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Die innere Handbremse beim Lernen lösen - SKO

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<strong>Die</strong> <strong>innere</strong> <strong>Handbremse</strong> <strong>beim</strong> <strong>Lernen</strong> <strong>lösen</strong><br />

Claude André Ribaux<br />

Wer etwas lernt, muss wissen, wie man das macht, sich eine Chance dafür geben und<br />

das auch lernen wollen. Wer bei heulendem <strong>innere</strong>n Feueralarm durch den eigenen<br />

Lerngarten pirscht, reduziert dagegen seinen Lernwillen und gibt sich kaum eine<br />

Möglichkeit, wirklich vertieft zu studieren. Warum kommt es zu <strong>innere</strong>n Lern-<strong>Handbremse</strong>n,<br />

und was kann ich tun, um sie loszulassen? Das wird hier gezeigt.<br />

Manchmal stellt uns <strong>beim</strong> <strong>Lernen</strong><br />

unser eigenes Gehirn ein Bein. Eine<br />

erste Beobachtung der Lernwissenschaften<br />

betrifft unser Gefühlsystem:<br />

Überforderung, ein Absturz <strong>beim</strong> Büffeln<br />

oder unangenehme Lernerfahrungen<br />

können Spuren im Gehirn<br />

hinterlassen. Ursache dafür sind normale<br />

Erlebnisse wie Trauer, Angst<br />

und Scham. Normalerweise ,verdauen‘<br />

wir solche Erinnerungen täglich<br />

von alleine. ,<strong>Die</strong> Angst ist weg‘ oder<br />

die ,Wut ist verraucht‘ heisst es da.<br />

So, wie diese Emotionen uns kurz<br />

überfluten, können sie auch wieder<br />

verschwinden. Man hat dann das Gefühl,<br />

man sei über die Sache hinweggekommen.<br />

<strong>Die</strong>ses normale Anfluten<br />

und Abebben der Gefühle läuft bei<br />

fast 95% unserer Erlebnisse ab; v.a.<br />

Schlaf in der Nacht hilft bei der Verarbeitung.<br />

Deshalb ist, wo gestern<br />

Wut war, heute oft schon wieder Sonnenschein.<br />

Es kann jedoch vorkommen, dass wir<br />

Angstzustände nicht verarbeiten. Damit<br />

bleibt die Erfahrung ,hängen‘. <strong>Die</strong><br />

Gehirnforschung zeigt, dass solche<br />

Stress-Emotionen über Jahrzehnte im<br />

Nervensystem präsent bleiben, so als<br />

wäre das Erlebnis erst vor ein paar<br />

Minuten geschehen. Ganz harmlose<br />

Eindrücke wie eine Stimme, ein Gefühl,<br />

ein Bild oder ein Geruch können<br />

dann unmittelbar die damit verbundenen<br />

Erinnerungen aktivieren, und wir<br />

reagieren plötzlich ängstlich, panisch,<br />

wütend, ohne dass der Anlass diese<br />

heftigen Reaktionen erklärt. Man<br />

weiss nicht, warum man gerade bei<br />

diesem Stoff so blockiert ist. Bekannt<br />

ist aber, dass im Gehirn dafür das<br />

limbische System und dabei insbesondere<br />

die Mandelkerne zuständig<br />

sind. <strong>Die</strong> Mandelkerne schlagen einfach<br />

Alarm, wenn etwas nur im Entferntesten<br />

an eine früher erlebte Angst<br />

erinnert.<br />

Eine fürs <strong>Lernen</strong> zweite wichtige<br />

Erkenntnis der heutigen Gehirnforschung<br />

ist: Nur wenn man die Komfortzone<br />

verlässt, kann man im Gehirn<br />

neue Verknüpfungen herstellen, also<br />

vertieft und bleibend lernen. Wie bei<br />

der körperlichen Fitness geht das<br />

dann, wenn man an die Grenzen der<br />

Leistungsfähigkeit des Gehirns geht.<br />

Dadurch kommt man auch in den<br />

sogenannten Flow-Zustand, der sich<br />

durch Konzentration, Selbstmotivation<br />

und Zeitvergessenheit kennzeichnet.<br />

