Ländlicher Raum in der Region Heilbronn-Franken

2 Regionalverband Heilbronn-Franken
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Die Fotos auf der Titelseite:
links oben: Weikersheim Elpersheim
links unten: Gewerbegebiet Satteldorf
rechts oben: Heuernte bei Niederstetten
rechts unten: Neumühlsee Waldenburg
Gestaltung:
Bettina Pany
Dipl.-Ing. (FH) Patrik Becker

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 3
Inhaltsverzeichnis
Ländlicher Raum in der Region Heilbronn-Franken
- eine sozioökonomische und infrastrukturelle Studie -
Bearbeitung: Dipl.-Volkswirt Dr. Andreas Schumm
Seite
Inhaltsverzeichnis 3
Tabellenverzeichnis 5
Abbildungsverzeichnis 6
Der ländliche Raum - eine attraktive Kulturlandschaft 7
1 Einleitung 8
2 Region Heilbronn-Franken aus Bundes- und Landessicht 8
2.1 Raumtypen auf Bundesebene 8
2.2 Raumkategorien in Baden-Württemberg 10
3 Bevölkerungs- und siedlungsstrukturelle Charakterisierung 11
3.1 Bevölkerungsdichte 12
3.2 Siedlungsdichte 13
3.3 Flächennutzungen 13
3.4 Einwohner-Arbeitsplatzdichte 14
3.5 Baulandpreise 15
3.6 Einfamilienhausanteil 15
4 Demographische Entwicklung 16
4.1 Natürliche Bevölkerungsentwicklung 16
4.2. Wanderungsbilanz 18
4.3 Fazit zur Bevölkerungsentwicklung 19
4.4 Bevölkerungsprognose 19
5 Wirtschaftliche Entwicklung 21
5.1 Wirtschaftsstruktur 21
5.1.1 Sektoren 21
5.1.2 Betriebsgröße und Unternehmenskultur 24

4 Regionalverband Heilbronn-Franken
5.2 Wirtschaftsleistung 25
5.2.1 Insgesamt 25
5.2.2 Sektorale Betrachtung der Wirtschaftsleistung 26
5.3 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 28
5.4 Arbeitslosigkeit 29
6 Landwirtschaft 31
6.1 Durchschnittliche Betriebsgrößen 31
6.2 Betriebsformen 36
6.3 Viehhaltung 38
6.4 Ökologischer Landbau 40
6.5 Landwirtschaft und Energieerzeugung 41
7 Infrastruktur 42
7.1 Verkehrsinfrastruktur 42
7.1.1 Straßeninfrastruktur 42
7.1.2 Schienenverkehr 45
7.1.3 Pendler 47
7.2 Kommunikationsinfrastruktur 50
7.3 Daseinsvorsorge/Infrastruktur im Bereich der Grundversorgung 52
7.3.1 Bildungsinfrastruktur 52
7.3.2 Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen 56
7.3.3 Nahversorgung mit Waren und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs 58
7.3.4 Regionalplanerische Steuerungsmöglichkeit über das Konzept der
Zentralen Orte 60
8 Naherholung und Tourismus 60
9 Fazit 63
Literaturverzeichnis 66

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 5
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Raumkategorien in der Region Heilbronn-Franken nach
Landesentwicklungsplan 11
Tabelle 2: Flächennutzungen 2004 14
Tabelle 3: Baulandpreise 15
Tabelle 4: Zusammengefasste Geburtenziffer 1993 und 2006 16
Tabelle 5: Erwerbstätige im primären Sektor 21
Tabelle 6: Anteile der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in %
nach Betriebsgrößengruppen 2006 24
Tabelle 7: Bruttoinlandsprodukt in Mio. Euro 25
Tabelle 8: Landwirtschaftliche Betriebe und durchschnittliche Betriebsgröße 32
Tabelle 9: Anteil der Haupterwerbsbetriebe an den landwirtschaftlichen
Familienbetrieben in % 36
Tabelle 10: Betriebswirtschaftliche Ausrichtung 2003 37
Tabelle 11: Viehhaltung 2007 (Anteile in %) 38
Tabelle 12: Überörtliche Straßen 2007 in km 45
Tabelle 13: Fahrleistungen in 1.000 km 2005 47
Tabelle 14: Übergangsquoten 53
Tabelle 15: Durchschnittliche Klassengrößen an öffentlichen Schulen 2006/07 55
Tabelle 16: Allgemeinärzte/praktische Ärzte 2006 56
Tabelle 17: Apotheken 2007 57

6 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Raumkategorien im Raumordnungsbericht 1993 9
Abbildung 2: Raumstruktur im Raumordnungsbericht 2005 9
Abbildung 3: Strukturkarte der Region Heilbronn-Franken 12
Abbildung 4: Bevölkerungsdichte 2006 12
Abbildung 5: Siedlungsdichte 2005 13
Abbildung 6: Einwohner-Arbeitsplatzdichte 2006 13
Abbildung 7: Gebäude mit einer Wohnung 2006 15
Abbildung 8: Natürliche Bevölkerungsbilanz auf Gemeindeebene 1987-2006 17
Abbildung 9: Wanderungssaldo 1987-2006 18
Abbildung 10: Wanderungssaldo 1997-2006 18
Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung 1987-2006 19
Abbildung 12: Bevölkerungsentwicklung 1997-2006 19
Abbildung 13: Bevölkerungsprognose 2004-2020 20
Abbildung 14-16: Anteile der Erwerbstätigen in den jeweiligen Sektoren 22
Abbildung 17: Entwicklung des BIP 1991-2005 26
Abbildung 18-19: BIP je Einwohner und BIP je Erwerbstätigen (Baden-Württemberg = 100) 27
Abbildung 20: Bruttowertschöpfung in den einzelnen Sektoren 2005 28
Abbildung 21: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1974-2006 29
Abbildung 22: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Gemeinden 1974-2006 30
Abbildung 23: Arbeitslosenquote Jan. 2005 - Mai 2008 31
Abbildung 24: Durchschnittliche Betriebsgröße in den Landkreisen 1991, 1999-2007 32
Abbildung 25: Durchschnittliche Betriebsgröße in den Gemeinden 2005 33
Abbildung 26-28: Ackerfläche/Dauergrünlandfläche/Reblandfläche und Betriebsgrößen 34
Abbildung 29: Anteile der jeweiligen Betriebsgrößenklassen in den Raumkategorien 2007 35
Abbildung 30: Ökologisch genutzte landwirtschaftliche Fläche 40
Abbildung 31: Anzahl ökologischer Betriebe 41
Abbildung 32: PKW-Dichte in den Gemeinden 2007 43
Abbildung 33: Straßennetz der Region Heilbronn-Franken 44
Abbildung 34: Schienennetz der Region Heilbronn-Franken 46
Abbildung 35: Pendlersaldo auf Gemeindeebene 2006 48
Abbildung 36: Einpendlergemeinden der Mittelzentren 49
Abbildung 37: DSL-Versorgung in der Region Heilbronn-Franken 2006 51
Abbildung 38: Grundschüler 1991/92-2015/16 (ab 2007/08 Prognose
Statistisches Landesamt) 53
Abbildung 39: Schulen und Schüler in der Region Heilbronn-Franken 2006/07 54
Abbildung 40: Ladengeschäfte und Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel 58
Abbildung 41: Einzelhandelskaufkraft in den Gemeinden 2008 59
Abbildung 42: Übernachtungen im Reiseverkehr 1981-2007 61
Abbildung 43: Gebiete für Erholung 62

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 7
Der ländliche Raum - eine attraktive Kulturlandschaft
Nach Eduard Mörike (1804 - 1875) ist Hohenlohe „idyllisch, voll Poesie, eine
besonders zärtlich ausgeformte Handvoll Deutschland". Zwar stammt dieses
lyrische Zitat aus einer Zeit, in der die landwirtschaftliche Produktion noch dominant
war, aber trotz einiger punktueller industriell-technischer Prägungen bestätigt
sich dieses Bild zu großen Teilen heute noch. Die Harmonie von natür-
lichen landschaftlichen Gegebenheiten, der vielfältige Wechsel von größeren
Freiräumen und eingebetteten Städten und Dörfern, zahlreiche höherrangige
kulturhistorische Zeugnisse, wie Schlösser, Burgen, Klöster und Kirchen, und
eine hervorragende wirtschaftliche Prosperität dank erfolgreicher Unternehmen
sind ein Markenzeichen der Ländlichen Räume zwischen Freudenberg und
Sulzbach-Laufen bzw. Ittlingen und Kreßberg.
Das wirtschaftliche Fundament bilden das produzierende Gewerbe und der Dienstleistungsbereich; beide
Sektoren trugen maßgeblich zur Steigerung der wirtschaftlichen Leistungskraft bei. Die Betriebe liegen
oftmals versteckt in engen Tallagen, agieren aber häufig als „hidden Champions" weltweit. Daher konnte
der Strukturwandel bewältigt und ein überdurchschnittliches Wachstum von Einwohnern und Arbeitsplätzen
generiert werden. Die Landwirtschaft bestimmt mit den fruchtbaren Äckern auf den Gäuflächen, den
Wiesen und Weiden der Keuperberge und den Weinanbaugebieten an Neckar, Kocher und Tauber das
flächenbezogene Bild und ist weiterhin ein prägendes Element des ländlichen Raumes und der ländlichen
Kultur. Zusammen mit den vor- und nachgelagerten Bereichen bleibt die Landwirtschaft weiterhin ein wirtschaftliches
Standbein.
Neben den erforderlichen Arbeitsplätzen stellt der ländliche Raum günstige Voraussetzungen für das Wohnen
mit relativ viel Wohnfläche zumeist im Eigenheim, mit einer guten Grundversorgung, einem weitgehend
intakten sozialen Umfeld und viel landschaftlichen Freiräumen. Diese relativ komfortable Wohnfunktion
signalisiert einen gewissen Wohlstand, führt aber auch zu modernen Wohngebieten in der Randzone
historischer Städte und traditionell bäuerlich strukturierten Dörfern. Erkauft wird die hohe Wohnqualität
durch längere Wege zur Arbeit und zur Versorgung, die dank einer hohen Motorisierung und dem Ausbau
der Verkehrsinfrastruktur in Kauf genommen werden. Regionalplanerisches Ziel ist es, die Siedlungsstruktur
mittel- und langfristig dezentral weiterzuentwickeln und auszugestalten.
Die Einwohner der ländlichen Gemeinden wissen die Landschaft, die Ruhe- und Erholungsmöglichkeiten
sehr zu schätzen und empfinden ihren Wohnort und ihre Region als attraktiven Standort, zumal vielfältige
Freizeit- und Kulturangebote gut erreichbar sind. Ergänzend werden häufig touristische Angebote geschaf-
fen, die die Attraktivität der Räume weiter erhöhten.
Lohnwert, Wohnwert und Freizeitwert haben sich für die Menschen im ländlichen Raum der Region Heilbronn-Franken
dramatisch verbessert und bieten eine stabile Grundlage für die Zukunft. Wer größere Freiräume
schätzt, kann diese direkt und im übertragenen Sinne genießen. Diese geschaffenen Qualitäten
sind für uns Verpflichtung für eine ökologisch verantwortliche nachhaltige Entwicklung der ländlichen Räume.
Dazu sind die aufgezeigten Entwicklungen zu beachten, wichtige Weichenstellungen vorzunehmen
und die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen. Die nächsten Jahre werden erheblich vom Migrationsverhalten
der jungen Generation abhängen, also inwieweit sich junge Menschen dauerhaft durch
soziale und ökonomische Bedingungen ihrer Heimatregion verbunden fühlen. Wichtig dafür sind vor allem
die Berufseinstiegchancen, familienpolitische Maßnahmen und die regionale Standortattraktivität.
Dr. Ekkehard Hein
Verbandsdirektor

8 Regionalverband Heilbronn-Franken
1 Einleitung
Ausgelöst durch die von Ministerkonferenz für
Raumordnung im Juni 2006 verabschiedeten
„Leitbilder und Handlungsstrategien für die
Raumentwicklung in Deutschland“ lebte auch
in Baden-Württemberg die Diskussion um die
Zukunft des Ländlichen Raumes wieder auf.
Aufrufe wie „Der Ländliche Raum darf nicht
abgehängt werden“ waren die Folge. Häufig
werden zwar städtische und ländliche Räume in
eine Konkurrenzsituation zueinander gestellt,
dabei wird jedoch die jeweilige Eigenständigkeit
der unterschiedlichen Räume verkannt, die
sich gegenseitig stützen und ergänzen. Nur mit
Hilfe einer funktionalen Arbeitsteilung lässt
sich die gemeinsame Fortentwicklung gestalten.
Die wachsenden Verflechtungen zwischen
den einzelnen Räumen sind so vielfältig, dass
nicht die Gegensätze im Vordergrund stehen
sollten, sondern vielmehr die Partnerschaft
zwischen Stadt und Land.
Die Entwicklungen in den zurückliegenden
Jahrzehnten sprechen eher dafür, dass sich die
Ländlichen Räume der Region sehr dynamisch
entwickelt haben, dennoch gibt es aber einige
Aspekte, die weniger günstig sind. Auf beides
wird in der vorliegenden Studie eingegangen.
Anhand ausgewählter Themen werden die
Verhältnisse im Ländlichen Raum der Region
Heilbronn-Franken durch sozioökonomische
Indikatoren näher skizziert. Für die Region
Heilbronn-Franken ist der Ländliche Raum ein
wesentlicher Bestandteil, denn auf ihn entfallen
82,7% der Fläche und 56,5% der Einwohner leben
dort. Damit liegen die vergleichbaren Werte
für die Region deutlich höher als im Land
Baden-Württemberg, wo knapp 69% der Fläche
und gut 34% der Einwohner dem Ländlichen
Raum zugeordnet werden.
Die vorliegende Studie untersucht den Ländlichen
Raum anhand ausgewählter ökonomischer,
sozialer und infrastruktureller Merkmale.
Es ist unbestritten, dass ein derartiger Ansatz
das Thema Ländlicher Raum nur teilweise
abdecken kann. Beispielsweise werden die Aspekte
der natürlichen Ressoucren, der Landschaft
oder der Kultur nicht einbezogen, wenngleich
die vielfältigen landschaftlichen Potenziale
konstitutiv für den Ländlichen Raum sind.
In der Verknüpfung der natürlichen Voraussetzungen
mit den nutzerorientierten Prägungen
der modernen Gesellschaft wird der Ländliche
Raum als Kulturlandschaft wahrgenommen; ein
Raum, der prosperiert, mit hoher Lebensqualität
auch aufgrund seiner Umweltqualität, seiner
kulturellen Angebote, seines sozialen Umfeldes
und seiner Erholungsmöglichkeiten direkt vor
der Tür. Die landschaftsbezogenen Themen
werden detailliert im Landschaftsrahmenplan
für die Region Heilbronn-Franken aufgegriffen,
auf den an dieser Stelle verwiesen wird.
2 Region Heilbronn-Franken aus
Bundes- und Landessicht
2.1 Raumtypen auf Bundesebene
Um räumliche Gegebenheiten und Entwicklungstendenzen
im Bundesgebiet beschreiben
zu können, verwendet das Bundesamt für Bauwesen
und Raumordnung eine siedlungsstrukturelle
Gebietstypeneinteilung. In der Siedlungsstruktur
spiegeln sich im Ergebnis die regionale
Verteilung von Bevölkerung, Wohnungen, Arbeitsstätten
und Infrastruktur wieder. Gleichzeitig
ist sie eine wesentliche Voraussetzung
für das zukünftige Entwicklungspotential von
Regionen sowie deren Attraktivität.
Der raumstrukturelle Wandel in Deutschland
hat in den letzten Jahrzehnten zweierlei Entwicklungen
hervorgebracht. Zum einen intensivierten
sich die Beziehungen zwischen Stadt
und Land, was zu ausgeprägten Verflechtungen
zwischen den Räumen führte. Die Einzugsbereiche
der Verdichtungsräume sind durch die
Verbesserung der Erreichbarkeitsverhältnisse

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 9
gewachsen. Die geringer verdichteten, ländlich
geprägten Räume sind mit den Stadtregionen
wirtschaftlich und sozial enger verflochten, da
auch in den Ländlichen Räumen zunehmend die
Verlagerung der Erwerbstätigkeit weg von der
Landwirtschaft hin zur Industrie und schließlich
zu den Dienstleistungen stattgefunden hat.
Aus dieser Entwicklung folgert das Bundesamt
für Bauwesen und Raumordnung, dass der klassische
raumordnerische Gegensatz zwischen
Verdichtungsräumen und Ländlichem Raum
weitgehend aufgelöst ist. Zum anderen führt der
raumstrukturelle Wandel zu einer vielfältigen
Differenzierung der Ländlichen Räume. Ländliche
Räume unterscheiden sich beispielsweise
im Hinblick auf ihre Lage zu verdichteten Räumen
oder durch die Ausstattung mit Zentralen
Orten unterschiedlicher Funktionsstufen. Das
einzig gemeinsame Merkmal Ländlicher Räume
ist die relativ geringere Bevölkerungsdichte.
Unabhängig von diesen siedlungsstrukturellen
Merkmalen bestehen deutliche Unterschiede
zwischen verschiedenen Ländlichen Räumen
in ihrer Wirtschaftsstruktur und damit in der
wirtschaftlichen Prosperität, in ihrer infrastrukturellen
Ausstattung, in ihrer Eignung für landwirtschaftliche
und touristische Nutzung sowie
ihrer ökologischen Bedeutung.
Die deutliche Aufwertung der Ländlichen Räume
in den 1980er und 1990er Jahren ist auch
in der Region Heilbronn-Franken klar zu erkennen.
Folgt man dem Raumordnungsbericht
1993 (vgl. Abb. 1), würde die Region Heilbronn-
Franken insgesamt zu den „Verstädterten Räumen
(Region mit Verdichtungsräumen)“ zählen,
mit einzelnen Ländlichen Kreise inbegriffen.
Dabei handelt es sich zum einen um zentrennahe
Räume, die mit einer Stadtregion in intensivem
funktionalen Zusammenhang stehen. Ein
Großteil der ländlich geprägten Räume der Region
Heilbronn-Franken wurde im Raumord-
Abbildung 1: Raumkategorien im Raumordnungsbericht
1993
Abbildung 2:
Raumstruktur im Raumordnungsbericht
2005
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (1993),
S. 224
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2005),
S. 20

10 Regionalverband Heilbronn-Franken
nungsbericht 1993 den „Ländlichen Räumen
mit industriellen Wachstumstendenzen“ zugeordnet.
In diesem Typus wurden die Gewinner
des räumlichen Strukturwandels gesehen, weil
es in diesen Räumen gelungen ist, die in der
Landwirtschaft ausgefallenen Erwerbsmöglichkeiten
durch qualifizierte Arbeitsplätze im
industriellen Bereich oder im Dienstleistungssektor
zu ersetzen. Trotzdem behielt die Landwirtschaft
in der Region – aufbauend auf einer
langen Tradition und günstigen landwirtschaftlichen
Produktionsbedingungen – einen hohen
Stellenwert.
Heute sind die wirtschaftliche Prosperität sowie
Mobilitäts- und Erreichbarkeitsgesichtspunkte
wichtige Kriterien. Unter diesen Voraussetzungen
konnten sich die ländlichen Gebiete der
Region Heilbronn-Franken im bundesweiten
Vergleich strukturell weiter festigen. Folgerichtig
werden die Ländlichen Räume westlich
einer Linie Schwäbisch Hall, Künzelsau, Bad
Mergentheim im Raumordnungsbericht 2005
zu den Ländlichen Räumen mit dynamischer
wirtschaftlicher Entwicklung gezählt. In diesen
Räumen wurde der strukturelle Wandel in der
Landwirtschaft bewältigt und dort konnte sich
durch die Schaffung von Arbeitsplätzen im sekundären
und tertiären Sektor eine dynamische
Entwicklung vollziehen. Teilräumisch konnten
sie vom Schwung der benachbarten Verdichtungsräume
profitieren, da sie noch in guter Erreichbarkeit
liegen und gute Infrastrukturausstattungen
bieten.
Der Raumordnungsbericht 2005 brachte als zusätzliche
Neuerung Raumtypen ohne Bezug auf
administrative Grenzen hervor, so dass aktuelle
raum- und siedlungsstrukturelle Situationen
als weich abgegrenzte Zonen unterschiedlicher
Ausprägungen auftreten (vgl. Abb. 2). Um die
Raumstruktur flächendeckend darzustellen,
wurden die beiden Strukturmerkmale „Bevölkerungsdichte“
sowie „Lage zu den Zentralen
Orten“ herangezogen. Im Ergebnis wurden
neue Bezeichnungen für die drei Grundtypen
der Raumstruktur eingeführt: Zentral-, Zwischen-
und Peripherraum jeweils differenziert
nach unterschiedlichen Dichtestufen. 58% der
Fläche Deutschlands fällt in die Kategorie Peripherraum.
In diesen Gebieten lebt knapp ein
Viertel der Bevölkerung.
Peripherraum ist aber nicht gleichzusetzen mit
Ländlichem Raum, denn die Ländlichkeit kann
nicht allein anhand der beiden genannten Strukturmerkmale
bestimmt werden. Im Ländlichen
Raum dominieren weiterhin dörfliche und
kleinstädtische Siedlungen, wobei zunehmend
ein städtischer Charakter festzustellen ist. Das
Landschaftsbild ist nach wie vor durch Landund
Forstwirtschaft geprägt, doch für die Sozial-
und Wirtschaftsstruktur ist ihre Bedeutung
geringer geworden. Der Ländliche Raum ist
heute weniger denn je eine einheitliche Raumkategorie,
sondern übernimmt in unterschiedlichem
Ausmaß eine Vielzahl von Funktionen,
z.B. Wohn-, Wirtschafts- und Arbeitsplatz-,
Öko- und Naturschutz-, Erholungs- und Tourismus-
und Ressourcenbereitstellungsfunktion
sowie eine Standortfunktion für Infrastrukturen.
In der Region Heilbronn-Franken gibt es neben
den unterschiedlichen Dichtestufen weitere Differenzierungen
nach der Zentrenerreichbarkeit.
Der Raum um das Oberzentrum Heilbronn ist
unter Erreichbarkeitsgesichtspunkten der Kategorie
Zentralraum zuzuordnen. Nach Westen
und Osten schließt sich ein schmaler Zwischenraum
an. Der Großteil der Region Heilbronn-
Franken gehört zum Peripherraum, überwiegend
davon zum Peripherraum mit Verdichtungsansätzen
und nur in kleineren Teilgebieten
zum Peripherraum mit sehr geringer Dichte.
2.2 Raumkategorien in Baden-Württemberg
Im Landesentwicklungsplan 2002 wurde bedingt
durch den raumstrukturellen Wandel

