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Hörbehinderter führt Musiklabel Dima GLZ Integration - Sonos

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102. Jahrgang<br />

Nr. 2 Februar 2008<br />

4<br />

7<br />

11<br />

13<br />

14<br />

Schweiz. Verband für Gehörlosenund<br />

Hörgeschädigten-Organisationen<br />

Association Suisse pour organisations<br />

de sourds et malentendants<br />

Associazione Svizzera per organizzazioni<br />

a favore delle persone audiolese<br />

<strong>Hörbehinderter</strong> <strong>führt</strong> <strong>Musiklabel</strong><br />

Interview mit Urs-Albert Wethli<br />

<strong>Dima</strong> <strong>GLZ</strong> <strong>Integration</strong><br />

Jahresversammlung des <strong>Dima</strong>-Sprachvereins<br />

Koordinationskonferenz Bildung<br />

Austauschtagung der SGB-FSS<br />

Bankdienstleistungen für<br />

Behinderte bei der Credit Suisse<br />

Medienkonferenz vom 14. Januar 2008<br />

Start der live gebärdeten<br />

Tagesschau


Die Sprachheilschule St.Gallen verfügt über die Angebote:<br />

»Sprachheilkindergarten für Kinder mit schwerer Störung des<br />

Sprechvermögens<br />

»Sprachheilabteilung für Kinder mit schwerer Störung des Sprech-,<br />

Lese- und Schreibvermögens (Unter- bis Oberstufe)<br />

»Sprachheilschule Uznach (Sprachheilkindergarten und Sprachheilabteilung<br />

für die Unterstufe)<br />

»Stationäre Angebote für Schwerhörige<br />

»Gehörlosenabteilung (Kindergarten bis Oberstufe)<br />

»Cochlea-Implantat-Centrum Sprachheilschule St.Gallen<br />

»Erstberatungsstelle für Eltern und Fachleute<br />

»Dienst für Hörhilfen (Hörgeräte-Akustiker und Cochlea-Implantat-<br />

Techniker)<br />

»Abteilung für Stotterer<br />

»Audiopädagogischer Dienst für Schwerhörige, Gehörlose und<br />

Kinder mit einem Cochlea-Implantat (CI) in der Volksschule<br />

(audiopädagogische Frühförderung, audiopädagogische Beratung<br />

und Förderung)<br />

Um noch effizienter mit den Kindern arbeiten zu können, besteht<br />

die Möglichkeit, vom sozialpädagogischen Angebot des Internats<br />

der Sprachheilschule Gebrauch zu machen.<br />

Sollten bei der Aufnahme jedoch keine freien Plätze vorhanden<br />

sein, ist die externe Schulung möglich. Für die Kinder der Unterstufe<br />

wird dies durch einen gut organisierten Transportdienst<br />

erleichtert.<br />

Anmeldungen<br />

Für einen Platz an der Sprachheilschule St.Gallen können Kinder<br />

nur über den Schulpsychologischen Dienst angemeldet werden.<br />

Aus organisatorischen und administrativen Gründen sind wir<br />

dankbar, wenn die Anmeldungen des Schulpsychologischen<br />

Dienstes der Kindergartenkinder sowie Schülerinnen und Schüler<br />

für das Schuljahr 2008/2009 bis Mittwoch, 30. April 2008 bei uns<br />

eintreffen.<br />

Besuchsnachmittage<br />

Die Besuchsnachmittage finden an folgenden Donnerstagen<br />

(ab 14.00 Uhr) statt:<br />

St.Gallen • 21. Februar, 6. März, 10. + 24. April, 22. Mai 2008<br />

Uznach • 21. Februar, 6. März, 10. + 24. April 2008<br />

Anfragen<br />

Sprachheilschule St.Gallen<br />

Höhenweg 64, 9000 St.Gallen<br />

T 071 274 11 11, Schreibtelefon 071 274 11 24<br />

F 071 274 11 13<br />

info@sprachheilschule.ch, www.sprachheilschule.ch<br />

Per 1. Mai 2008 oder nach Vereinbarung<br />

suchen wir eine<br />

Sozialpädagogin 80%<br />

Ihr Aufgabenbereich<br />

Sie betreuen und fördern sinnes-, geistigund<br />

mehrfachbehinderte erwachsene<br />

Menschen im Bereich Wohnen und Freizeit.<br />

Unsere Erwartungen<br />

Sie verfügen über eine Ausbildung als<br />

Sozialpädagogin HFS, beherrschen die<br />

Gebärdensprache und können auch mit<br />

hörenden Menschen kommunizieren,<br />

welche der Gebärdensprache nicht<br />

mächtig sind.<br />

Unser Angebot<br />

Wir bieten Ihnen eine herausfordernde<br />

Tätigkeit in einem jungen, kreativen Team<br />

und einem sehr interessanten Umfeld an.<br />

Die Anstellung erfolgt nach kantonalen<br />

Richtlinien und beinhaltet auch sehr gute<br />

Sozialleistungen.<br />

Wir bevorzugen eine gehörlose oder<br />

hörbehinderte Fachperson, welche über<br />

die nötigen Qualifikationen verfügt.<br />

Wir freuen uns auf Ihre vollständige<br />

Bewerbung mit Foto, die Sie bis 15.<br />

Februar 2008 an das Wohnheim<br />

Belp, Patrick Dürig, Bereichsleiter<br />

Pflege und Betreuung Seftigenstrasse<br />

101, 3123 Belp oder<br />

p.dürig@wohnheimbelp.ch senden.


Editorial<br />

Liebe Leser und Leserinnen<br />

Das Jahr 2008 ist nun bereits schon einen<br />

Monat alt. Was Ende 2007 niemand gehofft<br />

und erwartet hat, hängt nun wie ein Damoklesschwert<br />

über den globalen Finanzmärkten.<br />

Der schwarze Montag vom 21.<br />

Januar 2008 hat die Aktienkurse aller börsenkotierten<br />

Unternehmen schmerzhaft ins<br />

Rutschen gebracht. An einem einzigen Tag<br />

wurden Unsummen von Geld zunichte<br />

gemacht. Das Erschreckende ist, dass wir<br />

alle direkt oder indirekt davon betroffen<br />

sind. Sei dies beispielsweise mit unserem<br />

einbezahlten Alterskapital in der Pensionskasse<br />

oder bei der staatlichen Alters- und<br />

Hinterbliebenenversicherung. Alle institutionellen<br />

Anleger haben ihre treuhänderisch<br />

zu verwaltenden Gelder auch zu einem<br />

gewissen Teil in Aktien angelegt und Verluste<br />

eingefahren. Die Frage, die nun alle<br />

beschäftigt, lautet: Ist das der Anfang der<br />

Rezession in den USA? Und falls ja, in wie<br />

weit wird Europa von dieser inneramerikanischen<br />

Krise betroffen sein?<br />

Den einfachen Bürgerinnen und Bürgern<br />

bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass sich die<br />

Chefs in den sogenannten Teppichetagen<br />

ihrer Verantwortung bewusst sind und mit<br />

Vernunft und Weitsicht alles daran setzen<br />

werden, den erreichten Wohlstand und vor<br />

allem die soziale Sicherheit der Bevölkerung<br />

nicht leichtfertig zu gefährden. Denn<br />

eines dürfte - wie immer - klar sein: benachteiligte<br />

Menschen werden am meisten unter<br />

einer solchen Entwicklung zu leiden haben.<br />

Zum Glück gibt es aber immer noch viel<br />

Positives und Gefreutes! Ein seit langem<br />

heiss ersehnter Wunsch aller gebärdensprachlich<br />

orientierten Menschen in der<br />

Schweiz ist Realität geworden. Seit dem 1.<br />

Januar 2008 wird die Tagesschau täglich auf<br />

dem Kanal von SF-Info live gebärdet.<br />

Es ist in letzter Zeit einiges Wesentliches im<br />

Gehörlosenwesen erreicht worden und<br />

weiter wird daran gearbeitet, noch mehr<br />

Wesentliches zu erreichen. Davon wird in<br />

der aktuellen Ausgabe unserer Verbandszeitschrift<br />

berichtet.<br />

Die Chancen für nachhaltige Veränderungen<br />

stehen im Jahr 2008 gut. Und sonos wird<br />

sich mit viel Engagement und Kompetenz<br />

für das Erreichen der Ziele einsetzen.<br />

Zufall und Wesen<br />

Mensch, werde wesentlich:<br />

denn wenn die Welt vergeht,<br />

so fällt der Zufall weg,<br />

das Wesen, das besteht.<br />

Angelus Silesius<br />

Roger Ruggli<br />

Redaktor<br />

Impressum<br />

Zeitschrift sonos<br />

Erscheint monatlich<br />

Herausgeber<br />

sonos<br />

Schweizerischer Verband für Gehörlosen-<br />

und Hörgeschädigten-Organisationen<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1332<br />

8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail info@sonos-info.ch<br />

www.sonos-info.ch<br />

Redaktion<br />

Redaktion sonos<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1332<br />

8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail info@sonos-info.ch<br />

