Leitfaden axiale Spondyloarthritis (aSpA)
Leitfaden axiale Spondyloarthritis (aSpA)
Leitfaden axiale Spondyloarthritis (aSpA)
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<strong>Leitfaden</strong><br />
<strong>axiale</strong> <strong>Spondyloarthritis</strong> (<strong>aSpA</strong>)
Vorwort zur 2. Auflage<br />
Das rasche Fortschreiten wissenschaftlicher Erkenntnisse aber auch der Erfolg<br />
unseres <strong>Leitfaden</strong>s hat erfreulicherweise nach relativ kurzer Zeit, eine zweite<br />
überarbeitete Auflage notwendig gemacht.<br />
Dabei soll schon im leicht geänderten Titel unserer Arbeit sichtbar werden:<br />
haben wir in der ersten Auflage noch vom <strong>Leitfaden</strong> <strong>Spondyloarthritis</strong> (SpA)<br />
gesprochen, soll der neue <strong>Leitfaden</strong> <strong>axiale</strong> <strong>Spondyloarthritis</strong> (<strong>aSpA</strong>) heißen. Diese<br />
Titeländerung folgt dem Konzept internationaler und nationaler Experten die Entität<br />
SpA in zwei Untergruppen zu unterteilen, nämlich die periphere- und eben die <strong>axiale</strong><br />
SpA. Der vorliegende <strong>Leitfaden</strong> wird sich entsprechend vor allem mit der <strong>axiale</strong>n SpA<br />
beschäftigen.<br />
Die Austrian <strong>Spondyloarthritis</strong> Task Force (ASPAT) ist eine Initiative von Medizinern<br />
verschiedener Fachrichtungen, die sich mit der Diagnose und Therapie der SpA<br />
beschäftigen. Ziele sind die Sensibilisierung für diese Erkrankungsgruppe und die<br />
Vermittlung des aktuellen Wissensstandes zur Diagnose und Therapie der SpA. Im<br />
Zentrum steht der möglichst frühe Therapiebeginn als wesentlicher prognostischer<br />
Faktor der SpA. Um die frühzeitige Diagnose voranzutreiben, bietet die ASPAT<br />
spezifische Workshops und Fortbildungstools für interessierte RheumatologInnen,<br />
OrthopädInnen und niedergelassene AllgemeinmedizinerInnen an. Einen Beitrag soll<br />
auch der vorliegende <strong>Leitfaden</strong> leisten, der die aktuelle Datenlage zusammenfasst<br />
und einen Überblick über das Management der <strong>aSpA</strong> auf Basis des heutigen<br />
Wissensstandes gibt.<br />
Mitglieder der ASPAT:<br />
OA Dr. Wolfgang Ebner, Wien (Leitung)<br />
OA Dr. Jutta Stieger, Wien<br />
Priv.-Doz. OA Dr. Josef Hermann, Graz<br />
Univ.-Prof. DDr. Manfred Herold, Innsbruck<br />
Univ.-Prof. Dr. Kurt Redlich, Wien<br />
Univ.-Prof. Dr. Michael Schirmer, Innsbruck<br />
Prim. Dr. Dietmar Striberski, Bludenz
Inhalt<br />
Einleitung 1<br />
Bedeutung der Frühdiagnose 2<br />
Epidemiologie 3<br />
Diagnostik 3<br />
Konventionelles Röntgen ist für die Frühdiagnose ungeeignet 5<br />
MRT im Frühstadium Bildgebung Wahl 5<br />
Sonographie 5<br />
Stellenwert von HLA-B27, CRP und BSG 5<br />
Neue Klassifikationskriterien erfassen Frühstadium der <strong>aSpA</strong> 6<br />
Bedeutung der Frühdiagnose 7<br />
Therapieziel 7<br />
Nichtsteroidale Antirheumatika 7<br />
Kortikosteroide 8<br />
Konventionelle DMARDs 8<br />
TNF-a-Blocker 8<br />
Frühe und langfristige Therapie 9<br />
Erstmalige Zulassung eines TNF-a-Blockers bei der nr. <strong>axiale</strong>n SpA 9<br />
Anhaltende Wirksamkeit bei AS 9<br />
Wirkung auf Begleiterkrankungen der AS 10<br />
Operative Eingriffe 10<br />
Monitoring 11<br />
Conclusio 11<br />
Statements der ASPAT zu Bedeutung einer Frühdiagnose bei <strong>axiale</strong>r SpA 12<br />
Literatur 14
Einleitung<br />
Zu den Spondyloarthritiden (SpA) zählen entzündliche Erkrankungen des Skeletts, die<br />
durch bestimmte pathophysiologische und klinische Gemeinsamkeiten, wie das<br />
Auftreten von Arthritiden, Enthesitiden, Iridozyklitiden, Psoriasis, entzündlichen<br />
Darmerkrankungen, der gehäuften Assoziation mit dem HLA-B27 und dem Auftreten<br />
einer Sakroiliitis und/oder Spondylitis definiert sind. Typischerweise manifestiert sich<br />
der periphere Gelenkbefall, wenn vorhanden, vorwiegend an den unteren Extremitäten<br />
und ist meist asymmetrisch. Entsprechend dem Vorschlag der ASAS-Gruppe<br />
(Assessment of <strong>Spondyloarthritis</strong> International Society) sind zwei Gruppen von<br />
Spondyloarthritiden zu unterscheiden:<br />
ldie vorwiegend periphere SpA, die die reaktive Arthritis, die Psoriasis-Arthritis, die<br />
enteropathische <strong>Spondyloarthritis</strong> und die undifferenzierte <strong>Spondyloarthritis</strong><br />
umfassen und<br />
ldie vorwiegend <strong>axiale</strong> SpA (<strong>aSpA</strong>), zu denen die nativ-radiologisch nicht<br />
