Hörbehinderter führt Musiklabel Dima GLZ Integration - Sonos
Hörbehinderter führt Musiklabel Dima GLZ Integration - Sonos
Hörbehinderter führt Musiklabel Dima GLZ Integration - Sonos
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
102. Jahrgang<br />
Nr. 2 Februar 2008<br />
4<br />
7<br />
11<br />
13<br />
14<br />
Schweiz. Verband für Gehörlosenund<br />
Hörgeschädigten-Organisationen<br />
Association Suisse pour organisations<br />
de sourds et malentendants<br />
Associazione Svizzera per organizzazioni<br />
a favore delle persone audiolese<br />
<strong>Hörbehinderter</strong> <strong>führt</strong> <strong>Musiklabel</strong><br />
Interview mit Urs-Albert Wethli<br />
<strong>Dima</strong> <strong>GLZ</strong> <strong>Integration</strong><br />
Jahresversammlung des <strong>Dima</strong>-Sprachvereins<br />
Koordinationskonferenz Bildung<br />
Austauschtagung der SGB-FSS<br />
Bankdienstleistungen für<br />
Behinderte bei der Credit Suisse<br />
Medienkonferenz vom 14. Januar 2008<br />
Start der live gebärdeten<br />
Tagesschau
Die Sprachheilschule St.Gallen verfügt über die Angebote:<br />
»Sprachheilkindergarten für Kinder mit schwerer Störung des<br />
Sprechvermögens<br />
»Sprachheilabteilung für Kinder mit schwerer Störung des Sprech-,<br />
Lese- und Schreibvermögens (Unter- bis Oberstufe)<br />
»Sprachheilschule Uznach (Sprachheilkindergarten und Sprachheilabteilung<br />
für die Unterstufe)<br />
»Stationäre Angebote für Schwerhörige<br />
»Gehörlosenabteilung (Kindergarten bis Oberstufe)<br />
»Cochlea-Implantat-Centrum Sprachheilschule St.Gallen<br />
»Erstberatungsstelle für Eltern und Fachleute<br />
»Dienst für Hörhilfen (Hörgeräte-Akustiker und Cochlea-Implantat-<br />
Techniker)<br />
»Abteilung für Stotterer<br />
»Audiopädagogischer Dienst für Schwerhörige, Gehörlose und<br />
Kinder mit einem Cochlea-Implantat (CI) in der Volksschule<br />
(audiopädagogische Frühförderung, audiopädagogische Beratung<br />
und Förderung)<br />
Um noch effizienter mit den Kindern arbeiten zu können, besteht<br />
die Möglichkeit, vom sozialpädagogischen Angebot des Internats<br />
der Sprachheilschule Gebrauch zu machen.<br />
Sollten bei der Aufnahme jedoch keine freien Plätze vorhanden<br />
sein, ist die externe Schulung möglich. Für die Kinder der Unterstufe<br />
wird dies durch einen gut organisierten Transportdienst<br />
erleichtert.<br />
Anmeldungen<br />
Für einen Platz an der Sprachheilschule St.Gallen können Kinder<br />
nur über den Schulpsychologischen Dienst angemeldet werden.<br />
Aus organisatorischen und administrativen Gründen sind wir<br />
dankbar, wenn die Anmeldungen des Schulpsychologischen<br />
Dienstes der Kindergartenkinder sowie Schülerinnen und Schüler<br />
für das Schuljahr 2008/2009 bis Mittwoch, 30. April 2008 bei uns<br />
eintreffen.<br />
Besuchsnachmittage<br />
Die Besuchsnachmittage finden an folgenden Donnerstagen<br />
(ab 14.00 Uhr) statt:<br />
St.Gallen • 21. Februar, 6. März, 10. + 24. April, 22. Mai 2008<br />
Uznach • 21. Februar, 6. März, 10. + 24. April 2008<br />
Anfragen<br />
Sprachheilschule St.Gallen<br />
Höhenweg 64, 9000 St.Gallen<br />
T 071 274 11 11, Schreibtelefon 071 274 11 24<br />
F 071 274 11 13<br />
info@sprachheilschule.ch, www.sprachheilschule.ch<br />
Per 1. Mai 2008 oder nach Vereinbarung<br />
suchen wir eine<br />
Sozialpädagogin 80%<br />
Ihr Aufgabenbereich<br />
Sie betreuen und fördern sinnes-, geistigund<br />
mehrfachbehinderte erwachsene<br />
Menschen im Bereich Wohnen und Freizeit.<br />
Unsere Erwartungen<br />
Sie verfügen über eine Ausbildung als<br />
Sozialpädagogin HFS, beherrschen die<br />
Gebärdensprache und können auch mit<br />
hörenden Menschen kommunizieren,<br />
welche der Gebärdensprache nicht<br />
mächtig sind.<br />
Unser Angebot<br />
Wir bieten Ihnen eine herausfordernde<br />
Tätigkeit in einem jungen, kreativen Team<br />
und einem sehr interessanten Umfeld an.<br />
Die Anstellung erfolgt nach kantonalen<br />
Richtlinien und beinhaltet auch sehr gute<br />
Sozialleistungen.<br />
Wir bevorzugen eine gehörlose oder<br />
hörbehinderte Fachperson, welche über<br />
die nötigen Qualifikationen verfügt.<br />
Wir freuen uns auf Ihre vollständige<br />
Bewerbung mit Foto, die Sie bis 15.<br />
Februar 2008 an das Wohnheim<br />
Belp, Patrick Dürig, Bereichsleiter<br />
Pflege und Betreuung Seftigenstrasse<br />
101, 3123 Belp oder<br />
p.dürig@wohnheimbelp.ch senden.
Editorial<br />
Liebe Leser und Leserinnen<br />
Das Jahr 2008 ist nun bereits schon einen<br />
Monat alt. Was Ende 2007 niemand gehofft<br />
und erwartet hat, hängt nun wie ein Damoklesschwert<br />
über den globalen Finanzmärkten.<br />
Der schwarze Montag vom 21.<br />
Januar 2008 hat die Aktienkurse aller börsenkotierten<br />
Unternehmen schmerzhaft ins<br />
Rutschen gebracht. An einem einzigen Tag<br />
wurden Unsummen von Geld zunichte<br />
gemacht. Das Erschreckende ist, dass wir<br />
alle direkt oder indirekt davon betroffen<br />
sind. Sei dies beispielsweise mit unserem<br />
einbezahlten Alterskapital in der Pensionskasse<br />
oder bei der staatlichen Alters- und<br />
Hinterbliebenenversicherung. Alle institutionellen<br />
Anleger haben ihre treuhänderisch<br />
zu verwaltenden Gelder auch zu einem<br />
gewissen Teil in Aktien angelegt und Verluste<br />
eingefahren. Die Frage, die nun alle<br />
beschäftigt, lautet: Ist das der Anfang der<br />
Rezession in den USA? Und falls ja, in wie<br />
weit wird Europa von dieser inneramerikanischen<br />
Krise betroffen sein?<br />
Den einfachen Bürgerinnen und Bürgern<br />
bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass sich die<br />
Chefs in den sogenannten Teppichetagen<br />
ihrer Verantwortung bewusst sind und mit<br />
Vernunft und Weitsicht alles daran setzen<br />
werden, den erreichten Wohlstand und vor<br />
allem die soziale Sicherheit der Bevölkerung<br />
nicht leichtfertig zu gefährden. Denn<br />
eines dürfte - wie immer - klar sein: benachteiligte<br />
Menschen werden am meisten unter<br />
einer solchen Entwicklung zu leiden haben.<br />
Zum Glück gibt es aber immer noch viel<br />
Positives und Gefreutes! Ein seit langem<br />
heiss ersehnter Wunsch aller gebärdensprachlich<br />
orientierten Menschen in der<br />
Schweiz ist Realität geworden. Seit dem 1.<br />
Januar 2008 wird die Tagesschau täglich auf<br />
dem Kanal von SF-Info live gebärdet.<br />
Es ist in letzter Zeit einiges Wesentliches im<br />
Gehörlosenwesen erreicht worden und<br />
weiter wird daran gearbeitet, noch mehr<br />
Wesentliches zu erreichen. Davon wird in<br />
der aktuellen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift<br />
berichtet.<br />
Die Chancen für nachhaltige Veränderungen<br />
stehen im Jahr 2008 gut. Und sonos wird<br />
sich mit viel Engagement und Kompetenz<br />
für das Erreichen der Ziele einsetzen.<br />
Zufall und Wesen<br />
Mensch, werde wesentlich:<br />
denn wenn die Welt vergeht,<br />
so fällt der Zufall weg,<br />
das Wesen, das besteht.<br />
Angelus Silesius<br />
Roger Ruggli<br />
Redaktor<br />
Impressum<br />
Zeitschrift sonos<br />
Erscheint monatlich<br />
Herausgeber<br />
sonos<br />
Schweizerischer Verband für Gehörlosen-<br />
und Hörgeschädigten-Organisationen<br />
Feldeggstrasse 69<br />
Postfach 1332<br />
8032 Zürich<br />
Telefon 044 421 40 10<br />
Fax 044 421 40 12<br />
E-Mail info@sonos-info.ch<br />
www.sonos-info.ch<br />
Redaktion<br />
Redaktion sonos<br />
Feldeggstrasse 69<br />
Postfach 1332<br />
8032 Zürich<br />
Telefon 044 421 40 10<br />
Fax 044 421 40 12<br />
E-Mail info@sonos-info.ch<br />
www.sonos-info.ch<br />
Inserate, Abonnentenverwaltung<br />
sonos<br />
Feldeggstrasse 69<br />
Postfach 1332<br />
8032 Zürich<br />
Telefon 044 421 40 10<br />
Fax 044 421 40 12<br />
E-Mail info@sonos-info.ch<br />
Druck und Spedition<br />
Bartel Druck<br />
Bahnhofstrasse 15<br />
8750 Glarus<br />
sonos verwendet bei Personen zur<br />
Vereinfachung abwechslungsweise die<br />
weibliche oder männliche Form,<br />
angesprochen sind beide Geschlechter.<br />
Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />
Redaktion, unter Hinweis auf die Quelle<br />
und mit Zustellung eines Belegexemplars.<br />
Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />
geben nicht in jedem Fall die Auffassung des<br />
Herausgebers wieder.<br />
Die nächste Ausgabe erscheint<br />
am 1. März 2008<br />
Redaktionsschluss:<br />
15. Februar 2008<br />
3
Albi rettet die Musik vor der<br />
Globalisierung<br />
<strong>Hörbehinderter</strong> <strong>führt</strong> seit 20<br />
Jahren <strong>Musiklabel</strong> Face Music<br />
Musik bestimmt das Leben von Urs-Albert<br />
Wethli. An den entlegensten Orten der<br />
Welt sucht er nach Volksmusik-Wurzeln<br />
und produziert diese.<br />
Text: Rahel Brunner, Zürichsee-Anzeiger vom<br />
21. Dezember 2007<br />
Urs-Albert „Albi“ Wethli widmet sein Leben<br />
Nischenprodukten und ist dabei selber<br />
eines - sagt er von sich. Ein Nischenprodukt<br />
deshalb, weil er von Geburt an hörbehindert<br />
ist und „als Minderheit unter dem<br />
Druck der Gesellschaft steht“. Erst als er<br />
vier Jahre alt war, entdeckten seine Eltern,<br />
dass mit seinem Gehör etwas nicht<br />
stimmte. „Immer wieder sagten sie: „Geh<br />
nicht so nahe an die Leute heran, das ist<br />
unhöflich“, erzählt der 60-Jährige. Doch es<br />
ging nicht anders, denn Albi musste von<br />
den Lippen lesen.<br />
Führt seinen musikalischen Kampf gegen die Globalisierung:<br />
Albi Wethli vertreibt unter seinem Label Face<br />
Music internationale Volksmusik<br />
Heute hat er zwar ein Hörgerät, was eine<br />
Erleichterung sei, sagt er, „aber was Hören<br />
und Verstehen heisst, werde ich nie<br />
wissen“. Das merke er vor allem dann,<br />
wenn ein Gespräch wieder einmal fürchterlich<br />
schiefgelaufen sei. „Viele Leute reagieren<br />
dann peinlich berührt und laufen<br />
einfach weg.“<br />
Er nimmt Musik mit dem<br />
Körper wahr<br />
Albi Wethli wirkt gelassen, wenn er von<br />
seiner Behinderung erzählt, was er ohne<br />
spezielle Aufforderung gleich als Erstes tut.<br />
Er sitzt am Stubentisch in seinem Elternhaus<br />
an der Dorfstrasse 29 in Thalwil.<br />
Neben ihm stapeln sich Kisten mit CDs, auf<br />
dem Cover ein farbig gekleidetes kosakisches<br />
Ensemble mit traditionellen Instrumenten<br />
- eines seiner Nischenprodukte.<br />
Hören könne er die Musik nicht wirklich,<br />
sagt er, doch er spüre den Rhythmus und<br />
die Vibrationen. „Die Musik geht in meinen<br />
Körper, sodass ich sie spirituell aufnehme“,<br />
sagt er und seufzt: „das ist irgendwie<br />
schwierig zu erklären.“<br />
Albi Wethli ist sozusagen ein Ethnologe für<br />
Musik. Leben tut er von der Rente und kann<br />
deshalb seinem Lebensziel nachgehen,<br />
ursprüngliche Musik aus Afrika und dem<br />
Osten für die Nachwelt zu dokumentieren.<br />
Dabei gibt er sich nicht mit den populären<br />
Stars des Landes ab, sondern sucht nach<br />
jenen Künstlern, welche die ursprüngliche<br />
Spielweise beibehalten haben. „Meine Kriterien<br />
sind streng“, sagt er. „Und ich mag<br />
reinen Kommerz nicht.“ Um diesem nicht zu<br />
verfallen, informiert er sich gründlichst<br />
über die Kultur.<br />
Zwei CDs pro Jahr produziert<br />
Oft besucht er die Leute gleich selbst, reist<br />
in die Mongolei, nach Sibirien, Ukraine,<br />
Rumänien, Georgien, das letzte Jahr zum<br />
ersten Mal nach Afrika. Findet er Musik, die<br />
seinen Kriterien entspricht, lädt er die<br />
Musiker in die Schweiz ein und produziert<br />
zusammen mit einem Kollegen in dessen<br />
Studio eine CD. Mindestens 300 Stück<br />
müsse er verkaufen, dann seien die Kosten<br />
die Anreise und Aufenthalt der Gruppe<br />
gedeckt, sagt er.<br />
Durchschnittlich zwei CDs produziert er pro<br />
Jahr, allfällige Überschüsse werden aufgeteilt.<br />
Das Layout stellt er selbst her, der Verkauf<br />
unter seinem Label Face Music läuft<br />
über Internet. Sein musikalischer Kampf<br />
gegen die Globalisierung funktioniert - seit<br />
20 Jahren. „Konkurrenz, die Ähnliches<br />
macht, gibt es nicht“, sagt Albi und lächelt<br />
hinter seinem weissen Bart.<br />
Albi Wethli im Gespräch mit<br />
der sonos-Redaktion<br />
Am Freitag, 28. Dezember 2007, empfängt<br />
Albi Wethli in seinem laut Archiv vor 1670<br />
erbauten Elternhaus, an der Dorfstrasse 29<br />
in Thalwil ZH, Roger Ruggli von der sonos-<br />
Redaktion zum vereinbarten Interview-<br />
Termin.<br />
Schon nach wenigen Augenblicken des<br />
gegenseitigen Kennenlernens und ohne<br />
grosse Umschweife beginnt Albi Wethli aus<br />
seinem zweifellos interessanten und spannenden<br />
Leben bereitwillig zu erzählen. Einzigartige<br />
Begegnungen zu Musikern aus<br />
der ganzen Welt eröffnen einen spannenden<br />
Rückblick auf die aussergewöhnliche<br />
Lebensgeschichte von Albi Wethli.<br />
Sie haben heute eine Resthörigkeit von<br />
20% sind demzufolge hochgradig schwerhörig.<br />
Sind Sie seit Geburt hörbehindert<br />
bzw. wie kam es zu Ihrer Hörbehinderung?<br />
„Ich bin am 28. September 1947 in Thalwil<br />
auf die Welt gekommen. Ich bin seit meiner<br />
Geburt hochgradig schwerhörig (hochgradige<br />
sensorineurale Schwerhörigkeit beidseits<br />
- Innenohrschwerhörigkeit laut<br />
Befund der Uniklinik für Ohren-, Nasen-,<br />
Hals und Gesichts-Chirurgie). Dies ist aber<br />
erst nach dem Spracherwerb durch meine<br />
Eltern, als ich ca. 3 - 4 Jahre alt war, festgestellt<br />
worden. Meine Mutter bemerkte<br />
meine Schwerhörigkeit, als sie mir zurief,<br />
ob ich etwas Schokolade wolle, und ich<br />
überhaupt nicht reagierte. Jetzt war offensichtlich,<br />
dass ich unter einer angeborenen<br />
Hörbeeinträchtigung litt, die bis zum heutigen<br />
Tag in Bezug auf den Schweregrad<br />
gleich geblieben ist. Als Hörhilfe trage ich<br />
seit 1965 beidseitig ein Hörgerät. Ich kann<br />
gut mit Menschen kommunizieren, wenn<br />
ich direkten Gesichtskontakt habe und so<br />
auch von den Lippen ablesen kann. Wichtig<br />
für mich ist aber, dass es keinen Umgebungslärm<br />
und störende Geräusche hat.<br />
Wird es zu laut, ist für mich unmöglich mit
anderen Menschen zu reden und für mich<br />
sind solche Situationen extrem belastend.“<br />
In welchen Schulen wurden Sie unterrichtet<br />
und was war Ihre Erfahrung als hörbehindertes<br />
Kind in einer Sonderschule bzw. in<br />
einer Regelschule?<br />
„Ich besuchte ganz normal die Regelschule.<br />
Rückblickend war die Schule sehr<br />
schwierig für mich. Die Lehrerschaft - wie<br />
auch die Schülerinnen und Schüler - gingen<br />
eigentlich überhaupt nicht auf meine Hörbehinderung<br />
ein. Sie wurde einfach nicht<br />
wahrgenommen. Damit ich den Schulstoff<br />
überhaupt verarbeiten konnte, musste ich<br />
jeweils nach der Schule zusammen mit<br />
meiner Mutter über all die Jahre hinweg<br />
den gesamten Schulstoff nochmals repetieren<br />
und aufarbeiten.“<br />
Finden Sie es aussichtsreich, dass man<br />
heute generell viel mehr auf integrative<br />
Schulung von behinderten Kindern setzt?<br />
Wo müsste man aus Ihrer Sicht aufpassen?<br />
„Die integrative Beschulung hat meiner<br />
Meinung nach nur dann Aussicht auf Erfolg,<br />
wenn die behinderten Schülerinnen und<br />
Schüler im Schulsystem, wie bei einer<br />
intakten Grossfamilie, eingebettet sind.<br />
Damit dies aber erreicht werden kann,<br />
braucht es sehr viel Toleranz und Verständnis<br />
für Schülerinnen und Schüler mit<br />
einer Beeinträchtigung und deren speziellen<br />
Bedürfnissen und Anliegen.“<br />
Was haben Sie nach der Schulausbildung<br />
gemacht? Wie kam es dazu, dass Sie heute<br />
eine IV-Rente haben?<br />
„Nach der obligatorischen Schulzeit hatte<br />
ich die Möglichkeit die Lehre als kaufmännischer<br />
Angestellter zu absolvieren. Anschliessend<br />
bildete ich mich laufend in den<br />
beiden Bereichen EDV und Buchhaltung<br />
aus. Ich arbeitete in verschiedenen Bereichen,<br />
so zum Beispiel auch in der Versicherungs-<br />
und Textilbranche. Anschliessend<br />
habe ich 15 Jahre lang bei der Stadt Zürich<br />
gearbeitet. Aufgrund eines Mobbings<br />
gegen mich und den damit verbundenen<br />
gesundheitlichen Problemen in Kombination<br />
mit meiner Hörbehinderung kam es zu<br />
einer Frühpensionierung.“<br />
Sie engagieren sich für die Genossenschaft<br />
Fontana Passugg. Was für Funktionen<br />
nehmen Sie genau wahr?<br />
„Heute bin ich nicht mehr Mitglied der<br />
Genossenschaft Passugg und engagiere<br />
mich auch nicht mehr direkt dafür.“<br />
Rolf Zimmermann ist Präsident von Fontana<br />
Passugg. Er arbeitet ja sonst in der<br />
Gehörlosenfachberatungsstelle in Zürich<br />
und kümmert sich dort um arbeitslose<br />
gehörlose bzw. arbeitslose schwerhörige<br />
Menschen. Kennen Sie Rolf Zimmermann<br />
bzw. wenn ja in welchem Zusammenhang<br />
haben Sie mit ihm zu tun?<br />
„Ich habe Rolf Zimmermann bei<br />
gemeinsam besuchten Zentralkursen<br />
kennen gelernt. Früher haben wir uns aufgrund<br />
unserer verschiedenen beruflichen<br />
Hintergründe in verschiedenen Projekten<br />
sehr gut ergänzt und uns gegenseitig<br />
unterstützt. Heute habe wir vor allem auf<br />
privater Ebene Kontakt zu einander.“<br />
Wissen Sie, dass die Arbeitslosenrate unter<br />
hochgradig schwerhörigen Menschen bzw.<br />
Gehörlosen rund dreimal höher ist als unter<br />
sog. Guthörenden? An was könnte das Ihrer<br />
Meinung nach liegen bzw. wie könnte diese<br />
ungute Gegebenheit aus Ihrer Sicht eliminiert<br />
werden?<br />
„Ich stelle fest, dass es immer mehr an dem<br />
notwendigen Verständnis für Menschen mit<br />
einer Beeinträchtigung in der Arbeitswelt<br />
mangelt. Und leider nimmt diese Tendenz<br />
immer mehr zu. Das Motto lautet: Jeder<br />
gegen Jeden und da sind wir Behinderten<br />
einfach im Hintertreffen und natürlich im<br />
Nachteil. Aufgrund meiner Erfahrungen war<br />
das in meinem Berufsleben schon damals<br />
der Fall. Firmen waren nicht bereit, Zugeständnisse<br />
zu machen. Warum wir ein<br />
Risiko sein sollten weiss ich nicht. Jedenfalls<br />
hat sich immer der Gesichtsausdruck<br />
meines Gegenübers verändert, als ich<br />
betreffend meiner Hörbehinderung<br />
gewisse Wünsche anmeldete.“<br />
Nun zum eigentlichen Thema, warum ich<br />
heute hier bin: Sie vertonen Volksmusik<br />
anderer Kulturen beispielsweise aus der<br />
Mongolei. Wie kamen Sie zu diesem Engagement<br />
und seit wann tun Sie dies?<br />
„Ich habe schon als Jungendlicher immer<br />
Musik am Radio gehört, oder besser gesagt<br />
wahrgenommen. Die Musik, obwohl ich<br />
selber kein Musikinstrument spiele, löst in<br />
mir Emotionen aus und förderte mein Interesse<br />
vor allem an fremden Kulturen.“<br />
Mit welchen Kulturen haben Sie sich schon<br />
befasst und Tonaufnahmen gemacht?<br />
„In meiner Arbeit ist es mir sehr wichtig,<br />
dass die Hintergründe der jeweiligen Volksmusik<br />
bestmöglich dokumentiert werden.<br />
Zu jeder CD, die ich produziere, erstelle ich<br />
ein umfangreiches „Booklet“ in welchem<br />
ich ausführlich den geschichtlichen und<br />
traditionellen Hintergrund der Musik aufgearbeitet<br />
habe. Ich habe in all den Jahren<br />
Tonaufnahmen mit Musikern rund um die<br />
Welt gemacht und dies wiederspiegelt sich<br />
eindrücklich in meinem Gesamtwerk mit<br />
über 50 produzierten CDs. Grosse Bedeutung<br />
kommt bei jeder CD dem Layout des<br />
von mir kreierten und gestalteten Covers<br />
und dem „Booklet“, welches jeder CD als<br />
Inhalt beigelegt wird, zu.“<br />
Haben Sie diese Länder selbst bereits bzw.<br />
nach welchen Kriterien wählen Sie diese<br />
Volksstämme aus?<br />
„Selbstverständlich habe ich alle diese<br />
vielen Länder selber bereist. Es ist für mich<br />
aber undenkbar, dass ich wie ein normaler<br />
Tourist in ein Reisebüro gehe, um eine<br />
Reise zu buchen. Bevor ich aber zu einer<br />
Reise aufbreche, brauche ich einen persönlichen<br />
Bezug und Kontakte zu den fremden<br />
Kulturen und den Menschen. Es dauert oftmals<br />
sehr lange, bis diese Beziehungen<br />
aufgebaut sind. Klar ist, dass ich nicht in<br />
einem Hotel übernachte, sondern ich<br />
wohne bei meinen Reisen immer bei<br />
meinen neu gewonnenen Freunden.