Er entsteht, wenn Fähigkeiten<br />

und Schwierigkeit der Aufgabe miteinander<br />

in Einklang stehen. Wenn die<br />

Schwierigkeit einer Aufgabe zu hoch<br />

ist, entsteht Angst. <strong>Die</strong>se Angst blockiert<br />

das <strong>Lernen</strong>.<br />

An der Grenze des Könnens, dort, wo<br />

die Angst anfängt, im Moment, wo<br />

etwas als Stress erfahren wird, schüttet<br />

der Körper Adrenalin aus. So nützlich<br />

diese Ausschüttung für sportliche<br />

Leistung sein mag, so schädlich ist sie<br />

fürs <strong>Lernen</strong>, denn Adrenalin blockiert<br />

die Schnittstellen im Gehirn. Wichtige<br />

Botenstoffe für den Informationsfluss<br />

können nicht mehr produziert werden,<br />

zum Teil wird deren Produktion sogar<br />

ganz eingestellt.<br />

Für das <strong>Lernen</strong> und Lehren kann<br />

man daraus schon Schlüsse ziehen:<br />

<strong>Lernen</strong> muss an Bestehendes anknüpfen<br />

und zugleich mit Neuem herausfordern.<br />

Eine Balance zwischen Herausforderung<br />

und Überforderung soll<br />

gefunden werden.<br />

,Verliere ich meine bisherigen Fähigkeiten<br />

<strong>beim</strong> <strong>Lernen</strong>, wenn ich diese<br />

neue Methode jetzt austeste?‘ <strong>Die</strong><br />

Furcht, auf die bislang erfolgreiche<br />

Lernstrategie nicht zurückgreifen zu<br />

können, wenn auf eine ungewohnte<br />

Art gelernt wird, verhindert bei vielen<br />

Absolventen höherer Fachhochschulen<br />

oder Programme das Austesten<br />

neuer Lern- und Lesemethoden. Ebenso<br />

wird <strong>Lernen</strong> für berufstätige<br />

Erwachsene, eingeklemmt zwischen<br />

Familie und Geschäft, oft zur unerträglichen<br />

Last, nicht zuletzt, weil es<br />

an den richtigen Selbstmanagement-<br />

und Lerntechniken fehlt.<br />

Was passiert bei Stress bezüglich<br />

<strong>Lernen</strong> im Gehirn?<br />

<strong>Die</strong> Datenverarbeitung in unserem<br />

Gehirn wird von <strong>innere</strong>n und äusseren<br />

Reizen angeregt und motiviert, aber<br />

durch unkontrollierbaren Stress oder<br />

Überreizung leicht beeinträchtigt oder<br />

aus seiner Balance gebracht.<br />

Wenn die Informationen über unsere<br />

Sinnesorgane unser Hirn erreichen,<br />

spielt der Verstand eine eher untergeordnete<br />

Rolle und ist häufig weniger<br />

beteiligt, als uns vielleicht lieb ist.<br />

Massgeblich beteiligt ist hingegen das<br />

limbische System. <strong>Die</strong>ses uralte Hirnsystem<br />

haben wir mit allen anderen<br />

Säugetieren gemein. Als Ort unserer<br />

emotionalen Intelligenz nimmt das<br />

limbische System unabhängig vom<br />

Verstand eine eigenständige Auswertung<br />

der eingehenden Reize vor. In<br />

Folge dieser Auswertung geht zum<br />

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Faktoren, die blockierenden Leistungsstress aus<strong>lösen</strong> können<br />

• Ein wochenlang chronisch überhöhtes Leistungsniveau ohne eine täglich gesunde Erholung. Als Folge<br />

bildet das Gehirn leistungsmindernde Stress-Hormone.<br />

• Schlafmangel, Bewegungsmangel und ungünstige Ernährung.<br />

• Empfindliche ,Nackenschläge‘ auf dem Weg zum Ziel, von denen man sich mental nicht mehr ausreichend<br />

erholen kann.<br />

• Soziale Unsicherheiten wie Angst vor dem Chef, mangelnde Konfliktstabilität, der Wunsch, es allen<br />