nachweisbare <strong>aSpA</strong> sowie die ankylosierende Spondylitis (AS) als Prototyp der<br />
<strong>aSpA</strong> zählen. Zwischen der peripheren SpA und der <strong>aSpA</strong> gibt es einen<br />
Überlappungsbereich von ca. 20–40%.<br />
Der vorliegende <strong>Leitfaden</strong> beschäftigt sich primär mit der <strong>aSpA</strong>.<br />
Abbildung 1: Konzept der <strong>axiale</strong>n SpA<br />
Axiale SpA<br />
nr-ax SpA<br />
AS nach<br />
vorheriger<br />
nr-ax Spa<br />
AS<br />
nicht jede<br />
nr. <strong>axiale</strong> SpA<br />
entwickelt sich<br />
zu einer AS<br />
vorliegen einer<br />
AS bereits zum<br />
Diagnose-Zeitpunkt<br />
1
Bedeutung der Frühdiagnose<br />
Ein ganz wichtiges Frühsymptom der <strong>aSpA</strong> ist der entzündliche Rückenschmerz. Um<br />
Patienten mit <strong>aSpA</strong> zu erkennen ist es zunächst wichtig, im Gesamtkollektiv aller Patienten<br />
mit chronischen Rückenschmerzen jene mit entzündlichem Rückenschmerz zu identifizieren.<br />
Nicht immer tritt die <strong>aSpA</strong> allerdings primär in Form von Rückenschmerzen in<br />
Erscheinung: extraartikuläre oder extraskelettale Begleiterkrankungen können manchmal<br />
auch als Erstmanifestation auf eine <strong>aSpA</strong> hinweisen. Diese Begleiterkrankungen der <strong>aSpA</strong><br />
treten mit folgender Häufigkeit auf:<br />
lUveitis 30–40% (v.a. Uveitis anterior)<br />
lEnthesitis 30–40%<br />
lPsoriasis ca. 16%<br />
lMorbus Crohn/Colitis ulcerosa ca. 10%<br />
Eine Diagnose bereits im Stadium der radiologisch noch nicht nachweisbaren, <strong>aSpA</strong> führt<br />
bei adäquater Therapie nicht nur zu einer raschen Linderung der Schmerzen und damit zu<br />
einer raschen Verbesserung der Lebensqualität, sondern trägt auch zur Verbesserung und<br />
3<br />
Erhaltung der Beweglichkeit bei. Das ist umso wichtiger, als Studien gezeigt haben, dass<br />
Krankheitsaktivität und Schmerzen bei Patienten mit nicht radiografischer <strong>axiale</strong>r SpA<br />
ähnlich hoch sind wie bei Patienten mit AS.<br />
Die Frühintervention hat durch die Verringerung von Arbeitsfehlzeiten und<br />
4<br />
Frühpensionierungen darüber hinaus auch positive ökonomische Effekte.<br />
Tabelle 1: Vergleich der Krankheitsaktivität, Schmerzen bei nr. <strong>axiale</strong>r SpA und AS<br />
Cohort Data<br />
RCT Data*<br />
1<br />
GESPIC<br />
N=236 N=119 N=226<br />
All AS AS nraxSpA<br />
> 5<br />
years > 5<br />
years<br />
2<br />
Kiltz<br />
N=56 N=44<br />
AS nraxSpA<br />
3, 4<br />
ESPAC<br />
N=68<br />
IBP<br />
Symptoms<br />
> 2 years<br />
(AS & nraxSpA)<br />
5<br />
Atlas<br />
N=315<br />
AS<br />
6<br />
Ability I<br />
N=185<br />
nraxSpA<br />
7<br />
Haibel<br />
N=46<br />
nraxSpA<br />
BASDAI<br />
(0–10)<br />
4.0<br />
4.0<br />
3.9<br />
4.2<br />
3.6<br />
3.6<br />
6.3<br />
6.5<br />
6.3<br />
Total Back Pain<br />
VAS (0–10)<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
4.7<br />
6.5<br />
6.9<br />
–<br />
Total Pain<br />
VAS (0–10)<br />
5.0<br />
4.8<br />
4.8<br />
4.7<br />
4.0<br />
–<br />
–<br />
6.8<br />
7.2<br />
Patient Global<br />
Assessment of<br />
Disease Activity<br />
VAS (0–10)<br />
5.0<br />
5.0<br />
4.9<br />
4.6<br />
4.0<br />
3.8<br />
6.3<br />
6.8<br />
6.8<br />
BASFI<br />
(0–10)<br />
3.1<br />
3.1<br />
2.5<br />
3.2<br />
2.4<br />
2.6<br />
5.4<br />
4.7<br />
5.2<br />
BASMI<br />
(0–10)<br />
2.0<br />
1.9<br />
1.1<br />
–<br />
–<br />
1.1<br />
4.2/3.8<br />
1.8<br />
1.3<br />
* Patients in RCTs were selected for high disease activity<br />
1) Rudwaleit. Arthritis Rheum. 2009:60(3)717–727. 2) Kiltz et al. EULAR 2011, FRI0529 3) Heuft-Dorenbosch et al. Ann Rheum Dis 2007;66:92–98.<br />
4) van Onna M et al. Ann Rheum Dis 2011;70:1981–1985 5) van der Heijde et al. Arthritis Rheum 2006;54(7):2136–2146. 6) Sieper et al. ACR<br />
2011. Tues2486A. 7) Haibel et al. Arthritis Rheum 2008;58(7):1981–91.<br />
2
Epidemiologie<br />
Studien weisen international unterschiedliche Prävalenzraten der Gesamtheit der SpA (also<br />
auch einschließlich der peripheren Manifestationen) auf, für Kaukasier dürfte die Prävalenz<br />
zwischen 0,5% und 2% liegen. Die AS ist die häufigste Erkrankungsform der SpA, ihre<br />
2<br />
Prävalenz liegt in Europa zwischen 0,2% (Niederlande) und 1,4% (Norwegen). Die Prävalenz<br />
der AS korreliert mit der ebenfalls stark schwankenden Prävalenz des HLA-B27 in der<br />
jeweiligen Population. Männer sind von AS häufiger betroffen als Frauen (3:1). Bei der<br />