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 11
Tabelle 1: Raumkategorien in der Region Heilbronn-Franken nach Landesentwicklungsplan
2006
Gemeinden Einwohner Fläche
in % in km² in %
Ländlicher Raum 77 501.107 56,5 3.940,7 82,7
darunter Ländlicher Raum im engeren Sinne 69 406.752 45,9 3.538,2 74,3
darunter Verdichtungsbereiche im Ländlichen Raum 8 94.355 10,6 402,5 8,4
Verdichtungsraum 12 234.265 26,4 280,7 5,9
Randzone um den Verdichtungsraum 22 151.350 17,1 543,7 11,4
Region Heilbronn-Franken 111 886.722 4.765,0
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
eine überarbeitete gemeindescharfe Abgrenzung
der Raumkategorien vorgenommen. Die
Gebietskulisse veränderte sich hauptsächlich
durch eine Vergrößerung der Verdichtungsräume
sowie durch Ergänzungen von Verdichtungsbereichen
im Ländlichen Raum. Die Vergrößerung
der Verdichtungsräume spiegelt die
verbesserte Erreichbarkeit und die Effekte der
Suburbanisierung wieder. Zur Abgrenzung von
Verdichtungsbereichen im Ländlichen Raum
orientierte sich der Landesentwicklungsplan
2002 an den Dichtewerten der Randzone um
die Verdichtungsräume. Ergänzend flossen besonders
starke Stadt-Umland-Verflechtungen in
die Betrachtung ein. Auf Basis des Landesentwicklungsplans
2002 erfolgte die Abgrenzung
der einzelnen Raumkategorien in der Strukturkarte
des Regionalplans Heilbronn-Franken
2020 (vgl. Abb. 3).
In der Region Heilbronn-Franken umfasst der
Verdichtungsraum zwölf Gemeinden um den
Kern Heilbronn/Neckarsulm. Zur Randzone
um diesen Verdichtungsraum gehören 22 Gemeinden.
Der Verdichtungsraum und seine
Randzone beinhaltet neben der Stadt Heilbronn
ausschließlich Gemeinden aus dem Landkreis
Heilbronn und beschreibt somit im Wesentlichen
den urbanen und suburbanen Raum. Der
Verdichtungsbereich im gesamten Ländlichen
Raum umfasst die beiden Mittelzentren Schwäbisch
Hall und Crailsheim sowie sechs weitere
umliegende Gemeinden. Zum Ländlichen
Raum im engeren Sinne gehören 69 Gemeinden.
Im gesamten Ländlichen Raum der Region
Heilbronn-Franken lebten zum 31.12.2006
501.107 Menschen, was einem Bevölkerungsanteil
von 56,5% entspricht. Zum Ländlichen
Raum gehören 3.940,7 km² oder 82,7% der Regionsfläche
(vgl. Tab. 1).
Die folgenden statistischen Darstellungen unterscheiden
sich vor allem nach der Ebene ihrer
Erhebung. In Abhängigkeit der Datenverfügbarkeit
wird – soweit möglich – die Gemeindeebene
dargestellt, ansonsten werden Kreisdaten
verwendet. Bei den Darstellungen auf
Gemeindeebene werden alle 77 Gemeinden
des Ländlichen Raums der Region Heilbronn-
Franken berücksichtigt. Liegen die Daten nur
auf Kreisebene vor, werden der Hohenlohekreis,
der Landkreis Schwäbisch Hall und der
Main-Tauber-Kreis wiedergegeben. Der Landkreis
Heilbronn wird in diesen Fällen trotz
seiner zwölf Gemeinden im Ländlichen Raum
dem Verdichtungsraum bzw. der Randzone zugerechnet.
3 Bevölkerungs- und siedlungsstrukturelle
Charakterisierung
Zur Beschreibung Ländlicher Räume werden
zumeist die Bevölkerungs- und Siedlungsdichte,
die Art der Flächennutzung und die Einwohner-Arbeitsplatzdichte
sowie ergänzend
auch Baulandpreise und Einfamillienhausan-

12 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 3: Strukturkarte der Region Heilbronn-Franken
Quelle: Regionalplan Heilbronn-Franken 2020
teile herangezogen. Im Folgenden werden diese
sechs Kriterien quantifiziert und räumlich
dargestellt.
3.1 Bevölkerungsdichte
Die Bevölkerungsdichte ist ein wesentliches
Merkmal für die Zuordnung von Gemeinden
zu den jeweiligen Raumkategorien. Bei diesem
Merkmal gibt es in der Region Heilbronn-Franken
große Unterschiede zwischen den einzelnen
Gemeinden: Die jeweiligen Werte reichen von
42 Einwohner/km² in Creglingen (Main-Tauber-Kreis)
und Bühlerzell (Landkreis Schwäbisch
Hall) bis zu 1.215 Einwohner/km² in der
Stadt Heilbronn (vgl. Abb. 4). Im Durchschnitt
weisen die Gemeinden im Ländlichen Raum
der Region eine Bevölkerungsdichte von 127
Einwohnern/km² auf. Um diese Werte besser
einstufen zu können, sei hier auf die vergleichbaren
Werte in der Region Heilbronn-Franken
(186 Einwohner/km²), in Baden-Württemberg
(300 Einwohner/km²) und in Deutschland (231
Einwohner/km²) hingewiesen. Bei der Betrachtung
der Gemeindewerte zeigt sich, dass der

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 13
Ländliche Raum inhomogen ist mit teilweise
beträchtlichen Unterschieden. Relativ höhere
Dichtewerte weisen die Mittelzentren im Ländlichen
Raum im Vergleich zu den umliegenden
Gemeinden auf. Auffällig ist aber auch, dass die
Teile des Ländlichen Raums, die an die Randzone
des Verdichtungsraums angrenzen wie in
konzentrischen Ringen höhere Dichtewerte haben
als die räumlich weiter entfernt liegenden
Gemeinden im Norden und Osten der Region.
Dies ist zu großen Teilen auf die Suburbanisierung
der vergangenen Jahrzehnte zurückzuführen.
Dünne Besiedlung ist per se aber nicht als
Nachteil zu verstehen, denn häufig geht sie mit
einer höheren Lebensqualität einher, die durch
gute Luft, geringere Lärmbelästigung, das soziale
Umfeld und Erholungsmöglichkeiten begründet
wird.
3.2 Siedlungsdichte
Das Merkmal Siedlungsdichte (vgl. Abb. 5)
ist ein Maß für die Bevölkerungskonzentration
in besiedelten Gebieten, da es die Anzahl
der Einwohner/km² Siedlungsfläche ohne Verkehrsfläche
angibt. Häufig ist eine niedrige
Siedlungsdichte auf eine disperse Siedlungsstruktur
mit höherem Wohnwert zurückzuführen.
In den Städten ist die Siedlungsdichte in
der Regel sehr hoch, da hier der zur Verfügung
stehende Boden sehr intensiv durch Bebauung
genutzt wird. Eine niedrige Siedlungsdichte
resultiert aber häufig auch aus baulichen Entscheidungen,
wenn beispielsweise aufgrund
relativ preiswerten Baulands überwiegend Einfamilienhäuser,
teilweise auf verhältnismäßig
großen Grundstücken, gebaut werden, so dass
insgesamt weniger Einwohner/km² wohnen.
Dies führt insgesamt zu großflächigen Siedlungsstrukturen.
Viele Gemeinden entstanden
jedoch historisch bedingt als Flächengemeinden,
die viele Ortsteile und Weiler aufweisen.
Die Nutzungsintensität der für Siedlung in Anspruch
genommenen Fläche ist im Ländlichen
Raum generell deutlich niedriger.
3.3 Flächennutzungen
In der Art der Flächennutzung unterscheiden
sich Ländliche Räume naturgemäß sehr stark
von Verdichtungsräumen. Der Ländliche Raum
weist bezogen auf die Gesamtfläche einen deutlich
geringeren Anteil von Siedlungs- und Verkehrsfläche
auf, während der Anteil an landwirtschaftlicher
Nutzfläche etwas höher und
der Anteil an Waldflächen deutlich höher ist.
(vgl. Tab. 2)
Abbildung 4: Bevölkerungsdichte 2006 Abbildung 5: Siedlungsdichte 2005
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

14 Regionalverband Heilbronn-Franken
Tabelle 2: Flächennutzungen 2004
Siedl.- und
Verkehrsfläche
in %
Landw.-
fläche
in %
Waldfläche
in %
Main-Tauber-Kreis 10,6 57,8 29,4
Hohenlohekreis 12,5 57,7 28,0
Landkreis Schwäbisch Hall 10,9 56,3 31,3
Landkreis Heilbronn 16,2 56,5 25,4
Stadt Heilbronn 35,3 47,9 14,1
Region Heilbronn-Franken 12,8 56,8 28,5
Baden-Württemberg 13,6 46,3 38,1
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Vergleicht man die Anteile der Siedlungs- und
Verkehrsflächen in den drei ländlichen Kreisen
der Region Heilbronn-Franken mit dem Wert
für Ländliche Räume in Baden-Württemberg
(10,3%), so sind diese durchweg höher. Zurückzuführen
ist dies auf den höheren Anteil an
Verkehrsflächen in den ländlichen Kreisen der
Region (5,8% gegenüber 4,6% im Land Baden-
Württemberg). Dies resultiert einerseits aus den
relativ hohen Autobahnanteilen andererseits
sind mehr Erschließungs- und Verbindungsstraßen
notwendig, um die teilweise sehr weit auseinander
liegenden Ortsteile, Wohnplätze und
Weiler miteinander zu verbinden. Allein die
64 Gemeinden in den drei Landkreisen haben
insgesamt 348 Ortsteilgemarkungen. Zusätzlich
muss für die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen
Flächen ein dichtes Wegenetz vorgehalten
werden.
Die Region Heilbronn-Franken hat günstige
landwirtschaftliche Produktionsbedingungen
vor allem in den Gäulandschaften. Dies korrespondiert
mit einem hohen Anteil an Landwirtschaftsflächen.
Der Anteil in den ländlichen
Kreisen der Region ist um ca. zehn Prozentpunkte
höher als der vergleichbare Wert in Baden-Württemberg.
Erwähnenswert in diesem
Zusammenhang ist der ebenfalls relativ hohe
Anteil der Landwirtschaftsfläche in der Stadt
Heilbronn und im Landkreis Heilbronn, die
überwiegend den Verdichtungsräumen angehören.
Der Grund hierfür sind die guten Anbaubedingungen
für Weinbau, der im Neckartal und
Zabergäu aber auch im Schozach- oder Sulmtal
einen Großteil der Landwirtschaftsfläche beansprucht.
Dagegen sind die Ländlichen Räume der Region
Heilbronn-Franken nicht gerade waldreich.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Muschelkalkflächen
vom Kraichgau, von der Hohenloher
Ebene und vom Tauber- und Bauland
landwirtschaftliche Gunstlandschaften sind.
Ausnahmen bilden nur die Schwäbisch-Fränkischen
Waldberge am Südrand der Region und
die Ausläufer des Odenwaldes im Norden. Allerdings
ist in einzelnen Gemeinden im Bereich
der Keuperberge mehr als die Hälfte der jeweiligen
Gemarkungsfläche Waldgebiet, so z.B. in
Sulzbach-Laufen, Bühlerzell, Fichtenberg oder
Mainhardt (alle Landkreis Schwäbisch Hall).
3.4 Einwohner-Arbeitsplatzdichte
Die Einwohner-Arbeitsplatzdichte (vgl. Abb.
6) dient im Rahmen der Beurteilung siedlungsstruktureller
Gegebenheiten einer Einstufung
von funktionsräumlichen Zusammenhängen.
Durch die Verknüpfung von Einwohnern und
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten/km²
kristallisieren sich die Arbeitsplatzzentren im
Ländlichen Raum heraus. Gleichzeitig kann
erkannt werden, ob eine Kommune vorrangig
eine Wohngemeinde ist. Ist die Differenz zwischen
der Bevölkerungsdichte und der Einwohner-Arbeitsplatzdichte
sehr groß, dann ist dies
ein Indiz für eine höhere Konzentration von
Arbeitsplätzen im Verhältnis zur Einwohnerzahl.
Sind die Unterschiede zwischen der Bevölkerungsdichte
und der Einwohner-Arbeitsplatzdichtewert
in benachbarten Gemeinden
verschieden, so ist dies ein Ausdruck für die
Bedeutung der Kommune als Arbeitsort für das
Umland. Dies müssen nicht ausschließlich die
Mittel- oder Unterzentren sein, denn Standortentscheidungen
von Unternehmen orientieren
sich nicht nur an der Zentralität. Vielmehr spie-

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 15
Abbildung 6: Einwohner-Arbeitsplatzdichte 2006 Abbildung 7: Gebäude mit einer Wohnung 2006
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
len zusätzlich die historische Verbundenheit, die
Lage zu den Verkehrsträgern, die Bauplatzverfügbarkeit
und die Baulandpreise eine Rolle.
3.5 Baulandpreise
Die Baulandpreise sind ein weiterer Indikator,
der teilweise siedlungsstrukturelle Gegebenheiten
im Sinne von Verdichtung widerspiegelt.
Zwar kann nicht immer aus den Baulandpreisen
ein Rückschluss auf die Raumkategorie
gezogen werden, da Baulandpreise neben dem
Verdichtungsgrad beispielsweise noch von der
Verfügbarkeit von Bauland, von der Attraktivität
als Wohnort, von infrastrukturellen Voraussetzungen
sowie von den Distanzen zu den Arbeitsplätzen
abhängen.
Tabelle 3: Baulandpreise
Durchschnitt 2002-2006
in Euro/m²
Main-Tauber-Kreis 73,95
Auch in der Region Heilbronn-Franken zeigt
sich auf Kreisebene ein deutliches Gefälle bei
den Baulandpreisen; dabei bewegen sich die
ländlichen Kreise auf einem relativ einheitlichen
Niveau von durchschnittlich unter 100
Euro/m² (vgl. Tab. 3).
3.6 Einfamilienhausanteil
Korrespondierend zu den Baulandpreisen verhält
sich der Anteil der Einfamilienhäuser an
allen Wohngebäuden in den Kommunen umgekehrt
proportional. Dort, wo der Baugrund relativ
günstig ist und viel Fläche zur Verfügung
steht, werden tendenziell mehr Einfamilienhäuser
gebaut. Der Eigenheimanteil liegt außerhalb
der Mittelzentren in der Regel über 60%,
vereinzelt auch deutlich darüber (vgl. Abb. 7).
In der Stadt Heilbronn dagegen liegt der Anteil
der Einfamilienhäuser bei 48,7%.
Hohenlohekreis 99,27
Landkreis Schwäbisch Hall 86,13
Landkreis Heilbronn 173,27
Stadt Heilbronn 261,45
Region Heilbronn-Franken 124,47
Baden-Württemberg 171,62
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

16 Regionalverband Heilbronn-Franken
4 Demographische Entwicklung
Die Region Heilbronn-Franken hat sich in
Bezug auf die Bevölkerungszahl in den letzten
Jahrzehnten sehr dynamisch entwickelt.
1987-2006 stieg die Anzahl der Einwohner in
der Region um 164.531 Menschen. Dies entspricht
einem Anstieg von 22,8%. Inwieweit
die Ländlichen Räume an dieser Entwicklung
partizipieren konnten, soll im Folgenden näher
dargelegt werden.
Ein Indiz, dass vor allem die nahezu konzentrisch
um die Verdichtungsräume liegenden
ursprünglichen Ländlichen Räume an dieser
Entwicklung teilgenommen haben, wurde bereits
im Zusammenhang mit der überarbeiteten
Abgrenzung der Raumkategorien (vgl. Kapitel
2.2) thematisiert. Diese Räume sind folgerichtig
nicht mehr der Kategorie des Ländlichen
Raums sondern der Randzone um die Verdichtungsräume
zugeordnet.
Die Bevölkerungsentwicklung insgesamt setzt
sich aus zwei Komponenten zusammen, die
nicht völlig unabhängig voneinander zu betrachten
sind. Dabei handelt es sich zum einen
um die natürliche Bevölkerungsentwicklung,
die sich aus der Differenz zwischen Geburten
und Sterbefälle ergibt und zum anderen um den
Wanderungssaldo, also dem Unterschied zwischen
Zu- und Fortgezogenen. Der Zusammenhang
beider Komponenten ist allgemein darin zu
sehen, dass jüngere Menschen eine höhere Mobilität
aufweisen als ältere Personen. Zuzugsgebiete
profitieren davon und generieren durchschnittlich
eine etwas jüngere Bevölkerung.
Zusätzlich kann sich eine heute zuwandernde
junge Bevölkerung in der Zukunft positiv auf
das Geburtenniveau auswirken. Ob jedoch der
Ländliche Raum von der Mobilitätsbereitschaft
profitieren kann, bleibt zunächst offen, da die
höhere Mobilität in diesen Teilräumen auch
Abwanderung, beispielsweise in Form von Bildungsabwanderung
zur Folge haben kann.
4.1 Natürliche Bevölkerungsentwicklung
Lange Zeit gab es beträchtliche Unterschiede
bei der Geburtenhäufigkeit zwischen ländlich
und städtisch geprägten Räumen, gemessen an
der so genannten zusammengefassten Geburtenziffer
(durchschnittliche Kinderzahl pro Frau
im Alter zwischen 15 und 44). In Ländlichen
Räumen war die Geburtenhäufigkeit tendenziell
etwas höher. Dies galt auch für die Region
Heilbronn-Franken, die noch 1993 eine Geburtenziffer
von 1,56 aufwies, die aber gegenwärtig
mit 1,39 nur noch geringfügig höher ist als
in Baden-Württemberg (1,34). In den letzten
Jahren sind die Unterschiede zwischen Stadt
und Land deutlich geschrumpft; die Ländlichen
Räume passen sich immer mehr dem niedrigeren
städtischen Niveau an (vgl. Tab. 4).
Tabelle 4: Zusammengefasste Geburtenziffer 1993 und
2006
1993 2006
Main-Tauber-Kreis 1,53 1,32
Hohenlohekreis 1,60 1,40
Landkreis Schwäbisch Hall 1,67 1,48
Landkreis Heilbronn 1,58 1,37
Stadt Heilbronn 1,38 1,39
Region Heilbronn-Franken 1,56 1,39
Baden-Württemberg 1,42 1,34
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Das Sinken der zusammengefassten Geburtenziffer
hat direkte Auswirkungen auf die Anzahl
der Geburten. Seit 1993 ist für die Region Heilbronn-Franken
ein Rückgang bei den Geburten
festzustellen. Dies ist neben dem gesunkenen
Geburtenniveau auch auf die sinkende Zahl der
potentiellen Eltern zurückzuführen, da sich in
der Zwischenzeit die Kinder aus den „Pillenknickjahrgängen“
im gebärfähigen Alter befinden.
Bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung
sind die Geburten aber nur die eine Seite der
Medaille. Die Anzahl der Sterbefälle hat eben-

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 17
Abbildung 8: Natürliche Bevölkerungsbilanz auf Gemeindeebene 1987-2006
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
falls Auswirkungen auf die Gesamtentwicklung;
diese ist in der Region verhältnismäßig
stabil geblieben. Im Ergebnis führen beide
Entwicklungen seit 2005 zu einem sukzessive
wachsenden Sterbefallüberschuss.
Der in der gesamten Region bis vor wenigen
Jahren vorherrschende Geburtenüberschuss
kommt allerdings nicht allen Gemeinden zugute
(vgl. Abb. 8). Im Ländlichen Raum wiesen 17
von 77 Gemeinden für den Zeitraum 1987-2006
einen Sterbeüberschuss aus. Betrachtet man
den kürzeren Zeitraum 1997-2006, so trifft dies
bereits auf 25 Gemeinden zu. Dabei kommen
in einigen dieser Gemeinden Sonderfaktoren
zum Tragen. Stark beeinflusst wird die Tatsache
eines Sterbeüberschusses zum einen davon,
ob in der Kommune Alten- oder Pflegeheime
bestehen, die mehr als den örtlichen Bedarf
abdecken. Dies ist beispielsweise in Eppingen
(Landkreis Heilbronn), Zweiflingen (Hohenlohekreis)
oder Kirchberg a.d. Jagst (Landkreis
Schwäbisch Hall) der Fall. Zum anderen davon,
ob grundsätzlich die Gemeinde für die Wahl
des Altersruhesitzes attraktiv ist, so z.B. Bad
Mergentheim im Main-Tauber-Kreis. Deshalb
ist es nicht verwunderlich, dass einige Gemeinden
beispielsweise im Schwäbisch-Fränkischen

18 Regionalverband Heilbronn-Franken
Wald (Wüstenrot (Landkreis Heilbronn), Mainhardt,
Oberrot oder Fichtenberg (alle Landkreis
Schwäbisch Hall)) einen Sterbeüberschuss ausweisen.
4.2. Wanderungsbilanz
Dass der positive Wanderungssaldo der Motor
für das regionale Bevölkerungswachstum der
letzten 20 Jahren war, wird daran deutlich, dass
86,7% des Bevölkerungswachstums (142.577)
auf höhere Zu- als Fortzüge zurückzuführen
ist, während sich die positive natürliche Bevölkerungsbilanz
nur auf 21.954 Menschen oder
13,3% beläuft. Der regionale Ländliche Raum
konnte seit 1987 eine positive Wanderungsbilanz
von 80.635 Personen erzielen, so dass
immerhin 56,7% des gesamtregionalen Wanderungsgewinns
in den 77 Kommunen realisiert
worden ist, die heute zum Ländlichen Raum
gehören.
Dieser verteilte sich jedoch nicht einheitlich
über alle Teilräume, denn mit Braunsbach,
Fichtenau, Langenburg (alle Landkreis Schwäbisch
Hall) sowie Creglingen und Wittighausen
im Main-Tauber-Kreis weisen fünf Kommunen
in den zwei Jahrzehnten mehr Fortzüge als Zuzüge
auf (vgl. Abb. 9). Das Phänomen der Abwanderung
aus Ländlichen Räumen ist nichts
Neues. Bei einer kurzfristigen Betrachtung
(1997-2006) fällt aber auf, dass die Anzahl der
Gemeinden, die Abwanderungstendenzen aufzeigen,
stark zugenommen hat: Bereits 28 Gemeinden
des Ländlichen Raums haben in diesem
Zeitraum eine negative Wanderungsbilanz
(vgl. Abb. 10).
Aus dem peripheren Ländlichen Raum wandern
vor allem junge Erwachsene ab. Zurückzuführen
ist dies hauptsächlich auf die Bildungsabwanderung,
da auch in Ländlichen
Räumen zunehmend mehr junge Menschen
höhere Bildungsabschlüsse anstreben und im
Anschluss ein Studium aufnehmen, das sie
aufgrund der räumlich weiter entfernt liegenden
Bildungseinrichtungen zwingt, den
Wohnsitz in der Heimatgemeinde aufzugeben.
Bezogen auf die Gesamtregion ist von
einer jährlichen Bildungsabwanderung von
ca. 2.100 jungen Menschen auszugehen, da
den ca. 1.500 Studienanfängerplätzen ungefähr
3.600 Studierwillige entgegenstehen. Tatsächlich
dürfte die Abwanderung noch etwas
höher liegen, da auch einige Studierende von
außerhalb der Region hier studieren möchte.
An einem auswärtigen Studium ist per se kein
Nachteil zu erkennen, entscheidend ist jedoch,
ob die in der Region aufgewachsenen jungen
Abbildung 9: Wanderungssaldo 1987-2006 Abbildung 10: Wanderungssaldo 1997-2006
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 19
Menschen nach Beendigung ihres Studiums in
die Region zurückkehren oder nicht und ob die
von auswärts kommenden Studierenden durch
attraktive Arbeitsplätze hier gehalten werden
können.
4.3 Fazit zur Bevölkerungsentwicklung
Das Zusammenspiel von natürlicher Bevölkerungsentwicklung
und Wanderungssalden
führt im Ergebnis zu einer Bevölkerungsbilanz,
die für die Gesamtregion seit 1987 positiv
ausfällt. Auch für den Ländlichen Raum
der Region Heilbronn-Franken trifft dies zu,
da die Einwohnerzahl seit 1987 um 92.759
Personen gestiegen ist. Im Vergleich dazu haben
der Verdichtungsraum und seine Randzone
um 71.772 zugelegt. In diesem Zeitraum
mussten lediglich zwei Kommunen Bevölkerungsrückgänge
hinnehmen. In Fichtenau
(Landkreis Schwäbisch Hall) und Külsheim
(Main-Tauber-Kreis) wurde das Schrumpfen
der Einwohnerzahl verursacht durch negative
Wanderungssalden, die größer waren als der
Geburtenüberschuss (vgl. Abb. 11).
Betrachtet man für die Gesamtbevölkerungsentwicklung
wiederum den kürzeren Zeitraum
1997-2006, so steigt die Anzahl der Gemeinden
mit rückläufiger Entwicklung auf 23 an
(vgl. Abb. 12). Der Darstellung ist zu entnehmen,
dass davon sehr viele Gemeinden im
Main-Tauber-Kreis betroffen sind. Der Rückgang
der Einwohnerzahl ist in den meisten Gemeinden
bedingt durch eine vermehrte Abwanderung,
die in den letzten Jahren durch einen
Geburtenüberschuss nicht mehr ausgeglichen
werden konnte. In acht Gemeinden kommt zur
Abwanderung noch ein Sterbeüberschuss hinzu,
so dass sich beide Effekte verstärken. Vier
der 23 Gemeinden haben zwar eine positive
Wanderungsbilanz, jedoch reicht diese nicht
aus, um den Sterbeüberschuss auszugleichen,
so dass im Ergebnis ebenfalls eine rückläufige
Bevölkerungszahl zu konstatieren ist.
4.4 Bevölkerungsprognose
Die Prognosen des Statistischen Bundesamtes,
des Statistischen Landesamtes, des Bundesamtes
für Bauwesen und Raumordnung und des
Regionalverbandes Heilbronn-Franken sehen
alle denselben Trend: Die Bevölkerung wird in
den nächsten Jahrzehnten weniger und sie wird
stetig älter.
Abbildung 11: Bevölkerungsentwicklung 1987-2006 Abbildung 12: Bevölkerungsentwicklung 1997-2006
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

20 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 13: Bevölkerungsprognose 2004-2020
Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken
Von dieser Tendenz sind nicht alle Teilräume
gleichermaßen betroffen. Auch in den nächsten
Jahrzehnten wird es ein nebeneinander
von wachsenden und schrumpfenden Regionen
geben. Trotz eines voraussichtlich anhaltenden
Ost-West-Gefälles auf Bundesebene wird sich
die in der Vergangenheit stark abgebildete ehemalige
innerdeutsche Grenze mit einem Bevölkerungsrückgang
im Osten und einer Zunahme
im Westen in Zukunft kaum noch so markant
abbilden. Vielmehr ist erkennbar, dass sich ausgehend
von den ostdeutschen Bundesländern ein
keilförmiger Korridor bis zum Ruhrgebiet erstreckt,
in dem vermehrt und zusammenhängend
Gemeinden mit rückläufiger Bevölkerungszahl
liegen. Das südöstliche Niedersachsen, Nordund
Osthessen und auch schon die nördlichen
Teile Frankens bilden diesen Keil. Die hier beschriebenen
Teile Frankens reichen bis in den
Nordosten unserer Region hinein. In seiner
kleinräumigen Bevölkerungsprognose kommt
der Regionalverband Heilbronn-Franken zu dem
Ergebnis, dass bis 2020 die Einwohnerzahl im
Ländlichen Raum der Region bei optimistischen
Wanderungsannahmen zwar noch leicht ansteigen
wird, dennoch aber 23 von 77 Gemeinden
Bevölkerung verlieren werden, davon liegt fast
die Hälfte im Main-Tauber-Kreis (vgl. Abb. 13).