www.sonos-info.ch<br />

Inserate, Abonnentenverwaltung<br />

sonos<br />

Feldeggstrasse 69<br />

Postfach 1332<br />

8032 Zürich<br />

Telefon 044 421 40 10<br />

Fax 044 421 40 12<br />

E-Mail info@sonos-info.ch<br />

Druck und Spedition<br />

Bartel Druck<br />

Bahnhofstrasse 15<br />

8750 Glarus<br />

sonos verwendet bei Personen zur<br />

Vereinfachung abwechslungsweise die<br />

weibliche oder männliche Form,<br />

angesprochen sind beide Geschlechter.<br />

Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />

Redaktion, unter Hinweis auf die Quelle<br />

und mit Zustellung eines Belegexemplars.<br />

Die veröffentlichten Artikel von Gastautoren<br />

geben nicht in jedem Fall die Auffassung des<br />

Herausgebers wieder.<br />

Die nächste Ausgabe erscheint<br />

am 1. März 2008<br />

Redaktionsschluss:<br />

15. Februar 2008<br />

3


Albi rettet die Musik vor der<br />

Globalisierung<br />

<strong>Hörbehinderter</strong> <strong>führt</strong> seit 20<br />

Jahren <strong>Musiklabel</strong> Face Music<br />

Musik bestimmt das Leben von Urs-Albert<br />

Wethli. An den entlegensten Orten der<br />

Welt sucht er nach Volksmusik-Wurzeln<br />

und produziert diese.<br />

Text: Rahel Brunner, Zürichsee-Anzeiger vom<br />

21. Dezember 2007<br />

Urs-Albert „Albi“ Wethli widmet sein Leben<br />

Nischenprodukten und ist dabei selber<br />

eines - sagt er von sich. Ein Nischenprodukt<br />

deshalb, weil er von Geburt an hörbehindert<br />

ist und „als Minderheit unter dem<br />

Druck der Gesellschaft steht“. Erst als er<br />

vier Jahre alt war, entdeckten seine Eltern,<br />

dass mit seinem Gehör etwas nicht<br />

stimmte. „Immer wieder sagten sie: „Geh<br />

nicht so nahe an die Leute heran, das ist<br />

unhöflich“, erzählt der 60-Jährige. Doch es<br />

ging nicht anders, denn Albi musste von<br />

den Lippen lesen.<br />

Führt seinen musikalischen Kampf gegen die Globalisierung:<br />

Albi Wethli vertreibt unter seinem Label Face<br />

Music internationale Volksmusik<br />

Heute hat er zwar ein Hörgerät, was eine<br />

Erleichterung sei, sagt er, „aber was Hören<br />

und Verstehen heisst, werde ich nie<br />

wissen“. Das merke er vor allem dann,<br />

wenn ein Gespräch wieder einmal fürchterlich<br />

schiefgelaufen sei. „Viele Leute reagieren<br />

dann peinlich berührt und laufen<br />

einfach weg.“<br />

Er nimmt Musik mit dem<br />

Körper wahr<br />

Albi Wethli wirkt gelassen, wenn er von<br />

seiner Behinderung erzählt, was er ohne<br />

spezielle Aufforderung gleich als Erstes tut.<br />

Er sitzt am Stubentisch in seinem Elternhaus<br />

an der Dorfstrasse 29 in Thalwil.<br />

Neben ihm stapeln sich Kisten mit CDs, auf<br />

dem Cover ein farbig gekleidetes kosakisches<br />

Ensemble mit traditionellen Instrumenten<br />

- eines seiner Nischenprodukte.<br />

Hören könne er die Musik nicht wirklich,<br />

sagt er, doch er spüre den Rhythmus und<br />

die Vibrationen. „Die Musik geht in meinen<br />

Körper, sodass ich sie spirituell aufnehme“,<br />

sagt er und seufzt: „das ist irgendwie<br />

schwierig zu erklären.“<br />

Albi Wethli ist sozusagen ein Ethnologe für<br />

Musik. Leben tut er von der Rente und kann<br />

deshalb seinem Lebensziel nachgehen,<br />

ursprüngliche Musik aus Afrika und dem<br />

Osten für die Nachwelt zu dokumentieren.<br />

Dabei gibt er sich nicht mit den populären<br />

Stars des Landes ab, sondern sucht nach<br />

jenen Künstlern, welche die ursprüngliche<br />

Spielweise beibehalten haben. „Meine Kriterien<br />

sind streng“, sagt er. „Und ich mag<br />

reinen Kommerz nicht.“ Um diesem nicht zu<br />

verfallen, informiert er sich gründlichst<br />

über die Kultur.<br />

Zwei CDs pro Jahr produziert<br />

Oft besucht er die Leute gleich selbst, reist<br />

in die Mongolei, nach Sibirien, Ukraine,<br />

Rumänien, Georgien, das letzte Jahr zum<br />

ersten Mal nach Afrika. Findet er Musik, die<br />

seinen Kriterien entspricht, lädt er die<br />

Musiker in die Schweiz ein und produziert<br />

zusammen mit einem Kollegen in dessen<br />

Studio eine CD. Mindestens 300 Stück<br />

müsse er verkaufen, dann seien die Kosten<br />

die Anreise und Aufenthalt der Gruppe<br />

gedeckt, sagt er.<br />

Durchschnittlich zwei CDs produziert er pro<br />

Jahr, allfällige Überschüsse werden aufgeteilt.<br />

Das Layout stellt er selbst her, der Verkauf<br />

unter seinem Label Face Music läuft<br />

über Internet. Sein musikalischer Kampf<br />

gegen die Globalisierung funktioniert - seit<br />

20 Jahren. „Konkurrenz, die Ähnliches<br />

macht, gibt es nicht“, sagt Albi und lächelt<br />

hinter seinem weissen Bart.<br />

Albi Wethli im Gespräch mit<br />

der sonos-Redaktion<br />

Am Freitag, 28. Dezember 2007, empfängt<br />

Albi Wethli in seinem laut Archiv vor 1670<br />

erbauten Elternhaus, an der Dorfstrasse 29<br />

in Thalwil ZH, Roger Ruggli von der sonos-<br />

Redaktion zum vereinbarten Interview-<br />

Termin.<br />

Schon nach wenigen Augenblicken des<br />

gegenseitigen Kennenlernens und ohne<br />

grosse Umschweife beginnt Albi Wethli aus<br />

seinem zweifellos interessanten und spannenden<br />

Leben bereitwillig zu erzählen. Einzigartige<br />

Begegnungen zu Musikern aus<br />

der ganzen Welt eröffnen einen spannenden<br />

Rückblick auf die aussergewöhnliche<br />

Lebensgeschichte von Albi Wethli.<br />

Sie haben heute eine Resthörigkeit von<br />

20% sind demzufolge hochgradig schwerhörig.<br />

Sind Sie seit Geburt hörbehindert<br />

bzw. wie kam es zu Ihrer Hörbehinderung?<br />

„Ich bin am 28. September 1947 in Thalwil<br />

auf die Welt gekommen. Ich bin seit meiner<br />

Geburt hochgradig schwerhörig (hochgradige<br />

sensorineurale Schwerhörigkeit beidseits<br />

- Innenohrschwerhörigkeit laut<br />

Befund der Uniklinik für Ohren-, Nasen-,<br />

Hals und Gesichts-Chirurgie). Dies ist aber<br />

erst nach dem Spracherwerb durch meine<br />

Eltern, als ich ca. 3 - 4 Jahre alt war, festgestellt<br />

worden. Meine Mutter bemerkte<br />

meine Schwerhörigkeit, als sie mir zurief,<br />

ob ich etwas Schokolade wolle, und ich<br />

überhaupt nicht reagierte. Jetzt war offensichtlich,<br />

dass ich unter einer angeborenen<br />

Hörbeeinträchtigung litt, die bis zum heutigen<br />

Tag in Bezug auf den Schweregrad<br />

gleich geblieben ist. Als Hörhilfe trage ich<br />

seit 1965 beidseitig ein Hörgerät. Ich kann<br />

gut mit Menschen kommunizieren, wenn<br />

ich direkten Gesichtskontakt habe und so<br />

auch von den Lippen ablesen kann. Wichtig<br />

für mich ist aber, dass es keinen Umgebungslärm<br />

und störende Geräusche hat.<br />

Wird es zu laut, ist für mich unmöglich mit


anderen Menschen zu reden und für mich<br />

sind solche Situationen extrem belastend.“<br />

In welchen Schulen wurden Sie unterrichtet<br />

und was war Ihre Erfahrung als hörbehindertes<br />

Kind in einer Sonderschule bzw. in<br />

einer Regelschule?<br />

„Ich besuchte ganz normal die Regelschule.<br />

Rückblickend war die Schule sehr<br />

schwierig für mich. Die Lehrerschaft - wie<br />

auch die Schülerinnen und Schüler - gingen<br />

eigentlich überhaupt nicht auf meine Hörbehinderung<br />

ein. Sie wurde einfach nicht<br />

wahrgenommen. Damit ich den Schulstoff<br />

überhaupt verarbeiten konnte, musste ich<br />

jeweils nach der Schule zusammen mit<br />

meiner Mutter über all die Jahre hinweg<br />

den gesamten Schulstoff nochmals repetieren<br />

und aufarbeiten.“<br />

Finden Sie es aussichtsreich, dass man<br />

heute generell viel mehr auf integrative<br />

Schulung von behinderten Kindern setzt?<br />

Wo müsste man aus Ihrer Sicht aufpassen?<br />

„Die integrative Beschulung hat meiner<br />

Meinung nach nur dann Aussicht auf Erfolg,<br />

wenn die behinderten Schülerinnen und<br />

Schüler im Schulsystem, wie bei einer<br />

intakten Grossfamilie, eingebettet sind.<br />

Damit dies aber erreicht werden kann,<br />

braucht es sehr viel Toleranz und Verständnis<br />

für Schülerinnen und Schüler mit<br />

einer Beeinträchtigung und deren speziellen<br />

Bedürfnissen und Anliegen.“<br />

Was haben Sie nach der Schulausbildung<br />

gemacht? Wie kam es dazu, dass Sie heute<br />

eine IV-Rente haben?<br />

„Nach der obligatorischen Schulzeit hatte<br />

ich die Möglichkeit die Lehre als kaufmännischer<br />

Angestellter zu absolvieren. Anschliessend<br />

bildete ich mich laufend in den<br />

beiden Bereichen EDV und Buchhaltung<br />

aus. Ich arbeitete in verschiedenen Bereichen,<br />

so zum Beispiel auch in der Versicherungs-<br />

und Textilbranche. Anschliessend<br />

habe ich 15 Jahre lang bei der Stadt Zürich<br />

gearbeitet. Aufgrund eines Mobbings<br />

gegen mich und den damit verbundenen<br />

gesundheitlichen Problemen in Kombination<br />

mit meiner Hörbehinderung kam es zu<br />

einer Frühpensionierung.“<br />

Sie engagieren sich für die Genossenschaft<br />

Fontana Passugg. Was für Funktionen<br />

nehmen Sie genau wahr?<br />

„Heute bin ich nicht mehr Mitglied der<br />

Genossenschaft Passugg und engagiere<br />

mich auch nicht mehr direkt dafür.“<br />

Rolf Zimmermann ist Präsident von Fontana<br />

Passugg. Er arbeitet ja sonst in der<br />

Gehörlosenfachberatungsstelle in Zürich<br />

und kümmert sich dort um arbeitslose<br />

gehörlose bzw. arbeitslose schwerhörige<br />

Menschen. Kennen Sie Rolf Zimmermann<br />

bzw. wenn ja in welchem Zusammenhang<br />

haben Sie mit ihm zu tun?<br />

„Ich habe Rolf Zimmermann bei<br />

gemeinsam besuchten Zentralkursen<br />

kennen gelernt. Früher haben wir uns aufgrund<br />

unserer verschiedenen beruflichen<br />

Hintergründe in verschiedenen Projekten<br />

sehr gut ergänzt und uns gegenseitig<br />

unterstützt. Heute habe wir vor allem auf<br />

privater Ebene Kontakt zu einander.“<br />

Wissen Sie, dass die Arbeitslosenrate unter<br />

hochgradig schwerhörigen Menschen bzw.<br />

Gehörlosen rund dreimal höher ist als unter<br />

sog. Guthörenden? An was könnte das Ihrer<br />

Meinung nach liegen bzw. wie könnte diese<br />

ungute Gegebenheit aus Ihrer Sicht eliminiert<br />

werden?<br />

„Ich stelle fest, dass es immer mehr an dem<br />

notwendigen Verständnis für Menschen mit<br />

einer Beeinträchtigung in der Arbeitswelt<br />

mangelt. Und leider nimmt diese Tendenz<br />

immer mehr zu. Das Motto lautet: Jeder<br />

gegen Jeden und da sind wir Behinderten<br />

einfach im Hintertreffen und natürlich im<br />

Nachteil. Aufgrund meiner Erfahrungen war<br />

das in meinem Berufsleben schon damals<br />

der Fall. Firmen waren nicht bereit, Zugeständnisse<br />

zu machen. Warum wir ein<br />

Risiko sein sollten weiss ich nicht. Jedenfalls<br />

hat sich immer der Gesichtsausdruck<br />

meines Gegenübers verändert, als ich<br />

betreffend meiner Hörbehinderung<br />

gewisse Wünsche anmeldete.“<br />

Nun zum eigentlichen Thema, warum ich<br />

heute hier bin: Sie vertonen Volksmusik<br />

anderer Kulturen beispielsweise aus der<br />

Mongolei. Wie kamen Sie zu diesem Engagement<br />

und seit wann tun Sie dies?<br />

„Ich habe schon als Jungendlicher immer<br />

Musik am Radio gehört, oder besser gesagt<br />

wahrgenommen. Die Musik, obwohl ich<br />

selber kein Musikinstrument spiele, löst in<br />

mir Emotionen aus und förderte mein Interesse<br />

vor allem an fremden Kulturen.“<br />

Mit welchen Kulturen haben Sie sich schon<br />

befasst und Tonaufnahmen gemacht?<br />

„In meiner Arbeit ist es mir sehr wichtig,<br />

dass die Hintergründe der jeweiligen Volksmusik<br />

bestmöglich dokumentiert werden.<br />

Zu jeder CD, die ich produziere, erstelle ich<br />

ein umfangreiches „Booklet“ in welchem<br />

ich ausführlich den geschichtlichen und<br />

traditionellen Hintergrund der Musik aufgearbeitet<br />

habe. Ich habe in all den Jahren<br />

Tonaufnahmen mit Musikern rund um die<br />

Welt gemacht und dies wiederspiegelt sich<br />

eindrücklich in meinem Gesamtwerk mit<br />

über 50 produzierten CDs. Grosse Bedeutung<br />

kommt bei jeder CD dem Layout des<br />

von mir kreierten und gestalteten Covers<br />

und dem „Booklet“, welches jeder CD als<br />

Inhalt beigelegt wird, zu.“<br />

Haben Sie diese Länder selbst bereits bzw.<br />

nach welchen Kriterien wählen Sie diese<br />

Volksstämme aus?<br />

„Selbstverständlich habe ich alle diese<br />

vielen Länder selber bereist. Es ist für mich<br />

aber undenkbar, dass ich wie ein normaler<br />

Tourist in ein Reisebüro gehe, um eine<br />

Reise zu buchen. Bevor ich aber zu einer<br />

Reise aufbreche, brauche ich einen persönlichen<br />

Bezug und Kontakte zu den fremden<br />

Kulturen und den Menschen. Es dauert oftmals<br />

sehr lange, bis diese Beziehungen<br />

aufgebaut sind. Klar ist, dass ich nicht in<br />

einem Hotel übernachte, sondern ich<br />

wohne bei meinen Reisen immer bei<br />

meinen neu gewonnenen Freunden.


Zusätzlich habe ich auch eine persönliche<br />

Fotogalerie aufgebaut und mit passenden<br />

Berichten und Hintergrundinformationen<br />

zu deren Kulturen und Ritualen ergänzt.“<br />

(siehe unter Projekte auf der Homepage<br />

www.face-music.ch)<br />

Ist es nicht ungemein schwierig, als<br />

Schwerhöriger Tonaufnahmen zu erstellen?<br />

„Die tontechnischen Arbeiten bei der Produktion<br />

einer CD werden von Bekannten<br />

und Freunden von mir gemacht. Mit meiner<br />

Hörbeeinträchtigung könnte ich dies<br />

unmöglich selber machen. Manchmal<br />

kommt es auch vor, dass mir die Musiker<br />

ihre CD mit den Rohaufnahmen auch direkt<br />

zur Verfügung stellen. Stimmt die Qualität,<br />

können wir diese CD weiterverwenden.“<br />

Wie bewältigen Sie die Schwierigkeiten,<br />

die sich für Sie als hochgradig Schwerhöriger<br />

bei diesen Tätigkeiten ergeben?<br />

Stolz steht Albi Wethli vor seinem an die Zimmerwand<br />

gemalten Fenster mit einem phantastischen Blick in die<br />

unendlichen Weiten der Mongolei. Das Bild wurde von<br />

Nurmaa Tuvendorj, die an der Kunstakademie in St.<br />

Petersburg studierte, im Herbst 2005 gemalt.<br />

„Ich habe mir angewöhnt, alles schriftlich<br />

festzuhalten. Und dank dem Internet und<br />

der Möglichkeit elektronische Nachrichten<br />

weltweit zu versenden, funktioniert der<br />

wichtige kommunikative Austausch problemlos.“<br />

Erzielen Sie einen guten Umsatz mit dem<br />

Vertrieb dieser Volksmusik-CDs und wie<br />

viele CDs haben Sie schon aufgenommen?<br />

„Vom reinen Verkauf der CDs kann ich nicht<br />

leben. Die Musik ist für mich Hobby und<br />

Lebensinhalt zugleich. Hingegen kann ich<br />

mit dem Erlös aus dem CD-Verkauf die<br />

anfallenden Unkosten decken. Ich denke,<br />

dass ich bis heute laut meiner Statistik<br />

schon über 61’000 CDs produziert und<br />

davon effektiv 45’000 Stück verkauft habe.<br />

Etwa 10’000 Stück wurden als Gratisexem-<br />

plare an Künstler sowie für die Promotion<br />

an Presse und Rundfunk abgegeben. Der<br />

Verkauf wird von den Musikern selbst<br />

gemacht oder direkt übers Internet vertrieben.“<br />

Sie befassen sich bei diesem Engagement<br />

mit ethnischen Minderheiten und wollen<br />

mit den CDs wohl darauf aufmerksam<br />

machen, dass diese Menschen eine eigene<br />

Kultur, ein eigenes Gedankengut etc.<br />

haben und man achtsam und respektvoll<br />

damit umgehen soll. In der Zeitung von<br />

Fontana Passugg wurde darauf hingewiesen,<br />

dass Sie sich mit diesen ethnischen<br />

Minderheiten befassen, weil diese<br />

Gruppierungen wie die Hörbehinderten<br />

Randgruppen darstellen. Was war dafür<br />

ausschlaggebend, dass Sie anfingen, sich<br />

intensiv mit dem Thema «Randgruppen» zu<br />

befassen?<br />

„Ich möchte die musikalische Lebendigkeit<br />

der verschiedenen Kulturen erhalten. Mit<br />

meinem künstlerischen Schaffen trage ich<br />

einen kleinen Beitrag zum Erhalt der Volksmusik<br />

und somit des kulturellen Erbes bei.<br />

Ich habe mich schon immer für Musik interessiert.<br />

Jetzt kann ich auch meine Leidenschaft<br />

mit den vielen Reisen in andere<br />

Länder optimal verbinden. Von unschätzbarem<br />

Wert sind für mich zudem die<br />

dadurch gewonnenen persönlichen Beziehungen<br />

und daraus entstandenen Freundschaften<br />

zu Menschen rund um die Welt.“<br />

Man geht davon aus, dass es in der<br />

Schweiz rund 600’000 behinderte Menschen<br />

gibt. Es gibt rund 10’000 vollständig<br />

gehörlose Menschen in der Schweiz und ca.<br />

160’000 HörgeräteträgerInnen bzw. hochgradig<br />

schwerhörige Menschen. In der<br />

Schweiz gibt es seit 2004 das Behindertengleichstellungsgesetz.<br />

Es zielt darauf ab,<br />

wie der Name schon sagt, dass behinderte<br />

Menschen nicht mehr diskriminiert werden<br />

sollen. Wo bestehen heute aus Ihrer Sicht<br />

noch massgebliche Diskriminierungen<br />

generell bei behinderten Menschen? Wo<br />

besteht aus Ihrer Sicht der dringendste<br />

Handlungsbedarf? Wo bestehen aus Ihrer<br />

Sicht die einschneidensten Diskriminierungen<br />

bei hörbehinderten Menschen<br />

heute? Was sollte aus Ihrer Sicht hingegen<br />

unternommen werden?<br />

„Ich bin davon überzeugt, dass wir Behinderten<br />

bzw. deren Verbände und/oder<br />

Dachorganisationen viel mehr mobilisiert<br />

werden müssen, um für unsere Anliegen<br />

bei der Wirtschaft und bei der Politik zu<br />

lobbyieren. Wir müssen erreichen, dass<br />

unsere Anliegen und Forderungen bespro-<br />

chen und einer breiten Öffentlichkeit<br />

zugänglich gemacht werden. Heute herrscht<br />

aber leider ein Klima der Angst und<br />

deshalb wird fälschlicherweise vieles nicht<br />

zur Sprache gebracht. Als <strong>Hörbehinderter</strong><br />

finde ich es sehr ärgerlich, dass in der<br />

Schweiz das hörbehindertengerechte<br />

Bauen praktische keinen Stellenwert hat.<br />

Dabei gibt es im Ausland so viele gute Beispiele,<br />

wie man es eben richtig machen<br />

könnte.“<br />

Was bildet eine geglückte Eingliederung<br />

bzw. <strong>Integration</strong> eines behinderten Menschen<br />

generell bzw. im Besonderen eines<br />

hörgeschädigten Menschen? Kennen Sie<br />

konkrete Beispiele für die gelungene <strong>Integration</strong><br />

behinderter bzw. hörbehinderter<br />

Menschen in der Schweiz bzw. im Ausland?<br />

„Hörbehinderte Menschen müssen mehr<br />

Freiräume gegenüber gut Hörenden im<br />

beruflichen Umfeld zugestanden werden.<br />

Im Ausland ist die Toleranz von gut<br />

hörenden Menschen gegenüber den Hörbehinderten<br />

viel ausgeprägter als hier in der<br />

Schweiz. Eine gute und nachhaltige <strong>Integration</strong><br />

ist dann möglich, wenn der kommunikative<br />

Austausch tatsächlich stattfinden<br />

kann.“<br />

Bereits über 1000 Menschen in der Schweiz<br />

haben ein Cochlea Implant? Was ist Ihre<br />

Meinung in Bezug auf die heutigen medizinisch-technischen<br />

Möglichkeiten bzw.<br />

würden Sie sich selbst, wenn Ihre<br />

Resthörigkeit noch massgeblich sinken<br />

würde, sich für ein Cochlea Implant entscheiden?<br />

„Aufgrund meiner Hörbehinderung kommt<br />

für mich ein Cochlea Implant nicht in Frage.<br />

Ich hoffe natürlich, dass ich meine 20%-ige<br />

Resthörfähigkeit nie verlieren werde.“<br />

Was wünschen Sie sich für das Jahr 2008<br />

für sich und für sonos, den schweizerischen<br />

Dachverband für Hörgeschädigten- und<br />

Gehörlosenorganisationen?<br />

„Ich wünsche mir viel mehr Toleranz und<br />

Respekt zu den Menschen anderer Kulturen,<br />

Minderheiten und Behinderten etc.<br />

Und von sonos erhoffe ich mir, dass sich<br />

der Verband als Partner der Hörbehinderten<br />

bei den vielfältigen Problembewältigungen<br />

mit Behörden und Ämtern engagiert<br />

und sich als eigentlicher Motor für die<br />

Verbreitung der Behindertenanliegen ins<br />

Zeug legt.“<br />

Roger Ruggli bedankt sich bei Albi Wethli für die<br />

gewährte Gastfreundschaft und den nicht alltäglichen<br />

Einblick in ein wirklich einmaliges kulturelles<br />

Musikschaffen.