nichtradiografischen <strong>axiale</strong>n SpA liegt die Verteilung zwischen Männern und Frauen bei 1:1.<br />
Epidemiologische Daten für Österreich liegen nicht vor, die Prävalenzraten dürften sich aber<br />
im Rahmen der Werte für Deutschland halten und damit für die AS bei 0,5% liegen.<br />
Typisch für die SpA ist auch, dass sie vor allem in jungen Jahren auftritt und somit Patienten<br />
in den produktivsten Jahren betrifft. Im Mittel treten erste Symptome um das 26. Lebensjahr<br />
auf, ein Auftreten von Beschwerden nach dem 45. Lebensjahr ist äußerst selten.<br />
Diagnostik<br />
Die SpA wird immer noch mit einer Verzögerung von mehr als 5 Jahren diagnostiziert. Dem<br />
will die ASPAT entgegen wirken. In der Praxis liegt die Herausforderung darin, aus der großen<br />
Zahl von Patienten mit chronischen Rückenschmerzen (Prävalenz in einer Allgemeinpraxis<br />
5,6 2<br />
immerhin 30%) diejenigen mit einer <strong>aSpA</strong> herauszufiltern, liegt doch bei 5–10% der chronischen<br />
Rückenschmerzen eine <strong>aSpA</strong> zugrunde. Durch enge Kooperation von AllgemeinmedizinerInnen,<br />
RheumatologInnen, OrthopädInnen, RadiologInnen und OphthalmologInnen<br />
ist eine Verkürzung der Diagnoselatenz und damit eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität<br />
der PatientInnen ein realistisches Ziel, da die Verdachtsdiagnose oft auch ohne<br />
aufwändige apparative Diagnostik gestellt werden kann. Um die Erkrankung möglichst früh<br />
zu erkennen, ist es wichtig, überhaupt an die Möglichkeit einer <strong>aSpA</strong> als Ursache für den<br />
chronischen Rückenschmerz zu denken und besonders bei Patienten unter 45 Jahren mit<br />
monatelang anhaltenden Rückenschmerzen gezielt auf weitere Verdachtszeichen zu achten<br />
(Tab.2).<br />
3
Tabelle 2:<br />
Verdachtsmomente für <strong>axiale</strong> SpA<br />
folgende Symptome/Angaben sollten bei Patienten < 45 Jahren mit > 3 Monate anhaltendem<br />
8<br />
Rückenschmerz an eine <strong>axiale</strong> SpA denken lassen (modifiziert nach Rudwaleit )<br />
Variable<br />
Definition<br />
Entzündlicher<br />
Rückenschmerz<br />
Arthritis<br />
Familienanamnese<br />
Psoriasis<br />
Chronische entzündliche<br />
Darmerkrankung<br />
Dactylitis<br />
Enthesitis<br />
Uveitis anterior<br />
Gutes Ansprechen auf NSAR<br />
HLA-B27<br />
Erhöhtes CRP<br />
Sacroiliitis im Röntgen<br />
Sacroiliitis im MR<br />
wenn 4 der folgenden 5 Kriterien erfüllt sind (Sensitivität 79,5%, Spezifität 72,4%)<br />
Beginn der Beschwerden vor dem 40. Lebensjahr<br />
schleichender Beginn<br />
Besserung bei Bewegung<br />
keine Besserung in Ruhe<br />
Nachtschmerz (mit Besserung beim Aufstehen)<br />
aktive Synovitis oder Synovitis in der Anamnese<br />
Verwandte 1. oder 2. Grades mit<br />
AS<br />
Psoriasis<br />
Uveitis<br />
reaktiver Arthritis<br />
chronisch entzündlicher Darmerkrankung<br />
bestehend oder in der Anamnese<br />
bestehend oder in der Anamnese<br />
bestehend oder in der Anamnese<br />
bestehend oder in der Anamnese<br />
Spontanschmerzhafitgkeit oder Druckschmerzhaftigkeit der Insertionsstelle<br />
der Achillessehne oder der Fascia plantaris am Calcaneus<br />
bestehend oder in der Anamnese; durch einen Ophtalmologen bestätigt<br />
Schmerz um mindestens 50% gebessert (Grundlage AMOR-Kriterien)<br />
positiver Nachweis<br />
CRP über der oberen Grenze bei bestehendem Kreuzschmerz, nach Ausschluss<br />
anderer Ursachen für eine CRP-Erhöhung<br />
bilateral Grad 2–4, unilateral Grad 3–4, gemäß den modifizierten<br />
New York-Kriterien<br />
aktive entzündliche Läsionen des Sacroiliacalgelenks mit Knochenmarködem/<br />
Osteitis<br />
8<br />
In einer deutschen Studie , überwiesen niedergelassene Orthopäden und Allgemeinmediziner<br />
Patienten, die eines oder mehr der 3 Kriterien – entzündlicher Rückenschmerz,<br />
HLA-B27- Positivität oder Sacroiliitis in der Bildgebung – erfüllten, an ein Rheumazentrum.<br />
Bei über 45% dieser Patienten wurde eine <strong>aSpA</strong> diagnostiziert. Patienten mit chronischem<br />
Rückenschmerz und einem Verdachtsmoment auf SpA sollten daher möglichst bald zur<br />
weiteren Abklärung an einen Rheumatologen überwiesen werden.<br />
4
Konventionelles Röntgen ist für die Frühdiagnose ungeeignet<br />
Im konventionellen Röntgen sind Veränderungen im Sinne einer Sakroiliitis bei der Mehrzahl<br />
(50–70%) der symptomatischen Patienten erst nach mehreren Jahren nachweisbar, bei<br />