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 21
Der Kartendarstellung ist zu entnehmen, dass
es noch nicht flächendeckend zu einer sinkenden
Bevölkerungszahl kommt, jedoch ist erkennbar,
dass immer mehr zusammenhängende
Gebiete vom Bevölkerungsrückgang betroffen
sein werden. Es ist zu erwarten, dass sich die
Bevölkerungsdynamik im Ländlichen Raum
insgesamt etwas verhaltener entwickelt als in
der gesamten Region.
5 Wirtschaftliche Entwicklung
5.1 Wirtschaftsstruktur
5.1.1 Sektoren
Denkt man an die Wirtschaftsstruktur in Ländlichen
Räumen, dann wird diese traditionell
mit einer hohen Bedeutung des primären Sektors
der Volkswirtschaft (Land- und Forstwirtschaft,
Fischerei) assoziiert. Aufgrund erheblicher
sektoraler Veränderungen ist zu überprüfen,
in welchem Ausmaß dies heute noch zutrifft.
Da bei den wirtschaftlichen Kenngrößen
häufig nur Kreisergebnisse vorliegen, werden
die Ergebnisse insbesondere für den Hohenlohekreis,
den Landkreis Schwäbisch Hall sowie
den Main-Tauber-Kreis dargestellt.
Zwar wird der Freiraum im Ländlichen Raum
überwiegend intensiv landwirtschaftlich genutzt,
jedoch ist die ökonomische Bedeutung
der Landwirtschaft auch in den Ländlichen
Räumen insgesamt stetig zurückgegangen.
Die Entwicklung bei der Erwerbstätigenzahl
ist dafür beispielhaft (vgl. Tab. 5).
Waren 1980 in den drei ländlichen Kreisen der
Region noch 21.434 Menschen in der Landund
Forstwirtschaft tätig, ging deren Zahl bis
2005 auf 8.745 zurück. Relativ am stärksten
betroffen vom Rückgang war der Main-Tauber-Kreis,
wo sich die Erwerbstätigenzahl in
der Land- und Forstwirtschaft um 63,6% reduzierte.
Aber auch in den beiden anderen Landkreisen
kam es zu mehr als zu einer Halbierung.
Auffällig ist die seit 1992 wachsende Geschwindigkeit
beim Rückgang im primären Sektor,
denn in allen drei Landkreisen war der relative
Rückgang zwischen 1992-2005 um sieben
bis zehn Prozentpunkte höher als im Zeitraum
1980-1992. Dieser Rückgang der Erwerbstätigen
in der Land- und Forstwirtschaft ist jedoch
nicht nur in der Region Heilbronn-Franken
festzustellen. In ganz Baden-Württemberg waren
Ende 2005 nur noch knapp über 100.000
Menschen im primären Sektor erwerbstätig;
128.000 Personen weniger als 1980. Der relative
Rückgang um ca. 56% ist vergleichbar
mit den Werten des Hohenlohekreises und des
Landkreises Schwäbisch Hall. Zugleich ist der
Rückgang der Erwerbstätigen in der Land- und
Forstwirtschaft auch ein Hinweis auf deren
weiter stark gestiegene Produktivität, da die
Bruttowertschöpfung weniger stark abgenommen
hat (vgl. Kapitel 5.2.2).
Tabelle 5: Erwerbstätige im primären Sektor
1980 1992 2005
1980-2005 1980-1992 1992-2005
in % in % in %
Main-Tauber-Kreis 7.524 4.935 2.737 -63,6 -34,4 -44,5
Hohenlohekreis 5.435 3.837 2.430 -55,3 -29,4 -36,7
Landkreis Schwäbisch Hall 8.475 5.830 3.578 -57,8 -31,2 -38,6
Landkreis Heilbronn 10.033 7.103 5.181 -48,4 -29,2 -27,1
Stadt Heilbronn 785 688 689 -12,2 -12,4 0,2
Region Heilbronn-Franken 32.252 22.393 14.615 -54,4 -30,6 -34,7
Baden-Württemberg 229.768 157.807 101.510 -55,8 -31,3 -35,7
Quelle: Arbeitskreis Erwerbstätigenrechnung des Bundes und der Länder

22 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 14-16: Anteile der Erwerbstätigen in den jeweiligen Sektoren
Anteil der Erwerbstätigen im primären Sektor
16,00
14,00
12,00
10,00
8,00
6,00
4,00
2,00
0,00
1980 1992 2006
Hohenlohekreis Landkreis Schwäbisch Hall Main-Tauber-Kreis Baden-Württemberg
Anteil der Erwerbstätigen im sekundären Sektor
60,00
50,00
40,00
30,00
20,00
10,00
0,00
1980 1992 2006
Hohenlohekreis Landkreis Schwäbisch Hall Main-Tauber-Kreis Baden-Württemberg
Anteil der Erwerbstätigen im tertiären Sektor
70,00
60,00
50,00
40,00
30,00
20,00
10,00
0,00
1980 1992 2006
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Hohenlohekreis Landkreis Schwäbisch Hall Main-Tauber-Kreis Baden-Württemberg

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 23
Dass die Land- und Forstwirtschaft in den ländlichen
Kreisen der Region Heilbronn-Franken
eine relativ größere Rolle als im Land Baden-
Württemberg spielt, wird beim Vergleich des
Anteils der Erwerbstätigen im primären Sektor
an der Gesamtheit der Erwerbstätigen sichtbar.
Der Landesdurchschnitt wird in den ländlichen
Kreisen um das 2,1-fache übertroffen (vgl. Abb.
14).
Der Rückgang der Erwerbstätigen in der Landund
Forstwirtschaft führt zu Veränderungen der
beiden anderen Sektoren. Profitieren konnte vor
allem der Dienstleistungsbereich, wenn auch
zeitlich und teilräumlich sehr uneinheitlich.
Von einer deckungsgleichen Entwicklung aller
ländlichen Kreise der Region Heilbronn-Franken
kann deshalb nicht gesprochen werden.
Anteilig sind derzeit in den drei ländlichen
Kreisen im Vergleich zu Baden-Württemberg
mehr Erwerbstätige im produzierenden Gewerbe
beschäftigt. Der Anteil liegt um ca. fünf
Prozentpunkte höher. Dass dem nicht immer so
war, zeigt ein Blick auf die Verhältnisse im Jahre
1980 (vgl. Abb. 15). Damals lag der Anteil
der Erwerbstätigen im produzierenden Gewerbe
fast fünf Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt.
Diese Umkehrung lässt den Schluss zu,
dass der landesweit sich vollziehende Strukturwandel
im produzierenden Sektor im Ländlichen
Raum der Region Heilbronn-Franken weniger
intensiv ausgeprägt ist. Insgesamt sind in den
ländlichen Kreisen 83.542 Menschen im produzierenden
Sektor erwerbstätig, ca. 14.000 mehr
als 1980, bezogen auf 1992 sind dies allerdings
ca. 2.300 weniger. Dass der Strukturwandel den
sekundären Sektor in den Ländlichen Räumen
der Region nicht nur schwächer sondern auch
zeitlich später erreicht hat, zeigt die Anteilsentwicklung
bei den Erwerbstätigen sehr deutlich.
Zwischen 1980 und 1992 hat sich der Anteil
der Erwerbstätigen im sekundären Sektor nur
marginal von 43,1% auf 42,9% reduziert, was
maßgeblich auf die Entwicklung im Landkreis
Schwäbisch Hall und dem Main-Tauber-Kreis
zurückzuführen ist. Unter der Prämisse, dass
sich die Ländlichen Räume an die Entwicklung
auf Landesebene annähern, wäre folglich eine
Fortsetzung des Strukturwandels zu erwarten.
Dagegen ist der Dienstleistungsbereich im
Ländlichen Raum absolut und relativ gewachsen.
Die Zahl der Erwerbstätigen in diesem
Sektor stieg seit 1980 um knapp 55.000 auf
inzwischen über 125.000 an. Irrtümlicherweise
wird oftmals davon ausgegangen, dass der
Wandel hin zu den Dienstleistungen erst in den
letzten Jahren stattgefunden habe. Jedoch waren
bereits 1980 in den drei Ländlichen Kreisen
der Region Heilbronn-Franken in keinem
anderen Sektor mehr Menschen erwerbstätig
als im Dienstleistungsbereich (vgl. Abb. 16).
Der seitherige Anstieg verlief jedoch deutlich
langsamer als im Landesdurchschnitt. Bemerkenswert
ist aber, dass im Main-Tauber-Kreis
1980 ein über dem Landesdurchschnitt liegender
Anteilswert der Erwerbstätigen im Dienstleistungsbereich
festzustellen ist. Dies ist auf
den ausgeprägten Gesundheitssektor, vor allem
durch die Beschäftigten in den Kureinrichtungen
in Bad Mergentheim, zurückzuführen.
Die unterschiedliche Entwicklung in den jeweiligen
Landkreisen spiegelt sich in den
Abbildungen 14-16 wieder. Zwischen dem
Landkreis Schwäbisch Hall und dem Main-
Tauber-Kreis gibt es beim Niveau und der Entwicklungsrichtung
des Anteils und damit bei
der Dynamik keine bedeutenden Unterschiede.
Dagegen weicht der Hohenlohekreis hiervon
deutlich ab, was ein Indiz dafür ist, dass der
Strukturwandel hier die größten Auswirkungen
hatte. Der Hohenlohekreis hatte 1980 eine im
Vergleich zu den beiden anderen Landkreisen
völlig andere Erwerbstätigenstruktur; diese hat
sich jedoch in der Zwischenzeit nahezu dem
Niveau vergleichbarer Ländlicher Räume der
Region Heilbronn-Franken angeglichen. Nach
wie vor sind im Hohenlohekreis relativ mehr

24 Regionalverband Heilbronn-Franken
Menschen in der Landwirtschaft und der Produktion
und weniger im Dienstleistungsbereich
beschäftigt als in den beiden anderen Kreisen,
doch sind die Unterschiede merklich kleiner
geworden.
5.1.2 Betriebsgröße und Unterneh
menskultur
Mithilfe der Betriebsgröße, gemessen an der
Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten
pro Betrieb, kann eine Aussage über
die Struktur der Unternehmen getroffen werden.
Die meisten Arbeitnehmer arbeiten in Unternehmen,
die der Kategorie der kleinen und
mittelgroßen Unternehmen zugerechnet werden,
da sie weniger als 500 Mitarbeiter haben.
Ein hoher Anteil von Beschäftigten in diesen
Größenklassen ist typisch für eine mittelständisch
geprägte Wirtschaft.
Bei dieser Betrachtung können Parallelen zu
den im vorhergehenden Unterkapitel gemachten
Aussagen über die sektorale Wirtschaftsstruktur
gezogen werden. Auffällig ist erneut
die fast vollständige Deckungsgleichheit zwischen
dem Main-Tauber-Kreis und dem Landkreis
Schwäbisch Hall, von der der Hohenlohekreis
entscheidend abweicht (vgl. Tab. 6). Im
Landkreis Schwäbisch Hall und im Main-Tauber-Kreis
sind die kleineren und mittleren Betrieben
im Vergleich zum Regionsdurchschnitt
stärker präsent. Zwischen 81,5% und 84,4% der
Beschäftigten sind in Betrieben mit maximal
500 Mitarbeitern angestellt. Im Hohenlohekreis
liegt der Anteil unter 70%. Da Innovationsfähigkeit
für die künftige Wettbewerbsfähigkeit
von Unternehmen immer bedeutender wird und
Innovationen relativ gesehen eher in größeren
Unternehmen erfolgen, wird die Vernetzung
kleinerer und mittelgroßer Unternehmen immer
wichtiger, um die für Innovationen notwendige
kritische Größe zu erreichen. Bemerkenswert
ist eine Studie, der zufolge im Hohenlohekreis
bezogen auf die Einwohnerzahlen deutschlandweit
die meisten Weltmarktführer angesiedelt
sind, die ihre Weltmarktführerschaft nur dann
verteidigen können, wenn sie permanent an Innovationen
arbeiten (vgl. Wirtschaftswoche Nr.
20 vom 14.05.2007, S.78-83).
Die Betriebsgrößenstruktur korrespondiert mit
dem Anteil der Selbständigen sowie der Eigentümerstruktur
der Unternehmen. So sind im
Landkreis Schwäbisch Hall und im Main-Tauber-Kreis
12,5% bzw. 12,4% der Erwerbstätigen
selbständig, im Hohenlohekreis ist der Anteil
etwas geringer (10,8%). In der Region Heilbronn-Franken
sind es 11,2%. Dieser höhere
Anteil von Selbständigen im Ländlichen Raum
hat Auswirkungen auf die Eigentümerstruktur
nieder. Es überwiegen die Familienbetriebe,
während im Ländlichen Raum der Region Heilbronn-Franken
wenig größere, am Kapitalmarkt
notierte Aktiengesellschaften angesiedelt sind.
Zahlreiche Familienunternehmen, vom Landwirt
über den Handwerksbetrieb bis hin zu mittelgroßen
Betriebseinheiten im produzierenden
Gewerbe oder im Dienstleistungsbereich bilden
Tabelle 6: Anteile der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in % nach Betriebsgrößengruppen 2006
1-9 10-19 20-49 50-99 100-199 200-500 >500
Main-Tauber-Kreis 18,7 9,5 14,3 12,7 14,3 14,9 15,6
Hohenlohekreis 14,0 7,9 11,9 10,3 11,3 14,1 30,7
Landkreis Schwäbisch Hall 16,8 9,9 15,0 12,9 12,9 14,0 18,5
Landkreis Heilbronn 17,0 8,8 12,8 11,4 11,2 12,4 26,4
Stadt Heilbronn 13,7 7,6 13,7 14,6 14,8 12,5 23,1
Region Heilbronn-Franken 16,2 8,8 13,5 12,4 12,7 13,3 23,2
Baden-Württemberg 16,6 8,8 13,2 11,3 12,3 14,2 23,6
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Bundesagentur für Arbeit

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 25
das Rückgrat der wirtschaftlichen Entwicklung
des Ländlichen Raumes. Vor allem größere Familienunternehmen
haben sich bislang – trotz
Verlagerungen einzelner Betriebsteile ins Ausland
– ihrem Standort im Ländlichen Raum gegenüber
sehr verbunden gezeigt. Dies ist nicht
zuletzt durch gut ausgebildete Fachkräfte begründet.
Da sich die Strukturen in einer globalisierten
Wirtschaft sehr dynamisch verhalten,
müssen permanent die Voraussetzungen, beispielsweise
im Hinblick auf Infrastruktur oder
Arbeitskräfte erhalten und geschaffen werden,
damit diese Unternehmen auch langfristig dem
Ländlichen Raum treu bleiben können.
5.2 Wirtschaftsleistung
5.2.1 Insgesamt
Über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten
betrachtet, kann keine andere Region in Baden-
Württemberg eine vergleichbare wirtschaftliche
Dynamik vorweisen, wie die Region Heilbronn-
Franken. Seit 1991 ist das Bruttoinlandsprodukt
der Region um über 8,7 Mrd. Euro bzw. 48,7%
auf etwa 26,6 Mrd. Euro gestiegen (vgl. Tab. 7).
Damit werden in der Region Heilbronn-Franken
Waren und Dienstleistungen in einem Wert erstellt
und erbracht, der vergleichbar ist mit dem
Saarland oder Slowenien. Der Zuwachs wird
stark beeinflusst durch die Entwicklung zum
Ende des 20. Jahrhunderts, während seit dem
Jahre 2000 eine deutliche Verlangsamung der
wirtschaftlichen Dynamik für die gesamte Region
festzustellen ist. Im Folgenden wird näher auf
die jeweilige Entwicklung in den drei ländlichen
Kreisen der Region Heilbronn-Franken eingegangen.
Insgesamt betrachtet entwickelten sich die drei
Landkreise wirtschaftlich weitgehend parallel
zur Gesamtregion. Der Zuwachs seit 1991 betrug
48,0% und damit nur ca. 0,7% weniger als
für die Gesamtregion. 2005 trugen die ländlichen
Kreise 46,3% der gesamtregionalen Wirtschaftsleistung.
1991 betrug ihr Anteil 46,6%. Demzufolge
kann von einer nahezu gleichlaufenden
Entwicklung sowohl in der Richtung als auch
in der Dimension zwischen den ländlichen und
den verdichteten Räumen der Region Heilbronn-
Franken gesprochen werden.
In allen drei ländlich geprägten Landkreisen
verlief die wirtschaftliche Entwicklung im Zeitraum
1991-2005 insgesamt überaus positiv (vgl.
Abb. 17). Auffallend ist, dass sich der Landkreis
Schwäbisch Hall vom Main-Tauber-Kreis deutlich
absetzen kann, während sich andererseits die
Schere zwischen dem Main-Tauber-Kreis und
dem Hohenlohekreis langsam aber stetig schließt.
Das heißt, dass innerhalb des Ländlichen Raums
der Hohenlohekreis (+62,8%) und der Landkreis
Schwäbisch Hall (+56,6%) seit 1991 ein höheres
wirtschaftliches Wachstum vorweisen können
als der Main-Tauber-Kreis (+28,1%).
In jüngerer Vergangenheit (2002-2005), lag die
wirtschaftliche Entwicklung der Ländlichen
Tabelle 7: Bruttoinlandsprodukt in Mio. Euro
1991 2001 2005
1992-2005 2002-2005
in % in %
Main-Tauber-Kreis 2.961 3.492 3.792 28,1 8,6
Hohenlohekreis 1.946 2.968 3.169 62,8 6,8
Landkreis Schwäbisch Hall 3.431 4.950 5.374 56,6 8,6
Landkreis Heilbronn 5.197 7.986 9.104 67,4 14,0
Stadt Heilbronn 4.369 5.786 5.183 18,6 -10,4
Region Heilbronn-Franken 17.904 25.182 26.623 48,7 5,7
Baden-Württemberg 231.942 309.522 325.893 40,5 5,3
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder

26 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 17: Entwicklung des BIP 1991-2005
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder
Räume der Region mit +8,1% etwas über dem
Wert der Gesamtregion (+5,7%). Da die letzten
Jahre gesamtwirtschaftlich eher von gedämpftem
Wachstum, teilsweise sogar von
rezessiven Tendenzen geprägt waren, verweist
dies darauf, dass die im Ländlichen Raum ansässigen
Unternehmen in dieser Zeit weniger
stark von konjunkturellen Schwankungen betroffen
waren.
Im Gegensatz zur Angabe der absoluten Wirtschaftsleistung
berücksichtigt ein relativer Vergleich
der wirtschaftlichen Stärke der ländlichen
Kreise jeweils deren Größe. Dazu wird das Bruttoinlandsprodukt
ins Verhältnis zu den Einwohnern
bzw. zu den Erwerbstätigen gesetzt.
Dass sich die ländlichen Landkreise in einem
wirtschaftlich sehr starken Bundesland befinden,
zeigt sich beim relativen Vergleich des Bruttoinlandsprodukts
je Einwohner (vgl. Abb. 18).
Keiner der drei Landkreise konnte beim BIP pro
Einwohner zwischen 1992-2005 den Landesdurchschnitt
erreichen. 2004 und 2005 wurde jedoch
in allen Teilräumen eine deutliche Verbesserung
erzielt. Im letzten verfügbaren Jahr lagen
die Werte zwischen 95% im Hohenlohekreis und
91% im Main-Tauber-Kreis. Das Ergebnis fällt
allerdings anders aus, wenn
Deutschland als Bezugsgröße
gewählt wird. Hier lagen die
Landkreise zumeist über dem
Durchschnittswert. Lediglich
der Main-Tauber-Kreis
rutschte zeitweise leicht darunter.
Aktuell bewegen sich
alle Landkreise über dem
Bundesdurchschnitt. Besonders
zu berücksichtigen
gilt es dabei, dass der Indikator
Bruttoinlandsprodukt
je Einwohner stark von den
Pendlerströmen beeinflusst
wird. Weist ein Landkreis
einen Einpendlerüberschuss
auf, steigt der Wert des Indikators an, da die
erbrachte wirtschaftliche Leistung auf weniger
Köpfe verteilt wird. Dies begünstigt beispielsweise
den Hohenlohekreis, der als einziger der
betrachteten Landkreise einen Einpendlerüberschuss
aufweist.
Wählt man die Erwerbstätigen als Bezugsbasis
für das Bruttoinlandsprodukt werden die Verzerrungen
durch Pendlerbewegungen eliminiert
und der Hohenlohekreis liegt gleichauf mit dem
Main-Tauber-Kreis und deutlich unter dem
Landkreis Schwäbisch Hall. Auffällig ist erneut,
dass keiner der Landkreise den baden-württembergischen
Durchschnittswert erreichen kann
und auch auf Bundesebene nur der Landkreis
Schwäbisch Hall geringfügig über dem Durchschnitt
liegt (vgl. Abb. 19).
5.2.2 Sektorale Betrachtung der Wirtschaftsleistung
Ähnliche Entwicklungen wie bei der Analyse
der Erwerbstätigen in den jeweiligen Sektoren
(vgl. Kapitel 5.1.1) treten bei der Wirtschaftsleistung
der einzelnen Sektoren auf. Der über
Jahre andauernde Strukturwandel spiegelt sich
auch in der Bruttowertschöpfung wieder. Ländlich
bedeutet keineswegs mehr ausschließlich