Jahresversammlung 2007<br />

des <strong>Dima</strong> - Sprachvereins<br />

Am Mittwoch, 17. Dezember 2007, findet<br />

im Clubraum des Gehörlosenzentrums<br />

Zürich-Oerlikon die Jahresversammlung<br />

2007 von <strong>Dima</strong> - Verein für Sprache und<br />

<strong>Integration</strong> - statt.<br />

Der Präsident von <strong>Dima</strong>, Walter Rothen,<br />

eröffnet pünktlich die Versammlung und<br />

begrüsst die anwesenden MitgliedervertreterInnen<br />

und Fachpersonen ganz herzlich.<br />

Er bedankt sich bei allen Anwesenden<br />

dafür, dass sie mitten in der hektischen<br />

Vorweihnachtszeit ins Gehörlosenzentrum<br />

gekommen sind. Er verspricht, die nächste<br />

Jahresversammlung werde nicht mehr für<br />

Dezember geplant.<br />

Vor Beginn der statutarischen Geschäfte<br />

blendet Walter Rothen ins Jahr 2003 zurück<br />

und gibt einen kurzen Überblick über die<br />

bisherigen Aktivitäten von <strong>Dima</strong>.<br />

„In der Schreibberatung im Gehörlosenzentrum<br />

waren auffällig viele gehörlose und<br />

hörbehinderte Besucher und Besucherinnen<br />

in Kursen für deutsche Sprache,<br />

Gebärdensprache, Herkunftssprache von<br />

Alltagskunde gemeldet. Die Kapazitäten<br />

der verfügbaren Kursleiterinnen und<br />

Sprachlehrerinnen sowie der Logopädinnen<br />

waren aber ausgeschöpft. Die einzige<br />

Möglichkeit, alle Interessierten zu<br />

unterrichten war, die Kurse für grössere<br />

Gruppen anzubieten und uns vom Prinzip<br />

der kleinen Lerngruppen mit 2 - 3 Teilnehmenden<br />

und dem Einzelunterricht zu verabschieden.“<br />

Der Philosophie von <strong>Dima</strong> treu<br />

bleiben<br />

Walter Rothen meint weiter: „Das hat Sinn<br />

gemacht - denn die Philosophie hinter allen<br />

Lernangeboten für Gehörlose und Hörbehinderte<br />

mit einer fremden Muttersprache<br />

war - und ist noch heute - dass wir nicht mit<br />

den gleichen Massstäben messen dürfen,<br />

wie bei hörenden Zuwanderern. In erster<br />

Linie gilt es das Lernen in der Gehörlosenkultur,<br />

also Gebärdensprache zu lernen und<br />

die Kommunikation in Gebärdensprache zu<br />

fördern. Dazu kommt, dass bereits seit<br />

1997 verschiedene Kurse in einem Co-Teaching<br />

mit einer Gebärdensprachlehrerin<br />

(gehörlos) und einer Fachlehrerin (hörend)<br />

erteilt wurden. Diese Lehrform war also<br />

schon über mehrere Jahre erprobt.“<br />

Sprache und Kommunikation<br />

Walter Rothen informiert: „Im Herbst 2003<br />

tauchte zaghaft erstmals der Name „DIMA -<br />

<strong>GLZ</strong>“, als Bezeichnung für unsere Lernangebote<br />

für Sprache und Kommunikation,<br />

auf.“<br />

D im a - Deutsch im Alltag<br />

<strong>GLZ</strong> - Gehörlose lernen zweisprachig<br />

„Der Grundstein für den Sprachverein<br />

wurde am 10. Oktober 2004, im Clubraum<br />

des Gehörlosenzentrums gelegt. Im<br />

Sommer 2005 wurden die von Félix Leutwyler<br />

verfassten Statuten genehmigt. Seit<br />

der Sprachverein seine Arbeit aufgenommen<br />

hat, haben mehr als 30 mehrheitlich<br />

fremdsprachige Gehörlose und Hörbehinderte<br />

mit 16 verschiedenen Herkunftssprachen<br />

an den Kursen teilgenommen.“<br />

Administration und Finanzen<br />

Walter Rothen erklärt abschliessend: „Bis<br />

im November 2006 wurden praktisch alle<br />

anfallenden administrativen Arbeiten des<br />

Sprachvereins mehrheitlich von Félix Leutwyler<br />

erledigt. Seit Januar 2007 teilen sich<br />

Christa Notter, zuständig für die Stundenplanung,<br />

Kontakte mit den Lernenden und<br />

Lehrergespräche, sowie Denise Eggel,<br />

zuständig für den finanziellen Bereich, die<br />

Sekretariatsaufgaben. Mit dieser perso-<br />

nellen Verstärkung und der damit verbundenen<br />

Aufgabenteilung kann <strong>Dima</strong> die<br />

zukünftigen Anforderungen professionell<br />

und kundenorientiert bewältigen.“<br />

Denise Eggel nimmt sodann Bezug auf die<br />

wichtigsten Kennzahlen von <strong>Dima</strong>:<br />

„Im Jahr 2006 haben insgesamt 12 Schülerinnen<br />

und Schüler aus acht verschiedenen<br />

Herkunftsländern bei <strong>Dima</strong> Kurse besucht.<br />

Insgesamt haben vier Lehrpersonen 800<br />

Lektionen erteilt. Sieben Kurse mussten<br />

parallel ge<strong>führt</strong> werden. Vom 1. Januar bis<br />

30. November 2007 haben insgesamt 19<br />

Schülerinnen und Schüler aus 13 verschiedenen<br />

Herkunftsländern Sprach- und <strong>Integration</strong>skurse<br />

besucht. Insgesamt haben<br />

fünf Lehrpersonen 850 Lektionen in<br />

Sprache und <strong>Integration</strong> erteilt. 8 - 10 Kurse<br />

mussten in dieser Zeit parallel ge<strong>führt</strong><br />

werden.“<br />

Denise Eggel legt dar: „Die <strong>Integration</strong>skurse<br />

sind für die Kursteilnehmenden aus<br />

den vielen Herkunftsländern und den kulturellen<br />

Unterschieden von grosser Wichtigkeit.<br />

Nebst einem Kochkurs bieten wir auch<br />

einen Kurs über Staatskunde und Politik<br />

an. So kann vor allem auch ein besseres<br />

Verständnis über unser schweizerisches<br />

System vermittelt werden.“<br />

Die <strong>Dima</strong>-Kurse werden durch Beiträge vom<br />

Bund, des Kantons Zürich, von privaten<br />

Stiftungen und privaten Fonds sowie durch<br />

Kursbeiträge der Teilnehmenden finanziert.<br />

Im Jahr 2006 wurden im Budget etwas<br />

mehr als Fr. 60’000.— veranschlagt. Im Jahr<br />

2008 soll das Vereinsbudget die magische<br />

Grenze von Fr. 100’000.— erreichen.<br />

7


Félix Leutwyler begründet die bevorstehende<br />

Kostensteigerung wie folgt: „<strong>Dima</strong><br />

will für gute geleistete pädagogische und<br />

soziale Arbeit auch einen marktüblichen<br />

Lohn bezahlen. <strong>Dima</strong> bietet dafür hohe<br />

Qualifikationen in sozialer Arbeit in der<br />

Erwachsenenbildung für Menschen mit<br />

einem Migrationshintergrund.“<br />

Er weist darauf hin, dass die Ausbildung<br />

einer Fachkraft, bis sie an der Schnittstelle<br />

zwischen Kommunikation und sozialer<br />

Arbeit unterrichten könne, ganze 300’000<br />

Franken koste. Engagiert <strong>führt</strong> er aus: „Wir<br />

haben eine Vision und möchten gerne ein<br />

Fr. 300’000.— teures Projekt zur Frühförderung<br />

der Muttersprache lancieren. Wir<br />

wollen in diesem wichtigen Bereich einen<br />

grossen Schritt weiter kommen.“<br />

Deutsch im Alltag<br />

Christa Notter informiert: „Kommunikation<br />

ist etwas ganz Wichtiges. Die Kommunikation<br />

zu anderen Menschen ermöglicht, sich<br />

gegenseitig auszutauschen. Gerade bei<br />

den Ausländerinnen und Ausländern ist es<br />

für deren <strong>Integration</strong> von besonderer<br />

Bedeutung, dass sie sich im Gastland so<br />

rasch wie möglich verständigen können.<br />

Viele der AusländerInnen, die zu <strong>Dima</strong><br />

kommen, suchen vor diesem Hintergrund<br />

einfach auch den Kontakt.“<br />

„Eine grosse Herausforderung und Hürde<br />

ist es“, erklärt Christa Notter weiter „geeignetes<br />

Lehrmaterial zu bekommen. Mit dem<br />

üblichen Ausbildungsmaterial stossen wir<br />

oftmals an die Grenzen. In Österreich<br />

haben wir gutes und brauchbares Lehrmaterial,<br />

welches für gehörlose Kinder<br />

gedacht ist, entdeckt. Für unsere Kursteilnehmenden<br />

müssen wir aufgrund ihrer<br />

ganz unterschiedlichsten Gegebenheiten<br />

fast massgeschneiderte Lösungen finden<br />

und anbieten können. Die grosse Vielfalt<br />

der sprachlichen und kulturellen Herkunft,<br />

welche bei <strong>Dima</strong> zusammenfliesst, aber<br />

auch die für uns sehr fremden Schriftzeichen,<br />

erfordern sehr viel Know-how aber<br />

auch Geduld und Verständnis, damit die<br />

hier lebenden Menschen effektiv darin<br />

gefördert werden, selbständig leben zu<br />

können.“<br />

Das Ziel von <strong>Dima</strong><br />

Christa Notter macht geltend: „Unser Ziel<br />

ist es, Kommunikation zu ermöglichen.<br />

Damit dies geschehen kann, müssen<br />

unsere Kursteilnehmenden zuerst die<br />

Gebärdensprache erlernen. Dies braucht in<br />

der Regel sehr viel Zeit. Danach müssen die<br />

Kursteilnehmenden lesen und schreiben<br />

lernen. Nur so ist es möglich sich effektiv<br />

auch auszutauschen. Ergänzend führen wir<br />

Artikulationsangebote mit logopädischer<br />

Unterstützung, damit das Verständnis für<br />

das Erlernen der Lautsprachlichkeit sichergestellt<br />

werden kann.“<br />

Abschliessend betont Christa Notter: „Die<br />

<strong>Dima</strong>-Kurse werden in Kleingruppen von 1 -<br />

3 Personen durchge<strong>führt</strong>. Gruppen mit 4<br />

Schülerinnen und Schülern sind schon<br />

etwas viel. In einer Einzelförderung fehlt<br />

In der anschliessenden Frage- und Diskussionsrunde wird manch interessante Antwort<br />

erteilt. Hier die Flashlights:<br />

Dauer der Kurse<br />

Es gibt keine zeitlichen Begrenzungen bei den Kursen. Die Kursteilnehmenden kommen<br />

solange bis die Sicherheit da ist und die notwendige Selbständigkeit erreicht werden<br />

konnte. Alle sechs Monate findet ein Standortgespräch statt. Die Dauer der Beschulung<br />

hängt von vielen Faktoren, wie zum Beispiel der Schulbildung, der Schreibfähigkeit oder<br />

der Gebärdensprachkompetenz und anderem mehr ab.<br />

Gibt es eine Warteliste?<br />

Im Jahr 2006 haben 12 Kursteilnehmende eine Ausbildung begonnen bzw. einen Kurs<br />

belegt. Einige dieser Kursteilnehmenden besuchten oder besuchen auch im Jahr 2007 weiterhin<br />

Sprach- und <strong>Integration</strong>skurse. 16 bis 18 Personen warten auf einen Ausbildungsplatz.<br />

Beitragspflicht<br />

Die Kursteilnehmenden müssen Kursbeiträge bezahlen. Die Teilnahme soll aber auf<br />

keinen Fall an den Kurskosten scheitern. Denn die Kurse sind existentiell und sollen unabhängig<br />

von den finanziellen Möglichkeiten allen Interessierten zugänglich sein.<br />

Schriftberatung<br />

Die Schriftberatung besteht weiterhin, wird aber heute hauptsächlich über E-Mail (elektronischer<br />

Austausch) angefordert. Es besteht eine klare Trennung zwischen der Schriftberatung<br />

und den <strong>Dima</strong>-Angeboten.<br />

Finanzierung über das RAV<br />

Die anfallenden Kurskosten von Teilnehmenden, welche durch das RAV vermittelt wurden,<br />

werden durch das RAV fallweise und tarifgemäss übernommen. Da zurzeit die Wirtschaft<br />

wieder boomt und dadurch mehr Arbeitsplätze durch die Wirtschaft zur Verfügung gestellt<br />

werden, wäre es einen Versuch wert, das RAV wieder vermehrt in die Pflicht zu nehmen.<br />

Professionalität<br />

Drei anerkannte Lehrpersonen und eine Logopädin sind für die Qualität und Professionalität<br />

der angebotenen Sprach- und <strong>Integration</strong>skurse verantwortlich.


