Mutschler - Pentalong von Actavis
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K H K - T H E R A P I E U P T O D A T E<br />
www.petn.de<br />
highlights<br />
Studien-Hausse mit<br />
Überraschungen<br />
57. Jahrestagung des American College<br />
of Cardiology (ACC) in Chicago<br />
Ende März<br />
Seite 5<br />
Herzforschung in großen Nöten<br />
Seite 10<br />
Von der Jahrestagung der DGK<br />
Seite 10<br />
50 Jahre Herzschrittmacher<br />
Zum 50. Jahrestag der ersten Schrittmacherimplantation<br />
am 08. Oktober 1958<br />
Von B. Lüderitz<br />
Die Entwicklung der elektrischen<br />
Stimulation des Herzens reicht<br />
viele Jahre zurück. Die klinische<br />
Relevanz der elektrischen<br />
Schrittmacheranwendung wurde<br />
aber wohl erst in vollem Ausmaß<br />
erkannt, als 1952 Zoll über die<br />
erfolgreiche Wiederbelebung<br />
durch externe Elektrostimulation<br />
bei nachgewiesenem Herzstillstand<br />
berichtete. Das erste<br />
komplette Schrittmachersystem<br />
wurde 1958 <strong>von</strong> Elmquist und<br />
Senning in Schweden implantiert.<br />
Seither sind zahlreiche Verbesserungen<br />
hinsichtlich der Elektronik,<br />
der Lebensdauer verschiedener<br />
Batterietypen, der Stimulationselektroden<br />
und des technischen<br />
Gesamtaufbaus der elektrischen<br />
Schrittmacher beschrieben<br />
worden. Neue Stimulationsmethoden<br />
haben darüber hinaus eine<br />
Erweiterung des Indikationskatalogs<br />
für die Schrittmachertherapie<br />
ergeben. Allein <strong>von</strong> 1960 bis 1997<br />
wurden weltweit mehr als 5 Mio.<br />
Schrittmacher-Erstimplantationen<br />
vorgenommen, da<strong>von</strong> etwa je<br />
die Hälfte bei totalem AV-Block<br />
und bei sonstigen Indikationen.<br />
Der Wert der Pacemaker-Therapie<br />
ist – bei entsprechender Indikation<br />
– heute unbestritten. Die<br />
therapieabhängige Überlebensrate<br />
bei totalem AV-Block zeigt<br />
eindeutig die Überlegenheit der<br />
Schrittmachertherapie gegenüber<br />
der konservativen Behandlung,<br />
wobei zusätzlich zu bedenken ist,<br />
dass durch die Pacemaker-Therapie<br />
nicht nur die Lebensdauer, sondern<br />
v. a. auch die Lebensqualität,<br />
gekennzeichnet durch das Fehlen<br />
klinischer Symptome, insbesondere<br />
<strong>von</strong> Adams-Stokes-Anfällen,<br />
positiv beeinflusst wird. Der Vorteil<br />
der Schrittmachertherapie ist<br />
so überzeugend, dass es nicht<br />
vertretbar ist, einem Patienten mit<br />
AV-Block III. Grades einen Herzschrittmacher<br />
vorzuenthalten.<br />
Allgemein wird man das Jahr 1958<br />
als Beginn der Schrittmacherära<br />
betrachten und den 8. Oktober<br />
1958, den Tag der Erstimplantation<br />
eines kompletten Schrittmachersystems<br />
als das entscheidende<br />
Datum ansehen, an dem dieses<br />
Ein Service <strong>von</strong><br />
September 2008<br />
Bild: Dr. Joachim Will, Kinderkardiologie Charité Berlin (www.charite.de/paediatrie; www.kinderkardiologie.com)<br />
überzeugende Therapiekonzept<br />
die Klinik eroberte und unzähligen<br />
Patienten Hilfe brachte. Das „epochale“<br />
Ereignis in Stockholm markiert<br />
jedoch nur einen Maximalwert<br />
in der langen Linienführung<br />
<strong>von</strong> Entwicklung und Realisierung<br />
der elektrischen Stimulation des<br />
Herzens. Die heroische Tat vom<br />
08.10.58 im Karolinska Sjukhuset<br />
war übrigens <strong>von</strong> den Akteuren<br />
seinerzeit keineswegs als solche<br />
erkannt worden. Sie hielten die<br />
ganze Angelegenheit für eine „Kuriosität“<br />
und ließen das Verfahren<br />
nicht patentieren. Im Gegenteil,<br />
Senning äußerte sich kurze Zeit<br />
später recht kritisch zur Perspektive<br />
dieser Behandlungsmethode.<br />
Erst in der Folgezeit sollte der<br />
elektrische Herzschrittmacher<br />
seinen weltweiten therapeutischen<br />
Siegeszug antreten. – Betrachtet<br />
man die Schrittmacher-Erstimplantation<br />
im naturwissenschaftlichen,<br />
historischen und medizinischen<br />
Zusammenhang, so wird erkennbar,<br />
dass die elektrische Stimulation<br />
des Herzens eine lange<br />
und faszinierende Vorgeschichte
Paul Schölmerich<br />
Preis für Innere<br />
Medizin 2008 an<br />
Dr. Konstantinos<br />
Stellos<br />
Wiesbaden - <strong>Actavis</strong> Deutschland<br />
ist 2008 zum zweiten Mal in Folge<br />
Sponsor des Paul Schölmerich Preises<br />
für Innere Medizin. Dr. Konstantinos<br />
Stellos, 27, vom Universitätsklinikum<br />
Tübingen wurde Ende März<br />
beim Internistenkongress mit dem<br />
Preis ausgezeichnet. Stellos erhielt<br />
die Auszeichnung für seine Arbeit<br />
Platelet-derived stromal cell derived<br />
factor-1 regulates adhesion and<br />
promotes differentiation of human<br />
CD34+ cells to endothelial progenitor<br />
cells. Als Leiter des Fachbereichs<br />
Medizin-Naturwissenschaften der<br />
Deutsch-Rumänischen Akademie, der<br />
(v.l.n.r.): Dr. med. Dirk Stalleicken, <strong>Actavis</strong> Deutschland GmbH,<br />
Dr. med. Philipp Bahrmann, der den zweiten Preis erhielt, Prof.<br />
Dr. med. Thomas Münzel, Universitätsklinik Mainz, Leiter des<br />
Fachbereichs Medizin-Naturwissenschaften der Deutsch-<br />
Rumänischen Akademie, Prof. Dr. med. Paul Schölmerich,<br />
Dr. med. Michael Lauterbach, dritter Preisträger, Dr. med.<br />
Konstantinos Stellos, der mit dem Hauptpreis ausgezeichnet<br />
wurde, sowie Prof. Dr. med. Hans-Rüdiger Vogel, Präsident der<br />
Deutsch-Rumänischen Akademie, die die Auszeichnungen<br />
vergeben hat. (Foto: <strong>Actavis</strong> Deutschland GmbH)<br />
2<br />
die Preise jährlich verleiht, über-<br />
reichte Professor Thomas Münzel aus<br />
Mainz den mit 10.000 Euro dotierten<br />
Preis. „Die Arbeit <strong>von</strong> Dr. Stellos,“<br />
so Münzel in seiner Laudatio, „trägt<br />
dazu bei, insbesondere die Rolle <strong>von</strong><br />
Blutplättchen und der endothelialen<br />
Progenitorzellen bei der vaskulären<br />
bzw. myokardialen Regeneration<br />
zu erklären.“ Der zweite Preis ging<br />
an Dr. Philipp Bahrmann, 40, <strong>von</strong><br />
der Universitätsklinik Jena. Mit dem<br />
dritten Preis wurde die Arbeit <strong>von</strong> Dr.<br />
Michael Lauterbach, 35, vom Universitätsklinikum<br />
Mainz, ausgezeichnet.<br />
aufweist. Erst die fundamentalen<br />
Fortschritte in der pathologischen<br />
Anatomie, der Pathophysiologie,<br />
der Chirurgie, aber auch der<br />
Elektrodentechnik ermöglichten<br />
die Entwicklung dieses neuartigen<br />
Behandlungskonzepts. Dabei spielte<br />
das erweiterte Verständnis der<br />
Natur der Herzrhythmusstörungen<br />
eine ebenso wichtige Rolle wie die<br />
allgemeine Entwicklung der Zeit,<br />
wie die Transistortechnik und die<br />
Weltraumtechnologie.<br />
Geht man <strong>von</strong> dem kardinalen<br />
therapiepflichtigen Symptom aus,<br />
das die Schrittmacherbehandlung<br />
<strong>von</strong> Anfang an forcierte und<br />
beflügelte, so müsste man bei<br />
Hippokrates (ca. 466 – 377 v. Chr.),<br />
dem Ahnherrn der Ärzteschaft<br />
und Begründer der naturwissenschaftlichen<br />
Medizin beginnen,<br />
der die Synkope als kurz dauernde,<br />
lebensbedrohliche Bewusstlosigkeit<br />
bereits erkannte. Aristoteles<br />
(384 – 322 v. Chr.) und andere (z.B.<br />
in der altchinesischen Medizin)<br />
maßen dem regelmäßigen und<br />
unregelmäßigen Herzschlag<br />
besondere Bedeutung bei. Aber<br />
erst Mercuriale formulierte 1580<br />
den Begriff der Synkope und wies<br />
dabei auf den Zusammenhang<br />
zwischen langsamem Puls und<br />
dem Ereignis einer kurz dauernden<br />
Bewusstlosigkeit hin.<br />
Nachdem schon 1771 Gerbezius<br />
die Symptome der bradykarden<br />
Form eines kompletten AV-Blocks<br />
beschrieben hatte, postulierte<br />
Morgagni 1761 eine kausale Bezie-<br />
Tab. 1<br />
hung zwischen langsamem Puls<br />
und synkopalem Anfall. Im Jahre<br />
1774 findet sich in den Registers<br />
of the Royal Human Society of<br />
London der erste Hinweis auf eine<br />
externe Simulation des Herzens<br />
durch elektrische Stromstöße, die<br />
durch Squires bei einem Mädchen<br />
angewandt wurden.<br />
Zu Ende des 18. und Beginn des<br />
19. Jahrhunderts, zur Zeit der Französischen<br />
Revolution, berichteten<br />
1800 Bichat (1771 – 1802) und<br />
1802 Nysten (1774 – 1817) über<br />
Versuche, die Herzen Enthaupteter<br />
durch elektrischen Strom zu stimulieren<br />
und wieder zum Schlagen zu<br />
bringen.<br />
In Deutschland ergaben sich<br />
erste konkrete Hinweise auf eine<br />
elektrisch induzierte Frequenzsteigerung<br />
als früher Ausdruck der<br />
Elektrostimulation durch die Untersuchungen<br />
<strong>von</strong> Christian Gottlieb<br />
Indikationen zur Schrittmachertherapie<br />
� Bradykardie mit klinischer Symptomatik<br />
September 2008<br />
Abb. 1: Der Herzschlag als vitales Kriterium im griechischen Altertum – heuristische Antizipation durch den Lehrer<br />
Alexander des Großen<br />
Adams-Stokes-Anfälle, kardiogener Schock, Angina pectoris,<br />
Herzinsuffizienz, Schwindelzustände, Leistungsminderung<br />
� Pathologische Bradykardie<br />
� Sinutriale Blockierungen<br />
� Bradyarrhythmia absoluta<br />
� Atrioventrikuläre Blockierungen<br />
� Kompletter AV-Block<br />
� Faszikuläre Leitungsstörungen<br />
� Bradykarde Rhythmusstörungen bei Myokardinfarkt<br />
� Karotis-Sinus-Syndrom<br />
� Sinusknoten-Syndrom (Bradykardie-Tachykardie-Syndrom)<br />
Relative Indikation<br />
� Rechtsschenkelblock mit linksanteriorem Hemiblock<br />
Kratzenstein im Jahre 1745 in Halle.<br />
Nach vorausgegangenen Tierversuchen<br />
war es 1871 Steiner<br />
möglich, die erste erfolgreiche<br />
