich-rechtlichen Sen<strong>de</strong>rn (ARD, ZDF <strong>und</strong> dritte Programme)<br />

<strong>und</strong> 14 auf <strong>de</strong>n privaten Sen<strong>de</strong>rn. Hinzu kommen 12 Filme pro<br />

Tag auf <strong>de</strong>m PayTV Sen<strong>de</strong>r Premiere.<br />

Die privaten Sen<strong>de</strong>r bestreiten ihre Ausgaben für die Programmbeschaffung<br />

durch ca. 6 Mrd. DM Werbeeinnahmen/Jahr 26 , während <strong>de</strong>n<br />

öffentlich-rechtlichen 9 Mrd. DM/Jahr an Gebühreneinnahmen dafür<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Die großen öffentlich-rechtlichen Sen<strong>de</strong>r sitzen zusammen mit <strong>de</strong>n<br />

privaten in <strong>de</strong>r Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung. Diese AG gibt<br />

bei <strong>de</strong>r GfK (Gesellschaft für Kommunikationsforschung) die Marktforschung<br />

in Auftrag. Diese Marktforschung beinhaltet auch die tägliche<br />

Auswertung <strong>de</strong>r Ergebnisse aus 5200 repräsentativen Haushalten<br />

<strong>de</strong>r Republik über das Fernsehverhalten (Quoten).<br />

In <strong>de</strong>r AG Fernsehforschung sind folgen<strong>de</strong> Sen<strong>de</strong>r vertreten: ARD,<br />

ZDF, SAT.1, PRO7, RTL, RTL2 sowie Kabel1.<br />

25<br />

Herr <strong>Sudholdt</strong> arbeitet für die Agentur IP, die das Programm von RTL, RTL2 <strong>und</strong><br />

Super RTL vermarktet <strong>und</strong> für diese Programme Werbek<strong>und</strong>en sucht. <strong>Bewer</strong> <strong>Zimmer</strong><br />

siehe &6.)<br />

26<br />

1999<br />

60


<strong>5.</strong>2. Fernsehmarkt aus Sicht <strong>de</strong>r Marktforschung<br />

Schematisch gesehen stellt sich <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche Fernsehmarkt wie folgt<br />

dar.<br />

Programmbeschaffung<br />

Zuschauermarkt<br />

Werbemarkt<br />

Der TV Zuschauer befin<strong>de</strong>t sich also gleichsam von ihm selber unbemerkt<br />

in <strong>de</strong>m ständigen Spannungsfeld zwischen einer Programmbeschaffungsinstanz<br />

(im allgemeinen <strong>de</strong>m TV Unternehmen) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Werbemarkt, <strong>de</strong>r aus beinahe allen an<strong>de</strong>ren Unternehmen <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Volkswirtschaft besteht, welche ihre Produkte über das Massenmedium<br />

Fernsehen <strong>de</strong>m Konsumenten anbieten möchten.<br />

Die Interessenslagen <strong>de</strong>r drei teilnehmen<strong>de</strong>n Instanzen sind nicht unbedingt<br />

<strong>de</strong>ckungsgleich: das (private() TV Unternehmen ist an einer<br />

möglichst hohen Zuschauerakzeptanz interessiert, in erster Linie, um<br />

sich gegen seine Mitanbieter durchzusetzen <strong>und</strong> in zweiter Linie, um<br />

<strong>de</strong>r werbetreiben<strong>de</strong>n Industrie ein möglichst attraktiver Partner zu<br />

sein.<br />

Der Zuschauer ist an einem Programmangebot interessiert, welches<br />

sich mit seiner Erwartungshaltung an <strong>de</strong>n jeweiligen TV Anbieter<br />

möglichst <strong>de</strong>ckt. Die Erwartungshaltung spezifiziert sich weiter in eine<br />

partikulare Erwartung zu je<strong>de</strong>m einzelnen Programmplatz <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen<br />

Inhalten.<br />

Der Werbemarkt wie<strong>de</strong>rum ist daran interessiert, seine Waren in einem<br />

möglichst attraktiven, min<strong>de</strong>stens aber in keinem schädlichen<br />

Umfeld einer möglichst grossen Zahl von Konsumenten anbieten zu<br />

können. Dabei wer<strong>de</strong>n negativ besetzte Inhalte (z.B. Krieg, Leid, Bru-<br />