Zusätzlich habe ich auch eine persönliche<br />
Fotogalerie aufgebaut und mit passenden<br />
Berichten und Hintergrundinformationen<br />
zu deren Kulturen und Ritualen ergänzt.“<br />
(siehe unter Projekte auf der Homepage<br />
www.face-music.ch)<br />
Ist es nicht ungemein schwierig, als<br />
Schwerhöriger Tonaufnahmen zu erstellen?<br />
„Die tontechnischen Arbeiten bei der Produktion<br />
einer CD werden von Bekannten<br />
und Freunden von mir gemacht. Mit meiner<br />
Hörbeeinträchtigung könnte ich dies<br />
unmöglich selber machen. Manchmal<br />
kommt es auch vor, dass mir die Musiker<br />
ihre CD mit den Rohaufnahmen auch direkt<br />
zur Verfügung stellen. Stimmt die Qualität,<br />
können wir diese CD weiterverwenden.“<br />
Wie bewältigen Sie die Schwierigkeiten,<br />
die sich für Sie als hochgradig Schwerhöriger<br />
bei diesen Tätigkeiten ergeben?<br />
Stolz steht Albi Wethli vor seinem an die Zimmerwand<br />
gemalten Fenster mit einem phantastischen Blick in die<br />
unendlichen Weiten der Mongolei. Das Bild wurde von<br />
Nurmaa Tuvendorj, die an der Kunstakademie in St.<br />
Petersburg studierte, im Herbst 2005 gemalt.<br />
„Ich habe mir angewöhnt, alles schriftlich<br />
festzuhalten. Und dank dem Internet und<br />
der Möglichkeit elektronische Nachrichten<br />
weltweit zu versenden, funktioniert der<br />
wichtige kommunikative Austausch problemlos.“<br />
Erzielen Sie einen guten Umsatz mit dem<br />
Vertrieb dieser Volksmusik-CDs und wie<br />
viele CDs haben Sie schon aufgenommen?<br />
„Vom reinen Verkauf der CDs kann ich nicht<br />
leben. Die Musik ist für mich Hobby und<br />
Lebensinhalt zugleich. Hingegen kann ich<br />
mit dem Erlös aus dem CD-Verkauf die<br />
anfallenden Unkosten decken. Ich denke,<br />
dass ich bis heute laut meiner Statistik<br />
schon über 61’000 CDs produziert und<br />
davon effektiv 45’000 Stück verkauft habe.<br />
Etwa 10’000 Stück wurden als Gratisexem-<br />
plare an Künstler sowie für die Promotion<br />
an Presse und Rundfunk abgegeben. Der<br />
Verkauf wird von den Musikern selbst<br />
gemacht oder direkt übers Internet vertrieben.“<br />
Sie befassen sich bei diesem Engagement<br />
mit ethnischen Minderheiten und wollen<br />
mit den CDs wohl darauf aufmerksam<br />
machen, dass diese Menschen eine eigene<br />
Kultur, ein eigenes Gedankengut etc.<br />
haben und man achtsam und respektvoll<br />
damit umgehen soll. In der Zeitung von<br />
Fontana Passugg wurde darauf hingewiesen,<br />
dass Sie sich mit diesen ethnischen<br />
Minderheiten befassen, weil diese<br />
Gruppierungen wie die Hörbehinderten<br />
Randgruppen darstellen. Was war dafür<br />
ausschlaggebend, dass Sie anfingen, sich<br />
intensiv mit dem Thema «Randgruppen» zu<br />
befassen?<br />
„Ich möchte die musikalische Lebendigkeit<br />
der verschiedenen Kulturen erhalten. Mit<br />
meinem künstlerischen Schaffen trage ich<br />
einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Volksmusik<br />
und somit des kulturellen Erbes bei.<br />
Ich habe mich schon immer für Musik interessiert.<br />
Jetzt kann ich auch meine Leidenschaft<br />
mit den vielen Reisen in andere<br />
Länder optimal verbinden. Von unschätzbarem<br />
Wert sind für mich zudem die<br />
dadurch gewonnenen persönlichen Beziehungen<br />
und daraus entstandenen Freundschaften<br />
zu Menschen rund um die Welt.“<br />
Man geht davon aus, dass es in der<br />
Schweiz rund 600’000 behinderte Menschen<br />
gibt. Es gibt rund 10’000 vollständig<br />
gehörlose Menschen in der Schweiz und ca.<br />
160’000 HörgeräteträgerInnen bzw. hochgradig<br />
schwerhörige Menschen. In der<br />
Schweiz gibt es seit 2004 das Behindertengleichstellungsgesetz.<br />
Es zielt darauf ab,<br />
wie der Name schon sagt, dass behinderte<br />
Menschen nicht mehr diskriminiert werden<br />
sollen. Wo bestehen heute aus Ihrer Sicht<br />
noch massgebliche Diskriminierungen<br />
generell bei behinderten Menschen? Wo<br />
besteht aus Ihrer Sicht der dringendste<br />
Handlungsbedarf? Wo bestehen aus Ihrer<br />
Sicht die einschneidensten Diskriminierungen<br />
bei hörbehinderten Menschen<br />
heute? Was sollte aus Ihrer Sicht hingegen<br />
unternommen werden?<br />
„Ich bin davon überzeugt, dass wir Behinderten<br />
bzw. deren Verbände und/oder<br />
Dachorganisationen viel mehr mobilisiert<br />
werden müssen, um für unsere Anliegen<br />
bei der Wirtschaft und bei der Politik zu<br />
lobbyieren. Wir müssen erreichen, dass<br />
unsere Anliegen und Forderungen bespro-<br />
chen und einer breiten Öffentlichkeit<br />
zugänglich gemacht werden. Heute herrscht<br />
aber leider ein Klima der Angst und<br />
deshalb wird fälschlicherweise vieles nicht<br />
zur Sprache gebracht. Als <strong>Hörbehinderter</strong><br />
finde ich es sehr ärgerlich, dass in der<br />
Schweiz das hörbehindertengerechte<br />
Bauen praktische keinen Stellenwert hat.<br />
Dabei gibt es im Ausland so viele gute Beispiele,<br />
wie man es eben richtig machen<br />
könnte.“<br />
Was bildet eine geglückte Eingliederung<br />
bzw. <strong>Integration</strong> eines behinderten Menschen<br />
generell bzw. im Besonderen eines<br />
hörgeschädigten Menschen? Kennen Sie<br />
konkrete Beispiele für die gelungene <strong>Integration</strong><br />
behinderter bzw. hörbehinderter<br />
Menschen in der Schweiz bzw. im Ausland?<br />
„Hörbehinderte Menschen müssen mehr<br />
Freiräume gegenüber gut Hörenden im<br />
beruflichen Umfeld zugestanden werden.<br />
Im Ausland ist die Toleranz von gut<br />
hörenden Menschen gegenüber den Hörbehinderten<br />
viel ausgeprägter als hier in der<br />
Schweiz. Eine gute und nachhaltige <strong>Integration</strong><br />
ist dann möglich, wenn der kommunikative<br />
Austausch tatsächlich stattfinden<br />
kann.“<br />
Bereits über 1000 Menschen in der Schweiz<br />
haben ein Cochlea Implant? Was ist Ihre<br />
Meinung in Bezug auf die heutigen medizinisch-technischen<br />
Möglichkeiten bzw.<br />
würden Sie sich selbst, wenn Ihre<br />
Resthörigkeit noch massgeblich sinken<br />
würde, sich für ein Cochlea Implant entscheiden?<br />
„Aufgrund meiner Hörbehinderung kommt<br />
für mich ein Cochlea Implant nicht in Frage.<br />
Ich hoffe natürlich, dass ich meine 20%-ige<br />
Resthörfähigkeit nie verlieren werde.“<br />
Was wünschen Sie sich für das Jahr 2008<br />
für sich und für sonos, den schweizerischen<br />
Dachverband für Hörgeschädigten- und<br />
Gehörlosenorganisationen?<br />
„Ich wünsche mir viel mehr Toleranz und<br />
Respekt zu den Menschen anderer Kulturen,<br />
Minderheiten und Behinderten etc.<br />
Und von sonos erhoffe ich mir, dass sich<br />
der Verband als Partner der Hörbehinderten<br />
bei den vielfältigen Problembewältigungen<br />
mit Behörden und Ämtern engagiert<br />
und sich als eigentlicher Motor für die<br />
Verbreitung der Behindertenanliegen ins<br />
Zeug legt.“<br />
Roger Ruggli bedankt sich bei Albi Wethli für die<br />
gewährte Gastfreundschaft und den nicht alltäglichen<br />
Einblick in ein wirklich einmaliges kulturelles<br />
Musikschaffen.
Jahresversammlung 2007<br />
des <strong>Dima</strong> - Sprachvereins<br />
Am Mittwoch, 17. Dezember 2007, findet<br />
im Clubraum des Gehörlosenzentrums<br />
Zürich-Oerlikon die Jahresversammlung<br />
2007 von <strong>Dima</strong> - Verein für Sprache und<br />
<strong>Integration</strong> - statt.<br />
Der Präsident von <strong>Dima</strong>, Walter Rothen,<br />
eröffnet pünktlich die Versammlung und<br />
begrüsst die anwesenden MitgliedervertreterInnen<br />
und Fachpersonen ganz herzlich.<br />
Er bedankt sich bei allen Anwesenden<br />
dafür, dass sie mitten in der hektischen<br />
Vorweihnachtszeit ins Gehörlosenzentrum<br />
gekommen sind. Er verspricht, die nächste<br />
Jahresversammlung werde nicht mehr für<br />
Dezember geplant.<br />
Vor Beginn der statutarischen Geschäfte<br />
blendet Walter Rothen ins Jahr 2003 zurück<br />
und gibt einen kurzen Überblick über die<br />
bisherigen Aktivitäten von <strong>Dima</strong>.<br />
„In der Schreibberatung im Gehörlosenzentrum<br />
waren auffällig viele gehörlose und<br />
hörbehinderte Besucher und Besucherinnen<br />
in Kursen für deutsche Sprache,<br />
Gebärdensprache, Herkunftssprache von<br />
Alltagskunde gemeldet. Die Kapazitäten<br />
der verfügbaren Kursleiterinnen und<br />
Sprachlehrerinnen sowie der Logopädinnen<br />
waren aber ausgeschöpft. Die einzige<br />
Möglichkeit, alle Interessierten zu<br />
unterrichten war, die Kurse für grössere<br />
Gruppen anzubieten und uns vom Prinzip<br />
der kleinen Lerngruppen mit 2 - 3 Teilnehmenden<br />
und dem Einzelunterricht zu verabschieden.“<br />
Der Philosophie von <strong>Dima</strong> treu<br />
bleiben<br />
Walter Rothen meint weiter: „Das hat Sinn<br />
gemacht - denn die Philosophie hinter allen<br />
Lernangeboten für Gehörlose und Hörbehinderte<br />
mit einer fremden Muttersprache<br />
war - und ist noch heute - dass wir nicht mit<br />
den gleichen Massstäben messen dürfen,<br />
wie bei hörenden Zuwanderern. In erster<br />
Linie gilt es das Lernen in der Gehörlosenkultur,<br />
also Gebärdensprache zu lernen und<br />
die Kommunikation in Gebärdensprache zu<br />
fördern. Dazu kommt, dass bereits seit<br />
1997 verschiedene Kurse in einem Co-Teaching<br />
mit einer Gebärdensprachlehrerin<br />
(gehörlos) und einer Fachlehrerin (hörend)<br />
erteilt wurden. Diese Lehrform war also<br />
schon über mehrere Jahre erprobt.“<br />
Sprache und Kommunikation<br />
Walter Rothen informiert: „Im Herbst 2003<br />
tauchte zaghaft erstmals der Name „DIMA -<br />
<strong>GLZ</strong>“, als Bezeichnung für unsere Lernangebote<br />
für Sprache und Kommunikation,<br />
auf.“<br />
D im a - Deutsch im Alltag<br />
<strong>GLZ</strong> - Gehörlose lernen zweisprachig<br />
„Der Grundstein für den Sprachverein<br />
wurde am 10. Oktober 2004, im Clubraum<br />
des Gehörlosenzentrums gelegt. Im<br />
Sommer 2005 wurden die von Félix Leutwyler<br />
verfassten Statuten genehmigt. Seit<br />
der Sprachverein seine Arbeit aufgenommen<br />
hat, haben mehr als 30 mehrheitlich<br />
fremdsprachige Gehörlose und Hörbehinderte<br />
mit 16 verschiedenen Herkunftssprachen<br />
an den Kursen teilgenommen.“<br />
Administration und Finanzen<br />
Walter Rothen erklärt abschliessend: „Bis<br />
im November 2006 wurden praktisch alle<br />
anfallenden administrativen Arbeiten des<br />
Sprachvereins mehrheitlich von Félix Leutwyler<br />
erledigt. Seit Januar 2007 teilen sich<br />
Christa Notter, zuständig für die Stundenplanung,<br />
Kontakte mit den Lernenden und<br />
Lehrergespräche, sowie Denise Eggel,<br />
zuständig für den finanziellen Bereich, die<br />
Sekretariatsaufgaben. Mit dieser perso-<br />
nellen Verstärkung und der damit verbundenen<br />
Aufgabenteilung kann <strong>Dima</strong> die<br />
zukünftigen Anforderungen professionell<br />
und kundenorientiert bewältigen.“<br />
Denise Eggel nimmt sodann Bezug auf die<br />
wichtigsten Kennzahlen von <strong>Dima</strong>:<br />
„Im Jahr 2006 haben insgesamt 12 Schülerinnen<br />
und Schüler aus acht verschiedenen<br />
Herkunftsländern bei <strong>Dima</strong> Kurse besucht.<br />
Insgesamt haben vier Lehrpersonen 800<br />
Lektionen erteilt. Sieben Kurse mussten<br />
parallel ge<strong>führt</strong> werden. Vom 1. Januar bis<br />
30. November 2007 haben insgesamt 19<br />
Schülerinnen und Schüler aus 13 verschiedenen<br />
Herkunftsländern Sprach- und <strong>Integration</strong>skurse<br />
besucht. Insgesamt haben<br />
fünf Lehrpersonen 850 Lektionen in<br />
Sprache und <strong>Integration</strong> erteilt. 8 - 10 Kurse<br />
mussten in dieser Zeit parallel ge<strong>führt</strong><br />
werden.“<br />
Denise Eggel legt dar: „Die <strong>Integration</strong>skurse<br />
sind für die Kursteilnehmenden aus<br />
den vielen Herkunftsländern und den kulturellen<br />
Unterschieden von grosser Wichtigkeit.<br />
Nebst einem Kochkurs bieten wir auch<br />
einen Kurs über Staatskunde und Politik<br />
an. So kann vor allem auch ein besseres<br />
Verständnis über unser schweizerisches<br />
System vermittelt werden.“<br />
Die <strong>Dima</strong>-Kurse werden durch Beiträge vom<br />
Bund, des Kantons Zürich, von privaten<br />
Stiftungen und privaten Fonds sowie durch<br />
Kursbeiträge der Teilnehmenden finanziert.<br />
Im Jahr 2006 wurden im Budget etwas<br />
mehr als Fr. 60’000.— veranschlagt. Im Jahr<br />
2008 soll das Vereinsbudget die magische<br />
Grenze von Fr. 100’000.— erreichen.<br />
7
Félix Leutwyler begründet die bevorstehende<br />
Kostensteigerung wie folgt: „<strong>Dima</strong><br />
will für gute geleistete pädagogische und<br />
soziale Arbeit auch einen marktüblichen<br />
Lohn bezahlen. <strong>Dima</strong> bietet dafür hohe<br />
Qualifikationen in sozialer Arbeit in der<br />
Erwachsenenbildung für Menschen mit<br />
einem Migrationshintergrund.“<br />
Er weist darauf hin, dass die Ausbildung<br />
einer Fachkraft, bis sie an der Schnittstelle<br />
zwischen Kommunikation und sozialer<br />
Arbeit unterrichten könne, ganze 300’000<br />
Franken koste. Engagiert <strong>führt</strong> er aus: „Wir<br />
haben eine Vision und möchten gerne ein<br />
Fr. 300’000.— teures Projekt zur Frühförderung<br />
der Muttersprache lancieren. Wir<br />
wollen in diesem wichtigen Bereich einen<br />
grossen Schritt weiter kommen.“<br />
Deutsch im Alltag<br />
Christa Notter informiert: „Kommunikation<br />
ist etwas ganz Wichtiges. Die Kommunikation<br />
zu anderen Menschen ermöglicht, sich<br />
gegenseitig auszutauschen. Gerade bei<br />
den Ausländerinnen und Ausländern ist es<br />
für deren <strong>Integration</strong> von besonderer<br />
Bedeutung, dass sie sich im Gastland so<br />
rasch wie möglich verständigen können.<br />
Viele der AusländerInnen, die zu <strong>Dima</strong><br />
kommen, suchen vor diesem Hintergrund<br />
einfach auch den Kontakt.“<br />
„Eine grosse Herausforderung und Hürde<br />
ist es“, erklärt Christa Notter weiter „geeignetes<br />
Lehrmaterial zu bekommen. Mit dem<br />
üblichen Ausbildungsmaterial stossen wir<br />
oftmals an die Grenzen. In Österreich<br />
haben wir gutes und brauchbares Lehrmaterial,<br />
welches für gehörlose Kinder<br />
gedacht ist, entdeckt. Für unsere Kursteilnehmenden<br />
müssen wir aufgrund ihrer<br />
ganz unterschiedlichsten Gegebenheiten<br />
fast massgeschneiderte Lösungen finden<br />
und anbieten können. Die grosse Vielfalt<br />
der sprachlichen und kulturellen Herkunft,<br />
welche bei <strong>Dima</strong> zusammenfliesst, aber<br />
auch die für uns sehr fremden Schriftzeichen,<br />
erfordern sehr viel Know-how aber<br />
auch Geduld und Verständnis, damit die<br />
hier lebenden Menschen effektiv darin<br />
gefördert werden, selbständig leben zu<br />
können.“<br />
Das Ziel von <strong>Dima</strong><br />
Christa Notter macht geltend: „Unser Ziel<br />
ist es, Kommunikation zu ermöglichen.<br />
Damit dies geschehen kann, müssen<br />
unsere Kursteilnehmenden zuerst die<br />
Gebärdensprache erlernen. Dies braucht in<br />
der Regel sehr viel Zeit. Danach müssen die<br />
Kursteilnehmenden lesen und schreiben<br />
lernen. Nur so ist es möglich sich effektiv<br />
auch auszutauschen. Ergänzend führen wir<br />
Artikulationsangebote mit logopädischer<br />
Unterstützung, damit das Verständnis für<br />
das Erlernen der Lautsprachlichkeit sichergestellt<br />
werden kann.“<br />
Abschliessend betont Christa Notter: „Die<br />
<strong>Dima</strong>-Kurse werden in Kleingruppen von 1 -<br />
3 Personen durchge<strong>führt</strong>. Gruppen mit 4<br />
Schülerinnen und Schülern sind schon<br />
etwas viel. In einer Einzelförderung fehlt<br />
In der anschliessenden Frage- und Diskussionsrunde wird manch interessante Antwort<br />
erteilt. Hier die Flashlights:<br />
Dauer der Kurse<br />
Es gibt keine zeitlichen Begrenzungen bei den Kursen. Die Kursteilnehmenden kommen<br />
solange bis die Sicherheit da ist und die notwendige Selbständigkeit erreicht werden<br />
konnte. Alle sechs Monate findet ein Standortgespräch statt. Die Dauer der Beschulung<br />
hängt von vielen Faktoren, wie zum Beispiel der Schulbildung, der Schreibfähigkeit oder<br />
der Gebärdensprachkompetenz und anderem mehr ab.<br />
Gibt es eine Warteliste?<br />
Im Jahr 2006 haben 12 Kursteilnehmende eine Ausbildung begonnen bzw. einen Kurs<br />
belegt. Einige dieser Kursteilnehmenden besuchten oder besuchen auch im Jahr 2007 weiterhin<br />
Sprach- und <strong>Integration</strong>skurse. 16 bis 18 Personen warten auf einen Ausbildungsplatz.<br />
Beitragspflicht<br />
Die Kursteilnehmenden müssen Kursbeiträge bezahlen. Die Teilnahme soll aber auf<br />
keinen Fall an den Kurskosten scheitern. Denn die Kurse sind existentiell und sollen unabhängig<br />
von den finanziellen Möglichkeiten allen Interessierten zugänglich sein.<br />
Schriftberatung<br />
Die Schriftberatung besteht weiterhin, wird aber heute hauptsächlich über E-Mail (elektronischer<br />
Austausch) angefordert. Es besteht eine klare Trennung zwischen der Schriftberatung<br />
und den <strong>Dima</strong>-Angeboten.<br />
Finanzierung über das RAV<br />
Die anfallenden Kurskosten von Teilnehmenden, welche durch das RAV vermittelt wurden,<br />
werden durch das RAV fallweise und tarifgemäss übernommen. Da zurzeit die Wirtschaft<br />
wieder boomt und dadurch mehr Arbeitsplätze durch die Wirtschaft zur Verfügung gestellt<br />
werden, wäre es einen Versuch wert, das RAV wieder vermehrt in die Pflicht zu nehmen.<br />
Professionalität<br />
Drei anerkannte Lehrpersonen und eine Logopädin sind für die Qualität und Professionalität<br />
der angebotenen Sprach- und <strong>Integration</strong>skurse verantwortlich.