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 27
Abbildung 18 und 19: BIP je Einwohner und BIP je Erwerbstätigen
(Baden-Württemberg = 100)
den ländlichen Kreisen der
Region (vgl. Abb. 20).
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder
landwirtschaftlich. Lediglich 247 Mio. Euro
der über 11,1 Mrd. Euro an Bruttowertschöpfung,
die in den drei ländlichen Kreisen der Region
Heilbronn-Franken erwirtschaftet werden,
entstehen in der Land- und Forstwirtschaft. Damit
ging der Beitrag des primären Sektors um
knapp 55 Mio. Euro bzw. 18,2% zurück. Da
gleichzeitig die Bruttowertschöpfung insgesamt
gewachsen ist, ging der Anteil der Land- und
Forstwirtschaft an der gesamten Bruttowertschöpfung
um über 1,5 Prozentpunkte auf 2,2%
(2005) zurück. Im Vergleich zum Land Baden-
Württemberg mit einem Wert von 0,8%, zeigt
sich dann jedoch wieder die immer noch relativ
größere Bedeutung dieses Wirtschaftszweigs in
Die volkswirtschaftliche
Bedeutung der Landwirtschaft
lässt sich jedoch nicht
alleine anhand ihrer Bruttowertschöpfung
oder ihrer
Erwerbstätigenzahl bestimmen.
Vielmehr ist die
Landwirtschaft ein zentrales
Bindeglied für die vor- und
nachgelagerten Bereiche.
Hierzu zählen beispielsweise
Futtermittel-, Landmaschinen-,
Pflan-zenschutz- und
Saatgutindustrie sowie Papier-,
Holz- und Gastgewerbe,
Ernährungsindustrie und
der Nahrungsmittelhandel.
Die Landwirtschaft mit ihren
vor - und nachgelagerten
Bereichen wird als Agribusiness
bezeichnet. Nach
Angaben des Statistischen
Bundesamtes waren 2005
11,5% aller Erwerbstätigen in
Deutschland und damit ungefähr
jeder neunte Arbeitsplatz
im weiter gefassten Agribusiness
beschäftigt. Gemessen an der gesamtwirtschaftlichen
Bruttowertschöpfung beträgt der
Anteil des Agribusiness ca. 6,8%.
Der Dienstleistungssektor war bereits 1992
derjenige Sektor, welcher mehr als die Hälfte
zur gesamten Bruttowertschöpfung in den ländlichen
Teilräumen der Region beitrug. 2005 waren
es immerhin 6,2 Mrd. Euro, die im Dienstleistungssektor
erwirtschaftet wurden. Dass es
insgesamt bei den Bruttowertschöpfungsanteilen
sehr wenig Veränderung gibt, zeigt sich daran,
dass der Anteil der Dienstleistungen nur geringfügig
von 54,9% auf 56,1% angestiegen ist.
Bei den Beschäftigten war diese Entwicklung

28 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 20: Bruttowertschöpfung in den einzelnen Sektoren 2005
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder
deutlich dynamischer. Jedoch ist festzustellen,
dass die verhaltene Entwicklung in den ländlichen
Kreisen auf diese beschränkt ist, denn in
der gesamten Region und in Baden-Württemberg
ist der Dienstleistungsanteil an der gesamten
Bruttowertschöpfung kräftiger gestiegen.
Auffallend ist wiederum die relativ hohe Bedeutung
des produzierenden Sektors in den ländlichen
Landkreisen. Sie lag 2005 bei 41,7% und
damit knapp über dem Wert für die Gesamtregion
und mehr als drei Prozentpunkte über dem Wert
des Landes Baden-Württemberg. Damit ist gegenüber
1992 sogar vergleichsweise ein Bedeutungsgewinn
verbunden, da der Anteil des Jahres
2005 höher ist. Dabei wird der Anteilswert der
ländlichen Kreise stark beeinflusst von den höheren
Produktionsanteilen im Hohenlohekreis.
Die Bruttowertschöpfung kann jedoch nur eingeschränkt
für die Überprüfung eines Strukturwandels
herangezogen werden, da Verschiebungen
zwischen einzelnen Sektoren stark von
der konjunkturellen Entwicklung beeinflusst
werden. Beispielhaft hierfür sind die Jahre
2003 bis 2005. Dort konnte der produzierende
Bereich anteilsmäßig zulegen, da im Nachgang
der New Economy-Krise der Dienstleistungssektor
Federn lassen musste.
Der höhere Anteil des Produzierenden
Gewerbes hat möglicherweise
Einfluss auf die
Höhe der Arbeitnehmerentgelte,
denn die höchsten Durchschnittslöhne
werden im sekundären
Sektor bezahlt. Dabei
umfasst das Arbeitnehmerentgelt
sämtliche Geld- und Sachleistungen,
die den Arbeitnehmern
aus den Arbeits- oder
Dienstverhältnissen zufließen,
d.h. enthalten sind die Bruttolöhne
und -gehälter sowie die
Sozialbeiträge der Arbeitgeber.
Im Ländlichen Raum der
Region Heilbronn-Franken wird zwischen 1996
und 2005 der baden-württembergische Durchschnittswert
nicht erreicht, allerdings nähert
sich der Hohenlohekreis dem Durchschnitt. Dagegen
bewegen sich die Arbeitnehmerentgelte
im Main-Tauber-Kreis auf deutlich niedrigerem
Niveau. Als einziger der drei ländlichen Kreise
wird nicht nur das Landesniveau, sondern auch
das Bundesniveau um ca. sechs Prozentpunkte
unterschritten. Zu berücksichtigen ist aber, dass
das Arbeitnehmerentgelt nicht nur eine Einkommensgröße,
sondern auch einen wichtigen
gesamtwirtschaftlichen Kostenfaktor darstellt.
5.3 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Aufgrund arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen
und des Abbaues regulärer Arbeitsverhältnisse
wegen hoher Lohnnebenkosten in den
vergangenen Jahren ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig
Erwerbstätigen stetig
zurückgegangen und erreichte 2006 bundesweit
mit 67,5% seinen Tiefststand. 1995 waren
immerhin noch drei von vier Erwerbstätigen
bei der Sozialversicherung angemeldet. Die
Region Heilbronn-Franken weicht mit 68,0%
nur geringfügig von den bundesdeutschen Anteilswerten
ab. In den Ländlichen Kreisen liegt
der Wert mit 68,7% leicht höher. Ein möglicher

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 29
Abbildung 21: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 1974-2006
Grund dafür könnte sein, dass geringfügig
entlohnte Beschäftigung, die zwar bei der Erwerbstätigenrechnung
allerdings nicht bei den
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Berücksichtigung
findet, aufgrund der Wirtschaftsstruktur
(mehr produzierendes Gewerbe, weniger
Dienstleistungen) im Ländlichen Raum der
Region Heilbronn-Franken geringer ausgeprägt
ist. Des Weiteren ist der Beamtenanteil auf dem
Lande niedriger, denn häufig befinden sich größere
staatliche Institutionen (z.B. Regierung,
Gerichte, Verwaltungen, Universitäten) in Verdichtungsräumen.
Betrachtet man die Entwicklung aller sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten, dann bilden
sich sowohl im Ländlichen Raum als auch in
der gesamten Region die konjunkturellen Wellenbewegungen
gut ab (vgl. Abb. 21). Erfreulich
dabei ist, dass der Wert jeder konjunkturellen
Boomphase über dem der vorhergegangenen
Boomphase lag. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten in den Gemeinden
des Ländlichen Raums erhöhte sich zwischen
1974 und 2006 insgesamt um über 45.000 bzw.
38,8%. Im Vergleich zur Gesamtregion war die
Entwicklung im Ländlichen Raum etwas positiver,
denn für die Gesamtregion
lag der Zu-
wachs bei 35,2%, d.h.
der Ländliche Raum
hat nicht nur aufgeholt,
sondern beim
Beschäftigtenzuwachs
den Verdichtungsraum
teilweise über-
holt. Diese positivere
Entwicklung hängt in
hohem Maße mit dem
Wiedervereinigungsboom
1990-1993 zu-
sammen, denn seither
können keine signifikanten
Unterschiede
zwischen der Entwicklung
im Ländlichen Raum und der Gesamtregion
festgestellt werden.
Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung der Länder
Die positive Entwicklung bei den Beschäftigtenzahlen
ist nicht flächendeckend über alle
Kommunen im Ländlichen Raum gleich verteilt.
Auch hier zeigt sich der Ländliche Raum
inhomogen.
Die überwiegende Mehrzahl der Gemeinden
hat heute mehr sozialversicherungspflichtige
Beschäftigte als 1974; viele konnten sogar um
mehr als die Hälfte zulegen (vgl. Abb. 22). Dies
sind vor allem Gemeinden im Hohenlohekreis,
wie Mulfingen und Waldenburg, aber auch im
Landkreis Schwäbisch Hall mit Wolpertshausen
oder Satteldorf. Feststellbare punktuelle Rückgänge
treten meistens in kleineren Gemeinden
auf und sind vor allem auf lokale oder einzelbetriebliche
Ursachen zurückzuführen.
5.4 Arbeitslosigkeit
Dass der Ländliche Raum vom konjunkturellen
Aufschwung der letzten drei Jahre profitieren
konnte, zeigt sich an der Entwicklung der Arbeitslosenquote.
Sie hat sich, abgesehen von
saisonal bedingten Schwankungen, stetig nach

30 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 22: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den Gemeinden 1974-2006
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
unten entwickelt und inzwischen in allen drei
ländlichen Landkreisen ein Niveau erreicht, bei
dem nach volkswirtschaftlicher Definition von
Vollbeschäftigung gesprochen wird (vgl. Abb.
23). Diese ist bei einer Quote von unter 4% erreicht,
da ein gewisser Bestand an Arbeitslosen
z.B. bei saisonalen Arbeitskräften unvermeidlich
ist.
Demnach hat sich arbeitsmarktmäßig der Hohenlohekreis
und der Landkreis Schwäbisch
Hall am besten entwickelt. In den betrachteten
knapp dreieinhalb Jahre konnte die Quote
von 6-7% auf ca. 3% reduziert werden. Im
Regierungsbezirk Stuttgart nehmen die beiden
Landkreise derzeit die Spitzenplätze ein, in
Baden-Württemberg liegen beide Landkreise
aktuell hinter dem Landkreis Biberach, dem
Alb-Donau-Kreis, dem Landkreis Ravensburg
und dem Enzkreis auf den Plätzen fünf
und sechs. Der Main-Tauber-Kreis weist mit
ca. 3,8% eine leicht darüberliegende Quote
auf und bewegt sich abgesehen vom Frühjahr
2006 nahezu auf einer Linie mit dem badenwürttembergischen
Wert. Aber auch im Main-
Tauber-Kreis ist damit inzwischen die Schwelle
zur Vollbeschäftigung erreicht.

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 31
Abbildung 23: Arbeitslosenquote Jan. 2005 - Mai 2008
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Beim Vergleich des Zeitraums Januar 2005 bis
Mai 2008 kann festgehalten werden, dass die
drei ländlichen Landkreise der Region Heilbronn-Franken
fast immer eine geringere Arbeitslosenquote
hatten als Baden-Württemberg.
Im Vergleich zu Westdeutschland und zur gesamten
Republik schneiden sie sogar deutlich
besser ab.
6 Landwirtschaft
In der Region Heilbronn-Franken nimmt die
Landwirtschaft eine maßgebliche Stellung bei
der Gestaltung der Landschaft ein. Die vorhandene
Kulturlandschaft ist zum überwiegenden
Teil der Arbeit der Landwirte in den
vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten zu
verdanken. Ackerbau in den Gäulandschaften,
Viehzucht auf den Hochflächen der Hohenloher
und Haller Ebene sowie Wein- und Obstanbau
in den wärmebegünstigten Flusstälern sorgen
für eine vielfältige Landschaft mit abwechslungsreichen
offenen Ackerflächen und Wiesen,
dörflichen Siedlungen, die auch heute noch
häufig von Streuobstbeständen umgeben sind.
Trotz des ökonomisch bedingten Strukturwandels
in den letzten Jahrzehnten übernimmt die
Landwirtschaft weiterhin eine wichtige Funktion
bei der Produktion von
gesunden Lebensmitteln,
für die Erholung und zunehmend
auch bei der Bereitstellung
von regenerativen
Energien.
Nachdem bereits in den
Kapiteln 5.1.1 und 5.2.2
die Entwicklungen bei den
Erwerbstätigen und der
Bruttowertschöpfung im
primären Sektor näher betrachtet
wurden, werden
im Folgenden der Strukturwandel
der Landwirtschaft
in den vergangenen Jahrzehnten
und die aktuelle Situation im primären
Sektor in der Region Heilbronn-Franken anhand
verschiedener Merkmale detailliert nachgezeichnet.
6.1 Durchschnittliche Betriebsgrößen
Am deutlichsten wird der Strukturwandel der
Landwirtschaft bei der Anzahl der Betriebe.
Statistisch erfasst sind dabei landwirtschaftliche
Betriebe ab 2 ha landwirtschaftlich genutzter
Fläche oder Betriebe mit bestimmten Mindesterzeugungseinheiten
(Jeweils für Erwerbszwecke:
30 Ar Rebfläche oder Obstfläche oder
Hopfen oder Tabak oder Baumschulen oder
Gemüse oder Blumen- und Zierpflanzen im
Freiland oder Heil- und Gewürzpflanzen oder
Gartenbausämereien oder jeweils: 3 Ar Gemüse
oder Blumen und Zierpflanzen unter Glas oder 8
Rinder oder Schweine oder 20 Schafe oder 200
Lege- oder Junghennen oder Schlacht-, Masthähne,
-hühner und sonstige Hähne oder Gänse,
Enten und Truthühner). Waren es 1987 in Baden-Württemberg
noch über 112.000 Betriebe,
so hat sich deren Zahl binnen zwanzig Jahren
mit überwiegend gleichbleibend hoher Dynamik
auf 57.049 Betriebe nahezu halbiert. Erst
in den letzten beiden Jahren verringerte sich die
Abnahmerate auf weniger als 3% p.a. In der Re-

32 Regionalverband Heilbronn-Franken
Tabelle 8: Landwirtschaftliche Betriebe und durchschnittliche Betriebsgröße
Landwirtschaftliche Betriebe
Landwirtschaftlich
genutzte Fläche
2007
in ha
Durchschnittliche
Betriebsgröße
2007
in ha
1987 2007
1987-2007
in %
Main-Tauber-Kreis 4.323 1.904 -56,0 69.254 36,4
Hohenlohekreis 3.089 1.584 -48,7 41.956 26,5
Landkreis Schwäbisch Hall 5.043 2.485 -50,7 77.523 31,2
Landkreis Heilbronn 5.228 2.731 -47,8 54.802 20,1
Stadt Heilbronn 390 216 -44,6 4.181 19,4
Region Heilbronn-Franken 18.073 8.920 -50,6 247.716 27,8
Baden-Württemberg 112.093 57.049 -49,1 1.435.682 25,2
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
gion Heilbronn-Franken war der Rückgang seit
1987 mit fast 51% noch deutlicher (vgl. Tab. 8).
2007 gab es weniger als 9.000 landwirtschaftliche
Betriebe in der Region. Am stärksten betroffen
war der Main-Tauber-Kreis mit einem
Rückgang von 56%. Gut zwei Drittel der landwirtschaftlichen
Betriebe der Region sind aktuell
in den drei ländlichen Kreisen angesiedelt.
Damit hat sich am Verteilungsmuster zwischen
dem Ländlichen Raum und dem Verdichtungsraum
seit 1987 nichts Wesentliches verändert.
Der Rückgang der Zahl der landwirtschaftlichen
Betriebe führt jedoch nicht zwangläufig zu
einem vergleichbaren
Rückgang an landwirtschaftlicher
Nutzfläche.
Zwar ist auch hier
2007 ein niedrigerer
Wert gegenüber der
Vergangenheit festzustellen,
jedoch ist die
Verringerung deutlich
schwächer ausgefallen.
Auf die gesamte
Region Heilbronn-
Franken bezogen, ging
die landwirtschaftlich
genutzte Fläche seit
1991 um ca. 4.000 ha
oder knapp 1,6% zurück.
Der starke Rückgang bei den Betriebe
verbunden mit einem gleichzeitig nur leichtem
Rückgang an landwirtschaftlich genutzter Fläche
führt zwangsläufig zu größeren Betriebseinheiten,
wobei es sich bei den Höfen in unserer
Region im bundesdeutschen Vergleich
weiterhin um eher kleinstrukturierte Betriebe
handelt. Seit 1991 ist die durchschnittliche Betriebsgröße
von 15,8 ha landwirtschaftlich genutzter
Fläche auf 27,8 ha stetig gewachsen.
Damit sind die Betriebe der Region Heilbronn-
Franken um 2,6 ha größer als im Durchschnitt
Baden-Württembergs.
Abbildung 24: Durchschnittliche Betriebsgröße in den Landkreisen 1991, 1999-2007
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 33
Abbildung 25: Durchschnittliche Betriebsgröße in den Gemeinden 2005
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Schon länger liegen die durchschnittlich größten
Betriebe innerhalb der Region im Main-
Tauber-Kreis. Aktuell wird ein Wert von 36,4
ha erreicht (vgl. Abb. 24). Bereits 1991 war dort
der Anteilswert der Betriebe über 50 ha landwirtschaftlicher
Nutzfläche mit 6,8% am höchsten.
In der Zwischenzeit bewirtschaftet mehr
als jeder fünfte Betrieb im nördlichsten Kreis
der Region über 50 ha. In Baden-Württemberg
trifft dies erst auf etwa jeden siebten Betrieb
zu.
Auf Gemeindeebene liegen Ergebnisse über
die Betriebsgrößen für das Jahr 2005 vor (vgl.
Abb. 25). Auf den ersten acht Plätzen liegen
ausschließlich Gemeinden, die sich in einem
nahezu geschlossenen Verbund am Nord- bzw.
Nordwestrand des Landkreises Heilbronn befinden.
Aufgrund der Tatsache, dass der Main-
Tauber-Kreis im Vergleich der Landkreise der
Region die durchschnittlich größten Betriebe
aufweist, wird die Reihenfolge auf den Plätzen
10 bis 20 durch acht Gemeinden aus dem Main-
Tauber-Kreis bestimmt. Lediglich Michelbach
an der Bilz (Landkreis Schwäbisch Hall, Platz
9), Waldenburg (Hohenlohekreis, Platz 12) und
Gemmingen (Landkreis Heilbronn, Platz 16)
liegen dazwischen.

34 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 26-28: Ackerfläche/Dauergrünlandfläche/Reblandfläche und Betriebsgrößen
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 35
Versucht man einen statistischen Zusammenhang
zwischen Bodennutzung und durchschnittlichen
Betriebsgrößen herzustellen, so zeigt
sich, dass größere Betriebseinheiten häufig mit
einem hohen Ackerlandanteil an der landwirtschaftlich
genutzten Fläche einhergehen (vgl.
Abb. 26). Von den Gemeinden, die nach der
durchschnittlichen Betriebsgröße auf den ersten
35 Plätzen der Region zu finden sind, haben 30
einen überdurchschnittlich hohen Ackerlandanteil.
Damit spiegelt sich der bereits bei den Betriebsgrößen
feststellbare Nord-Süd-Gradient
auch beim Anteil des Ackerlandes wieder.
Bei der Verteilung des Dauergrünlandanteils
kommt entsprechend der Höhen- und Niederschlagsverteilung
zu dem Nord-Süd-Gradienten
auch noch ein Ost-West-Gradient hinzu. Die
höchsten Dauergrünlandanteile finden sich in
den Gemeinden in den Schwäbisch-Fränkischen
Waldbergen. Häufig haben die in den Gebieten
mit hohem Dauergrünlandanteil ansässigen Betriebe
eine unter dem Regionsdurchschnitt liegende
Betriebsgröße (vgl. Abb. 27).
Viel stärker bildet sich dieser Zusammenhang
bei dem Vergleich zwischen Betriebsgröße und
Anteil des Reblandes an der landwirtschaftlich
genutzten Fläche ab. Hier
kommt zum Ausdruck, dass
die Weinberge im Neckartal,
im Zabergäu, in den Randbuchten
der Löwensteiner
Berge aber auch in dem weit
verzweigten Taubertal und
entlang des Mains sowie an
einzelnen Hängen des Kocherbzw.
Jagsttals überwiegend
von kleineren Weinbaubetrieben
bewirtschaftet werden.
Alle Gemeinden, die einen
über dem Regionsdurchschnitt
liegenden Anteil der Reblandfläche
an der gesamten landwirtschaftlich
genutzten Fläche
aufweisen, haben allesamt eine unterdurchschnittliche
Betriebsgröße (vgl. Abb. 28).
Auffallend ist der Trend zu großen Betrieben; in
allen Landkreisen haben seit 1991 ausschließlich
die ganz großen Betriebe zugenommen.
Den höchsten Zuwachs gab es im Landkreis
Schwäbisch Hall, wo sie sich mehr als verdreifachten.
In allen anderen Betriebsgrößenklassen
gibt es heute weniger Betriebe als 1991. Relativ
am stärksten abgenommen haben Betriebe mit
einer Fläche zwischen 10 und 20 ha, während
Kleinstbetriebe mit einer Fläche von unter 2 ha
relativ gesehen am wenigsten stark vom Rückgang
betroffen waren.
Was die Betriebsgrößen angeht, gibt es signifikante
Unterschiede zwischen dem Verdichtungsraum
und dem Ländlichen Raum. Im Verdichtungsraum
überwiegen die Kleinstbetriebe
mit einer landwirtschaftlichen Nutzfläche von
unter 2 ha. Im Ländlichen Raum dominieren
Betriebe mit 2 bis 10 ha und mit 20 bis 50 ha
(vgl. Abb. 29). Jedoch haben auch im Ländlichen
Raum Betriebe zwischen 2 und 50 ha seit
1991 anteilsmäßig zugunsten der Großbetriebe
mit über 50 ha verloren. Diese Entwicklung ist
quer durch alle Raumkategorien zu beobach-
Abbildung 29: Anteile der jeweiligen Betriebsgrößenklassen in den Raumkategorien
2007
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

36 Regionalverband Heilbronn-Franken
Tabelle 9: Anteil der Haupterwerbsbetriebe an den landwirtschaftlichen Familienbetrieben in %
1979 1991 1995 1999 2003
Main-Tauber-Kreis 45,3 38,7 34,7 35,2 33,3
Hohenlohekreis 51,6 40,8 36,5 38,8 39,6
Landkreis Schwäbisch Hall 55,2 50,6 47,8 47,0 47,8
Landkreis Heilbronn 46,5 40,8 36,9 38,0 37,0
Stadt Heilbronn 72,9 60,8 60,9 59,2 59,0
Region Heilbronn-Franken 50,0 43,4 39,8 40,4 40,1
Baden-Württemberg 42,8 37,5 34,3 34,5 35,8
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
ten, wobei das Ausmaß der Zunahme großer
Betriebe im Ländlichen Raum deutlich stärker
war.
6.2 Betriebsformen
Der Strukturwandel der Landwirtschaft beeinflusst
die Betriebsformen landwirtschaftlicher
Betriebe. Zum einen weisen in Baden-Württemberg
klassische Familienbetriebe einen eher
rückläufigen Trend auf. Ihr Anteil liegt gegenwärtig
aber immer noch bei knapp 93%. Im Gegenzug
erreichten 2007 die als Personengesellschaften
oder als juristische Person geführten
Betriebe einen Anteil von 7,4%. In der Region
Heilbronn-Franken liegt der Anteil mit aktuell
8,6% seit Jahren über dem Landesdurchschnitt.
Dass es sich hierbei in der Regel um größere
Betriebseinheiten handelt, wird daran deutlich,
dass sie fast 16% der landwirtschaftlich
genutzten Fläche bewirtschaften. Dies führt zu
einer durchschnittlichen Betriebsgröße bei den
sonstigen Betriebsformen von 44,7 ha.
Klassische bäuerliche Familienbetriebe lassen
sich in Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe unterteilen.
Für das Land liegen aktuelle Ergebnisse
für 2007 vor. Demnach werden etwa 36,5% der
Familienbetriebe als Haupterwerbsbetriebe geführt.
Damit setzte sich der vor ungefähr zehn
Jahren einsetzende Trend, dass die Nebenerwerbsbetriebe
stärker vom Strukturwandel betroffen
sind als die Haupterwerbsbetriebe auch
in jüngster Vergangenheit weiter fort.
Seit jeher weist die Region Heilbronn-Franken
einen im Vergleich zum Landesdurchschnitt
höheren Wert an Haupterwerbsbetrieben auf.
Dies gilt auch für das Jahr 2003, was auf Kreisund
Gemeindeebene die aktuellste Datenbasis
darstellt (vgl. Tab. 9).
Waren 1979 noch die Hälfte aller Familienbetriebe
Haupterwerbsbetriebe, so sank deren
Anteil bis 2003 auf 40,1%. Der Strukturwandel
hat somit in der Region Heilbronn-Franken zu
einem Anteilsrückgang bei den Haupterwerbsbetrieben
geführt, wobei dieser in der Gesamtregion
bis 1995 beendet war, denn seither stagniert
der Anteil. Teilräumlich verlief die Entwicklung
unterschiedlich. Während anfänglich
der Rückgang von Haupterwerbsbetrieben im
Hohenlohekreis am stärksten ausfiel, konnte
hier der Anteilswert seit 1995 um über drei Prozentpunkte
gesteigert werden. Dagegen ist im
Main-Tauber-Kreis, der seit Jahrzehnten bereits
die niedrigsten Werte der drei ländlichen Kreise
aufweist, keine Trendwende erkennbar. Am wenigsten
betroffen vom Strukturwandel im Hinblick
auf die Betriebsformen war der Landkreis
Schwäbisch Hall, in dem stabil die Hälfte aller
Familienbetriebe Haupterwerbsbetriebe sind.
Obwohl nur noch vier von zehn landwirtschaftlichen
Familienbetrieben Haupterwerbsbetriebe
sind, dominieren sie eindeutig die landwirtschaftliche
Produktion. Sie bewirtschaften in der
Region knapp drei Viertel der von Familienbetrieben
genutzten landwirtschaftlichen Fläche.