Elektrostimulation des Herzens<br />
mittels einer zur Herzspitze geführten<br />
Nadelelektrode bei einer<br />
Patientin (bei der es während einer<br />
Chloroform-Narkose zu einem<br />
Herzstillstand gekommen war)<br />
vorzunehmen.<br />
Dem Kliniker Geh.-Rat Prof. Dr.<br />
Hugo Wilhelm <strong>von</strong> Ziemssen (1829<br />
– 1902) gelang es 1882 durch<br />
Zufall an einer Patientin namens<br />
Catharina Serafin, einer 46-jährigen<br />
Tagelöhnerin aus Oberschlesien,<br />
spezielle elektrophysiologische<br />
Untersuchungen durchzuführen.<br />
Aufgrund der operativen Entfernung<br />
eines Ekchondroms der Rippen<br />
und Zustand nach Resektion<br />
der linken vorderen Thoraxwand,<br />
war das Herz der Patientin nur<br />
<strong>von</strong> einer dünnen Hautschicht<br />
bedeckt. Von Ziemssen unternahm<br />
zahlreiche Elektrostimulationen<br />
am Herzen der Kranken sowohl<br />
mit Faraday’schem wie auch<br />
Galvani’schem Strom und konnte<br />
zeigen, dass Stromstöße – adäquat<br />
am Herzen appliziert – zu einer<br />
Veränderung der Herzfrequenz<br />
führen. Es war im Rahmen dieser<br />
Untersuchung zudem möglich –<br />
wenn auch unregelmäßig – die<br />
Frequenzen zu senken. Die sehr<br />
sorgfältigen Registrierungen aus<br />
jener Zeit dokumentieren eindeutig,<br />
dass die Ventrikelaktionen<br />
willkürlich über elektrische Impulse<br />
auf der Herzoberfläche gesteuert
werden können. Von Ziemssen<br />
gehört damit zu den wichtigsten<br />
Pionieren der diagnostischen und<br />
therapeutischen Elektrostimulation<br />
des Herzens. Nach ihm benannt ist<br />
der Hugo-<strong>von</strong>-Ziemssen-Posterpreis<br />
der Deutschen Gesellschaft<br />
für Kardiologie.<br />
Im Jahre 1927 berichtete Marmorstein<br />
über eine erfolgreiche transvenöse<br />
Stimulation des rechten<br />
Vorhofs und des rechten Ventrikels,<br />
und 1928 wurde durch den australischen<br />
Anästhesisten Lidwill ein<br />
mit Herzstillstand geborenes Kind<br />
durch Elektrostimulation gerettet.<br />
Nach jahrelanger Forschung<br />
beschrieb im Jahre 1932 der New<br />
Yorker Physiologe Albert Hyman<br />
die erste erfolgreiche Anwendung<br />
eines externen Schrittmachers.<br />
Hyman entwickelte ein Gerät<br />
zur rhythmischen Reizung des<br />
Herzens, das er selbst als „Artificial<br />
Pacemaker“ bezeichnete, ein<br />
Terminus der auch heute noch Verwendung<br />
findet; der Strom wurde<br />
in diesem Schittmacher <strong>von</strong> einem<br />
mit einem Uhrwerk betriebenen<br />
Generator erzeugt. Mit diesem<br />
Gerät gelang es Hyman zunächst<br />
tierexperimentell und später am<br />
Patienten über eine transthorakal<br />
in den rechten Ventrikel gestochene<br />
Nadel das Herz zu stimulieren.<br />
Am 31. Oktober 1957, als ein<br />
Stromausfall in Minnesota einen<br />
<strong>von</strong> externer Elektrostimulation<br />
abhängige Patienten lebensgefährlich<br />
bedroht hatte, bat der Chirurg<br />
C. W. Lillehei den Ingenieur Earl<br />
Bakken, einen batteriebetriebenen<br />
Herzschrittmacher zu bauen,<br />
nachdem Bakken bereits seit April<br />
1956 an einem entsprechendem<br />
Konzept arbeitete. Der Auftrag<br />
wurde innerhalb <strong>von</strong> vier Wochen<br />
erfolgreich ausgeführt und das<br />
System konnte unverzüglich am<br />
Patienten eingesetzt werden. Lillehei<br />
war zu jener Zeit Herzchirurg<br />
an der Universität <strong>von</strong> Minnesota<br />
und kann zu Recht als Pionier der<br />
temporären Schrittmacherstimulation<br />
bei AV-Blockierungen<br />
im Rahmen kardiochirurgischer<br />
Eingriffe bei kongenitalen Vitien<br />
angesehen werden. Earl E. Bakken<br />
war Elektroingenieur, der 1949<br />
einen kleinen Betrieb namens<br />
Medtronic gründete und sich auf<br />
die Reparatur medizinischer Elektrogeräte<br />
spezialisierte, aber auch<br />
eigene Apparate auftragsgemäß<br />
fertigte. Medtronic entwickelte sich<br />
später zu dem ersten Unternehmen,<br />
das kommerziell elektrische<br />
Herzschrittmacher herstellte und<br />
heute auf diesem Gebiet weltweit<br />
Marktführer ist.<br />
Es war S. Furman, der am 16.<br />
Juli 1958 die erste transvenöse<br />
Katheterelektrode unter röntgenologischer<br />
Kontrolle über die Vena<br />
basilica in den rechtsventrikulären<br />
Ausflusstrakt bei einem Patienten<br />
einführte, der an einem kompletten<br />
AV-Block litt und wegen<br />
eines Malignoms operiert werden<br />
Abb. 2: Transvenöse Elektrostimulation durch<br />
Seymour Furman (1958): Langzeitstimulation über<br />
eine endokardiale Elektrode. Die Stimulation wurde<br />
komplikationslos über 96 Tage über eine unipolare<br />
Sonde aufrechterhalten, die mit dem abgebildeten<br />
Batteriesystem über ein längeres Kabel verbunden<br />
war und die ungehinderte Bewegung des Patienten<br />
ermöglichte.<br />
musste. Die Stimulation konnte<br />
über zwei Stunden während des<br />
gesamten Eingriffs erfolgreich<br />
aufrechterhalten werden.<br />
Am 8. Oktober 1958 gelang es in<br />
Schweden dem Ingenieur Rune<br />
Elmquist und dem Chirurgen Ǻke<br />
Senning als ersten, ein komplettes<br />
Schrittmachersystem bei einem Patienten<br />
mit Adams-Stokes-Anfällen<br />
zu implantieren. Das in Epoxidharz<br />
eingegossene Schrittmachersystem<br />
musste jedoch in wöchentlichen<br />
Abständen <strong>von</strong> außen neu<br />
aufgeladen werden. Chardack und<br />
Greatbatch implantierten 1960<br />
einem Patienten mit AV-Block<br />
den ersten volltransistorisierten<br />
durch Zink-Quecksilber-Batterien<br />
betriebenen Schrittmacher, der<br />
in die Subkutis der Bauchdecke<br />
eingesetzt wurde und bei der die<br />
stromableitenden Sonden auf das<br />
Herz aufgenäht wurden. Damit<br />
legten sie den Grundstein für die<br />
Entwicklung der modernen Schritt-<br />
Abb. 3: Der 1. implantierte Herzschrittmacher (Elmquist<br />
und Senning 1958). Zu erkennen sind die große<br />
Batterie und 2 Transistoren damaliger Bauart sowie<br />
mehrere Kondensatoren (für Periodendauer und Impulsbreite).<br />
Das System wurde in einer Schuhcremedose<br />
(Bristish Kiwi) angeordnet und mit Hartwachs<br />
ausgegossen; daher die Dimensionen: Diameter 55<br />
mm, Höhe 16 mm.<br />
Abb. 4: Am 26. Mai 1995 feierte Arne Larsson (m.)<br />
seinen 80. Geburtstag – mit Åke Senning (l.) und Rune<br />
Elmquist (r.). In diesem Jahr (2008) hat der Herzschrittmacher<br />
Geburtstag!<br />
machertherapie: Der Elektroingenieur<br />
Wilson Greatbatch entwarf und<br />
baute diesen ersten vollständig<br />
implantierbaren Impulsgenerator<br />
in den USA in Zusammenarbeit<br />
mit dem Chirurgen William<br />
Chardack. Nach der erfolgreichen<br />
Erstimplantation begründete<br />
dieser Generator ganze Generationen<br />
<strong>von</strong> Herzschrittmachern,<br />
die mit der erwähnten Batterie<br />
betrieben wurden. Chardack,<br />
Zentrale Rolle<br />
der endothelialen<br />
Dysfunktion<br />
bei Pathogenese<br />
der KHK<br />
Wiesbaden - Außer Frage steht für Professor<br />
Thomas Meinertz aus Hamburg,<br />
dass oxidativer Stress ein Schlüsselmechanismus<br />
der endothelialen<br />
Zellschädigung ist. Wie Meinertz bei<br />
einem Symposium des Unternehmens<br />
<strong>Actavis</strong> Deutschland aus Langenfeld,<br />
beim diesjährigen Internistenkongress<br />
in Wiesbaden erklärte, ist die<br />
endotheliale Dysfunktion keineswegs<br />
ein Modewort, sondern der initiale<br />
Schritt bei der Entwicklung verschiedener<br />
kardiovaskulärer Erkrankungen.<br />
Therapeutisch beeinflussen lässt<br />
sie sich durch Statine, ACE-Hemmer<br />
und Angiotensin-Rezeptor-Blocker.<br />
Obwohl Nitrate die Bildung der<br />
Dysfunktion des Gefäßendothels im<br />
Allgemeinen fördern, hat sich gezeigt,<br />
dass Pentaerithrityltetratnitrat (PETN,<br />
<strong>Pentalong</strong>®) als einziges Nitrat einer<br />
endothelialen Dysfunktion entgegenwirkt.<br />
Oxidativer Stress scheint, so Professor<br />
Berndt Lüderitz aus Bonn, neben<br />
der Plaquebildung und Ruptur,<br />
ein wesentlicher Risikofaktor bei<br />
Atherosklerose zu sein. Nach Aussage<br />
<strong>von</strong> Professor Johann Bauersachs aus<br />
Würzburg, konnte oxidativer Stress<br />
bei Patienten mit Herzinsuffizienz, als<br />
auch in Tiermodellen nachgewiesen<br />
werden. Oxidativer Stress beeinträchtige<br />
die endothelialen Progenitorzellen<br />
(EPC). PETN verbessere die EPC-<br />
Funktion - nicht aber ISDN, wie seine<br />
Untersuchungen zeigten.<br />
Professor Thomas Münzel, Mainz,<br />
bestätigte, dass die endotheliale Dysfunktion<br />
durch reaktive Sauerstoffspezies<br />
indiziert werde. Im Gegensatz zu<br />
GTN und ISDN sei PETN in der Lage,<br />
antioxidativ wirkende Enzyme zu aktivieren<br />
und so einer Toleranzentwicklung<br />
und endothelialen Dysfunktion<br />
entgegen zu wirken.<br />
3
4<br />
Nicht-hämodynamische<br />
Wirkungen<br />
organischer Nitrate<br />
und exklusive<br />
Charakteristika <strong>von</strong><br />
Pentaerithrityltetranitrat<br />
Tommaso Gori, Siena/Toronto,<br />
Thomas Münzel<br />
und Andreas Daiber, Mainz<br />
Organische Nitrate gehören zu<br />
den ältesten und immer noch<br />
meist eingesetzten Arzneimitteln<br />
für die Langzeittherapie <strong>von</strong> Erkrankungen<br />
der Koronararterien<br />
und der chronischen Herzinsuffizienz.<br />
Trotz langjähriger<br />
Erfahrung mit diesen Arzneimitteln<br />
in der klinischen Praxis,<br />
bleibt unser Verständnis für ihre<br />
Wirkungsweise und Nebeneffekte<br />
unvollständig. So zeigen<br />
aktuelle Befunde, dass bisher<br />
nicht berücksichtigte, nicht-hämodynamische<br />
Eigenschaften der<br />
Nitrate sowohl nützliche als auch<br />