Recht zu machen.<br />

• Überhöhte Ansprüche an die eigene Person. Aggressive und kritische <strong>innere</strong> Stimme wird zum selbstgeschaffenen,<br />

eigenen Stress-Faktor.<br />

• Prägende Biographie-Stress-Erlebnisse wie Vorrechnen an der Wandtafel, peinliches Versagen im<br />

Sportunterricht, Bevorzugung von Klassenkameraden durch die Lehrer.<br />

• Konzentrationsschwierigkeiten wegen Stresssituationen in anderen Lebensbereichen beispielsweise in<br />

der Partnerschaft.<br />

• Enttäuschung durch wichtige Mitmenschen, denen man einen Vertrauensvorschuss gab: Kollegen, Vorgesetzte,<br />

Partner, Lehrer, Sponsoren, Instanzen wie ,die Verwaltung‘ usw. Stichwörter zu diesem Thema<br />

heissen ,soziale Kälte‘ und ,Sozialschmerz (,social pain‘).<br />

• Blockierung aufgrund engen Kontakts mit gestressten Mitmenschen. Hier färbt der Stress ab. Das Phänomen<br />

der ,Spiegelneurone‘ wirkt sich aus: Menschen fühlen sich ,mitgenommen‘ durch Ängste, Sorgen<br />