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 37
Deutliche Unterschiede zwischen Haupt- und
Nebenerwerbslandwirten sind bei der durchschnittlichen
Betriebsgröße erkennbar. Haupterwerbsbetriebe
sind mit 40,7 ha landwirtschaftlich
genutzter Fläche im Durchschnitt mehr als
viermal so groß wie Nebenerwerbsbetriebe (9,9
ha). Während dieses Verhältnis auch für den
Hohenlohekreis und den Main-Tauber-Kreis
in etwa zutrifft, sind im Landkreis Schwäbisch
Hall die Differenzen kleiner. Im Landkreis
Heilbronn sind die Haupterwerbsbetriebe sogar
nahezu sechsmal größer als die Nebenerwerbsbetriebe,
was mit den zahlreichen kleineren
Weinbaubetrieben zusammenhängt, die häufig
im Nebenerwerb bewirtschaftet werden.
Aktuell sind ca. 43.700 Personen in den landwirtschaftlichen
Betrieben beschäftigt, davon
ca. 6.000 vollzeitbeschäftigt. Dies entspricht
einem Anteil von 13,8%. Knapp 38.000 der
43.700 Beschäftigten arbeiten in klassischen
Familienbetrieben. Auch dort überwiegt mit
87,1% der Anteil der Teilzeitbeschäftigten.
Vollzeitbeschäftigte in Familienbetrieben sind
in der Regel Familienangehörige, lediglich 387
der 4.865 Vollzeitbeschäftigte (=8,0%) gehören
nicht der Familie an. Im Landkreis Schwäbisch
Hall und im Main-Tauber-Kreis liegt der Anteil
mit 4,6% bzw. 6,9% deutlich darunter. Bei den
Teilzeitbeschäftigten in Familienbetrieben stellt
sich die Verteilung ganz anders dar. Die Hälfte
(50,1%) gehört nicht zur Familie. In der Summe
führt dies dazu, dass von den knapp 38.000
Beschäftigten in Familienbetrieben 44,7% nicht
mit dem Eigentümer familiär verbunden sind.
Bei der betriebswirtschaftlichen Ausrichtung
der Höfe spiegeln sich natürliche Voraussetzungen
und historische Entwicklungen in der
Landbauproduktion wieder (vgl. Tab. 10). Den
höchsten Anteil, der deutlich über dem Landesdurchschnitt
liegt, weist die Region zwar bei
den Dauerkulturbetrieben auf, aber dabei muss
berücksichtigt werden, dass dieser hohe Anteilswert
überwiegend auf Betriebe im Verdichtungsraum
um Heilbronn zurückzuführen ist.
Für den über dem Landesdurchschnitt liegenden
Anteil der Gesamtregion bei den Ackerbaubetrieben
ist vor allem die Struktur im Main-
Tauber-Kreis verantwortlich. Abbildung 26
(Ackerflächen und Betriebsgrößen) ist zu entnehmen,
dass im Norden der Region der Ackerflächenanteil
mit am höchsten ist. Aber auch bei
Verbundbetrieben und vor allem bei Veredelungsbetrieben
liegt der Regionswert über dem
Landeswert. Bei der Untergruppe „Pflanzenbau-Viehhaltungsbetrieb“
liegen die drei ländlichen
Kreise deutlich über dem Durchschnitt,
während bei Veredelungsbetrieben vor allem
der Landkreis Schwäbisch Hall und mit Abstrichen
der Hohenlohekreis das Ergebnis positiv
beeinflussen. Eine deutlich untergeordnete Rolle
spielt die Region bei den Weideviehbetrieben.
Lediglich der Landkreis Schwäbisch Hall
Tabelle 10: Betriebswirtschaftliche Ausrichtung 2003 1)
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
1) Mit der Agrarstrukturerhebung im Jahre 2003 wurde das Klassifizierungssystem der Europäischen Union auf nationaler Ebene eingeführt.
Dadurch sind die Eingruppierungen mit denen der Vorjahre nicht vergleichbar.
Ackerbau
Gartenbaukultur
Dauerkultur
Weidevieh
Veredelung
Pflanzenverbund
Viehhaltungsverbund
Pflanzenbau
und
Viehhaltung
Main-Tauber-Kreis 40,6 1,1 16,5 9,7 3,1 5,3 5,3 18,4
Hohenlohekreis 14,8 1,1 26,4 19,8 5,9 5,0 7,4 19,7
Landkreis Schwäbisch Hall 7,3 1,0 0,4 44,5 11,7 1,7 11,8 21,5
Landkreis Heilbronn 15,9 1,9 61,2 4,6 0,4 8,7 0,9 6,4
Stadt Heilbronn 29,2 8,1 53,0 2,5 0,4 2,5 0,0 4,2
Region Heilbronn-Franken 19,0 1,5 28,6 19,2 5,0 5,3 6,0 15,4
Baden-Württemberg 16,8 3,0 22,7 35,5 1,8 4,5 3,5 12,1

38 Regionalverband Heilbronn-Franken
übertrifft aufgrund der Grünlandbetriebe in den
Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen und auf
der Frankenhöhe den Landesdurchschnitt.
Bei der Landnutzung dominiert in der Region
Heilbronn-Franken der Getreideanbau, der
einschließlich des Maisanbaus auf immerhin
knapp 78% der Ackerfläche erfolgt. Damit
liegt ein Viertel der baden-württembergischen
Getreideanbaufläche in der Region Heilbronn-
Franken. Der Anteil der Brotgetreidearten, vor
allem Weizen und des Futtergetreides, hauptsächlich
Gerste hält sich dabei die Waage. Beim
Gerstenanbau spiegeln sich die unterschiedlichen
Produktionsschwerpunkte innerhalb der
Region sehr gut wieder. Während im Landkreis
Heilbronn und im Main-Tauber-Kreis der Anbau
von Sommergerste (Braugerste) dominiert,
ist im Hohenlohekreis und im Landkreis Schwäbisch
Hall der Anbei von Wintergerste (Futtergerste)
vorherrschend. Eine Sonderstellung hat
der Main-Tauber-Kreis beim Dinkelanbau zur
Grünkerngewinnung. Gut ein Fünftel der baden-württembergischen
Anbaufläche befindet
sich in diesem Kreis und dabei vor allem im
Bauland. Über dem Landesdurchschnitt liegen
auch die Anteilswerte für Hackfrüchte (6,9%
gegenüber 3,8%) und bei Ölfrüchten (13,5%
gegenüber 11,7%). Der regionale Schwerpunkt
des Hackfruchtanbaus liegt sowohl bei den Kartoffeln
als auch bei den Zuckerrüben eindeutig
im Landkreis Heilbronn. Bei den Ölfrüchten
dominieren wieder die ländlichen Kreisen, allen
voran der Main-Tauber-Kreis, der immerhin
13,4% der baden-württembergischen Anbaufläche
für Winterraps stellt.
6.3 Viehhaltung
Die Region Heilbronn-Franken hat im Bereich
der Viehhaltung vor allem bei der Schweinehaltung
aber auch bei der Legehennen und Hühnerhaltung
landesweite Bedeutung. 2007 gab
es in der Region 869.233 Schweine, 493.002
Legehennen und 616.476 Truthühner. Weniger
gewichtig ist die Rinder-, Schaf- und Pferdehaltung.
Insgesamt 38,8% der baden-württembergischen
Schweine befinden sich in der Region Heilbronn-Franken.
Fast jede zweite baden-württembergische
Zuchtsau lebt in der Region, wodurch
die damit verbundene Bedeutung für die
Ferkelerzeugung klar zum Ausdruck kommt.
Traditionell ist die Region Heilbronn-Franken
eine Ferkelexportregion. Bei den Mastschweinen
liegt der regionale Anteil bezogen auf
Baden-Württemberg bei knapp einem Drittel.
Innerhalb der Region Heilbronn-Franken ist
der Landkreis Schwäbisch Hall eindeutig der
Schwerpunkt für die Schweinehaltung. Knapp
die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe
mit Schweinen und 55% aller Schweine der Region
haben hier ihren Standort. Die herausragende
Rolle des Landkreises für die Schweinehaltung
gilt sowohl bei den Zuchtsauen als auch
bei den Mastschweinen. Mit 6,2 Schweinen je
ha landwirtschaftlich genutzter Fläche ist die so
genannte Schweinedichte viermal höher als im
Tabelle 11: Viehhaltung 2007 (Anteile in %)
Schweine Rinder Legehennen Truthühner Schafe
Main-Tauber-Kreis 7,2 2,1 1,5 1,2 1,9
Hohenlohekreis 8,7 2,1 13,1 8,0 1,9
Landkreis Schwäbisch Hall 21,3 6,5 2,0 62,7 4,3
Landkreis Heilbronn 1,6 1,4 4,9 1) 3,0
Stadt Heilbronn
1) 1) 1) 1) -
Region Heilbronn-Franken 38,8 12,2 21,5 71,9 11,2
Baden-Württemberg 100,0 100,0 100,0 100,0 100,0
1) unter 0,05%
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 39
Landesdurchschnitt. Die Schweinehaltung im
Hohenlohekreis ist dadurch gekennzeichnet,
dass dort die landwirtschaftlichen Betriebe mit
Schweinen – gemessen an der absoluten Zahl
der Tiere – mit durchschnittlich 384 Tieren die
Größten sind, was mehr als doppelt so viele sind
wie im Landesdurchschnitt (175). Im Hinblick
auf die Entwicklung bei der Viehhaltung fällt
auf, dass beim gesamtregionalen Schweinebestand
nach jahrzehntelangem Zuwachs 2007
erstmals wieder leichte Rückgänge (-1,6% gegenüber
2003) zu verzeichnen waren, wobei
diese Rückgänge allein durch den geringeren
Zuchtsauenbestand hervorgerufen wurden. Lediglich
im Main-Tauber-Kreis nahm die Anzahl
der Schweine in den letzten vier Jahren weiter
zu. Die hiesigen Ferkellieferanten bekommen
wachsende Konkurrenz aus Dänemark und den
Niederlanden, die die großen Mastbetriebe in
Norddeutschland zunehmend versorgen; in der
Folge haben sie in den letzten Jahren Marktanteile
beim Ferkelexport verloren. Gleichzeitig
ist die wirtschaftliche Situation in der
Schweineproduktion durch geringe Preise pro
Kilogramm Schlachtgewicht schwierig. Hingegen
entwickeln sich regionale Initiativen wie
beispielsweise das Schwäbisch-Hällische Landschwein
immer mehr zur Erfolgsgeschichte.
Mit der Legehennen- und Truthhühnerhaltung
gibt es zwei weitere Schwerpunkte der Viehhaltung
in der Region Heilbronn-Franken. Gut ein
Fünftel des Landesbestandes an Legehennen
leben in der Region. Der Hohenlohekreis übernimmt
bei den Legehennen die regionale Spitzenposition.
61,1% der Legehennen der Region
gibt es im Hohenlohekreis. Auffällig ist erneut
die Größe der jeweiligen Betriebe. Mit gut 900
Tieren pro Halter sind sie mehr als fünfmal so
groß wie der baden-württembergische Durchschnittsbetrieb.
Der zweite regionale Schwerpunkt
bei den Legehennen ist der Landkreis
Heilbronn, während der Landkreis Schwäbisch
Hall und der Main-Tauber-Kreis bei dieser Art
von Tieren eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Bei den Legehennen ist der Bestand inzwischen
auf unter 500.000 gesunken. Entgegen
dem Trend konnte der Main-Tauber-Kreis zulegen.
Bei den Puten dominiert der Landkreis
Schwäbisch Hall nicht nur in der Region sondern
in ganz Baden-Württemberg. In den dortigen
Ställen befinden sich über 62% aller Puten
im Land. Bemerkenswert ist neben der durchschnittlichen
Größe der Betriebe (10.143 Puten/Halter
im Vergleich zu Baden-Württemberg
mit 2.092 Puten/Halter) auch die Tatsache, dass
sich der Putenbestand zwischen 2003 und 2007
um 123.958 Tiere bzw. 30% erhöht hat.
Landesweit weniger bedeutend ist die Region
Heilbronn-Franken bei der Rinder-, Schaf- und
Pferdehaltung. Die geringere Verbreitung dieser
Rauhfutterverwertung ist begründet durch den
geringeren Anteil an Dauergrünland in der Region.
2007 gab es 125.494 Rinder in Heilbronn-
Franken. Innerregional ist der Schwerpunkt der
Rinderhaltung im Landkreis Schwäbisch Hall,
hier vor allem in den Schwäbisch-Fränkischen
Waldbergen und in der vorgelagerten Gipskeuperzone.
Aber auch im südöstlichen Teil des
Main-Tauber-Kreises sind einige Betriebe mit
Rindern angesiedelt. Insgesamt kann festgehalten
werden, dass die Milchviehwirtschaft
nur teilräumlich bedeutsam ist. In der Rinderhaltung
setzte sich der durch Überproduktion,
verändertem Verbraucherverhalten und zunehmendem
Fleischimport schon länger andauernde
Trend zur Reduzierung unvermindert
fort. In den letzten vier Jahren ging der Bestand
um weitere 11% zurück. Gleichzeitig setzt sich
die räumliche Konzentration auf die Produktionsschwerpunkte
im Landkreis Schwäbisch
Hall weiter fort. Regionale Produkte wie beispielsweise
das „Boeuf de Hohenlohe“ erfreuen
sich zunehmender Beliebtheit bei den Verbrauchern.
In der Schafhaltung hat die Region einen
landesweiten Anteil von 11,2%, was 30.677
Tieren entspricht. Ähnlich wie bei den Rindern
übernimmt der Landkreis Schwäbisch Hall die
regionale Führung, jedoch dicht gefolgt vom

40 Regionalverband Heilbronn-Franken
Landkreis Heilbronn. Bei den Pferden ist die
Datenlage unpräziser, weshalb nur der gesamtregionale
Wert angegeben werden kann: 5.368
Pferde gibt es in der Region, was einem Landesanteil
von 7,9% entspricht.
6.4 Ökologischer Landbau
In der aktuellen Diskussion gewinnt die Herstellung
von Produkten nach ökologischen
Methoden zunehmend an Bedeutung. In der
Region Heilbronn-Franken liegt der Anteil
des ökologischen Landbaus (entsprechend der
EWG-Ökoverordnung 2092/91) niedriger als
im Landesdurchschnitt.
Zum Ausdruck kommt dies sowohl im Anteil
der Ökobetriebe als auch in der Fläche, die
ökologisch bewirtschaftet wird. Das badenwürttembergische
Niveau erreicht lediglich der
Main-Tauber-Kreis. Die Region liegt bei den
Betrieben ca. 1,3 Prozentpunkte und bei der
Fläche sogar 2 Prozentpunkte unter dem Landeswert
(vgl. Abb. 30).
Die niedrigeren Regionswerte werden maßgeblich
vom Verdichtungsraum beeinflusst, da bei
beiden Indikatoren der Stadt- und Landkreis
Abbildung 30: Ökologisch genutzte landwirtschaftliche Fläche
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Heilbronn deutlich darunter liegen. Auf Bundesebene
gibt es aktuell 17.000 Betriebe mit
ökologischem Landbau, die knapp fünf Prozent
der landwirtschaftlich genutzten Fläche bewirtschaften.
Für die Region Heilbronn-Franken ist
jedoch festzuhalten, dass der ökologische Landbau
zumindest bis 2005 keine signifikanten Zuwächse
zu verzeichnen hatte (vgl. Abb. 31). Die
Anteile lagen teilweise sogar unter den Werten
für 2001. Seit 2001 nahm die Zahl der Betriebe
in der Region um 65 auf 348 ab. Auch ökologisch
genutzte Flächen reduzierten sich um gut
1.200 ha auf knapp 11.000 ha.
Für 2007 liegen bislang nur Angaben auf Landesebene
vor. Demnach nahmen die Öko-Betriebe
weiter ab, jedoch geringer als die Gesamtzahl
aller landwirtschaftlichen Betriebe, so dass
sich ihr Anteil auf 5,1% erhöhte. Ökologisch
bewirtschaftete Flächen dehnten sich dagegen
leicht aus, so dass deren Anteil mit 6,6% nahezu
den Höchstwert von 2001 erreichte. Von der
deutlich gestiegenen Nachfrage nach ökologischen
Produkten profitiert offensichtlich der
ökologische Landbau in Baden-Württemberg
und vor allem in der Region Heilbronn-Franken
nur eingeschränkt. Der Deutsche Bauernverband
führt dies
auf die in jüngerer
Vergangenheit fehlenden
Zuschüsse
für die Umstellung
der Produktion zurück.
Trotzdem
rechnet der Verband
bis 2015 mit einem
Anstieg an landwirtschaftlich
genutzter
Fläche mit ökologischen
Produktionsbedingungen
auf
ca. 10%, da bereits
gegenwärtig die Inlandsproduktion
die Nachfrage nicht

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 41
Abbildung 31: Anzahl ökologischer Betriebe
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
decken kann, d.h. Ökoprodukte müssen importiert
werden. Möglicherweise bieten zudem
die höheren Gewinne der Betriebe mit ökologischen
Methoden einen Anreiz zur Umstellung.
6.5 Landwirtschaft und Energieerzeugung
Zunehmend bedeutender wird die Rolle des
Landwirts als Energiewirt. Viele Landwirte erweitern
ihre Einkommensmöglichkeiten durch
die Energieerzeugung, was sich beispielsweise
an der wachsenden Zahl der Biogasanlagen im
Land widerspiegelt. Immerhin geben aktuell
8,4% der Landwirte in Baden-Württemberg
an, Einkünfte aus der Erzeugung erneuerbarer
Energien zu beziehen (vgl. Statistisches Landesamt,
Pressemitteilung Nr. 394, 12.12.2007).
Diese Entwicklung war vor allem in den letzten
Jahren sehr dynamisch.
In der Region Heilbronn-Franken ist eine deutliche
Flächenzunahme bei den Energiepflanzen,
vor allem beim Raps festzustellen. Zwischen
1999 und 2007 stieg die Anbaufläche von Winterraps
um 1.702 ha bzw. 8,8%. Den stärksten
Zuwachs gab es dabei im Landkreis Heilbronn,
wo die Anbaufläche nahezu
verdoppelt wurde.
Um den Bedarf der Biogasanalagen
im Land
Baden-Württemberg zu
decken, werden gegenwärtig
ungefähr 41.000
ha (=2,9%) der landwirtschaftlich
genutzten
Fläche benötigt. Als
pflanzliche Einsatzstoffe
bei der Biogaserzeugung
dienen vor allem Silomais
und der Aufwuchs
aus Dauergrünland. Biogasanlagen
und Flächen
zur Biogasproduktion
liegen schwerpunktmäßig
im Südosten des Landes und damit außerhalb
der Region Heilbronn-Franken. Für die
Region Heilbronn-Franken kann näherungsweise
davon ausgegangen werden, dass etwa
3.000 - 3.500 ha Anbauflächen für 60 - 70 Anlagen
mit einer Gesamtanlagenleistung von ca.
25 - 30 MW (elektrisch) eingesetzt werden; innerhalb
der Region vorwiegend im Landkreis
Schwäbisch Hall und im Main-Tauber-Kreis.
Entwicklungsmöglichkeiten bestehen hier noch
beim Wärmeabsatz der Anlagen (bei kombinierter
Strom-Wärmeerzeugung) und teilweise
bei der Netzeinspeisung von Biogas, wozu noch
organisatorische, rechtliche und technische Probleme
zu klären sind. Insgesamt besteht aber ein
hoher Flächenbedarf mit ca. 40 ha Anbaufläche
pro erzeugter GWh Strom.
Ein Indiz für die steigende Nachfrage nach
landwirtschaftlichen Rohstoffen ist die Tatsache,
dass einerseits die Pflicht zur Flächenstilllegung
in der EU ausgesetzt wurde und
andererseits auf ehemals stillgelegten Flächen
vermehrt nachwachsende Rohstoffe angebaut
werden.