15–25% der Patienten sogar erst über 10 Jahre nach Symptombeginn. Schon der Begriff<br />
„Sakroiliitis“ ist unglücklich gewählt weil die Veränderungen die man im konventionellen<br />
Röntgen an den Sakroiliiakalgelenken sieht, keinesfalls Ausdruck einer floriden Entzündung,<br />
sondern vielmehr deren Folgen oder Endzustand darstellen.<br />
Ein „unauffälliges“ konventionelles Röntgen schließt daher eine <strong>aSpA</strong> keinesfalls aus! Die im<br />
konventionellen Röntgen nachweisbare Sakroiliitis sollte daher nicht als diagnostischer<br />
Parameter betrachtet, sondern eher als Marker für den Schweregrad bzw. die Chronizität der<br />
Erkrankung gewertet werden. Heute geht man von einem Krankheitskontinuum beginnend<br />
mit einer radiologisch nicht nachweisbaren spinalen Entzündung hin zum radiologisch<br />
nachweisbaren Stadium aus (Abbildung 2). Wichtig ist in diesem Zusammenhang allerdings<br />
zu erwähnen, daß keinesfalls alle, sondern lediglich 36-59% der Patienten mit nicht<br />
39<br />
radiologischer aSPA im Laufe von 10 Jahren tätsächlich eine AS entwickeln .<br />
Abbildung 2: möglicher Verlauf einer nr. Axialen SpA bis hin zu einer AS<br />
Nr. Axialer SpA<br />
(ASAS Kriterien für <strong>axiale</strong> SpA)<br />
chronischer<br />
Rückenschmerz<br />
chronischer<br />
Rückenschmerz<br />
Ankylosierende Spondylitis<br />
(nach modifizierten NY-Kriterien)<br />
chronischer<br />
Rückenschmerz<br />
im MRT nachweisbare<br />
aktive<br />
Sakroiliitis<br />
Röntgenologisch<br />
nachweisbare<br />
Sakroiliitis<br />
Syndesmophyten<br />
Bei den meisten Patienten zeigt sich eine<br />
röntgenologisch nachweisbare Sakroiliitis<br />
1<br />
5–10 Jahre nach Symptombeginn<br />
Zeit<br />
Wenn bereits im Projektionsröntgen eindeutige Veränderungen einer Sakroiliitis vorliegen, ist<br />
kein weiteres bildgebendes Verfahren zur Bestätigung dieses Befundes nötig, bei negativem<br />
Befund sollte ein MRT durchgeführt werden.<br />
MRT im Frühstadium Bildgebung der Wahl<br />
Mit der Magnetresonanztomographie können, auch wenn im konventionellen Röntgen noch<br />
keine Veränderungen sichtbar sind, aktive entzündliche Läsionen der Sakroiliakalgelenke<br />
oder der Wirbelsäule durch Nachweis eines Knochenmarködems bzw. einer Osteitis in<br />
1<br />
einem sehr frühen Stadium festgestellt werden. Darüber hinaus können auch Enthesitiden<br />
gut dargestellt werden.<br />
Sonographie<br />
Mittels Sonographie lassen sich vor allem Synovialitiden und Enthesitiden gut erfassen.<br />
Stellenwert von HLA-B27, CRP und BSG<br />
Mehr als 90% der Patienten mit AS sind HLA-B27-positiv, das heißt aber, dass ein fehlender<br />
Nachweis von HLA-B27 eine AS keinesfalls ausschließt! Als Suchtest ist der Nachweis von<br />
HLA-B27 nicht geeignet, da rund 8% der gesunden Bevölkerung Träger dieses Gens sind.<br />
1<br />
CRP und BSG sind nur bei 50–70% der Patienten mit aktiver AS erhöht.<br />
5
Neue Klassifikationskriterien erfassen Frühstadien der <strong>aSpA</strong><br />
Die Diagnose <strong>aSpA</strong> wird heute durch Kombination von klinischen Parametern, Laborparametern<br />
und MRT gestellt. Die neuen Klassifikationskriterien der ASAS für die <strong>aSpA</strong><br />
(Abbildung 3) berücksichtigen nun auch alle Patienten mit <strong>aSpA</strong>, bei denen eben noch keine<br />
Veränderungen im konventionellen Röntgen zu sehen sind, was auch für eine frühzeitige<br />
Diagnose entscheidend ist. Die New York-Kriterien forderten im Gegensatz dazu einen<br />
röntgenologischen Nachweis einer Sakroiliitis und sind daher für die Diagnose der <strong>aSpA</strong><br />
völlig ungeeignet. Sie wurden ähnlich wie die neuen Klassifikationskriterien primär für<br />
klinische Studien und nicht für die Anwendung in der täglichen Praxis entwickelt.<br />
7<br />
Abbildung 3: ASAS-Klassifikationskriterien für die <strong>axiale</strong> <strong>Spondyloarthritis</strong> (<strong>aSpA</strong>)<br />
Für Patienten mit chronischem Rückenschmerz (> 3 Monate) und<br />
einem Symptombeginn vor dem 45. Lebenjahr<br />
Sakroiliitis in der Bildgebung<br />
(Röntgen/MRT)<br />
plus<br />
> 1 weiteres Merkmal*<br />
für eine SpA<br />
oder<br />
HLA-B27<br />
plus<br />
> 2 weitere Merkmale*<br />
für eine SpA<br />
*weitere Merkmale einer SpA:<br />
Entzündlicher Rückenschmerz<br />
Arthritis<br />
Enthesitis<br />
Uveitis<br />
Dactylitis<br />
Psoriasis<br />
M. Crohn/C. ulcerosa<br />
Gutes Ansprechen auf NSAR<br />
positive Anamnese für SpA<br />
