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Handbuch Grundstufe" als PDF-Datei - Schule ohne Rassismus

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Autorinnen und<br />

Autoren<br />

Konzeption: Sanem Kleff<br />

Redaktion: Eberhard Seidel<br />

Hermann-Josef Fohsel<br />

Autorinnen und Autoren : Sigrid Baumgardt<br />

Andreas Berzborn<br />

Hermann-Josef Fohsel<br />

Martin Ganguly<br />

Martin Greve<br />

Sanem Kleff<br />

Onur Kömürcü<br />

Günter Langer<br />

Mechthild Lensing<br />

Evelin Lubig-Fohsel<br />

Antje Pfeffer<br />

Anja Tuckermann<br />

Sira Ulrich<br />

Gerhard Weil<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | AUTORINNEN<br />

AUTORINNEN


AUSZEICHNUNGEN<br />

AUSZEICHNUNGEN<br />

Jugendkulturpreis NRW (1996 + 1998)<br />

der Landesarbeitsgemeinschaft<br />

Kulturpädagogische Dienste<br />

Jugendkunstschulen NRW e.V.<br />

Förderpreis Demokratie leben (1997 + 1999)<br />

des Deutschen Bundestages<br />

CIVIS-Preis (1997)<br />

des WDR Köln<br />

Aachener Friedenspreis (1997)<br />

vom gleichnamigen Verein<br />

Heinrich-Bußmann-Preis (1997)<br />

der SPD Lünen<br />

Bremer Solidaritätspreis (1998)<br />

des Senats der Hansestadt<br />

das Auswärtige Amt (1998)<br />

würdigte die Arbeit von ActionCourage e.V.<br />

mit der Menschenrechts-Briefmarke<br />

Buber-Rosenzweig-Medaille (2001)<br />

des Koordinierungsrates der Gesellschaft<br />

für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit<br />

Botschafter der Toleranz (2004)<br />

Bündnispreis für Engagement und Zivilcourage<br />

vom Bündnis für Demokratie und Toleranz<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | AUSZEICHNUNGEN<br />

Wir freuen uns, euch mitteilen zu können, dass das „Bündnis<br />

für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und<br />

Gewalt“ das Projekt „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT<br />

Courage“ (SOR-SMC) mit dem Titel „Botschafter der Toleranz“<br />

geehrt hat. Damit würdigt der im Jahre 2000 durch<br />

die Bundesminister des Inneren und der Justiz gegründete<br />

Zusammenschluss von Organisationen und Initiativen das<br />

Engagement von Zehntausenden von Schülerinnen und<br />

Schülern an nunmehr über 220 <strong>Schule</strong>n im ganzen<br />

Bundesgebiet, die sich für ein tolerantes Miteinander und<br />

für den Respekt verschiedener Kulturen einsetzen und aktiv<br />

gegen Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Diskriminierung<br />

eintreten.<br />

Wir danken allen Partnerinnen und Partnern, Lehrerinnen<br />

und Lehrern, Patinnen und Paten und besonders den Schülerinnen<br />

und Schülern für ihren großen Einsatz.


Vorwort<br />

Grußwort<br />

Teil A<br />

Über das Projekt<br />

Einführung<br />

<strong>Schule</strong> Ohne <strong>Rassismus</strong><br />

In Europa<br />

Belgien<br />

Niederland<br />

Österreich<br />

Spanien<br />

<strong>Schule</strong> Ohne <strong>Rassismus</strong> in<br />

Deutschland<br />

Selbstverständnis<br />

10 Schritte<br />

Initiativgruppen bilden<br />

Schulorganisation und<br />

Schülerrechte<br />

Kooperation mit LehrerInnen<br />

Tipps zum Sponsoring<br />

Patinnen und Paten<br />

Landeskoordinationen und PartnerInnen<br />

Teil B<br />

Diskriminierung<br />

Gewalt und Mobbing<br />

• Konfliktlotsen<br />

• Rootswork<br />

• Faustlos<br />

• Literatur<br />

Diskriminierung aufgrund der Herkunft<br />

• Vergleiche<br />

• Woher kommst du?<br />

• Neugier auf das Fremde<br />

• Literatur<br />

Diskriminierung aufgrund körperlicher<br />

Merkmale<br />

• Fremde werden Freunde<br />

• Initiative Schwarze Menschen<br />

• Behinderung<br />

• Literatur<br />

INHALTSVERZEICHNIS<br />

Diskriminierung aufgrund des Geschlechts<br />

• Mädchen brav /Jungen wild<br />

• Wer übernimmt die Aufgaben<br />

• Mädchen /Jungen in der Werbung<br />

• Vorteile /Nachteile<br />

• Meinungen über Mädchen /Jungen<br />

• Wie soll ein Junge /Mädchen sein<br />

• Manchmal möchte ich<br />

• Nichts für Mädchen<br />

• Besser wissen<br />

• Dam<strong>als</strong><br />

• Rollentausch<br />

• Wenn Mädchen ...<br />

• Literatur<br />

Diskriminierung aufgrund sexueller<br />

Orientierung<br />

• Ganz normal anders<br />

• Aufklärungsprojekt Lambda<br />

• Dunkelziffer<br />

• Medienwerkstatt<br />

• Theaterpädagogische Werkstatt<br />

• Literatur<br />

Diskriminierung aufgrund religiöser<br />

Orientierung<br />

• Unterrichtsmaterial Judentum etc.<br />

• Judentum<br />

• Christentum<br />

• Islam<br />

• Die Linde<br />

• Literatur<br />

Antisemitismus<br />

• Literatur<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

• Literatur<br />

Rechtsextremismus<br />

• Literatur<br />

Teil C<br />

Was tun?<br />

• Kinderrechtskonvention<br />

• Blindekuh<br />

• KidsCourage<br />

• Methoden: Trainings-, Plan- und<br />

Rollenspiele<br />

• Das bin Ich- Das sind Wir 1<br />

• Eine Welt der Vielfalt<br />

• Life<br />

• Art Box<br />

Theater<br />

• Wir sind alle gleich<br />

• Lebendes Foto<br />

• Impuls Theater<br />

• Forum-Theater<br />

• Wahrnehmung<br />

• Schultheater der Länder<br />

• Literatur<br />

Musik und Tanz<br />

• Rhythmisches Erzählen<br />

• Literatur<br />

Literatur<br />

• Schreibwerkstatt<br />

• Konzept lesen und spielen<br />

• Literatur<br />

Film und Video<br />

Fotografie<br />

• Konfliktgeschichten<br />

• Bilder machen Bilder<br />

• Gewaltiges Standbild<br />

Bildende Kunst<br />

• Innen und Außen<br />

• Skulpturenbau<br />

Spiele<br />

•Nyakua<br />

• Ende<br />

•Adi<br />

• Literatur<br />

Sport<br />

• Capoeira<br />

• Fussball <strong>ohne</strong> <strong>Rassismus</strong><br />

• Different Roots<br />

• FARE-Online<br />

Teil D<br />

Anhang<br />

Sonstige Adressen<br />

• Gewalt gegen Kinder<br />

• Internetlinks<br />

• Autorinnen und Autoren<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | INHALT<br />

INHALT


Foto: transit/Polentz<br />

Liebe Pädagoginnen<br />

und Pädagogen,<br />

das Grundanliegen des Projektes „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> –<br />

<strong>Schule</strong> MIT Courage“ ist es Schülerinnen und Schüler, die sich<br />

gegen jede Form von Diskriminierung einsetzen wollen, zu<br />

unterstützen.<br />

Wir geben keine festen Themenkataloge vor, sondern setzen<br />

vielmehr darauf, dass die <strong>Schule</strong>n selbst am besten wissen,<br />

welches Thema sie gerade ganz besonders interessiert, und in<br />

welcher Form sie sich damit auseinandersetzen wollen.<br />

In der Praxis bewährt sich diese Herangehensweise sehr erfolgreich.<br />

Jede SOR-SMC-<strong>Schule</strong> und jede Klasse entwickelt zu<br />

dem von ihr gewünschten Zeitpunkt Ideen zu konkreten Aktivitäten:<br />

Die eine führt einen Projekttag zum Thema Diskriminierung<br />

von Flüchtlingen durch, eine andere beschäftigt sich<br />

aus gegebenem Anlass mit sexistischen Bemerkungen gegenüber<br />

Mädchen. Mal wird ein Zeitzeuge eingeladen, um sich<br />

mit der menschenverachtenden Ideologie des Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

oder dem Antisemitismus zu befassen. Es kann auch<br />

naheliegender sein, sich in der Klasse damit zu beschäftigen,<br />

wie verletzend scheinbar harmlose Hänseleien von Mitschülerinnen<br />

sind, die <strong>als</strong> zu dick, zu dunkelhäutig, zu arm oder einfach<br />

nur <strong>als</strong> zu auffallend gewertet werden.<br />

Sicherlich werden täglich in vielen tausenden von Klassen in<br />

Deutschland so oder ähnlich gestaltete Ansätze praktiziert.<br />

<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage fordert eine<br />

gemeinsame Erklärung aller Schulmitglieder, der Menschenrechtsarbeit<br />

einen besonderen Platz einzuräumen und sich<br />

nicht damit zufrieden zu geben, dass solche Themen in die<br />

engen Zeitfenster von Projekttagen und Schulfesten gedrängt<br />

werden. Vielmehr geht es darum, Menschenrechte und Nicht-<br />

VORWORT<br />

diskriminierung zum festen Bestandteil der täglichen Arbeit<br />

zu machen.<br />

Das vorliegende <strong>Handbuch</strong> gibt nicht nur ausführliche Informationen<br />

über das Projekt, sondern möchte vor allem Anregungen,<br />

Tipps und Hinweise für die kontinuierliche Arbeit geben.<br />

Wir hoffen, dass das <strong>Handbuch</strong> deutlich macht, wie eben gerade<br />

an Grundschulen dieses Anliegen konkret umgesetzt werden<br />

kann und somit viele Pädagoginnen und Pädagogen ermuntert<br />

werden, sich den wichtigen Themen zuzuwenden.<br />

Wenn das <strong>Handbuch</strong> Ihnen dabei die Arbeit erleichtern kann,<br />

hat es sein Ziel erreicht.<br />

Unser Dank gilt allen mitwirkenden Erwachsenen, aber vor allem<br />

den engagierten Schülerinnen und Schülern, deren Aktivitäten<br />

die Grundlage für das <strong>Handbuch</strong> bilden.<br />

Sanem Kleff Eberhard Seidel<br />

Projektleiterin Geschäftsführer<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | VOWORT<br />

VORWORT


Zur Preis-Verleihung der „Buber Rosenzweig-Medaille 2001“ waren es gerade mal 47 <strong>Schule</strong>n, die sich dem Projekt angeschlossen<br />

hatten. Ende 2004 waren bereits über 220 <strong>Schule</strong>n eine „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage“.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE |


Liebe Schülerinnen<br />

und Schüler,<br />

GRUSSWORT<br />

wenn wir einmal die Weltgeschichte betrachten, so entdecken wir, dass die schlimmsten Verbrechen<br />

und das Unglück ganzer Völker deswegen entstanden sind, weil Regierungen und Machthaber andere<br />

Menschen mit ganz bestimmten Eigenschaften benachteiligt, diskriminiert, ja sogar getötet haben.<br />

Stalin hat Millionen von Menschen auf dem Gewissen, weil er in der Sowjetunion die Bauern ausrotten<br />

wollte. Die Nazis haben über sechs Millionen Menschen vergast, weil sie Juden waren. Serbische Soldaten<br />

töteten über zehntausend Muslime in Srebenica, weil diese keine Serben waren. Im Mittelalter<br />

wurden die Menschen auf Scheiterhaufen verbrannt, weil sie einen anderen Glauben hatten <strong>als</strong> die<br />

Kardinäle und Kirchenfürsten. Von einer Milliarde Analphabeten auf der Erde sind 800 Millionen, <strong>als</strong>o<br />

80 Prozent Frauen, weil die Männer in bestimmten Ländern verbieten, dass Mädchen in die <strong>Schule</strong> gehen.<br />

Solche Verbrechen können nur verhindert werden, wenn in der Zukunft alle anerkennen, dass alle Menschen<br />

gleich sind in ihrer Würde und in ihrem Wert und dass Menschen nicht Menschen zweiter Klasse<br />

sind, wenn sie einer anderen Klasse angehören, eine andere Religion haben, ein anderes Geschlecht,<br />

eine andere Hautfarbe haben <strong>als</strong> wir selber.<br />

In der <strong>Schule</strong> müssen alle dafür sorgen, dass niemand aus solchen Gründen ausgegrenzt, ausgelacht,<br />

schikaniert und gemobbt wird. Dafür ist jede und jeder von Euch verantwortlich. Um solche Ziele anzustreben<br />

und durchzusetzen, braucht man vor allem Überzeugung und Mut. Das wünsche ich Euch nicht<br />

nur jetzt, sondern für Euer ganzes Leben.<br />

Euer<br />

Dr. Heiner Geißler<br />

Vorsitzender der AktionCourage e. V.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | GRUßWORT<br />

GRUSSWORT


Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft unterstützt das Projekt<br />

<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage, weil es ein Netzwerk gegen<br />

die Gleichgültigkeit, das Wegschauen und gegen die Leisetreterei in<br />

unserer Gesellschaft ist. Es fordert Jugendliche auf, Courage zu zeigen<br />

und delegiert diese Courage nicht an Andere! Das Projekt bietet Jugendlichen<br />

und Erwachsenen die Möglichkeit, neue Werte in der Zivilgesellschaft<br />

zu entwickeln und somit alle diejenigen Lügen zu strafen, die meinen, unsere heutige Jugend<br />

hätte keine Werte bzw. Ideale. Das Projekt zeigt in hervorragender Weise, dass <strong>Schule</strong> mehr<br />

ist <strong>als</strong> Unterricht und dass Bildung mehr ist <strong>als</strong> ein Wissenskanon. Bildung im Sinne des Projektes<br />

verstanden geht von einem ganzheitlichen Bildungsverständnis aus.<br />

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft unterstützt mit den Landesverbänden weiterhin dieses<br />

gelebte Beispiel gesellschaftlichen Engagements von Jugendlichen und PädagogInnen.<br />

Norbert Hocke<br />

Geschäftsführender Vorstand<br />

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

Eine Aktion von Schülerinnen und Schülern der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel<br />

(Titel SOR-SMC seit Juni 2001)<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE


Extremistische Aktivitäten und Erscheinungen wie Fremdenfeindlichkeit,<br />

Antisemitismus, Rechtsextremismus sind keine<br />

Randprobleme unserer Gesellschaft, sondern alte Phänomene,<br />

die leider noch immer sehr virulent sind. In Deutschland<br />

<strong>als</strong> pluralistischer Einwanderungsgesellschaft treffen die<br />

unterschiedlichsten Lebensweisen, Kulturen, Religionen, Weltanschauungen<br />

und Wertesysteme aufeinander. Um die Akzeptanz<br />

und Neugierde gegenüber dem „Fremden“, dem „Anderen“<br />

und seiner Lebensweisen zu fördern, bedarf es der gezielten<br />

Unterweisung von Kindern und Jugendlichen in der<br />

<strong>Schule</strong>.<br />

Das <strong>Handbuch</strong> „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage“<br />

ist ein Kompendium, das wie ein Kompass durch diesen Dschungel<br />

der extremistischen Erscheinungen führt und hilft, sich dagegen<br />

zur Wehr zu setzen. Es richtet sich überwiegend an LehrerInnen<br />

im Grundschulbereich, aber auch an SchülerInnen.<br />

Im Teil A wird zunächst über die Entstehungsgeschichte des<br />

Projekts <strong>als</strong> solches informiert und es werden die verschiedenen<br />

europäischen Partnerorganisationen, die das Projekt<br />

„<strong>Schule</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Rassismus</strong>“ in ihren Ländern koordinieren, vorgestellt.<br />

Daran anschließend wird ausführlich dargestellt, welche<br />

Schritte man einleiten muss und was man beachten<br />

muss, wenn man eine „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT<br />

Courage“ werden will.<br />

Der Teil B erläutert die verschiedenen Formen von Diskriminierung<br />

und gibt Handlungsanweisungen, wie damit im Unterricht<br />

umgegangen werden kann. Die Vorschläge, die hier<br />

unterbreitet werden, sind subjektiv. Sie sollen der Motivierung<br />

dienen, sich intensiv mit Formen der Diskriminierung und<br />

dem Kampf dagegen auseinander zu setzen und die vorhandenen<br />

Stereotypen zu korrigieren. Dabei sind die einzelnen<br />

ZUM HANDBUCH<br />

Arbeiten mit dem <strong>Handbuch</strong><br />

Beiträge sehr unterschiedlicher Art. Zum einen führen sie in<br />

die diversen Formen der Diskriminierung ein und stellen sie<br />

dar und zum anderen bringen sie konkrete Vorschläge, wie<br />

damit im Unterricht umgegangen werden kann. Dabei verstehen<br />

sich die Beiträge <strong>als</strong> Ideengeber, die zum weiterarbeiten<br />

animieren sollen. Die ausgewählten und zum Teil kommentierten<br />

Bibliografien und Links zu den einzelnen Themen dienen<br />

der Orientierung, um sich im zwischenzeitlich unübersichtlich<br />

gewordenen Dschungel der Sekundärliteratur schnell<br />

zu recht zu finden.<br />

Ist der Teil B doch eher etwas allgemein gehalten, so geht es<br />

im Teil C direkt zur Sache. Die hier vorgestellten Konzepte,<br />

Plan- und Rollenspiele stellen neben der Vermittlung von Informationen<br />

die emotionale und interaktive Erfahrungsdimension<br />

in das Zentrum der Auseinadersetzung mit den Themen<br />

Demokratie und Toleranz. Die kleine Auswahl von entsprechenden<br />

Programmen und Methoden soll zeigen, dass Demokratie<br />

und Toleranz keine leeren Begriffshülsen bleiben, sondern<br />

etwas sind, um das jeden Tag neu gerungen werden<br />

muss.<br />

Der Teil D <strong>als</strong> Serviceteil informiert über Beratungszentren.<br />

Das <strong>Handbuch</strong> ist bewusst <strong>als</strong> Loseblattsammlung konzipiert,<br />

damit es jederzeit mit neuen Adressen, Literaturhinweisen,<br />

weiteren Arbeitsmaterialien und sonstigem zum Thema Diskriminierung<br />

und Menschenrechtsbildung ergänzt werden kann.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE


1. SchülerInnen-Treffen in Thüringen vom 13. bis 15.09.2002 in der EJB Weimar und Durchführung eines open space zum Thema<br />

„Wie schaffen wir in Thüringen einen Schulalltag <strong>ohne</strong> Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Gewalt?“, Moderation Uli Nehls<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE


SOR-SMC ist ein europäisches Projekt.<br />

Die Ursprünge des Projektes liegen in<br />

Belgien. Dort schlossen sich 1988 SchülerInnen,<br />

LehrerInnen und weitere Personen<br />

zusammen und gründeten „Ecoles<br />

sans Racisme“, um dem Erstarken<br />

des rassistischen „Vlaams Blok“ ihr Engagement<br />

entgegenzusetzen.<br />

Die Resonanz auf die Idee war so positiv,<br />

dass auch in den Niederlanden<br />

Interesse geweckt wurde. 1992 übernahm<br />

das „Landesweite Büro zur Bekämpfung<br />

von Rassendiskriminierung“,<br />

LBR, die nationale Koordination des<br />

Projektes „School Zonder Racisme“.<br />

Jetzt meldete sich auch der Nachbar<br />

Deutschland und 1995 wurde das Projekt<br />

von Ralf-Erich Posselt, dem damaligen<br />

Vorstandsmitglied von Aktion Courage<br />

e.V., nach Deutschland geholt. Da<br />

sich der Sitz von Aktion Courage in Bonn<br />

befindet, erfuhren zuerst Schülerinnen<br />

und Schüler in Nordrhein-Westfalen von<br />

dem Projekt. Deshalb wundert es auch<br />

nicht, dass die meisten der ersten ausgezeichneten<br />

40 <strong>Schule</strong>n in NRW liegen.<br />

Anfang 2001 übernahm das Aktion<br />

Courage Vorstandsmitglied Sanem Kleff<br />

die Leitung des Projektes „<strong>Schule</strong> OHNE<br />

<strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage“ und<br />

die Bundeskoordination Deutschland<br />

zog nach Berlin.<br />

Welche <strong>Schule</strong>n dann in welcher Reihenfolge<br />

hinzukamen, könnt Ihr der Lis-<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

<strong>Schule</strong> Ohne <strong>Rassismus</strong><br />

in Europa<br />

te der bislang ausgezeichneten <strong>Schule</strong>n<br />

im Anhang entnehmen. Wie Ihr seht,<br />

gibt es nunmehr in allen Bundesländern<br />

<strong>Schule</strong>n OHNE <strong>Rassismus</strong> und<br />

ständig werden es mehr.<br />

Aber zurück zu den europäischen Partnern:<br />

Nach Deutschland interessierte<br />

sich Österreich für das Projekt. „ARGE<br />

Jugend <strong>ohne</strong> Gewalt und <strong>Rassismus</strong>“<br />

mit Sitz in Graz und ihr Kooperationspartner<br />

die „Asylkoordination“ in Wien<br />

übernahmen die Landeskoordination.<br />

Als bislang jüngstes Land kam Spanien<br />

hinzu. Die „Asamblea de Coorperatión<br />

por la Paz“ mit Sitz in Madrid übernahm<br />

dort die Koordination von „Escuelas<br />

sin racismo“.<br />

Die bisherigen europäischen Partner<br />

möchten in Zukunft nicht nur noch enger<br />

zusammenarbeiten, sondern sind<br />

zuversichtlich, dass sich bald weitere<br />

Länder dem europäischen Netzwerk anschließen<br />

werden.<br />

Auf den folgenden Seiten könnt Ihr<br />

Euch etwas genauer über die bisherigen<br />

europäischen Partner informieren. Natürlich<br />

könnt Ihr auch ganz alleine Kontakt<br />

zu ihnen und den <strong>Schule</strong>n in ihrem<br />

Land aufnehmen. Es lohnt sich bestimmt,<br />

auch mal über den nationalen<br />

Tellerrand zu schauen.<br />

In der jetzigen Fassung der homepage<br />

www.schoolwithoutracism-europe.org<br />

sind noch nicht alle Partner zu finden –<br />

aber das soll sich schon bald ändern.<br />

Internetpräsentation der Europaseite des Projekts<br />

EUROPA<br />

School without Racism – Europe<br />

Rue des Alexiens 37<br />

B – 1000 Brussel<br />

Phone: 0032 2 511 16 36<br />

Fax: 0032 2 503 37 40<br />

e-mail: info@schoolwithoutracism-europe.org<br />

website: www. schoolwithoutracism-europe.org<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

SOR ALS EUROPÄISCHES PROJEKT A


BELGIEN<br />

SOR ALS EUROPÄISCHES PROJEKT A<br />

Ecole sans Racisme<br />

Rue des Alexiens 37<br />

1000 Bruxelles<br />

Tel.: 0032 2 511 16 36<br />

Fax: 0032 2 503 37 40<br />

e-mail: info@ecolesansracisme.be<br />

website: www.ecolesansracisme.be<br />

Belgien war das erste Land in Europa,<br />

in dem das Projekt initiiert wurde. In<br />

Antwerpen schlossen sich LehrerInnen,<br />

SchülerInnen und andere Personen aus<br />

der Bevölkerung zusammen, um neue<br />

Strategien gegen den wachsenden <strong>Rassismus</strong><br />

zu finden. Sie suchten eine<br />

Möglichkeit und einen methodischen<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Ecole Sans Racisme<br />

School Zonder Racisme<br />

in Belgien<br />

School zonder Racisme<br />

Cellebroerstraat 37<br />

1000 Brussel<br />

Tel: 0032 2 511 16 36<br />

Fax: 0032 2 503 37 40<br />

e-mail: info@schoolzonderracisme.be<br />

website: www.schoolzonderracisme.be<br />

Ausgezeichnete <strong>Schule</strong>n Ende 2004: 250<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Ansatz, das Problem des <strong>Rassismus</strong><br />

quer durch alle Bevölkerungsschichten<br />

ins Bewusstsein zu bringen und die<br />

größtmögliche Breitenwirkung zu erzielen.<br />

Welcher Ort schien dafür besser geeignet<br />

<strong>als</strong> die <strong>Schule</strong>? Das ist der Ort, an<br />

dem alle Menschen einen mehr oder<br />

Titelblatt des belgischen <strong>Handbuch</strong>s<br />

weniger großen Teil ihres Lebens verbringen.<br />

Und es ist auch der Ort, an<br />

dem ihr soziales Verhalten und ihre sozialen<br />

Kompetenzen früh geprägt werden.<br />

All dies zusammen und der Wille,<br />

etwas zu tun, rief schließlich 1988 das<br />

Projekt „Ecole Sans Racisme – School<br />

Zonder Racisme“ ins Leben.


ÜBER DAS PROJEKT<br />

School Zonder Racisme<br />

in den Niederlanden<br />

In den Niederlanden wird „<strong>Schule</strong> Ohne<br />

<strong>Rassismus</strong>“, niederländisch „School<br />

Zonder Racisme“ (SZR), vom Landesweiten<br />

Büro zur Bekämpfung von Rassendiskriminierung<br />

(LBR) koordiniert.<br />

Das LBR ist ein landesweites Expertisezentrum<br />

auf dem Gebiet der <strong>Rassismus</strong>bekämpfung.<br />

Neben Recht, Arbeitsmarkt<br />

und Medien sind <strong>Schule</strong> und<br />

Unterricht die wichtigsten Gebiete, auf<br />

denen das LBR tätig ist.<br />

Mit SZR bietet das LBR <strong>Schule</strong>n einen<br />

Rahmen, um antirassistischen und<br />

interkulturellen Unterricht strukturell im<br />

normalen Schulalltag zu verankern. Die<br />

Voraussetzungen, um eine SZR-<strong>Schule</strong><br />

zu werden, sind übrigens die selben wie<br />

in Deutschland. Die <strong>Schule</strong>n können dabei<br />

von einer Vielzahl an Möglichkeiten<br />

und Angeboten des LBR profitieren:<br />

•Für alle <strong>Schule</strong>n, die am Projekt SZR<br />

teilnehmen wollen, gibt es eine SZR-Informationsmappe.<br />

Darin sind viele<br />

Tipps, Materialien und ein nützlicher<br />

Stufenplan, der dabei hilft eine SZR-<br />

<strong>Schule</strong> zu werden.<br />

•Im LBR-Dokumentationszentrum<br />

kann eine große Kollektion an Unterrichts-<br />

und Projektmaterial ausgeliehen<br />

werden. Die Materialien sind sehr unterschiedlich:<br />

von Arbeitsbüchern, Handbüchern<br />

und Unterrichtstipps bis zu Videos<br />

und ganzen Ausstellungen.<br />

•Das LBR-Unterrichtsforum testet Materialien<br />

aus dem Dokumentationszentrum<br />

auf ihren praktischen Wert. Kommentare<br />

und Empfehlungen des Forums<br />

werden auf der Website veröffentlicht.<br />

•Der LBR-Helpdesk informiert und berät<br />

über brauchbare Materialien und<br />

Methoden für LehrerInnen und SchülerInnen.<br />

Auf der Website gibt es eine<br />

speziellen Bereich, in dem Informationen<br />

für SchülerInnen zugänglich präsentiert<br />

werden, sodass sie davon für<br />

Referate und eigene Projekte Gebrauch<br />

machen können.<br />

•In Verbindung mit anderen Organisationen<br />

publiziert das LBR eine Auswahl<br />

an Materialien, die für den Unterricht,<br />

Projektpakete und Reader geeignet sind.<br />

•Das LBR organisiert Meetings und<br />

Workshops, darunter praxis- und themenorientierte<br />

Studientage für LehrerInnen.<br />

•Alle SZR-<strong>Schule</strong>n erhalten kostenlos<br />

alle 2 Monate die Zebra-Wandzeitung, in<br />

der über positive Neuigkeiten in der multikulturellen<br />

Gesellschaft berichtet wird<br />

und auf deren Rückseite ein Poster ist.<br />

•Das Online-Projekt www.tijm.nl, das<br />

durch das LBR mitorganisiert wird, stellt<br />

für LehrerInnen hilfreiche Methoden,<br />

Materialien und Kontaktpersonen für<br />

einen interkulturellen Unterricht in den<br />

<strong>Schule</strong>n.<br />

Am 21 März 2002 startete die kleine<br />

Schwester von SZR das Projekt „Weltschule“,<br />

niederländisch „Wereldschool“,<br />

das in etwas angepasster Form die erfolgreichen<br />

Methoden für Grundschulen<br />

zugänglich macht.<br />

NIEDERLANDE<br />

School Zonder Racisme<br />

LBR<br />

Landelijk Bureau per Bestrijding van Rassendiscriminatie<br />

Schaatsbaan 51<br />

3013 AR Rotterdam<br />

Niederlande<br />

Tel: 0031 10 201 02 01<br />

Fax: 0031 10 201 02 22<br />

e-mail: info@lbr.nl<br />

website: www.lbr.nl<br />

Ausgezeichnete <strong>Schule</strong>n Ende 2004: 95<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

A<br />

SOR ALS EUROPÄISCHES PROJEKT


SPANIEN<br />

SOR ALS EUROPÄISCHES PROJEKT A<br />

Escuela sin Racismo<br />

Asamblea de Cooperación por la Paz<br />

C/ Santa Isabel 15, 2 Drcha<br />

28012 Madrid<br />

España<br />

Tel.: 0034 91 468 04 92<br />

Fax: 0034 91 539 71 41<br />

E-Mail: acpp@acpp.com<br />

Webseite: www.acpp.com<br />

Ausgezeichnete <strong>Schule</strong>n Ende 2004: 50<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Escuelas Sin Racismo<br />

in Spanien<br />

Eine der ersten Titelverleihungen an einer spanischen ESR-<strong>Schule</strong>, bei der noch das holländische Schild übergeben wurde.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Für Escuelas Sin Racismo (ESR) sind die<br />

größten Probleme in der spanischen Gesellschaft<br />

der <strong>Rassismus</strong>, die Diskriminierung<br />

und Ausgrenzung und nicht die<br />

Einwanderer oder Asylsuchenden selbst.<br />

ESR sagt klar: Das Problem ist der <strong>Rassismus</strong>,<br />

die Diskriminierung – und vor<br />

allem die Tatsache, dass die Migranten<br />

in Spanien, Belgien und ganz Europa<br />

nicht die gleichen Rechte haben.<br />

Wie arbeitet das Projekt ESR in diesem<br />

Kontext? Im Zentrum der Arbeit steht<br />

die wissenschaftliche Information über<br />

Migranten und <strong>Rassismus</strong>. Das Wissen<br />

über andere Kulturen wird aber nicht<br />

nur auf der gedanklichen Ebene vermittelt,<br />

sondern auch dadurch, dass<br />

sich die ganze <strong>Schule</strong> an Initiativen zur<br />

interkulturellen Gesellschaft beteiligt.<br />

Durch die sinnliche Erfahrung soll eine<br />

Sensibilisierung des Themas <strong>Rassismus</strong><br />

und Diskriminierung stattfinden.<br />

Foto: PAZ


ÜBER DAS PROJEKT<br />

<strong>Schule</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Rassismus</strong><br />

in Österreich<br />

Die „ARGE Jugend <strong>ohne</strong> Gewalt<br />

und <strong>Rassismus</strong>“ und ihr Kooperationspartner<br />

„asylkoordination<br />

Österreich“ in Wien bauen im<br />

Projekt <strong>Schule</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Rassismus</strong><br />

auf das „Bottom-Up-Prinzip“.<br />

Gemäß dem europäischen Projektmotto<br />

„Von Jugendlichen für<br />

Jugendliche“ betätigen sich<br />

SchülerInnen dabei <strong>als</strong> federführende<br />

AkteurInnen in der Arbeit<br />

zur Verbreitung der europäischen<br />

Leitwerte der Demokratie,<br />

der interkulturellen Verständigung<br />

und der Menschenrechte.<br />

Zielsetzung der ARGE Jugend<br />

<strong>ohne</strong> Gewalt und <strong>Rassismus</strong> ist die Sensibilisierung<br />

und Bewusstseinsbildung<br />

OSTÖSTERREICH<br />

Asylkoordination Österreich<br />

Laoudongasse 52/9<br />

1080 Wien<br />

Tel.: 0043 1 / 532 12 91<br />

Fax: 0043 1 / 532 12 91 20<br />

e-mail: langthaler@asyl.at<br />

webseite: www.asyl.at/sor<br />

Ausgezeichnete <strong>Schule</strong>n Ende 2004: 16<br />

hinsichtlich der Themen <strong>Rassismus</strong>, Migration,<br />

Gewalt, Menschenrechte sowie<br />

jeglicher Formen von Diskriminierung<br />

und Ausgrenzung, Entwicklung<br />

vielfältiger Handlungsalternativen<br />

gegen <strong>Rassismus</strong> und Gewalt und<br />

die Erprobung gewaltfreier, verständigungsorientierter<br />

und auf Toleranz<br />

basierender Umgangsformen.<br />

Die asylkoordination Österreich stellt<br />

Unterrichtsmaterialien und Projektmodule<br />

zur Verfügung. Dabei wird<br />

auf ein dichtes Netzwerk von Organisationen<br />

und ReferentInnen zurückgegriffen.<br />

Die Palette reicht dabei<br />

von Vorträgen über Medienworkshops<br />

und Rollenspielen bis zu Besuchen<br />

afrikanischer Jugendlicher an<br />

<strong>Schule</strong>n oder Exkursionen zu Flüchtlingsheimen.<br />

STEIERMARK<br />

ARGE Jugend gegen<br />

Gewalt und <strong>Rassismus</strong><br />

Karmeliterplatz 2/II<br />

8010 Graz<br />

Tel. 0043-316-877 40 58<br />

Fax: 0043-316-877 58 39<br />

Email: arge_jugend@argejugend.at<br />

Webseite: www.argejugend.at<br />

Ausgezeichnete <strong>Schule</strong>n Ende 2004: 31<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

SOR ALS EUROPÄISCHES PROJEKT A


SOR ALS EUROPÄISCHES PROJEKT A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Nach Ablauf der Aktionswoche gegen <strong>Rassismus</strong> an der Städtischen Gemeinschaftshauptschule Alte Geer in Gevelsberg wurden die<br />

Schülerinnen und Schüler <strong>als</strong> Botschafter der Toleranz ausgezeichnet. Diesen Ehrentitel erhielten sie von MitschülerInnen und LehrerInnen<br />

zugesprochen, weil sie sich in besonderem Maße für die Ziele ihrer <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> einer <strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT<br />

Courage eingesetzt haben. Weitere Informationen über die Aktion, die auch in der Schülerzeitung veröffentlicht wurde, sind nachzulesen<br />

unter: http://ghs.alte-geer.bei.t-online.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A


ÜBER DAS PROJEKT<br />

<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong><br />

in Deutschland<br />

Wer jetzt Lust bekommen hat,<br />

seine <strong>Schule</strong> ebenfalls dem Netz<br />

der <strong>Schule</strong>n Ohne <strong>Rassismus</strong> anzuschließen,<br />

möchte bestimmt<br />

genauer wissen, welche Schritte<br />

dafür notwendig sind.<br />

Dieses <strong>Handbuch</strong> informiert Euch umfassend<br />

über alle notwendigen Schritte.<br />

Ansonsten könnt Ihr weitere „Start-Infos“<br />

bei der Bundeskoordination bestellen<br />

und sie gegebenenfalls an andere<br />

<strong>Schule</strong>n weitergeben.<br />

Wenn Ihr an Eurer <strong>Schule</strong> das Projekt<br />

starten wollt, empfehlen wir Euch, unter<br />

Euren Mitschülerinnen und Mitschülern<br />

nach Mitstreiterinnen und Mitstreitern<br />

zu suchen und eine „Initiativ-Gruppe<br />

SOR-SMC“ zu gründen. Diese Gruppe<br />

kann sich dann überlegen, in welcher<br />

Form und bei welchen Anlässen das<br />

Projekt an Eurer <strong>Schule</strong> bekannt gemacht<br />

wird. Manche Initiativgruppen<br />

nutzen dafür Schulfeste oder Projektwochen.<br />

Andere erstellen einen Flyer und<br />

bieten in den Klassen Informationsgespräche<br />

an. Aber wenn erst einmal engagierte<br />

Schülerinnen und Schüler der<br />

Initiativgruppe die Köpfe zusammen<br />

stecken, werdet Ihr bestimmt eine für<br />

Eure <strong>Schule</strong> geeignete Form finden.<br />

Welche Möglichkeiten Ihr habt, um das<br />

Projekt dem Kollegium und den Eltern<br />

Eurer <strong>Schule</strong> vorzustellen, wird Euch in<br />

den folgenden Kapiteln noch ausführlicher<br />

dargestellt.<br />

Titelverleihung am 30.04.2005 an der Grundschule Pannesheide<br />

durch den Landeskoordinator Uli Schulze von der LK NRW.<br />

Erst wenn alle das Projekt kennen,<br />

könnt Ihr mit dem Sammeln der Unterschriften<br />

beginnen. Mindestens 70 Prozent<br />

aller Personen, <strong>als</strong>o der SchülerInnen,<br />

LehrerInnen, Schulleitung und sonstigen<br />

MitarbeiterInnen, müssen dem<br />

Selbstverständnis von SOR-SMC mit ihrer<br />

Unterschrift zustimmen. In der Anlage<br />

findet Ihr sowohl die Kopiervorlage<br />

für das Selbstverständnis <strong>als</strong> auch die<br />

Unterschriftenliste.<br />

Jetzt füllt Ihr den beiliegenden Aufnahmeantrag<br />

aus und schickt ihn an die<br />

Bundeskoordination, die Euch dann eine<br />

Anerkennungsbestätigung ausstellt. Nun<br />

wird es Zeit, Euch eine Patin oder einen<br />

Deutschland<br />

<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong><br />

<strong>Schule</strong> MIT Courage<br />

Bundeskoordination<br />

Ahornstr. 5<br />

10787 Berlin<br />

Tel.: 030 / 21 45 86 – 0<br />

Fax: 030 / 21 45 86 20<br />

schule@aktioncourage.org<br />

www.aktioncourage.org<br />

www.sor-berlin.de<br />

Ausgezeichnete <strong>Schule</strong>n Ende 2004: 222<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A


SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Titelverleihung Georg-Büchner-Oberschule (August 2002) mit Ono von den Brother Keepers, den Paten der <strong>Schule</strong>.<br />

Paten zu suchen. Dies kann eine Person<br />

des öffentlichen Lebens oder sogar eine<br />

Institution sein. Genaueres darüber erfahrt<br />

Ihr im folgenden Kapitel.<br />

Der Titel SOR-SMC wird Eurer <strong>Schule</strong> im<br />

Rahmen eines feierlichen Festaktes und<br />

in Anwesenheit der Patin oder des Paten<br />

durch die Bundeskoordination oder<br />

die Landeskoordination übergeben. Da<br />

es erfahrungsgemäß nicht einfach ist,<br />

einen für alle Beteiligten geeigneten<br />

Termin zu finden, solltet Ihr diesen<br />

rechtzeitig zwischen Eurer Schulleitung,<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

der Bundeskoordination und weiteren<br />

Gästen absprechen.<br />

Da auch die Medien ein wichtiger Partner<br />

Eurer <strong>Schule</strong> sein werden, ist es sinnvoll,<br />

auch mit ihnen frühzeitig Kontakt<br />

aufzunehmen, sie über den Charakter<br />

der Veranstaltung zu informieren und<br />

feste Absprachen mit ihnen zu treffen.<br />

All das hört sich nicht nur nach viel Organisations-<br />

und Koordinationsarbeit<br />

an, sondern ist es auch. Aber die<br />

Bundeskoordination wird Euch jederzeit<br />

mit Tipps und Hinweisen unterstützen.<br />

Also zögert nicht, Euch an sie zu wenden.<br />

Ach ja – vergesst auch nicht zu<br />

entscheiden, an welcher Stelle Eures<br />

Schulgebäudes das SOR-SMC-Schild anzubringen<br />

ist. Das Schild wird Euch<br />

rechtzeitig zugeschickt werden. Eine gute<br />

Vorbereitung ermöglicht es, den Festakt<br />

zu einem unvergesslichen Tag an<br />

Eurer <strong>Schule</strong> zu machen.<br />

Foto: Christian von Polentz/transit


�<br />

�<br />

�<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Selbstverständnis<br />

Ich werde mich dafür einsetzen, dass es zu einer<br />

zentralen Aufgabe meiner <strong>Schule</strong> wird, nachhaltige<br />

und langfristige Projekte, Aktivitäten und Initiativen<br />

zu entwickeln, um Diskriminierungen, insbesondere<br />

<strong>Rassismus</strong>, zu überwinden.<br />

Wenn an meiner <strong>Schule</strong> Gewalt, diskriminierende<br />

Äußerungen oder Handlungen ausgeübt werden,<br />

wende ich mich dagegen und setze mich dafür ein,<br />

dass wir in einer offenen Auseinandersetzung mit<br />

diesem Problem gemeinsam Wege finden, uns<br />

zukünftig einander zu achten.<br />

Ich setze mich dafür ein, dass an meiner <strong>Schule</strong> ein<br />

Mal pro Jahr ein Projekt zum Thema<br />

Diskriminierungen durchgeführt wird, um langfristig<br />

gegen jegliche Form von Diskriminierung,<br />

insbesondere <strong>Rassismus</strong>, vorzugehen.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A


SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

�<br />

Als erstes solltet Ihr Euch über das Projekt SOR-<br />

SMC informieren. Dazu könnt Ihr die Start-Info bei<br />

der Bundeskoordination bestellen.<br />

�<br />

Findet unter Euren Mitschülerinnen und Mitschülern<br />

Partner und Freunde, um ein Team zu bilden. Dann<br />

könnt Ihr eine SchülerInneninitiative gründen, die<br />

das Projekt an Eurer <strong>Schule</strong> bekannt macht. Wir<br />

empfehlen, mindestens eine Gruppe von 4 bis 5<br />

SchülerInnen zu bilden.<br />

�<br />

Nun ist es wichtig, in anderen Klassen für die Idee<br />

zu werben. Dazu bieten sich viele Möglichkeiten<br />

an: mit FreundInnen reden, einen Hinweis am Infobrett<br />

anbringen, Info in der SchülerInnenzeitung,<br />

Tagesordnungspunkt in der SchülerInnenvertretung,<br />

Infostand auf dem Schulfest. Jetzt solltet Ihr<br />

auch Eure LehrerInnen um Unterstützung bitten.<br />

�<br />

Wenn alle das Projekt kennen, könnt Ihr mit dem<br />

Sammeln der Unterschriften an Eurer <strong>Schule</strong> beginnen.<br />

Mindestens 70 Prozent aller Personen (SchülerInnen<br />

/ LehrerInnen / MitarbeiterInnen) müssen<br />

dem Selbstverständnis von SOR-SMC zustimmen.<br />

�<br />

Jetzt schickt Ihr die erforderlichen Unterschriften an<br />

die Bundeskoordination. Wir schicken Euch dann eine<br />

Anerkennungsbestätigung.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Schritte zu einer<br />

�<br />

Jetzt wird es Zeit, Euch eine Patin oder einen Paten<br />

zu suchen. Er/sie sollte eine Person des öffentlichen<br />

Lebens, z.B. aus dem Bereich der Medien,<br />

Kunst, Politik oder Sport sein. Die Vorbereitungen<br />

für den festlichen Akt der Titelübergabe sollten<br />

auch beginnen.<br />

�<br />

In dem von Euch in Absprache mit Eurer Schulleitung<br />

gestalteten festlichen Akt wird Eurer <strong>Schule</strong> in<br />

Anwesenheit der Patin/des Paten von der Bundeskoordination<br />

der Titel „SOR-SMC“ verliehen. Somit<br />

seid Ihr Teil eines europaweiten Netzwerkes.<br />

JETZT GEHEN DIE AKTIVITÄTEN ERST RICHTIG LOS<br />

�<br />

Als SOR-SMC sollt Ihr selbst Ideen und Projekte<br />

zum Thema Diskriminierungen und insbesondere<br />

<strong>Rassismus</strong> entwickeln und umsetzen.<br />

�<br />

Unterstützung bekommt Ihr dabei durch die Landeskoordinationen,<br />

unsere KooperationspartnerInnen<br />

und die Bundeskoordination.<br />

�<br />

Wir bitten Euch, uns ein Mal im Jahr einen kurzen<br />

Bericht über die entsprechenden Aktivitäten an Eurer<br />

<strong>Schule</strong> zu schicken.


Foto: Paul Glaser/Privat<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Schulorganisation und<br />

Schülerrechte<br />

Welche Rechte und Möglichkeiten haben SchülerInnen<br />

Um eine „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> –<br />

<strong>Schule</strong> MIT Courage“ zu werden, sind<br />

viele Schul- und Schülerinitiativen wie<br />

Aktionen und Projekte notwendig. Bereits<br />

das Sammeln der Unterschriften<br />

von mindestens 70 Prozent aller SchülerInnen,<br />

Lehrkräften und sonstiger an<br />

der <strong>Schule</strong> arbeitenden Personen erfordert<br />

einen großen zeitlichen und organisatorischen<br />

Aufwand.<br />

Da stellt sich unwillkürlich die Frage, ob<br />

Ihr an Eurer <strong>Schule</strong> <strong>ohne</strong> weiteres solche<br />

Aktivitäten entfalten dürft? Aus<br />

schulorganisatorischer und schulrechtlicher<br />

Sicht lautet die Antwort: Ja! Allerdings<br />

müsst Ihr dabei einiges beachten:<br />

Wenn SchülerInnen, die SOR-SMC an ihrer<br />

<strong>Schule</strong> voranbringen wollen, nicht<br />

selbst Schul- oder Klassensprecher sind,<br />

sollten sie auf Klassen-, Jahrgangs- und<br />

<strong>Schule</strong>bene die gewählten Vertreter in<br />

die Aktionen einbeziehen. Deren Legitimation<br />

gilt nach dem jeweils in dem<br />

betreffenden Bundesland geltenden<br />

Schulverfassungs-, Schulmitbestimmungs-,<br />

Schulmitwirkungsgesetz.<br />

Falls diese SprecherInnen im Einzelfall<br />

keine Lust zur Mitarbeit oder Unterstützung<br />

haben, müssen diese in einer Versammlung<br />

auf der Klassen- oder <strong>Schule</strong>bene<br />

von der Mehrheit gewählt und<br />

beauftragt werden. Dazu müsst Ihr für<br />

die Sache mit Informationen werben,<br />

die Ihr in diesem <strong>Handbuch</strong> findet!<br />

Der Vorteil ist, dass den gewählten<br />

Sprechern in den oben genannten Gesetzen<br />

meist das Informationsrecht an<br />

der <strong>Schule</strong> eingeräumt werden muss.<br />

Das kann pro Monat und pro Klasse eine<br />

Unterrichtsstunde sein. Auf ein derartiges<br />

Recht können sich nicht gewählte<br />

SchülerInnen dagegen nicht berufen.<br />

Sind sie aber über das Projekt SOR-SMC<br />

besser informiert <strong>als</strong> die gewählten VertreterInnen,<br />

so können diese ihnen<br />

während der Informationsstunde das<br />

Rederecht abtreten.<br />

Selbstverständlich dürfen SchülerInnen<br />

auch im Auftrag der gewählten SchülervertreterInnen<br />

Unterschriften für SOR-<br />

SMC sammeln und auf Flugblättern Informationen<br />

verteilen. Keine Probleme<br />

sollten auch Aushänge und Infos an<br />

den Mitteilungsbrettern der SchülervertreterInnen<br />

machen, sofern diese den<br />

jeweiligen Aushang genehmigen.<br />

Besser sind natürlich gemeinsame Absprachen<br />

zwischen der SchülerInnenvertretung,<br />

den Lehrkräften auf Klassenebene<br />

und der Schulleitung über die<br />

Projektideen. Erfahrungsgemäß ist es<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A


SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A<br />

Plakataktion am Leon-Foucault-Gymnasium<br />

Hoyerswerda / Sachsen (Titelverleihung<br />

November 2003)<br />

normalerweise nicht schwer, Lehrkräfte<br />

und Schulleitung vom Sinn und der Notwendigkeit<br />

der Aktion SOR-SMC zu<br />

überzeugen. Schwierigkeiten kann es<br />

allerdings dann geben, wenn die Lehrkräfte<br />

das Projekt zwar grundsätzlich<br />

begrüßen, aber auf die große Stofffülle<br />

in den Rahmenplänen verweisen, die<br />

selbst die gut gemeintesten Projekte<br />

leider verbietet.<br />

In diesem Fall muss sich die SchülerInnenvertretung<br />

auf eine schwierige Diskussion<br />

gefasst machen, die Euch allerdings<br />

nicht entmutigen sollte. Denn in<br />

den „Schulverfassungsgesetzen“ steht<br />

üblicherweise, dass die SchülerInnen<br />

ihrem Alter entsprechend über die<br />

Unterrichtsplanung durch ihre Lehrkräfte<br />

zu informieren und im Rahmen der<br />

geltenden Vorschriften an der Gestaltung<br />

des Unterrichts und der sonstigen<br />

schulischen Veranstaltungen zu beteiligen<br />

sind. Außerdem ist meist im Schulgesetz<br />

auch die Tendenz festgehalten,<br />

dass in Fragen der Auswahl des Lehrstoffes,<br />

der Bildung von Schwerpunkten,<br />

der Reihenfolge einzelner Themen<br />

und der Anwendung bestimmter Unterrichtsformen<br />

den SchülerInnen Gelegenheit<br />

zu Vorschlägen und Aussprachen<br />

zu geben ist. Sollten die Lehrkräfte<br />

Euere Vorschläge ablehnen, müssen<br />

sie dafür eine Begründung liefern. Solche<br />

oder ähnliche Passagen finden sich<br />

in vielen Schulverfassungsgesetzen unter<br />

dem Stichwort „Beteiligung der<br />

Schüler“.<br />

In den Fächern Deutsch, Geschichte/Gemeinschaftskunde,<br />

Politische Weltkunde<br />

aber auch in Religion/Ethik/Philosophie,<br />

Erdkunde, Biologie, Kunst und<br />

Musik lassen sich mühelos Aspekte aus<br />

SOR-SMC aufgreifen und in den Unterricht<br />

integrieren. Besser sind natürlich<br />

fächerübergreifende Projekte, die mit<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

mehreren Lehrkräften geplant und<br />

durchgeführt werden können. Optimal<br />

wären Aktionen, an denen sich die ganze<br />

<strong>Schule</strong> mit allen Klassen und allen<br />

Lehrkräften beteiligt.<br />

Wenn allerdings bei den Lehrkräften<br />

wenig Bereitschaft besteht, müsst Ihr<br />

den mühseligen Weg über die einzelnen<br />

Schulklassen und Fächer gehen,<br />

um die Inhalte, Projekte und Aktionen<br />

so im Schulalltag zu verankern, bis die<br />

Mehrheiten für eine Teilnahme der<br />

<strong>Schule</strong> an SOR-SMC reichen. Habt Ihr<br />

aber erst einmal die 70 Prozent der<br />

Unterschriften gesammelt und euch damit<br />

auf die Grundsätze einer SOR-SMC<br />

verpflicht, ist ein großer Sieg errungen<br />

und die Weiterführung gesichert.<br />

Aber auch wenn das Schuljahr schon<br />

lange läuft und die SchülerInnenbeteiligung<br />

bei der Unterrichtsplanung zeitmäßig<br />

verpasst wurde, bestehen noch<br />

viele Möglichkeiten, Inhalte des Programms<br />

SOR-SMC in die Schularbeit<br />

einzubeziehen. Ein Blick in das <strong>Handbuch</strong><br />

bietet eine Themenfülle, auf die<br />

Ihr Eure LehrerInnen an geeigneter Stelle<br />

freundlich aufmerksam machen<br />

könnt. Wenn dann von einzelnen SchülerInnen<br />

sogar die Bereitschaft besteht,<br />

zum Beispiel Referate, Vorträge, Gemeinschaftsarbeiten<br />

oder Internetrecherchen<br />

zu übernehmen, können sich<br />

die Fachlehrkräfte bei dieser „Umarmungstaktik“<br />

kaum wehren und stimmen<br />

vielleicht Projekten selbst dann zu,<br />

wenn sie sonst auch immer über die<br />

vollen Lehrpläne und die fehlende Zeit<br />

klagen!<br />

Da SchülervertreterInnen nicht nur auf<br />

der <strong>Schule</strong>bene allein wirken, sondern<br />

auch auf Gemeinde-/ Bezirks-/ Kreisoder<br />

Landesebene die SchülerInneninteressen<br />

vertreten sollen, bietet sich<br />

hier bei regulären Treffen oder auch bei<br />

Schulungen eine gute Möglichkeit, die<br />

Ideen und Aktionen von SOR-SMC vorzustellen<br />

und an andere <strong>Schule</strong>n<br />

weiterzugeben.<br />

Wie Ihr sicherlich bemerkt habt, hängt<br />

der Erfolg des Projektes von SOR-SMC<br />

sehr stak von einer überzeugten SchülerInnenvertretung<br />

an der eigenen <strong>Schule</strong><br />

ab – dafür müsst Ihr auf demokratischem<br />

Wege durch Argumente und<br />

Überzeugungskraft, notfalls durch die<br />

Wahl entsprechend motivierter Bewerber,<br />

selbst sorgen. Auch bei diesem<br />

Punkt gilt: Fairness und die Einhaltung<br />

demokratischer Regeln. Denn die besten<br />

Absichten verlieren ihren Glanz und<br />

ihren moralischen Anspruch, wenn sie<br />

mit unfairen oder undemokratischen<br />

Mitteln durchgesetzt werden. Im<br />

schlechtesten Fall kann das auch einmal<br />

bedeuten, dass Ihr Euch bei der<br />

Mehrheit Eurer MitschülerInnen und<br />

den gewählten Vertretern mit den Ideen<br />

von SOR-SMC nicht durchsetzen könnt.<br />

Ein Misserfolg bedeutet aber noch lange<br />

nicht, dass man es zu einem späteren<br />

Zeitpunkt nicht noch einmal versuchen<br />

kann.<br />

Foto: Leon-Foucault-Gymnasium Hoyerswerda/Sachsen


Fotos: Leonhard Lehmann<br />

LehrerInnenseminar<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Kooperation mit LehrerInnen<br />

Alles geht besser mit LehrerInnen<br />

<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT<br />

Courage ist ein Projekt von Schülerinnen<br />

und Schülern. Das bedeutet, Ihr<br />

nehmt die Initiative in die Hand, Ihr organisiert<br />

die Sammlung der Unterschriften<br />

und nur wenn Ihr es wollt und<br />

Euch dafür einsetzt, wird Eure <strong>Schule</strong><br />

den Titel erhalten. Eure Rolle endet<br />

allerdings nicht mit der Titelverleihung.<br />

Nun seid Ihr diejenigen, die Themen vorschlagen,<br />

Ideen einbringen, Projekte entwickeln<br />

und diese auch umsetzen. Dabei<br />

lernt Ihr, Euch geeignete Unterstützung<br />

von Partnern des Projektes zu holen.<br />

Wenn es auch auf Euer Engagement ankommt,<br />

bedeutet dies jedoch nicht,<br />

dass es ein Projekt <strong>ohne</strong> Lehrerinnen<br />

und Lehrer ist. Ganz im Gegenteil. Es ist<br />

wichtig, den Kontakt zu ihnen herzustellen<br />

und zu einem begeisterten Engagement<br />

zu motivieren.<br />

Wenn die Zusammenarbeit zwischen<br />

SchülerInnen und LehrerInnen klappt,<br />

habt Ihr nicht nur viel mehr Möglichkeiten,<br />

Eure Ideen umzusetzen, sondern<br />

Ihr bekommt einerseits tatkräftige<br />

Unterstützung und könnt andererseits<br />

Eure Aktivitäten reibungslos in den<br />

Schulalltag integrieren.<br />

Sicherlich gibt es auch an Eurer <strong>Schule</strong><br />

LehrerInnen, die sich darüber freuen<br />

werden, wenn Ihr sie ansprecht, um<br />

mit ihnen gemeinsam das Projekt umzusetzen.<br />

Und noch eins: Ihr seid nur<br />

für wenige Jahre an Eurer <strong>Schule</strong>, Eure<br />

LehrerInnen aber viel länger. Sie werden<br />

eine wichtige Rolle dabei spielen,<br />

wenn Ihr wollt, dass das Projekt auch<br />

in der nächsten SchülerInnengeneration<br />

weiter geführt werden soll. Sie müssen<br />

schließlich mit entscheiden, ob das Projekt<br />

zum Teil des Schulprofils wird. Und<br />

vor allem: Sie können Euch sowohl praktische<br />

Tipps und Informationen geben<br />

<strong>als</strong> auch bei der Umsetzung begleiten.<br />

Wie sprecht Ihr aber nun die LehrerInnen<br />

an? Vielleicht sprecht Ihr die VertrauenslehrerIn<br />

Eurer <strong>Schule</strong> an, vielleicht<br />

aber auch Eure KlassenlehrerIn<br />

oder geht zur Schulleitung und bittet darum,<br />

das Projekt auf die Tagesordnung<br />

der nächsten Schulkonferenz zu setzen.<br />

Wenn Ihr LehrerInnen für das Projekt gewinnt,<br />

können diese zum Beispiel das<br />

Projekt im Rahmen von Elternabenden<br />

vorstellen und mit dazu beitragen, auch<br />

Eure Eltern zu aktiven Partnern zu machen.<br />

Diese können Euch dann vielleicht<br />

mit Tipps und Ratschlägen unterstützen.<br />

Oder Eltern können Euch mit Sachspenden,<br />

wie z.B. Papier für Plakate, günstige<br />

Druckmöglichkeiten für Einladungen,<br />

Bereitstellen von Stellwänden für Bilderausstellungen<br />

oder einfach durch ihre<br />

Kontakte bei Eurem Anliegen unterstützen.<br />

Vergesst nicht: Je mehr Hilfe<br />

Ihr Euch von außen holen könnt, umso<br />

sicherer werden Eure Vorhaben gelingen.<br />

Welche weiteren Möglichkeiten<br />

Euch offen stehen, um Euer Anliegen in<br />

die schulischen Entscheidungsgremien<br />

zu tragen, könnt Ihr dem Kapitel „Schulorganisatorische<br />

Fragen“ entnehmen.<br />

Natürlich kann es auch sein, dass eine<br />

Lehrerin oder ein Lehrer sich dem Projekt<br />

gegenüber ablehnend verhält. Manche<br />

befürchten, dass die Umsetzung eines<br />

von Euch inhaltlich bestimmten Projektes<br />

den normalen Unterrichtsablauf<br />

stören könnte oder nicht mehr genug<br />

Zeit für die Unterrichtsthemen bleibt.<br />

Dann liegt es wiederum an Euch, mit ihnen<br />

zu sprechen und möglicherweise ihre<br />

Haltung zu verändern. Vor allem:<br />

Nach einer möglichen negativen Reaktion<br />

nicht gleich aufgeben und weitere<br />

LehrerInnen ansprechen.<br />

Helfen Euch all diese Hinweise nicht<br />

weiter, dann habt Ihr ja schon den ersten<br />

Grund Euch an eine der SOR-SMC –<br />

<strong>Schule</strong>n zu wenden und die SchülerInnen<br />

dort zu fragen, wie sie zu einer guten<br />

Zusammenarbeit mit den LehrerInnen<br />

gekommen sind. Immerhin können<br />

diese ja auf eine positive Erfahrung zurückgreifen,<br />

da es ihnen sonst nicht<br />

möglich gewesen wäre, mit ihrer <strong>Schule</strong><br />

den Titel SOR-SMC zu erhalten. Spätestens<br />

jetzt wisst auch Ihr bestimmt, wie<br />

Ihr dieses Vorhaben umsetzen könnt.<br />

Übrigens bieten wir auch Unterstützung<br />

für LehrerInnen an, indem wir Seminare<br />

und Veranstaltungen zu verschiedenen<br />

Themen abhalten. Auch LehrerInnen<br />

können sich <strong>als</strong>o an uns wenden und<br />

finden ein offenes Ohr für ihre Fragen.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A


SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Tipps zum Sponsoring<br />

Liebe Schülerinnen und Schüler,<br />

wenn Ihr Projekte oder Aktionen plant,<br />

dann sind immer irgendwelche Dinge<br />

zu beschaffen, es müssen z.B. Materialien<br />

gekauft oder Reisekosten erstattet<br />

werden, d.h. Ihr habt Ausgaben!<br />

Auf den folgenden Seiten haben wir ein<br />

paar Hinweise zusammengestellt, wie<br />

Ihr auf professionelle Weise Geld von<br />

Firmen und Geschäften in Eurer Nähe<br />

bekommt!<br />

Hier ein kleiner Leitfaden, wie Ihr demnächst<br />

Projekte selbst finanzieren könnt!<br />

Ganz wichtig ist natürlich: Begeistert<br />

Firmen und Betriebe in der Region für<br />

Eure Projekte!<br />

Erstellt eine kleine Mappe mit den notwendigen<br />

Unterlagen und bringt sie<br />

beim Erstgespräch mit…<br />

Wer kommt überhaupt für uns in<br />

Frage…?<br />

Wählt nur die wichtigsten Geschäfte<br />

oder Betriebe aus, fragt z. B. bei:<br />

• Kinos<br />

• Sportartikelgeschäften<br />

• Modeläden wie Benetton, H&M<br />

etc…<br />

• Handy- oder Telefonshops<br />

• Kneipen, Disco’s, McDonald’s etc…<br />

1. Sorgt in Vorgesprächen mit der<br />

Schulleitung dafür, dass diese Firmen<br />

bei Projekten und Events in der<br />

<strong>Schule</strong> ausnahmsweise mal Werbung<br />

machen dürfen!<br />

2. Gebt solchen Geschäften den Vorzug,<br />

die sich für Eure Arbeit interessieren!<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

3. Vielleicht sind Eure Eltern ja selbst<br />

Geschäfts- inhaber oder sie haben<br />

entsprechende Verbindungen…?!<br />

Andere Institutionen oder Personen können<br />

Euch vielleicht auch unterstützen…:<br />

• Eure Stadt hat sicher eine/n Bürgermeister/in!<br />

• Es gibt bestimmt eine Zeitung!<br />

• Ihr habt einen Schulpaten, eine<br />

Schulpatin<br />

• Schreibt Briefe an Künstler und Prominente!<br />

… nutzt solche Kontakte für eure Vorhaben!<br />

Wie sollen wir auftreten<br />

Geht bitte auf keinen Fall mit der ganzen<br />

Klasse in einen Betrieb – zwei bis<br />

drei Leute pro Geschäft sind genug!<br />

Ruft vorher an und lasst Euch einen Termin<br />

geben!<br />

Überlegt Euch vorher Antworten auf<br />

drei wesentliche Fragen:<br />

• Wer sind wir?<br />

• Was ist unser Projektziel?<br />

• Welche Vorteile hat der Betrieb,<br />

wenn er Euch unterstützt?<br />

Was könnt Ihr anbieten?<br />

In der Regel eine ganze Menge!<br />

Argumentationshilfen<br />

Das Geschäft würde sich hinter eine gute<br />

Sache stellen. Die Produkte der Fir-<br />

ma und der Betrieb selbst bekommen<br />

ein positives Immage und werden bekannter.<br />

Das Geschäft bekommt einen<br />

guten Ruf in der Gegend. Das sichert<br />

Kunden und überhaupt: es ist gut und<br />

richtig, wenn ein örtlicher Sponsor klar<br />

Flagge zeigt und sich mit dem Anliegen<br />

der Schülerschaft solidarisch erklärt!<br />

Ist Werbung an der <strong>Schule</strong><br />

überhaupt erlaubt? Wen müssen<br />

wir da vorher fragen?<br />

Eine Idee könnte sein, das Logo von<br />

SOR-SMC auf eine große Platte zu<br />

schrauben und die unterstützenden Firmen<br />

zu bitten, ihre Embleme oder Signets<br />

mit auf dieser Platte zu befestigen?<br />

Ihr müsst vorher unbedingt eure<br />

Schulleitung fragen, sie muss Euren<br />

Plänen zustimmen, erst dann könnt Ihr<br />

solche Angebote machen! Am Übergabetag<br />

könnten Geschäfte oder Firmen<br />

(Eure Partner) einen Stand im Foyer<br />

einrichten. Eure Sponsoren sind Eure<br />

Ehrengäste – kümmert Euch um sie,<br />

sie sollen möglichst mehr <strong>als</strong> einmal<br />

helfen, Ihr solltet „Partner“ werden in<br />

der Sache!<br />

und nun viel Glück bei eurer<br />

Sponsorensuche vor Ort, Eure<br />

Bundeskoordination SOR–SMC


Foto: Privat<br />

Patinnen und Paten<br />

und ihre Rolle im Projekt<br />

Jede <strong>Schule</strong>, die eine „<strong>Schule</strong> OHNE<br />

<strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage“ werden<br />

möchte, braucht eine Patin oder einen<br />

Paten, die die Schirmherrschaft<br />

über das Projekt übernehmen. Ein Blick<br />

auf die vielen, bereits ausgezeichneten<br />

<strong>Schule</strong>n zeigt: Sehr unterschiedliche<br />

und doch namhafte Persönlichkeiten<br />

haben sich bisher <strong>als</strong> Patinnen oder Paten<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Fußballer wie Marco Bode und Michael<br />

Preetz, Politiker wie die rheinland-pfälzische<br />

Kultusministerin Doris Ahnen<br />

oder der Oberbürgermeister von Hannover,<br />

Herbert Schm<strong>als</strong>tieg, aber auch populäre<br />

Musiker wie die Brothers Keepers<br />

und Herbert Grönemeyer sowie<br />

Medienleute wie Ranga Yogeshwar<br />

vom WDR haben sich mit ihrer Patenschaft<br />

dafür entschieden, ein Zeichen<br />

gegen <strong>Rassismus</strong> und Diskriminierung<br />

zu setzen.<br />

Zur Wahl der Paten<br />

Wer die Schirmherrschaft einer „<strong>Schule</strong><br />

OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage“<br />

übernimmt, sollte eine besondere Sensibilität<br />

für die Themen <strong>Rassismus</strong>, Antisemitismus<br />

und Diskriminierung haben.<br />

Deshalb gelten bei der Auswahl der Patin<br />

oder des Paten selbstverständlich<br />

dieselben Regeln wie bei der gesamten<br />

Projektdurchführung. Prominente Personen,<br />

für die die Bekämpfung von <strong>Rassismus</strong><br />

und Diskriminierung mehr <strong>als</strong><br />

ein Lippenbekenntnis ist, bieten sich<br />

deshalb für eine Schirmherrschaft an.<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

„Interkulturelle Bildung gehört immer noch nicht zum Alltag unserer <strong>Schule</strong>n. SOR-SMC fördert<br />

den Dialog, schafft Begegnung und baut damit Ängste ab.“<br />

Öcan Mutlu, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, Bündnis 90 Die Grünen,<br />

Pate der Werner-Stephan-Oberschule Berlin<br />

Habt Ihr Euch erst einmal Gedanken<br />

darüber gemacht, wer für Euch überhaupt<br />

<strong>als</strong> Patin oder Pate in Betracht<br />

kommt, ist es sinnvoll, im nächsten<br />

Schritt in der gesamten Schülerschaft<br />

nachzufragen, ob die „Wunschliste“<br />

mehrheitsfähig ist. Dies kann in Form<br />

einer Umfrage oder durch eine Abstimmung<br />

erfolgen. Erfahrungsgemäß kann<br />

man sich dabei nicht immer sofort auf<br />

eine Einzelperson einigen.<br />

Merke...<br />

•Die Wahl einer Einzelperson hat den<br />

Vorteil, dass es eine direkte Ansprechperson<br />

für Euch gibt.<br />

•Die Wahl mehrerer Paten hat den<br />

Vorteil, dass sich Personen aus unterschiedlichen<br />

gesellschaftlichen Bereichen<br />

für das Projekt einsetzen. Nachteile<br />

können sich allerdings dann ergeben,<br />

wenn Ihr mit den Paten keine klaren<br />

Verantwortlichkeitsbereiche absprecht.<br />

Zur Aufgabe der Paten<br />

Um eine dauerhafte Zusammenarbeit<br />

zwischen der <strong>Schule</strong> und der Patin/dem<br />

Paten sicherzustellen, solltet Ihr Euch<br />

klar werden, was Ihr von der Patin/dem<br />

Paten erwartet. Einen einmaligen „PR-<br />

Auftritt“ während der feierlichen Titelverleihung<br />

oder mehr? Über Eure Erwartungen<br />

an eine Patin, einen Paten solltet Ihr<br />

in der <strong>Schule</strong> diskutieren.<br />

Je nachdem, aus welchem gesellschaftlichen<br />

Bereich die Patin/der Pate<br />

kommt, können sich sehr unterschiedliche<br />

Kooperationsmodelle entwickeln.<br />

Eine Patenschaft aus der Politik<br />

Politikerinnen und Politiker zeichnen<br />

sich nicht selten durch ihre Redekunst<br />

und Überzeugungskraft aus. Sie sind<br />

die Hauptakteure der staatlichen Entscheidungsfindung<br />

und somit große VerantwortungsträgerInnen.<br />

Eine Politikerin<br />

oder einen Politiker <strong>als</strong> Patin/Paten<br />

des Projektes für sich zu gewinnen,<br />

kann, je nachdem was sie oder er zu<br />

dem Thema beiträgt, für freudige Zu-<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A


SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A<br />

stimmung oder aber für kontroverse<br />

Diskussionen sorgen.<br />

Entscheidet Ihr Euch für eine Person aus<br />

der Kommunalpolitik, werden der <strong>Schule</strong><br />

möglicherweise Türen geöffnet, die<br />

der Entwicklung des Projektes nützen.<br />

Eine Patenschaft aus der Kunst,<br />

den Medien und dem Sport<br />

KünstlerInnen, Medienleute und SportlerInnen<br />

sind für viele SchülerInnen<br />

wichtige Identifikationsfiguren. In diesem<br />

Fall solltet Ihr allerdings daran<br />

denken, dass populäre Personen häufig<br />

wenig Zeit für eine dauerhafte Kooperation<br />

haben. Andererseits ist ihre Schirmherrschaft<br />

öffentlichkeitswirksam und<br />

kann die Aufmerksamkeit potentieller<br />

Sponsoren wecken.<br />

Eine Patenschaft aus der<br />

Wirtschaft<br />

Bislang hat sich noch keine <strong>Schule</strong> für<br />

eine Patin oder einen Paten aus dem<br />

Wirtschaftsleben entschieden. Warum<br />

eigentlich? Sollte die Wirtschaft nicht<br />

mehr soziale und gesellschaftliche Verantwortung<br />

übernehmen? Und warum<br />

sollten Firmen künftig nicht mehr Engagement<br />

gegen <strong>Rassismus</strong> zeigen?<br />

Schließlich haben viele Unternehmen<br />

schon längst erkannt, dass sie an der<br />

Entwicklung interkultureller Kompetenzen<br />

nicht mehr vorbeikommen, wollen<br />

sie im globalisierten Wirtschaftsleben<br />

bestehen. Deshalb wird es für die Wirtschaft<br />

immer wichtiger, die Entwicklung<br />

interkultureller Kompetenzen zu unterstützen.<br />

Warum sollte sie damit nicht in<br />

Eurer <strong>Schule</strong> damit anfangen?<br />

Zur Kommunikation mit den Paten<br />

Für eine erfolgreiche Kooperation mit<br />

der Patin/dem Paten ist folgendes zu<br />

beachten:<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Titelverleihung an die Grundschule Sittensen, Niedersachsen am 27.03.2001 durch<br />

SOR-SMC Vertreter Uli Nehls. Pate: Hamburger Sportverein HSV<br />

1. Je früher Ihr anfangt zu suchen, desto<br />

wahrscheinlicher ist es, dass Ihr die<br />

Wunschpatin/den Wunschpaten findet.<br />

2. Es ist ratsam eine verantwortliche<br />

Person aus der Schülerschaft auszuwählen,<br />

die/der sich um die Kommunikation<br />

zwischen Patin/Pate und <strong>Schule</strong><br />

kümmert.<br />

3. Bereits im ersten Gespräch sollte der<br />

möglichen Patin/dem Paten das Anliegen<br />

möglichst genau mitgeteilt werden.<br />

Am besten geschieht dies durch einen<br />

Anruf, ein darauf folgendes Fax oder einen<br />

Brief, in dem alle wichtigen Informationen<br />

über das Projekt zu finden<br />

sind (Startinfo, Dokumentation über<br />

das schulinterne Projekt).<br />

4. Den Termin für die feierliche Titelverleihung<br />

sollte man nach der schriftlichen<br />

Bereiterklärung über die Schirmherrschaft<br />

nach Möglichkeit gemeinsam<br />

mit der Patin/dem Paten und der Referentin/dem<br />

Referenten von „<strong>Schule</strong><br />

OHNE <strong>Rassismus</strong>“ vereinbaren.<br />

5. Um einen reibungslosen Ablauf der<br />

Titelverleihung zu gewährleisten, ist es<br />

sinnvoll, bis zu diesem Termin mit der<br />

Patin/dem Paten in ständigem Kontakt<br />

zu bleiben, um nicht von unvorgesehenen<br />

Terminverschiebungen überrascht<br />

zu werden.<br />

6. Noch während der ersten Absprachen<br />

zwischen der <strong>Schule</strong> und der<br />

Patin/dem Paten sollten die Weichen<br />

für eine langfristige Kooperation, beispielsweise<br />

durch die Vorstellung zukünftiger<br />

Projekte gestellt werden.<br />

Die Bundeskoordination des Projektes<br />

„<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT<br />

Courage“ gibt Euch in dieser Frage gerne<br />

weitere, nützliche Ratschläge.<br />

Foto: Privat


Fotos: Leonhard Lehmann<br />

In den ersten Jahren des Projektes wurden<br />

alle SOR-SMC-<strong>Schule</strong>n in Deutschland<br />

durch die Bundeskoordination betreut.<br />

Je mehr <strong>Schule</strong>n sich dem Netzwerk<br />

anschließen, desto umfangreicher<br />

wird die Nachfrage und kann deshalb<br />

nicht zur Zufriedenheit der <strong>Schule</strong>n von<br />

einem zentralen Büro aus organisiert<br />

werden. Deshalb werden in allen<br />

Bundesländern Landeskoordinationen<br />

aufgebaut. Ende 2003 konnten die<br />

<strong>Schule</strong>n bereits in zehn Bundesländern<br />

auf die Unterstützung ihrer eigenen<br />

Landeskoordination zurückgreifen. Weitere<br />

Landeskoordinationen werden im<br />

Laufe des kommenden Jahres eingerichtet.<br />

Neben der Betreuung der einzelnen<br />

<strong>Schule</strong>n organisieren die Landeskoordinationen<br />

Treffen von Schülerinnen und<br />

Schülern in ihrem Bundesland. Dies erleichtert<br />

eine enge Kooperation unter<br />

den <strong>Schule</strong>n. Oft genug entstehen bei<br />

solchen Treffen die spannendsten Vorschläge<br />

für weitere Projekte. Auch die<br />

Teilnahme an bundes- oder europaweiten<br />

Treffen wird in der Regel über die<br />

Landeskoordinationen organisiert. Alle<br />

Landeskoordinationen sind an staatliche<br />

und nichtstaatliche Einrichtungen<br />

gebunden, die eine hohe Kompetenz im<br />

Bereich Antirassismusarbeit haben. Dazu<br />

gehören Landeszentralen für politische<br />

Bildung, aber auch eine Regionale<br />

Arbeitsstelle für Ausländerfragen, Jugendarbeit<br />

und <strong>Schule</strong>, die Aktion Kin-<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Auswertung der Foren beim „Bundesweites SchülerInnen-Treffen“<br />

Landeskoordinationen und<br />

PartnerInnen<br />

Bundesweites SchülerInnen-Treffen, eine Veranstaltung mit unserem Kooperationspartner,<br />

dem Bündnis für Demokratie und Toleranz, zum Tag der Verfassung am 23. Mai 2003<br />

der- und Jugendschutz, das Pädagogische<br />

Institut – Politische Bildung oder<br />

auch das ARIC Antirassistisches – Interkulturelles<br />

Informationszentrum.<br />

Um die <strong>Schule</strong>n bei der Durchführung<br />

ihrer Projekte zu den unterschiedlichsten<br />

Themen zu unterstützen, ist die Zusammenarbeit<br />

mit einer großen Anzahl<br />

von Partnern unverzichtbar. Manche<br />

von ihnen verfügen über ein bundesweites<br />

Netz, so dass sich jede <strong>Schule</strong><br />

an sie – unabhängig von ihrem Standort<br />

– wenden kann. Dazu gehören die<br />

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft,<br />

die Bundeszentrale für politische<br />

Bildung und die Landeszentralen für politische<br />

Bildung. Andere Partner konzentrieren<br />

sich auf die Arbeit in ihrem<br />

Bundesland, wie z. B. die RAA Brandenburg,<br />

die Europäische Jugend- und Be-<br />

gegnungsstätte Weimar, das Anne-<br />

Frank-Zentrum oder auch das IBIS Interkulturelle<br />

Arbeitsstelle Oldenburg. Die<br />

Liste der Partner wird ständig erweitert,<br />

damit am Ende jede <strong>Schule</strong> standortnah<br />

unterstützt werden kann.<br />

Die Angebote unserer PartnerInnen sind<br />

sehr vielfältig. Ihr Angebot umfasst<br />

Antirassismustrainings für Klassen,<br />

Workshops zu rechter Musik, Seminare<br />

zu Mediation, Beratung bei Projekttagen,<br />

Informationsmaterial zu Antisemitismus,<br />

ReferentInnen zu Frauenrechten,<br />

ModeratorInnen zur Durchführung<br />

eines open space, und noch vieles<br />

mehr.<br />

Im Serviceteil findet Ihr einen Überblick<br />

mit Adressen und weiteren Informationen.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

SOR-SMC IN DEUTSCHLAND A


LANDESKOORDINATIONEN A<br />

BAYERN<br />

Pädagogisches Institut<br />

Politische Bildung /<br />

Gesellschaftliche Schlüsselthemen<br />

Dr. Chong-Sook Kang<br />

Tal 31<br />

80331 München<br />

Tel.: 089 / 23 32 65 47<br />

Fax: 089 / 23 32 19 41<br />

chong-sook.kang@muenchen.de<br />

www.pifwe.muc.kobis.de<br />

BERLIN<br />

SOR-SMC LK Berlin<br />

Silke Oldenburg<br />

Ahornstr. 5<br />

10787 Berlin<br />

Tel.: 030 / 21 45 86 -0<br />

Fax: 030 / 21 45 86-20<br />

schule@aktioncourage.org<br />

www.sor-berlin.de<br />

BRANDENBURG<br />

RAA Brandenburg e.V.<br />

Birgit Funke<br />

Friedrich-Engels-Str. 1<br />

14473 Potsdam<br />

Tel.: 0331 / 74 78 0-0<br />

Fax: 0331 / 74 78 0-20<br />

b.funke@raa-brandenburg.de<br />

www.raa-brandenburg.de<br />

BREMEN<br />

Landeszentrale für politische<br />

Bildung<br />

Karin Schlichting<br />

Osterdeich 6<br />

28203 Bremen<br />

Tel.: 0421 / 361 29 22<br />

Fax: 0421 / 361 44 53<br />

karin.schlichting@lzpb.bremen.de<br />

www.lzpb-bremen.de<br />

MECKLENBURG-<br />

VORPOMMERN<br />

GEW Mecklenburg-Vorpommern<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Lübecker Str. 265a<br />

19059 Schwerin<br />

Tel.: 0385 / 48 52 7- 0<br />

Fax: 0385 / 48 52 7-24<br />

landesverband@mvp.gew.de<br />

www.gew-mv.de<br />

Post an Landeskoordinator:<br />

Alain Raymond<br />

Hauptstr. 5 a<br />

19412 Zahrensdorf<br />

Fax: 038483 / 2 94 52<br />

alain.raymond@arcor.de<br />

NIEDERSACHSEN<br />

Niedersächsisches Ministerium für<br />

Inneres und Sport (MI)<br />

Büro der Ausländerbeauftragten<br />

Marianne Winkler<br />

Postfach 221<br />

30002 Hannover<br />

Tel.: 0511 / 120 48 57<br />

Fax: 0511 / 120 99 48 57<br />

marianne.winkler@mi.niedersachsen.de<br />

www.mi.niedersachsen.de<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

RAA Essen<br />

Hauptstelle<br />

Ulrich Schultze<br />

Tiegelstr. 27<br />

45141 Essen<br />

Tel.: 0201 / 832 83 07<br />

Fax: 0201 / 832 83 33<br />

training-wtal@versanet.de<br />

http://www.raa.de/<br />

SAARLAND<br />

Landeszentrale f. politische<br />

Bildung<br />

Dr. Burkhard Jellonnek<br />

Beethovenstr.26<br />

66125 Saarbrücken-Dudweiler<br />

Tel.: 06897 / 79 08-176<br />

Fax: 06897 / 79 08-177<br />

BJellonnek@lpm.uni-sb.de<br />

www.lpm.uni-sb.de/lpb<br />

SACHSEN<br />

Netzwerk für Demokratie und<br />

Courage e. V.<br />

Peter Streubel<br />

Schützenplatz 14<br />

01067 Dresden<br />

Tel.: 0351 / 481 00 64<br />

Fax: 0351 / 481 00 61<br />

sachsen@netzwerk-courage.de<br />

www.netzwerk-courage.de<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

Landeszentrale für politische<br />

Bildung – Ref. III<br />

Cornelia Habisch<br />

Schleinufer 12<br />

39104 Magdeburg<br />

Tel.: 0391 / 56 53-417<br />

Fax: 0391 / 56 53-413<br />

cornelia.habisch@lpb.stk.lsa-nett.de<br />

www.lpb.sachsen-anhalt.de<br />

SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

Aktion Kinder- und Jugendschutz<br />

Medi Kuhlemann<br />

Feldstr. 120<br />

24105 Kiel<br />

Tel.: 0431 / 890-77 / 78<br />

Fax: 0431 / 890-79<br />

kuhlemann@akjs-sh.de<br />

www.schleswigholstein.jugendschutz.de<br />

THÜRINGEN<br />

MOBIT – Mobile Beratung in<br />

Thüringen für Demokratie –<br />

Gegen Rechtsextremismus<br />

Matthias Müller<br />

Brühl 23<br />

99867 Gotha<br />

Tel.: 03621 / 22 86 96<br />

Fax: 03621 / 22 86 98<br />

matthiasmueller@mobit.org<br />

www.mobit.org


LANDESKOORDINATION BAYERN<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

„Zu den kodifizierten Grundwerten unserer Gesellschaft gehört, dass kein<br />

Mensch aufgrund von Hautfarbe, Religion, Weltanschauung, ethnischer Herkunft,<br />

Behinderung, Alter oder sexueller Ausrichtung ungleich behandelt<br />

werden darf. Dennoch werden viele Menschen im Alltag diskriminiert, z.B.<br />

im Beruf, bei der Wohnungssuche, in der Freizeit, beim Taxi fahren, beim<br />

Abschluss von Versicherungen, bei der Kontoöffnung, bei der Aufnahme in<br />

Vereine usw. Daher müssen konkrete Antidiskriminierungsgesetze geschaffen<br />

werden. Die Antidiskriminierungsgesetzgebung kann zu einem Wandel<br />

des gesellschaftlichen Bewusstseins führen, das schon im Vorfeld der Bekämpfung<br />

von <strong>Rassismus</strong> dient. Darüber hinaus sollten alle Menschen<br />

gegenüber allen Formen von Diskriminierung sensibilisiert und an sozialen<br />

Dialogen für die Gleichbehandlung beteiligt werden.“<br />

Dr. Chong-Sook Kang<br />

Landeskoordinatorin<br />

Die Aktivitäten unserer Landeskoordination sind u. a. Trainingsangebote:<br />

• Konflikte erkennen und lösen mit dem Betzavta-Programm<br />

• Ausbildungskurs Deeskalation für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />

• Grundausbildung zum/r interkulturellen Trainer/in (mit Zertifikat)<br />

• Mediation mit Jugendlichen<br />

• Schüler/innen <strong>als</strong> Vermittler<br />

• Argumentationstraining gegen Stammtischparolen<br />

• Erlebnispädagogik für harte rechte Jungs (und Mädels)<br />

• Antirassistische Erziehung mit erlebnispädagogischen Mitteln<br />

Außerdem gibt es K.I.D.S. (Kreativität in die <strong>Schule</strong>), ein Projekt im<br />

Schulreferat München.<br />

Landeshauptstadt<br />

München<br />

Schul- und<br />

Kulturreferat<br />

Pädagogisches Institut<br />

Politische Bildung / Gesellschaftliche Schlüsselthemen<br />

Dr. Chong-Sook Kang<br />

Tal 31<br />

80331 München<br />

Tel.: 089-23 32 65 47<br />

Fax: 089-23 32 19 41<br />

chong-sook.kang@münchen.de<br />

www.pifwe.muc.kobis.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

LANDESKOORDINATIONEN A


LANDESKOORDINATIONEN A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

LANDESKOORDINATION BERLIN<br />

„Die unabdingbare Vermittlung von Werten wie Toleranz, Zivilcourage und<br />

Offenheit kann in einer multikulturellen Stadt wie Berlin gar nicht früh genug<br />

begonnen werden. Auch und gerade an Grundschulen kann durch beständige<br />

Arbeit und aktive Auseinandersetzung mit Hänseleien oder diskriminierenden<br />

Einstellungen ein Grundstein für die Selbstverständlichkeit von<br />

Nicht-Diskriminierung gelegt werden.“<br />

Silke Oldenburg<br />

Mitarbeiterin LK Berlin<br />

Die LK Berlin ist angesiedelt bei der Bundeskoordination von SOR-SMC und<br />

arbeitet unter der Leitung der Projektleiterin Sanem Kleff. Durch die enge<br />

Kooperation mit einer Vielzahl von Partnern bietet sie sowohl Seminare für<br />

PädagogInnen <strong>als</strong> auch für SchülerInnen an. Die LK ist Herausgeberin des<br />

Rundbriefes Berlin Extra und organisiert regelmäßige Forumstreffen, um die<br />

Kooperation mit den <strong>Schule</strong>n und den Partnern des Projektes zu fördern.<br />

Mehr Infos zu den aktuellen, zukünftigen und vergangenen Aktivitäten finden<br />

sich auf der Webseite.<br />

Die LK Berlin wird unterstützt durch den Senat von Berlin im Rahmen des Programms<br />

„Maßnahmen gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus“<br />

SOR – SMC<br />

LK Berlin<br />

Ahornstr. 5<br />

10787 Berlin<br />

Tel.: 030 / 21 45 86 -0<br />

Fax: 030 / 21 45 86-20<br />

schule@aktioncourage.org<br />

www.sor-berlin.de


LANDESKOORDINATION BRANDENBURG<br />

„Für mich persönlich bedeutet Diskriminierung jede Form von Benachteilung,<br />

Ausschluss oder Ungleichbehandlung von einzelnen Menschen oder Gruppen<br />

aufgrund ihnen angedichteter oder in einem bestimmten Zusammenhang<br />

nicht relevanter Merkmale.“<br />

Birgit Funke<br />

Landeskoordinatorin<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Unsere wichtigsten Aktivitäten:<br />

Wir führen Informationsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer zum Thema SOR<br />

durch. Außerdem führen wir einmal im Jahr einen Projekttag für die <strong>Schule</strong>n im Land Brandenburg durch, die bereits<br />

den Titel erworben haben – zum Austausch, Kennen Lernen und zur Kooperation zwischen den <strong>Schule</strong>n (bislang<br />

immer im Dezember). Des weiteren vermitteln wir externe Referenten oder führen selbst<br />

Veranstaltungen/Projekte durch und beraten bei Projektveranstaltungen und bei der Geldmittelbeschaffung für<br />

Projekte.<br />

Themenauswahl der Veranstaltungen / Projekte:<br />

<strong>Rassismus</strong>, Diskriminierung, Rechtsextremismus, Gewalt, Konflikttrainings, Entwicklungspolitik, Integration von MigrantInnen,<br />

internationale Jugend- und MultiplikatorInnenprojekte in verschiedensten Ländern, Gedenkstättenarbeit<br />

und -fahrten, Gespräche mit Zeitzeugen des Holocaust.<br />

RAA Brandenburg<br />

Birgit Funke<br />

Friedrich-Engels-Str. 1<br />

14473 Potsdam<br />

Tel.: 0331 / 747 80 0<br />

Fax: 0331 / 747 80 20<br />

info@raa-brandenburg.de<br />

www.raa-brandenburg.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

LANDESKOORDINATIONEN A


LANDESKOORDINATIONEN A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

LANDESKOORDINATION BREMEN<br />

„In einem Zuwanderungsland wie Deutschland sind wir alle aufgerufen, einen<br />

persönlichen Beitrag für ein friedliches und verständnisvolles Zusammenleben<br />

zu leisten.“<br />

Karin Schlichting<br />

Landeskoordinatorin<br />

Die LK Bremen unterstützt alle <strong>Schule</strong>n, die „<strong>Schule</strong> Ohne <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong><br />

Mit Courage“ werden wollen. Für die anerkannten <strong>Schule</strong>n werden differenzierte<br />

Angebote für Schüler und Lehrer organisiert, um das Projekt in den<br />

<strong>Schule</strong>n lebendig zu erhalten.<br />

Beispiele: „open space“-Veranstaltungen, Schülerzeitungsseminare, bundesweite<br />

Schülertreffen, Seminare gegen Gewalt und <strong>Rassismus</strong> und für Zivilcourage.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Landeszentrale für politische Bildung<br />

Karin Schlichting<br />

Osterdeich 6<br />

28203 Bremen<br />

Tel.: 0421 / 36 12 922<br />

Fax: 0421 / 36 14 453<br />

karin.schlichting@lzpb-bremen.de<br />

www.lzpb-bremen.de


LANDESKOORDINATION MECKLENBURG-VORPOMMERN<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

„Als gebürtiger Franzose, der seit über 35 Jahren im Ausland lebt, weiß ich<br />

um die Benachteiligungen aller Menschen mit Migrationshintergrund – im<br />

ursprünglichen wie auch im neuen Heimatland, selbst wenn es mich nie so<br />

getroffen hat wie andere, die eine andere Hautfarbe haben, die die Sprache<br />

des Gastlandes nicht beherrschen oder deutlich anders aussehen oder sich<br />

verhalten.<br />

Als Fremdsprachenlehrer habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen,<br />

dass so viele Schüler wie möglich mehrere Fremdsprachen erlernen, um<br />

dadurch Kommunikationskompetenzen zu erwerben, die ihnen neue Welten<br />

erschließen. Angst entsteht oft vor Fremdem und Neuem, weil man nicht<br />

„weiß“. Sprachen helfen manche Barrieren zu überwinden, Ängste abzubauen,<br />

Empathie zu entwickeln, Freundschaften zu schließen.<br />

Als engagierter politischer Mensch versuche ich die Parole „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Solidarität“<br />

speziell in der <strong>Schule</strong> umzusetzen, die ich mir <strong>als</strong> das bevorzugte Betätigungsfeld der Vernunft vorstelle, jenseits<br />

von Religionen, Philosophien und Doktrinen.<br />

Als Landeskoordinator in Mecklenburg-Vorpommern will ich mit meiner Gewerkschaft dafür Sorge tragen, dass <strong>Rassismus</strong>,<br />

Intoleranz, Diskriminierung – in welcher Form auch immer – in den Einrichtungen unseres Bundeslandes<br />

und darüber hinaus keinen Platz haben.“<br />

Alain Raymond<br />

Empathie, die (griech.) – psych.: Fähigkeit, sich in Andere hineinzuversetzen.<br />

Ansprechpartner für das Projekt bei der<br />

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft,<br />

Landesverband Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Alain Raymond<br />

Hauptstr. 5 a<br />

19412 Zahrensdorf<br />

Fax: 03 84 83 / 2 94 52<br />

alain.raymond@arcor.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

LANDESKOORDINATIONEN A


LANDESKOORDINATIONEN A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

LANDESKOORDINATION NIEDERSACHSEN<br />

<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage – ein Projekt für Kinder?<br />

„Auf meine an einen Grundschüler gerichtete Frage, ob er mit dem Begriff<br />

„<strong>Rassismus</strong>“ etwas anfangen könne, ob er wisse, was damit gemeint sei,<br />

kam prompt die Antwort: „Klar, wenn mache Leute sagen ‚Türken raus',<br />

dann ist das so etwas!“ Es war auch diese Antwort, die mich davon überzeugt<br />

hat, dass das Projekt „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage“<br />

bereits in Grundschulen gut platziert ist.<br />

Wer dennoch skeptisch sein sollte, setze sich mit der Grundschule Sittensen<br />

oder der Grundschule am Bach in Nienburg/Weser in Verbindung, die <strong>als</strong> mit<br />

dem Titel SOR-SMC ausgezeichnete Grundschulen seit Jahren hervorragende<br />

Arbeit in diesem Themenfeld leisten.“<br />

Marianne Winkler<br />

Von 1997 bis 2004 wurde SOR-SMC in Niedersachsen durch die Niedersächsische Landeszentrale für politische Bildung<br />

koordiniert. Seit Auflösung dieser Institution nimmt die Landeskoordinatorin diese Aufgabe von ihrer neuen<br />

Dienststelle aus wahr. Es wird weiterhin für das Projekt geworben, Interessierte werden in ihren Planungen beraten<br />

und bei der Organisation von Veranstaltungen unterstützt.<br />

Den bisher einmal im Jahr in Hannover durchgeführten Landeskongress für Schüler, Schülerinnen und Lehrkräfte<br />

aus Niedersachsen wird es in dieser Form nicht mehr geben. Als neues Modell werden regionale Treffen mit Kooperationspartnern<br />

vor Ort favorisiert.<br />

Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport<br />

Ausländerbeauftragte<br />

Marianne Winkler<br />

Postfach 221<br />

30169 Hannover<br />

Tel.: 0511 / 120 48 57<br />

Fax: 0511 / 120 99 48 57<br />

marianne.winkler@mi.niedersachsen.de<br />

www.mi.niedersachsen.de


LANDESKOORDINATION NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

„An meiner eigenen <strong>Schule</strong> hatte ich Gelegenheit, das Projekt SOR-SMC etliche<br />

Jahre durch Höhen und Tiefen zu begleiten. Ich freue mich, nun <strong>als</strong> Koordinator<br />

für das Land NRW dazu beitragen zu können, dass sich das Projekt,<br />

das gerade ins zweite Jahrzehnt geht, weiterentwickelt. Dabei liegt mir insbesondere<br />

die regionale Vernetzung der beteiligten <strong>Schule</strong>n am Herzen.<br />

SOR-SMC an Grundschulen durchzuführen bedeutet Herausforderung und<br />

Chance. „Diversity education“ – diesen Erfolg versprechenden, handlungsund<br />

erfahrungsorientierten Ansatz verfolgt z. B. das RAA-Projekt Der Vielfalt<br />

eine Chance (siehe homepage www.raa.de). Hier oder bei den TrainerInnen<br />

der GewaltAkademieVilligst (www.gewaltakademie.de) finden Sie wertvolle<br />

Anregungen und Unterstützung für die tägliche Arbeit bzw. ReferentInnen für<br />

Projekte und Fortbildungen.“ Ulrich Schultze,<br />

Landeskoordinator<br />

Aktiv gegen Diskriminierung und <strong>Rassismus</strong> eintreten – dieses Vorhaben verbindet bereits 79 SOR-SMC – <strong>Schule</strong>n<br />

in NRW. Die Landeskoordination bei der Hauptstelle RAA NRW unterstützt Aktivitäten und fördert die Vernetzung<br />

der <strong>Schule</strong>n untereinander und mit Projektpartnern vor Ort. Diesem Zweck dient auch die Durchführung regionaler<br />

und landesweiter Treffen zum Erfahrungsaustausch sowie zur inhaltlichen und methodischen Qualifizierung von<br />

SchülerInnen und LehrerInnen.<br />

Interkulturelles Miteinander <strong>als</strong> Chance für die Entwicklung aller Kinder, für hier geborene, hier aufgewachsene und<br />

zugewanderte Kinder – gleich welcher Herkunft sie sind: Dafür entwickeln die RAA Programme und Projekte und<br />

setzen diese in Kooperation mit Partnern wie Kindertagesstätten, <strong>Schule</strong>n, Jugendämtern, Kammern von Industrie<br />

und Handwerk und Berufsberatung um. Die 27 Regionalen Arbeitsstellen zur Förderung von Kindern und Jugendlichen<br />

aus Zuwandererfamilien sind Einrichtungen von Kommunen und Kreisen, gefördert durch das Land NRW.<br />

Regionale Arbeitsstellen zur Förderung von<br />

Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien<br />

RAA Essen – Hauptstelle<br />

Ulrich Schultze<br />

Tiegelstr. 27<br />

45141 Essen<br />

Tel.: 0201 / 83 28 307<br />

Fax: 0201 / 83 28 333<br />

training-wtal@versanet.de<br />

www.raa.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

LANDESKOORDINATIONEN A


LANDESKOORDINATIONEN A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

LANDESKOORDINATION SAARLAND<br />

Aktivitäten der Landeskoordination Saarland sind unter anderem::<br />

• Führungen und Gedenkstättenarbeit mit Schulklassen<br />

(„Gestapo-Lager Neue Bremm“ in Saarbrücken)<br />

• open spaces zu interkulturellen Themen<br />

• Anti-<strong>Rassismus</strong>-Projekte<br />

• Schulfilmwoche "Lernort Kino" November 2004<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

„Die Institution <strong>Schule</strong> ist in einer demokratischen Gesellschaft der Ort, in<br />

der Kinder Ihre Stärken entfalten können, <strong>ohne</strong> Angst vor Gewalt und jeglicher<br />

Form von Bedrohung. Dahinter steht unser Konzept einer geschützten,<br />

unantastbaren und friedlichen Kindheit. Eltern vertrauen ihre Kinder der Institution<br />

<strong>Schule</strong> an, weil sie Gewalt – von wem auch immer – ausschließen<br />

möchten. Dafür müssen wir uns einsetzen. Das Konzept „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong><br />

– <strong>Schule</strong> MIT Courage“ steht für das gewaltfreie Miteinander aller<br />

am Schulbetrieb Beteiligten. Wir sollten z. B. dafür sorgen, dass Türkenoder<br />

Schwulenwitze auf dem Schulhof unterbleiben, dass Mitschüler <strong>ohne</strong><br />

Angst vor Stärkeren zur <strong>Schule</strong> gehen können, dass dort kein Raum ist für<br />

Erpressungen, Diebstahl und Schlägereien.“<br />

Dr. Burkhard Jellonnek<br />

Landeskoordinator<br />

Landeszentrale für politische Bildung Saarland<br />

Dr. Burkhard Jellonnek<br />

Beethovenstraße 26<br />

66125 Saarbrücken<br />

Tel.: 06 897/79 08-176<br />

Fax: 06 897/79 08-177<br />

BJellonnek@lpm.uni-sb.de<br />

www.lpm.uni-sb.de/lpb


LANDESKOORDINATION SACHSEN<br />

„Hallo, ich bin Peter Streubel, arbeite beim Netzwerk für Demokratie und<br />

Courage (NDC) und bin der Landeskoordinator für das Projekt <strong>Schule</strong> OHNE<br />

<strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage im Bundesland Sachsen. Meine Arbeitsstelle<br />

– die NDC Landesnetzstelle Sachsen – befindet sich im Gewerkschaftshaus<br />

Dresden, neben mir arbeiten eine Freiwillige im Sozialen Jahr (Politik) und<br />

zeitweilig auch PraktikantInnen in unserem Büro. Auch wenn Grundschulen<br />

nicht explizit zur Zielgruppe des NDC gehören, sind wir natürlich auch für diese<br />

kompetenter Ansprechpartner in Sachen Antirassismusarbeit. Fertige Projekttags-Konzepte,<br />

wie sie für die Arbeit in Re<strong>als</strong>chulen oder Gymnasien entwickelt<br />

wurden, existieren für diese Altersgruppe allerdings nicht. So wird im<br />

jeweiligen Einzelfall geprüft, welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit es<br />

geben kann.“<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Im Netzwerk für Demokratie und Courage (NDC), das mittlerweile in allen neuen Bundesländern und Berlin sowie<br />

in Rheinland-Pfalz, im Saarland, in Baden-Württemberg und Hessen existiert, arbeiten verschiedene Partnerorganisationen<br />

im Bereich der antirassistischen Jugendbildung zusammen. In Sachsen gehören unter anderem Jugendorganisationen<br />

wie die DGB-Jugend, die Naturfreundejugend, SJD Die Falken, die Jusos oder die Grüne Jugend, aber<br />

auch Bildungsträger wie das Bildungsförderwerk ARBEIT UND LEBEN dazu. Kernangebot sind Projekttage nach festen<br />

Konzepten für Jugendliche ab 14 Jahre, die durch auf die jeweilige Einrichtung abgestimmte Folgeangebote ergänzt<br />

werden können. Themen sind Diskriminierung, <strong>Rassismus</strong> und Rechtsextremismus, aber auch Macht, Umgang<br />

mit Medien und die Entwicklungen in Europa. Neben der Informationsvermittlung geht es in den Projekttagen<br />

darum, sich mit unterschiedlichen Meinungen auseinander zu setzen und Handlungsmöglichkeiten für den Umgang<br />

mit Diskriminierung und <strong>Rassismus</strong> im Alltag aufzuzeigen. Die praktische Arbeit mit den Jugendlichen vor Ort wird<br />

von jungen TeamerInnen geleistet, die eine spezielle Schulung absolviert haben und ehrenamtlich tätig sind.<br />

Netzwerk für Demokratie und Courage<br />

Landesnetzstelle Sachsen<br />

Peter Streubel<br />

Schützenplatz 14<br />

01067 Dresden<br />

Tel.: 0351 / 48 100 64<br />

Fax: 0351 / 48 100 61<br />

sachsen@netzwerk-courage.de<br />

www.netzwerk-courage.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

LANDESKOORDINATIONEN A


LANDESKOORDINATIONEN A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

LANDESKOORDINATION SACHSEN-ANHALT<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

„Ich bin fest davon überzeugt, dass die große Mehrheit der Schülerinnen<br />

und Schüler mit <strong>Rassismus</strong>, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung von<br />

Schwachen und Minderheiten nichts am Hut hat. Je mehr von ihnen sich zu<br />

Wort melden und aktiv an ihrer <strong>Schule</strong> für Demokratie und Menschenrechte<br />

einstehen, desto kleiner ist der Spielraum für rechtsextremistische Gruppen,<br />

in <strong>Schule</strong>n und Jugendeinrichtungen zu agieren. Darum ist das Projekt<br />

„<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> MIT Courage“ so wichtig. Außerdem ist<br />

es gut, dass sich SOR-SMC auch gegen Mobbing und kulturelle Diskriminierung<br />

wendet, denn das ist zunehmend ein Problem an den <strong>Schule</strong>n: Oft<br />

reicht die „andere“ Kleidung oder Musik, um Mitschüler auszugrenzen, zu<br />

mobben oder sogar mit Gewalt gegen sie vorzugehen. „<strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong><br />

– <strong>Schule</strong> MIT Courage“ kann helfen, eine demokratische, friedliche<br />

Schulkultur zu entwickeln – auch deshalb setze ich mich für dieses Projekt<br />

ein.“<br />

Cornelia Habisch<br />

Landeskoordinatorin<br />

Vorrangige Aufgabe der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt ist es, durch politische Bildungsarbeit<br />

die Entwicklung des freiheitlich-demokratischen Bewusstseins zu fördern und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit<br />

zu stärken. Vor dem Hintergrund ausländerfeindlicher, extremistischer und antisemitischer Erscheinungen sind<br />

Angebote zur Einübung in eine demokratische Streitkultur und Meinungsvielfalt notwendig, unabdingbar verbunden<br />

mit einer Wertevermittlung und -Diskussion. Im Rahmen ihrer Aktivitäten bietet die Landeszentrale zu Themen<br />

wie Demokratie, Toleranz, Interkulturelle Kompetenz und Rechtsextremismus Veranstaltungen <strong>als</strong> Lehrerfortbildung<br />

oder Projekttage für Schulklassen an; u. a. :<br />

• Argumentationstraining gegen rechte Stammtischparolen<br />

• Blue-eyed-Brown-eyed-Trainings gegen <strong>Rassismus</strong> und Diskriminierung<br />

• „Eine Welt der Vielfalt“ zum Thema interkulturelles Lernen,<br />

• Demokratie und Toleranz<br />

• Rechtsextremistische Lebenswelten: Musik, Symbolik und Lifestyle einer politischen Jugendkultur<br />

Landeszentrale für politische Bildung<br />

Referat III<br />

Aktuelle Themen der politischen Bildung<br />

Cornelia Habisch, Referentin<br />

Schleinufer 12<br />

39104 Magdeburg<br />

Tel.: 03917 / 56 53 4-17<br />

Fax: 03917 / 56 53 4-13<br />

cornelia.habisch@lpb.stk.lsa-net.de<br />

www.lpb.sachsen-anhalt.de


LANDESKOORDINATION SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

„Toleranz, Mitbestimmung und demokratisches Handeln braucht Übungsfelder:<br />

Familiäre, Gesellschaftliche und Schulische. <strong>Schule</strong> hat eine große Aufgabe<br />

und zugleich Chance <strong>als</strong> sozialer Lernort mit lebendigen kreativen Lernformen,<br />

die Jugendliche ganzheitlich anzusprechen und zu unterstützen. Das<br />

Projekt SOR-SMC bietet SchülerInnen und dem Kollegium Anlass und Rahmen,<br />

mit den Eltern, dem Stadtteil und in der Kooperation mit Jugendhilfe<br />

ihre <strong>Schule</strong> in diesem Sinne zu gestalten. Das besondere an dem Projekt ist,<br />

dass jede <strong>Schule</strong> ihren eigenen Weg gehen kann und selbst entscheidet, mit<br />

welchen Themen sie sich befasst, welche Schwerpunkte der Antidiskriminierungsarbeit<br />

sie setzt.“<br />

Medi Kuhlemann<br />

Landeskoordinatorin<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Die AKJS ist ein gemeinnütziger Verein, der für die Interessen von Kindern und Jugendlichen eintritt. Darunter verstehen<br />

wir die Förderung von Lebenskompetenzen, die Stärkung von Selbstbewusstsein, Konflikt- und Handlungsfähigkeit.<br />

Wir bieten Fortbildungen und Fachveranstaltungen für PädagogInnen aus <strong>Schule</strong>, Jugendarbeit und Kindertagesstätten<br />

an, veröffentlichen Fachmaterialien und führen modellhaft Projekte mit Kindern und Jugendlichen<br />

durch. Das Projekt ist integriert in die Arbeitsschwerpunkte Prävention von Rechtsextremismus und Gewalt, Interkulturelles<br />

und Globales Lernen und stellt eine gute Möglichkeit der Kooperation von Jugendhilfe und <strong>Schule</strong> dar. Themenschwerpunkte<br />

sind Prävention von Gewalt und Rechtsextremismus, Demokratie lernen, Umgang mit Konflikten<br />

/ Mobbing, Interkulturelle Pädagogik und Globales Lernen.<br />

Unterstützer des Projektes im Land S-H. sind die GEW, Landesverband S.-H. und der Beauftragte für Flüchtlings-,<br />

Asyl- und Zuwanderungsfragen des Landes S.-H. bei dem Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landtages.<br />

Aktion Kinder- und Jugendschutz e.V.<br />

Landesarbeitsstelle S.-H.<br />

Medi Kuhlemann<br />

Feldstr. 120<br />

24105 Kiel<br />

Tel.: 0431 / 89077<br />

Fax.: 0431 / 89079<br />

kuhlemann@akjs-sh.de<br />

www.akjs-sh.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

LANDESKOORDINATIONEN A


LANDESKOORDINATIONEN A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

LANDESKOORDINATION THÜRINGEN<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

„Demokratie für Kinder und Jugendliche erfahrbar werden zu lassen, ist eine<br />

der Aufgaben von <strong>Schule</strong>. In Schülervertretungen lernen Schülerinnen und<br />

Schüler Verantwortung zu übernehmen und ihre <strong>Schule</strong> mitzugestalten. Deshalb<br />

gilt es, die Bildung von Interessenvertretungen und ihre Arbeit zu unterstützen.<br />

Das Projekt „<strong>Schule</strong> Ohne <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong> Mit Courage“ setzt<br />

auf dieses Engagement, aber auch auf die Unterstützung von allen in der<br />

<strong>Schule</strong> Tätigen, besonders auf die der Lehrer und Lehrerinnen. Wir wollen<br />

Euch dabei unterstützen, aktiv zu werden und öffentlich zu zeigen, dass es<br />

cool ist, sich für Demokratie einzusetzen und rassistischen Tendenzen eine<br />

Absage zu erteilen.“<br />

Matthias Müller<br />

Landeskoordinator<br />

Seit dem Herbst 2001 unterstützt die Mobile Beratung in Thüringen für Demokratie – Gegen Rechtsextremismus<br />

[MOBIT] erfolgreich verschiedene Akteure mit dem Ziel, eine demokratische, emanzipatorische Kultur zu stärken.<br />

MOBIT hat sein Büro in Gotha und koordiniert von dort seine thüringenweite Beratung.<br />

MOBIT will sich <strong>als</strong> Landeskoordination aktiv für eine demokratische Schulkultur in Thüringen einsetzen. Diese ist<br />

gekennzeichnet durch Pluralität, die Anerkennung der Gleichheit aller Menschen, den Schutz von Minderheiten sowie<br />

einen respektvollen Umgang miteinander, der auf einen Ausgleich unterschiedlicher Interessen abzielt. MOBIT<br />

arbeitet eng mit den früheren Koordinatoren und jetzigen aktiven Partnern – Peter Reif-Spirek (Landeszentrale für<br />

politische Bildung Thüringen) und Ullrich Ballhausen (Europäische Jugendbildungs- und Begegnungsstätte Weimar)<br />

– zusammen.<br />

MOBIT – Mobile Beratung in Thüringen für Demokratie<br />

Gegen Rechtsextremismus<br />

Matthias Müller<br />

Brühl 23<br />

99867 Gotha<br />

Tel.: 03621 / 22 86 96<br />

Fax: 03621 / 22 86 98<br />

matthiasmueller@mobit.org<br />

www.mobit.org


Foto: Umbruch-archiv<br />

AUSGEZEICHNETE<br />

GRUNDSCHULEN<br />

Steinbrink-Grundschule<br />

Langschedestr. 18<br />

44319 Dortmund<br />

steinbrink-gs@t-online.de<br />

www.steinbrink-gs.de<br />

Titelverleihung 24.03.1998<br />

Pate: Fred Ape, Schriftsteller<br />

28. <strong>Schule</strong> bundesweit / 20. in NRW<br />

Albert-Schweitzer-Grundschule<br />

und <strong>Schule</strong> fü Lernhilfe<br />

Wellweg 39<br />

31157 Sarstedt<br />

Albert-Schweitzer-<strong>Schule</strong>@gmx.net<br />

Titelverleihung 04.02.2000<br />

Patin: Ingrid Baule, Landrätin<br />

40. <strong>Schule</strong> bundesweit / 2. in Niedersachsen<br />

4. Grundschule „Lindenschule“<br />

Johann-Gottfried-Herder-Str. 26<br />

02977 Hoyerswerda<br />

lindenschule-hoyerswerda@gmx.de<br />

Titelverleihung 11.07.2000<br />

Pate: Horst-Dieter Brämig, Bürgermeister<br />

44. <strong>Schule</strong> bundesweit / 2. in Sachsen<br />

Städtische<br />

Gemeinschaftshauptschule<br />

Alte Geer 6-8<br />

58285 Gevelsberg<br />

ghs.alte-geer@t-online.de<br />

Titelverleihung 09.11.2000<br />

Pate: Delron Buckley, Fußballspieler /<br />

HSV<br />

49. <strong>Schule</strong> bundesweit / 5. in Niedersachsen<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Diesterweg Grundschule<br />

Am Steintor 5<br />

17291 Prenzlau<br />

Diesterweg-Grundschule@t-online.de<br />

Titelverleihung 12.06.2001<br />

Pate: Thoralf Berg, Sportler<br />

55. <strong>Schule</strong> bundesweit / 3. in Brandenburg<br />

Roteberg <strong>Schule</strong> (GS) Dillenburg<br />

Rühlstr. 3<br />

35683 Dillenburg<br />

roteberg@dillenburg.schule.hessen.de<br />

Titelverleihung 22.09.2001<br />

Pate: Prof. Dr. Frederik Vahle, Germanist,<br />

Liedermacher<br />

68. <strong>Schule</strong> bundesweit / 3. in Hessen<br />

Conrad-Grundschule<br />

Schulstr. 4<br />

14109 Berlin<br />

Conrad-Grundschule@t-online.de<br />

Titelverleihung 04.10.2001<br />

Pate: Michael Preetz, Fußballspieler /<br />

Hertha BSC<br />

70. <strong>Schule</strong> bundesweit / 2. in Berlin<br />

Grundschule am Bach<br />

Waldstr. 2<br />

31582 Nienburg<br />

grundschule-am-bach@t-online.de<br />

Titelverleihung 26.04.2002<br />

Paten: Kinderrockgruppe „Blindfische“<br />

98. <strong>Schule</strong> bundesweit / 14. in Niedersachsen<br />

Grund- und Hauptschule Gadeland<br />

Norderstr. 1<br />

24539 Neumünster<br />

www.ghs-gadeland.neumuenster.de<br />

Titelverleihung 14.06.2002<br />

Pate: Carsten Köthe, Radio RSH<br />

106. <strong>Schule</strong> bundesweit / 5. in Schleswig-Holstein<br />

Gemeinschafts-Grundschule Kall<br />

Auelstr. 31<br />

53925 Kall<br />

Titelverleihung 06.03.2003<br />

Pate: Azim Navabi, Journalist aus Afghanistan<br />

144. <strong>Schule</strong> bundesweit, 61. in NRW<br />

Grundschule Nordhorn<br />

Knappweg 9<br />

33332 Gütersloh<br />

<strong>Schule</strong>Nordhorn@web.de<br />

Titelverleihung 19.03.2004<br />

Pate: Schafiq Assad, Afghanistanhilfe<br />

Paderborn<br />

189. <strong>Schule</strong> bundesweit, 69. in NRW<br />

Diese Liste enthält die bis Ende 2004<br />

mit dem Titel SOR-SMC ausgezeichneten<br />

Grundschulen. Da die Sekundarstufen in<br />

den verschiedenen Bundesländern zum<br />

Teil ab der 4. bzw. der 6. Klasse beginnen,<br />

wurde auf eine vollständige Übersicht<br />

sämtlicher ausgezeichneter <strong>Schule</strong>n<br />

verzichtet. Eine vollständige und aktualisierte<br />

Übersicht über alle ausgezeichneten<br />

<strong>Schule</strong>n, darunter auch<br />

Haupt- und Gesamtschulen, kann auf<br />

unserer Homepage www.aktioncourage.org<br />

eingesehen werden.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

AUSGEZEICHNETE GRUNDSCHULEN A


A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Saarbrücken, 03.-05.06.2005 - Zehn Jahre <strong>Schule</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Rassismus</strong>, <strong>Schule</strong> mit Courage. Bundesweites Treffen auf dem<br />

Gelände des Gestapo Lagers Neue Bremm, heute Novotel Saarbrücken. Foto: Metin Yilmaz<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A


KOOPERATIONS-<br />

PARTNER<br />

BADEN-WÜRTTEMBERG<br />

GEW LV Baden-Württemberg<br />

Silcherstr. 7<br />

70176 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 / 21 03 00<br />

Fax: 0711 / 21 03 45<br />

info@gew-bw.de<br />

www.gew-bw.de<br />

BAYERN<br />

GEW Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft<br />

LV Bayern<br />

Schwanthaler Str. 64<br />

80336 München<br />

Tel.: 089 / 54 40 81 8<br />

Fax: 089 / 53 89 48 7<br />

info@bayern.gew.de<br />

www.bayern.gew.de<br />

BERLIN<br />

GEW Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft<br />

Landesverband Berlin<br />

Rose-Marie Seggelke<br />

Ahornstr. 5<br />

10787 Berlin<br />

Tel.: 030 / 21 99 93 0<br />

Fax: 030 / 21 99 93 50<br />

info@gew-berlin.de<br />

www.gew-berlin.de<br />

GEW Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft<br />

Hauptvorstand Parlamentarisches Verbindungsbüro<br />

Berlin<br />

Norbert Hocke<br />

Wallst. 65<br />

10179 Berlin<br />

Das apabiz e.V. (antifaschistisches pressearchiv und bildungszentrum berlin<br />

e.V.) fördert und vernetzt Initiativen gegen <strong>Rassismus</strong>, Antisemitismus<br />

und Neofaschismus. Das Angebot richtet sich an alle, die mit rechtsextremer<br />

Gewalt, neofaschistischer Organisierung, rassistischen Übergriffen<br />

oder der Verbreitung von völkischen und menschenverachtenden Ideologien<br />

konfrontiert sind. Es informiert seit 1991 über die Entwicklung der<br />

extremen Rechten und bietet vielfältige Materialien an, die über unterschiedliche<br />

Aspekte des Rechtsextremismus aufklären und Argumente liefern.<br />

Es hat ein umfangreiches Archiv, Bildungsangebote und ReferentInnen-Katalog,<br />

veröffentlicht eigene Publikationen und bietet ausgewählte<br />

Links mit Kommentaren.<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

ARA-RADIO Berlin plant Veranstaltungen in den Berliner Bezirken und im benachbarten<br />

Brandenburg. Gesucht werden Kinder, Jugendliche und KooperationspartnerInnen,<br />

die in ihrer <strong>Schule</strong> oder in ihrem Jugendclub eine Veranstaltung zum Thema<br />

<strong>Rassismus</strong> und Toleranz in der Gesellschaft ausrichten wollen.<br />

Tel.: 030 / 23 50 14 12<br />

Fax: 030 / 23 50 14 10<br />

norbert.hocke@buero-berlin.gew.de<br />

www.gew.de<br />

Anne Frank Zentrum Berlin<br />

Rosenthaler Str. 39<br />

10178 Berlin<br />

Tel.: 030 / 30 87 29 88<br />

Fax: 030 / 30 87 29 89<br />

zentrum@annefrank.de<br />

www.annefrank.de<br />

APABIZ – Antifaschistisches<br />

Presse-Archiv und<br />

Bildungszentrum Berlin e.V.<br />

Ulli Jentsch<br />

Lausitzer Str. 10<br />

10999 Berlin<br />

Tel.: 030 / 61 16 24 9<br />

Fax: 030 / 61 16 24 9<br />

mail@apabiz.de<br />

www.apabiz.de<br />

ARA – Berlin Jugendradio gegen<br />

<strong>Rassismus</strong><br />

_ SJD Die Falken /<br />

Landesverband Berlin<br />

Aziz Kosgin<br />

Rathenower Str. 16<br />

10559 Berlin<br />

Tel.: 0174 / 51 91 68 3<br />

Tel.: 030 / 28 05 12 7<br />

Fax: 030 / 28 26 49 8<br />

ara@falken-berlin.de<br />

www.ara-berlin.de<br />

Arbeitskreis Neue Erziehung e.V.<br />

Interkulturelle Familienberatung<br />

Dr. Sabine Skutta<br />

Boppstr. 10<br />

10967 Berlin<br />

Tel.: 030 / 25 90 06 28<br />

Fax: 030 / 25 90 06 50<br />

ifb@ane.de<br />

www.ane.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

A<br />

KOOPERATIONSPARTNER


KOOPERATIONSPARTNER A<br />

Archiv der Jugendkulturen e.V.<br />

Klaus Farin<br />

Fidicinstr. 3<br />

10965 Berlin<br />

Tel.: 030 / 69 42 93 4<br />

Fax: 030 / 69 13 01 6<br />

archiv@jugendkulturen.de<br />

www.jugendkulturen.de<br />

www.culture-on-the-road.de<br />

ARIC Berlin e.V.<br />

Simone Wiegratz<br />

Chausseestr. 29<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: 030 / 30 87 99 0<br />

Fax: 030 / 30 87 99 12<br />

aric@aric.de<br />

www.aric.de<br />

August-Bebel-Institut – ABI<br />

Müllerstr. 163<br />

13353 Berlin<br />

Tel: 030 / 46 92 122<br />

Fax: 030 / 4692 124<br />

wallentin@august-bebel-institut.de<br />

www.august-bebel-institut.de<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

„Projekte wie SOR-SMC haben verstanden, dass man mit der Sensibilisierung für dieses Thema<br />

und der Bildung antirassistischen Bewusstseins früh beginnen muss. Sie setzen dort an, wo<br />

<strong>Rassismus</strong> und Fremdenfeindlichkeit primär entstehen können: In Elterhaus und <strong>Schule</strong>. In diesen<br />

Bereichen kann man gar nicht genug tun, wenn es darum geht, ein Europa der Zukunft zu schaffen,<br />

in dem Menschen unterschiedlichster Ethnien in ihrer Andersartigkeit in Frieden zusammen leben<br />

und arbeiten können.“<br />

Emine Demirbüken-Wegner, Integrationsbeauftragte von Berlin-Tempelhof-Schöneberg<br />

Archiv der Jugendkulturen e. V.<br />

Behandlungszentrum für<br />

Folteropfer (BZFO)<br />

Britta Jenkins<br />

GSZ Moabit, Haus K, Eingang C<br />

Turmstr. 21<br />

10559 Berlin<br />

Tel.: 030 / 30 39 06 24<br />

Fax: 030 / 30 61 43 71<br />

b.jenkins@bzfo.de<br />

www.folteropfer.de<br />

Bezirksamt Lichtenberg<br />

Bezirksstadtrat für Jugend,<br />

Bildung, Sport<br />

Michael Räßler<br />

Große-Leege-Str. 103<br />

13055 Berlin<br />

Tel.: 030 / 50 46 30 0<br />

Fax: 030 / 55 04 67 33<br />

michael.raessler@ba-libg.verwalt-berlin.de<br />

www.berlin.de<br />

Bezirksamt Mitte<br />

Ausländer- und Migrantenbeauftragter<br />

M. Turgut Cakmakoglu<br />

Das Berliner ARCHIV DER JUGENDKULTUREN e.V. existiert seit 1998 und hat sich<br />

zur Aufgabe gemacht, Zeugnisse aus und über Jugendkulturen (Bücher, Diplomarbeiten,<br />

Medienberichte, Fanzines, Flyer, Musik etc.) zu sammeln, auszuwerten<br />

und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Das Archiv unterhält zu diesem<br />

Zweck in Berlin-Kreuzberg eine Bibliothek, organisiert Fachtagungen und Diskussionsveranstaltungen<br />

in <strong>Schule</strong>n, Firmen, Jugendklubs oder Universitäten und<br />

gibt eine eigene Zeitschrift, das Journal der Jugendkulturen sowie eine eigene<br />

Buchreihe heraus.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Mathilde-Jacob-Platz 1<br />

10551 Berlin<br />

Tel.: 030 / 20 09 32 19 8<br />

Fax: 030 / 20 09 88 32 19 8<br />

mustafa.cakmakoglu@ba-mitte.verwalt-berlin.de<br />

www.berlin.de<br />

Bezirksamt Schöneberg-<br />

Tempelhof<br />

Integrationsbeauftragte<br />

Emine Demirbüken-Wegner<br />

John-F.-Kennedy-Platz<br />

10820 Berlin<br />

Tel.: 030 / 75 60 62 63<br />

Fax: 030 / 75 60 63 44<br />

www.berlin.de<br />

Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf<br />

Bezirksstadtrat für Bildung, Kultur,<br />

Sport und Bürgerdienste<br />

Erik Schrader<br />

Kirchstr. 1/3<br />

14160 Berlin<br />

Tel.: 030 / 63 21 77 01<br />

Fax: 030 / 63 21 79 59<br />

e.schrader@stegl-zehl.verwalt-berlin.de<br />

www.berlin.de<br />

Bezirksamt Treptow-Köpenick<br />

Stadträtin Eva Mendl<br />

Freiheit 15<br />

12555 Berlin<br />

Tel.: 030 / 61 72 32 98<br />

Fax: 030 / 61 72 32 82<br />

eva.mendl@ba-tk.verwalt-berlin.de<br />

www.berlin.de<br />

Bündnis für Demokratie und<br />

Toleranz der Bundesregierung<br />

Stresemannstr. 90<br />

10963 Berlin<br />

Tel.: 030 / 23 63 40 8-11<br />

Fax: 030 / 23 63 40 8-88<br />

info@bfdt.de<br />

www.buendnis-toleranz.de


Bundeszentrale für politische<br />

Bildung<br />

Stresemannstrasse 90- 102<br />

10963 Berlin<br />

Tel.: 01888 / 515 514<br />

Fax: 01888 / 515<br />

info@bpb.bund.de<br />

www.bpb.bund.de<br />

Caritas Jugendgemeinschaftswerk<br />

in Berlin<br />

Peter Botzian<br />

Stresemannstr. 66<br />

10963 Berlin<br />

Tel.: 030 / 25 45 03 26<br />

Fax: 030 / 25 45 03 35<br />

p.botzian@jugendetage-berlin.de<br />

www.caritas-berlin.de<br />

Eine Welt der Vielfalt e.V.<br />

Steffen Jacob<br />

Nehringstr. 33<br />

14059 Berlin<br />

Tel.: 030 / 31 21 08 0<br />

Fax: 030 / 30 10 97 57<br />

eine-welt-der-vielfalt@web.de<br />

www.ewdv-berlin.de<br />

Flüchtlingsrat Berlin e.V.<br />

Jens-Uwe Thomas<br />

Georgenkirch Str. 69/70<br />

10249 Berlin<br />

Tel.: 030 / 24 34 45 76 2<br />

Fax: 030 / 24 34 45 76 3<br />

buero@fluechtlingsrat-berlin.de<br />

www.fluechtlingsrat-berlin.de<br />

Gesicht Zeigen!<br />

Aktion weltoffenes Deutschland e.V.<br />

Torstr. 124<br />

10119 Berlin<br />

Tel.: 030 / 28 04 47 86<br />

Fax: 030 / 28 04 48 13<br />

kontakt@gesichtzeigen.de<br />

www.gesichtzeigen.de<br />

Gesicht Zeigen! Aktion weltoffenes Deutschland e.V. ist ein<br />

bundesweit arbeitender Verein, der Menschen ermutigen<br />

möchte, aktiv zu werden gegen Fremdenfeindlichkeit, <strong>Rassismus</strong>,<br />

Antisemitismus und jede Form rechter Gewalt. Ziel<br />

ist die Stärkung des zivilgesellschaftlichen Engagements.<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Globale Medienwerkstatt<br />

Köpenicker Str. 187<br />

10997 Berlin<br />

Tel.: 030 / 78 99 13 61<br />

Fax: 030 / 78 99 13 62<br />

info@globale-medienwerkstatt.de<br />

www.globale-medienwerkstatt.de<br />

Hertha BSC KG mbH aA<br />

Donato Melillo<br />

Hanns-Braun-Str.<br />

Friesenhaus 2<br />

14053 Berlin<br />

Tel.: 030 / 30 09 28 40<br />

Fax: 030 / 30 09 28 94<br />

Donato.Melillok@Herthabsc.de<br />

www.Herthabsc.de<br />

Humanistischer Verband<br />

Deutschlands (HVD)<br />

Landesverband Berlin<br />

Werner Schultz<br />

Wallstr. 61-65<br />

10179 Berlin<br />

Humanistischer Verband Deutschlands<br />

Tel.: 030 / 61 39 04 0<br />

Fax: 030 / 61 39 04 50<br />

hvd-berlin@humanismus.de<br />

www.humanismus.de<br />

Jüdisches Museum Berlin<br />

Lindenstr. 9-14<br />

10969 Berlin<br />

Tel.: 030 / 25 993 – 300<br />

info@jmberlin.de<br />

www.jmberlin.de<br />

Jugend- und Kulturgemeinschaft<br />

Berlin e.V. / OMAYRA<br />

Serpil Karahan<br />

Engeldamm 68<br />

10179 Berlin<br />

Tel.: 030 / 27 86 57 2<br />

Fax: 030 / 23 45 96 79<br />

jugendkultur@web.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

KOOPERATIONSPARTNER A<br />

Als Humanistinnen und Humanisten sind wir überzeugt: Jedes Leben ist einmalig und unwiederholbar.<br />

Deshalb liegt es am Menschen selbst, ethische und moralische Entscheidungen zu treffen. Alle Menschen<br />

haben die gleichen Rechte und Anspruch auf die Freiheit, ihr Leben selbst zu bestimmen. Die<br />

Entfaltung persönlicher Freiheit ist für uns Humanisten und Humanistinnen aber immer auch an die<br />

Verantwortung für das Leben, die Natur und die Gesellschaft gebunden. Dies beinhaltet für uns, im<br />

Rahmen eines toleranten Miteinanders eine solidarische Gesellschaft aufzubauen. Über die Grenzen<br />

von Sprachen und Kulturen hinweg setzen wir auf friedlichen Austausch von Ideen und Erfahrungen. In<br />

Berlin sind wir Träger des Schulfaches Humanistische Lebenskunde (www.lebenskunde.de).<br />

KONTAKT:<br />

Humanistischer Verband Deutschlands<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Wallstrasse 61-65, 10179 Berlin<br />

Tel. 030-61 39 04-0<br />

Fax 030-61 39 04-50<br />

E-mail: hvd@humanismus.de, www.humanismus.de


Mann-O-Meter e.V.<br />

KOOPERATIONSPARTNER A<br />

Jugendnetzwerk lambda<br />

Schwedter Str. 234<br />

10435 Berlin<br />

Tel.: 030 / 547 141 90<br />

Fax: 030 / 282 89 89<br />

info@lamda-bb.de;<br />

www.lamda-bb.de<br />

KidsCourage<br />

Projekttage für mutige Kids!<br />

Tim Scholz<br />

_ Falkenburg<br />

Gensinger Str. 105<br />

10315 Berlin<br />

Tel.: 030 / 51 34 52 3<br />

Fax: 030 / 28 26 49 8<br />

kidscourage@falken-berlin.de<br />

tim@falken-berlin.de<br />

www.kidscourage.de<br />

Licht-Blicke / pad e.V.<br />

Netzwerk für Demokratie und Toleranz<br />

Eva Prausner<br />

Ahrenshooper Str. 7<br />

13051 Berlin<br />

Tel.: 030 / 99 27 05 55<br />

Fax: 030 / 99 27 05 56<br />

netzwerk-lichtenberg@gmx.de<br />

www.licht-blicke.org<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

LSVD Berlin-Brandenburg e.V.<br />

Willmanndamm 8<br />

10827 Berlin<br />

Tel.: 030 / 44 00 82-40<br />

Fax: 030 / 44 00 82 -41<br />

berlin@lsvd.de<br />

www.berlin.lsvd.de<br />

MANEO – Schwules<br />

Überfalltelefon und Opferhilfe<br />

c/o Mann-O-Meter e.V.<br />

Bastian Finke<br />

Bülowstr. 106<br />

10783 Berlin<br />

Tel.: 030 / 21 75 32 13<br />

Fax: 030 / 23 63 81 42<br />

maneo@maneo.de<br />

www.maneo.de<br />

Mann-O-Meter e.V.<br />

Jugendbereich<br />

Christoph Zirkel<br />

Bülowstr. 106<br />

10783 Berlin<br />

Tel.: 030 / 21 68 00 8<br />

Fax: 030 / 21 57 07 8<br />

jugend@mann-o-meter.de<br />

www.mann-o-meter.de<br />

Mann-O-Meter e.V. wurde 1986 gegründet. Der Service reicht von Informationen zu rechtlichen Fragen<br />

über Beratung, Gesprächsgruppen, Erfahrungsaustausch bis hin zur Beratung für Kriegsdienstverweigerer<br />

sowie Diskussionen für politisch Interessierte. Neben der Vermittlung von Informationen und Beratungsangeboten<br />

gibt es einen Jugendbereich. Ziel des Bereichs ist es, Jugendliche und junge Männer<br />

in ihrem Coming-Out zu unterstützen. Es wird psychologische Beratung angeboten sowie Plätze für betreutes<br />

Jugendw<strong>ohne</strong>n vermittelt. Außerdem werden Aufklärungsveranstaltungen und Fortbildungen<br />

durchgeführt. Das Projekt<br />

Maneo betreut das „schwule Überfalltelefon“<br />

und richtet sich an Homosexuelle und<br />

Bisexuelle, die Opfer von Gewalt geworden<br />

sind.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Mobiles Beratungsteam<br />

„Ostkreuz“ Stiftung SPI<br />

Schönhauser Allee<br />

10437 Berlin<br />

Tel.: 030 / 417 – 25 62 8<br />

Fax: 030 / 417 25 630<br />

ostkreuz@stiftung-spi.de<br />

www.stiftung-spi.de<br />

Presse- und Informationsamt der<br />

Bundesregierung<br />

Dorotheenstraße 84<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 01888 / 272-0<br />

Fax: 01888 / 102-720<br />

InternetPost@bundesregierung.de<br />

www.bundespresseamt.de<br />

Landesinstitut für <strong>Schule</strong> und<br />

Medien Berlin<br />

Projekt Standpunkte<br />

Michael Rump-Räuber<br />

Alt-Friedrichsfelde 60<br />

10315 Berlin<br />

Tel.: 030 / 90 21 29 16<br />

raeuberum@aol.com<br />

www.lisum.de<br />

RAA Berlin<br />

Regionale Arbeitsstellen für Ausländerfragen,<br />

Jugendarbeit und <strong>Schule</strong> e. V.<br />

Chausseestr. 29<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: 030 / 24 04 51 00<br />

Fax: 030 / 24 04 55 09<br />

info@raa-berlin.de<br />

www.raa-berlin.de<br />

rbb – RADIOmultikulti<br />

Ingerlise Andersen (CvD)<br />

Masurenallee 8-14<br />

14057 Berlin<br />

Tel.: 030 / 30 31 16 66<br />

Fax: 030 / 30 15 16 59<br />

ingerlise.andersen@rbb-online.de<br />

www.multikulti.de


Senatsverwaltung für Bildung,<br />

Jugend und Sport, III C 4 Bereich<br />

gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen<br />

Beuthstr. 6-8<br />

10117 Berlin<br />

Tel.: 030 / 90 26-56 06<br />

Fax: 030 / 90 26-50 10<br />

info@SENBJS.Verwalt-Berlin.de<br />

www.senbjs.berlin.de/gleichgeschlechtliche<br />

Selbsthilfegruppe iranischer<br />

Frauen im Verein iranischer<br />

Flüchtlinge<br />

Birgit Funke-Wittig<br />

Reuterstr. 52<br />

12047 Berlin<br />

Tel.: 030 / 62 98 15 30<br />

Fax: 030 / 62 98 15 31<br />

vereiniranischerfluechtlinge@gmx.de<br />

Theater Rote Grütze e.V.<br />

Monika Holtmann<br />

Karl-Kunger-Str. 69<br />

12435 Berlin<br />

Tel.: 030 / 53 21 89 92<br />

Fax: 030 / 53 21 89 93<br />

info@theater-rotegruetze.de<br />

www.theater-rotegruetze.de<br />

Trainingsoffensive e.V.<br />

Jochen Dose<br />

Alvenslebenstr. 23<br />

10783 Berlin<br />

Tel.: 030 / 782 79 05<br />

Fax: 030 / 782 79 05<br />

Trainingsoffensive@yahoo.de<br />

www.trainingsoffensive.de<br />

Türkischer Bund in Berlin-<br />

Brandenburg (TBB)<br />

Florencio Chicote<br />

Tempelhofer Ufer 21<br />

10963 Berlin<br />

Tel.: 030 / 62 32 62 4<br />

Fax: 030 / 61 30 43 10<br />

Info@tbb-berlin.de<br />

www.tbb-berlin.de<br />

Xenomedia Zukunftsbau GmbH<br />

c/o Zukunft Bauen, Medienetage<br />

Strelitzer Str. 60<br />

10115 Berlin<br />

Tel.: 030 / 49 30 10-111<br />

Fax: 030 / 49 30 10-230<br />

sklippstein@zukunftsbau.de<br />

www.zukunftsbau.de<br />

BRANDENBURG<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

GEW LV Brandenburg<br />

Alleestraße 6 a<br />

14469 Potsdam<br />

Tel.: 0331 / 27 18 40<br />

Fax: 0331 / 27 18 43 0<br />

info@gew-brandenburg.de<br />

www.gew-brandenburg.de<br />

Landesinstitut für <strong>Schule</strong> und<br />

Medien Brandenburg<br />

(LISUM)<br />

Ulrike Kahn<br />

14974 Ludwigsfelde-Struveshof<br />

Tel.: 03378 / 20 91 36<br />

Fax: 03378 / 20 93 30<br />

ulrike.kahn@lisum.brandenburg.de<br />

www.lisum.brandenburg.de<br />

Ministerium für Bildung, Jugend<br />

und Sport Brandenburg<br />

Steinstr. 104-106<br />

14480 Potsdam<br />

Tel.: 0331 / 866 38 13<br />

Fax: 0331 / 866 38 07<br />

info@mbjs.brandenburg.de<br />

www.mbjs.brandenburg.de<br />

BREMEN<br />

GEW LV Bremen<br />

Löningstr. 35<br />

28195 Bremen<br />

Tel.: 0421 / 33 76 40<br />

Fax: 0421 / 33 76 43 0<br />

info@gew-hb.de<br />

www.gew-bremen.de<br />

HAMBURG<br />

GEW LV Hamburg<br />

Curio-Haus<br />

Rothenbaumchaussee 15<br />

20148 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 41 46 33 0<br />

Fax: 040 / 44 08 77<br />

info@gew-hamburg.de<br />

www.gew-hamburg.de<br />

Körber Stiftung<br />

Kurt-A.Körber-Chaussee 10<br />

21033 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 72 50-30 57<br />

Fax: 040 / 72 50-39 32<br />

reese@stiftung.koerber.de<br />

www.stiftung.koerber.de<br />

Trainingsoffensive e.V.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

KOOPERATIONSPARTNER A<br />

Seminare zu:<br />

Kulturübergreifender Verständigung<br />

Anti-<strong>Rassismus</strong><br />

Konfliktmanagement<br />

Gewaltprävention<br />

Mediation


KOOPERATIONSPARTNER A<br />

HESSEN<br />

GEW Hauptvorstand<br />

Reifenberger Str. 21<br />

60489 Frankfurt / Main<br />

Tel.: 069 / 78 97 30<br />

Fax: 069 / 78 97 32 02<br />

info@gew.de<br />

www.gew.de<br />

GEW LV Hessen<br />

Zimmerweg 12<br />

60325 Frankfurt / Main<br />

Tel.: 069 / 97 12 93 0<br />

Fax: 069 / 97 12 93 93<br />

info@hessen.gew.de<br />

www.gew-hessen.de<br />

Herbert Ricky Adler<br />

(Musik Manager / Zeitzeuge)<br />

Offenbacher Landstr. 275<br />

60599 Frankfurt am Main<br />

Tel.: 069 / 65 21 46<br />

Verband deutscher Sinti und Roma<br />

Landesverband Hessen<br />

Josef Behringer<br />

Taunusstr. 42<br />

64289 Darmstadt<br />

Tel.: 06151 / 37 77 40<br />

Fax: 06151 / 37 77 50<br />

verband.sinti.roma.hessen@t-online.de<br />

www.sinti-roma-hessen.de<br />

IBIS – Interkulturelle Arbeitsstelle e.V.<br />

arbeitet hauptsächlich zu folgenden Themen:<br />

- interkulturelle Bildung<br />

- Migration / Flucht / Asyl<br />

- Diskriminierung / <strong>Rassismus</strong><br />

Die MitarbeiterInnen von IBIS e.V. möchten mit ihrer Arbeit dazu<br />

beitragen, dass Menschen in Deutschland gleichberechtigt und<br />

<strong>ohne</strong> rassistische Vorbehalte zusammenleben.<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Der Verband der Sinti und Roma in Hessen will über die Ursachen des Antiziganismus aufklären und dessen<br />

Wirkungen in das öffentliche Bewusstsein bringen. Beide Inhalte – Verfolgungsgeschichte und Antiziganismus<br />

– finden sich im Alltag wieder. Ab Januar 2004 wird der hessische Landesverband – auch für <strong>Schule</strong>n – eine<br />

mobile Ausstellung zur Verfügung stellen. Nähere Informationen unter www.sinti-roma-hessen.de<br />

MECKLENBURG-<br />

VORPOMMERN<br />

GEW LV Mecklenburg-<br />

Vorpommern<br />

Lübecker Str. 265a<br />

19059 Schwerin<br />

Tel.: 0385 / 48 52 70<br />

Fax: 0385 / 48 52 72 4<br />

landesverband@mvp.gew.de<br />

www.gew-mv.de<br />

NIEDERSACHSEN<br />

GEW LV Niedersachsen<br />

Berliner Allee 16<br />

30175 Hannover<br />

Tel.: 0511 / 33 80 40<br />

Fax: 0511 / 33 80 44 6<br />

mail@gew-nds.de<br />

www.gew-nds.de<br />

IBIS Interkulturelle Arbeitsstelle<br />

Alexandra Reith<br />

Alexanderstr. 48<br />

26121 Oldenburg<br />

Tel.: 0441 / 88 40 16<br />

Fax: 0441 / 98 49 60 6<br />

ibisev.ol@t-online.de<br />

www.ibis-ev.de<br />

Jugendhaus Wip-In<br />

Simone Sommerfeld<br />

Kleine Geest 26<br />

31592 Stolzenau<br />

Tel.: 05761 / 21 99<br />

Fax: 05761 / 21 00<br />

wipin@onlinehome.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

Landeshauptstadt Hannover /<br />

Büro Oberbürgermeister<br />

Referat für interkulturelle Angelegenheiten<br />

Dr. Günter Max Berendt<br />

Trammplatz 2<br />

30159 Hannover<br />

Tel.: 0511 / 16 84 12 35<br />

Fax: 0511 / 16 84 50 42<br />

GuenterMax.Behrendt@Hannover-Stadt.de<br />

www.hannover.de/deutsch/arb_soz/i<br />

nteress/interkul/ref_inku.htm<br />

RAZ<br />

Anke Fedrowitz<br />

Gabi Grosser<br />

Iburger Str. 18<br />

49082 Osnabrück<br />

Tel.: 0541 / 80 07 83 3<br />

Fax: 0541 / 80 07 83 8<br />

grosser@osnabrueck.de<br />

Andreas Sedlag<br />

Christianstr. 1<br />

29320 Hermannsburg<br />

Tel.: 05052 / 94 69 6<br />

Fax: 05052 / 17 38 5<br />

Stadt Braunschweig<br />

Koordinierungsstelle für<br />

Ausländerangelegenheiten<br />

Doris Bonkowski<br />

Hamburger Str. 226<br />

38114 Braunschweig<br />

Tel.: 0531 / 47 07 35 3<br />

Fax: 0531 / 47 07 31 0<br />

doris.bonkowski@braunschweig.de<br />

Stadt Wolfsburg<br />

Ausländerreferat<br />

Konrad Schmidt-Ott<br />

Postfach 10 09 44<br />

38409 Wolfsburg<br />

Tel.: 05361 / 28 26 74<br />

Fax: 05361 / 28 26 45<br />

Konrad.Schmidt-<br />

Ott@Stadt.Wolfsburg.de<br />

VNB<br />

Landeseinrichtung der Erwachsenenbildung<br />

Anke Egblomassé<br />

Bahnhofstr. 16


49406 Barnstorf<br />

Tel.: 05442 / 80 45 21<br />

Fax: 05442 / 80 45 55<br />

nordwestbildung@vnb.de<br />

anke.egblomasse@vnb.de<br />

www.vnb.de<br />

NORDRHEIN-WESTFALEN<br />

GEW LV NRW<br />

Spyros Kostadimas<br />

Nünningstr. 11<br />

45141 Essen<br />

Tel.: 0201 / 29 40 30 1<br />

Fax: 0201 / 29 40 35 1<br />

info@gew-nrw.de<br />

www.gew-nrw.de<br />

Anti-<strong>Rassismus</strong>-Informations-<br />

Centrum<br />

ARIC-NRW e.V.<br />

Gravelottestr. 18<br />

47053 Duisburg<br />

Tel.: 0203 / 93 51 57 0<br />

Fax: 0203 / 93 57 46 6<br />

kontakt@aric-nrw.de<br />

www.aric-nrw.de<br />

COMIC ON! Theaterproduktion<br />

(C.R.A.S.H)<br />

Sabine Schunk<br />

Große Telegraphen Str. 46<br />

50676 Köln<br />

Tel.: 0221 / 21 02 72<br />

Fax: 0221 / 21 41 37<br />

www.comic-on.de<br />

Europäische Staatsbürger-<br />

Akademie e.V.<br />

ESTA – Bocholt<br />

Antje Ruppert<br />

Adenauerallee 59<br />

46399 Bocholt<br />

Tel.: 02871 / 34 31 18<br />

Fax: 02871 / 34 31 01<br />

ruppert@esta-bocholt.de<br />

www.esta.edu.org<br />

eyetoeye<br />

Christian Schwarz<br />

Postfach 1101<br />

53758 Hennef<br />

Tel.: 02243 / 84 59 11<br />

Fax: 02243 / 84 59 12<br />

info@eyetoeye.org<br />

www.eyetoeye.org<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Anti-Gewalt-Training – für alle ab sechs Jahren. Das theaterpädagogische Trainingsprogramm<br />

zu Gewalt, Aggression und Ausgrenzung. Wo Worte fehlen, haben Einsicht und<br />

Verständnis für den anderen keine Chance. Das Anti-Gewalt-Training von Comic On! zeigt<br />

sehr lebendige und erfolgreiche Möglichkeiten, Menschen spielerisch miteinander kommunizieren<br />

zu lassen. Comic On! arbeitet mit Kindern, Jugendlichen oder MultiplikatorInnen<br />

in altershomogenen Gruppen und bietet ein- bis dreitägige Seminare an.<br />

IDA – IDA-NRW<br />

Informations- und Dokumentationszentrum<br />

für Antirassismusarbeit e. V.<br />

Anne Broden<br />

Volmerswerther Str. 20<br />

40221 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 / 15 92 55 5<br />

Fax: 0211 / 15 92 55 69<br />

Info@IDA-NRW.de<br />

www.IDA-NRW.de<br />

JFC – Medienzentrum<br />

Hansaring 82-86<br />

50670 Köln<br />

Tel.: 0221 / 13 05 61 50<br />

Fax: 0221 / 13 05 61 599<br />

info@jfcmedienzentrum.de<br />

www.jfcmedienzentrum.de<br />

Kontaktstelle Evangelische Jugend<br />

Dortmund – Mitte – Nordost<br />

Holger Runge<br />

Gut-Heil-Str. 10<br />

44145 Dortmund<br />

Tel.: 0231 / 84 79 69 30<br />

Fax: 0231 / 84 79 69 38<br />

Holger.Runge@ej-do.de<br />

www.ej-do.de<br />

Landeszentrale für politische<br />

Bildung NRW<br />

Herbert C. Cormann<br />

Horionplatz 1<br />

40213 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 / 86 18 46 22<br />

Fax: 0211 / 86 18 46 98<br />

Herbert.cormann@mwa.nrw.de<br />

www.politische-bildung.nrw.de<br />

RAA Kreis Unna<br />

Sevgi Kahraman-Brust<br />

Schulstr. 8<br />

59192 Bergkamen<br />

Tel.: 02307 / 92 48 87 4<br />

Fax: 02307 / 92 48 88 8<br />

sevgi.kahraman@kreis-unna.de<br />

www.kreis-unna.de<br />

Schalker Fan-Initiative e.V.<br />

Bodo Berg<br />

Hansemannstr. 23<br />

45879 Gelsenkirchen<br />

Tel.: 0209 / 24 10 4<br />

Fax: 0209 / 24 20 4<br />

fan-laden@t-online.de<br />

www.fan-ini.de<br />

www.demballegal.de<br />

Theatertill<br />

Sibyll Rautenberg<br />

Rotdornstr. 12<br />

40667 Meerbusch<br />

Tel.: 02132 / 91 18 43<br />

Fax: 02132 / 91 18 42<br />

www.theatertill.de<br />

rautenberg@theatertill.de<br />

VNB<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

KOOPERATIONSPARTNER A<br />

Der VNB ist sowohl Dienstleister für Nichtregierungsorganisationen<br />

(NRO / NGO), ehrenamtliche Initiativen<br />

und Strukturen <strong>als</strong> auch Bildungsträger. VNB-Bildungsarbeit zielt<br />

auf Gleichstellung, Kommunikationsfähigkeit und Kreativität.<br />

Leitbild ist das selbstorganisierte und selbstverantwortliche Lernen.<br />

Wichtige Bestandteile seines Angebotes sind:<br />

•globales Lernen<br />

•Genderansatz (Geschlechterdemokratie)<br />

•Antidiskriminierung und Stärkung von Minderheiten


KOOPERATIONSPARTNER A<br />

Verband für interkulturelle Arbeit<br />

– VIA e.V.<br />

Heinz Soremsky<br />

Hochemmericher Str. 71<br />

47226 Duisburg<br />

Tel.: 02065 / 53 34 6<br />

Fax: 02065 / 53 56 1<br />

via-bund@t-online.de<br />

www.via-bundesverband.de<br />

Westdeutsches Tourneetheater<br />

Remscheid GmbH<br />

Manuela Scheuber<br />

Bismarckstr. 138<br />

42859 Remscheid<br />

Tel.: 02191 / 32285<br />

Fax: 02191 / 343798<br />

www.wtt-remscheid.de<br />

wtt@wtal.de<br />

RHEINLAND-PFALZ<br />

GEW LV Rheinland-Pfalz<br />

Tilmann Boehlklau<br />

Neubrunnen Str. 8<br />

55116 Mainz<br />

Tel.: 06131 / 28 98 80<br />

Fax: 06131 / 28 98 88 0<br />

gew@gew-rheinland-pfalz.de<br />

www.gew-rheinland-pfalz.de<br />

SAARLAND<br />

GEW LV Saarland<br />

Ursula Dengel<br />

Mainzer Str. 84<br />

66121 Saarbrücken<br />

Tel.: 0681 / 66 83 00<br />

Fax: 0681 / 66 83 01 7<br />

sekretariat@gew-saarland.de<br />

www.gew-saarland.de<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Das JFC Medienzentrum Köln ist eine Fachstelle<br />

für die Kinder- und Jugendmedienarbeit in Köln<br />

und NRW. Die Angebote richten sich an Jugendliche, Eltern, LehrerInnen und SozialarbeiterInnen. Zu den Aufgaben zählt auch die<br />

psychologische Beratung und Qualifizierung von PädagogInnen/MitarbeiterInnen der Jugendarbeit sowie Projektentwicklung, Organisation<br />

von Veranstaltungen und andere Serviceleistungen rund um Neue Medien, Video, Film, Radio und Medienpädagogik.<br />

SACHSEN<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

GEW LV Sachsen<br />

Nonnenstr. 58<br />

04229 Leipzig<br />

Tel.: 0341 / 49 47 40 4<br />

Fax: 0341 / 49 47 40 6<br />

gew-sachsen@t-online.de<br />

www.gew-sachsen.de<br />

AG In- und Ausländer e. V.<br />

Projekt „Interkulturelles Lernen“<br />

Johannes Rauch<br />

Clausstr. 1<br />

09126 Chemnitz<br />

Tel. + Fax: 0371 / 30 22 93<br />

Bildungsförderwerk ARBEIT und<br />

LEBEN Sachsen gGmbH<br />

Beate Amler<br />

Frank Schott<br />

Karl-Liebknecht-Str. 30<br />

04107 Leipzig<br />

Tel.: 0341 / 71 00 53 3<br />

Fax: 0341 / 71 00 53 5<br />

projekttage@bfw-arbeitundleben.de<br />

www.bfw-arbeitundleben.de<br />

Netzwerk Döbeln beim Treibhaus e.V.<br />

Torsten Fischäder<br />

Bahnhofstr. 56<br />

04720 Döbeln<br />

Tel. + Fax: 03431 / 60 53 30<br />

info@netzwerk-doebeln.de<br />

www.netzwerk-doebeln.de<br />

tofiro@web.de,<br />

Netzwerk Sachsen gegen<br />

Rechtsextremismus, Gewalt und<br />

Fremdenfeindlichkeit e. V.<br />

Manfred Lindemann<br />

Herrengasse 19<br />

01744 Dippoldiswalde<br />

Tel.: 03504 / 62 08 03<br />

Fax: 03504 / 62 08 04<br />

MA.Lindemann@t-online.de<br />

RAA Hoyerswerda<br />

Verena Dutschmann<br />

Peer Leader Projekt<br />

Straße des Friedens 27<br />

02977 Hoyerswerda<br />

Tel.: 03571 / 41 60 72<br />

Fax: 03571 / 92 40 47<br />

dutschmann@raa-hoyersderda.com<br />

www.raa-hoyerswerda.com<br />

SACHSEN-ANHALT<br />

GEW LV Sachen-Anhalt<br />

Markgrafenstr. 6<br />

39114 Magdeburg<br />

Tel.: 0391 / 73 55 43 0<br />

Fax: 0391 / 73 13 40 5<br />

info@gew-lsa.de<br />

www.gew-lsa.de<br />

SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

GEW Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft<br />

LV Schleswig-Holstein<br />

Bernd Schauer<br />

Legienstr.22<br />

24103 Kiel<br />

Tel.: 0431 / 55 42 20<br />

info@gew-sh.de<br />

schauer@gew-sh.de<br />

www.gew-sh.de<br />

Seminare für Courage<br />

Uli Nehls<br />

Arnoldistieg 5<br />

21029 Hamburg<br />

Tel.: 04542 / 87 435<br />

Fax: 04542 / 87 463<br />

info@ulinehls.de<br />

www.ulinehls.de


THÜRINGEN<br />

EJBW Weimar<br />

Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte<br />

Ulli Ballhausen<br />

Jenaer Str. 2/4<br />

99425 Weimar<br />

Tel.: 03643 / 82 70<br />

Fax: 03643 / 82 71 11<br />

kontakt@ejbweimar.de<br />

www.ejbweimar.de<br />

GEW LV Thüringen<br />

Heinrich-Mann-Str. 22<br />

99096 Erfurt<br />

Tel.: 0361 / 59 09 51 2<br />

Fax: 0361 / 59 09 56 0<br />

info@gew-thueringen.de<br />

www.gew-thueringen.de<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

„… wenn bereits im Kindergarten massive Gewalterfahrungen gemacht werden, wenn <strong>als</strong>o Angst<br />

und Duckmäuserei in soziale Verhältnisse einzieht, dann ist die bedeutendste Hürde hin zu totalitären<br />

Strukturen genommen, der Glaube an demokratische Strukturen sinkt dramatisch. Ich kenne<br />

neben dem Elternhaus weder bessere Orte <strong>als</strong> <strong>Schule</strong>n, noch bessere Projekte <strong>als</strong> SOR-SMC, an und<br />

in denen Jugendliche die Kompetenz in ,Flagge zeigen‘ erwerben können.“<br />

Ulrich Nehls (open space-Moderator),Landeskoordination Schleswig-Holstein<br />

Landeszentrale für politische<br />

Bildung Thüringen<br />

Peter Reif-Spirek<br />

Postfach 10 21 51<br />

99021 Erfurt<br />

Tel.: 0361 / 37 92 71 0<br />

Fax: 0361 / 37 92 70 2<br />

Reif-SpirekP@TSK.thueringen.de<br />

Europäische Jugendbildungs- und Jugendbegegnungsstätte Weimar e. V.<br />

Die EJBW wurde 1999 <strong>als</strong> Bildungs- und Begegnungsstätte für junge Menschen aus der ganzen Welt eröffnet. Für Kinder<br />

und Jugendliche aber auch für Fachkräfte in der Bildungsarbeit bietet sie ein vielfältiges Programm in den Bereichen der<br />

kulturellen, politischen und internationalen Bildung. Als ein offener Ort der Begegnung steht die EJBW darüber hinaus<br />

auch Gastgruppen <strong>als</strong> attraktive Übernachtungs- und Veranstaltungsstätte zur Verfügung. Im Mittelpunkt der Arbeit der<br />

EJBW steht das gemeinsame Lernen; der “Lernort Weimar” mit seinen historischen Bezügen spielt dabei eine wichtige<br />

Rolle.<br />

In Seminaren und internationalen Begegnungen wird der zentralen Frage nachgegangen, wie demokratische Strukturen<br />

gefördert und für eine gemeinsame Welt weiter entwickelt werden können.<br />

Das Bildungs- und Begegnungsangebot gliedert sich in vier Bereiche:<br />

• Politische Bildung<br />

• Internationale Begegnungen und interkulturelles Lernen<br />

• Kulturelle Jugendbildung<br />

• Europäische Politik und Kultur<br />

Solidarität und Gerechtigkeit, kreatives Denken und verantwortliches Handeln sind die Ziele der Bildungsarbeit in der<br />

EJBW. Die EJBW ist eine Stiftung des Freistaates Thüringen und der Stadt Weimar.<br />

EJBW Weimar e.V.<br />

Jenaer Str. 2/4<br />

99425 Weimar<br />

Tel.: 03643 / 827 – 101<br />

Fax: 03643 / 8271 111<br />

Jenaer Str. 2/4<br />

kontakt@ejbweimar.de<br />

www.ejbweimar.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A<br />

KOOPERATIONSPARTNER A


A<br />

ÜBER DAS PROJEKT<br />

Saarbrücken, 03.-05.06.2005 - Zehn Jahre <strong>Schule</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Rassismus</strong>, <strong>Schule</strong> mit Courage. Bundesweites Treffen auf<br />

dem Gelände des Gestapo Lagers Neue Bremm, heute Novotel Saarbrücken. Foto: Metin Yilmaz<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL A


Diskriminierung<br />

Papier ist geduldig, sagt der Volksmund.<br />

Und wenn im Artikel 1 des<br />

Grundgesetzes steht, dass die Würde<br />

des Menschen unantastbar sei, so bedeutet<br />

das noch lange Nichts, sondern<br />

unterstreicht nur, was der Volksmund<br />

so daher redet. Und so erleben wir in<br />

der Realität tagtäglich etwas anderes.<br />

Da wird die Würde des Menschen mit<br />

den Füßen getreten, auch in den <strong>Schule</strong>n.<br />

Dabei spielt es keine Rolle, ob es<br />

sich um Grund-, Haupt-, Re<strong>als</strong>chulen,<br />

Gymnasien oder Berufsfachschulen handelt,<br />

denn nichts ist leichter <strong>als</strong> Macht<br />

gegenüber „Schwächeren“ auszuüben,<br />

sei es verbal oder physisch.<br />

Eines dieser Machtspiele ist Mobbing,<br />

das bereits ab der 1. Klasse der Grundschule<br />

zu beobachten ist. Und wo es<br />

Mobbing gibt, ist auch Gewalt im Spiel,<br />

verbale oder körperliche. Die Ursache<br />

des Mobbings in der <strong>Schule</strong> ist vielfältig.<br />

Dem Mobbing liegen in der Regel<br />

Konflikte zugrunde, die unterschiedliche<br />

Auslöser haben können: Überforderung,<br />

Unterforderung, überzogenes Leistungsverhalten,<br />

Identifikationsverluste, gestörtes<br />

Klima an der <strong>Schule</strong> oder in der<br />

Klasse. Auch „das Fremde“ kann mit<br />

zum Ursachen-Komplex für das Mobbing<br />

gehören. So z. B. die andere Nationalität,<br />

die andere Kultur, die andere<br />

Religion oder die andere Sprache. Und<br />

damit ist Mobbing nichts anderes <strong>als</strong> eine<br />

andere Form der Diskriminierung.<br />

Unter Diskriminierung (lat. discrimen,<br />

Abstand, Unterschied, Trennung) versteht<br />

man im engeren Sinne die Benachteiligung<br />

von Personen oder Gruppen<br />

aufgrund von Merkmalen wie Her-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

kunft, ethnischer, politischer oder religiöser<br />

Zugehörigkeit, sozialen Gewohnheiten,<br />

sexuellen Neigungen, Sprachen,<br />

Geschlecht, Behinderung oder äußerlichen<br />

Merkmalen wie Haut- oder Augenfarbe.<br />

Diskriminierung steht dem<br />

Grundsatz der Gleichheit der Rechte aller<br />

Menschen entgegen, so wie er im<br />

Grundgesetz für die Bundesrepublik<br />

Deutschland Artikel 3 Abs. 3 formuliert<br />

ist: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes,<br />

seiner Abstammung, seiner<br />

Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat<br />

und Herkunft, seines Glaubens, seiner<br />

religiösen oder politischen Anschauungen<br />

benachteiligt oder bevorzugt werden.<br />

Niemand darf wegen seiner Behinderung<br />

benachteiligt werden.“<br />

Diskriminierung kann auch <strong>als</strong> ein Ausdruck<br />

von Intoleranz und dem Vorherrschen<br />

von Vorurteilen betrachtet werden.<br />

Menschen werden nicht nur <strong>als</strong><br />

Personen, <strong>als</strong> Individuen, sondern auch<br />

<strong>als</strong> Mitglieder von Gruppen beziehungsweise<br />

<strong>als</strong> Angehörige sozialer Kate-<br />

Die Rechte der Kinder von logo einfach erklärt herausgegeben vom Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 10018 Berlin<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG B


B<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Die allgemeine Erklärung der<br />

Menschenrechte in Wort und Bild<br />

Deutsche Ausgabe<br />

© die blaue GIRAFFE, Stutensee,<br />

2004<br />

ISBN 3-937475-01-X<br />

Die Originalausgabe entstand in<br />

Zusammenarbeit mit den Vereinten<br />

Nationen<br />

weitere Informationen auf der<br />

Webseite:<br />

www.die-blaue-giraffe.de<br />

gorien, <strong>als</strong>o pauschal <strong>als</strong> Ausländer, <strong>als</strong><br />

Juden, aber auch <strong>als</strong> Frauen, Behinderte,<br />

Alte diskriminiert – oder im entsprechenden<br />

Diskriminierungsjargon <strong>als</strong><br />

„Fidschis, Bimbos, Weiber, Tussis, Krüppel,<br />

Gruftis, Zecken“ etikettiert.<br />

Diese Vorurteile, Stereotypen und Diskriminierungen<br />

sind historisch und gesellschaftlich<br />

begründet. Ihren gemeinsamen<br />

Bezugspunkt bildet der <strong>Rassismus</strong>.<br />

Der <strong>Rassismus</strong> ist eine Ideologie,<br />

die Menschen auf Grund realer<br />

oder fiktiver Merkmale, körperlicher<br />

oder kultureller Art, auf ihre ethnische,<br />

nationale oder religiöse Zugehörigkeit<br />

reduziert und die „Anderen“ <strong>als</strong> moralisch,<br />

kulturell und intellektuell minderwertig<br />

erachtet.<br />

Dabei hat die moderne Genetik gezeigt,<br />

dass es keine Menschenrassen gibt,<br />

sondern nur eine Spezies Mensch. <strong>Rassismus</strong><br />

und damit Diskriminierung gibt<br />

es dennoch. D. h.: Nicht „Rassen“<br />

schaffen <strong>Rassismus</strong>, sondern <strong>Rassismus</strong><br />

schafft „Rassen“.<br />

In den folgenden Kapiteln werden die<br />

unterschiedlichen Formen der Diskriminierung<br />

von Menschen aufgegriffen<br />

und erläutert:<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Diskriminierung aufgrund der Herkunft,<br />

der körperlichen Merkmale, des Geschlechts,<br />

der sexuellen und religiösen<br />

Orientierung.<br />

Ein eigenes Kapitel widmet sich dem<br />

Antisemitismus, weil dieser nicht mit<br />

der „üblichen“ Diskriminierung gleichgesetzt<br />

werden kann, sondern darüber<br />

hinaus in der Regel zum festen Bestandteil<br />

von rechtsextremen politischen<br />

Ideologien gehört und somit den<br />

Übergang zu den folgenden Kapiteln<br />

über den Nation<strong>als</strong>ozialismus und<br />

Rechtsextremismus bildet.<br />

Ausgrenzung, Konformität,<br />

Konkurrenzdenken<br />

Gewalt und Mobbing richten sich gegen<br />

Einzelne oder Minderheiten, die von<br />

den Akteuren zunächst <strong>als</strong> Auszugrenzende<br />

bestimmt, <strong>als</strong>o diskriminiert werden<br />

müssen, um dann im zweiten<br />

Schritt Opfer degradierender und entwürdigender<br />

Handlungen werden zu<br />

können. Die bloße Ausübung von Gewalt<br />

ist allerdings strukturell etwas anderes<br />

<strong>als</strong> Mobbing, das ebenfalls <strong>als</strong><br />

Gewalt angesehen wird, allerdings <strong>als</strong><br />

nichtphysische Gewalt, die systematischen<br />

Charakter hat.<br />

Die Ausübung physischer Gewalt kann<br />

ganz unterschiedliche Gründe haben.<br />

Der Mangel an verbaler Überzeugungskraft<br />

führt bei Kindern häufig zu dem<br />

Versuch, sich nach dem Misslingen verbaler<br />

Kommunikation, Überzeugungsarbeit<br />

mit anderen Mitteln zu leisten. Ein<br />

anderer Grund ist insbesondere unter<br />

Jungen das offenbar archaische Ritual,<br />

feststellen zu wollen, wer der Stärkste<br />

in der Gruppe ist, die Hackordnung festzulegen.<br />

Während diese Art von Gewalt<br />

<strong>als</strong> normale Durchgangsphase im Kinderleben<br />

anzusehen ist, stellt Mobbing<br />

hingegen eine höhere Stufe des Fehlverhaltens<br />

dar, ein negatives Resultat<br />

misslungener Sozialisation. Im<br />

schlimmsten Fall kommt es zu einer<br />

Kombination von Mobbing und physischer<br />

Gewalt. Dann ist der Weg offen<br />

für rechtsextremistische, faschistoide<br />

Verführungen.<br />

Kinder, egal welchen Alters, kommen<br />

heute in der Regel in Schulklassen zusammen<br />

<strong>ohne</strong> Ansehen ihrer familiären,<br />

sozialen, religiösen oder nationalen<br />

Herkunft, d. h. sie sind so unterschiedlich<br />

wie sie nur sein können. Der<br />

Konformitätsdruck, der noch typisch für<br />

das 20. Jahrhundert war, ist damit zumindest<br />

in den heutigen Ballungsgebieten<br />

kaum noch gegeben. Sprache, Tradition,<br />

Herkunft, Religion, Kleidung und<br />

allgemeines Verhalten in der breiten<br />

Unterschiedlichkeit widersprechen jeder<br />

Volksgemeinschaftsideologie. Selbst die<br />

Idee der so genannten Leitkultur ist<br />

kein Ersatz für diese überholte deutsche<br />

Tradition. Die Kinder müssen und werden<br />

in ihrer Individualität wahrgenommen<br />

nicht nur von den Lehrkräften,<br />

sondern auch von den Kindern untereinander.<br />

In einigen ländlichen Regionen


dauert dieser Veränderungsprozess etwas<br />

länger, aber auch dort wird er unausweichlich<br />

Platz greifen müssen,<br />

wenn wir im neuen Europa bestehen<br />

wollen.<br />

Die heutige multikulturelle Welt ist andererseits<br />

aber auch kein konfliktfreies<br />

Gemeinwesen. Gesellschaftlich ungelöste<br />

Probleme wie die hohe Arbeitslosigkeit,<br />

die Verarmung relevanter Bevölkerungsteile,<br />

die zunehmende Ideologisierung<br />

von religiösen Minderheiten, die<br />

Reduktion des sozialen Netzes, die finanzielle<br />

Austrocknung von kulturellen<br />

und sozialen Einrichtungen fördern<br />

nicht die Solidarität der Menschen<br />

untereinander, sondern verstärken den<br />

Konkurrenzdruck auf allen Ebenen. Immer<br />

mehr Menschen verlieren den Anschluss.<br />

Kinder und Jugendliche haben<br />

dafür ein feines Gespür. In ihrer Sprache<br />

drückt sich dieser Sachverhalt in ihren<br />

neuesten Schimpfwörtern aus: „Loser“<br />

(engl. f. Verlierer) oder „Opfer“<br />

stehen für Menschen, die nicht mehr<br />

dazu gehören. Sie werden <strong>als</strong> verachtungswürdig<br />

angesehen. In dieser Sprache<br />

drückt sich eine fürchterliche Verrohung<br />

aus. Menschen, die es nicht mehr<br />

schaffen, wird nicht mehr unter die Arme<br />

gegriffen, sie erzeugen kein Mitleid,<br />

sondern sie werden und gehören<br />

ausgegrenzt. Dieses neue Vokabular<br />

wird aber nicht hauptsächlich von denjenigen<br />

benutzt, die eher zu den Gewinnern,<br />

sondern von denjenigen, die eher<br />

zu den Verlierern dieses Systems zu<br />

zählen wären. Je niedriger der Bildungsgrad,<br />

desto häufiger hört man diese<br />

ausgrenzende Semantik.<br />

Die gegenwärtige <strong>Schule</strong> hat Mühe dagegen<br />

zu steuern, ist sie doch oft selbst<br />

Teil des Systems der Ausgrenzung. Sie<br />

teilt ein in die verschiedenen Schulfor-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

men (Haupt- und Re<strong>als</strong>chule, Gymnasium)<br />

und siebt mit Hilfe der Zensuren<br />

die Spreu vom Weizen. Dennoch muss<br />

versucht werden, den Kindern solidarisches<br />

Verhalten beizubringen. Dieses<br />

<strong>Handbuch</strong> soll dazu beitragen, solche<br />

Interventionsmöglichkeiten aufzuzeigen.<br />

Die Schwierigkeit der <strong>Schule</strong> besteht<br />

insbesondere darin, auf Verhältnisse<br />

eingehen zu müssen, die außerhalb ihres<br />

Einflussbereiches liegen. Die Schulklientel<br />

kommt mit psychischen und sozialen<br />

Strukturen in eine Institution, in<br />

Medi Kuhlemann:<br />

Wir sind dabei!<br />

Interkulturelles Lernen in der Kindertagesstätte.<br />

Hrsg.: Aktion Kinder- und Jungendschutz,<br />

Schleswig-Holstein e.V., Kiel<br />

2004<br />

Bezug über: AKJS Landesarbeitsstelle<br />

Schleswig-Holstein e.V.,<br />

Feldstr. 120, 24106 Kiel, Tel.:<br />

0431/89 0 77, Fax: 0431/89 0 79,<br />

E-Mail: info@akjs-sh.de, Internet:<br />

www.akjs-sh.de<br />

Allerwelt Kinderkiste<br />

Kontakt, Information und Verleih sowie<br />

Fortbildung und Projektberatung:<br />

AKJS Landesarbeitsstelle Schleswig-<br />

Holstein e.V., Medi Kuhlemann<br />

der eben diese Strukturen produktiv, zuweilen<br />

aber auch kontraproduktiv sein<br />

können. Lernbereitschaft kann schnell<br />

in Frustration und Verweigerung umschlagen,<br />

Liebe in Hass, Erfolg in Misserfolg,<br />

Freundschaft in Feindschaft,<br />

usw. In der großen Mischung einer Klasse<br />

besteht für die SchülerInnen die<br />

Chance, neue Erfahrungen zu machen,<br />

die Spaß bringen, aber auch Angst hervorrufen<br />

können. Sie haben nicht die<br />

Möglichkeit, sich die Klasse, die MitschülerInnen<br />

und die LehrerInnen selbst<br />

aussuchen zu können. Sie sind der Situation<br />

ausgeliefert und werden reagie-<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG B