61


talität) was ihre Schädlichkeit für das Produkt angeht, mit unwirksamen<br />

Inhalten (solche die keine hohe Zuschauerakzeptanz erreichen)<br />

gleich bewertet. Allerdings ist zu sagen, dass von <strong>de</strong>r werbetreiben<strong>de</strong>n<br />

Industrie ein positiver aber unwirksamer Inhalt immer noch einem<br />

negativen aber wirksamen vorgezogen wird<br />

<strong>5.</strong>3. Gr<strong>und</strong>lage <strong>de</strong>r Markforschung<br />

Die Marktforschung <strong>de</strong>s Fernsehmarktes durch die GfK funktioniert<br />

folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />

In 5200 repräsentativen Haushalten in Deutschland sind die TV Geräte<br />

über Deco<strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>r Telefonleitung verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> sen<strong>de</strong>n an die<br />

GfK die Daten über das Zuschauerverhalten <strong>de</strong>s Fernsehtages. Seit<br />

1972 ist in dieses Verfahren auch die „Push Button“ Technik integriert.<br />

Das heißt, in Haushalten, wo mehr als eine Person sich <strong>de</strong>s<br />

Fernsehers bedient, hat die Fernbedienung für je<strong>de</strong>n Teilnehmer einen<br />

Knopf, mit <strong>de</strong>m er sich vor <strong>de</strong>m Fernseher an- o<strong>de</strong>r abmel<strong>de</strong>t.<br />

Ermittelt wer<strong>de</strong>n die repräsentativen Haushalte, in<strong>de</strong>m in Wahlkreisen,<br />

die nach ihrer Bevölkerungsstruktur insgesamt genauso zusammengesetzt<br />

sind, wie die Gesamtbevölkerung, sogenannte Sample<br />

Points bestimmt wer<strong>de</strong>n. Von diesen Punkten wer<strong>de</strong>n Interviewer<br />

losgeschickt, die nach einem vorherbestimmten Co<strong>de</strong> bei je<strong>de</strong>m x-ten<br />

Haushalt zunächst sogenannte Screening Interviews durchführen <strong>und</strong><br />

dann anfragen, ob <strong>de</strong>r Haushaltsvorstand mit <strong>de</strong>r Installation <strong>de</strong>s Deco<strong>de</strong>rs<br />

einverstan<strong>de</strong>n ist. Die Haushalte wer<strong>de</strong>n entlohnt, in<strong>de</strong>m die<br />

GfK die Gr<strong>und</strong>gebühren <strong>de</strong>s Telefonanschlußes übernimmt. Als zusätzlicher<br />

Anreiz wer<strong>de</strong>n zweimal im Jahr unter <strong>de</strong>n Teilnehmern Reisen<br />

etc. verlost. Es wer<strong>de</strong>n etwa 24.000 Screening Interviews pro Jahr<br />

durchgeführt. Aus <strong>de</strong>r Gruppe von 5200 Haushalten entfallen durch<br />

Tod, Umzug <strong>und</strong> Kündigung jährlich mehrere H<strong>und</strong>ert, die dann<br />

durch i<strong>de</strong>ntisch strukturierte Haushalte ersetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Zahl von 5200 ist aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r statistischen Sicherheit sehr<br />

hoch. Zum Vergleich: die Wahlvorhersagen, welche mit einer Ungenauigkeit<br />

von lediglich 1% bis 1,5% zutreffen, wer<strong>de</strong>n in einem Kreis<br />

von 1000 Personen durchgeführt.<br />

Alle zwei Jahre wird zur Absicherung <strong>de</strong>r Ergebnisse zusätzlich ein<br />

coinci<strong>de</strong>ntal check durchgeführt. Hierbei wer<strong>de</strong>n unabhängige Forschungsinstitute<br />

gebeten, durch Blitzinterviews am Telefon zu überprüfen,<br />

wie am vorhergegangenen Abend das Fernsehverhalten aus-<br />

62


sah. Diese Ergebnisse wer<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r GfK verglichen. Es ergibt<br />

sich regelmäßig eine Übereinstimmung, die über 90% liegt.<br />

Es hat sich aus einer an<strong>de</strong>ren Untersuchung ergeben, dass 60% bis<br />

80% <strong>de</strong>r Zuschauer während <strong>de</strong>r Daytimephase (bis 19.30 Uhr) neben<br />

<strong>de</strong>m Fernsehen an<strong>de</strong>ren Tätigkeiten nachgehen. Hierbei ist die Gruppe<br />

von jüngeren, aktiven Frauen beson<strong>de</strong>rs hervorzuheben. Für die<br />