der Aspekt des sich Austauschenkönnens.<br />
Diese ist deshalb nicht zweckdienlich. Die<br />
Kursteilnehmenden kommen sehr gerne zu<br />
<strong>Dima</strong>. Ideal ist auch, dass die Kurse zeitlich<br />
ganz unterschiedlich und individuell angepasst<br />
tagsüber oder auch abends durchge<strong>führt</strong><br />
werden.“<br />
Schlusspunkt<br />
Félix Leutwyler meint abschliessend:<br />
„Damit Kommunikation und <strong>Integration</strong><br />
überhaupt möglich wird, müssen unsere<br />
Kursteilnehmenden als zwingende Verständigungsvoraussetzung<br />
über eine minimale<br />
Gebärdensprachbasis verfügen. Zudem bin<br />
ich davon überzeugt, dass das<br />
Lesenkönnen ein ganz klares Menschen-<br />
Bildungsangebote 2008<br />
Computerwoche für Anfänger<br />
Wochenkurs 19. bis 23. Mai 2008<br />
Kursleitung noch offen. Ringleitung vorhanden.<br />
Dieser Kurs ist in Zusammenarbeit mit der Berufsschule für H<br />
örgeschädigte organisiert.<br />
Naturfotografie und Nahaufnahmen<br />
Wochenendkurs 31. Mai/1. Juni 2008<br />
recht ist und somit allen Menschen ermöglicht<br />
werden sollte.“<br />
Walter Rothen bedankt sich zum Schluss<br />
der Jahresversammlung bei Félix Leutwyler<br />
und seinem Team für die geleistete Arbeit<br />
und die spürbare Motivation und das Engagement<br />
für die gesamtgesellschaftlich<br />
wichtige Aufgabe in Bezug auf die <strong>Integration</strong><br />
und Gleichstellung benachteiligter<br />
Menschen. Nach dem offiziellen Teil der<br />
Leitung: Phil Dänzer, Fotograf & Filmgestalter<br />
Jede bessere digitale Kompaktkamera ermöglicht es heute, tolle<br />
Nahaufnahmen zu machen. Der Kurs vermittelt das dazu nötige<br />
Wissen.<br />
Gebärdensprachdolmetscherin und Ringleitung<br />
Jahresversammlung lädt Walter Rothen alle<br />
Versammlungsteilnehmenden zu einem<br />
kleinen Imbiss mit Umtrunk in der Cafeteria<br />
des Gehörlosenzentrums ein. In einer<br />
gemütlichen Atmosphäre wird ausgiebig<br />
miteinander diskutiert. Gerade hier wird<br />
unmittelbar und deutlich spürbar, wie<br />
wichtig Kommunikation und Austausch in<br />
einer Gemeinschaft von Menschen sind.<br />
[rr]<br />
Trommelwochenende<br />
Wochenendkurs 13. bis 15. Juni 2008<br />
Leitung: Marco Bontognali<br />
Ferienwoche in Passugg<br />
Wochenkurs 30. Juni bis 5. Juli 2008<br />
Leitung: Agnes Isenschmid¨<br />
Weitere Auskunft:<br />
Fontana Passugg, Bildung und Kultur für Gehörlose,<br />
Schwerhörige, Ertaubte, CI-Träger und Hörende<br />
7062 Passugg-Araschgen<br />
Tel. 081 250 50 55,<br />
bildung@fontana-passugg.ch<br />
www.fontana-passugg.ch<br />
9
Befindensqualität hörbehinderter<br />
Kinder in Schule und Freizeit<br />
Mireille Audeoud und Emanuela Wertli<br />
An der Hochschule für Heilpädagogik<br />
(HfH) in Zürich wurde ein neues Forschungsprojekt<br />
gestartet. Es soll untersuchen,<br />
wie es 11-13-jährigen hörbehinderten<br />
Kindern, die in der Regelschule<br />
integriert sind, geht und wie sie sich in<br />
ihrem Alltag zurechtfinden.<br />
Seit der Gründung der Sonderschulen im<br />
19. Jahrhundert besuchten Kinder mit einer<br />
Hörbehinderung in der Deutschschweiz in<br />
der Regel eine der Sonderschulen für<br />
Gehörlose, bzw. Schwerhörige. Differenzierte<br />
Diagnoseverfahren, bessere Hörgeräte,<br />
CIs, Frühförderung auf der einen<br />
Seite und die Öffnung der Regelschulen für<br />
Kinder mit besonderen Bedürfnissen auf<br />
der anderen Seite trugen dazu bei, dass<br />
sich die Schulungsformen für hörbehinderte<br />
Kinder gewandelt haben. 1960<br />
wurden die ersten schwerhörigen Kinder<br />
einzeln in Regelklassen integriert. Heute<br />
gilt diese Praxis für die Mehrheit der Kinder<br />
und Jugendlichen mit einer Hörbehinderung<br />
und auf Grund der Gesetzgebung zur<br />
<strong>Integration</strong> wird sich diese Tendenz noch<br />
verstärken. Deshalb ist es wichtig, die<br />
Lebenssituation dieser Kinder genauer zu<br />
beleuchten und zu erkennen, wie ihr Alltag<br />
aussieht, welche Anforderungen an sie<br />
gestellt werden, wie sie das erleben, wie<br />
sie damit umgehen und wie ihre Situation<br />
allenfalls verbessert werden kann.<br />
In den letzten Jahren wurden einige Forschungsarbeiten<br />
zur <strong>Integration</strong> hörbehinderter<br />
Kinder vor allem in der Schule durchge<strong>führt</strong>.<br />
Sie brachten folgende Erkenntnisse:<br />
Der Unterricht in Regelklassen hat gesamthaft<br />
gesehen einen positiven Einfluss auf<br />
die Lern- und Leistungsentwicklung hörbehinderter<br />
Kinder.<br />
Diese Erfolge sind oft mit enormem zusätzlichen<br />
Aufwand verbunden, bedeuten z.B.<br />
Vor- und Nachbereiten des Unterrichtsstoffes<br />
in der Freizeit<br />
Die betroffenen Kinder haben die Tendenz,<br />
ihre Schwierigkeiten zu verbergen und<br />
eventuell geeignete Hilfsmittel auszuschlagen.<br />
Gelingt die Kommunikation in der Schule<br />
wie in der Freizeit nur eingeschränkt, ist die<br />
volle Teilhabe am Geschehen und so die<br />
soziale <strong>Integration</strong> gefährdet.<br />
(vgl. Biagosch 2004; Bless 2007; Hüther<br />
1997; Leonhardt 2005; Silvestre, Ramspott<br />
& Pareto 2007; Vaeth-Bödecker 1999).<br />
Forschungsergebnisse zur Qualität der<br />
<strong>Integration</strong> ausserhalb der Schulzeit gibt<br />
es kaum. Ebenso lässt sich die Wirkung<br />
integrativer Massnahmen auf das Selbstwertgefühl<br />
und das Wohlbefinden nur sehr<br />
unsicher beurteilen.<br />
Doch gerade das Wohlbefinden in allen<br />
Lebensbereichen sowohl in der Schule, wie<br />
in der Freizeit ist ausschlaggebend für Leistungen<br />
des Kindes. Es hat zudem Einfluss<br />
auf seine spätere Lebenszufriedenheit und<br />
seine Gesundheit.<br />
Es ist also zu fragen, wie hörgeschädigte<br />
Kinder ihren Alltag erleben und wie ihre<br />
Befindensqualität (Wohlbefinden und<br />
Stressempfinden) dabei ist:<br />
Um diese Fragen zu beantworten, werden<br />
ca.60 integriert beschulte 11-13 jährige hörbehinderte<br />
Kinder eine Woche lang zu<br />
ihrem momentanen Erleben befragt. Von<br />
einem Pager, den sie bei sich tragen,<br />
bekommen sie fünf Mal täglich zu unregelmässigen<br />
Zeitpunkten in der Schulzeit,<br />
oder zu Hause oder in ihrer Freizeit ein<br />
Signal. Sie füllen dann sofort einen kleinen<br />
Fragebogen aus, den sie immer bei sich<br />
haben. Die gleichen Signale bekommt ein<br />
Mitschüler oder eine Mitschülerin aus der<br />
gleichen Klasse zu denselben Zeitpunkten.<br />
Auch diese Kinder füllen einen Fragebogen<br />
aus. So können die Ergebnisse mir dieser<br />
Kontrollgruppe verglichen werden. Zusätzlich<br />
werden die Kinder zu ihrer Lebenszufriedenheit<br />
und zu ihren Stressbewältigungsstrategien<br />
befragt. Damit möchte<br />
man herausfinden, welche Wirkung diese<br />
beiden Faktoren auf ihr Wohlbefinden<br />
haben.<br />
Die Erhebung findet zwischen Januar und<br />
Juni 2008 statt. Anschliessend werden die<br />
anonymisierten Daten ausgewertet und in<br />
einem Bericht veröffentlicht. Für den 13.<br />
März 2009 ist zudem eine Tagung an der<br />
HfH geplant, wo die Erkenntnisse der<br />
Studie dargestellt und mit Fachleuten aus<br />
der Praxis erörtert und vertieft diskutiert<br />
werden sollen.<br />
Weitere Details findet man auf der Website<br />
www.hfh.ch unter „Forschung“ „Projekt A.8<br />
Befindensqualität hörbehinderter Kinder in<br />
Schule und Freizeit (2007-2009)“.<br />
Informationen können auch jederzeit eingeholt<br />
werden über Prof. Emanuela Wertli<br />
emanuela.wertli@hfh.ch.<br />
Bless, G. (2007). Zur Wirksamkeit der <strong>Integration</strong><br />
- Forschungsrückblick, praktische<br />
Umsetzung einer integrativen Schulform,<br />
Untersuchungen zum Lernfortschritt. 3.<br />
Auflage, Bern: Haupt<br />
Biagosch, K. (2004). Schulische <strong>Integration</strong><br />
Hörgeschädigter. Zur Wahrnehmung der<br />
<strong>Integration</strong>ssituation durch Lehrer, hörende<br />
Mitschüler und hörgeschädigte<br />
Schüler, Zwischenbericht (unveröffentlicht)<br />
Hüther, A. (1997). Schulversuch Präventive<br />
<strong>Integration</strong>. Modellversuch Gemeinsamer<br />
Unterricht von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung<br />
in der Grundschule am Pfalzinstitut<br />
für Hörsprachbehinderte in Frankenthal/Pfalz.<br />
Abschlussbericht, Pfalz:<br />
Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte,<br />
Frankenthal<br />
Leonhardt, A. (2005). „Schulische <strong>Integration</strong><br />
hörgeschädigter Schüler. Die Sicht der<br />
Lehrer des mobilen sonderpädagogischen<br />
Dienstes und der Lehrer der allgemeinen<br />
Schule“, in: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik<br />
und ihre Nachbargebiete (VHN),<br />
Jg. 74, S. 28-36<br />
Silvestre, N., Ramspott, A. & Pareta, I.<br />
(2007). „Conversational Skills in a Semistructured<br />
Interview and Self-Concept in<br />
Deaf Students”, in: Journal of Deaf Studies<br />
and Deaf Education, Oxford University<br />
Press, 12:1, S. 38-54<br />
Vaeth-Bödecker, U. (1999). „Ergebnisse<br />
einer Untersuchung zur Situation ambulant<br />
betreuter Hörgeschädigter in Regelschulen“,<br />
in: Hörgeschädigtenpädagogik 4,<br />
S. 194-203<br />
Foto von http://www.phonak.ch/ccch/professional-2/productsp_ch/fm.htm
Koordinationskonferenz Bildung Deutschschweiz<br />
vom 17. Januar 2008 in Lenzburg<br />
Am 17. Januar 2008 <strong>führt</strong> der SGB-FSS zum<br />
zweiten Mal einen Austauschtag durch, zu<br />
dem Exponenten von Leistungsanbietern<br />
im Gehörlosenwesen eingeladen werden.<br />
Rund 16 Teilnehmende finden sich morgens<br />
um 9.30 Uhr in Lenzburg ein, wo die Konferenz<br />
heuer zu Gast sein darf bei der Hör-<br />
Sehbehindertenberatung des SZB.<br />
Andreas Janner heisst alle ganz herzlich<br />
willkommen. Folgende drei Ziele möchte er<br />
an der heutigen Tagung erreichen:<br />
• Erarbeitung einer gemeinsamen Definition,<br />
was koordiniert werden soll<br />
• Entscheid darüber, welche Projekte<br />
weiter verfolgt werden<br />
• Informationsaustausch<br />
Was heisst Koordination?<br />
Bald einmal wird klar, dass man nicht alles,<br />
sondern lediglich das Minimum koordinieren<br />
kann. Auch steht die Frage im Raum,<br />
ob zu viele Angebote existieren. Hier gilt es<br />
zu relativieren. Es gibt Regionen, in denen<br />
eindeutig keine Koordination nötig ist - wie<br />
beispielsweise in der Innerschweiz. Denn<br />
hier gibt es keine Konkurrenz. Anders sieht<br />
es indes im Raum Zürich aus.<br />
Angesprochen wird zudem das Thema, ob<br />
die Konferenz noch auf weitere Anbieter<br />
von Weiterbildung ausgedehnt werden soll.<br />
Andreas Janner spricht sich dagegen aus.<br />
„Wenn die Konferenz noch grösser wird,<br />
wird die Erzielung eines gemeinsamen<br />
Nenners noch schwieriger.“<br />
Anhand eines Brainstormings werden die<br />
brennendsten Themen dann aufgeschrieben<br />
und gewichtet. Es überrascht<br />
eigentlich niemanden, dass die Förderung<br />
der Zusammenarbeit und die Netzwerkarbeit<br />
von den meisten priorisiert werden.<br />
Wann ist eine Führung ein<br />
Kurs und was bedeutet Halbtageskurs?<br />
Anschliessend berichtet Andreas Janner<br />
über die Bildungskonferenz von Agile vom<br />
8. Juni 2007. An dieser Tagung ging es um<br />
Qualitätssicherung. Wichtig ist es zu<br />
wissen, dass das Bundesamt für Sozialversicherung<br />
(BSV) nichts an eine Führung<br />
bezahlt, wenn diese Veranstaltung ohne<br />
fachlichen Führer oder GebärdendolmetscherIn<br />
stattfindet. Nur wenn eine fachkundige<br />
Person eine Führung macht, werden<br />
die Voraussetzungen punkto methodischdidaktischer<br />
Vorgehen erfüllt und nur dann<br />
wird eine solche Veranstaltung als Kurs<br />
qualifiziert. Eine solche Führung muss<br />
zudem öffentlich ausgeschrieben sein.<br />
Klarheit besteht nun auch darüber, was<br />
unter einem Halbtageskurs zu verstehen<br />
ist. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung<br />
von weniger als vier Stunden.<br />
Alles, was 4 Stunden und mehr dauert, gilt<br />
als Tageskurs - unabhängig davon, ob die<br />
Veranstaltung am Abend oder am Nachmittag<br />
stattfindet.<br />
„eduQua“ Zertifikat - das<br />
Schweizer Label<br />
Viele Ausbildungen haben bereits das<br />
„eduQua“ Zertifikat erhalten. Es handelt<br />
sich dabei um ein Gütesiegel, womit eine<br />
gute Weiterbildungsinstitution ausgezeichnet<br />
wird. Rund 800 Schulen, Institute,<br />
Akademien in der Schweiz haben dieses<br />
Label mittlerweile. Die Anforderungen<br />
diese Zertifizierung zu erhalten, sind hoch.<br />
Die Zertifizierung wird jeweils für die Dauer<br />
von 3 Jahren erteilt.<br />
Das „eduQua“ Zertifikat ist das erste<br />
Schweizer Label, das auf Anbieter von Weiterbildung<br />
zugeschnitten ist. Das Label gibt<br />
zertifizierten Institutionen Marktvorteile<br />
und verbessert das Image gegenüber<br />
Kundinnen und Kunden. Die Zertifizierung<br />
wirkt sich positiv auf das Qualitätsmanagement<br />
aus und ist gegenüber Behörden von<br />
Vorteil im Zusammenhang mit der Subventionierung<br />
bzw. der Ausrichtung von öffentlichen<br />
Geldern.<br />
Auch einige Weiterbildungsangebote von<br />
Fragile und vom SZB haben das Label<br />
erhalten. Die von Tina Aeschbach vom SZB<br />
organisierten Animationskurse sind indes<br />
nicht „eduQua“-zertifiziert. In diesen<br />
Kursen geht es ja mehrheitlich um geselliges<br />
Zusammensein und Austausch.<br />
Weitere Informationen zum „eduQua“ Zertifikat<br />
sind unter www.eduqua.ch abrufbar.<br />
Nach diesen interessanten Ausführungen<br />
wird darüber diskutiert, ob sich der SGB-<br />
FSS um das „eduQua“ Label bemühen soll.<br />
Die Frage wird im Moment offen gelassen.<br />
Rundgang durch die Räumlichkeiten<br />
der Hör- und Sehbehindertenberatung<br />
Vor dem freundlicherweise vom SGB-FSS<br />
offerierten Mittagessen findet unter der<br />
kompetenten Führung von Tina Aeschbach<br />
ein kurzer Rundgang durch die Geschäftsräume<br />
der Hör-Sehbehindertenberatung in<br />
Lenzburg statt.<br />
11
Mit taktilen Armbanduhren können auch<br />
taubblinde Menschen die Zeit ertasten.<br />
Personen, die blind sind, behelfen sich<br />
diesbezüglich über eine sprechende Uhr.<br />
Kommt dann indes noch eine Hörschädigung<br />
bzw. Gehörlosigkeit hinzu, nützt dies<br />
nichts mehr.<br />
Bild: Taktile Armbanduhr (Alle Informationen<br />
zu taktilen und auch sprechenden<br />
Armbanduhren und weiteren Hilfsmitteln<br />
für Hör- und Sehbehinderte sind unter<br />
www.szb.ch abrufbar)<br />
Weiterbildung soll fortan Aufgabe<br />
der Selbsthilfe bilden<br />
Nach dem feinen Mittagessen und den<br />
angeregten Gesprächen unter den 12<br />
gehörlosen und 4 hörenden TeilnehmerInnen<br />
diskutiert die Bildungskonferenz am<br />
Nachmittag Fragen zwischen Fach- und<br />
Selbsthilfe. Die Definitionen Fach- und<br />
Selbsthilfe sind vom BSV vorgegeben.<br />
Selbsthilfe<br />
• Im obersten Gremium sitzt eine Mehrheit<br />
Betroffener<br />
• Betroffene entscheiden über die Strategie<br />
Fachhilfe<br />
• Im obersten Gremium sitzt eine Mehrheit<br />
Nicht-Betroffener<br />
• Oft sitzen einige Betroffene im obersten<br />
Gremium (in der Minderheit)<br />
• Die Mehrheit Nicht-Betroffener entscheidet<br />
über ihre Strategie<br />
Über diesen Einstieg legt Andreas Janner<br />
dar, dass der SGB-FSS als Selbsthilfeorganisation<br />
Interesse daran habe, die Erwachsenenbildung<br />
sicherzustellen. Es gehe<br />
nicht darum, dass der SGB-FSS etwas „an<br />
sich reissen“ wolle. Es gehe der Selbsthilfe<br />
darum, die Qualität sicherzustellen. Die<br />
Zeit sei nun reif, die Verantwortung für die<br />
Weiterbildung an die Selbsthilfe zu übertragen.<br />
In der Ostschweiz und im Mittelland<br />
werde die Erwachsenenbildung bereits<br />
heute eigentlich über die Selbsthilfe<br />
getragen. In der Zentralschweiz und gegen<br />
die Westschweiz hin erfolge aber auch<br />
heute noch die Erwachsenenbildung mehrheitlich<br />
über die Fachhilfe.<br />
Recht viel zu diskutieren gibt das Projekt<br />
