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Nanomaterialien - GreenTech Germany

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Nanotechnologie als ethische Herausforderung 235<br />

<br />

den, obwohl sie möglicherweise nicht minder bedrohlich sind. 221 Der «einseitige<br />

Fokus auf ein Risiko kann folglich […] potentiell ein anderes inakzeptables<br />

Risiko unreguliert oder zumindest vernachlässigt lassen». 222<br />

Zweitens wird dem Vorsorgeprinzip vorgehalten, dass es eine einseitige<br />

Risikostrategie sei. Denn es bringe Lösungen hervor, die zwar adäquat<br />

sind im Lichte des konkret angegangenen Risikos; damit sei jedoch lange<br />

nicht ausgeschlossen, dass Effekte bestehen können, die eine Drittrisikokonstellation<br />

negativ beeinflussen.<br />

Sandin et al. halten dieser Kritik entgegen, dass die mangelnde Berücksichtigung<br />

von Systemeffekten in der Tat ein Fehler sei. Dieser Fehler gehe jedoch weniger<br />

auf eine konzeptionelle Schwäche des Vorsorgeprinzips zurück, als auf eine<br />

schlechte Implementierung des Prinzips. 223 Denn das Vorsorgeprinzip schliesst<br />

nicht per se aus, ein Risiko in einen breiteren Kontext einzubetten und die Auswirkungen<br />

auf andere Politikfelder zu berücksichtigen.<br />

Als zweiter Hauptkritikpunkt am Vorsorgeprinzip wird vorgebracht, dass es zu<br />

einem fehlgeleiteten Einsatz von Ressourcen führe, weil es dazu tendiere, das<br />

angegangene Risiko zu überschätzen. 224 Zur Verdeutlichung dieses Kritikpunkts<br />

verwendet Sunstein (2005) 225 die Unterscheidung zwischen «false negative» und<br />

«false positive». «False negative» bezeichnet eine Situation, in der ex ante<br />

angenommen wird, es bestehe kein Risiko, was sich jedoch rückblickend als<br />

falsch erweist. «False positive» meint hingegen die umgekehrte Situation, in der<br />

fälschlicherweise davon ausgegangen wurde, es drohe ein Risiko. Bei «false<br />

negative» tritt also ein Schaden ein, der vermeidbar gewesen wäre, während bei<br />

«false positive» Schutzvorkehrungen getroffen werden, die sich nachträglich als<br />

unnötig erweisen. Kritiker des Vorsorgeprinzips weisen an dieser Stelle darauf<br />

hin, das Prinzip führe zu einer Überstrapazierung der «False-positive»-Situation<br />

und werfen die Frage auf, weswegen dem damit verbundenen fehlgeleiteten<br />

Ressourceneinsatz per se eine geringere Bedeutung zukommen solle als der<br />

Vermeidung einer möglichen Gefahr. 226<br />

221<br />

222<br />

223<br />

224<br />

225<br />

226<br />

Siehe dazu bereits Cross 1996, S. 862.<br />

Rath (2008), S. 133.<br />

Sandin et al., zit. nach Rath (2008), S. 139 f.<br />

Siehe dazu auch Shrader-Frechette (1991), S. 129 f.<br />

Sunstein (2005), S. 56 ff.<br />

Siehe Rath (2008), S. 136.<br />

TA-Swiss (Hrsg.): <strong>Nanomaterialien</strong> © vdf Hochschulverlag 2013

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