Werbewirtschaft war überraschend, dass die Untersuchung ergeben<br />

hat, dass die Erinnerung <strong>de</strong>r Werbebotschaften bei <strong>de</strong>njenigen, die<br />

sich nebenbei mit etwas an<strong>de</strong>rem beschäftigt haben sogar größer<br />

war, als bei <strong>de</strong>n Zuschauern, die ausschließlich fernsahen.<br />

Die Basis <strong>de</strong>r Einnahmen für Werbung durch die Sen<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>t <strong>de</strong>r<br />

Lebensmitteleinzelhan<strong>de</strong>l. Hier ist <strong>de</strong>r Markt durch eine Vielzahl von<br />

beinahe i<strong>de</strong>ntischen Produkten hart umkämpft <strong>und</strong> die Werbung bestimmt<br />

maßgeblich die Position eines Produktes am Markt.<br />

<strong>5.</strong>3.1. Wer treibt Werbung im Fernsehen<br />

Die ersten sieben Investitionsspitzenreiter bei Fernsehwerbung staffeln<br />

sich wie folgt:<br />

Schokola<strong>de</strong><br />

Automobile<br />

Pharmaprodukte<br />

Waschmittel<br />

Bier<br />

Kaffee<br />

Massenmedien<br />

Die Ausgaben liegen zwischen annähernd einer Mrd. DM (Schokola<strong>de</strong>)<br />

<strong>und</strong> 200 Mio. DM (Massenmedien). In 1996 lag die Steigerungsrate<br />

bei <strong>de</strong>n Investitionen für Fernsehwerbung zwischen 7% (Massenmedien)<br />

<strong>und</strong> 29,2% (Schokola<strong>de</strong>).<br />

Die Preise für die Schaltung eines Werbespots wer<strong>de</strong>n in TKP (Tausen<strong>de</strong>r<br />

Kontakt Preis) berechnet. Hierbei wird <strong>de</strong>r Preis durch je eintausend<br />

Zuschauer, die in dreißig Sek<strong>und</strong>en Werbezeit erreicht wer<strong>de</strong>n<br />

konnten, bestimmt. Das Zeitsegment zwischen 21 <strong>und</strong> 22 Uhr ist<br />

63


hier das interessanteste, <strong>de</strong>nn zu diesem Zeitpunkt erreicht die Zuschauerbeteiligung<br />

täglich ihren Höchststand.<br />

M<br />

I<br />

O<br />

Z<br />

U<br />

S<br />

C<br />

H 20 21 22 23 0 1 Uhr<br />

Z E I T<br />

Die Investitionserhöhung ist auch damit zu begrün<strong>de</strong>n, dass sich die<br />

Sehdauer von 1985 bis heute (1999) von 145 Min./Tag auf 185<br />

Min./Tag erhöht hat <strong>und</strong> damit in einem bestimmten Zeitsegment<br />

auch die Anzahl <strong>de</strong>r Zuschauer, die mit Werbung erreicht wer<strong>de</strong>n<br />

können sich wesentlich erhöht hat. Man kann sagen, dass 75% aller<br />

B<strong>und</strong>esbürger je<strong>de</strong>n Abend vor <strong>de</strong>m Fernseher sitzen.<br />

<strong>5.</strong>4. Vorgehensweise Marktforschung:<br />

Die IP vermarktet ab August eines Jahres die Werbeblöcke <strong>de</strong>s betreffen<strong>de</strong>n<br />

Sen<strong>de</strong>rs für das Programm <strong>de</strong>s nächsten Jahres. Dies ist nur<br />

<strong>de</strong>shalb möglich, weil die Programmstrukturen inzwischen bei <strong>de</strong>n<br />

einzelnen Sen<strong>de</strong>rn so <strong>de</strong>tailliert ausgearbeitet wer<strong>de</strong>n, dass jeweils<br />

im August für mehr als 80% <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>zeit schon genau feststeht, was<br />

auf je<strong>de</strong>m einzelnen Programmplatz laufen wird. Das hat ohne Zwei-<br />

64


fel <strong>de</strong>n Nachteil, dass Strukturen betoniert wer<strong>de</strong>n, es für <strong>de</strong>n Zuschauer<br />

keine Überraschungen mehr gibt <strong>und</strong> neue Projekte nur dann<br />

von Sen<strong>de</strong>rn akzeptiert wer<strong>de</strong>n, wenn <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r das betreffen<strong>de</strong><br />