und Stress ihrer Mitmenschen.<br />

Beispiel ein Befehl an die Nebennieren,<br />

die unter Stress Hormone, z.B.<br />

Adrenalin, ausschüttet, damit unser<br />

Organismus darauf vorbereitet ist,<br />

entweder anzugreifen oder zu fliehen.<br />

Hormone lassen etwa unseren Blutdruck<br />

ansteigen oder sinken, die<br />

Herzfrequenz sich erhöhen oder reduzieren<br />

oder den Atem beschleunigen<br />

oder verlangsamen.<br />

Im limbischen System sind die Kommunikationswege<br />

für Daten extrem<br />

kurz. Dadurch werden Befehle meist<br />

so rasch umgesetzt, dass unser denkendes<br />

Hirn Mühe hat, mitzukommen.<br />

Denn im Sitz des Verstandes<br />

werden Daten auf verschlungenen<br />

Wegen und langen Bahnen durch unsere<br />

Nervenzellen geleitet, ehe die<br />

Einleitung von Massnahmen möglich<br />

ist. Es entsteht eine Zeitverzögerung<br />

zwischen den Handlungen des limbischen<br />

Systems und der Datenverarbeitung<br />

durch im Verstand. Dadurch ist<br />

unser Verstand darüber verwirrt, was<br />

das limbische System veranstaltet hat.<br />

Manchmal sind wir selbst verblüfft<br />

über unsere emotionalen Ausbrüche,<br />

und wir stehen wie neben uns. Wir<br />

finden keinen plausiblen Grund für<br />

die heftige Reaktion. Abgesehen von<br />

der Verblüffung hat dieses Unverständnis<br />

des Verstands auch Vorteile.<br />

Für seine Weiterentwicklung<br />

baucht der Verstand oft erst ein ge-<br />

wisses emotionales Unbehagen, ehe<br />

er dazu bereit ist, zu denken und kreative<br />

Lösungsansätze und Strategien<br />

zur Bewältigung der Aufgaben zu<br />

entwickeln. In diesem Fall folgt das<br />

Denken der Emotion.<br />

Wenn der Feuermelder immer<br />

pfeift<br />

Sind die gefilterten und bearbeiteten<br />

Informationen weiter geleitet, gelangen<br />

sie zu den Mandelkernen, der<br />

Amygdala. <strong>Die</strong>ses Organ wertet das<br />

Datenmaterial nach einem einfachen<br />

Muster aus: Freund oder Feind. Angriff<br />

oder Flucht. <strong>Die</strong> Amygdala –<br />

eine Art Feuermelder des Gehirns -<br />

schlägt Alarm, wenn eine Situation<br />

für uns eine Gefahr bedeuten<br />

könnte. Es ist eine Frage des Überlebens,<br />

sich auf den bevorstehenden<br />

Kampf oder die rechtzeitige Flucht<br />

einzustellen. Nur wer schnell reagiert,<br />

sichert das Überleben.<br />

Bei starken Emotionen oder Angstschocks<br />

springt das Alarmsystem unserer<br />

Amygdala noch immer so heftig<br />

an, wie schon seit Jahrtausenden.<br />

Abgesehen von ihren Funktionen als<br />

Feuermelder ist die Amygdala auch<br />

für die Kreativität zuständig. Es entstehen<br />

hier viele gute Intuitionen und<br />

blitzartige Aha-Erlebnisse, auf die wir<br />

hören oder auch nicht, nur um später<br />

feststellen zu müssen, dass es besser<br />

gewesen wäre, dem Bauchgefühl oder<br />

der ersten Eingebung zu vertrauen.<br />

Zutreffende Vorahnungen, Gedankenblitze,<br />

spontane Sympathie und Antipathie<br />

und der erste Eindruck, von<br />

dem es heisst, dass er der wichtigste<br />

sei, sind das Ergebnis der Kompetenz<br />

dieses mandelförmigen Organs in<br />

unserem Gehirn.<br />

Emotionale Bewertung und Datenspeicherung<br />

Von der Amygdala fliesst die Information<br />

zum Hippocampus. Dort entsteht<br />

Bedeutung, weil diese neue Information<br />

mit früheren Erfahrungen<br />

verglichen wird. Wenn ich mich daran<br />

er<strong>innere</strong>, weshalb ich bei einem Stoff<br />

Schwierigkeiten hatte, in welchem<br />

Zusammenhang er stand und zu welchem<br />

Zweck, dann hat diese Beziehungen<br />

der Hippocampus hergestellt.<br />

Darüber hinaus spielt der Hippocampus<br />

eine massgebliche Rolle bei der<br />

Überführung unserer Erinnerung vom<br />

Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis.<br />

Wie jeder <strong>Lernen</strong>de weiss,<br />

ist dieser Übergang vom Kurz- zu<br />

Langzeitgedächtnis eminent wichtig.<br />

Der Hippocampus schafft die Voraussetzung<br />

dafür, dass unser denkendes<br />

Hirn auf einen Gedächtnisspeicher<br />

und unsere Erfahrungen zugreifen<br />

kann. Störungen im Hippocampus<br />

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vermindern die Merkfähigkeit und<br />

