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Chancen und Risiken von<br />

<strong>Gender</strong> Mainstreaming<br />

<strong>Gender</strong> Mainstreaming ist eine relativ neue Strategie der Gleichstellungspolitik, weshalb es einer kritischen Betrachtung<br />

hinsichtlich der sich dadurch eröffnenden Chancen und Risiken sowie der Vor- und Nachteile gegenüber bisheriger<br />

Konzepte unterliegt.<br />

Skepsis wird gerade auch von gleichstellungspolitisch Engagierten geäußert. Ihre Befürchtungen liegen darin, dass<br />

<strong>Gender</strong> Mainstreaming nur ein neues Schlagwort bleiben könnte, unter dessen Deckmantel ein gegeneinander<br />

Ausspielen „alter“ und „neuer“ Konzepte stattfindet. In der Folge könnten bisherige Errungenschaften der Frauenpolitik<br />

abgebaut werden, ohne dass durch eine ernsthafte Umsetzung der neuen Strategie substanziell neue Impulse gesetzt<br />

würden.<br />

Eine weitere Sorge liegt in der Komplexität der Strategie <strong>Gender</strong> Mainstreaming begründet. Die Umsetzung von <strong>Gender</strong><br />

Mainstreaming erfordert grundlegende Veränderungen in einer Organisationsstruktur und -kultur. Es wird befürchtet,<br />

dass sich der Umsetzungselan rasch in Erklärungen und Informationsarbeit erschöpfen könnte, ohne dass tatsächliche<br />

Änderungen stattfinden. In Frage gestellt wird dabei generell, inwieweit männlich geprägte Organisationen und<br />

Institutionen überhaupt bereit und fähig zu einer gleichstellungsorientierten Selbsttransformation sind. Hinzu kommt,<br />

dass bei <strong>Gender</strong> Mainstreaming als Top-Down-Strategie gerade das Engagement der Führungsebene gefordert ist, die<br />

durchwegs männlich besetzt und nicht selten mit großem Beharrungsvermögen ausgestattet ist.<br />

Zudem wird <strong>Gender</strong> Mainstreaming manchmal als allzu „technokratischer“ oder „bürokratischer“ Ansatz kritisiert, bei<br />

dem sich das politische Ziel der Gleichstellung leicht in der Bürokratie von Checklisten und Kriterien verliere.<br />

zum Weiterlesen<br />

In der ☛ Literaturdatenbank auf www.gem.or.at finden Sie unter dem Stichwort „Kritisches zu <strong>Gender</strong><br />

Mainstreaming“ Texte, die sich reflektiert und kritisch mit dem Thema <strong>Gender</strong> Mainstreaming auseinandersetzen.<br />

Ein Großteil der Befürchtungen und Kritik bezieht sich auf die Umsetzungspraxis von <strong>Gender</strong> Mainstreaming, weniger<br />

auf das Konzept an sich. Gerade deshalb ist es wichtig, sich immer wieder die Risiken vor Augen zu führen, um die<br />

Chancen nützen zu können.<br />

Die Chancen von <strong>Gender</strong> Mainstreaming liegen darin, dass die Gleichstellungspolitik auf eine breitere Basis gestellt<br />

wird, sowohl was die AkteurInnen, die Themen und Zielsetzungen als auch die Umsetzungsbemühungen betrifft.<br />

Gleichstellungspolitik könne damit aus dem bisherigen „Nischendasein“ hervorgeholt werden und eine viel weitreichendere<br />

Wirkung entfalten, so die Hoffnungen. Eine Chance liegt dabei auch in dem transformativen Charakter von <strong>Gender</strong><br />

Mainstreaming zur nachhaltigen Veränderung von Entscheidungsprozessen und Organisationskulturen auf institutioneller<br />

Ebene sowie von Strukturen und Rahmenbedingungen auf sozioökonomisch-gesellschaftlicher Ebene.<br />

Ob sich die Befürchtungen bewahrheiten oder sich die in <strong>Gender</strong> Mainstreaming gesetzten Hoffnungen erfüllen lassen,<br />

wird letztlich die Praxis zeigen und hängt entscheidend vom politischen Willen zur Veränderung sowie von der<br />

Ernsthaftigkeit und dem Engagement bei der Umsetzung ab.<br />

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