der Aspekt des sich Austauschenkönnens.<br />

Diese ist deshalb nicht zweckdienlich. Die<br />

Kursteilnehmenden kommen sehr gerne zu<br />

<strong>Dima</strong>. Ideal ist auch, dass die Kurse zeitlich<br />

ganz unterschiedlich und individuell angepasst<br />

tagsüber oder auch abends durchge<strong>führt</strong><br />

werden.“<br />

Schlusspunkt<br />

Félix Leutwyler meint abschliessend:<br />

„Damit Kommunikation und <strong>Integration</strong><br />

überhaupt möglich wird, müssen unsere<br />

Kursteilnehmenden als zwingende Verständigungsvoraussetzung<br />

über eine minimale<br />

Gebärdensprachbasis verfügen. Zudem bin<br />

ich davon überzeugt, dass das<br />

Lesenkönnen ein ganz klares Menschen-<br />

Bildungsangebote 2008<br />

Computerwoche für Anfänger<br />

Wochenkurs 19. bis 23. Mai 2008<br />

Kursleitung noch offen. Ringleitung vorhanden.<br />

Dieser Kurs ist in Zusammenarbeit mit der Berufsschule für H<br />

örgeschädigte organisiert.<br />

Naturfotografie und Nahaufnahmen<br />

Wochenendkurs 31. Mai/1. Juni 2008<br />

recht ist und somit allen Menschen ermöglicht<br />

werden sollte.“<br />

Walter Rothen bedankt sich zum Schluss<br />

der Jahresversammlung bei Félix Leutwyler<br />

und seinem Team für die geleistete Arbeit<br />

und die spürbare Motivation und das Engagement<br />

für die gesamtgesellschaftlich<br />

wichtige Aufgabe in Bezug auf die <strong>Integration</strong><br />

und Gleichstellung benachteiligter<br />

Menschen. Nach dem offiziellen Teil der<br />

Leitung: Phil Dänzer, Fotograf & Filmgestalter<br />

Jede bessere digitale Kompaktkamera ermöglicht es heute, tolle<br />

Nahaufnahmen zu machen. Der Kurs vermittelt das dazu nötige<br />

Wissen.<br />

Gebärdensprachdolmetscherin und Ringleitung<br />

Jahresversammlung lädt Walter Rothen alle<br />

Versammlungsteilnehmenden zu einem<br />

kleinen Imbiss mit Umtrunk in der Cafeteria<br />

des Gehörlosenzentrums ein. In einer<br />

gemütlichen Atmosphäre wird ausgiebig<br />

miteinander diskutiert. Gerade hier wird<br />

unmittelbar und deutlich spürbar, wie<br />

wichtig Kommunikation und Austausch in<br />

einer Gemeinschaft von Menschen sind.<br />

[rr]<br />

Trommelwochenende<br />

Wochenendkurs 13. bis 15. Juni 2008<br />

Leitung: Marco Bontognali<br />

Ferienwoche in Passugg<br />

Wochenkurs 30. Juni bis 5. Juli 2008<br />

Leitung: Agnes Isenschmid¨<br />

Weitere Auskunft:<br />

Fontana Passugg, Bildung und Kultur für Gehörlose,<br />

Schwerhörige, Ertaubte, CI-Träger und Hörende<br />

7062 Passugg-Araschgen<br />

Tel. 081 250 50 55,<br />

bildung@fontana-passugg.ch<br />

www.fontana-passugg.ch<br />

9


Befindensqualität hörbehinderter<br />

Kinder in Schule und Freizeit<br />

Mireille Audeoud und Emanuela Wertli<br />

An der Hochschule für Heilpädagogik<br />

(HfH) in Zürich wurde ein neues Forschungsprojekt<br />

gestartet. Es soll untersuchen,<br />

wie es 11-13-jährigen hörbehinderten<br />

Kindern, die in der Regelschule<br />

integriert sind, geht und wie sie sich in<br />

ihrem Alltag zurechtfinden.<br />

Seit der Gründung der Sonderschulen im<br />

19. Jahrhundert besuchten Kinder mit einer<br />

Hörbehinderung in der Deutschschweiz in<br />

der Regel eine der Sonderschulen für<br />

Gehörlose, bzw. Schwerhörige. Differenzierte<br />

Diagnoseverfahren, bessere Hörgeräte,<br />

CIs, Frühförderung auf der einen<br />

Seite und die Öffnung der Regelschulen für<br />

Kinder mit besonderen Bedürfnissen auf<br />

der anderen Seite trugen dazu bei, dass<br />

sich die Schulungsformen für hörbehinderte<br />

Kinder gewandelt haben. 1960<br />

wurden die ersten schwerhörigen Kinder<br />

einzeln in Regelklassen integriert. Heute<br />

gilt diese Praxis für die Mehrheit der Kinder<br />

und Jugendlichen mit einer Hörbehinderung<br />

und auf Grund der Gesetzgebung zur<br />

<strong>Integration</strong> wird sich diese Tendenz noch<br />

verstärken. Deshalb ist es wichtig, die<br />

Lebenssituation dieser Kinder genauer zu<br />

beleuchten und zu erkennen, wie ihr Alltag<br />

aussieht, welche Anforderungen an sie<br />

gestellt werden, wie sie das erleben, wie<br />

sie damit umgehen und wie ihre Situation<br />

allenfalls verbessert werden kann.<br />

In den letzten Jahren wurden einige Forschungsarbeiten<br />

zur <strong>Integration</strong> hörbehinderter<br />

Kinder vor allem in der Schule durchge<strong>führt</strong>.<br />

Sie brachten folgende Erkenntnisse:<br />

Der Unterricht in Regelklassen hat gesamthaft<br />

gesehen einen positiven Einfluss auf<br />

die Lern- und Leistungsentwicklung hörbehinderter<br />

Kinder.<br />

Diese Erfolge sind oft mit enormem zusätzlichen<br />

Aufwand verbunden, bedeuten z.B.<br />

Vor- und Nachbereiten des Unterrichtsstoffes<br />

in der Freizeit<br />

Die betroffenen Kinder haben die Tendenz,<br />

ihre Schwierigkeiten zu verbergen und<br />

eventuell geeignete Hilfsmittel auszuschlagen.<br />

Gelingt die Kommunikation in der Schule<br />

wie in der Freizeit nur eingeschränkt, ist die<br />

volle Teilhabe am Geschehen und so die<br />

soziale <strong>Integration</strong> gefährdet.<br />

(vgl. Biagosch 2004; Bless 2007; Hüther<br />

1997; Leonhardt 2005; Silvestre, Ramspott<br />

& Pareto 2007; Vaeth-Bödecker 1999).<br />

Forschungsergebnisse zur Qualität der<br />

<strong>Integration</strong> ausserhalb der Schulzeit gibt<br />

es kaum. Ebenso lässt sich die Wirkung<br />

integrativer Massnahmen auf das Selbstwertgefühl<br />

und das Wohlbefinden nur sehr<br />

unsicher beurteilen.<br />

Doch gerade das Wohlbefinden in allen<br />

Lebensbereichen sowohl in der Schule, wie<br />

in der Freizeit ist ausschlaggebend für Leistungen<br />

des Kindes. Es hat zudem Einfluss<br />

auf seine spätere Lebenszufriedenheit und<br />

seine Gesundheit.<br />

Es ist also zu fragen, wie hörgeschädigte<br />

Kinder ihren Alltag erleben und wie ihre<br />

Befindensqualität (Wohlbefinden und<br />

Stressempfinden) dabei ist:<br />

Um diese Fragen zu beantworten, werden<br />

ca.60 integriert beschulte 11-13 jährige hörbehinderte<br />

Kinder eine Woche lang zu<br />

ihrem momentanen Erleben befragt. Von<br />

einem Pager, den sie bei sich tragen,<br />

bekommen sie fünf Mal täglich zu unregelmässigen<br />

Zeitpunkten in der Schulzeit,<br />

oder zu Hause oder in ihrer Freizeit ein<br />

Signal. Sie füllen dann sofort einen kleinen<br />

Fragebogen aus, den sie immer bei sich<br />

haben. Die gleichen Signale bekommt ein<br />

Mitschüler oder eine Mitschülerin aus der<br />

gleichen Klasse zu denselben Zeitpunkten.<br />

Auch diese Kinder füllen einen Fragebogen<br />

aus. So können die Ergebnisse mir dieser<br />

Kontrollgruppe verglichen werden. Zusätzlich<br />

werden die Kinder zu ihrer Lebenszufriedenheit<br />

und zu ihren Stressbewältigungsstrategien<br />

befragt. Damit möchte<br />

man herausfinden, welche Wirkung diese<br />

beiden Faktoren auf ihr Wohlbefinden<br />

haben.<br />

Die Erhebung findet zwischen Januar und<br />

Juni 2008 statt. Anschliessend werden die<br />

anonymisierten Daten ausgewertet und in<br />

einem Bericht veröffentlicht. Für den 13.<br />

März 2009 ist zudem eine Tagung an der<br />

HfH geplant, wo die Erkenntnisse der<br />

Studie dargestellt und mit Fachleuten aus<br />

der Praxis erörtert und vertieft diskutiert<br />

werden sollen.<br />

Weitere Details findet man auf der Website<br />

www.hfh.ch unter „Forschung“ „Projekt A.8<br />

Befindensqualität hörbehinderter Kinder in<br />

Schule und Freizeit (2007-2009)“.<br />

Informationen können auch jederzeit eingeholt<br />

werden über Prof. Emanuela Wertli<br />

emanuela.wertli@hfh.ch.<br />

Bless, G. (2007). Zur Wirksamkeit der <strong>Integration</strong><br />

- Forschungsrückblick, praktische<br />

Umsetzung einer integrativen Schulform,<br />

Untersuchungen zum Lernfortschritt. 3.<br />

Auflage, Bern: Haupt<br />

Biagosch, K. (2004). Schulische <strong>Integration</strong><br />

Hörgeschädigter. Zur Wahrnehmung der<br />

<strong>Integration</strong>ssituation durch Lehrer, hörende<br />

Mitschüler und hörgeschädigte<br />

Schüler, Zwischenbericht (unveröffentlicht)<br />

Hüther, A. (1997). Schulversuch Präventive<br />

<strong>Integration</strong>. Modellversuch Gemeinsamer<br />

Unterricht von Kindern mit und ohne Beeinträchtigung<br />

in der Grundschule am Pfalzinstitut<br />

für Hörsprachbehinderte in Frankenthal/Pfalz.<br />

Abschlussbericht, Pfalz:<br />

Pfalzinstitut für Hörsprachbehinderte,<br />

Frankenthal<br />

Leonhardt, A. (2005). „Schulische <strong>Integration</strong><br />

hörgeschädigter Schüler. Die Sicht der<br />

Lehrer des mobilen sonderpädagogischen<br />

Dienstes und der Lehrer der allgemeinen<br />

Schule“, in: Vierteljahresschrift für Heilpädagogik<br />

und ihre Nachbargebiete (VHN),<br />

Jg. 74, S. 28-36<br />

Silvestre, N., Ramspott, A. & Pareta, I.<br />

(2007). „Conversational Skills in a Semistructured<br />

Interview and Self-Concept in<br />

Deaf Students”, in: Journal of Deaf Studies<br />

and Deaf Education, Oxford University<br />

Press, 12:1, S. 38-54<br />

Vaeth-Bödecker, U. (1999). „Ergebnisse<br />

einer Untersuchung zur Situation ambulant<br />

betreuter Hörgeschädigter in Regelschulen“,<br />

in: Hörgeschädigtenpädagogik 4,<br />

S. 194-203<br />

Foto von http://www.phonak.ch/ccch/professional-2/productsp_ch/fm.htm


Koordinationskonferenz Bildung Deutschschweiz<br />

vom 17. Januar 2008 in Lenzburg<br />

Am 17. Januar 2008 <strong>führt</strong> der SGB-FSS zum<br />

zweiten Mal einen Austauschtag durch, zu<br />

dem Exponenten von Leistungsanbietern<br />

im Gehörlosenwesen eingeladen werden.<br />

Rund 16 Teilnehmende finden sich morgens<br />

um 9.30 Uhr in Lenzburg ein, wo die Konferenz<br />

heuer zu Gast sein darf bei der Hör-<br />

Sehbehindertenberatung des SZB.<br />

Andreas Janner heisst alle ganz herzlich<br />

willkommen. Folgende drei Ziele möchte er<br />

an der heutigen Tagung erreichen:<br />

• Erarbeitung einer gemeinsamen Definition,<br />

was koordiniert werden soll<br />

• Entscheid darüber, welche Projekte<br />

weiter verfolgt werden<br />

• Informationsaustausch<br />

Was heisst Koordination?<br />

Bald einmal wird klar, dass man nicht alles,<br />

sondern lediglich das Minimum koordinieren<br />

kann. Auch steht die Frage im Raum,<br />

ob zu viele Angebote existieren. Hier gilt es<br />

zu relativieren. Es gibt Regionen, in denen<br />

eindeutig keine Koordination nötig ist - wie<br />

beispielsweise in der Innerschweiz. Denn<br />

hier gibt es keine Konkurrenz. Anders sieht<br />

es indes im Raum Zürich aus.<br />

Angesprochen wird zudem das Thema, ob<br />

die Konferenz noch auf weitere Anbieter<br />

von Weiterbildung ausgedehnt werden soll.<br />

Andreas Janner spricht sich dagegen aus.<br />

„Wenn die Konferenz noch grösser wird,<br />

wird die Erzielung eines gemeinsamen<br />

Nenners noch schwieriger.“<br />

Anhand eines Brainstormings werden die<br />

brennendsten Themen dann aufgeschrieben<br />

und gewichtet. Es überrascht<br />

eigentlich niemanden, dass die Förderung<br />

der Zusammenarbeit und die Netzwerkarbeit<br />

von den meisten priorisiert werden.<br />

Wann ist eine Führung ein<br />

Kurs und was bedeutet Halbtageskurs?<br />

Anschliessend berichtet Andreas Janner<br />

über die Bildungskonferenz von Agile vom<br />

8. Juni 2007. An dieser Tagung ging es um<br />

Qualitätssicherung. Wichtig ist es zu<br />

wissen, dass das Bundesamt für Sozialversicherung<br />

(BSV) nichts an eine Führung<br />

bezahlt, wenn diese Veranstaltung ohne<br />

fachlichen Führer oder GebärdendolmetscherIn<br />

stattfindet. Nur wenn eine fachkundige<br />

Person eine Führung macht, werden<br />

die Voraussetzungen punkto methodischdidaktischer<br />

Vorgehen erfüllt und nur dann<br />

wird eine solche Veranstaltung als Kurs<br />

qualifiziert. Eine solche Führung muss<br />

zudem öffentlich ausgeschrieben sein.<br />

Klarheit besteht nun auch darüber, was<br />

unter einem Halbtageskurs zu verstehen<br />

ist. Dabei handelt es sich um eine Veranstaltung<br />

von weniger als vier Stunden.<br />

Alles, was 4 Stunden und mehr dauert, gilt<br />

als Tageskurs - unabhängig davon, ob die<br />

Veranstaltung am Abend oder am Nachmittag<br />

stattfindet.<br />

„eduQua“ Zertifikat - das<br />

Schweizer Label<br />

Viele Ausbildungen haben bereits das<br />

„eduQua“ Zertifikat erhalten. Es handelt<br />

sich dabei um ein Gütesiegel, womit eine<br />

gute Weiterbildungsinstitution ausgezeichnet<br />

wird. Rund 800 Schulen, Institute,<br />

Akademien in der Schweiz haben dieses<br />

Label mittlerweile. Die Anforderungen<br />

diese Zertifizierung zu erhalten, sind hoch.<br />

Die Zertifizierung wird jeweils für die Dauer<br />

von 3 Jahren erteilt.<br />

Das „eduQua“ Zertifikat ist das erste<br />

Schweizer Label, das auf Anbieter von Weiterbildung<br />

zugeschnitten ist. Das Label gibt<br />

zertifizierten Institutionen Marktvorteile<br />

und verbessert das Image gegenüber<br />

Kundinnen und Kunden. Die Zertifizierung<br />

wirkt sich positiv auf das Qualitätsmanagement<br />

aus und ist gegenüber Behörden von<br />

Vorteil im Zusammenhang mit der Subventionierung<br />

bzw. der Ausrichtung von öffentlichen<br />

Geldern.<br />

Auch einige Weiterbildungsangebote von<br />

Fragile und vom SZB haben das Label<br />

erhalten. Die von Tina Aeschbach vom SZB<br />

organisierten Animationskurse sind indes<br />

nicht „eduQua“-zertifiziert. In diesen<br />

Kursen geht es ja mehrheitlich um geselliges<br />

Zusammensein und Austausch.<br />

Weitere Informationen zum „eduQua“ Zertifikat<br />

sind unter www.eduqua.ch abrufbar.<br />

Nach diesen interessanten Ausführungen<br />

wird darüber diskutiert, ob sich der SGB-<br />

FSS um das „eduQua“ Label bemühen soll.<br />

Die Frage wird im Moment offen gelassen.<br />

Rundgang durch die Räumlichkeiten<br />

der Hör- und Sehbehindertenberatung<br />

Vor dem freundlicherweise vom SGB-FSS<br />

offerierten Mittagessen findet unter der<br />

kompetenten Führung von Tina Aeschbach<br />

ein kurzer Rundgang durch die Geschäftsräume<br />

der Hör-Sehbehindertenberatung in<br />

Lenzburg statt.<br />

11


Mit taktilen Armbanduhren können auch<br />

taubblinde Menschen die Zeit ertasten.<br />

Personen, die blind sind, behelfen sich<br />

diesbezüglich über eine sprechende Uhr.<br />

Kommt dann indes noch eine Hörschädigung<br />

bzw. Gehörlosigkeit hinzu, nützt dies<br />

nichts mehr.<br />

Bild: Taktile Armbanduhr (Alle Informationen<br />

zu taktilen und auch sprechenden<br />

Armbanduhren und weiteren Hilfsmitteln<br />

für Hör- und Sehbehinderte sind unter<br />

www.szb.ch abrufbar)<br />

Weiterbildung soll fortan Aufgabe<br />

der Selbsthilfe bilden<br />

Nach dem feinen Mittagessen und den<br />

angeregten Gesprächen unter den 12<br />

gehörlosen und 4 hörenden TeilnehmerInnen<br />

diskutiert die Bildungskonferenz am<br />

Nachmittag Fragen zwischen Fach- und<br />

Selbsthilfe. Die Definitionen Fach- und<br />

Selbsthilfe sind vom BSV vorgegeben.<br />

Selbsthilfe<br />

• Im obersten Gremium sitzt eine Mehrheit<br />

Betroffener<br />

• Betroffene entscheiden über die Strategie<br />

Fachhilfe<br />

• Im obersten Gremium sitzt eine Mehrheit<br />

Nicht-Betroffener<br />

• Oft sitzen einige Betroffene im obersten<br />

Gremium (in der Minderheit)<br />

• Die Mehrheit Nicht-Betroffener entscheidet<br />

über ihre Strategie<br />

Über diesen Einstieg legt Andreas Janner<br />

dar, dass der SGB-FSS als Selbsthilfeorganisation<br />

Interesse daran habe, die Erwachsenenbildung<br />

sicherzustellen. Es gehe<br />

nicht darum, dass der SGB-FSS etwas „an<br />

sich reissen“ wolle. Es gehe der Selbsthilfe<br />

darum, die Qualität sicherzustellen. Die<br />

Zeit sei nun reif, die Verantwortung für die<br />

Weiterbildung an die Selbsthilfe zu übertragen.<br />

In der Ostschweiz und im Mittelland<br />

werde die Erwachsenenbildung bereits<br />

heute eigentlich über die Selbsthilfe<br />

getragen. In der Zentralschweiz und gegen<br />

die Westschweiz hin erfolge aber auch<br />

heute noch die Erwachsenenbildung mehrheitlich<br />

über die Fachhilfe.<br />

Recht viel zu diskutieren gibt das Projekt<br />

„Bildung für alle“. Notorisch ist, dass<br />

eigentlich immer etwa die gleichen Personen<br />

Weiterbildung betreiben und bei<br />

sehr vielen Gehörlosen und Hörgeschädigten<br />

ein mangelndes Bildungsbewusstsein<br />

vorliegt. Manche Hörgeschädigten<br />

wollen offenbar auch einfach kein Geld in<br />

die eigene Weiterbildung investieren. Hier<br />

müsste wohl einiges an Sensibilisierung<br />

und Aufklärung geleistet werden, lautet der<br />

Grundtenor.<br />

Augenfällig ist auch die recht hohe Quote<br />

von Kursen, die im vergangenen Jahr abgesagt<br />

werden mussten. Bei „sichtbar Gehörlose“<br />

macht dies ein Drittel aus, in Luzern<br />

und Bern ein Viertel. Möglicherweise hängt<br />

dies mit der bereits stattgefundenen Regionalisierung<br />

zusammen. Früher gab es in der<br />

Region nichts und deshalb ging man nach<br />

Zürich. Heute ist dies anders. „In Basel<br />

sieht es mit den Kursangeboten gut aus“,<br />

macht Sabine Faden von der Beratungsstelle<br />

Basel geltend. Gisela Riegert von der<br />

Bildungsstätte Fontana Passugg <strong>führt</strong> aus,<br />

dass die dort angebotenen Kurse zu einem<br />

Viertel von gehörlosen, zur Hälfte von<br />

schwerhörigen und zu einem Viertel von<br />

hörenden Teilnehmenden besucht würden.<br />

Infotransfer und wichtige<br />

Daten<br />

Kurz vor Abschluss der ausgesprochen<br />

wertvollen und aufschlussreichen Tagung<br />

findet noch ein Informationstransfer statt.<br />

• Die von gehörlosen Eltern ins Leben<br />

gerufene Eltern Hotline wird eher wenig<br />

genutzt.<br />

• Am 14. Juni 2008 findet der 13. Gehörlosenfrauentag<br />

in Schaffhausen statt.<br />

• Es ist geplant, eine Maturität in Gebärdensprache<br />

für Erwachsene zu ermöglichen.<br />

Die Maturität soll als integrierte<br />

Schulung an einer Institution für Erwachsene<br />

erworben werden können. Im<br />

Gespräch sind die kantonale Maturitätsschule<br />

für Erwachsene (KME) in Zürich<br />

und ein Institut in Aarau. Aussichtsreicher<br />

scheint derzeit Aarau zu sein, weil<br />

dort Lehrmittel bestehen, die abgegeben<br />

werden, was bei der KME in Zürich<br />

anders ist.<br />

• Am 13. November 2008 findet die Bildungskonferenz<br />

von Agile zum Thema E-<br />

Learning statt.<br />

• Die nächste Koordinationskonferenz von<br />

Anbietern im Gehörlosen- und Hörgeschädigtenwesen<br />

wird auf den 11. September<br />

2008 anberaumt.<br />

Andreas Janner fasst zusammen, dass der<br />

heutige Anlass deutlich gemacht habe, wie<br />

wichtig es sei, sich darauf zu konzentrieren<br />

die Zusammenarbeit zu fördern. Eine<br />

gemeinsame Definition in Bezug auf die<br />

Koordination sei indes nicht zustande<br />

gekommen.<br />

Allen Teilnehmenden hat die Veranstaltung<br />

gleichwohl gut gefallen. Anders ist es wohl<br />

kaum erklärbar, dass das nächste Treffen<br />

bereits im September 2008 stattfinden<br />

wird und sich alle dafür ausgesprochen<br />

haben, sich fortan zweimal jährlich für derartige<br />

Aussprachen treffen zu wollen.<br />

Andreas Janner vom SGB-FSS sei für die<br />

professioinelle Moderation des gelungenen<br />

Anlasses ganz herzlich gedankt.<br />

[lk]