führen dazu, dass neue Informationen<br />

nicht mehr dauerhaft abgelegt werden<br />

können. Es ist wie wenn Information<br />

in chaotischer Form auf dem Schreibtisch<br />

liegen bleibt. <strong>Die</strong>se Blockaden<br />

entstehen, bei unerträglichem Stress-<br />

Niveau.<br />

Kontrollierbarer Stress und seine<br />

Folgen: Ausbau von Datenautobahnen<br />

= <strong>Lernen</strong><br />

Auf der anderen Seite regt moderater<br />

und kontrollierbarer Stress die Datenverarbeitung<br />

in unserem Gehirn an. Er<br />

sorgt dafür, dass wir lernen und uns<br />

weiterentwickeln. Es kommt in unserem<br />

Gehirn zu Neuverschaltungen,<br />

denn das menschliche Gehirn verfügt<br />

über eine hohe Plastizität und stellt<br />

dort neue Verknüpfungen her, wo sie<br />

gebraucht werden. Stetes Training<br />

stimuliert unser Gehirn dahingehend,<br />

die Wege des Datentransports zu verbreitern,<br />

um die Ziele schneller erreichen<br />

zu können. <strong>Die</strong> Fähigkeiten unseres<br />

Gehirns sind also abhängig von<br />

dessen Nutzung. <strong>Die</strong>s bedeutet im<br />

Umkehrschluss, dass Datenautobahnen<br />

auch zurückgebaut werden und<br />

verkümmern, wenn sie <strong>beim</strong> <strong>Lernen</strong><br />

nicht mehr genutzt und befahren<br />

werden.<br />

Unkontrollierbarer Stress und seine<br />

Folgen: Störungen im Datentransport<br />

Bei nachhaltig heftigem und unkon-<br />

trollierbarem Stress und bei schwer<br />

verdaulichen Vorkommnissen verhält<br />

es sich anders: die Überflutung mit<br />

Stesshormonen wirkt nicht anregend<br />

sondern hemmend. <strong>Die</strong> bäumchenartigen<br />

Verästelungen der Nervenzellen,<br />

die „Dendriten“, die für den Datentransport<br />

in den neuronalen Netzen<br />

unseres Gehirns verantwortlich sind,<br />

ziehen sich zurück oder sterben gar<br />

ab. Davon sind die Nervenzellen des<br />

Hippocampus besonders betroffen,<br />

denn die Menge an eingehenden Informationen<br />

kann nicht mehr verarbeitet<br />

werden. Eine korrekte Einordnung<br />

der Informationen ist nicht mehr<br />

möglich. Der Datenverarbeitungsprozess<br />

gerät ins Stocken, und schliesslich<br />

kommt es zum Datenrückstau.<br />

Unverarbeitete Daten bleiben als Datenmüll<br />

liegen und bewirken, dass<br />

sich die Amygdala nicht mehr beruhigen<br />

und das zu bearbeitende Material<br />

nicht mehr loswerden kann. Auch<br />

wenn der Stress längst vorüber ist,<br />

stehen wir noch immer wie unter<br />

Strom. Lange zurückliegende Niederlagen<br />

<strong>beim</strong> <strong>Lernen</strong> finden keinen<br />

Platz in der Geschichte, sondern werden<br />

als gegenwärtig und zukunftsrelevant<br />

erlebt.<br />

Immer dann, wenn es uns <strong>beim</strong> <strong>Lernen</strong><br />

nicht gelingt, Abstand zu gewinnen,<br />

wenn es uns schwer fällt abzuschalten<br />

- immer dann, wenn wir die<br />

Anspannung nicht aus dem Körper<br />

bekommen - immer dann, wenn uns<br />

ein Reizwort schon auf die Palme<br />

bringt - ist das ein deutlicher Hinweis<br />

darauf, dass sich unsere Amygdala als<br />

Folge stressbedingten Datenrückstaus<br />

in Aufruhr befindet und die entsprechenden<br />

Reaktionen auslöst – unabhängig<br />

davon, ob wir das wollen oder<br />

nicht.<br />

Was können wir tun?<br />

Solche Blockaden <strong>lösen</strong> sich nur mit<br />

unkonventionellen Methoden. Klärende<br />

Gespräche reichen hier nicht,<br />

denn über den Verstand bringen wir<br />

die gefrorene Information nicht zum<br />

Fliessen. Ziel soll es sein, den Stress-<br />

Pegel zu reduzieren. Was kann ich<br />

konkret tun? Ich kann die natürlichen<br />

Entspannungszyklen des Körpers nutzen,<br />

den Speicher leeren, indem ich<br />

spezielle Entspannungsübungen mache<br />

oder Sport treibe, sowie die Informationsverarbeitung<br />

im Gehirn<br />

stimulieren.<br />

1. Nutzen der natürlichen Prozesse<br />

des Körpers: Eine natürliche Entspannungsreaktion<br />

des Körpers tritt automatisch<br />

bei jedem Menschen ungefähr<br />

alle 90 Minuten spontan für eine<br />

Periode von ca. 20 Minuten ein. In<br />

dieser Phase sollte man sich entspannen<br />

und die vorhergehende Zeit verdauen.<br />

Im heutigen Geschäftsleben ist<br />

diese Nutzung der natürlichen Erholungsrhythmen<br />

des Körpers aber nur<br />

schwer realisierbar. Wo hat man<br />

schon die Gelegenheit sich alle 90 für<br />

20 Minuten zurückzuziehen? Immerhin<br />

kann ich das tun, wenn ich für<br />

mich selbst etwas lerne. Bekanntlich<br />

nimmt ja auch die Merkfähigkeit nach<br />

etwa 60 Minuten <strong>Lernen</strong> ohne Unterbruch<br />

drastisch ab.<br />

Für Auszubildende gilt also: <strong>Die</strong> ständige<br />

Erregung erkennen und nach 60<br />

bis 90 Minuten Pausen einlegen.<br />

2. Den Speicher leeren: Schlafen,<br />

entspannen, Progressive Muskelentspanung,<br />

Autogenes Training, Selbsthpynose,<br />

Meditation, Yoga betreiben<br />

oder Sport machen.<br />

3. Bei hartnäckigen Stresserinnerungen<br />

braucht es fürs erfolgreiche <strong>Lernen</strong><br />

allerdings innovativere Methoden.<br />

Dazu gehören Verfahren, welche<br />

die Informationsverarbeitung in der<br />

Amygdala ankurbeln. Blockaden<br />

können durch sehr verschiedene Emotionen<br />

und Schocks entstehen. Angst-<br />

Blockaden etwa entwickeln sich meist<br />

nach massiven Erlebnissen, z.B. wenn<br />

man bei einer Prüfung durchfällt und<br />

deshalb einen bestimmten Beruf nicht<br />

erlernen darf. Aufrege-Blockaden<br />

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funktionieren nach dem Prinzip von<br />