„Bildung für alle“. Notorisch ist, dass<br />
eigentlich immer etwa die gleichen Personen<br />
Weiterbildung betreiben und bei<br />
sehr vielen Gehörlosen und Hörgeschädigten<br />
ein mangelndes Bildungsbewusstsein<br />
vorliegt. Manche Hörgeschädigten<br />
wollen offenbar auch einfach kein Geld in<br />
die eigene Weiterbildung investieren. Hier<br />
müsste wohl einiges an Sensibilisierung<br />
und Aufklärung geleistet werden, lautet der<br />
Grundtenor.<br />
Augenfällig ist auch die recht hohe Quote<br />
von Kursen, die im vergangenen Jahr abgesagt<br />
werden mussten. Bei „sichtbar Gehörlose“<br />
macht dies ein Drittel aus, in Luzern<br />
und Bern ein Viertel. Möglicherweise hängt<br />
dies mit der bereits stattgefundenen Regionalisierung<br />
zusammen. Früher gab es in der<br />
Region nichts und deshalb ging man nach<br />
Zürich. Heute ist dies anders. „In Basel<br />
sieht es mit den Kursangeboten gut aus“,<br />
macht Sabine Faden von der Beratungsstelle<br />
Basel geltend. Gisela Riegert von der<br />
Bildungsstätte Fontana Passugg <strong>führt</strong> aus,<br />
dass die dort angebotenen Kurse zu einem<br />
Viertel von gehörlosen, zur Hälfte von<br />
schwerhörigen und zu einem Viertel von<br />
hörenden Teilnehmenden besucht würden.<br />
Infotransfer und wichtige<br />
Daten<br />
Kurz vor Abschluss der ausgesprochen<br />
wertvollen und aufschlussreichen Tagung<br />
findet noch ein Informationstransfer statt.<br />
• Die von gehörlosen Eltern ins Leben<br />
gerufene Eltern Hotline wird eher wenig<br />
genutzt.<br />
• Am 14. Juni 2008 findet der 13. Gehörlosenfrauentag<br />
in Schaffhausen statt.<br />
• Es ist geplant, eine Maturität in Gebärdensprache<br />
für Erwachsene zu ermöglichen.<br />
Die Maturität soll als integrierte<br />
Schulung an einer Institution für Erwachsene<br />
erworben werden können. Im<br />
Gespräch sind die kantonale Maturitätsschule<br />
für Erwachsene (KME) in Zürich<br />
und ein Institut in Aarau. Aussichtsreicher<br />
scheint derzeit Aarau zu sein, weil<br />
dort Lehrmittel bestehen, die abgegeben<br />
werden, was bei der KME in Zürich<br />
anders ist.<br />
• Am 13. November 2008 findet die Bildungskonferenz<br />
von Agile zum Thema E-<br />
Learning statt.<br />
• Die nächste Koordinationskonferenz von<br />
Anbietern im Gehörlosen- und Hörgeschädigtenwesen<br />
wird auf den 11. September<br />
2008 anberaumt.<br />
Andreas Janner fasst zusammen, dass der<br />
heutige Anlass deutlich gemacht habe, wie<br />
wichtig es sei, sich darauf zu konzentrieren<br />
die Zusammenarbeit zu fördern. Eine<br />
gemeinsame Definition in Bezug auf die<br />
Koordination sei indes nicht zustande<br />
gekommen.<br />
Allen Teilnehmenden hat die Veranstaltung<br />
gleichwohl gut gefallen. Anders ist es wohl<br />
kaum erklärbar, dass das nächste Treffen<br />
bereits im September 2008 stattfinden<br />
wird und sich alle dafür ausgesprochen<br />
haben, sich fortan zweimal jährlich für derartige<br />
Aussprachen treffen zu wollen.<br />
Andreas Janner vom SGB-FSS sei für die<br />
professioinelle Moderation des gelungenen<br />
Anlasses ganz herzlich gedankt.<br />
[lk]
Behindertengerechte Zugänglichkeit von<br />
Bankdienstleistungen bei der Credit Suisse<br />
Am 14. Januar 2008 findet im Hotel Savoy<br />
in Zürich eine Medienkonferenz zum<br />
Thema „Accessibility bei der Credit<br />
Suisse“ statt.<br />
Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden<br />
Schweiz, heisst die wohl rund 30 VertreterInnen<br />
von Behindertenverbänden und<br />
Medien willkommen.<br />
Er legt dar, dass die Credit Suisse als erster<br />
grosser Finanzdienstleister in der Schweiz<br />
begonnen habe, die Bank und ihre Dienstleistungen<br />
für Menschen mit Behinderungen<br />
umfassend zugänglich zu machen.<br />
Geschäftsstellen, Webseiten, Contact Centers,<br />
Prozesse und der Versand von Informationen<br />
wie Bankauszüge an Kunden<br />
wurden auf deren „Accessibiltiy“ für Menschen<br />
mit Seh- oder Mobilitätsbehinderungen,<br />
für Gehörlose oder Schwerhörige<br />
sowie für ältere Menschen hin überprüft<br />
und zahlreiche Anpassungen vorgenommen.<br />
So sind zum Beispiel bereits<br />
etliche Bancomaten tiefer gelegt. Direct<br />
Net, das Online Banking Angebot der Credit<br />
Suisse, wurde nach internationalen Web-<br />
Zugänglichkeits-Standards bzw. seit<br />
letztem April nach den Richtlinien der Zertifizierungsstelle<br />
„Zugang für alle“ gestaltet<br />
und ist für Sehbehinderte und Blinde leicht<br />
zugänglich. In den kommenden Monaten<br />
werden zudem rund 2400 Mitarbeitende<br />
speziell auf die Bedürfnisse von Menschen<br />
mit Behinderungen und der immer zahlreicher<br />
werdenden Anzahl von älteren Menschen<br />
sensibilisiert und geschult. Grosse<br />
Bedeutung misst die Bank dem behinderten-<br />
und betagtengerechten Bau und<br />
Ausgestalten von Liegenschaften bei. Die<br />
CS hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig<br />
sämtliche Geschäftsstellen in der Schweiz<br />
behinderten- und betagtengerecht umzubauen.<br />
Danach nimmt Zahra Darvishi, Leiterin<br />
Center of Accessiblity, Bezug zu den einzelnen<br />
Dienstleistungen.<br />
Sprechende und tiefer angelegte,<br />
rollstuhlgängige Bancomaten<br />
Ab Juli 2008 werden an häufig frequentierten<br />
und dafür geeigneten Standorten<br />
sprechende Bancomaten in Betrieb<br />
genommen. Mit der Installation wurde<br />
bereits begonnen. Diese führen sehbehinderte<br />
und blinde BenutzerInnen in<br />
Deutsch, Italienisch, Französisch oder Englisch<br />
mit leicht nachvollziehbaren Hinweisen<br />
durch die am Bancomat möglichen<br />
Dienstleistungen. Die nötige Diskretion<br />
bleibt dadurch gewahrt, dass über Kopfhörer<br />
kommuniziert werden kann. Bis Ende<br />
Jahr sollen 200 sprechende Bancomaten<br />
mit speziellem Audioanschluss für Sehbehinderte<br />
installiert sein. Bis jetzt hat die CS<br />
zudem 18 tiefer eingebaute Bancomaten<br />
für Rollstuhlfahrer installiert, gut zehn weitere<br />
sollen bis Ende 2008 hinzukommen.<br />
Spezielle Prozesse für Hörgeschädigte<br />
Im Rahmen des Projekts Accessibility<br />
wurde in den Contact Centers der Credit<br />
Suisse in der Schweiz ein neuer Prozess<br />
einge<strong>führt</strong>. Seit März 2007 können dadurch<br />
gehörlose und gehörgeschädigte Kund-<br />
Innen den gleichen Service wie alle<br />
anderen Kunden erhalten. Als Vermittler<br />
agiert dabei Procom, die dazu von jedem<br />
betroffenen Kunden bevollmächtigt sein<br />
muss. Es existieren strenge Sicherheitskontrollen<br />
des Kunden und der Bank. Die<br />
Dienstleistung kann indes nur erbracht<br />
werden, wenn der Kunde eine Autorisierung<br />
beantragt, die bestätigt, dass Informationen<br />
telefonisch über Procom empfangen<br />
werden dürfen.<br />
Besondere Mitarbeiterschulung<br />
Seit letztem Jahr <strong>führt</strong> die CS mit MitarbeiterInnen,<br />
die besonders engen Kundenkontakt<br />
pflegen, ein sog. „Disability Awareness<br />
Training“ durch. Die Ausbildung<br />
Zahra Darvishi bei ihren interessanten Ausführungen<br />
zum Engagement der Credit Suisse<br />
bezüglich der Gleichstellung behinderter BankkundInnen.<br />
Sie erwähnt, dass auch ein sog. „Disability<br />
Interest Forum“ gegründet worden sei, d.h.<br />
ein Netzwerk bei der CS, dem heute 20 Mitarbeitende<br />
angehörten, mit dem Ziel das Bewusstsein<br />
für behindertenspezifische Probleme zu stärken.<br />
dauert rund 3 Stunden und basiert auf<br />
einem in England entwickelten Konzept.<br />
Denn im englischsprachigen Raum besteht<br />
eine viel längere Tradition als hierzulande<br />
in Bezug auf die Gleichstellung von Menschen<br />
mit einer Behinderung. Bis Ende<br />
2007 sind bereits 300 Mitarbeitende der CS<br />
entsprechend geschult worden. Das Thema<br />
interessiere alle Mitarbeitenden sehr, denn<br />
es bestehe eine emotionale Anknüpfung.<br />
Der Lehrgang sei so aufgebaut, dass alle<br />
Absolventen immer wieder die Rolle eines<br />
Menschen mit einer Behinderung übernehmen<br />
müssten. Damit würden die MitarbeiterInnen<br />
eigene Erfahrungen machen<br />
können, wie es sei, wenn man beispielsweise<br />
auf einen Rollstuhl angewiesen,<br />
gehörlos oder blind sei. Am Schluss der<br />
Ausbildung erhalten alle AbsolventInnnen<br />
ein Merkblatt. Darin enthalten ist eine<br />
Checkliste über die verschiedenen Behinderungsarten<br />
- auch auf Gehörlosigkeit und<br />
Hörschädigung wird Bezug genommen. In<br />
diesen Checklisten wird in 8 bis 10 Punkten<br />
einfach verständlich erwähnt, welche<br />
Aspekte es besonders zu beachten gilt. Ob<br />
später auch alle übrigen MitarbeiterInnen<br />
der CS - in der Schweiz allein sind es ja weit<br />
über 10’000 - diesen Lehrgang auch besuchen<br />
werden, ist derzeit noch offen.<br />
Abschliessend weist Zarah Darvishi darauf<br />
hin, dass die CS vor anderthalb Jahren<br />
begonnen habe, mit der behindertengerechten<br />
Zugänglichkeit ihrer Dienstlei-<br />
13
stungen. Heute gehöre dieser Faktor zum<br />
sog. „Brand“ der Schweizer Grossbank.<br />
Wichtige Gleichstellungsmassnahmen<br />
wie Accessibility<br />
- Erreichbarkeit<br />
Nach der aufschlussreichen Präsentation<br />
von Zarah Darvishi richtet Andreas Rieder,<br />
Leiter Eidg. Büro für die Gleichstellung von<br />
Menschen mit Behinderungen, das Wort an<br />
die Anwesenden. Er würdigt, dass die<br />
Credit Suisse eine Vorbildfunktion im<br />
Bereich Accessibility wahrnimmt und dankt<br />
der Bank für dieses Engagement.<br />
Andreas Rieder plädiert dafür, dass noch<br />
viele andere private Arbeitgeber Gleichstellungsmassnahmen<br />
im Sinne einer moralischen<br />
Verpflichtung treffen. Denn dies<br />
gebiete die Wahrung des Respektes, der<br />
jedem Menschen zukomme. Es gehe bei<br />
der Gleichstellung vor allem aber auch<br />
darum, Menschen mit Behinderungen als<br />
Partner, FreundInnen, Kunden, ExpertInnen,<br />
ArbeitnehmerInnen etc. zu<br />
gewinnen. Die Umsetzung der Gleichstellung<br />
bedeute, dass die ganze Gesellschaft<br />
das Potenzial aller Menschen nutzen könne<br />
Vor dem Procom-Stand treffen sich Hanspeter Kurzmeyer, CS, mit Barbara<br />
Wenk, Präsidentin pro audito schweiz, und Brigitte Deiss vom SGB-FSS.<br />
bzw. auch die Kompetenzen behinderter<br />
Menschen zur Verfügung gestellt würden.<br />
Andreas Rieder erwähnt in seinen Ausführungen<br />
schliesslich noch, dass die<br />
Bezeichnung „Behinderung“ an sich etwas<br />
sehr Leidiges sei und diesbezüglich eigentlich<br />
ein anderer Ausdruck gewählt werden<br />
sollte.<br />
Finanzielles Engagement der<br />
Credit Suisse<br />
In der nachfolgenden Fragerunde gibt<br />
Hanspeter Kurzmeyer bekannt, die CS habe<br />
für die Umsetzung des Accessibily-Projekts<br />
bis Ende 2008 4 Millionen Franken budgetiert.<br />
Die Umbaukosten von Filialen sind<br />
nicht eingerechnet. Leider ist es der CS aus<br />
Datenschutzgründen nicht möglich,<br />
Angaben darüber zu machen, wie viele<br />
Menschen mit Behinderungen zu ihren<br />
Kunden oder Mitarbeitenden zählen. Die<br />
CS kennt bezüglich Anstellung von MitarbeiterInnen<br />
keine Quotenregelung. Menschen<br />
mit Behinderungen hätten indes bei<br />
der Credit Suisse genau die gleichen<br />
Chancen und würden in jeder Hinsicht<br />
gleich behandelt, gibt Zarah Darvishi zu<br />
bedenken.<br />
Was bietet die CS den Behinderten?<br />
Zum Schluss der interessanten Veranstaltung<br />
findet im Festsaal des Hotels Savoy<br />
ein Parcours statt. An verschiedenen<br />
Ständen wird praktisch veranschaulicht,<br />
wie sich die behindertengerechten Bankdienstleistungen<br />
präsentieren. Unter<br />
anderem besteht auch die Möglichkeit,<br />
einen Age Explorer anzuziehen. Mit diesem<br />
„Kleidungsstück“ wird simuliert, wie es<br />
sich anfühlt, wenn man sich mit den<br />
Sinnes- und Mobilitätsbeeinträchtigungen<br />
einer etwa 80-jährigen Person konfrontiert<br />
sieht.<br />
Das Engagement der Credit Suisse, als<br />
erster Schweizer Bank, welche konsequent<br />
Barrieren für ihre behinderten KundInnen<br />
und MitarbeiterInnen abbaut, ist anerkennenswert.<br />
Leider liegt noch bei keinem<br />
anderen Schweizer Geldinstitut ein ähnlich<br />
umfassendes Konzept für den Umgang mit<br />
behinderten Menschen vor. Es wäre sehr zu<br />
begrüssen, wenn sich dieser Zustand bald<br />
ändern würde. Sonst bleiben Geh-, Sehund<br />
Hörbehinderte ausgegrenzt und dies<br />
stellt in Teilbereichen eine Entmündigung<br />
dar. Denn wer seinen Kontoauszug nicht<br />
mehr richtig lesen oder seinen Kundenberater<br />
nicht hören kann bzw. rein akustisch<br />
nicht versteht, verliert in diesem Lebensbereich<br />
die Handlungsfähigkeit. So etwas<br />
sollte heute im Zeitalter der Gleichstellung<br />
einfach nicht mehr sein. Gerade angesichts<br />
des Umstandes, dass die Credit Suisse den<br />
bisher erzielten Standard mit 4 Millionen<br />
Franken erreichen konnte, bildet doch ein<br />
ausgesprochen positives Vorzeichen, dass<br />
diesbezüglich bei manch anderer kapitalstarken<br />
Institution auf dem Finanzplatz<br />
Schweiz noch einiges Potential liegen<br />
dürfte.<br />
[lk]<br />
Peter Hemmi, Redaktor visuell plus, unterhält sich im Age<br />
Explorer mit Urs Linder, Procom-Geschäftsleiter.
Grandioser Start der<br />
live gebärdeten<br />
Tagesschau<br />
Die VertreterInnen<br />
Seit dem 1. Januar 2008 wird<br />
die Tagesschau täglich auf<br />
dem Kanal von SF-Info live<br />
gebärdet.<br />
Im Rahmen der Koordinationssitzung zwischen<br />
den Hör- und Sehbehindertenverbänden<br />
sowie Exponenten von Teletext<br />
und SRG am 17. Januar 2008 beim<br />
Schweizer Fernsehen in Zürich haben die<br />
anwesenden VerbandsvertreterInnen von<br />
SGB-FSS, pro audito, SVEHK und sonos<br />
sowie die VertreterInnen SF und SWISS<br />
TXT die einmalige Gelegenheit die von<br />
Michèle Berger gebärdete Tagesschau live<br />
mitzuerleben.<br />
Das neue SF Produkt - die<br />
gebärdete Tagesschau<br />
Alice Bonetti, Produzentin der gebärdeten<br />
Tagesschau von SF, informiert, dass das<br />
neue Produkt des Schweizer Fernsehens<br />
äusserst erfolgreich und wie geplant am 1.<br />
Januar 2008 ausgestrahlt werden konnte.<br />
Sie <strong>führt</strong> aus: „Ende Oktober 2007 trafen<br />
sich GebärdensprachdolmetscherInnen<br />
von Procom mit Vertretern des Schweizer<br />
Fernsehens zu einem Schnupperabend.<br />
Anschliessend konnte mit den ersten Vorbereitungsarbeiten<br />
für die Live-Gebärdung<br />
der Tagesschau begonnen werden. So<br />
musste zum Beispiel nach entsprechenden<br />
Beratungsgesprächen mit einer Modestilistin<br />
die fernsehgerechte Kleidung der DolmetscherInnen<br />
ausgesucht und gekauft<br />
werden. Eine grosse Herausforderung war<br />
auch die Gestaltung des für die Live-Sendung<br />
vorgesehenen Aufnahmeraumes mit<br />
all den notwendigen technischen Infrastrukturen.<br />
Alle Mühe hat sich gelohnt und<br />
das neue SF Produkt - die gebärdete Tagesschau<br />
- konnte planmässig ausgestrahlt<br />
werden. Ein seit langem heiss ersehnter<br />
Wunsch von allen gebärdensprachlich orientierten<br />
Menschen in der Schweiz ist Realität<br />
geworden.“<br />
Die gebärdete Tagesschau -<br />
eine wahre Herausforderung<br />
Die an der Koordinationssitzung anwesende<br />
Gebärdensprachdolmetscherin<br />
Michèle Berger informiert kurz vor ihrem<br />
von SGB-FSS, pro<br />
audito, SVEHK und<br />
sonos sowie von SF<br />
und SWISS TXT vor<br />
dem Eingang ins<br />
Fernsehstudio kurz<br />
vor der Live-Gebärdung<br />
der Tagesschau<br />
um 18.00 Uhr.<br />
Michèle Berger an<br />
ihrem neuen<br />
Arbeitsplatz ca. 5<br />
Minuten vor der<br />
Ausstrahlung der<br />
live gebärdeten<br />
Tagesschau.<br />
Michèle Berger<br />
erklärt Peter Hemmi<br />
ihren neuen Arbeitsplatz<br />
im Fernsehstudio.<br />
Im Vordergrund<br />
Benny Kiser,<br />
Abteilungsleiter Programmdienste<br />
vom<br />
Schweizer Fernsehen.<br />
Michèle Berger noch<br />
vor der roten Wand<br />
und mit kleinem<br />
Flachbettbildschirm<br />
in Aktion.