B<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

ren wie sie das im nichtschulischen Bereich,<br />

zu Hause in der Familie bzw. im<br />

Kindergarten gelernt haben. Kinder, auf<br />

deren Neugierde zu Hause mit der Bemerkung<br />

„Frag nicht so viel!.“ begegnet<br />

wird, kommen schon mit einem<br />

Lerndefizit in der <strong>Schule</strong> an und benötigen<br />

eine Strategie, sich anders <strong>als</strong><br />

durch Lernerfolg bestätigen zu können.<br />

Eine solche Alternative wird kaum im<br />

intellektuellen Bereich möglich sein,<br />

aber vielleicht im physischen. Wer auch<br />

hier versagt, dem bleibt nur noch die<br />

Rolle des Opfers. Mit anderen Worten,<br />

die Kinder bringen ihre Erfahrungen aus<br />

den Familien, aus ihrer Umgebung mit<br />

in die <strong>Schule</strong> und selbst in den untersten<br />

Klassen sind bereits die Voraussetzungen<br />

gegeben für alle Arten von Verhaltensweisen.<br />

Viele sind schlicht die<br />

Spiegelbilder ihrer Eltern, andere reproduzieren<br />

das, was sie auf der Straße<br />

gelernt haben und der Rest sucht einen<br />

eigenen Weg.<br />

Kinder, die zu Hause keine Liebe erfahren<br />

haben, Kinder, die mit Defiziten in<br />

die <strong>Schule</strong> kommen, Kinder, die die<br />

Sprache nicht beherrschen, die von ihnen<br />

verlangt wird, Kinder, die von zu<br />

Hause aus mit Ideologien versehen worden<br />

sind, treffen auf eine Situation, die<br />

sie plötzlich ganz neu und ganz allein<br />

meistern müssen. Jedes Kind wird eine<br />

ihm eigene Überlebensstrategie entwickeln.<br />

Die Verhaltensweisen sind <strong>als</strong>o<br />

multifaktoral bedingt. Dabei ist es nicht<br />

verwunderlich, dass im Resultat dysfunktionale<br />

Reaktionen auftreten. Aber<br />

auch die Kinder, die von solchen Defiziten<br />

nicht belastet sind, treffen auf eine<br />

<strong>Schule</strong>, in der ihnen beigebracht wird,<br />

dass letztlich nur der Erfolg zählt, wobei<br />

der Erfolg in der <strong>Schule</strong> formal in<br />

Zensuren gemessen wird.<br />

Die Gefühlsebene, Empathie und solidarisches<br />

Verhalten stehen dem Ziel des<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Achtsamkeit und Anerkennung:<br />

Materialien zur Förderung des Sozialverhaltens<br />

in der Grundschule. Hrsg.:<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung, Köln. Ostmerheimer Str.<br />

220, 51109 Köln, Tel.: 0221/89 92-<br />

0, Fax: 0221/89 92-300, E-Mail:<br />

poststelle@bzga.de, Internet:<br />

www.bzga.de<br />

formalen Erfolges häufig im Weg.<br />

Bestenfalls findet diese Ebene in dem<br />

Lernziel der Teamfähigkeit noch Eingang<br />

in den Lernkanon. Da aber keine<br />

Gruppenzensuren vom Schulgesetz her<br />

vorgesehen sind, kann ein Team nicht<br />

wirklich fair gewürdigt werden. Alles<br />

läuft darauf hinaus, die spätere Arbeitswelt<br />

im Konkurrenzverhalten zu antizipieren.<br />

Die <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Institution schafft<br />

<strong>als</strong>o entgegen ihrem gesellschaftlich<br />

definierten und gewünschten Ziel zwei<br />

Tendenzen, einerseits die „No-Future“-<br />

Haltung, andererseits die Einübung in<br />

die Ellenbogengesellschaft. Aus dieser<br />

Gemengelage heraus entstehen Situationen,<br />

die gefährliche Konsequenzen<br />

zeitigen können.<br />

Die hier aufgeführten verschiedenen<br />

Faktoren für das Verhalten der Kinder in<br />

der <strong>Schule</strong> können allein oder auch aggregiert<br />

bei einzelnen SchülerInnen<br />

oder Gruppen auftreten und je nachdem,<br />

welche Gewichtung ihnen jeweils<br />

zukommt, das Klima in einer Klasse bestimmen.<br />

Kinder, die von Hause aus der<br />

Empathie unfähig sind, setzen womöglich<br />

eher die Ellenbogen ein <strong>als</strong> Kinder,<br />

die diesen Mangel nicht aufweisen.<br />

Trifft <strong>als</strong>o eine Empathieunfähigkeit auf<br />

eine reale oder vermeintliche Konkurrenzsituation,<br />

kann sich das Verhalten<br />

aggressiv gegen MitschülerInnen richten,<br />

die <strong>als</strong> Gefahr für die Erzielung des<br />

eigenen Erfolgs gesehen werden.<br />

Wenn es dann zu Gruppenbildungen<br />

kommt, haben wir es mit neuer Identitätsbildung<br />

und Ausgrenzungen zu tun.<br />

Es wird wichtig, zur Clique zu gehören.<br />

Cliquen können schnell ein Eigenleben<br />

entwickeln, in denen in der Regel die<br />

Stärksten, die „Coolsten“ dominieren,<br />

den Ton angeben. Aus US-amerikanischen<br />

<strong>Schule</strong>n ist bekannt, dass sich<br />

dort insbesondere um Sportmannschaften<br />

herum Cliquen bilden, deren Mitglieder<br />

<strong>als</strong> „Jocks“ bezeichnet werden<br />

und die sich selbst <strong>als</strong> Elite verstehen.<br />

Snobismus und Verachtung, auch<br />

gegenüber den intellektuell Erfolgreichen,<br />

den „Nerds“, treffen auf den<br />

Neid der nicht dazu Gehörigen. Das<br />

Massaker von Columbine in Littleton,<br />

Colorado, bei dem 13 Menschen starben,<br />

wird auf diesen Gegensatz zurückgeführt.<br />

In deutschen <strong>Schule</strong>n sind die Strukturen<br />

andere, können aber ähnlich desaströs<br />

enden, wie das Beispiel in Erfurt


gezeigt hat, bei dem 16 Menschen ums<br />

Leben kamen. Diese Ereignisse sind natürlich<br />

nicht typisch, zeigen aber im Extremen<br />

eben doch häufig vorhandene<br />

Probleme auf.<br />

Die <strong>Schule</strong> ist leider kein harmonischer<br />

Ort, sie widerspiegelt die Verhältnisse<br />

der Gesellschaft um sie herum. Es ist <strong>als</strong>o<br />

kein Wunder, ja, es ist zu erwarten,<br />

dass es zu Ausgrenzungen Einzelner<br />

oder von Minoritäten kommt. Wenn die<br />

Eltern, die familiäre und nachbarschaftliche<br />

Umgebung Vorurteile gegen wen<br />

auch immer pflegen, werden wir diese<br />

Vorurteile auch in der Klasse wiederfinden.<br />

Wer zu Hause hört, „die Türken“,<br />

„die Polen“, „die Russen“, usw.<br />

„müssten dahin gehen, woher sie gekommen<br />

sind“, wird MitschülerInnen,<br />

die evtl. diesen Migrationshintergrund<br />

mitbringen, nicht vorurteilslos begegnen<br />

können.<br />

Niemand darf sich sicher fühlen, nicht<br />

von Ausgrenzungen betroffen sein zu<br />

können. Sie können sich gegen alle<br />

und jeden richten. Das Beispiel von Politz<br />

in der Uckermark, bei dem eine Clique<br />

Jugendlicher einen eigenen Kumpel<br />

zum „Juden“ gemacht und ihn daraufhin<br />

zu Tode getrampelt hat, zeigt dies<br />

anschaulich. Im Allgemeinen werden<br />

wir es mit harmloseren Fällen zu tun<br />

haben, deren Langzeitwirkungen andererseits<br />

jedoch nicht zu unterschätzen<br />

sind.<br />

Viele LehrerInnen beklagen die zunehmenden<br />

Probleme in den <strong>Schule</strong>n, das<br />

Unterrichten werde immer schwieriger.<br />

Zum Pessimismus ist jedoch kein Anlass.<br />

Wenn wir uns bewusst machen,<br />

dass die beschriebenen Probleme von<br />

uns <strong>als</strong> Gemeinwesen selbst verursacht<br />

werden, wir der Geschichte <strong>als</strong>o nicht<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

hilflos ausgesetzt sind, sondern wir in<br />

das gesellschaftliche Geschehen eingreifen<br />

können, innerhalb und außerhalb<br />

der <strong>Schule</strong>, können wir die Verhältnisse<br />

auch ändern. Dazu bedarf es unser aller<br />

Engagement. Sobald wir erkannt haben,<br />

wo uns der Schuh drückt, werden<br />

wir auch Mittel und Wege finden, um<br />

die Zukunft besser gestalten zu können.<br />

Gerd Meyer, Ulrich Dovermann, Siegfried Frech, Günther Gugel (Hrsg.)<br />

Zivilcourage lernen<br />

Analysen, Modelle, Arbeitshilfen<br />

Institut für Friedenspädagogik Tübingen e. V., 2004<br />

ISBN3-932444-13-2<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG B


B<br />

GEWALT UND MOBBING<br />

Gewalt und Mobbing:<br />

Täter und Opfer in der<br />

Grundschule<br />

Gibt es eine gewaltfreie <strong>Schule</strong>? Wer<br />

das glaubt, kennt die <strong>Schule</strong> nicht,<br />

kennt das Leben nicht: Nicht erst seit<br />

der Erfindung des Fernsehens mit seinen<br />

(teilweise) Gewalt verherrlichenden<br />

Szenen, sondern seitdem es schulähnliche<br />

Einrichtungen gibt, wissen wir (aus<br />

alten Berichten) von mehr oder minder<br />

schwerwiegenden Konflikten unter<br />

SchülerInnen, die mittels verbaler oder<br />

körperlicher Gewalt ausgetragen wurden!<br />

Was sich verändert hat? Zumindest bei<br />

der körperlichen Gewalt gibt es bei uns<br />

nicht mehr die Dominanz der prügelnden<br />

Lehrkräfte, wie sie vielleicht noch<br />

unsere Eltern so lebhaft schildern konnten<br />

bei ihrem Versuch, sich auf diese<br />

Weise – autoritär – Respekt zu verschaffen.<br />

Das weiß schon der kleine<br />

Zweitklässler: Die Lehrer dürfen ihm<br />

nichts tun! Darf er den Mitschülern et-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

„Draufhauen bringt‘s nicht“: Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel zum Thema Gewalt<br />

auf den Kinderseiten des TAGESSPIEGEL (Sonnabend 30.04.2005/Nr. 18820)<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

was tun, das er/sie selbst nicht gerne<br />

passiv erleben möchte?<br />

Diese Frage zu verneinen und <strong>als</strong><br />

(ethisches) Regelwerk der <strong>Schule</strong> in die<br />

Köpfe aller Kinder zu bringen, darum<br />

geht es spätestens in der Grundschule.<br />

Es gibt zwei Wege: Die Lehrkräfte sagen,<br />

was erlaubt ist und was nicht. Die<br />

Schüler testen die Grenzziehung und<br />

die (Frustrations-)Toleranz der Erwachsenen<br />

aus. Das ist das autoritäre Modell<br />

<strong>ohne</strong> all die negativen Sanktionsmöglichkeiten<br />

der Vorfahren. Aber es<br />

kann – je nach Lehrerpersönlichkeit –<br />

durchaus klappen, bis die nächste Erzieherperson<br />

den Klassenraum betritt oder<br />

bis zur Pause.<br />

Gewaltprävention<br />

Der andere Weg liegt bei den gemeinsam<br />

von der Klasse und den Lehrkräften<br />

(basisdemokratisch) erarbeiteten<br />

Klassen- und Schulregeln. Sie zu entwickeln<br />

und vor allem weiterzuentwickeln<br />

bedarf eines großen Zeitaufwandes.<br />

Das Ziel ist klar: Entwickelt werden<br />

die Regeln der Kinder und Jugendlichen,<br />

ihre Einhaltung soll auch von ihnen<br />

selbst überwacht werden. Lehrkräfte<br />

leisten anfangs höchstens Hilfestellung,<br />

sie versuchen, die Konfliktlösung<br />

den Peers, den Gleichaltrigen zu übertragen.<br />

Ein schöner Traum? Allein im<br />

Land Berlin gibt es etwa 200 Grundund<br />

Oberschulen mit etwa 2000 Konfliktlotsen,<br />

die täglich <strong>als</strong> Streitschlichter<br />

im Einsatz sind. Und das Modell<br />

macht <strong>Schule</strong>, die Mediationstrainerkurse<br />

für Lehrkräfte und Erzieher sind ausgebucht!<br />

Natürlich ist es nicht mit einer Kurzlektüre<br />

getan, um <strong>als</strong> Lehrkraft und MediatorIn<br />

eine Gruppe von Konfliktlotsen<br />

ausbilden zu können. Der Aufwand beträgt<br />

etwa 60 Doppelstunden und mündet<br />

in ein Zertifikat „MediatorIn“. Was<br />

genau getan und gelernt werden muss,<br />

können Sie weiter unten lesen. Nur so<br />

viel: Am Schwierigsten bei und nach der<br />

Ausbildung ist das Abgehen von der traditionellen<br />

Lehrerrolle, in der die Erwachsenen<br />

alles <strong>als</strong> oberste Richter klären<br />

und be- (ver-)urteilen wollen.<br />

Fehlurteile inklusive!<br />

Wenn Schüler untereinander die gelernten<br />

Regeln der Fallerörterung, der Darstellung<br />

beider Seiten, der „Spiegelung“,<br />

der Festlegung und Überwachung<br />

von Selbstverpflichtungen, Verabredungen<br />

und Vereinbarungen unter<br />

den Streitparteien und dann vor der<br />

Klassengemeinschaft anwenden, kann<br />

der neue „Frieden“ nachhaltiger werden,<br />

vor allem immer dann auch gelingen,<br />

wenn keine Lehrkraft zu Stelle ist.<br />

Es kann ein soziales Bewusstsein in der<br />

Klasse entstehen, ein Lernziel, was in<br />

Vorworten und Einleitungen von Schulgesetzen<br />

und Rahmenlehrplänen oftm<strong>als</strong><br />

eher seinen Platz hat <strong>als</strong> in der<br />

täglichen Schul- und Unterrichtspraxis.


Hat sich eine <strong>Schule</strong> zur Teilnahme an<br />

der Mediatorenausbildung mit mindestens<br />

zwei ErzieherInnen oder PädagogInnen<br />

entschlossen, so steht dem<br />

Aufbau einer Schulmediationsstation<br />

nach Abschluss der Ausbildung nichts<br />

mehr im Wege. Die Begründerin des<br />

(Berliner) Konfliktlotsenmodells, Ortrud<br />

Hagedorn, beschreibt diese notwendige<br />

Einrichtung wie folgt: „Alle ... betreuten<br />

<strong>Schule</strong>n haben eine Schulmediationsstation<br />

oder einen Konfliktlotsenraum<br />

eingerichtet, in denen Klageführende<br />

anzeigen können, was sie belastet.<br />

Hier sind Schulmediatoren oder Konfliktlotsen<br />

im Dienst.<br />

Ihr geschützter Verhandlungsraum wird<br />

mit begünstigenden Materialien ausgestattet.<br />

Dazu gehören: ein runder oder<br />

halbrunder Tisch, Moderationshilfen zu<br />

Gesprächsablauf und -steuerung, Tischkarten,<br />

schriftliche Mittel für Opferbericht,<br />

Ein-Text-Verfahren und Vertragsformulare,<br />

visuelle Mittel wie Szeno-Figuren,<br />

Fadenskala und Tafelbild zur Beziehungsdarstellung,<br />

Piktogramme der Gesprächsregeln<br />

und Eskalations-Prozesse,<br />

Notizzettel für die Beteiligten, Papiertaschentücher<br />

falls es Tränen gibt, farbige<br />

Moderationskarten für Metaplanverfahren,<br />

Getränke und ein akustischer<br />

Klangteppich für informellen Austausch<br />

sowie für die Wiedergutmachung an<br />

Körper und Sachen, Pflaster, Kühlkissen,<br />

Sicherheitsnadeln, Nähzeug, Reinigungsmittel<br />

und Werkzeug.<br />

In der Gegenüberstellung mit Hilfe der<br />

neutralen Mittler werden die Beteiligten<br />

vom Delikt zurück zum Konflikt geführt.<br />

Schmerzlich verlaufende Konfliktaustragungen<br />

haben nicht nur eine Macht, eine<br />

rechtliche, körperliche und materielle<br />

Dimension, sondern sie erschüttern<br />

auch das Vertrauen in mitmenschliches<br />

Verständnis. In der Mediation wird Verantwortung<br />

für die eigenen Handlun-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

gen geweckt und dem Bedürfnis nach<br />

Schadenswiedergutmachung Rechnung<br />

getragen. Selbsterklärungen des Bedauerns<br />

und Schadenswiedergutmachung<br />

sind keine Selbstverständlichkeit. Sie<br />

helfen der/dem Geschädigten, die erfahrene<br />

Hilf- und Fassungslosigkeit zu<br />

mindern. In der Gegenüberstellung liegt<br />

auch die Chance für die Streitbeteiligten,<br />

die Dynamik des Konflikts mit dem<br />

eigenen Handlungsanteil rückschauend<br />

zu verstehen und Handlungsalternativen<br />

zu entwickeln. In diesem Sinn wer-<br />

den akute Konflikte <strong>als</strong> subjektiv relevante<br />

Lernchancen genutzt.“<br />

Mobbing<br />

Mobbing ist ein Begriff, der Gefahr<br />

läuft, durch inflationäre Benutzung<br />

zum Allerweltsbegriff, zur Nichtigkeit zu<br />

verkommen. Dabei können sich dahinter<br />

handfeste Tragödien und Gefahren<br />

verbergen. Hilfreich ist deshalb eine Definition<br />

wie die von Dan Olweus (Gewalt<br />

in der <strong>Schule</strong>, Bern (u. a.) 1996,<br />

s. 60ff):„Ein Schüler oder eine Schüle-<br />

Im Namen der Kinder. Strategien gegen Gewalt<br />

Eine Hilfe für die Arbeit in <strong>Schule</strong>n und Gemeinden. Hrsg.: Bildungswerk der<br />

Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg, Goethestr. 26-30, 10625 Berlin<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

GEWALT UND MOBBING B


B<br />

GEWALT UND MOBBING<br />

rin ist Gewalt ausgesetzt, wenn er oder<br />

sie wiederholt und über eine längere<br />

Zeit den negativen Handlungen anderer<br />

Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt<br />

ist.“<br />

Meist handelt es sich <strong>als</strong>o um eine Einzelperson,<br />

die von einer Gruppe immer<br />

wieder und über längere Zeit gezielt<br />

ausgegrenzt, verächtlich gemacht wird,<br />

verbal und/oder tätlich angegriffen, erpresst<br />

etc. wird.<br />

Was die Ursachen von Mobbing (im<br />

Englischen oft „Bullying“ mit Betonung<br />

der körperlichen Gewalt) angeht, so beschreibt<br />

das Walter Taglieber in der lesenswerten<br />

„Berliner Anti-Mobbing-Fibel:<br />

Was tun wenn“, LISUM 2005, S.<br />

10 wie folgt: „In jeder Klasse kann<br />

Mobbing auftreten. Der potentielle Täter<br />

sucht nach Stellen, an denen das<br />

potentielle Opfer empfindlich reagiert<br />

und verfolgt dann seinen Wunsch,<br />

Macht zu spüren. Erst später zieht er etwaige<br />

Äußerlichkeiten des Opfers (Ossi,<br />

Wessi, schwarz, schwul, Schrottklamotten)<br />

zu seiner vermeintlichen Rechtfertigung<br />

heran. Am wenigsten Schuld ist<br />

das Opfer selbst.<br />

Mögliche Gründe für<br />

Mobbinghandlungen:<br />

•Lust auf Mobbing<br />

•Herrschsucht<br />

•Suche nach Sündenböcken für eigenes<br />

Versagen<br />

•Definition von Freundschaft in der<br />

Ablehnung anderer<br />

•Weitergabe erlittenen Unrechts an<br />

Schwächere<br />

•Fehlende Konfliktlösungsstrukturen<br />

•Fremdenfeindlichkeit, <strong>Rassismus</strong>,<br />

Neid<br />

Auch Lehrer können Anteil am<br />

Entstehen von Mobbing haben<br />

durch:<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Der Gewalt auf der Spur<br />

Medienpaket (Videofilm und Begleitheft)<br />

zur Gewaltprävention und<br />

Verantwortungsübernahme an <strong>Schule</strong>n.<br />

Hrsg.: Unfallkasse Hessen,<br />

Opernplatz 14, 60313 Frankfurt a.<br />

M., Tel.: 069/2 99 72-0, Fax:<br />

069/2 99 72-207, E-Mail:<br />

ukh@ukh.de, Internet: www.unfallkasse-hessen.de<br />

•Ignorieren der Vorgänge,<br />

•Delegieren der Macht an Mobbingstrukturen,<br />

•Verweigern direkter Hilfe,<br />

•fehlende Wahrnehmung,<br />

•Schlendrian,<br />

•rohes Sprachvorbild,<br />

•ein schlechtes Lernklima in der Klasse,<br />

•ein schlechtes Lehrer-Schüler-Verhältnis,<br />

•starken Leistungsdruck<br />

Leider geschieht es immer wieder, dass<br />

sich Mitschüler aus Angst vom Opfer<br />

distanzieren, mit dem Angreifer sympathisieren<br />

oder ihn sogar tatkräftig<br />

unterstützen, um sich beliebt zu machen.<br />

Eltern sind meist die wichtigsten<br />

Ansprechpartner bei Mobbingfällen. Verhalten<br />

sie sich ignorant und wenig einfühlsam,<br />

kann Mobbing zu Stress und<br />

gesundheitlichen Beschwerden wie<br />

Kopfschmerzen, Magenschmerzen,<br />

Schlafstörungen etc. führen. Das Mobbingopfer<br />

sieht keinen Ausweg mehr.<br />

Die Ansicht, das Opfer müsse sich einfach<br />

selbst helfen, es hätte sich doch<br />

retten können, es sei irgendwie selbst<br />

Schuld, ist grundlegend f<strong>als</strong>ch. Stress,<br />

mangelndes Selbstvertrauen, Vereinsamung<br />

und soziale Isolation verhindern<br />

eindeutig ein Verhalten, welches das<br />

Problem lösen könnte.<br />

Hilfe kann jetzt nur von außen, z. B.<br />

von einer Lehrkraft kommen, die sensibel<br />

den Mobbingtatbestand erkennt<br />

und sofort dem Opfer zur Seite steht.<br />

Die Mechanismen des Mobbings müssen<br />

erst dem Opfer erklärt werden, später<br />

der Gruppe. Das Opfer muss erkennen,<br />

dass es keine persönliche Schuld<br />

trägt.<br />

Wie bei der Gewaltprävention kann neben<br />

einer glasklaren Haltung der Lehrkraft<br />

gegen Mobbingversuche vor allem<br />

die gemeinsame Aufstellung von Klassenregeln<br />

gegen Mobbing und das ritualisierte<br />

Klassengespräch, der Klassenrat<br />

helfen. Bei schweren Mobbingfällen<br />

muss allerdings doch Hilfe geholt werden,<br />

von der Schulpsychologischen Beratungsstelle,<br />

von der Polizei oder bezirklichen<br />

Netzwerken gegen Gewalt.<br />

Allgemein sinnvoll sind auch hier Konfliktlotsen<br />

oder das buddy-Projekt der<br />

Vodaphone-Stiftung.<br />

Natürlich reicht es nicht, nur vereinzelt<br />

im Klassenzimmer etwas gegen Gewalt<br />

und Mobbing zu tun, das muss die ganze<br />

<strong>Schule</strong> <strong>als</strong> Aufgabe verstehen. Der<br />

Zwang, ein Schulprogramm zu entwickeln<br />

und zu verabschieden, stellt hier<br />

eine gute Gelegenheit dar, Konfliktlotsen<br />

und buddy-Projekte, Aktionen gegen<br />

Gewalt (und Fremdenfeindlichkeit)<br />

und kommunale Projekte in dieser Richtung<br />

zu unterstützen und eine offene<br />

Atmosphäre und faire konstruktive Gesprächs-<br />

und Streitkultur zu ermöglichen.


Konfliktlotsen®–<br />

Was machen die eigentlich?<br />

Konfliktlotsen sind Schülerinnen und<br />

Schüler, die in schulischen Arbeitsgemeinschaften<br />

das Verfahren der Mediation<br />

erlernt haben. Mediation ist die<br />

Kunst, ein Streitgespräch un-parteiisch<br />

und überparteilich zu moderieren. Im<br />

Idealfall finden die Konfliktparteien<br />

selbst bestimmte Lösungen für ihren<br />

Streit und treffen Vereinbarungen, bei<br />

denen es keine Verlierer gibt.<br />

Auf dem Schulhof schreiten die Konfliktlotsen<br />

bei Streitereien ein, beruhigen<br />

die Streithähne und laden sie zu einem<br />

Klärungsgespräch ein. Natürlich muss<br />

ein Kind, das <strong>als</strong> Konfliktlotse arbeiten<br />

soll und will, geschult werden. Die Materie<br />

ist kompliziert, nicht alle Kinder<br />

sind geeignet.<br />

Mit folgenden Themen sind<br />

Konfliktlotsen befasst:<br />

1. Opfer schützen und stärken<br />

Wie kann ich mich selber in bedrohlichen<br />

Situationen schützen?<br />

•weglaufen<br />

•ruhig reden<br />

•Hilfe holen<br />

•Vorfall nicht verschweigen<br />

Wie kann ich anderen helfen?<br />

•Ansprechpartner sein<br />

•vermitteln<br />

•notfalls zur Polizei mitkommen<br />

2. Gewaltsituationen erkennen und<br />

handeln<br />

Was kann ich beitragen, den Ausbruch<br />

von gewalttätigen Situationen zu verhindern?<br />

•Abstand schaffen<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

•Umfeld verändern<br />

•Erwachsene holen<br />

•Fremde nicht anfassen<br />

•nicht eingreifen, wenn Waffen im<br />

Spiel sind<br />

•nicht von hinten festhalten<br />

•nicht provozieren<br />

3. Konflikte vermitteln<br />

Wie kann ich in Konflikten vermitteln?<br />

•sich vorstellen<br />

•Gesprächsregeln nennen<br />

•jeweilige Sichtweise vortragen lassen<br />

•Gefühle ausdrücken lassen<br />

LISUM Berlin<br />

Landesinstitut für <strong>Schule</strong> und Medien<br />

Alt-Friedrichsfelde 60<br />

10315 Berlin<br />

Tel. 030 / 90 21-28 00<br />

www.lisum.de<br />

•Lösungsmöglichkeiten sammeln lassen<br />

•bewerten und entscheiden lassen<br />

•Vereinbarungen treffen und unterschreiben<br />

4. Was brauchen die Konfliktlotsen von<br />

der <strong>Schule</strong>?<br />

•einen eigenen Raum<br />

•Vertragsformulare und Ordner<br />

•Erkennungszeichen<br />

•Akzeptanz von allen Lehrern<br />

•Lehrer zur Begleitung und Hilfe<br />

Ortrud Hagedorn hat das Konfliktlotsenmodell entwickelt und 1992 <strong>als</strong><br />

Erste in einer Berliner <strong>Schule</strong> eingesetzt. Die Arbeitsgruppe paXan im<br />

LISUM bietet Fortbildungen für alle an der Erziehung Beteiligten an.<br />

Anfragen zur Referententätigkeit, Fortbildung, Ausbildung und Zertifizierung<br />

per E-Mail an:<br />

Ortrud Hagedorn: ortrud.hagedorn@gmx.de<br />

Axel Becker: milde-becker@t-online.de<br />

Luzie Haller: luzie.haller@berlin.de<br />

Birthe Rasmussen-Bonne: birabo@t-online.de<br />

Walter Taglieber: tag-lieber@web.de<br />

Hannah Wennekers: hswennekers@web.de<br />

Weitere Informationen unter : www.konfliktlotsen.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE<br />

Was ist rootswork?<br />

Rootswork ist ein Projekt zur Gewaltprävention<br />

und zur transkulturellen Arbeit<br />

für KiTas und Grundschule.<br />

Da gibt es einen Ali, der sich nicht konzentrieren<br />

kann und dauernd andere<br />

beim Spiel stört. Es gibt auch den Stefan,<br />

der mit Worten sehr „frei“ umgeht,<br />

die Vanessa, die nichts besseres<br />

weiß, <strong>als</strong> andere zu ärgern oder die<br />

Ajshe, der man nichts sagen kann <strong>ohne</strong><br />

dass sie anfängt zu weinen. Welche ErzieherIn,<br />

welche LehrerIn wird nicht immer<br />

wieder an ihre Grenzen gestoßen,<br />

von diesen kleinen Personen, unseren<br />

Zwergen?<br />

Freilich es gibt auch andere „Zwerge“.<br />

Wie Sabrina, die immer neue Ideen auf<br />

Lager hat und viele andere Kinder mitreißt<br />

oder Franko, der ein Theaterstück<br />

nach dem anderen entwirft, oder Michael,<br />

der die tollsten Bilder malt und<br />

sie verschenkt oder....<br />

Alle diese „Zwerge“ erfüllen Elternhäuser,<br />

Kindergärten, <strong>Schule</strong>n und Horte<br />

mit ihrem Lachen, ihrem Weinen, Singen<br />

und Schreien. Alle versuchen mit<br />

ihren Ängsten fertig und ihren Bedürfnissen<br />

gerecht zu werden – jedes Kind<br />

mit den Möglichkeiten, die es kennt.<br />

Sie suchen Halt an uns, den Erziehenden<br />

und gehen uns doch gleichzeitig an<br />

das, was uns hält, an unsere Wurzeln:<br />

Sie zweifeln an unseren Erfahrungen,<br />

sie hinterfragen unsere Werte, sie<br />

schenken uns Liebe und Anerkennung<br />

und ihr Vertrauen. Daran wollen wir in<br />

diesem Projekt arbeiten:<br />

„ROOTSWORK“ – die Arbeit an den Wurzeln<br />

von Beziehungen und Konflikten.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

ROOTSWORK – Das Projekt<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Diese bewusst zu machen, zu hinterfragen<br />

und aus neuen Perspektiven zu betrachten<br />

– das ist die Arbeit, die Erziehenden,<br />

Lehrkräften und nicht zuletzt<br />

den „Zwergen“ neue Möglichkeiten im<br />

Erziehungsalltag eröffnet, sie stärken<br />

und (neuen) Halt geben kann.<br />

•Wir setzen mit unserem Fortbildungskonzept<br />

an der Wurzel an. Es geht uns<br />

um ein grundsätzlich neues Verständnis<br />

von Aggression und deren schädigender<br />

Form, der Gewalt.<br />

•Wir vermitteln Methoden die Sie alltäglich<br />

einsetzen können, und die Sie<br />

in einem authentischen Umgang mit<br />

den Kindern unterstützen.<br />

•Wir bieten Ihnen die Möglichkeit einrichtungs-<br />

und kindgerechte Projekte zu<br />

entwickeln, die Ihrer Gruppe nützlich<br />

sind.<br />

•Wir ermöglichen einen anderen Zugang<br />

zur Kultur. Kulturen sind lebendige<br />

Mischformen mit unterschiedlichsten<br />

Einflüssen. Wir bieten Entdeckungsrei-<br />

Diese Projektbeschreibung wurde<br />

der Homepage www.rootswork.de<br />

entnommen.<br />

Weitere Informationen bei:<br />

Fränkisches Bildungswerk<br />

für Friedensarbeit e.V.<br />

Hessestr. 4, 90443 Nürnberg,<br />

Tel.: 0911 / 28 85 00<br />

Fax: 0911 / 28 85 14<br />

E-Mail: fbf-nuernberg@t-online.de<br />

www.rootswork.de<br />

sen an, wie dies Kindern vermittelt werden<br />

kann, damit Sie sich einerseits beheimatet<br />

und doch universell wahrnehmen<br />

können.<br />

•Wir integrieren Ansätze der humanistischen<br />

Psychologie in anschaulicher<br />

und verständlicher Form. Dies hilft Ihnen<br />

bei der Diagnose und in der direkten<br />

Arbeit mit dem Kind.


FAUSTLOS<br />

Was ist Faustlos?<br />

Faustlos ist ein Curriculum, das impulsives<br />

und aggressives Verhalten von Kindern<br />

vermindern und ihre soziale Kompetenz<br />

erhöhen soll. Das Programm<br />

wurde speziell für die Grundschule entwickelt.<br />

Das Curriculum basiert auf dem<br />

amerikanischen Programm Second<br />

Step, das vom Committee for Children<br />

in Seattle entwickelt wurde und zahlreiche<br />

Auszeichnungen erhielt. Das Curriculum<br />

dient der Prävention aggressiven<br />

Verhaltens und kann leicht in die Strukturen<br />

von Grundschulen integriert werden.<br />

Faustlos ist kein situationsspezifischer<br />

Ansatz, sondern ein systematisches Curriculum,<br />

dessen Effektivität auf der systematischen,<br />

kontinuierlichen und regelmäßigen<br />

Durchführung der einzelnen<br />

Lektionen beruht.<br />

Faustlos vermittelt alters- und entwicklungsadäquate<br />

prosoziale Kenntnisse<br />

und Fähigkeiten in den Bereichen Empathie,<br />

Impulskontrolle und Umgang<br />

mit Ärger und Wut, wodurch aggressives<br />

Verhalten verhindert wird. Die drei<br />

Bereiche bzw. Einheiten sind in Lektionen<br />

unterteilt, die aufeinander aufbauend<br />

unterrichtet werden. Das Grundschul-Curriculum<br />

umfasst 51 Lektionen.<br />

Unterrichtet werden die Lektionen von<br />

ErzieherInnen bzw. Lehrkräften, die vorab<br />

an einer entsprechenden Fortbildung<br />

durch das Heidelberger Präventionszentrum<br />

(HPZ) teilnehmen.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Folgende Besonderheiten zeichnen<br />

Faustlos aus:<br />

•Faustlos ist ein präventiver Ansatz<br />

und setzt auf Vorbeugung statt Reparatur,<br />

was nicht nur effektiver sondern<br />

auch kostengünstiger ist.<br />

•Die Effektivität von Faustlos wurde in<br />

mehreren Kontroll-Gruppen-Studien belegt.<br />

Qualitätssicherung ist integrativer<br />

und begleitender Bestandteil von Faustlos.<br />

•Faustlos wurde von einem multidisziplinären<br />

Team aus PädagogInnen,<br />

PsychologInnen und MedizinerInnen<br />

entwickelt.<br />

•Die Faustlos-Curricula bauen auf entwicklungspsychologischenForschungsbefunden<br />

zu den Ursachen von aggressivem<br />

Verhalten auf.<br />

•Faustlos beruht auf einem didaktischen<br />

Konzept, das Wissensvermittlung<br />

und praktisches Üben miteinander verbindet,<br />

um so den Lernerfolg zu maximieren.<br />

•Die für die Effektivität zentrale Kontinuität<br />

und Langfristigkeit von Gewalt-<br />

Heidelberger Präventionszentrum<br />

(HPZ)<br />

Geschäftsführung:<br />

Axel Dewald, Dr. Andreas Schick<br />

Keplerstraße 1<br />

69120 Heidelberg<br />

Tel.: 06221 / 914422 (Mo-Fr 9-13)<br />

E-Mail: info@faustlos.de<br />

www.faustlos.de<br />

prävention wird dadurch gewährleistet,<br />

dass Faustlos von den KlassenlehrerInnen<br />

bzw. ErzieherInnen durchgeführt<br />

wird, die vorab eigens fortgebildet werden<br />

(und nicht von fachfremden oder<br />

externen Personen).<br />

•Faustlos ist mehr <strong>als</strong> Gewaltprävention,<br />

da allgemeine soziale Verhaltensfertigkeiten<br />

gelernt und geübt werden,<br />

die z.B. auch bei der Prävention von<br />

Drogenmissbrauch und sexuellem Missbrauch<br />

zum Tragen kommen.<br />

•Faustlos wird mit der gesamten Gruppe/Klasse<br />

durchgeführt, wodurch Stigmatisierungen<br />

und Labeling-Prozesse<br />

vermieden werden.<br />

Textzitat entnommen von der Webseite<br />

www.faustlos.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

LITERATUR<br />

LITERATUR<br />

Christina Zitzmann:<br />

Alltagshelden<br />

Aktiv gegen Gewalt und Mobbing –<br />

für mehr Zivilcourage<br />

Praxishandbuch für <strong>Schule</strong> und Jugendarbeit.<br />

Veröffentlichungen der CPH Jugendakademie<br />

im: Wochenschau Verlag,<br />

Schwalbach/Ts., 2004<br />

ISBN: 3-89974113-7<br />

Weitere Materialien und Informationen<br />

bei: www.wochenschau-verlag.de<br />

Gunda Wöbken-Ekert:<br />

„Vor der Pause habe ich<br />

richtig Angst“<br />

Gewalt und Mobbing unter Jugendlichen.<br />

Was man dagegen tun kann.<br />

Campus Verlag GmbH, Frankfurt/Main,<br />

1998, ISBN: 3-593-36013-6<br />

Regina Rusch (Hrsg.):<br />

Gewalt. Kinder schreiben über<br />

Erlebnisse, Ängste, Auswege<br />

dtv, München 1994, 163 S.<br />

ISBN 3-423-30435-9<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Rosemarie Portmann (Hg.):<br />

Mut tut gut!<br />

Geschichten, Lieder und Gedichte<br />

vom Mut haben und Mutmachen.<br />

Arena, Würzburg 1997, 125 S.<br />

ISBN 3-401-04497-4<br />

Wie oft kommen Kinder in Situationen,<br />

in denen sie ihre Angst überwinden<br />

und ihren ganzen Mut zusammennehmen<br />

müssen. Mut tut<br />

gut – denn nur wer Mut hat, kann<br />

sich für das Leben und für eine bessere<br />

Zukunft engagieren. Die Geschichten,<br />

Lieder und Gedichte vom Mutmachen, die in diesem Buch zusammengestellt<br />

sind, wollen Ängste bei Kindern und Erwachsenen abbauen<br />

und dazu anregen, Mut zu haben und etwas zu wagen.<br />

Weitere Hinweise zu Kinderbüchern finden sich auf der Webseite:<br />

http://www.praevention.org/sexmiss_kinder_lit.htm<br />

Viele Kinder haben eigene Erlebnisse erzählt,<br />

nicht nur von Rangeleien, wie sie<br />

schon immer unter Kindern vorkamen,<br />

sondern von harten Auseinandersetzungen<br />

oder beängstigenden Vorfällen, bei<br />

denen sie Augenzeuge oder selbst betroffen waren. Über Gewalt gegen Asylbewerber<br />

wurde am häufigsten geschrieben. Kinder erleben Gewalt auch in<br />

der Familie, in der <strong>Schule</strong>, ihrer Wohnumgebung und in der Politik.<br />

Auf dieser Homepage finden sich Erfahrungsberichte, die dem o. g. Titel entnommen<br />

wurden:<br />

http://www.kidsmobbing.de/page/jugend/berichte/index.html<br />

Ria Proske<br />

Krieg und Frieden<br />

Ausgewählte Kinder- und Jugendbücher<br />

Kommentiertes Verzeichnis 13., aktualisierte<br />

Auflage, Köln 2003<br />

Kontakt: Ria Proske, Hunsrückstr. 11,<br />

50739 Köln, Tel.: 0221/176808<br />

Email: ria.proske@surfeu.de<br />

© Institut für Friedenspädagogik Tübingen<br />

e.V.<br />

Corrensstr. 12, D-72076 Tübingen, Tel.:<br />

07071/920510, Fax: 07071/9205111<br />

E-Mail:<br />

kontakt@friedenspaedagogik.de<br />

http://www.friedenspaedagogik.de


Begriffe wie Diskriminierung oder Rasse<br />

haben in unserer heutigen Sprache<br />

einen negativen Beigeschmack, eine<br />

hauptsächlich negative Konnotation, obwohl<br />

sie auch in besonderen Fällen<br />

noch positiv besetzt sein können: In der<br />

Statistik wird Diskriminierung noch in<br />

der ursprünglichen Bedeutung von<br />

„Unterscheidung“ benutzt und Rasse<br />

ist durchaus akzeptabel, wenn wir Pudel<br />

von Schäferhunden unterscheiden<br />

wollen. Im gesellschaftlichen Zusammenhang<br />

allerdings verstehen wir<br />

sofort, dass Diskriminierung und <strong>Rassismus</strong><br />

Zusammenhänge beschreiben,<br />

die wir nicht wollen, die aber häufig zusammen<br />

auftreten.<br />

<strong>Rassismus</strong> <strong>ohne</strong> Diskriminierung scheint<br />

unmöglich, umgekehrt lässt sich Diskriminierung<br />

aber auch <strong>ohne</strong> <strong>Rassismus</strong><br />

denken. Wenn wir allerdings, wie der<br />

Duden für den Begriff Diskriminierung<br />

formuliert, „jemanden absondern und<br />

ihn durch unangemessene, unwürdige<br />

Behandlung in den Augen der anderen<br />

herabsetzen“, ist das von <strong>Rassismus</strong><br />

allerdings kaum zu unterscheiden. Wir<br />

können sagen, beide Begriffe sind praktisch<br />

zu Synonymen mutiert. Sie beschreiben<br />

einen Prozess, der auf gleicher<br />

Grundlage abläuft und sich gegebenenfalls<br />

nur in Nuancen unterscheidet.<br />

Es lohnt sich deshalb, sie zusammen<br />

zu denken.<br />

Die Definition des Terminus <strong>Rassismus</strong><br />

scheint einfach: Der <strong>Rassismus</strong> ist neu-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Diskriminierung aufgrund<br />

der Herkunft<br />

Mit freundlicher Genehmigung aus: Uwe Carstens, Leben im Flüchtlingslager. Ein Kapitel<br />

deutscher Nachkriegsgeschichte. Husum Druck und Verlagsgesellschaft, 1994.<br />

tral formuliert die Idee, die das Vorhandensein<br />

mehrerer Rassen in der Spezies<br />

Homo sapiens unterstellt, <strong>als</strong>o künstliche<br />

Unterscheidungen konstruiert, und<br />

diese dann in eine Rangordnung stellt.<br />

Diese Uridee des <strong>Rassismus</strong> wurde ausgedehnt<br />

auf andere Felder künstlicher<br />

Rangordnungen: Der Gesunde ist höherwertig<br />

<strong>als</strong> der Gebrechliche, der Normale<br />

ist höherwertig <strong>als</strong> der Behinderte,<br />

der Starke ist höherwertig <strong>als</strong> der<br />

Schwache, der Mann ist höherwertig<br />

<strong>als</strong> die Frau usw. usf.<br />

Über die Differenzierungen von Rängen<br />

hinaus, die wir <strong>als</strong> Diskriminierung be-<br />

zeichnen, dient der Begriff auch zur<br />

Ausgrenzung von Minderheiten, die<br />

nicht in jedem Fall <strong>als</strong> minderwertig betrachtet<br />

werden. Chinesen in Vietnam,<br />

Vietnamesen in Kambodscha wurden in<br />

den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

von den jeweiligen Mehrheitsgruppen<br />

<strong>als</strong> gefährlich für die eigene Wohlfahrt<br />

bzw. Sicherheit angesehen und sozial<br />

diskriminiert oder gar getötet, unter anderem<br />

deshalb, weil sie <strong>als</strong> in bestimmten<br />

Feldern <strong>als</strong> überlegen angesehen<br />

wurden. Das gleiche Muster gilt für den<br />

Genozid der Hutus an den Tutsis in Ruanda<br />

Anfang der 90er Jahre des 20.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND DER HERKUNFT B


B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND DER HERKUNFT<br />

Jahrhunderts. In letzter Zeit wird auch<br />

von interessierten Kreisen die Ablehnung<br />

des islamischen Fundamentalismus<br />

(Kopftuchdebatte) mit dem Begriff<br />

„rassistisch“ belegt, wobei offenbar<br />

gerade dieser Begriff gewählt wird,<br />

weil er eine Steigerung von „diskriminierend“<br />

suggerieren soll.<br />

Der Begriff <strong>Rassismus</strong> ist semantisch<br />

abgeleitet vom Begriff Rasse. Was ist<br />

das für ein Wort, was beschreibt es?<br />

Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />

wird er <strong>als</strong> ein „naturgeschichtlicher<br />

Ordnungsbegriff zur Be-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

zeichnung einer Tier- bzw. Pflanzengruppe<br />

mit übereinstimmenden typischen<br />

(vererbbaren) Merkmalen des äußeren<br />

Erscheinungsbildes“ benutzt. Erst<br />

Ende des 18. Jahrhunderts wird er auch<br />

<strong>als</strong> anthropologischer Begriff eingeführt.<br />

Noch im 13. und 14. Jahrhundert<br />

(italienisch „razzo“) stand er schlicht<br />

für das „Geschlecht“ (Etymologisches<br />

Wörterbuch). Offensichtlich gab es für<br />

die Rationalisten der Moderne kein<br />

überkommendes Wort, um die von ihnen<br />

vermeintlich entdeckten Unterschiede<br />

bei den Menschen adäquat zu bezeichnen.<br />

So bedienten sie sich der<br />

neuen Sprache der Biologie, deren Methodik<br />

sie auf gesellschaftliche Verhältnisse<br />

anzuwenden begannen. Der Gipfel<br />

dieses Irrweges war mit dem erreicht,<br />

was wir <strong>als</strong> Sozialdarwinismus<br />

bezeichnen.<br />

Die heutige Genforschung hat eindeutig<br />

die Existenz von verschiedenen Menschenrassen<br />

widerlegt. Widerlegt sind<br />

damit all die „Beweise“, dass der Europäer<br />

intelligenter ist <strong>als</strong> der Afrikaner<br />

und ähnlicher Unfug. Ganze Generationen<br />

von Wissenschaftlern versuchten<br />

sich in der „Rassenkunde“. Das letzte<br />

unrühmliche Beispiel ist die Untersuchung,<br />

die in den USA <strong>als</strong> „Bell Curve“<br />

Verbreitung fand. Hierin wird behauptet,<br />

dass Schwarze einen genetisch bedingt<br />

niedrigeren IQ hätten <strong>als</strong> Weiße.<br />

Die Erkenntnis der Nichtexistenz von<br />

unterschiedlichen Menschenrassen hindert<br />

leider den US Census nicht daran,<br />

weiterhin „Rasse“ <strong>als</strong> statistisches<br />

Merkmal zu erheben.<br />

Solange glaubhaft gemacht werden<br />

konnte, dass mehrere menschliche Rassen<br />

existieren, war es ein Leichtes, sie<br />

in eine Rangordnung einzustufen. Damit<br />

war eine angeblich naturwissenschaftliche<br />

Grundlage geschaffen, gesellschaftliche<br />

Minderheiten oder ganze<br />

Völker zu diskriminieren, sie auszubeuten,<br />

oder gar umzubringen. Rasse und<br />

<strong>Rassismus</strong> bezogen auf den Homo sapiens<br />

haben sich <strong>als</strong> ein ideologisches<br />

Gebilde erwiesen.<br />

Wie steht es um den Begriff der<br />

Herkunft?<br />

Das Wort Herkunft ist ideologisch unbelastet,<br />

aber nicht präzise. Bezieht es<br />

sich auf einen geografischen Ort, wo jemand<br />

herkommt, oder kann es auch sozial<br />

verstanden werden?<br />

In Bezug auf den <strong>Rassismus</strong>, <strong>als</strong>o der<br />

Diskriminierung von Menschen, gilt bei-


des. Ein Russlanddeutscher wird ausgegrenzt,<br />

nicht weil er nicht deutsch ist,<br />

sondern weil er aus Russland stammt.<br />

Ein sog. Berber wird erschlagen, nicht<br />

weil er nicht deutsch ist, sondern weil<br />

er <strong>als</strong> sog. Asozialer außerhalb der bürgerlichen<br />

Welt lebt, <strong>als</strong>o nicht der selben<br />

sozialen Schicht angehört wie die<br />

Täter. In beiden Fällen werden den Diskriminierten<br />

negative Eigenschaften<br />

unterstellt.<br />

Am gängigsten ist dabei ein ökonomischer<br />

Aspekt: „Die“ wollen auf „unsere“<br />

Kosten leben, wo „uns“ doch der<br />

Wohlstand zwar versprochen, aber vermeintlich<br />

noch nicht zugekommen ist.<br />

Dieser Neidkomplex hat mitunter tödliche<br />

Folgen. Der Pole war in der DDR<br />

nicht wohl gelitten, weil er „uns“ die<br />

Regale leer kaufte, heute nimmt er<br />

„uns“ die Arbeit weg, <strong>als</strong>o wollen „wir“<br />

ihn besser nur in Polen sehen, nicht<br />

aber bei „uns“. Der Türke ist aus ähnlichem<br />

Grund auch besser in der Türkei<br />

zu Hause und nicht in Wittstock oder<br />

Solingen. Menschen werden mit dieser<br />

Methode nicht mehr <strong>als</strong> Individuen gesehen,<br />

die eine Bereicherung darstellen<br />

können, sondern <strong>als</strong> Bedrohung. Sie<br />

werden einer fremden Gemeinschaft zugeschlagen,<br />

einer fremden Herkunft.<br />

Parteien wie die NPD und die DVU haben<br />

dieses Ressentiment zum Programm<br />

erhoben und fahren damit bei<br />

Wahlen ihre Prozente ein. Wer die halbleeren<br />

Städte in den neuen Bundesländern<br />

sieht, kann sich nur noch wundern,<br />

dass nicht der Ruf erschallt: Menschen<br />

dieser Welt, kommt zu uns. Die<br />

Angstmache überwiegt leider nach wie<br />

vor und damit die Diskriminierung und<br />

der <strong>Rassismus</strong>.<br />

<strong>Rassismus</strong> und Diskriminierung aufgrund<br />

der Herkunft <strong>als</strong> besonderes Phänomen<br />

kann isoliert betrachtet werden,<br />

in der Regel wird er aber mit anderen<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Postkartenaktion des Fachbereichs Design an der FH Dortmund<br />

Seit längerem haben sich Studentinnen und Studenten der Fachhochschule<br />

Dortmund zusammen mit den Professoren Dieter Ziegenfeuter und Johannes<br />

Graf mit Maßnahmen gegen rechte Gewalt beschäftigt, um angesichts der<br />

nach wie vor virulenten Fremden- und Ausländerfeindlichkeit Zeichen zu setzen<br />

und die öffentliche Auseinandersetzung mit diesem Thema in Institutionen,<br />

Familien und <strong>Schule</strong>n anzuregen und zu unterstützen<br />

Für sein Projekt „Design gegen Rechts“ wurde der Fachbereich Design der FH<br />

Dortmund vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ für vorbildlichen Einsatz<br />

ausgezeichnet.<br />

Weitere Informationen im Internet: www.artikeleins.de<br />

rassistischen Elementen gemeinsam<br />

auftreten. Ein Vietnamese in den neuen<br />

Bundesländern wird diskriminiert, weil<br />

er a) aus Vietnam kommt, b) weil er<br />

nicht deutsch, <strong>als</strong>o womöglich minderwertig<br />

ist, c) weil er <strong>als</strong> Zigarettenhändler<br />

ein Sozi<strong>als</strong>chmarotzer ist und d)<br />

weil er „uns“ unsere Frauen wegnimmt.<br />

<strong>Rassismus</strong> <strong>als</strong> ideologisches Produkt<br />

lässt sich erklären. Warum ist er aber<br />

so wirksam, warum übernehmen so viele<br />

Menschen dieses geistige Irrprodukt,<br />

warum ist er so verführerisch?<br />

Die Antwort liegt in der Analyse gesellschaftlicher<br />

Verhältnisse, <strong>als</strong>o in sozialen<br />

und mentalen Bezügen der Menschen<br />

untereinander. Die Antike und<br />

das Mittelalter kannten Ausgrenzung,<br />

Unterdrückung und Vernichtung, aber<br />

nicht auf Basis einer Vorstellung von<br />

Rasse. Dies bleibt der Moderne vorbehalten.<br />

Der Antijudaismus, der Antiislamismus,<br />

das Antiheidentum, der Kampf<br />

gegen die Barbaren waren religiös und<br />

kulturell geprägt, nicht rassistisch. Der<br />

<strong>Rassismus</strong> ist demnach eine Erscheinung<br />

der Neuzeit, der erst mit der Ent-<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND DER HERKUNFT B


B „Suche<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND DER HERKUNFT<br />

Oma!”<br />

stehung des Kapitalismus, mit der Freiheit<br />

der Individuen von vorbürgerlichen<br />

Zwängen entstanden ist. Freiheit in der<br />

Moderne ist ein zweischneidiges<br />

Schwert. Freiheit bietet die Möglichkeit<br />

der Entfaltung, aber auch das, was<br />

Marx beispielsweise <strong>als</strong> „Vogelfreiheit“<br />

bezeichnet hat, die Freiheit nämlich, erbarmungslos<br />

ausgebeutet zu werden<br />

bzw. verhungern zu müssen.<br />

Der moderne Mensch ist auf sich selbst<br />

gestellt, er lebt in einer Situation größter<br />

Unsicherheit und Unübersichtlichkeit.<br />

Je nach kultureller und sozialer La-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Den ganzen Nachmittag streunte Steffi mit Nora, Tarik und Can durch<br />

die Straßen der Umgebung.<br />

„Spielen wir“, rief Can. „Fangen. Tarik ist.“ Und er rannte weg, sprang<br />

über die Brunnenrinnen am Marheinekeplatz, kletterte über den Zaun<br />

auf den Spielplatz, Tarik hinterher, zur Schwingtür hinaus wieder auf<br />

die Straße. Can war kleiner <strong>als</strong> Tarik, aber so schnell, <strong>als</strong> würde er nicht<br />

rennen sondern fliegen. Tarik rief: „Ich krieg dich.“<br />

Ein dicker orangebrauner Hund kläffte. Er gehörte einer alten Frau mit<br />

weißen krausen Haaren. Sie stand von der Bank auf und schrie:<br />

„Hört auf, hier zu rennen.“ Tarik blieb stehen.<br />

„Warum?“ fragte Tarik. „Ist doch nicht verboten.“<br />

Nora und Steffi stellten sich zu ihm. Die Frau musterte Tarik und keifte:<br />

„Du kleines Ausländerschwein! Geh doch in deine Heimat.“<br />

Steffi starrte die Frau an, die hellen Augen hinter der Brille verkleinert, der fette Cockerspaniel, der den<br />

Schwanz einzog und keinen Ton mehr von sich gab. Nicht mal Nora sagte etwas.<br />

„Seine Heimat ist genau hier und kein anderes Land. Hier ist er richtig und hier bleibt er, so wie seine Eltern bestimmt<br />

auch“, sagte eine Frau und kam vom Spielplatz herüber. „Und Sie schreien hier nicht ein Kind an.“<br />

Die Alte guckte die junge Frau von oben bis unten an, dann rief sie: „Du alte Birne! Du bist bestimmt auch so<br />

ein Ausländerschwein!“<br />

Die junge Frau platzte fast vor Lachen. „Wer ist denn hier die alte Birne?“ „Du alte Birne! Du Arschloch!“ Die Alte<br />

hörte nicht auf. Die Junge zog Tarik weg. „Mach dir nichts draus. Die spinnt.“ Aber Steffi ging auf die Alte zu<br />

und sagte laut: „Sie sind eine alte Birne. Und Sie sind ... matschig und schimmlig und verfault.“ Die Frau wollte<br />

auf Steffi zustürzen, mit ausgestrecktem Arm, Steffi sprang zurück. Aber der fette Hund bremste die Alte, denn<br />

sie ließ die Leine nicht los. „Verfault in der Birne!“, rief Steffi und rannte weg, gefolgt von den anderen. „So“,<br />

sagte Tarik. „Jetzt spendiere ich euch ein Eis. Aber nur eine Kugel für jeden.“ Steffi nahm Zitrone. Ihre Knie zitterten<br />

plötzlich, jetzt wo alles vorbei war.<br />

Textauszug aus: Suche Oma! Anja Tuckermann, Ravensburger Buchverlag (Neuauflage: März 2004)<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

ge wird er sich seiner Situation mehr<br />

oder weniger bewusst. Befindet er sich<br />

in einer Situation, die von Armut und<br />

Mangel geprägt ist, wird er sie sich anders<br />

erklären, <strong>als</strong> wenn er sich in einer<br />

Situation des Wohlstands und geordneter<br />

Verhältnisse befindet. Soziologen,<br />

Psychologen, usw. versuchen, die Determinanten<br />

der Entstehung von Bewusstsein<br />

zu entschlüsseln. Sie kommen zu<br />

unterschiedlichen Ergebnissen, was nur<br />

beweist, dass dieses Unterfangen ein<br />

schwieriges Geschäft ist. Religion, Kultur<br />

und Klasse wurden in diesem Zu-<br />

sammenhang thematisiert, zunehmend,<br />

vor allem in Deutschland, auch<br />

die Rasse. Daraus resultierte, grob gesagt,<br />

auch eine politische Orientierung.<br />

Die Linke, beeinflusst von Lassalle,<br />

Marx und Engels, interpretierte die Welt<br />

materialistisch, d. h. sie bezog sich auf<br />

die Klassenanalyse, die bürgerliche Mitte<br />

und die Konservativen stellten Religion<br />

und Kultur in den Mittelpunkt,<br />

während die Ultrarechte auf Volk und<br />

Rasse setzte. Die Umweltvernichtung<br />

und die Unterdrückung der Frauen wurden<br />

dabei nur am Rande diskutiert.


Illustratioon: gemalt von SchülerInnen der Käthe-Kollwitz-<strong>Schule</strong> in Osnabrück<br />

Heute scheinen Klassen- und Rassenkampf<br />

ausgedient zu haben. Ihre materiellen<br />

Bedingungen und ideologischen<br />

Muster sind aber noch wirksam, zum<br />

Teil wenigstens. Das „Ende der Geschichte“<br />

(Fukuyama) ist nicht erreicht,<br />

in dem nur noch die demokratische Republik<br />

die Bedürfnisse aller Bürger zu<br />

befriedigen hat. Viele Interpreten der<br />

Ereignisse sehen in der heute zu beobachtenden<br />

Umverteilung von unten<br />

nach oben die Auswirkungen des modernen<br />

Klassenkampfes, des Klassenkampfes<br />

der Reichen gegen die Armen<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

(Attac). Andere glauben an einen dauerhaften<br />

religiösen Kampf der Kulturen<br />

gegeneinander (Huntington), oder sie<br />

setzen an alte Muster des Völkischen<br />

an (NPD und DVU). Rechte Extremisten<br />

versuchen den von Hitler propagierten<br />

Antisemitismus neu zu entfachen (Mahler).<br />

Diese Schwierigkeit der individuellen<br />

Orientierung gilt es für Schülerinnen<br />

und Schüler zu veranschaulichen, damit<br />

sie verstehen lernen, dass für jede Situation<br />

verschiedene Ansätze zur Erklä-<br />

rung angeboten werden und sie die<br />

Wahl der Entscheidung haben. Dies<br />

muss verbunden werden mit der Erkenntnis<br />

der eigenen Interessen, der Erkenntnis,<br />

dass auch andere Menschen<br />

interessengebundene Entscheidungen<br />

treffen und dass es sinnvoll ist, gleichartige<br />

Interessen zu bündeln, um so zu<br />

einem Begriff der Humanität, von Gesellschaft<br />

und Solidarität zu gelangen.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND DER HERKUNFT B


B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT<br />

Vergleiche<br />

Die ITALIENER tun katholisch, sind<br />

aber verschlagen<br />

und haben ein viel zu lautes Betragen.<br />

Die ZIGEUNER stehlen die Wäsche und<br />

die kleinen Kinder<br />

und verhexen Omas, Hühner und Rinder.<br />

Die JUDEN herrschen – sehr geheim –<br />

über die ganze Welt<br />

und bescheißern uns ums redliche<br />

Geld.<br />

Die TÜRKEN stinken nach Hammel<br />

und sind Knoblauchfresser<br />

und benutzen beim Streit scharfe<br />

Messer.<br />

Die SCHWARZEN sind faul und leben<br />

bloß in den Tag hinein,<br />

und ihr Gehirn ist schrecklich klein.<br />

Wie wir DEUTSCHE so sind, müsste<br />

man<br />

die ITALIENER<br />

die ZIGEUNER<br />

die JUDEN<br />

die TÜRKEN<br />

und die SCHWARZEN<br />

fragen,<br />

aber die sind zu höflich, um uns die<br />

bittere Wahrheit zu sagen.<br />

Aus: Ein und Alles Ein Jahrbuch mit Geschichten,<br />

Bildern, Comics. Texten, Sprüchen,<br />

Märchen und einem Tagebuch-Roman.<br />

Christine Nöstlinger, Beltz & Gelberg,<br />

Weinheim und Basel, 1993. ISBN:<br />

3-407-78533-X<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Fotohinweis: Bild gemalt von SchülerInnen der Gesamtschule des Saarpfalz-Kreises Gersheim, Titel SOR-SMC seit 18.03.2002


Woher kommst du?<br />

Hey Leute!<br />

ich heiße Ahmet und bin 10 Jahre alt.<br />

In der Türkei war ich ungefähr schon<br />

1.000-mal! Da w<strong>ohne</strong>n unsere Verwandten.<br />

Die Stadt heißt Konya und<br />

ich habe dort einen Freund. Hasan ist<br />

sein Name. Viele von unseren Verwandten<br />

leben aber auch in Deutschland.<br />

In der Türkei sprechen wir fast nur<br />

Türkisch, da gibt’s aber manche, die<br />

auch Deutsch können. In Konya sind<br />

die Häuser nicht so schön, aber es ist<br />

viel wärmer <strong>als</strong> in Deutschland. Deshalb<br />

sind die Leute öfter draußen <strong>als</strong><br />

hier.<br />

Ich kenne viele türkische Fußballmannschaften,<br />

z. B. Fehnerbace und<br />

Galatasaray aus Istanbul. In Deutschland<br />

spielen wir oft Fußball. Mein<br />

Lieblingsverein ist der VfB Stuttgart<br />

und danach Schalke.<br />

Ich kenne viele andere türkische<br />

Jungs. Beim Fußballspielen sind<br />

manchmal auch jugoslawische Jungs<br />

dabei und noch ein paar Deutsche.<br />

aus: Woher kommst du? Kindergeschichten<br />

rund um den Globus. Hermann<br />

Stange, Bernhard Ubbenhorst. Egmont<br />

VGS Verlag, 2001<br />

Zum Inhalt: „Woher kommst du?“ Wirst<br />

du das auch manchmal gefragt? Oder<br />

würdest Du das von anderen Kindern<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

gerne erfahren? Bestimmt gibt es da<br />

viele Fragen und viel zu erzählen.<br />

Warum wird in der Türkei kein Schweinefleisch<br />

gegessen? Oder warum tragen<br />

manche Mädchen einen Schleier? Und<br />

welche Feste feiert man in Brasilien?<br />

Wenn du das alles wissen willst, dann<br />

schau mal in dieses Buch. Da kannst du<br />

eine Menge über die verschiedensten<br />

Länder erfahren, aus denen Kinder kommen,<br />

die in Deutschland leben.<br />

Günter Kastenfrosch und die Tigerente<br />

begleiten dich auf deiner Reise durch<br />

die Welt. Und wer weiß, vielleicht<br />

kannst du bald deinen Freunden erklären,<br />

was passiert, wenn in Vietnam der<br />

Küchengott zum Jadekaiser reist ...<br />

„Woher kommst Du“ ist ein Tigerenten<br />

Club-Buch und entstand im Rahmen der<br />

TIGERENTEN CLUB Jahresaktion 2001<br />

„Freunde <strong>ohne</strong> Grenzen“.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT B


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE<br />

Der Begriff Fremde geht auf das mittelhochdeutsche<br />

Wort vrem(e)de zurück<br />

und meint neben einem „Land fern der<br />

Heimat” auch “Entfernung, Trennung,<br />

Feindschaft”. In diesen Bedeutungen<br />

schwingt das mit, was im sozialen Zusammenleben<br />

von Menschen das Fremde<br />

zu einem Problem werden lässt. Es<br />

ist eben nicht nur jenes, was uns unbekannt<br />

ist und uns befremdet, sondern<br />

dieses Fremde ist (häufig) auch mit einem<br />

Gefühl von Feindschaft verbunden.<br />

Angst vor dem Fremden kann zu zwei<br />

grundsätzlich verschiedenen Reaktionen<br />

führen: zu einem Rückzug aus der befremdlichen,<br />

ängstigenden Situation<br />

oder aber zu einem aggressiven Angriff<br />

auf entsprechende Personen oder Situationen.<br />

Letztere Reaktionsweise finden<br />

sich z.B. dort, wo Fremde ausgegrenzt<br />

werden, wo Ausländer verbal oder physische<br />

angegriffen werden oder Menschen<br />

mit Behinderungen diskriminiert<br />

werden.<br />

Mit den Übungen und Spielen, die unter<br />

der Überschrift „Neugier auf das<br />

Fremde” zusammengestellt worden<br />

sind, soll an die kindliche Neugier angeschlossen<br />

werden, daran, dass es bereichernd<br />

sein kann, über andere Menschen,<br />

Gewohnheiten, Länder etwas<br />

Neues zu erfahren.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

B Neugier auf das Fremde<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Rita Marx und Susanne Saliger (Hrsg.)<br />

PAGS – UNTERRICHTSMATERIALIEN ZUR PRÄVENTION<br />

VON AGGRESSION UND GEWALT AN SCHULEN<br />

Potsdam 2004, 2., überarbeitete Neuauflage, 487 Seiten<br />

Preis: 48,75 Euro zuzüglich Versandkosten<br />

ISBN 3-935619-19-7<br />

Die vorliegenden Materialien mit Kopiervorlagen für die praktische Anwendung<br />

(mittlerweile in der 2. überarbeiteten Auflage) bieten LehrerInnen, SchulsozialarbeiterInnen<br />

und Teamern in der außerschulischen Jugendbildung – thematisch<br />

zusammen gefasst – curriculare Module mit Spielen und Interaktionsübungen,<br />

die in der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern eingesetzt werden können. Mit<br />

diesem Ansatz ist im gewaltpräventiven Kontext zum einen das Training von Fertigkeiten<br />

verbunden, zum anderen enthalten die curricularen Module Elemente<br />

von Selbsterfahrung und greifen auf gruppendynamische und gruppenpädagogische<br />

Methoden zurück. Die Materialien enthalten darüber hinaus Anregungen<br />

zum Einsatz und zur Auswertung der (Rollen-) Spiele und Interaktionsübungen.<br />

Vertrieb:<br />

Institut für Fortbildung, Forschung und Entwicklung e.V.<br />

(IFFE) an der Fachhochschule Potsdam<br />

Friedrich-Ebert-Strasse 4<br />

141467 Potsdam<br />

Tel.: 0331 / 580 1101<br />

Fax: 0331 / 580 1199<br />

E-Mail: sozialwesen@fh-potsdam.de<br />

http://www.fh-potsdam.de<br />

Beispiele der Übungen finden Sie unter:<br />

http://sozialwesen.fh-potsdam.de<br />

Hier auf den Button „F&E-Projekte“ gehen – dann ein Klick auf „Archiv“ –<br />

und dann auf „Aggressionsprävention“, danach öffnet sich ein Fenster mit<br />

Angaben zu : „Prävention von Aggression und Gewalt an <strong>Schule</strong>n. Ein Konzept<br />

für die <strong>Schule</strong> <strong>als</strong> System und für den Unterricht.


LITERATUR<br />

Schlösser, Elke, Ruprecht, Frank<br />

Wie weit weg ist Pfefferland!<br />

Medienpaket bestehend aus Bilderbuch,<br />

40-seitiger Broschüre, 14 gerahmten Dias<br />

und Mini-CD<br />

ISBN: 3-936286-54-X<br />

Bestell-Nr.: 20373<br />

Grundlage des vorliegenden Medienpakets<br />

ist das Bilderbuch „Wie weit weg<br />

ist Pfefferland?“. Um die antirassistische<br />

Geschichte gerade in interkulturellen,<br />

mehrsprachigen Kindergruppen<br />

sinnvoll einsetzen zu können, finden<br />

PädagogInnen den Bilderbuchtext in<br />

der beiliegenden Broschüre in vier weiteren<br />

Sprachen vor (Türkisch, Arabisch,<br />

Russisch und Französisch).<br />

Ökotopia Verlag<br />

Wolfgang Hoffmann GmbH & Co. KG<br />

Hafenweg 26 a<br />

48155 Münster<br />

Tel.: 0251 / 4 81 98 -0<br />

Fax: 0251 / 4 81 98 29<br />

E-Mail: scholz@oekotopia-verlag.de<br />

Internet: www-oekotopia-verlag.de<br />

Klaus Ahlheim, Bardo Heger:<br />

Vorurteile und<br />

Fremdenfeindlichkeit<br />

Handreichungen für die politische Bildung.<br />

Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts.,<br />

2001, ISBN: 3-87920-035-1<br />

WOCHENSCHAU VERLAG<br />

Adolf-Damaschke-Straße 10<br />

65824 Schwalbach/Ts.<br />

Tel.: 0 61 96 / 8 60 65<br />

Fax : 0 61 96 / 8 60 60<br />

E-Mail info@wochenschau-verlag.de<br />

Inernet: www.wochenschau-verlag.de<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Hrsg.: M. Bulang-Lörcher (Bilder)<br />

H.-M. Große-Oetringhaus (Erzählung):<br />

Aminatas Entdeckung<br />

4. Auflage 1998 ISBN: 3-930024-50-0<br />

Die Geschichte von Aminatas Entdeckung<br />

wird in einer klaren verständlichen<br />

Sprache erzählt. Einfühlsame Bilder<br />

lassen sie lebendig werden. Ergänzungstexte<br />

geben Eltern und Erzieherinnen<br />

zahlreiche Hintergrundinformationen.<br />

Ein Bilderbuch, das Offenheit und<br />

Verständnis für das Leben von Kindern<br />

in Afrika wecken möchte. Ein Buch für<br />

Kinder ab fünf Jahren.<br />

Materialband zu „Aminatas Entdeckung“<br />

ISBN: 3-930024-56-X<br />

Grundschulverband,<br />

Arbeitskreis Grundschule e.V.<br />

Niddastr. 52<br />

60329 Frankfurt / Main<br />

Tel.: 069 / 77 60 06<br />

Fax: 069 / 707 47 80<br />

E-Mail: info@grundschulverband.de,<br />

Webseite: www.grundschulverband.de<br />

Barbara Veit, Hans-Otto Wiebus:<br />

Hass macht die Erde kalt<br />

Die Wurzeln des <strong>Rassismus</strong>.<br />

Peter Hammer Verlag, Wuppertal, 1999<br />

ISBN: 3-87294-544-0<br />

„<strong>Rassismus</strong> ist eine Mischung aus persönlicher<br />

Katastrophe und Ausdruck der<br />

Befindlichkeit einer ganzen Gesellschaft.“<br />

Dies ist das Fazit des Buches,<br />

in dem das Autorenpaar Barbara Veit<br />

und Hans-Otto Wiebus die Entstehung<br />

des <strong>Rassismus</strong> bis hin zu den Übergriffen<br />

auf Asylantenheime in unseren Tagen<br />

verfolgt.<br />

Maar, Anne:<br />

Die andere Freundin<br />

Bertelsmann, München, 2001<br />

ISBN: 3-57020-947-4, ab 8 J.<br />

Carmen und Sofia w<strong>ohne</strong>n im selben<br />

Haus und gehen in dieselbe Klasse. Carmen<br />

kommt aus einer fünfköpfigen Familie,<br />

Sofia lebt allein mit ihrer Mutter.<br />

Die Mädchen freunden sich an. Doch eine<br />

Geburtstagsfeier ändert alles ...<br />

Hrsg. vom Kinderbuchfonds Baobab<br />

Fremde Welten<br />

Basel 2003, 15. Aufl., 120 Seiten<br />

Die Lesegruppen des Schweizer Kinderbuchfonds<br />

Baobab haben rund 250<br />

empfehlenswerte Kinder- und Jugendbücher<br />

zu den Themen Afrika, Asien, Lateinamerika,<br />

außereuropäische ethnische<br />

Minderheiten und <strong>Rassismus</strong> ausgewählt.<br />

Die Titel sind nach Kontinenten<br />

aufgelistet, mit bibliografischen Angaben<br />

und einer kritischen Inhaltsanalyse<br />

versehen.<br />

Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.<br />

Metzstraße 14c<br />

D – 81667 München<br />

Tel.: 089 / 45 80 80 6<br />

Fax: 089 / 45 80 80 88<br />

E-Mail: info@jugendliteratur.org<br />

Internet: www.jugendliteratur.org<br />

Der Arbeitskreis für Jugendliteratur e.V.<br />

dient auf dem Gebiet der Jugendhilfe<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

LITERATUR B


B<br />

LITERATUR<br />

der Förderung und Koordination aller Bemühungen<br />

um die Jugendliteratur. Dies<br />

soll insbesondere geschehen durch (u.<br />

a.): Vorbereitung der Verleihung des<br />

Deutschen Jugendliteraturpreises, der<br />

vom Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend vergeben<br />

wird; Herausgabe von Verzeichnissen<br />

empfehlenswerter Jugendliteratur; Förderung<br />

der Leseerziehung und der literarischen<br />

Bildung <strong>als</strong> Teil sozialkultureller<br />

Jugendarbeit.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Miriam Schultze: Sag mir, wo der Pfeffer wächst<br />

Eine ethnologische Erlebnisreise für Kinder. Illustrationen von Susanne Szesny<br />

Ökotopia Verl., Münster 1997, 118 S. ISBN 3-931902-15-3<br />

Was wir nicht kennen, ist uns fremd und macht manchmal Angst. Das ist der<br />

Boden, auf<br />

dem Vorurteile<br />

und vorgefertigteMeinungengegenüber<br />

anderen<br />

Kulturen entstehen<br />

können.<br />

In diesem Buch<br />

werden neben<br />

ersten Entdeckungsfahrten<br />

oder Mythen<br />

aus fremden<br />

Ländern vor allem<br />

alltägliche<br />

Gewohnheiten<br />

anderer Kulturen,<br />

wie Begrüßungsformeln,<br />

Essen, Sprache<br />

und Schriften<br />

oder auch religiöse<br />

Riten vorgestellt.<br />

Wie leben Kinder in anderen Ländern, was spielen und wie lernen<br />

sie? Es ist eine gelungene Mischung aus spannenden Geschichten, anregenden<br />

Spielen und interessanten Sachinformationen. Eine Literaturauswahl,<br />

Adressen von Völkerkundemuseen und ein Verzeichnis von Begriffserklärungen<br />

finden sich im Anhang des Buches.