toxische Wirkungen hervorrufen<br />
können (z.B. ein Phänomen, das<br />
an die hochgradig protektive<br />
ischämische Präkonditionierung<br />
erinnert, aber auch die schädliche<br />
endotheliale und autonome Dysfunktion,<br />
„Rebound Angina“ und<br />
Toleranz). Die heutzutage klinisch<br />
breit eingesetzten Nitrate sind<br />
Isosorbiddinitrat und -mononitrat<br />
sowie Glyceroltrinitrat (Nitroglycerin).<br />
Ein weiteres Nitrat, Pentaerithrityltetranitrat<br />
(PETN), wurde<br />
in Amerika entwickelt, dann lange<br />
Zeit in osteuropäischen Ländern<br />
eingesetzt und wird zurzeit auch<br />
in westlichen Ländern wieder eingeführt.<br />
Im Hinblick auf die weite<br />
Verbreitung der Nitrate und die<br />
Wiedereinführung <strong>von</strong> PETN in<br />
westlichen Märkten, konzentriert<br />
sich die aktuelle Übersichtsarbeit<br />
auf neue Nebeneffekte der organischen<br />
Nitrate, beschreibt ihre<br />
mögliche klinische Anwendung<br />
und diskutiert Unterschiede zwischen<br />
den einzelnen Substanzen.<br />
Vollfassung in:<br />
Arzneimitteltherapie 2008;26:290-8<br />
Abb. 5: Das Prinzip der antitachykarden Stimulation auf der Umschlagseite der Habilitationsschrift <strong>von</strong><br />
H.J.J. Wellens (1971): Eine ventrikuläre Tachykardie wird durch einen zeitgerecht einfallenden elektrischen Impuls<br />
beendet (Unterbrechung der zugrunde liegenden Kreiserregung), anschließend besteht (wieder) Sinusrhythmus<br />
Chirurg am VA Hospital in Buffalo,<br />
New York, entwickelte späterhin u.<br />
a. myokardiale und endokardiale<br />
Hochleistungselektroden.<br />
Am 6. Oktober 1961 fand die erste<br />
Schrittmacherimplantation in<br />
Deutschland statt. Sie wurde <strong>von</strong><br />
dem Chirurgen Jochen Sykosch<br />
und dem internistischen Kardiologen<br />
Sven Effert in Düsseldorf<br />
vorgenommen. Effert, der wegen<br />
seiner echokardiographischen<br />
Untersuchungen nach Buffalo<br />
eingeladen worden war, sah 1960<br />
bei Chardack zum ersten mal<br />
einen elektrischen Schrittmacher.<br />
Abb. 6: Rom 2000, International Symposium on Progress in Clinical Pacing.<br />
– Eines der letzten Bilder des ersten Herzschrittmacher-Patienten Arne<br />
Larsson (re.), der im Jahr 2001 verstorben ist.<br />
In seiner rechten Hosentasche<br />
schmuggelte er einen solchen<br />
Chardack-Greatbatch Schrittmacher<br />
genannten Generator nach<br />
Deutschland (auf Kosten seines<br />
Chefs!). Die Funktionsfähigkeit<br />
bei dem glücklichen Patienten,<br />
der dieses Gerät erhielt und<br />
hernach die ihn betreuende<br />
Krankenschwester heiratete, war<br />
damals eine Sensation. Von der<br />
Erstimplantation durch Senning<br />
und Elmquist in Schweden wusste<br />
Effert damals nichts. Effert setzte<br />
sich jedoch später dafür ein, dass<br />
beide Pioniere mit einem hochdotierten<br />
Preis ausgezeichnet<br />
wurden. Im gleichen Jahr fand,<br />
offenbar unabhängig <strong>von</strong> der<br />
Düsseldorfer Arbeitsgruppe, eine<br />
erste Schrittmacherimplantation<br />
durch den Chirurgen Prof. Dr. Paul<br />
Sunder-Plaßmann in Münster<br />
statt.<br />
Ohne die „Heldentaten“<br />
der elektrostimulatorischen<br />
Gründungsväter jener<br />
Zeit wäre die phänomenale<br />
Entwicklung<br />
der Schrittmachertherapie<br />
späterer<br />
Jahre nicht denkbar<br />
gewesen. Es folgte die<br />
Miniaturisierung der<br />
Geräte, die Verbesserung<br />
der Batterien<br />
(vor allem der Lithiumbatterie<br />
und damit der Lebensdauer),<br />
die Entwicklung intelligenter<br />
Algorithmen und Erweiterung<br />
der Indikationsbereiche, sog.<br />
physiologische 2-Kammer-<br />
Bedarfs-Schrittmacher, frequenzadaptive<br />
Systeme, antitachykarde<br />
Stimulatoren, biventrikuläre<br />
Schrittmacher und vieles andere<br />
mehr. Die His-Bündel Elektrographie,<br />
die Ablationstechniken, die<br />
implantierbaren Cardioverter/<br />
Defibrillatoren, die Resynchronisationstherapie<br />
zur Behandlung der<br />
therapierefraktären Herzinsuffizienz,<br />
das „Body-Fluid-Monitoring“<br />
zur Erfassung eines drohenden<br />
Lungenödems, telemetrische<br />
Systeme und zahlreiche weitere<br />
Innovationen fußen auf der an<br />
Dynamik nicht zu übertreffenden<br />
Aktivität ingeniöser Wissenschaftler,<br />
die die elektrische Stimulation<br />
des Herzens zu ungeahnten<br />
Erfolgen führten. Ein Ende dieser<br />
atemberaubenden Entwicklung<br />
ist nicht abzusehen.<br />
Sicherlich wird man abschließend<br />
Sven Effert zustimmen müssen,<br />
wenn er sagt: „Die heute beliebte<br />
These, wonach der Einzelne am<br />
Fortschritt wenig Anteil habe, weil<br />
die Entwicklung in der Luft liege,<br />
weil der Zeitpunkt der grundsätzlichen<br />
Entdeckungen gekommen<br />
sei, ist für die Entwicklung der<br />
elektrischen Maßnahmen im Rahmen<br />
der Diagnostik und Therapie<br />
der Herzkrankheiten nicht haltbar.<br />
Der Einzelne setzt mit einer neuen<br />
Idee oder neuen Methode eine<br />
Entwicklung in Gang, der sich<br />
viele zuwenden. Dann vollzieht sie<br />
sich auf teilweise parallelen Bahnen<br />
oft unabhängig <strong>von</strong>einander,<br />
aber erst jetzt zwangsläufig als<br />
Folge einer erreichten Stufe.“<br />
Prof. em. Dr. med. Dr. h.c. B. Lüderitz<br />
Medizinische Klinik und Poliklinik II<br />
Universitätsklinikum Bonn<br />
Sigmund-Freud-Str. 25<br />
53105 Bonn<br />
Tel. : 0228 – 287 11904<br />
Fax: 0228 – 287 11905<br />
E-mail: b.luederitz@uni-bonn.de<br />
Literatur beim Verfasser<br />
September 2008<br />
Abbildungen: B. Lüderitz
Studien-Hausse mit Überraschungen<br />
57. Jahrestagung des American College of Cardiology<br />
(ACC) in Chicago Ende März<br />
Das kardiologische Studienkarussell<br />
hat sich wieder auf vollen<br />
Touren gedreht, die Ergebnisse<br />
waren teilweise überraschend,<br />
ihre Tragweite und Praxisrelevanz<br />
groß. Hier einige Streiflichter <strong>von</strong><br />
den wichtigsten ACC-Studien.<br />
ONTARGET : Auf diese Megastudie<br />
mit 25 620 kardiovaskulären<br />
Risikopatienten mit oder ohne<br />
Diabetes und dokumentierter<br />
KHK ist sechs Jahre lang lautstark<br />
vorbereitet worden. Die Ergebnisse<br />
freilich zwingen zu einer<br />
abgekühlteren Debatte.<br />
Studienziel 1 war der Vergleich<br />
zwischen dem ACE-Hemmer<br />
Ramipril und dem Sartan<br />
Telmisartan. Er ging aus wie das<br />
Hornberger Schießen: das Sartan<br />
- klar in der Favoritenrolle - war<br />
nicht mehr als ebenbürtig: den<br />
primären Endpunkt (kardiovaskulärer<br />
Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall<br />
und Hospitalisation wegen<br />
Herzinsuffizienz) erreichten nach<br />
knapp fünf Jahren Studiendauer<br />
unter Ramipril 16,5 Prozent, unter<br />
Telmisartan 16,7 Prozent der Patienten.<br />
Allerdings war unter dem<br />
Sartan die Verträglichkeit etwas<br />
besser.<br />
Am Studienziel 2 schoss ONTAR-<br />
GET glatt vorbei: Die Kombination<br />
aus Ramipril und Telmisartan<br />
bringt entgegen den Erwartungen<br />
nicht nur keine Vorteile gegenüber<br />
der Monotherapie mit einem<br />
der beiden Renin-Angiotensin-<br />
Hemmer, vielmehr traten mehr<br />
Nebenwirkungen auf, darunter<br />
auch ernstere wie Hypotonien,<br />
Synkopen, Hyperkaliämien und<br />
Niereninsuffizienz, weswegen die<br />
Experten auch rieten, künftig auf<br />
diese Kombination zu verzichten,<br />
es sei denn, eine spezielle<br />
Indikation würde den Einsatz<br />
rechtfertigen.<br />
ACCOMPLISH: Ebenfalls eine<br />
Megastudie mit 11 400 Hypertonikern.<br />
Eingeschlossen wurden Patienten<br />
über 55 mit systolischem<br />
Druck <strong>von</strong> 160 mmHg und darüber<br />
oder Patienten, die bereits<br />
unter antihypertensiver Therapie<br />
standen und Endorganschäden<br />
aufwiesen. Erstmals standen sich<br />
zwei antihypertensive Fixkombinationen<br />
gegenüber, und zwar<br />
in einer Endpunktstudie. Man<br />
begnügte sich nicht, wie so häufig<br />
in ähnlichen Untersuchungen, nur<br />
mit Surrogatparametern: Der ACE-<br />
Hemmer Benazepril wurde entweder<br />
kombiniert mit dem Kalzium-<br />
Antagonisten Amlodipin oder<br />
mit dem Diuretikum Hydrochlorothiazid.<br />
Amlodipin erwies sich<br />
schließlich als der bessere Partner,<br />
und zwar überzeugend und früher<br />
als erwartet. Die Studie wurde wegen<br />
des klaren Unterschieds nach<br />
36 Monaten abgebrochen. Im<br />
Kombinationsendpunkt wurden<br />
erfasst Herzkreislauftod, Herzinfarkt,<br />
Schlaganfall, Einweisung<br />
wegen instabiler Angina, koronare<br />
Revaskularisation, Herzstillstand.<br />
11,3 Prozent der Patienten in der<br />
Thiazid-Gruppe erreichten diesen<br />
primären Endpunkt, 9,2 Prozent<br />
in der Amlodipin-Gruppe, eine<br />
signifikante relative Risikoreduktion<br />
um 20 Prozent und absolut um<br />
2 Prozent. Interessant: 60 Prozent<br />
Die monozytäre<br />
Aldehyddehydrogenase<br />
Aktivität als<br />
Parameter zur Identifizierung<br />
einer in<br />
vitro Nitrattoleranz<br />
(Tachyphylaxie) in<br />
gesunden Probanden<br />
In der vorliegenden Studie wurde untersucht,<br />
ob eine einmalige orale Gabe<br />
<strong>von</strong> Nitroglyzerin (GTN) bzw. Pentaerithrityltetranitrat<br />
(PETN) in gesunden<br />
Probanden eine Tachyphylaxie (Nitrattoleranz)<br />
induziert. Als Parameter<br />
zur Identifizierung der Tachyphylaxie<br />
wurde die Aktivität der mitochondrialen<br />
Aldehyddehydrogenase (ALDH-2)<br />
in weißen Blutzellen verwendet, die<br />
nachweislich ein bioaktivierendes<br />
Enzym für GTN und PETN darstellt. Die<br />
einmalige orale Gabe GTN (0.8 mg)<br />
reduzierte die ALDH-2 Aktivität in weißen<br />