Live-Auftritt über die bisher gemachten<br />
Erfahrungen und über die ganz speziellen<br />
Herausforderungen des neuen Tagesschau-<br />
Jobs.<br />
Michèle Berger erklärt: „Zurzeit bilden<br />
sieben Gebärdensprachdolmetscherinnen<br />
und ein Gebärdensprachdolmetscher das<br />
eigentliche Procom-TV-Team. Die DolmetscherInnen<br />
werden für die jeweiligen<br />
Fernseh-Einsätze, welche in der Regel<br />
blockweise vorgesehen sind, von Procom<br />
aufgeboten.“<br />
Michèle Berger erzählt weiter, dass ihr<br />
eigentlicher Arbeitsbeginn im Fernsehstudio<br />
in Zürich-Oerlikon um 16.00 Uhr mit<br />
der Maske beginne. Effektiv fange aber ihr<br />
Arbeitstag zu Hause schon am Morgen<br />
nach dem Frühstück mit dem Sammeln und<br />
Beschaffen von Tagesaktualitäten aus der<br />
ganzen Welt an. Ein absolutes Muss in ihrer<br />
Vorbereitung sei die 13.00 Uhr Tagesschau<br />
des Schweizer Fernsehens. In dieser Ausgabe<br />
erhalte sie die ersten Anhaltspunkte,<br />
über welche Themen möglicherweise in der<br />
Tagesschau um 18.00 Uhr berichtet werden<br />
könnte. Anhand dieser Angaben nutze sie<br />
die bleibende Zeit bis zu ihrer Abfahrt ins<br />
Fernsehstudio, um die für die aktuellen<br />
Themen erforderlichen Gebärden, welche<br />
sie allenfalls noch nicht kenne, zu<br />
beschaffen und anschliessend zu trainieren.<br />
Im Fernsehstudio angekommen, suche sie<br />
die Maske auf, <strong>führt</strong> Michèle Berger aus,<br />
und ziehe sich für die Sendung um. Danach<br />
begebe sie sich in das eigens für die Live-<br />
Gebärdung umgebaute Aufnahmestudio.<br />
Langsam tröpfelten dann die ersten<br />
Beiträge für die 18.00 Uhr Nachrichten<br />
herein. Auf einem PC-Bildschirm könne sie<br />
die einzelnen Beiträge, die ausgestrahlt<br />
würden, anschauen. Ein ganz wichtiges<br />
Hilfsmittel sei für sie, dass im Studio ein<br />
Bildtelefonanschluss vorhanden sei. So<br />
habe sie die Möglichkeit bei Bedarf externe<br />
Hilfe bei Gebärdensprach-Fachleuten zu<br />
holen und sich so optimal auf den kommenden<br />
Auftritt coachen zu lassen. Die<br />
absolute Herausforderung für sie sei, dass<br />
es sich im Gegensatz zur Kassensturzsendung,<br />
bei der Tagesschau um eine Live-<br />
Sendung handle. Eine Szene könne deshalb,<br />
falls etwas nicht optimal geglückt sei,<br />
nicht einfach wiederholt werden.<br />
Michèle Berger meint: “Es ist super, dass<br />
es jetzt eine live-gebärdete Tagesschau-<br />
Ausgabe gibt. Die gute warmherzige Aufnahme<br />
im Fernsehstudio und im ganzen<br />
Team ist einfach einzigartig und extrem<br />
positiv.“<br />
Einige erste Feedbacks<br />
Beny Kiser, Abteilungsleiter Programmdienste<br />
des Schweizer Fernsehen hebt in<br />
erster Linie die sehr guten Leistungen aller<br />
GebärdensprachdolmetscherInnen hervor:<br />
„Alle Erwartungen sind bei weitem übertroffen<br />
worden. Einfach super!“<br />
Alain Huber, Geschäftsführer vom SGB-FSS,<br />
schliesst sich dem Kompliment an die<br />
Adresse der DolmetscherInnen an: „Es ist<br />
erstaunlich und absolut professionell, wie<br />
der sehr dichte Informations-Fluss<br />
simultan in die Gebärdensprache übersetzt<br />
wird.“<br />
Peter Hemmi, SGB-FSS, meint als Gehörloser<br />
und Gebärdensprachbenutzer, das<br />
Ganze sei eine riesige Herausforderung für<br />
die DolmetscherInnen.<br />
Michèle Berger freut sich über die sehr<br />
positiven Rückmeldungen. Sie gibt zu<br />
bedenken, sie wie auch ihre Kolleginnen<br />
und ihr Kollege seien auf die Feedbacks -<br />
vor allem von den gebärdensprachlich orientierten<br />
ZuschauerInnen - angewiesen.<br />
„Jeder Tipp und jeder Ratschlag ist herzlich<br />
willkommen“, fügt sie an.<br />
Alle Anwesenden der Koordinationssitzung<br />
sind sich einig: „Was die DolmetscherInnen<br />
leisten, stellt eine „Wahnsinnsleistung“<br />
dar.“<br />
Optimierungen für das Jahr<br />
2008<br />
Schon nach wenigen Sendungen werden<br />
die ersten Verbesserungen für die Optimierung<br />
der gebärdeten Tagesschau bereits<br />
umgesetzt. Beny Kiser erklärt: „Der fix<br />
installierte Flachbettbildschirm wird durch<br />
einen überdimensional grossen Plasma-<br />
Bildschirm ersetzt. Mit dieser technischen<br />
Verbesserung können die jeweils eingeblendeten<br />
Bildschirm-Informationen durch<br />
die Zuschauerinnen und Zuschauer besser<br />
gelesen werden. Ganz generell wird das<br />
Bildschirm-Bild wesentlich besser werden.<br />
Zudem wird der knallrote Hintergrund<br />
durch eine sanfteres „Tagesschau-Blau“<br />
ersetzt werden.“<br />
Ein grosses Anliegen der Gehörlosen- und<br />
Hörbehindertenverbände bildet, dass der<br />
SF-Info-Kanal in der ganzen Schweiz empfangen<br />
werden kann. Es gibt Kabelnetzanbieter,<br />
bei denen dieser Kanal in gewissen<br />
Regionen nicht aufgeschaltet ist oder aufgeschaltet<br />
werden kann. Sicher ist, dass<br />
der SF-Info-Kanal flächendeckend über<br />
Satellit empfangen werden kann. Mit der<br />
definitiven Umstellung auf die digitale<br />
Fernsehtechnologie in zwei Jahren werden<br />
noch viele Erneuerungen sowie Verbesserungen<br />
einge<strong>führt</strong> werden. Eine seriöse<br />
Beratung bei den Fernsehhändlern lohnt<br />
sich auf jeden Fall.<br />
Die Teilnehmenden der Koordinationssitzung<br />
sind sich alle einig: Der Start der Live-<br />
Gebärdung der Tagesschau ist hundertprozentig<br />
geglückt und ein voller Erfolg.<br />
[rr]<br />
Angeregte Diskussion der Koordinationssitzungsteilnehmenden<br />
vor dem Fester des<br />
Aufnahmestudios der live-gebärdeten<br />
Tagesschau.
Yves Masur, Vater eines gehörlosen<br />
Sohnes und Buchautor<br />
Seit dem Jahr 2001 veranstaltet der SVEHK<br />
jedes Jahr im Januar einen Informationsanlass.<br />
An der diesjährigen am 18. Januar<br />
2008 durchge<strong>führt</strong>en Plattform wird ein<br />
Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr<br />
des Dachverbandes wie auch der Regionalgruppen<br />
gehalten. Und natürlich findet<br />
auch ein Ausblick auf das laufende Jahr<br />
statt. Heuer erhält zudem der langjährige<br />
Vertreter der Romandie im Vorstand des<br />
Dachverbandes, Yves Masur, Gelegenheit<br />
sein Buch „Entre le son et l’enfant sourd“<br />
vorzustellen.<br />
Das Buch wurde im vergangenen September<br />
gedruckt. Alle 300 Exemplare der<br />
ersten Auflage waren bereits vor Weihnachten<br />
2007 ausverkauft. So musste eine<br />
zweite Auflage, die wiederum 300 Exemplare<br />
umfasst, gedruckt werden.<br />
Der 52-jährige Yves Masur ist Vater dreier<br />
Kinder und hat einen mehrheitlich technisch-naturwissenschaftlichenBerufshintergrund.<br />
Sein 1980 geborener Sohn Robin<br />
ist gehörlos. Anhand der Biografie von<br />
Robin nimmt Yves Masur in seinem Werk<br />
Bezug auf verschiedene Fazetten der<br />
Gehörlosigkeit. Immer wieder kommen<br />
Erlebnisberichte vor. Die Hauptdarsteller in<br />
seinem Buch sind die Mitglieder der<br />
eigenen Familie, d.h. die Mutter von Robin<br />
und seine zwei Geschwister wie auch Yves<br />
Masur selbst in seiner Rolle als Vater.<br />
1995 hat Yves Masur angefangen sich ganz<br />
vertieft und streckenweise wohl quasi wissenschaftlich<br />
mit dem Thema Gehörlosigkeit<br />
auseinanderzusetzen. Damals hat er<br />
damit begonnen Aufzeichnungen zu<br />
machen und Fachliteratur zu lesen. So<br />
steht Yves Masur ein sehr grosser Fundus<br />
von Materialien und empirischer eigener<br />
Erfahrung zur Verfügung. Auf dieser Basis<br />
konnte er damit beginnen, themenbezogen<br />
Analysen, Klassifizierungen und Zusammenfassungen<br />
zu erstellen. Im Jahr 2000<br />
lag der erste Entwurf vor. Die Unterstützung<br />
eines Korrektors wurde erforderlich<br />
und 200 eng beschriebene A-4 Seiten mussten<br />
richtiggehend „durchgeackert“<br />
werden. Die Auswahl der im Buch enthaltenen<br />
zahlreichen Fotografien gestaltete<br />
sich ebenfalls nicht nur einfach. Fachleute<br />
gaben Empfehlungen ab zu Layout, Einband<br />
etc.<br />
Das Buch umfasst 27 Kapitel auf 374 Seiten<br />
mit Glossar und Geleitwort. Das Werk ist<br />
ganzheitlich konzipiert. Die Gehörlosigkeit<br />
aus der Optik der Eltern wird analysiert und<br />
reflektiert. Methodische Aspekte werden<br />
gestreift: Die Gebärdensprache, die es erst<br />
seit 1982 als wissenschaftliche Disziplin<br />
gibt, das Fingeralphabet, das Voicing, die<br />
langage parlé completé (LPC). Wichtig sind<br />
die „Testimonials“ bzw. die Berichte von<br />
Eltern, wie sie die Gehörlosigkeit ihres<br />
Kindes erlebt haben.<br />
Yves Masur hat einen Handlungsstrang aufgebaut.<br />
Die Lebensbahn von Robin wird<br />
dargestellt, seine Schulzeit, die Einführung<br />
von LPC, was ihm dann den Besuch des<br />
Gymnasiums und hernach das Studium<br />
ermöglicht hat.<br />
Eine Vielzahl technischer Erklärungen<br />
sowie eine Analyse zum Thema Gehörlosigkeit<br />
begleiten diese Struktur. Auch philosophische<br />
Grundsatzfragen werden aufgeworfen.<br />
Zudem wird das Thema Gehörlosigkeit<br />
im Wandel der Zeit behandelt. Yves<br />
Masur spricht auch das Phänomen der<br />
Übersetzung/Verdolmetschung an. In<br />
diesem Zusammenhang nimmt er Bezug<br />
auf den bekannten Physiker und schwerst<br />
kommunikationsbehinderten Stephen<br />
Hawkins, der über absolut geniale Fähigkeiten<br />
verfügt, die „schwarzen Löcher“ entdeckt<br />
und mit seinen Erkenntnissen die<br />
Kosmologie als wissenschaftliche Disziplin<br />
massgeblich verändert hat.<br />
Bei Stephen Hawkins wurde 1963<br />
Amyotrophe Lateralsklerose diagnostiziert.<br />
Er ist seit 1968 auf einen Rollstuhl ange-<br />
wiesen. 1985 hat er die Fähigkeit zu sprechen<br />
verloren und ist für die verbale Kommunikation<br />
auf die Benutzung eines<br />
Sprachcomputers angewiesen, den er mit<br />
seinem rechten Wangenmuskel steuert.<br />
Anhand dieses Beispiels macht Yves Masur<br />
deutlich, wie wichtig die Schriftlegung ist.<br />
Es geht Yves Masur darum, wie er am<br />
Abend des 18. Januar 2008 engagiert<br />
erklärt, Erfahrungen wiedergeben zu<br />
können, wie Eltern die Gehörlosigkeit ihrer<br />
Kinder erleben. Im Buch wird eindrücklich<br />
aufgezeigt, wie schwierig es ist, den richtigen<br />
Weg für das Kind selbst aber auch<br />
den richtigen Umgang mit der Gehörlosigkeit<br />
für die Eltern zu finden. Sein Buch soll<br />
Eltern gehörloser Kinder Mut machen. Mit<br />
seinen umfangreichen Ausführungen<br />
möchte Yves Masur zudem verdeutlichen,<br />
dass Berufsfachleute zum Teil etwas wenig<br />
Distanz haben zu den vorgelegten „Fällen“.<br />
Es können diagnostische Schwierigkeiten<br />
auftreten. Dies kann gerade dann besonders<br />
ins Gewicht fallen, wenn auch das<br />
zweite Kind unter Gehörlosigkeit leidet.<br />
Yves Masur schildert Begebenheiten mit<br />
einem gehörlosen Zwillingspaar, welches in<br />
seiner Familie als Pflegekinder gelebt hat.<br />
Die beiden Brüder hätten nur gebärdet und<br />
bereits als Kinder sehr viele zeichnerische<br />
Fähigkeiten entwickelt. Der eine Bruder<br />
arbeite heute als Graphiker, der andere im<br />
Dekorationsbereich.<br />
17
Auch einige Gedanken zur Psychologie hat<br />
Yves Masur in seinem Buch angestellt. So<br />
erwähnt er beispielsweise den multiplizierenden<br />
Übertreibungseffekt als Junktim zur<br />
Psychologie.<br />
Gegen den Schluss seiner Ausführungen<br />
nimmt er Bezug zur Gebärdensprache und<br />
legt dar, dass 3000 Worte in der Gebärdensprache<br />
als Grundvokabular gelernt<br />
werden müssten, um sich mühelos mit<br />
allen mit Gebärden unterhalten zu können.<br />
Dies sei sehr viel und mit einer rechten<br />
Knochenarbeit verbunden. Es gebe in der<br />
Gebärdensprache keine Schriftlichkeit.<br />
Alles in allem, meint er abschliessend,<br />
sollte es nicht in jedem Fall „durchgeboxt“<br />
werden, dass eine gehörlose Person die<br />
Gebärdensprache beherrsche.<br />
Am Ende seines Werkes finden sich noch<br />
zwei Interviews. Das eine wurde mit dem<br />
Physiker Yves de Ribeaupierre das andere<br />
mit dem Hörgerätefachmann Philippe<br />
Estoppey durchge<strong>führt</strong>.<br />
«In Kürze»<br />
Im öffentlichen Verkehr mangelt es an hörbehindertengerechten<br />
Lösungen<br />
Die schweizerische Fachstelle Behinderte<br />
und öffentlicher Verkehr hat im Dezember<br />
2007 in ihrer Fachpublikation BöV Nachrichten<br />
festgehalten, dass man von einheitlichen<br />
Standards für behindertengerechte<br />
Notruf- und Info-Einrichtungen immer noch<br />
weit entfernt ist. Die von der Fachstelle<br />
erhoffte Lösung im Rahmen des Projekts<br />
„FIS-Commun“ sei aus Geldmangel nicht<br />
zustande gekommen. Auch sei eine taugliche<br />
Lösung für hörbehinderte Nutzer nicht in<br />
Sicht. Hier bestehe grosser Handlungsbedarf.<br />
Rauchen kann zu Hörproblemen führen<br />
Teenager, die rauchen oder deren Mutter<br />
während der Schwangerschaft geraucht hat,<br />
haben in höheres Risiko, Hörprobleme zu<br />
entwickeln. Forscher der Yale Universität<br />
haben mit Hirnscans gezeigt, dass solche<br />
Teenager mehr weisse Hirnmasse besitzen.<br />
Diese wird mit Hörproblemen in Verbindung<br />
gebracht.<br />
Landenhof mit Schülerrekord und Maturitätsabschlüssen<br />
Der Jahresbericht des Landenhofs, Zentrum<br />
Schweizerische Schule Schwerhörige, blickt<br />
unter dem Motto „Das letzte Klassenbild“ auf<br />
ein ereignisreiches Jahr zurück. 156 Schüler,<br />
so viele wie noch nie, besuchten im Schuljahr<br />
Das ansprechende und<br />
interessante Buch ist auch<br />
Deutschschweizern zu<br />
empfehlen. Es ist verständlich<br />
geschrieben und kann<br />
bezogen werden unter folgender<br />
Adresse:<br />
ALPC<br />
Route du Village 130<br />
Oberried, 1724 Mouret<br />
E-Mail: secretariat@alpc.ch<br />
oder www.alpc.ch<br />
(Verkaufspreis Fr. 20.—<br />
zuzüglich Fr. 7.— Versandkosten)<br />
[lk]<br />
2006/07 auf dem Landenhof den Unterricht.<br />
53 kamen aus dem Aargau und die restlichen<br />
aus nicht weniger als 15 anderen Kantonen.<br />
Erstmals gehörten mit Rahel Lindegger,<br />
Sandra Hammerer und Laura Steiner drei<br />
durch den Landenhof-Stützpunkt betreute<br />
Maturandinnen zur 21-köpfigen Frauenklasse<br />
der neuen Kantonsschule Aarau mit dem Akzentfach<br />
Moderne Sprachen. Die drei jungen<br />
Frauen fühlten sich in der Klasse der Normalhörenden<br />
gut integriert. Die <strong>Integration</strong><br />
wurde bei den 21 Maturandinnen zur Selbstverständlichkeit<br />
und die Hörbehinderung zu<br />
einem Zuordnungsmerkmal unter vielen.<br />
Verselbständigung des Zentrums für Gehör<br />
und Sprache<br />
Der Zürcher Kantonsrat hat am 14. Januar<br />
2008 entschieden, dass das Zentrum für<br />
Gehör und Sprache in eine öffentlich-rechtliche<br />
Anstalt des Kantons mit eigener Rechtspersönlichkeit<br />
über<strong>führt</strong> werden soll. Ziel ist<br />
es, dem Zentrum eine eigenständigere Entwicklung<br />
zu ermöglichen. Das seit 1915 in<br />
Zürich Wollishofen angesiedelte Beratungszentrum<br />
mit Kindergarten und Schule ist aus<br />
der ehemaligen Blinden- und Taubstummenanstalt<br />
von 1827 hervorgegangen, welche<br />
ihrerseits auf der 1810 von der Zürcherischen<br />
Hülfsgesellschaft ins Leben gerufenen Blindenanstalt<br />
beruhte. 1941 wurde die Blindenabteilung<br />
aufgehoben; die Sehbehinderten<br />
haben seither ihre eigenen Organisationen<br />
und Schulen.<br />
Restaurant „Blindekuh“: Ehrung für Mitbegründer<br />
Stefan Zappa<br />
Die Schwab-Stiftung von WEF-Gründer Klaus<br />
Schwab hat Stefan Zappa vom Dunkelrestaurant<br />
Blindekuh am 10. Januar 2008 zum<br />
„Swiss Social Entrepreneur 2007“ ernannt.<br />
Zappas Stiftung Blind-Liecht hat die Jury mit<br />
ihrem innovativen Gastronomiekonzept überzeugt.<br />
Die Zürcher „Blindekuh“ wurde vor<br />
zehn Jahren mit einem weltweit einzigartigen,<br />
nachmalig auch an der Expo 02 realisierten<br />
Konzept eröffnet: Die Gäste speisen in einem<br />
komplett verdunkelten Raum, das Personal<br />
besteht grossteils aus Sehbehinderten. Das<br />
Konzept ist weltweit 18-mal kopiert worden.<br />
In seinen mittlerweile zwei Lokalen in Zürich<br />
und Basel beschäftigt das Unternehmen 63<br />
Mitarbeitende und ist der landesweit der<br />
grösste private Arbeitgeber für Sehbehinderte.<br />
Hohe Bettenzahl für psychisch Kranke in der<br />
Schweiz<br />
Die Schweiz weist gemäss einer Studie von<br />
Professor Werner Strik, Direktor der Universitäts-<br />
und Poliklinik für Psychiatrie in Bern,<br />
eine höhere Bettenzahl für psychisch Kranke<br />
aus als andere europäische Staaten. Nach<br />
den Schlussfolgerungen von Strik werden<br />
andernorts Patienten in andere Institutionen<br />
verschoben und zum Teil in Strafanstalten<br />
oder gar auf die Strasse verdrängt.