1. Fälle<br />

Tennis ist in Deutschland ein beliebter<br />

Sport. Dies war nicht immer so. Zwei<br />

Personen haben dafür gesorgt: Steffi<br />

Graf und Boris Becker. Sie gewannen in<br />

Wimbledon, dem berühmtesten Tennisplatz<br />

der Welt, mehr Tennisturniere <strong>als</strong><br />

andere Deutsche jem<strong>als</strong> zuvor. Ja sie<br />

galten <strong>als</strong> die besten Tennisspieler der<br />

Welt und wurden von ihren Landsleuten<br />

hoch geehrt. Dennoch wollte Boris aus<br />

Deutschland nach London flüchten und<br />

das kam so: Auf einer seiner Turniere in<br />

Australien verliebte er sich in Barbara,<br />

die aus Heidelberg stammte, <strong>als</strong>o nicht<br />

weit entfernt von Leimen, dem Heimatort<br />

von Boris. Anstatt sich mit ihm zu<br />

freuen, dass er sich endlich nicht mehr<br />

alleine fühlt, reagierten viele Menschen<br />

in Deutschland mit schweren Beleidigungen<br />

gegen Barbara. Sie riefen ihr<br />

zu: „Geh doch zurück in den Busch“<br />

oder nannten sie „schwarze Hexe“ und<br />

„schwarze Hure“, die nur Geld von Boris<br />

wolle. Zeitungen schrieben: „Boris<br />

umarmt Schokolade“.<br />

Barbara kommt aus gutem Hause und<br />

war erfolgreich <strong>als</strong> Model. Geld hatte<br />

sie <strong>als</strong>o genug. Was man ihr ankreidete<br />

war ihre braune Hautfarbe, die sie von<br />

ihrem amerikanischen Vater geerbt hatte.<br />

Boris ließ sich zum Glück durch die<br />

Hetze nicht beirren und heiratete sie.<br />

Das Paar zog zunächst nach München,<br />

aber nicht für lange. Sie verließen die<br />

bayrische Hauptstadt, um sich schließ-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Diskriminierung aufgrund<br />

körperliche Merkmale<br />

Nordhorn Grundschule: SOR-SMC seit März 2004<br />

lich in Miami, Florida, niederzulassen.<br />

Seit der Geschichte mit Boris und Barbara<br />

ist viel Zeit ins Land gegangen<br />

und wir hoffen, dass derartige Dinge<br />

nicht mehr in Deutschland passieren<br />

können. Doch leider belehren uns neuere<br />

Beispiele eines anderen.<br />

Iris und Paulino Pilima leben in Liebstadt<br />

bei Pirna in der Nähe des sächsischen<br />

Elbsandsteingebirges. Die Familie,<br />

Iris und Paulino haben zwei Kinder,<br />

hat ein gutes Einkommen. Paulino ist<br />

Energieelektroniker. Sie konnten sich<br />

daher ein schönes Haus bauen. Doch<br />

das Glück dieser Familie wurde schwer<br />

getrübt: Eines Nachts werden ihnen die<br />

Scheiben eingeschmissen und die draußen<br />

stehenden Fahrräder zertrümmert.<br />

Eine rüde Meute grölt: „Neger raus“.<br />

Paulino stammt nämlich ursprünglich<br />

aus Mocambique und hat eine braune<br />

Hautfarbe. Das muss wohl den Neid einiger<br />

Bleichgesichter erregt haben. Die<br />

Polizei jedenfalls nimmt nicht mal die<br />

Personalien der Täter auf.<br />

Inge Bittermann-Mutouo ist ebenfalls<br />

mit einem Mann aus Mocambique verheiratet,<br />

hat zwei Kinder und lebt in Pirna.<br />

Sie muss sich viele Schimpfwörter<br />

anhören, wie: „Negerschlampe“, „Arbeitstier“.<br />

Ihre Kinder werden in der<br />

<strong>Schule</strong> beschimpft <strong>als</strong> „Affenkinder“<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND KÖRPERLICHE MERKMALE B


B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND KÖRPERLICHE MERKMALE<br />

oder „schwarzes Vieh“. Die 6-jährige<br />

Tochter antwortet auf die Frage was sie<br />

sich zu Weihnachten wünsche: „Nichts,<br />

nur eine weiße Haut“. Die Familien<br />

überlegen, ob sie nicht ihre Heimat besser<br />

verlassen sollten.<br />

Sven ist 22 Jahre alt, lebt in Berlin-Pankow<br />

und arbeitet auf dem Bau. Auf<br />

dem S-Bahnhof Greifswalder Straße<br />

stiegen sechs „Glatzen“ in den Zug ein,<br />

der ihn nach Hause bringen sollte. Sven<br />

hat keine „Glatze“, er hat mittellanges<br />

dunkelblondes Haar. Das gefiel den<br />

Glatzen offenbar überhaupt nicht. Sven<br />

wurde grundlos <strong>als</strong> „Linke Sau“ beschimpft,<br />

zu Boden gerissen und schwer<br />

getreten. Zehn Tage musste er anschließend<br />

im Krankenhaus behandelt werden.<br />

Sandra lief eine Straße entlang und<br />

traf an einer Straßenkreuzung einige<br />

ihr bekannte Mitglieder der sogenannten<br />

Powergang. Denen gefiel ihre auffällige<br />

Kleidung nicht und beschimpften<br />

sie deshalb. Sandra erwiderte das Wortgefecht,<br />

woraufhin ihr das Basecap<br />

vom Kopf gerissen wurde. Anschließend<br />

schlugen und traten sie die inzwischen<br />

auf dem Boden liegende Sandra, die<br />

schwere Verletzungen an Kopf und<br />

Oberkörper erlitt.<br />

2. Wie sind die Vorfälle zu<br />

werten?<br />

In den erst genannten Fällen, Barbara<br />

Becker, Paulino Pilima usw., ist der auslösende<br />

Faktor für die Spezialbehandlung,<br />

die sie erfahren haben, in ihrer in<br />

deutschen Breitengraden eher untypischen<br />

Melanindichte in ihrer Haut zu<br />

suchen. Aus dem verstärkten Heraustreten<br />

der Melaninkörper bei bestimmten<br />

Menschen, das deren Haut braun oder<br />

gar fast schwarz erscheinen lässt,<br />

schlussfolgern einige Halbwissende,<br />

dass diese Menschen irgendwie anders<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Nordhorn Grundschule: SOR-SMC seit März 2004<br />

seien, ja, sie versteigen sich zum Teil<br />

sogar zu der Ansicht, diese Besonderheit<br />

im Melaninverhalten begründe eine<br />

Sonderform der Menschenrasse, eine<br />

„Rasse“ für sich selbst.<br />

Auch andere körperliche Merkmale, wie<br />

Augen- oder Nasenformen etwa, werden<br />

gerne herangezogen, um die<br />

Menschheit aufteilen zu können in angeblich<br />

existierende Rassen. Obwohl<br />

die Wissenschaft diese Annahmen <strong>als</strong><br />

absolut irrig ins Reich der Fabeln verwiesen<br />

hat, lebt diese Mär bei vielen<br />

Menschen fort, ja, schlimmer noch, es<br />

werden sogar noch Wertigkeiten diesen<br />

Unterschieden zugeschrieben: Weißhäutige<br />

seien intelligenter <strong>als</strong> Braunhäutige,<br />

Menschen mit geraden Nasen seien<br />

denen mit gekrümmten Nasen überlegen,<br />

usw.<br />

Mit diesen Wertungen werden <strong>als</strong>o<br />

Menschen aufgrund körperlicher Merkmale<br />

voneinander getrennt, mathematisch<br />

ausgedrückt „diskriminiert“, und<br />

gegen einander gestellt. Diese Ausgren-<br />

zung kann dann die Grundlage für eine<br />

wertmäßige Abstufung bilden, die Arier<br />

sind höherwertig <strong>als</strong> Juden, Araber, Türken<br />

usw. Beides ist <strong>Rassismus</strong>, letzteres<br />

allerdings noch schlimmer <strong>als</strong> ersteres.<br />

Im Falle von Sven und Sandra, die beide<br />

ziemlich „normal“ deutsch aussahen,<br />

aber eben zu ihrem Unglück keine<br />

Glatze hatten bzw. die f<strong>als</strong>che Kleidung<br />

trugen, bedurfte es dieser klassischen<br />

rassistischen Diskriminierung nicht<br />

mehr. Ihren Peinigern genügte es, dass<br />

beide vermutlich anders dachten, anders<br />

„drauf“ waren <strong>als</strong> sie selbst, um<br />

ihre Aggressionen an ihnen brutal auszulassen.<br />

Im Falle des Jungen aus der<br />

Uckermark, den seine Kumpels zum<br />

„Juden“ deklarierten, um ihm anschließend<br />

den tödlichen Bordsteinkuss zu<br />

verpassen und in die Jauchegrube zu<br />

werfen, bedurfte es keines äußerlichen<br />

oder körperlichen Merkm<strong>als</strong> mehr, es<br />

wurde einfach erfunden und alle Beteiligten<br />

wussten das, sowohl das Opfer<br />

<strong>als</strong> auch die Täter. In diesem Fall hätte<br />

die Konstellation sogar völlig anders<br />

Foto: Nordhorn Grundschule


Foto: Nordhorn Grundschule<br />

Nordhorn Grundschule: SOR-SMC seit März 2004<br />

aussehen können, das Opfer hätte<br />

eventuell bei anderer Gelegenheit auch<br />

Täter in einem ähnlichen Vorgehen sein<br />

können. In anderen Fällen kann sich<br />

die Aggression gegen Menschen richten,<br />

weil sie zu dick oder behindert<br />

sind, weil sie eine Brille („Brillenschlange“)<br />

oder eine Zahnspange tragen.<br />

Die Unterscheidung nach Merkmalen<br />

(Diskriminierung) ist die Voraussetzung<br />

für Ausgrenzung und Mobbing. Wer diese<br />

Erscheinungen in Gruppen bzw.<br />

Schulklassen bekämpfen will, muss gegen<br />

diese Form des ursprünglichen Biologismus<br />

angehen. Es reicht in der Regel<br />

nicht, kognitive Erkenntnisse zu vermitteln,<br />

die Gefühlsebene muss ebenfalls<br />

erreicht werden. Dazu eignen sich<br />

z. B. Spiele, die die eigene Betroffenheit<br />

herstellen können. Beispielsweise<br />

könnte spielerisch eine künstliche Einteilung<br />

nach der Augenfarbe erfolgen.<br />

Einmal erfahren dann alle Blauäugigen<br />

negative Reaktionen, dann anschließend<br />

die Braunäugigen. Bertolt Brecht<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

hat eine ähnliche Einteilung in seinem<br />

Stück „Die Rundköpfe und die Spitzköpfe“<br />

vorgenommen.<br />

Der Fall von Paulino und seiner Familie<br />

sowie ähnlich gelagerte Fälle zeigen<br />

nicht nur wozu Ausgrenzung und Mobbing<br />

führen kann, sondern legen auch<br />

gesellschaftliche Strukturen bloß. In einer<br />

„gesunden“ Gemeinde müsste das<br />

Bekanntwerden von derartigen Verwerfungen<br />

zu einem Aufschrei und zu einer<br />

erhöhten Solidarität mit den Angegriffenen<br />

führen. Leider geschieht dies<br />

häufig nur unzureichend und die Opfer<br />

fühlen sich allein gelassen und denken<br />

über Flucht nach.<br />

Vielleicht können <strong>Schule</strong>n bzw. Klassen<br />

Patenschaften mit solchen Opfern übernehmen<br />

und für die bislang fehlende<br />

Empathie sorgen? Solange die Opfer<br />

einfach ihrem Schicksal überlassen bleiben,<br />

wird sich kaum etwas in den Gemeinden<br />

ändern. Alle bleiben unter sich<br />

und entwickeln entweder selbst Angst<br />

oder sie unterstützen gar mit ihrem<br />

Schweigen moralisch die Täter in ihrem<br />

bösen Tun. Noch schlimmer wird das<br />

Nichtstun in Situationen, in denen davon<br />

ausgegangen werden muss, dass<br />

relevante Teile der Bevölkerung mehr<br />

oder weniger heimlich den Tätern zustimmen.<br />

Häufig wird in solch einer Situation<br />

die soziale Misere in der Region<br />

oder bei den Tätern ins Feld geführt.<br />

Dieses beliebte Argument wird auch dadurch<br />

nicht richtiger, dass man es ständig<br />

wiederholt. Wenn etwas an dieser<br />

These dran wäre, müsste es in Ländern,<br />

in denen die Armut viel größer ist <strong>als</strong> in<br />

Deutschland, ja nur noch Faschismus,<br />

Mord und Totschlag geben.<br />

Schüler mit rechtsextremer Einstellung<br />

bedürfen einer prophylaktischen Fürsorge.<br />

Anstatt ihr in die <strong>Schule</strong> mitgebrachtes<br />

Manko durch Zensurenauslese<br />

usw. zu verstärken, wäre hier die <strong>Schule</strong><br />

gefordert, sie frühzeitig zu erkennen<br />

und ihnen Wege zu eröffnen, die ihnen<br />

bislang aus Elternhaus und Familie unbekannt<br />

waren. Wer durch Misserfolge<br />

sich ausgegrenzt, ist sicher eher bereit<br />

andere ebenfalls auszugrenzen <strong>als</strong> jemand,<br />

der diese Erfahrung nicht macht.<br />

3. Handlungsmöglichkeiten<br />

SchülerInnen können individuell oder<br />

auch im Klassenverband aktiv werden.<br />

Zunächst ist es wichtig, die Regeln des<br />

Konformismus aufzubrechen und die<br />

Entwicklung von Individualität und Solidarität<br />

zu fördern. LehrerInnen müssen<br />

alles daran setzen, SchülerInnen von<br />

Versagensängsten frei zu halten,<br />

gegenseitige Hilfe einzuüben, Neugierde<br />

auf alles Neue, besonders auch auf<br />

andere Menschen zu wecken und zu<br />

stärken, die Vielfältigkeit <strong>als</strong> Gewinn<br />

für jeden Einzelnen zu erkennen, den<br />

Rekurs auf einfache Lösungen <strong>als</strong> zumeist<br />

f<strong>als</strong>ch erkennen zu lassen, die<br />

Unübersichtlichkeit der heutigen Ver-<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND KÖRPERLICHE MERKMALE B


B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND KÖRPERLICHE MERKMALE<br />

Nordhorn Grundschule: SOR-SMC seit März 2004<br />

hältnisse nicht <strong>als</strong> Horror sondern <strong>als</strong><br />

Chance sehen zu lassen, keine Angst<br />

vor Kritik zu haben, selbst kritik- und<br />

widerspruchsfähig zu werden, Toleranz<br />

und Verständnis gegenüber anderen<br />

Traditionen, Religionen, Meinungen<br />

und Verhaltensweisen zu entwickeln.<br />

Verschwörungstheorien und rassistische<br />

Diskurse müssen <strong>als</strong> Einfallstore für<br />

rechtsextremistische und gewalttätige<br />

Folgerungen kenntlich gemacht werden.<br />

Diskriminierende Sprache und Witze,<br />

die auf Kosten von Minderheiten<br />

funktionieren, sind <strong>als</strong> schädlich für ein<br />

gedeihliches Zusammenleben zu bekämpfen.<br />

In Rollenspielen können dis-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

kriminierende Situationen für die SchülerInnen<br />

erfahrbar gemacht und unmittelbare<br />

Betroffenheit hergestellt<br />

werden. Im Anschluss sollte ein Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den SchülerInnen<br />

organisiert werden.<br />

Ausflüge zu Gedenkstätten und antirassistische<br />

Initiativen in der unmittelbaren<br />

oder auch entfernteren Umgebung<br />

der <strong>Schule</strong> sollten regelmäßig durchgeführt,<br />

die Betreuung oder Patenschaften<br />

mit Opfern könnten in Erwägung<br />

gezogen und die Praxis in Jugendeinrichtungen<br />

kritisch überprüft werden.<br />

Bei der Aufdeckung von rassistischen<br />

und rechtsextremistischen Umtrieben<br />

kann man helfen und notfalls Initiativen,<br />

Presse und Behörden einschalten.


Fremde werden Freunde<br />

Steinbrink-Grundschule Dortmund (Titel SOR-SMC seit März 1998)<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

In dem Stück „Fremde werden Freunde“<br />

geht es um Blauländer und Gelbländer.<br />

die Gelbländer leben im Krieg,<br />

die Blauländer hingegen leben im Frieden.<br />

So flüchten die Gelbländer nach<br />

Blauland. Doch <strong>als</strong> zu viele Gelbländer<br />

nach Blauland kommen, wollen die<br />

Blauländer sie wieder aus ihrem Land<br />

vertreiben und errichten eine große<br />

schwarze Mauer. Die Gelbländer verstecken<br />

sich in ihren Häusern, weil sie<br />

beschimpft und mit Steinen beworfen<br />

werden. Doch eines Tages schickt ein<br />

Kind aus Blauland eine bunte Seifenblase<br />

über die Mauer. Auch ein Kind<br />

aus Gelbland traut sich, eine Seifenblase<br />

zurück zu schicken, bis es ihm viele<br />

nachmachen. Nun halten alle Kinder<br />

Seifenblasen mit guten Gedanken in<br />

die Luft. Die Blauländer laufen auf die<br />

schwarze Mauer zu, die sie selbst gebaut<br />

haben, und reißen sie nieder.<br />

Gelbländer und Blauländer laufen aufeinander<br />

zu und feiern ein Friedensfest.<br />

Gemeinsam singen sie dann das „Lied<br />

vom Anderssein“.<br />

Eine Veranstaltung der Gustav-Adolf-<br />

<strong>Schule</strong>, Datteln<br />

in Kooperation mit der<br />

Steinbrink-Grundschule Dortmund (Titel<br />

SOR-SMC seit März 1998)<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE<br />

Das Lied vom Anderssein<br />

1. Im Land der Blaukarierten<br />

sind alle blau kariert.<br />

Doch wenn ein Rotgefleckter<br />

sich mal dorthin verirrt,<br />

dann rufen Blaukarierte:<br />

„Der passt zu uns doch nicht!<br />

Er soll von hier verschwinden,<br />

der rot gefleckte Wicht!“<br />

2. Im Land der Rotgefleckten<br />

sind alle rot gefleckt.<br />

Doch wird ein Grüngestreifter<br />

in diesem Land entdeckt,<br />

dann rufen Rotgefleckte:<br />

„Der passt zu uns doch nicht!<br />

Er soll von hier verschwinden,<br />

der grün gestreifte Wicht!“<br />

3. Im Land der Grüngestreiften<br />

sind alle grün gestreift.<br />

Doch wenn ein Blaukarierter<br />

so etwas nicht begreift,<br />

dann rufen Grüngestreifte:<br />

„Der passt zu uns doch nicht!<br />

Er soll von hier verschwinden,<br />

der blau karierte Wicht!“<br />

4. Im Land der Buntgemischten<br />

sind alle bunt gemischt.<br />

Und wenn ein Gelbgetupfter<br />

das bunte Land auffrischt,<br />

dann rufen Buntgemischte:<br />

„Willkommen hier im Land!<br />

Hier kannst du mit uns leben,<br />

wir reichen dir die Hand!“<br />

Text und Musik:<br />

Klaus W. Hoffmann<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Steinbrink-Grundschule Dortmund (Titel SOR-SMC seit März 1998)


DISKRIMINIERUNG<br />

Initiative Schwarze Menschen in<br />

Deutschland ISD – Bund e. V.<br />

ISD-Bund e. V.<br />

Postfach 900 355<br />

60433 Frankfurt / Main<br />

Tel./ Fax: 07000 / 4 73 28 63<br />

E-Mail: isdbund@isdonline.de<br />

Webseite: www.isdonline.de<br />

Die ISD hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />

die Interessen schwarzer Menschen<br />

in Deutschland wahrzunehmen,<br />

ein schwarzes Bewusstsein zu fördern,<br />

<strong>Rassismus</strong> entgegenzutreten, die Vernetzung<br />

schwarzer Menschen bzw. ihrer<br />

Organisationen und Projekte zu organisieren.<br />

ISD vertritt die Interessen schwarzer<br />

Menschen in Deutschland gegenüber<br />

der Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern.<br />

So greift sie etwa durch Stellungnahmen<br />

in die Diskussion um ein Antidiskriminierungsgesetz<br />

ein. Sie interveniert<br />

bei Fällen von Diskriminierung,<br />

unterstützt die Opfer und bezieht Stellung<br />

gegenüber der Öffentlichkeit. Sie<br />

qualifiziert intern und extern neue antirassistische,<br />

bisweilen afrozentrierte<br />

MultiplikatorInnen im Bildungs- und<br />

Ausbildungsbereich und vermittelt ExpertInnenwissen.<br />

Beim Aufarbeiten der Geschichte<br />

schwarzer Menschen in Deutschland<br />

trat auch zu Tage, dass AfrikanerInnen<br />

bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

vor allem in Kolonialmetropolen<br />

wie Hamburg und Berlin entsprechende<br />

Vereine gründeten mit dem Ziel, sich<br />

gegenseitig in der Bewältigung des Alltags<br />

zu unterstützen und eine Lobby zu<br />

bilden für die Menschen afrikanischer<br />

Herkunft in den Kolonien wie auch in<br />

Deutschland selbst.<br />

Wer neugierig geworden ist, kann sich<br />

auf der Webseite weiter informieren.<br />

Hier gibt es interessante Artikel aus der<br />

schwarzen Bewegung national und<br />

international, viele Links zu anderen regionalen<br />

und überregionalen Gruppen,<br />

zu community-relevanten Organisationen<br />

und anderen Vereinen in der Anti-<br />

<strong>Rassismus</strong>- und Anti-Diskriminierungs-Arbeit<br />

und der interkulturellen afrikanisch<br />

bestimmten Szene.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Behinderung, Medien und <strong>Schule</strong><br />

OBJEKTIV – Ein Projekt für <strong>Schule</strong>n aller Art in Bayern<br />

OBJEKTIV ist ein Projekt der abm – Arbeitsgemeinschaft<br />

Behinderung und<br />

Medien und steht ganz in deren Tradition,<br />

eine Brücke zwischen behinderten<br />

Menschen und einer Nichtbehinderten<br />

Öffentlichkeit zu schlagen. Mit diesem<br />

Anliegen ist die abm seit 1983 auf dem<br />

Gebiet der audiovisuellen Medien aktiv.<br />

Dabei profitiert sie besonders von der<br />

engen Zusammenarbeit mit behinderten<br />

Menschen und ihren Interessensverbänden.<br />

In allen ihren Programmangeboten<br />

(Fernsehen, Videothek, Filmbüro) gelingt<br />

es der abm darum, den Alltag von<br />

Menschen mit Behinderung realistisch<br />

zu dokumentieren. Einen Alltag, der<br />

jenseits von Ausnahmeleistungen behinderter<br />

Künstler oder Sportler liegt und<br />

nichts zu tun hat mit Klischeebildern<br />

von bedauernswerten „Sorgenkindern“.<br />

OBJEKTIV ist ein Angebot der abm für<br />

alle bayerischen <strong>Schule</strong>n unabhängig<br />

von Altersstufe und Schulart. Das Thema<br />

Behinderung ist Teil der Lehrpläne<br />

und bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte<br />

zu grundlegenden Fragen des<br />

sozialen Zusammenlebens und der sozialen<br />

Wahrnehmung von Menschen:<br />

Wie geht eine Gesellschaft mit ihren<br />

schwächeren Gliedern um? Was bedeutet<br />

Menschenwürde? Was ist der Wert<br />

des Lebens? Was ist Glück? Was bedeutet<br />

„Behinderung“ überhaupt? Welche<br />

Bilder haben wir davon? Wie kommen<br />

diese Bilder zustande?<br />

Aufgrund dieser Vielschichtigkeit ist OB-<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

JEKTIV auch besonders geeignet für Projekttage<br />

und den fächerübergreifenden<br />

Unterricht.<br />

OBJEKTIV ist mehr <strong>als</strong> „ein Video für<br />

den Unterricht ausleihen“. Es bietet einen<br />

optimalen Einstieg in das Thema<br />

Behinderung. Es steht für lebensnahes<br />

Lernen, Lernen aus eigener Anschauung.<br />

Die Mitarbeiter kommen in die Klasse.<br />

Die Schüler sehen einen Film zum Thema<br />

Behinderung und haben im Anschluss<br />

Gelegenheit, mit einer behinderten<br />

Person über das Gesehene zu sprechen<br />

und Fragen zu stellen. Denn Nichtbehinderte<br />

wissen oft wenig über Menschen<br />

mit Behinderung. Im Dialog mit<br />

behinderten Menschen erhalten die<br />

Schüler so Informationen aus erster<br />

Hand und einen authentischen Einblick<br />

in deren Leben.<br />

abm – arbeitsgemeinschaft<br />

behinderung und medien e.V.<br />

Filmbüro / Projekt „Objektiv“<br />

Bonner Platz 1<br />

80803 München<br />

Tel.: 089 / 30 79 92 -0<br />

Fax: 089 / 30 79 92 22<br />

E-Mail: kern@abm-medien.de<br />

Webseite: www.abm-medien.de/objektiv/objektiv.htm


LITERATUR<br />

Cave, Kathryn:<br />

Irgendwie Anders<br />

Illustrationen von Chris Riddell.<br />

Aus d. Engl. von Salah Naoura,<br />

Oetinger Verlag, Hamburg 1994, 28 S.<br />

ISBN 3-7891-6352-X<br />

Eine wunderbare Ideengrube für Beobachtungsspiele.<br />

Was ist anders an dir,<br />

was ist anders an mir?<br />

Ab 4 J.<br />

Fässler, Oda Johanna:<br />

Tom Biber und der Neue<br />

Neuer Finken-Verlag, Oberursel/Taunus<br />

1990<br />

ISBN 3-8084-1326-3<br />

Tom Biber kommt in die <strong>Schule</strong> und<br />

lernt in seiner Klasse ein ägyptisches<br />

Krokodil kennen, das von allen abgelehnt<br />

und unterdrückt wird.<br />

Ab 5 J.<br />

Fleming, Virginia:<br />

Sei nett zu Eddie.<br />

Illustrationen von Floyd Cooper,<br />

Lappan Verlag, Oldenburg 1997, 29 S.<br />

ISBN 9-783401-020976<br />

Eddie, ein mongoloides Kind, wird von<br />

den anderen Kindern wegen seines Aussehens<br />

gemieden. Doch ein unfreiwillig<br />

zusammen verbrachter Tag wird zu einem<br />

unerwarteten Erlebnis für Christina.<br />

Ab 5 J.<br />

Fühmann, Franz:<br />

Anna, genannt Humpelhexe<br />

Illustrationen von Jacky Gleich.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Hinstorff Verlag, Rostock 2002, 40 S.<br />

ISBN 3-356-00938-9<br />

Anna ist eine selbstbewusste Hexe, die<br />

ihre Behinderung, ein kürzeres und ein<br />

längeres Bein zu haben, in einen Sieg<br />

über alle umzuwandeln vermag, die<br />

normal auf zwei Beinen gehen.<br />

Ab 8 J.<br />

Kinshofer, Lotte/ Ballhaus, Verena:<br />

Der Tag, an dem Marie ein<br />

Ungeheuer war<br />

Bajazzo Verlag, Zürich 2001, 32 S.<br />

ISBN 3-907588-231<br />

Hast du zugenommen? Fühlst du dich<br />

nicht gut? Du siehst so blass aus! Diese<br />

Fragen bewirken, dass die Hose sofort<br />

zu eng sitzt oder uns die letzte Farbe<br />

aus dem Gesicht weicht.<br />

Ab 10 J.<br />

Nöstlinger, Christine:<br />

Die feuerrote Friederike<br />

DachsVerlag, Wien 1996, 96 S.<br />

ISBN 3-85191-076-1<br />

Alle Leute lachen, wenn sie Friederike<br />

sehen, besonders die Kinder. Und das<br />

nur weil sie rote Haare hat. Aber da es<br />

keine gewöhnlichen Haare sind, die sie<br />

von ihrem Vater geerbt hat, geschehen<br />

ein paar ganz ungewöhnliche Dinge...<br />

Ab 8 J.<br />

Raschka, Chris: Heyl:<br />

Ja?<br />

Hanser Verlag, München/Wien 1997, 32 S.<br />

ISBN 3-44618-897-5<br />

Zwei begegnen sich auf der Straße, die<br />

beiden könnten nicht unterschiedlicher<br />

sein: der eine schwarz, lässig, Rastalocken,<br />

große Baseballschuhe und fröhlich,<br />

der andere weiß, schüchtern, grüne<br />

Strickjacke und einsam.<br />

Richter, Jutta:<br />

Der Tag, <strong>als</strong> ich lernte, die<br />

Spinnen zu zähmen<br />

Hanser Verlag, München/Wien 2000,<br />

88 S.<br />

ISBN 3-446-19896-2<br />

Einen Freund zu haben, ist etwas sehr<br />

Wichtiges. Vor allem, wenn dieser<br />

Freund gruselige Kellerkatzen und Spinnen<br />

vertreiben oder sogar zähmen<br />

kann. Rainer ist so ein Freund. Aber<br />

was, wenn ihn sonst niemand mag?<br />

Ab 10 J.<br />

Spinelli, Jerry:<br />

Stargirl<br />

Deutsch v. Andreas Steinhöfel<br />

Cecilie Dressler Verl., Hamburg 2002,<br />

207 S.<br />

ISBN 3-79151-960-3<br />

Stargirl ist der Name der neuen Schülerin.<br />

Zuerst sind alle Schüler begeistert<br />

von ihr, doch dann schlägt die Stimmung<br />

in Feindseligkeit um. Der Ich-Erzähler<br />

Leo liebt Stargirl, doch er muss<br />

sich entscheiden: sie oder die anderen.<br />

Ab 12 J.<br />

Uebe, Ingrid:<br />

Kalle und Kemunto<br />

Illustrationen von Andreas Reiner.<br />

Verlag Schneider, München 1994, 58 S.<br />

ISBN 3-505-08176-0<br />

Kalle wohnt erst seit kurzem in der Reihenhaussiedlung<br />

und hat noch keine<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

LITERATUR B


B<br />

LITERATUR<br />

Freunde. Gespannt erwartet er deshalb<br />

die neuen Nachbarn. Als die Familie<br />

schließlich einzieht, ist Kalle überrascht:<br />

Das sind ja Schwarze!<br />

Ab 6 J.<br />

FILME<br />

GEHÖRLOSE KINDER<br />

Reportage, Deutschland, 1999,<br />

Farbe, 6 Min.<br />

Regie: Ulrich Köhler<br />

Produktion: Ulrich Köhler Produktion /<br />

MDR, empfohlen ab 6 Jahren<br />

Katrin ist zehn Jahre alt und gehörlos.<br />

Wie sieht ihr Alltag aus? Wo geht sie in<br />

die <strong>Schule</strong> und wie lebt sie zu Hause?<br />

Die kurze Reportage gibt Einblicke in<br />

die Lebenssituation gehörloser Kinder<br />

und ihre Kommunikation mittels Gebärdensprache.<br />

DISABILITY IS<br />

Animationsfilm, Musikfilm in engl.<br />

Sprache (mit Übersetzung)<br />

Großbritannien, 1995, Farbe, 4 Min.<br />

Regie, Animation, Kamera,<br />

Schnitt: Cartoon Animation Group<br />

Musik: Ian Stanton<br />

Produktion: Jackdaw Media<br />

empfohlen ab 10 Jahren<br />

Ein Videoclip von körperbehinderten Jugendlichen<br />

der Greater Manchester Coalition<br />

of Disabled People, einer selbst<br />

verwalteten Einrichtung für körper- und<br />

mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DER SPORTLER<br />

Animationsfilm,<br />

Tschechische Republik, 1994, s/w,<br />

10 Min.<br />

Eine ebenso berührende wie witzige<br />

Dokumentation über den geistig behinderten<br />

Sport-Schwimmer Bronislav<br />

Zemek aus Prag. In einer Montage<br />

aus 250 Einzelfotos zeigt der Film<br />

den ehrgeizigen Sportler beim Training und im Wettkampf, auf Reisen, beim<br />

Tanzen, bei der Arbeit und in der Familie – der ganz normale Alltag eines jungen<br />

Mannes eben.<br />

Regie: Pavel Kouteck<br />

Fotos: Roman Sejkot<br />

Produktion: Film Sociology Foundation Prag<br />

empfohlen ab 12 Jahren<br />

DIE KLANGNASE<br />

Puppentrickfilm, Deutschland, 1995,<br />

Farbe, 28 Min.<br />

Buch und Regie: Michael Bernstein<br />

Sprecher: Lola Irene Rüberg, Anette<br />

Spola, Michael Bernstein, Harry Täschner,<br />

Peter Radtke<br />

Musik: Birgit Sassmannshaus<br />

Produktion: Arbeitsgemeinschaft Behinderte<br />

in den Medien<br />

empfohlen von 6 bis 10 Jahren<br />

Dem Seppl wurde die Wohnung gekündigt.<br />

Der Grund: seine Klangnase. Sie<br />

macht immer dann unangenehme Geräusche,<br />

wenn das am unpassendsten<br />

ist. Damit erregt er bei den Nachbarn<br />

Anstoß, die ihn nun hinausgeekelt haben.<br />

Wie alles doch noch zu einem guten<br />

Ende kommt, zeigt dieser Puppentrickfilm,<br />

der Kindern das Leben mit einer<br />

Behinderung in Form eines Märchens<br />

nahe bringt.<br />

BEGEGNUNG MIT EINER<br />

BLINDEN<br />

Kurzspielfilm, Niederlande, 1996,<br />

Farbe, 15 Min.<br />

Regie: Ben Sombogaart;<br />

Produktion: Objectiv Film/Katharina M.<br />

Trebitsch/ZDF<br />

empfohlen ab 5 Jahren<br />

Stichwort: Blinde<br />

Auf dem Nachhauseweg von der <strong>Schule</strong><br />

läuft die kleine Molly vollkommen fasziniert<br />

einer blinden Frau nach und beobachtet,<br />

wie zielsicher diese mit dem<br />

Blindenstock den Weg ertastet. Das<br />

Mädchen ahnt nicht, dass Sie die Frau<br />

ängstigt, indem sie sie „verfolgt“.


Wer kennt sie nicht, Szenen wie diese:<br />

Manuel läuft in der großen Pause beim<br />

Fangen Meral hinterher, es ist Spaß. Er<br />

fängt sie, hält sie fest und plötzlich erhält<br />

das Spiel eine neue Wendung. Meral<br />

schreit, windet sich, wehrt sich, Manuel<br />

zerrt an ihr und die Situation eskaliert<br />

zu einem handfesten Konflikt.<br />

Wie darauf reagieren? Auch wenn es<br />

bereits an vielen <strong>Schule</strong>n Mediatoren<br />

gibt, die unmittelbar intervenieren, zur<br />

Entwicklung einer gewaltfreien Schulkultur<br />

beitragen und geschlechtsspezifische<br />

Konfliktmuster bewusst machen,<br />

ist es wichtig vertiefend und wiederholend<br />

auf Fragen einzugehen, die das<br />

Verhalten zwischen Jungen und Mädchen,<br />

ihr Selbstverständnis und ihre Einstellungen<br />

betreffen. Szenen wie die<br />

oben beschriebene festigen leicht Vorurteile,<br />

wie das vom wilden Jungen und<br />

dem zickigen Mädchen. Unterricht bietet<br />

Zeit und Raum, um Geschlechtsstereotypien,<br />

Vorurteile und Klischees<br />

bewusst zu machen, <strong>ohne</strong> die unterschiedlichen<br />

Vorlieben, Verhaltensmuster<br />

und Bedürfnisse von Mädchen und<br />

Jungen zu negieren oder negativ zu bewerten.<br />

So kann eine differenzierte<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema<br />

„Geschlechtlichkeit, Geschlechterrollenverständnis<br />

und Beziehungen zwischen<br />

den Geschlechtern“ stattfinden.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Diskriminierung aufgrund<br />

des Geschlechts<br />

Mädchen sind zickig – Jungen sind wild<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND DES GESCHLECHTS B


B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND DES GESCHLECHTS<br />

Mistkäfers<br />

Hochzeit<br />

Ein algerisches Volksmärchen,<br />

12.-- Euro<br />

zu bestellen über:<br />

S.Kebir@t-online.de oder<br />

S.Kebir@web.de<br />

Kinder kommen nicht <strong>als</strong> geschlechtsneutrale<br />

Wesen in die <strong>Schule</strong>, sondern<br />

haben abhängig von sozialen und kulturellen<br />

Einflüssen in ihrem persönlichen<br />

Umfeld ein Verständnis von ihrer<br />

Geschlechtlichkeit und den damit zusammenhängenden<br />

Erwartungen an ihr<br />

Verhalten entwickelt. Ihr Verhalten, ihre<br />

Vorlieben und die Art ihrer Selbstdarstellung<br />

sind u. a. Ausdruck dieses<br />

Selbstverständnisses. Beeinflusst durch<br />

die Werbung und die Medien haben sie<br />

bereits Vorstellungen davon, welches<br />

zentrale Bestandteile des Männlichen<br />

und des Weiblichen sind. Diese Vorstellungen<br />

sind durchaus widersprüchlich.<br />

Auch wenn die Thematisierung des Geschlechterrollenverständnisses<br />

im Unterricht<br />

oft durch einen Konflikt oder spezifisches<br />

geschlechtsstereotypes Verhalten<br />

ausgelöst wird, sollte vermieden<br />

werden, eine Problemperspektive einzunehmen<br />

und Konflikte und Widersprüche<br />

<strong>als</strong> Ausdruck der Geschlechterbeziehungen<br />

herauszustellen. Ziel ist die Ent-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Es handelt sich hier um<br />

ein echtes berberisches<br />

Volksmärchen. Bei den<br />

nordalgerischen Berbern<br />

herrschte bis ins 19. Jh.<br />

noch ein Rest Matriarchat.<br />

Bei den Tuareg und auch bei vielen marokkanischen Berbern ist es bis heute<br />

so, dass nicht der Mann, sondern die Frau den Partner wählt.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

wicklung eines positiven Selbstverständnisses<br />

der eigenen Geschlechtlichkeit<br />

<strong>als</strong> Mädchen oder Junge anzuregen<br />

und eine Einstellung zu vermitteln, dass<br />

dieses Selbstverständnis nicht statisch,<br />

einmal für immer erworben wird, sondern<br />

Auseinandersetzung, Entwicklung,<br />

und Veränderung impliziert. Es gilt, ein<br />

Verständnis davon zu entwickeln, dass<br />

die Realisierung der eigenen Bedürfnisse<br />

mit denen des Partners abzustimmen<br />

sind, um langfristig in einer gleichberechtigten<br />

Partnerschaft zu leben.<br />

Ein Unterricht, der Fragen des Selbstverständnisses<br />

<strong>als</strong> Mädchen oder Junge<br />

und der Beziehungen zwischen den Geschlechtern<br />

thematisiert, zielt darauf<br />

ab:<br />

•Gemeinsamkeiten zu entwickeln und<br />

zu stärken, <strong>ohne</strong> Unterschiede in den<br />

Neigungen, Bedürfnissen, Interessen<br />

von Mädchen und Jungen zu negieren.<br />

•Differenz zu akzeptieren und zu respektieren<br />

und Menschen mit anderen<br />

Einstellungen und Bedürfnissen gegenüber<br />

Empathie zu entwickeln<br />

•Zuschreibungen, Stereotype und Vorurteile<br />

zu erkennen und gegen Diskriminierung<br />

und Ausgrenzung vorzugehen<br />

•geschlechtsspezifische Verhaltensnormen<br />

zu erkennen, zu reflektieren und<br />

auf die eigene Lebenssituation und das<br />

eigene Verhalten kritisch zu beziehen<br />

•Kinder zu ermutigen, neue Erfahrungen<br />

<strong>als</strong> Mädchen oder Junge zu machen,<br />

ihnen zu helfen, sich der Veränderung<br />

und eigenen Entwicklung bewusst<br />

zu werden und ein positives Selbstwertgefühl<br />

zu entwickeln<br />

•Mädchen und Jungen zu einem partnerschaftlichen<br />

und gewaltfreien Umgang<br />

miteinander zu befähigen<br />

•eine Atmosphäre des Vertrauens zu<br />

entwickeln, in der es möglich ist, Gefühle<br />

zu äußern, zuzulassen und gegebenenfalls<br />

auch „Nein“ sagen und Grenzen<br />

setzen zu können.<br />

Die folgenden Übungen und Aufgaben<br />

stoßen Erfahrungen und Reflexionen<br />

auf unterschiedlichen Ebenen an und legen<br />

eine fächerübergreifende bzw.<br />

Fächerverbindende Arbeit nahe:<br />

•Die Auseinandersetzung mit dem Geschlechterrollenverständnis<br />

und den gesellschaftlichen<br />

Rollenzuschreibungen<br />

findet auf einer Sachebene statt.<br />

•Erfahrungen der Kinder mit der Zuschreibung<br />

von geschlechtsspezifischen<br />

Rollenmustern, mit Diskriminierung und<br />

Ausgrenzung bringen emotionale Aspekte<br />

zum Ausdruck.<br />

•Gedicht und Lesetext thematisieren<br />

die Geschlechterfrage im literarischen<br />

Kontext.<br />

•Die Interpretation einer Karikatur und<br />

das Herstellen einer Collage sprechen<br />

ästhetische und künstlerische Aspekte<br />

an.


Fotos: Barbara Miler / Hermann-Josef Fohsel<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Mädchen sind brav und schüchtern –<br />

Jungen sind wild und mutig<br />

Stimmt das? Welche Erfahrungen hast du <strong>als</strong> Mädchen oder <strong>als</strong> Junge gemacht?<br />

Hast du schon einmal Probleme gehabt, weil man von dir <strong>als</strong> Junge oder <strong>als</strong> Mädchen ein bestimmtes<br />

Verhalten erwartet hat, mit dem du nicht einverstanden warst?<br />

Denkt darüber nach, wie es ist, wenn man auf eine<br />

Rolle <strong>als</strong> Junge oder Mädchen festgelegt wird.<br />

• Wie denkt eure Klasse/Gruppe ⁄darüber?<br />

• Führt in der Klasse eine Umfrage durch!<br />

U M F R A G E<br />

Mädchen sie Jungen<br />

spielen am liebsten draußen<br />

lieben Fußball<br />

gehen reiten<br />

sind in einem Sportverein<br />

lesen gern<br />

tanzen gern<br />

interessieren sich für Technik<br />

kennen viele Automarken<br />

beschäftigen sich gern mit dem Computer<br />

hören gern Musik<br />

• Sucht noch mehr Aussagen für eure Umfrage!<br />

• Zählt die Stimmen aus.<br />

• Diskutiert das Ergebnis!<br />

• Wenn ihr anstatt „Jungen“ und „Mädchen“ einsetzt:<br />

„manche Jungen“ und „manche Mädchen“ oder<br />

„einige Mädchen“ oder „viele Jungen“ oder „einige Kinder“<br />

Was ändert sich an der Aussage?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT B


B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Wer übernimmt die Aufgabe?<br />

Beschriftet Karten mit dem Zeichen für weiblich ( _ ) oder männlich ( _ ).<br />

Ein Mädchen und ein Junge sitzen Rücken an Rücken und halten beide Karten in der Hand. Sie werden<br />

z.B. gefragt:<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

• Wer soll den Müll runter bringen?<br />

• Wer soll abwaschen?<br />

• Wer soll das Auto putzen?<br />

• Wer soll Wäsche waschen?<br />

• Wer soll auf die kleinen Geschwister aufpassen?<br />

• ....................................................<br />

• ...................................................<br />

• ...................................................<br />

• ...................................................<br />

Ergänzt die Fragen!<br />

Ein Junge und ein Mädchen stimmen mit ihren Karten ab.<br />

Diskutiert das Ergebnis!<br />

Fotos entnommen aus: Sprachspiegel Nr. 6 (für den muttersprachlichen Unterricht),Schroedel Verlag GmbH, Hannover, 2001


DISKRIMINIERUNG<br />

Mädchen/Frauen – Jungen/Männer in der Werbung<br />

Schneidet aus Prospekten, Zeitungen und Zeitschriften Werbeanzeigen aus,<br />

die sich an Mädchen/Frauen und Jungen/Männer wenden.<br />

(Siehe auch die Bilder nächste Seite)<br />

Gestaltet daraus eine bunte Collage.<br />

• Wie kommen Mädchen/Frauen und Jungen/<br />

Männer in der Werbung vor?<br />

• Welche Eigenschaften werden mit ihnen verbunden?<br />

• Welche Frauen und Männer findest du „stark“?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT B


B<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Folgende Fotos von Mädchen und Jungen können für die Collage verwendet werden;<br />

entweder Umrisse ausschneiden oder <strong>als</strong> Rechtecke einfügen:<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Foto: Otto Katalog


DISKRIMINIERUNG<br />

Vorteile – Nachteile<br />

ein Mädchen – ein Junge<br />

zu sein<br />

Gibt es Vorteile, die man <strong>als</strong> Mädchen oder Junge haben kann?<br />

• Beendet die Sätze<br />

• Berichtet in der Klasse/Gruppe über eure Erfahrungen!<br />

Es hat Vorteile, ein Mädchen zu sein, weil ...<br />

Es hat Vorteile ein Junge zu sein, weil ...<br />

Es hat Nachteile ein Mädchen zu sein, weil ...<br />

Es hat Nachteile ein Junge zu sein, weil ...<br />

Ich bin gerne ein Mädchen, weil ...<br />

Ich bin gerne ein Junge, weil ...<br />

Manchmal wäre ich lieber ein Mädchen, denn...<br />

Manchmal wäre ich lieber ein Junge, denn...<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT


B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Meinungen über Mädchen und Jungen<br />

Mädchen und Jungen einer 5. Klasse haben aufgeschrieben, was sie voneinander denken.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

• Was meint ihr zu den Aussagen?<br />

• Schreibt auf, was ihr in eurer Klasse/Gruppe voneinander denkt!<br />

Die Jungen haben immer nur eins im Kopf: Fußball. Man kann mit ihnen<br />

über kein anderes Thema reden. Wenn es Streit gibt, sind sie schnell dabei<br />

sich zu prügeln. Aber sie sind nicht so schnell eingeschnappt wie die<br />

Mädchen und sagen was sie denken.<br />

Meryem<br />

Mädchen sind albern und kichern viel. Sie reden oft hinter dem<br />

Rücken und sind schnell sauer. Wenn ich etwas im Unterricht nicht<br />

verstanden habe, sind sie aber oft bereit mir zu helfen.<br />

Mario<br />

Mädchen sind viel fleißiger <strong>als</strong> Jungen und passen im Unterricht<br />

immer auf. Sie interessieren sich für schicke Kleidung und<br />

Schnickschnack und lesen viel. Wenn es darum geht den Raum zu<br />

schmücken und Feste vorzubereiten, sind sie super.<br />

Felix<br />

Jungen spielen am liebsten mit dem Computer und sehen Horrorfilme<br />

gern. Sie sind stärker <strong>als</strong> Mädchen und kämpfen viel.<br />

Man kann sich mit ihnen schlecht unterhalten, weil sie sich für ganz<br />

andere Dinge interessieren <strong>als</strong> Mädchen.<br />

Natascha<br />

Fotos entnommen aus: Sprachspiegel Nr. 6 (für den muttersprachlichen Unterricht),Schroedel Verlag GmbH, Hannover, 2001


DISKRIMINIERUNG<br />

Wie soll ein Junge sein und wie ein Mädchen?<br />

Es ist oft gar nicht so leicht, ein Mädchen oder ein Junge zu sein. Immer wieder hören sie,<br />

was Jungen oder Mädchen tun müssen, was typisch ist für Mädchen oder Jungen,<br />

wie Mädchen oder Jungen sein sollen.<br />

Habt ihr auch schon solche Erfahrungen gemacht? Berichtet darüber!<br />

Spielt die Geschichten mit verteilten Rollen!<br />

Igor lebt zusammen mit seiner Mutter. Sie ist berufstätig und kommt erst am Abend nach Hause. Heute<br />

muss er sich beeilen, denn er ist mit seinen Freunden zum Fußballspielen verabredet. Schnell macht er<br />

sich das Essen warm und wäscht dann noch ab. Sicherlich warten schon Ole, Riko und Hasan vor dem<br />

Haus auf ihn. Da klingelt es schon an der Tür. Er kommt gar nicht mehr dazu seine Schürze abzubinden<br />

und das Handtuch wegzulegen. Er öffnet schnell. „Wie siehst du denn aus?“, lacht Rico, „So sieht doch<br />

kein Junge aus, das ist doch keine Arbeit für einen Jungen.“<br />

Was erwidert Igor?<br />

Wie verhalten sich die anderen Jungen?<br />

Sevim freut sich. Eine der neuen Arbeitsgemeinschaften in der <strong>Schule</strong> ist eine Computer-AG. Gleich nach<br />

dem Unterricht will sie sich anmelden, damit sie auch sicher dabei ist. Sie läuft zum Computerraum und<br />

da sieht sie auch schon Nils, Max und Piotr vor der Tür warten. Sie schauen sie erstaunt an. „Was<br />

machst du denn hier? Seit wann interessieren sich Mädchen für Computer. Für euch gibt es doch die<br />

Koch-AG.“, ruft Max.<br />

Was erwidert Sevim?<br />

Wie verhalten sich die anderen Jungen?<br />

Lena kommt nach der Pause zurück in die Klasse. Sie ist noch ganz verschwitzt und rot im Gesicht. Sie<br />

hat zusammen mit den Jungen gegen die Parallelklasse Fußball gespielt. Sie freut sich, denn sie haben<br />

gewonnen und will es den anderen Mädchen mitteilen. Die Mädchen stehen am Fenster und planen gerade<br />

die Geburtstagsfeier von Amina. Lena fragt nach dem Termin für den Geburtstag und was sich Amina<br />

wünscht. „Wer sagt dir denn, dass du eingeladen bist“, fragt Ricarda„ erstaunt. „Ja“, fährt Meral dazwischen,<br />

„gehörst du überhaupt noch zu uns? Du benimmst dich wie ein Junge, spielst Fußball und so.<br />

Lass dich doch von den Jungen zum Geburtstag einladen.“<br />

Was erwidert Lena?<br />

Wie verhalten sich die anderen Mädchen?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT B


B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Manchmal möchte ich viel lieber<br />

ein Junge / ein Mädchen sein<br />

Der Comic wird einmal aus der Perspektive des Mädchens und dann aus der Perspektive des Jungen<br />

(Figuren werden ausgetauscht) vorgegeben. Die Spruchblasen sind jetzt leer und müssen ausgefüllt<br />

werden<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

1. Was denkt das Mädchen in dem Comic über die Jungen?<br />

aus: Deutsch vernetzt, Diesterweg Verlag, S. 71


Foto entnommen aus: Wortstark 6, S. 54, Themen und Werkstätten für den Deutschunterricht.Schroedel Verlag GmbH, Hannover, 1996)<br />

Ist ja auch nichts<br />

für ein Mädchen<br />

Eigentlich hatte es ganz friedlich angefangen.<br />

Jürgen war über den Zaun gesprungen<br />

und Anke ihm nach. „Prima!“,<br />

sagte er. „Aber jetzt kommst du nicht<br />

mehr drüber.“ Und er hatte einen Stock<br />

oben über die Pfähle gelegt. „Das ist zu<br />

hoch für dich.“ Anke schaffte es aber<br />

doch.<br />

„Na ja“, sagte Jürgen.<br />

Dann rannten sie los. Anke war schneller. Sie standen da,<br />

keuchten und schnappten nach Luft, und Jürgen war sauer.<br />

Anke lachte.<br />

„Ruh dich aus“, sagte sie und setzte sich ins Gras. Jürgen<br />

kaute auf einem Holzspan herum und spuckte ihn aus. Starrte<br />

in die Ferne. „Für’n Mädchen bist du ganz gut“, sagte er.<br />

„Aber wenn wir ‘n Ringkampf machen, verlierst du.“ Anke<br />

zuckte die Achseln.<br />

„Traust dich ja auch nicht.“<br />

„Schon“, sagte Anke.<br />

„Überhaupt nicht“, sagte Jürgen. „Ist ja auch nichts für’n<br />

Mädchen.“<br />

Anke stand auf. „Gehen wir?“, sagte Jürgen. „Wenn du unbedingt<br />

willst ...“<br />

„Was?“, fragte Jürgen. „Na, den Ringkampf“, sagte Anke.<br />

„Nachher tu ich dir weh und dann heulste“, sagte Jürgen.<br />

„Du?“, sagte Anke. „Du Plüschtiger.“ Und dann packten sie<br />

sich. „Wer mit beiden Schulterblättern auf die Erde kommt,<br />

hat verloren“, rief Jürgen. Er versuchte, sie seitlich herunterzudrücken.<br />

Anke wand sich aus seinen Händen. Beim zweiten<br />

Mal stieß er ihr von hinten sein Bein in ihre Kniekehlen.<br />

„Das ist gemein!“, schrie Anke. Er hatte einen Arm um ihren<br />

H<strong>als</strong> gelegt und wollte sie aus dem Stand ziehen. Aber das<br />

schaffte er nicht. Er ließ los und fing an, sie zu kitzeln. Da<br />

kriegte Anke Wut. Sie schmiss sich voll auf ihn. Als sie unter<br />

seinem Arm durchgriff, spürte sie, dass sie stärker war.<br />

Sie duckte sich leicht und auf einmal hatte sie Jürgen über ihre<br />

Schultern geworfen, er lag da und sie kniete auf ihm. Ganz<br />

schnell war das gegangen. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt.<br />

„Beide Schulterblätter auf der Erde!“, schrie Anke.<br />

„Lass mich los“, sagte Jürgen. „Hörst du – du sollst mich loslassen!“<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

„Ich hab’ aber gewonnen“, sagte<br />

Anke. „Gibst du’s zu?“ Sie<br />

sprang zur Seite. Jürgen kam<br />

hoch und klopfte sich die Kleider<br />

ab.<br />

„Gar nichts geb’ ich zu“, sagte<br />

er. „Du bist gemein!“, schrie Anke.<br />

„Ich hab’ gesiegt! ich bin<br />

stärker <strong>als</strong> du.“<br />

„Ich würd’ den Mund halten“,<br />

sagte Jürgen. „Oder findest du<br />

das toll für’n Mädchen?“<br />

„Wieso?“, sagte Anke. „Na ja“, sagte Jürgen. „Du willst doch<br />

wohl nicht Boxer werden oder Preisringer?“. Er saß auf einem<br />

Stein und zupfte an seinem Strumpf herum. Grinste.<br />

„Das Mädchen, das jeden schlägt“, sagte er. „Die Frau mit<br />

den eisernen Fäusten. Glaubst du, dass sich für so eine jem<strong>als</strong><br />

ein Junge interessiert?“<br />

Anke blickte ihn an. Schwieg.<br />

„Du kannst natürlich auf dem Jahrmarkt Geld verdienen. Als<br />

Muskeltante“, sagte Jürgen. „‘n Mann kriegst du sowieso<br />

nicht. So was mag doch keiner.“<br />

„Rutsch mir doch den Buckel ‘runter!“, sagte Anke. Sie drehte<br />

sich um und ging weg. Tränen schossen ihr in die Augen.<br />

Es war mehr aus Wut.<br />

„He!“, rief Jürgen und sprang auf. „Wohin willst du denn?<br />

Bleib doch!“, rief er. „Ich hab’s doch nicht so gemeint. Ich<br />

mag dich doch“, sagt er.<br />

Aber das hörte sie schon nicht mehr.<br />

Diskutiert in der Klasse/Gruppe:<br />

• Wieso kommt es zum Streit zwischen Anke und<br />

Jürgen?<br />

• Was kann Anke besser <strong>als</strong> Jürgen?<br />

• Warum ärgert sich Jürgen über Anke?<br />

• Warum wird Anke wütend?<br />

• Anke läuft aus Wut weg. Ist euch so etwas<br />

auch schon passiert?<br />

Berichtet!<br />

• Jürgen beschließt, Anke einen Brief zu schreiben.<br />

Was schreibt er?<br />

Oder:<br />

• Am nächsten Tag treffen sich Anke und Jürgen.<br />

Was könnten sie sich sagen?<br />

Spielt die Situation!<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT B


B Besser<br />

FÜR DEN UNTERRICHT<br />

wissen<br />

Die Karikaturistin Marie Marks<br />

erzählt eine Geschichte. Wie<br />

stellt sie das Verhalten des<br />

Mädchens und des Jungen dar?<br />

• Kennst du so eine Situation?<br />

Ist dir so etwas Ähnliches<br />

auch schon mal passiert? Berichte!<br />

• Findest du, dass es sich um<br />

ein typisches Verhalten von<br />

Mädchen und Jungen handelt?<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Karikatur von Marie Marks (entnommen aus: Werkstatt 6, Seite 42 Schroedel Verlag)


Fotos: Hermann-Josef Fohsel<br />

*<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Dam<strong>als</strong><br />

Sandra Faßbender<br />

Mädchen trugen stets Kleider,<br />

sie waren artig und still.<br />

Gern spielten sie mit Puppen<br />

und sagten niem<strong>als</strong>: „Ich will!“<br />

Jungen hatten kurze Hosen an,<br />

sie waren wild und laut.<br />

Wie Indianer zeigten sie keinen Schmerz,<br />

wenn einer sie mal haut.<br />

• Stimmt das, was die Dichterin über Mädchen<br />

und Jungen von früher schreibt?<br />

• Fragt ältere Leute, z.B. eure Eltern,<br />

Großeltern, Verwandten und Nachbarn, wie<br />

sie <strong>als</strong> Mädchen oder Junge erzogen wurden.<br />

• Tragt eure Ergebnisse in der Klasse/Gruppe<br />

vor!<br />

* Foto entnommen aus dem Buch von Uwe Carstens<br />

„Leben im Flüchtlingslager. Ein Kapitel deutscher<br />

Nachkriegsgeschichte.“<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT B


B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Rollentausch erwünscht<br />

Seht euch das Plakat an.<br />

• Wo könnt ihr einen Rollentausch erkennen?<br />

• Beschreibt die jeweilige Situation!<br />

• Könnt ihr euch auch in so einer Situation vorstellen?<br />

• Wenn ja: Warum?<br />

• Wenn nein: Warum?<br />

Fotos aus: Themenblätter für die Grundschule Grundrechte, Mädchen und Jungen sind gleichberechtigt.<br />

Hrsg.: Bundeszentrale für politische Bildung, Berliner Freiheit 7, 53111 Bonn


Foto entnommen aus: Wortstark 6, Themen und Werkstätten für den Deutschunterricht. Schroedel Verlag GmbH, Hannover, 1996<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Wenn Mädchen und Jungen streiten ...<br />

Was könnte der Grund für den Streit sein?<br />

Spielt den Streit. Wie endet er?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT B


B<br />

LITERATUR<br />

LITERATUR<br />

Blobel, Brigitte:<br />

Du hast aber Mut!<br />

Arena, Würzburg 1998, 141 S.<br />

ISBN: 3-401-01996-1<br />

Nico wird Zeuge, wie ältere Schüler seine<br />

Klassenkameradin Juliane bedrohen.<br />

Doch weil dieselben Kerle ihn beim Fälschen<br />

einer Klassenarbeit beobachtet<br />

haben, lässt er sich zunächst erpressen<br />

und erzählt nicht, was sie Juliane angetan<br />

haben. Aber schließlich findet er<br />

doch noch den Mut Juliane zu helfen;<br />

obwohl er seinem Lehrer die Fälschung<br />

der Klassenarbeit gestehen muss.<br />

Ab 8 J.<br />

Heidelbach, Nikolaus:<br />

Was machen die Mädchen? Was<br />

machen die Jungs?<br />

Beltz & Gelberg, Weinheim 1993 u.<br />

1999, je 56 S.<br />

ISBN 3-407-79100-3 (Mädchen)<br />

ISBN 3-407-79240-9 (Jungs)<br />

Die Vorzüge eines jeden Geschlechts<br />

werden phantasie- und humorvoll unter<br />

die Lupe genommen. Kommentiert von<br />

Mädchen, wenn Jungen agieren und<br />

von Jungen, wenn Mädchen handeln.<br />

Eine Anregung zum Rollenspiel und zur<br />

Diskussion.<br />

Ab 4 J.<br />

Holm, Annika:<br />

Wehr dich Mathilda!<br />

dtv, München 2001, 150 S.<br />

ISBN 3-423-62042-0<br />

Das Buch beschreibt eine Mädchengruppe,<br />

die sich gegen Jungen aus ihrer<br />

Klasse zur Wehr setzen muss.<br />

Ab 8 J.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Klein, Rosel:<br />

Die dicke Tilla<br />

Illustrationen von Regine Röder<br />

Der Kinderbuchverlag, Berlin 1996,<br />

108 S. ISBN: 3-358-00851-7<br />

Tilla ist die Beherrscherin der Klasse<br />

und wird auch manchmal handgreiflich.<br />

Anne ist still und zurückhaltend und<br />

zieht sich gern in eine Traumwelt zurück.<br />

Dass man aber trotzdem miteinander<br />

auskommen kann und muss,<br />

dass man sich sogar ergänzen kann, ist<br />

für Tilla und Anne schwer zu begreifen,<br />

und so manches passiert, ehe die Mädchen<br />

Verständnis füreinander finden<br />

und Freunde werden.<br />

Ab 8 J<br />

Walker, Jamie:<br />

Gewaltfreier Umgang mit<br />

Konflikten in der Grundschule<br />

Grundlagen und didaktisches Konzept.<br />

Spiele und Übungen für die Klassen 1-4<br />

Cornelsen Scriptor, Frankfurt a. M.<br />

,1995<br />

ISBN 3-589-05036-5<br />

Spiele und Übungen; geschlechtsbezogene<br />

Interaktion ...<br />

LIEDER<br />

Ucello, Musik und Hörspiele<br />

für Kinder<br />

Bestell Nr. 3-933005-58-2<br />

Bestelladresse:<br />

Ucello Verlag GmbH, Detmolder Str.<br />

233, 33175 Bad Lippspringe.<br />

Tel.: 05252/94 04 05, Fax:<br />

05252/94 04 06<br />

Und Indianer weinen doch!<br />

Ein ganzer Junge zu sein, bedeutet<br />

eben beide Seiten, die lauten und die<br />

leisen, die wütenden und die zärtlichen,<br />

die mutigen und die ängstlichen<br />

zuzulassen.<br />

Zahlreiche KinderliederkomponistInnen<br />

und -sängerInnen sowie viele Kinder<br />

möchten mit diesen Liedern alle Jungs<br />

dazu ermutigen.<br />

Trotzdem ist diese Produktion keine reine<br />

Männersache, sondern ein Beitrag<br />

zum besseren Verständnis zwischen<br />

Jungen und Mädchen.


„Schwule Sau!“, „Iiih..., die sind ja lesbisch.“<br />

Ausrufe und Bemerkungen wie<br />

diese gehören zum Alltagswortschatz<br />

deutscher Schulkinder bereits von den<br />

ersten Klassen an. Selten reagieren<br />

Lehrer und Lehrerinnen darauf, denn<br />

die „Kinder wissen ja noch gar nicht,<br />

von was sie reden.“ So wird ein Thema<br />

tabuisiert, das in der Alltagswelt, auch<br />

in der Alltagswelt der Kinder, durchaus<br />

existiert. Dass darüber hauptsächlich in<br />

negativer Form gespottet wird, liegt<br />

nicht in der Natur der Sache, sondern<br />

genau an dieser Tabuisierung.<br />

Dahinter stecken zumeist massive<br />

Vorurteile, die auch die Lehrenden bedauerlicherweise<br />

selbst häufig verinnerlicht<br />

haben. Schwule gelten <strong>als</strong><br />

effeminiert, unmännlich oder verweichlicht.<br />

Lesben „sind“ unfähig,<br />

Männer an sich zu binden, gelten <strong>als</strong><br />

„Mannweiber“, die Männer hassen.<br />

Und das sind nur einige der landläufigen<br />

Meinungen. Auch wenn solche<br />

Vorurteile gegenüber gleichgeschlechtlich<br />

empfindenden Menschen<br />

die öffentliche Meinung nicht mehr<br />

so durchgängig bestimmen wie noch<br />

vor einigen Jahrzehnten, sind sie dennoch<br />

nicht verschwunden. Handfeste<br />

Diskriminierungen und Gewalt gehören<br />

immer noch zum Alltag besonders<br />

junger Menschen, die gerade ihre Gefühle<br />

und ihre Geschlechtlichkeit entdecken.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Diskriminierung aufgrund<br />

sexueller Orientierung<br />

Lernpsychologie und Sozialisationstheorien<br />

gehen davon aus, dass Vorurteile,<br />

die eine negative Einstellung beinhalten<br />

– seien sie gegen eine gesamte<br />

Gruppe gerichtet oder gegen ein Individuum,<br />

das zu dieser Gruppe gerechnet<br />

wird – bereits frühzeitig, <strong>als</strong>o schon im<br />

Vorschulalter übernommen und erlernt<br />

werden. Kinder und Jugendliche sind<br />

für ein Nachdenken über gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen demnach<br />

keineswegs zu jung, das zeigt neben<br />

der zumeist negativen Verbalisierung<br />

ihr positiv zu bewertendes vehementes<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND SEXUELLER ORIENTIERUNG B


B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND SEXUELLER ORIENTIERUNG<br />

Interesse an der Thematik selbst. Wenn<br />

das Thema im Unterricht auftaucht und<br />

darüber auch wirklich gesprochen wird.<br />

Sexualität alleine kann hier nicht der<br />

eingrenzende Begriff sein. Es geht um<br />

Zusammenleben, um Gefühle, Lust und<br />

Unlust in der Definition von Beziehungsgeflechten<br />

und nicht um die ausschließliche<br />

Abhandlung von Penetrationsfragen.<br />

Längst lebt ein Großteil unserer<br />

Kinder nicht mehr in so genannten<br />

klassischen Familien, sondern in Beziehungsumfeldern<br />

vielfältigster Art.<br />

Damit wird aber keineswegs der Untergang<br />

des Abendlandes eingeläutet, im<br />

Gegenteil – hier ist die Chance für eine<br />

emanzipatorische Pädagogik, die sich<br />

an der existierenden Gesellschaft orientiert<br />

und nicht an veralteten Rollenklischees,<br />

für eine Pädagogik, die Respekt<br />

vor Gefühlen und Sehnsüchten anderer<br />

entwickeln hilft, und die nicht der Erfüllung<br />

von f<strong>als</strong>chen Vorstellungen vom so<br />

genannten Norm<strong>als</strong>ein Vorschub leistet.<br />

In Deutschland leben ungefähr 6-8<br />

Millionen schwule und lesbische Menschen;<br />

in jedem Klassenzimmer sitzen<br />

schätzungsweise zwei bis drei Kinder,<br />

die einmal gleichgeschlechtliche Partner<br />

haben werden, wie auch Kinder die mit<br />

lesbischen Müttern und schwulen Vätern<br />

in so genannten Regenbogenfamilien<br />

aufwachsen. Und selbstverständlich<br />

gibt es auch in nahezu jeder <strong>Schule</strong><br />

schwule, lesbische und bisexuelle LehrerInnen.<br />

In <strong>Schule</strong> und Unterricht wird darauf<br />

nicht vorbereitet, der Sachverhalt wird<br />

in der täglichen Unterrichtspraxis ignoriert.<br />

Daran ändern faktisch auch sich in<br />

einigen Bundesländern langsam an die<br />

gesellschaftliche Wirklichkeit anpassende<br />

Rahmenplanrichtlinien nicht viel. Sie<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

sind zwar wichtige rechtliche Grundlagen;<br />

das wirkliche Umgehen mit diesem<br />

von Erwachsenen ungeliebten<br />

„Randthema“ wird davon aber kaum<br />

beeinflusst. Dabei ist dieses so genannte<br />

Randthema Bestandteil des menschlichen<br />

Elementarthemas der zwischenmenschlichen<br />

(Liebes-)Beziehungen.<br />

Die Notwendigkeit, das Thema <strong>als</strong> festen<br />

Bestandteil des Unterrichts zu betrachten,<br />

ist vielen LehrerInnen nicht<br />

einsichtig. Angesichts der Fülle des<br />

möglichen Unterrichtsstoffes erscheint<br />

ihnen Homosexualität <strong>als</strong> Randphänomen,<br />

das im Zweifelsfalle <strong>als</strong> Thema<br />

weggelassen werden kann. Die Einbeziehung<br />

von alternativen Lebens- und<br />

Sexualformen stellt jedoch eine der<br />

wichtigsten Aufgaben der Lebenskompetenzförderung<br />

dar, auch für die später<br />

heterosexuell lebenden SchülerInnen,<br />

gerade dies ist aber vielen LehrerInnen<br />

nicht bewusst. Durch frühzeitige<br />

Aufklärung über die Vielzahl von Möglichkeiten,<br />

Partnerschaft und Sexualität<br />

zu leben, können Fehlentscheidungen,<br />

die die Schüler <strong>als</strong> Jugendliche oder<br />

junge Erwachsene unter Umständen<br />

treffen, verhindert werden.<br />

LehrerInnen haben hier die Chance<br />

wegweisend zu sein. Sie können gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen in Schulund<br />

Fachkonferenzen thematisieren.<br />

Sie haben die Möglichkeit, lesbische<br />

Kolleginnen und schwule Kollegen, die<br />

ihre Lebensweise selbst offen thematisieren<br />

(wollen), zu unterstützen. LehrerInnen<br />

können sich einmischen, wenn<br />

SchülerInnen oder Lehrkräfte diskriminierende<br />

Äußerungen über Homosexuelle<br />

machen.<br />

Fragen der sexuellen Orientierung und<br />

der verschiedenen Lebensformen sind<br />

Unterrichtsthemen. Anknüpfungspunkte<br />

ergeben sich in verschiedenen Fächern<br />

(Deutsch, Sozialkunde, Religion, Biologie,<br />

Fremdsprachen). Dabei sollte man<br />

immer darauf achten, dass Lesbischund<br />

Schwulsein sowie andere Bereiche<br />

der Genderthematik nicht nur <strong>als</strong> Problem,<br />

sondern <strong>als</strong> positiv zu wertende<br />

Lebensformen neben vielen anderen<br />

gleichbedeutend dargestellt werden.<br />

Die Chance der Erziehungseinrichtung<br />

<strong>Schule</strong> ist es ebenfalls, dass dieser Ort<br />

für heutige Kinder und Jugendliche häufig<br />

der einzige Ort ist, den sie regelmäßig<br />

besuchen müssen. Der Ort, an dem<br />

sich die meisten ihrer kontinuierlichen<br />

Bezugspersonen (MitschülerInnen und<br />

LehrerInnen) befinden. Diese neue Generation<br />

wird die Lebens- und Liebesmuster,<br />

die es jetzt gibt, weiterentwickeln.<br />

Dazu braucht sie Grundlagen,<br />

emotionale, kognitive und soziale<br />

Unterstützung.<br />

„Pädagogik der Vielfalt bedeutet, dass<br />

die reale Vielfalt der Biographien in der<br />

<strong>Schule</strong> erfahrbar wird ...“ (Ulf Preuss-<br />

Lausitz: Die Kinder des Jahrhunderts.<br />

S.54. Weinheim, 1993). Dazu gehören<br />

auch schwule, lesbische und bisexuelle<br />

Biographien.


Ganz normal anders –<br />

Es stellt sich folgende elementare pädagogische<br />

Frage: „Wie kann man Lehrende<br />

und Lernende für den Umgang mit<br />

gleichgeschlechtlichen Lebensweisen<br />

sensibilisieren?“<br />

Das Sonderheft „Ganz normal anders –<br />

lesbisch, schwul, bi“, stellt einen umfassenden<br />

Beitrag zu dieser Frage dar.<br />

Das Buch ist für LehrerInnen der Klassenstufen<br />

1.-7. gedacht und kann in<br />

Deutsch, in Sachkunde, in Gemeinschafts-<br />

oder Sozialkunde oder in Wertevermittlungsfächern<br />

wie Lebenskunde<br />

eingesetzt werden. Didaktische Grundsätze,<br />

die zur Erstellung und Verwendung<br />

des Buches gehören, waren und<br />

sind unter anderem:<br />

- SchülerInnen sollten ihre Bezugspunkte<br />

zu Lebensformen, gleich- wie gemischtgeschlechtlicher<br />

Natur, zunächst<br />

einmal selbst versuchen zu formulieren.<br />

In gemeinsamen Gesprächen, in Schülergesprächen,<br />

Informationsgesprächen,<br />

authentischen Gesprächen, Rollenspielgesprächen<br />

und Rollenspielen sollen die<br />

SchülerInnen Verständnis und empathische<br />

Akzeptanz für alle menschlich zufrieden<br />

stellenden Lebensformen entwickeln.<br />

•Es muss ein Sprachmodus gefunden<br />

werden, der Sach- und Gefühlsverhältnisse<br />

deutlich benennt. Negativdarstellungen<br />

und Negativausdrücke müssen<br />

hinterfragt und im Sinne der Würde des<br />

Einzelnen auch ausgegrenzt werden.<br />

•Gleichgeschlechtliche Lebensweisen<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

schwul, lesbisch, bi <strong>als</strong> Thema in Schulalltag und Unterricht<br />

müssen <strong>als</strong> Teil eines Gesamtlebenszusammenhanges<br />

gezeigt werden, der<br />

immer wieder und in verschiedenen<br />

thematischen Verflechtungen sichtbar<br />

gemacht werden sollte.<br />

•Material sollte aus unterschiedlichen<br />

Quellen kommen; es sollte den SchülerInnen<br />

möglichst anschaulich und nicht<br />

nur auf Sachzusammenhänge oder Fakten<br />

beschränkt, die Verschiedenartigkeit<br />

von (gleichgeschlechtlichen) Lebensweisen<br />

darstellen. Die Abbildungen, Geschichten<br />

etc. sollten im weitesten Sinne<br />

schülernah und schülermotivierend<br />

sein.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE<br />

Im Theorieteil werden für die LehrerInnen<br />

wichtige historische, psychologische<br />

und soziologische Hintergrundinformationen<br />

dargelegt. Die häufige Verwendung<br />

des Begriffes Homosexualität<br />

soll die Vorstellungen, dass gleichgeschlechtliche<br />

Beziehungen nur aus Sexualität<br />

bestehen, nicht untermauern.<br />

Er ist in der verfügbaren Literatur aber<br />

ein fester Begriff, sodass man nicht umhinkommt,<br />

ihn gelegentlich zu verwenden.<br />

Im Unterricht sollte man besser<br />

von Schwulen und Lesben reden, so wie<br />

es in gleichgeschlechtlichen Lebensumfeldern<br />

(und nicht nur dort) auch getan<br />

wird.<br />

Der Praxisteil stellt weltweit die erste<br />

umfassende Veröffentlichung von Lehrmaterial<br />

zu dem Thema „Gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen“ für die<br />

Klassenstufen 1.-7. dar. Er bietet zahlreiche<br />

Anregungen, das Thema in bereits<br />

vorhandene Themenfelder einzubauen<br />

und es so immer wieder sichtbar zu machen.<br />

Das stellt auch eines der Hauptanliegen<br />

der integrativen Behandlung<br />

dar. Eine einmalige Behandlung von<br />

„Homosexualität <strong>als</strong> Sonderthema“ wä-<br />

Das Arbeitsheft kann bestellt werden<br />

bei:<br />

Humanistischer Verband<br />

Deutschlands<br />

Landesverband Berlin<br />

Wallstr. 61 – 65<br />

10179 Berlin<br />

Tel.: 030 / 61 39 04 -0<br />

Fax: 030 / 61 39 04 50<br />

E-Mail: hvd-berlin@humanismus.de<br />

Internet: www.hvd-berlin.de<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

re eher kontraproduktiv und würde zu<br />

einer exotischen Sichtweise führen, die<br />

ausgrenzt, statt einzubinden.<br />

Themenbereiche sind u. a.:<br />

Märchen (für die Klassen 1 und 2), Rollenverhalten<br />

(Klassen 1 und 2), Zusammenleben<br />

(Klassen 3 und 4), Gewalt<br />

(Klassen 5 bis 7), Kennen lernen<br />

(Klassen 5 bis 7) oder Feste und Feiern<br />

(Klassen 2 bis 7). Aus den Bereichen<br />

Märchen und Gewalt sind hier je ein<br />

Beispiel abgedruckt.<br />

Allen LehrerInnen wünschen wir viel<br />

Spaß bei der Verwendung dieses Lehrwerks.<br />

Die Unterrichtsbeispiele wurden<br />

alle in vielen verschiedenen Klassen<br />

von unterschiedlichen LehrerInnen ausprobiert<br />

und haben den Beteiligten viel<br />

Freude und Gewinn für das Nachdenken<br />

über sich, das Leben, das Zusammensein<br />

und die Liebe gebracht.<br />

aus: Martin Ganguly: „Ganz normal anders<br />

– lesbisch, schwul, bi“. Lebenskundesonderheft<br />

zur Integration gleichgeschlechtlicher<br />

Lebensweisen.