Behindertengerechte Zugänglichkeit von<br />

Bankdienstleistungen bei der Credit Suisse<br />

Am 14. Januar 2008 findet im Hotel Savoy<br />

in Zürich eine Medienkonferenz zum<br />

Thema „Accessibility bei der Credit<br />

Suisse“ statt.<br />

Hanspeter Kurzmeyer, Leiter Privatkunden<br />

Schweiz, heisst die wohl rund 30 VertreterInnen<br />

von Behindertenverbänden und<br />

Medien willkommen.<br />

Er legt dar, dass die Credit Suisse als erster<br />

grosser Finanzdienstleister in der Schweiz<br />

begonnen habe, die Bank und ihre Dienstleistungen<br />

für Menschen mit Behinderungen<br />

umfassend zugänglich zu machen.<br />

Geschäftsstellen, Webseiten, Contact Centers,<br />

Prozesse und der Versand von Informationen<br />

wie Bankauszüge an Kunden<br />

wurden auf deren „Accessibiltiy“ für Menschen<br />

mit Seh- oder Mobilitätsbehinderungen,<br />

für Gehörlose oder Schwerhörige<br />

sowie für ältere Menschen hin überprüft<br />

und zahlreiche Anpassungen vorgenommen.<br />

So sind zum Beispiel bereits<br />

etliche Bancomaten tiefer gelegt. Direct<br />

Net, das Online Banking Angebot der Credit<br />

Suisse, wurde nach internationalen Web-<br />

Zugänglichkeits-Standards bzw. seit<br />

letztem April nach den Richtlinien der Zertifizierungsstelle<br />

„Zugang für alle“ gestaltet<br />

und ist für Sehbehinderte und Blinde leicht<br />

zugänglich. In den kommenden Monaten<br />

werden zudem rund 2400 Mitarbeitende<br />

speziell auf die Bedürfnisse von Menschen<br />

mit Behinderungen und der immer zahlreicher<br />

werdenden Anzahl von älteren Menschen<br />

sensibilisiert und geschult. Grosse<br />

Bedeutung misst die Bank dem behinderten-<br />

und betagtengerechten Bau und<br />

Ausgestalten von Liegenschaften bei. Die<br />

CS hat sich zum Ziel gesetzt, langfristig<br />

sämtliche Geschäftsstellen in der Schweiz<br />

behinderten- und betagtengerecht umzubauen.<br />

Danach nimmt Zahra Darvishi, Leiterin<br />

Center of Accessiblity, Bezug zu den einzelnen<br />

Dienstleistungen.<br />

Sprechende und tiefer angelegte,<br />

rollstuhlgängige Bancomaten<br />

Ab Juli 2008 werden an häufig frequentierten<br />

und dafür geeigneten Standorten<br />

sprechende Bancomaten in Betrieb<br />

genommen. Mit der Installation wurde<br />

bereits begonnen. Diese führen sehbehinderte<br />

und blinde BenutzerInnen in<br />

Deutsch, Italienisch, Französisch oder Englisch<br />

mit leicht nachvollziehbaren Hinweisen<br />

durch die am Bancomat möglichen<br />

Dienstleistungen. Die nötige Diskretion<br />

bleibt dadurch gewahrt, dass über Kopfhörer<br />

kommuniziert werden kann. Bis Ende<br />

Jahr sollen 200 sprechende Bancomaten<br />

mit speziellem Audioanschluss für Sehbehinderte<br />

installiert sein. Bis jetzt hat die CS<br />

zudem 18 tiefer eingebaute Bancomaten<br />

für Rollstuhlfahrer installiert, gut zehn weitere<br />

sollen bis Ende 2008 hinzukommen.<br />

Spezielle Prozesse für Hörgeschädigte<br />

Im Rahmen des Projekts Accessibility<br />

wurde in den Contact Centers der Credit<br />

Suisse in der Schweiz ein neuer Prozess<br />

einge<strong>führt</strong>. Seit März 2007 können dadurch<br />

gehörlose und gehörgeschädigte Kund-<br />

Innen den gleichen Service wie alle<br />

anderen Kunden erhalten. Als Vermittler<br />

agiert dabei Procom, die dazu von jedem<br />

betroffenen Kunden bevollmächtigt sein<br />

muss. Es existieren strenge Sicherheitskontrollen<br />

des Kunden und der Bank. Die<br />

Dienstleistung kann indes nur erbracht<br />

werden, wenn der Kunde eine Autorisierung<br />

beantragt, die bestätigt, dass Informationen<br />

telefonisch über Procom empfangen<br />

werden dürfen.<br />

Besondere Mitarbeiterschulung<br />

Seit letztem Jahr <strong>führt</strong> die CS mit MitarbeiterInnen,<br />

die besonders engen Kundenkontakt<br />

pflegen, ein sog. „Disability Awareness<br />

Training“ durch. Die Ausbildung<br />

Zahra Darvishi bei ihren interessanten Ausführungen<br />

zum Engagement der Credit Suisse<br />

bezüglich der Gleichstellung behinderter BankkundInnen.<br />

Sie erwähnt, dass auch ein sog. „Disability<br />

Interest Forum“ gegründet worden sei, d.h.<br />

ein Netzwerk bei der CS, dem heute 20 Mitarbeitende<br />

angehörten, mit dem Ziel das Bewusstsein<br />

für behindertenspezifische Probleme zu stärken.<br />

dauert rund 3 Stunden und basiert auf<br />

einem in England entwickelten Konzept.<br />

Denn im englischsprachigen Raum besteht<br />

eine viel längere Tradition als hierzulande<br />

in Bezug auf die Gleichstellung von Menschen<br />

mit einer Behinderung. Bis Ende<br />

2007 sind bereits 300 Mitarbeitende der CS<br />

entsprechend geschult worden. Das Thema<br />

interessiere alle Mitarbeitenden sehr, denn<br />

es bestehe eine emotionale Anknüpfung.<br />

Der Lehrgang sei so aufgebaut, dass alle<br />

Absolventen immer wieder die Rolle eines<br />

Menschen mit einer Behinderung übernehmen<br />

müssten. Damit würden die MitarbeiterInnen<br />

eigene Erfahrungen machen<br />

können, wie es sei, wenn man beispielsweise<br />

auf einen Rollstuhl angewiesen,<br />

gehörlos oder blind sei. Am Schluss der<br />

Ausbildung erhalten alle AbsolventInnnen<br />

ein Merkblatt. Darin enthalten ist eine<br />

Checkliste über die verschiedenen Behinderungsarten<br />

- auch auf Gehörlosigkeit und<br />

Hörschädigung wird Bezug genommen. In<br />

diesen Checklisten wird in 8 bis 10 Punkten<br />

einfach verständlich erwähnt, welche<br />

Aspekte es besonders zu beachten gilt. Ob<br />

später auch alle übrigen MitarbeiterInnen<br />

der CS - in der Schweiz allein sind es ja weit<br />

über 10’000 - diesen Lehrgang auch besuchen<br />

werden, ist derzeit noch offen.<br />

Abschliessend weist Zarah Darvishi darauf<br />

hin, dass die CS vor anderthalb Jahren<br />

begonnen habe, mit der behindertengerechten<br />

Zugänglichkeit ihrer Dienstlei-<br />

13


stungen. Heute gehöre dieser Faktor zum<br />

sog. „Brand“ der Schweizer Grossbank.<br />

Wichtige Gleichstellungsmassnahmen<br />

wie Accessibility<br />

- Erreichbarkeit<br />

Nach der aufschlussreichen Präsentation<br />

von Zarah Darvishi richtet Andreas Rieder,<br />

Leiter Eidg. Büro für die Gleichstellung von<br />

Menschen mit Behinderungen, das Wort an<br />

die Anwesenden. Er würdigt, dass die<br />

Credit Suisse eine Vorbildfunktion im<br />

Bereich Accessibility wahrnimmt und dankt<br />

der Bank für dieses Engagement.<br />

Andreas Rieder plädiert dafür, dass noch<br />

viele andere private Arbeitgeber Gleichstellungsmassnahmen<br />

im Sinne einer moralischen<br />

Verpflichtung treffen. Denn dies<br />

gebiete die Wahrung des Respektes, der<br />

jedem Menschen zukomme. Es gehe bei<br />

der Gleichstellung vor allem aber auch<br />

darum, Menschen mit Behinderungen als<br />

Partner, FreundInnen, Kunden, ExpertInnen,<br />

ArbeitnehmerInnen etc. zu<br />

gewinnen. Die Umsetzung der Gleichstellung<br />

bedeute, dass die ganze Gesellschaft<br />

das Potenzial aller Menschen nutzen könne<br />

Vor dem Procom-Stand treffen sich Hanspeter Kurzmeyer, CS, mit Barbara<br />

Wenk, Präsidentin pro audito schweiz, und Brigitte Deiss vom SGB-FSS.<br />

bzw. auch die Kompetenzen behinderter<br />

Menschen zur Verfügung gestellt würden.<br />

Andreas Rieder erwähnt in seinen Ausführungen<br />

schliesslich noch, dass die<br />

Bezeichnung „Behinderung“ an sich etwas<br />

sehr Leidiges sei und diesbezüglich eigentlich<br />

ein anderer Ausdruck gewählt werden<br />

sollte.<br />

Finanzielles Engagement der<br />

Credit Suisse<br />

In der nachfolgenden Fragerunde gibt<br />

Hanspeter Kurzmeyer bekannt, die CS habe<br />

für die Umsetzung des Accessibily-Projekts<br />

bis Ende 2008 4 Millionen Franken budgetiert.<br />

Die Umbaukosten von Filialen sind<br />

nicht eingerechnet. Leider ist es der CS aus<br />

Datenschutzgründen nicht möglich,<br />

Angaben darüber zu machen, wie viele<br />

Menschen mit Behinderungen zu ihren<br />

Kunden oder Mitarbeitenden zählen. Die<br />

CS kennt bezüglich Anstellung von MitarbeiterInnen<br />

keine Quotenregelung. Menschen<br />

mit Behinderungen hätten indes bei<br />

der Credit Suisse genau die gleichen<br />

Chancen und würden in jeder Hinsicht<br />

gleich behandelt, gibt Zarah Darvishi zu<br />

bedenken.<br />

Was bietet die CS den Behinderten?<br />

Zum Schluss der interessanten Veranstaltung<br />

findet im Festsaal des Hotels Savoy<br />

ein Parcours statt. An verschiedenen<br />

Ständen wird praktisch veranschaulicht,<br />

wie sich die behindertengerechten Bankdienstleistungen<br />

präsentieren. Unter<br />

anderem besteht auch die Möglichkeit,<br />

einen Age Explorer anzuziehen. Mit diesem<br />

„Kleidungsstück“ wird simuliert, wie es<br />

sich anfühlt, wenn man sich mit den<br />

Sinnes- und Mobilitätsbeeinträchtigungen<br />

einer etwa 80-jährigen Person konfrontiert<br />

sieht.<br />

Das Engagement der Credit Suisse, als<br />

erster Schweizer Bank, welche konsequent<br />

Barrieren für ihre behinderten KundInnen<br />

und MitarbeiterInnen abbaut, ist anerkennenswert.<br />

Leider liegt noch bei keinem<br />

anderen Schweizer Geldinstitut ein ähnlich<br />

umfassendes Konzept für den Umgang mit<br />

behinderten Menschen vor. Es wäre sehr zu<br />

begrüssen, wenn sich dieser Zustand bald<br />

ändern würde. Sonst bleiben Geh-, Sehund<br />

Hörbehinderte ausgegrenzt und dies<br />

stellt in Teilbereichen eine Entmündigung<br />

dar. Denn wer seinen Kontoauszug nicht<br />

mehr richtig lesen oder seinen Kundenberater<br />

nicht hören kann bzw. rein akustisch<br />

nicht versteht, verliert in diesem Lebensbereich<br />

die Handlungsfähigkeit. So etwas<br />

sollte heute im Zeitalter der Gleichstellung<br />

einfach nicht mehr sein. Gerade angesichts<br />

des Umstandes, dass die Credit Suisse den<br />

bisher erzielten Standard mit 4 Millionen<br />

Franken erreichen konnte, bildet doch ein<br />

ausgesprochen positives Vorzeichen, dass<br />

diesbezüglich bei manch anderer kapitalstarken<br />

Institution auf dem Finanzplatz<br />

Schweiz noch einiges Potential liegen<br />

dürfte.<br />

[lk]<br />

Peter Hemmi, Redaktor visuell plus, unterhält sich im Age<br />

Explorer mit Urs Linder, Procom-Geschäftsleiter.


Grandioser Start der<br />

live gebärdeten<br />

Tagesschau<br />

Die VertreterInnen<br />

Seit dem 1. Januar 2008 wird<br />

die Tagesschau täglich auf<br />

dem Kanal von SF-Info live<br />

gebärdet.<br />

Im Rahmen der Koordinationssitzung zwischen<br />

den Hör- und Sehbehindertenverbänden<br />

sowie Exponenten von Teletext<br />

und SRG am 17. Januar 2008 beim<br />

Schweizer Fernsehen in Zürich haben die<br />

anwesenden VerbandsvertreterInnen von<br />

SGB-FSS, pro audito, SVEHK und sonos<br />

sowie die VertreterInnen SF und SWISS<br />

TXT die einmalige Gelegenheit die von<br />

Michèle Berger gebärdete Tagesschau live<br />

mitzuerleben.<br />

Das neue SF Produkt - die<br />

gebärdete Tagesschau<br />

Alice Bonetti, Produzentin der gebärdeten<br />

Tagesschau von SF, informiert, dass das<br />

neue Produkt des Schweizer Fernsehens<br />

äusserst erfolgreich und wie geplant am 1.<br />

Januar 2008 ausgestrahlt werden konnte.<br />

Sie <strong>führt</strong> aus: „Ende Oktober 2007 trafen<br />

sich GebärdensprachdolmetscherInnen<br />

von Procom mit Vertretern des Schweizer<br />

Fernsehens zu einem Schnupperabend.<br />

Anschliessend konnte mit den ersten Vorbereitungsarbeiten<br />

für die Live-Gebärdung<br />

der Tagesschau begonnen werden. So<br />

musste zum Beispiel nach entsprechenden<br />

Beratungsgesprächen mit einer Modestilistin<br />

die fernsehgerechte Kleidung der DolmetscherInnen<br />

ausgesucht und gekauft<br />

werden. Eine grosse Herausforderung war<br />

auch die Gestaltung des für die Live-Sendung<br />

vorgesehenen Aufnahmeraumes mit<br />

all den notwendigen technischen Infrastrukturen.<br />

Alle Mühe hat sich gelohnt und<br />

das neue SF Produkt - die gebärdete Tagesschau<br />

- konnte planmässig ausgestrahlt<br />

werden. Ein seit langem heiss ersehnter<br />

Wunsch von allen gebärdensprachlich orientierten<br />

Menschen in der Schweiz ist Realität<br />

geworden.“<br />

Die gebärdete Tagesschau -<br />

eine wahre Herausforderung<br />

Die an der Koordinationssitzung anwesende<br />

Gebärdensprachdolmetscherin<br />

Michèle Berger informiert kurz vor ihrem<br />

von SGB-FSS, pro<br />

audito, SVEHK und<br />

sonos sowie von SF<br />

und SWISS TXT vor<br />

dem Eingang ins<br />

Fernsehstudio kurz<br />

vor der Live-Gebärdung<br />

der Tagesschau<br />

um 18.00 Uhr.<br />

Michèle Berger an<br />

ihrem neuen<br />

Arbeitsplatz ca. 5<br />

Minuten vor der<br />

Ausstrahlung der<br />

live gebärdeten<br />

Tagesschau.<br />

Michèle Berger<br />

erklärt Peter Hemmi<br />

ihren neuen Arbeitsplatz<br />

im Fernsehstudio.<br />

Im Vordergrund<br />

Benny Kiser,<br />

Abteilungsleiter Programmdienste<br />

vom<br />

Schweizer Fernsehen.<br />

Michèle Berger noch<br />

vor der roten Wand<br />

und mit kleinem<br />

Flachbettbildschirm<br />

in Aktion.


Live-Auftritt über die bisher gemachten<br />

Erfahrungen und über die ganz speziellen<br />

Herausforderungen des neuen Tagesschau-<br />

Jobs.<br />

Michèle Berger erklärt: „Zurzeit bilden<br />

sieben Gebärdensprachdolmetscherinnen<br />

und ein Gebärdensprachdolmetscher das<br />

eigentliche Procom-TV-Team. Die DolmetscherInnen<br />

werden für die jeweiligen<br />

Fernseh-Einsätze, welche in der Regel<br />

blockweise vorgesehen sind, von Procom<br />

aufgeboten.“<br />

Michèle Berger erzählt weiter, dass ihr<br />

eigentlicher Arbeitsbeginn im Fernsehstudio<br />

in Zürich-Oerlikon um 16.00 Uhr mit<br />

der Maske beginne. Effektiv fange aber ihr<br />

Arbeitstag zu Hause schon am Morgen<br />

nach dem Frühstück mit dem Sammeln und<br />

Beschaffen von Tagesaktualitäten aus der<br />

ganzen Welt an. Ein absolutes Muss in ihrer<br />

Vorbereitung sei die 13.00 Uhr Tagesschau<br />

des Schweizer Fernsehens. In dieser Ausgabe<br />

erhalte sie die ersten Anhaltspunkte,<br />

über welche Themen möglicherweise in der<br />

Tagesschau um 18.00 Uhr berichtet werden<br />

könnte. Anhand dieser Angaben nutze sie<br />

die bleibende Zeit bis zu ihrer Abfahrt ins<br />

Fernsehstudio, um die für die aktuellen<br />

Themen erforderlichen Gebärden, welche<br />

sie allenfalls noch nicht kenne, zu<br />

beschaffen und anschliessend zu trainieren.<br />

Im Fernsehstudio angekommen, suche sie<br />

die Maske auf, <strong>führt</strong> Michèle Berger aus,<br />

und ziehe sich für die Sendung um. Danach<br />

begebe sie sich in das eigens für die Live-<br />

Gebärdung umgebaute Aufnahmestudio.<br />

Langsam tröpfelten dann die ersten<br />

Beiträge für die 18.00 Uhr Nachrichten<br />

herein. Auf einem PC-Bildschirm könne sie<br />

die einzelnen Beiträge, die ausgestrahlt<br />

würden, anschauen. Ein ganz wichtiges<br />

Hilfsmittel sei für sie, dass im Studio ein<br />

Bildtelefonanschluss vorhanden sei. So<br />

habe sie die Möglichkeit bei Bedarf externe<br />

Hilfe bei Gebärdensprach-Fachleuten zu<br />

holen und sich so optimal auf den kommenden<br />

Auftritt coachen zu lassen. Die<br />

absolute Herausforderung für sie sei, dass<br />

es sich im Gegensatz zur Kassensturzsendung,<br />

bei der Tagesschau um eine Live-<br />

Sendung handle. Eine Szene könne deshalb,<br />

falls etwas nicht optimal geglückt sei,<br />

nicht einfach wiederholt werden.<br />

Michèle Berger meint: “Es ist super, dass<br />

es jetzt eine live-gebärdete Tagesschau-<br />

Ausgabe gibt. Die gute warmherzige Aufnahme<br />

im Fernsehstudio und im ganzen<br />

Team ist einfach einzigartig und extrem<br />

positiv.“<br />

Einige erste Feedbacks<br />

Beny Kiser, Abteilungsleiter Programmdienste<br />

des Schweizer Fernsehen hebt in<br />

erster Linie die sehr guten Leistungen aller<br />

GebärdensprachdolmetscherInnen hervor:<br />

„Alle Erwartungen sind bei weitem übertroffen<br />

worden. Einfach super!“<br />

Alain Huber, Geschäftsführer vom SGB-FSS,<br />

schliesst sich dem Kompliment an die<br />

Adresse der DolmetscherInnen an: „Es ist<br />

erstaunlich und absolut professionell, wie<br />

der sehr dichte Informations-Fluss<br />

simultan in die Gebärdensprache übersetzt<br />

wird.“<br />

Peter Hemmi, SGB-FSS, meint als Gehörloser<br />

und Gebärdensprachbenutzer, das<br />

Ganze sei eine riesige Herausforderung für<br />

die DolmetscherInnen.<br />

Michèle Berger freut sich über die sehr<br />

positiven Rückmeldungen. Sie gibt zu<br />

bedenken, sie wie auch ihre Kolleginnen<br />

und ihr Kollege seien auf die Feedbacks -<br />

vor allem von den gebärdensprachlich orientierten<br />

ZuschauerInnen - angewiesen.<br />

„Jeder Tipp und jeder Ratschlag ist herzlich<br />

willkommen“, fügt sie an.<br />

Alle Anwesenden der Koordinationssitzung<br />

sind sich einig: „Was die DolmetscherInnen<br />

leisten, stellt eine „Wahnsinnsleistung“<br />

dar.“<br />

Optimierungen für das Jahr<br />

2008<br />

Schon nach wenigen Sendungen werden<br />

die ersten Verbesserungen für die Optimierung<br />

der gebärdeten Tagesschau bereits<br />

umgesetzt. Beny Kiser erklärt: „Der fix<br />

installierte Flachbettbildschirm wird durch<br />

einen überdimensional grossen Plasma-<br />

Bildschirm ersetzt. Mit dieser technischen<br />

Verbesserung können die jeweils eingeblendeten<br />

Bildschirm-Informationen durch<br />

die Zuschauerinnen und Zuschauer besser<br />

gelesen werden. Ganz generell wird das<br />

Bildschirm-Bild wesentlich besser werden.<br />

Zudem wird der knallrote Hintergrund<br />

durch eine sanfteres „Tagesschau-Blau“<br />

ersetzt werden.“<br />

Ein grosses Anliegen der Gehörlosen- und<br />

Hörbehindertenverbände bildet, dass der<br />

SF-Info-Kanal in der ganzen Schweiz empfangen<br />

werden kann. Es gibt Kabelnetzanbieter,<br />

bei denen dieser Kanal in gewissen<br />

Regionen nicht aufgeschaltet ist oder aufgeschaltet<br />

werden kann. Sicher ist, dass<br />

der SF-Info-Kanal flächendeckend über<br />

Satellit empfangen werden kann. Mit der<br />

definitiven Umstellung auf die digitale<br />

Fernsehtechnologie in zwei Jahren werden<br />

noch viele Erneuerungen sowie Verbesserungen<br />

einge<strong>führt</strong> werden. Eine seriöse<br />

Beratung bei den Fernsehhändlern lohnt<br />

sich auf jeden Fall.<br />

Die Teilnehmenden der Koordinationssitzung<br />

sind sich alle einig: Der Start der Live-<br />

Gebärdung der Tagesschau ist hundertprozentig<br />

geglückt und ein voller Erfolg.<br />

[rr]<br />

Angeregte Diskussion der Koordinationssitzungsteilnehmenden<br />

vor dem Fester des<br />

Aufnahmestudios der live-gebärdeten<br />

Tagesschau.