Ein Behindertenlobbyist<br />
krempelt die IV um<br />
Text: Beat Bühlmann, Bern, im Tages-Anzeiger<br />
vom 4. Januar 2008<br />
Nun läuft die 5. IV-Revision an. Alard du<br />
Bois-Reymond, einst Direktor der Pro<br />
Infirmis, muss den Kurswechsel durchsetzen.<br />
Der IV-Chef hat schon schwierigere<br />
Jobs bewältigt.<br />
In der Primarschule nannten sie ihn<br />
zuweilen „Holzbein“. Sein Vater, im<br />
Zweiten Weltkrieg als deutscher Soldat<br />
durch eine Explosion verstümmelt, trug<br />
eine Prothese; er war bei der Ardennenoffensive<br />
auf eine Mine gefahren, dabei<br />
wurden ihm die Beine weggerissen. „Das<br />
Leben mit meinem kriegsversehrten Vater<br />
hat meine Kindheit geprägt“ sagt der 46jährige<br />
Alard du Bois-Reymond. Die Hänseleien<br />
der Schulkollegen hat er in schmerzlicher<br />
Erinnerung.<br />
Nicht nur Dossiers sichten<br />
Nun leitet du Bois-Reymond als Vizedirektor<br />
das Geschäftsfeld Invalidenversicherung,<br />
wie sein Job beim Bundesamt für<br />
Sozialversicherung offiziell heisst, und<br />
muss die umstrittene 5. IV-Revision<br />
umsetzen. Eingliederung vor Rente, heisst<br />
jetzt die Devise (siehe Kasten). Das ist eine<br />
Herkulesarbeit. „Ich weiss nicht, ob es<br />
klappt“, sagt der IV-Chef in seiner nüchternen<br />
Art. „Aber ich bin überzeugt, dass<br />
wir den richtigen Weg einschlagen.“ Keine<br />
schlaflosen Nächte? Keine Sondereinsätze<br />
übers Wochenende? „Die IV-Revision wird<br />
nicht besser, wenn ich auch am Samstag<br />
und Sonntag arbeite.“<br />
Alard du Bois-Reymond ist kein Mann der<br />
lauten Töne oder der grossen Gesten. Bei<br />
seinen öffentlichen Auftritten, oft an der<br />
Seite von Sozialminister Pascal Couchepin<br />
wirkt er stets sachbezogen und unaufgeregt,<br />
fast ein wenig spröde. Für die marode<br />
IV, die oft für politische Aufregung sorgt, ist<br />
das kein Nachteil. Mit einem Jahresaufwand<br />
von elf Milliarden Franken ist sie ein<br />
eher schwerfälliger Koloss. Nur 70 der 2500<br />
IV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an<br />
der Effingerstrasse in Bern tätig. Der Grossteil<br />
des Personals arbeitet auf den 26 kantonalen<br />
IV-Stellen, eine weitere kümmert<br />
sich um die IV-Rentner im Ausland. Mit Weisungen<br />
aus der Zentrale sei der Kulturwandel<br />
von der Rentenanstalt zur Einglie-<br />
derungsversicherung nicht zu schaffen,<br />
sagt Alard du Bois-Reymond. „Die informellen<br />
Strukturen haben grosses Gewicht,<br />
ich muss die Leute mit Argumenten überzeugen.“<br />
Inzwischen hat der IV-Chef die Kantonalstellen<br />
besucht und ihnen deutlich<br />
gemacht, dass ein Kurswechsel angesagt<br />
ist. „Wir müssen von der Dossierkultur<br />
wegkommen und uns konkret um die Eingliederung<br />
kümmern.“ Es dürfe nicht mehr<br />
vorkommen, dass Anträge einfach am<br />
Schreibtisch bearbeitet würden, ohne dass<br />
die IV-Sachbearbeiter die Gesuchsteller je<br />
zu Gesicht bekämen. Künftig seien sie auch<br />
als Coach oder Laufbahnberater tätig. „Nur<br />
wer einen Job hat, kann auf eigenen Füssen<br />
stehen“, sagt der IV-Chef.<br />
„Das Glück aufgebraucht“<br />
Eine Behinderung, so hat Alard du Bois-<br />
Reymond am Beispiel seines Vaters<br />
gelernt, ist nicht nur ein Handicap. Sie kann<br />
auch Kräfte freimachen. „Ohne die Verwundung<br />
aus dem Krieg, so sagte mein Vater,<br />
wäre nichts aus ihm geworden.“ Er hat sich<br />
trotz schwerer Behinderung beruflich<br />
durchgesetzt und eine Karriere als Werbefachmann<br />
gemacht. Diese Hartnäckigkeit<br />
hat auf den Sohn abgefärbt. Obschon er<br />
seinen distinguierten Umgangston pflegt,<br />
kann du Bois-Reymond seine Ziele beharrlich<br />
und konsequent verfolgen. Er wuchs in<br />
Winterthur auf, studierte Ökonomie, meldete<br />
sich dann beim IKRK, dem Internationalen<br />
Komitee vom Roten Kreuz, für einen<br />
Auslandseinsatz. „Ich hatte in einem Film<br />
einen Rotkreuz-Konvoi gesehen und war<br />
fasziniert.“<br />
Vorerst klappte das nicht. So ging er zu<br />
einer Grossbank, lernte Russisch und war<br />
in der Generaldirektion für die Geschäfte in<br />
Osteuropa zuständig. „Das war zu Zeiten<br />
Gorbatschows und sehr spannend.“ Als die<br />
Karriereplaner ihm jedoch - vor dem Sprung<br />
nach New York - den Fronteinsatz am<br />
Schalter vorschrieben, stieg er aus. „Ich<br />
war eigentlich nie ein Banker“, sagt er. So<br />
kam er doch noch zum IKRK. Er arbeitete<br />
vier Jahre in Afrika, dann zur Kriegszeit eineinhalb<br />
Jahre in Bosnien. Er musste Flüchtlingskonvois<br />
betreuen, Nahrung organisieren,<br />
Transportflugzeuge abfertigen.<br />
„Nur wer einen Job hat, kann auf eigenen Füssen<br />
stehen“, sagt IV-Chef Alard du Bois-Reymond<br />
Bild Severin Nowacki/Dukas<br />
„Das war stressiger als die 5. IV-Revision“,<br />
sagt du Bois-Reymond. Doch es gefiel ihm.<br />
„Ich konnte selber anpacken und den Menschen<br />
im Alltag helfen.“<br />
Die „Faszination des Krieges“, so sagt er<br />
selbstkritisch, wirke aber wie eine Droge.<br />
Und irgendeinmal, so ahnte er damals, sei<br />
„das Glück aufgebraucht“. So kehrte er,<br />
zusammen mit seiner afrikanischen Frau, in<br />
die Schweiz zurück und übernahm die Direktion<br />
der Pro Infirmis. Das farbenfrohe Kleid,<br />
ein so genanntes „Bubu“, das er aus der<br />
nigerianischen Wüste heimbrachte, hängt<br />
nun in seinem Chefbüro an der Wand.<br />
Ein Pionier der <strong>Integration</strong><br />
Alard du Bois-Reymond war 36-jährig, als er<br />
1997 die Pro Infirmis übernahm. Unter seiner<br />
Leitung wandelte sich die etwas behäbige<br />
Behindertenorganisation zu einem Unternehmen,<br />
das mit provokativen Kampagnen<br />
(„Wir lassen uns nicht behindern“) für Aufsehen<br />
sorgt. Pro Infirmis gewann ein politisches<br />
Profil und setzte sich an vorderster<br />
Front für die Volksinitiative „Gleiche Rechte<br />
für Behinderte“ ein. Auch dieses Engagement<br />
hat familiäre Wurzeln. „Als ich meinen<br />
Vater im Rollstuhl zum Flughafen begleitete,<br />
hat die Frau hinter dem Schalter nur mit mir,<br />
dem 17-jährigen Teenager, geredet und ihn<br />
einfach ignoriert.“ Für du Bois-Reymond eine<br />
unzulässige Diskriminierung.<br />
19<br />
Soziales<br />
und Politik
Den Rollenwechsel von der Pro Infirmis, dem<br />
grössten Lobbyverband der Behinderten, in<br />
die Chefetage der IV hat du Bois-Reymond<br />
ohne Schwierigkeiten gemeistert. Selbst<br />
einer der heftigsten IV-Kritiker, SVP-Nationalrat<br />
Toni Bortoluzzi, attestiert ihm Glaubwürdigkeit.<br />
„Du Bois-Reymond macht mir<br />
einen guten Eindruck, denn er will etwas verändern.“<br />
In der Behindertenszene hingegen<br />
gilt der IV-Chef nach seinem Kampf für die 5.<br />
IV-Revision für manche als „Verräter“. „Diese<br />
Vorwürfe haben mich verletzt, weil sie meine<br />
Integrität in Frage stellen“, sagt du Bois-Reymond.<br />
Er gehörte vor zehn Jahren zu den<br />
Gründern der Stiftung Profil. Sie will, in<br />
Kooperation mit den Arbeitgebern, die Inte-<br />
„Nur eine Minderheit der Klienten reagiert auf finanzielle<br />
Anreize“: Walter Schmid, Präsident der Schweizerischen<br />
Konferenz für Sozialhilfe.<br />
YOSHIKO KUSANO / KEYSTONE<br />
Interview: hof. - NZZ vom 27. Dezember 2007<br />
Skos-Präsident Walter Schmid<br />
blickt aus ein bewegtes Jahr<br />
in der Sozialhilfe zurück.<br />
Dieses Jahr ist die Sozialhilfe in den<br />
Brennpunkt der Aufmerksamkeit gelangt.<br />
Walter Schmid, Präsident der Schweizerischen<br />
Konferenz für Sozialhilfe, sagt im<br />
Gespräch mit der NZZ, welche Lehren er<br />
daraus zieht und wo er die Ziele einer<br />
zukünftigen Sozialpolitik sieht.<br />
Herr Schmid, dieses Jahr wurden einige<br />
spektakuläre Fälle von Missbrauch der<br />
Sozialhilfe bekannt. Das Echo in den<br />
Medien und der Politik war beachtlich.<br />
gration von Menschen mit Behinderungen<br />
am Arbeitsplatz verbessern. Das war<br />
zukunftsweisend. Nun kann er sein Pilotprojekt<br />
landesweit umsetzen.<br />
IV setzt jetzt auf <strong>Integration</strong><br />
Bern. - Seit dem 1. Januar 2008 ist die 5. IV-<br />
Revision in Kraft. Das hat für die Invalidenversicherung<br />
einen grundlegenden Kurswechsel<br />
zur Folge: Im Vordergrund stehen<br />
künftig Früherfassung, Frühintervention,<br />
um die <strong>Integration</strong> auf dem Arbeitsmarkt zu<br />
fördern. So werden etwa psychisch behinderte<br />
Personen mit besonderen Massnahmen<br />
auf die berufliche Eingliederung<br />
„Sozialmissbrauch“ wurde zum neuen<br />
Schlagwort. Was hat die Debatte bei Ihnen<br />
rückblickend ausgelöst?<br />
Walter Schmid: Es ist ja nicht das erste Mal,<br />
dass über Missbräuche gesprochen wurde,<br />
aber dieses Jahr war es in der Tat besonders<br />
virulent. Für mich hat sich gezeigt,<br />
dass die Sozialhilfe im Schaufenster steht<br />
und deshalb sehr sorgfältig hinschauen<br />
und exakt arbeiten muss, um Missbräuche<br />
zu verhindern. Doch es ging in dieser<br />
Debatte nicht nur um die Missbräuche,<br />
sondern auch um die Sozialhilfe an sich:<br />
Man wollte sie und mit ihr den ganzen Sozialstaat<br />
in Misskredit ziehen. Das machte es<br />
schwierig, auf die Vorwürfe zu reagieren.<br />
Auf der einen Seite sagten wir: „Ja, es gibt<br />
Missbräuche.“ Auf der anderen Seite mussten<br />
wir die Sozialhilfe selber in Schutz<br />
nehmen. Immerhin sorgt sie dafür, dass<br />
rund 280 000 Menschen in der Schweiz<br />
wenigstens eine minimale Existenzgrundlage<br />
haben. Unsere Verteidigung der<br />
Sozialhilfe wurde dann so ausgelegt, dass<br />
wir die Missbräuche nicht ernst nehmen<br />
würden.<br />
Proaktiv über Missbräuche<br />
informieren<br />
Man rätselt über den Anteil der Missbrauchsfälle.<br />
Um Mutmassungen entgegenzutreten,<br />
wäre es sinnvoll, wenn die<br />
Sozialhilfe von sich aus Transparenz<br />
schaffen würde.<br />
Das ist eine der Lehren, die wir aus der<br />
Debatte gezogen haben. Wir müssen proaktiv<br />
über aufgedeckte Missbräuche infor-<br />
vorbereitet. Zudem werden neu Einarbeitungszuschüsse<br />
an die Arbeitgeber geleistet.<br />
Für die <strong>Integration</strong>smassnahmen wird<br />
die IV 250 neue Stellen schaffen. Mittelfristig<br />
will sie jährlich 3000 Personen eingliedern<br />
und so die Zahl der Renten spürbar<br />
reduzieren.<br />
Mit der 5. IV-Revision fallen auch die<br />
Zusatzrenten für Ehegatten weg, und der<br />
Karrierezuschlag wird gestrichen. (bm.)<br />
Wir schütten nicht naiv irgendwelche<br />
Leistungen aus<br />
mieren. Dies ist dieses Jahr auch bereits<br />
teilweise geschehen. Aber lassen Sie mich<br />
anfügen: Es geht darüber hinaus darum,<br />
das Vertrauen in die Sozialhilfe wieder zu<br />
stärken. Dazu müssen wir nicht nur über<br />
die Schwierigkeiten, die wir haben,<br />
berichten, sondern auch über die Leistungen,<br />
die wir erbringen. Wir müssen<br />
sagen, dass die Sozialhilfe vielen Menschen<br />
ein letztes Sicherheitsnetz bietet.<br />
Sie ist für viele eine Garantie, dass sie von<br />
der Gesellschaft nicht ganz fallengelassen<br />
werden.<br />
Fragwürdige Verwandtenunterstützung<br />
Welche Rolle spielt in der Schweiz eigentlich<br />
noch die Verwandtenunterstützung?<br />
Die Verwandtenunterstützung ist ein historisches<br />
Institut, das im Zivilgesetzbuch<br />
geregelt ist. In der Praxis wird es mehr und<br />
mehr in Frage gestellt und unterschiedlich<br />
angewendet. In der Sozialhilfe möchten wir<br />
eigentlich nur noch in den Fällen darauf<br />
zurückgreifen, wo es für die Gesellschaft<br />
stossend wäre, wenn man es nicht täte;<br />
also wenn jemand zum Beispiel sehr reiche<br />
Eltern hat und nun die Allgemeinheit für die<br />
Kinder aufkommen muss. Verschiedene<br />
Kantone habe in der Vergangenheit die Verwandtenunterstützung<br />
auch für mittlere<br />
Einkommen ausgeweitet, um ihre Finanzen<br />
aufzubessern. Aber das ist falsch. Wir<br />
sollten nicht auf den ohnehin schon belasteten<br />
unteren Mittelstand losgehen. Es<br />
lohnt sich auch aus betriebswirtschaftlichen<br />
Gründen nicht. Kommt hinzu, dass es<br />
wegen der lückenhaften Steuerinforma-
tionen, die wir erhalten, einer Lotterie<br />
gleichkommt, wo man ein Einkommen in<br />
Erfahrung bringen kann und wo nicht. Das<br />
empfinden wir als ungerecht. Es sind deshalb<br />
Bemühungen im Gange, im Laufe des<br />
nächsten Jahres die Einkommenslimiten in<br />
den Skos-Richtlinien von heute 60 000<br />
Franken für Alleinstehende und 80 000 für<br />
Verheiratete für die Verwandtenunterstützung<br />
deutlich zu erhöhen.<br />
Sie sind Rektor der Hochschule für Soziale<br />
Arbeit in Luzern. Welches Menschbild legen<br />
Sie der Sozialarbeit zugrunde?<br />
Der Sozialarbeit liegt das Bild eines selbstbestimmten<br />
und selbstverantwortlichen<br />
Menschen zugrunde, der in einer<br />
bestimmten Situation auf Hilfe angewiesen<br />
ist. Was auch immer die Gründe für die<br />
Armut sein mögen, er soll nun selber<br />
wesentlicher Teil der Lösung für seine<br />
Schwierigkeiten sein. Auch der Mensch in<br />
Armut hat eine Würde, die ihm niemand<br />
nehmen darf, und die Fähigkeit, Entscheidungen<br />
zu treffen. Er soll seine Zukunft in<br />
die Hand nehmen und auch Verantwortung<br />
übernehmen. Mit diesem Bild begegnen<br />
wir den Menschen, die zur Sozialhilfe<br />
kommen. Man muss nicht jedem mit Misstrauen<br />
begegnen. Vertrauen ist eine Grundlage,<br />
um zusammenarbeiten zu können.<br />
Allerdings braucht es natürlich auch Kontrollen<br />
und präventive Massnahmen, um<br />
Missbräuchen vorzubeugen.<br />
Bringen Sozialarbeiter den Gesuchstellern<br />
möglicherweise zu viel Vertrauen entgegen?<br />
Es gibt sehr viele Zerrbilder über die Sozialhilfe.<br />
Eines davon zeigt die blauäugige<br />
Sozialfürsorgerin, die naiv und mit gutem<br />
Herz irgendwelche Leistungen ausschüttet.<br />
Dieses Bild entspricht in keiner Weise der<br />
Realität. Viele Sozialhilfestellen haben vor<br />
allem ein Problem, und das ist die Ressourcenknappheit,<br />
die zu unzureichenden<br />
Abklärungen führen kann. Wenn man die<br />
Wirkung der Sozialhilfe verbessern will,<br />
muss man sie mit dem nötigen Personal<br />
versehen.<br />
Druck für nationale Regelung<br />
steigt<br />
Eine vor kurzem von der Skos veröffentlichte<br />
Studie zeigt beträchtliche Unterschiede<br />
zwischen den Kantonshauptorten<br />
auf, was die Anreizstrukturen betrifft. An<br />
vielen Orten lohnt es sich finanziell mehr,<br />
Sozialhilfe zu beziehen, als zu arbeiten.<br />
Wen sehen Sie in der Pflicht, hier Gegensteuer<br />
zu geben?<br />
Die Studie zeigt zunächst einmal, dass sich<br />
Arbeit auch für Sozialhilfebezüger lohnt.<br />
Die Einkommensfreibeträge und Zulagen<br />
unserer neuen Richtlinien zeigen Wirkung.<br />
Das ist sehr positiv. Die Studie belegt auch,<br />
dass sich die Frage der Anreize nicht allein<br />
auf die Sozialhilfe beschränkt. Wenn wir<br />
die Anreizstruktur weiter verbessern<br />
wollen, dann müssen wir die verschiedenen<br />
Leistungssysteme und Abgaben wie<br />
die Verbilligung von Krankenkassenprämien,<br />
Familienzulagen, Krippentarife,<br />
Steuern besser aufeinander abstimmen. Da<br />
sind in erster Linie die Kantone angesprochen.<br />
Dann wäre auch die längst fällige Einführung<br />
von Ergänzungsleistungen für einkommensschwache<br />
Familien sinnvoll. Dies<br />
würde Fehlanreize bei Familien reduzieren,<br />
denn es ist ein offenes Geheimnis, dass der<br />
Unterhaltsbedarf einer mehrköpfigen<br />
Familie heute oft über dem Lohn liegt, den<br />
etwa ein Taxifahrer verdient. Und drittens<br />
müsste man sich überlegen, ob es nicht<br />
doch ein Bundesrahmengesetz für die Existenzsicherung<br />
braucht, um die verschiedenen<br />
Leistungen besser aufeinander<br />
abzustimmen.<br />
Wie hoch schätzen Sie die politische<br />
Chance für ein solches Bundesrahmengesetz<br />
ein?<br />
Die Skos hat die Forderung bereits bei ihrer<br />
Gründung vor mehr als 100 Jahren aufgestellt.<br />
Die Chancen stehen so gesehen für<br />
ein Rahmengesetz nicht gut. Inzwischen<br />
aber steigt der Druck, auch auf nationaler<br />
Ebene die Dinge verbindlich zu regeln, etwa<br />
wenn die Sozialdienste als Partner mit den<br />
Regionalen Arbeitsvermittlungszentren<br />
oder den Invalidenversicherungsstellen<br />
zusammenarbeiten sollen. Die Sozialhilfe<br />
ist zurzeit nur unzureichend in die nationalen<br />
Koordinationsbemühungen eingebunden,<br />
weil sie von 26 Kantonen und 2700<br />
Gemeinden geregelt wird. Derart stossen<br />
wir schnell an institutionelle Grenzen.<br />
Solange der Bund allerdings gar nichts an<br />
die Sozialhilfe zahlt, werden sich Kantone<br />
und Gemeinden kaum von ihm dreinreden<br />
lassen.<br />
<strong>Integration</strong>seuphorie<br />
Die Sozialhilfe sieht sich in zunehmendem<br />
Masse dazu verpflichtet, die Fürsorgeempfänger,<br />
in welcher Form auch immer, zu<br />
integrieren. Ich habe den Eindruck, dass sie<br />
sich damit überfordert.<br />