Projekt in seinem Schema unterbringen kann.<br />

Das be<strong>de</strong>utet für Einzelstücke, TV Movies, Fernsehspiele, dass sie<br />

<strong>de</strong>m Genre entsprechen müssen, das <strong>de</strong>r Sen<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m jeweiligen<br />

Programmplatz etabliert hat <strong>und</strong> vorhat fortzuführen, für Serien be<strong>de</strong>utet<br />

es, dass mögliche neue Entwicklungen in <strong>de</strong>n engen Grenzen<br />

bereits vorhan<strong>de</strong>ner <strong>und</strong> etablierter Formate bleiben müssen. Insgesamt<br />

führt das dazu, dass sich <strong>de</strong>r Fernsehmarkt inhaltlich nur sehr<br />

schwer entwickelt.<br />

Die Sen<strong>de</strong>r müssen <strong>de</strong>r Werbewirtschaft gegenüber garantieren, dass<br />

ein Programm, für welches Werbezeiten gebucht wer<strong>de</strong>n, entwe<strong>de</strong>r<br />

stattfin<strong>de</strong>t o<strong>de</strong>r bei Absetzung durch ein gleichwertiges Programm<br />

ersetzt wer<strong>de</strong>n kann.<br />

<strong>5.</strong><strong>5.</strong> Preisgestaltung<br />

Der höchste bisher gezahlte Preis für 30 sek. Werbung war DM<br />

228.000,-. Dieser wur<strong>de</strong> während <strong>de</strong>r Pause zwischen zwei R<strong>und</strong>en<br />

beim letzten Boxkampf Henry Maskes 1998 gezahlt. Im Schnitt beträgt<br />

<strong>de</strong>r Preis für 30 sek Werbung 30.000,- bis 4<strong>5.</strong>000,- DM.<br />

Die Werbeinseln wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Zufallsprinzip bestückt. Das be<strong>de</strong>utet,<br />

kein Werbetreiben<strong>de</strong>r hat das Recht zu bestimmen, neben<br />

welchen Produkten sein Spot stehen wird <strong>und</strong> auch die Eckpunkte,<br />

Anfang <strong>und</strong> En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Blocks, welche bei <strong>de</strong>n Werbetreiben<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs<br />

begehrt sind, wer<strong>de</strong>n ausgelost. Die IP überlegt aber zur Zeit,<br />

ob sie dieses System nicht än<strong>de</strong>rn soll zu Gunsten einer Vergabe <strong>de</strong>r<br />

Eckpositionen an <strong>de</strong>n Höchstbieten<strong>de</strong>n.<br />

Zusätzlich dazu wird IP in Zukunft seinen K<strong>und</strong>en garantieren können,<br />

dass ein gleiches Produkt nicht mehrmals in einem Werbeblock beworben<br />

wer<strong>de</strong>n wird.<br />

Am 30. September je<strong>de</strong>n Jahres ist Buchungsschluss. Ab diesem<br />

Zeitpunkt ist 70% bis 80% <strong>de</strong>r buchbaren Werbezeit vergeben. Ein<br />

Werbetreiben<strong>de</strong>r hat das Recht, <strong>de</strong>n gebuchten Platz innerhalb von<br />

sechs Wochen zu stornieren. Danach fallen, gestaffelt nach <strong>de</strong>r Zeitspanne<br />

bis Ausstrahlung, Gebühren an, die bis zur Höhe <strong>de</strong>r vollen<br />

Erstattung <strong>de</strong>s Kaufpreises für die gebuchte Zeit gehen können.<br />

65


Die IP versucht, auf die Programmgestaltung insofern Einfluss zu<br />

nehmen, als sie die Sen<strong>de</strong>r darauf hinweist, wenn eine vom Sen<strong>de</strong>r<br />

vorgenommene Umstrukturierung eines Fernsehabends langfristig zu<br />

erheblich schlechteren Zuschauerzahlen führt, als man sie zuvor bekam.<br />

Ein Beispiel hierfür ist <strong>de</strong>r Donnerstagabend bei RTL. Bevor RTL<br />

diesen Abend umstrukturiert hat, wur<strong>de</strong> hier <strong>de</strong>rselbe Umsatz gemacht,<br />