Aufklärungsprojekt Lambda<br />

Ziele unserer Arbeit<br />

Viele Jugendliche haben noch nie bewusst<br />

Homosexuelle wahrgenommen<br />

und „erben“ diesbezüglich Klischees<br />

von ihrem Umfeld! Wir bieten mit unseren<br />

persönlichen Geschichten und Erfahrungen,<br />

die wir reflektiert und methodisch<br />

aufgearbeitet haben, Gelegenheit<br />

zu rationaler und emotionaler Auseinandersetzung.<br />

Vorurteile und Klischees über Lesben<br />

und Schwule haben ihren Ursprung in<br />

starren Vorstellungen darüber, wie<br />

Männer und wie Frauen sein sollen. Ein<br />

Austausch über verschiedene Auffassungen<br />

des Geschlechterverhältnisses, vielfältige<br />

Lebensentwürfe und Liebesbeziehungen<br />

kann diese Bilder relativieren,<br />

Berührungsängste und Bedrohlichkeiten<br />

verringern und so auch gewaltpräventiv<br />

wirken. Durch unsere Veranstaltungen<br />

leisten wir eine Beitrag zu<br />

größerer Akzeptanz untereinander, die<br />

nicht nur den homosexuellen Jugendlichen,<br />

sondern ebenso ihren heterosexuellen<br />

MitschülerInnen zugute kommt.<br />

Unsere Methoden:<br />

Wir arbeiten Geschlechter-Getrennt, da<br />

unsere Erfahrung zeigt, dass die Gespräche<br />

mit Jugendlichen dadurch offener<br />

und persönlicher verlaufen. Dabei<br />

soll und kann über die Vielfalt von Sexualität<br />

gesprochen werden, alle Fragen<br />

sind gestattet. Neben Sexualität<br />

wird auch über Freundschaft, Familie,<br />

Normen und Werte diskutiert.<br />

Uns geht es nicht um reine Wissensvermittlung;<br />

wichtiger ist emotionales Lernen.<br />

Vorurteile lassen sich nur begrenzt<br />

durch Wissen abbauen; das Hinterfragen<br />

dessen, was hinter den Vorurteilen<br />

steht, funktioniert am bestem durch ei-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

genes Erleben. Rollenspiele, Arbeit mit<br />

Bildern, Collagen, Fragekarten sollen<br />

zum Perspektivenwechsel anregen:<br />

„Was wäre, wenn ...?“ – Fragen ermöglichen<br />

es, die Sichtweise anderer kennen<br />

zu lernen und die eigene zu reflektieren.<br />

Was macht das A-Projekt?<br />

Wir besuchen Dich an Deiner <strong>Schule</strong>!<br />

Junge Lesben und Schwule besuchen<br />

auf Anfrage Berliner Schulklassen und<br />

Jugendklubs. Im Vergleich von heterosexuellen<br />

sowie lesbischen und schwulen<br />

Lebensweisen wird ein differenzierter<br />

Begriff von Sexualität vermittelt, Geschlechterrollen<br />

hinterfragt, Vorurteile<br />

und Klischees gegen Lesben und Schwule<br />

kritisiert und nicht zuletzt Gewaltprävention<br />

geleistet.<br />

Schwule, Lesben, Bisexuelle – ist<br />

doch heute alles ganz normal!<br />

Stimmt. Wenn sich zwei Jungs oder<br />

zwei Mädchen auf dem Schulhof oder<br />

im Fitnessraum des Jugendklubs küssen,<br />

ist dies das Selbstverständlichste<br />

der Welt. Nicht? Das glauben wir auch:<br />

Die <strong>Schule</strong> und der Jugendklub sind<br />

eben nicht die Lindenstraße.<br />

Homosexualität – wie Sexualität im Allgemeinen<br />

– ist bei der Arbeit mit Jugendlichen<br />

oft ein heikles Thema für<br />

LehrerInnen und ErzieherInnen. Dennoch<br />

spielt das Thema in der <strong>Schule</strong><br />

und im Jugendklub eine große Rolle.<br />

jugendnetzwerk:: lambda berlin-brandenburg e. V.<br />

Straßmannstr. 25<br />

10249 Berlin<br />

Tel.: 0171 / 726 47 29<br />

E-Mail: info@lambda-bb.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE<br />

Dunkelziffer e.V.<br />

So arbeitet Dunkelziffer<br />

Dunkelziffer e.V. kämpft seit 1993 gegen<br />

sexuellen Missbrauch von Kindern<br />

und gegen Kinderpornographie, mit Therapie,<br />

Beratung, Prävention und Fortbildung.<br />

Mit unseren Projekten unterstützen<br />

wir Opfer, ihre Vertrauenspersonen<br />

und alle, die beruflich oder privat mit<br />

dem Thema in Berührung kommen.<br />

Der Verein setzt sich seit langem für einen<br />

besseren Opferschutz und härtere<br />

Strafen ein, sowie für die Enttabuisierung<br />

des Themas durch Medienarbeit<br />

und eine umfassende Aufklärung der<br />

Öffentlichkeit.<br />

Aufklärung<br />

Dunkelziffer informiert<br />

Noch immer ist der sexuelle Missbrauch<br />

von Kindern ein stark tabuisiertes Thema<br />

in Deutschland. Mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit<br />

sensibilisiert Dunkelziffer<br />

Gesellschaft und Politik für das<br />

Leid der Opfer.<br />

Zeitungen und Zeitschriften, Radio- und<br />

Fernsehsender unterstützen uns dabei<br />

und berichten über unsere Hilfsprojekte.<br />

So erreichen wir viele Betroffene<br />

und Ratsuchende, die sich dann per Telefon,<br />

E-Mail oder Brief an uns wenden.<br />

Hilfe<br />

Das Hilfsangebot von Dunkelziffer e.V.<br />

Seit seiner Gründung 1993 hilft Dunkelziffer<br />

e.V. sexuell missbrauchten Mädchen<br />

und Jungen und ihren Vertrauenspersonen<br />

mit bundesweiter Erstberatung,<br />

Prävention an <strong>Schule</strong>n und Opferanwälten<br />

sowie Kindern im Großraum<br />

Hamburg mit Therapie.<br />

Dunkelziffer steht kompromisslos auf<br />

der Seite der kleinen Opfer und setzt<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

sich immer wieder für einen besseren<br />

Opferschutz ein, wie z.B. mit Fortbildung<br />

für Erwachsene, die im beruflichen<br />

Alltag mit Kindern und Jugendlichen<br />

zu tun haben.<br />

Infos für Kids<br />

Was ist sexueller Missbrauch?<br />

Mein Körper gehört mir und dein Körper<br />

gehört dir! Du allein weißt, was dein<br />

Körper fühlt und mag. Du bestimmst,<br />

wer dich anfassen darf und wer nicht.<br />

Manchmal gibt es Ausnahmen, z.B.<br />

wenn du beim Arzt eine Spritze<br />

brauchst.<br />

Manche Berührungen machen ein schönes<br />

Gefühl – ein Ja-Gefühl, aber es gibt<br />

auch Berührungen, die ein Nein-Gefühl<br />

machen, z.B. Schubsen und Hauen.<br />

Dann sagt das Gefühl: Nein, das mag<br />

ich nicht, das will nicht.<br />

Jedes Mädchen und jeder Junge hat das<br />

Recht „NEIN“ zu sagen. Auch du darfst<br />

Erwachsenen gegenüber NEIN sagen. Es<br />

gibt Erwachsene und Jugendliche, die<br />

manchmal nett und manchmal gemein<br />

sind. Die wollen z.B. Mädchen an ihrer<br />

Scheide oder Brust anfassen oder auch<br />

den Penis oder Po eines Jungen.<br />

Das nennt man dann sexuellen Missbrauch.<br />

Sexuellen Missbrauch gibt es in<br />

sehr unterschiedlicher Form, aber immer<br />

bedeutet es, dass ein dir fremder<br />

Erwachsener – oder aber auch jemand,<br />

den du sehr gut kennst – dich heimlich<br />

an Körperstellen berührt, an denen du<br />

es nicht magst, oder dir vielleicht mit<br />

verletzenden Worten und Handlungen<br />

sehr weh tut.<br />

Es kann auch sein, dass man dich<br />

zwingt, gemeinsam mit Erwachsenen<br />

Pornofilme anzusehen oder dass du Er-<br />

wachsenen beim Sex zugucken musst.<br />

Alles das ist sexueller Missbrauch.<br />

Aber merke dir: Niemand hat das Recht,<br />

ein Kind sexuell zu missbrauchen.<br />

Das Kind hat niem<strong>als</strong> Schuld!<br />

Infos für Kids<br />

Little Lion<br />

Der Löwe ist der König der Tiere. Wenn<br />

er etwas nicht mag, wehrt er sich, indem<br />

er die Zähne zeigt und so laut<br />

brüllt, dass man erschrocken wegrennt.<br />

Warum erzählen wir das?<br />

Weil du dich manchmal wie ein kleiner<br />

Löwe wehren musst. Hier findest du<br />

Beispiele und Tipps, die dir dabei helfen,<br />

wachsam zu sein und den Löwen<br />

in dir raus zu lassen, wenn es darauf<br />

ankommt.<br />

Mein Körper gehört mir und dein Körper<br />

gehört dir! Stimmt genau! – Und wenn<br />

du wissen möchtest warum, dann schau<br />

dich doch ein bisschen auf unserer Seite<br />

auf www.dunkelziffer.de um.<br />

Löwenstarke Tipps om Internet<br />

www.dunkelziffer.de<br />

Geschäftsstelle<br />

DUNKELZIFFER e.V.<br />

Oberstraße 14 b<br />

20144 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 48 48 84<br />

Fax: 040 / 48 48 29<br />

E-Mail: mail@dunkelziffer.de<br />

BERATUNG<br />

Tel.: 040 / 39 90 18 28<br />

Fax: 040 / 39 90 38 99<br />

E-Mail: info@dunkelziffer.de


Medienwerkstatt<br />

Viele interessante Tipps und Informationen<br />

für LehrerInnen der Grundstufe gibt<br />

es auf den Internetseiten der MEDIEN-<br />

WERKSTATT. Neben Software zum Lehren<br />

und Lernen finden sich dort viele Arbeitsblätter<br />

zu den verschiedensten Themen.<br />

Unter anderem aber auch diverse<br />

Formulare zum Download, so z. B.<br />

Zeugnisformulare für die einzelnen<br />

Bundesländer, Wochenpläne, Mandala-<br />

Vorlagen zum Ausmalen und vieles andere<br />

für den Unterricht.<br />

Von der Startseite www.medienwerkstatt.de<br />

kommt man mit einem Link zur<br />

Seite MEDIENWERKSTATT WISSEN, die<br />

wir interessant für den Einsatz im schulischen<br />

Unterricht zum Thema Sexualität<br />

finden.<br />

Hinweise für Lehrer und<br />

Lehrerinnen<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

wenn Sie beabsichtigen, die Wissensseiten<br />

zum Thema „Gefühle – Sexueller<br />

Missbrauch von Kindern“ in Ihrem<br />

Unterricht einzusetzen, ist es sinnvoll,<br />

wenn sie zuerst alle Texte dieser Seiten<br />

lesen. Sie werden feststellen, dass die<br />

Inhalte und Texte so aufeinander aufbauen,<br />

dass die Kinder langsam an diese<br />

schwierige Thematik herangeführt<br />

werden. Daher macht es aus der Sicht<br />

der Autoren Sinn, wenn die Kinder diese<br />

Wissensseiten auch wirklich nur in<br />

der vorgegebenen Reihenfolge lesen.<br />

Alle nachfolgenden Karten sind in der<br />

angedachten Reihenfolge miteinander<br />

verlinkt.<br />

Ferner ist auf den Wissensseiten, auf<br />

denen eine problematische Situation<br />

beschrieben wird, mit der sich ein Kind<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Medienwerkstatt Mühlacker<br />

Verlagsgesellschaft mbH<br />

Pappelweg 3<br />

75417 Mühlacker<br />

Tel.: 0 70 41 / 8 33 43<br />

Fax: 0 70 41 / 86 07 68<br />

E-Mail: info@medienwerkstatt-online.de<br />

www.medienwerkstatt.de<br />

identifizieren könnte, jeweils unten ein<br />

Link „Hilfe suchen“, der dann automatisch<br />

auf die Wissensseite „Hilfe suchen“<br />

führt.<br />

Sie sollten das Verhalten Ihrer Schüler<br />

beim Surfen auf diesen Seiten aufmerksam<br />

beobachten und hellhörig<br />

werden, wenn einzelne Kinder diese<br />

„HILFESEITE“ häufig anwählen. Bei diesen<br />

Kindern besteht erfahrungsgemäß<br />

Gesprächsbedarf.<br />

Wenn Sie Kritik, Anregungen und Vorschläge<br />

zu dieser Thematik haben, würden<br />

wir uns über eine Nachricht von Ihnen<br />

freuen!<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE<br />

Die „theaterpädagogische Werkstatt Lagerhalle“<br />

bietet zum Thema „Sexueller<br />

Missbrauch bei Kindern“ eine sehr gute<br />

Produktion mit dem Titel „Mein Körper<br />

gehört mir!“ an. Dabei handelt es sich<br />

um ein theaterpädagogisches Präventionsprogramm<br />

(Interaktive Szenencollage<br />

in drei Teilen) von Anna Pallas und<br />

Reinhard Gesse. Die Zielgruppe sind<br />

Grundschulkinder der 3. und 4. Klassen.<br />

Die schwierige Thematik wird ausführlich,<br />

glaubwürdig und sehr behutsam<br />

vermittelt und stärkt das Selbstbewusstsein<br />

der Kinder, im Ernstfall „NEIN!“ zu<br />

sagen.<br />

Die „theaterpädagogische Werkstatt Lagerhalle“<br />

bietet nicht nur die Spielversion<br />

für Schüler an, sondern auch eine<br />

kommentierte Präsentationsaufführung<br />

für LehrerInnen, Eltern und ErzieherInnen.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Theaterpädagogische Werkstatt Lagerhalle<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

theaterpädagogische Werkstatt Lagerhalle<br />

Lange Str. 15/17<br />

49080 Osnabrück<br />

Tel.: 05 41 / 6 00 26 70<br />

Fax: 0541 / 6 00 26 74<br />

E-Mail: tpw@osnanet.de<br />

www.theaterpaed-werkstatt.de


Vorschläge für den Unterricht zur<br />

Sexualerziehung/Sexualkunde<br />

Sexualerziehung – Sonderschule<br />

und Grundschule<br />

http://www.sonderschul-net.de/sexualerziehung.htm<br />

Auf dieser Seite sind Materialvorstellungen,<br />

Links, Aufklärungsbücher und<br />

Fachliteratur zur Sexualerziehung in der<br />

Sonderschule und Grundschule zu finden.<br />

Unabhängig davon, ob wir jung<br />

oder alt sind, oder ob wir mit bzw. <strong>ohne</strong><br />

Behinderung leben. Manche älteren<br />

Leute denken, dass die jungen Menschen<br />

keine sexuellen Gefühle haben<br />

sollten. Manche Menschen denken,<br />

dass andere mit Behinderungen kein<br />

Recht auf Sexualität hätten. Du weißt<br />

ganz bestimmt, wie unsinnig dieser Gedanke<br />

ist. (aus: Partnerschaft und Sexualität<br />

– Ein Aufklärungsbuch für junge<br />

Menschen mit Spina bifida)<br />

Sexualerziehung-Online ?<br />

http://www.lehreronline.de/dyn/9.asp?url=219172.htm<br />

Die Jugendlichen in Deutschland interessieren<br />

sich heutzutage wesentlich früher<br />

<strong>als</strong> die ältere Generation für das andere<br />

Geschlecht und somit für Partnerschaft,<br />

Liebe, Sexualität und Verhütung.<br />

Vorgestellt werden neue Konzepte<br />

zur Sexualaufklärung in Zusammenarbeit<br />

mit einschlägigen Beratungsstellen.<br />

Sexualbiologie bei Lehrer-Online<br />

http://www.lehrer-online.de/dyn/<br />

9.asp?url=331664.htm<br />

Unterrichtseinheiten und Unterrichtsanregungen<br />

zu den Themen Geburt, Empfängnisverhütung,<br />

Homosexualität, erste<br />

Liebe, weiblicher Zyklus, Pille & Co<br />

bietet diese Seite.<br />

Loveline.de<br />

http://www.loveline.de/<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Diese Website der Bundeszentrale für<br />

gesundheitliche Aufklärung ist für Jugendliche<br />

gemacht, die mehr über die<br />

Themen Liebe, Partnerschaft, Sexualität<br />

und Verhütung wissen möchten. Dafür<br />

gibt es ein Liebeslexikon, Antworten zu<br />

vielen Fragen, Expertenchats und Adressen<br />

von Beratungsstellen. Broschüren<br />

und Materialen können bestellt oder <strong>als</strong><br />

<strong>PDF</strong> herunter geladen werden.<br />

Sexualaufklärung, Verhütung und<br />

Familienplanung – Informationen<br />

der Bundeszentrale für<br />

gesundheitliche Aufklärung<br />

http://www.sexualaufklaerung.de/<br />

Broschüren und Materialien zu den Themen<br />

Sexualität, Liebe, Schwangerschaft<br />

und Geburt stehen zum<br />

Downloaden zur Verfügung oder können<br />

bei der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung bestellt werden.<br />

Literaturhinweise zur<br />

Sexualerziehung<br />

http://www.bundesarbeitsgemeinschaft.de/sexualerziehung.htm<br />

Die Literaturempfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Prävention & Prophylaxe<br />

e.V. richten sich an PädagogInnen,<br />

Kinder, Jugendliche und behinderte<br />

Menschen.<br />

Lexikon der Sexualität<br />

http://www.m-ww.de/sexualitaet_<br />

fortpflanzung/lexikon/index.html<br />

Das Lexikon informiert über Empfängnisverhütung,<br />

Schwangerschaft und Geburt,<br />

Vaterschaftstests sowie die wichtigsten<br />

Themen rund um die Sexualität.<br />

Es sind dabei allgemeine soziale, rechtliche,<br />

historische und sozial-medizinische<br />

Aspekte berücksichtigt worden.<br />

pro familia Deutsche Gesellschaft<br />

für Familienplanung, Sexualpädagogik<br />

und Sexualberatung<br />

e.V. Bundesverband<br />

http://www.profamilia.de/<br />

pro familia ist auf dem Gebiet der Familienplanung,<br />

Sexualpädagogik und<br />

Sexualberatung tätig. Zu den Aufgaben<br />

der pro familia gehören insbesondere<br />

die Beratung über Empfängnisregelung,<br />

die Partnerschafts- und Sexualberatung,<br />

die Sexualpädagogik, die Beratung bei<br />

Schwangerschaft.<br />

Medienangebote und weitere<br />

Angebote zur Sexualkundeerziehung<br />

finden sich auf der Webseite des<br />

Deutschen Bildungsservers:<br />

www.bildungsserver.de<br />

unter:<br />

<strong>Schule</strong> Unterricht Online-Angebote für<br />

fächerübergreifende Themenbereiche<br />

Sexualerziehung/Sexualkunde<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

LITERATUR B


B<br />

LITERATUR<br />

Sexualerziehung<br />

Fragerström, G. / Hanson, G:<br />

Peter, Ida und Minimum<br />

Familie Lindström bekommt ein Baby<br />

Ravensburg (1979)<br />

Harris, R.H. / Emberley, M.:<br />

Einfache irre! Liebe, Sex und<br />

Kinderkriegen<br />

Beltz und Gelberg (2002)<br />

7-12 Jahre<br />

Kreul, Holde (Hrsg.):<br />

Mein erstes Aufklärungsbuch<br />

Loewe (2003)<br />

Kinderbücher<br />

Blattmann Sonja / Hansen, Gesine:<br />

Ich bin doch keine Zuckermaus.<br />

Nein-sage-Geschichten und Lieder<br />

Donna Vita (1994)<br />

Braun, Gisela:<br />

Das große und das kleine Nein<br />

Mühlheim (1991), ab 5 J.<br />

Ratgeber für Eltern /<br />

LehrerInnen<br />

Bundesministerium f. Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend:<br />

Mutig fragen – besonnen handeln<br />

(2002)<br />

Finke, Regina:<br />

Weil ich Nein sagen darf<br />

Christophorus Verlag (1998)<br />

Kellner, Sabine:<br />

Wie schütze ich mein Kind vor<br />

sexuellem Missbrauch?<br />

Gütersloher Taschenbücher (1999)<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Gerhard, Maria:<br />

Empfehlungen zur Intervention bei<br />

sexuellem Missbrauch.<br />

Eine Handreichung für die sozialpädagogische<br />

Praxis.<br />

Behörde für <strong>Schule</strong>, Jugend und Berufsbildung<br />

(BSJB), Hamburg 1996<br />

Enders, Ursula / Boehme, Ulfert /<br />

Wolters, Dorothee:<br />

„Lass das – nimm die Finger<br />

weg!“<br />

Anrich Verlag, Weinheim 1997<br />

ISBN 3-89106-335-0<br />

Dieser farbenfrohe und im jugendlichen<br />

Stil geschriebene Comic umfasst verschiedene<br />

Situationen sexueller Übergriffe.<br />

Die Palette ist weit gefächert; sie<br />

reicht vom obszönen Telefonanrufer, einem<br />

Pimmelzeiger, wüsten Beschimpfungen<br />

und anzüglichen Bemerkungen<br />

durch den Fußballtrainer, bis hin zu<br />

zahlreichen Berührungen von verschiedenen<br />

Personen, die gegen den Willen<br />

der Kinder geschehen. Aber auch die erste<br />

Liebe findet Platz in diesem Buch.<br />

ab 6 J.<br />

Herrath, Frank u.a.:<br />

Sechs mal Sex und mehr<br />

Beltz-Quadriga Verlag, Weinheim 1994,<br />

160 S.<br />

ISBN 3-407-83133-1<br />

Die Herausgeber präsentieren rund um<br />

Lust und Liebe – von der ersten sexuellen<br />

Erfahrung über Homosexualität bis<br />

hin zu sexueller Gewalt – Äußerungen<br />

von Jugendlichen selbst, Sachinformationen<br />

sowie Zitate aus Gedichten,<br />

Songs und Büchern.<br />

ab 12 J.<br />

Stalfelt, Pernilla:<br />

Wenn Herzen klopfen.<br />

Das Kinderbuch von der Liebe.<br />

Moritz Verl., Frankfurt a. M. 2002, 26 S.<br />

ISBN 3-89565-134-6<br />

Die Autorin, Illustratorin und Museumspädagogin<br />

nimmt sich in diesem Sachbilderbuch<br />

der verschiedenen Aspekte<br />

der Liebe und ihres Ausdrucks im Bereich<br />

dessen an, was Kindern bekannt<br />

ist. Mal einen Liebesbrief zeichnen?<br />

Mal alles aufschreiben, wen oder was<br />

man liebt. Dazu bietet das Buch viele<br />

Anregungen und hilft mit Humor über<br />

vermeintliche Peinlichkeiten hinweg.<br />

ab 6 J.


Reproduktion aus: Emma Damon, Gott, Allah, Buddah. Gabriele Ulg 2002 Diskriminierung<br />

„Jeder muss seine religiöse wie seine<br />

leibliche Notdurft verrichten können, <strong>ohne</strong><br />

dass die Polizei ihre Nase hineinsteckt“,<br />

schrieb Karl Marx in seiner „Kritik<br />

des Gothaer Programms“. Dieser<br />

Satz, eigentlich eine Selbstverständlichkeit,<br />

ist seit dem 11. September 2001<br />

nicht mehr so selbstverständlich. Die Anschläge<br />

an diesem Tag auf New York<br />

und Washington und der darauf folgende<br />

Kampf gegen den Terrorismus haben<br />

die Welt verändert. Haben auch und gerade<br />

unseren Umgang mit anders Gläubigen<br />

beeinflusst. So gilt auf einmal<br />

das Kopftuch nicht mehr nur <strong>als</strong> Symbol<br />

der „primitiv-islamischen“ Kultur<br />

schlechthin sondern auch <strong>als</strong> Indiz des<br />

potenziellen terroristischen „Islamismus“.<br />

Dass das ein Vorurteil ist, ist<br />

evident aber trotzdem spukt es in vielen<br />

Köpfen herum. Und umgekehrt wird auf<br />

einmal der „Heilige Krieg“ ausgerufen,<br />

wird der Gegner zum Satan erklärt und<br />

die eigenen Opfer in diesem Krieg zu<br />

Märtyrern. Religion wird einmal mehr<br />

wieder instrumentalisiert zur Erreichung<br />

so ganz profaner Ziele wie Machterhalt<br />

oder -gewinn. Statt interreligiösem Dialog<br />

finden weltweit religiös motivierte<br />

Kriege statt (Irland, Algerien, Bosnien,<br />

Osttimor, Kaschmir, Nigeria, Sudan,<br />

Thailand, Sri Lanka). Das hat auch Auswirkung<br />

auf das Zusammenleben der diversen<br />

Religionen in Deutschland.<br />

Unsere Gesellschaft ist von religiösem<br />

Pluralismus geprägt. Neben den Gemeinschaften<br />

großer Weltreligionen exi-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

aufgrund<br />

religiöser Orientierung<br />

stieren viele kleinere Gruppen unterschiedlichster<br />

Glaubensausrichtungen.<br />

Dieser Sachverhalt fordert geradezu<br />

auf, SchülerInnen – auch schon in der<br />

Grundschule – mit den verschieden Religionen<br />

vertraut zu machen.<br />

Interreligiöser Unterricht, wie er auf<br />

den folgenden Seiten dargestellt wird<br />

schafft Raum für die Vorstellungen und<br />

Erfahrungen aller beteiligten Schülerinnen<br />

und Schüler in dem es vielfältige<br />

Impulse für eine Auseinandersetzung<br />

mit den drei Weltreligionen Judentum,<br />

Christentum und Islam gibt. Es hilft damit<br />

u.a. Vorurteile abzubauen und ein<br />

Verständnis für die Religion des „Anderen“<br />

herzustellen und ist damit auch<br />

praktische Friedenserziehung.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND RELIGIÖSER ORIENTIERUNG B


B<br />

DISKRIMINIERUNG AUFGRUND RELIGIÖSER ORIENTIERUNG<br />

Am auffälligsten manifestieren sich die<br />

verschiedenen Religionen in der Öffentlichkeit<br />

durch ihre Gebäude, den Gotteshäusern<br />

(Synagoge, Kirche und Moschee),<br />

weshalb <strong>als</strong> Einstieg in das Thema<br />

die Gotteshäuser gewählt wurden.<br />

Die Synagoge<br />

Das griechische Wort „synagoge“ ist<br />

die Übersetzung des hebräischen Wortes<br />

„eda“ und bedeutet „die sich versammelnde<br />

Gemeinde“. Der Begriff<br />

wird zum ersten Mal in der Septuaginta,<br />

der griechischen Übersetzung der<br />

hebräischen Bibel erwähnt. Die hebräische<br />

Bezeichnung dafür lautet dort<br />

Beth Knesseth, Haus der Zusammenkunft.<br />

So ist die Synagoge ein Haus der<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Versammlung, in dem sich Juden treffen,<br />

um miteinander zu sprechen, zu<br />

lernen, zu feiern, vor allen Dingen aber,<br />

um miteinander Gottesdienste zu halten.<br />

Bis heute werden Synagogen auch<br />

„Schul“ genannt. So hat Martin Luther<br />

bei seiner Übertragung des neuen Testamentes<br />

ins Deutsche für Synagoge<br />

das Wort <strong>Schule</strong> benutzt.<br />

Die Kirche<br />

Das Wort Kirche leitet sich vom griechischen<br />

Wort kyriakon oder kyriake „das<br />

dem Herrn gehörige Haus“ her. Als Begriff<br />

ist es die Übersetzung für<br />

griech./lat.ekklesia/ ecclesia = „die<br />

Schar der Herausgerufenen“. Dieses<br />

Wort bezeichnete in der klassischen An-<br />

tike die Bürgerversammlung einer Polis.<br />

Von den griechisch sprechenden Juden<br />

wurde es für hebr. qahal „Gemeinde,<br />

versammeltes Gottesvolk“ verwendet.<br />

Von dorther kommt z. B. das französische<br />

Wort „l’eglise“.<br />

Im heutigen Sprachgebrauch bezeichnet<br />

Kirche:<br />

•die Gemeinschaft aller Christen,<br />

•die einer bestimmten Konfession zugehörige,<br />

in einer festen Organisationsform<br />

zusammengeschlossene<br />

christliche Glaubensgemeinschaft,<br />

•ein Kirchengebäude, das der Versammlung<br />

der Glieder einer christlichen<br />

Gemeinde dient.<br />

Die Moschee<br />

Die Moschee ist ein islamisches Gebetshaus.<br />

Die Bezeichnung Moschee kommt<br />

vom arabischen „masdjid“ = „Gebetshaus“.<br />

Dies Wort wiederum kommt<br />

vom arabischen Verb „sadjada“ = sich<br />

niederwerfen, beten. Die Moschee ist<br />

vom Wort her „der Ort, wo man sich<br />

niederwirft und betet“.<br />

Im Unterschied zur Kirche oder Synagoge,<br />

die immer auf einen bestimmten<br />

Platz bezogen sind, wird im Islam die<br />

gesamte Erde zur Moschee. So heißt es<br />

im Koran: „Dienet ihm, der euch die Erde<br />

zu einem Tempel und den Himmel<br />

zu einem Bau gemacht hat ...“ (Sure<br />

2,22).<br />

Allen Muslimen ist vom Koran eine bestimmte<br />

Gebetsrichtung (ar. qibla) vorgeschrieben:<br />

„Wende dich mit dem Gesicht<br />

in Richtung der heiligen Kultstätte!<br />

Wo immer ihr seid, da wendet euch<br />

mit dem Gesicht in dieser Richtung!“<br />

(2,144). Die Hauptachse jeder Moschee<br />

weltweit ist deshalb nach der heiligen<br />

Stadt der Muslime, Mekka ausgerichtet<br />

(in Europa in Süd-Süd-Ost-Richtung).


In der Diskussion der letzten Jahre in<br />

Berlin um die Einführung eines Wahlpflichtfaches<br />

Religions-, Lebenskunde,<br />

Ethik/Philosophie oder die Übernahme<br />

des LER – Konzeptes aus Brandenburg<br />

wurden die fehlenden Kenntnisse der<br />

Schülerinnen und Schüler über die verschiedenen<br />

Religionen und ihre moralischen<br />

und ethischen Prinzipien allgemein<br />

beklagt. Für eine Vermittlung von<br />

Grundwissen über die Religionen im<br />

Unterricht wurden vor allem folgende<br />

Argumente angeführt:<br />

•In einer Zeit großer normativer Transformationsprozesse<br />

geben Religionen<br />

wichtige ethische und moralische<br />

Orientierungshilfe und liefern Antworten<br />

auf Sinnfragen und Beiträge<br />

zur Weltdeutung.<br />

•In einer multireligiösen Gesellschaft<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Unterrichtsmaterial zum Judentum,<br />

Christentum und Islam<br />

Ramadan<br />

kommt es darauf an, mehr von einander<br />

zu erfahren. Das Wissen um<br />

die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede<br />

religiöser und weltanschaulicher<br />

Orientierungen ist wesentliche<br />

Voraussetzung, um sich offen und<br />

mit Respekt begegnen und auseinandersetzen<br />

zu können.<br />

•Ohne die Kenntnis religiöser Grundlagen<br />

sind viele kulturelle, soziale und<br />

geistesgeschichtliche Phänomene<br />

und Errungenschaften (z. B. Kunst,<br />

Literatur, Musik, Philosophie) nur<br />

schwer zu verstehen.<br />

•Grundwissen über die Religionen und<br />

ihre Einbindung in gesellschaftliche<br />

und politische Zusammenhänge ist<br />

wesentliche Voraussetzung, um die<br />

großen gegenwärtigen religiösen<br />

Rückbesinnungsbewegungen zu verstehen,<br />

um sich mit ihnen ausein-<br />

Ich bin hungrig, hungrig, hungrig, ich habe Hunger, ausgerechnet heute muss ich fasten,<br />

fasten, fasten, fasten, ich habe keine Lust mehr, ich kann nicht mehr aushalten,<br />

es geht nicht mehr.<br />

Wenn jemand vor mir isst, werde ich sofort hungrig, hungrig, hungrig, ich bin durstig.<br />

Heute musste ich frühmorgens etwas essen und trinken und jetzt bin ich wieder<br />

durstig, durstig, durstig. Am liebsten hätte ich geschummelt und etwas getrunken,<br />

aber das geht nicht, nicht, nicht.<br />

Ihr habt’s gut, ihr könnt was trinken und essen, essen, essen. In einem Monat habe<br />

ich nur an zwei Wochenenden gefastet und heute faste ich, weil es der letzte Tag<br />

ist. Könnt ihr mir helfen, ich sterbe.<br />

aus: Schreibwerkstatt von Anja Tuckermann an der Schlüter-Grundschule Berlin<br />

andersetzen, Missverständnisse zu<br />

klären und die oft mit ihnen einhergehenden<br />

Konflikte friedlich lösen zu<br />

können.<br />

Die jüngste bildungspolitische Entscheidung<br />

in Berlin für ein verbindliches Werte<br />

vermittelndes Fach (LER) gibt dem<br />

Unterrichtsmaterial zum Thema „Judentum,<br />

Christentum, Islam“ eine unerwartete<br />

Aktualität. Das Material will Lehrerinnen<br />

und Lehrer unterstützen religiöse<br />

und ethische Fragestellungen Altersangemessen<br />

zu konkretisieren – in einem<br />

speziellen Fach oder fächerverbindend/<br />

fächerübergreifend.<br />

Geschichte des Projekts<br />

Die Idee zur Entwicklung interreligiösen<br />

Materi<strong>als</strong>, das Schülerinnen und Schüler<br />

befähigt, sich handlungsorientiert<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE<br />

Grundlagen der Weltreligionen zu erarbeiten,<br />

entstand nach der Begegnung<br />

mit einem Angebot des Pädagogischen<br />

Instituts für den Unterricht und die Lehrerfortbildung<br />

in Hamburg (PTI). Zu verschiedenen<br />

Themen werden im PTI in<br />

einer „mobilen Lernwerkstatt“ in kleinen<br />

„Kisten“ Materialien zu den Religionen<br />

angeboten. Ausgehend von<br />

Gegenständen der jeweiligen Religion<br />

<strong>als</strong> „didaktischer Schlüssel“ erarbeiten<br />

sich die Schülerinnen und Schüler die<br />

Informationen über die jeweiligen Religionen<br />

selbständig.<br />

Diese Idee wurde von einer Gruppe von<br />

Kolleginnen und Kollegen in Berlin aufgegriffen<br />

und in der vorliegenden Form<br />

materialisiert.<br />

Ziel<br />

Das Unterrichtsmaterial zum Judentum,<br />

Christentum und Islam informiert u. a.<br />

über Glaubensinhalte, Rituale, Feste,<br />

Institutionen und religionshistorische<br />

Sachverhalte. Es trägt dazu bei, die<br />

Schülerinnen und Schüler zu befähigen,<br />

aus der Kenntnis des jeweiligen religiösen<br />

Bezugssystems, der Gemeinsamkeiten<br />

und der Unterschiede, Achtung und<br />

Respekt gegenüber Vertretern der Religionen<br />

zu entwickeln und in einen gemeinsamen<br />

Dialog zu treten.<br />

Anlage des Unterrichtsmateri<strong>als</strong><br />

Das Material ist so strukturiert, dass die<br />

drei monotheistischen Weltreligionen<br />

(Judentum, Christentum und Islam)<br />

unterschiedlich thematisiert werden<br />

können. Die Teilthemen, auf alle drei<br />

Religionen bezogen (z. B. religiöse Führer,<br />

Gottesbegriff, heilige Bücher, Feiertage,<br />

Glaubensinhalte, Feste, Kalender,<br />

Geschichte/Ausbreitung der Religion),<br />

lassen eine vergleichende, eine aufeinander<br />

folgende Bearbeitung der drei<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Religionen oder eine Auseinandersetzung<br />

mit einzelnen ausgewählten<br />

Schwerpunkten zu. Die Arbeit kann<br />

systematisch oder situationsbezogen erfolgen,<br />

wenn z.B. ein religiöses Fest<br />

(Ostern, das Zuckerfest) oder eine Feier<br />

(Beschneidung, Konfirmation) Fragen<br />

aufwirft und zur Vertiefung religiöser<br />

Aspekte anregt. Das Material besteht<br />

aus zwei Angeboten:<br />

1. Aufgabenkarten<br />

(Judentum 24, Christentum 24, Islam<br />

25)<br />

Im Zentrum der Aufgabenkarte stehen<br />

eine Abbildung oder ein Text (z. B.<br />

zeigt eine Aufgabenkarte zum Islam<br />

ein geschmücktes Lamm). Daran knüpfen<br />

sich Fragen an, die Schülerinnen<br />

und Schüler auffordern, sich über die<br />

Bedeutung des abgebildeten Gegenstandes,<br />

Lebewesens oder Schriftstückes<br />

für die jeweilige Religion sachkundig<br />

zu machen. Stichwörter leiten<br />

sie zu den Informationskarten.<br />

2. Informationskarten<br />

(Judentum 32, Christentum 28, Islam<br />

30)<br />

Mit Hilfe der Informationen auf verschiedenen<br />

Karten beantworten die<br />

Schülerinnen und Schüler die Fragen<br />

der Aufgabenkarten. (so werden z. B.<br />

für die Beantwortung der Frage nach<br />

der Bedeutung des geschmückten<br />

Lamms auf der Aufgabenkarte drei Informationskarten<br />

angegeben: das Opferfest,<br />

Ibrahim, der islamische Kalender.)<br />

Die Lektüre der Informationskarten<br />

ermöglicht eine tiefer gehende Auseinandersetzung<br />

mit Fragestellungen<br />

wie z. B. „Warum wird das Opferfest<br />

gefeiert?“, „Welche Bedeutung hat es<br />

für die Muslime?“, „Wie wird es gefeiert?“,<br />

„Wann wird es in diesem Jahr<br />

gefeiert?“. Fettgedruckte Begriffe in<br />

den Texten verweisen auf weiterführende<br />

Informationskarten.<br />

Bei dem vorliegenden Material handelt<br />

es sich um Basismaterial, das durch die<br />

Veröffentlichungen der Verlage entsprechend<br />

ergänzt werden kann.<br />

Arbeit mit Bild – und<br />

Textdokumenten<br />

Mit Bild – und Textdokumenten auf den<br />

Aufgaben – und Informationskarten<br />

werden vielfältige Impulse für die Auseinandersetzung<br />

mit verschiedenen<br />

Aspekten der jeweiligen Religion gegeben:<br />

Fotos (z. B. Gottesdienst, Konfirmation)<br />

dokumentieren Aspekte der religiösen<br />

Praxis.<br />

Abbildungen mit Symbolcharakter<br />

(Menora, Kreuz, Kalligraphie des Glaubensbekenntnisses)<br />

verdichten Zusammenhänge<br />

auf ein Zeichen.<br />

Schemazeichnungen (islamischer, jüdischer<br />

Kalender) veranschaulichen komplexe<br />

Zusammenhänge.<br />

Kunstwerke (z. B. Gemälde, Kalligraphien)<br />

zeigen den Zusammenhang von<br />

Religion und Kunst.<br />

Abbildungen (Schlacht bei Kerbela, die<br />

Hand der Fatima) interpretieren Aspekte<br />

des Glaubens aus volksreligiöser<br />

Sicht.<br />

Rezepte für Speisen vermitteln den Zusammenhang<br />

zwischen Religion und Ernährung.<br />

Texte aus der Tora, der Bibel und dem<br />

Koran ermöglichen eine Auseinandersetzung<br />

mit Quellen.<br />

Methodisch-didaktische<br />

Schwerpunkte<br />

Das Material hat selbst instruierenden<br />

Charakter, da es, ausgehend von der<br />

Fragestellung der Aufgabenkarte, die<br />

Schülerinnen und Schüler auf den Weg


schickt, sich selbständig anhand der<br />

verschiedenen Informationskarten sachkundig<br />

zu machen. Da die Fragestellungen<br />

der Aufgabenkarten unterschiedlich<br />

komplexe Themen ansprechen, bietet<br />

das Material Differenzierungsmöglichkeiten,<br />

orientiert an dem individuellen<br />

Lerntempo und Leistungsvermögen der<br />

Schülerinnen und Schüler.<br />

Das Material kann entsprechend der<br />

methodischen Schwerpunktsetzung in<br />

Einzel-, Partner – oder Gruppenarbeit<br />

bearbeitet und z. B. in einer Expertenrunde,<br />

an Stationen, in einem Lernbuffet<br />

eingesetzt werden. Diese Lernformen<br />

setzen auf Individualisierung und<br />

auf das Vertrauen, dass am Ende jeder<br />

Schüler/jede Schülerin so viel dazugelernt<br />

hat, wie ihm/ihr individuell möglich<br />

war.<br />

Um die Mehrperspektivität und -dimensionalität<br />

des Themas deutlich zu machen,<br />

legt das Material ein fächerübergreifendes/fächerverbindendesArbeiten<br />

nahe. Aus gesellschafts-, kultur –<br />

und naturwissenschaftlicher Perspektive<br />

lassen sich u. a. folgende Akzente setzen:<br />

Historisch: Religionsgeschichte, Glaubensinhalte,<br />

religiöse Führer, heilige<br />

LISUM<br />

Landesinstitut für <strong>Schule</strong> und Medien<br />

Alt-Friedrichsfelde 60<br />

10315 Berlin<br />

Tel.: 030 / 90 21-28 00<br />

E-Mail: michael.retzlaff@lisum.verwalt-berlin.de<br />

Internet: www.lisum.de<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Bücher, Gotteshäuser, Rituale<br />

Kunsthistorisch: religiöse Kunst aus<br />

unterschiedlichen Zeiten und Kulturen<br />

Natur-, kulturwissenschaftlich: Zeiteinteilung,<br />

Kalender, Feste<br />

Geografisch: Orte der Entstehung und<br />

Verbreitung der Religionen, heilige<br />

Städte<br />

Sprachlich: Texterschließung, -reflexion<br />

und -produktion<br />

Die Ergebnisse der Auseinandersetzung<br />

können in vielfältiger Form gesichert<br />

werden, indem sie z. B. <strong>als</strong> Vortrag, in<br />

einer Wandzeitung, Ausstellung oder in<br />

einem gemeinsam erarbeiteten Buch<br />

über die Religionen präsentiert werden.<br />

Sacherschließung und Sprache<br />

Das Unterrichtsmaterial ist textintensiv<br />

und von großer Informationsdichte und<br />

erfordert eine nachhaltige Auseinandersetzung<br />

mit dem Bild – und Textmaterial<br />

(Informationskarten). Strategien zur<br />

Erschließung von Texten <strong>als</strong> Informationsquelle,<br />

auch in einem handlungsorientierten<br />

Fachunterricht, kommt eine<br />

große Bedeutung zu. „Die Lesestrategien<br />

ermöglichen es den Schülerinnen<br />

und Schülern, selbständig Informationen<br />

aus Texten zu entnehmen. Ausge-<br />

hend davon lernen sie, Kerngedanken<br />

und Zusammenhänge in Texten zu erkennen,<br />

Schlussfolgerungen zu ziehen<br />

und Konsequenzen zu beschreiben“.<br />

Das Unterrichtsmaterial bietet vielfältige<br />

Möglichkeiten, Lesestrategien anzuwenden,<br />

weiterzuentwickeln und zu<br />

üben (z. B. Wiederholen schwieriger<br />

Passagen, Klärung von Verständnisproblemen,<br />

das Strukturieren, Selektieren,<br />

Zusammenfassen und Visualisieren des<br />

Textinhalts, das Verschriftlichen wichtiger<br />

Informationen, Wiedergabe von Informationen<br />

mithilfe von Stichwörtern).<br />

Indem die Schülerinnen und Schüler<br />

sich in der Partner – oder Gruppenarbeit<br />

und in wechselnden Gruppen, z. B.<br />

an Stationen, ihre Erkenntnisse mitteilen,<br />

weisen sie ihre Sachkenntnisse<br />

nach und wenden die Sprachmittel<br />

mehrfach aktiv an. Sie erwerben<br />

Sprachsicherheit, Routine im Vortragen<br />

und üben gleichzeitig kontextbezogen<br />

den Wortschatz und die syntaktischen<br />

Strukturen.<br />

Zielgruppe:<br />

Das Material eignet sich schwerpunktmäßig<br />

für den Einsatz in der 6./7. Klasse,<br />

kann aber punktuell zur Beantwortung<br />

von Fragen, die sich auf die Erfahrungen<br />

von Kindern mit religiösen Phänomenen<br />

beziehen (z. B. Beschneidung,<br />

Chanukkafest, Opferfest, Besuch<br />

eines Gottesdienstes, Taufe), bereits in<br />

der 5. Klasse eingesetzt werden.<br />

Der folgende Ausschnitt aus dem Überblick<br />

über die Informationskarten und die<br />

drei Aufgabenkarten sind Beispiele zum<br />

Verständnis der Anlage des Materi<strong>als</strong>.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Aufgabenkarte Judentum<br />

Dieses Gebäude in Berlin hat eine besondere Geschichte. Es heißt Centrum Judaicum (jüdisches Zentrum).<br />

Darin befinden sich eine Bibliothek, Ausstellungsräume und eine Synagoge.<br />

Wozu dient eine Synagoge?<br />

Was kannst du über die Geschichte dieses Hauses herausfinden?<br />

Informationen findet ihr unter den Stichwörtern:<br />

Der Tempel und die Synagoge<br />

Der Gottesdienst<br />

Die Tora<br />

Das Gebet


DISKRIMINIERUNG<br />

Aufgabenkarte Christentum<br />

Diese Gebäude sind Kirchen.<br />

Wozu dienen sie?<br />

Warum gibt es verschiedene (orthodoxe, protestantische, katholische) Kirchen?<br />

Informationen zu diesen Gebäuden findet ihr unter den Stichwörtern:<br />

Die Kirche<br />

Der Gottesdienst<br />

Richtungen im Christentum<br />

Sucht in eurer Umgebung verschiedene Kirchen, fotografiert oder zeichnet sie!<br />

Worin unterscheiden sie sich? Besucht eine Kirche!<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT B


B<br />

FÜR DEN UNTERRICHT<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Aufgabenkarte Islam<br />

Dieses Gebäude ist eine Moschee.<br />

Findet heraus, was in einer Moschee passiert!<br />

Wie heißen die Türme einer Moschee? Wozu dienen sie?<br />

Im Inneren des Gebäudes gibt es eine Nische. Welche Bedeutung hat sie?<br />

Wo befindet sich in eurer Stadt/eurem Bundesland ein ähnliches Gebäude?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Weitere Informationen findet ihr unter den Stichwörtern:<br />

Die Moschee<br />

Das Gebet<br />

Der Imam<br />

Das Freitagsgebet<br />

Zeichnet eine Moschee mit ihren Türmen!<br />

Organisiert einen Besuch in einer Moschee!


Die Linde e.V.<br />

Die Linde e.V.<br />

Bildungsverein für Volkskunde in Deutschland<br />

Markgrafendamm 24 / Haus 18<br />

10245 Berlin<br />

Tel.: 030 / 29 66 92 38<br />

Fax: 030 / 29 66 92 39<br />

E-Mail: info@dielinde-ev.de<br />

www.dielinde-ev.de<br />

feste dabei sein<br />

Die traditionellen Feste der fünf großen<br />

Religionen verständlich erzählt<br />

und vorgestellt.<br />

Broschüre (7,00 Euro)<br />

zu beziehen über:<br />

Die Linde e.V.<br />

Bildungsverein für Volkskunde in<br />

Deutschland<br />

Markgrafendamm 24 / Haus 18<br />

10245 Berlin<br />

Tel.: 030 / 29 66 92 38<br />

Fax: 030 / 29 66 92 39<br />

E-Mail: info@dielinde-ev.de<br />

www.dielinde-ev.de<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

„Volkskunde in Deutschland“ mag sich<br />

mancher fragen, „was ist denn das?“<br />

Angefangen von „Dem Volk aufs Maul<br />

geschaut“ bis zu „Wie lebten wir gestern,<br />

wie sieht unser Alltag heute<br />

aus?“ ergibt sich eine spannende Themenbreite,<br />

die sich mit dem Menschen,<br />

seinen Lebensbedingungen, aber auch<br />

mit gesellschaftlichen „Gewohnheiten“<br />

beschäftigt. Die Publikationen sind<br />

auch für Kinder leicht verstehbar und<br />

machen darüber hinaus Spaß! Die Linde<br />

e.V. stellt in ihren Publikationen einen<br />

ausgewählten Querschnitt durch<br />

verschiedene Themen vor, der sich nach<br />

und nach erweitern wird. Schnuppern<br />

Sie doch einfach mal durch unsere Seiten!<br />

Und wenn Sie weitere Informationen<br />

benötigen, gerne etwas zu unserer Materi<strong>als</strong>ammlung<br />

beitragen möchten<br />

oder einfach unsere Publikationen bestellen<br />

wollen, dann wenden Sie sich<br />

gern an uns.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE B


B<br />

LITERATUR<br />

Literatur:<br />

Steinwede, Dietrich / Ryssel,<br />

Ingrid / Doris Westheuser<br />

„Religion – spielen und<br />

erzählen“<br />

ISBN 3-579-02289-x<br />

Gütersloher Verlagshaus,<br />

Gütersloh 2004<br />

Steinwede, Dietrich / Ryssel, Ingrid:<br />

Weltreligionen erzählen und<br />

verstehen<br />

Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh<br />

2001, 64 S.<br />

ISBN 3-579-02242-3<br />

Heft 6 der Reihe „Religion – spielen<br />

und erzählen“ bietet didaktisch aufbereitetes<br />

Material zum Themenbereich<br />

„Weltreligionen“. Es beinhaltet Geschichten<br />

sowie fix und fertig <strong>als</strong> Kopiervorlagen<br />

verwendbare Arbeitsblätter<br />

mit vielen Spielideen und kreativen Vorschlägen.<br />

Langley, Myrtle: Religionen.<br />

Die großen Religionen der Welt.<br />

Lehre, Mythen, Glaubenspraxis<br />

Gerstenberg Verl., Hildesheim 1997, 61<br />

S. (Sehen, Staunen, Wissen)<br />

ISBN 3-80674-483-1<br />

Eine Einführung in die Beschäftigung<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Ein Buch zum Hören und<br />

Handeln, Erzählen und Erfahren,<br />

Machen und Lachen,<br />

Staunen und Spielen.<br />

Mit einem umfangreichen<br />

Kreativplatz, in dem<br />

die Geschichten gestalterisch<br />

und spielerisch umgesetzt sind. Das gesamte Material ist unabhängig<br />

von den Vorläuferbänden zu verwenden.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

mit Religionen, in der auch Angebote<br />

für das Verständnis Andersdenkender<br />

gemacht werden. Das Sachbuch informiert<br />

in Bild und Text über die großen<br />

Religionen der Welt und ihre Antworten<br />

auf die Frage nach dem Sinn des Lebens:<br />

Hinduismus, Buddhismus, Tao-<br />

Ganeri, Anita / Ravaglia, Paola:<br />

Der große Xenos Atlas der<br />

Religionen<br />

Xenos, Hamburg 2001, 61 S.<br />

ISBN 3-8212-2430-4<br />

Ein großformatiges Nachschlagwerk<br />

mit interessanten Exkursen und thematischen<br />

Zwischenkapiteln, z.B. zu:<br />

Kunst und Religion, Heilige Stätten,<br />

Kultformen oder Toleranz und Intoleranz.<br />

Es eignet sich gut zur Erstinformation<br />

und zur Orientierung.<br />

ismus, Shintoismus, Jainismus, Sikhismus,<br />

Parsismus, Judentum Christentum,<br />

Islam.


Emma Damon:<br />

Gott, Allah, Buddha. Und woran glaubst du?<br />

Gabriel Verlag im Thienemann Verlag,<br />

Stuttgart/Wien 2002, 18 S.; 9,90 Euro<br />

ab 4 Jahre<br />

Besonders Großstadtkinder werden heute mit einer Vielzahl<br />

von Religionen konfrontiert, <strong>ohne</strong> viel über sie zu<br />

wissen. Dieser kleine Religionsführer für Kinder vermittelt<br />

in einfachen Worten etwas über das Leben und<br />

die Riten der Christen, Juden Muslime, Buddhisten und<br />

Hindus. Dreidimensionale Klappen bieten Einblick in eine<br />

Moschee, eine Synagoge, eine Kirche und asiatische<br />

Tempel. Und immer sind Kinder die Hauptpersonen in<br />

diesem außergewöhnlichen Sachbuch.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Erwachsene und Kinder gehen beim Vorlesen gemeinsam auf eine lehrreiche Entdeckungsreise in<br />

die Religionen der Welt. Die Sprache ist einfach und klar. Der Grundgedanke der Toleranz steht<br />

beim Erklären von Religionsausübung im Vordergrund. Alle Seiten haben fantasievolle Spielelemente.<br />

Neugierde und Spaß an den intelligenten Pop-up-Elementen sorgen für eine gleichberechtigte<br />

Beschäftigung mit allen Religionen.<br />

Jede der fünf Weltreligion (Judentum, Christentum, Islam, Buddhismus, Hinduismus, Sikhs) wird<br />

von einem Kind repräsentiert. Nach dem Aufklappen sieht man das zu dem jeweiligen Kind gehörende<br />

religiöse Symbol. Die nächste Doppelseite zeigt die unterschiedlichen Kleidungsstücke<br />

und Kopfbedeckungen. Dann werden die einzelnen Gotteshäuser mit ihren Namen vorgestellt.<br />

Und noch einmal geklappt, entfalten sich die Innenräume der Gotteshäuser (Synagoge, Kirche,<br />

Moschee, Gurdwara, Vihara) mit den typischen Kultgegenständen; jeder Gegenstand wird erklärt.<br />

Schließlich können die kleinen Leser ihre Buchfreunde, die alle in einer Straße w<strong>ohne</strong>n, bei einem<br />

wichtigen religiösen Ritual zu Hause besuchen.<br />

Dies ist in jeder Hinsicht ein außergewöhnliches Buch. Nicht nur weil es für diese Altersstufe<br />

nichts Vergleichbares gibt, vielmehr handelt es sich um ein Buch <strong>ohne</strong> jede Wertung. Es ist ein<br />

lustiges, informatives und originelles Buch: fröhliche Farben, freundliche Kinderfiguren, präzise<br />

Zeichnungen, kurze, einfach zu verstehende Texte. Kinder können und sollen die Frage aus dem<br />

Untertitel beantworten: Und woran glaubst du? Sie lernen spielerisch die eigene und die ihnen<br />

fremden Religionen kennen, sehen die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

LITERATUR B


B<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Nach der Ermordung von Hatun Sürücü in Berlin im Februar 2005 – vermutlich durch ihre Brüder – entstand diese Postkarte:<br />

„Ehre ist für die Freiheit meiner Schwester zu kämpfen“.<br />

Nachdem unsere Postkarten gegen Zwangsheirat im Jahre 2004 so erfolgreich waren, lag der Gedanke nahe, wieder eine<br />

Postkartenaktion zu beginnen. Funda Biter (21) und Cigdem Kasanci (20) übernahmen die Koordination und gewannen<br />

in vielen Diskussionen über das Vorgehen die vier Jugendlichen dazu, sich öffentlich zu zeigen.<br />

Das schwedische Projekt Sharaf Hjältar, das nach einem Ehrenmord in Schweden an die Öffentlichkeit trat, lieferte die Inspiration.<br />

Deren Motto „Mut ist für die Freiheit meiner Schwester zu kämpfen“ wurde für die Berliner Verhältnisse verändert<br />

zu „Ehre ist für die Freiheit meiner Schwester zu kämpfen“, denn das Verständnis von Ehre wurde nach dem Mord an<br />

Hatün Sürücü von vielen Jugendlichen diskutiert.<br />

Mehrere Fotosessions folgten. Es dauerte, bis ein Foto-Motiv fotografiert und ausgewählt war, mit dem alle Beteiligten zufrieden<br />

waren. Die zwei Jungen auf der Postkarte, Sinan (17) und Saytan (17) haben großen Mut bewiesen, indem sie<br />

bereit sind, für eine breite Öffentlichkeit Farbe zu bekennen, auch auf das Risiko hin, dass andere Jugendliche sie jetzt kritisieren<br />

oder gar bedrohen.<br />

Im April und Mai 2005 sind 6000 Postkarten auf Jugendveranstaltungen, in Jugendzentren, <strong>Schule</strong>n, Behörden und Cafes<br />

verteilt worden in Neukölln, Kreuzberg und anderen Bezirken. Terre des Femmes zeigte Interesse und ließ Ende Mai weitere<br />

4000 Karten für die bundesweite Verteilung nachdrucken; außerdem wird Terre des Femmes 1000 Plakate mit dem Motiv<br />

der Postkarte erstellen. Güner Y. Balci & Gabriele Heinemann<br />

MadonnaMädchenkult.Ur e. V.<br />

Falkstraße 26, 12053 Berlin<br />

Tel.: 621 20 43 / Fax: 621 20 48<br />

Email: Madonnamaedchenpower@web.de, Homepage: www.madonnamaedchenpower.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B


Antisemitismus<br />

Wir widmen dem Antisemitismus ein eigenständiges<br />

Kapitel, da er gegenüber<br />

anderen Formen von Diskriminierung einige<br />

Besonderheiten aufweist. Die Annahme,<br />

nicht alle Menschen seien<br />

gleichwertig, ist dem Antisemitismus<br />

noch mit anderen Formen der Diskriminierung<br />

und dem biologistisch argumentierenden<br />

<strong>Rassismus</strong> gemeinsam.<br />

Eine Sonderstellung nimmt der Antisemitismus<br />

allerdings ein, weil er sich<br />

nicht in die Kategorien der Diskriminierung<br />

auf Grund des Glaubens, der Herkunft,<br />

der kulturellen Eigenheiten, der<br />

körperlichen Merkmale und des Geschlechts<br />

drängen lässt. Im Antisemitismus<br />

fallen in der Regel mehrere oder<br />

gar alle diese Kriterien zusammen. Zum<br />

anderen unterliegt der Antisemitismus<br />

historisch und aktuell in seiner Begründung<br />

permanenten Metamorphosen.<br />

Nicht zuletzt kommt dem Antisemitismus<br />

auf Grund der Shoah gegenüber<br />

anderen Formen der Diskriminierung eine<br />

Sonderstellung zu.<br />

Es wäre jedoch eine fatale Verkürzung<br />

der Sichtweise, sich auf die Folgen des<br />

Antisemitismus im Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

zu beschränken. Denn beim Antisemitismus<br />

handelt es sich keineswegs um<br />

eine historisch überwundene Form der<br />

Diskriminierung, sondern um eine nach<br />

wie vor sehr aktuelle Haltung. „Du Jude!“<br />

ist auf vielen Schulhöfen und<br />

Sportplätzen ein gängiges Schimpfwort.<br />

Geäußert wird es von SchülerInnen<br />

mit und <strong>ohne</strong> Migrationshintergrund.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Da sich durch Arbeitsmigration, Flucht<br />

und EU-Osterweiterung die Spielarten<br />

des Antisemitismus in Deutschland vergrößert<br />

haben, wird das Kapitel Antisemitismus<br />

mit einem ausführlichen Text<br />

zu seinen unterschiedlichen Ursprüngen<br />

eingeleitet. Im Einzelnen gehen wir ein<br />

auf:<br />

•antiken Antisemitismus<br />

•christlichen Antijudaismus<br />

•Rassenideologie und Antisemitismus<br />

•Antisemitismus und Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

•islamisch bzw. islamistisch begründeter<br />

Antijudaismus und Antisemitismus<br />

•Antisemitismus heute.<br />

Die historisch jüngste Variante des Antisemitismus<br />

ist der islamistisch begründete<br />

Antisemitismus. Durch seine Verknüpfung<br />

mit einer Kapitalismuskritik<br />

und Kritik an den USA schafft er ein<br />

neuartiges Amalgam, dass nicht nur bei<br />

Menschen mit muslimischem Hintergrund<br />

auf Zuspruch stößt.<br />

Aktuelle Untersuchungen, zum Beispiel<br />

von Wilhelm Heitmeyer von der Universität<br />

Bielefeld, zeigen, dass antisemitische<br />

Stereotype in Deutschland nach<br />

wie vor auf breite Zustimmung in der<br />

Bevölkerung stoßen. Neonazis, Teile der<br />

gesellschaftlichen Mitte oder islamistische<br />

Jugendliche eint trotz aller sonstigen<br />

Unterschiede die Vorstellung, dass<br />

wesentliche Probleme der Menschheit<br />

und die Gefährdung des Weltfriedens<br />

auf das Wirken von Juden zurückzuführen<br />

sei.<br />

Die Bekämpfung des Antisemitismus<br />

darf nicht erst dann einsetzen, wenn Jugendliche<br />

sich eindeutig antisemitisch<br />

äußern oder gar entsprechend handeln.<br />

Wenn Jugendliche jüdischen Passanten<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

ANTISEMITISMUS B


B<br />

ANTISEMITISMUS<br />

die Kippa vom Kopf reißen oder sie in<br />

öffentlichen Verkehrsmitteln bedrängen,<br />

ist es fast schon zu spät, um über<br />

die <strong>Schule</strong> auf sie einzuwirken.<br />

Prävention hat auch in diesem Bereich<br />

Vorrang bei der pädagogischen Arbeit.<br />

Sie muss schon in der Grundschule beginnen.<br />

Es gibt gewiss kein gesondertes<br />

Programm allein zur Bekämpfung des<br />

Antisemitismus, das nur konsequent<br />

umzusetzen wäre, um das Übel zu beheben.<br />

Pädagogische Ansätze, die zum<br />

Abbau von Vorurteilen, diskriminierenden<br />

Haltungen und der Gewaltbereitschaft,<br />

aber vor allem zur Förderung<br />

des Selbstbewusstseins, der Kommunikationsfähigkeit<br />

und der Empathiefähigkeit<br />

dienen, müssen fester Bestandteil<br />

im schulischen Alltag werden.<br />

Historische Quellen des<br />

Antisemitismus<br />

„... der Jude besitzt keine irgendwie<br />

Kultur bildende Kraft, da der Idealismus<br />

... bei ihm nicht vorhanden ist ... Er ist<br />

und bleibt der ewige Parasit, ein<br />

Schmarotzer, der wie ein schädlicher<br />

Bazillus sich immer mehr ausbreitet so-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

wie nur ein günstiger Nährboden dazu<br />

einlädt... Wo er auftritt, stirbt das Wirtsvolk<br />

nach kürzerer oder längerer Zeit<br />

ab... Er vergiftet das Blut der anderen,<br />

wahrt aber sein eigenes...“<br />

(Adolf Hitler, Mein Kampf).<br />

Wie das obige Zitat aus Hitlers Kampfschrift<br />

von 1924 zeigt, ist der politische<br />

Antisemitismus des (19. und) 20. Jahrhunderts<br />

ein rein rassistisches Phänomen.<br />

Dieser „moderne“ Antisemitismus<br />

betreibt die Verfolgung der Juden nicht<br />

wegen ihrer Religionszugehörigkeit,<br />

sondern wegen ihrer Abstammung.<br />

Der Begriff „Antisemitismus“ wurde<br />

1879 von dem Magdeburger Publizisten<br />

Wilhelm Marr (1819 – 1904) in seiner<br />

Hetzschrift „Der Sieg des Judentums<br />

über das Germanentum“ geprägt.<br />

Jedoch zeigt ein Blick auf die Geschichte,<br />

dass das Phänomen des Antisemitismus<br />

eine lange Tradition hat und<br />

nicht erst im 19. Jahrhundert begann.<br />

Antisemitismus begleitet die Menschheit<br />

seit fast 2.000 Jahren.<br />

Christlicher Antijudaismus<br />

Virulent wurde der christliche Antijudaismus<br />

erst mit der Zerstörung des<br />

zweiten Tempels in Jerusalem durch Ti-<br />

tus im Jahre 70 n. Chr. Was folgte war<br />

die Zerstreuung der Juden in alle Welt<br />

und damit der Rivalitätskampf um den<br />

wahren Glauben zwischen Juden und<br />

der sich bildenden christlichen Gemeinde.<br />

Die Mehrheit der Juden lehnten das<br />

Christentum ab und glaubten nicht,<br />

dass Jesus der von Gott gesalbte und<br />

gesandte Messias sei. Und schon gar<br />

nicht glaubten sie an ihn <strong>als</strong> „Gottes<br />

eingeborenen Sohn“.<br />

Die Evangelien legen davon beredt<br />

Zeugnis ab. Angefangen bei dem Evangelisten<br />

Matthäus, der den folgenschweren<br />

Satz, der in der Geschichte<br />

noch verheerende Folgen zeitigen sollte,<br />

formulierte: „Sein Blut komme über<br />

uns und unsere Kinder“ (Mt 27,25),<br />

über den Apostel Paulus, der im ersten<br />

Brief an die Thessaloniker, dem ältesten<br />

überlieferten Zeugnis des Christentums<br />

den Vorwurf des Gottesmordes in<br />

die Welt setzte (1 Thess 2,14-15).<br />

Das im Neuen Testament präjudizierte<br />

Bild des Judentums fiel bei den Nachfolgern<br />

der Apostel auf fruchtbaren Boden.<br />

So formulierte der heilige Augustinus<br />

(354-430), dass der Verräter Judas<br />

das Abbild des jüdischen Volkes sein.<br />

Und daraus folgerte er, dass die Juden


zwar nicht zu töten seien „aber allzeit<br />

unter uns leiden und beständig erniedrigt<br />

werden“ sollen. Schärfer schon<br />

der Kirchenvater Johannes Chrysostemos<br />

(344 – 407). Bei ihm heißt es:<br />

„Weil ihr Christus getötet habt, weil ihr<br />

Hand an den Herrn gelegt habt, weil ihr<br />

das kostbare Blut vergossen habt, gibt<br />

es für euch keine Besserung, keine Vergebung,<br />

keine Entschuldigung.“ Das<br />

war der Freibrief für jedwede Verfolgung.<br />

Von diesem Satz zu Martin Luthers<br />

Forderung, ihre „Häuser und Synagogen<br />

mit Feuer zu überziehen“, war<br />

es nur ein kurzer Weg.<br />

Seit das Christentum unter dem Kaiser<br />

Konstantin dem Großen zur Staatsreligion<br />

aufgestiegen war, gehörte es zur<br />

Normalität, dass die Juden verfolgt und<br />

rechtlos und zum „Prügelknaben“ des<br />

christlichen Abendlandes wurden. Zentrale<br />

Rolle spielte dabei die Behauptung,<br />

die christliche Kirche habe Israel<br />

beerbt und <strong>als</strong> auserwähltes Volke ersetzt.<br />

Diese Sichtweise war noch im letzten<br />

Jahrhundert für Christen maßgebend.<br />

So formulierte der katholische Bischof<br />

Faulhaber, ganz dem Zeitgeist verpflichtet,<br />

1933 den klassischen antisemitischen<br />

Topos vom „ruhe- und heimatlosen<br />

Juden“: „Vor dem Tod Christi, die<br />

Jahre zwischen der Berufung Abrahams<br />

und... dem Erscheinen Christi, war das<br />

Volk Israel der Träger der Offenbarung.<br />

Nach dem Tod Christi wurde Israel aus<br />

dem Dienst der Offenbarung entlassen.<br />

Die Tochter Zion erhielt den Scheidebrief<br />

und seitdem wandert der Ewige<br />

Ahasver ruhelos über die Erde.“ Und<br />

Papst Pius XII. äußerte im Jahre 1936:<br />

„Jerusalem und sein Volk sind nicht<br />

mehr die Stadt und das Volk Gottes,<br />

Rom ist das neue Zion...“.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Die Zeit der Kreuzzüge zwischen dem<br />

11. und 13. Jahrhundert brachte für die<br />

verschiedenen jüdischen Gemeinden in<br />

Europa Schrecken und Verfolgung. Von<br />

allen Kanzeln des Reiches wurde gepredigt,<br />

die Gottesfeinde, die Juden nieder<br />

zu machen. Jeder Kreuzritter sollte bevor<br />

er ins Heilige Land aufbrach im Heimatland<br />

einen Juden töten, damit sein<br />

Schwert durchs Judenblut geweiht wäre.<br />

Auf ihrem Zug nach Jerusalem wurden<br />

allein zwischen Speyer und Trier etwa<br />

12.000 Juden auf bestialische<br />

Weise ermordet.<br />

Noch schwerwiegendere Folgen sollte<br />

der Ausbruch von Seuchen und Epidemien<br />

für das Judentum haben. Da die<br />

Juden wegen der hygienischen Vorschriften<br />

ihrer Religion weniger für Seuchen<br />

anfällig waren, wurde ihnen vor<br />

allem nach dem Ausbruch der Pest vorgeworfen,<br />

Brunnen vergiftet zu haben,<br />

um den Christen zu schaden, wie in<br />

Frankreich, <strong>als</strong> dort im 14. Jahrhundert<br />

der Aussatz wütete. Das gleiche wiederholte<br />

sich, <strong>als</strong> zwischen 1347 und 1352<br />

die Pest in Europa ausbrach. Dies stellte<br />

man <strong>als</strong> Strafe Gottes dafür dar, dass<br />

die Christenheit die Juden noch nicht<br />

aus ihrer Mitte entfernt habe, was die<br />

schlimmsten anti-jüdischen Pogrome<br />

des Mittelalters zur Folge hatte. 350<br />

Gemeinden wurden alleine in Deutschland<br />

ausgerottet. Als die Pest endlich<br />

aufhörte, war auch das deutsche Judentum<br />

fast ausgerottet.<br />

Rassenideologie und<br />

Antisemitismus<br />

Nachdem es im 18. Jahrhundert vorübergehend<br />

eine gewisse Zeit der Toleranz<br />

gegenüber den Juden gegeben<br />

hatte, entstand im 19. Jahrhundert eine<br />

neue Welle der Judenfeindschaft,<br />

die weniger religiös <strong>als</strong> vielmehr nationalistisch-rassistisch<br />

geprägt war. Sie<br />

gipfelte in dem Spruch: „Was der Jude<br />

glaubt, ist einerlei, in der Rasse liegt<br />

die Schweinerei.“<br />

Auslöser für das Aufkommen dieses nationalistisch<br />

geprägten <strong>Rassismus</strong> war<br />

die Niederlage Preußens 1806 in der<br />

Schlacht von Jena und Auerstedt und<br />

die Besetzung Preußens durch die französische<br />

Armee. Was nun folgte, war eine<br />

beispiellose Propaganda gegen die<br />

Besatzer mit den Schlüsselbegriffen<br />

„deutsche Nation“ und „deutsches<br />

Volk“. Ob der Philosoph Johann Gottlieb<br />

Fichte, der Dichter Achim von Arnim,<br />

der „Turnvater“ Jahn oder die ge-<br />

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ANTISEMITISMUS B


B<br />

ANTISEMITISMUS<br />

Schutzpolizei kontrolliert einen älteren Juden.<br />

rade entstehenden Burschenschaften,<br />

sie machten alle mit bei dem nationalen<br />

Getöse mit antisemitischer Grundierung.<br />

Mit dem deutsch-konservativen Historiker<br />

Heinrich Treitschke (1834-1896),<br />

von dem der Satz „Die Juden sind unser<br />

Unglück“ stammt und vor allem mit<br />

dem Berliner Hofprediger Adolf Stoekker<br />

(1835-1909) wurde der Antisemitismus<br />

in Deutschland salonfähig.<br />

Treitschkes Satz findet sich dann ab<br />

1927 <strong>als</strong> Fußleiste auf jeder Titelseite<br />

des antisemitischen Hetzblattes „Der<br />

Stürmer“ von Julius Streicher wieder.<br />

1889 schlossen sich unter Führung der<br />

„Deutschen Antisemitischen Vereinigung“<br />

diverse antisemitische Vereine zur<br />

„Deutsch-Sozialen-Partei“ zusammen,<br />

die bei der Reichstagswahl von 1893<br />

2,9 % der Stimmen und damit 16 Sitze<br />

erringen konnte. Im Programm der Partei<br />

war formuliert: „(Die Partei) sieht in<br />

der Judenfrage nicht nur eine Rassenoder<br />

Religionsfrage, sondern eine Frage<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

internationalen, nationalen, sozialpolitischen<br />

und sittlich-religiösen Charakters.“<br />

Diese neue Welle des Antisemitismus,<br />

der die „Judenfrage“ zu einer „Weltfrage“<br />

hochstilisierte, nahm eine „nationalistisch-xenophobe“<br />

Form an. Die Juden<br />

galten auf einmal <strong>als</strong> „national unzuverlässig“,<br />

„heimatlose Gesellen“ und <strong>als</strong><br />

„völkisch minderwertig“.<br />

Auf die Umformung des christlichen<br />

Antijudaismus in einen nationalistisch<br />

geprägten Rassenantisemitismus konnten<br />

dann die Nazis aufbauen, <strong>als</strong> sie<br />

die Vernichtung des europäischen Judentums<br />

planten.<br />

Antisemitismus und<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

Während der zwölfjährigen Nazi-Diktatur<br />

in Deutschland wurden europaweit<br />

nicht nur sechs Millionen Juden ermordet,<br />

sondern auch ihre Kultur zerstört,<br />

die sich seit 2.000 Jahre in Europa entwickelt<br />

hatte. Was zeichnet nun den nation<strong>als</strong>ozialistischen<br />

Antisemitismus<br />

gegenüber seinen Vorgängern aus? Da-<br />

zu ein frühes Zeugnis aus der Feder<br />

Adolf Hitlers. Bereits 1919 schrieb er:<br />

„Der Antisemitismus aus rein gefühlsmäßigen<br />

Gründen wird seinen letzten<br />

Ausdruck finden in der Form von Pogromen.<br />

Der Antisemitismus der Vernunft<br />

jedoch muss führen zur planmäßigen<br />

gesetzlichen Bekämpfung und Beseitigung<br />

der Vorrechte des Juden, die er<br />

zum Unterschied der anderen zwischen<br />

uns lebenden Fremden besitzt... Sein<br />

letztes Ziel aber muss unverrückbar die<br />

Entfernung der Juden überhaupt sein.“<br />

Dem hier formulierten Grundsatz der<br />

Vernichtung blieben Hitler und seine<br />

Helfer bis zuletzt treu. Für die Nazis<br />

war die Ausrottung des europäischen<br />

Judentums „kein Mittel zu einem anderen<br />

Zweck“. Sie wurden nicht aus militärischen,<br />

ökonomischen oder territorialen<br />

Gründen (wie bei den Indianern<br />

Nord- und Südamerikas) ermordet, sondern<br />

um ihrer selbst willen. „Die Ausrottung<br />

der Juden musste nicht nur total<br />

sein, sondern war sich selbst Zweck –<br />

Ausrottung um der Ausrottung willen- ,<br />

ein Zweck, der absolute Priorität beanspruchte“<br />

(Jürgen Thorwald).<br />

Islamischer Antijudaismus und<br />

Antisemitismus<br />

Auch der islamische<br />

Antijudaismus/Antisemitismus hat eine<br />

lange Geschichte. Die Wurzel reichen<br />

bis zum Propheten Mohammed zurück.<br />

Im Koran, dem heiligen Buch der Muslime,<br />

werden die Juden (wie auch die<br />

Christen) <strong>als</strong> sog. „Buchbesitzer“ bezeichnet,<br />

d.h. <strong>als</strong> Gemeinschaften, die<br />

über ein von Gott offenbartes Buch verfügen,<br />

dessen Botschaft sie aber im<br />

Laufe der Zeit verfälscht hätten und<br />

weshalb Gott erneut den unverfälschten<br />

Text an Mohammed offenbart habe.<br />

Damit wurden die Muslime zu Anhän-


Anne Frank – eine Geschichte<br />

für heute<br />

Anne Frank ist durch die Veröffentlichung ihres Tagebuchs zum Symbol für<br />

Millionen von Juden geworden, die der rassistischen Vernichtungspolitik der<br />

Nation<strong>als</strong>ozialisten zum Opfer fielen. Das Tagebuch Anne Franks steht im<br />

Mittelpunkt der ständigen Ausstellung „Anne Frank – eine Geschichte für heute“<br />

in Berlin. Die multimediale Ausstellung zeigt die Lebensgeschichte Anne<br />

Franks: Hörstationen, interaktive Module und Filme regen zu einem aktiven<br />

Dialog über Geschichte und Gegenwart an.<br />

Informationen zu Ausstellungsbegleitungen und speziellen Angeboten für<br />

Schul- und Jugendgruppen befinden sich auf der Webseite des Anne Frank<br />

Zentrums: www.annefrank.de<br />

Anne Frank Zentrum e. V.<br />

Rosenthaler Straße 39<br />

10178 Berlin<br />

Tel.: 0 30 / 30 87 29 88<br />

Fax: 0 30 / 30 87 29 89<br />

E-Mail: zentrum@annefrank.de<br />

Web: www.annefrank.de<br />

Weitere Informationen über das Leben von Anne Frank und Unterrichtsmaterial<br />

für die Grundschule gibt es auf der deutschsprachigen Website des Anne<br />

Frank Hauses, Amsterdam: www.annefrank.org<br />

ger der ursprünglichen, unverfälschten<br />

monotheistischen Religion und damit<br />

zu den Erben der Juden und Christen.<br />

Aber andererseits enthält der Koran<br />

auch einige denkwürdige Passagen, in<br />

denen die Juden <strong>als</strong> Feinde des Islam<br />

gebrandmarkt werden, die „den Zeichen<br />

Gottes keinen Glauben schenkten<br />

und die Propheten zu unrecht ermordet“<br />

(Sure 2, 61/58) hätten. Diesen<br />

und anderen Äußerungen über die Juden<br />

liegen konkrete Begegnungen des<br />

Propheten mit Judenstämme zugrunde.<br />

In der Frühzeit des Islam betrachtete<br />

Mohammed die Juden <strong>als</strong> besondere<br />

Verbündete und übernahm sogar jüdische<br />

Traditionen. So ließ er die Gläubigen<br />

zunächst in Richtung Jerusalem beten.<br />

Erst <strong>als</strong> er die Juden zum Konvertieren<br />

aufforderte und diese das ablehnten,<br />

änderte er seine Meinung.<br />

Fortan verkündete er, „dass nicht in Jerusalem,<br />

sondern in Mekka das erste<br />

Heiligtum der ursprünglichen monothe-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

istischen Religion gegründet wurde ...<br />

und das Abraham, der weder Jude noch<br />

Christ war, der erste Muslim gewesen<br />

sei und dass er das Heiligtum in Mekka<br />

gestiftet und zum geografischen Zentrum<br />

des Islam gemacht habe.<br />

Während im Christentum der Antijudaismus<br />

aus der Betrachtung der Juden<br />

<strong>als</strong> „Gottesmörder“ und Verräter (Judas)<br />

immanent ist und in der christlichen<br />

Geschichte eher Normalzustand<br />

<strong>als</strong> Ausnahme war, kann dies vom Islam<br />

nicht behauptet werden. So kam es<br />

auch in muslimisch beherrschten Gebieten,<br />

anders <strong>als</strong> im christlichen Abendland,<br />

weitaus seltener zu Zwangsbekehrungen,<br />

Vertreibungen oder Pogromen<br />

<strong>als</strong> in Europa.<br />

Islamistischer Antisemitismus seit<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

Die negativen Aussagen über die Juden<br />

im Koran spielten Jahrhunderte lang<br />

fast keine Rolle im Zusammenleben<br />

zwischen Muslimen und Juden. Sie sollten<br />

erst wieder mit der zionistischen<br />

Siedlungspolitik in Palästina gegen Ende<br />

des 19. Jahrhunderts virulent werden.<br />

Dies und der Niedergang der osmanischen<br />

Herrschaft im Nahen Osten und<br />

damit einhergehend der Beherrschung<br />

großer Teile arabischer Territorien durch<br />

Frankreich und Großbritannien führten<br />

zu einem Aufstieg des politischen Islamismus<br />

im 20. Jahrhundert.<br />

Dieser fand in Ägypten seinen Ausdruck<br />

in der einflussreichsten islamisch-fundamentalistischen<br />

Vereinigung der „Muslimbrüder“.<br />

Die Muslimbrüder wurden<br />

im Jahre 1928 von Hasan al-Banna in<br />

Ägypten gegründet und erlangten im<br />

Laufe der Jahre einen immer größeren<br />

Einfluss auf den (sunnitischen) Islam.<br />

Das Motto der Muslimbrüder ist: „Allah<br />

ist unser Ziel. Der Prophet ist unser Leiter.<br />

Der Koran ist unser Gesetz. Dschihad<br />

ist unser Weg. Sterben auf dem<br />

Wege Allahs ist unsere größte Hoffnung“.<br />

Ab 1930 gründeten arabische Freischärler<br />

gegen die britische Kolonialherrschaft<br />

Parteien nach dem Vorbild der<br />

NSDAP. 1936 nahmen ägyptische Delegierte<br />

am Reichsparteitag in Nürnberg<br />

teil. Treuester Verbündeter Nazi-<br />

Deutschlands im arabischen Raum aber<br />

wurde der Palästinenserführer und<br />

Großmufti von Jerusalem, Mohamed<br />

Amin al-Husseini (1895-1974). Husseini<br />

lebte während des Zweiten Weltkrieges<br />

vorübergehend in Berlin und organisierte<br />

mit Hilfe der SS den „anti-zionistischen<br />

Befreiungskampf“ im Nahen<br />

Osten. 1943 sprach er bewundernd in<br />

Berlin: „Die Deutschen wissen, wie man<br />

es macht, um die Juden loszuwerden.“<br />

Zurück zu den Muslimbrüdern. Nach<br />

dem Sechs-Tage-Krieg 1967 nahm der<br />

Einfluss der Muslimbrüder ständig zu.<br />

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ANTISEMITISMUS B


B<br />

ANTISEMITISMUS<br />

Eine Tochterorganisation der Muslimbrüder<br />

ist die Terrororganisation „Hamas“.<br />

In ihrer Charta macht die Hamas, unter<br />

Berufung auf die „Protokolle der Weisen<br />

von Zion“ die Juden nicht nur für<br />

die Französische und für die Russische<br />

Revolution verantwortlich, sondern<br />

ebenso für den I. und den II. Weltkrieg<br />

und für die Gründung der Vereinten Nationen,<br />

mit deren Hilfe die Juden, wie<br />

es in der Charta heißt, „die Welt durch<br />

ihre Mittelsmänner zu beherrschen“ suchen.<br />

Das wichtigste Kennzeichen des islamischen<br />

Antisemitismus heute ist die antijüdische<br />

Weltverschwörungstheorie.<br />

Und die entnehmen sie den „Protokollen<br />

der Weisen von Zion“, die in Wahrheit<br />

eine antisemitische Hetzschrift ist,<br />

die unter dem Anschein einer „Dokumentation“<br />

eine jüdische Weltverschwörung<br />

beweisen möchte. Obwohl die<br />

Schrift schon in den 1920er Jahren <strong>als</strong><br />

Fälschung entlarvt wurden, fand und<br />

findet sie noch immer viele Leser und<br />

Befürworter in der ganzen Welt.<br />

Eine erste arabische Übersetzung erschien<br />

1920. Inzwischen liegen die<br />

„Protokolle“ nicht nur in sechzig unterschiedlichen<br />

arabischen Buchausgaben<br />

vor, sie wurden auch mehrfach verfilmt.<br />

Den Anfang machte das ägyptische<br />

Staatsfernsehen, das eine 41-teilige<br />

Verfilmung der Protokolle während des<br />

Ramadan 2002 zur besten Sendezeit<br />

ausstrahlte. Mehr <strong>als</strong> 20 Fernsehstationen<br />

in der arabischen Welt haben diese<br />

antisemitische Soapopera später übernommen.<br />

Zum Ramadan 2003 folgte<br />

eine noch blutrünstigere Verfilmung der<br />

Protokolle in 29 Teilen, die der Hisbollah-Sender<br />

Al-Manar mit Unterstützung<br />

syrischer Stellen produzieren und danach<br />

per Satellit in alle Welt ausstrahlen<br />

ließ.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

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Themenführungen für <strong>Schule</strong>n<br />

Das Jüdische Museum Berlin präsentiert<br />

in seiner Ausstellung „Zwei Jahrtausende<br />

Deutsch-Jüdische Geschichte“<br />

die Geschichte der deutschen Juden<br />

von den Anfängen im Mittelalter<br />

bis in die Gegenwart. die Ausstellung ist chronologisch nach Epochenbildern<br />

gegliedert. Zu ausgewählten Themen werden spezielle Führungen für junge<br />

Menschen angeboten, indem einzelne Lebensgeschichten und -situationen historischer<br />

Persönlichkeiten herausgegriffen werden, bietet sich auch für Schülerinnen<br />

und Schüler die Möglichkeit, die geschichtlichen, politischen und gesellschaftlichen<br />

Zusammenhänge der jeweiligen Zeit zu erfassen.<br />

Kinderführungen<br />

(5 bis 11 Jahre)<br />

Für die jungen Besucher des Jüdischen Museums werden je nach Altersstufe<br />

zwei verschiedene Kinderführungen angeboten. Dabei wird besonders auf die<br />

Lebenswelten und den Erfahrungshorizont der Kinder eingegangen. Spezielle<br />

„Kinderkoffer“ mit Materialien und Gegenständen zum Anfassen kommen ihren<br />

Bedürfnissen entgegen.<br />

Stiftung Jüdisches Museum<br />

Lindenstr. 9 – 14<br />

10969 Berlin<br />

Tel.: 030 / 25 99 33 05<br />

Fax: 030 / 25 99 34 12<br />

E-Mail: fuehrungen@jmberlin.de<br />

www.jmberlin.de<br />

Seit der zweiten „Intifada“ (September<br />

2000) macht sich auch in europäischen<br />

Ländern vermehrt eine antisemitische<br />

Stimmung unter muslimischen Jugendlichen<br />

bemerkbar. Allein aus Berlin wurden<br />

in den letzten Jahren immer häufiger<br />

Angriffe muslimischer Jugendlicher<br />

auf Menschen bekannt, die durch ihre<br />

Kippa oder einen Davidstern <strong>als</strong> Kettchenanhänger<br />

<strong>als</strong> jüdisch zu identifizieren<br />

waren.<br />

Parallel dazu wächst die Anzahl antisemitischer<br />

Vorfälle an Berliner <strong>Schule</strong>n.<br />

Hier entsteht eine explosive Mischung<br />

aus rechtsextremen deutschen Antisemitismus<br />

und judenfeindlicher Aktionen<br />

und Äußerungen von Migrantenkindern<br />

mit muslimischen Hintergrund.<br />

Antisemitismus heute<br />

Nach Auschwitz zeigt sich der „neue“<br />

Antisemitismus heute subtiler, denn<br />

nach der Shoah war in Deutschland der<br />

offene Antisemitismus geächtet aber<br />

trotzdem in der Alltagskultur immer<br />

noch präsent. Zahllose Redewendungen<br />

wiederholen mehr oder weniger bewusst<br />

uralte Klischees: „Hier geht's ja<br />

zu wie in einer Judenschule“, das ist<br />

„pharisäerhaft“.<br />

Die zentrale Aussage aller antisemitischen<br />

Ideen ist immer, die Juden seien<br />

selbst schuld daran, dass sie diskriminiert<br />

und verfolgt würden. Oder wie es<br />

der israelische Psychoanalytiker Zvi Rex<br />

so treffend formulierte: „Die Deutschen<br />

werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“<br />

Der moderne Antisemit hat nichts gegen<br />

die Juden, sie haben etwas gegen<br />

ihn und deshalb muss er sich gegen sie<br />

zur Wehr setzen. Er ist das Opfer, der<br />

Jude ist der Täter. Der Berliner Publizist<br />

Henryk M. Broder hat das polemisch zu-


gespitzt: „Der aufgeklärte Antisemit<br />

hat ein großes Anliegen an die Juden:<br />

dass sie endlich aufhören sich danebenzubenehmen.<br />

Sonst muss er nämlich<br />

böse werden.“<br />

Ein weiteres zeichnet den modernen<br />

Antisemitismus heute über weite Strecken<br />

aus, er ist ein Gebräu aus Antiamerikanismus<br />

und Antizionismus. Und<br />

<strong>als</strong> solcher sehr präsent. Hier vermengen<br />

sich traditionelle Vorurteile mit<br />

neuen Stereotypen: Juden in Deutschland,<br />

in Israel und den USA (vornehmlich<br />

der „Ostküste“) werden zum „Weltjudentum“,<br />

zur „jüdischen Lobby“ oder<br />

zur „Holocaust-Industrie“ hochstilisiert.<br />

Eine Erweiterung des Feindbildes ergab<br />

sich im Zuge des Irakkrieges, indem<br />

Präsident George W. Bush zu einer Marionette<br />

der US-Juden/Israel gemacht<br />

wurde, die <strong>als</strong> Dunkelmänner im Hintergrund<br />

die Hebeln der Machtzentralen<br />

bedienen.<br />

Die Eskalation der Gewalt in Israel/Palästina<br />

durch Terror und militärische Aktionen<br />

hat in der deutschen/europäischen<br />

Öffentlichkeit vielfach zu einer<br />

einseitigen Parteinahme mit den Palästinensern,<br />

den scheinbar Schwächeren<br />

in diesem Konflikt geführt. Zumeist<br />

wird auch bei dem sich <strong>als</strong> Antizionismus<br />

tarnenden Antisemitismus der<br />

Zusammenhang zwischen der Shoah<br />

und der Gründung des Staates Israel ignoriert.<br />

Berechtigte oder zulässige Kritik an der<br />

Politik der israelischen Regierung<br />

schlägt dann in Antisemitismus um,<br />

wenn Terror und Gewalt gegen Menschen<br />

in Israel (Jüdinnen und Juden<br />

und/oder ihre Einrichtungen anderswo)<br />

zum „Befreiungskampf“ umgedeutet<br />

und gutgeheißen wird;<br />

wenn dem Staat Israel sein Existenzrecht<br />

bzw. sein Recht auf Selbstverteidigung<br />

abgesprochen wird;<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

wenn Stereotypen und Vorurteile zum<br />

Tragen kommen, wie z.B. Weltherrschafts-<br />

und Weltverschwörungstheorien,<br />

wie dem Klischee einer von der<br />

„jüdischen Lobby“ beherrschten USA,<br />

die in Wirklichkeit nur ein Werkzeug Israels<br />

sei.<br />

Was dem alten Antisemitismus die „jüdisch-bolschewistische“Weltverschwörung<br />

war, ist dem neuen die „geheime<br />

jüdische Weltmacht“, die von der „Ostküste“<br />

(der USA) die Welt beherrscht.<br />

Annette Wieviorka:<br />

Mama, was ist Auschwitz?<br />

Aus dem Französischen von Manfred Flügge<br />

Ullstein Verlag, München 2000, 96 S.<br />

ab 12 Jahren<br />

Ist es möglich, Auschwitz zu „erklären“? Wie einem<br />

jungen Mädchen vermitteln, dass die Nazis<br />

all ihre Energie aufboten, um in ganz Europa<br />

Millionen Menschen, Männer, Frauen und Kinder,<br />

zu ermorden, nur weil sie Juden waren?<br />

Mit diesem Problem wird die Historikerin Annette Wieviorka konfrontiert, <strong>als</strong><br />

ihre 13jährige Tochter auf dem linken Unterarm einer Freundin eine mit blauer<br />

Tinte eintätowierte Nummer entdeckt. Mathilde beginnt, ihre Mutter sehr<br />

direkt nach der Vergangenheit zu fragen. Schritt für Schritt tasten sich Mutter<br />

und Tochter vor und sprechen über die Ursprünge des Antisemitismus, über<br />

die Vernichtung der Juden, über die Lebensbedingungen und den Aufstand im<br />

Warschauer Ghetto, über die Frage nach der Schuld und die Pflicht zur Erinnerung.<br />

In kindgerechter Sprache werden die Begriffe wie Razzia, Deportation, Zionismus,<br />

Holocaust und Genozid erklärt, Konferenzen, Beschlüsse, Jahreszahlen<br />

werden genannt und der Diskussionsstand der letzten Jahre berücksichtigt.<br />

Die 15 farbigen, gleichermaßen faszinierenden wie beklemmenden Illustrationen<br />

von Frauke Berg und Theresia Koppers greifen das Gesagte auf und dokumentieren<br />

die Leidensgeschichte des jüdischen Volkes, Ausgrenzung und Ermordung<br />

sehr eindrucksvoll.<br />

Ein 13jähriges Mädchen stellt Fragen, und die Mutter beantwortet sie – klug,<br />

ehrlich und gewissenhaft.<br />

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ANTISEMITISMUS B


B<br />

LITERATUR<br />

Literatur<br />

Berding, Helmut:<br />

Moderner Antisemitismus in<br />

Deutschland<br />

Suhrkamp, Verlag Frankfurt/M. 1988<br />

Bergmann, Werner:<br />

Geschichte des Antisemitismus<br />

C.H. Beck Verlag. München 2002<br />

Johan Bouman:<br />

Der Koran und die Juden.<br />

Darmstadt 1990.<br />

Brumlik, Micha et al. (Hrsg.):<br />

Antisemitismus und die Linke<br />

Frankfurt/M. 1991<br />

Claussen, Detlev:<br />

Grenzen der Aufklärung.<br />

Die gesellschaftliche Genese des modernen<br />

Antisemitismus.<br />

S. Fischer Verlag. Frankfurt/M. 2005<br />

Gessler, Philipp:<br />

Der neue Antisemitismus<br />

Hinter den Kulissen der Normalität. Herder<br />

Verlag.<br />

Freiburg i. B. 2004<br />

Ginzel, Günther B. (Hrsg.):<br />

Antisemitismus<br />

Erscheinungsformen der Judenfeindschaft<br />

gestern und heute.<br />

Bielefeld 1991<br />

Hess, Robert:<br />

Die Geschichte der Juden<br />

Ravensburger Buchverlag, Ravensburg<br />

1993 (RTB 4110), 253 S.<br />

ab 12 Jahren<br />

Das <strong>Handbuch</strong> informiert über die Geschichte<br />

des jüdischen Volkes von den<br />

Anfängen bis in die Gegenwart. Es be-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

DVD: Familie Chotzen – Jüdisches Leben in<br />

Deutschland 1914 bis 2004<br />

Die Familie Chotzen hat eine Geschichte zu erzählen.<br />

Sie handelt von Geselligkeit und Lebensfreude,<br />

vom Überlebenswillen und der Vernichtung<br />

einer deutsch-jüdischen Familie. Auf dieser<br />

DVD-ROM können Sie über neunzig Jahre dieser<br />

Familiengeschichte multimedial erleben. Fotos aus dem Familienalbum, Aufzeichnungen<br />

aus einem Haushaltsbuch, Postkarten, Zeitzeugeninterviews mit<br />

den letzen Holocaust-Überlebenden und viele andere Zeugnisse dokumentieren<br />

eindrucksvoll und facettenreich die schicksalhafte Familiengeschichte. Parallel<br />

dazu wird die politisch-gesellschaftliche Entwicklung jüdischen Lebens in<br />

Deutschland von 1914 bis 2004 dargestellt.<br />

Die DVD (Best.Nr. 1891) kann bestellt werden über:<br />

Bundeszentrale für politische Bildung<br />

Adenauerallee 86, 53113 Bonn<br />

Tel.: 018 88 – 515 -0 , Fax: 018 88 – 515 113<br />

E-Mail: info@bpb.de, www.bpb.de<br />

Auf der Webseite www.chotzen.de wird die Geschichte dieser deutsch-jüdischen<br />

Familie vom Beginn des Ersten Weltkriegs bis heute erzählt. Mit vielen<br />

Filmen, Bildern und Dokumenten – auch mit speziell für die Grundstufe zugeschnittenen<br />

Materialien.<br />

ginnt mit dem Alten Testament und<br />

dem Reich der Israeliten, mit Abraham<br />

aus der Stadt Ur. Informationen über<br />

das Leben von Juden und Christen im<br />

Mittelalter, vor allem in Deutschland,<br />

schließen sich an. An vielen Beispielen<br />

zeigt der Autor, wie die jüdische Bevölkerung<br />

bereits dam<strong>als</strong> ausgegrenzt und<br />

zum „Sündenbock“ erklärt wurde. Ein<br />

weiteres Kapitel berichtet über Feste,<br />

Regeln und Bücher, die wichtigsten jüdischen<br />

Feiertage und Bräuche werden<br />

erklärt.<br />

Ein Schwerpunkt ist die Zeit des Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

und die Verfolgung und<br />

Ermordung der Juden Europas. Das<br />

übersichtlich gestaltete Geschichtsbuch<br />

mit vielen Abbildungen, Schriftbeispielen,<br />

Erzählungen, Gedichten, Zeittafeln,<br />

Karten und weiterführenden Literaturangaben<br />

eignet sich <strong>als</strong> Nachschlagewerk.<br />

Es erläutert die wichtigsten Ereignisse<br />

und historischen Zusammenhänge<br />

jüdischer Geschichte.<br />

Polikav, Léon:<br />

Geschichte des Antisemitismus<br />

6 Bde., Verlag Georg Heintz. Worms<br />

1977<br />

Rabinovici, Doron et al. (Hrsg.):<br />

Neuer Antisemitismus. Eine<br />

globale Debatte<br />

Suhrkamp Verlag. Frankfurt/M. 2004<br />

Rensmann, Lars:<br />

Demokratie und Judenbild<br />

Antisemitismus in der politischen Kultur<br />

der Bundesrepublik Deutschland.<br />

Wiesbaden 2004<br />

Zentrum Demokratischer Kultur in Kooperation<br />

mit der<br />

Amadeo-Antonio-Stiftung (Hrsg.):<br />

Vor Antisemitismus ist man nur<br />

noch auf dem Monde sicheR<br />

Antisemitismus und Antiamerikanismus<br />

in Deutschland.<br />

Leipzig 2004


Die Feststellung von Wolfgang Benz,<br />

dem Leiter des Institutes für Antisemitismusforschung<br />

an der Technischen<br />

Universität Berlin, dass der Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

– <strong>als</strong> Ideologie, wie <strong>als</strong> praktizierte<br />

Herrschaft – auch mehr <strong>als</strong> 50<br />

Jahre nach seinem Untergang keine abgeschlossene<br />

Ära der deutschen und<br />

universalen Geschichte sei und dass die<br />

zwölf Jahre des „Dritten Reiches“ noch<br />

immer eine politische, moralische und<br />

wissenschaftliche Herausforderung bilden,<br />

die tief in den alltäglichen Diskurs<br />

hineinreicht, ist auch heute noch aktuell.<br />

Nicht nur diese Tatsache, sondern<br />

auch dass Neofaschisten/Rechtsradikale<br />

immer wieder mit Angriffen auf Ausländer,<br />

Juden, Schwule, Behinderte, Nichtsesshafte<br />

und deren Einrichtungen auf<br />

sich aufmerksam machen, bringt es mit<br />

sich, dass man sich auch in der Grundschule<br />

mit dem Thema Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

auseinander setzen muss.<br />

Die Frage, ab welchem Alter GrundschülerInnen<br />

über den Nation<strong>als</strong>ozialismus,<br />

d.h. <strong>als</strong>o auch über die Shoah unterrichtet<br />

werden sollen, ist nach wie vor ungeklärt.<br />

Ungeklärt ist auch die Frage<br />

wie den SchülerInnen das Thema vermittelt<br />

werden soll, <strong>ohne</strong> sie erkenntnismäßig<br />

oder emotional zu überfordern.<br />

Allein diese Fragen zeigen, dass<br />

die Auseinandersetzung mit dem Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

und der Shoah in der<br />

Grundschule nicht unumstritten und gewiss<br />

kein „typischer“ Unterrichtsinhalt<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus und<br />

Shoah in der Grundschule<br />

Carl von Ossietzky (1889-1938), Publizist und Herausgeber der Weltbühne.<br />

ist. Kein Rahmenplan, keine Richtlinie<br />

des Sachunterrichts sieht diesen Inhaltsbereich<br />

vor. Daraus aber die Schlussfolgerung<br />

zu ziehen, dann lassen wir es<br />

auch und klammern den Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

und die Shoah aus, wäre sicherlich<br />

der f<strong>als</strong>che Weg. Vielmehr wollen<br />

wir zeigen, warum es wichtig sein<br />

kann, den Nation<strong>als</strong>ozialismus und die<br />

Shoah <strong>als</strong> Thema schon in der Grundschule<br />

zu behandeln.<br />

Erziehung nach Auschwitz<br />

1966 forderte in einem Vortag im Hessischen<br />

Rundfunk der Philosoph Theodor<br />

W. Adorno, „dass Auschwitz nicht<br />

noch einmal sei, ist die allererste [For-<br />

derung] an Erziehung. Sie geht so sehr<br />

jeglicher anderen voran, dass ich weder<br />

glaube, sie begründen zu müssen noch<br />

zu sollen. Ich kann nicht verstehen,<br />

dass man mit ihr bis heute so wenig<br />

sich abgegeben hat. Sie zu begründen<br />

hätte etwas Ungeheuerliches angesichts<br />

des Ungeheuerlichen, das sich zutrug.“<br />

Wie aber soll diese „Erziehung nach Auschwitz“<br />

aussehen und was kann die<br />

Grundschule dazu beitragen, dass die<br />

SchülerInnen sich diesem Thema öffnen<br />

und daraus lernen, <strong>ohne</strong> dass die Geschichte<br />

des Nation<strong>als</strong>ozialismus fragmentarisiert<br />

oder bagatellisiert wird?<br />

Und wann hat sie zu beginnen?<br />

So gibt es zum Beispiel ein Bilderbuch<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

NATIONALSOZIALISMUS B


B<br />

NATIONALSOZIALISMUS<br />

Boykott jüdischer Geschäfte April 1933<br />

der Psychoanalytikerin Judith S. Kestenberg<br />

„Als Eure Großeltern noch jung<br />

waren“, das sich schon an 3-jährige<br />

wendet. Kerstenberg begründet das wie<br />

folgt:<br />

„Wenn wir Kriege verhindern wollen,<br />

wenn wir vermeiden wollen, fremde<br />

Menschen zu verachten und anzugreifen,<br />

dann müssen wir den Kindern die<br />

Wahrheit sagen – so früh wie möglich.<br />

Die beste Zeit, die Geschichte unseres<br />

Landes zu erzählen, ist, wenn Kinder<br />

beginnen, Fragen zu stellen und schon<br />

genug Worte haben, um zu erklären,<br />

was sie denken.“<br />

Auch Adorno plädiert dafür, schon in<br />

der frühen Kindheit damit zu beginnen:<br />

„Erziehung wäre sinnvoll überhaupt nur<br />

<strong>als</strong> eine zu kritischer Selbstreflexion. Da<br />

aber die Charaktere insgesamt, auch<br />

die, welche im späteren Leben die Untaten<br />

verübten, nach den Kenntnissen<br />

der Tiefenpsychologie schon in der frühen<br />

Kindheit sich bilden, so hat Erziehung,<br />

welche die Wiederholung verhindern<br />

will, auf die frühe Kindheit sich zu<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

konzentrieren.“ Diese Ansicht teilt auch<br />

Malte Dahrendorf : „Es sollte Einigkeit<br />

darüber bestehen, dass Aufklärung und<br />

Information über dieses fast unglaubli-<br />

Anne Frank Tagebuch<br />

S. Fischer Verlag (TB.),<br />

Frankfurt/Main, 2001<br />

che Stück unserer Geschichte notwendig<br />

ist und dass man damit nicht so lange<br />

warten kann/darf, bis die Kinder groß<br />

genug dafür sind.“<br />

Gertrud Beck schreibt in ihrem Aufsatz<br />

„Holocaust <strong>als</strong> Thema in der Grundschule“<br />

(Grundschulzeitschrift Heft 97,<br />

1996), in dem sie vehement für die Behandlung<br />

des Holocaust in der Grundschule<br />

eintritt, „Erziehung nach Auschwitz<br />

kann sich nicht auf eine Unterrichtseinheit<br />

beschränken. Sie muss<br />

vielmehr langfristig auf die Persönlichkeitsbildung<br />

gerichtet sein und auf<br />

unterschiedlichsten Ebenen (soziale Kultur<br />

des schulischen Alltags, Umgang mit<br />

Konflikten und Minderheiten sowie Thematisierung<br />

von Ausgrenzung, Machtmissbrauch<br />

und Geschichte des Holocaust)<br />

erfolgen (S. 12).“<br />

Aber die Umsetzung im Grundschulunterricht<br />

stellt fast immer eine Gratwanderung<br />

zwischen Bagatellisierung<br />

und Überforderung dar. Deshalb müs-<br />

Anne Frank wurde 1929 <strong>als</strong> Kind jüdischer<br />

Eltern in Frankfurt am Main geboren.<br />

Ihre Familie flüchtete 1933<br />

vor dem Terror der Nation<strong>als</strong>ozialisten<br />

nach Amsterdam. Nach dem Einmarsch<br />

der deutschen Truppen in die<br />

Niederlande versteckten sich Anne<br />

Frank und ihre Familie in einem Amsterdamer<br />

Hinterhaus. Dort schrieb Anne<br />

Frank ihr weltberühmtes Tagebuch.<br />

Nach dem Verrat ihres Verstecks<br />

1944 wurden Anne Frank und ihre Familie<br />

deportiert. Anne Frank starb 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen<br />

im Alter von 15 Jahren.