42 Regionalverband Heilbronn-Franken
Daneben kommt der Landwirtschaft auch bei
anderen erneuerbaren Energieträgern wie Wind,
Solarenergie oder der Erzeugung von Brennholz
und Holzhackschnitzel eine große Bedeutung
zu. Bei der Windenergienutzung werden
meist nur punktuell Zusatzerträge aus Flächenverpachtungen
relevant. Die Fotovoltaik steht
bei der Solarenergienutzung im Vordergrund:
Hier findet bereits jetzt eine umfangreiche
Nutzung auf Dächern von Wohngebäuden und
landwirtschaftlichen Gebäuden statt. Innerhalb
der Region findet dagegen bisher durch Landwirte
noch kaum eine Fotovoltaik-Nutzung im
Freiland statt. Ursache hierfür dürften auch Flächenkonkurrenzen
mit Anbauflächen bzw. die
bereits angesprochene stärkere Nachfrage nach
landwirtschaftlich nutzbaren Flächen mit resultierenden
höheren Boden- und Pachtpreisen
sein. In den stärker bewaldeten Teilbereichen
im Süden der Region ist für Waldeigentümer
ein Zusatzeinkommen durch Biomassenutzung
vorwiegend aus Holzpellets und aus sonstigem
Brennholz relevant. Gegebenenfalls kann auch
durch teilräumlichen Anbau schnellwachsender
Hölzer an verträglichen Standorten noch
ein Zusatzeinkommen entstehen. Inwieweit
auch der Energiepflanzenanbau für Kraftstoffe
(Biodiesel) in der Region relevant wird, bleibt
abzuwarten. Einflussfaktoren sind hier teilweise
politische Entscheidungen sowie bereits
angelaufene Veränderungen bei Einsatzstoffen
und auch Technologien mit kostengünstigeren
Einsatzstoffen aus einer weitergehenden energetischen
Verwertung von Reststoffen aus der
sonstigen Pflanzenproduktion (Nachfolgetechnologien
zum BtL-Anbau).
7 Infrastruktur
Der Begriff der Infrastruktur umfasst eine
Vielzahl von verschiedenen Ausstattungsmerkmalen.
Neben einer vielfältigen Verkehrsinfrastruktur
sind auch Kommunikations-, Bildungs-
und Versorgungsinfrastrukturen ausschlaggebend
für Standortentscheidungen von
Wirtschaft und Bevölkerung. Ihre Qualität beeinflusst
maßgeblich die Entwicklungspotentiale
der jeweiligen Teilräume.
7.1 Verkehrsinfrastruktur
Für die Anbindung der Ländlichen Räume an
die Verdichtungsräume aber auch der Sicherung
der Mobilitätsbedürfnisse innerhalb des Ländlichen
Raums kommt der Verkehrsinfrastruktur
eine bedeutende Rolle zu. Die zunehmende Berufs-
und Freizeitmobilität hat in den zurückliegenden
Jahrzehnten zu veränderten Strukturen
geführt. Sowohl die Anzahl der Pendler als auch
die Distanzen, die sie zwischen Wohn- und Arbeitsort
zurücklegen, nahmen tendenziell zu.
Aber auch für die Erreichbarkeit von sozialen
Einrichtungen oder Einkaufsmöglichkeiten ist
eine intakte und bedarfsorientierte Verkehrsanbindung
für die Bevölkerung im Ländlichen
Raum essentiell. Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur
auf der Straße aber auch auf der
Schiene – letztere vor allem auch im Hinblick
auf den Öffentlichen Personennahverkehr – leistet
einen grundlegenden Beitrag für die Mobilitätserfordernisse
im Ländlichen Raum.
7.1.1 Straßeninfrastruktur
Aufgrund der dispersen Siedlungsstruktur und der
damit einhergehenden Dezentralität besitzt der
straßengebundene Verkehr im Ländlichen Raum
eine elementare Bedeutung. Deshalb erfolgt
die flächenhafte Erschließung des Ländlichen
Raums vor allem durch ein Netz von Straßen verschiedener
Ordnung. Die Bürger im Ländlichen
Raum sind stärker auf das Auto angewiesen, da
nicht jede Gemeinde, vor allem aber nicht jeder
Ortsteil, mit Bus und/oder Bahn erschlossen werden
können. Folglich ist der Motorisierungsgrad
in den Gemeinden des Ländlichen Raums höher
als in den Ballungsräumen. Umgekehrt führt dies
zu einer hohen PKW-Abhängigkeit, was wiederum
für junge und ältere Menschen ohne PKW
den Aktionsradius einschränkt. Den mit Abstand
höchsten Wert im Ländlichen Raum hat die
Kreisstadt Künzelsau mit 914 PKW/1.000 Ein-

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 43
Abbildung 32: PKW-Dichte in den Gemeinden 2007
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
wohner; dort ist der Stammsitz der Würth Gruppe,
die eine Vielzahl von Außendienstmitarbeitern
beschäftigt, deren Fahrzeuge in Künzelsau
gemeldet sind (vgl. Abb. 32).
Aber nicht alleine die Verfügbarkeit eines Kraftfahrzeugs
gibt Aufschluss über die Mobilität der
Menschen. Zur Nutzung ist auch ein adäquates
Straßennetz vorzuhalten, das neben der reinen
Verbindungsfunktion auch eine qualitativ gute
Erschließung des Raumes sicherstellen sollte.
Die Hauptorte der Gemeinden im Ländlichen
Raum sind in der Regel durch Straßen für den
regionalen Bedarf – vorrangig Landesstraßen –
miteinander verbunden sind. Auf diesen bewegt
sich ein Großteil des regionalen und lokalen
Verkehrs. Damit sind zumindest Verbindungen
von nicht-zentralen Orten zu den höheren Zentralen
Orten gesichert. Mitentscheidend für die
Attraktivität einer Verbindung ist jedoch nicht
nur die zurückzulegende Wegstrecke, sondern
der dafür benötigte Zeitaufwand. Im Ländlichen
Raum resultieren aus einer im Vergleich zu den
Verdichtungsräumen geringeren Verkehrsbelastung,
weniger Standzeiten aufgrund von Verkehrsleitsystemen
und einem höheren Anteil
von außerörtlichen Wegstrecken verbunden mit

44 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 33: Straßennetz der Region Heilbronn-Franken
Quelle: Landesvermessungsamt Baden-Württemberg
höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten niedrigere
Fahrzeiten pro km.
Die Anbindung des Ländlichen Raums an das
Fernstraßennetz ist dagegen differenzierter
zu betrachten. In Ost-West-Ausdehnung sind
große Teile des Ländlichen Raums der Region
Heilbronn-Franken über die Bundesautobahn A
6 angebunden. Der Verlauf der A 6 ist relativ
siedlungsfern, so dass eine optimale Anbindung
hin zu den Anschlussstellen gewährleistet sein
sollte. Innerhalb des direkten Einzugsbereichs
der A 6 liegen im Ländlichen Raum die vier Mittelzentren
Öhringen, Künzelsau, Schwäbisch
Hall und Crailsheim sowie ganz im Westen der
Region das Unterzentrum Eppingen. Nördlich
dieses Streifens läuft der Ost-West-Verkehr
ausschließlich über Landes- oder Kreisstraßen,
mit einer Ausnahme im Norden der Region um
Wertheim, wo die Bundesautobahn A 3 tangiert.
Im westlichen Teil der Schwäbisch-Fränkischen
Waldberge stellen die B 39 sowie die B 14 die
Anbindung nach Heilbronn und Stuttgart sicher.
Gebiete südwestlich von Schwäbisch Hall
sind dagegen über Landesstraßen angebunden.
Im Ländlichen Raum westlichen von Heilbronn
läuft der Ost-West-Verkehr vor allem über die
Bundesstraßen B 293 und B 39 (vgl. Abb. 33).

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 45
Im Ländlichen Raum sind auf den noch vorhandenen
Schienenstrecken fast ausschließlich Regional-
und Nahverkehrsbahnen unterwegs. Bis
auf Künzelsau verfügen alle Mittelzentren des
Ländlichen Raums über einen eigenen Bahnanschluss.
Zudem liegen die Bahnhöfe von
Schwäbisch Hall-Hessental und Crailsheim an
der Fernverkehrsverbindung Stuttgart-Nürnberg.
Daneben ist für die Anbindung des Main-
Tauber-Kreises an die Oberzentren Heilbronn
und Würzburg die Frankenbahn mit dem Kno-
Tabelle 12: Überörtliche Straßen 2007 in km
Bundesautobahnestraßestraßen
Bundes-
Landes-
Kreisstraßen Insgesamt
Main-Tauber-Kreis 46,3 96,3 344,8 462,6 949,9
Hohenlohekreis 30,3 29,7 291,9 332,0 683,9
Landkreis Schwäbisch Hall 36,3 116,5 452,0 681,1 1.285,9
Landkreis Heilbronn 66,2 85,2 379,5 468,7 1.017,7
Stadt Heilbronn 8,8 33,2 18,2 44,0 104,3
Region Heilbronn-Franken 187,9 360,9 1.486,4 2.006,4 4.041,6
Baden-Württemberg 1.039,4 4.410,5 9.892,9 12.074,1 27.417,0
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
In Nord-Süd-Ausdehnung ist im Ländlichen
Raum der Region Heilbronn-Franken von einem
leistungsgerechten Angebot an Fernstraßen
auszugehen. Im Main-Tauber-Kreis aber auch
im nördlichen Landkreis Heilbronn sichert die
Bundesautobahn A 81 die Verbindung zu den
Ballungsräumen. Für einige wenige Gemeinden
im Landkreis Schwäbisch Hall übernimmt
die überwiegend östlich der Region verlaufende
Bundesautobahn A 7 positive Erschließungseffekte.
Innerhalb des Ländlichen Raums der Region
Heilbronn-Franken gibt es zwei Bundesstraßen,
die den Nord-Süd-Verkehr aufnehmen
können. Zum einen ist es die Bundesstraße B
19, die mittig durch die Region von Sulzbach-
Laufen im Süden über die Mittelzentren Schwäbisch
Hall, Künzelsau und Bad Mergentheim
bis nach Igersheim im Main-Tauber-Kreis führt.
Zum anderen ist es die Bundesstraße B 290 die
den östlichen Bereich der Region in Nord-Süd-
Ausdehnung verbindet und zwar von Stimpfach
über Crailsheim, Blaufelden, Bad Mergentheim
bis nach Tauberbischofsheim.
Die nahezu flächendeckende innere Erschließung
des Ländlichen Raums der Region Heilbronn-Franken
mit Autobahnen, den Kreuzungsknoten
A 6/A 81 (Weinsberger Kreuz), A
6/A 7 (Kreuz Feuchtwangen/Crailsheim) und
A 81/A 3 (Dreieck Würzburg-West) und einigen
Bundesstraßen hat den infrastrukturellen
Grundstein und einen nachdrücklichen Impuls
für die positive Entwicklung des Ländlichen
Raums als Wirtschafts- und Wohnstandort in
den letzten Jahrzehnten gelegt.
7.1.2 Schienenverkehr
Zur Bewältigung der inner- und interregionalen
Verkehrsnachfrage bilden Schienen- und
Straßennetz das Grundgerüst. Die Schieneninfrastruktur
in der Region Heilbronn-Franken
wurde im Wesentlichen im 19. Jahrhundert
angelegt und orientiert sich vorzugsweise an
den Tallagen (vgl. Abb. 34). Hierdurch bedingt
sind die Strecken entfernungs- und zeitaufwendig.
Generell ist festzustellen, dass der Schienenfernverkehr
mit Ausnahme von Crailsheim
(IC-Anschluss) mittlerweile weitestgehend um
die Region herum geführt wird, und somit nicht
direkt erreichbar ist. Die schienengebundene
Erreichbarkeit der umliegenden Fernverkehrsknoten
Stuttgart, Mannheim, Würzburg oder
Nürnberg ist nur durch die Nutzung von Regional-
bzw. Nahverkehrszügen möglich.

46 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 34: Schienennetz der Region Heilbronn-Franken
Quelle: Regionalverband Heilbronn-Franken
tenpunkt im Unterzentrum Lauda-Königshofen
sehr bedeutend. Für den regionalen Schienenverkehr
im östlichen Teil der Region spielt die
Tauberbahn eine wichtige Rolle. Von Crailsheim
kommend verbindet sie bis auf Creglingen alle
dort liegenden Gemeinden auf ihrem Weg über
Lauda-Königshofen bis nach Wertheim. Sie gewährleistet
die Anbindung der Mittelzentren im
Main-Tauber-Kreis an den regionalen Schienenverkehr.
Westlich und östlich des Oberzentrums
Heilbronn profitiert der Ländliche Raum
sehr stark von der neuen Stadtbahnverbindung
von Karlsruhe über Bretten, Eppingen, Heilbronn
bis nach Öhringen. Bisher blieb jedoch
die einzige Schienenverbindung im Hohenlohekreis
von Öhringen über Waldenburg bis nach
Schwäbisch Hall ohne Elektrifizierung.
Die in Tabelle 13 dargestellten Fahrleistungen
werden entscheidend vom Angebot im öffentlichen
Personennahverkehr beeinflusst, der im
Ländlichen Raum vom Schülerverkehr als tragende
Säule abhängt. Für den öffentlichen Personennahverkehr
empfiehlt sich ergänzend ein
flexibles System, das bei geringer und disperser
Nachfrage bedarfsgerecht, beispielsweise über
Sammeltaxen oder Rufbusse, betrieben werden
sollte. Aufgrund des eingeschränkten Angebots
außerhalb der Schulzeiten und der wenigen Verkehrsachsen,
die einen herkömmlichen Linien-

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 47
Tabelle 13: Fahrleistungen in 1.000 km 2005
Die Abhängigkeit der Umlandgemeinden vom
Arbeitsplatzangebot in den Zentren wird durch
die Auspendlerintensität gemessen. Dafür wird
der Anteil der Auspendler ins Verhältnis zu den
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am
Wohnort gesetzt. Je niedriger dieser Anteil ist,
desto mehr Arbeitnehmer haben ihren Arbeits-
Eisenbahnen
Omnibusse
Main-Tauber-Kreis 1.230 2.274
Hohenlohekreis 189 7.809
Landkreis Schwäbisch Hall 1.318 8.107
Landkreis Heilbronn 2.658 6.452
Stadt Heilbronn 456 4.084
Region Heilbronn-Franken 5.851 28.726
Baden-Württemberg 84.859 284.727
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
betrieb im Taktverkehr rechtfertigen, wird ein
Großteil des Berufspendelverkehrs im Ländlichen
Raum mit dem PKW bewältigt.
7.1.3 Pendler
Da der Ländliche Raum insgesamt, speziell
aber einzelne Gemeinden, in hohem Maße auch
als Wohnstandorte fungieren, soll ein gesonderter
Blick auf die Pendlerbewegungen erfolgen.
Aus der Pendlerstatistik können dezidiert
Aussagen abgeleitet werden, wie viele Ein- und
Auspendler eine Gemeinde hat und woher bzw.
wohin die Pendler sich bewegen. Daraus lässt
sich abschätzen, welche Verkehrskorridore
stärker belastet sind und welche weniger, denn
nach Berechnungen des Deutschen Instituts
für Wirtschaftsforschung gehen ungefähr 20%
der zurückgelegten Personenkilometer auf das
Konto der täglichen Wege zwischen Wohn- und
Arbeitsort. Das Ausmaß der Mobilität bei den
Erwerbstätigen in Baden-Württemberg zeigt
sich daran, dass 942 der 1.111 Gemeinden
(84,8%) im Saldo mehr Auspendler haben als
Einpendler. Folglich sind Arbeitsplätze deutlich
stärker konzentriert als Wohnplätze. Inwiefern
diese Konzentration auf die Region Heilbronn-
Franken insgesamt und für deren Ländlichen
Raum im Speziellen zutrifft, wird im Folgenden
dargestellt.
Der Pendlersaldo als Differenz zwischen Berufsein-
und -auspendlern zeigt die Bedeutung
einer Kommune als Arbeitsplatzzentrum. Dabei
überwiegen in der Region Heilbronn-Franken
seit jeher die Gemeinden mit einem Auspendlerüberschluss.
1997 waren dies 92; 2006 hat
sich ihre Zahl leicht auf 86 verringert. Demnach
haben 77,5% aller Gemeinden der Region
einen Auspendlerüberschuss. Verglichen mit
dem Landeswert fällt damit die Konzentration
der Arbeitsplätze in der Region etwas geringer
aus (vgl. Abb. 35).
Zu denjenigen Kommunen, in die mehr Erwerbstätige
ein- als auspendeln, gehören neben
dem Oberzentrum Heilbronn mit Neckarsulm,
Wertheim, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim,
Öhringen, Künzelsau sowie Schwäbisch
Hall und Crailsheim auch die Mittelzentren
der Region. Mit Ausnahme von Wertheim und
Öhringen liegt der Einpendlerüberschuss in
den Zentralen Orten höheren Rangs bei über
2.500 pro Tag. In den letzten Jahren haben sich
aber auch kleinere Gemeinden, vor allem im
Ländlichen Raum, zu Arbeitsplatzzentren entwickelt.
Dies sind beispielsweise Waldenburg,
Ingelfingen und Mulfingen im Hohenlohekreis,
Oberrot, Wolpertshausen, Satteldorf und Blaufelden
im Landkreis Schwäbisch Hall sowie
Assamstadt und Freudenberg im Main-Tauber-
Kreis. Für den Ländlichen Raum im Landkreis
Heilbronn gilt dies für Jagsthausen und Löwenstein.
Im Verdichtungsraum der Region weisen
neben Heilbronn und Neckarsulm lediglich Abstatt,
Güglingen, Neckarwestheim und Weinsberg
positive Pendlersalden auf, aber oftmals
dominieren in den kleineren Gemeinden ein
oder zwei Betriebe, die als singuläre Standorte
eine wichtige Funktion für den jeweiligen Teilraum
übernehmen.

48 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 35: Pendlersaldo auf Gemeindeebene 2006
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
platz innerhalb der Wohngemeinde. Die niedrigsten
Quoten gibt es in den größeren Kommunen,
denn der Anteil der Auspendler nimmt
tendenziell mit zunehmender Gemeindegröße
ab. Dies liegt nicht an der geringeren Mobilitätsbereitschaft
in den größeren Kommunen,
sondern vielmehr daran, dass der Arbeitsmarkt
in Zentren größer und vielfältiger ist. Zudem
werden Bewegungen zwischen den Stadtteilen
statistisch nicht erfasst. Dadurch bilden sich um
die Ober- und Mittelzentren herum ringförmige
Strukturen, unabhängig davon ob das Zentrum
im Verdichtungsraum oder im Ländlichen
Raum liegt.
Für die Mittelzentren im Ländlichen Raum wird
abschließend die Herkunft der Einpendler aufgezeigt,
um daraus näherungsweise Angaben
über berufsbedingte Verkehrsströme ableiten zu
können (vgl. Abb. 36). Die Mittelzentren haben
zwar Einpendler aus vielen verschiedenen Gemeinden,
jedoch kommt der weit überwiegende
Teil von ihnen aus den direkt umliegenden Gemeinden.
In Abbildung 36 sind den einzelnen
Mittelzentren jeweils die 15 Gemeinden zugeordnet,
die die absolut meisten Einpendler
stellen. Für Tauberbischofsheim bedeutet dies
beispielsweise, dass aus den dargestellten Gemeinden
immerhin gut 80% aller Einpendler

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 49
Abbildung 36: Einpendlergemeinden der Mittelzentren
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
stammen. Bei den anderen Mittelzentren liegt
der relative Anteil der 15 wichtigsten Einpendlergemeinden
zwischen 74,3% in Öhringen und
64,5% in Wertheim. Lediglich in Künzelsau ist
dieser Anteil mit gerade 50% deutlich geringer,
da hier die Beschäftigten aus einer Vielzahl verschiedener
Gemeinden einpendeln.
Wohn- und Arbeitsort im Ländlichen Raum bei
etwa 10-20 km einfacher Wegstrecke liegen,
was nur unwesentlich mehr ist als im Verdichtungsraum.
Die Fahrzeiten im Ländlichen Raum
sind trotz der größeren Entfernungen niedriger
und liegen für die weit überwiegende Zahl der
Pendler unter 20 Minuten.
Aus der Tatsache, dass Einpendler schwerpunktmäßig
aus umliegenden Gemeinden der
Zentren kommen, kann abgeleitet werden, dass
die durchschnittlichen Entfernungen zwischen

50 Regionalverband Heilbronn-Franken
7.2 Kommunikationsinfrastruktur
Die Verfügbarkeit einer qualitativ hochwertigen
Kommunikationsinfrastruktur entwickelte
sich in den vergangenen Jahren immer
mehr zu einem wesentlichen Standortfaktor für
die Kommunen. Dabei ist dieser Infrastrukturzweig
nicht nur für Standortentscheidungen
von Unternehmen maßgeblich, vielmehr steht
und fällt hiermit auch die Attraktivität als
Wohnort, da moderne Kommunikationsmedien
zunehmend privat genutzt werden. Daneben
gilt es durch die Anbindung an schnelle Datenleitungen
beispielsweise auch die Möglichkeit
zur Errichtung von Telearbeitsplätze zuschaffen.
Dadurch besteht die Chance zur besseren
Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder zur
Vermeidung von Pendlerverkehr. Inwieweit
Unterschiede bei Qualität und Quantität der
Kommunikationsinfrastruktur zwischen den
Raumkategorien bestehen, hängt entscheidend
von der benötigten Technik und dem Alter der
Technologie ab. Bei allen leitungsgebundenen
Infrastrukturen sind grundsätzlich neben den
zu überwindenden Distanzen auch die Anzahl
an potentiellen Nutzer für die Investitionen der
Anbieter entscheidend. Bei beiden Kriterien
stellt sich per se der Ländliche Raum schlechter
als der verdichtete Raum. Dass auch das Alter
der Technologie eine Rolle spielt, zeigt sich beispielsweise
beim Telefonnetz. Dort kann von einer
flächendeckenden Versorgung in allen Teilräumen
ausgegangen werden, obwohl auch hier
der Aufbau des Netzes zunächst in den Städten
und ihrem direkten Umfeld erfolgte.
Aktuell werden bei der Kommunikationsinfrastruktur
häufig Verfügbarkeit und angebotene
Standards im Bereich der Breitbandtechnologie
thematisiert. Die Breitbandversorgung gilt als
entscheidende technische Voraussetzung für die
Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Sie
erhoffen sich die Erschließung neuer Arbeitsund
Absatzmärkte, wodurch die strukturellen
Nachteile des Ländlichen Raums reduziert werden
könnten. Auch auf die Wohnstandortentscheidung
junger, technikfreundlich orientierter
Familien hat eine zeitgemäße Kommunikationsinfrastrukturausstattung
inzwischen spürbaren
Einfluss. Obwohl die Versorgung Baden-
Württembergs mit Breitbandanschlüssen insgesamt
als gut einzustufen ist, ergibt eine nähere
Betrachtung ein differenziertes Bild. Die gute
Versorgung konzentriert sich zunächst auf dichter
besiedelte Bereiche, während eine Vielzahl
von Gemeinden mit geringen Einwohnerdichten
und disperser Siedlungsstruktur – also vor
allem im Ländlichen Raum – nicht über eine
flächendeckende Infrastruktur in ausreichender
Qualität verfügt. Gleichzeitig ist es in Baden-
Württemberg erklärtes Ziel der Landesregierung,
eine flächendeckende Versorgung der
Ländlichen Räume mit Breitbandinfrastruktur
zu erreichen.
Gründe für die fehlende Vollversorgung im
Ländlichen Raum gibt es viele. Zum einen die
Privatisierung des Telekommunikationswesens,
da in der Zwischenzeit alle Anbieter ihre Investitionen
nach Wirtschaftlichkeitsmaßstäben tätigen.
Zum anderen hängt es von der jeweiligen
Technologie ab. Bei der DSL-Technologie,
mit der bundesweit ca. 97% aller Breitbandanschlüsse
ausgestattet sind, wird die Vollversorgung
durch die physikalische Reichweite
dieses Dienstes begrenzt, da Nutzer, die weiter
als vier bis fünf Kilometer von einer Verteilerstation
entfernt liegen, nicht erreicht werden
können. Neben der DSL-Technologie, die über
Telefonkabel funktioniert, gibt es weitere Möglichkeiten
der Breitbandversorgung. Zu nennen
sind hier TV-Kabel, Glasfaserverbindung,
Internet über Funkverbindungen, über Satellit
oder durch UMTS. Allen Möglichkeit gemein
ist die Tatsache, dass sie sich weitestgehend im
Aufbau befinden und dieser zunächst in den
Ballungsräumen vorgenommen wird.
Um die räumliche Verfügbarkeit schneller
Internetzugänge abzubilden, bietet der Breitbandatlas
des Bundesministeriums für Wirt-

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 51
Abbildung 37: DSL-Versorgung in der Region Heilbronn-Franken 2006
Quelle: Breitbandatlas des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
schaft und Technologie eine erste Grundlage.
Der darin angegebene Versorgungsgrad der
Gemeinde ist ein Durchschnittswert für die
Gesamtgemeinde. Da Versorgungsgebiete häufig
sehr kleinteilig sind und oftmals nur einzelne
Ortsteile, Straßen oder gar Grundstücke
umfassen, ist diese Darstellung nicht ganz unproblematisch.
Darüber hinaus verlieren die
Angaben an Aussagekraft, da sie auf freiwilligen
Angaben der Unternehmen beruhen und
auf dem Datenstand vom 30.09.2006 basieren.
Aufgrund der sehr dynamischen Entwicklung
im Markt der Breitbandanschlüsse, kann davon
ausgegangen werden, dass sich seither
die Versorgungssituation etwas verbessert
hat. Vor allem bei Gemeinden im Ländlichen
Raum beschränkt sich die Versorgung mit
Breitbandanschlüssen häufig auf den Kernort.
Da der Großteil der Breitbandanschlüsse auf
DSL-Technologie basiert, wird diese Technologie
für die kartographische Darstellung des
Versorgungsgrades zugrunde gelegt (vgl. Abb.
37).
Der Versorgungsgrad in der Region Heilbronn-
Franken ist unterschiedlich stark ausgeprägt.
Mehr als 95-prozentige DSL-Versorgung findet
man vorrangig im Verdichtungsraum um
Heilbronn und im Verdichtungsbereich im
Ländlichen Raum um die beiden Mittelzentren
Schwäbisch Hall und Crailsheim. Ferner kristallisieren
sich einzelne Inseln im Ländlichen
Raum heraus, so z.B. Kirchberg a.d. Jagst,
Oberrot, Sulzbach-Laufen (alle Landkreis
Schwäbisch Hall) oder Werbach, Freudenberg
und Ahorn im Main-Tauber-Kreis. Überall
dort, wo ein DSL-Versorgungspunkt installiert
ist, werden über 50% der Bevölkerung
mit DSL versorgt. Dieser Versorgungsgrad
wird derzeit lediglich in Lauda-Königshofen
und Wertheim (beide Main-Tauber-Kreis) unterschritten.
Große Anteile weißer Flächen
deuten auf eine Unter- bzw. gänzlich fehlende
Versorgung hin. Neben einigen Gemeinden im
Verdichtungsraum trifft dies auf viele Ortsteile
im Ländlichen Raum zu.