HLA-B27-Positivität<br />
Erhöhtes CRP<br />
6
Bedeutung der Frühdiagnose<br />
Das frühzeitige, therapeutische Management der <strong>aSpA</strong> umfasst in der Regel eine Kombination<br />
aus nicht-medikamentösen (Physiotherapie, Wirbelsäulengymnastik, Balneotherapie,<br />
Sport u.a.) und medikamentösen Maßnahmen (Abbildung 3).<br />
9<br />
Abbildung 4: ASAS/EULAR Empfehlungen zur Behandlung der AS<br />
Fortbildung,<br />
Bewegung,<br />
Physikalische<br />
Therapie,<br />
Rehabilitation,<br />
Patientenorganisationen,<br />
Selbsthilfegruppen<br />
Axiale<br />
Manifestationen<br />
NSAIDs<br />
Periphere<br />
Manifestationen<br />
Sulfasalazin<br />
Glukokortikoide lokal<br />
TNF Blocker<br />
Analgetika<br />
Chirurgische<br />
Korrektur<br />
Wie schon erwähnt können die Krankheitsaktivität und Schmerzintensität bei der <strong>aSpA</strong><br />
bereits zu Krankheitsbeginn, bzw in sehr frühen Krankheitsstadien sehr hoch sein. Daher<br />
sollte mit der Therapie so rasch wie möglich begonnen werden. Bei unzureichendem<br />
Ansprechen von zwei verschiedenen NSAR nach 4-wöchiger Therapie mit adäquater NSAR<br />
Dosierung, empfiehlt die ASAS Gruppe eine Therapie mit einem TNF Blocker.<br />
Das gilt besonders für Patienten, bei denen mit einem raschen Fortschreiten der Erkrankung<br />
gerechnet werden muss. Ungünstige prognostische Faktoren sind: früher Befall der<br />
Hüftgelenke, schlechtes Ansprechen auf NSAR, radiologische Veränderungen bei<br />
10<br />
Erstmanifestation, männliches Geschlecht und extraspinale Manifestationen.<br />
Therapieziel<br />
Die <strong>aSpA</strong> ist mit heutigen Mitteln nicht heilbar. Ob ein früher Therapiebeginn eine<br />
Progressionsverzögerung bewirken kann, ist nicht klar bewiesen. Die antiphlogistischanalgetische<br />
Therapie zur Schmerzlinderung und damit Verbesserung der Lebensqualität ist<br />
aber auf jeden Fall frühzeitig einzusetzen. Darüberhinaus haben mehrere Studien (Haibel et<br />
al. thritis Rheum 2008, Barkham et al A&R 2009, Song et al Ann Rheum Dis 2011) klar<br />
gezeigt, dass eine Therapie mit TNF-Blockern auch bei <strong>aSpA</strong> Patienten, die noch keine<br />
Veränderungen im konventionellen Röntgen zeigen und somit auch die New York AS<br />
11-13<br />
Kriterien nicht erfüllen, wirksam ist .<br />
Nichtsteroidale Antirheumatika<br />
NSAR sind die Basis der medikamentösen Therapie der <strong>aSpA</strong>. Sie zeigen bei bis zu 60% der<br />
14<br />
Patienten eine sehr gute Wirkung vor allem auf die Schmerzen am Stammskelett. Ihr Ein-<br />
14<br />
satz wird vor allem während aktiver Krankheitsphasen empfohlen , aber oft ist auch die<br />
15<br />
kontinuierliche Gabe erforderlich, um einen guten klinischen Erfolg zu erzielen . Es liegen<br />
Studien vor, die eine Verzögerung der radiologisch nachweisbaren Progression an der<br />
16<br />
Wirbelsäule bei kontinuierlicher Gabe von NSAR beschreiben .<br />
COX-2-selektive NSAR sind vergleichbar wirksam wie die nicht COX-2-selektiven NSAR, bei<br />
besserer gastrointestinaler Verträglichkeit. Bei Kontraindikationen gegen NSAR oder einer<br />
NSAR-Unverträglichkeit sind andere Analgetika (Paracetamol, Opioide) indiziert. Diese<br />
werden auch bei ungenügender Wirkung von NSAR, wie dies bei mehr als 40% der Patienten<br />
17<br />
der Fall sein kann, zusätzlich eingesetzt . Die bekannten gastrointestinalen Nebenwirkungen<br />
von NSAR und das unter Dauertherapie erhöhte kardiovaskuläre Risiko sind unter Berück-<br />
7
sichtigung des individuellen Risikoprofils des jeweiligen Patienten bei der Therapieplanung<br />
zu berücksichtigen. Bei Einsatz von NSAR ist an eine begleitende Magenschutztherapie<br />
zu denken. Es gibt vereinzelt Hinweise dafür, dass eine Therapie der AS<br />
mit NSAR eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) auslösen oder bei<br />
bestehender CED zu einem Schub führen kann; hier dürften selektive COX-2 Hemmer<br />
einen Vorteil bieten. Der Einsatz von NSAR bei Patienten mit CED sollte daher jedenfalls<br />
in Zusammenarbeit mit einem Gastroenterologen erfolgen.<br />
Kortikosteroide<br />
Die lokale Injektion von Kortikosteroiden in Gelenke oder im Bereich von Sehnenansatzstellen<br />
bei Enthesitiden ist meist gut wirksam. Für den positiven Effekt einer<br />
systemischen Kortikosteroidtherapie bei <strong>aSpA</strong> fehlt die Evidenz.<br />
Konventionelle DMARDs<br />
Disease-modifying antirheumatic drugs (DMARDs) haben sich bei <strong>aSpA</strong> als weitgehend<br />