Reichstagsbrand 28.Februar 1933 (unten), Marinus van der Lubbe vor Gericht (oben)<br />

sen Themen gefunden werden, die beides<br />

ausschließen.<br />

Es gibt genügend Anlässe und eine Fülle<br />

von Materialien und Ideen, die geradezu<br />

dazu auffordern, das Thema Shoah<br />

und Nation<strong>als</strong>ozialismus in der<br />

Grundschule zu bearbeiten. Dazu noch<br />

einmal Beck: „Um Kindern einen Zugang<br />

zur Geschichte am Beispiel des<br />

Holocaust zu eröffnen, sind Geschichten<br />

wichtig, in die sie sich aufgrund des<br />

Vergleichs mit eigenen Erfahrungen ein-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

fühlen und eindenken können und die<br />

zugleich deutlich werden lassen, wie<br />

sich politische Ereignisse und Maßnahmen<br />

auf das leben einzelner Menschen<br />

ausgewirkt haben. Hierfür brauchen<br />

Kinder Zeit und die Möglichkeit, sich eigenen<br />

Zugänge, Materialien und Aufgaben<br />

wählen zu können“<br />

Eine gute Möglichkeit dazu, den von<br />

Gertrud Beck formulierten Gedanken<br />

umzusetzen, ist, mit den SchülerInnen<br />

anhand von sozialkritischen Kinderbüchern,<br />

Sachverhalte zu thematisieren.<br />

Einsatzmöglichkeiten im<br />

Unterricht<br />

Da es in der Grundschule nicht um die<br />

komplexe Darstellung des Themas, sondern<br />

um einen ersten Zugang geht, bietet<br />

eine gute Möglichkeit, den Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

und damit die Shoah im<br />

Unterricht zu behandeln, das Fach Sachunterricht.<br />

Im Rahmenplan Sachunterricht für die<br />

Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />

heißt es: „Das<br />

Themenfeld ,Zeit und Geschichte verstehen’<br />

ermöglicht eine erste Orientierung<br />

in der historischen Zeit und bezieht sich<br />

dabei auf Alltagsgeschichte sowie bedeutsame<br />

historische Ereignisse und<br />

Prozesse. Schülerinnen und Schüler entwickeln,<br />

ausgehend von ihrer eigenen,<br />

individuellen Geschichte, ein Verständnis<br />

für Zeitabläufe und zeitliche Verknüpfungen.<br />

Indem sie sich in das Leben<br />

der Menschen vergangener Zeiten<br />

versetzen und Bedingungen ihres Handelns<br />

betrachten, entwickelt sich ihr historisches<br />

Verständnis.“<br />

Eine Unterrichtseinheit mit dem Thema<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus/Holocaust kann<br />

dazu beitragen, die oben genannten<br />

Ziele zu erreichen, da sich das Thema<br />

an Erkenntnissen der Geschichtswissenschaft<br />

orientiert.<br />

Dabei soll das Fach Sachunterricht an<br />

den Stellen mit anderen Fächern verknüpft<br />

werden, an denen es sich in Bezug<br />

auf Ziele, Inhalte und Verfahrensweisen<br />

eignet oder sinnvoll erscheint.<br />

So kann z. B. die Verbindung zu dem<br />

Fach Deutsch die mögliche Thematisierung<br />

des Nation<strong>als</strong>ozialismus/Holocaust<br />

anhand von Kinderbüchern und<br />

anderen Textformen ermöglichen. Um<br />

den SchülerInnen den Zugang zu den<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

NATIONALSOZIALISMUS B


B<br />

NATIONALSOZIALISMUS<br />

Ereignissen während der NS-Zeit zu erleichtern,<br />

sollte der Unterricht auch die<br />

Geschichte eines identifizierbaren Ortes<br />

aus der Region in der die SchülerInnen<br />

leben umfassen.<br />

Bei der Auswahl der Kinderliteratur wurde<br />

darauf geachtet, dass die ausgewählten<br />

Geschichten die eines Kindes<br />

sind, da so die Welt der Protagonisten<br />

und deren Leben leichter nach zu vollziehen<br />

ist. Die nun folgende Auswahl<br />

von Kinderbüchern ist sehr subjektiv<br />

und beansprucht keine Vollständigkeit.<br />

Sie dient nur der Anregung.<br />

Im Anhang daran sind Internet-Links<br />

aufgeführt, wo man sich über den Einsatz<br />

von Kinderliteratur im Unterricht informieren<br />

kann .<br />

Tuckermann, Anja:<br />

Muscha<br />

Erika Klopp Verl., München 1994, 218 S.<br />

ISBN 3-7817-2080-2<br />

Ab 11 J.<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Josef, genannt Muscha, versteht nicht, warum man<br />

ihn schikaniert, verprügelt und ihm Schimpfworte<br />

hinterher ruft – er ist doch genau wie alle! Seine Eltern,<br />

anders <strong>als</strong> er, blond und blauäugig und damit<br />

den Rasseidealen der Zeit entsprechend, wollen ihm nicht sagen, was es mit<br />

Worten wie „Mulatte“ auf sich hat und was ein Jude ist. Immer mehr passiert,<br />

was er nicht begreift ...<br />

Über einen Zeitraum von acht Jahren – 1938 bis 1946 – wird hier das authentische<br />

Schicksal von Josef Muscha Müller geschildert, der erst nach Kriegsende<br />

erfährt, dass er Sinto und ein Adoptivkind ist.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Die getötete Kindheit<br />

Erinnerungen ehemaliger Kinderhäftlinge<br />

in faschistischen<br />

Konzentrationslagern.<br />

Herausgegeben und aus dem<br />

russischen übersetzt von<br />

Inge Gerlinghoff und Brigitte<br />

Domurath.<br />

Trafo Verlag Dr. Wolfgang Weist,<br />

Berlin 2003<br />

ISBN: 3-89626-452-4<br />

Die Situation und die vielfältigen<br />

Schicksale der Kinderhäftlinge in<br />

den KZs ist nicht so bekannt, wie<br />

das Leben im KZ der erwachsenen<br />

Häftlinge. Stella Nikiforowa<br />

hat ihre eigenen Erinnerungen aufgeschrieben und sie zusammen mit 17 anderen<br />

Zeitzeugenberichten von Kinderhäftlingen, die aus der Umgebung von<br />

Leningrad, heute St. Petersburg, stammen, Anfang der 90er Jahre veröffentlicht.<br />

Es sind erschütternde Berichte, die zeigen, dass die Nation<strong>als</strong>ozialisten auch<br />

vor Kindern nicht haltmachten, sondern sie dem Lagerleben in seiner ganzen<br />

Härte aussetzten und sie sowohl <strong>als</strong> Arbeitskräfte <strong>als</strong> auch für medizinische<br />

Experimente ausbeuteten.<br />

Für die Arbeit in der <strong>Schule</strong> kann das Buch einmal den eigenen Horizont erweitern,<br />

da es weniger bekannte Aspekte wie das Vorgehen der Nazis gegen<br />

die Bevölkerung in der SU und das Schicksal von Kindern im KZ thematisiert.<br />

Die Berichte können aber auch im Unterricht verwendet werden, da das Alter<br />

der Opfer eine direkte Identifikation der SchülerInnen mit ihnen ermöglicht.<br />

Der Bericht kann z. B. zur Vorbereitung einer Exkursion nach Ravensbrück<br />

oder andere KZs dienen. Umfang und Sprache machen die Texte leicht zugänglich.<br />

(entnommen einer Rezension von Eda Brandmayer, blz März/April 2004)


Literatur<br />

Wolfgang Benz,<br />

Geschichte des Dritten Reiches<br />

München 2000<br />

Mit 150 Abbildungen. Diese Geschichte<br />

des „Dritten Reiches“ wendet sich nicht<br />

an Fachhistoriker, sondern an ein allgemeines<br />

Publikum. Mit Blick auf das Wesentliche<br />

schildert das Buch des Zeithistorikers<br />

Wolfgang Benz den Weg der<br />

nation<strong>als</strong>ozialistischen Diktatur von der<br />

„Machtergreifung“ am 30. Januar<br />

1933 bis zur deutschen Kapitulation im<br />

Mai 1945. Einen zentralen Platz in der<br />

Darstellung nimmt die Verfolgung und<br />

Vernichtung der europäischen Juden<br />

Krausnick, Michael:<br />

Auf Wiedersehen im Himmel.<br />

Die Geschichte der Angela Reinhardt.<br />

Elefanten Press, Berlin 2001, 173 S.<br />

ISBN 3-57014-614-6<br />

Ab 12 J.<br />

ein. Zahlreiche, oft ausführlich kommentierte<br />

Abbildungen veranschaulichen<br />

die Chronik der historischen Ereignisse.<br />

Gordon A. Craig,<br />

Deutsche Geschichte 1866-1945.<br />

München 1996<br />

Gordon A. Craigs erfolgreiches Buch<br />

„Deutsche Geschichte 1866-1945“ ist<br />

eine umfassende Darstellung nicht nur<br />

der Geschichte von Staat, Gesellschaft<br />

und Wirtschaft, sondern auch der Entwicklung<br />

von Erziehung und Kultur vom<br />

Kaiserreich bis zur Epoche des Nation<strong>als</strong>ozialismus.<br />

Von 39 Sinti-Kindern, die am 9. Mai 1944<br />

von der Heiligen St. Josefspflege in Mulfingen<br />

nach Auschwitz deportiert wurden, hatten<br />

drei Mädchen und ein Junge überlebt.<br />

Darunter Angela Reinhardt. Dabei sehnte<br />

sich die dam<strong>als</strong> Zehnjährige danach, diesen<br />

„Ausflug mit dem Bus“ mitzumachen. Doch eine Schwester rettete ihr das Leben...<br />

Anhand der Erzählungen und den Aufzeichnungen Angela Reinhardts,<br />

nach Einsicht in Archive und Dokumente beschreibt Krausnick ihr Leben, wobei<br />

er die kindliche Sicht Angela Reinhardts erhält.<br />

Zu dem Buch gibt es ein Video,<br />

beides ist zu erwerben beim:<br />

Dokumentations- und Kulturzentrum<br />

Deutscher Sinti und Roma<br />

Bremeneckgasse 2<br />

69117 Heidelberg<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Richard J. Evans,<br />

Das Dritte Reich – Band 1:<br />

Aufstieg<br />

München 2004<br />

Aus dem Englischen von Holger Fliessbach<br />

und Udo Rennert. Die NS-Diktatur<br />

brachte im 20. Jahrhundert unendliches<br />

Grauen über Europa. Evans zeigt die Ursachen<br />

dieser unvergleichlichen politischen<br />

Katastrophe und dokumentiert,<br />

weshalb die nation<strong>als</strong>ozialistische Bewegung<br />

gerade in Deutschland ihre volle<br />

Zerstörungskraft entfalten konnte.<br />

Dieser erste von drei Bänden über das<br />

Dritte Reich schließt mit der Schilderung<br />

der in den Jahren 1933 und 1934<br />

durchgeführten Maßnahmen der neuen<br />

Regierung zur Festigung ihrer Herrschaft.<br />

Sebastian Haffner,<br />

Anmerkungen zu Hitler<br />

München 1978<br />

Walter Hofer (Hrsg.),<br />

Der Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

Dokumente 1933-1945<br />

Frankfurt/M. 1981<br />

Informationen zur politischen Bildung:<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus I<br />

Von den Anfängen bis zur Festigung der<br />

Macht.<br />

Heft 251. Bonn 2003<br />

Informationen zur politischen Bildung:<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus II<br />

Führerstaat und Vernichtungskrieg.<br />

Heft 266. Bonn 2004.<br />

Informationen zur politischen Bildung:<br />

Deutscher Widerstand 1933-1945<br />

Heft 243. Bonn 2004<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

LITERATUR B


B<br />

LITERATUR<br />

Alle Hefte mit einer ausführlich kommentierten<br />

Bibliografie.<br />

Hans-Ulrich Wehler,<br />

Deutsche Gesellschaftsgeschichte<br />

Vierter Band. Vom Beginn des Ersten<br />

Weltkrieges bis zur Gründung der beiden<br />

deutschen Staaten 1914-1949.<br />

München 2003.<br />

Der vierte Band behandelt die Epoche<br />

von 1914 bis 1949, umspannt <strong>als</strong>o die<br />

beiden Weltkriege, die Zerstörung der<br />

Weimarer Republik, die Führerdiktatur<br />

Hitlers, den Holocaust und die Nachkriegsjahre<br />

bis zur Gründung der beiden<br />

deutschen Neustaaten.<br />

Judith S. Kestenberg<br />

Vivienne Koorland<br />

Als Eure Großeltern jung waren<br />

Mit Kindern über den Holocaust<br />

sprechen<br />

2. Auflage 1998,<br />

ISBN 3-926952-69-5<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Die Erinnerung darf nicht sterben<br />

Ein Bilderbuch über den Holocaust für<br />

Kinder ab drei Jahren, für Eltern und<br />

Großeltern, für alle, die einen Teil<br />

deutscher Geschichte besser verstehen<br />

wollen. Es ist besonders für den<br />

Einsatz im Kindergarten und in der<br />

Grundschule geeignet.<br />

Mit einem Nachwort „Warum und wie sollen wir Kleinkindern von der Nazizeit<br />

in Deutschland erzählen?“ von Judith S. Kestenberg<br />

Dieses Bilderbuch wurde seit seinem Erscheinen viel diskutiert. Immer wieder<br />

entzündet sich an diesem „Klassiker” die Diskussion, ob man schon mit kleinen<br />

Kindern über den Holocaust sprechen sollte.<br />

Unter der Schirmherrschaft der<br />

Bundestagsvizepräsidentin Dr. Antje<br />

Vollmer rief die Initiative Shoa.de alle<br />

<strong>Schule</strong>n auf, sich im Rahmen eines<br />

Wettbewerbs gegen das Verdrängen der nation<strong>als</strong>ozialistischen Vergangenheit<br />

einzusetzen. Der Wettbewerb richtete sich an Schülerinnen und Schüler, Jugendliche<br />

und junge Erwachsene (Einzelpersonen, Klassen, Gruppen, etc.)<br />

und wollte sie anregen, sich mit den Themenbereichen Holocaust, Drittes<br />

Reich und Zweiter Weltkrieg auseinanderzusetzen.<br />

Die Erinnerung darf nicht sterben ist ein Hörspiel der Schüler/inneninitiative<br />

ARADI von der Friedrich-List-Oberschule in Berlin Pankow und der Globalen Medienwerkstatt.<br />

Das Hörspiel handelt von der Zeitzeugin Barbara Reimann-Dollwetzel<br />

und der NS-Zeit. Die junge Kommunistin (geb. 1920) war in den KZs<br />

Fuhlsbüttel und Ravensbrück inhaftiert und wurde mit vielen anderen Gefangenen<br />

aus Ravensbrück Ende April 1945 auf den Todesmarsch Richtung Ostsee<br />

geschickt. Die Schüler/innen von ARADI schrieben und sprachen das Manuskript<br />

und setzten sich so mit der NS-Diktatur auseinander. Das Hörspiel<br />

wurde bei dem Shoa.de Jugendwettbewerb mit einem Sonderpreis der Jury<br />

ausgezeichnet.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.shoa.de und www.globale-medienwerkstatt.de<br />

Weiterführende Links<br />

Das Institut für Friedenspädagogik hat<br />

auf seiner Internetseite das neu erstellte<br />

Auswahlverzeichnis für Kinder und<br />

Jugendliche zum Thema Nation<strong>als</strong>ozialismus<br />

und Neonazismus veröffentlicht.<br />

Es umfasst literarische Werke und Sachbücher<br />

für alle Altersgruppen und richtet<br />

sich vornehmlich an Lehrer/innen<br />

und andere Multiplikatoren der Kinderund<br />

Jugendbildung.<br />

www.friedenspaedagogik.de/service/lteratur/lit_rechts/in_re.html


www.fasena.de<br />

www.erziehung-nach-auschwitz.de<br />

Die Forschungs- und Arbeitsstelle (FASE-<br />

NA) „Erziehung nach/über Auschwitz<br />

unterstützt Lehrer und Pädagogen bei<br />

der Vorbereitung und Durchführung von<br />

Projekten, die sich mit dem Thema des<br />

Holocaust beschäftigen. Mit umfangreichen<br />

Materialien zum Download und<br />

Linkverzeichnis.<br />

www.holocausteducation.de<br />

Diese Webseite ist das Ergebnis einer<br />

umfangreichen Recherche zu Projekten,<br />

die in <strong>Schule</strong>n, Gedenkstätten und in<br />

der Jugendarbeit zu den Themen Holocaust<br />

und Nation<strong>als</strong>ozialismus realisiert<br />

wurden.<br />

www.frieden-fragen.de<br />

ist ein Internet-Angebot für Kinder, Eltern<br />

und ErzieherInnen das zu Fragen<br />

von Krieg und Frieden informiert und einen<br />

Austausch zu diesem Themenbereich<br />

ermöglicht. Kinder nehmen ihre<br />

soziale und politische Umwelt sehr bewusst<br />

wahr. Damit verbunden sind viele<br />

Fragen und der Wunsch nach Antworten<br />

und Orientierung. Die Konfrontation mit<br />

Krieg und Gewalt, Hass und Ungerechtigkeit<br />

berührt zentrale Lebens- und Zukunftsbereiche<br />

gerade auch von Kindern.<br />

Sie sind in vielfältiger Weise betroffen:<br />

<strong>als</strong> unmittelbare oder mittelbare<br />

Opfer, durch die Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen<br />

und Perspektiven,<br />

durch Traumatisierung und Angst vor erneuter<br />

Gewalt oder auch durch Missbrauch.<br />

Dabei entwickeln Kinder mit ih-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Clara Asscher-Pinkhof<br />

Sternkinder<br />

Mit einem Vorwort von<br />

Erich Kästner.<br />

Aus dem Niederländischen von<br />

Wilhelm Niemeyer<br />

Oetinger Verlag, Hamburg 1987<br />

224 S.; ab 12 Jahren<br />

„Sternkinder“ nannte Clara Asscher-<br />

Pinkhof jene jüdischen Kinder, die<br />

sie in den Niederlanden betreute.<br />

Die meisten von ihnen sind von den<br />

Nation<strong>als</strong>ozialisten ermordet worden.<br />

Die Autorin schildert die vielen Stationen auf dem Leidensweg dieser holländischen<br />

Kinder: die Stigmatisierung durch den gelben Stern, den Ausschluss aus<br />

Kindergärten und <strong>Schule</strong>n, das Leben im Getto, die Deportation in die Vernichtungslager.<br />

Die Erwachsenen kennen oder ahnen die tödliche Gefahr, doch sie<br />

bemühen sich darum, den Kindern so lange wie möglich ihre „kleine Welt“ zu<br />

erhalten. Trotz der zunehmenden Einschränkungen und Verschlechterungen<br />

der Lebensbedingungen finden die Kinder immer neue Möglichkeiten, ihre<br />

Interessen und Fantasien auszuleben, zu spielen und fröhlich zu sein.<br />

In den vier Kapiteln „Sternstadt“, „Sternhaus“, „Sternwüste“, „Sternhölle“<br />

erzählt die Autorin einzelne Episoden aus dem Leben dieser Kinder und zeigt<br />

durch die Überschriften wie sich die Gefahr langsam steigert. Jedes Kapitel<br />

kann für sich gelesen werden, <strong>ohne</strong> an Bedeutung zu verlieren.<br />

rem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn<br />

häufig mehr und stärkere Empathie<br />

für die Opfer <strong>als</strong> Erwachsene und<br />

suchen nach konkreten Handlungsan-<br />

sätzen und -möglichkeiten.<br />

Die Antworten werden sich am Stand<br />

der wissenschaftlichen Diskussion verbunden<br />

mit einer ethischen Orientierung<br />

an den Menschenrechten und dem<br />

Prinzip der Gewaltfreiheit, an ziviler<br />

Konfliktbearbeitung und der Etablierung<br />

einer Friedenskultur orientieren.<br />

Dabei sollen und müssen durchaus<br />

unterschiedliche Meinungen und Erklärungsansätze<br />

Berücksichtigung finden.<br />

Neben dem Kinderbereich gibt es einen<br />

Bereich für Eltern, Erzieherinnen/Erzie-<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

LITERATUR B


B<br />

LITERATUR<br />

her und Lehrerinnen/Lehrer, der pädagogische<br />

Fragen, Reaktions- und Handlungsmöglichkeiten<br />

mit diesem Themenbereich<br />

zum Inhalt hat.<br />

Die inhaltliche und technische Entwicklung<br />

und Betreuung wird vom Institut<br />

für Friedenspädagogik Tübingen e.V. in<br />

Zusammenarbeit mit ausgewiesenen<br />

Medienexpertinnen und -experten und<br />

Friedensforscherinnen und -forschern<br />

übernommen.<br />

© 2005 Institut für Friedenspädagogik<br />

Tübingen e.V.<br />

Corrensstr.12, D-72076 Tübingen,<br />

Tel.: 07071 / 92 051 -0, Fax: 07071 /<br />

92 051 11<br />

E-Mail:<br />

kontakt@friedenspaedagogik.de<br />

Deutschkron, Inge / Ruegenberg, Lukas:<br />

Papa Weidt. Er bot den Nazis die Stirn<br />

Verlag Butzon & Bercker, Kevelaer 1999.<br />

36 Seiten,<br />

ISBN 3-7666-0210-1.<br />

(für Kinder ab 8 Jahren)<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Kathryn Winter:<br />

Katarina. Ein Roman vom Überleben<br />

Beltz & Gelberg, 2000, ab 11 Jahren<br />

Inge Deutschkron wurde 1922 in Finsterwalde<br />

geboren. Seit 1927 lebte sie mit ihrer<br />

Familie in Berlin. Als Jüdin wurde sie<br />

1939 zur Fabrikarbeit zwangsverpflichtet.<br />

Durch eine selbst zugefügte Knieverletzung gelang es ihr, ihre Entlassung zu<br />

provozieren. Der Unternehmer Otto Weidt holte sie daraufhin 1941 in seine<br />

Blindenwerkstatt in der Rosenthaler Straße 39 in Berlin-Mitte. Weidts Werkstatt<br />

war ein „kriegswichtiger“ Betrieb, weil er Bürsten und Besen für die<br />

Wehrmacht herstellte. In seinem Betrieb arbeiteten vor allem Blinde, aber<br />

auch zwangsverpflichtete Juden. Otto Weidt, selbst keine Jude, bot ca. 30 jüdischen<br />

Beschäftigten in seiner Werkstatt Schutz vor der Gestapo.<br />

Das achtjährige jüdische Mädchen Katarína lebt mit<br />

Tante Klara in einem Dorf in der Slowakei. Sie geht<br />

dort zur <strong>Schule</strong> und hat viele Freundinnen. Doch<br />

plötzlich verändert sich Katarínas Leben. Erst darf sie<br />

nicht mehr zur <strong>Schule</strong> gehen, ihre Freundinnen besuchen<br />

sie nicht mehr und dann wird sie bei einer Bauernfamilie<br />

versteckt – vorerst für zwei Wochen. Tante Klara und ihr neuer Ehemann,<br />

Onkel Teo, versprechen ihr, sie bald nach Hause zu holen. Doch die beiden<br />

kommen nicht wieder. Als die Bauernfamilie erfährt, dass das Mädchen<br />

Jüdin ist, schicken sie sie fort. Nach vielen Fluchtstationen wird Katarína von<br />

einem protestantischen Waisenhaus aufgenommen.<br />

Die Autorin Kathryn Winter schrieb diesen packenden Roman vor dem Hintergrund<br />

eigener Erlebnisse aus der Sicht des kleinen Mädchens, das nicht einmal<br />

genau weiß, warum es verfolgt wird. Katarína weiß nicht einmal genau,<br />

was es bedeutet, Jüdin zu sein. Sie wurde nicht religiös erzogen, sie fühlt sich<br />

eigentlich <strong>als</strong> Katholikin und verehrt Heiligenfiguren, deren Bildchen sie mit<br />

sich herumträgt. Die Jahre der Flucht und des Versteckens übersteht sie kraft<br />

ihrer Hoffnung und Zuversicht, ihre Familie bald wieder zu sehen


Der Begriff „Rechtsextremismus“ spielt<br />

in der gesellschaftlichen Diskussion eine<br />

große Rolle, sagt aber wenig aus.<br />

Die politischen Orte „rechts“ oder<br />

„links“ erklären sich aus der geschichtlichen<br />

Tradition. In der Restaurationszeit,<br />

die der Französischen Revolution<br />

folgte, saßen in den beiden Kammern<br />

des Parlaments die Oppositionsparteien<br />

zur Linken des Präsidenten. Es ist <strong>als</strong>o<br />

nur ein Zufall, dass die politische Linke<br />

„Links“ heißt und nicht „Rechts“. Was<br />

rechts und was links ist, muss jeweils<br />

neu definiert werden. Die Übergänge<br />

sind heute fließender geworden, <strong>als</strong> sie<br />

es noch im letzten Jahrhundert waren.<br />

Nähme man „Rechtsextremismus“ im<br />

Wortsinn ernst, wäre der Inhalt nur eine<br />

Steigerung dessen, was gemeinhin <strong>als</strong><br />

„rechts“ bezeichnet wird. Ein „Rechter“<br />

wäre ein Rassist und ein Rechtsextremer<br />

eben „extrem“ rassistisch. Doch<br />

wer was <strong>als</strong> „extrem“ empfinden darf,<br />

ist strittig. Der Begriff „Rechtsextremismus“<br />

zielt darauf, dass ein gesellschaftliches<br />

Problem, wie auch immer<br />

es benannt wird, an den Rändern des<br />

Gemeinwesens auftritt – <strong>als</strong> extreme<br />

Version dessen, was „harmloser“ in der<br />

Mitte und im „Mainstream“ zu beobachten<br />

ist. Das ist sicher f<strong>als</strong>ch. Einen<br />

harmlosen Antisemitismus gibt es ebenso<br />

wenig wie ein bisschen Schwangersein.<br />

Und ein Rassist ist immer eine Gefahr<br />

für die Demokratie, ob er seine<br />

Einstellung praktisch umsetzt oder<br />

nicht. Man könnte sogar behaupten, je-<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Rechtsextremismus und<br />

Rechtspopulismus<br />

mand der rassistische Meinungen vom<br />

Schreibtisch aus hoffähig macht, ist<br />

letztlich gefährlicher <strong>als</strong> jemand, der<br />

aus Dummheit und Ignoranz „braunen“<br />

Rattenfänger folgt.<br />

Das Bundesamt für Verfassungsschutz,<br />

dass alljährlich einen Verfassungsschutzbericht<br />

erstellt, der rechts- und linksextreme<br />

Bestrebungen in der Gesellschaft<br />

auflistet, arbeitet mit folgender Arbeitsdefinition:<br />

„Rechtsextremismus ist eine<br />

unterschiedlich ausgeprägte nationalistische,<br />

rassistische oder staatsautoritäre<br />

bis totalitäre Weltanschauung, die im<br />

Gegensatz zu den grundlegenden Prinzipien<br />

der freiheitlich demokratischen<br />

Grundordnung steht.“<br />

Auch diese Definition hat Mängel, da<br />

sie einer demokratischen Verfassung,<br />

die die allgemeinen Menschenrechte<br />

gesetzlich garantiert, gegenübergestellt<br />

wird, und wenn diese einmal außer<br />

Kraft gesetzt sind, könnte der „Extremismus“<br />

soziale Normalität werden.<br />

Darum ist der Begriff ständig zu überprüfen<br />

und neu zu definieren.<br />

Im internationalen Diskurs werden <strong>als</strong><br />

zentrale Themen des rechten Diskurses<br />

in Europa „<strong>Rassismus</strong>“ und „Antisemitismus“<br />

benannt. Der <strong>Rassismus</strong> definiert<br />

die Gesellschaft letztlich <strong>als</strong> eine<br />

naturbedingte Schicks<strong>als</strong>gemeinschaft,<br />

derer sich niemand entziehen kann.<br />

<strong>Rassismus</strong> <strong>als</strong> Ideologie teilt die Men-<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

RECHTSEXTREMISMUS B


B<br />

RECHTSEXTREMISMUS<br />

schen aufgrund bestimmter körperlicher,<br />

kultureller, ethnischer, nationaler<br />

oder religiöser Zugehörigkeit in naturbedingte<br />

(etwa Blutsverwandtschaft)<br />

Schicks<strong>als</strong>gemeinschaften ein. Die Mitglieder<br />

dieser Gemeinschaften zeichnen<br />

sich durch bestimmte, festgelegte unveränderbare<br />

psychische Eigenschaften<br />

aus. Wer in dieses Schema nicht passt,<br />

wird stigmatisiert und ausgegrenzt.<br />

Hier gibt es keinen Unterschied zwischen<br />

der „alten“ Rechten, die sich auf<br />

den Nation<strong>als</strong>ozialismus beruft und der<br />

„neuen“ Rechte, die einen anderen<br />

„modernen“, aber völkisch gedachten,<br />

Nation<strong>als</strong>taat fordert. <strong>Rassismus</strong> gibt es<br />

überall <strong>als</strong> weltanschauliche Bewegung,<br />

aber vor allem vor der Folie der westeuropäischen<br />

Tradition. Der „theoretische“<br />

<strong>Rassismus</strong> ist ein Produkt des Kolonialzeitalters.<br />

Er versucht die Überlegenheit<br />

der „weißen Rasse“ – <strong>als</strong> Synonym für<br />

die wirtschaftliche und militärische Potenz<br />

der Kolonialmächte – zu erklären.<br />

Eine besondere Form des <strong>Rassismus</strong> ist<br />

der Antisemitismus.<br />

Der rassistische Antisemitismus basierte<br />

auf dem wesentlich älteren christlichen<br />

Antijudaismus und ist <strong>ohne</strong> ihn nicht zu<br />

denken. Juden müssen für allerlei Probleme<br />

<strong>als</strong> Sündenböcke herhalten. Sie<br />

haben sich insgesamt gegen die nichtjüdische<br />

Menschheit verschworen<br />

zwecks Erlangung der Weltherrschaft.<br />

Dem Antisemitismus ist die Tendenz inhärent<br />

zur Extremform, zum elementatorischen<br />

Antisemitismus, zu tendieren:<br />

„Zur Endlösung der Judenfrage“.<br />

Mit dem Terminus „Rechtspopulismus“<br />

werden diejenigen Parteien in Europa<br />

bezeichnet, die sich auf wertkonservative,<br />

vor allem christliche Traditionen berufen.<br />

Einzelne weltanschauliche Themen,<br />

die von der Rechten artikuliert<br />

wurden, verselbständigten sich in Form<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Klaus Farin, Eberhard Seidel:<br />

Skinheads<br />

Verlag C. H. Beck, 5. erw. und aktualisierte<br />

Fassung 2002<br />

ISBN: 3 406 47583 3<br />

„Skinheads“ wurden das Synonym<br />

für Rechtsradikalismus und rassistische<br />

Gewalt. Farin und Seidel sahen<br />

genauer hin. Sie beschreiben exakt<br />

das rechtsradikale Netzwerk innerhalb<br />

der Skinheadszene, aber sie berichten<br />

auch von den anderen Skins,<br />

die nichts mit den Rechtsextremen zu<br />

tun haben wollen und sich dabei auf die multikulturellen Wurzeln ihrer Szene<br />

berufen. Sie portraitieren die wichtigsten Idole der Szene, beschreiben Skin-<br />

Medien, -Moden und -Musik, fragen nach der Rolle der Frauen und lassen vor<br />

allem die Betroffenen selbst zu Wort kommen.<br />

politischer Parteien, die punktuell aus<br />

dem jeweiligen demokratischen Konsens<br />

ausscheren. Die diversen rechtspopulistischen<br />

Parteien vereint der Vorwurf<br />

an die etablierten Parteien, sich<br />

gegenüber dem „Außenseiter“ der Gesellschaft<br />

zu nachsichtig und den Belangen<br />

der eigenen Bürger zu nachlässig<br />

zu verhalten. Sie schüren bewusst das<br />

Vorurteil, dass Fremde, Gesetzesbrecher<br />

und Schmarotzer bevorzugt würden und<br />

predigen offen die Intoleranz und schüren<br />

die Ängste vor einer Überfremdung.<br />

Dabei bieten sie in ihrem politischen<br />

Programm oft nur simple Rezepte an,<br />

die den besorgten und verunsicherten<br />

Bürgern eine schnelle Scheinlösung<br />

suggerieren.<br />

Die Rechtspopulisten in Europa praktizieren<br />

einen weltanschaulichen Spagat,<br />

der sie letztlich zu einer kurzlebigen<br />

Existenz verdammt (wie man an der<br />

Geschichte der „Liste Pim Fortuyn“ in<br />

den Niederlande oder der „Partei Recht-<br />

staatliche Alternative“ des Ronald Schill<br />

in Hamburg sehen kann). Ihre Wähler<br />

finden sich im demokratischen Mainstream,<br />

dem sich die Rechtspopulisten<br />

verpflichtet fühlen, nicht wieder, gleichzeitig<br />

versuchen die klassischen<br />

„Rechtsextremisten“ sich des Erfolgs<br />

rechtspopulistischer Parteien zu bedienen.<br />

Keine dieser Parteien hat es bisher<br />

geschafft, auf Dauer ein eigenes soziales<br />

Milieu zu etablieren, das sich von<br />

der Klientel abgrenzen kann und sich<br />

für ultrakonservative politische Inhalte<br />

erwärmt.


LITERATUR<br />

ky:<br />

Heißt du wirklich Hasan Schmidt?<br />

Rowohlt Verlag, Reinbek 1988 (rotfuchs<br />

20360)<br />

ab12 Jahren<br />

Der Soziologe Horst Bosetzky erzählt<br />

unter dem Pseudonym „-ky“ die Erlebnisse<br />

eines deutschen Jugendlichen, der<br />

das Leben einer türkischen Immigrantenfamilie<br />

näher kennen lernt.<br />

Die Geschichte wirkt zwar an vielen<br />

Stellen konstruiert, dennoch erfahren<br />

Jugendliche viel über die türkische<br />

Sprache, das Leben, die Kultur und<br />

Bräuche, aber auch über die Hoffnungen<br />

und Ängste türkischer Familien in<br />

Berlin und die Verhältnisse in der Türkei<br />

zur Zeit der Militärdiktatur.<br />

Carolin Philipps:<br />

Milchkaffee und Streuselkuchen<br />

Ueberreuter Verlag, Wien 1996<br />

117 S. ab 12 Jahren<br />

Die fiktive Geschichte erzählt vom Leben<br />

einer Flüchtlingsfamilie in Deutschland,<br />

von den Wünschen, Hoffnungen<br />

und Ängsten eines Jungen, der hier seine<br />

Heimat sieht und nach einem rassistischen<br />

Überfall einen neuen Freund<br />

findet.<br />

Das Buch vermittelt Hoffnung, weil<br />

zwei Jungen unterschiedlicher Hautfarbe<br />

einen Weg finden, miteinander zu<br />

leben. Das Fazit der beiden Jungen:<br />

„Milchkaffee und Streuselkuchen“ gehören<br />

zusammen, denn das eine ist <strong>ohne</strong><br />

das andere ziemlich langweilig.„<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

Informationen zur politischen Bildung<br />

Argumente gegen<br />

rechtsextreme Vorurteile<br />

(Bestellnummer 4008)<br />

Was tun, wenn auf der Familienfeier<br />

von einem älteren Onkel mal wieder<br />

die „guten“ Taten der Nazis hervorgehoben<br />

werden, beispielsweise der<br />

Autobahnbau oder das Ende der Massenarbeitslosigkeit.<br />

In der Auseinandersetzung<br />

mit rechtsextremistischem<br />

Gedankengut trifft man immer<br />

wieder auf historisch tradierte Vorurteile, die ihren Ausgangspunkt überwiegend<br />

in der Ideologie des Nation<strong>als</strong>ozialismus haben und bis in die Gegenwart<br />

Wirkung erzielen können. Dieses Heft setzt sich mit den gängigsten Vorurteilen<br />

detailliert auseinander und widerlegt sie.<br />

In alphabetischer Reihenfolge werden Schlagwörter und Begriffszusammenhänge<br />

rechtsextremer Propaganda aufgegriffen und einer kritischen Analyse<br />

unterzogen. Zur weiteren Beschäftigung mit dem jeweiligen Thema dienen Literatur-<br />

und Internethinweise.<br />

Diese und andere Broschüren zur politischen Bildung gibt es bei:<br />

Bundeszentrale für politische Bildung<br />

Adenauerallee 86<br />

53113 Bonn<br />

Tel.: 01888 – 515 0<br />

Fax: 01888 – 515 113<br />

E-Mail: info@bpb.de<br />

www.bpb.de<br />

Irmhild Söhl:<br />

Tadesse, warum?<br />

Das kurze Leben eines äthiopischen Kindes<br />

in einem deutschen Dorf.<br />

Herder Verlag, Freiburg 1991 (Herder<br />

Spektrum 4005)<br />

160 S. ab 12 Jahren<br />

Die Autorin erzählt die Geschichte ihres<br />

farbigen Adoptivsohn Tadesse, der sich<br />

mit elf Jahren erhängte. 1976 hatte die<br />

Familie Söhl den Jungen adoptiert und<br />

ihm ein neues Zuhause gegeben.<br />

Am 12. Mai 1989 veröffentlichte DIE<br />

ZEIT einen Leserbrief von Tadesse, in<br />

dem er den alltäglichen <strong>Rassismus</strong> dem<br />

er ausgesetzt war, schildert.<br />

Als dieser Brief erschien, war Tadesse<br />

schon tot. Er hatte sich in seinem Kinderzimmer<br />

erhängt.<br />

Diese authentische Geschichte des<br />

äthiopischen Jungen Tadesse, der von<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

LITERATUR B


B<br />

LITERATUR<br />

einer deutschen Familie adoptiert wurde,<br />

verdeutlicht die Folgen des alltäglichen<br />

<strong>Rassismus</strong>.<br />

Sabine Skudlik:<br />

Ich mag Fatma<br />

Meine beste Freundin ist aus Istanbul<br />

Illustration Kirsten Strassmann<br />

Mit einem Vorwort von Cem Özdemir,<br />

MdB, B90/Die Grünen<br />

Weltbild Buchverlag, Augsburg 1999<br />

112 S. ab 7 Jahren<br />

In diesem Buch werden die alltäglichen<br />

Erlebnisse von Mark, Fatma, Ahmet, Kostas,<br />

Uli und anderen Kindern im Jahr<br />

1999 in Deutschland erzählt. Wer darf<br />

DISKRIMINIERUNG<br />

„Das Wissen um Symbole, Codes und Kleidungsstil ist<br />

wichtige Voraussetzung für die Beschäftigung mit<br />

rechten Jugendkulturen. Diese Broschüre trägt diejenigen<br />

Elemente zusammen, die im Alltag der Jugendlichen<br />

tatsächlich eine Rolle spielen.<br />

Es wird versucht, Lebenswelt, Funktionsweise und Dynamik<br />

extrem rechter Orientierung verständlich darzustellen.“<br />

Seite aus der Broschüre<br />

VERSTECKSPIEL.<br />

Lifestyle, Symbole und Codes von neonazistischen und<br />

extrem rechten Gruppen.<br />

Hrsg.:<br />

ASP e. V.<br />

Agentur für soziale Perspektiven<br />

Lausitzer Str. 10<br />

10999 Berlin<br />

Tel.: 030 / 61 07 64 62<br />

Fax: 030 / 611 62 49<br />

E-Mail: mail@aspberlin.de<br />

www.aspberlin.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL B<br />

Alexander Wiegand, 10 Jahre:<br />

„Ich würde nie sagen Ausländer raus,<br />

weil ich in anderen Ländern auch Aus-<br />

mitspielen, und wer gehört dazu? Sind<br />

die Menschen, die vor langer Zeit in unser<br />

Land gekommen sind und ihre Kin-<br />

länder bin. Deshalb sollten wir alle<br />

nie sagen ‚Ausländer raus!!!' Wir<br />

Menschen sollten netter zueinander<br />

sein.“<br />

entnommen aus:<br />

Gewalt<br />

Kinder schreiben über Erlebnisse, Ängste,<br />

Auswege.<br />

dtv Sachbuch, München 1994<br />

der Teil unserer Gesellschaft? Und wie<br />

gehen wir mit ihnen um?


Was tun?<br />

Leben, lernen und arbeiten in einer Gesellschaft,<br />

die zunehmend von ethnischen,<br />

sozialen, geschlechtspezifischen,<br />

kulturellen, religiösen und ökonomischen<br />

Unterschiede geprägt ist, wird<br />

von vielen Menschen nicht nur <strong>als</strong> Bereicherung<br />

verstanden. Es werden hohe<br />

Anforderungen an die Toleranz jedes<br />

einzelnen gestellt, die wahrgenommenen<br />

Unterschiede auszuhalten bzw. mit<br />

den daraus resultierenden Konflikten<br />

umzugehen.<br />

Eine Möglichkeit der Auseinandersetzung<br />

mit den Themen Demokratie und<br />

Toleranz besteht darin, sich in Büchern<br />

oder durch Vorträge und Diskussionen<br />

zu informieren. Eine andere Möglichkeit<br />

ist, sich spielend oder künstlerisch damit<br />

auseinander zu setzen. Dabei stellen<br />

die Konzepte, Plan- und Rollenspiele<br />

neben der Vermittlung von Information<br />

die emotionale und interaktive Erfahrungsdimension<br />

in das Zentrum der<br />

Auseinandersetzung.<br />

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang<br />

ist es, bei den Kindern<br />

ein Gefühl für die eigenen Rechte und<br />

die Rechte der anderen zu entwickeln.<br />

Der Einbezug der Kinderrechte in die<br />

Bildungsarbeit ist ein wichtiger Bestandteil<br />

zur Stärkung eines nicht diskriminierenden<br />

Bewusstseins. Deshalb<br />

wollen wir auch im folgenden Abschnitt<br />

auf die Kinderrechte eingehen.<br />

Nachfolgend ist eine Auswahl von entsprechenden<br />

Programmen und Methoden<br />

zusammen gestellt. Diese Trai-<br />

nings-, Plan- und Rollenspiele können in<br />

unterschiedlichen Zusammenhängen,<br />

wie in Arbeitsgemeinschaften, Unterrichtsvorhaben,<br />

Projekttagen oder auch<br />

in außerschulischen Aktivitäten eingebracht<br />

werden.<br />

Natürlich gibt es noch viel mehr Angebote.<br />

Über diese informiert z. B. die<br />

Linkliste am Ende des Kapitels. Über<br />

weitere Angebote beraten auch gerne<br />

die örtlichen Landeskoordinationen und<br />

die PartnerInnen des Projekts.<br />

Weitere Informationen und eine aktuelle<br />

Publikationsliste sind erhältlich<br />

bei:<br />

National Coalition p. A.<br />

Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe,<br />

Mühlendamm 3, 10178 Berlin<br />

Tel.: 030 / 40 04 02 00,<br />

Fax: 030 / 40 04 02 32,<br />

E-Mail: national-coalition@agj.de<br />

Aktuelle Informationen auch im Internet:<br />

www.agj.de + www.kinderpolitik.de<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

WAS TUN? – EINFÜHRUNG C


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

Die UN-Konvention über die Rechte des<br />

Kindes wurde am 20. November 1989<br />

von der UN-Generalversammlung angenommen<br />

und trat mit der 20. Ratifizierung<br />

durch ein Mitgliedsland, der vorgeschriebenen<br />

Mindestzahl für UN-Konventionen,<br />

am 20. September 1990 in<br />

Kraft. Beim Weltkindergipfel im gleichen<br />

Jahr verpflichtete sich die Welt zur<br />

Anerkennung der Konvention. Die Kinderrechtskonvention<br />

hat die größte Ak-<br />

WAS TUN?<br />

Die Kinderrechtskonvention<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

zeptanz aller UN-Konventionen. Mit Ausnahme<br />

von zwei Staaten (USA und Somalia)<br />

haben weltweit alle Mitgliedsstaaten<br />

der Vereinten Nationen die Kinderrechtskonvention<br />

ratifiziert. Allerdings<br />

bedeutet die Tatsache der Ratifizierung<br />

noch lange nicht, dass es in<br />

den unterzeichnenden Staaten nicht<br />

noch immer massive Verletzungen gegen<br />

die Kinderrechte gäbe.<br />

Inhalt<br />

Die Konvention (Übereinkommen) definiert<br />

Kinder <strong>als</strong> Menschen, die das 18.<br />

Lebensjahr noch nicht abgeschlossen<br />

haben. Die Konvention legt wesentliche<br />

Standards zum Schutz der Kinder weltweit<br />

fest und stellt die Wichtigkeit von<br />

deren Wert und Wohlbefinden heraus.<br />

Die vier elementaren Grundsätze, auf<br />

denen die Konvention beruht, beinhalten<br />

das Überleben und die Entwicklung,<br />

„Meine Rechte“<br />

sind Broschüren zur Verbreitung der UN-Konvention<br />

über die Rechte des Kindes für Kinder und junge Menschen.<br />

„Meine Rechte“ gibt es für drei Altersstufen:<br />

• für Vorschulkinder und Schulanfänger<br />

(Teil I / 5-8 Jährige)<br />

• für Schulkinder<br />

(Teil II / 9-12 Jährige<br />

• und Jugendliche<br />

(Teil III / 13-18 Jährige)<br />

Herausgeber:<br />

Deutscher Kinderschutzbund<br />

Bundesverband e. V. – DKSB<br />

Hinüberstr. 8<br />

30175 Hannover<br />

weitere Informationen auch im Internet:<br />

www.kinderschutzbund.de


die Nichtdiskriminierung, die Wahrung<br />

der Interessen der Kinder sowie deren<br />

Beteiligung. Im Originaltext braucht es<br />

dazu 54 Artikel in sehr komplizierter<br />

und sicher nicht kindgerechter Sprache.<br />

Die Kinderrechtsorganisation der UNO,<br />

die UNICEF, fasst den 20 Seiten langen<br />

Text in zehn Grundrechten zusammen:<br />

Die Kinderrechte<br />

•Das Recht auf Gleichbehandlung und<br />

Schutz vor Diskriminierung unabhängig<br />

von Religion, Herkunft und Geschlecht.<br />

•Das Recht auf einen Namen und eine<br />

Staatszugehörigkeit.<br />

•Das Recht auf Gesundheit.<br />

•Das Recht auf Bildung und Ausbildung.<br />

•Das Recht auf Freizeit, Spiel und Erholung.<br />

•Das Recht, sich zu informieren, sich<br />

mitzuteilen, gehört zu werden und<br />

sich zu versammeln.<br />

•Das Recht auf eine Privatsphäre und<br />

eine Erziehung im Sinne der Gleichberechtigung<br />

und des Friedens.<br />

•Das Recht auf sofortige Hilfe in Katastrophen<br />

und Notlagen und auf<br />

Schutz vor Grausamkeit, Vernachlässigung,<br />

Ausnutzung und Verfolgung.<br />

•Das Recht auf eine Familie, elterliche<br />

Fürsorge und ein sicheres Zuhause.<br />

•Das Recht auf Betreuung bei Behinderung.<br />

In der Praxis heißt das, die Kinder haben<br />

das Recht in einer sicheren Umgebung<br />

<strong>ohne</strong> Diskriminierung zu leben.<br />

Sie haben das Recht auf Zugang zu<br />

sauberem Wasser, Nahrung, medizinischer<br />

Versorgung, Ausbildung und auf<br />

Mitsprache bei Entscheidungen, die ihr<br />

Wohlergehen betreffen. In zwei Zusatzprotokollen<br />

wird die Beteiligung von<br />

Kindern an bewaffneten Konflikten und<br />

KINDERRECHTE im Internet:<br />

Kinderhandel, Kinderprostitution und<br />

Kinderpornografie geächtet. Deutschland<br />

hat die Zusatzprotokolle unterzeichnet,<br />

aber bisher nicht ratifiziert.<br />

Deutsche Vorbehalte: Ausländerrecht<br />

vor Kinderrechtskonvention<br />

Trotz Protesten hat die Bundesregierung<br />

die UN-Kinderrechtskonvention bislang<br />

nur unter ausländerrechtlichen Vorbehalten<br />

unterschrieben, nach denen das<br />

deutsche Ausländerrecht Vorrang vor<br />

den Verpflichtungen der Konvention<br />

hat. So gelten Asylsuchende bereits mit<br />

16 Jahren <strong>als</strong> erwachsen und fallen<br />

nicht unter die Zuständigkeit des Kinder-<br />

und Jugendhilfegesetz. Und neben<br />

Österreich verhängt Deutschland <strong>als</strong><br />

einzig weiteres Land in Europa Abschiebehaft<br />

gegen Kinder und Jugendliche.<br />

WAS TUN?<br />

http://www.kinderpolitik.de/<br />

u. a. mit einer „Kinderpolitischen Landkarte“:<br />

Ermöglicht eine bundesweite Suche nach kinderpolitischen Einrichtungen,<br />

Projekten und Initiativen. Gibt Auskunft, wo in Deutschland Kinderinteressen<br />

vertreten werden und Kinder ihre Interessen selbst vertreten. Wie gestaltet<br />

sich Kinderpolitik in anderen Ländern Europas? Ausführliche Informationen<br />

über zahlreiche Einrichtungen, Projekte, Initiativen etc. Die Linkliste<br />

verweist auf weitere Internetangebote zum Thema Kinder (-politik).<br />

Die Webseite wird unterstützt von:<br />

Deutsches Kinderhilfswerk e.V.<br />

Leipziger Straße 116-118<br />

10117 Berlin<br />

Fon: 030 – 30 86 93-0<br />

Fax: 030 – 27 95 63 4<br />

E-Mail: dkhw@dkhw.de<br />

www.dkhw.de<br />

Allein in Hamburg befanden sich 2003<br />

etwa 125 Minderjährige länger <strong>als</strong> drei<br />

Monate in Abschiebehaft. Diese Praxis<br />

widerspricht ganz grundlegend dem<br />

Nichtdiskriminierungsgebot der Konvention.<br />

Ein breites Bündnis von Kinderund<br />

Menschenrechtsorganisationen haben<br />

sich deshalb mit der Forderung, die<br />

Vorbehaltserklärung zurückzunehmen,<br />

in der „National Coalition für die Umsetzung<br />

der UN-Kinderrechtskonvention<br />

in Deutschland“ zusammengeschlossen<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

WAS TUN?<br />

HYPERLINK "http://www.blinde-kuh.de" www.blinde-kuh.de<br />

Erste deutschsprachige Suchmaschine für Kinder. Blinde Kuh hat schon ein etwas umfangreicheres Angebot, enthält<br />

nicht nur die Suchmaschine. Den Kern der Blinden Kuh bilden die Suchmaschine, die Themenseiten, die Kinder-Post<br />

und vor allem die Mitmachbereiche. Die Spiele und all die interaktiven Teile sind nur Beigaben für unsere jungen<br />

Fans. Ebenso werden Seiten vernetzt, die für Kinder, z. B. in der <strong>Schule</strong> thematisch interessant und formal auch zumutbar<br />

sind. Dennoch ist dies kein institutioneller Bildungsserver. Die Blinde Kuh arbeitet mit mehreren Kinderseiten<br />

zusammen, egal ob private, kommerzielle oder institutionelle.<br />

Wir bauen <strong>als</strong>o daher kein Portal, sondern vernetzen für die Kinder im Netz. Die Blinde Kuh ist kein kidsportal, ist <strong>als</strong>o<br />

nicht nur werbefrei, sondern auch non-profit und wird ehrenamtlich betrieben.<br />

Redaktion Blinde Kuh<br />

Lerchenstraße 98<br />

D-22767 Hamburg<br />

Tel.: 0 40 / 32 03 40 75<br />

E-Mail: HYPERLINK "http://www.blinde-kuh.de/mailto/redaktion.html" \t "_top" redaktion INCLUDEPICTURE<br />

"http://www.blinde-kuh.de/bkimages/at-zeichen-24.gif" \* MERGEFORMATINET blinde-kuh.de<br />

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Kinderrechte? Kinderrechte!<br />

Weiß eigentlich jeder, dass alle Kinder<br />

ein Recht auf Freizeit haben? Oder,<br />

dass man auf Kinder hören muss, wenn<br />

es um ihre Belange geht? Oder natürlich,<br />

dass auch Kinder das Recht haben,<br />

ihre eigene Meinung nicht nur zu haben,<br />

sondern auch frei zu sagen? Das<br />

alles ist bekannt? Das ist es in den meisten<br />

Fällen leider nicht! Zu ihrem eigenen<br />

Schaden wissen die meisten Kinder<br />

nicht viel bis gar nichts von ihren Rechten.<br />

Ganz zu schweigen von vielen Erwachsenen.<br />

Dabei gibt es doch die UN-<br />

Kinderrechtskonvention ... und das Falken-Projekt<br />

KidsCourage !<br />

Die UN-Kinderrechtskonvention<br />

Die UN-Konvention ist zwar von Erwachsenen<br />

gemacht und beschlossen worden,<br />

aber sie beschäftigt sich tatsächlich<br />

mit den Rechten der Kinder. Besonders<br />

interessant ist, dass diese<br />

Sammlung eigentlich für alle Kinder<br />

auf der ganzen Welt gilt. Sie wurde von<br />

den Vereinten Nationen beschlossen<br />

und – mit zwei Ausnahmen – von allen<br />

Mitgliedsstaaten unterzeichnet. Trotzdem<br />

steht es um die Kinderrechte nicht<br />

überall gut. Viele Kinderrechte werden<br />

verletzt, auch in Deutschland. Das liegt<br />

oft an den ignoranten Erwachsenen<br />

aber auch daran, dass viele Kinder ihre<br />

Rechte nicht kennen. Hier setzt das Projekt<br />

KidsCourage ein, indem wir an die<br />

Grundschulen gehen und die Rechte<br />

vorstellen.<br />

KidsCourage<br />

In Berlin gibt es eine Gruppe engagierter<br />

Jugendlicher, die genau das tut. Eigentlich<br />

sind sie ganz normale Falken-<br />

Jugendliche, aber von Zeit zu Zeit gehen<br />

sie an eine Grundschule und verbringen<br />

einen ganzen Tag mit einer<br />

Klasse, um den Kindern ihre Rechte vorzustellen<br />

und aufzuzeigen, wie sie ihre<br />

Rechte auch durchsetzen können. Die<br />

Klassen können aus fünf verschiedenen<br />

Projekttagen auswählen – ein Fallbeispiel<br />

dazu weiter unten -, die sich jeweils<br />

intensiv mit einem ganz bestimmtem<br />

Artikel der Kinderrechte beschäftigen.<br />

Ein KidsCourage-Projekttag ist dabei<br />

kein normaler Unterricht. Die<br />

Teamer wollen geduzt werden und es<br />

gibt keine Noten. Trotzdem – oder vielleicht<br />

gerade deshalb ? – machen alle<br />

WAS TUN?<br />

KidsCourage! Kinderrechte<br />

<strong>ohne</strong> Grenzen<br />

Workshop KidsCourage<br />

Kinder begeistert mit, wenn sie sich gemeinsam<br />

spielerisch aber ernsthaft mit<br />

dem Inhalt und der Durchsetzung der<br />

Kinderrechte beschäftigen. Oft stehen<br />

am Ende einfallsreiche Aktionen an, die<br />

KidsCourage gemeinsam mit der Klasse<br />

durchführt: Plakate, Briefe an den<br />

Kanzler, Spendenbasar, Demos und vieles<br />

andere mehr. Kinder sind dabei wie<br />

immer viel kreativer <strong>als</strong> Erwachsene.<br />

Und ihre Rechte kennen sie dann auch.<br />

Kinder im Krieg – KidsCourage gegen<br />

das Verdrängen<br />

KidsCourage, das Grundschulprojekt der<br />

Berliner Falken, hat es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, Kinder für ihre Rechte zu sensibilisieren<br />

und viel früher, <strong>als</strong> es in der<br />

<strong>Schule</strong> getan wird – wenn es überhaupt<br />

getan wird – Werte wie Toleranz, Soli-<br />

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PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

Workshop KidsCourage<br />

darität und Freundschaft zu vermitteln<br />

und über Dummheit, Hass und Gewalt<br />

aufzuklären. In diesem Zusammenhang<br />

ist es unabdingbar, sich auch eines Themas<br />

anzunehmen, das für Kinder hierzulande<br />

kaum Relevanz zu haben<br />

scheint. Da die UN-Kinderrechte jedoch<br />

für alle Kinder auf der ganzen Welt gelten<br />

sollen, war es nur folgerichtig, auch<br />

einen Artikel zu diesem Thema in die<br />

Konvention aufzunehmen: Es ist der Artikel<br />

38 zu Kindern im Krieg:<br />

„Die Vertragsstaaten [...] treffen alle<br />

durchführbaren Maßnahmen, um sicherzustellen,<br />

dass Personen, die das 15. Lebensjahr<br />

[ ! ] noch nicht vollendet haben,<br />

nicht unmittelbar an Feindseligkeiten<br />

teilnehmen. [...] (Sie) nehmen davon<br />

Abstand, Personen, die das 15. Lebensjahr<br />

noch nicht vollendet haben, zu<br />

ihren Streitkräften einzuziehen. Werden<br />

Personen zu den Streitkräften eingezogen,<br />

die zwar das 15., nicht aber das<br />

18. Lebensjahr vollendet haben, so bemühen<br />

sich die Vertragsstaaten, vorran-<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

gig die jeweils Ältesten einzuziehen.<br />

[...] (Sie) treffen alle durchführbaren<br />

Maßnahmen, um sicherzustellen, dass<br />

von einem bewaffneten Konflikt betroffene<br />

Kinder geschützt und betreut werden.“<br />

Dieser Artikel zeigt exemplarisch, wie<br />

sehr die gesamte Konvention mehr ein<br />

www.kidscourage.de<br />

KidsCourage c/o SJD-Die Falken<br />

Gensinger Str. 105<br />

10315 Berlin<br />

Tel.: 0 30 / 512 45 23<br />

E-Mail: kidscourage@falken-berlin.de<br />

Linkliste<br />

www.bundesschuelervertretung.de<br />

www.dgb-jugend.de<br />

www.jugendserver.de<br />

www.jugendstiftung.org<br />

Kompromiss <strong>als</strong> ein Glanzlicht der Proklamation<br />

der Kinderrechte ist. Aber es<br />

ist nun mal die Einzige.<br />

KidsCourage bietet auch einen Projekttag<br />

zu diesem Thema an mit einem<br />

ganz besonders realistischen Moment:<br />

Wenn wir morgens zur <strong>Schule</strong> gehen,<br />

dann begleitet uns ein Flüchtling aus einem<br />

Land, in dem Krieg herrscht, und<br />

die oder der von seinen Erfahrungen<br />

berichtet. Durch persönliche Erzählungen<br />

über das Leben von Kindern in<br />

Kriegsgebieten sind viel realitätsnahere<br />

Einblicke möglich, <strong>als</strong> die TeamerInnen<br />

sie – zu ihrem Glück – jem<strong>als</strong> vermitteln<br />

könnten. Zugegeben ist dieses Thema<br />

ein sehr schwieriges und der Umgang<br />

damit zumal mit Grundschulkindern<br />

äußerst vorsichtig vorzunehmen.<br />

Aber die Wichtigkeit überwiegt all das<br />

nach unserer Meinung. Man sollte nur<br />

aufgrund dieser Punkte die weltweit<br />

vorhandene Problematik von Kindern<br />

im Krieg nicht totschweigen, denn dann<br />

könnte es irgendwann zu spät sein, sich<br />

damit zu beschäftigen, da es zur Normalität<br />

geworden sein könnte...


Methoden:<br />

Trainings-Plan- und<br />

Rollenspiele<br />

Leben, lernen und arbeiten in einer Gesellschaft,<br />

die zunehmend von ethnischen,<br />

sozialen, geschlechtsspezifischen,<br />

kulturellen, religiösen und ökonomischen<br />

Unterschieden geprägt ist,<br />

wird von vielen Menschen nicht nur <strong>als</strong><br />

Bereicherung verstanden. Es werden<br />

hohe Anforderungen an die Toleranz jedes<br />

Einzelnen gestellt, die wahrgenommenen<br />

Unterschiede auszuhalten bzw.<br />

mit den daraus resultierenden Konflikten<br />

friedlich und konstruktiv umzugehen.<br />

Eine Möglichkeit der Auseinandersetzung<br />

mit den Themen Demokratie und<br />

Toleranz besteht darin, sich in Büchern<br />

oder durch Vorträge und Diskussionen<br />

zu informieren. Wenn Ihr Euch intensiver<br />

und längerfristiger auf das Thema<br />

einlassen wollt, wenn es um Euch<br />

selbst und Eure eigenen Erfahrungen<br />

geht, reichen allgemeine Informationen<br />

nicht aus. Die Konzepte, Plan- und<br />

Rollenspiele stellen neben der Vermittlung<br />

von Informationen die emotionale<br />

und interaktive Erfahrungsdimension in<br />

das Zentrum der Auseinandersetzung.<br />

Ihr könnt diese Angebote in unterschiedliche<br />

Zusammenhänge, z. B. in<br />

Arbeitsgemeinschaften, Unterrichtsvor-<br />

haben, Projekttage oder auch außerschulische<br />

Aktivitäten einbringen.<br />

Nachfolgend stellen wir Euch eine kleine<br />

Auswahl von entsprechenden Programmen<br />

und Methoden vor. Natürlich<br />

gibt es noch viel mehr Angebote. Wir<br />

WAS TUN?<br />

empfehlen Euch: Informiert Euch z. B.<br />

über das Internet oder die örtlichen<br />

Landeskoordinationen und PartnerInnen<br />

des Projektes, welche weiteren Angebote<br />

es gibt und lasst Euch beraten,<br />

was für Euch am sinnvollsten ist.<br />

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TRAININGS-PLAN- UND ROLLENSPIELE C


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

DAS BIN ICH<br />

Grundlage ist die Arbeit mit 12 Kniebüchern,<br />

einer CD mit Hörgeschichten,<br />

einem Puppenspielbuch, einer Lieder-CD<br />

und einem Ideenbuch. Das Material ist<br />

für die Arbeit mit Kindern im Alter von<br />

ca. 4-8 Jahren geeignet. Das Projekt<br />

will dazu beitragen, Selbstvertrauen<br />

und ein positives Selbstbild der Kinder<br />

zu entwickeln, indem ihre Fähigkeiten<br />

und Stärken unterstützt werden.<br />

Im Mittelpunkt der 12 Kniebücher mit<br />

ihren ganzseitigen Photos und den Hörgeschichten<br />

stehen Kinder, die zwischen<br />

4 und 8 Jahre alt sind. Je drei der portraitierten<br />

12 Kinder leben in Dänemark,<br />

Deutschland, Luxemburg und den<br />

Niederlanden. Jeweils in einem Kniebuch<br />

erzählt eines der Kinder eine Begebenheit,<br />

ein Erlebnis aus seinem alltäglichen<br />

Leben. Die Geschichten ermöglichen<br />

vielfältige Identifizierungsmöglichkeiten,<br />

da sie Fragen, Wünsche,<br />

Probleme und Ängste von Kindern dieser<br />

Altersstufe ansprechen.<br />

DAS SIND WIR I<br />

Grundlage ist die Arbeit mit einem Lesebuch<br />

und einem <strong>Handbuch</strong> mit vielen<br />

interkulturellen Unterrichtsideen. Das<br />

Material ist für die Arbeit mit Kindern<br />

von 9 bis 13 Jahren geeignet. In einem<br />

Videofilm werden Ausschnitte der Arbeit<br />

in einer 6. Klasse mit dem Material gezeigt.<br />

Der Film vermittelt auf anschauliche<br />

Weise die pädagogischen Ziele des<br />

Projekts.<br />

WAS TUN?<br />

DAS BIN ICH – DAS SIND WIR<br />

Ein interkulturelles Lernprojekt<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

Das Projekt stimmt in einer positiven<br />

Perspektive auf sprachliche und kulturelle<br />

Vielfalt ein. Es will positive Beziehungen<br />

zwischen Kindern unterschiedlicher<br />

Herkunft anregen, fremden- und<br />

minderheitenfeindliche Sichtweisen bewusst<br />

machen und Beispiele solidarischen<br />

Handelns entwickeln.<br />

In dem Lesebuch stellen sich sechs Kinder<br />

in jeweils einer Geschichte mit vielen<br />

Fotos von sich und ihrer spezifischen<br />

Lebenssituation vor. Die Kinder<br />

erzählen von wichtigen Erlebnissen aus<br />

ihrem Alltag. Alle leben in Deutschland,<br />

aber ihr sozialer und familiärer Hintergrund<br />

ist verschieden. Die Geschichten<br />

zeichnen ein Bild der bestehenden Vielfalt<br />

unserer Gesellschaft.<br />

Das Materialpaket<br />

DAS BIN ICH + DAS SIND WIR I<br />

kann bestellt werden bei:<br />

Anne Frank-Zentrum<br />

Rosenthaler Str. 39, 10178 Berlin<br />

Tel.: 030 / 30 87 29 88<br />

Fax: 030 / 30 87 29 89<br />

E-Mail: zentrum@annefrank.de<br />

Webseite: www.annefrank.de


Eine Welt der Vielfalt<br />

Das Programm „Eine Welt der Vielfalt“<br />

wurde <strong>als</strong> erfahrungs- und praxisorientiertes<br />

Trainingsprogramm vom „A<br />

World of Difference Institut“ in New<br />

York <strong>als</strong> Instrument gegen Intoleranz<br />

und <strong>Rassismus</strong> entwickelt.<br />

Das Trainingsprogramm will für Prozesse<br />

der Klischeebildung, Stigmatisierung<br />

und Ausgrenzung sensibilisieren. Es fördert<br />

Toleranz und das friedliche Zusammenleben<br />

von Menschen unterschiedlicher<br />

kultureller Herkunft, nationaler,<br />

religiöser, ethnischer<br />

und geschlechtlicher<br />

Identität und Hautfarbe.<br />

Im Mittelpunkt des Programms<br />

stehen Übungen<br />

zu verschiedenen thematischen<br />

Schwerpunkten:<br />

•Verstehen der eigenen<br />

kulturellen Identität – Verständnis<br />

und Akzeptanz<br />

fremder Identitätsbilder;<br />

•Umgang mit Vorurteilen<br />

und Klischees – Schärfen<br />

des Bewusstseins für die<br />

Mechanismen individueller<br />

und kollektiver wertender<br />

Festschreibungen;<br />

•Erfahrungen in der Minderheiten-<br />

und Mehrheitsposition<br />

– Sensibilisieren<br />

für Mechanismen der Ausgrenzung, Abwertung<br />

und Diskriminierung anderer;<br />

•Übungen zu konstruktivem Konfliktund<br />

Toleranzverhalten.<br />

In einem an die Übungen anschließenden<br />

Reflexionsprozess wird es den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern ermöglicht,<br />

eigene Erfahrungen und Haltungen<br />

aus verschiedenen Perspektiven zu<br />

sehen und neu zu verstehen.<br />

Die Methode ist für den Einsatz mit<br />

SchülerInnen und Erwachsenen geeig-<br />

WAS TUN?<br />

net, <strong>ohne</strong> dass besondere Vorkenntnisse<br />

erwartet werden müssen. Es wird eine<br />

Trainerin/ein Trainer benötigt, um die<br />

Gruppenprozesse anzuleiten und zu moderieren.<br />

In verschiedenen Bundesländern wird<br />

speziell für SchülerInnen eine Ausbildung<br />

<strong>als</strong> Peertrainerin/Peertrainer angeboten.<br />

EINE WELT DER VIELFALT<br />

Praxishandbuch für Lehrerinnen und Lehrer<br />

Ein Trainingsprogramm des<br />

„A World of Differenzes-Institute der<br />

Anti-Defamation-League, New York“<br />

in der Adaption für den Schulunterricht<br />

Herausgeber:<br />

Bertelsmann Stiftung<br />

Forschungsgruppe Jugend und Europa<br />

ISBN: 3-89204-832-0<br />

Preis: 24.-- Euro<br />

weitere Informationen: www.vielfalt.de<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

Life<br />

Die Loseblattsammlung LIFE ist so konzipiert,<br />

dass sie ergänzt und erweitert<br />

werden kann. Sie gibt Anregungen für<br />

den Unterricht, die pädagogische Arbeit<br />

im vorschulischen Bereich und im Rahmen<br />

unterschiedlichster Institutionen<br />

sowie Freizeiteinrichtungen .<br />

Die Beiträge enthalten folgende<br />

Schwerpunkte:<br />

•Ziele und Grundlagen interkultureller<br />

Erziehung, Vorschläge für die Umsetzung<br />

neuer Ansätze und Erkenntnisse in<br />

die Praxis;<br />

•Curriculumentwürfe zur interkulturellen<br />

Erziehung, Entwicklung von Lernfeldern<br />

(z.B. alt sein, arbeiten, Essen und<br />

Trinken, Familie, Krieg, Reisen), durch<br />

die Möglichkeiten praktischer interkultureller<br />

Arbeit gezeigt werden können;<br />

WAS TUN?<br />

Ideen und Materialien für interkulturelles Lernen<br />

LIFE<br />

Herausgeber:<br />

BMW AG, München in Kooperation mit dem<br />

Staatsinstitut für Schulpädagogik<br />

und Bildungsforschung, München<br />

Verlag: AOL-Verlag, 77839 Lichtenau<br />

ISBN 3-89111-730-2<br />

zu bestellen bei:<br />

AOL-Verlag, Redaktion LIFE<br />

Waldstr. 17 – 18, D – 77839 Lichtenau<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

•Ziele mehrsprachiger Bildung, Beispiele<br />

aus der Praxis;<br />

•Kriterien, die auf pragmatische Weise<br />

helfen können, Kinder- und Jugendbücher<br />

auf ethno- bzw. eurozentristische<br />

und rassistische Tendenzen zu überprüfen;<br />

•Projekte, Ideen und didaktische Modelle<br />

(z.B. kreatives Schreiben, Lernen<br />

durch Medien, interkulturelle Erziehung<br />

im Fremdsprachen- und Deutschunterricht,<br />

globales Lernen, Schulpartnerschaft,<br />

Klassenkorrespondenz, Videoprojekte,<br />

Elternarbeit);<br />

•Angebote direkt verwendbarer Materialien<br />

(z. B. literarische Texte und aktuelle<br />

Sachtexte mit entsprechenden Arbeitsaufträgen,<br />

Unterrichtsskizzen, Kopiervorlagen,<br />

Projektbeschreibungen,<br />

Entwürfe zur Herstellung von Spielen<br />

und Materialien für die Freiarbeit, Fotos<br />

und Bilder, Bausteine zum Einstieg in<br />

andere Sprachen, Minisprachkurse, bilinguale<br />

Textangebote).<br />

•Umfangreiche Literatur-, und Medienlisten,<br />

die bei der Vorbereitung und<br />

Durchführung interkultureller Aktivitäten<br />

helfen.