Blutzellen signifikant. Daneben<br />
wurde die antioxidative Kapazität des<br />
Serums durch GTN stark verringert, die<br />
Thromboxanspiegel stiegen an und<br />
die Nitrat-Bioaktivierungskapazität der<br />
weißen Blutzellen nahm unter GTN<br />
ab. Diese Befunde deuten auf eine<br />
akut-induzierte Tachyphylaxie durch<br />
die einmalige GTN Gabe hin, die durch<br />
eine Liponsäure (= reduzierender<br />
Co-Faktor der ALDH-2) Co-Therapie<br />
weitgehend aufgehoben wurde. Die<br />
einmalige orale PETN Gabe bewirkte<br />
dagegen weder eine Abnahme der<br />
ALDH-2 Aktivität und Nitrat-Bioaktivierungskapazität<br />
in weißen Blutzellen,<br />
noch einen Anstieg der Serum Thromboxanspiegel<br />
und keine Abnahme der<br />
antioxidativen Kapazität des Serums.<br />
PETN scheint demnach nicht nur bei<br />
chronischer Anwendung weniger<br />
oxidativen Stress zu verursachen,<br />
sondern auch bei kurzzeitiger Anwendung<br />
ein äusserst günstiges Wirkprofil<br />
zu besitzen. Eine mögliche Erklärung<br />
könnte das langsame Anfluten <strong>von</strong><br />
PETN und seiner Metaboliten sein, das<br />
auf einer verzögerten Aufnahme im<br />
gastro-intestinalen Trakt beruht.<br />
Priv. Doz. Andreas Daiber, Mainz<br />
Posterpräsentation, Experimental<br />
Biology 2008, San Diego<br />
5
6<br />
Neu:<br />
Der <strong>Mutschler</strong><br />
jetzt in<br />
9. Auflage<br />
Es ist kein Zufall, dass dieses seit Jahren<br />
beliebte Werk jetzt schon in der<br />
9. Auflage, inzwischen unter Mitarbeit<br />
fünf weiterer namhafter Pharmakologen,<br />
erschienen ist.<br />
<strong>Mutschler</strong> Arzneimittelwirkungen<br />
(ISBN: 978-3-8047-1952-1), ist das<br />
Standardlehrbuch der Pharmakologie<br />
und Toxikologie. Es ist klar und übersichtlich<br />
gegliedert und beinhaltet<br />
im allgemeinen Teil Definitionen,<br />
Grundzüge der Pharmakokinetik,<br />
Pharmakodynamik, Neben- und<br />
Wechselwirkungen sowie Hinweise<br />
zu Stammzelltherapie, Arzneimittelentwicklung<br />
und -prüfung. Danach<br />
folgt ein spezieller Teil mit Erkrankungen<br />
und ihren anatomischen,<br />
biochemisch-biologischen und<br />
physiologischen Grundlagen sowie<br />
Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Zu PETN (<strong>Pentalong</strong> ® ) ist zu lesen: „Interessanterweise<br />
ist die Nitrattoleranz<br />
und die hervorgerufene endotheliale<br />
Dysfunktion <strong>von</strong> PETN im Vergleich<br />
zu den anderen Nitraten sehr viel<br />
schwächer ausgeprägt. Als wahrscheinliche<br />
Ursache hierfür wurde<br />
gefunden, dass es durch Hämoxygenase-Induktion<br />
und verstärkte<br />
Ferritin-Expression antioxidativ wirkt<br />
sowie die mitochondriale Aldehyddehydrogenase<br />
nicht inaktiviert. Auch<br />
die Häufigkeit des Nitratkopfschmerzes<br />
ist bei PETN deutlich geringer.“<br />
Prof. Dr. med. Erland Erdmann, Köln<br />
Abb. 1.: Lernen am Objekt: Herzpathologie begreifen - auf der Ausstellung des ACC<br />
der Studienpopulation waren<br />
übergewichtige Diabetiker, und<br />
über 70 Prozent nahmen bereits<br />
vor der Studie mindestens zwei<br />
Antihypertensiva ein, aber nur<br />
37,5 Prozent <strong>von</strong> ihnen erreichten<br />
damit den Zielwert <strong>von</strong> < 140/90<br />
mmHg. Am Primat der Diuretika<br />
in der antihypertensiven Therapie<br />
hat ACCOMPLISH nun kräftig<br />
gerüttelt.<br />
HYVET: Diese placebokontrollierte<br />
Doppelblindstudie untersuchte<br />
3 845 betagte Hochdruckpatienten<br />
mit einem mittleren Alter <strong>von</strong><br />
fast 84 Jahren. Angestrebt wurde<br />
ein Zieldruck <strong>von</strong> 150/80 mmHg.<br />
Die Ausgangsdruckwerte lagen<br />
im Schnitt bei 173/91, ansonsten<br />
waren die Patienten gesünder als<br />
Gleichaltrige normalerweise sind.<br />
Primärer Endpunkt waren Schlaganfälle.<br />
Die Medikation: Erst das<br />
Diuretikum Indapamid, wenn<br />
es nicht reichte, zusätzlich noch<br />
der ACE-Hemmer Perindopril. 75<br />
Prozent der Patienten erhielten<br />
letztlich die Kombination. Das<br />
Ergebnis war mit großer Span-<br />
nung erwartet<br />
worden, gab<br />
es doch bisher<br />
widersprüchliche<br />
Daten<br />
zu diesem<br />
Thema. Aber<br />
HYVET erwies<br />
sich als ein<br />
Volltreffer:<br />
Bereits nach<br />
1,8-jähriger<br />
Laufzeit wurde abgebrochen. In<br />
der Verumgruppe war eine Senkung<br />
des Schlaganfallrisikos um<br />
30 Prozent nachgewiesen worden,<br />
auch eine 21 prozentige Reduktion<br />
der Gesamtsterblichkeit. Die<br />
„Numbers needed to treat“ (NNT):<br />
Es müssen 94 Patienten zwei Jahre<br />
behandelt werden, um einen<br />
Schlaganfall zu verhindern sowie<br />
40 Patienten, um einen Todesfall<br />
zu vermeiden. Nebenwirkungen<br />
traten überdies in der Plazebo-<br />
Gruppe häufiger auf als in der<br />
Verumgruppe (448 versus 358<br />
Fälle).<br />
ENHANCE: Endlich, 18 Monate<br />
nach Studienende und vielen<br />
übelmeinenden veröffentlichten<br />
Kritiken, zeigte diese Lipidsenkerstudie<br />
ein insgesamt enttäuschendes<br />
Ergebnis. Die Kombination<br />
aus Simvastatin und Ezetimib war<br />
hinsichtlich der antiatherosklerotischen<br />
Wirkung nicht besser als<br />
Simvastatin plus Plazebo, obwohl<br />
das LDL-Cholesterin unter der<br />
Ezetimib-Kombination kräftig<br />
gesenkt worden war. Gemessen<br />
wurde der Surrogatparameter<br />
Intima-Media-Dicke an der Karotis<br />
wie auch an der Femoralis als Indiz<br />
für die Progression der Atherosklerose.<br />
Die <strong>von</strong> der ACC speziell<br />
zur Kommentierung dieser brisanten<br />
Studie bestellten Experten appellierten<br />
an die Ärzteschaft, sich<br />
künftig auf bekannte Lipidsenker,<br />
vor allem Statine, rückzubesinnen,<br />
bis eine - noch mehrere Jahre laufende<br />
- Endpunktstudie vielleicht<br />
doch zeigt, dass Ezetimib klinische<br />
Vorteile bringen kann.<br />
PERISCOPE: In der Diabetestherapie<br />
sorgt die Substanzgruppe<br />
der Glitazone (Rosiglitazon und<br />
Pioglitazon) seit kurzem wegen<br />
diverser Nebenwirkungen für<br />
Unruhe. In PERISCOPE war ein<br />
Vorteil für Pioglitazon im Vergleich<br />
zu einem häufig verordneten<br />
Sulfonylharnstoff (Glimepirid)<br />
zu erkennen, und zwar in der<br />
Ultraschallmessung der Koronarien<br />
(IVUS-Studie), die zu Beginn<br />
und am Ende der Studie nach 18<br />
Monaten durchgeführt wurde. Die<br />
Atheromvolumina schrumpften<br />
unter dem Glitazon, während sie<br />
im Schnitt unter dem Sulfonylharnstoff<br />
weiter zunahmen. Die<br />
Nebenwirkungen: Unter Glimepirid<br />
kam es häufiger zu Hypoglykämien<br />
und Angina pectoris, unter<br />
Pioglitazon häuften sich Ödeme,<br />
Gewichtszunahme und Knochenbrüche<br />
(Frakturrate 3 Prozent).<br />
Dr. med. Jochen Aumiller<br />
Ankündigung<br />
15. Expertentreffen Pentaerithrityltetranitrat<br />
Am 4. Oktober 2008 findet das 15.<br />
Expertentreffen in der Gelehrtenschule<br />
des Johanneums in Hamburg<br />
statt. Unter dem Vorsitz <strong>von</strong><br />
Professor Thomas Meinertz aus<br />
Hamburg und Professor Erland<br />
Erdmann aus Köln referieren und<br />
diskutieren Experten den Kenntnisstand<br />
und die Perspektiven <strong>von</strong><br />
PETN (<strong>Pentalong</strong>®) in Pharmakologie<br />
und Klinik. Ehrenvorsitzender<br />
wird Professor Ernst <strong>Mutschler</strong> aus<br />
Frankfurt sein. Zu den Referenten<br />
Foto: Johanneum,<br />
zählen neben Professor Berndt Lüderitz<br />
aus Bonn, Professor Johann<br />
Bauersachs aus Würzburg, Profes-<br />
September 2008<br />
sor Thomas Münzel und Priv. Doz.<br />
Andreas Daiber, Priv. Doz. Ascan<br />
Warnholtz, alle aus Mainz, auch<br />
Professor Jochen Lehmann, Jena,<br />
und Priv. Doz. Stephan Rosenkranz,<br />
Köln.<br />
Kontakt und Information: www.<br />
petn.de oder Dr. Dirk Stalleicken,<br />
<strong>Actavis</strong> Deutschland, Elisabeth-<br />
Selbert-Str. 1, 40764 Langenfeld,<br />
Tel.: 02173-1674-130<br />
Abbildungen: J. Aumiller
Neue Erkenntnisse auf dem 74. Deutschen Kardiologenkongress,<br />
Ende März in Mannheim<br />
Herzforschung in großen Nöten<br />
„Rettet die Herzforschung in Deutschland!“ forderte der Vorsitzende der DGK, Professor<br />
Dr. Dr. h. c. Gerd Heusch, Essen, bei jedem sich bietenden Anlass und wurde dabei vom Präsidenten<br />
der diesjährigen Jahrestagung, Professor Hans Michael Piper, Gießen, tatkräftig unterstützt. Im<br />
folgenden bringen wir eine Kurzbeschreibung der Krisensituation, aber auch einige Highlights<br />
aus dem wissenschaftlichen Programm. Die mehr historischen Aspekte sind am Beginn der Ausgabe<br />
zusammengefasst.<br />
In der Forschung mit unbedenklichen,<br />
adulten Stammzellen<br />
und ihrem Einsatz zur Reparatur<br />
des Herzinfarkts sind nicht etwa<br />
Harvard und Stanford, sondern<br />
Düsseldorf, Frankfurt, Göttingen,<br />
Hannover und Rostock die führenden<br />
Standorte, betonte Heusch.<br />
Auch wesentliche technische<br />
Innovationen (beschichteter<br />
Ballon, resorbierbarer Stent)<br />
stammen aus Deutschland. „Doch<br />
der Grundstein für diese Erfolge<br />
wurde vor langer Zeit gelegt.<br />
Diese Ergebnisse stammen <strong>von</strong><br />
einer Generation <strong>von</strong> Forschern,<br />
die alle noch eine Ausbildung in<br />
der kardiovaskulären Grundlagenforschung<br />
genossen haben.<br />
Das geschieht heute kaum noch,<br />
denn die Rahmenbedingungen<br />
für wissenschaftliche Arbeit an<br />
den Universitätsinstituten und<br />
-kliniken haben sich dramatisch<br />
verschlechtert. Einsparungen<br />
und der damit verbundene<br />
Personalabbau bei gleichzeitiger<br />