30–33<br />
wirkungslos erwiesen.<br />
Bei peripherer Beteiligung kann aber ein Therapieversuch mit Sulfasalazin oder MTX<br />
oder Sulfasalazin erfolgreich sein.<br />
TNF-a-Blocker<br />
Patienten, die auf NSAR nicht oder nur ungenügend ansprechen, sollten nach Ausschluss<br />
von Kontraindikationen, rechtzeitig mit TNF-a-Blockern behandelt werden.<br />
TNF-a-Blocker unterdrücken die Entzündung an den Wirbelkörpern und im Bereich der<br />
18–21<br />
Sakroiliakalgelenke sehr effektiv . Aber sie sind nicht nur antiphlogistisch und<br />
analgetisch gut wirksam, sondern verringern auch die krankheitsbedingte Steifigkeit<br />
und Müdigkeit. Darüber hinaus zeigen sie auch gegen die extraskelettalen Manifestationen<br />
der SpA, wie Uveitis, Morbus Crohn bzw. Colitis ulcerosa und Psoriasis eine<br />
gute Wirkung. Prädiktoren für ein gutes Ansprechen auf TNF-a-Blocker sind:<br />
ljüngeres Alter<br />
22<br />
lein früher Therapiebeginn (kurze Krankheitsdauer)<br />
leine gute Funktion der Wirbelsäule (niedriger BASFI)<br />
23<br />
leine initial höhere Krankheitsaktivität<br />
Bei einzelnen Patienten kann mit TNF-a-Blockern aber auch in einem späteren Krankheitsstadium,<br />
bei schlechterer funktioneller Kapazität oder niedrigem bzw. normalem<br />
CRP ein gutes Ansprechen erzielt werden. Klinische Variablen haben bei der<br />
Indikationsstellung zur Therapie höhere Wertigkeit als Laborparameter oder Befunde<br />
der Bildgebung.<br />
8
Frühe und langfristige Therapie<br />
Die Chance auf eine Remission unter einer TNF-aTherapie ist bei Patienten mit<br />
kürzerer Erkrankungsdauer höher als bei bereits längerem Krankheitsverlauf (< 10<br />
22<br />
Jahre: 35%, 10–20 Jahre: 24%, > 20 Jahre: 0%) . Als relevantes klinisches<br />
Ansprechen ist eine Verbesserung des initialen BASDAI um 50% (BASDAI50-<br />
Ansprechen) nach 12-wöchiger Therapie definiert, eine allgemeingültige Definition des<br />
Responses gibt es derzeit bei <strong>aSpA</strong> nicht.<br />
Zur Entscheidung über den Einsatz von TNF-alpha-Blockern bei der <strong>axiale</strong>n SpA (nr.<br />
<strong>axiale</strong> SpA + AS) werden die Therapieempfehlungen des ASAS-Konsensus 2010<br />
herangezogen.<br />
1. Klassifikation des Patienten laut ASAS Kriterien für die <strong>axiale</strong> SpA (nr. <strong>axiale</strong><br />
SpA + AS)<br />
2. Basis: Therapie mit NSAR<br />
3. Bei unzureichendem Ansprechen von mindestens 2 NSARs (über eine Dauer<br />
von 4 Wochen mit max. empfohlener Dosierung)<br />
4. wird eine Therapie mit einem TNF-a-Blocker empfohlen<br />
Die Verschreibung muss jedenfalls durch einen/eine Facharzt/-ärztin mit dem Additivfach<br />
Rheumatologie oder durch Zentren, die berechtigt sind, in diesem Gebiet auszubilden,<br />
erfolgen. Im Therapieverlauf sind klinische Kontrollen zur Dokumentation der<br />
Krankheitsaktivität (z. B. BASDAI oder ASAS core set) und zum Ausschluss von<br />
Infektionen notwendig. Nach drei Monaten sollte eine Evaluierung der Wirkung erfolgen,<br />
nur bei Patienten die eine Verbesserung des BASDAI-Wertes um > 2 oder um > 50%<br />
erzielen sollte die bestehende Therapie fortgesetzt werden. Nach Absetzen einer<br />
erfolgreichen Therapie ist oft innerhalb von wenigen Wochen bis Monaten mit einem<br />
27,28<br />
Relaps zu rechnen .<br />
37<br />
Erstmalige Zulassung eines TNF-a-Blockers bei der nr. <strong>axiale</strong>n SpA<br />
Ein klinisch relevantes ASAS40 Ansprechen bei der nr. <strong>axiale</strong>n SpA konnte in der<br />
Zulassungsstudie Ability I von Adalimumab gezeigt werden. In dieser Studie wurde<br />
erstmals ein ASAS 40 Ansprechen als primärer Endpunkt gewählt, dabei konnten 36%<br />
38<br />
der Patienten, diesen Parameter nach 12 Wochen erreichen .<br />
Anhaltende Wirksamkeit bei AS<br />
Studien belegen für alle vier für die Therapie der AS zugelassenen TNF-aBlocker<br />
(Adalimumab, Etanercept, Infliximab, Golimumab) eine vergleichbare Wirksamkeit. Wie<br />
26<br />
die ATLAS - Studie für Adalimumab bei NSAR-Nonrespondern zeigt, kommt es bereits<br />
nach zweiwöchiger Therapie mit einem TNF-a-Blocker zu einer ersten Besserung der<br />
Symptomatik. Patienten profitieren durch eine rasche und anhaltende Verringerung des<br />
Rückenschmerzes auch während der Nacht, durch geringere Schmerzen bei der<br />
Enthesitis und eine verbesserte Beweglichkeit der Wirbelsäule. Die Patienten zeigen<br />
unter einer Adalimumab-Therapie weniger Tagesmüdigkeit und sind darüber hinaus<br />