Was heißt A.R.T-Box?<br />

A.R.T heißt Anti-<strong>Rassismus</strong>-Training. Wir<br />

verstehen darunter einen Beitrag zum<br />

sozialen Lernen, der Kinder in die Lage<br />

versetzt, Stereotypen und Diskriminierungen<br />

zu erkennen und diesen (unter<br />

Gleichaltrigen) entgegen zu treten, mit<br />

Fremdem offen und selbstsicher umzugehen<br />

und hineinzuwachsen in ein Leben<br />

in Vielfalt und gegenseitigem Respekt.<br />

Die A.R.T-Box ist eine kleine Materi<strong>als</strong>ammlung<br />

Was bringt die A.R.T-Box?<br />

Die A.R.T – Box bringt Anregungen und<br />

Materialien für die Arbeit mit Kindern<br />

zwischen 6 und 12 Jahren. Die Materialien<br />

wurden in der Praxis von Silvia Matitschka<br />

(Grundschullehrerin und Schulpsychologin<br />

in München) erprobt. Sie<br />

sind ein Angebot an LehrerInnen, ErzieherInnen<br />

und SozialpädagogInnen an<br />

Grund- und Förderschulen, Horten und<br />

Orientierungsstufen, etc. Die MultiplikatorInnen<br />

wählen Bausteine aus und ergänzen<br />

diese für Projekttage oder ein<br />

langfristiges Programm, in dessen<br />

Mittelpunkt selbst gesteuertes Arbeiten<br />

und ganzheitliches Lernen stehen.<br />

Was beinhaltet die A.R.T-Box?<br />

1. RASSISMUS – WAS IST DAS? > S.4<br />

18 Fotos (DIN A 4) mit Kurzbeschreibungen<br />

2. KARIKATUREN > S.10<br />

4 Karikaturen, 1 Collage mit Anmerkungen<br />

und Transfer-Übungen<br />

3. LESEBÜCHER > S.14<br />

8 Bücher mit Anmerkungen und Empfehlungen<br />

4. LESETEXTE + LIEDER > S.17<br />

2 Lesetexte, 4 Lieder (z.T. mit Tanzan-<br />

WAS TUN?<br />

Die A.R.T-Box für Kinder<br />

Pädagogisches Institut, EGR<br />

Herrnstr. 19<br />

80539 München<br />

box@anti-rassismus-training.de<br />

www.anti-rassismus-training.de<br />

Bayerisches Seminar für Politik e.V.<br />

Oberanger 38/1<br />

80331 München<br />

Tel.: 089 / 260-90 06<br />

Fax: 089 / 260-90 07<br />

bsp@baysem.de<br />

www.baysem.de<br />

leitung), mit kurzen Anmerkungen<br />

5. DAS VIDEO > S.19<br />

Video: 'Die Honigkuckuckskinder'<br />

6. KINDERATLAS, EUROPAPUZZLE,<br />

BASTELBOGEN > S.21<br />

mit Anmerkungen<br />

7. SPIELE > S.23<br />

Spiel mit Bildkarten: 'Weltgesichter'<br />

Spiel mit Masken<br />

Rollenspiele<br />

Übung: 'Was ist deutsch?'<br />

8. HINWEISE UND HINTERGRUND-<br />

INFORMATIONEN > S.28<br />

für MultiplikatorInnen in der Arbeit mit<br />

Kindern zwischen 6 und 12 Jahren<br />

Wie kommt man an die<br />

A.R.T-Box?<br />

Das Schulreferat bietet in München<br />

Grundschulen und Horten in Verbindung<br />

mit einer Fortbildung eine A.R.T-Box kostenlos<br />

an; andere Interessenten wenden<br />

sich bitte an das Pädagogische Institut.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C


THEATER C<br />

„Ach Europa!“ betitelte Hans Magnus<br />

Enzensberger 1987 sein Buch über<br />

„Wahrnehmungen aus sieben Ländern“<br />

(Untertitel). Er, in der Rolle eines Journalisten,<br />

beschreibt bis in die kleinsten<br />

Winkel der Gesellschaft seine Beobachtungen,<br />

die Unterschiede, die Vielfalt,<br />

die diese sieben Länder am Rande Europas<br />

kennzeichnen.<br />

„Ach Europa!“ ist heute der Ausdruck<br />

von Skepsis in einem nicht mehr zu<br />

überhörenden Teil der Bevölkerung in<br />

den Ländern der EU zur Frage nach der<br />

Gestaltung eines gemeinsamen Europas.<br />

„Die immer wieder zitierten Vorteile der<br />

multikulturellen Gesellschaft mit ihrer<br />

WAS TUN?<br />

Methode: Theater<br />

Eine Aufführung von SchülerInnen der Steinbrink Grundschule Dortmund (Titel SOR-SMC seit März 1998) und Gustav-Adolf-<strong>Schule</strong><br />

Datteln im Rahmen der Aktion „Schulpartnerschaft – Kommunen gegen Rechtsextremismus“ im November 2001<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

Vielfalt und den Möglichkeiten zu Vergleich<br />

und Alternativen beinhalten besonders<br />

für Kinder und Jugendliche<br />

auch verunsichernde und Angst erzeugende<br />

Aspekte, die zu Ausgrenzung und<br />

Fremdenhass führen können,“ führt<br />

Claudio Hoffmann in seinem Aufsatz<br />

„Reformpädagogische Erneuerung für<br />

eine veränderte Kindheit und Jugend“<br />

aus. Als Ursachen dafür benennt er:<br />

„Die klassischen Bedingungen zur Erlangung<br />

einer sozialen und personalen<br />

Identität werden immer brüchiger, da<br />

Kinder und Jugendliche immer weniger<br />

eine stabile soziale Gemeinschaft finden,<br />

in der sie sich aufgehoben fühlen,<br />

in der sie gebraucht werden und ihren<br />

Platz finden. Die gesellschaftlichen Normen<br />

werden zunehmend fragwürdig<br />

und verbindlich, geschlechtsspezifische<br />

Identifikationsmöglichkeiten lösen sich<br />

auf, sinnstiftende Zusammenhänge fehlen.“<br />

Will Pädagogik diesen Erscheinungen<br />

entgegenwirken, folgt für die europäische<br />

Frage daraus:<br />

„Das Ziel einer Erziehung in einem neuen<br />

Europa, in einer sich ständig verändernden<br />

Welt sollte sowohl die Festigung<br />

der eigenen kulturellen Wurzeln<br />

sein wie die Kenntnis anderer kultureller<br />

Bedingungen …“<br />

Das Spiel im Allgemeinen und das The-


aterspielen im Besonderen lässt Erkenntnisse<br />

über sich selbst und die Beziehung<br />

zum anderen zu, bietet die<br />

Möglichkeit, sich und die eigenen Fähigkeiten<br />

zu entwicklen und zu entfalten,<br />

Fähigkeiten im affektiven, sozialen,<br />

physiologischen, kommunikativen<br />

und nicht zuletzt auch kognitiven Bereich.<br />

Spiel wirkt persönlichkeitsbildend.<br />

„Das Spiel ist … eine Art Spurensicherung.“<br />

Zugrunde liegt die persönliche,<br />

von der Gesellschaft, vom sozialen Umfeld<br />

und vom Geschlecht geprägte Erfahrung.<br />

Im Spiel erwirbt der/die Handelnde<br />

Kenntnisse über sich selbst, über<br />

die eigenen Grenzen und über die Grenzen<br />

anderer im Miteinander spielen.<br />

Das Spiel schafft zum einen eine beobachtbare<br />

Situation für die Zuschauenden,<br />

zum anderen schafft es für die<br />

Agierenden einen Raum, in dem sie Re<strong>als</strong>ituationen<br />

bearbeiten und zeigen<br />

können und der durch den spielerischen<br />

Umgang entschärft ist.<br />

Wo setzt die Theaterarbeit an?<br />

Den Einstieg bilden Minim<strong>als</strong>ituationen,<br />

Einzelne treten zum Beispiel in den<br />

Kreis der anderen und stellen sich vor,<br />

nenne ihren Namen, machen eine Geste,<br />

die sie <strong>als</strong> für sich typisch zeigen<br />

wollen. Diesen und ähnlichen ersten<br />

Versuchen folgen Improvisationen, einzeln<br />

oder in Kleingruppen, die am Konkreten<br />

ansetzen, d.h. das Erleben und<br />

Erfahren der TeilnehmerInnen zur<br />

Grundlage haben.<br />

Für die ersten Improvisationen werden<br />

Aufgaben gewählt, die zeitlich und<br />

räumlich den Erfahrungen der Spielenden<br />

noch sehr nah und präsent sind<br />

und direkt an innere Bilder anknüpfen.<br />

Dies ist eine Methodensammlung. Die<br />

Schwerpunktthemen lassen sich mit<br />

WAS TUN?<br />

Stabtheater der Klasse 4 b der Gustav-Adolf-<strong>Schule</strong> zu dem Buch „Der überaus starke<br />

Willibald“ von Willi Fährmann im Rahmen der Aktion „Schulpartnerschaft – Kommunen<br />

gegen Rechtsextremismus“ im November 2001<br />

folgenden Schlagworten zusammenfassen:<br />

•Alltägliche Gewalt, z.B. in zwischenmenschlichen<br />

Beziehungen<br />

•Vorurteile, Bilder vom anderen<br />

•Anderssein, Ausgrenzung<br />

•<strong>Rassismus</strong>.<br />

Ziel ist die Sensibilisierung für die Wahrnehmung<br />

und den eigenen Umgang mit Gewalt<br />

und die Entwicklung eines eigenen Standpunktes.<br />

Methodensammlung bedeutet in<br />

diesem Zusammenhang, es liegen keine<br />

chronologischen, keine vorstrukturieren Konzeptionen<br />

vor, sondern eine Sammlung von<br />

Ideen, mit welchen Methoden sich verschiedene<br />

Fragestellungen bearbeiten lassen.<br />

Leitfragen sind z.B.:<br />

•Wo kommt Gewalt vor?<br />

•Was ist Gewalt? Ist Gewalt die Ziel<br />

gerichtete, direkte physische Schädigung<br />

von Menschen oder der körperliche<br />

Angriff auf Sachen? Isst jede Art<br />

der Verhinderung von menschlichen<br />

Entfaltungsmöglichkeiten Gewalt?<br />

•Wo fangen Grenzverletzungen an?<br />

•Wo übe ich selbst Gewalt aus?<br />

•Wann bin ich in der Position des<br />

Unterdrückers/der Unterdrückerin?<br />

•Wo habe ich Gewalt <strong>als</strong> Opfer/Unterdrückte/r<br />

erfahren?<br />

•Was macht die „Faszination“ von Gewalt<br />

aus?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

THEATER C


THEATER C<br />

•Wie kann ich mich wehren?<br />

oder auch:<br />

•Wie reagiere ich auf Fremdes?<br />

•Was habe ich für Bilder/Vorurteile?<br />

•Was nutzen sie mir?<br />

•Woher kommen sie?<br />

usw.<br />

Einige der angerissenen Ideen, z.B.<br />

zum Theaterspielen oder Skulpturenbau<br />

sind erweiterungsfähig für diejenigen,<br />

die mehr Zeit zur Verfügung haben. Sie<br />

können in kontinuierliche Prozesse modifiziert<br />

eingebracht werden.<br />

Es geht ums Stöbern, ums Anregen lassen,<br />

um das genaue Prüfen, was vom<br />

gegebenen Material kann ich in die eigene<br />

Arbeit in meiner Zielgruppe integrieren.<br />

Der Blick bei den Methoden wird in der<br />

Regel auf die eigenen Erfahrungen der<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

TeilnehmerInnen gelenkt, auf ihre Position,<br />

ihre Rolle. Hierfür müssen die Fragestellungen<br />

genau überprüft werden,<br />

sind sie für die eigene Gruppe adäquat,<br />

welche Vorerfahrungen liegen vor, mit<br />

wem habe ich es zu tun?<br />

Die Ansätze dienen aber nicht nur der<br />

permanenten Reproduktion eigener Erfahrungen,<br />

sondern einerseits dazu,<br />

selbst Ausdruck zu finden für eigene<br />

Sprachlosigkeiten, die Standpunkte anderer<br />

kennen zu lernen, Alternativen zu<br />

entwickeln.<br />

Viele der vorgestellten Methoden sind<br />

für Gruppen von 10-25 TeilnehmerInnen<br />

gedacht, in der Regel für die Dauer von<br />

durchschnittlich zwei Stunden. Diese<br />

Eckdaten zeigen den Rahmen an, in<br />

dem die Methoden erprobt sind. Es handelt<br />

sich um Richtwerte, die veränderbar<br />

sein können. Bei der Veränderung<br />

der Anzahl der TeilnehmerInnen ist<br />

allerdings Vorsicht geboten.<br />

Im ersten Teil werden Methoden zum<br />

Einstieg in die Thematik vorgestellt, die<br />

relativ breit im Spektrum Gewalt angelegt<br />

sind. Sie eröffnen die Möglichkeit,<br />

für den weiteren Verlauf Ziele selbst zu<br />

setzen. Die darauf folgenden Methoden<br />

erfordern ein genaues Hinsehen. Was<br />

ist das Thema, das Erkenntnisinteresse?<br />

Was ist atmosphärisch erforderlich? Will<br />

ich den Blick nach innen oder nach außen<br />

wenden? Wie sind die äußeren Gegebenheiten?<br />

usw. Abschluss der<br />

Sammlung sind verschiedene Spielformen.<br />

Dem Anspruch nach Perfektion und Patentrezepten<br />

kann und soll nicht entsprochen<br />

werden.


Wir sind alle gleich?<br />

WAS TUN?<br />

Rahmenbedingung:<br />

ein großer Raum, bis zu 15 TeilnehmerInnen, Dauer kann sehr unterschiedlich sein<br />

Material:<br />

weiße Neutralmasken<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Die weißen Masken können zur Verfremdung benutzt und während des gewöhnlichen Zusammenseins<br />

aufgesetzt werden. Was macht es in der Kommunikation aus, vor neutralen Gesichtern zu sitzen? Was wäre,<br />

wenn alle gleich wären? Machen wir andere Erfahrungen miteinander, wenn Äußerlichkeiten wegfallen?<br />

Die Masken können aber auch direkt für das Theaterspiel, z.B. zum Thema Begegnung eingesetzt werden.<br />

Wie ist es, wenn sich „Gleichere“ begegnen?<br />

Wie ist es, wenn mir Fremdes begegnet?<br />

usw.<br />

Lebendes Foto<br />

Rahmenbedingungen:<br />

ein großer Raum und maximal 15-20 Personen, Dauer ca. 2 Stunden<br />

Material:<br />

entfällt<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Alle TeilnehmerInnen bewegen sich gehend durch den Raum. Eine Ecke ist die Bühne des Raumes. Die Ecke<br />

bekommt einen Titel, z. B. Alltagserfahrung mit Anderssein, mit Angst, mit … Eine Person geht in die Ecke und<br />

nimmt eine Position, eine Haltung ein. Die nächste, die sich aufgerufen fühlt, reagiert, tritt dazu und<br />

vervollkommnet das Bild. Es folgen weitere, bis das Foto fertig zu sein scheint.<br />

Danach finden sich Kleingruppen zusammen, die sich jeweils ihre Geschichten zum Foto erzählen und daraus<br />

ein kurze Szene erarbeiten. Die Szenen werden gegenseitig vorgestellt und die Erfahrungen sind Gegenstand<br />

des folgenden Auswertungsgespräches.<br />

Erfahrung:<br />

Nach dem gegenseitigen Erzählen und Auswählen der Geschichten muss in den Kleingruppen darauf<br />

hingewiesen werden, dass die Geschichten den anderen rein spielerisch vorgestellt werden sollen, <strong>als</strong>o die<br />

spielerische Erfahrung Grundlage ist. Dabei kann durch Rollentausch mit unterschiedlichen Standpunkten und<br />

Empfindungen experimentiert werden.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

FÜR DEN UNTERRICHT C


FÜR DEN UNTERRICHT C<br />

WAS TUN?<br />

Impuls-Theater – assoziatives Theater<br />

Rahmenbedingungen:<br />

ein großer oder mehrere kleine Räume, Teilnehmer/innenzahl bis 20 Personen, Dauer ca. 2 Stunden<br />

Material:<br />

verschiedene Gegenstände in Form einer Ausstellung:<br />

Lederjacke, Geld, deutscher Pass, Telefonbuch, Schlagertexte, Blumen, Spiegel, Spielzeugauto, Familienfoto,<br />

Messer, Modejournale, Alkohol, Taschenlampe, Babypuppe, Nuckel, Telefon, Pornoartikel, Gesetzbuch,<br />

Illustrierte, Pillenpackung, Süßigkeiten, Kochtopf …<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Die vorbereitete Ausstellung ist zunächst verdeckt. Sind alle versammelt, wird sie zur Bewunderung<br />

freigegeben. Aufgabe hierzu: Was verbindest du mit dem?<br />

Danach tun sich Kleingruppen von ca. 3-5 Personen zusammen, suchen sich einen oder mehrere Gegenstände<br />

aus, überlegen und proben eine kurze Szene, die sie zu diesen Gegenständen spielen. Einzelne Gegenstände<br />

dürfen mehrfach benutzt werden, geprobt wird mit dem fiktiven Objekt. Die Improvisationen werden<br />

gegenseitig, <strong>ohne</strong> Unterbrechung, vorgeführt.<br />

Ein Gespräch schließt sich an.<br />

Was habt ihr gesehen?<br />

Fallen euch andere Situationen ein?<br />

Welche Gegenstände bleiben liegen, was könnte sie mit dem Thema verbinden?<br />

Erfahrung:<br />

Das Spiel auf der Bühne muss durch eine Aufwärmarbeit vorbereitet sein, um erste Hemmungen abzubauen,<br />

ein Einfinden in die Situation zu ermöglichen.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C


Forum-Theater<br />

WAS TUN?<br />

Rahmenbedingungen:<br />

mehrere kleine Räume, ca. 3-4 Kleingruppen à 4-5 Teilnehmer/innen, Dauer: 1 Tag<br />

Material:<br />

ist nicht dringend erforderlich<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Ist das Thema z. B. <strong>Rassismus</strong> oder Gewalt oder auch Konkurrenzsituationen im Alltag, Streit o. ä., haben die<br />

Teilnehmer/innen vorab Zeit, sich an eigene Situationen zu erinnern. Positiv kann es sein, vorher eine<br />

Schreibwerkstatt für die eigene Erinnerungsarbeit durchzuführen. Die Teilnehmer/innen der Kleingruppen<br />

erzählen sich ihre Geschichte und wählen eine aus, die sie für eine Szene benutzen wollen. Sie entwickeln aus<br />

der Geschichte eine Szene, indem sie zunächst die Rollen bzw. Figuren bestimmen und genauer entwickeln.<br />

Wer sind die Figuren?<br />

Welche Position haben sie?<br />

Welche innere Motivation bestimmt ihr Handeln?<br />

Welche Unterdrückungsmechanismen benutzen sie?<br />

Die Rollen werden dann im Wechsel besetzt; jede/r versucht sich in sie hineinzufinden. Ein/e Teilnehmer/in,<br />

ebenfalls im Wechsel, beobachtet. Welche Rolle passt zu wem am besten? Die Szene wird solange<br />

weiterentwickelt und bearbeitet, bis sie jederzeit wiederholbar ist, ihr Ablauf klar, der Einstieg in die Situation<br />

schwierig wird. Im Anschluss daran zeigen sich die Kleingruppen die erarbeitete Szene.<br />

Aufgabe für die Zuschauenden ist es jetzt, den Verlauf der Szene zu beeinflussen, indem sie/einzelne STOP<br />

rufen, wenn sie eine Idee haben und die Personen in der Szene, nicht aber deren Rollen, austauschen. Wichtig<br />

ist es in der Szenenarbeit und Analyse, die Szene nicht dadurch zu verändern, dass der Gewalttätige zum Opfer<br />

wird.<br />

Wie kann der Ablauf verändert werden?<br />

Als Varianten können z.B. zunächst alle Rollen neu besetzt werden, im zweiten Durchgang bleiben die<br />

Täter/innen auf jeden Fall auf der Bühne. Was verändert sich, was ist veränderbar? Wie kann man in der<br />

gezeigten Situation alternativ reagieren?<br />

Im Gespräch danach werden die versuchten Veränderungen überprüft? Wer ist ausgetauscht worden? Ist das<br />

realistisch? Was kann sie/er tun?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

FÜR DEN UNTERRICHT C


FÜR DEN UNTERRICHT C<br />

WAS TUN?<br />

Wahrnehmung von Grenzen /<br />

Grenzen setzen<br />

1. STOP sagen:<br />

Zwei Reihen von Schüler/innen stehen sich in dem größtmöglichen Abstand gegenüber. Jede/r hat eine/n<br />

Partner/in in der anderen Reihe. Eine Seite geht auf die andere zu. Die Stehenden rufen STOP, wenn die/der<br />

Partner/in für ihr/sein Gefühl nah genug ist. Mehrm<strong>als</strong> hintereinander und im Wechsel ausprobieren.<br />

Wichtig: Versuchen, ein Gefühl für die Nähe bzw. die Distanz zu entwickeln, die/der jede/r benötigt, um sich<br />

wohl zu fühlen. Lernen, eigene Grenzen wahrzunehmen und zu setzen.<br />

Variante: In unterschiedlichen Stimmungen aufeinander zugehen, z. B. fröhlich, aggressiv, bedrohlich usw.<br />

Variante: Die/der Stehende hält die Augen geschlossen, spürt so die nötige Distanz.<br />

2. Alle gegen einen:<br />

Die Gruppe steht in einer Reihe nebeneinander auf der einen Seite des Raumes. Ein/e Schüle/in steht<br />

möglichst weit weg den anderen gegenüber. Die Gruppe geht auf die/den einzelne/n langsam zu. Diese/r hat<br />

a) die Augen geöffnet, b) die Augen geschlossen,<br />

sagt STOP, wenn die Distanz zur Gruppe für sie/ihn stimmt.<br />

Variante: Eine/r sitzt in der Mitte, die anderen in einem Kreis um sie/ihn herum. Weiter wie oben.<br />

Variante: Die/der in der Mitte hält die Augen geschlossen, eine/r aus dem Kreis geht auf sie/Ihn zu, sie/er<br />

spürt, von wo diese Bewegung kommt, sagt auch wieder STOP.<br />

3. Durchsetzen:<br />

Jede/r bekommt einen Textschnipsel aus der Zeitung. Jede/r versucht nun, sich in der Runde mit Ihrem/seinen<br />

Text verbal durchzusetzen.<br />

4. Zweifarbentheater:<br />

Auf einer Bühne gibt es zwei Gruppen von Spieler/innen. Die eine Gruppe ist gelb gekennzeichnet, bewegt sich<br />

raumgreifend, dominant. Die andere ist blau gekennzeichnet, bewegt sich zögernd, vorsichtig, eingeschränkt.<br />

Es entstehen verschiedene Situationen:<br />

Gelb drängt Blau an den Rand.<br />

Zwei Blaue treffen aufeinander, stehen zusammen, Gelb versucht, diese auseinander zu bringen.<br />

Blau wird von Gelb verfolgt usw., andere Variationen sind möglich.<br />

Die Zuschauer/innen achten darauf, welche Assoziationen entstehen. Anschließend gibt es einen Austausch<br />

darüber.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C


„Theater stiftet kreative Unruhe, schürt<br />

Neugierde und fordert die Phantasie<br />

heraus.“ (Kurt A. Körber)<br />

Vor zwanzig Jahren regte der Bundesverband<br />

für das Darstellende Spiel mit<br />

Unterstützung der Körber-Stiftung die<br />

Gründung des "Schultheater der Länder"<br />

<strong>als</strong> künstlerisch-kreativen Beitrag<br />

zur Schulkultur an. Seit 1991 fördern<br />

sie das Treffen schulischer Theatergruppen<br />

aus allen Bundesländern zusammen<br />

mit den Kultusministerien. Das<br />

Schultheater der Länder ist das renommierteste<br />

deutsche Schultheatertreffen.<br />

Dieses Festival ist kein Wettbewerb, bei<br />

dem sich konkurrierende Schülergruppen<br />

miteinander messen. Vielmehr ist<br />

es ein Forum für den Austausch von Erfahrungen<br />

zwischen theaterbegeisterten<br />

Schülerinnen und Schülern, aber<br />

auch zwischen den Lehrern und Theaterprofis.<br />

Mitmachen können Schultheatergruppen<br />

aller Schulstufen.<br />

Theater ist mehr <strong>als</strong> ein Auswendiglernen<br />

von Dialogen. Schultheater lebt<br />

von Fantasie, Kreativität und Improvisation.<br />

Schultheater trägt aber auch zur<br />

Persönlichkeitsentwicklung bei und fördert<br />

die soziale Kompetenz und das<br />

konzentrierte Lernen. Wenn Kinder und<br />

Jugendliche unterschiedlicher Herkunft<br />

in gemeinsamer Arbeit ein Stück auf<br />

die Bühne stellen, lassen sie sich aufeinander<br />

ein, überschreiten Grenzen<br />

und entdecken neue Welten.<br />

Plakat des Theatertreffens 2005 in Pirmasens<br />

WAS TUN?<br />

Schultheater der Länder<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

Jedes Jahr werden von einer Jury Schultheatergruppen<br />

aus allen Bundesländern<br />

ausgesucht, um ihre Produktionen<br />

der Öffentlichkeit vorzustellen. Die Aufführungen<br />

finden jedes Jahr an einem<br />

anderen Ort statt, 2004 z. B. in Stuttgart<br />

unter der Schirmherrschaft von Dr.<br />

Annette Schavan, das Treffen 2005 in<br />

Pirmasens steht unter dem Motto BE-<br />

TRIFFT: UNS „Kinder- und Jugendliteratur<br />

auf der Schülerbühne“.<br />

Schultheater der Länder 2006 in<br />

Bremen!<br />

Der Bundesverband Darstellendes Spiel,<br />

die Landesarbeitsgemeinschaft für das<br />

Darstellende Spiel in der <strong>Schule</strong> Bremen<br />

und die Körber-Stiftung laden ein<br />

zum Schultheater der Länder 2006 vom<br />

17. bis 23. September 2006 in Bremen.<br />

Das Thema des Festiv<strong>als</strong> wird sein: THE-<br />

ATER IM FLUSS.<br />

Die Künste haben sich in den letzten 40<br />

Jahren sehr stark angenähert. Dies hat<br />

zu neuen Darstellungsformen wie z. B.<br />

dem Tanztheater, dem Bewegungs-, Bilder-<br />

und Objekttheater geführt. Diese<br />

Theaterformen beziehen ihre Nachbarkünste<br />

ein; sie wollen keine Hierarchie<br />

der Zeichen, betonen aber häufig die<br />

Körperlichkeit <strong>als</strong> wichtiges theatrales<br />

Gestaltungselement. Sie stehen damit<br />

in einem engen ästhetischen Zusammenhang<br />

zu den neuesten Entwicklungen<br />

der performativen Künste.<br />

Alles Nähere in den Ausschreibungen<br />

<strong>als</strong> <strong>PDF</strong> zum Download unter:<br />

http://www.bvds.org<br />

WAS TUN?<br />

Literatur<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

Schultheater der Länder wird unterstützt von:<br />

Körber-Stiftung<br />

Kurt-A.-Körber-Chaussee 10<br />

21033 Hamburg<br />

Tel.: 040 / 72 50 24 57<br />

Fax: 040 / 72 50 36 45<br />

E-Mail: info@stiftung.koerber.de<br />

Internet: http://www.stiftung.koerber.de<br />

Die Koordination des Projektes erfolgt über den :<br />

Bundesverband Darstellendes Spiel<br />

Geschäftsstelle im Schultheater-Studio Frankfurt<br />

Nina Natzke<br />

Hammerskjoeldring 17a<br />

60439 Frankfurt/Main<br />

Tel.: 069 / 21 23 20 44<br />

Fax: 069 / 21 23 20 70<br />

E-Mail: mail@schultheater.de<br />

E-Mail: info@bvds.org<br />

Website: www.bvds.org<br />

Bei der Körber-Stiftung sind u. a. folgende<br />

Publikationen dazu erhältlich:<br />

Theater in der <strong>Schule</strong><br />

Das Standardwerk zu Theorie und Praxis<br />

des Schultheaters mit vielen wertvollen<br />

Anregungen von erfahrenen Theaterpädagogen<br />

und Profis der Theaterszene.<br />

»Theater in der <strong>Schule</strong>« bringt Menschen<br />

zusammen: die Macher, die Zu-<br />

schauer und die Förderer. Allen, die sich<br />

auf dieses spannende Experiment einlassen<br />

wollen, bietet der Sammelband<br />

jede Menge praktische Anregungen und<br />

gibt gleichzeitig einen Überblick über<br />

Theorie und Praxis des Schultheaters.<br />

Hrsg. von der Körber-Stiftung und der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft für das Darstellende<br />

Spiel e.V.: 420 Seiten; 30<br />

s/w-Abb., Softcover, Euro 14<br />

ISBN 3-89684-012-6


Fokus Schultheater<br />

Zu jedem Festival ist eine Dokumentation<br />

mit ausführlichen Besprechungen<br />

der Stücke, Erläuterungen zum Rahmenthema<br />

und Ergebnissen der Fachtagung<br />

erschienen.<br />

Bundesverband Darstellendes Spiel e.V.<br />

(Hrsg.)<br />

drama frisch<br />

Fokus Schultheater 03<br />

116 Seiten mit zahlreichen s/w-Abbildungen<br />

und DVD,Softcover | DIN A4,<br />

Euro 11<br />

ISBN 3-89684-182-3<br />

Victor, Marion (Hg.): Spielplatz.<br />

Band 1-6. Theaterstücke für Kinder<br />

Autoren Verl., Frankfurt a. M. 1988,<br />

200 S. (Theaterbibliothek)<br />

ISBN 3-86137-435-8<br />

30 Theaterstücke meist deutschsprachiger<br />

AutorInnen.<br />

Internethinweise<br />

SCHULTHEATER-NETZWERK<br />

Ein Angebot vor allem für die Schultheater:<br />

Einen Sonntag im Monat ist die<br />

Döbelner bzw. Freiberger Bühne <strong>als</strong><br />

Spielraum für eine Schultheater- oder<br />

eine Laientheatergruppe geöffnet.<br />

www.mittelsaechsisches-theater.de/ikdexm.htm<br />

Theaterpädagogische Angebote<br />

für Klassen, Kurse und<br />

Projektgruppen<br />

„Wenn es gefährlicher aussieht <strong>als</strong> es<br />

ist, dann ist es wahrscheinlich Theater.<br />

Ist es umgekehrt, dann ist es wahrscheinlich<br />

das echte Leben.“<br />

Das SCHULTHEATER-STUDIO bietet Präventionsprogramme<br />

zu den Themen<br />

Sucht, Gewalt, Aids und <strong>Rassismus</strong> an.<br />

www.schultheater.de/<br />

LAG Theater-Pädagogik Baden-<br />

Württemberg e.V.<br />

Die LAG Theater-Pädagogik bietet seit<br />

fast 20 Jahren in ganz Baden-Württemberg<br />

ein kontinuierliches und qualifiziertes<br />

Bildungsprogramm für alle, die<br />

mit theaterpädagogischen Mitteln in ihren<br />

Berufen arbeiten. Durch die theaterpädagogische<br />

Grundausbildung wird<br />

dem Theaterspiel – im Hinblick auf seine<br />

künstlerische und soziale Bedeutung<br />

– ein starkes Standbein in <strong>Schule</strong>n, Kindergärten,<br />

Einrichtungen für Menschen<br />

mit Behinderungen und in der Erwachsenenbildung<br />

geschaffen.<br />

www.lag-theater-paedagogik.de<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

LITERATUR C


MUSIK UND TANZ C<br />

Im Leben von Kindern und Jugendlichen<br />

spielt Musik eine herausragende Rolle:<br />

Musik steht im Zentrum von Jugendkulturen,<br />

internationale Musikstars sind<br />

Identifikationsfiguren und Gegenstand<br />

von Träumen und Projektionen.<br />

Dieses enorme Potential lässt sich auch<br />

im Bemühen gegen Diskriminierung<br />

nutzen. So wurden bei <strong>Schule</strong>n, die sich<br />

um den Titel <strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> –<br />

<strong>Schule</strong> MIT Courage beworben haben,<br />

in den vergangenen Jahren immer wieder<br />

bevorzugt Schulpaten aus dem Bereich<br />

Popmusik ausgewählt. Mit Musik<br />

verbundene Workshops, Projekte und<br />

Veranstaltungen finden immer wieder<br />

leicht Teilnehmer und Zuhörer. Vor allem<br />

künstlerisch-musikalische Formen<br />

der Auseinandersetzung mit dem Thema<br />

<strong>Rassismus</strong>, so zeigt die Erfahrung,<br />

können Schülerinnen und Schüler in be-<br />

WAS TUN?<br />

Methode: Musik & Tanz<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

sonderem Maße zur Mitarbeit an Projekten<br />

motivieren.<br />

Allerdings ist Musik auch kein Allheilmittel<br />

für Toleranz. Musik ist keine universale<br />

Weltsprache und auch die Musikwelt<br />

in Deutschland selbst ist keineswegs<br />

frei von <strong>Rassismus</strong> und Diskriminierung.<br />

Dabei sind weniger so offensichtlich<br />

rassistische Volkslieder wie<br />

„Zehn kleine Negerlein“ gemeint oder<br />

Lieder wie „Prinz Eugen, der edle Ritter“,<br />

in dem der Sieg christlicher Heere<br />

über „die Türken“ gefeiert wird.<br />

Die gravierendste Diskriminierung im<br />

Musikleben Deutschlands allgemein besteht<br />

in dem weit verbreiteten Glauben,<br />

mitteleuropäische Kunstmusik – z.B.<br />

Beethoven – stelle die höchste kulturelle<br />

Entwicklungsstufe der Menschheit dar,<br />

der gegenüber andere, „fremde“ Musiktraditionen<br />

zwar irgendwie tolerant<br />

zu behandeln, künstlerisch aber eben<br />

keinesfalls gleichwertig seien.<br />

Um diesem oft kaum bewussten Kulturrassismus<br />

entgegenzuwirken, gilt es <strong>als</strong>o<br />

zunächst, jede unmerkliche Herabsetzung<br />

von Musiksprachen zu vermeiden,<br />

ebenso aber auch jede Idealisierung<br />

„exotischer“, angeblich reiner „authentischer“<br />

Traditionen. Zu vermitteln<br />

wäre Kindern und Jugendlichen vielmehr<br />

die Tatsache, dass europäische<br />

Musik eine Musiksprache unter vielen<br />

ist, nicht mehr, aber auch nicht weniger.<br />

Tatsächlich ist die Musiklandschaft<br />

der Welt von unüberschaubarer Vielfalt<br />

geprägt: an Instrumenten, an Rhythmen,<br />

Melodien, Tonsystemen – und an<br />

musikalischem Geschmack. Kaum ein<br />

Element von Musik ist „natürlich“ oder<br />

genetisch vorgeprägt, weder europäische<br />

klassische Musik, noch etwa die<br />

Hofmusik Thailands. Unterschiedliche


Musiken und musikalische Wahrnehmungen<br />

sind fast ausschließlich die Folge<br />

von Erziehung (im weitesten Sinne)<br />

– und persönlichen Vorlieben und Erfahrungen.<br />

Vor allem Kinder sind gerade in<br />

dieser Hinsicht oft noch weitgehend offen.<br />

Um das Bewusstsein für diese Vielfalt<br />

zu entwickeln, kann man Schülerinnen<br />

und Schülern zunächst möglichst unterschiedliche<br />

Musik von Tonträgern vorspielen<br />

und sie – <strong>ohne</strong> großes ethnologisches<br />

Hintergrundwissen – einfach<br />

hinhören lassen. Die angebotene Musik<br />

mag dabei ebenso traditionellere Formen<br />

(verschiedenster Herkunft) umfassen<br />

wie (gleichermaßen vielfältige)<br />

internationale Popmusik. Vorsicht wäre<br />

dabei höchstens vor einem Bemühen<br />

um vermeintliche „Authentizität“ zu<br />

empfehlen. Es geht nicht um Exotismus<br />

sondern um gleichberechtigte Pluralität.<br />

Tonträger mit entsprechenden Aufnahmen<br />

sind heute in allen größeren Plattenläden<br />

zu bekommen, ebenso im<br />

Internet – und auch die Städtischen Büchereien<br />

haben eine Auswahl an Musikkassetten.<br />

Beliebt bei LehrerInnen und SchülerInnen<br />

ist weiterhin das gemeinsame Singen<br />

von „Liedern aus aller Welt“ oder<br />

das Einstudieren einfacher Volkstänze.<br />

Hier können Kinder kulturelle Gemeinsamkeiten<br />

wie Unterschiede direkt erfahren.<br />

Die größte Schwierigkeit für<br />

Musiklehrer liegt hier in fehlender praktischer<br />

Erfahrung mit einer schier unendlichen<br />

Vielfalt von Musiksprachen.<br />

Interkulturelle Musikerziehung ist mittlerweile<br />

zwar theoretisch gut durchdacht<br />

und entwickelt, ihre praktische<br />

Umsetzung jedoch steckt noch immer<br />

weitgehend in Anfängen. Vor allem die<br />

Ausbildung von Musiklehrer ist nach<br />

wie vor überwiegend monokulturell. An-<br />

gesichts ihrer ungenügenden Ausbildung<br />

sind Musiklehrer daher in der Regel<br />

überfordert mit der Aufgabe, die<br />

Musik der Welt im Unterricht angemessen<br />

und sinnvoll zu berücksichtigen.<br />

Praktisch allen Lehrern fehlt es an<br />

Hintergrundwissen, musikalischer Erfahrung<br />

sowie an Lehrmaterial und entsprechenden<br />

Musikinstrumenten. Die<br />

musische Erziehung an deutschen <strong>Schule</strong>n<br />

ist infolge dessen zwangsläufig<br />

nach wie vor stark monokulturell geprägt,<br />

und der unterschwellige Kulturrassismus<br />

wird weiter fortgeschrieben.<br />

Nur viel persönliches Engagement der<br />

Lehrer kann einstweilen Abhilfe schaffen:<br />

Recherchen im Internet, Lektüre<br />

von Fachzeitschriften und Büchern, Besuch<br />

von Fortbildungsveranstaltungen<br />

und die Suche nach hilfsbereiten Musikern<br />

und Musiklehrern. Immerhin Lehrmaterial<br />

ist inzwischen durchaus vorhanden,<br />

vor allem bei älteren Musikbüchern<br />

ist allerdings oft Vorsicht vor Exotismus<br />

und unterschwelliger Herabsetzung<br />

geboten.<br />

Noch schwieriger wird es, wenn unter<br />

den vielfältigen Musiktraditionen besonders<br />

die alltäglichen Musikwelten<br />

von Schülern nichtdeutscher Herkunft<br />

berücksichtigt werden sollen – von denen<br />

Lehrer oft wenig wissen. Migrantenkinder<br />

empfinden es dann oft <strong>als</strong><br />

peinlich und anbiedernd, wenn deutsche<br />

Lehrer offenkundig f<strong>als</strong>ch, <strong>ohne</strong><br />

Sprachkenntnisse und Gefühl versuchen,<br />

russische, koreanische oder türkische<br />

Lieder zu singen. Besonders problematisch<br />

ist überdies die Gefahr, Kinder<br />

durch scheinbar arglose Fragen wie<br />

„Was singt ihr denn zu Hause?“ zu ethnisieren<br />

und ungewollt auszugrenzen.<br />

Zu bedenken ist auch, dass die nationale,<br />

ethnische Herkunft heute praktisch<br />

nichts mehr über die jeweils bevorzugte<br />

WAS TUN?<br />

Musik aussagt: türkische Kinder können<br />

Klavier oder Gitarre mögen, die anatolische<br />

Laute Balama oder karibische<br />

Trommeln. Eben dies gilt es schließlich<br />

zu fördern: Menschen und ebenso ihre<br />

Musiken sind stets individuell. Besonders<br />

wichtig, vor allem gegenüber<br />

Kindern aus Migrantenfamilien ist es,<br />

niem<strong>als</strong> von „unserer“ Musik zu sprechen<br />

– schon gar nicht im Gegensatz zu<br />

„fremder“. Was <strong>als</strong> „eigen“ empfunden<br />

wird, mag unter Schülern erheblich differieren<br />

– auch, aber nicht nur infolge<br />

von Migration der Eltern.<br />

Anstelle einer in jedem Fall heiklen Anbindung<br />

des Musikunterrichtes an den<br />

Alltag der Kinder erscheint es sinnvoller,<br />

wenn alle Kinder gleichermaßen neue<br />

musikalische Erfahrungen machen, russische<br />

Kinder <strong>als</strong>o beispielsweise chinesische<br />

Tänze erleben, türkische Kinder<br />

afrikanische und deutsche Kinder indische.<br />

Ist das Interesse der Schüler groß<br />

genug (und ebenso das der Lehrer), so<br />

können hierfür in Zusammenarbeit mit<br />

Musikern nicht-deutscher Herkunft<br />

Workshops organisiert werden oder<br />

auch Exkursionen an Projekttagen zu<br />

mehr oder weniger Musik bezogenen<br />

Einrichtungen von Migranten, Sambaoder<br />

Capoeiraschulen, türkischen Musikschulen,<br />

Kinder-Tanzgruppen etc.<br />

Während Kinder mit solcherart präsentierter<br />

musikalischer Vielfalt zumeist<br />

wenig Schwierigkeiten haben, sie im<br />

günstigsten Fall neugierig annehmen,<br />

liegt die größere Herausforderung interkultureller<br />

Musikerziehung meist auf<br />

Seiten der Lehrer, die immer wieder die<br />

Grenzen ihres Musikwissens und -verstehens<br />

spüren und auch gegenüber ihren<br />

Schülern offen zu legen gezwungen<br />

sind.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

MUSIK UND TANZ C


FÜR DEN UNTERRICHT C<br />

WAS TUN?<br />

Rhythmisches Erzählen von Geschichten<br />

Rahmenbedingungen:<br />

ein etwas abgelegener Raum, um andere nicht durch Lärm zu belästigen,<br />

max. 6-8 TeilnehmerInnen, Dauer ca. 3-4 Stunden<br />

Material:<br />

Rhythmusinstrumente, eine Geschichte<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Die TeilnehmerInnen versuchen sich mit den Instrumenten und wählen sich eines, mit dem sie gut klarkommen.<br />

Sie probieren neben dem rhythmischen Schlagen der Instrumente auch andere Formen wie kratzen, Quietschen,<br />

Streichen aus. Danach findet sich die Gruppe zusammen und jede/r stellt ihr/sein Instrument vor. Im Anschluss<br />

können verschiedene Rhythmuskreise erprobt werden, z.B. gibt eine Person eigenen Rhythmus vor, die/der<br />

Nächste fällt ein, bis alle gemeinsam den Rhythmus schlagen. Danach beginnt ein neuer Rhythmus.<br />

Im Folgenden finden sich zwei TeilnehmerInnen zusammen und versuchen, sich mit dem Instrument zu<br />

unterhalten. Das Gespräch wird allen vorgestellt und es wird versucht herauszufinden, wer die beiden sind,<br />

welche Stimmung das Gespräch geprägt hat. Wer fühlt sich mit seinem Instrument in welcher Stimmung ein?<br />

Eine Geschichte, eventuell aus einer zuvor durchgeführten Schreibwerkstatt zum Thema Gewalt ist Grundlage.<br />

Welche Rollen tauchen auf? Opfer, Täter, Ängstliche und Angstmacher. Wer macht was?<br />

Es wird begonnen, die Geschichte rhythmisch nachzuerzählen. Im Auswertungsgespräch<br />

kann eine der Leitfragen an die Angstmacher z.B. sein:<br />

• Hat es euch Freude gemacht?<br />

• Wie war das Gefühl, sehr laut und schnell zu werden?<br />

Anmerkung:<br />

Hintergrund für diese Methode ist der Versuch, Gewalt <strong>als</strong> Ausdrucksform nicht nur verweigernd abzulehnen,<br />

mit Unverständnis zu reagieren, sondern den Versuch zu machen, zu erkennen, was das ist, das die<br />

Gewalttäter zu ihren Handlungen treibt. Ablehnung und Unverständnis helfen allein nicht weiter für<br />

Überlegungen, wie der Gewalt begegnet werden kann, was vom Erleben ersetzt werden muss.<br />

Was bringt die GewalttäterInnen zu ihren Handlungsweisen? Worin liegt die Faszination?<br />

Vor psychologischem Hintergrund betrachtet, muss es für die Gewalttätigen ein positives Erleben geben. Nahe<br />

liegend sind Gefühle wie Macht und Stärke. Beim rhythmischen Erzählen der Geschichten erleben die<br />

TeilnehmerInnen sich gelöst, gerade auf der Seite der Gewalttätigen durch gemeinsames laut und schnell<br />

werden fühlen sie sich euphorisch und stark.<br />

Wichtig ist selbstverständlich immer wieder zu unterstreichen, dass es hier nicht um die Akzeptanz der<br />

Gewalttäter und ihrer Taten geht, sondern um den Versuch zu erkennen, was die Faszination ist, was sie<br />

veranlasst, alle Grenzen zu überschreiten und immer noch weiter auf jemanden einzutreten, der längst am<br />

Boden liegt.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C


Unterrichtsmaterialien<br />

interkultureller Musikerziehung<br />

Unterrichtsmaterialien erscheinen regelmäßig<br />

in folgenden Fachzeitschriften:<br />

•Musik in der Grundschule<br />

•Klasse Musik<br />

•Üben und Musizieren (z. B. Themenhefte<br />

„Dialog der Kulturen“ und<br />

„Musikkulturen im Gespräch“ Hft. 1,<br />

1999 bzw. 1, 2002)<br />

•Musik und Bildung (z. B . Themenheft<br />

„Von fremden Ländern und Menschen“<br />

Hft. 5, 1997)<br />

Weitere Literatur:<br />

Irmgard Merkt (1991): Die Welt dreht<br />

sich. Ein interkulturelles Liederbuch.<br />

Dortmund: Kultur Kooperative Ruhr<br />

Stephan Unterberger (Hrsg.) (1994):<br />

Lieder der Türkei. Innsbruck: Helbling.<br />

Klaus-Jürgen Weber (Hrsg.) (1994): Der<br />

Musikwagen. Musik verstehen – Verstehen<br />

durch Musik. Kassel: Bosse.<br />

Fortbildungsveranstaltungen<br />

für interkulturell interessierte Musiklehrer<br />

bieten an:<br />

•Arbeitskreis für Schulmusik und allgemeine<br />

Musikpädagogik<br />

www.afs-musik.de<br />

•die Gesellschaft für Musikpädagogik/Verband<br />

der Musikpädagogen<br />

www.gmp-vmp.de<br />

•die verschiedenen Landesmusikakademien<br />

oder<br />

•die Europäische Musikschulunion<br />

(EMU).<br />

Workshops<br />

Kontakte zu nicht-deutschen MusikerInnen<br />

und Musikeinrichtungen für Workshops<br />

vermitteln die kommunalen Kul-<br />

turämter und Ausländerbeauftragten,<br />

teilweise auch städtische Musikschulen.<br />

In größeren Städten bestehen eigene<br />

interkulturelle Zentren, wo man ebenfalls<br />

nachfragen kann.<br />

Zur theoretischen Einführung:<br />

Umfangreiches Material zu einem Forschungsprojekt<br />

von Prof. Dr. Wolfgang<br />

Martin Stroh an der Carl von Ossietzky-<br />

Universität Oldenburg in Zusammenarbeit<br />

mit der Musikhochschule Hamburg<br />

findet man auf der Webseite. Hier ein<br />

Auszug:<br />

„Musikkulturen der Welt“<br />

ist ein Kurskonzept zur Einführung in<br />

das Studium Musik. Die Grundthesen<br />

des Kurses:<br />

„Die Musikkulturen der Welt haben unverkennbare<br />

und bei aller Heterogenität<br />

spontan spürbare “Identitäten„. Solche<br />

Identitäten sind nichts ewig Gültiges,<br />

kein „nationales Eigentum“. Sie sind<br />

vielmehr Prozesse. In jedem Augenblick<br />

erscheint eine Welt-Musikkultur <strong>als</strong> inhomogen,<br />

sehr differenziert, vielfältig und<br />

widersprüchlich. Über größere Zeiträume<br />

hinweg betrachtet erweist sich Identität<br />

<strong>als</strong> die charakteristische Art der Wandlung<br />

und Veränderung, der Art und<br />

Weise, wie Traditionelles bewahrt und<br />

wie auf neue Einflüsse reagiert wird. Je<br />

nachdem, wie selbst bestimmt diese<br />

Auseinandersetzung mit der Globalisierung<br />

ist, erscheinen auch die Identitäten<br />

selbst bestimmt. Es ist zu beobachten,<br />

dass es neben den Tendenzen der Ver-<br />

WAS TUN?<br />

einheitlichung der Musiken aus aller<br />

Welt auch Tendenzen einer Ausdifferenzierung<br />

der globalen Musik durch die<br />

Musiken der verschiedenen Kulturen<br />

gibt. Die meisten Kulturen der Welt sind<br />

keineswegs nur Opfer der Globalisierung,<br />

sondern auch Mitgestalter.“<br />

Die CD-ROM „Musikkulturen der Welt“<br />

beinhaltet folgende Unterrichtseinheiten:<br />

1. Einführung: Was interessiert uns das<br />

alles eigentlich?<br />

2. Einfühlung: Stimmen aus den Musikkulturen<br />

der Welt<br />

3. Info: Woher die Gastarbeiter und Arbeitsmigranten<br />

kommen: Musik rund<br />

ums Mittelmeer .<br />

4. Info: Woher die neuen Migranten-<br />

Straßenmusiker und Aussiedler kommen:<br />

Musik aus Osteuropa.<br />

5. Musik des Orients: original und made<br />

in Germany.<br />

6. Musik in Indien – oder: Embryos Reisen<br />

7. Kunst- und Volksmusik in Ostasien<br />

(China, Japan, Korea).<br />

8. Innerasien: Naturmusik und Schamanismus.<br />

9. Musik und Natur: Obertonmusik rund<br />

um die Welt.<br />

10. Ostafrika: Mbira, Tonga, Pygmäen.<br />

11. Didgeridoo (Didjeridu), „das“ Musikinstrument<br />

Australiens?<br />

12. Indonesien: Gamelan und die heutige<br />

Musikszene.<br />

13. Musik Polynesiens – am Beispiel<br />

„Hula“ in Hawaii!<br />

14 Crash-Kurs: Musik Lateinamerikas.<br />

15. Nordamerika und Mexico: Ureinw<strong>ohne</strong>r<br />

und Eroberer.<br />

16, Crash-Kurs: Westafrika: das neue<br />

Körpergefühl.<br />

Zu jeder Unterrichtseinheit gibt es eine<br />

PowerPoint-Präsentation mit Bildern<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

LITERATUR C


LITERATUR C<br />

und integrierten Musikbeispielen, Arbeitsblätter,<br />

Hausaufgaben (html und<br />

rtf), Midifiles zu Beispielen und Aufgaben,<br />

weitere Musikbeispiele (mp3) sowie<br />

zu jeder UE Erläuterungen, Kommentare,<br />

Aufgaben, didaktische Begründungen<br />

etc.<br />

weitere Informationen unter:<br />

www.uni-oldenburg.de/musik-for/musikderwelt/index.html<br />

mit weiteren Links<br />

Margret von Löwensprung (1998): Kulturelle<br />

Vielfalt im Musikunterricht der<br />

Grundschule, in H. Polzin, M. Steffen-<br />

Wittek (Hrsg.): Musik in der<br />

Grundschule. Frankfurt am Main<br />

Reinhard Böhle (1995): Interkulturell<br />

orientierte Musikdidaktik. Frankfurt:<br />

Iko<br />

LIEDERATLAS EUROPÄISCHER<br />

SPRACHEN<br />

Die Lieder der Völker bilden Brücken der<br />

Verständigung zwischen den Kulturen,<br />

wobei die jeweiligen Sprachen einen<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

wichtigen Platz einnehmen. Der Umgang<br />

mit diesen führt zu einem völlig<br />

neuen Verständnis des Singens und erlaubt<br />

einen ungewöhnlichen Zugang<br />

zum Wesen und zur Denkart der Völker.<br />

Die Klingende Brücke pflegt und fördert<br />

seit mehr <strong>als</strong> 50 Jahren über Vermittlung<br />

der Volkslieder Europas in den Origin<strong>als</strong>prachen<br />

das Kennenlernen und<br />

Verstehen der Sprache, Geschichte und<br />

Kultur unserer Nachbarn.<br />

Um noch mehr Menschen mit unserer<br />

Idee erreichen zu können, erscheint die<br />

neue Publikationsreihe Liederatlas europäischer<br />

Sprachen der Klingenden<br />

Brücke, wobei das Berliner Landesinstitut<br />

für <strong>Schule</strong> und Medien (LISUM) zunächst<br />

<strong>als</strong> Partner fungierte und die<br />

Verbreitung des Buches an der Europa-<br />

<strong>Schule</strong> in Berlin übernommen hat.<br />

Die Idee fußt auf Johann Gottfried Herders<br />

internationaler Sammlung „Stimmen<br />

der Völker in Liedern“ (1807) und<br />

findet heute in unserer multinationalen<br />

Zeit praxisbezogenen Nutzen. Im Liederatlas<br />

sind die Lieder in der Ursprache,<br />

daneben in möglichst wortgetreuer<br />

Übersetzung abgedruckt und mit Kommentaren<br />

und Hinweisen auf den kultu-<br />

rellen Zusammenhang versehen. Daher<br />

kann der Liederatlas sowohl in Kindergärten,<br />

<strong>Schule</strong>n, Volkshochschulen und<br />

anderen Bildungseinrichtungen, aber<br />

auch bei Feiern, Veranstaltungen zum<br />

Europatag, Straßenfesten und bei übergreifenden<br />

Projekten mit Spiel und<br />

Tanz verwendet werden.<br />

Jeder Band umfasst je 10 Lieder aus<br />

Portugal, Spanien, Frankreich, Italien,<br />

England, Deutschland, Russland, Polen,<br />

Griechenland und der Türkei. Jedem<br />

Liedtext steht eine Übersetzung ins<br />

Deutsche zur Seite. Der anschließende<br />

Kommentar enthält Erklärungen zu Besonderheiten<br />

des Liedes, der Sprache,<br />

des Landes oder des Volkes, das das<br />

Lied hervorgebracht hat; Bilder ergänzen<br />

die Erläuterungen.<br />

weitere Informationen unter:<br />

www.klingende-bruecke.de


Methode: Literatur<br />

Ein besonderer Zugang zum Ich und der Welt<br />

Hier ist Jakob, der Angst vor der <strong>Schule</strong><br />

hat, denn er wird auf dem Schulweg<br />

immer von einem großen Jungen schikaniert.<br />

Da ist Eddie, ein mongoloides Kind, den<br />

die anderen Kinder wegen seines Aussehens<br />

meiden.<br />

Hier ist die rothaarige Friederike, die<br />

immer von den anderen ausgelacht<br />

wird. Alle rufen „Da kommt die feuerrote<br />

Friederike!“.<br />

Da ist Marie, die sich hässlich fühlt,<br />

weil ein Mädchen zu ihr sagt, sie habe<br />

eine Kartoffelnase.<br />

Hier ist Susanne, die mit dem türkischen<br />

Mädchen Hati befreundet ist.<br />

Doch sie versteht nicht, warum Hati eines<br />

Tages mit Kopftuch und langem<br />

Rock in die <strong>Schule</strong> kommt.<br />

Da ist Kalle, der einen Freund sucht und<br />

sich auf den Einzug der neuen Nachbarn<br />

freut. Aber dann ist er überrascht:<br />

Sie haben ja eine schwarze Hautfarbe<br />

... Jakob, Eddie, Friederike, Marie, Susanne,<br />

Hati und Kalle – das sind alles<br />

erfundene Figuren aus dem bunten<br />

Reich der unerschöpflichen Kinderliteratur.<br />

Genauso gut können es aber auch<br />

die Kinder von nebenan sein. Es sind<br />

auf jeden Fall Protagonisten, deren Erlebnisse,<br />

und Gefühle niemandem<br />

fremd sind. Denn wer kennt sie nicht,<br />

diese Erfahrungen von Ausgrenzung,<br />

diese diffuse Angst vor dem Anderen,<br />

dem Fremden?<br />

Im Folgenden ist von Literatur für Kinder<br />

die Rede. Was kann der Umgang<br />

mit Sprache und Bildern, mit dem Medium<br />

Buch bewirken im Hinblick auf<br />

das soziale Miteinander, hinsichtlich<br />

des Umgangs mit Gewalt, Gefühlen,<br />

Ängsten, Unsicherheiten? Wie kann<br />

man Literatur im wahrsten Sinne des<br />

Wortes „sinn“voll erleben und im<br />

(Schul-)Alltag einsetzen?<br />

Ausgehend von der generellen Frage,<br />

welche Rolle Literatur überhaupt spielt,<br />

steht im Mittelpunkt, wie man mit Literatur<br />

arbeiten kann. Dabei werden kurz<br />

unterschiedliche Arbeitsweisen und Methoden<br />

vorgestellt. Sowohl Anregungen<br />

für die Durchführung einer Schreibwerkstatt<br />

<strong>als</strong> auch ein Beispiel für ein Veranstaltungskonzept<br />

werden im Anhang<br />

geboten. Viele weitere Tipps und Anregungen<br />

bietet LesArt. Das einzigartige<br />

Berliner Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur,<br />

deren Dokumentation<br />

zum 10-jährigen Bestehen der Institution<br />

diese Ausführungen inspirierten,<br />

wird am Schluss präsentiert. Eine umfangreiche,<br />

thematische Bibliographie<br />

mit ausgewählten Titeln hängt an und<br />

soll Lust auf ein Weiterlesen und<br />

Weiterdenken machen.<br />

Am Anfang war das Wort, gesprochen,<br />

später schriftlich aufgezeichnet. Das Bedürfnis,<br />

sich mitzuteilen, ist dem Menschen<br />

wesenseigen. Worte beinhalten<br />

eine hohe Assoziationskraft. Nimmt<br />

man beispielsweise den Begriff „Ei“,<br />

was kann man damit verbinden? Huhn,<br />

Frühstück, Eierkopf, das Ei des Kolum-<br />

WAS TUN?<br />

bus, Ostern, Eiersalat, Eierschale, jemanden<br />

wie ein rohes Ei behandeln, Eizelle<br />

und und und ... Die Phantasie ist<br />

angeregt, der Phantasie sind keine<br />

Grenzen gesetzt.<br />

Dazu kommen die Bilder. Sind sie eben<br />

noch im Kopf, während man zum Beispiel<br />

über das Wort „Ei“ nachgedacht<br />

hat, bieten Illustratoren in den Büchern<br />

ihre Version der Darstellung des Wortes,<br />

des Textes an. Bild und Wort ergänzen<br />

sich, bilden eine Einheit und laden zum<br />

Lesen, Betrachten und Nachdenken ein.<br />

Es eröffnet sich eine neue Welt, die an<br />

die vertraute Welt anknüpft, aber auch<br />

darüber hinaus führt.<br />

Bereits im frühen Kindesalter wird in<br />

der Regel der Umgang mit dem Buch<br />

geübt. Bei der Betrachtung von Bilderbüchern<br />

lernen Kinder, den Bildern Worte<br />

zuzuordnen. Geschichten werden vorgelesen.<br />

Später lernen sie, selbst zu lesen.<br />

Bücher sollten ein ständiger Begleiter<br />

sein, denn sie bieten einen ganz besonderen<br />

Zugang zum Ich und zur Welt.<br />

Nicht zuletzt geben sie Einblicke in die<br />

Welt der Künstler, die Literatur erschaffen.<br />

Wer viel liest, überwindet Zeit und<br />

Raum, kann sich auf die Begegnung<br />

mit den merkwürdigsten Wesen einlassen<br />

und lernt ganz unterschiedliche<br />

Weltsichten kennen. Menschen, die lesen,<br />

können viel über sich selbst erfahren.<br />

Sie können lernen, Stellung zu beziehen<br />

und die Welt aus einer anderen<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

LITERATUR C


LITERATUR C<br />

Perspektive zu sehen. Starre Denkweisen,<br />

Ängste und diffuse Gefühle können<br />

aufgebrochen werden. All dies<br />

wiederum kann einen differenzierteren<br />

Umgang mit anderen fördern. Wenn<br />

man lernt, sich in andere hineinzuversetzen<br />

– indem man sich beispielsweise<br />

mit einer literarischen Figur und ihrer<br />

Geschichte identifiziert -, wird das auch<br />

im sozialen Miteinander zu mehr Offenheit,<br />

Sensibilität und Toleranz führen<br />

können. Das Andere, das seltsam,<br />

fremd und bedrohlich scheint, kann –<br />

aus einem neuen Blickwinkel betrachtet<br />

– überraschend, interessant und weniger<br />

beängstigend sein.<br />

Die wichtigste Voraussetzung für die Literaturarbeit<br />

mit Kindern ist die Erkenntnis,<br />

dass Kinder ihr Leben und ihre<br />

Umwelt auf eine ganz konkrete und<br />

spezifische Weise wahrnehmen. Bevor<br />

man <strong>als</strong>o bestimmte Bücher, Texte oder<br />

Bilder für die Arbeit auswählt, muss<br />

man hinterfragen, ob diese tatsächlich<br />

ihrem ureigenen Erfahrungshorizont<br />

entsprechen. Es sollte eine Verknüpfung<br />

gefunden werden zwischen dem ästhetischen<br />

Angebot und der Alltagswelt der<br />

Kinder. Dabei kommt den Kindern stets<br />

eine aktive Rolle zu. Sie sollten immer<br />

ihre Vorstellungen zum jeweiligen Thema<br />

äußern können.<br />

Der spielerische Umgang mit Texten<br />

oder Bildern bietet Kindern Schutzräume.<br />

Sie können in andere Rollen<br />

schlüpfen und in dieser Rolle für eine<br />

Zeit lang agieren. Möglicherweise brechen<br />

hierbei bestimmte Probleme auf.<br />

Doch mit dieser Form von Verfremdung<br />

können sie auch behandelt werden.<br />

Bei der Auswahl eignen sich besonders<br />

solche Medien, die ästhetische Perspektivenwechsel<br />

anbieten. Dazu wird dann<br />

ein Konzept erstellt, das diese unter-<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

schiedlichen Betrachtungsweisen spielerisch<br />

aufgreift. Das Ziel ist es, auf der<br />

Grundlage eigener Wahrnehmungen zu<br />

neuen Welt- und Kunsterfahrungen zu<br />

gelangen. Fremde Kulturen, dargestellt<br />

durch Sprache, Symbole und Abbildungen,<br />

können beispielsweise in Verbindung<br />

mit passenden Requisiten, Musik<br />

und Spielen sinnlich erfahrbar gemacht<br />

werden.<br />

Will man sich <strong>als</strong>o ein Thema anhand<br />

eines Textes bzw. eines Bildes erschließen,<br />

muss man sich zunächst intensiv<br />

darauf einlassen und dann eine Kreativität<br />

entwickeln, spielerische Vermittlungsmöglichkeiten<br />

zu finden. Dabei ist<br />

alles erlaubt, was Spaß macht und die<br />

Kinder zum Mitmachen und Mitdenken<br />

anregt. Das Thema wird über die Textbzw.<br />

Bildvorlage hinaus durchdacht,<br />

und es sollte frei darüber assoziiert werden.<br />

Hilfreich sind zusätzliche Mittel<br />

wie entsprechende Requisiten und Kostüme,<br />

Essen und Getränke, Musik … All<br />

dies dient <strong>als</strong> Denkanstoß, <strong>als</strong> Schlüssel<br />

zum Aufschließen des Themenschwerpunkts<br />

und regt zum Austausch an. Ein<br />

Buch bietet so viel mehr <strong>als</strong> nur Wort<br />

und Bild, es kann in vielerlei Dimensionen<br />

mit verschiedenen Sinnen erschlossen<br />

werden. Aus dem Inhalt und der<br />

Form können bereits Ideen erwachsen,<br />

wie man in das Buch einsteigt. Schon<br />

allein ein Buchcover kann zu gemeinsamen<br />

Überlegungen führen, worum es<br />

eigentlich im Text geht. Die Neugier auf<br />

das Andere, das Fremde zu wecken, ist<br />

neben der Förderung des Selber-Lesens<br />

immer wieder auch Ziel der Arbeit mit<br />

Literatur.<br />

Eine besondere Rolle sollte auch der<br />

Örtlichkeit, dem Raum, der Umgebung<br />

zukommen. Dem Thema angemessen,<br />

kann der Raum entsprechend gestaltet<br />

werden. Es sollten Möglichkeiten von<br />

Aktivitäten geschaffen werden. Ein literarischer<br />

Spaziergang, verbunden mit<br />

dem Aufsuchen von bestimmten Stätten,<br />

wäre eine Idee. Der Besuch eines<br />

Literaturzentrums und natürlich der Kinderbibliothek,<br />

wo Veranstaltungen angeboten<br />

werden, lohnt sich immer.<br />

Wenn nun kurz einige Arbeitsmethoden<br />

vorgestellt werden, muss im Vorfeld<br />

dringend darauf hingewiesen werden,<br />

dass dies nur Anregungen sind. Wer mit<br />

Literatur arbeitet, sollte <strong>als</strong> Grundvor-


aussetzung auch immer eine eigene Begeisterung<br />

zur Sache mitbringen. Wie<br />

stehe ich selbst zu diesem Buch? Wie<br />

kann ich meine Begeisterung den Kindern<br />

vermitteln, wie diese mit ihnen<br />

teilen? Was brauche ich dazu für Hilfsmittel?<br />

Es gibt keine gültigen Regeln.<br />

So vielfältig die Literatur ist, so unterschiedlich<br />

sind die Vermittlungsmöglichkeiten.<br />

Es gilt, selbst auszuprobieren<br />

und eigene Erfahrungen zu sammeln.<br />

Vorlesen von Texten<br />

Geeignet sind hier vor allem Märchen<br />

und Mythen anderer Kulturen, mit deren<br />

Besonderheiten und Traditionen die<br />

Kinder bekannt gemacht werden. Dazu<br />

kann man einen Künstler oder eine<br />

Märchenerzählerin aus dem jeweiligen<br />

Kulturkreis einladen. Die Kinder hören<br />

zu, und im Anschluss sollte Raum für eigenes<br />

Erzählen, Gespräche, Fragen,<br />

Spiele oder sonstige Aktivitäten bleiben.<br />

Abgerundet werden kann solch eine<br />

Vorlesestunde mit landestypischer<br />

Musik und/oder Speisen.<br />

Betrachtung von Bilderbüchern<br />

Hier wird das Schauen geübt. Dazu eignen<br />

sich beispielsweise Dia-Shows. In<br />

den Kinderbibliotheken gibt es Bilderbuchkinos,<br />

die für solche Veranstaltungen<br />

gezielt eingesetzt werden können.<br />

Bei der Betrachtung von Bildern und Illustrationen<br />

können Farben, Formen,<br />

Perspektiven oder einzelne Bildsequenzen<br />

in ihrer Beziehung zum Text herausgestellt<br />

werden. Auch hier ist dann wieder<br />

die Kreativität der Kinder gefragt;<br />

um das im Rahmen der Veranstaltung<br />

Wahrgenommene anschaulich zu vertiefen.<br />

Sie können dazu angeregt werden,<br />

selbst zu zeichnen, Collagen, Figuren,<br />

Textilien oder Räume zu gestalten.<br />

Inszenierungen<br />

Der Zugang zu einem Buch kann auch<br />

über Rollenspiele gefunden werden.<br />

Kinder können entweder die Rollen der<br />

einzelnen literarischen Figuren übernehmen<br />

und die jeweiligen Textpassagen<br />

dialogisch vorlesen. Oder sie inszenieren<br />

auf der Grundlage des Textes ein<br />

kleines Theaterstück.<br />

Literatur in Verbindung mit<br />

anderen Medien<br />

Kindern ist der Umgang mit audiovisuellen<br />

Medien in der Regel sehr vertraut.<br />

Sie hören Kassetten oder CDs,<br />

spielen am Computer, sehen fern und<br />

WAS TUN?<br />

fotografieren. Auf der Grundlage eines<br />

Buches selbst ein Hörspiel oder einen<br />

Film zu machen, ist eine besondere<br />

Herausforderung. Hier werden die Kinder<br />

aktiv beteiligt und können am Ende<br />

ein eigenes Produkt vorweisen, auf das<br />

Ich heiße Abbas.<br />

Ich gehe zur <strong>Schule</strong>. Ich gehe in die 2. Klasse. In der <strong>Schule</strong> ist es wie zuhause.<br />

Die Hofpause ist gut. Ich spiele Fangen und Verstecken.<br />

Ich komme aus Libanon.<br />

Ich spiele Fußball. Es ist schön. Im Libanon habe ich auch Fußball gespielt.<br />

Drei Tore habe ich geschossen. Meine guten Freunde haben mitgespielt, sechs<br />

Freunde. Die Namen habe ich vergessen. Aber einen weiß ich noch. Der heißt<br />

Ali. Der andere heißt Hamoudi. Ich habe vergessen, wie sie alle aussehen.<br />

Ich war 7, <strong>als</strong> wir mit dem Flugzeug nach Berlin gekommen sind.<br />

Ich mochte im Libanon spielen. Da ist ein See, da kann man angeln. Ich will<br />

zum Libanon fliegen. Ich fliege vom Dach der Straßenbahn los. Ich strecke<br />

meine Arme und das ist gut. So schön. Ich sehe Häuser, Bäume, Büsche und<br />

mein Haus. Und Kinder und meine Mutter und meinen Vater und Bruder.<br />

Ich kann die Vögel sehen. Die wollen wissen, wo ich lang fliege. Piep piep,<br />

wo fliegst du hin? Wo fliegst du hin? Piep piep. Ich fliege in mein Land. Dann<br />

sagen sie: Tschüss.<br />

Ich sitze auf den Wolken, da schlafe ich.<br />

Die Vögel sind so süß. Die sind so schön. Dann bin ich mit ihnen geflogen. Sie<br />

haben mir geholfen in mein Land zu fliegen. Weil ich nicht wusste, wo es ist.<br />

Es regnet. Dann Schnee. Habe ich meine Cousine gesehen. Die Sonne. Da ist<br />

Herbst. Ich sehe mein Land. Ich komme vom Himmel runter in mein Land.<br />

Da sind meine Freunde und spielen mit mir Fußball.<br />

Abbas El-Dorr, 9 Jahre<br />

sie sehr stolz sind. Auch fotografische<br />

Inszenierungen zum Thema des Buches<br />

auszuprobieren, wird Kindern sehr viel<br />

Spaß machen.<br />

Eigene Texte erstellen<br />

Der aktive Umgang mit Literatur führt<br />

über das Lesen hinaus zum Selber-<br />

Schreiben. Schreiben ist ein wichtiger<br />

Ausdruck der Selbsterfahrung und der<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

LITERATUR C


LITERATUR C<br />

Wahrnehmung der Umwelt. Hier können<br />

diffuse Gefühle, Unsicherheiten, Ängste<br />

oder was auch immer zur Sprache kommen.<br />

Im Prozeß des Schreibens wird –<br />

wie beim Lesen – das Reflektieren angeregt,<br />

und festgefahrene Sicht- und Denkweisen<br />

können aufgebrochen werden.<br />

Schreibwerkstätten, in denen Kinder ihre<br />

eigenen Texte produzieren, können<br />

ganz besonders dazu beitragen, mit bestimmten<br />

Gefühlen fertig zu werden.<br />

Gerade Kinder, die große Probleme haben,<br />

sollten einen geschützten Raum<br />

vorfinden, wo sie unzensiert (!) ihren<br />

Gedanken, Gefühlen und eventuellen<br />

Ängsten freien Lauf lassen können. Ein<br />

Thema, beispielsweise Gewalt oder Jungen<br />

und Mädchen soll vorgegeben sein.<br />

Die Kinder können neben dem schriftlichen<br />

Ausdruck in Form von Geschichten,<br />

Gedichten oder anderen kurzen<br />

Texten <strong>als</strong> andere Variante auch Bilder,<br />

Comics oder Collagen gestalten. Diese<br />

Abwandlung eignet sich besonders für<br />

Kinder, die Sprach- oder Schreibprobleme<br />

haben. Am Ende können die Ergebnisse<br />

präsentiert werden. Jeder entscheidet<br />

aber selbst, was er oder sie der<br />

Gruppe vorstellen will. Es muss deutlich<br />

gemacht werden, dass jedes Werk eine<br />

eigene Schöpfung und damit einzigartig<br />

und wertvoll ist. (Siehe auch das<br />

nachfolgende Konzept für die Durchführung<br />

einer Schreibwerkstatt.)<br />

Literaturkritik und das Erstellen<br />

einer literarischen Zeitschrift<br />

Kinder sollten gefördert werden, sich<br />

auch kritisch zu einem literarischen<br />

Werk, zu Texten oder Bildern äußern zu<br />

können. Dazu wählen sie sich selbst ein<br />

Buch und besprechen es ganz nach ihrem<br />

eigenen Vermögen. Podium für solche<br />

Rezensionen kann eine literarische<br />

Zeitschrift sein, die sie unter Anleitung<br />

selbst gestalten.<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

Über die vielfältige Arbeit von<br />

LesArt informiert die Dokumentation:<br />

Von A wie Alphabet bis Z wie<br />

Zauberwort. Arbeitsweisen, Erfahrungen,<br />

Ideen, Offenbarungen,<br />

Urteile. 10 Jahre LesArt.<br />

Text und Redaktion: Claudia Rouvel,<br />

LesArt, Berlin 2003, 223 S.<br />

LesArt<br />

Berliner Zentrum für Kinder- und<br />

Jugendliteratur<br />

Weinmeisterstraße 5<br />

10178 Berlin<br />

Tel.: 030 / 282 97 47<br />

Fax: 030 / 282 97 69<br />

info@lesart.org<br />

www.lesart.org<br />

Eine solche literarische Zeitschrift, die<br />

von Kindern und Jugendlichen gemacht<br />

und herausgegeben wird, ist beispielsweise<br />

xyz. Sie wird in wechselnden Redaktionsteams<br />

bei LesArt, dem Berliner<br />

Zentrum für Kinder- und Jugendliteratur,<br />

publiziert. Hier wird übrigens auch<br />

blite. black & white, die Jugendzeitschrift<br />

der Initiative Schwarze Deutsche<br />

und Schwarze in Deutschland e.V. herausgegeben.<br />

Dies ist nur eins der vielfältigen Angebote,<br />

die LesArt bietet. Diese bisher einzigartige<br />

Einrichtung, welche die Vermittlung<br />

von Literatur für Kinder und<br />

Jugendliche in Theorie und Praxis fördert,<br />

feierte im Jahr 2003 ihr 10-jähriges<br />

Bestehen. LesArt wurde am 2. April<br />

1993 von der Gemeinschaft zur Förde-<br />

rung von Kinder- und Jugendliteratur<br />

e.V. in Berlin gegründet. Von hier aus<br />

entwickelte die Institution über die<br />

Grenzen der Stadt hinaus ein enges Zusammenwirken<br />

mit lokalen, nationalen<br />

und internationalen Partnern, denen<br />

die Liebe zur Literatur und die Arbeit<br />

mit Kindern und Jugendlichen am Herzen<br />

liegt.<br />

LesArt erhebt für sich den Anspruch,<br />

den literarischen Geschmack und die<br />

kritische Auseinandersetzung von Literatur<br />

zu fördern. Deshalb bilden die<br />

Grundlage der Arbeit neben den Klassikern<br />

der Kinder- und Jugendliteratur die<br />

Titel, die für den Deutschen Jugendliteraturpreis<br />

nominiert sind bzw. mit diesem<br />

ausgezeichnet wurden. Denn diese<br />

Werke sind qualitativ hochwertige ästhetische<br />

Angebote, mit denen sich die<br />

konkreten Lebens- und Welterfahrungen<br />

heute lebender Kinder und Jugendlicher<br />

verbinden lassen und die ihnen einen<br />

Gewinn für ihr Selbst- und Weltverständnis<br />

ermöglichen.<br />

In dem fünfstöckigen Haus in der Mitte<br />

Berlins finden sich ein Fundus, eine Galerie,<br />

ein Gespenster- und Märchenzimmer,<br />

die bereits erwähnte xyz-Redaktion,<br />

ein Medienraum, eine Bibliothek,<br />

das Berlin-Zimmer, eine Werkstatt und<br />

ein Beratungsraum mit Projektbeispielen,<br />

alles bunt gestaltet mit unzähligen<br />

Büchern und Bildern. Hier werden neben<br />

Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche<br />

auch Fortbildungen für Lehrer<br />

und Bibliothekarinnen, für alle die Literatur<br />

vermitteln wollen, angeboten und<br />

durchgeführt.