Yves Masur, Vater eines gehörlosen<br />

Sohnes und Buchautor<br />

Seit dem Jahr 2001 veranstaltet der SVEHK<br />

jedes Jahr im Januar einen Informationsanlass.<br />

An der diesjährigen am 18. Januar<br />

2008 durchge<strong>führt</strong>en Plattform wird ein<br />

Rückblick auf das vergangene Vereinsjahr<br />

des Dachverbandes wie auch der Regionalgruppen<br />

gehalten. Und natürlich findet<br />

auch ein Ausblick auf das laufende Jahr<br />

statt. Heuer erhält zudem der langjährige<br />

Vertreter der Romandie im Vorstand des<br />

Dachverbandes, Yves Masur, Gelegenheit<br />

sein Buch „Entre le son et l’enfant sourd“<br />

vorzustellen.<br />

Das Buch wurde im vergangenen September<br />

gedruckt. Alle 300 Exemplare der<br />

ersten Auflage waren bereits vor Weihnachten<br />

2007 ausverkauft. So musste eine<br />

zweite Auflage, die wiederum 300 Exemplare<br />

umfasst, gedruckt werden.<br />

Der 52-jährige Yves Masur ist Vater dreier<br />

Kinder und hat einen mehrheitlich technisch-naturwissenschaftlichenBerufshintergrund.<br />

Sein 1980 geborener Sohn Robin<br />

ist gehörlos. Anhand der Biografie von<br />

Robin nimmt Yves Masur in seinem Werk<br />

Bezug auf verschiedene Fazetten der<br />

Gehörlosigkeit. Immer wieder kommen<br />

Erlebnisberichte vor. Die Hauptdarsteller in<br />

seinem Buch sind die Mitglieder der<br />

eigenen Familie, d.h. die Mutter von Robin<br />

und seine zwei Geschwister wie auch Yves<br />

Masur selbst in seiner Rolle als Vater.<br />

1995 hat Yves Masur angefangen sich ganz<br />

vertieft und streckenweise wohl quasi wissenschaftlich<br />

mit dem Thema Gehörlosigkeit<br />

auseinanderzusetzen. Damals hat er<br />

damit begonnen Aufzeichnungen zu<br />

machen und Fachliteratur zu lesen. So<br />

steht Yves Masur ein sehr grosser Fundus<br />

von Materialien und empirischer eigener<br />

Erfahrung zur Verfügung. Auf dieser Basis<br />

konnte er damit beginnen, themenbezogen<br />

Analysen, Klassifizierungen und Zusammenfassungen<br />

zu erstellen. Im Jahr 2000<br />

lag der erste Entwurf vor. Die Unterstützung<br />

eines Korrektors wurde erforderlich<br />

und 200 eng beschriebene A-4 Seiten mussten<br />

richtiggehend „durchgeackert“<br />

werden. Die Auswahl der im Buch enthaltenen<br />

zahlreichen Fotografien gestaltete<br />

sich ebenfalls nicht nur einfach. Fachleute<br />

gaben Empfehlungen ab zu Layout, Einband<br />

etc.<br />

Das Buch umfasst 27 Kapitel auf 374 Seiten<br />

mit Glossar und Geleitwort. Das Werk ist<br />

ganzheitlich konzipiert. Die Gehörlosigkeit<br />

aus der Optik der Eltern wird analysiert und<br />

reflektiert. Methodische Aspekte werden<br />

gestreift: Die Gebärdensprache, die es erst<br />

seit 1982 als wissenschaftliche Disziplin<br />

gibt, das Fingeralphabet, das Voicing, die<br />

langage parlé completé (LPC). Wichtig sind<br />

die „Testimonials“ bzw. die Berichte von<br />

Eltern, wie sie die Gehörlosigkeit ihres<br />

Kindes erlebt haben.<br />

Yves Masur hat einen Handlungsstrang aufgebaut.<br />

Die Lebensbahn von Robin wird<br />

dargestellt, seine Schulzeit, die Einführung<br />

von LPC, was ihm dann den Besuch des<br />

Gymnasiums und hernach das Studium<br />

ermöglicht hat.<br />

Eine Vielzahl technischer Erklärungen<br />

sowie eine Analyse zum Thema Gehörlosigkeit<br />

begleiten diese Struktur. Auch philosophische<br />

Grundsatzfragen werden aufgeworfen.<br />

Zudem wird das Thema Gehörlosigkeit<br />

im Wandel der Zeit behandelt. Yves<br />

Masur spricht auch das Phänomen der<br />

Übersetzung/Verdolmetschung an. In<br />

diesem Zusammenhang nimmt er Bezug<br />

auf den bekannten Physiker und schwerst<br />

kommunikationsbehinderten Stephen<br />

Hawkins, der über absolut geniale Fähigkeiten<br />

verfügt, die „schwarzen Löcher“ entdeckt<br />

und mit seinen Erkenntnissen die<br />

Kosmologie als wissenschaftliche Disziplin<br />

massgeblich verändert hat.<br />

Bei Stephen Hawkins wurde 1963<br />

Amyotrophe Lateralsklerose diagnostiziert.<br />

Er ist seit 1968 auf einen Rollstuhl ange-<br />

wiesen. 1985 hat er die Fähigkeit zu sprechen<br />

verloren und ist für die verbale Kommunikation<br />

auf die Benutzung eines<br />

Sprachcomputers angewiesen, den er mit<br />

seinem rechten Wangenmuskel steuert.<br />

Anhand dieses Beispiels macht Yves Masur<br />

deutlich, wie wichtig die Schriftlegung ist.<br />

Es geht Yves Masur darum, wie er am<br />

Abend des 18. Januar 2008 engagiert<br />

erklärt, Erfahrungen wiedergeben zu<br />

können, wie Eltern die Gehörlosigkeit ihrer<br />

Kinder erleben. Im Buch wird eindrücklich<br />

aufgezeigt, wie schwierig es ist, den richtigen<br />

Weg für das Kind selbst aber auch<br />

den richtigen Umgang mit der Gehörlosigkeit<br />

für die Eltern zu finden. Sein Buch soll<br />

Eltern gehörloser Kinder Mut machen. Mit<br />

seinen umfangreichen Ausführungen<br />

möchte Yves Masur zudem verdeutlichen,<br />

dass Berufsfachleute zum Teil etwas wenig<br />

Distanz haben zu den vorgelegten „Fällen“.<br />

Es können diagnostische Schwierigkeiten<br />

auftreten. Dies kann gerade dann besonders<br />

ins Gewicht fallen, wenn auch das<br />

zweite Kind unter Gehörlosigkeit leidet.<br />

Yves Masur schildert Begebenheiten mit<br />

einem gehörlosen Zwillingspaar, welches in<br />

seiner Familie als Pflegekinder gelebt hat.<br />

Die beiden Brüder hätten nur gebärdet und<br />

bereits als Kinder sehr viele zeichnerische<br />

Fähigkeiten entwickelt. Der eine Bruder<br />

arbeite heute als Graphiker, der andere im<br />

Dekorationsbereich.<br />

17


Auch einige Gedanken zur Psychologie hat<br />

Yves Masur in seinem Buch angestellt. So<br />

erwähnt er beispielsweise den multiplizierenden<br />

Übertreibungseffekt als Junktim zur<br />

Psychologie.<br />

Gegen den Schluss seiner Ausführungen<br />

nimmt er Bezug zur Gebärdensprache und<br />

legt dar, dass 3000 Worte in der Gebärdensprache<br />

als Grundvokabular gelernt<br />

werden müssten, um sich mühelos mit<br />

allen mit Gebärden unterhalten zu können.<br />

Dies sei sehr viel und mit einer rechten<br />

Knochenarbeit verbunden. Es gebe in der<br />

Gebärdensprache keine Schriftlichkeit.<br />

Alles in allem, meint er abschliessend,<br />

sollte es nicht in jedem Fall „durchgeboxt“<br />

werden, dass eine gehörlose Person die<br />

Gebärdensprache beherrsche.<br />

Am Ende seines Werkes finden sich noch<br />

zwei Interviews. Das eine wurde mit dem<br />

Physiker Yves de Ribeaupierre das andere<br />

mit dem Hörgerätefachmann Philippe<br />

Estoppey durchge<strong>führt</strong>.<br />

«In Kürze»<br />

Im öffentlichen Verkehr mangelt es an hörbehindertengerechten<br />

Lösungen<br />

Die schweizerische Fachstelle Behinderte<br />

und öffentlicher Verkehr hat im Dezember<br />

2007 in ihrer Fachpublikation BöV Nachrichten<br />

festgehalten, dass man von einheitlichen<br />

Standards für behindertengerechte<br />

Notruf- und Info-Einrichtungen immer noch<br />

weit entfernt ist. Die von der Fachstelle<br />

erhoffte Lösung im Rahmen des Projekts<br />

„FIS-Commun“ sei aus Geldmangel nicht<br />

zustande gekommen. Auch sei eine taugliche<br />

Lösung für hörbehinderte Nutzer nicht in<br />

Sicht. Hier bestehe grosser Handlungsbedarf.<br />

Rauchen kann zu Hörproblemen führen<br />

Teenager, die rauchen oder deren Mutter<br />

während der Schwangerschaft geraucht hat,<br />

haben in höheres Risiko, Hörprobleme zu<br />

entwickeln. Forscher der Yale Universität<br />

haben mit Hirnscans gezeigt, dass solche<br />

Teenager mehr weisse Hirnmasse besitzen.<br />

Diese wird mit Hörproblemen in Verbindung<br />

gebracht.<br />

Landenhof mit Schülerrekord und Maturitätsabschlüssen<br />

Der Jahresbericht des Landenhofs, Zentrum<br />

Schweizerische Schule Schwerhörige, blickt<br />

unter dem Motto „Das letzte Klassenbild“ auf<br />

ein ereignisreiches Jahr zurück. 156 Schüler,<br />

so viele wie noch nie, besuchten im Schuljahr<br />

Das ansprechende und<br />

interessante Buch ist auch<br />

Deutschschweizern zu<br />

empfehlen. Es ist verständlich<br />

geschrieben und kann<br />

bezogen werden unter folgender<br />

Adresse:<br />

ALPC<br />

Route du Village 130<br />

Oberried, 1724 Mouret<br />

E-Mail: secretariat@alpc.ch<br />

oder www.alpc.ch<br />

(Verkaufspreis Fr. 20.—<br />

zuzüglich Fr. 7.— Versandkosten)<br />

[lk]<br />

2006/07 auf dem Landenhof den Unterricht.<br />

53 kamen aus dem Aargau und die restlichen<br />

aus nicht weniger als 15 anderen Kantonen.<br />

Erstmals gehörten mit Rahel Lindegger,<br />

Sandra Hammerer und Laura Steiner drei<br />

durch den Landenhof-Stützpunkt betreute<br />

Maturandinnen zur 21-köpfigen Frauenklasse<br />

der neuen Kantonsschule Aarau mit dem Akzentfach<br />

Moderne Sprachen. Die drei jungen<br />

Frauen fühlten sich in der Klasse der Normalhörenden<br />

gut integriert. Die <strong>Integration</strong><br />

wurde bei den 21 Maturandinnen zur Selbstverständlichkeit<br />

und die Hörbehinderung zu<br />

einem Zuordnungsmerkmal unter vielen.<br />

Verselbständigung des Zentrums für Gehör<br />

und Sprache<br />

Der Zürcher Kantonsrat hat am 14. Januar<br />

2008 entschieden, dass das Zentrum für<br />

Gehör und Sprache in eine öffentlich-rechtliche<br />

Anstalt des Kantons mit eigener Rechtspersönlichkeit<br />

über<strong>führt</strong> werden soll. Ziel ist<br />

es, dem Zentrum eine eigenständigere Entwicklung<br />

zu ermöglichen. Das seit 1915 in<br />

Zürich Wollishofen angesiedelte Beratungszentrum<br />

mit Kindergarten und Schule ist aus<br />

der ehemaligen Blinden- und Taubstummenanstalt<br />

von 1827 hervorgegangen, welche<br />

ihrerseits auf der 1810 von der Zürcherischen<br />

Hülfsgesellschaft ins Leben gerufenen Blindenanstalt<br />

beruhte. 1941 wurde die Blindenabteilung<br />

aufgehoben; die Sehbehinderten<br />

haben seither ihre eigenen Organisationen<br />

und Schulen.<br />

Restaurant „Blindekuh“: Ehrung für Mitbegründer<br />

Stefan Zappa<br />

Die Schwab-Stiftung von WEF-Gründer Klaus<br />

Schwab hat Stefan Zappa vom Dunkelrestaurant<br />

Blindekuh am 10. Januar 2008 zum<br />

„Swiss Social Entrepreneur 2007“ ernannt.<br />

Zappas Stiftung Blind-Liecht hat die Jury mit<br />

ihrem innovativen Gastronomiekonzept überzeugt.<br />

Die Zürcher „Blindekuh“ wurde vor<br />

zehn Jahren mit einem weltweit einzigartigen,<br />

nachmalig auch an der Expo 02 realisierten<br />

Konzept eröffnet: Die Gäste speisen in einem<br />

komplett verdunkelten Raum, das Personal<br />

besteht grossteils aus Sehbehinderten. Das<br />

Konzept ist weltweit 18-mal kopiert worden.<br />

In seinen mittlerweile zwei Lokalen in Zürich<br />

und Basel beschäftigt das Unternehmen 63<br />

Mitarbeitende und ist der landesweit der<br />

grösste private Arbeitgeber für Sehbehinderte.<br />

Hohe Bettenzahl für psychisch Kranke in der<br />

Schweiz<br />

Die Schweiz weist gemäss einer Studie von<br />

Professor Werner Strik, Direktor der Universitäts-<br />

und Poliklinik für Psychiatrie in Bern,<br />

eine höhere Bettenzahl für psychisch Kranke<br />

aus als andere europäische Staaten. Nach<br />

den Schlussfolgerungen von Strik werden<br />

andernorts Patienten in andere Institutionen<br />

verschoben und zum Teil in Strafanstalten<br />

oder gar auf die Strasse verdrängt.