27<br />
leistungsfähiger . Auch bei Patienten mit vollständiger spinaler Ankylose konnten<br />
28<br />
substanzielle Therapieerfolge erzielt werden .<br />
9
Wirkung auf Begleiterkrankungen der AS<br />
Ein Kriterium bei der Wahl eines TNF-a-Blockers kann auch dessen Wirkung auf<br />
extraskelettale Manifestationen sein: Die monoklonalen Antikörper Adalimumab und<br />
Infliximab konnten zeigen, dass sie auch gut auf mögliche Begleiterkrankungen wie<br />
Uveitis, Enthesitits, psoriatische Haut- und Nagelveränderungen und entzündliche<br />
Darmerkrankungen (Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) wirken.<br />
32<br />
Abbildung 5: Beispiel: Wirkung von Adalimumab auf die Uveitis bei AS Patienten<br />
250<br />
Schübe vor und zur Baseline<br />
Schübe während Therapie mit Adalimumab<br />
200<br />
176,9<br />
192,9<br />
Flares/100-PYs<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
68,4<br />
58%*<br />
28,9<br />
Patients with<br />
uveitis history<br />
(n = 274; 76.6-PYs)<br />
129,1<br />
#<br />
*p < 0,001; **p = 0,001; p = 0,002<br />
#<br />
45%<br />
71,4<br />
Patients with<br />
chronic uveitis<br />
(n = 43; 14.0-PYs)<br />
68%*<br />
56<br />
Patients with flares<br />
in past 12 months<br />
(n = 106; 37.5-PYs)<br />
50%**<br />
96,2<br />
Patients with<br />
symptomatics uveitis<br />
at BL<br />
(n = 28; 10.4-PYs)<br />
®<br />
*HUMIRA ist nicht für<br />
Uveitis zugelassen.<br />
Abbott arbeitet zur Zeit<br />
an mehreren Studien,<br />
Die Uveitis Diagnose<br />
muss von einem Augenarzt<br />
festgestellt werden.<br />
Chronische Uveitis ist<br />
definiert als persistierende<br />
Uveitis mit einem<br />
symptomfreien Intervall<br />
von unter 3 Mionaten bis<br />
zum nächsten Schub.<br />
Der lösliche TNF-a-Rezeptor Etanercept zeigte im Gegensatz zu den monoklonalen<br />
Antikörpern Adalimumab und Infliximab keinen Effekt auf eine entzündliche Darmbeteiligung<br />
und weist nach der bisherigen Datenlage auch eine geringere protektive<br />
29, 35, 36<br />
Wirkung gegenüber einer Uveitis auf . Entscheidend ist jedenfalls die genaue und<br />
gut dokumentierte Aufklärung des Patienten – nicht nur über die verschiedenen<br />
Möglichkeiten der Therapie, sondern auch über allfällige Nebenwirkungen.<br />
Operative Eingriffe<br />
Absolute Indikationen für chirurgische Eingriffe bei AS sind neurologische Defizite, wie<br />
sie nach vertebralen Frakturen auftreten können. Bei adäquater medikamentöser<br />
Therapie, einschließlich MTX und/oder Sulfasalazin, über 6–12 Wochen anhaltender<br />
Synovialitis sollte eine Synovektomie als weitere Therapieoption in die Überlegungen<br />
einbezogen werden. Entzündlich bedingte Instabilitäten im Bereich der Wirbelsäule<br />
können eine Spondylodese erforderlich machen<br />
10
Monitoring<br />
Regelmäßige Visiten beim Rheumatologen sind zur Überwachung des Therapieerfolgs<br />
sinnvoll. Die Kontrollintervalle hängen vom Krankheitsverlauf und der Art der Therapie<br />
14<br />
ab. Zur Bewertung der Krankheitsaktivität haben sich folgende Parameter bewährt :<br />
lBASDAI (Siehe Anhang)<br />
lSchmerzen insgesamt<br />
lNächtliche Wirbelsäulenschmerzen<br />
lGesamtbeurteilung der Krankheitsaktivität durch den Patienten<br />
(Visuelle Analogskala 0–100 – siehe Anhang)<br />
lESR und/oder CRP<br />
lFunktion (BASFI – siehe Anhang, Arbeitsfähigkeit)<br />
lExtraartikuläre Manifestationen<br />
lPeriphere Arthritis<br />
Eine MRT der Sakroiliakalgelenke und/oder der Wirbelsäule kann in Einzelfällen in<br />
Betracht gezogen werden. Zu den nützlichen Parametern für die Bewertung des<br />
Schweregrades der Erkrankung zählen zudem die durch Röntgenaufnahmen<br />
bewerteten strukturellen Schäden. Röntgenuntersuchungen der Wirbelsäule sind bei<br />
AS in der Regel nicht häufiger als alle 2 Jahre erforderlich (ASAS/EULAR-<br />
34<br />
Empfehlungen 2006).<br />
Conclusio<br />
Die Frage, wie relevant die frühe Diagnose mit frühem Therapiebeginn für den Krankheitsverlauf<br />
ist, lässt sich noch nicht endgültig beantworten. Laut Datenlage ist eine<br />
Krankheitsprogression der AS wahrscheinlich nur dann aufzuhalten, wenn der Einsatz<br />
von TNF-Blockern in einer sehr frühen Phase der Erkrankung zu einer vollständigen<br />
Suppression der entzündlichen Aktivität führt. Die bisher für die AS zugelassenen<br />
Therapien sind symptomatisch im Allgemeinen umso wirksamer, je früher sie eingesetzt<br />
werden. Strukturelle Schäden sind jedenfalls irreversibel. Damit führt eine möglichst<br />