Anregungen zur Durchführung einer<br />

Schreibwerkstatt<br />

Das Konzept eignet sich für Kinder der unterschiedlichsten Klassenstufen. Je nach Niveau werden<br />

entsprechende Übungen durchgeführt. Kinder, die sprachliche Probleme haben, sollten unbedingt einbezogen<br />

werden. Jedes Kind wird auf der Entwicklungsstufe abgeholt, auf der es sich befindet. Kinder sollen zum<br />

Schreiben angeregt werden. Dabei geht es nicht um die Ausbildung von kleinen Autoren, sondern der Spaß am<br />

kreativen Umgang mit Wörtern und Sprache steht im Mittelpunkt. Nicht wie Kinder schreiben, sondern dass sie<br />

sich schriftlich auszudrücken lernen ist von Bedeutung. Wichtig ist klarzustellen, dass keinerlei Bewertung<br />

erfolgt, dass jedes Kind seine Gedanken frei äußern kann. Auch sollte im Vorfeld geklärt werden, ob im<br />

Anschluss die Ergebnisse oder Teile davon in der Gruppe präsentiert werden.<br />

Eine Schreibwerkstatt kann auch genutzt werden, um sowohl eigene <strong>als</strong> auch in der Gruppe auftretende<br />

Probleme gewahr zu machen. Hier sollten Kinder einen geschützten Rahmen haben, wo sie sich in<br />

individuellem Ausdruck mitteilen können. Das Schreiben oder Gestalten von Texten ist eine Form der<br />

Selbsterfahrung, es lässt „etwas zur Sprache“ kommen. Neue Erkenntnisse können gewonnen, starre Klischees<br />

hinterfragt, festgefahrene Denkweisen aufgebrochen werden.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Dauer: ca. 2 Stunden<br />

Gruppenstärke: maximal 12 Kinder<br />

Ort: ruhiger Raum, der wenig Ablenkung zulässt<br />

Materialien: Schreibpapier, Stifte; für gestalterische Varianten: Scheren, Buntpapier, Zeitschriften, Klebestifte<br />

Ablauf<br />

Nachdem die Materialien verteilt sind, wird ein<br />

Thema vorgegeben, über das frei assoziiert werden<br />

kann.<br />

Es kann z.B. gefragt werden: Was fällt euch alles<br />

zum Thema Gewalt ein? Um das Sortieren der<br />

Gedanken zu erleichtern, kann mit der so genannten<br />

Cluster-Methode gearbeitet werden. Diese Methode<br />

sollte aber genau erklärt werden. „Cluster“ kommt<br />

aus dem Englischen und heißt „Traube“. Es<br />

bedeutet, ein Gedankengebilde zu konstruieren.<br />

Dazu wird das Wort „Gewalt“ in die Mitte des<br />

Blattes geschrieben und umkreist.<br />

Rund herum kommen alle Ideen zu Papier, die dem<br />

WAS TUN?<br />

Buchtipp:<br />

Thabet, Edith:<br />

Und die Nichte der Geschichte. Schreibwerkstatt<br />

im Klassenzimmer,.<br />

Veritas, Linz 1999 (MUMMM – Motivierende<br />

Unterrichtsmaterialien mit Methode)<br />

Bd. 1. Für Kinder von 6-8 Jahren, 96<br />

S., Ill. Bd. 2. Für Kinder von 8-10 Jahren,<br />

88 S., Ill.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

FÜR DEN UNTERRICHT C


FÜR DEN UNTERRICHT C<br />

WAS TUN?<br />

Kind spontan dazu einfallen, auch sie werden umkreist. Dies sollte <strong>ohne</strong> langes Nachdenken geschehen, denn<br />

zu viele Überlegungen hemmen die Kreativität.<br />

Hat das Kind genügend Begriffe zusammen, werden die einzelnen umkreisten Wörter oder Ideen mit Linien<br />

verbunden, sodass ein Gedankennetz entsteht. Jetzt kann mit dem Schreiben begonnen werden. Die Form des<br />

Textes ist egal; ein Gedicht, ein Reim, eine Geschichte ... Der Phantasie sollte keine Grenze gesetzt werden.<br />

Möchte oder kann sich ein Kind nicht schriftlich artikulieren, kann es sich auch in Form von Bildern, Collagen,<br />

Comics oder anderen Gestaltungsweisen ausdrücken.<br />

Es können auch Gruppen von 2-3 Kindern gebildet werden, die gemeinsam arbeiten.<br />

Die teilnehmenden Kinder sollten nicht unter Zeitdruck gebracht werden. Wenn ihnen anfangs nichts einfällt,<br />

sollten sie ermutigt werden, nicht aufzugeben. In der Regel brauchen sie erst einige Minuten, bis sie anfangen.<br />

Wenn wirklich jemandem nichts einfällt, ist es ihm oder ihr freigestellt, auszusteigen.<br />

Wenn vorher vereinbart wurde, die Ergebnisse oder Teile davon der Gruppe vorzustellen, geschieht das im<br />

Anschluss.<br />

Schreibwerkstatt<br />

Texte von ImmigrantInnen oder auch vom „anders“ sein<br />

Lesung<br />

Rahmenbedingungen:<br />

ungestörter Raum, bis zu 30 Zuhörende, Dauer maximal 45 Minuten<br />

Material:<br />

selbst gewählte, zusammengestellte Texte<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Die TeamerInnen wählen Texte von ImmigrantInnen oder anderen selbst aus, deren Aussage sie weitergeben<br />

wollen. Die Texte sollten eher das Alltagserleben oder AutorInnen näher bringen, denn eine Analyse ihrer<br />

Situation leisten.<br />

Ziel dieser Methode kann z.B. sein, auf eine Begegnung mit ImmigrantInnen vorzubereiten. Um für die<br />

Begegnung einfühlende Fragen entwickeln zu können, aber auch einfach mal das Erleben von der<br />

gegenüberliegenden Seite wahrzunehmen.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C


Konzept „Lesen und Spielen“<br />

Reginald in Ozeanien<br />

WAS TUN?<br />

Reginald Tyrannosaurus und sein Sauriervolk müssen auswandern, denn ein Brand zerstörte ihren Wald. End<br />

lich am Meer angelangt, werden sie von den dort lebenden Sauriern gar nicht so freundlich begrüßt.<br />

Einige Ozeanier haben Angst, die Fremden würden ihnen Platz und Nahrung wegnehmen, andere Einheimische<br />

überlegen sich jedoch bereits listig, wofür man die Fremden gut gebrauchen könnte. Ein komplexes Thema <strong>als</strong><br />

Gesprächsanreiz.<br />

Teilnehmer:<br />

bis zu 20 Kinder (ab 5 Jahre)<br />

Dauer:<br />

ca. 1 bis 2 Stunden<br />

Materialien:<br />

2 Exemplare des Buches „Reginald in Ozeanien“ (in Bibliothek erhältlich)<br />

Sachbücher über Dinosaurier (in Bibliothek erhältlich)<br />

10 grüne und 10 blaue Schilder zum Umhängen<br />

4 Eimer, 10 Schüsseln, 12 Becher, Wischlappen<br />

Dino-Spuren aus Pappe, Papprollen mit Plastikdinos an Schnur zum Aufwickeln<br />

Schildkrötenmaske, Tafel und Kreide zur Überwachung des Punktestandes<br />

Gummi-Dinos zum Essen<br />

Ablauf<br />

Die Umhängeschilder, auf denen Dinosaurier abgebildet sind, werden verteilt.<br />

Diese können im Vorfeld von den Kindern selbst gestaltet worden sein. Es gibt zwei Gruppen von Schildern:<br />

Grün für Landsaurier und Blau für Meeressaurier.<br />

Als Einstieg sitzen die Kinder im Kreis und unterhalten sich über Saurier; welche kennen sie, wo lebten sie?<br />

Bilderbuch vorlesen<br />

Hauptfigur vorstellen und die Geschichte vorlesen bis zum Streit mit den Meeres-Sauriern<br />

(„Sollte die lange Reise umsonst gewesen sein?“)<br />

Spielaktion<br />

Um den Streit zwischen den Meeressauriern und den Landsauriern zu entscheiden, werden Wettkämpfe<br />

ausgetragen. Die Teilnehmer teilen sich anhand der grünen und blauen Schilder in zwei Mannschaften auf.<br />

Jede darf nun entsprechend ihren Fähigkeiten zu Wasser und zu Lande Wettkämpfe vorschlagen. Grüne und<br />

Blaue spielen um die Wette.<br />

Bilderbuch vorlesen<br />

Die Geschichte wird von einem Erwachsenen zu Ende gelesen. Dann wird auf die Dinosaurier-Sachbücher<br />

verwiesen, die sich alle ansehen können. Hier finden sie u. a. die Information, dass tatsächlich alle Lebewesen<br />

ursprünglich aus dem Meer stammen.<br />

Zum Schluss werden die Gummidinos zum Essen an alle Kinder <strong>als</strong> Dankeschön fürs Mitmachen verteilt.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

FÜR DEN UNTERRICHT C


LITERATUR C<br />

Im Text erwähnte Bücher:<br />

Fleming, Virginia:<br />

Sei nett zu Eddie.<br />

Ill. von Floyd Cooper,<br />

Lappan Verl., Oldenburg 1997, 29 S.<br />

ISBN 9-783401-020976<br />

Ab 5 J.<br />

Kinshofer, Lotte/ Ballhaus, Verena:<br />

Der Tag, an dem Marie ein<br />

Ungeheuer war.<br />

Bajazzo Verlag, Zürich 2001, 32 S.<br />

ISBN 3-907588-231<br />

Ab 5 J.<br />

Kötter, Ingrid:<br />

Die Kopftuchklasse,<br />

Arena Verl., Würzburg 1989, 78 S.<br />

ISBN 3-401-02049-8<br />

Ab 9 J.<br />

Maar, Paul:<br />

Jakob und der große Junge.<br />

Ill. von Barbara Moßmann,<br />

Oetinger Verl., Hamburg 1993, 63 S.<br />

(Sonne, Mond und Sterne)<br />

ISBN 3-78910-573-2<br />

Ab 7 J.<br />

Nöstlinger, Christine:<br />

Die feuerrote Friederike,<br />

DachsVerlag, Wien 1996, 96 S.<br />

ISBN 3-85191-076-1<br />

Ab 8 J.<br />

Uebe, Ingrid:<br />

Kalle und Kemunto.<br />

Ill. von Andreas Reiner.<br />

F. Schneider, München 1994, 58 S.<br />

(Spaß am Lesen mit der Büchermaus)<br />

ISBN 3-505-08176-0<br />

Ab 6 J.<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

Quelle:<br />

Thabet, Edith / Rudolph, Annet:<br />

Reginald in Ozeanien.<br />

Esslinger Verlag, Wien 1994,<br />

ISBN: 3215116111<br />

Anmerkung: In den kommunalen<br />

Kinderbibliotheken werden viele<br />

Veranstaltungskonzepte für Kinder<br />

verschiedenster Altersgruppen angeboten.<br />

Eine Kontaktaufnahme<br />

lohnt sich in jedem Fall. Das hier<br />

ausgewählte Konzept ist eines unter<br />

vielen, das die Stadtbibliothek<br />

Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin<br />

in ihrer Programmreihe zur Sprach- und Leseförderung „Kinder werden Wort-<br />

Stark“ entwickelt und erfolgreich angewendet hat.<br />

Kontakt:<br />

Bezirksamt Friedrichshain von Berlin, Abteilung Bildung, Kultur und Sport<br />

Stadtbibliothek Grünberger Straße, – Hauptbibliothek -<br />

Grünberger Straße 54, 10245 Berlin<br />

Tel.: 030-29 77 85 61 00<br />

Fax: 030-29 77 85 61 10<br />

Email: bibliothek@stb-fhkb.b.shuttle.de<br />

www.b.shuttle.de/stb-fhkb


Fotos: Sira Ulrich Methoden:<br />

Videoarbeit mit Kindern und Jugendlichen<br />

hat sich in den vergangenen Jahren<br />

<strong>als</strong> pädagogischer Faktor bewährt.<br />

Bereits in dem ersten produktiven Stadium<br />

führt Videoarbeit zu einer Verbesserung<br />

der verbalen und ästhetischen<br />

Ausdrucksfähigkeit und zu einer Schärfung<br />

der Wahrnehmung und Urteilsfähigkeit.<br />

Nicht nur dass die eigenen Sinne<br />

gestärkt und aktiviert werden, Videoarbeit<br />

führt zur Befreiung der Wahrnehmung<br />

aus den Sign<strong>als</strong>ystemen und<br />

Wirklichkeitsfiktionen, wie sie von den<br />

großen Medien aufgebaut und kultiviert<br />

werden.<br />

Es ist von psychologischer und politischer<br />

Bedeutung, dass mit Videoarbeit<br />

die Möglichkeit gegeben ist, aktiv über<br />

ein Medium zu verfügen, dem man sich<br />

bisher nur in der Rolle eines passiven<br />

und beliebig manipulierbaren Objekts<br />

gegenüber befand. Videoarbeit ist ein<br />

Instrument sozialer Erfahrung und bietet<br />

die Chance zur Entwicklung ungefragter<br />

Fähigkeiten und Darstellung unberücksichtigter<br />

Interessen. Die Arbeit<br />

mit Video erfordert ein Engagement,<br />

das in den meisten Fällen erst durch<br />

diese Arbeit geweckt wird. Ein pädagogischer<br />

Aspekt ist, dass Kinder und Jugendliche<br />

etwas in Gruppen- und Teamarbeit<br />

schaffen, eben nicht nur für sich,<br />

sonder auch für andere. Die Instabilität<br />

heutiger sozialer Beziehungen verlangt<br />

gruppenorientiertes Arbeiten. Konflikte<br />

in der Gruppe entstammen alltäglichem<br />

Erleben und können im Projekt thematisiert<br />

und ausgetragen werden. Gemeinsame<br />

Arbeit schafft Gruppenidentität<br />

und stärkt die soziale Kompetenz jedes<br />

Einzelnen.<br />

Für Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren<br />

empfehle ich Videoarbeit im speziellen<br />

Bereich Trickfilm. Damit meine ich nicht<br />

Computeranimation, sondern es geht<br />

um Animation von selbst hergestellten<br />

Objekten im Rahmen einer Geschichte.<br />

Mit der komplexen Arbeit am Trickfilm<br />

sind Spiel- und Arbeitsmöglichkeiten geschaffen,<br />

die Spaß machen. Für Kinder<br />

im Grundschulalter bietet das Trickfilmmachen<br />

kreative und vielseitige Möglichkeiten<br />

des Lernens. Dabei liegt vor<br />

WAS TUN?<br />

Film und Video<br />

selbst machen – besser <strong>als</strong> Fernsehen<br />

allem die Bedeutung auf produktivem<br />

Lernen: raus aus der rezeptiven Lernhaltung.<br />

Trickfilm-Videoarbeit ist nicht prozessorientiertes<br />

Arbeiten sondern produktorientiertes<br />

Arbeiten, bei dem<br />

ebenso Erkenntnis- wie Reflexionsprozesse<br />

ausgelöst werden. Die Tätigkeiten<br />

beim Trickfilmmachen sprechen alle<br />

menschlichen Sinne an, fordern und fördern<br />

handwerkliche und künstlerische<br />

Tätigkeiten.<br />

Mit Hinweisen zu Grundlagen der Filmund<br />

Videoarbeit – wie Bildgestaltung,<br />

Storyboard oder Schnitt – möchte ich<br />

Anregungen für die Video- und Trickfilmarbeit<br />

mit Kindern geben. Am Beispiel<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

FILM & VIDEO C


FILM & VIDEO C<br />

des Trickfilmworkshops „Macht kommt<br />

von machen. Oder?“ möchte ich Erfahrungen<br />

aus der Praxis vermitteln. Aus<br />

meiner Erfahrung ist das Medium Video<br />

für Heranwachsende ein spannendes<br />

Betätigungsfeld. Im Trickfilmworkshop<br />

„Macht kommt von machen. Oder?“<br />

wurden Grundkenntnisse des Trickfilmmachens<br />

und der Videoarbeit vermittelt.<br />

Es wurden Hintergründe und Figuren<br />

aus verschiedenen Materialien gebastelt<br />

und zu den Dreharbeiten animiert.<br />

Die Figuren, die die Teilnehmer entwickelten,<br />

boten ihnen die Möglichkeit,<br />

sich selbst zu erkennen, sich im Spiel<br />

über die Figuren auszuagieren und ihr<br />

persönliches Anliegen auszudrücken.<br />

Durch die Animation der Figuren wurden<br />

Bewegungsabläufe bewusst, Raumgefühl<br />

geprägt und Bildsprache erlernt.<br />

Geräusche wurden produziert und Dialoge<br />

mit Tontechnik aufgenommen.<br />

Workshop Daumenkino<br />

Zur Einführung in den Workshop sollen<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTU-<br />

WAS TUN?<br />

alle TeilnehmerInnen ein Daumenkino<br />

gebastelt haben.<br />

Eröffnet wird der Workshop mit einem<br />

Stopptrick.<br />

Ein Tisch wird Stück für Stück in den<br />

Bildlausschnitt der Kamera geschoben<br />

und jede einzelne Bewegung fotografiert.<br />

So entsteht der Eindruck, dass der<br />

Tisch sich von allein durch den Raum<br />

bewegt. Es folgen weitere Gegenstände,<br />

wie Stühle und Hocker, die von den<br />

Teilnehmern bewegt werden. Bei der<br />

Bild für Bild-Aufnahme müssen die Darsteller<br />

in ihrer gewählten Haltung still<br />

verharren. Mit dem Angebot von Requisiten<br />

wie Regenschirm oder Besen finden<br />

die Teilnehmer schnell neue witzige<br />

Ideen für Stopptrickaufnahmen, bei denen<br />

sie vorwiegend die Rolle des Zauberers<br />

und Clowns spielen. Es entstehen<br />

daraus fantasievolle Kurzgeschichten.<br />

In diesem Teil des Workshops sollten alle<br />

Kinder mit der Kamera arbeiten, Darsteller<br />

und Regisseur sein. Dabei finden<br />

auch die zuvor gebastelten Daumenkinos<br />

eine Verwendung. Bei der Verfilmung<br />

wird wie oben beschrieben das<br />

Verfahren der Bild für Bild-Aufnahme<br />

angewendet.<br />

Bildgestaltung<br />

Durch die Anordnung von Linien, Farben<br />

und Strukturen können wir Harmonie<br />

oder Diskrepanz beim Betrachter auslösen:<br />

Gleichgewicht und Ungleichgewicht<br />

in Bildkompositionen werden unmittelbar<br />

gespürt. Unser Wahrnehmungssystem<br />

drängt von selbst nach Ausgleich<br />

der Energie, die in ihm wirksam wird.<br />

Die endgültige Bildkomposition wird immer<br />

eine individuelle Entscheidung bleiben.<br />

„Visuelles Denken“ und das bewusste<br />

Wahrnehmen eines Bildes kann durch<br />

Bildbeschreibungen geübt werden.<br />

Arbeiten mit dem Lichttisch<br />

Der einfachste Lichttisch besteht aus<br />

zwei Tischböcken, auf die eine dicke<br />

Glasscheibe gelegt wird. Diese wird von<br />

unten mit Licht angestrahlt. Ein Stück<br />

Pergamentpapier schafft einen lichtdurchlässigen<br />

und ruhigen Bildhintergrund.<br />

Mit verschiedenen Materialien<br />

werden Strukturen, Flächen und Formen<br />

gelegt und Bild für Bild die Veränderung<br />

aufgenommen.<br />

Material: Sand, Kaffeepulver, Kaffeeb<strong>ohne</strong>n,<br />

Papierschnipsel, kleine Steine.


Workshop Aquarium<br />

Den ersten Kurzfilm „Aquarium“ sollen<br />

alle TeilnehmerInnen gemeinsam erarbeiten.<br />

Es sollen Fische mit beweglichen<br />

Flossen gebastelt, Seetiere geklebt<br />

und Algen gemalt werden. Der<br />

Hintergrund wird aus einem großen Karton<br />

gefertigt, der mit einer blauen Müll-<br />

tüte ausgespannt ist. Der Boden des<br />

Aquariums besteht aus Sand, in dem<br />

die Wasserpflanzen guten Halt haben.<br />

Über den Karton sollen Angelsehnen gespannt<br />

werden, an denen die Seetiere<br />

hin und herbewegt werden können. Das<br />

Aquarium muss beleuchtetet werden.<br />

Danach können die Dreharbeiten beginnen.<br />

Mit dieser Gruppenarbeit sollen alle<br />

TeilnehmerInnen mit den technischen<br />

Bedingungen bekannt gemacht werden.<br />

Die Geschichte<br />

Wird zum Workshop eine bestimmte<br />

Thematik vorgegeben, erleichtert man<br />

den TeilnehmerInnen das Finden einer<br />

Geschichte. Konflikte und Inhalte aus<br />

dem alltäglichen Erleben können hier<br />

übersetzt und aufgearbeitet werden.<br />

Spannende Geschichten beschreiben immer<br />

einen Konflikt oder ein Problem so-<br />

wie der Lösung und die dabei entstehende<br />

Entwicklung der beteiligten Akteure.<br />

Folgende Fragen erleichtern den<br />

Arbeitsprozess:<br />

Welche Bedürfnisse haben die Figuren<br />

und welches Ziel wollen sie erreichen?<br />

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen sie<br />

handeln.<br />

Welche Mittel benutzen sie, um ihr Ziel<br />

zu erreichen? Welche Hindernisse können<br />

sich aufbauen? Was stellt sich der<br />

Hauptfigur in den Weg und wie wird<br />

dies überwunden?<br />

Welchen zeitlichen und räumlichen Rahmen<br />

hat die Geschichte?<br />

Um Zusammenhänge und Hintergründe<br />

der Geschichte zu erfassen, können Rollenspiele<br />

hilfreich sein. Handlungsablauf<br />

und Charakter der Figuren werden<br />

bei den Darstellungen für alle Beteiligten<br />

klarer. Neue Ideen zur Gestaltung<br />

der Geschichte werden gefunden. Dialoge<br />

können aktiv gestaltet werden und<br />

es ist leichter ein pointiertes Ende zur<br />

Geschichte zu finden.<br />

Storyboard<br />

Im Storyboard werden möglichst genau<br />

die Bildeinstellungen des gesamten<br />

Kurzfilmes skizziert. Die Abfolge der<br />

Einstellungen und Bewegungen der Kamera<br />

werden festgelegt und so ist das<br />

Storyboard die Arbeitsgrundlage für die<br />

Dreharbeiten.<br />

Dabei wird die Entscheidung fallen, ob<br />

dreidimensional oder zweidimensional<br />

zu arbeiten ist. Bei dreidimensionalen<br />

Arbeiten eignen sich Knetfiguren oder<br />

Puppen. Herstellung und Animation ist<br />

aufwendiger <strong>als</strong> bei zweidimensionalen<br />

Arbeiten, bei der die Legetechnik bevorzugt<br />

wird. Sind Knetfiguren oder Puppen<br />

Akteure des Geschehens, müssen<br />

Lichtverhältnisse festgelegt werden.<br />

WAS TUN?<br />

(Tag und Nacht, geschlossener Raum<br />

mit Kunstlicht, Fenster <strong>als</strong> natürliche<br />

Lichtquelle etc.). Es empfiehlt sich, Figuren<br />

und Requisiten des Trickfilmes<br />

großzügig zu arbeiten, um die Animation<br />

zu erleichtern. Kleine Einzelteile<br />

lassen sch schwer bewegen bzw. verschieben.<br />

Figuren<br />

Die Charakterisierung der Trickfilmfiguren<br />

wird hauptsächlich durch die Betonung<br />

der Eigenheiten der äußerlichen<br />

Erscheinung erreicht. Ein großer Kopf<br />

oder die Überlänge der Beine können<br />

bizarr auf Fähigkeiten der Figur hinweisen.<br />

Das komische Element hängt hierbei<br />

mit der Übertreibung eines speziellen<br />

äußeren Merkm<strong>als</strong> zusammen.<br />

Von der körperlichen Beschaffenheit der<br />

Figur ist die Gestik und Bewegungsmöglichkeit<br />

abhängig. Altersmerkmale<br />

können in den Gesichtern oder in der<br />

Kleidung ihren Ausdruck finden.<br />

Nach den ersten Skizzen der Figuren<br />

muss überlegt werden: Was soll an der<br />

Figur animiert werden, um den Charakter<br />

zu unterstreichen und um der Handlung<br />

der Figur gerecht zu werden?<br />

Bewegen sich die Augen und der<br />

Mund? Kann ein Hut vom Kopf fliegen?<br />

Was für Aktionen kann die Figur aus-<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

FILM & VIDEO C


FILM & VIDEO C<br />

führen, die ihre Persönlichkeit unterstreicht?<br />

Bei der Herstellung der Hintergründe<br />

sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.<br />

Von der Zeichnung über die Malerei<br />

bis zur Collage oder einem Foto<br />

kann bildnerisch gearbeitet werden.<br />

Plastisch wirkende Materialien, wie Textilien,<br />

Blätter oder Karton geben Struktur<br />

und Kontrast. Die Farbgebung bestimmt<br />

den Teil der Atmosphäre. Bei<br />

der Animation sind die physikalischen<br />

Gesetze bei Bewegung zu beachten.<br />

Körperarbeit<br />

Zur Verdeutlichung von möglichen Bewegungen<br />

können Wahrnehmungs- und<br />

Körperübungen eine willkommene Abwechslung<br />

zum konzentrierten bildnerischen<br />

Arbeiten sein. Was kann ein<br />

menschliches Körpergelenk? Wie bewegt<br />

sich der Storch? Wie hüpft ein<br />

Frosch? Wie ist die Mundhaltung beim<br />

Aussprechen eines Buchstabens oder eines<br />

Wortes?<br />

Drehvorbereitung und Dreh<br />

Die Einführung in die Bedienung von<br />

Kamera- und Tontechnik schafft für alle<br />

Beteiligten gleiche Voraussetzungen. So<br />

werden Unsicherheiten beim Umgang<br />

mit der Technik im Vorfeld eingeschränkt.<br />

Ein Stativaufbau und das<br />

Wechseln einer Kassette wollen probiert<br />

sein. Beim Drehen wird die Kamera oft<br />

mit dem eigenen Auge verwechselt.<br />

Schnelle Schwenks sollten motiviert<br />

und überlegt sein.<br />

Die modernen digitalen Kameras haben<br />

einen Animationsmodus im Menü, was<br />

für die Trickfilmdreharbeiten von großem<br />

Vorteil ist. Bedient wird die Kamera<br />

mit der Fernbedienung um ‚Wackler'<br />

zu vermeiden, die durch das manuelle<br />

Starten der Aufnahme passieren kön-<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

nen. Aber auch digitale Fotokameras<br />

können für die Aufnahmen benutzt werden.<br />

Die digitalen Fotos müssen auf<br />

fernsehübliches Format, d.h. die Pixelgröße<br />

720 x 576 im Computer bearbeitet<br />

werden und können dann am<br />

Schnittplatz auf entsprechende Länge<br />

gebracht <strong>als</strong> Videosequenz montiert<br />

werden.<br />

Es ist empfehlenswert eine Versicherung<br />

für die genutzte mobile Technik<br />

abzuschließen.<br />

Objektive Kamera:<br />

Kamera übernimmt die Rolle des<br />

Beobachters<br />

Subjektive Kamera:<br />

Kamera wird zur Teilnehmerin des<br />

Geschehens<br />

Subjektive Einstellung:<br />

zeigt den Blickwinkel einer Figur<br />

Bildeinstellungen<br />

Panorama<br />

Dem Betrachter wird ein Überblick über<br />

den Raum des Geschehens gegeben.<br />

Die Einstellung dient der Orientierung.<br />

Figuren sind verschwindend klein abgebildet<br />

bzw. nicht zu erkennen.<br />

Totale<br />

Die Figuren sind dem Umfeld untergeordnet.<br />

Auch diese Einstellung unterstützt<br />

die räumliche Orientierung des<br />

Betrachters. Objekte und Elemente des<br />

Handlungsortes werden gezeigt, die der<br />

Zuschauer kennen muss, um dem weiteren<br />

Geschehen folgen zu können.<br />

Halbtotale<br />

Diese Einstellung zeigt das Geschehen<br />

<strong>ohne</strong> größere Distanz. Figuren sind in<br />

ihrer Körpergröße abgebildet und füllen<br />

das Bildformat.<br />

Amerikanische<br />

Figuren sind ab dem Oberschenkel abgebildet.<br />

Der Begriff ‚Amerikanische'<br />

hat sich durch den Western geprägt und<br />

zeigt z.B. beim Duell, wer <strong>als</strong> erster die<br />

Waffe zieht.<br />

Halbnah<br />

Figuren sind bis zur Hüfte abgebildet.<br />

Mimik und Gestik der Figuren sind deutlich<br />

erkennbar. Situationen und Beziehung<br />

der Figuren untereinander werden<br />

hier definiert.<br />

Naheinstellung<br />

Dieser Bildausschnitt zeigt Darsteller<br />

ab Brusthöhe. Die Aufmerksamkeit<br />

des Betrachters wird hier auf das Gesicht,<br />

den mimischen Ausdruck und<br />

damit auf die Empfindung der Figur<br />

gelenkt.<br />

Großaufnahme<br />

Präsent ist hier der Kopf der Figur. Zu<br />

beachten ist die Augenhöhe, die sich im<br />

oberen Teil des Bildausschnittes befindet.<br />

Die Augen und die Blicklinie der Fi-


gur sind das interessanteste Moment<br />

und der Zuschauer konzentriert seine<br />

Aufmerksamkeit darauf.<br />

Detail<br />

Das dargestellte Objekt ist stark vergrößert.<br />

Die dadurch vermittelte Nähe wird<br />

oft <strong>als</strong> gezielter Hinweis auf das Geschehen<br />

genutzt.<br />

Fotografiert man eine Figur von der<br />

Froschperspektive aus, wird diese in ihrem<br />

Status erhöht. Im umgekehrten<br />

Fall, der Fotografie in der Draufsicht,<br />

macht man diese Figur klein, man wertet<br />

sie sozusagen ab.<br />

Over shoulder shot<br />

Hier werden zwei Personen, meist in einer<br />

Interview Situation in Beziehung<br />

gesetzt.<br />

Übung zu Einstellungsgrößen<br />

Um die emotionale Wirkung der Einstellungen<br />

festzustellen und zu vermitteln,<br />

kann folgende Übung mit den Kindern<br />

durchgeführt werden: Die Hälfte der<br />

Teilnehmer sitzt in einer Reihe nebeneinander<br />

auf Stühlen. Die andere Gruppe<br />

steht – ihnen zugewandt – im Abstand<br />

von ca. 10 m gegenüber. Der Eindruck<br />

der Totalen wird erfasst. Nähert<br />

sich die stehende Gruppe um die Hälfte<br />

des Abstandes den Sitzenden, kann<br />

man bewusst die Halbtotale wahrnehmen.<br />

Bei einem Abstand von ca. 70 cm<br />

stellt sich eine körperliche oder emotionale<br />

Reaktion auf die Nähe ein – ein<br />

Gefühl, das die Naheinstellung oder<br />

Großaufnahme hervorruft.<br />

Licht<br />

Was in der Realität gut beleuchtet ist,<br />

kann auf dem Videomaterial unbrauchbar<br />

sein. Keine Kamera besitzt den<br />

Kontrastumfang des Auges. Eine Ausleuchtung<br />

mit Kunstlicht ist empfeh-<br />

lenswert, damit auch am nächsten<br />

Drehtag gleiche Bedingungen und Lichtverhältnisse<br />

herzustellen sind.<br />

Um die Lichtsituationen bewusster<br />

wahrzunehmen, gelten Fragen wie:<br />

Was ist die Lichtquelle in der Szene<br />

bzw. in der Geschichte? Ist es Tag, ist<br />

es Nacht? Wird die Figur durch eine Laterne<br />

beleuchtet? Steht die Figur am<br />

Fenster und es ist ein sonniger Tag?<br />

Dialoge und Geräusche<br />

Die drei akustischen Elemente sind<br />

Stimme, Musik und Geräusche und es<br />

WAS TUN?<br />

ist sinnvoll, diese bereits bei der Storyboard-Arbeit<br />

so exakt wie möglich festzulegen.<br />

Es ist immer die Chance, sich einen Tonträger<br />

mit Geräuschen zu besorgen und<br />

diese auf die Bildssequenzen zu schneiden.<br />

Mehr Spaß bereitet es den Kindern,<br />

Geräusche selbst zu produzieren.<br />

Bewusstes Hinhören und Entdecken,<br />

was unseren Alltag akustisch ausmacht<br />

und die Vorstellung, wie sich etwas anhören<br />

könnte – das Vogelzwitschern im<br />

Wald, das Blubbern des dicken Karpfens<br />

im Teich oder auch der Wind, der um<br />

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FILM & VIDEO C


FILM & VIDEO C<br />

die Hausecken pfeift – dazu müssen<br />

keine besonderen musikalischen Fähigkeiten<br />

vorhanden sein.<br />

Geräusche<br />

Feuer:<br />

Knistern und Knüllen von Papier<br />

Pferd läuft:<br />

Aneinanderklappen von zwei Hälften einer<br />

Kokosschale<br />

Donner:<br />

Schütteln einer großen Blechplatte<br />

Schritte:<br />

Aneinanderklappen von zwei Bleistiften<br />

Glockenläuten:<br />

mit einem Stift an eine Wasserflasche<br />

klopfen<br />

Die Stimmen sollen den Charakter und<br />

Individualität der Figuren unterstreichen.<br />

So wird eine tiefe Männerstimme<br />

nicht zu einer kleinen dünnen Ameise<br />

passen und ein großer Bär wird in seiner<br />

Stärke nicht ernst genommen werden,<br />

wenn seine Stimme hoch und fipsig<br />

klingt.<br />

Workshop Geräusche<br />

Beim Film „Aquarium“ sollen die<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

Workshopteilnehmer das Wasserplätschern<br />

produziert, in dem sie mit Händen<br />

in wassergefüllten, großen Schüsseln<br />

rühren. Das Schnattern von Enten<br />

und Vogelzwitschern sollen sie mit ihren<br />

Stimmen und durch Pfeifen imitieren.<br />

Das Quaken von Fröschen soll nur<br />

durch die Stimmen imitiert werden.<br />

Für den Kurzfilm „Der Holzfäller“ hacken<br />

die Teilnehmer Holz und nehmen<br />

das Knacken der Zweige mit Mikrophon<br />

und einem Recorder auf. Die Dialoge<br />

werden von den Teilnehmern nach den<br />

bereits geschnittenen Sequenzen gesprochen<br />

und aufgezeichnet und in der<br />

Montage am Schnittplatz angelegt.<br />

Schnitt<br />

Das Rohmaterial wird gesichtet und ein<br />

Sichtungsprotokoll erstellt, in dem Motiv,<br />

Bildeinstellung, timecode sowie<br />

eventuelle Besonderheiten vermerkt<br />

sind.<br />

In Bild- und Tonschnitt werden die Einstellungen<br />

bzw. Sequenzen zum fertigen<br />

Film montiert. Hilfreich ist hier die<br />

Schnittliste mit timcode-Angaben, in<br />

der die Abfolge bereits nach der Hand-<br />

lung oder dem Geschehen des Filmes<br />

geordnet ist.<br />

Die zwei Möglichkeiten, das Bild- und<br />

Tonmaterial aneinanderzufügen sind:<br />

Überblendungen bzw. Übereinanderlegen<br />

der Bilder oder der klassische<br />

Schnitt, man reiht die Bilder einfach aneinander.<br />

Spezielle Effekte, die an den digitalen<br />

Schnittsystemen einfach einzusetzen<br />

sind, sollten gut überlegt und motiviert<br />

eingesetzt werden.<br />

Als einen Rohschnitt bezeichnet man<br />

die erste grobe Fassung der Montage.<br />

Bei der weiteren Schnittarbeit werden<br />

Musik, Dialogsätze und Geräusche angelegt<br />

und auf die entsprechende Einstellung<br />

hin bearbeitet.<br />

Die grafische Gestaltung des Titels kann<br />

am Rechner vorgenommen werden oder<br />

auch beim Drehen z.B. durch die Animation<br />

ausgeschnittener Buchstaben produziert<br />

werden.<br />

Workshop – Ende<br />

Nach Abschluss des Workshops sollte<br />

ein Filmfest veranstaltet werden, um<br />

die Arbeit der Kinder zu präsentieren. Es<br />

bietet sich an, zu dieser Vorführung eine<br />

Ausstellung der entstandenen Arbeitsmaterialien<br />

wie Zeichnungen, Figuren<br />

und Hintergründe mit den Teilnehmern<br />

zu gestalten.<br />

Zu dem Filmfest sollten die Eltern und<br />

Freunde der Teilnehmer eingeladen<br />

werden.


Fotos: SESB - Aziz-Nesin-GS (Berlin) Methode:<br />

Fotografie<br />

spielen – reflektieren – dokumentieren<br />

In den wöchentlichen Klassenkonferenzen<br />

einer 4. Klasse werden immer wieder<br />

Konfliktfälle angesprochen, die zu tätlichen<br />

Auseinandersetzungen oder Ausgrenzungen<br />

von MitschülerInnen führten.<br />

Zwei Motive durchziehen die Vorfälle:<br />

1. Ein geringfügiger Anlass (aus Versehen<br />

schubsen, jemanden angrinsen)<br />

wird <strong>als</strong> Provokation aufgefasst und<br />

führt zu einer Reaktion, die oft in eine<br />

Spirale tätlicher Auseinandersetzungen<br />

mündet.<br />

2. Kinder werden aus unterschiedlichen<br />

Gründen (sie tragen keine Markensa-<br />

chen, sind nicht so beliebt oder gefährden<br />

die Machtposition des „Klassenstars“)<br />

ausgegrenzt.<br />

Ziel ist, mit den Kindern wirksame Strategien<br />

für den Umgang mit Konflikten<br />

zu entwickeln und ihre Fähigkeit zu<br />

stärken, sich gegenseitig besser wahrzunehmen<br />

und sich in andere Menschen<br />

einzufühlen.<br />

Aktionsformen<br />

Impulse für eine Auseinandersetzung<br />

mit dem von den Kindern beklagten<br />

Verhalten gehen von vier kleine Szenen<br />

WAS TUN?<br />

aus, die von den Kindern weiterentwickelt<br />

werden. Um die Mechanismen des<br />

Verhaltens in den geschilderten Konfliktsituationen<br />

sichtbar machen und<br />

sich mit ihnen auseinander setzen zu<br />

können, sind verschiedene Aktivitäten<br />

(spielen, über das Spiel, den Konflikt<br />

und seine Lösungsstrategien diskutieren,<br />

reflektieren, fotografieren, dokumentieren,<br />

präsentieren) vorgesehen.<br />

Dabei sind verbale und nonverbale<br />

Kommunikationsformen wichtig. Sie ermöglichen<br />

den SchülerInnen, ihre unterschiedlichen<br />

Kompetenzen wirkungsvoll<br />

einzubringen.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

FOTOGRAFIE C


FOTOGRAFIE C<br />

Aufgabe:<br />

Die Klasse wird in vier Gruppen aufgeteilt.<br />

Jede Gruppe erhält den Anfang einer<br />

Konfliktgeschichte mit dem Auftrag,<br />

die Geschichte weiter zu entwickeln,<br />

und die Szene im Standbild/Rollenspiel<br />

so zu gestalten, dass die Klasse raten<br />

kann, worum es geht und wie die Geschichte<br />

endet. Jeweils eine Gruppe von<br />

SchülerInnen, die nicht am Spiel beteiligt<br />

ist, übernimmt die Rolle <strong>als</strong> „Reporter“<br />

und dokumentiert das Geschehen.<br />

Die Gruppen kennen nur ihre eigene<br />

Geschichte, die sie spielen.<br />

1. Standbild<br />

Der Kern des Konflikts wird zunächst in<br />

einem Standbild dargestellt. Die SchülerInnen<br />

müssen das Geschehen auf einen<br />

Punkt verdichten und verharren wie<br />

wenn ein Videofilm auf „Pause“ steht.<br />

Dazu bauen sie sich auf. Während sie<br />

in ihrem Standbild stumm verharren,<br />

werden die übrigen SchülerInnen aufgefordert,<br />

ihnen „ihre Stimme“ zu geben.<br />

Wer möchte, berührt den Akteur/die<br />

Akteurin, dem eine Stimme gegeben<br />

werden soll und spricht aus, was er/sie<br />

meint, dass der Akteur/die Akteurin in<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

der dargestellten Situation sagen würde.<br />

Die Klasse rät den dargestellten<br />

Konflikt.<br />

2. Erprobung von<br />

Lösungsmöglichkeiten im<br />

Rollenspiel:<br />

Die Darsteller lösen sich aus der „Starre“<br />

ihres Standbildes und stellen eine<br />

Lösungsmöglichkeit ihres Konfliktfalles<br />

im Rollenspiel vor. Nach dem Auftritt<br />

vor der ganzen Klasse diskutieren alle<br />

SchülerInnen die vorgestellte Lösungsmöglichkeit<br />

für den Konflikt und suchen<br />

nach Alternativen (gegebenenfalls werden<br />

sie auch gespielt). Der gespielte<br />

Konflikt wird mit eigenen Erfahrungen<br />

in vergleichbaren Situationen verglichen.<br />

Im Standbild und im Rollenspiel wird<br />

der Konflikt dramatisiert. Standbild und<br />

Rollenspiel sind wirksame Methoden,<br />

um Diskussionen über Verhaltensweisen,<br />

die Konflikte auslösen oder eskalieren<br />

lassen, anzuregen. Sie ermöglichen<br />

den Kindern in die Rollen <strong>als</strong> Täter,<br />

Opfer, Gruppenmitglied, Zuschauer<br />

zu schlüpfen und neue Verhaltensweisen<br />

zu erproben. Im Rollenspiel können<br />

Kinder den Konflikt ausagieren und mit<br />

emotionalem Ausdruck spielen, was sie<br />

bewegt. Durch den Perspektivwechsel<br />

<strong>als</strong> Träger unterschiedlicher Rollen in einem<br />

Standbild/szenischen Spiel und<br />

<strong>als</strong> „Reporter“ werden die Positionen,<br />

Motive, und Gefühle der Protagonisten


transparent und verständlich. Die SchülerInnen<br />

können sich in ihre Lage versetzen.<br />

Dies ist eine wesentliche Voraussetzung<br />

für die Entwicklung von Empathie<br />

Die Nachbesprechung ist wichtig, um<br />

auch die Bewertung von Einzel- und<br />

Gruppenleistungen durch die Klasse in<br />

einer sicheren und für jeden offenen<br />

Atmosphäre zu erfahren.<br />

3. Dokumentation des „Vorfalls“<br />

durch die „Reporter“<br />

Ausgestattet mit Einwegkameras begleiten<br />

die Reporter die Vorführung einer<br />

Gruppe und halten den vorgestellten<br />

Konflikt und seine Lösung im Bild fest.<br />

Als neutrale Berichterstatter können sie<br />

aus der Distanz den Vorfall „objektivieren“.<br />

Alle Reportergruppen berichten<br />

über den von ihnen dokumentierten<br />

Vorfall in einem „Zeitungsartikel“ und<br />

veranschaulichen ihn mithilfe der Fotos.<br />

Jedes Kind ist im Verlauf des Projekts<br />

sowohl in der Rolle des Darstellers <strong>als</strong><br />

auch in der Rolle des Reporters.<br />

Durch den Einsatz von „Reportern“ gewinnt<br />

der Vorfall an Gewicht. Das Medium<br />

des Fotoapparats ermöglicht es,<br />

durch die Linse des Objektivs eine zusätzliche<br />

Distanz herzustellen und entscheidende<br />

Sequenzen des Geschehens<br />

in den Fokus zu rücken. Im anschließenden<br />

Bericht helfen die Fotos, den Vorfall<br />

zu erinnern und das Geschehen zu<br />

objektivieren. Indem eine Trennung zwischen<br />

kritisch-sachlicher Berichterstattung<br />

und eigener Meinung zu dem Geschehen<br />

vorgenommen wird, wird eine<br />

Versachlichung des Vorfalls, <strong>ohne</strong> die eigen<br />

Betroffenheit auszuklammern, ermöglicht.<br />

4. Präsentation der Artikel in der<br />

Klassenzeitung<br />

Die Artikel mit den Fotos werden in der<br />

Klassenzeitung (Wandzeitung) vorgestellt.<br />

In der Auseinandersetzung zwischen<br />

den Darstellern des jeweiligen<br />

WAS TUN?<br />

Rollenspiels und den Reportern werden<br />

Übereinstimmungen aber auch unterschiedliche<br />

Sichtweisen und Interpretationen<br />

sichtbar. Darüber vermittelt kann<br />

ein Verständnis angebahnt werden, welche<br />

Verantwortung Reporter in der Realität<br />

haben und die Frage angesprochen<br />

werden, ob es eine „objektive Berichterstattung“<br />

gibt.<br />

Durch die Präsentation der Vorfälle in<br />

der Klassenzeitung/Wandzeitung werden<br />

diese öffentlich gemacht und die in<br />

den Vorfällen angesprochenen Verhaltensmuster<br />

aus ihrer Anonymität geholt.<br />

Es wird den SchülerInnen signalisiert,<br />

dass die Erfahrungen von Gewalt<br />

und Ausgrenzung für alle in der Klasse/<br />

an der <strong>Schule</strong> von Bedeutung sind und<br />

dass es Strategien gibt sie zu vermeiden<br />

bzw. zu lösen.<br />

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FOTOGRAFIE C


FÜR DEN UNTERRICHT C<br />

WAS TUN?<br />

Konfliktgeschichten<br />

Markus und Philip<br />

Markus steht an der Tafel, sieht vor sich hin und grinst eine Gruppe von Kindern an, die gerade an ihm<br />

vorbeiläuft. „Was grinst du denn so?“, macht ihn Philip, ein Junge aus der vorbeieilenden Gruppe, an. „Ich<br />

grinse wann und wie ich möchte“, erwidert Markus. Philip löst sich aus der Gruppe und tritt wütend auf<br />

Markus zu.<br />

Was geschieht weiter?<br />

Wie wird sich Philip verhalten?<br />

Wie wird Markus reagieren?<br />

Wie verhält sich die Gruppe?<br />

Sabine ist neu in der Klasse<br />

Sabine ist neu in der Klasse. Sie sitzt neben Fatma und beginnt sich langsam mit ihr zu befreunden. Die anderen<br />

Mädchen in der Klasse flüstern über Sabine hinter ihrem Rücken, lachen und zeigen auf sie. Sabine erfährt von<br />

Fatma, dass die anderen Mädchen sich über sie lustig machen, weil sie nicht so schicke Sachen hat und immer<br />

wieder dieselbe Kleidung trägt.<br />

Was geschieht weiter?<br />

Was wird Sabine tun?<br />

Wie verhält sich Fatma?<br />

Wie reagiert die Gruppe der Mädchen?<br />

Maria steht abseits<br />

Wie immer geht Maria allein in der Pause auf den Schulhof. Sie steht am Rand des Spielplatzes und schaut den<br />

anderen Mädchen zu. Sie möchte gern mit ihnen spielen, aber niemand beachtet sie. Da kommt Tatjana aus der<br />

Gruppe der Mädchen auf sie zu, doch Ricarda hält sie zurück. „Lass sie, die ist doof, mit der spielen wir nicht!“<br />

Was geschieht weiter?<br />

Wie wird Tatjana reagieren?<br />

Wie verhält sich Ricarda?<br />

Wie verhält sich die Mädchengruppe?<br />

Fangen<br />

Hai-Dang, Suat, Ays,e, Max und Gülcan spielen Fangen. Suat ist dicht hinter Gülcan. Als er sie anstößt, fällt sie<br />

hin. Sie hat sich weh getan und fängt laut an zu weinen. Ays,e geht auf Suat los und beschimpft ihn.<br />

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Was geschieht weiter?<br />

Was erwidert Suat?<br />

Wie verhalten sich Max, Hai-Dang und Gülcan?


Bilder machen Bilder<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Kleingruppen mit ca. 5 Personen, Dauer 2 Stunden<br />

WAS TUN?<br />

Material:<br />

Bilder, Fotos, Texte, gesammelt aus Printmedien und thematisch zusammengestellt.<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Es können Bilder und Texte aus Printmedien zu verschiedenen Themenschwerpunkten zusammengestellt<br />

werden:<br />

<strong>Rassismus</strong>, Sexismus<br />

Darstellung von Stereotypen<br />

Darstellung von Männern und Frauen, Schwarzen und Weißen in den Medien<br />

(und ähnliches)<br />

Die Kleingruppen wählen sich ein Oberthema, zu dem sie arbeiten wollen und bekommen hierfür Fragen mit<br />

auf den Weg:<br />

Kommen schwarze Menschen vor und wie werden sie präsentiert?<br />

Was vermitteln die Bilder und Texte über sie, an welche Aussagen sind sie geknüpft?<br />

In welchen Kontext werden Schwarze gesetzt?<br />

Welche Stereotypen und Klischees werden so aufgebaut oder verstärkt?<br />

Die Kleingruppen sammeln ihre Eindrücke und präsentieren sie dann in der Großgruppe. Es findet ein<br />

Austausch zur Frage statt, wie das Gesehene, Gezeigte in den Medien auf die Meinungsbildung oder<br />

Vorurteilsbildung der Bevölkerung wirken könnte.<br />

Anmerkung:<br />

Es empfiehlt sich, vorsichtig bei der Menge und Auswahl des Bild- und Textmateri<strong>als</strong> zu sein, da die gewonnen<br />

Ergebnisse und Erkenntnisse niederschlagend sein können.<br />

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FÜR DEN UNTERRICHT C


FÜR DEN UNTERRICHT C<br />

WAS TUN?<br />

Gewaltiges Stadtbild<br />

Rahmenbedingungen:<br />

Stadtraum, Kleingruppen bis zu 5 oder 6 Personen, Dauer der Exkursion: 3 Stunden,<br />

Auswertung: 1,5 Stunden, Präsentation und Gespräch: 1,5 Stunden<br />

Material:<br />

Dia-Filme, Fotoapparate, Dia-Projektor, Wandzeitungspapier, Farben<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Die TeilnehmerInnen versuchen in Kleingruppen im Verlauf einer Exkursion, Eindrücke der Stadt in Bilder zu<br />

bannen. Wo zeigt sich Gewalt im Stadtbild? Für wen ist die Stadt gemacht?<br />

Haben Kinder, Frauen, Jugendliche Platz? Wovon fühlen sie sich bedroht? Wer bekommt Raum?<br />

Wie gehen die Menschen miteinander um? Usw.<br />

Die Impressionen können dann in Form einer Dia-Show präsentiert werden,<br />

die Dias müssen ausgewählt und sortiert, ein Kommentar ausgearbeitet oder Musik gefunden werden.<br />

Eine zweite, zeitintensivere Form ist das Erstellen eines Großwandbildes mittels der Projektion und Collage der<br />

Dias. Nachteilig ist, dass nur wenige zeitgleich am Prozess beteiligt sein können. Die Ergebnisse allerdings sind<br />

erstaunlich. Die Frage danach, was will ich zeigen, konzentriert die Arbeit in beiden Varianten sehr. Vermittels<br />

der gewählten Bilder werden Aussagen getroffen, die Inhalt des folgenden Gesprächs sein können.<br />

Anmerkung:<br />

Diese Methode kann nur in der Mitte oder am Ende seines Seminars stehen, da für die Durchführung ein<br />

gewisses Maß an Sensibilität und offene, sehende Augen Voraussetzung sind.<br />

Variante:<br />

Möglich ist es auch, die Stadtimpressionen per Video festzuhalten, ggf. noch Interviews zu machen. Das ist die<br />

bewegtere Version. Eine stillere Variante wäre das Zusammenstellen einer Fotogeschichte aus den Bildern der<br />

Stadt und vielleicht eine Figur durch die Geschichte wandern zu lassen.<br />

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Methode: Bildende Kunst<br />

KUNSTWERKSTATT<br />

Mein Innen und mein Außen<br />

WAS TUN?<br />

Rahmenbedingungen:<br />

großer Raum, ca. 12-15 TeilnehmerInnen, Dauer ca. 2 _ Stunden<br />

Material:<br />

Kisten unterschiedlicher Formen und Größen, Bastelmaterialien wie<br />

Seidenpapier, Lametta, Federn, Stoff, Farben, Glitzersternchen usw.<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Die TeilnehmerInnen haben die Aufgabe, ihre Kiste zu gestalten. Sie können ihrer Kiste ein Innen und ein<br />

Außen geben und damit zeigen was sie glauben, was äußerlich von anderen an ihnen wahrgenommen wird,<br />

was außen liegt: – Hobbies, Familie usw. – und was in ihnen schlummert – Wünsche, Träume, Ängste.<br />

Sie können das Maß dessen, was sie vom Inneren preisgeben wollen, selbst bestimmen oder auch ganz<br />

schweigen.<br />

Nach der Gestaltung der Kiste stell sich jede/r mit ihrer/seiner Kiste vor und erzählt. Verständnisfragen zum<br />

Objekt Kiste bzw. indirekt zur Person sind erlaubt. Nach der Vorstellungsrunde erfolgt ein Gespräch dazu, ob<br />

einige neues über andere erfahren haben. (die Gruppenmitglieder kannten sich schon vorher untereinander),<br />

oder was sie so voneinander erfahren konnten. Die geschmückten Kisten verschönern den Raum die Woche<br />

über und können am Ende mitgenommen werden.<br />

Anmerkung:<br />

Einige nutzen den Raum, um endlich mal zu sagen, was sie schon immer sagen wollten, um aus ihrem Bild zu<br />

springen. Wichtig dabei ist, mit den Reaktionen der anderen aufmerksam umzugehen. Die Methode eignet sich<br />

eher für Gruppen, die sich schon etwas kennen.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

FÜR DEN UNTERRICHT C


FÜR DEN UNTERRICHT C<br />

WAS TUN?<br />

KUNSTWERKSTATT<br />

Skulpturenbau – Figurenbau<br />

Rahmenbedingungen:<br />

ein großer Raum zum Werkeln, drei bis vier Einheiten à ca. 4 Stunden in Kleingruppen à 6 Personen<br />

Material:<br />

Latten ca. 1,50 m groß, wasserbindender Beton (ca. 12,5 kg pro Skulptur), Kaninchendraht (6 m pro Skulptur),<br />

Plastikeimer, Stoff, Gipsbinden für Masken o. ä., Plakate, Zeitungen und Zeitschriften, Schnur, Bänder,<br />

Kleindraht<br />

Kurzbeschreibung:<br />

Die Skulpturen sind Ausdruckmedien für die inhaltliche Arbeit davor. Sie können der Versuch sein, den zuvor<br />

stattgefundenen Diskussionen Ausdruck zu verleihen. In unserem Fall gingen dem Figurenbau Diskussionen zur<br />

Sozialisation, politischen Einstellungen, Konfliktlösung und Normbegriff voraus.<br />

Die verwendete Begrifflichkeit für die Figur sollte nicht Puppe oder ähnliches sein, da dies zu sehr einschränkt.<br />

Spricht man von Skulptur, bleibt alles offen. Es müssen auch keine perfekt menschlichen Formen erbaut<br />

werden. Schon in vorangegangenen Diskussionen ist die Suche nach Bildern wichtig. Wichtig ist darüber<br />

hinaus, dass die Teams Erfahrung mit den Ausdrucksformen Bild, Skulptur haben.<br />

Aus dem Estrich wird ein Fuß gegossen, in den die Latten <strong>als</strong> Grundgerüst eingelassen werden. Der<br />

Kaninchendraht dient der Formgebung des Objektes. An ihn können vielerlei Dinge angeknüpft werden oder<br />

auch z. B. der Innenraum gestaltet werden, <strong>als</strong> Symbol für innen und außen o. ä. Diese Arbeit erfordert gerade<br />

von Ungeübten Mut, bietet aber Platz für Kreativität.<br />

Das Gespräch, wie können wir das darstellen, was wir wollen, welchen gegenständlichen Ausdruck kann es<br />

annehmen, verdichtet die vorangestellte Diskussion.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C


Methode: Spiele<br />

Nyakua<br />

Nyakua kann man mit zwei oder mehreren Kindern spielen.<br />

Derjenige Spieler, der anfängt, wirft zuerst 5 kleine Steine auf den Boden.<br />

Dann hebt er einen von den 5 Steinen auf und wirft ihn in die Luft. Während man dieses Steinchen mit den<br />

Augen verfolgt, hebt man ein zweites Steinchen vom Boden auf und versucht das vorher in die Luft geworfene<br />

Steinchen mit der Hand aufzufangen, in der man schon das zweite Steinchen hält.<br />

Wenn man das schafft, dann darf man das erste Steinchen zur Seite legen und das Spiel von Werfen und<br />

Auffangen noch einmal beginnen. Und wenn das glückt, darf der Spieler so lange weitermachen, bis alle 5<br />

Steine aufgebraucht sind.<br />

Danach darf man mit der zweiten Runde weitermachen.<br />

WAS TUN?<br />

Der Spieler wirft wieder ein Steinchen in die Luft, aber jetzt hebt er zwei Steine vom Boden auf anstatt eines,<br />

und er muss versuchen, den Stein aus der Luft mit der Hand, in der die zwei Steine sind, aufzufangen.<br />

Und dann könnt ihr natürlich noch eine dritte oder vierte Runde mit drei oder vier Steinen in der Hand spielen.<br />

Wenn das Auffangen einmal nicht klappt, dann muss der Spieler, wenn er wieder an der Reihe ist, ganz von<br />

vorn anfangen.<br />

Quelle: Nijhuis, Truus: Afrikanische Spiele, Jugenddienst- Verlag, Wuppertal 1981<br />

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FÜR DEN UNTERRICHT C


FÜR DEN UNTERRICHT C<br />

WAS TUN?<br />

Ende<br />

Dieses Spiel heißt in Tansania Ende.<br />

Man spielt es zu zweit: Ihr nehmt ein Stöckchen und zeichnet fünf Kreise in den Sand.<br />

Jeder Spieler hat zwei Steine. Einen Stein setzt man an den „Start“, in eine vierkantige Ecke, die man an den<br />

Rand des Kreises malt. Dann nimmt einer der Spieler seinen zweiten Stein und versteckt ihn auf dem Rücken, in<br />

der rechten oder in der linken Hand. Dann streckt er die Fäuste nach vorn. Der andere Spieler muss raten, in<br />

welcher Hand der Stein verborgen ist. Hat er richtig geraten, darf er seinen Stein in den äußersten Kreis legen<br />

und noch einmal raten. Rät er wieder richtig, darf er seinen Stein in den nächsten (inneren) Kreis legen, und er<br />

kann so lange weiterspielen, bis er f<strong>als</strong>ch rät.<br />

Dann ist der andere an der Reihe. Dieser darf auch so lange seinen Stein immer weiter nach innen verlegen und<br />

weiter raten, bis er zum ersten Mal f<strong>als</strong>ch rät. Wer zuerst seinen Stein in den mittleren Kreis gebracht hat, der<br />

hat gewonnen.<br />

In Msambweni wird Ende von Jungen gespielt, aber Mädchen können es natürlich genauso gut spielen.<br />

Quelle: Nijhuis, Truus: Afrikanische Kinderspiele, Jugenddienst Verlag, Wuppertal 1981<br />

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Adi<br />

Dieses Spiel aus Ghana spielt man zu zweit. Es heißt Adi, weil die Kinder in Ghana Samen der Aditi-Büsche<br />

benutzen, die auf den Feldern wachsen. Man kann aber auch Kieselsteine nehmen.<br />

Das Spielbrett hat zwei Reihen mit sechs Kuhlen, die Häuser genannt werden. An jedem Ende des Bretts ist ein<br />

Schatz. Jeder Spieler sammelt die gewonnenen Samen in dem Schatz auf seiner rechten Seite.<br />

Zu Beginn des Spiels werden in jedes der 12 Häuser vier Samen gelegt. Ein Spieler beginnt damit, dass er aus<br />

irgendeinem Haus auf seiner Seite alle Samen herausnimmt. Diese verteilt er dann einzeln gegen den<br />

Uhrzeigersinn in die Häuser, wobei er rechts von dem ausgeleerten beginnt. Fällt der letzte Samen in ein Haus,<br />

das Samen enthält, so nimmt er diese auf und verteilt sie wie vorher.<br />

Sobald der letzte Samen die im Haus vorhandenen auf vier ergänzt, darf der Spieler sie in seinen Schatz legen.<br />

Jeder ist so lange an der Reihe, bis er vier Samen in seinen Schatz tun kann, oder der letzte Samen in ein leeres<br />

Haus kommt. Dann kann der nächste alle Samen aus einem beliebigen Haus auf seiner Seite herausnehmen<br />

und sie verteilen, wie vorher beschrieben.<br />

Die Strategie beider Spieler besteht darin, dass möglichst keine Dreiergruppen von Samen auf dem Spielfeld<br />

gebildet werden.<br />

Wer mehr <strong>als</strong> 24 Samen in seinem Schatz hat, ist Sieger.<br />

WAS TUN?<br />

Quelle: Spiele rund um die Welt- und einige Geschichten und Lieder, UNICEF 1990<br />

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FÜR DEN UNTERRICHT C


LITERATUR C<br />

Spiele aus aller Welt<br />

Zusammenstellung aus<br />

www.eine-weltunterrichtsmaterialien.de<br />

Große-Oetringhaus, Hans-Martin<br />

United Kids<br />

München 2002; Elefanten Press. 239<br />

S. (Grundschule Orientierungsstufe,<br />

Klassen 2 – 6)<br />

Das Buch enthält eine Fülle von Ideen<br />

und Anregungen zur Aktivierung von<br />

SchülerInnen im Sinne der Einen Welt.<br />

Spiele aus verschiedenen Ländern. Theaterstücke,<br />

Bastelanleitungen, Kochrezepte<br />

etc. werden jeweils kombiniert<br />

mit Informationen.<br />

Schreiber, Gudrun<br />

Karibuni Watoto<br />

Münster 1997; Ökotopia Verlag. 141 S.<br />

(Grundschule, Kindergarten)<br />

Kulturelle Ausdrucksformen Afrikas –<br />

Alltagsleben, Bekleidung und W<strong>ohne</strong>n,<br />

Essgewohnheiten und Kunsthandwerk,<br />

Rituale und Gebräuche – lernen die Kinder<br />

anhand dieses Werkbuches kennen.<br />

Es werden nicht nur verschiedene Facetten<br />

des Lebens in Afrika (schwerpunktmäßig<br />

Tansania/Südliches Afrika) geschildert,<br />

sondern das Buch eröffnet<br />

auch erfahrungsorientierte Zugänge<br />

durch Spiele, Rezepte, Bastelvorschläge,<br />

Lieder, Tänze etc. Über die Aktivierungsvorschläge<br />

hinaus gibt es kurze<br />

Hintergrundinformationen zu Sitten und<br />

Gebräuchen, zum Alltagsleben der Kinder<br />

und zu Natur und Umwelt in Afrika.<br />

SOS Kinderdorfmütter (Hrsg.)<br />

Kinderspiele aus aller Welt<br />

Niedernhausen/Ts. 1995; Falken-Ver-<br />

WAS TUN?<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

lag. 128 S. (Kindergarten Grundschule)<br />

Das Buch stellt einfache Kinderspiele<br />

aus 45 Ländern der Welt vor. Viele der<br />

Openairspiele ähneln sich in den Regeln<br />

und variieren lediglich in den Materialien.<br />

Das Buch umfasst 12 Spielkategorien:<br />

Blindekuhspiele, Ballspiele,<br />

Rate- und Gedächtnisspiele, Steinchenspiele,<br />

Stimmspiele, Fangspiele, Geschicklichkeitsspiele,<br />

Versteckspiele,<br />

Staffeln, Hüpfspiele, Stöckchenspiele<br />

und Spiellieder. Zu jedem Spiel gibt es<br />

Angaben zum Herkunftsland, den benötigten<br />

Materialien, zum Alter (3-9 Jahre)<br />

und zur Anzahl der Teilnehmer.<br />

Ulich, Michaela et al.<br />

Der Fuchs geht um ... auch<br />

anderswo<br />

Weinheim 1991; Beltz & Gelberg. 362<br />

S. (Kindergarten Grundschule)<br />

Diese Auswahl von Kinderspielen und<br />

Kinderliteratur aus der Türkei, dem ehemaligen<br />

Jugoslawien, Griechenland, Italien,<br />

Spanien und Portugal ist gleichermaßen<br />

für Kinder im Kindergarten- und<br />

Grundschulalter bestimmt. Das breit gefächerte,<br />

flexibel einsetzbare Materialangebot<br />

enthält verschiedene Spiele,<br />

Volkslieder, Tänze und Theaterformen,<br />

Anregungen zum Festefeiern und für die<br />

unterrichtliche Arbeit zu Themenkreisen<br />

wie 'Jahreszeiten', 'Familie' oder '<strong>Schule</strong>'.<br />

Außerdem werden Empfehlungen<br />

und pädagogische Anregungen für den<br />

Einsatz von Bilderbüchern aus den angegebenen<br />

sechs Ländern angesprochen.<br />

Müller, Heike<br />

Müll und was man damit machen<br />

kann<br />

Offenbach 1996; Burckhardthaus-Laetare.<br />

144 S.; Kindergarten, Grundschule,<br />

Jugendarbeit/Gruppenarbeit<br />

Das Buch trägt Spielideen, Informationen<br />

und Aktionsspiele zum Thema<br />

'Müll' zusammen. Es ist <strong>als</strong> <strong>Handbuch</strong><br />

gedacht, das zu allen Gebieten einer<br />

'Müllpädagogik' umfassende Praxisvorschläge<br />

bietet. Neben der Geschichte<br />

des Mülls werden spielerische Methoden<br />

zur Abfallvermeidung und -verwertung<br />

aufgezeigt. Ein Hauptanliegen gilt<br />

dem kreativen Umgang mit Müll. Probleme<br />

der Umweltverschmutzung und<br />

der globalen ökologischen Folgen des<br />

Wegwerfwohlstands werden altersgerecht<br />

vermittelt. Viele der vorgestellten<br />

Materialien sind direkt für den Einsatz<br />

in der Kindergruppe gedacht.


Methode: Sport<br />

Was ist Capoeira?<br />

Die Capoeira ist, was der Moment bestimmt:<br />

Kampf, Kunst oder Spiel.<br />

•Ausdruck von Freiheit,<br />

•interkultureller und sozialer Austausch,<br />

•ein Weg, physische, mentale und spirituelle<br />

Stärke und Ausgeglichenheit<br />

auszubilden,<br />

•Form von Selbstdarstellung nicht nur<br />

in Zeiten der Unterdrückung.<br />

Funktion der Capoeira<br />

Capoeira wird <strong>als</strong> wertvolles soziales,<br />

pädagogisches, künstlerisches und kulturelles<br />

Hilfsmittel eingesetzt, die Professionalisierung<br />

der Capoeiristas wird<br />

gefördert und der Wert eines Lehrers<br />

der Capoeira <strong>als</strong> Vermittler von Sozialverhalten,<br />

Weisheit, Lebenserfahrung<br />

und Kultur wird gepflegt.<br />

Basierend auf Respekt, Sozialisation<br />

und der spielerischen Auseinandersetzung<br />

mit Aggression soll der Capoeirista<br />

in seinem Charakter, seiner persönlichen<br />

und sozialen Entwicklung, seinem<br />

Ansehen und seiner Selbstachtung<br />

gestärkt werden. Im gespielten Kampf<br />

wird spiegelbildlich der tägliche Überlebenskampf<br />

trainiert.<br />

Die Funktion der Capoeira in der pädagogischen<br />

Sozial- und Anti-<strong>Rassismus</strong>-<br />

Arbeit lässt sich am Anschaulichsten an<br />

ihrer Geschichte beschreiben:<br />

Geschichte<br />

Capoeira ist eine Kultur der Geschichte<br />

sowie der Zukunft.<br />

Capoeira ist von afrikanischen Sklaven<br />

in Brasilien entwickelt worden.<br />

Da aus dieser Zeit keine zuverlässigen<br />

Quellen existieren, ist die genaue Geschichte<br />

unklar. Allgemeine Übereinstimmung<br />

findet jedoch folgende Version:<br />

Ab dem 16. Jhd. wurden bis zu 10<br />

Mio. Afrikaner aus verschiedenen Teilen<br />

Westafrikas von der portugiesischen Kolonialmacht<br />

<strong>als</strong> Sklaven nach Brasilien<br />

verschleppt. Ihrem Land, ihrer Kultur, ihren<br />

Stämmen und Familien entrissen,<br />

suchten sie nach Wegen, einen freien<br />

Willen, ihre kulturelle Identität, die<br />

Kraft zum Widerstand und einen inneren<br />

Zusammenhalt zu finden. Mit dem<br />

wachsenden Bedürfnis nach Freiheit<br />

entstand die Capoeira.<br />

Als Grundlage dienten neben alten afrikanischen<br />

Kampftechniken vor allem<br />

WAS TUN?<br />

Tierbeobachtungen und traditionelle religiöse<br />

Rituale, Tänze und Musik. Capoeira<br />

konnte so auch vor den Augen der<br />

Gutsherren verborgen werden. Die zum<br />

Überleben notwendige List und Tücke<br />

wurde essentielles Element. Neben der<br />

Funktion <strong>als</strong> Kampftraining diente die<br />

Capoeira der Kommunikation, der Zerstreuung,<br />

einer neuen Identitätsfindung,<br />

dem Stillen der Sehnsucht nach der Heimat<br />

und der emotionalen, mentalen<br />

und körperlichen Befähigung zur Flucht.<br />

Wie Capoeira in ihrer Entstehungsgeschichte<br />

die Verständigung der verschleppten<br />

und vermischten afrikanischen<br />

Völker untereinander ermöglicht<br />

hat, bietet sie heute Kommunikation<br />

und Dialog verschiedenster Kulturen<br />

und sozialer Schichten.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

INERNET-LINKS: Capoeira-<strong>Schule</strong>n in Deutschland:<br />

Berlin, Graduada Esmeralda: http://www.abada.net<br />

Berlin, Graduada Nativa: http://www.abada-berlin.de<br />

Frankfurt / Wiesbaden: http://www.capoeiranetz.de/<br />

Heidelberg: http://www.capoeira-heidelberg.de<br />

München: http://www.abadacapoeira.de/<br />

Stuttgart: http://www.abada-stuttgart.de/


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

Der Plan, der vom gesamteuropäischen<br />

Netzwerk gegen <strong>Rassismus</strong> im Fußball<br />

(FARE) erarbeitet wurde, wird von der<br />

gesamten europäischen Fußballgemeinde<br />

und vor allem den Vereinen zur Bekämpfung<br />

des <strong>Rassismus</strong> auf und neben<br />

dem Platz ans Herz gelegt. UEFA<br />

gibt seine volle Unterstützung bei der<br />

Implementierung eines Zehn-Punkte-<br />

Plans, um den <strong>Rassismus</strong> im Fußball zu<br />

bekämpfen. Von FARE zusammengestellt,<br />

beinhaltet der Plan eine Anzahl<br />

von Maßnahmen, die die Vereine ergreifen<br />

können.<br />

UEFA Zehn-Punkte-Plan<br />

1. Erstellen Sie eine Stellungnahme,<br />

nach der der Verein <strong>Rassismus</strong> nicht toleriert,<br />

und geben Sie die Maßnahmen<br />

bekannt, die gegen jene ergriffen werden,<br />

die an rassistischen Maßnahmen<br />

beteiligt sind. Die Stellungnahme sollte<br />

in allen Programmheften sowie permanent<br />

allerorts im ganzen Stadion veröffentlicht<br />

werden.<br />

2. Machen Sie öffentliche Durchsagen,<br />

in denen rassistische Parolen bei den<br />

Spielen verurteilt werden<br />

3. Machen Sie es für Dauerkarteninhaber<br />

zur Bedingung, dass diese nicht an<br />

rassistischen Schmähungen teilnehmen.<br />

4. Treffen Sie Maßnahmen zur Verhinderung<br />

des Verkaufs von rassistischer<br />

Literatur innerhalb und außerhalb des<br />

Stadions.<br />

5. Treffen Sie Disziplinarmaßnahmen<br />

gegen Spieler, die rassistische Be-<br />

WAS TUN?<br />

Fussball <strong>ohne</strong><br />

<strong>Rassismus</strong><br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

schimpfungen von sich geben.<br />

6. Kontaktieren Sie andere Vereine, um<br />

sicherzustellen, dass diese die Strategie<br />

gegen den <strong>Rassismus</strong> verstehen und<br />

nachvollziehen.<br />

7. Fördern Sie eine gemeinsame Strategie<br />

zwischen Ordnern und Polizei für<br />

den Umgang mit rassistischem Missbrauch.<br />

8. Entfernen Sie dringend sämtliche<br />

rassistische Graffitis im Stadion.<br />

9. Führen Sie gleiche Rahmen- und Arbeitsbedingungen<br />

ein.<br />

10. Arbeiten Sie mit anderen Gruppen<br />

und Agenturen zusammen, beispielsweise<br />

mit der Spielergewerkschaft,<br />

Fans, <strong>Schule</strong>n, ehrenamtlichen Organisationen,<br />

Jugendklubs, Sponsoren, örtlichen<br />

Behörden, örtlichen Geschäften<br />

und der Polizei, um proaktive Programme<br />

zu entwickeln, das Bewusstsein zu<br />

schärfen und <strong>Rassismus</strong> und Diskriminierung<br />

zu beseitigen.


Im Rahmen des aktuellen FARE-Aktionsprogrammes<br />

gegen <strong>Rassismus</strong> und Diskriminierung<br />

organisiert Flutlicht – Verein<br />

für antirassistische Fußballkultur die<br />

zweisprachige Wander-Ausstellung "Different<br />

Roots – One Game. Migration im<br />

europäischen Fußball".<br />

Hintergrund<br />

Migration existiert seit je her, nicht nur<br />

innerhalb von Gesellschaften, sondern<br />

ebenso im Fußball. Z. B. wurde Inter<br />

Mailand "Internationale" genannt, weil<br />

schon 1912 nur drei Spieler von 18 Italiener<br />

waren.<br />

Die Ausstellung zeigt und reflektiert Migration<br />

und multikulturelle Entwicklungen<br />

in Europa durch den Spiegel des<br />

Fußballs. Sie präsentiert und diskutiert<br />

die integrativen Möglichkeiten des Fußballs<br />

und seinen Identifikationsangeboten.<br />

Außerdem vermittelt "Different<br />

Roots – One Game" Informationen<br />

über Migration und Integration im professionellen<br />

Fußball. Aber sie lässt auch<br />

Blicke auf Migranten und Asylsuchende<br />

zu, die auf lokaler Ebene Fußball spielen<br />

oder ein eigenes Team in ihrer Frei-<br />

zeit organisieren. Ebenso ist es Aufgabe<br />

der Ausstellung, einen Vergleich zur Situation<br />

weiblicher Migrantinnen darzustellen.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

http://www.flutlicht.org/<br />

WAS TUN?<br />

Projektarbeit „Different<br />

Roots – One Game“<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C<br />

PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C


PÄDAGOGISCHE ANSÄTZE C<br />

möchte den Fußball <strong>ohne</strong> die „Krankheit“<br />

des <strong>Rassismus</strong> erleben. Fußball ist<br />

die populärste Sportart der Welt und<br />

gehört allen. Jede/r hat das Recht,<br />

Fußball zu spielen und zu sehen sowie<br />

frei darüber zu reden, <strong>ohne</strong> Angst haben<br />

zu müssen. Das FARE-Netzwerk will<br />

den <strong>Rassismus</strong> aus dem Fußball vertreiben,<br />

in dem es die Ressourcen von anti-<br />

rassistisch eingestellten Fußball-Organisationen<br />

in ganz Europa vereint. Es<br />

unterstützt und betreut solche Gruppen<br />

und koordiniert Aktivitäten auf der gesamteuropäischen<br />

Ebene. Durch die Zusammenarbeit<br />

der verschiedenen Partner<br />

sorgt FARE dafür, dass diese Organisationen<br />

ihre besten Erfahrungen miteinander<br />

teilen und gemeinsam gegen<br />

<strong>Rassismus</strong> im Fußball auftreten können.<br />

weitere Informationen auf der Webseite:<br />

http://de.farenet.org<br />

WAS TUN?<br />

FARE-Online<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL C


Gewalt gegen Kinder<br />

Die Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung<br />

und -vernachlässigung<br />

e.V. in Hannover versteht sich <strong>als</strong><br />

Interessenvertretung aller Berufsgruppen,<br />

die in ihrer täglichen Arbeit mit allen<br />

Formen von Vernachlässigung, körperlicher<br />

und sexueller Misshandlung<br />

von Kindern und Jugendlichen Verantwortung<br />

tragen und mit den betroffenen<br />

Mädchen und Jungen sowie deren<br />

Familien arbeiten.<br />

Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung<br />

und -vernachlässigung<br />

(DGgKV) e.V.<br />

Königsweg 9<br />

24103 Kiel<br />

Tel.: 0431 / 67 12 84<br />

Fax: 0431 / 67 49 43<br />

dggkv@t-online.de<br />

www.dggkv.de<br />

Die DGbKV bietet auf ihrer Webseite ein<br />

umfangreiches Angebot an Adressen, an<br />

die sich Betroffene und andere Hilfesuchende<br />

wenden können, hier ein Auszug:<br />

TELEFON-HOTLINES &<br />

BERATUNG:<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Kinder- und Jugendtelefon (BAG)<br />

überregionales Problemtelefon für Kinder-<br />

und Jugendliche<br />

Telefon: 0130 8 / 111 03<br />

Kinder und Jugendsorgentelefon<br />

Telefon: 0800 / 00 80 08 0 – gebührenfrei<br />

N.I.N.A.<br />

Die Hotline „N.I.N.A.“ bietet für Eltern,<br />

Verwandte, Pädagogen sowie Mitarbeiter<br />

der Kinder- und Jugendhilfe schnelle<br />

Hilfe und unbürokratische Auskünfte<br />

zum Thema sexuelle Misshandlung.<br />

Telefon: 0180 5 / 12 34 65<br />

Internet: www.nina-info.de<br />

Die Nummer gegen Kummer<br />

(DKSB)<br />

Telefon: 0800 / 111 03 33 – gebührenfrei<br />

Internet:<br />

www.kinderundjugendtelefon.de<br />

Der Weiße Ring<br />

Gemeinnütziger Verein zur Unterstützung<br />

von Kriminalitätsopfern<br />

Aktion „Powerkids. Wenn du wen<br />

kennst, der dich begrapscht.“<br />

Kummertelefon für missbrauchte Kinder.<br />

Telefon: 01803 / 34 34 34<br />

NATIONALE KINDERSCHUTZ<br />

-ORGANISATIONEN<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Kinder- und Jugendschutz:<br />

Haager Weg 44<br />

53127 Bonn<br />

Tel.: 0228 / 29 94 21<br />

Fax: 0228 / 28 27 73<br />

BAG-Bonn@t-online.de<br />

www.bag.jugendschutz.de<br />

ANHANG<br />

Beratung und Hilfe für Kinder, Jugendliche und Eltern<br />

Bundesarbeitgemeinschaft für<br />

Kinderschutz-Zentren<br />

Geschäftsstelle Köln<br />

Spichernstraße 55<br />

50672 Köln<br />

Tel.: 0221 / 56 97 53<br />

Fax: 0221 / 56 97 550<br />

die@kinderschutz-zentren.org<br />

www.kinderschutz-zentren.org<br />

Informationszentrum<br />

Kindesmisshandlung<br />

(ehem<strong>als</strong> DJI)<br />

Nockherstr. 2<br />

81541 München<br />

Tel.: 089 / 62306-0<br />

Fax: 089 / 62306-162<br />

ikk@dji.de<br />

Internet: www.dji.de/ikk<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL D<br />

BERATUNG UND HILFE FÜR KINDER, JUGENDLICHE UND ELTERN D


D<br />

INTERNETLINKS<br />

Bundeskonferenz für Erziehungsberatung<br />

Bundesweites Verzeichnis von Familien- und Erziehungsberatungsstellen (mit Sucheingaben über Postleitzahlen)<br />

www.bke.de/ratsuchende.htm<br />

Bundesarbeitgemeinschaft für Kinderschutz Zentren<br />

www.kinderschutz-zentren.org/ksz_zentr1.html<br />

Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung e.V.<br />

(DAJEB) mit über 10.000 abfragbaren Beratungsstellen<br />

www.dajeb.de/bfonline.htm<br />

Deutscher Kinderschutzbund (DKSB)<br />

www.dksb.de<br />

Bundesarbeitgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz e.V.<br />

www.jugendschutz.de<br />

Bundesverein zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Jungen und Mädchen<br />

www.bundesverein.de<br />

Terre des hommes, Deutschland<br />

www.tdh.de<br />

Unicef Kinderhilfswerk<br />

www.unicef.de<br />

ANHANG<br />

Internetlinks<br />

Wildwasser e. V.<br />

Der „Verein gegen sexuellen Missbrauch“ vertritt in der Öffentlichkeit die Interessen und Anliegen sexuell Missbrauchter und bietet<br />

engagierte Unterstützung von Betroffenen. Auf seiner Webseite gibt es eine Vielzahl von Adressen regionaler Partner.<br />

www.wildwasser.de<br />

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Demokratie- und Toleranzerziehung<br />

ANHANG<br />

Bayernforum der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />

Das Bayernforum der Friedrich-Ebert-Stiftung hat eine Dokumentation und Ausstellung zum Thema Rechte Strukturen in Bayern<br />

herausgegeben. Beides kann von <strong>Schule</strong>n, Vereinen, Initiativen kostenlos ausgeliehen werden.<br />

www.bayernforum.de<br />

Comic on! Theaterproduktion Köln<br />

Die Kölner Theaterproduktion "Comic on" produziert Stücke zum Thema <strong>Rassismus</strong>. Das Tournee-Theater kann von <strong>Schule</strong>n oder<br />

Jugendzentren gebucht werden.<br />

www.comic-on.de<br />

Exil-Club<br />

Zu Exil, Fremdsein und Migration finden sich hier didaktisch-methodische Hinweise, Anregungen und Hilfestellungen für eigene<br />

Projekte, in sich abgeschlossene Unterrichtseinheiten sowie themenspezifische Literatur- und Linktipps. Arbeitsmaterialien sind<br />

offline verwendbar und kostenlos.<br />

www.exil-club.de/<br />

Fass mich nicht an!<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik e.V. (AGFP) und die BMW AG präsentieren ein multimediales Internetprojekt zum<br />

Thema Gewalt. Es wendet sich in erster Linie an Jugendliche, bietet aber auch Materialien und Links für Multiplikatoren an.<br />

www.fassmichnichtan.de<br />

Friedrich-Ebert-Stiftung Online-Akademie<br />

Themensammlung Rechtsextremismus<br />

Auf dieser Seite hat die Friedrich-Ebert-Stiftung (Stichwort „Politische Bildung“) Links zu ihren umfassenden Eigenpublikationen<br />

(einschließlich Unterrichtsmaterialien) zum Rechtsextremismus übersichtlich zusammengefasst.<br />

www.fes.de<br />

LearnLine<br />

Der vom Landesinstitut für <strong>Schule</strong> und Weiterbildung (LSW) herausgegebene nordrhein-westfälische Bildungsserver, bietet auf<br />

dieser Unterseite eine Bibliografie und Materialienliste zum Thema Rechtsextremismus.<br />

www.learn-line.nrw.de/angebote<br />

Lehrer-Online<br />

unterstützt angehende und praktizierende Lehrerinnen und Lehrer mit einem kostenfrei nutzbaren Internet-Service rund um den<br />

schulischen Einsatz neuer Medien. Im Mittelpunkt stehen dabei Unterrichtseinheiten aus der Schulpraxis der verschiedenen<br />

Schulformen und -stufen mit Arbeitsblättern sowie weiterführende Materialien und Links.<br />

www.lehrer-online.de<br />

Lernen aus der Geschichte<br />

Projekte zu Nation<strong>als</strong>ozialismus und Holocaust in <strong>Schule</strong> und Jugendarbeit. In einer Gemeinschaftsinitiative von Goethe-Institut,<br />

Bosch-Stiftung und Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, entstanden, die 50 deutsche Schulprojekte zu Holocaust und<br />

Nation<strong>als</strong>ozialismus vorstellt. Enthalten sind auch Projekte mit Gegenwartsbezug zu Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalismus.<br />

www.kulturelle-bildung.de.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL D<br />

INTERNETLINKS D


D<br />

INTERNETLINKS<br />

ANHANG<br />

Maßnahmen gegen Gewalt in der <strong>Schule</strong><br />

VISIONARY ist ein europäisches Kooperationsprojekt zum Thema "Gewalt, Mobbing und Bullying in der <strong>Schule</strong>", das sich vor allem<br />

an Lehrer, Eltern, Experten und Schüler richtet. In der Linksammlung gibt es umfangreiches Material zu Projekten, Hilfsangeboten,<br />

Materialien für den Unterricht, Adressen, Broschüren u. v. m.<br />

www.gewalt-in-der-schule.info<br />

Niedersächsischer Bildungsserver<br />

Kostenloses Materialangebot von über 500 Arbeitsblättern für die Grundschule. Außerdem werden Lernmethoden und Lernsoftware<br />

angeboten.<br />

www.nibis.ni.schule.de<br />

Politische Bildung Online<br />

Diese Seite ist die gemeinsame Internetplattform der Bundeszentrale und der Landeszentralen für politische Bildung. Angeboten<br />

werden u. a. Informationen, Texte, Online-Publikationen, Unterrichtseinheiten, Adress-Verzeichnisse, Links.<br />

www.politische-bildung.de<br />

Wer, wenn nicht wir?<br />

Buch- und Ausstellungsprojekt mit Bildern von Schülerinnen und Schülern aller Jahrgangsstufen und Schulformen zum Thema<br />

Gewalt und <strong>Rassismus</strong> in Form einer Wanderausstellung. Länder- und parteiübergreifendes Projekt.<br />

www.werwenn.de<br />

silvia.izi@werwenn.de<br />

Hinweis:<br />

Bitte beachten Sie, dass eventuell etliche Links im schnelllebigen Internet überholt sein können. Aber wenn sie bei einer Suchmaschine<br />

wie z. B. Google die entsprechenden Begriffe eingeben, werden Sie bestimmt fündig werden.<br />

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AUTORINNEN UND<br />

AUTOREN<br />

Sigrid Baumgardt<br />

Lehrerin,<br />

für Deutsch, Sport und Theaterpädagogik.<br />

War wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

in der Jugendförderung Neukölln, befasste<br />

sich mit der Entwicklung pädagogischer<br />

Konzeptionen gegen rechte<br />

Orientierungen im Jugendfreizeitbereich,<br />

war Bildungsreferentin in der Jugendbildungsstätte<br />

Kaubstraße, ist aktiv<br />

in der GEW Berlin.<br />

Andreas Berzborn<br />

Architekt und Möbeltischler,<br />

neben dem Studium tätig beim Mete<br />

Eksi Fonds, Ausbildung zum Capoeira-<br />

Lehrer für Kinder und Erwachsene, Mitbegründer<br />

und Geschäftsführer der Abadá-Capoeira-<strong>Schule</strong><br />

Berlin.<br />

Hermann Josef Fohsel<br />

Historiker, Schriftsteller sowie Musikund<br />

Theaterkritiker.<br />

Dr. Martin Ganguly<br />

Erziehungswissenschaftler, Lehrer, Diplom-Regisseur<br />

und Filmwissenschaftler<br />

(M.A.).<br />

Dozent am Ausbildungsinstitut für Lebenskunde<br />

in Berlin und Medienpädagoge<br />

für die Internationalen Filmfestspiele<br />

Berlin (Kinder- und Jugendfilmbereich).<br />

Schwerpunktmäßig beschäftigt<br />

er sich neben seiner sexual- und medienpädagogischen<br />

Arbeit mit Unterrichtsdidaktik,<br />

Theater- und Rollenspiel.<br />

Dr. Martin Greve<br />

Musikwissenschaftler,<br />

promovierte über die Geschichte türkischer<br />

Kunstmusik im 20. Jahrhundert,<br />

Lehrbeauftragter für Musikwissenschaft<br />

u. a. in Rotterdam, Basel, Berlin, Magdeburg,<br />

Stuttgart und Oldenburg.<br />

Sanem Kleff<br />

Lehrerin,<br />

tätig <strong>als</strong> Dozentin in der LehrerInnen-<br />

Fortbildung, Vorstandsmitglied bei Aktion<br />

Courage e.V. und Projektleiterin<br />

von <strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong> – <strong>Schule</strong><br />

MIT Courage.<br />

Onur Suzan Kömürcü<br />

Kommunikations- und Medienwissenschaftlerin,<br />

arbeitet seit 2001 für <strong>Schule</strong> OHNE <strong>Rassismus</strong><br />

– <strong>Schule</strong> MIT Courage.<br />

Günter Langer<br />

Lehrer,<br />

gewerkschaftlich und politisch engagiert,<br />

Redakteur bei der „blz“ (Berliner<br />

Lehrerzeitung der GEW Berlin)<br />

Mechthild Lensing<br />

Lehrerin,<br />

war 14 Jahre tätig in Berlin-Kreuzberg<br />

an einer Hauptschule und einer Gesamtschule.<br />

Als Entwicklungshelferin des<br />

Deutschen Entwicklungsdienstes (DED)<br />

war sie für zwei Jahre in Tansania. Seit<br />

1991 leitet sie die entwicklungspolitische<br />

Bildungsarbeit des DED in Berlin,<br />

die <strong>Schule</strong>n im Bereich des globalen<br />

Lernens unterstützt.<br />

Evelin Lubig-Fohsel<br />

Lehrerin und Ethnologin,<br />

arbeitet <strong>als</strong> Lehrerin an der Deutsch-Türkischen<br />

Europaschule und <strong>als</strong> Moderatorin<br />

am Berliner Landesinstitut für <strong>Schule</strong><br />

und Medien (LISUM) zu Themen der<br />

interkulturellen Erziehung.<br />

Antje Pfeffer<br />

Dipl.-Bibliothekarin und Historikerin,<br />

ANHANG<br />

leitet seit 2000 die Bibliothek im Archiv<br />

der Jugendkulturen e.V., verfasste Texte<br />

und recherchierte u. a. die Literaturangaben<br />

zum vorliegenden <strong>Handbuch</strong>.<br />

Anja Tuckermann<br />

Autorin<br />

schreibt Romane, Erzählungen, Theaterstücke<br />

und Libretti. Sie engagierte sich<br />

in der feministischen Mädchenarbeit,<br />

war Redakteurin beim RIAS Kinderfunk.<br />

Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet.<br />

Sira Ulrich<br />

Autorin,<br />

hat Kinderbücher verfasst, schreibt für<br />

Zeitungen/Zeitschriften und ist freischaffende<br />

Künstlerin mit dem Schwerpunkt<br />

Videokunst. Sie arbeitet <strong>als</strong> Trainerin<br />

in den Bereichen Grafik, Malerei,<br />

Fotografie. Weitere Arbeitsschwerpunkte<br />

sind Ausstellungsplanung und -realisation.<br />

Dr. Gerhard Weil<br />

Grundschullehrer,<br />

Referent im gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Bereich des Berliner Landesinstituts<br />

für <strong>Schule</strong> und Medien (LISUM)<br />

mit den Schwerpunkten Interkulturelles,<br />

Gewaltprävention und Demokratieerziehung.<br />

HANDBUCH SOR-SMC GRUNDSTUFE | TEIL D<br />

AUTORINNEN UND AUTOREN D


D<br />

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SOZIALES Wir sind kompetent und ideenreich im Konzipieren<br />

zielgruppengerechter Printmedien.<br />

GEWERKSCHAFT Wir sind engagiert in der journalistischen Gestaltung<br />

von Gewerkschaftspublikationen.<br />

KULTUR Wir sind versiert in der Umsetzung komplexer gestalterischer,<br />

farb- und bildbetonter Anforderungen, wie sie<br />

Kunst- und Kulturinstitute stellen.<br />

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