Die Sozialhilfe hat neben der Existenzsicherung<br />
als zentrale Aufgabe die <strong>Integration</strong>.<br />
Dabei geht es nicht nur um die Inte-<br />
gration in die Arbeitswelt, sondern oft auch<br />
um die <strong>Integration</strong> in die Gesellschaft. <strong>Integration</strong><br />
wurde in den letzten Jahren fast nur<br />
noch unter dem Aspekt der Arbeitsintegration<br />
gesehen, ja die Debatte war schon fast<br />
durch eine <strong>Integration</strong>seuphorie und die<br />
Faszination für die Steuerung von ökonomischen<br />
Anreizen bestimmt. Finanzielle<br />
Anreize wirken aber nur bedingt bei den<br />
Menschen, die wir in der Realität vorfinden.<br />
Vielleicht ein Drittel der Klienten lässt sich<br />
mit Anreizen und entsprechender Unterstützung<br />
in den Arbeitsmarkt integrieren,<br />
ein weiteres Drittel jedoch ist bereits am<br />
Arbeiten und kann daher nicht mehr weiter<br />
integriert werden, und ein letztes Drittel ist<br />
mit schwerwiegenden Problemen behaftet<br />
und nicht zu einem strukturierten Arbeitsalltag<br />
befähigt. Die Arbeitgeber würden<br />
weit weg rennen, wenn man ihnen diese<br />
Menschen vorbeischicken würde. Konkret<br />
heisst das: Anreize sind wichtig, aber nur<br />
eine Minderheit kann darauf reagieren.<br />
Dies sollte die Politik einmal zur Kenntnis<br />
nehmen. Die Sozialhilfe hat aber auch die<br />
Aufgabe, die Menschen gesellschaftlich zu<br />
integrieren. Wenn die Unterstützungsleistungen<br />
etwas höher sind als das absolut<br />
Notwendige zum Überleben, dann deshalb,<br />
weil es auch armen Menschen möglich sein<br />
soll, an der Gesellschaft teilzuhaben.<br />
Gelingt dies, können diese Menschen ihr<br />
Leben bescheiden zwar, aber ohne grössere<br />
Hilfe selbständig meistern.<br />
Seit einiger Zeit versuchen die verschiedenen<br />
Sozialversicherungen und die<br />
Sozialhilfe besser zusammenzuarbeiten.<br />
Welche Erfahrungen machen Sie bis anhin<br />
mit diesen Bemühungen?<br />
Dies ist eigentlich eine erfreuliche<br />
Geschichte, und die ersten Erfahrungen<br />
sind ermutigend. Wir stehen allerdings<br />
noch am Anfang. Das Grundproblem ist<br />
nämlich noch nicht gelöst. Jedes System ist<br />
heute finanziell darauf ausgerichtet, für<br />
sich selbst zu schauen. Und so werden<br />
auch die Gesetze revidiert, jedes für sich,<br />
kaum mit Bezügen zu den andern. Die<br />
Anreize sind noch nicht so gesetzt, dass<br />
sich die Zusammenarbeit für alle lohnt.<br />
Was es braucht, ist beispielsweise ein<br />
gemeinsamer Fonds, der von der Arbeitslosen-<br />
und der Invalidenversicherung sowie<br />
der Sozialhilfe geäufnet wird und aus dem<br />
gemeinsame Massnahmen finanziert<br />
werden können. Dasselbe gilt auch für die<br />
Arbeitsintegration: Zurzeit baut man beispielsweise<br />
die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren<br />
ab und die Arbeitsvermittlung<br />
bei den IV-Stellen neu auf. Besser wäre es,<br />
21
wir hätten eine professionelle Arbeitsvermittlung<br />
und arbeitsmarktliche Massnahmen<br />
für die Menschen, unabhängig<br />
davon, ob sie bei der IV, der Arbeitslosenversicherung<br />
oder der Sozialhilfe sind.<br />
Vorbild Dänemark<br />
Im Juni wurde die 5. IV-Revision angenommen.<br />
Die Praxis wurde bereits vorher<br />
verschärft. Die Sozialhilfe befürchtet eine<br />
Verschiebung der Fälle von der IV zu ihr.<br />
Hat sich dies bisher bestätigt?<br />
Uns liegen noch keine verbindlichen Erfahrungswerte<br />
vor. Vieles wird davon<br />
abhängen, ob es gelingt, die hohen Einglie-<br />
Text: Dr. Otto Piller, ehemaliger Direktor des<br />
Bundesamtes für Sozialversicherung BSV, in<br />
Schweizer Versicherung vom Januar 2008<br />
Mit der Schuldenwirtschaft<br />
bei der Invalidenversicherung<br />
konnte es nicht mehr so weitergehen.<br />
Wir wissen es seit längerer Zeit wohl alle,<br />
dass es mit der Invalidenversicherung nicht<br />
mehr so weitergehen kann. Auf viel Unverständnis<br />
stiess deshalb der „Nullentscheid“<br />
des Nationalrats vor den Wahlen.<br />
Ein mühsam erarbeiteter Kompromiss in<br />
der vorberatenden Kommission wurde im<br />
Ratsplenum derart abgeändert, dass er in<br />
der Schlussabstimmung durchfiel. Die<br />
Rede war damals von einem grossen Scherbenhaufen,<br />
und es herrschte entsprechende<br />
Ratlosigkeit. Umso grösser ist<br />
heute die Freude darüber, dass es dem<br />
Ständerat gelang, in relativ kurzer Zeit eine<br />
Lösung vorzuschlagen, die als guter Kompromiss<br />
wohl auf eine breite Zustimmung<br />
zählen kann.<br />
Nach dem Vorschlag der kleinen Kammer<br />
soll die Mehrwertsteuer für sieben Jahre<br />
zugunsten der IV proportional erhöht<br />
werden, und zwar um 0,5 Prozentpunkte<br />
auf 8,1 Prozent beim Normalsatz, um 0,2<br />
Prozentpunkte auf 2,6 Prozent beim reduzierten<br />
Satz und bei der Hotellerie um 0,2<br />
Prozentpunkte auf 3,8 Prozent. Weiter<br />
beschloss der Ständerat einen eigenständigen<br />
IV-Fond zu schaffen, in den der AHV-<br />
Fonds 5 Milliarden als Startkapital einschiesst,<br />
diese allerdings als verzinsbares<br />
Darlehen. Damit hat er sicher klug gehan-<br />
derungsziele der 5. IV-Revision auch zu<br />
erreichen. Das wäre natürlich das Beste.<br />
Da sind vor allem auch die Arbeitgeber<br />
gefordert. Ich möchte jedoch noch auf<br />
etwas Grundsätzliches hinweisen: Die<br />
Sozialhilfe hat in den letzten Jahren mehr<br />
und mehr strukturelle Armutsrisiken auffangen<br />
und faktisch die Funktion eines<br />
dritten Sozialwerkes für Leute im erwerbsfähigen<br />
Alter übernehmen müssen. Sie<br />
wird in dieser Rolle jedoch noch kaum<br />
wahrgenommen. Noch immer „schiebt“<br />
man gerne soziale Probleme der Sozialhilfe<br />
zu, weil man meint, sie lösten sich<br />
dann praktisch von selber auf. Das ist<br />
falsch. Mir schwebt eher eine Sozialpolitik<br />
vor, welche die Dänen mit dem Schlagwort<br />
Ein guter Kompromiss<br />
delt. Mit dieser Lösung werden auch mögliche<br />
Stolpersteine bei der obligatorischen<br />
Abstimmung über die notwendige Verfassungsänderung<br />
aus dem Wege geräumt.<br />
Dass die IV zusätzliche Finanzmittel<br />
braucht, ist seit langem bekannt. Bereits<br />
vor über zehn Jahren hat der Bundesrat im<br />
sogenannten IdaFiso-Bericht aufgezeigt,<br />
dass eine Unterfinanzierung besteht, die<br />
nicht mit Einsparungen aufgehoben<br />
werden kann. Er schlug eine Erhöhung der<br />
Mehrwertsteuer vor, weil er den Arbeitsplatz<br />
Schweiz nicht mit zusätzlichen Lohnprozenten<br />
belasten wollte. Da diese Mehrwertsteuererhöhung<br />
mit einer Zusatzfinanzierung<br />
für die AHV gekoppelt wurde und<br />
gegen die 11. AHV-Revision das Referendum<br />
ergriffen wurde, scheiterte das<br />
Gesamtpaket 2003 an der Urne.<br />
Der Bundesrat hatte aber nicht nur zusätzliche<br />
Finanzmittel verlangt. Er schlug mit<br />
der 4. IV-Revision eine professionellere<br />
medizinische IV-Abklärung vor, über die<br />
Schaffung von regionalen ärztlichen Diensten.<br />
Mit dieser verbesserten Abklärung<br />
wollte der Bundesrat auch dem Vorwurf des<br />
IV-Missbrauchs wirksam entgegentreten.<br />
Mittlerweilen hat diese Revision die<br />
Bewährungsprobe bestens bestanden.<br />
Am 1. Januar 2008 ist auch die 5. IV-Revision<br />
in Kraft gesetzt worden. Dies soll die<br />
Eingliederung behinderter Menschen ins<br />
Erwerbsleben verbessern. Auf gesetzgeberischer<br />
Ebene haben Regierung und Parlament<br />
die notwendigen Instrumente<br />
geschaffen, um das Grundprinzip „Einglie-<br />
„Flexicurity“ umschreiben. Wir brauchen<br />
Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt, also zum<br />
Beispiel keinen übertrieben strengen Kündigungsschutz,<br />
und die Menschen<br />
benötigen gleichzeitig Sicherheit, dass niemand<br />
einfach fallengelassen wird. Das gibt<br />
ihnen Vertrauen. Andernfalls fürchten sie<br />
sich vor der Mobilität und ihrer Zukunft.<br />
Soziale Sicherheit und eine ökonomisch<br />
gute Performance spielen nämlich gut<br />
zusammen. Wir sollten alles Interesse<br />
daran haben, auch die Sozialhilfe zu einem<br />
guten Sicherheitsnetz auszubauen, sie<br />
nicht in Misskredit zu ziehen.<br />
derung vor Rente“ unserer Invalidenversicherung<br />
optimal zum Tragen zu bringen.<br />
Die bestehende Finanzierungslücke kann<br />
aber weder mit Schönreden noch mit polemischen<br />
Sprüchen geschlossen werden.<br />
Der Ständerat verdient deshalb für diesen<br />
ausgewogenen Entscheid unseren Dank.<br />
Dieser Dank ist verbunden mit der Hoffnung,<br />
dass auch der Nationalrat dieser<br />
Lösung zustimmen werde. Mit Zuversicht<br />
darf dann auch der obligatorischen Volksabstimmung<br />
über die notwendige Verfassungsänderung<br />
entgegengesehen werden.<br />
Volk und Stände werden unsere behinderten<br />
Mitmenschen nicht im Stich lassen.<br />
Otto Piller: „Mögliche Stolpersteine aus dem Weg<br />
geräumt.“
Mehr Lohnprozente und Abbau der Leistungen<br />
für Arbeitslose in der Revisionsvorlage der<br />
Arbeitslosenversicherung<br />
Text: NZZ vom 15. / 16. Dezember 2007<br />
Der Bundesrat will die Arbeitslosenversicherung<br />
finanziell auf eine neue Basis<br />
stellen. Um künftig Defizite zu vermeiden,<br />
sollen Leistungen abgebaut und höhere<br />
Beiträge erhoben werden.<br />
Der Bundesrat hat am 14. Dezember 2007<br />
die seit Monaten erwartete Vernehmlassungsvorlage<br />
über die Revision der Arbeitslosenversicherung<br />
(ALV) verabschiedet. Bei<br />
der Revision liess sich der Bundesrat<br />
offenbar ganz vom Ziel der politischen<br />
Machbarkeit leiten. Anders ist kaum zu<br />
erklären, dass Leistungskürzungen und<br />
Beitragserhöhungen fast genau gleich<br />
hoch sein sollen: Gemäss der Vorlage sind<br />
Einsparungen von jährlich 481 Millionen<br />
Franken und Mehreinnahmen von 486 Millionen<br />
Franken vorgesehen. Eine Erhöhung<br />
der Lohnprozente (von heute 2 auf 2,2 Prozent)<br />
soll rund 460 Millionen Franken<br />
bringen, und weitere 26 Millionen Franken<br />
sollen durch höhere Beiträge von Bund und<br />
Kantonen an die Arbeitsvermittlung und die<br />
Arbeitsmarktmassnahmen zusammenkommen.<br />
Mit diesen Massnahmen soll laut Bundesrätin<br />
Doris Leuthard verhindert werden,<br />
dass der Schuldenberg der ALV weiter<br />
wächst. Die Revision ist laut Leuthard<br />
nötig, weil man bei der letzten ALV-Revision<br />
zu optimistisch war. Man ging davon aus,<br />
dass sich die Zahl der Arbeitslosen bei<br />
durchschnittlich 100’000 Personen einpendeln<br />
würde. Realistischer dürften 125’000<br />
sein, was einer Arbeitslosenquote von 3,2<br />
Prozent entspricht. Daraus ergibt sich eine<br />
Finanzierungslücke von 920 Millionen<br />
Franken, die mit den Mehreinnahmen und<br />
den Massnahmen auf der Leistungsseite<br />
abgedeckt wären. Zur Korrektur der<br />
Annahmen meinte sie, die Schweiz müsse<br />
sich an eine gewisse Sockelarbeitslosigkeit<br />
gewöhnen. Nicht alle Arbeitnehmer<br />
könnten den veränderten Bedingungen des<br />
Arbeitsmarkts genügen. Dieses Problem<br />
müsse man mit einer Förderung der Ausund<br />
Weiterbildung angehen.<br />
Das Defizit ist nicht das einzige Problem<br />
der ALV. Um auch noch die Schulden abzubauen<br />
(die bei Inkrafttreten des Gesetzes<br />
4,5 Milliarden Franken betragen dürften),<br />
setzt Leuthard auf befristete Beitragserhöhungen.<br />
Der Beitragssatz soll daher<br />
zunächst 2,4 Prozent betragen, und auf<br />
hohen Einkommen wird ein zusätzliches<br />
„Solidaritätsprozent“ erhoben. Die Befristung<br />
dürfte ziemlich lange anhalten, denn<br />
erst in 6 bis 8 Jahren sollen die Schulden<br />
abgebaut sein. Leuthard rechtfertigte diese<br />
Sanierungsmassnahmen zum jetzigen Zeitpunkt<br />
mit dem Argument, dass man lieber<br />
in guten Zeiten sparen solle, als in<br />
schlechten Zeiten Massnahmen zu<br />
ergreifen, die dann eine Krise verschärften.<br />
Es handle sich dabei nicht um Beitragserhöhungen<br />
„auf Vorrat“.<br />
Auf der Leistungsseite möchte man sparen,<br />
ohne die im internationalen Vergleich<br />
grosszügige Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung<br />
grundsätzlich in Frage zu<br />
stellen. Weder wird die Höhe der Leistungen<br />
bei Arbeitslosigkeit gekürzt, noch<br />
die Bezugsdauer begrenzt. Vielmehr<br />
beschränkt man sich auf Einzelmassnahmen,<br />
die die Effizienz des Systems verbessern.<br />
Zu den wichtigsten Massnahmen<br />
gehören:<br />
Die Bezugsdauer wird nach Beitragszeit<br />
gestaffelt. Erst ab 15 Monaten Beitragszeit<br />
erhält man 400 Taggelder. Dies bringt 114<br />
Millionen Franken. Die Teilnahme an<br />
Arbeitsmarktmassnahmen, die von der<br />
öffentlichen Hand finanziert werden, wird<br />
nicht mehr als Beitragszeit anerkannt (90<br />
Millionen Franken).<br />
Schul- und Studienabgänger müssen ein<br />
volles Jahr (260 Tage) warten, bis sie<br />
Anspruch auf Taggelder haben (90 Millionen<br />
Franken).<br />
Nach einem Zwischenverdienst gilt nur das<br />
effektiv erzielte Einkommen für die Bestimmung<br />
eines neuen versicherten Verdienstes.<br />
Die von der Arbeitslosenversicherung<br />
geleisteten Kompensationszahlungen<br />
werden nicht mehr angerechnet (79 Millionen<br />
Franken).<br />
Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich<br />
warten. Der Gewerbeverband teilte mit,<br />
man sei gegen höhere Lohnabzüge. Diese<br />
seien angesichts des anhaltenden Rückgangs<br />
der Arbeitslosigkeit ein falscher<br />
Schritt zum falschen Zeitpunkt. Etwas<br />
weniger scharf reagierte der Arbeitgeber-<br />
verband. Im Prinzip begrüsse man Beitragserhöhungen<br />
nie, weil dadurch die Arbeit<br />
verteuert werde, sagte Arbeitgeberdirektor<br />
Thomas Daum. Aber man wolle die Vernehmlassungsvorlage<br />
genauer prüfen,<br />
bevor man sich zum konkreten Umfang der<br />
Beitragserhöhung äussern könne. Daum<br />
begrüsste zudem die Stossrichtung, dass<br />
Fehlanreize aus dem System entfernt<br />
werden sollten.<br />
Sehr kritisch äusserte sich die FDP. Sie<br />
bemängelt, die Beiträge würden einfach<br />
einer erhöhten Zahl von Arbeitslosen angepasst.<br />
Man müsse vielmehr die Rahmenbedingungen<br />
so gestalten, dass die Arbeitslosigkeit<br />
sinke. Die FDP werde mit Interesse<br />
verfolgen, welche Position die anderen,<br />
„sogenannt bürgerlichen“ Parteien<br />
einnähmen. Es frage sich angesichts des<br />
bundesrätlichen Entscheids, wen die FDP<br />
genau mit dem Etikett „sogenannt bürgerlich“<br />
meint. Im Bundesrat muss (neben<br />
Bundesrätin Leuthard sowie der Sozialdemokratin<br />
Calmy-Rey, die in Abwesenheit<br />
von Moritz Leuenberger das Recht auf<br />
Stichentscheid hatte) mindestens ein Vertreter<br />
von FDP oder SVP für die Vorlage<br />
gestimmt haben.<br />
Volkswirtschaftsministerin Leuthard will die ALV auf<br />
eine gesunde Basis stellen. (Bild: Reuters)<br />
23
Leben und<br />
Glauben<br />
36. Jahresversammlung der<br />
katholischen Gehörlosengemeinschaft<br />
Basel am 12. Januar 2008<br />
Gut zwei Dutzend Angehörige der katholischen<br />
Gehörlosengemeinschaft Basel<br />
finden am regnerischen und kalten Samstagnachmittag<br />
des 12. Januar 2008 den<br />
Weg ins Pfarreiheim St. Franziskus in<br />
Riehen, wo nach einem Gottesdienst die<br />
Jahresversammlung durchge<strong>führt</strong> wird.<br />
Die anwesende sonos-Geschäftsführerin,<br />
Léonie Kaiser, ist von Pfarrer Rudolf Kuhn<br />
und von allen Versammlungsteilnehmenden<br />
ganz herzlich und mit viel Sympathie<br />
willkommen geheissen worden.<br />
Der schwerhörige und nahezu blinde<br />
Pfarrer Rudolf Kuhn begrüsst alle Anwesenden<br />
sehr liebenswürdig. In seiner Predigt<br />
nimmt sich Pfarrer Kuhn dem Thema<br />
an, wie schwierig es für manche Menschen<br />
sein kann, ihren Platz in der Welt zu finden.<br />
Nicht selten komme es vor, dass Menschen<br />
ihr ganzes Leben dafür brauchen. Im Gottesdienst<br />
wird zudem erwähnt, dass der<br />
ehemalige Direktor der Gehörlosen- und<br />
Sprachheilschule Riehen, Dr. Eberhard<br />
Kaiser, am 19. Dezember 2007, im Alter von<br />
83 Jahren verstorben ist. Nach der Eucharistiefeier<br />
und einer kurzen Pause findet<br />
dann die 36. Jahresversammlung der katholischen<br />
Gehörlosengemeinschaft statt, die<br />
infolge Abwesenheit von Gina Eisenring als<br />
Präsidentin von Lotti von Wyl, der Vizepräsidentin,<br />
kompetent geleitet wird.<br />
Rechenschaftsberichte<br />
Lotti von Wyl macht einen Rückblick auf das<br />
vergangene Jahr. Sie legt dar, dass leider im<br />
Jahr 2007 nur noch 188 Erwachsene<br />
gegenüber 289 Erwachsenen im Jahr 2006<br />
und 234 Erwachsenen im Jahr 2005 die vielfältigen<br />
Anlässe der katholischen Gehörlosengemeinschaft<br />
besucht haben.<br />
20 Jahre Engagement für die<br />
Gehörlosengemeinschaft<br />
Anschliessend macht die Kassierin Mady<br />
Mauli Ausführungen zur Jahresrechnung.<br />
Mady Mauli und ihr Ehemann engagieren<br />
sich seit über 20 Jahren mit grosser Freude<br />