Zunahme der Belastung durch<br />
Dokumentation und Bürokratie<br />
werden nur durch Mehreinsatz<br />
jedes einzelnen Arztes aufgefangen.<br />
Dieser Mehrleistung stehen<br />
aber keine besseren Perspektiven<br />
und kein besseres Einkommen<br />
gegenüber.“ Im Gegenteil, die<br />
Bezahlung des wissenschaftlichen<br />
Nachwuchses ist sogar schlechter<br />
geworden und führt dazu, dass<br />
die jungen Forscher auswandern<br />
oder andere Berufsoptionen wahrnehmen.<br />
Vielmehr wurden mit<br />
der Einführung der W-Besoldung<br />
durch die vorige Bundesregierung<br />
die Gehälter für Professoren auf 80<br />
Prozent abgesenkt; Alterszulagen<br />
gibt es - im Gegensatz zu allen<br />
anderen Beamten und öffentlichen<br />
Angestellten - für Professo-<br />
ren nicht mehr. Klinikdirektoren<br />
können Zulagen für Aufgaben in<br />
der Krankenversorgung erhalten,<br />
die sie dann aber <strong>von</strong> Aufgaben in<br />
der Forschung abhalten.<br />
Heusch: „Durch Bundesgesetz sind<br />
Verträge in ihrer Gesamtlaufzeit<br />
begrenzt, so dass gerade viele<br />
erfahrene, aber noch nicht zum<br />
Professor qualifizierte Wissenschaftler<br />
die Universität verlassen<br />
und ihre Zukunft außerhalb der<br />
Forschung suchen müssen. Diese<br />
zunehmend miserablen Rahmenbedingungen<br />
gefährden den Wissenschaftsstandort<br />
Deutschland<br />
und damit mittelfristig auch die<br />
medizinische Versorgung unserer<br />
Bevölkerung“.<br />
Neue Optionen für die Therapie<br />
des Herzinfarkts<br />
Auch Piper verwies auf die Leis-<br />
Personalien<br />
Priv. Doz. Dr. Andreas Daiber aus<br />
Mainz wurde Anfang Februar mit dem<br />
Forschungspreis der Robert-Müller-<br />
Stiftung ausgezeichnet. Daiber<br />
erhielt den mit 5.000 Euro dotierten<br />
Preis für seine Arbeit über die<br />
Regulation des Blutdrucks durch den<br />
Körper, insbesondere den Einfluss <strong>von</strong><br />
Stickstoffmonoxid auf die Gefäßentspannung.<br />
Die Arbeit mit dem Titel<br />
Nebivolol Inhibits Superoxid Formation<br />
by NADPH Oxidase and Endothelial<br />
Dysfunction in Angiotensin II-Treated<br />
Rates aus dem Jahr 2007 wurde <strong>von</strong><br />
Abb.: Priv. Doz. Dr. Andreas Daiber (li.) wird mit dem<br />
Robert-Müller-Forschungspreis ausgezeichnet (Foto: privat)<br />
der Stiftung als besonders innovativ<br />
im Bereich Gefäß-, Herz- und Kreislaufforschung<br />
bewertet.<br />
Die Robert-Müller-Stiftung vergibt<br />
den Preis seit 41 Jahren an junge<br />
Forscher und will damit ermutigen,<br />
auf dem eingeschlagenen Weg weiter<br />
zu machen.<br />
Dr. Christian A.<br />
Schneider aus Köln<br />
wurde zum Sommersemester<br />
2008<br />
<strong>von</strong> der nordrheinwestfälischen<br />
Kultusministerin<br />
Barbara Sommer<br />
zum außerplanmäßigen<br />
Professor<br />
ernannt.<br />
Prof. Christian A. Schneider,<br />
Schneider ist an der Köln (Foto: privat)<br />
Kölner Universität, Klinik III für Innere<br />
Medizin, Leiter der Poliklinik und der<br />
Herzinsuffizienz- und Transplantations-Ambulanz<br />
sowie seit Oktober<br />
2007 ärztlicher Leiter des Kölner<br />
Herz-Netzes.<br />
7
tung der deutschen Kardiologen<br />
und nannte vor allem Andreas<br />
Grüntzig, der vor drei Jahrzehnten<br />
die Ballondilatation einführte und<br />
damit die Herzmedizin revolutionierte.<br />
In vielen Fällen wird ein<br />
sonst eintretender akuter Herztod<br />
abgewendet. Die Wiederherstellung<br />
der Blutversorgung der<br />
Herzmuskulatur macht den Weg<br />
frei für die Erholung <strong>von</strong> der<br />
Zellschädigung durch den akuten<br />
Myokardinfarkt.<br />
- seine Struktur und Zellfunktion,<br />
und es folgt unter Umständen eine<br />
Herzinsuffizienz. Die jetzt angewandte<br />
klinische Therapie, zum<br />
Beispiel mit ACE-Hemmern, kann<br />
den Remodellingprozess positiv<br />
beeinflussen und das Eintreten<br />
der Herzinsuffizienz herauszögern.<br />
Eine zukünftige Aufklärung der Ursachen<br />
für den Gewebsumbau bis<br />
hin zur Herzinsuffizienz, lässt aber<br />
noch deutliche therapeutische<br />
Verbesserungen erwarten.<br />
September 2008<br />
die Wirksamkeit <strong>von</strong> Flecainid zur<br />
Verhinderung <strong>von</strong> Vorhofflimmer-<br />
Rezidiven bei den Studienpatienten.<br />
Dazu wurden die Daten <strong>von</strong><br />
242 Patienten (81 ohne Flecainid,<br />
161 mit Flecainid in Kurz- oder<br />
Langzeitbehandlung) nach einmonatigerTele-EKG-Nachbeobachtung<br />
ausgewertet. Die Auswertung<br />
erfolgte verblindet gegenüber der<br />
Behandlungsdauer (Kurzzeit- oder<br />
Langzeittherapie) mit Flecainid.<br />
Aumiller<br />
J. Abbildungen:<br />
Es gehört, Piper zufolge, zu den Ein großes Potenzial für die zu-<br />
Sinusrhythmus oder Vorhofflimmer-Rezidiv<br />
- wo<strong>von</strong> hängt es ab?<br />
besonders aufregenden Nachrichkünftige Therapie des Herzinfarkts In der Kontrollgruppe erlitten rund<br />
ten der allerjüngsten Zeit, dass die verspricht die Stammzelltherapie, 50 Prozent der Patienten einen<br />
ersten Minuten der Reperfusion auch wenn die Erfolge der bishe- Monat nach Kardioversion ein<br />
ein noch ungenutztes Fenster rigen klinischen Studien nur klein Vorhofflimmer-Rezidiv. Bei den<br />
therapeutischer Möglichkeiten sind. Mit dieser Therapiestrategie Patienten, die mit Flecainid<br />
darstellen. Die experimentelle wird versucht, das beim akuten behandelt wurden, lag die Rezidiv-<br />
Forschung hat gezeigt, dass die Herzinfarkt oder beim nachfolgenrate dagegen nur bei 30 Prozent.<br />
Umstände der Reperfusion den den Remodelling untergegangene Damit ist bestätigt, dass Flecainid<br />
Zellschaden im mangelversorgten Herzgewebe wieder zu ersetzen Vorhofflimmer-Rezidive vermin-<br />
Herzgewebe erst unumkehrbar (Regeneration). In experimentellen dert. Es konnten zudem weitere<br />
werden lassen können (Reperfusi- Studien mit ganz unterschiedli- Faktoren identifiziert werden, die<br />
Ein diagnostischer und therapeutionsschaden).chen Zelltypen, die das biologische für den Erhalt des Sinusrhythmus<br />
scher Leitfaden ist das im Lingua-<br />
Potenzial besitzen, sich zur Herzzel- wesentlich sind:<br />
Med Verlag erschienene Buch Der<br />
Reperfusion, Remodelling,<br />
le zu entwickeln, wurden Erfolge • Hohe Flecainid-Blutspiegel<br />
Koronarpatient in der täglichen Praxis Regeneration<br />
der Regeneration erzielt. Nur eini- zum Zeitpunkt der Kardiover-<br />
(ISBN 13-978-3-928610). Autoren sind Bereits erfolgreich klinisch getesge wenige hier<strong>von</strong> konnten bisher sion.<br />
Professor Dieter Schneider sowie sein tet wurde ein zuvor experimen- auch klinisch untersucht werden. • Alter < 50 Jahre. Dies unter-<br />
Sohn Dr. Andreas Schneider aus Leiptell entwickeltes Verfahren zur Die Suche nach dem besten Verstützt<br />
die Vermutung, dass<br />
zig. Das Geleitwort schrieb Professor Unterbrechung des Reperfusionsfahren geht weltweit weiter.<br />
altersbedingte Umbauvor-<br />
Ernst <strong>Mutschler</strong>, Frankfurt. Er schreibt schadens, bei dem körpereigenes<br />
gänge im Vorhof das Wieder-<br />
darin, „dass zwei auf ihrem Fachge- Hormon ANP (Atriales Natriureti- Vorhofflimmern: Aktueller Stand<br />
auftreten <strong>von</strong> Vorhofflimmern<br />
biet sehr kenntnisreiche Kollegen sich sches Peptid) gespritzt wird.<br />
der Flec-SL-Studie<br />
begünstigen.<br />
damit die Aufgabe gestellt hatten,<br />
Die Flec-SL-Studie untersucht, • Gleichzeitige Einnahme<br />
aus ihrer täglichen Erfahrung in<br />
Bei einem weiteren Verfahren wirkt ob eine Kurzzeitbehandlung mit<br />
<strong>von</strong> Beta-Blockern, also <strong>von</strong><br />
einem Regelversorgungskrankenhaus eine Serie sehr kurzer, erneuter Antiarrhythmika für vier Wochen Medikamenten, die das Herz<br />
heraus, die vielfältigen Aspekte bei Gefäßverschlüsse unmittelbar nach nach Kardioversion genauso<br />
vor einer zu starken sympathi-<br />
Patienten mit Koronarer Herzkrank- Beginn der Reperfusion protek- effektiv das Wiederauftreten <strong>von</strong> schen Aktivierung schützen.<br />
heit umfassend darzustellen. ... Das tiv auf das Herzgewebe („Das Vorhofflimmern verhindert wie die Dies unterstützt die klinische<br />
besondere dabei ist, dass in dieser Be- Stottern mit dem Ballon“). Nach heute übliche antiarrhythmische Vermutung, dass eine Schoschreibung<br />
<strong>von</strong> den Verfassern selbst Öffnung eines zuvor verschlosse- Langzeittherapie. Dies wird mit<br />
nung des Herzens in der ersten<br />
erhobene Daten <strong>von</strong> über 1.500<br />
nen Herzblutgefäßes gilt dessen dem zugelassenen Wirkstoff Flecai- Zeit nach Kardioversion hilft,<br />
Patientinnen und Patienten ... verar- Offenbleiben die besondere theranid überprüft.<br />
Vorhofflimmern zu verhindern.<br />
beitet wurden. ... Besonders wichtig peutische Aufmerksamkeit. Durch<br />
• Hingegen war ein vorgeschä-<br />
erscheint mir, auf die therapeutischen Hemmung der Blutgerinnung wird Die Studie wurde im März 2005<br />
digtes Herz, gemessen als eine<br />
Angaben in dem Leitfaden hinzuwei- einem erneuten thrombotischen gestartet. Über 40 Studienzentren reduzierte Herzmuskelkraft<br />
sen. Auch in diesen Passagen findet Verschluss vorgebeugt. Langfristig aus dem Kompetenznetz in ganz (LVEF < 50 %), mit Wiederauf-<br />
man, neben neuesten Studiener-<br />
werden Maßnahmen gegen eine Deutschland sind beteiligt. Bis jetzt treten <strong>von</strong> Vorhofflimmern<br />
gebnissen anderer Arbeitsgruppen, erneute Gefäßverengung ergriffen, wurden rund 420 der notwendigen assoziiert.<br />
die Darstellung der <strong>von</strong> den Autoren zum Beispiel durch Einbringen <strong>von</strong> 575 Patienten mit Vorhofflimmern Wenn sich die Hypothese der Stu-<br />