<strong>de</strong>n beispielsweise Pro7 von Montag bis Mittwoch einschließlich<br />

machte. Dadurch, dass die Show von Margarete Schreinemakers<br />

ins Programm aufgenommen wur<strong>de</strong> <strong>und</strong> die Struktur dieses Abends<br />

dadurch vollkommen geän<strong>de</strong>rt wur<strong>de</strong>, sind hier die Zuschauer- <strong>und</strong><br />

damit die Umsatzzahlen erheblich gesunken. In einem solchen Fall<br />

berät IP seinen Mandanten <strong>und</strong> versucht darauf hinzuwirken, dass ein<br />

erfolgreiches Konzept wie<strong>de</strong>r aufgenommen wird. In <strong>de</strong>r tat ist RTL zu<br />

inzwischen zu <strong>de</strong>r vorherigen Strukturierung <strong>de</strong>s Donnerstag Abens<br />

zurückgekehrt <strong>und</strong> bietet hier wie<strong>de</strong>r zwei Serien aus <strong>de</strong>m Genreumfeld<br />

<strong>de</strong>r Sitcom bzw. <strong>de</strong>r Comedy an.<br />

<strong>5.</strong><strong>5.</strong>1. Erzielte Reichweiten<br />

Die Werbereichweite eine Blocks liegt durchschnittlich 15% bis 25%<br />

unter <strong>de</strong>r Reichweite <strong>de</strong>s Programms, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Block liegt. Statistisch<br />

gesehen schalten am ehesten jüngere alleinstehen<strong>de</strong> Männer<br />

um, wenn <strong>de</strong>r Werbeblock beginnt. Das lässt sich dadurch erklären,<br />

dass diese Personen ihr Fernsehverhalten nicht mit Partnern diskutieren<br />

müßen <strong>und</strong> ihr Kaufverhalten an<strong>de</strong>rs als Frauen aus <strong>de</strong>m gleichen<br />

Alterssegment an an<strong>de</strong>ren Kriterien ausrichten (soziales Umfeld, angestrebter<br />

Status).<br />

<strong>5.</strong>6. Kooperation mit Inhalteherstellern<br />

Nur bei sehr großen <strong>und</strong> teuren Programmvorhaben wird sich eine<br />

Agentur wie IP bereits in <strong>de</strong>r Entwicklungsphase auch mit Produzenten<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Redaktion zusammensetzen um zu beraten, wie ein Programm<br />

für die Werbetreiben<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs attraktiv gemacht <strong>und</strong><br />

präsentiert wer<strong>de</strong>n kann. Bei einem großen TV Film müssen zwischen<br />

1<strong>5.</strong>000,- <strong>und</strong> 2<strong>5.</strong>000,- DM/Minute durch Werbung refinanziert wer<strong>de</strong>n.<br />

Das be<strong>de</strong>utet, dass es hier sinnvoll ist, bereits in <strong>de</strong>r Konzeptionsphase<br />

über eine möglichst optimal ausgenutzte Verwertungskette <strong>und</strong><br />

das Merchandising zu einem Programm nachzu<strong>de</strong>nken.<br />

Es gibt zur Zeit vermehrt Bestrebungen von Seiten <strong>de</strong>r Werbetreiben<strong>de</strong>n,<br />

<strong>de</strong>m Sen<strong>de</strong>r ein Programm kostenlos zur Verfügung zu stellen<br />

66


im Tausch gegen Werbezeiten. Ein Beispiel hierfür ist die Soap<br />

„Springfield Story“, die von Procter <strong>und</strong> Gamble (Ariel, Fairy Ultra,<br />

Head&Shoul<strong>de</strong>rs, Valensina etc.) produziert wird <strong>und</strong> RTL im Tausch<br />

gegen Werbezeiten auch in an<strong>de</strong>ren Programmen <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>rs zur<br />

Verfügung gestellt wird.<br />

Bei großen Sen<strong>de</strong>rn gibt es aber in Deutschland an<strong>de</strong>rs als in <strong>de</strong>n<br />

USA auch in naher Zukunft keine Möglichkeiten für private Investoren,<br />

über die Zurverfügungstellung von Programm mit <strong>de</strong>n Sen<strong>de</strong>rn<br />

ins Geschäft zu kommen, <strong>de</strong>nn die Sen<strong>de</strong>r wollen ihre Programmhoheit<br />

behalten <strong>und</strong> selber über Inhalte <strong>und</strong> Formate bestimmen.<br />

Bei kleineren Sen<strong>de</strong>rn, vor allem auf sich neu etablieren<strong>de</strong>n Fernsehmärkten<br />

wie Osteuropa, wo es erst seit wenigen Jahren ein Day<br />

Time TV gibt, ist dies aber möglich <strong>und</strong> auch durchgängig die allgemeine<br />

Praxis.<br />

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