für die katholische Gehörlosengemeinschaft<br />
Basel.<br />
Am Schluss des offiziellen Teils der Jahresversammlung<br />
würdigt Lotti von Wyl unter<br />
den im Vorjahr Verstorbenen neben<br />
anderen Heimgegangenen auch Pfarrer<br />
Willi Pfister aus Bern, der im Alter von 92<br />
Jahren abberufen wurde.<br />
Freundschaftspflege und<br />
gemütliches Beisammensein<br />
Anschliessend findet ein feines Nachtessen<br />
statt, das Frau Wagner zusammen mit ein<br />
paar Helfern und Helferinnen mit viel Liebe<br />
zubereitet hat. Das von Frau Wagner<br />
gekochte Menü hat allen wunderbar<br />
geschmeckt und schliesslich findet sie<br />
selbst kurz Zeit zusammen mit ihrem Ehemann<br />
abzusitzen und etwas zu essen.<br />
Ganz im Zeichen der Gehörlosengemeinschaft<br />
Pfarrer Rudolf Kuhn ist heute 64 Jahre alt.<br />
Er ist seit 1971 im Pfarreiheim St. Franziskus<br />
in Riehen tätig und hat die katholische<br />
Gehörlosengemeinschaft Basel seinerzeit<br />
auch ins Leben gerufen. Pfarrer<br />
Kuhn hat sich lange Jahre sehr stark für das<br />
Gehörlosenwesen engagiert. Er leitete vor<br />
Peter Schmitz-Hübsch über 20 Jahre lang<br />
die Arbeitsgemeinschaft der katholischen<br />
Gehörlosenseelsorge. Auch war er im Vorstand<br />
des Gehörlosenfürsorgevereins<br />
Basel und für den von Beat Kleeb gegründeten<br />
Schreibtelefondienst tätig. Heute ist<br />
er noch Ehrenmitglied von pro audito<br />
schweiz. Leider geht es ihm schon seit<br />
geraumer Zeit gesundheitlich nicht sehr<br />
gut. Er ist seit Geburt hochgradig schwerhörig.<br />
Im Alter von 50 Jahren nahm sein<br />
Sehvermögen infolge des Ushersyndroms<br />
ausgesprochen stark ab. Früher bzw. vor<br />
dem 50. Altersjahr konnte Pfarrer Kuhn<br />
noch selbst Auto fahren. Heute ist Pfarrer<br />
Kuhn mit einem Sehrest von lediglich noch<br />
2 Prozent fast erblindet. Er hat auch schon<br />
die Begleitung von Kommunikationsassistentinnen<br />
beansprucht und erhält zudem<br />
weiteren Support vom SZB. Seit 2001 erhält<br />
Pfarrer Kuhn eine Invalidenrente. Die Arbeit<br />
als Pfarrer ist für ihn nach wie vor sehr<br />
wichtig. Er hält jeden Sonntag einen Gottesdienst.<br />
Denn er ist auch noch als Pfarrer<br />
für Hörende tätig. Trotz der sehr beträchtlichen<br />
Behinderungen, die ihm die Lebensführung<br />
ganz massgeblich erschweren, übt<br />
Rudolf Kuhn seinen Beruf mit ganz viel<br />
Engagement und Freude aus. Die Mitglieder<br />
der katholischen Gehörlosengemeinschaft<br />
Basel unterstützen ihn, wo sie<br />
nur können. Sie organisieren einen Fahrdienst<br />
für ihn und liebe Freunde begleiten<br />
ihn, wenn er einkaufen geht oder einen<br />
Arzttermin wahrnehmen muss. Die grosse<br />
Solidarität in der katholischen Gehörlosen-
gemeinschaft Basel wird beim gemütlichen<br />
Zusammensein nach der Jahresversammlung<br />
ganz deutlich spürbar. Alle sind dafür<br />
besorgt, dass es Pfarrer Kuhn möglichst an<br />
nichts fehlt.<br />
Das Ehepaar Schwegler (links) und Herr<br />
Karlen (rechts) mit Pfarrer Rudolf Kuhn<br />
beim gemeinsamen Nachtessen. Herr<br />
Schwegler (zweiter von links) ist hochgradig<br />
schwerhörig. Er besuchte während 7<br />
Jahren die Gehörlosenschule in Hohenrain.<br />
Danach schloss er eine Lehre als Schuhmacher<br />
ab und betrieb hernach während über<br />
40 Jahren in Allschwil zusammen mit seiner<br />
Frau ein eigenes Geschäft.<br />
Das Wir-Gefühl steht im Zentrum<br />
Die katholische Gehörlosengemeinde in<br />
Basel lebt von ihren sehr engagierten Mitgliedern,<br />
die alle selbst mit anpacken, sich<br />
selbst organisieren und einander aushelfen.<br />
In dieser von Gemeinschaftsgeist<br />
geprägten Zusammengehörigkeit werden<br />
auch viele fröhliche Stunden erlebt.<br />
Eines ist sicher, alle Versammlungsteilnehmer<br />
freuen sich nach diesem gelungenen<br />
Anlass schon jetzt auf die 37. Jahresversammlung<br />
im Jahr 2009. [lk]<br />
Nachruf Herr Dr. med. h. c. Eberhard Kaiser<br />
Am 19. Dezember 2007 ist Herr Dr. med. h.<br />
c. Eberhard Kaiser, ehemaliger Direktor der<br />
GSR, welche die Sprachheilschule Riehen,<br />
die Wielandschule Arlesheim/Bottmingen<br />
und den Audiopädagogischen Dienst<br />
umfasst, zu unserem grossen Bedauern<br />
verstorben.<br />
Herr Dr. med. h. c. E. Kaiser reiste 1957 von<br />
seiner Heimat in Thüringen in die Schweiz<br />
ein und nahm seine Tätigkeit als Gehörlosenlehrer<br />
an unserer Institution auf. Hier<br />
entwickelte er neben seinem Lehrerberuf<br />
eine sehr vielfältige und innovative Tätigkeit,<br />
welche an dieser Stelle kaum vollständig<br />
aufge<strong>führt</strong> werden kann. Er identifizierte<br />
sich in hohem Masse mit unserer<br />
Institution und setzte sich mit unermüdlichem<br />
Elan für die Belange der Kinder und<br />
Jugendlichen mit einer Hör- und/oder<br />
Sprachbehinderung ein.<br />
1964 wurde er zum Direktor der GSR<br />
gewählt und von da an nahm er den Ausbau<br />
der damals noch kleinen Riehener Schule<br />
zielstrebig an die Hand. 1968 eröffnete er<br />
die Wielandschule für Schülerinnen und<br />
Schüler mit einer schweren Hör- und/oder<br />
Sprachbehinderung aus dem Kanton Basel-<br />
Landschaft und die ihr angeschlossenen<br />
Ambulatorien, die in den verschiedenen<br />
Gemeinden die ambulante logopädische<br />
Versorgung übernahmen.<br />
Neben seiner Tätigkeit als Direktor der GSR<br />
wirkte er als Dozent am Heilpädagogischen<br />
Seminar in Zürich und an verschiedenen<br />
anderen Ausbildungsinstituten in der<br />
Schweiz mit. Da ihm das Wohl und die<br />
gesellschaftliche Einbettung „seiner“ Klientel<br />
sehr am Herzen lag, engagierte er<br />
sich in verschiedenen Gremien: So war er<br />
Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für<br />
Gehörlosenseelsorge der Region Basel,<br />
Präsident der Kommission für das Taubblindenwesen<br />
und der Gesellschaft für Phoniatrie,<br />
Logopädie und Audiologie.<br />
Herr Dr. med. h. c. Kaiser hat sich während<br />
seiner Tätigkeit sehr um die wissenschaftlich<br />
fundierte und auf das Leben ausgerichtete<br />
Bildung und Erziehung der Schülerinnen<br />
und Schüler mit einer Hör- und/oder<br />
Sprachbehinderung bemüht. Er hat eine<br />
Anzahl Fachbücher und über 170 Publikationen<br />
und Artikel in Zeitschriften aus dem<br />
Gebiet des Gehörlosen- und Sprachheilwesens<br />
verfasst.<br />
In Anerkennung seiner Verdienste wurde er<br />
am 28. November 1975 von der Medizinischen<br />
Fakultät der Universität Basel zum<br />
Ehrendoktor ernannt.<br />
Er galt nicht nur in der Schweiz, sondern<br />
auch im Ausland als eine hoch kompetente<br />
Fachperson und wurde an verschiedenen<br />
Orten in Europa und in den USA mit Preisen<br />
ausgezeichnet.<br />
Die Kollegien und die Kommission der GSR,<br />
SchülerInnen und Elternschaft werden<br />
Herrn Eberhard Kaisers Persönlichkeit und<br />
Wirken mit grosser Dankbarkeit und in<br />
bester Erinnerung behalten.<br />
L. Schmid-Cestone<br />
GSR-Geschäftsführerin<br />
25
„Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr euch weist,<br />
weil Leben heisst sich regen, weil Leben wandern heisst.“<br />
Mit diesen Worten fängt ein Lied aus dem<br />
reformierten Gesangbuch an. Neue Wege<br />
zu gehen - das kennt jeder Mensch. Und<br />
nicht nur wir: schon vor sehr langer Zeit<br />
gingen einige Menschen Wege, die etwas<br />
Besonderes waren. Eine der grossen<br />
Gestalten aus dem Alten Testament hat es<br />
erlebt was es bedeutet, einen neuen Weg<br />
zu gehen: Abraham.<br />
Im Hebräerbrief 11.8 steht: „Durch den<br />
Glauben wurde Abraham gehorsam, als er<br />
berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das<br />
er erben sollte; und er zog aus und wusste<br />
nicht, wo er hinkäme.“ Wir erfahren in der<br />
Bibel von keinem äusseren Anlass, der<br />
Abraham zum Aufbruch gedrängt hätte. Es<br />
steht nichts von einer Hungersnot, einem<br />
Krieg oder Streit. Es ist allein Gottes Aufforderung,<br />
die Abraham zum Aufbruch<br />
bewegte - „und Gott sprach zu Abraham:<br />
Geh aus deinem Vaterland und von deiner<br />
Verwandtschaft und von deines Vaters<br />
Hause in ein Land, das ich dir zeigen will“.<br />
Abrahams Aufbruch ist etwas Besonderes.<br />
Er bekommt von Gott den Auftrag zu gehen<br />
- und er geht. Alles was er hat ist sein Vertrauen<br />
auf Gott.<br />
Gilt dies nicht auch für uns, wenn wir neue<br />
Wege gehen? Sind wir mit unseren ganz<br />
persönlichen Träumen, unseren Wünschen<br />
nach weiterführenden neuen Erkenntnissen,<br />
mit unserer Sehnsucht nach dem<br />
wirklichen Leben und guten Zeiten<br />
Abraham in seinem Aufbruch nicht ganz<br />
nahe? Es ist eine Urerfahrung und eine<br />
Urbestimmtheit, von Gott uns Menschen<br />
mitgegeben: wir müssen in unserem Leben<br />
aufbrechen, weitergehen, um unser<br />
eigenes Leben zu finden! Aufbrechen, weitergehen<br />
auf unserem Lebensweg - zum<br />
Leben hin. Ja, aufbrechen, weitergehen hat<br />
mit einem Ziel, mit Lebenszielen zu tun:<br />
Ziel ist es, ein Leben zu leben, wie es<br />
meinen Möglichkeiten entspricht und in<br />
dem ich meine Begabungen entfalten,<br />
einer Vision folgen kann. Dann gibt es Aufgaben,<br />
die ich im Leben erfüllen muss, um<br />
das Leben zu bestehen - mich dafür anzustrengen,<br />
ist ein Ziel.<br />
Abraham machte sich auf in ein neues<br />
Leben. Abraham ging, als Gott zu ihm<br />
sprach, nicht in blindem Gehorsam, wie es<br />
zunächst scheint. Er geht seinen Weg in<br />
eigener Verantwortung. Er hört in sich<br />
hinein, hört auf Gott und gelangt so zu<br />
seinem Entschluss. Er will diesen Weg in<br />
sein Leben, in seine Zukunft gehen. Der<br />
Weg, den Abraham ging, lässt sich nur<br />
oberflächlich auf einer Landkarte nachvollziehen.<br />
Es war ein Weg des Glaubens.<br />
Aufbrechen und Ausziehen in ein neues<br />
Land - welch eine Vision! Für Abraham<br />
bedeutete sie: ein grosses Volk zu werden<br />
und ein Segen für andere zu sein.<br />
Ich bin nicht Abraham, nein! Aber auch ich<br />
kann verstehen, was es bedeutet, neue<br />
Wege zu gehen. Mein Weg ist ab dem 1. Juni<br />
2008 das neue reformierte Gehörlosenpfarramt<br />
der Nordwestschweiz. Es umfasst<br />
die Kantonalkirchen Aargau, Basel-Land-<br />
Anita Kohler, die neue Pfarrerin des reformierten<br />
Gehörlosenpfarramtes der Nordwestschweiz<br />
schaft, Baselstadt und Solothurn. Ich freue<br />
mich sehr auf meine neue Aufgabe und ich<br />
glaube, dass ich diesen Weg so gehen<br />
muss, wie es auch Abraham tat: im Vertrauen<br />
darauf, dass Gott mich begleitet.<br />
Eben ganz so wie es heisst: „Vertraut den<br />
neuen Wegen, auf die der Herr euch weist,<br />
weil Leben heisst sich regen, weil Leben<br />
wandern heisst.“<br />
Alle Interessierten und Neugierigen sind<br />
herzlich eingeladen zum Begrüssungsgottesdienst<br />
für Pfarrerin Anita Kohler am 8.<br />
Juni 2008, um 14.30 Uhr in der Stadtkirche<br />
in Aarau<br />
Ab dem 1. Juni 2008:<br />
Reformiertes Gehörlosenpfarramt der<br />
Nordwestschweiz<br />
Pfarrerin Anita Kohler<br />
Friedensgasse 14<br />
4144 Arlesheim<br />
E-Mail: anita.kohler@gmx.ch<br />
oder: anita.kohler@ref-aargau.ch
Kirchliche Veranstaltungen<br />
Katholische Gehörlosengemeinden<br />
REGION AARGAU<br />
Kath. Gehörlosenseelsorge im Kt. Aargau<br />
Schönaustr. 21, Kanti Foyer, 5400 Baden<br />
Peter Schmitz- Hübsch<br />
Gehörlosenseelsorger<br />
Gian Reto Janki<br />
Gehörlosen-Jugendarbeiter<br />
Tel. 056 222 30 86<br />
Fax 056 222 30 57<br />
E-Mail kath.gl-seelsorge.aa@bluewin.ch<br />
www.ag.kath.ch<br />
Oekumenische Gehörlosen-Jugendarbeit<br />
Zürich und Aargau<br />
Gian-Reto Janki, Jugendarbeiter, gehörlos,<br />
Auf der Mauer 13, 8001 Zürich<br />
Telescrit 044 252 51 56<br />
Fax 044 252 51 55<br />
E-Mail jugend.gehoerlos@kirchen.ch<br />
Sonntag, 3. Februar 2008, 10.30 Uhr<br />
s. Kt. Zürich<br />
Sonntag, 10. Februar 2008, 14.15 Uhr<br />
Ökumenischer Gottesdienst, Kirche Herz<br />
Jesu, Lenzburg<br />
REGION ZÜRICH<br />
Katholische Gehörlosenseelsorge Zürich<br />
Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich<br />
Briefadresse: PF 407, 8035 Zürich<br />
Telescrit 044 360 51 53<br />
Tel. 044 360 51 51<br />
Fax 044 360 51 52<br />
E-Mail info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />
www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />
Sonntag, 3. Februar 2008, 10.30 Uhr<br />
Ökumenischer Gottesdienst im Hirzelheim,<br />
Regensberg<br />
Ref. und kath. Gehörlosengemeinden des<br />
Kt. Zürich<br />
Sonntag, 17. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />
Katholischer Gottesdienst in der<br />
Gehörlosenkirche Zürich-Oerlikon<br />
Sonntag, 17. Februar 2008, 15.30 Uhr<br />
Jahres-Gemeindeversammlung des kath.<br />
Gehörlosenrates des Kt. Zürich, Gehörlosenkirche<br />
Zürich-Oerlikon mit anschliessendem<br />
Imbiss<br />
REGION BASEL<br />
Katholische Hörbehindertenseelsorge KHS<br />
Basel, Häslirain 31, 4147 Aesch BL<br />
Tel. 061 751 35 00<br />
Fax 061 751 35 02<br />
E-Mail khs.rk@bluewin.ch<br />
GEHÖRLOSENGEMEINDEN<br />
KANTON SOLOTHURN<br />
H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />
Fax 061 261 05 48<br />
E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />
Sr. Martina Lorenz, Rigistrasse 7,<br />
6010 Kriens Fax 041 319 40 31<br />
Sonntag, 17. Februar 2008, 10.00 Uhr<br />
Gottesdienst im Gemeindehaus der Zwinglikirche,<br />
Berchtold Haller-Stube in Grenchen,<br />
mit Schwester Martina Lorenz.<br />
Anschliessend Zusammensein beim Kaffee.<br />
Kein Gottesdienst in Olten.<br />
REGION ST.GALLEN<br />
Katholische Gehörlosenseelsorge<br />
des Bistums St.Gallen<br />
Klosterhof 6b<br />
9001 St.Gallen<br />
Dorothee Buschor Brunner<br />
Gehörlosenseelsorgerin<br />
Tel. 071 227 34 61<br />
Fax 071 227 33 41<br />
E-Mail gehoerlosenseelsorge@bistum-stgallen.ch<br />
Evangelische Gehörlosengemeinden<br />
REGION AARGAU<br />
Reformierte Gehörlosenseelsorge<br />
im Kanton Aargau<br />
Pfrn. Annegret Behr<br />
Spalenvorstadt 18, 4051 Basel<br />
Tel. 061 262 28 02<br />
Fax 061 262 28 02<br />
E-Mail anna.behr@graviton.ch<br />
www.ref-ag.ch<br />
REGION ZüRICH<br />
Kant. Pfarramt für Gehörlose Zürich,<br />
Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />
Ref. Gehörlosengemeinde des<br />
Kantons Zürich<br />
Fax 044 311 90 89<br />
E-Mail gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch<br />
Freitag, 1. Februar 2008, 19.00 Uhr<br />
Gebärdentreff ökum. Gehörlosen-Jugendarbeit,<br />
Ref. Gehörlosenpfarramt, Zürich-Oerlikon.<br />
Herzliche Einladung<br />
Sonntag, 3. Februar 2008, 10.30 Uhr<br />
Ökum. Gottesdienst<br />
Hirzelheim Regensberg<br />
Herzliche Einladung<br />
Sonntag, 24. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />
Ref. Gottesdienst<br />
Ref. Stadtkirche Winterthur<br />
GEHÖERLOSENGEMEINDE<br />
ST.GALLEN - APPENZELL - GLARUS - THURGAU<br />
- GRAUBÜNDEN - SCHAFFHAUSEN<br />
Pfarrer Achim Menges,<br />
oberer Graben 31,<br />
9000 St.Gallen<br />
Tel. 071 227 05 70<br />
Fax 071 227 05 79<br />
SMS/Mobile 079 235 36 48<br />
E-Mail gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch<br />
www.gehoerlosenseelsorge.ch<br />
Sonntag, 3. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst der Gehörlosengemeinde in der<br />
Kapelle des Internationalen Blindenzentrums<br />
(IBZ) in Landschlacht TG. Anschliessend<br />
Zvieri in der Cafeteria (hierzu bitte anmelden)<br />
Pfr. Achim Menges<br />
Sonntag, 10. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst der Gehörlosengemeinde in der<br />
Kapelle des Altersheims Risi, Büelstrasse 10,<br />
Wattwil Altersheim Risi. Anschliessend<br />
Imbiss, keine Anmeldung erforderlich.<br />
Pfr. Achim Menges<br />
REFORMIERTE GEHÖRLOSEN-<br />
GEMEINDEN BASEL - BASELLAND<br />
Auskünfte:<br />
H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />
Fax 061 261 05 48<br />
E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />
Sonntag, 24. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />
Gottesdienst mit Abendmahl im Gemeindezentrum<br />
Breite, Farnsburgerstrasse 58, in<br />
Basel, mit H. Beglinger. Anschliessend Zusammensein<br />
beim Kaffee.<br />
REGION BERN, JURA<br />
Reformierte Kirchen Bern- Jura<br />
Ref.-Kirchen Bern-Jura-Solothurn<br />
Bereich Sozial-Diakonie<br />
Schwarztorstrasse 20, Postfach 5461,<br />
3001 Bern<br />
Tel. 031 385 17 17<br />
E-Mail isabelle.strauss@refbejuso.ch<br />
www.refbejuso.ch<br />
Montag, 11. Februar 2008, 20.00 Uhr<br />
Stiftung Uetendorfberg<br />
Diakon Andreas Fankhauser<br />
Dienstag, 12. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />
Belp, Wohnheim<br />
Diakon Andreas Fankhauser<br />
Mittwoch, 20. Februar 2008, 15.00 Uhr<br />
Heimstätte Bärau, Kirchli<br />
Pfarrerin Franziska Bracher<br />
Sonntag, 24. Februar 2008, 14.00 Uhr<br />
mit Abendmahl<br />
Burgdorf, Kirchgemeindehaus<br />
Pfarrerin Susanne Bieler<br />
27
Die kreativen Covers der produzierten CDs von Albi Wethli<br />
Face Music Switzerland - CD-Programm - Roots-Ethno<br />
e-mail: face.music@bluewin.ch www.face-music.ch