selbst erzielten Therapieerfolge. ...<br />
Stents. Das weitere Geschehen in die Studie eingeschlossen, im die bestätigt, könnte die Behand-<br />
steht schlussendlich immer der ganze in einem teilweise geschädigten, Herbst 2008 wird vermutlich das lung mit Antiarrhythmika nach<br />
Patient im Zentrum, wird der „Fall“<br />
teilweise geretteten, teilweise Ziel erreicht.<br />
Kardioversion für viele Patienten<br />
zum unverwechselbaren Einzelschick- gesunden Herzen ist durch so<br />
einfacher und kürzer werden.<br />
sal.“<br />
genanntes Remodelling geprägt. Ein erster, im Protokoll geplanter<br />
Beim Remodelling ändert das Analyseschritt, der im Herbst 2007<br />
Auszug aus dem Geleitwort Herz - obwohl wieder durchblutet durchgeführt wurde, überprüft Dr. med. Jochen Aumiller<br />
8<br />
Neuerscheinung:<br />
Der Koronarpatient<br />
in der<br />
täglichen Praxis
Pentaerythrityltetranitrat und Nitroglyzerin,<br />
aber nicht Isosorbid-5-mononitrat, verhindern<br />
die endotheliale Dysfunktion, die durch<br />
Ischämie/Reperfusion induziert wird<br />
Saverio Dragoni, Tommaso Gori, Monica Lisi, Giuseppe Di Stolfo, Andrea Pautz,<br />
Hartmut Kleinert, John D. Parker<br />
In der vorliegenden Arbeit<br />
wurden verschiedene Nitrate<br />
hinsichtlich ihrer protektiven<br />
Wirkung gegenüber Ischämie/Reperfusionsschäden<br />
(I/R Schäden)<br />
untersucht, wie sie bei ischämischen<br />
Herzerkrankungen (Angina<br />
pectoris und vor allem Herzinfarkt)<br />
auftreten. Als sehr gutes Modell<br />
für diese I/R Schäden hat sich<br />
Okklusion des Unterarms durch<br />
eine Manschette mit suprasystolischem<br />
Druck erwiesen, die eine<br />
zeitlich begrenzte endotheliale<br />
Dysfunktion im Unterarm bewirkt.<br />
Dafür wird der Blutfluss im Unterarm<br />
für 15 min unterbrochen,<br />
dann weitere 15 min reperfundiert<br />
und dann die Endothelfunktion<br />
mittels Plethysmographie in<br />
der Arteria brachialis bestimmt.<br />
Dafür wird die A. brachialis am<br />
Oberarm punktiert und steigende<br />
Dosen des Endothel-abhängigen<br />
Vasodilatators Acetylcholin (ACh)<br />
infundiert und der Blutfluss im<br />
Unterarm mittels einer Ultraschall-<br />
Sonde gemessen. In gesunden<br />
Probanden wird der Blutfluss mit<br />
steigender ACh-Dosis aufgrund<br />
der Dilatation der A. brachialis<br />
zunehmen, wohingegen in<br />
Individuen mit kardiovaskulärer<br />
Erkrankung bzw. bei gestörter<br />
Endothelfunktion (durch I/R), die<br />
Zunahme geringer ausfällt bzw.<br />
in besonders gravierenden Fällen<br />
eine ACh-induzierte (paradoxe)<br />
Vasokonstriktion beobachtet<br />
wird. In früheren Arbeiten wurde<br />
beschrieben, dass Nitroglyzerin<br />
diesen I/R Schäden durch die so<br />
genannte ischämische Präkonditionierung<br />
(ischemic preconditioning,<br />
IP) entgegenwirkt. D.h. eine<br />
zeitlich begrenzte Konfrontation<br />
des Organismus mit geeignetem<br />
Stress (z.B. wiederholte kurzzeitige<br />
I/R Episoden) bewirkt die Induktion<br />
verschiedener protektiver<br />
Mechanismen, die unter anderem<br />
auf der vermehrten Expression<br />
<strong>von</strong> schützenden Genen beruht,<br />
und die letztendlich die Schäden<br />
in kommenden, ausgedehnten<br />
I/R Episoden (z.B. echter Herzinfarkt<br />
im Ligations-Tiermodell)<br />
abschwächen. In der Studie<br />
<strong>von</strong> Dragoni und Gori wurden 3<br />
organische Nitrate hinsichtlich<br />
ihrer protektiven Wirkung auf die<br />
I/R Schäden untersucht. Dafür<br />
wurden gesunde Probanden (9<br />
pro Gruppe) einmalig mit Plazebo,<br />
mit Nitroglyzerin (GTN-Pflaster,<br />
1,2 mg über 2 h), Pentaerythrityltetranitrat<br />
(PETN Tablette, 80<br />
mg) oder Isosorbid-5-mononitrat<br />
(ISMN Tablette, 40 mg) behandelt.<br />
24 Stunden nach der Behandlung<br />
wurde, wie oben beschrieben,<br />
die I/R-abhängige endotheliale<br />
Dysfunktion im Unterarm der<br />
Probanden induziert und dann<br />
der Blutfluss wie oben ausgeführt<br />
gemessen. In der unbehandelten<br />
Gruppe bewirkte die experimentelle<br />
I/R den Verlust der<br />
ACh-induzierten Zunahme der<br />
Unterarm-Blutflusses, die nach<br />
vorgeschalteter GTN-Therapie,<br />
nicht aber nach ISMN-Therapie<br />
aufrechterhalten wurde. Die<br />
PETN-Gabe bewirkte den besten<br />
Schutz vor I/R-induzierter endothelialer<br />
Dysfunktion und zeigte<br />
<strong>von</strong> allen getesteten Nitraten<br />
die höchste Blutfluss-Steigerung<br />
unter ACh-Infusion. Interessant<br />
war weiterhin, dass die IP<br />
durch gleichzeitige Infusion des<br />
potenten Antioxidanz Vitamin C<br />
aufgehoben werden konnte - ein<br />
Hinweis darauf, dass die GTN-vermittelte<br />
IP durch oxidativen Stress<br />
vermittelt wurde (ein bekanntes<br />
Phänomen). Dagegen hatte die<br />
Vitamin C Co-Infusion keinen<br />
Effekt auf die PETN-induzierte IP,<br />
die, basierend auf nachgeschalteten<br />
Untersuchungen in humanen<br />
Endothelzellen, eher auf einer<br />
Induktion der Hämoxygenase-1<br />
beruht, die eine wichtige Rolle<br />
bei der IP spielt. Damit zeigt die<br />
Arbeit <strong>von</strong> Dragoni und Gori sehr<br />
eindrucksvoll, dass die Gruppe<br />
der organischen Nitrate keine<br />
homogene Gruppe darstellt und<br />
es beachtliche Unterschiede<br />
zwischen den einzelnen Nitraten<br />
gibt: Nicht alle Nitrate induzieren<br />
den protektiven Mechanismus der<br />
IP. GTN vermittelt diesen Schutz<br />
über oxidativen Stress (der seinerseits<br />
Folgeschäden nach sich<br />
ziehen kann), wohingegen PETN<br />
die IP, unabhängig <strong>von</strong> oxidativem<br />
Stress, vermutlich über die<br />
Induktion der Hämoxygenase-1<br />
bewirkt.<br />
Priv. Doz. Dr. med. Andreas Daiber<br />
Volltext in:<br />
Arterioscler. Thromb. Vasc. Biol.<br />
2007;27;1955-1959<br />
Thrombozyten und<br />
SDF-1 steuern die<br />
Adhäsion <strong>von</strong><br />
Progenitorzellen<br />
in vitro und in vivo<br />
K. Stellos<br />
Eine zentrale erste Antwort auf eine Gefäßwandschädigung<br />
ist die Plättchenadhäsion,<br />
entweder am exponierten Subendothel<br />
oder am entzündeten Endothel. Die<br />
endothelialen Progenitorzellen adhärieren<br />
in großem Ausmaß an den immobilisierten<br />
Thrombozyten, nicht jedoch an<br />
Kollagen Typ I. Das Chemokin, das am<br />
besten dafür bekannt ist, die Bewegung<br />
<strong>von</strong> Progenitorzellen im Körper zu regulieren,<br />
ist der „stromal cell–derived factor–1“<br />
(SDF-1). Thrombozyten vermitteln über<br />
die Freisetzung <strong>von</strong> SDF-1 die Chemotaxis<br />
und Rekrutierung <strong>von</strong> humanen CD34+-<br />
Zellen an Kollagen. Desweiteren steuert<br />
thrombozytäres SDF-1 die Rekrutierung<br />
<strong>von</strong> CD34+-Zellen an den endothelialen<br />
Monolayer in vitro und in vivo in der<br />
Mikrozirkulation nach Reperfusion <strong>von</strong><br />
ischämischem Gewebe.<br />
Thrombozyten vermitteln nicht nur die<br />
Rekrutierung <strong>von</strong> Progenitorzellen an<br />
Bereiche der Gefäßwandläsion, sondern<br />
auch an den unversehrten endothelialen<br />
Monolayer. Während CD34+-Zellen an den<br />
ruhenden Endothelmonolayer nur wenig<br />
unter arteriellen Strömungsbedingungen<br />
adhärieren, kommt es nach Aktivierung<br />
des Endothels durch TNF-α/INF-γ oder<br />
durch IL-1ß zur deutlich gesteigerten Adhärenz<br />
<strong>von</strong> CD34+-Zellen. Inkubation <strong>von</strong><br />
Endothelzellen mit Thrombozyten führt<br />
zur Endothelzellaktivierung. Vorinkubation<br />
<strong>von</strong> Endothelzellen mit Thrombozyten<br />
führt zur signifikant gesteigerten CD34+<br />
-Zell-Adhäsion. Desweiteren steuert<br />
thrombozytäres SDF-1 die Rekrutierung<br />
<strong>von</strong> CD34+-Zellen an den endothelialen<br />
Monolayer. Um die Effekte der Blutplättchen<br />
auf die Differenzierung der humanen<br />
Stammzellen genauer zu untersuchen,<br />
wurden CD34+-Zellen in der Gegenwart<br />
<strong>von</strong> Thrombozyten 5 Tage lang kultiviert<br />
und fluoreszenzmikroskopisch untersucht.<br />
SDF-1/CXCR4 spielt eine wesentliche<br />
Rolle in der Thrombozyten-abhängigen<br />
Differenzierung <strong>von</strong> CD34+-Zellen in<br />
endotheliale Progenitorzellen.<br />
Dr. med. Konstantinos Stellos<br />
Universitätsklinikum Tübingen<br />
Otfried-Müller-Str. 10<br />
72076 Tübingen<br />
Literatur beim Verfasser<br />
9
10<br />
Direkter Nachweis<br />
<strong>von</strong> koronaren<br />
Mikroembolien<br />
durch den intrakoronaren<br />
Dopplerultraschall<br />
Ph. Bahrmann<br />
Periinterventionelle Myokardinfarkte,<br />
die über verschiedene Mechanismen<br />
entstehen, sind bisher nur über Surrogatparameter<br />
diagnostizierbar.<br />
Patienten mit periinterventionellem<br />
Anstieg der kardialen Biomarker haben<br />
insgesamt eine schlechtere Prognose<br />
als Patienten ohne einen solchen<br />
Anstieg. Der therapeutische Nutzen<br />
<strong>von</strong> Glykoprotein IIb/IIIa-Rezeptor-<br />
Antagonisten beruht mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit nicht nur auf der<br />
Verhinderung koronarer Mikroembolien,<br />
sondern auch auf einer Auflösung<br />
<strong>von</strong> embolisierten Mikrothromben<br />
in der Mikrozirkulation. Die dadurch<br />
verbesserte mikrozirkulatorische<br />
Funktion und die verringerte Inzidenz<br />
<strong>von</strong> periinterventionellen Troponinanstiegen<br />
weist wiederum auf weniger<br />
Mikroinfarkte hin.<br />
Zum direkten Nachweis <strong>von</strong> Mikroembolien<br />
im Herzkranzgefäß verwendeten<br />
wir erstmalig ein intrakoronares<br />