Ein Behindertenlobbyist<br />

krempelt die IV um<br />

Text: Beat Bühlmann, Bern, im Tages-Anzeiger<br />

vom 4. Januar 2008<br />

Nun läuft die 5. IV-Revision an. Alard du<br />

Bois-Reymond, einst Direktor der Pro<br />

Infirmis, muss den Kurswechsel durchsetzen.<br />

Der IV-Chef hat schon schwierigere<br />

Jobs bewältigt.<br />

In der Primarschule nannten sie ihn<br />

zuweilen „Holzbein“. Sein Vater, im<br />

Zweiten Weltkrieg als deutscher Soldat<br />

durch eine Explosion verstümmelt, trug<br />

eine Prothese; er war bei der Ardennenoffensive<br />

auf eine Mine gefahren, dabei<br />

wurden ihm die Beine weggerissen. „Das<br />

Leben mit meinem kriegsversehrten Vater<br />

hat meine Kindheit geprägt“ sagt der 46jährige<br />

Alard du Bois-Reymond. Die Hänseleien<br />

der Schulkollegen hat er in schmerzlicher<br />

Erinnerung.<br />

Nicht nur Dossiers sichten<br />

Nun leitet du Bois-Reymond als Vizedirektor<br />

das Geschäftsfeld Invalidenversicherung,<br />

wie sein Job beim Bundesamt für<br />

Sozialversicherung offiziell heisst, und<br />

muss die umstrittene 5. IV-Revision<br />

umsetzen. Eingliederung vor Rente, heisst<br />

jetzt die Devise (siehe Kasten). Das ist eine<br />

Herkulesarbeit. „Ich weiss nicht, ob es<br />

klappt“, sagt der IV-Chef in seiner nüchternen<br />

Art. „Aber ich bin überzeugt, dass<br />

wir den richtigen Weg einschlagen.“ Keine<br />

schlaflosen Nächte? Keine Sondereinsätze<br />

übers Wochenende? „Die IV-Revision wird<br />

nicht besser, wenn ich auch am Samstag<br />

und Sonntag arbeite.“<br />

Alard du Bois-Reymond ist kein Mann der<br />

lauten Töne oder der grossen Gesten. Bei<br />

seinen öffentlichen Auftritten, oft an der<br />

Seite von Sozialminister Pascal Couchepin<br />

wirkt er stets sachbezogen und unaufgeregt,<br />

fast ein wenig spröde. Für die marode<br />

IV, die oft für politische Aufregung sorgt, ist<br />

das kein Nachteil. Mit einem Jahresaufwand<br />

von elf Milliarden Franken ist sie ein<br />

eher schwerfälliger Koloss. Nur 70 der 2500<br />

IV-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an<br />

der Effingerstrasse in Bern tätig. Der Grossteil<br />

des Personals arbeitet auf den 26 kantonalen<br />

IV-Stellen, eine weitere kümmert<br />

sich um die IV-Rentner im Ausland. Mit Weisungen<br />

aus der Zentrale sei der Kulturwandel<br />

von der Rentenanstalt zur Einglie-<br />

derungsversicherung nicht zu schaffen,<br />

sagt Alard du Bois-Reymond. „Die informellen<br />

Strukturen haben grosses Gewicht,<br />

ich muss die Leute mit Argumenten überzeugen.“<br />

Inzwischen hat der IV-Chef die Kantonalstellen<br />

besucht und ihnen deutlich<br />

gemacht, dass ein Kurswechsel angesagt<br />

ist. „Wir müssen von der Dossierkultur<br />

wegkommen und uns konkret um die Eingliederung<br />

kümmern.“ Es dürfe nicht mehr<br />

vorkommen, dass Anträge einfach am<br />

Schreibtisch bearbeitet würden, ohne dass<br />

die IV-Sachbearbeiter die Gesuchsteller je<br />

zu Gesicht bekämen. Künftig seien sie auch<br />

als Coach oder Laufbahnberater tätig. „Nur<br />

wer einen Job hat, kann auf eigenen Füssen<br />

stehen“, sagt der IV-Chef.<br />

„Das Glück aufgebraucht“<br />

Eine Behinderung, so hat Alard du Bois-<br />

Reymond am Beispiel seines Vaters<br />

gelernt, ist nicht nur ein Handicap. Sie kann<br />

auch Kräfte freimachen. „Ohne die Verwundung<br />

aus dem Krieg, so sagte mein Vater,<br />

wäre nichts aus ihm geworden.“ Er hat sich<br />

trotz schwerer Behinderung beruflich<br />

durchgesetzt und eine Karriere als Werbefachmann<br />

gemacht. Diese Hartnäckigkeit<br />

hat auf den Sohn abgefärbt. Obschon er<br />

seinen distinguierten Umgangston pflegt,<br />

kann du Bois-Reymond seine Ziele beharrlich<br />

und konsequent verfolgen. Er wuchs in<br />

Winterthur auf, studierte Ökonomie, meldete<br />

sich dann beim IKRK, dem Internationalen<br />

Komitee vom Roten Kreuz, für einen<br />

Auslandseinsatz. „Ich hatte in einem Film<br />

einen Rotkreuz-Konvoi gesehen und war<br />

fasziniert.“<br />

Vorerst klappte das nicht. So ging er zu<br />

einer Grossbank, lernte Russisch und war<br />

in der Generaldirektion für die Geschäfte in<br />

Osteuropa zuständig. „Das war zu Zeiten<br />

Gorbatschows und sehr spannend.“ Als die<br />

Karriereplaner ihm jedoch - vor dem Sprung<br />

nach New York - den Fronteinsatz am<br />

Schalter vorschrieben, stieg er aus. „Ich<br />

war eigentlich nie ein Banker“, sagt er. So<br />

kam er doch noch zum IKRK. Er arbeitete<br />

vier Jahre in Afrika, dann zur Kriegszeit eineinhalb<br />

Jahre in Bosnien. Er musste Flüchtlingskonvois<br />

betreuen, Nahrung organisieren,<br />

Transportflugzeuge abfertigen.<br />

„Nur wer einen Job hat, kann auf eigenen Füssen<br />

stehen“, sagt IV-Chef Alard du Bois-Reymond<br />

Bild Severin Nowacki/Dukas<br />

„Das war stressiger als die 5. IV-Revision“,<br />

sagt du Bois-Reymond. Doch es gefiel ihm.<br />

„Ich konnte selber anpacken und den Menschen<br />

im Alltag helfen.“<br />

Die „Faszination des Krieges“, so sagt er<br />

selbstkritisch, wirke aber wie eine Droge.<br />

Und irgendeinmal, so ahnte er damals, sei<br />

„das Glück aufgebraucht“. So kehrte er,<br />

zusammen mit seiner afrikanischen Frau, in<br />

die Schweiz zurück und übernahm die Direktion<br />

der Pro Infirmis. Das farbenfrohe Kleid,<br />

ein so genanntes „Bubu“, das er aus der<br />

nigerianischen Wüste heimbrachte, hängt<br />

nun in seinem Chefbüro an der Wand.<br />

Ein Pionier der <strong>Integration</strong><br />

Alard du Bois-Reymond war 36-jährig, als er<br />

1997 die Pro Infirmis übernahm. Unter seiner<br />

Leitung wandelte sich die etwas behäbige<br />

Behindertenorganisation zu einem Unternehmen,<br />

das mit provokativen Kampagnen<br />

(„Wir lassen uns nicht behindern“) für Aufsehen<br />

sorgt. Pro Infirmis gewann ein politisches<br />

Profil und setzte sich an vorderster<br />

Front für die Volksinitiative „Gleiche Rechte<br />

für Behinderte“ ein. Auch dieses Engagement<br />

hat familiäre Wurzeln. „Als ich meinen<br />

Vater im Rollstuhl zum Flughafen begleitete,<br />

hat die Frau hinter dem Schalter nur mit mir,<br />

dem 17-jährigen Teenager, geredet und ihn<br />

einfach ignoriert.“ Für du Bois-Reymond eine<br />

unzulässige Diskriminierung.<br />

19<br />

Soziales<br />

und Politik


Den Rollenwechsel von der Pro Infirmis, dem<br />

grössten Lobbyverband der Behinderten, in<br />

die Chefetage der IV hat du Bois-Reymond<br />

ohne Schwierigkeiten gemeistert. Selbst<br />

einer der heftigsten IV-Kritiker, SVP-Nationalrat<br />

Toni Bortoluzzi, attestiert ihm Glaubwürdigkeit.<br />

„Du Bois-Reymond macht mir<br />

einen guten Eindruck, denn er will etwas verändern.“<br />

In der Behindertenszene hingegen<br />

gilt der IV-Chef nach seinem Kampf für die 5.<br />

IV-Revision für manche als „Verräter“. „Diese<br />

Vorwürfe haben mich verletzt, weil sie meine<br />

Integrität in Frage stellen“, sagt du Bois-Reymond.<br />

Er gehörte vor zehn Jahren zu den<br />

Gründern der Stiftung Profil. Sie will, in<br />

Kooperation mit den Arbeitgebern, die Inte-<br />

„Nur eine Minderheit der Klienten reagiert auf finanzielle<br />

Anreize“: Walter Schmid, Präsident der Schweizerischen<br />

Konferenz für Sozialhilfe.<br />

YOSHIKO KUSANO / KEYSTONE<br />

Interview: hof. - NZZ vom 27. Dezember 2007<br />

Skos-Präsident Walter Schmid<br />

blickt aus ein bewegtes Jahr<br />

in der Sozialhilfe zurück.<br />

Dieses Jahr ist die Sozialhilfe in den<br />

Brennpunkt der Aufmerksamkeit gelangt.<br />

Walter Schmid, Präsident der Schweizerischen<br />

Konferenz für Sozialhilfe, sagt im<br />

Gespräch mit der NZZ, welche Lehren er<br />

daraus zieht und wo er die Ziele einer<br />

zukünftigen Sozialpolitik sieht.<br />

Herr Schmid, dieses Jahr wurden einige<br />

spektakuläre Fälle von Missbrauch der<br />

Sozialhilfe bekannt. Das Echo in den<br />

Medien und der Politik war beachtlich.<br />

gration von Menschen mit Behinderungen<br />

am Arbeitsplatz verbessern. Das war<br />

zukunftsweisend. Nun kann er sein Pilotprojekt<br />

landesweit umsetzen.<br />

IV setzt jetzt auf <strong>Integration</strong><br />

Bern. - Seit dem 1. Januar 2008 ist die 5. IV-<br />

Revision in Kraft. Das hat für die Invalidenversicherung<br />

einen grundlegenden Kurswechsel<br />

zur Folge: Im Vordergrund stehen<br />

künftig Früherfassung, Frühintervention,<br />

um die <strong>Integration</strong> auf dem Arbeitsmarkt zu<br />

fördern. So werden etwa psychisch behinderte<br />

Personen mit besonderen Massnahmen<br />

auf die berufliche Eingliederung<br />

„Sozialmissbrauch“ wurde zum neuen<br />

Schlagwort. Was hat die Debatte bei Ihnen<br />

rückblickend ausgelöst?<br />

Walter Schmid: Es ist ja nicht das erste Mal,<br />

dass über Missbräuche gesprochen wurde,<br />

aber dieses Jahr war es in der Tat besonders<br />

virulent. Für mich hat sich gezeigt,<br />

dass die Sozialhilfe im Schaufenster steht<br />

und deshalb sehr sorgfältig hinschauen<br />

und exakt arbeiten muss, um Missbräuche<br />

zu verhindern. Doch es ging in dieser<br />

Debatte nicht nur um die Missbräuche,<br />

sondern auch um die Sozialhilfe an sich:<br />

Man wollte sie und mit ihr den ganzen Sozialstaat<br />

in Misskredit ziehen. Das machte es<br />

schwierig, auf die Vorwürfe zu reagieren.<br />

Auf der einen Seite sagten wir: „Ja, es gibt<br />

Missbräuche.“ Auf der anderen Seite mussten<br />

wir die Sozialhilfe selber in Schutz<br />

nehmen. Immerhin sorgt sie dafür, dass<br />

rund 280 000 Menschen in der Schweiz<br />

wenigstens eine minimale Existenzgrundlage<br />

haben. Unsere Verteidigung der<br />

Sozialhilfe wurde dann so ausgelegt, dass<br />

wir die Missbräuche nicht ernst nehmen<br />

würden.<br />

Proaktiv über Missbräuche<br />

informieren<br />

Man rätselt über den Anteil der Missbrauchsfälle.<br />

Um Mutmassungen entgegenzutreten,<br />

wäre es sinnvoll, wenn die<br />

Sozialhilfe von sich aus Transparenz<br />

schaffen würde.<br />

Das ist eine der Lehren, die wir aus der<br />

Debatte gezogen haben. Wir müssen proaktiv<br />

über aufgedeckte Missbräuche infor-<br />

vorbereitet. Zudem werden neu Einarbeitungszuschüsse<br />

an die Arbeitgeber geleistet.<br />

Für die <strong>Integration</strong>smassnahmen wird<br />

die IV 250 neue Stellen schaffen. Mittelfristig<br />

will sie jährlich 3000 Personen eingliedern<br />

und so die Zahl der Renten spürbar<br />

reduzieren.<br />

Mit der 5. IV-Revision fallen auch die<br />

Zusatzrenten für Ehegatten weg, und der<br />

Karrierezuschlag wird gestrichen. (bm.)<br />

Wir schütten nicht naiv irgendwelche<br />

Leistungen aus<br />

mieren. Dies ist dieses Jahr auch bereits<br />

teilweise geschehen. Aber lassen Sie mich<br />

anfügen: Es geht darüber hinaus darum,<br />

das Vertrauen in die Sozialhilfe wieder zu<br />

stärken. Dazu müssen wir nicht nur über<br />

die Schwierigkeiten, die wir haben,<br />

berichten, sondern auch über die Leistungen,<br />

die wir erbringen. Wir müssen<br />

sagen, dass die Sozialhilfe vielen Menschen<br />

ein letztes Sicherheitsnetz bietet.<br />

Sie ist für viele eine Garantie, dass sie von<br />

der Gesellschaft nicht ganz fallengelassen<br />

werden.<br />

Fragwürdige Verwandtenunterstützung<br />

Welche Rolle spielt in der Schweiz eigentlich<br />

noch die Verwandtenunterstützung?<br />

Die Verwandtenunterstützung ist ein historisches<br />

Institut, das im Zivilgesetzbuch<br />

geregelt ist. In der Praxis wird es mehr und<br />

mehr in Frage gestellt und unterschiedlich<br />

angewendet. In der Sozialhilfe möchten wir<br />

eigentlich nur noch in den Fällen darauf<br />

zurückgreifen, wo es für die Gesellschaft<br />

stossend wäre, wenn man es nicht täte;<br />

also wenn jemand zum Beispiel sehr reiche<br />

Eltern hat und nun die Allgemeinheit für die<br />

Kinder aufkommen muss. Verschiedene<br />

Kantone habe in der Vergangenheit die Verwandtenunterstützung<br />

auch für mittlere<br />

Einkommen ausgeweitet, um ihre Finanzen<br />

aufzubessern. Aber das ist falsch. Wir<br />

sollten nicht auf den ohnehin schon belasteten<br />

unteren Mittelstand losgehen. Es<br />

lohnt sich auch aus betriebswirtschaftlichen<br />

Gründen nicht. Kommt hinzu, dass es<br />

wegen der lückenhaften Steuerinforma-


tionen, die wir erhalten, einer Lotterie<br />

gleichkommt, wo man ein Einkommen in<br />

Erfahrung bringen kann und wo nicht. Das<br />

empfinden wir als ungerecht. Es sind deshalb<br />

Bemühungen im Gange, im Laufe des<br />

nächsten Jahres die Einkommenslimiten in<br />

den Skos-Richtlinien von heute 60 000<br />

Franken für Alleinstehende und 80 000 für<br />

Verheiratete für die Verwandtenunterstützung<br />

deutlich zu erhöhen.<br />

Sie sind Rektor der Hochschule für Soziale<br />

Arbeit in Luzern. Welches Menschbild legen<br />

Sie der Sozialarbeit zugrunde?<br />

Der Sozialarbeit liegt das Bild eines selbstbestimmten<br />

und selbstverantwortlichen<br />

Menschen zugrunde, der in einer<br />

bestimmten Situation auf Hilfe angewiesen<br />

ist. Was auch immer die Gründe für die<br />

Armut sein mögen, er soll nun selber<br />

wesentlicher Teil der Lösung für seine<br />

Schwierigkeiten sein. Auch der Mensch in<br />

Armut hat eine Würde, die ihm niemand<br />

nehmen darf, und die Fähigkeit, Entscheidungen<br />

zu treffen. Er soll seine Zukunft in<br />

die Hand nehmen und auch Verantwortung<br />

übernehmen. Mit diesem Bild begegnen<br />

wir den Menschen, die zur Sozialhilfe<br />

kommen. Man muss nicht jedem mit Misstrauen<br />

begegnen. Vertrauen ist eine Grundlage,<br />

um zusammenarbeiten zu können.<br />

Allerdings braucht es natürlich auch Kontrollen<br />

und präventive Massnahmen, um<br />

Missbräuchen vorzubeugen.<br />

Bringen Sozialarbeiter den Gesuchstellern<br />

möglicherweise zu viel Vertrauen entgegen?<br />

Es gibt sehr viele Zerrbilder über die Sozialhilfe.<br />

Eines davon zeigt die blauäugige<br />

Sozialfürsorgerin, die naiv und mit gutem<br />

Herz irgendwelche Leistungen ausschüttet.<br />

Dieses Bild entspricht in keiner Weise der<br />

Realität. Viele Sozialhilfestellen haben vor<br />

allem ein Problem, und das ist die Ressourcenknappheit,<br />

die zu unzureichenden<br />

Abklärungen führen kann. Wenn man die<br />

Wirkung der Sozialhilfe verbessern will,<br />

muss man sie mit dem nötigen Personal<br />

versehen.<br />

Druck für nationale Regelung<br />

steigt<br />

Eine vor kurzem von der Skos veröffentlichte<br />

Studie zeigt beträchtliche Unterschiede<br />

zwischen den Kantonshauptorten<br />

auf, was die Anreizstrukturen betrifft. An<br />

vielen Orten lohnt es sich finanziell mehr,<br />

Sozialhilfe zu beziehen, als zu arbeiten.<br />

Wen sehen Sie in der Pflicht, hier Gegensteuer<br />

zu geben?<br />

Die Studie zeigt zunächst einmal, dass sich<br />

Arbeit auch für Sozialhilfebezüger lohnt.<br />

Die Einkommensfreibeträge und Zulagen<br />

unserer neuen Richtlinien zeigen Wirkung.<br />

Das ist sehr positiv. Die Studie belegt auch,<br />

dass sich die Frage der Anreize nicht allein<br />

auf die Sozialhilfe beschränkt. Wenn wir<br />

die Anreizstruktur weiter verbessern<br />

wollen, dann müssen wir die verschiedenen<br />

Leistungssysteme und Abgaben wie<br />

die Verbilligung von Krankenkassenprämien,<br />

Familienzulagen, Krippentarife,<br />

Steuern besser aufeinander abstimmen. Da<br />

sind in erster Linie die Kantone angesprochen.<br />

Dann wäre auch die längst fällige Einführung<br />

von Ergänzungsleistungen für einkommensschwache<br />

Familien sinnvoll. Dies<br />

würde Fehlanreize bei Familien reduzieren,<br />

denn es ist ein offenes Geheimnis, dass der<br />

Unterhaltsbedarf einer mehrköpfigen<br />

Familie heute oft über dem Lohn liegt, den<br />

etwa ein Taxifahrer verdient. Und drittens<br />

müsste man sich überlegen, ob es nicht<br />

doch ein Bundesrahmengesetz für die Existenzsicherung<br />

braucht, um die verschiedenen<br />

Leistungen besser aufeinander<br />

abzustimmen.<br />

Wie hoch schätzen Sie die politische<br />

Chance für ein solches Bundesrahmengesetz<br />

ein?<br />

Die Skos hat die Forderung bereits bei ihrer<br />

Gründung vor mehr als 100 Jahren aufgestellt.<br />

Die Chancen stehen so gesehen für<br />

ein Rahmengesetz nicht gut. Inzwischen<br />

aber steigt der Druck, auch auf nationaler<br />

Ebene die Dinge verbindlich zu regeln, etwa<br />

wenn die Sozialdienste als Partner mit den<br />

Regionalen Arbeitsvermittlungszentren<br />

oder den Invalidenversicherungsstellen<br />

zusammenarbeiten sollen. Die Sozialhilfe<br />

ist zurzeit nur unzureichend in die nationalen<br />

Koordinationsbemühungen eingebunden,<br />

weil sie von 26 Kantonen und 2700<br />

Gemeinden geregelt wird. Derart stossen<br />

wir schnell an institutionelle Grenzen.<br />

Solange der Bund allerdings gar nichts an<br />

die Sozialhilfe zahlt, werden sich Kantone<br />

und Gemeinden kaum von ihm dreinreden<br />

lassen.<br />

<strong>Integration</strong>seuphorie<br />

Die Sozialhilfe sieht sich in zunehmendem<br />

Masse dazu verpflichtet, die Fürsorgeempfänger,<br />

in welcher Form auch immer, zu<br />

integrieren. Ich habe den Eindruck, dass sie<br />

sich damit überfordert.<br />

Die Sozialhilfe hat neben der Existenzsicherung<br />

als zentrale Aufgabe die <strong>Integration</strong>.<br />

Dabei geht es nicht nur um die Inte-<br />

gration in die Arbeitswelt, sondern oft auch<br />

um die <strong>Integration</strong> in die Gesellschaft. <strong>Integration</strong><br />