52 Regionalverband Heilbronn-Franken
Von den anderen Breitbandtechnologien kann
lediglich bei Glasfaser und Satellit von einem
hohen, theoretisch flächendeckenden, Versorgungsgrad
ausgegangen werden. Beide
Technologien sind jedoch zum gegenwärtigen
Zeitpunkt noch nicht für die Massennutzung
ausgelegt. Alle verbleibenden Technologien
haben, abgesehen von einzelnen Gemeinden
(z.B. UMTS im Verdichtungsraum und den
Mittelzentren) nur eine sehr begrenzte Ausbreitung.
Nichtsdestotrotz sollte sich bei den Überlegungen
zum flächendeckenden Ausbau nicht
auf eine einzige Technik konzentriert werden,
sondern je nach örtlicher Situation die jeweils
effizienteste Technik eingesetzt werden.
Im Ländlichen Raum ist die Ausdehnung der
Kommunikationsinfrastruktur im Vergleich
zum Verdichtungsraum aufgrund der weiten
Wege und der geringen Nutzerzahlen häufig
mit Mehrkosten verbunden. Gemeinden, die
alle Maßnahmen zum Breitbandausbau ohne
finanzielles Engagement ausgeschöpft haben,
können seit Ende 2007 öffentliche Mittel von
maximal 75.000 Euro pro Einzelfall einsetzen,
um die Versorgung innerhalb der Gemeinde
voranzutreiben. Dabei können bereits heute
von den Kommunen kostengünstige Vorsorgemaßnahmen,
wie beispielsweise die Verlegung
von Leerrohren im Zuge allgemeiner Baumaßnahmen,
getroffen werden.
7.3 Daseinsvorsorge/Infrastruktur im
Bereich der Grundversorgung
Die Sicherstellung der infrastrukturellen
Grundausstattung ist für jede Gemeinde zunächst
unabhängig von der Größenklasse und
der raumordnerischen Eingruppierung eine
zentrale Aufgabe. Inhaltlich erstreckt sich dabei
das Themenfeld über die Bildungsinfrastruktur
(Kindergärten, Schulen, Hochschulen) die
Einzelhandels- und Dienstleistungsversorgung
(u.a. Post- und Bankenwesen, Kultur) bis hin
zur sozialen Infrastruktur (Ärzte, Apotheken,
Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen).
7.3.1 Bildungsinfrastruktur
Um der Bevölkerung in allen Teilräumen gute
Bildungschancen zu ermöglichen, sollte eine
dezentrale, wohnortnahe Zugangsmöglichkeit
zu Bildungseinrichtungen, vom Kindergarten
bzw. Kindertagesstätte, über Grundschule bis
hin zu weiterführenden Schulen, sichergestellt
werden. Gerade im Ländlichen Raum ist die
Schule eine wesentliche Infrastruktureinrichtung
mit großer Kommunikationsfunktion für
die ganze Gemeinde. Sie stellt ein kulturelles
Symbol dar und stiftet soziale Identität. In Ländlichen
Räumen ohne breit ausgebaute kulturelle
Infrastrukturen sind Schulen mehr als nur Orte
der Wissensvermittlung. Eine qualitativ hochwertige
wohnortnahe Schulbildung ist zu einem
wichtigen Standortfaktor für junge Familien
geworden. Ist keine ausreichende Schulinfrastruktur
vor Ort vorhanden oder durch eine
gute Nahverkehrsanbindung erreichbar, büßt
die jeweilige Gemeinde spürbar an Attraktivität
ein. Allerdings wird die Weiterentwicklung
der Schullandschaft in den Ländlichen Räumen
Baden-Württembergs zunehmend durch rückläufige
Geburtenzahlen und Veränderungen im
Schulwahlverhalten beeinflusst.
Die jeweiligen Höchststände bei den Grundschülern
in den einzelnen Teilräumen der Region
gab es demographisch bedingt in der zweiten
Hälfte der 1990er Jahre als die Kinder der Babyboomerjahrgänge
der Nachkriegszeit die Grundschule
besuchten. Rückläufige Geburtenzahlen
führten seither zu weniger Grundschülern (vgl.
Abb. 38). Seit dem jeweiligen Höchststand auf
Landkreisebene gab es die stärksten Rückgänge
in der Region im Main-Tauber-Kreis (-14,4%),
im Landkreis Schwäbisch Hall (-13,1%) und im
Hohenlohekreis (-12,3%). Diese Entwicklung
liegt neben den Geburtenrückgängen teilweise
auch noch an der höheren Abwanderung junger
Menschen aus diesen Teilräumen.
In der Region Heilbronn-Franken verfügte jede
Gemeinde im Schuljahr 2006/07 über minde-

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 53
Abbildung 38: Grundschüler 1991/92-2015/16 (ab 2007/08 Prognose Statistisches
Landesamt)
stens eine Grundschule. Die gemessen an den
Schülerzahlen kleinsten Grundschulen in den
Kommunen mit nur einer Schule gibt es entsprechend
der niedrigen Bevölkerungszahl in
Roigheim (64 Schüler), Wittighausen (79), Langenburg
(80), Weißbach (87), Jagsthausen (88),
Zweiflingen (89) und Löwenstein (97). Diese
Gemeinden liegen alle im Ländlichen Raum,
jedoch hat die Raumkategorie bei dieser Auflistung
weniger Einfluss als die niedrige Gesamtzahl
der Einwohner bzw. die Altersstruktur der
Einwohner.
Vor dem Hintergrund der demographischen
Entwicklung muss mit einem weiteren Rückgang
an Grundschulkindern gerechnet werden.
Tabelle 14: Übergangsquoten
In Baden-Württemberg
gibt es derzeit für bestehende
Grundschulen kei-
ne festgelegten Mindestgrößen.
Rheinland-Pfalz
hat die Mindestgröße bei
56 Schülern festgelegt,
Schleswig-Holstein bei
80. Trotz der rückläufigen
Entwicklung der
Schülerzahlen möchte die
baden-württembergische
Landesregierung flächendeckend
ein wohnortnahes
Angebot nach dem
Motto „Kurze Beine –
kurze Wege“ aufrechterhalten.
Ein mögliches Mittel hierzu wird in der
Bildung von jahrgangsübergreifenden Klassen
gesehen. Organisatorische und pädagogische
Lösungsansätze könnten in einer engeren Verzahnung
von Kindergarten und Grundschule
liegen.
Bei der Beurteilung der Bedeutung von weiterführenden
Schularten sind zunächst die Übergangsquoten
aus den Grundschulen maßgeblich
(vgl. Tab. 14). Lange Zeit wurden diese
in den Ländlichen Räumen entscheidend vom
Vor-Ort-Angebot bzw. dem räumlich nächstliegenden
Schultypus beeinflusst. Da in vielen Orten
lediglich Hauptschulen angesiedelt waren,
lagen die Übergangsquoten zur Hauptschule
Hauptschulen Realschulen Gymnasien
Schuljahr 91/92 98/99 06/07 91/92 98/99 06/07 91/92 98/99 06/07
Main-Tauber-Kreis 35,7 34,8 26,4 34,2 38,4 42,3 27,9 25,9 30,7
Hohenlohekreis 40,3 38,5 29,1 34,7 33,6 42,1 23,3 26,5 28,6
Landkreis Schwäbisch Hall 40,2 39,5 29,9 31,6 35,5 38,1 25,0 24,7 31,6
Landkreis Heilbronn 38,3 36,7 28,4 29,4 32,6 35,0 29,8 29,3 36,0
Stadt Heilbronn 39,2 39,3 36,2 25,6 28,4 27,5 33,1 30,2 35,5
Region Heilbronn-Franken 38,6 37,5 29,4 30,9 33,8 36,8 28,0 27,5 33,3
Baden-Württemberg 36,6 34,8 27,7 28,0 30,5 32,9 32,2 33,0 38,2
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

54 Regionalverband Heilbronn-Franken
lange Zeit höher. Ungefähr ab dem Schuljahr
2003/04 ist ein Wandel hin zu den Realschulen
als demjenigen Schultypus zu beobachten, der
im Ländlichen Raum der Region die höchsten
Übergangsquoten aufweisen kann. Und auch
die Gymnasien liegen mittlerweile in weiten
Teilen des Ländlichen Raums bei der Beliebtheit
der Grundschüler höher im Kurs als die
Hauptschulen.
Abbildung 39: Schulen und Schüler in der Region Heilbronn-Franken 2006/07
Verglichen mit anderen Regionen in Baden-
Württemberg hat Heilbronn-Franken nach
Schwarzwald-Baar-Heuberg und Bodensee-
Oberschwaben aber noch die dritthöchste Übergangsquote
auf Hauptschulen. Bei den Realschulen
liegt die Region auf Platz 1, während
sie dafür bei Gymnasien die niedrigste Quote
aller zwölf Regionen aufweist.
Für die langfristige Tragfähigkeit von Hauptschulen
im Ländlichen Raum hat die aufgezeigte
Entwicklung dramatische Konsequenzen.
Unter immer ungünstigeren Bedingungen muss
der Spagat einer pädagogisch hochwertigen
und zugleich ortsnahen Bildung gelingen. In
den Handlungsempfehlungen des Kultusministeriums
Baden-Württemberg und der kommunalen
Landesverbände zur Weiterentwicklung
der Hauptschulstandortstrukturen ist enthalten,
dass eine Hauptschule dauerhaft mindestens 85
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 55
Tabelle 15: Durchschnittliche Klassengrößen an öffentlichen Schulen 2006/07
Grundschulen Hauptschulen Realschulen Gymnasien
Main-Tauber-Kreis 21,2 19,6 26,8 26,5
Hohenlohekreis 21,9 21,5 27,9 27,7
Landkreis Schwäbisch Hall 21,6 21,8 26,8 27,4
Landkreis Heilbronn 21,7 22,3 27,7 27,3
Stadt Heilbronn 22,1 21,1 28,4 28,5
Region Heilbronn-Franken 21,7 21,5 27,4 27,4
Baden-Württemberg 21,9 20,2 27,6 27,7
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Schüler aufweisen sollte. Eine Unterschreitung
hat nicht unmittelbar schulorganisatorische
Konsequenzen, jedoch sollte sie Anlass sein, die
Schulstruktur vor Ort und im Umfeld zu überprüfen
(vgl. Landtagsdrucksache 14/1563 vom
19.07.2007). Beispielsweise könnte eine interkommunale
Kooperation benachbarter Schulen
das ortsnahe Bildungsangebot der Hauptschulen
sichern.
Zum Schuljahr 2006/07 gab es in 55 der 77 Gemeinden
im Ländlichen Raum mindestens eine
Hauptschule (vgl. Abb. 39). Die überwiegende
Mehrzahl dieser Gemeinden (49 von 55) hatte
eine Hauptschule am Ort. Mehr als eine Hauptschule
hatten lediglich die Mittelzentren Crailsheim,
Schwäbisch Hall, Bad Mergentheim und
Wertheim sowie die Unterzentren Gaildorf und
Lauda-Königshofen. In zwölf der 49 Hauptschulen
wird bereits heute die empfohlene
Mindestgröße nicht erreicht. In weiteren acht
Gemeinden hat die jeweilige Hauptschule zwischen
85 und 100 Schülern. Dabei gilt es zu berücksichtigen,
dass in fünf dieser acht Gemeinden
zusätzlich ein Realschulangebot besteht.
Der Vorteil von Schulen mit geringen Schülerzahlen
ist eindeutig in einer geringeren Klassenstärke
zu sehen. Kleine Klassenstärken gibt
es vor allem im Main-Tauber-Kreis zu (vgl.
Tab. 15). Besonders zu berücksichtigen ist, dass
viele der kleineren Hauptschulen nur noch einzelne
Klassenstufen führen, da sie eine schulorganisatorische
Kooperation mit einer benachbarten
Hauptschule eingegangen sind. Beide
zusammen kommen dann in der Regel auf eine
über der Mindestgröße liegende Schülerzahl.
Die Hauptschulen im Ländlichen Raum der Region
Heilbronn-Franken werden zu knapp 74%
nur wenig gegliedert bzw. 1-zügig geführt.
Aufgrund der Entwicklung bei den Übergangsquoten
ist auch im Ländlichen Raum ein ausreichend
dichtes Netz von leistungsfähigen
Realschulen und Gymnasien sicherzustellen.
Da dieses Netz wegen der geringeren Bevölkerungsdichte
zwangsläufig weitmaschiger sein
muss, ist eine gut organisierte und verlässliche
Schülerbeförderung erforderlich. Angesichts
weiterer Wege ist ein bedarfsgerechter Ausbau
der Ganztagesbetreuung zunehmend wichtig
für die Attraktivität der Gemeinden im Ländlichen
Raum.
Leitbild baden-württembergischer Strukturpolitik
im Bereich der Hochschulentwicklung
war stets die dezentrale Standortpolitik. Dies
hat dazu geführt, dass in den vergangenen
Jahrzehnten Studienangebote an Berufsakademien
und Hochschulen primär im Ländlichen
Raum aufgebaut worden sind. Beispiele
hierfür sind die Hochschulen Aalen (Ostalbkreis),
Offenburg (Ortenaukreis), Furtwangen
(Schwarzwald-Baar-Kreis) oder Biberach. Für
die Region Heilbronn-Franken drückt sich die
dezentrale Standortpolitik neben der Hoch-

56 Regionalverband Heilbronn-Franken
schule in Heilbronn und ihrer Außenstelle in
Künzelsau auch in der privaten Hochschule in
Schwäbisch Hall sowie in der Außenstelle der
Berufsakademie Mosbach in Bad Mergentheim
aus. Zwar sind durch die Standorte alle Teilräume
der Region berücksichtigt, doch handelt es
sich in der Summe um kleine Einrichtungen,
die nicht in der Lage sind, alle Studierwilligen
aufzunehmen. Nicht umsonst wird der massive
Ausbau auf insgesamt 10.000 Studienplätze in
der Region Heilbronn-Franken verbunden mit
einer Außenstelle der Hochschule Heilbronn
in Schwäbisch Hall gefordert, denn mit aktuell
6,5 Studierenden pro 1.000 Einwohner liegt die
Region abgeschlagen auf dem letzten Platz in
Baden-Württemberg. Immer noch müssen von
ca. 4.200 Schulabsolventen mit Studienberechtigung
in der Region, von denen etwa 3.600
Studieren möchten, im Saldo Jahr für Jahr ca.
2.100 an auswärtigen Hochschulen studieren.
Es wird nicht immer gelingen, diese bei zunehmendem
Wettbewerb der Regionen für den regionalen
Arbeitsmarkt zurück zu gewinnen.
7.3.2 Versorgung mit Gesundheitsdienstleistungen
In Baden-Württemberg kann insgesamt von
einer guten ambulanten ärztlichen Versorgung
ausgegangen werden. Die Zahl der niedergelassenen
Haus- und Fachärzte war noch nie so
hoch wie aktuell: 17.844 Ärzte. Jedoch ist die
Verteilung bei den Allgemeinärzten zwischen
einzelnen Landkreisen sehr unterschiedlich.
Grundlage für die Verteilungsdichte von Ärzten
sind die sogenannten Verhältniszahlen für den
allgemeinen bedarfsgerechten Versorgungsgrad
in der vertragsärztlichen Versorgung. Sie
wird aus dem Verhältnis Einwohner je Arzt in
nach Raumordnungskategorien gleichartigen
Planungsbereichen (in der Regel Stadt-/Landkreise)
ermittelt. Aus den so entstandenen bundeseinheitlichen
Verhältniszahlen für gleichartige
Regionen ergibt sich der Versorgungsgrad.
Ein Versorgungsgrad von 100,0% bedeutet,
dass die Zahl der Vertragsärzte dem Soll-Bedarf
im Sinne einer ausreichenden Versorgung
entspricht. Nach dieser Berechnung weisen die
Stadt Heilbronn, der Landkreis Heilbronn und
der Hohenlohekreis einen Versorgungsgrad
zwischen 100,0% und 109,9% auf. Im Landkreis
Schwäbisch Hall und im Main-Tauber-
Kreis liegt dieser zwischen 110,0% und 119,9%
(vgl. Versorgungsbericht 2007). In einigen
ländlichen Landkreisen Baden-Württembergs
zeichnen sich jedoch erste Lücken ab, was vor
allem mit dem altersbedingten Ausscheiden
des bisherigen Praxisinhabers zusammenhängt.
Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg
weist in ihrem aktuellen Versorgungsbericht
darauf hin, dass der Anteil der über
55-jährigen Hausärzte bei ca. 41,5% liegt, so
dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren nahezu
jeder zweite Hausarzt in Ruhestand gehen
wird. Junge Nachfolger zu finden, scheint künftig
der größte Problembereich zu werden. Zum
einen gibt es weniger Medizinstudenten, zum
Tabelle 16: Allgemeinärzte/praktische Ärzte 2006
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Allgemeinärzte / praktische
Ärzte insgesamt
Einwohner pro Allgemeinarzt
/
praktischen Arzt
Ärztedichte (Allgemeinarzt
/ praktischer Arzt
pro 10 km²)
Main-Tauber-Kreis 81 1.695 0,62
Hohenlohekreis 63 1.742 0,81
Landkreis Schwäbisch Hall 121 1.567 0,82
Landkreis Heilbronn 172 1.916 1,56
Stadt Heilbronn 58 2.097 5,81
Region Heilbronn-Franken 495 1.793 1,04
Baden-Württemberg 6.324 1.698 1,77

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 57
anderen schätzen junge Mediziner die Rahmenbedingungen
auf dem Lande als wenig attraktiv
ein (vgl. Versorgungsbericht 2007).
Um die gegenwärtige Situation der Hausarztversorgung
der Region Heilbronn-Franken darzustellen,
wird vereinfacht auf Allgemeinärzte/
praktischen Ärzte Bezug genommen, da diese
den Großteil der hausärztlichen Dienstleistungen
erbringen.
Aus Tabelle 16 kann abgeleitet werden, dass ein
Arzt im Ländlichen Raum tendenziell weniger
Einwohner zu versorgen hat, diese jedoch in
einem größeren Gebiet. Die Möglichkeiten für
Hausbesuche werden dadurch eingeschränkt
bzw. sind nur mit erhöhtem Zeitaufwand zu bewältigen.
Da es auch zu zunehmender Zentrenbildung
bei den Allgemeinärzten kommt, werden
für die Patienten die Wege zu den Ärzten
länger. Die bereits angesprochenen ungünstigen
Rahmenbedingungen für Ärzte im Ländlichen
Raum kommen auch in der häufigeren Übernahme
von Notdiensten aufgrund der geringeren
Anzahl an Kollegen zum Ausdruck.
Neben der Möglichkeit, in angemessener räumlicher
Distanz einen Arzt anzutreffen, zählt die
Apothekenversorgung zur gesundheitlichen Daseinsvorsorge.
In Baden-Württemberg ging die
Anzahl der Apotheken seit dem Höchststand im
Jahre 1999 (2.962 Apotheken) stetig auf 2.759
(2004) zurück. Seither gab es wieder einen Zuwachs
um 23 Apotheken. Eine vergleichbare
Tabelle 17: Apotheken 2007
Apotheken
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg
Entwicklung gab es in der Region Heilbronn-
Franken, die seit nunmehr vier Jahren über die
Anzahl von 208 Apotheken verfügt (vgl. Tab.
17).
Selbst im Ländlichen Raum differiert die Anzahl
der Einwohner pro Apotheke stark. Der
Hohenlohekreis weist dabei den höchsten Wert
aller Stadt- und Landkreise in Baden-Württemberg
auf. Aussagekräftiger für eine räumliche
Betrachtung ist hingegen die Apothekendichte.
Hier weisen die ländlichen Kreise der Region
nahezu identische Werte auf. Eine geringere
Apothekendichte führt zu weiteren Wegen, vor
allem bei der Nacht- und Notfallversorgung. In
der Regel beträgt die Entfernung zu der nächsten
dienstbereiten Apotheke aber nicht mehr
als 15 Kilometer.
Festzuhalten gilt es, dass es in den Ländlichen
Räumen in den zurückliegenden 15 Jahren
tendenziell zu keiner Verschlechterung bei
der Apothekenversorgung kam. Im Landkreis
Schwäbisch Hall und im Hohenlohekreis werden
gegenwärtig so viele Apotheken betrieben
wie seit 1991 nicht mehr. Dennoch gibt es in
24 der 111 Gemeinden der Region Heilbronn-
Franken (davon 21 im Ländlichen Raum) keine
Apotheke. Dies ist jedoch keine aktuelle Entwicklung,
da all diese Gemeinden bereits 1991
keine ortsansässige Apotheke hatten. Dort wo es
keine Apotheke gibt, wird die Arzneimittelversorgung
teilweise durch Rezeptsammelstellen
sichergestellt. Künftig könnte sich jedoch die
Einwohner
pro Apotheke
Apothekendichte
(Apotheken pro 10 km²)
Main-Tauber-Kreis 35 3.894 0,27
Hohenlohekreis 22 4.987 0,28
Landkreis Schwäbisch Hall 43 4.403 0,29
Landkreis Heilbronn 71 4.648 0,65
Stadt Heilbronn 37 3.281 3,70
Region Heilbronn-Franken 208 4.263 0,44
Baden-Württemberg 2.782 3.860 0,78

58 Regionalverband Heilbronn-Franken
Anzahl der Gemeinden ohne Apotheke erhöhen.
Ähnlich wie bei den praktizierenden Ärzten ist
bei den Apotheken die Nachfolgeproblematik
ebenfalls gegeben, wenn auch in geringerem
Ausmaß. Zusätzlich ist damit zu rechnen, dass
in den Orten, in denen Ärzte ihre Praxis schließen,
die Apotheke in ihrer Existenz bedroht ist.
Der Versorgungsgrad mit Medikamenten muss
gegebenenfalls durch andere Vertriebsformen
langfristig aufrechterhalten werden.
7.3.3 Nahversorgung mit Waren und
Dienstleistungen des täglichen
Bedarfs
Die Nahversorgung im engeren Sinne beinhaltet
die Ausstattung mit Einzelhandelsangeboten
für Güter des täglichen Bedarfs. Die Nahversorgung
im weiteren Sinne ergänzt diesen Bereich
beispielsweise um Post- oder Bankdienstleistungen.
Da die Regionalplanung an der Steuerung
von großflächigen Einzelhandelsansiedlungen
direkt beteiligt ist, konzentriert sich die
Studie im Folgenden auf diesen Bereich.
Der Wandel im Lebensmitteleinzelhandel ist geprägt
von wachsenden Verkaufsflächen an den
Ortsrändern und einer zunehmenden Konzentration
auf wenige große Anbieter. Gute Pkw-
Erreichbarkeit, lange Öffnungszeiten und ein
übersichtliches Warenangebot
sind für den Kunden wichtig.
Für die Anbieter bringt dies
gestiegene Anforderungen
an Verkaufsflächen und Einzugsgebiete
der einzelnen
Geschäfte mit sich. Die seit
Jahren feststellbare Konzentration
im Einzelhandel,
speziell im Lebensmitteleinzelhandel,
führt zu einer Aus-
dünnung des Versorgungsnetzes,
wovon der Ländliche
Raum stärker betroffen ist als
die verdichteten Räume. Trotz
des Rückgangs bei der Anzahl
der Läden stieg die Verkaufsfläche unaufhaltsam
an (vgl. Abb. 40). Folglich hat die durchschnittliche
Betriebsgröße stetig zugenommen
und liegt aktuell bei 523 m² Verkaufsfläche je
Laden. Neubauprojekte für Lebensmittelvollsortimenter
werden gegenwärtig mit einer Verkaufsfläche
von ca. 1.500 m² geplant, während
neue Discounter in der Regel 1.000-1.200 m²
Verkaufsfläche aufweisen.
Rein statistisch hat der Rückgang bei Ladengeschäften
zur Folge, dass die Entfernung zum
nächsten Lebensmittelladen zunimmt. Tatsächlich
haben vor allem kleinere Gemeinden
Schwierigkeiten, die Lebensmittelversorgung
sicherzustellen. Der aus betriebswirtschaftlichen
Überlegungen resultierende Zwang zur
Größe sorgt dafür, dass nur noch diejenigen
Standorte im Wettbewerb bestehen, die über
ausreichendes Umsatzpotential, d.h. über einen
ausreichend großen Einzugsbereich verfügen.
Dies führt zwangsläufig zu einer geringeren
Versorgungsdichte, da die vorhandene Kaufkraft
nur einmal ausgegeben werden kann. Der
Einzelhandelsverband Baden-Württemberg
rechnet damit, dass Gemeinden unter 3.500
Einwohner es künftig schwer haben dürften, einen
Lebensmittelmarkt vor Ort zu haben (vgl.
BWGZ 19/2007, S.794). Ähnliche Größenord-
Abbildung 40: Ladengeschäfte und Verkaufsfläche im Lebensmitteleinzelhandel
Quelle: EHI Retail Institute

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 59
Abbildung 41: Einzelhandelskaufkraft in den Gemeinden 2008
Quelle: Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg
nungen im Bezug auf das Einzugsgebiet werden
von Einzelhandelsunternehmen genannt. Für
Gemeinden in der Region Heilbronn-Franken
ist sogar mit etwas höheren Einwohnerzahlen
im Einzugsbereich zu rechnen, da die Kaufkraft
in größeren Teilen des Ländlichen Raumes
unterdurchschnittlich ist (vgl. Abb. 41). Zurückzuführen
ist geringere Kaufkraft zum Teil
auf die durchschnittlich niedrigeren Arbeitnehmerentgelt
(Vgl. Kap. 5.2.2).
Verdrängt werden aber nicht allein die so genannten
„Tante Emma Läden“ sondern auch
kleinere Supermärkte, die gegenüber stark
expandierenden Discountern Wettbewerbsnachteile
aufweisen. Discounter haben in der
Zwischenzeit einen Marktanteil von knapp
42% erreicht und übernehmen mit der Ausdehnung
ihres Handelsnetzes teilweise die
Nahversorgungsfunktion. Kleinere Lebensmittelgeschäfte
dienen
zunehmend als
Option für Noteinkäufe
in Wohnortnähe
der Konsumenten.
Aufgrund ihres Konsumverhaltens
beeinflussen
somit die
Verbraucher den
Strukturwandel im
Lebensmitteleinzelhandel
und den Erhalt
von Standorten
maßgeblich mit. Aufgrund
der geringen
Sortimentsbreite der
klassischen Discounter
kann mit ihnen
jedoch nur begrenzt
eine Vollversorgung
erreicht werden.
Wenn neben einem
Discounter auch noch
ein Vollsortimenter
in den heutigen Betriebsgrößen
tragfähig sein soll, muss das Einzugsgebiet
ein Einwohnerpotential von über
10.000 Menschen aufweisen.
Um auf die Entwicklungen im Zusammenhang
mit dem demographischen Wandel vorbereitet
zu sein, haben in jüngster Zeit einige Handelsketten
Konzepte für kleine Vertriebsformen
entwickelt, die auf Gemeinden mit bis zu 2.000
Einwohnern abzielen. In der Regel verfügen die
Läden über eine Verkaufsfläche von maximal
300 m² und werden deshalb vor allem in den
Ortszentren platziert. Damit kann für eine alternde
Bevölkerung eine fußläufig erreichbare
Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs
gewährleistet werden. Weitere denkbare Konzepte
sind beispielsweise Ladengemeinschaften
zusammen mit dem Lebensmittelhandwerk,
Wochenmärkte, Abholstationen oder mobile
Verkaufswägen.