Dopplerultraschallsystem. Hiermit<br />
gelang es uns, zahlreiche Mikroembolien<br />
während perkutaner koronarer<br />
Interventionen nachzuweisen. Bei<br />
Patienten mit periinterventionellen<br />
Myokardinfarkt konnten signifikant<br />
häufiger koronare Mikroembolien<br />
nachgewiesen werden als bei<br />
Patienten ohne periinterventionellen<br />
Myokardinfarkt. Diese Patienten<br />
zeigten außerdem eine ausgeprägtere<br />
systemische Entzündungsreaktion<br />
als auch mikrovaskuläre Dysfunktion<br />
als Folge der Mikroembolisation.<br />
Zusammen mit der Fachhochschule<br />
Jena entwickelten wir ein Datenerfassungs-<br />
und -verarbeitungssystem zur<br />
automatischen Detektion und Quantifizierung<br />
<strong>von</strong> Mikroembolien, für das<br />
das Deutsche Patent- und Markenamt<br />
in München am 22.03.2007 ein Patent<br />
erteilte.<br />
Dr. med. Philipp Bahrmann<br />
Universitätsklinikum Jena<br />
Bachstraße 18, 07743 Jena<br />
Literatur beim Verfasser<br />
Von der Jahrestagung der DGK …<br />
Von B. Lüderitz<br />
Früher als sonst, nämlich vom 27.<br />
bis 29. März, fand die diesjährige<br />
(74.) Jahrestagung der Deutschen<br />
Gesellschaft für Kardiologie –<br />
Herz- und Kreislaufforschung in<br />
Mannheim statt. Erneut erwies<br />
sich dieser Kongress der weltweit<br />
zweitgrößten nationalen<br />
Kardiologenvereinigung (> 6.500<br />
Mitglieder) als Publikumsmagnet<br />
mit mehr als 7.300 Teilnehmern,<br />
einschließlich der höchst respektablen<br />
Industrierepräsentanz. Aus<br />
der ursprünglich überschaubaren<br />
elitären, rein wissenschaftlich<br />
geprägten Tagung mit ihrem<br />
jährlichen Frühjahrskongress in<br />
Bad Nauheim, ist im Laufe der<br />
Jahre eine breit angelegte fortbildungsorientierteGroßveranstaltung<br />
geworden, die fortlaufende<br />
Neubauten, Erweiterungen und<br />
Umstrukturierungen am Mannheimer<br />
Rosengarten erforderlich<br />
machte. Schon fragen sich manche<br />
Besucher, ob der Kongress in<br />
der jetzigen Form – vor allem bei<br />
steigender Teilnehmerzahl – dort<br />
verbleiben kann.<br />
Die inhaltliche Metamorphose<br />
brachte allerdings auch unbeabsichtigte<br />
Änderungen mit<br />
sich: In den deutschsprachigen<br />
Ländern Österreich, Schweiz,<br />
deutschsprachiges Elsass etc. wird<br />
der Mannheimer Kongress kaum<br />
wahrgenommen, galt er doch<br />
zuvor als zentraler Treffpunkt<br />
der Kardiologen Mitteleuropas<br />
(zumindest derer deutscher Sprache).<br />
In diesem Jahr wurde sogar<br />
erstmalig der Jahreskongress des<br />
American College of Cardiology<br />
– ACC (übrigens gegründet <strong>von</strong><br />
den emigrierten deutschen Ärzten<br />
Bruno Kirsch und Franz Groedel)<br />
zeitgleich mit der Mannheimer<br />
Tagung terminiert, so dass die<br />
deutschen Kardiologen praktisch<br />
keine Möglichkeit hatten, beide<br />
Kongresse zu besuchen. Angeblich<br />
wurde die Vorverlegung<br />
der ACC-Tagung aus Rücksicht<br />
auf japanische Termine vorgenommen<br />
(Japan liefert wohl die<br />
meisten ausländischen Vortragsanmeldungen<br />
an das ACC). - Aber<br />
auch die ehrwürdige Deutsche<br />
Gesellschaft für Innere Medizin<br />
(DGIM), aus der die DGK erwuchs,<br />
nimmt kaum noch Rücksicht auf<br />
die seit Jahrzehnten bestehende<br />
Zeitplanung. Seit jeher tagt die<br />
DGK in der Woche nach Ostern<br />
bis zum nachfolgenden Samstag;<br />
am Sonntag schloss sich die<br />
DGIM-Tagung an. Nun beginnt<br />
September 2008<br />
der DGIM-Kongress (unter Leitung<br />
eines renommierten Kardiologen)<br />
terminübergreifend früher und<br />
konkurriert mit der DGK um das<br />
Interesse des Fachpublikums.<br />
Dessen ungeachtet, erfreut sich<br />
jedoch die Mannheimer Tagung<br />
zunehmender Beliebtheit mit<br />
ständig steigender Teilnehmerzahl<br />
und wachsender Industrieausstellung<br />
- zweifellos begünstigt durch<br />
die eminente Bedeutung der<br />
Kardiologie innerhalb der medizinischen<br />
Fachdisziplinen. Neben<br />
Hauptreferaten, Symposien und<br />
Veranstaltungen unterschiedlicher<br />
Formate, wurden ca. 1.600<br />
Vorträge und zahlreiche Posterbeiträge<br />
präsentiert. Mehr als<br />
1.500 Referenten aus 30 Ländern<br />
kamen zu Wort.<br />
Vorhofflimmern -<br />
Die Arrhythmie des<br />
21. Jahrhunderts<br />
Moderne Diagnostik<br />
Die Möglichkeiten der antiarrhythmischen<br />
Therapie sind<br />
heute vielfältiger und effektiver,<br />
aber auch komplizierter als noch<br />
vor wenigen Jahren. Dies gilt<br />
gleichermaßen für die Indikation<br />
zur Therapie allgemein<br />
wie für den Entschluss zu einer
estimmten therapeutischen<br />
Maßnahme und die Kontrolle<br />
der antiarrhythmischen Behandlung<br />
selbst. Voraussetzung für<br />
eine zielführende rationale und<br />
rationelle Therapie ist die exakte<br />
Diagnose. Dies gilt in besonderem<br />
Maße für das Vorhofflimmern. Im<br />
Rahmen dieser immer wichtiger<br />
werdenden Arrhythmie kommt<br />
der Ereignisregistrierung („Event-<br />
Monitoring“) zunehmende Bedeutung<br />
zu. Sinngemäß gilt dies<br />
auch für andere Herzrhythmusstörungen.<br />
Spezielles Interesse<br />
findet in diesem Zusammenhang<br />
der innovative sog. HeartScan als<br />
mobiler kabelloser EKG-Monitor.<br />
Das Gerät ermöglicht die unmittelbare<br />
Registrierung bzw. Darstellung<br />
eines Elektrokardiogramms<br />
bzw. einer Herzrhythmusstörung<br />
auf einem ausreichend großen<br />
Display in sehr guter Qualität<br />
und erlaubt so die unverzügliche<br />
Diagnostik als Voraussetzung<br />
weiterführender Maßnahmen. Das<br />
einfache Auflegen des kabellosen<br />
Systems zur Registrierung erfolgt<br />
instantan durch Fachpersonal<br />
(Arzt) oder den Patienten selbst.<br />
Die Anbringung <strong>von</strong> Elektroden<br />
und Kontaktgel ist nicht erfor-<br />
Tab. 1<br />
derlich. Die EKG-Analyse erlaubt<br />
Aussagen zu Herzfrequenz,<br />
Rhythmus und EKG-Kurvenverlauf.<br />
Die Einkanalregistrierung verläuft<br />
jeweils über 28 Sekunden und beinhaltet<br />
eine mehrstufige Anzeige<br />
<strong>von</strong> Normabweichungen nebst<br />
Datum und Uhrzeit der Aufzeichnung,<br />
Angabe der Herzfrequenz<br />
sowie Anzeige der Kurzanalysen<br />
– Ergebnisse. Die direkte Anzeige<br />
auf dem Display ermöglicht<br />
die sofortige Auswertung ohne<br />
Ausdrucke. – Durch diese einfache<br />
und sichere Form des Monitorings<br />
können Beschwerden - auch<br />
anamnestischer Art - verlässlich<br />
Herzrhythmusstörungen zugeordnet<br />
werden. Es lässt sich somit<br />
auch die Notwendigkeit einer<br />
umfassenden Behandlung besser<br />
abschätzen. Das benutzerfreundliche<br />
Gerät ist jederzeit verfügbar<br />
und erlaubt die einfache Aufzeichnung<br />
intermittierender Herzrhythmusstörungen.<br />
Es ist hilfreich zur<br />
Erkennung symptomatischer kardialer<br />
Ereignisse bei Risikopatienten<br />
und dient der Überwachung<br />
<strong>von</strong> Verträglichkeit und Wirksamkeit<br />
therapeutischer Interventionen.<br />
Die Indikation ist somit<br />
gegeben bei vorübergehendem<br />
bzw. paroxysmalem Auftreten<br />
<strong>von</strong> Herzrhythmusstörungen zum<br />
Zwecke der Decouvrierung unklarer<br />
anamnestischer Arrhythmien<br />
über einen Zeitraum, der den des<br />
konventionellen 24h-EKGs übersteigt.<br />
Der Einsatz des Systems ist<br />
ferner angezeigt bei Beschwerden<br />
(auch anamnestisch) mutmaßlich<br />
kardialer Genese (Palpitationen,<br />
Schwindel, Präsynkope, Synkope)<br />
bzw. zum Ausschluss nichtkardialer<br />
Ursachen, zur Kontrolle<br />
der Compliance bei differenter<br />
Therapie sowie bei Patienten nach<br />
kardialen Eingriffen, d.h. post-<br />
operativ, nach Katheterablation<br />
und nach Schrittmacher- bzw.<br />
ICD-Implantation. Eine spezielle<br />
Software ermöglicht den EKG-<br />
Daten-Transfer vom Monitorsystem<br />
auf einen Computer zum<br />
Ausdruck der Registrierung. Die<br />
aufgezeichneten EKG-Daten können<br />
<strong>von</strong> der SD-Speicherkarte auf<br />
die Computerfestplatte kopiert<br />
werden; redundante Daten können<br />
gelöscht werden.<br />
Eine derart begleitende EKG-<br />
Monitor-Betreuung erlaubt<br />
patientenseitig eine verbesserte<br />
Versorgung und erhöhte Lebensqualität;<br />
ärztlicherseits ist <strong>von</strong><br />
einer höheren Kosteneffizienz<br />
auszugehen und <strong>von</strong> einem ökonomischeren<br />
Zeitmanagement<br />
bei einem Patienten-Monitoring<br />
über 24 h an 7 Tagen in der Woche<br />
(24/7). Für den Kostenträger ist die<br />
Frühdiagnose und ggf. Frühtherapie<br />
ebenso <strong>von</strong> Nutzen wie die<br />
Verkürzung bzw. Verminderung<br />
<strong>von</strong> Krankenhausaufenthalten<br />
und notärztlicher Inanspruchnahme.<br />
Fazit: Der Einsatz des mobilen,<br />
kabellosen HeartScan-EKG-Monitors<br />
stellt mit seiner kompakten,<br />
schnellen und unproblematischen<br />
Bedienung einen bemerkenswerten<br />
Fortschritt in Überwachung<br />
und Selbstkontrolle kardialer<br />
Ereignisse dar.<br />
Neue Therapieansätze<br />
Im Vorhofgewebe bei Patienten<br />
mit Vorhofflimmern findet sich<br />
oxidativer Stress in Verbindung<br />
mit mitochondrialer DNA-Schädigung<br />
und Hochregulierung<br />
<strong>von</strong> Genen, die in die Produktion<br />
<strong>von</strong> reaktiven Sauerstoffspezies<br />
involviert sind. Statine zeigen eine<br />
günstige kadiovaskuläre Wirkung<br />
über den cholesterinsenkenden<br />
Effekt hinaus, zumindest teilweise<br />
bedingt durch Verminderung <strong>von</strong><br />
oxidativem Stress und Entzündungsfaktoren.Korrespondierende<br />