frühzeitige Diagnose einer SpA zu einer besseren Chance, funktionelle Einschränkungen<br />
zu verhindern.<br />
11
Statements der ASPAT zu Bedeutung einer Frühdiagnose bei<br />
<strong>axiale</strong>r SpA<br />
OA. Dr. Wolfgang Ebner, Wien:<br />
„ Die neuen Therapiemöglichkeiten der <strong>axiale</strong>n SpA mit TNF-a-Inhibitoren und in naher<br />
Zunkunft wohl auch mit anderen Biologika, haben diese Erkrankung aus ihrer<br />
stiefmütterlichen Existenz in der Rheumatologie befreit. Das nunmehr verstärkte<br />
Interesse führte nicht nur zu einer Neubewertung und Modifizierung etablierter<br />
medikamentöser Therapien und Behandlungsstrategien, sondern aus der Erkenntnis<br />
der Bedeutung einer frühen Diagnose für die Prognose auch zur Entwicklung neuer<br />
Klassifikationskriterien verbunden mit Änderungen in der diagnostischen Terminologie.<br />
Nach den aktuellen Studienergebnissen ist eine Einflussnahme auf die strukturellen<br />
Veränderungen im Krankheitsverlauf, die fortschreitende Ankylosierung, nur in einem<br />
sehr frühen Stadium möglich. Das erfordert die Diagnose, wie in den neuen ASAS-<br />
Klassifikationskriterien dargestellt, bereits als „nicht radiografische <strong>axiale</strong><br />
<strong>Spondyloarthritis</strong>“. Nur dann scheint neben der, glücklichweise meist in allen<br />
Krankheitsstadien, hervorragenden Wirkung auf die Krankheitsaktivität auch ein<br />
krankheitsmodifizierender Effekt möglich zu sein.“<br />
Univ. Prof. Dr. Kurt Redlich, Wien:<br />
„Die PatientInnen haben ein Recht auf eine frühzeitige und richtige Diagnose; dies<br />
umso mehr als uns heute gute Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen.“<br />
Priv.-Doz. OA. Dr. Josef Hermann, Graz:<br />
„ Durch die Umsetzung des Konzeptes der Spondyloarthritiden und der dadurch<br />
gewonnenen Erkenntnis eines Zusammenhanges von scheinbar unabhängig<br />
voneinander auftretenden SpA-typischen Symptomen wird eine frühere<br />
Diagnosestellung einer SpA ermöglicht. Eine möglichst frühzeitige Diagnose einer SpA<br />
führt zu einer besseren Chance, die durch Schmerzen verursachte Einschränkung der<br />
Lebensqualität zu vermeiden, funktionelle Einschränkungen zu verhindern und eventuell<br />
auch irreversible strukturelle Veränderungen hintan zu halten.“<br />
Univ. Prof. DDr. Manfred Herold, Innsbruck:<br />
„Die Symptome einer axial oder peripher verlaufenden Spondylarthritis werden zumeist<br />
noch immer nicht rechtzeitig erkannt, auch wenn die Symptome für den Wissenden<br />
sehr typisch sind. Eine Frühdiagnose und das Einleiten einer optimalen Therapie sind<br />
jedoch entscheidend zum Erhalt einer normalen Lebensqualität des Patienten. Auch<br />
wenn wir in den wenigen Fällen eines ankylosierenden Verlaufs die Progression der<br />
Wirbelsäulenversteifung im Rahmen der <strong>axiale</strong>n SpA nicht sicher verhindern können, ist<br />
eine rasche Diagnose und Behandlung dennoch der einzige Weg zur Schmerzfreiheit<br />
und dem damit verbundenen lebenswerten Alltag.“<br />
12
Ao. Univ. Prof. Dr. Michael Schirmer, Innsbruck:<br />
„Die Zeitspanne von 5–10 Jahren bis zur Diagnose und Therapie einer <strong>axiale</strong>n SpA ist<br />
eindeutig zu lang für eine schmerzhafte Erkrankung, die auch mit strukturellen<br />
Veränderungen und einem erhöhten Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung<br />
einhergeht. Aus diesem Grund gilt es, bei entsprechenden Verdachtsmomenten<br />
frühzeitig eine <strong>axiale</strong> SpA in Betracht zu ziehen und diese weiter abzuklären.“<br />
OA Dr. Jutta Stieger, Wien:<br />
„Wie in allen Gebieten der Medizin sollte auch im Bereich der <strong>axiale</strong>n SpA die<br />
Frühdiagnose unser vorrangiges Ziel sein. Ein „Herumirren“ unserer Patienten von bis<br />
zu 10 Jahren bis zur Diagnosefindung ist nicht tolerierbar, im speziellen, da uns seit<br />
einiger Zeit auch neue Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen.“<br />
Prim.Dr.Dietmar Striberski<br />
„Der vorliegende <strong>Leitfaden</strong> stellt ein bedeutsames Instrument dar, die <strong>axiale</strong> SpA<br />
rechtzeitig und richtig im Bezug auf Schweregrad und Aktivität einzuordnen, um dann<br />
eine rasche und wirksame Therapie einzuleiten, wodurch schwere, ankylosierende<br />
Veränderungen der Spätstadien nicht mehr zu beobachten sein sollten“<br />
13
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14
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