,steter Tropfen höhlt den Stein‘. In der<br />

Wirkung sind beide Schocktypen ähnlich.<br />

Der Datenrückstau als ein Datentransport-<br />

bzw. Transmitter-Problem<br />

zwischen Amygdala und Hippocampus<br />

lässt sich wieder in Fluss<br />

bringen. Dort jedenfalls setzen die<br />

Entkoppelungstechniken z.B. des<br />

wingwaves® oder EMDR an, die den<br />

ins Stocken geratenen Datenverarbeitungsprozess<br />

mittels links-rechts Bewegungen<br />

der Augen wieder anregen<br />

und dazu beitragen, dass eine unmittelbare<br />

Stressreduktion einsetzt und<br />

der Betreffende Abstand gewinnt von<br />

dem, was ihn belastet. <strong>Die</strong> Entkoppelung<br />

der Bindung an Trauma und<br />

Stress führen dazu, dass die Dendriten<br />

des Hippocampus wieder spriessen,<br />

dass der Zugriff auf unsere <strong>innere</strong>n<br />

Ressourcen wieder möglich wird und<br />

dass die negativen Lernerfahrungen<br />

vergangener Tage den Platz finden,<br />

der ihnen gebührt: einen Platz in unserer<br />

Geschichte.<br />

Literatur:<br />

Besser-Siegmund C., Siegmund H.: Wingwave<br />

– wie der Flügelschlag eines Schmetterlings .<br />

EMDR im Coaching. Junfermann Verlag, Paderborn<br />

2001<br />

Corette J. Wierenga, Nadine Becker, Tobias<br />

Bonhoeffer: GABAergic synapses are formed<br />

without the involvement of dendritic protrusions.<br />

Nature Neuroscience, 24. August 2008<br />

Weil, Thomas: Endlich frei von Stress. Innere<br />

Blockaden <strong>lösen</strong> mit ROMPC®, zweite erweiterte<br />

Auflage. MEW Medienedition Weil e.K.,<br />

Kassel 2010<br />

Weil, Thomas, Erfurt-Weil Martina: Selbstwirksamkeit<br />

und Performance. ROMPC®-<br />

Kompendium. Theorie- und Trainingshandbuch<br />

MEW Medienedition Weil e.K., Kassel 2008<br />

Der Autor:<br />

lic. phil. Claude André Ribaux ist seit 15 Jahren<br />

selbständiger Coach, Trainer, Mediator und<br />

Organisationspsychologe. Zuvor hat er sich<br />

nach sozialwissenschaftlicher Grundausbildung<br />

über 10 Jahre- als Projektmanager vor allem<br />

von internationalen Gesundheitsprogrammen<br />

wie beispielsweise Augenmedizin oder in der<br />

Friedensförderung profiliert. Es folgten Change<br />

Management-Prozesse für internationale Grossfirmen,<br />

Studien und Publikationen zur konstruktiven<br />

Konfliktbearbeitung für die deutsche<br />

und Schweizer Regierung sowie betriebsinterne<br />

und freie Trainings. Coachingausbildungen in<br />

NLP, systemischer Beratung, Mediation,<br />

Wingwave-Coaching, Aktivwach Hypnose.<br />

Angebote<br />

Coaching<br />

• individuelles wingwave-Coaching<br />

• Lern- und Lesecoaching (3 x 2 Std.<br />

ab 2 Personen)<br />

Training/Ausbildungen/Kurse<br />

• <strong>Die</strong> <strong>innere</strong> <strong>Handbremse</strong> <strong>lösen</strong><br />

• Lesen und Informationsmanagement<br />

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