Veränderungen des C-reaktiven<br />
Proteins (CRP) werden gleichermaßen<br />
beobachtet. Entsprechend<br />
zeigen neuere Ergebnisse, dass<br />
Statine dem (elektrischen) Remodelling<br />
und dem Auftreten <strong>von</strong><br />
Vorhofflimmern entgegen wirken.<br />
Ein überaus interessanter Aspekt<br />
stellt also in diesem Kontext die<br />
Rolle <strong>von</strong> oxidativem Stress bei<br />
Herzrhythmusstörungen, speziell<br />
dem häufigen Vorhofflimmern<br />
dar: Erhöhter oxidativer Stress ist<br />
mutmaßlich mitverantwortlich für<br />
das bei Vorhofflimmern beobachtete<br />
elektrische Remodelling<br />
(Anpassungsreaktion der Vorhofmuskulatur<br />
auf die Flimmerarrhythmie),<br />
da hierdurch der L-Typ<br />
Calciumkanalstrom moduliert<br />
werden kann.<br />
C1-Esterase<br />
Inhibitor in der<br />
Behandlung der<br />
mesenterialen<br />
Ischämie/<br />
Reperfusion<br />
M. Lauterbach<br />
Die akute Darmischämie ist ein selte-<br />
nes, aber schwerwiegendes Ereignis<br />
mit hoher Letalität (50-70%). Im zuvor<br />
durch die Ischämie geschädigten<br />
Darm kommt es in der Reperfusion zu<br />
einer inflammatorischen Darmschädigung,<br />
welche zur bakteriellen Durchwanderung<br />
der Darmwand führen<br />
kann. Intensivmedizinisch stellt die<br />
Darmischämie ein ernstzunehmendes<br />
Problem dar, da weder schnellverfügbare<br />
und spezifische Labortests,<br />
noch geeignete nicht-chirurgische<br />
Therapien zur Verfügung stehen.<br />
Da das Komplementsystem in der<br />
Reperfusion aktiviert und wesentlich<br />
am Reperfusionsschaden beteiligt ist,<br />
untersuchten Lauterbach et al. (Shock,<br />
2007) im Tiermodell mit Hilfe der Intravitalmikroskopie<br />
die Auswirkungen einer<br />
Bolustherapie <strong>von</strong> C1-Esterase Inhibitor,<br />
eines Inhibitors des klassischen<br />
Weges der Komplementaktivierung,<br />
auf die mesenteriale Mikrozirkulation<br />
in der Reperfusion nach Okklusion<br />
der A. mesenterica superior. Weiterhin<br />
wurde ein neuartiger laborchemischer<br />
Marker der Darmischämie, das ileal<br />
lipid-binding protein untersucht. Zusammenfassend<br />
lässt sich feststellen,<br />
dass die Behandlung mit C1-Inhibitor<br />
zu Beginn der Reperfusion nach mesenterialer<br />
Ischämie die funktionelle<br />
Beeinträchtigung der Mikrozirkulation<br />
in Form <strong>von</strong> Leukozytenrekrutierung<br />
und Shuntbildung erheblich reduzierte<br />
und das Überleben verbesserte.<br />
Die Höhe des ileal lipid-binding protein<br />
Serumspiegels korrelierte positiv mit<br />
dem Ausmaß der Darmschädigung<br />
und negativ mit dem Erfolg der<br />
Behandlung und dem Ausmaß der<br />
Darmschädigung.<br />
Dr. med. Michael Lauterbach<br />
II. Med. Klinik<br />
Universitätklinik Mainz<br />
Langenbeckstr. 1<br />
55131 Mainz<br />
Literatur beim Verfasser<br />
11
Hinsichtlich der Genese des<br />
Vorhofflimmerns bei oxidativem<br />
Stress scheint der Nikotinamid-<br />
Adenin-Nukleotid-Phosphat-<br />
Oxidase-Aktivität besondere Be-<br />
Abb. 1: Klassifikation des Vorhofflimmerns im Langzeitverlauf mit<br />
Darstellung therapeutischer Interventionsmöglichkeiten<br />
Abbildungen: B. Lüderitz<br />
12<br />
deutung zuzukommen. Aktuelle<br />
Untersuchungen <strong>von</strong> Kim et al.<br />
konnten zeigen, dass die NAD(P)<br />
H-Aktivität unabhängig assoziiert<br />
ist mit einem erhöhten Risiko <strong>von</strong><br />
postoperativem Vorhofflimmern.<br />
Dieser Befund lässt daran denken,<br />
dass dieses Oxidase-System als<br />
Schlüsselmediator des atrialen<br />
oxidativen Stresses die Entwicklung<br />
<strong>von</strong> Vorhofflimmern nach<br />
herzchirurgischen Einflüssen begünstigt.<br />
Dieser pathogenetische<br />
Mechanismus scheint nicht allein<br />
auf das postoperative Vorhofflimmern<br />
beschränkt zu sein, wie Hakan<br />
Oral konstatierte (Oral 2008).<br />
Diese initialen Beobachtungen<br />
stimulieren vielmehr die Suche<br />
nach spezifischen Regulationsmechanismen<br />
der Auslösung und<br />
Aufrechterhaltung des Vorhofflimmerns<br />
allgemein. Der oxidative<br />
Stress erscheint also als geeignetes<br />
Substrat einer antiarrhythmischen<br />
Therapie bei Vorhofflimmern.<br />
Neben den Vitaminen C<br />
und E kommen HMG CoA-Reduktasehemmer<br />
(Statine) wegen ihrer<br />
antioxidativen und antiinflammatorischen<br />
Eigenschaften in Frage,<br />
die den intrazellulären NO-Spiegel<br />
erhöhen. Unter dem Wirkstoff<br />
Simvastatin wurden diesbezüglich<br />
eine deutlich verlängerte<br />
Refraktärzeit und eine verminderte<br />
Induzierbarkeit <strong>von</strong> Vorhofflimmern<br />
gezeigt. Dieser Befund<br />
stellt inzwischen eine gesicherte<br />
und häufig klinisch-therapeutisch<br />
genutzte Erkenntnis dar. Bezogen<br />
auf den oxidativen Stress ergeben<br />
sich somit hochinteressante<br />
klinisch-wissenschaftliche sowie<br />
praktisch-therapeutisch relevante<br />
Interaktionen zwischen koronarer<br />
Herzkrankheit und kardialen<br />
Arrhythmien.<br />
Aktuelles zur Nitrattoleranz<br />
Die monozytäre Aldehyddehydrogenase<br />
als Parameter zur<br />
Identifizierung einer in vitro<br />
Nitrattoleranz (Tachyphylaxie) in<br />
gesunden Probanden<br />
A. Daiber, P. Wenzel, E. Schulz, F.<br />
Mäthner, S. Göbel, A. Warnholtz, M.<br />
A. Ostad, M. Oelze, D. Stalleicken, T.<br />
Münzel (Mainz, Langenfeld)<br />
Zu den zentralen Themen des<br />
DGK-Kongresses gehörte naturgemäß<br />
die koronare Herzkrankheit<br />
(KHK) als wichtigste kardiovaskuläre<br />
Todesursache in der<br />
bundesdeutschen Sterbestatistik.<br />
Diagnostik, Therapie und Prophylaxe<br />
nahmen denn auch einen<br />
hervorragenden Platz im Pro-<br />
Priv. Doz. Dr. Andreas Daiber, Mainz<br />
grammablauf ein. In der Behandlung<br />
der chronischen KHK spielt<br />
nach wie vor die Nitrattoleranz<br />
(Tachyphylaxie) eine herausragende<br />
Rolle. Daiber u. Mitarb. aus<br />
der Mainzer Arbeitsgruppe um<br />
Thomas Münzel postulierten,<br />
dass eine Co-Behandlung mit<br />
reduzierter Liponsäure die<br />
Nitrogyzerin (GTN) induzierte<br />
Nitrattoleranz verbessern<br />
kann, ein Prozess, der die oxidative<br />
Inhibierung des Nitratbioaktivierenden<br />
Enzyms der<br />
mitochondrialen Aldehyddehydrogenase<br />
(ALDH-2)<br />
beinhaltet. In einer ersten<br />
Untersuchung an gesunden<br />
Probanden konnte<br />
gezeigt werden, dass eine<br />
einmalige orale Gabe einer<br />
therapeutischen GTN-<br />
Dosis eine akute Inhibition<br />
der ALDH-2-Aktivität und<br />
Abb. 2: Monozytäre ALDH-2 Aktivität, Nitrat-Bioaktivität,<br />
antioxidative Serumkapazität und TxA Spiegel<br />
Nitrat-Bioaktivierung in humanen<br />
weißen Blutzellen bewirkt. Diese<br />
Parameter können zur Identifizierung<br />
einer invitro-Nitrattoleranz<br />
(Tachyphylaxie) herangezogen<br />
werden. Für Pentaerythrityltetranitrat<br />
(PETN) wurden diese negativen<br />
Effekte nicht beobachtet.<br />
Liponsäure konnte die GTN-induzierten<br />
Nebeneffekte aufheben.<br />
(Daiber, Wenzel, Schulz, Mäthner,<br />
Göbel, Warnholtz, Ostad, Oelze,<br />
Stalleicken, Münzel. Clin Res<br />
Cardiol 97- Suppl 1; P903 (2008)).<br />
September 2008<br />
Impressum<br />
Herz AS 3/2008 September<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Actavis</strong> Deutschland GmbH & Co. KG<br />
Elisabeth-Selbert-Str. 1<br />
40764 Langenfeld<br />
Redaktion:<br />
Dr. med. Dirk Stalleicken,<br />
Ludwig Decker,<br />
Langenfeld<br />
Marietta Rausch<br />
rausch pr,<br />
Leichlingen<br />
Ständige Mitarbeiter:<br />
Prof. em. Dr. med. Dr. h.c. Berndt Lüderitz,<br />
Bonn<br />
Dr. med. Jochen Aumiller,<br />
München<br />
www.petn.de<br />
<strong>Pentalong</strong> ® 50 mg/- 80 mg<br />
Wirkstoff: Pentaerithrityltetranitrat. Verschreibungspflichtig.<br />
Zus.: <strong>Pentalong</strong> 50mg/ 80mg Tbl.:<br />
1Tbl. enth.: Pentaerithrityltetranitrat 50mg bzw.<br />
80mg. Sonst. Bestandteile: Talkum, Magnesiumstearat,<br />
Lactose, Kartoffelstärke, hochdisp. Siliciumdioxid,<br />
Gelatine, Sorbitol, mikrokrist. Cellulose. Anw.:<br />
Prophylaxe u. Langzeitbehandl. d. Angina pectoris.<br />
(Nicht geeignet zur Behandl. d. akuten Angina<br />
pectoris-Anfalls.) Gegenanz.: Überempfindlichk.<br />
gegenüber Nitroverbind. u. sonst. Bestandteilen,<br />
akutes Kreislaufversagen (Schock, Kreislaufkollaps),<br />
ausgeprägte Hypotonie, akuter Myokardinfarkt,<br />
kardiogener Schock (sofern kein ausreichend hoher<br />
linksventrik. enddiastol. Druck gewährleistet<br />
ist). Sorgf. Überwach. bei niedrigen Füllungsdrücken<br />
(z.B. bei Linksherzinsuffiz.), hypertropher obstruktiver<br />
Kardiomyopathie, konstriktiver Perikarditis,<br />
Perikardtamponade, Aorten- u./o. Mitralstenose,<br />
Neigung zu orthostat. Kreislaufregulationsstör., Erkrankungen<br />
mit erhöhtem intrakraniellen Druck.<br />
Keine gleichz. Einn. v. Sildenafil(Viagra) da durch<br />
Sildenafil d. blutdrucks. Effekt v. <strong>Pentalong</strong>50/80mg<br />
erhebl. verstärkt werden kann Schwangersch./Stillzeit:<br />
Strenge Ind.-Stellung.Nebenw.: Initial häufig<br />
Kopfschmerzen (meist vorübergehend); gelegentl.<br />
Flush, orthostat. Hypotension mit Benommenheit,<br />
Schwindel- u. Schwächegefühl, Reflextachykardie;<br />
selten allerg. Hautreakt., gastrointest. Beschwerden,<br />
starker Blutdruckabfall mit Verstärkung d. Angina<br />
pectoris-Symptomatik, Kollapszustände, gelegentl.<br />
mit bradykarden Herzrhythmusstör. u. Synkopen.<br />
Toleranzentw./ Kreuztoleranz (Vermeid. hoher kontinuierl.<br />
Dos.).Hinw.: Bei KHK-Pat. durch Hypoxämie<br />
Ischämie mögl.Wechselw. u. Dos.: Siehe Fach- und<br />
Gebrauchsinformation. Stand: Feb. 2003