60 Regionalverband Heilbronn-Franken
7.3.4 Regionalplanerische Steuerungsmöglichkeit
über das Konzept der
Zentralen Orte
Die Ausstattung Ländlicher Räume mit Einrichtungen
der Grundversorgung für Bildung,
Gesundheit und den täglichen Bedarf gemessen
an der Bevölkerung, also pro Kopf, ist überwiegend
gut. Gemessen an der Fläche wird die
Situation etwas prekärer. Die Zahl der Einrichtungen
pro km² ist in den ländlich geprägten
Teilräumen geringer: Die Wege zu Einrichtungen
und Angeboten der Grundversorgung
sind bereits länger und es besteht das Risiko,
dass sich die Distanzen vergrößern, wenn bei
dem zu erwartenden Bevölkerungsrückgang die
Zahl der Einrichtungen sinkt und die Versorgungsbereiche
vergrößert werden. Zentrale Orte
gewinnen dann als Standorte der öffentlichen
und privaten Daseinsvorsorge sowie als Ankerpunkte
zur Stabilisierung dieser Teilräume an
Bedeutung. Das Netz der Zentralen Orte nimmt
vor dem Hintergrund der Sicherung der Grundversorgung
im Ländlichen Raum eine wichtige
Rolle ein, da es die gleichwertige Zugänglichkeit
und Verteilung von öffentlichen und privaten
Einrichtungen gewährleisten soll. Gerade
im Ländlichen Raum mit einer dispersen Siedlungsstruktur
und geringen Bevölkerungsdichten
ist eine Austarierung zwischen Konzentration
der Einrichtungen und Versorgung der Fläche
notwendig. Ein wichtiges Ziel ist dabei die
Sicherung der verbrauchernahen Versorgung.
Deshalb hat jede Kommune zunächst einmal
die Möglichkeit die Nahversorgung innerhalb
ihrer Gemeinde zu sichern. Falls dies nicht erreicht
werden kann, kann eine interkommunale
Abstimmung sinnvoll sein. Eine Aufgabenverteilung
für bestimmte Bereiche sichert zwar keine
Vollversorgung, jedoch ist so zumindest eine
partielle Versorgung möglich. Dieser Gedanke
ist beispielsweise entscheidend für den Zusammenschluss
zweier Gemeinden zu Doppelzentren.
Eine einzelne Gemeinde scheitert häufig
an der fehlenden kritischen Masse, während
hingegen beide zusammen die Schwellenwerte
überschreiten können. Im Ländlichen Raum der
Region Heilbronn-Franken wird genau diese
Praxis in drei Doppelunterzentren erfolgreich
angewandt.
8 Naherholung und Tourismus
Bei der Freizeitgestaltung gibt es einen zunehmenden
Trend zur Freiraumerholung in Form
von naturgebundener Erholung. Die beiden
Komponenten Freizeit und Erholung betreffen
dabei Ländliche Räume sowohl direkt im
Sinne der Inanspruchnahme von Natur, Landschaft
und ländlicher Kultur als auch indirekt
beispielsweise wegen der Flächenverfügbarkeit
als Standorte für Freizeit- und Erholungseinrichtungen.
Häufig gibt es auch Kombinationen
von Freizeit- oder Erholungseinrichtungen
mit besonderem Natur- und Landschaftserlebnis.
Basis für die tatsächliche Ausprägung der
Erholungs- und Freizeitfunktion Ländlicher
Räume ist eine geeignete naturräumliche Ausstattung,
eine leistungsfähige Infrastruktur und
ein entsprechendes Nachfragepotential nach
Erholungs- und Freizeitangeboten in geringer
Entfernung.
Dabei ist zwischen Naherholung und Tourismus
auf dem Lande zu unterscheiden. Unter Naherholung
versteht man Kurzaufenthalte meist in
der Umgebung von Ballungszentren in Form
von Tagesausflügen oder Spaziergängen im
Grünen zum Zwecke des Konsums von Natur
und Landschaft. Dagegen handelt es sich beim
ländlichen Tourismus meist um mehrtägige
Aufenthalte verbunden mit Übernachtungen,
Verpflegung und der Nachfrage nach weiteren
Dienstleistungen. Damit einher geht die Generierung
von Wertschöpfung und Beschäftigung
im Bereich der Gastronomie und Hotellerie
aber auch bei sonstigen touristischen Einrichtungen.
Darüber hinaus sind typische Branchen
der Ländlichen Räume wie die Landwirtschaft
in diesem Bereich aktiv, beispielsweise Urlaub
auf dem Bauernhof. Wegen der beachtlichen

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 61
ökonomischen Chancen des ländlichen Tourismus
fördern auch die Kommunen im Ländlichen
Raum diesen seit geraumer Zeit. Neben
dem ländlichen Tourismus nimmt in der Region
Heilbronn-Franken der Gesundheits- und
Heiltourismus einen herausragenden Stellenwert
ein. Da die Anzahl älterer Gäste in Zukunft
zunehmen wird, ist von einer steigenden
Nachfrage nach Gesundheits- und Wellnessangeboten
auszugehen.
Zwar kann sich die Region Heilbronn-Franken
mit den großen Reisegebieten in Baden-Württemberg
wie dem Schwarzwald und dem Bodensee
nicht messen, aber mit knapp drei Millionen
Übernachtungen im Jahr 2007 erreicht die
Region einen Anteil an den Übernachtungen in
Baden-Württemberg von 7,0% und damit einen
Wert, der sich seit 1981 nur unwesentlich
verändert hat. Bemerkenswert ist der überproportionale
Zuwachs bei den Übernachtungen
von 9,2% in der Region Heilbronn-Franken im
letzten Jahr; die mit Abstand höchste Steigerungsrate
aller zwölf baden-württembergischen
Regionen (vgl. Abb. 42).
Bei den Übernachtungszahlen gibt es eine starke
Abbildung 42: Übernachtungen im Reiseverkehr 1981-2007
Konzentration auf die Orte mit Heilbädern:
Bad Mergentheim im Main-Tauber-Kreis mit
571.022 Übernachtungen sowie Bad Rappenau
(278.256 Übernachtungen) und Bad Wimpfen
(165.041 Übernachtungen) im Landkreis Heilbronn.
In diesen drei Orten werden über 34%
der Übernachtungen in der Region Heilbronn-
Franken vorgenommen. Die jeweilige Entwicklung
in den beiden Landkreisen wird stark von
diesen drei Kommunen und damit letztlich von
den politischen Entscheidungen im Gesundheitswesen,
z.B. Gewährung von Kuren und
Rehabilitationsmaßnahmen, beeinflusst. Durch
den ganzjährigen Betrieb der Kurhäuser sind
jahreszeitliche Schwankungen, wie höhere Anteile
der Übernachtungen in den Sommermonaten,
hier kaum feststellbar.
Neben der Anzahl der Übernachtungen ist im
Tourismusbereich die durchschnittliche Aufenthaltsdauer
der Gäste entscheidend. Auch hier
wird das Ergebnis maßgeblich von den Heilbädern
beeinflusst. Die längste durchschnittliche
Aufenthaltsdauer weist Bad Rappenau mit 9,8
Tagen auf, gefolgt von Bad Mergentheim (5,6
Tage) und Bad Wimpfen (4,7 Tage). Im Vergleich
hierzu beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer
in der Region
Heilbronn-Franken
lediglich 2,7 Tage, wobei
selbst dieser Wert durch
die Heilbäder nach oben
verzerrt ist. Kreise ohne
Heilbäder liegen bei ca.
2,0 Tagen.
Im Ländlichen Raum spielen
vor allem Luftkur- und
Erholungsorte eine wesentliche
Rolle, wovon einige
im letzten Jahr mehr
als 10.000 Übernachtungen
vorweisen konnten.
Allen voran Löwen-
Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg

62 Regionalverband Heilbronn-Franken
Abbildung 43: Gebiete für Erholung
Quelle: Regionalplan Heilbronn-Franken 2020
stein im Landkreis Heilbronn mit über 106.000
Übernachtungen. Erwähnenswert sind auch
Creglingen (50.770 Übernachtungen), Waldenburg
(46.124 Übernachtungen), Weikersheim
(40.169 Übernachtungen), Wüstenrot (35.073
Übernachtungen) oder Lauda-Königshofen
(33.268 Übernachtungen). Diese Orte sind häufig
Ausgangspunkt oder Zwischenstation für
mehrtägige Touren zu Fuß oder mit dem Fahrrad.
Für beides bieten die Ländlichen Räume
der Region Heilbronn-Franken vielfältige Möglichkeiten.
So sind beispielsweise die Tallagen
entlang der Flüsse sehr beliebt bei Radwanderern.
Zu nennen sind der Kocher-Jagst-Radweg,
der Bühlertalweg, der Rottal-/Murrtalweg, das
Liebliche Taubertal oder der Maintalweg. Über
die ganze Region verteilt, gibt es eine Vielzahl
an Kulturdenkmalen unterschiedlicher Ausprägung
wie z.B. zahlreiche Burgen und Schlösser.
Nicht vergessen werden dürfen die kulturhisto-

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 63
rischen Grenzanlagen wie der Limes als Weltkulturerbe
oder die Landhegen. Oftmals sind
es aber auch die kleinen Ortskerne mit dörflichem
Charakter, die einen Besuch Wert sind.
Weiteres touristisches Potential im Ländlichen
Raum kann durch themenbezogenen Tourismus
wie z.B. Weintourismus erschlossen werden.
Bei der Sicherung des Freizeit- und Erholungsbedarfs
der Bevölkerung und bei der werterhaltenden
Fortentwicklung der Kulturlandschaft
ist die Regionalplanung mit eingebunden. In
der Region Heilbronn-Franken sind prinzipiell
gute Erholungsmöglichkeiten in der freien
Landschaft gegeben, die sich jedoch nur für
wenige Erholungsformen, z.B. Golf, Reiten u.ä.
eignen. Deshalb wurden einzelne Bereiche, so
genannte Freizeitschwerpunkte, als Vorranggebiete
für Erholung ausgewiesen. Diese bieten
sich aufgrund der hochwertigen und vielfältigen
natürlichen und kulturellen Voraussetzungen in
besonderem Maße für die Erholung und den
Tourismus an.
Die in Abbildung 43 großflächig und häufig
zusammenhängend dargestellten Vorbehaltsgebiete
sind Landschaftsräume, die sich aufgrund
ihrer schönen Landschaft, der Ausgewogenheit
der Kulturlandschaft, der geringen
Umweltbelastung, der natürlichen und nutzungsbedingten
Voraussetzungen, der Nähe
zu Nachfrageschwerpunkten und der Lage in
einem Freiraumnetz besonders für extensive
landschaftsgebundene Erholungstätigkeiten
eignen. Die dargestellten Gebiete erfassen nicht
alle landschaftlich reizenden und für die Erholung
geeigneten Flächen, da aus systematischen
Gründen nur die Gebiete dargestellt sind, die
nicht bereits durch andere Vorranggebiete wie
beispielsweise für Landwirtschaft oder Forstwirtschaft
vorgeprägt sind.
9 Fazit
Die wesentlichen Ergebnisse der Studie werden
im Folgenden kurz zusammengefasst.
• Bevölkerungsdichte:
Die relativ dünne Besiedlung führt zu weiten
Wegen aber hohem Wohnwert.
Der Ländliche Raum der Region ist mit
durchschnittlich 127 Einwohnern/km² relativ
dünn besiedelt, das Minimum liegt bei
42 Einwohnern/km² in Creglingen oder
Bühlerzell. Innerhalb des Ländlichen Raums
bestehen größere Unterschiede, mit den höheren
Werten in den Mittelzentren und größeren
Unterzentren und in den Gemeinden,
die von Suburbanisierung betroffen sind.
Gleichzeitig ist ein hoher Wohnwert in ansprechender
Landschaft und überdurchschnittlichen
Eigenheimanteil zu konstatieren.
• Demographischer Wandel:
Die Geburtenrate passt sich immer mehr
den städtischen Gebieten an, die Zuwanderungsgewinne
wurden deutlich geringer.
Bei der Bevölkerungsentwicklung haben
viele Gemeinden im Ländlichen Raum in
den 1980er und 1990er Jahren von hoher
Zuwanderung profitiert, doch aktuell hat
sich diese in vielen Gemeinden stark abgeschwächt.
Die (Bildungs-)Abwanderung
junger Menschen kann häufig auch nicht
mehr durch die in früheren Jahrzehnten feststellbaren
höheren Geburtenzahlen wettgemacht
werden, da sich die Geburtenziffer in
den ländlichen Gemeinden dem niedrigeren
städtischen Niveau immer mehr angleicht.
• Ökonomischer Wandel:
Die wirtschaftliche Leistung der Landkreise
ist seit 1991 stetig gewachsen; der Dienstleistungssektor
hält den stärksten Anteil.
Die ökonomische Verfassung des Ländlichen
Raums hat sich überwiegend verbessert.
Begleitet von einem sektoralen Strukturwandel
stieg das Bruttoinlandsprodukt
stetig an. Der Anteil der ländlichen Kreise
an der gesamtregionalen Wirtschaftslei-

64 Regionalverband Heilbronn-Franken
stung liegt gegenwärtig bei ca. 46%; die
wirtschaftliche Leistungskraft je Einwohner
übersteigt den Bundesdurchschnitt. Die Prosperität
im Ländlichen Raum hat dazu geführt,
dass aktuell in allen ländlichen Kreisen
der Region Vollbeschäftigung herrscht.
• Strukturwandel der Landwirtschaft:
Die landwirtschaftlichen Betriebe werden
größer, aber weniger.
Seit 1987 halbierte sich die Zahl der landwirtschaftlichen
Betriebe in der Region.
Gleichzeitig hat sich die durchschnittliche
Betriebsgröße fast verdoppelt. Gut zwei
Drittel der Betriebe sind in den ländlichen
Kreisen angesiedelt; die größten davon in
den Gebieten, in denen der Ackerbau dominiert.
• Verkehr:
Die Mobilität und die Verkehrsinfrastruktur
haben sich deutlich verbessert.
Ein hoher Motorisierungsgrad von 631
PKW/1.000 Einwohner und die nahezu
flächendeckende innere Erschließung
des Ländlichen Raums durch Autobahnen,
Bundes- und Landesstraßen waren eine Voraussetzung
für die positive Entwicklung
des Ländlichen Raums als Wirtschafts- und
Wohnstandort. Die Arbeitsplätze und die
Versorgungseinrichtungen sind insgesamt
betrachtet gut erreichbar.
• Breitbandversorgung:
Die Lücken in der Versorgung müssen
dringlich geschlossen werden.
Bei der Breitbandversorgung weisen die
Gemeinden mit geringen Einwohnerdichten
und dispersen Siedlungsstrukturen Lücken
auf. Dies betrifft im Ländlichen Raum
der Region Heilbronn-Franken vor allem
kleinere Ortsteile.
• Schulen:
Die Schulinfrastruktur muss möglichst
wohnstandortnah sichergestellt werden.
Bei der Bildungsinfrastruktur werden demographisch
bedingt in den Städten und Dörfern
einige Veränderungen unvermeidlich
sein. Gegenwärtig verfügt jede Gemeinde
über eine Grundschule, jedoch haben einige
hiervon weniger als 100 Schüler. Beeinflusst
von zurückgehenden Übergangsquoten
wird vor allem die Situation für die
Hauptschulen prekärer. 55 der 77 Gemeinden
im Ländlichen Raum haben mindestens
eine Hauptschule, wobei zwölf davon die
Mindestgröße nicht mehr erreichen. Dabei
haben Schulen für die Gemeinden im Ländlichen
Raum häufig eine wichtige soziale,
kulturelle und identitätsstiftende Funktion.
• Gesundheitsversorgung:
Die Gesundheitsversorgung im Ländlichen
Raum gehört zur sozialen Infrastruktur und
muss langfristig gesichert werden.
Im Bereich der hausärztlichen Gesundheitsversorgung
ist insgesamt von einer guten
Versorgungslage auszugehen, obwohl bereits
einige Lücken auftreten. In den nächsten
Jahren dürfte diese durch das altersbedingte
Ausscheiden der Praxisinhaber vermutlich
größer werden. Ein Hausarzt im Ländlichen
Raum hat durchschnittlich weniger Menschen
zu versorgen, diese jedoch in einem
weiteren Umfeld. Bei der Apothekenversorgung
ist die Situation im Ländlichen Raum
in den letzten Jahren konstant geblieben.
Die geringere Apothekendichte führt jedoch
zu weiteren Wegen.
• Einzelhandel:
Die Nahversorgung bleibt wichtiges Anliegen
der Gemeinden.
Insgesamt hat der Ländliche Raum nach
Verkaufsfläche, Sortimenten und Sortimentstiefe
eine hervorragende Einzelhandelsversorgung
erreicht. Dies gilt insbesondere für
das Angebot in den Mittel- und größeren
Unterzentren. Die Aufrechterhaltung der
Grundversorgung mit Gütern des täglichen
Bedarfs muss heute besonderes Anliegen jeder
Gemeinde sein. Das Umfeld ist schwieriger
geworden, da aufgrund der gestiegenen
Verkaufsflächen pro Betrieb die Einzugsgebiete
und das benötigte Kaufkraftpotential
größer geworden sind. Erschwert wird dies
teilräumlich durch das insgesamt betrachtet
unterdurchschnittliche Kaufkraftniveau im
Ländlichen Raum.

Informationen der Region Heilbronn-Franken Nr. 33 65
• Erholung und Tourismus:
Das Entwicklungspotenzial im Ländlichen
Raum sollte noch besser ausgeschöpft werden.
Der Ländliche Raum der Region spielt für
die Naherholung und den Tagestourismus
eine wichtige Rolle. Die Kulturlandschaften
mit ihren reichen kulturhistorischen Zeugnissen
und zusammenhängende Freiraumstrukturen
bieten gute Voraussetzungen für
die touristische Erschließung der Region
Heilbronn-Franken.
Der Ländliche Raum in der Region Heilbronn-
Franken hat sozioökonomisch aufgeholt und
ökonomische Stabilität erreicht. Der hohe
Wohnwert, das soziale Umfeld, die gestiegene
Mobilität und die gute Erholungsqualität machen
den Ländlichen Raum zusätzlich attraktiv.
Bei den flächenbezogenen infrastrukturellen
Indikatoren stellen sich die ländlichen Gemeinden
besser dar als die Kommunen in den Verdichtungsräumen,
allerdings müssen längere
Wege in Kauf genommen werden. Es bestehen
weiterhin strukturelle Unterschiede zwischen
Ländlichem Raum und Verdichtungsraum;
durch die Weiterentwicklung vorhandener Potenziale
und dem Schließen einzelner Versorgungslücken
lässt sich der vorhandene Standard
im Ländlichen Raum sichern. Dabei sollte berücksichtigt
werden, dass der Ländliche Raum
kein homogenes Gebilde ist, sondern sich als
ein eigenständiger besonders vielfältiger Raum
in attraktiver landschaftlicher Lage präsentiert.
Stärkere und schwächere, wachsende und
schrumpfende Gemeinden liegen oft direkt nebeneinander,
so dass sich auch in Zukunft die
einzelnen Teilräume unterschiedlich entwickeln
werden.
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Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg
(2002): Landesentwicklungsplan Baden-Württemberg
2002, Stuttgart 2002

66 Regionalverband Heilbronn-Franken
Informationen Region Heilbronn-Franken
Diese »Informationen Region Heilbronn Franken« erhalten Sie auf Anforderung
bei der Geschäftsstelle des Regionalverbandes Heilbronn-Franken.
Heft Nr. 18 (1997) Regionale Analyse der Handwerkszählung 1995
Befragung der Gemeinden zur Entwicklung der Wohnbauflächen
Heft Nr. 19 (1997)
Bahnverkehr in der Region Franken
Heft Nr. 20 (1998)
Leitbilder für die Region Heilbronn-Franken (Entwurf)
Heft Nr. 21 (1998)
Straßenverkehr und Luftschadstoffemissionen
Heft Nr. 22 (1998) Regionale Pendlerverflechtungen 1997
Heft Nr. 23 (1999)
Leitbilder für die Region Heilbronn-Franken
Heft Nr. 24 (1999)
Tendenzen des Arbeitsmarktes in der Region
Heft Nr. 25 (2000)
Verbandsversammlung, Luftqualität, Rohstoffsicherung
Heft Nr. 26 (2002)
Einzelhandel in der Region - Regionales Märktekonzept
Heft Nr. 27 (2002)
Analyse des Wohnungsmarktes in der Region
Heft Nr. 28 (2003)
Strukturwandel der Landwirtschaft in der Region
Heft Nr. 29 (2003)
Demographischer Wandel in der Region
Heft Nr. 30 (2005)
Modellvorhaben Kinderfreundliche Region Heilbronn-Franken
Heft Nr. 31 (2007)
Raumordnung und Regionalplan 2020 -Kurzfassung-
Heft Nr. 32 (2007)
Analyse der Wirtschaftsstruktur