Schlankmacher auf Rezept
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Übergewicht durch Überfluss<br />
Für die Fast-Food-Ketten ist es eine gute Nachricht:<br />
Dickwerden hat nichts mit Hamburgern,<br />
Pommes Frites & Co. zu tun. Denn auch beim<br />
heimischen Bäcker, Metzger oder im Supermarkt<br />
holen sich die Menschen ihr Übergewicht ab.<br />
Noch nie war Essen so sehr Teil eines allgemeinen<br />
Lebensgenusses. Und: noch nie gab es so<br />
viel energiereiche Nahrung für alle. Flüssige<br />
Kalorien wie Limonaden, Fruchtsäfte, Wein und<br />
Bier gehören nicht gerade zu den Lebensmitteln,<br />
an die sich der menschliche Organismus im L<strong>auf</strong>e<br />
der Evolution angepasst hat. Diese süßen<br />
Getränke sind eigentlich auch keine Nahrungs-,<br />
sondern Genussmittel – Dickmacher, keine Sattmacher.<br />
Die Flüssigkeit rauscht ziemlich schnell<br />
durch Magen und Darm, die Kalorien aber bleiben<br />
im Körper. Dort verwandeln sie sich in Körperfett,<br />
wenn man mehr Kalorien zu sich nimmt,<br />
als man verbraucht. Und das geht schnell: Nur<br />
100 überzählige Kalorien am Tag, und innerhalb<br />
eines Jahres sind fünf Kilo Fett mehr <strong>auf</strong> den<br />
Hüften. Diese 100 Kalorien stecken schon in<br />
einem Glas Cola oder Limo, ein harmlos scheinendes<br />
trockenes Brötchen oder eine Laugenbrezel<br />
schlägt sogar mit etwa 150 Kalorien zu<br />
Buche. Das Problem ist nur, dass der Körper keinen<br />
eingebauten Kalorienzähler hat.<br />
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Der Mensch ist ein Genießer. Deshalb fällt das Abnehmen<br />
vielen schwer<br />
Satt abnehmen<br />
Satt abnehmen<br />
Menge bleibt – Kalorien müssen raus<br />
Dass es beim Essen <strong>auf</strong> Lust und Genuss ankommt,<br />
wissen die Spezialisten im Else Kröner-Fresenius-<br />
Zentrum für Ernährungsmedizin an der TU München<br />
nur zu gut. Hierher kommen viele übergewichtige<br />
Patienten, die schon eine lange Vorgeschichte<br />
mit Diäten und Ernährungsprogrammen<br />
haben. Geholfen haben die Kuren höchstens kurz.<br />
Und den Menschen das viele Essen abzugewöhnen,<br />
ist nach Meinung der Experten hier sowieso<br />
der falsche Ansatz: „Die Menge, die sie zu sich nehmen<br />
ist für die Leute wichtig, da kann man nichts<br />
machen“, sagt der Internist und Gastroenterologe<br />
Prof. Volker Schusdziarra. Wenn weniger nicht geht,<br />
so seine Strategie, dann muss eben die Energie in<br />
der Nahrung reduziert werden: „Man kann die gleiche<br />
Menge essen und satt werden, aber dabei<br />
weniger Energie, weniger Kalorien zu sich nehmen!“<br />
In Schusdziarras Beratung geht es nicht<br />
darum, Askese zu üben, stattdessen geht es um<br />
die richtige Balance. Viel essen und trotzdem<br />
abnehmen funktioniert, wenn man die Energiedichte<br />
der <strong>auf</strong>genommenen Nahrung beachtet,<br />
ausgedrückt in Kilokalorien (kcal/g).<br />
Kilokalorien pro g (kcal/g)<br />
Die offizielle Maßeinheit für Energie ist seit 1978 das Joule. Trotz<br />
der Umstellung <strong>auf</strong> Joule werden Brennwerte von Nahrungs-<br />
mitteln nach wie vor in Kalorien bzw. Kilokalorien angegeben.<br />
Eine Kalorie entspricht 4,1868 Joule. Vereinfacht gesagt versteht<br />
man unter einer Kalorie den Wert der Wärmemenge, die not-<br />
wendig ist, ein Gramm Wasser um ein Grad Celsius zu erwär-<br />
men. Demnach würde der Brennwert einer Tafel Schokolade<br />
(530 Kilokalorien) ausreichen, um 530 Liter Wasser um 1 Grad<br />
zu erwärmen. Meist spricht man von Kalorien, gemeint sind aber<br />
immer Kilokalorien – eine Verkürzung, die allgemein gebräuch-<br />
lich ist.<br />
Was man wirklich braucht<br />
Diese Energiedichte spiegelt das Verhältnis von<br />
Nahrungsmenge und Energiegehalt wider. Je<br />
niedriger die Energiedichte eines Lebensmittels<br />
ist, desto größer kann die Verzehrmenge sein.<br />
Anders ausgedrückt: Wer eine Tafel Schokolade<br />
von 100 Gramm vernascht, könnte stattdessen<br />
auch 750 Gramm Kartoffeln essen – die Kalorienmenge<br />
wäre dabei gleich. Wer aber abnehmen<br />
will, muss insgesamt weniger Kalorien zu<br />
sich nehmen, als er verbraucht. Das wiederum<br />
richtet sich nach dem persönlichen Energieverbrauch<br />
und dem so genannten Grundumsatz.<br />
Nur 100 überflüssige Kilokalorien<br />
pro Tag führen in einem Jahr zu 5 Kilogramm Fettgewebe<br />
Grundumsatz<br />
Der Energieverbrauch eines Menschen setzt sich zusammen aus<br />
dem Grundumsatz, der Thermogenese und dem Leistungsumsatz.<br />
Der Grundumsatz beschreibt die Energiemenge, die der Körper<br />
zum Erhalt der Lebensfunktionen wie Atmung oder Herzschlag<br />
bei absoluter Ruhe braucht. Er kann individuell stark variieren,<br />
verändert sich im L<strong>auf</strong>e des Lebens und es gibt Geschlechter-<br />
unterschiede: Männer haben einen höheren Grundumsatz als<br />
Frauen. Die Thermogenese entspricht der Energie, die für die<br />
Nahrungs<strong>auf</strong>nahme und das Verdauen verbraucht wird. Der<br />
Leistungsumsatz wird bestimmt von der körperlichen Aktivität<br />
pro Tag – je mehr man sich bewegt, umso höher ist er. Allerdings<br />
steckt im Grundumsatz der höchste Energieanteil: etwa 70 Prozent<br />
der täglich benötigten Gesamtenergiemenge.<br />
Anhand des Grundumsatzes und der Menge, die<br />
die Übergewichtigen gewohnheitsmäßig zu sich<br />
nehmen, haben die Münchner Mediziner berechnet,<br />
wie die Patienten ihre Lebensmittel auswählen<br />
müssen, um abzuspecken. Dazu werteten sie rund<br />
2.800 Ernährungsprotokolle von Patienten aus. Im<br />
Durchschnitt aßen diese eine Menge von etwa<br />
1.150 Gramm Lebensmittel pro Tag, eine Wohlfühl-<br />
Menge, die sie satt machte und die sie durchaus<br />
beibehalten sollten. Denn dar<strong>auf</strong> beruht das<br />
Münchner Konzept. Weitere Untersuchungen zeigten,<br />
dass der durchschnittliche Grundumsatz, also<br />
der Ruheenergieverbrauch, etwa 1.700 kcal betrug.<br />
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