wurde in den letzten Jahren fast nur<br />

noch unter dem Aspekt der Arbeitsintegration<br />

gesehen, ja die Debatte war schon fast<br />

durch eine <strong>Integration</strong>seuphorie und die<br />

Faszination für die Steuerung von ökonomischen<br />

Anreizen bestimmt. Finanzielle<br />

Anreize wirken aber nur bedingt bei den<br />

Menschen, die wir in der Realität vorfinden.<br />

Vielleicht ein Drittel der Klienten lässt sich<br />

mit Anreizen und entsprechender Unterstützung<br />

in den Arbeitsmarkt integrieren,<br />

ein weiteres Drittel jedoch ist bereits am<br />

Arbeiten und kann daher nicht mehr weiter<br />

integriert werden, und ein letztes Drittel ist<br />

mit schwerwiegenden Problemen behaftet<br />

und nicht zu einem strukturierten Arbeitsalltag<br />

befähigt. Die Arbeitgeber würden<br />

weit weg rennen, wenn man ihnen diese<br />

Menschen vorbeischicken würde. Konkret<br />

heisst das: Anreize sind wichtig, aber nur<br />

eine Minderheit kann darauf reagieren.<br />

Dies sollte die Politik einmal zur Kenntnis<br />

nehmen. Die Sozialhilfe hat aber auch die<br />

Aufgabe, die Menschen gesellschaftlich zu<br />

integrieren. Wenn die Unterstützungsleistungen<br />

etwas höher sind als das absolut<br />

Notwendige zum Überleben, dann deshalb,<br />

weil es auch armen Menschen möglich sein<br />

soll, an der Gesellschaft teilzuhaben.<br />

Gelingt dies, können diese Menschen ihr<br />

Leben bescheiden zwar, aber ohne grössere<br />

Hilfe selbständig meistern.<br />

Seit einiger Zeit versuchen die verschiedenen<br />

Sozialversicherungen und die<br />

Sozialhilfe besser zusammenzuarbeiten.<br />

Welche Erfahrungen machen Sie bis anhin<br />

mit diesen Bemühungen?<br />

Dies ist eigentlich eine erfreuliche<br />

Geschichte, und die ersten Erfahrungen<br />

sind ermutigend. Wir stehen allerdings<br />

noch am Anfang. Das Grundproblem ist<br />

nämlich noch nicht gelöst. Jedes System ist<br />

heute finanziell darauf ausgerichtet, für<br />

sich selbst zu schauen. Und so werden<br />

auch die Gesetze revidiert, jedes für sich,<br />

kaum mit Bezügen zu den andern. Die<br />

Anreize sind noch nicht so gesetzt, dass<br />

sich die Zusammenarbeit für alle lohnt.<br />

Was es braucht, ist beispielsweise ein<br />

gemeinsamer Fonds, der von der Arbeitslosen-<br />

und der Invalidenversicherung sowie<br />

der Sozialhilfe geäufnet wird und aus dem<br />

gemeinsame Massnahmen finanziert<br />

werden können. Dasselbe gilt auch für die<br />

Arbeitsintegration: Zurzeit baut man beispielsweise<br />

die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren<br />

ab und die Arbeitsvermittlung<br />

bei den IV-Stellen neu auf. Besser wäre es,<br />

21


wir hätten eine professionelle Arbeitsvermittlung<br />

und arbeitsmarktliche Massnahmen<br />

für die Menschen, unabhängig<br />

davon, ob sie bei der IV, der Arbeitslosenversicherung<br />

oder der Sozialhilfe sind.<br />

Vorbild Dänemark<br />

Im Juni wurde die 5. IV-Revision angenommen.<br />

Die Praxis wurde bereits vorher<br />

verschärft. Die Sozialhilfe befürchtet eine<br />

Verschiebung der Fälle von der IV zu ihr.<br />

Hat sich dies bisher bestätigt?<br />

Uns liegen noch keine verbindlichen Erfahrungswerte<br />

vor. Vieles wird davon<br />

abhängen, ob es gelingt, die hohen Einglie-<br />

Text: Dr. Otto Piller, ehemaliger Direktor des<br />

Bundesamtes für Sozialversicherung BSV, in<br />

Schweizer Versicherung vom Januar 2008<br />

Mit der Schuldenwirtschaft<br />

bei der Invalidenversicherung<br />

konnte es nicht mehr so weitergehen.<br />

Wir wissen es seit längerer Zeit wohl alle,<br />

dass es mit der Invalidenversicherung nicht<br />

mehr so weitergehen kann. Auf viel Unverständnis<br />

stiess deshalb der „Nullentscheid“<br />

des Nationalrats vor den Wahlen.<br />

Ein mühsam erarbeiteter Kompromiss in<br />

der vorberatenden Kommission wurde im<br />

Ratsplenum derart abgeändert, dass er in<br />

der Schlussabstimmung durchfiel. Die<br />

Rede war damals von einem grossen Scherbenhaufen,<br />

und es herrschte entsprechende<br />

Ratlosigkeit. Umso grösser ist<br />

heute die Freude darüber, dass es dem<br />

Ständerat gelang, in relativ kurzer Zeit eine<br />

Lösung vorzuschlagen, die als guter Kompromiss<br />

wohl auf eine breite Zustimmung<br />

zählen kann.<br />

Nach dem Vorschlag der kleinen Kammer<br />

soll die Mehrwertsteuer für sieben Jahre<br />

zugunsten der IV proportional erhöht<br />

werden, und zwar um 0,5 Prozentpunkte<br />

auf 8,1 Prozent beim Normalsatz, um 0,2<br />

Prozentpunkte auf 2,6 Prozent beim reduzierten<br />

Satz und bei der Hotellerie um 0,2<br />

Prozentpunkte auf 3,8 Prozent. Weiter<br />

beschloss der Ständerat einen eigenständigen<br />

IV-Fond zu schaffen, in den der AHV-<br />

Fonds 5 Milliarden als Startkapital einschiesst,<br />

diese allerdings als verzinsbares<br />

Darlehen. Damit hat er sicher klug gehan-<br />

derungsziele der 5. IV-Revision auch zu<br />

erreichen. Das wäre natürlich das Beste.<br />

Da sind vor allem auch die Arbeitgeber<br />

gefordert. Ich möchte jedoch noch auf<br />

etwas Grundsätzliches hinweisen: Die<br />

Sozialhilfe hat in den letzten Jahren mehr<br />

und mehr strukturelle Armutsrisiken auffangen<br />

und faktisch die Funktion eines<br />

dritten Sozialwerkes für Leute im erwerbsfähigen<br />

Alter übernehmen müssen. Sie<br />

wird in dieser Rolle jedoch noch kaum<br />

wahrgenommen. Noch immer „schiebt“<br />

man gerne soziale Probleme der Sozialhilfe<br />

zu, weil man meint, sie lösten sich<br />

dann praktisch von selber auf. Das ist<br />

falsch. Mir schwebt eher eine Sozialpolitik<br />

vor, welche die Dänen mit dem Schlagwort<br />

Ein guter Kompromiss<br />

delt. Mit dieser Lösung werden auch mögliche<br />

Stolpersteine bei der obligatorischen<br />

Abstimmung über die notwendige Verfassungsänderung<br />

aus dem Wege geräumt.<br />

Dass die IV zusätzliche Finanzmittel<br />

braucht, ist seit langem bekannt. Bereits<br />

vor über zehn Jahren hat der Bundesrat im<br />

sogenannten IdaFiso-Bericht aufgezeigt,<br />

dass eine Unterfinanzierung besteht, die<br />

nicht mit Einsparungen aufgehoben<br />

werden kann. Er schlug eine Erhöhung der<br />

Mehrwertsteuer vor, weil er den Arbeitsplatz<br />

Schweiz nicht mit zusätzlichen Lohnprozenten<br />

belasten wollte. Da diese Mehrwertsteuererhöhung<br />

mit einer Zusatzfinanzierung<br />

für die AHV gekoppelt wurde und<br />

gegen die 11. AHV-Revision das Referendum<br />

ergriffen wurde, scheiterte das<br />

Gesamtpaket 2003 an der Urne.<br />

Der Bundesrat hatte aber nicht nur zusätzliche<br />

Finanzmittel verlangt. Er schlug mit<br />

der 4. IV-Revision eine professionellere<br />

medizinische IV-Abklärung vor, über die<br />

Schaffung von regionalen ärztlichen Diensten.<br />

Mit dieser verbesserten Abklärung<br />

wollte der Bundesrat auch dem Vorwurf des<br />

IV-Missbrauchs wirksam entgegentreten.<br />

Mittlerweilen hat diese Revision die<br />

Bewährungsprobe bestens bestanden.<br />

Am 1. Januar 2008 ist auch die 5. IV-Revision<br />

in Kraft gesetzt worden. Dies soll die<br />

Eingliederung behinderter Menschen ins<br />

Erwerbsleben verbessern. Auf gesetzgeberischer<br />

Ebene haben Regierung und Parlament<br />

die notwendigen Instrumente<br />

geschaffen, um das Grundprinzip „Einglie-<br />

„Flexicurity“ umschreiben. Wir brauchen<br />

Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt, also zum<br />

Beispiel keinen übertrieben strengen Kündigungsschutz,<br />

und die Menschen<br />

benötigen gleichzeitig Sicherheit, dass niemand<br />

einfach fallengelassen wird. Das gibt<br />

ihnen Vertrauen. Andernfalls fürchten sie<br />

sich vor der Mobilität und ihrer Zukunft.<br />

Soziale Sicherheit und eine ökonomisch<br />

gute Performance spielen nämlich gut<br />

zusammen. Wir sollten alles Interesse<br />

daran haben, auch die Sozialhilfe zu einem<br />

guten Sicherheitsnetz auszubauen, sie<br />

nicht in Misskredit zu ziehen.<br />

derung vor Rente“ unserer Invalidenversicherung<br />

optimal zum Tragen zu bringen.<br />

Die bestehende Finanzierungslücke kann<br />

aber weder mit Schönreden noch mit polemischen<br />

Sprüchen geschlossen werden.<br />

Der Ständerat verdient deshalb für diesen<br />

ausgewogenen Entscheid unseren Dank.<br />

Dieser Dank ist verbunden mit der Hoffnung,<br />

dass auch der Nationalrat dieser<br />

Lösung zustimmen werde. Mit Zuversicht<br />

darf dann auch der obligatorischen Volksabstimmung<br />

über die notwendige Verfassungsänderung<br />

entgegengesehen werden.<br />

Volk und Stände werden unsere behinderten<br />

Mitmenschen nicht im Stich lassen.<br />

Otto Piller: „Mögliche Stolpersteine aus dem Weg<br />

geräumt.“


Mehr Lohnprozente und Abbau der Leistungen<br />

für Arbeitslose in der Revisionsvorlage der<br />

Arbeitslosenversicherung<br />

Text: NZZ vom 15. / 16. Dezember 2007<br />

Der Bundesrat will die Arbeitslosenversicherung<br />

finanziell auf eine neue Basis<br />

stellen. Um künftig Defizite zu vermeiden,<br />

sollen Leistungen abgebaut und höhere<br />

Beiträge erhoben werden.<br />

Der Bundesrat hat am 14. Dezember 2007<br />

die seit Monaten erwartete Vernehmlassungsvorlage<br />

über die Revision der Arbeitslosenversicherung<br />

(ALV) verabschiedet. Bei<br />

der Revision liess sich der Bundesrat<br />

offenbar ganz vom Ziel der politischen<br />

Machbarkeit leiten. Anders ist kaum zu<br />

erklären, dass Leistungskürzungen und<br />

Beitragserhöhungen fast genau gleich<br />

hoch sein sollen: Gemäss der Vorlage sind<br />

Einsparungen von jährlich 481 Millionen<br />

Franken und Mehreinnahmen von 486 Millionen<br />

Franken vorgesehen. Eine Erhöhung<br />

der Lohnprozente (von heute 2 auf 2,2 Prozent)<br />

soll rund 460 Millionen Franken<br />

bringen, und weitere 26 Millionen Franken<br />

sollen durch höhere Beiträge von Bund und<br />

Kantonen an die Arbeitsvermittlung und die<br />

Arbeitsmarktmassnahmen zusammenkommen.<br />

Mit diesen Massnahmen soll laut Bundesrätin<br />

Doris Leuthard verhindert werden,<br />

dass der Schuldenberg der ALV weiter<br />

wächst. Die Revision ist laut Leuthard<br />

nötig, weil man bei der letzten ALV-Revision<br />

zu optimistisch war. Man ging davon aus,<br />

dass sich die Zahl der Arbeitslosen bei<br />

durchschnittlich 100’000 Personen einpendeln<br />

würde. Realistischer dürften 125’000<br />

sein, was einer Arbeitslosenquote von 3,2<br />

Prozent entspricht. Daraus ergibt sich eine<br />

Finanzierungslücke von 920 Millionen<br />

Franken, die mit den Mehreinnahmen und<br />

den Massnahmen auf der Leistungsseite<br />

abgedeckt wären. Zur Korrektur der<br />

Annahmen meinte sie, die Schweiz müsse<br />

sich an eine gewisse Sockelarbeitslosigkeit<br />

gewöhnen. Nicht alle Arbeitnehmer<br />

könnten den veränderten Bedingungen des<br />

Arbeitsmarkts genügen. Dieses Problem<br />

müsse man mit einer Förderung der Ausund<br />

Weiterbildung angehen.<br />

Das Defizit ist nicht das einzige Problem<br />

der ALV. Um auch noch die Schulden abzubauen<br />

(die bei Inkrafttreten des Gesetzes<br />

4,5 Milliarden Franken betragen dürften),<br />

setzt Leuthard auf befristete Beitragserhöhungen.<br />

Der Beitragssatz soll daher<br />

zunächst 2,4 Prozent betragen, und auf<br />

hohen Einkommen wird ein zusätzliches<br />

„Solidaritätsprozent“ erhoben. Die Befristung<br />

dürfte ziemlich lange anhalten, denn<br />

erst in 6 bis 8 Jahren sollen die Schulden<br />

abgebaut sein. Leuthard rechtfertigte diese<br />

Sanierungsmassnahmen zum jetzigen Zeitpunkt<br />

mit dem Argument, dass man lieber<br />

in guten Zeiten sparen solle, als in<br />

schlechten Zeiten Massnahmen zu<br />

ergreifen, die dann eine Krise verschärften.<br />

Es handle sich dabei nicht um Beitragserhöhungen<br />

„auf Vorrat“.<br />

Auf der Leistungsseite möchte man sparen,<br />

ohne die im internationalen Vergleich<br />

grosszügige Ausgestaltung der Arbeitslosenversicherung<br />

grundsätzlich in Frage zu<br />

stellen. Weder wird die Höhe der Leistungen<br />

bei Arbeitslosigkeit gekürzt, noch<br />

die Bezugsdauer begrenzt. Vielmehr<br />

beschränkt man sich auf Einzelmassnahmen,<br />

die die Effizienz des Systems verbessern.<br />

Zu den wichtigsten Massnahmen<br />

gehören:<br />

Die Bezugsdauer wird nach Beitragszeit<br />

gestaffelt. Erst ab 15 Monaten Beitragszeit<br />

erhält man 400 Taggelder. Dies bringt 114<br />

Millionen Franken. Die Teilnahme an<br />

Arbeitsmarktmassnahmen, die von der<br />

öffentlichen Hand finanziert werden, wird<br />

nicht mehr als Beitragszeit anerkannt (90<br />

Millionen Franken).<br />

Schul- und Studienabgänger müssen ein<br />

volles Jahr (260 Tage) warten, bis sie<br />

Anspruch auf Taggelder haben (90 Millionen<br />

Franken).<br />

Nach einem Zwischenverdienst gilt nur das<br />

effektiv erzielte Einkommen für die Bestimmung<br />

eines neuen versicherten Verdienstes.<br />

Die von der Arbeitslosenversicherung<br />

geleisteten Kompensationszahlungen<br />

werden nicht mehr angerechnet (79 Millionen<br />

Franken).<br />

Die Reaktionen liessen nicht lange auf sich<br />

warten. Der Gewerbeverband teilte mit,<br />

man sei gegen höhere Lohnabzüge. Diese<br />

seien angesichts des anhaltenden Rückgangs<br />

der Arbeitslosigkeit ein falscher<br />

Schritt zum falschen Zeitpunkt. Etwas<br />

weniger scharf reagierte der Arbeitgeber-<br />

verband. Im Prinzip begrüsse man Beitragserhöhungen<br />

nie, weil dadurch die Arbeit<br />

verteuert werde, sagte Arbeitgeberdirektor<br />

Thomas Daum. Aber man wolle die Vernehmlassungsvorlage<br />

genauer prüfen,<br />

bevor man sich zum konkreten Umfang der<br />

Beitragserhöhung äussern könne. Daum<br />

begrüsste zudem die Stossrichtung, dass<br />

Fehlanreize aus dem System entfernt<br />

werden sollten.<br />

Sehr kritisch äusserte sich die FDP. Sie<br />

bemängelt, die Beiträge würden einfach<br />

einer erhöhten Zahl von Arbeitslosen angepasst.<br />

Man müsse vielmehr die Rahmenbedingungen<br />

so gestalten, dass die Arbeitslosigkeit<br />

sinke. Die FDP werde mit Interesse<br />

verfolgen, welche Position die anderen,<br />

„sogenannt bürgerlichen“ Parteien<br />

einnähmen. Es frage sich angesichts des<br />

bundesrätlichen Entscheids, wen die FDP<br />

genau mit dem Etikett „sogenannt bürgerlich“<br />

meint. Im Bundesrat muss (neben<br />

Bundesrätin Leuthard sowie der Sozialdemokratin<br />

Calmy-Rey, die in Abwesenheit<br />

von Moritz Leuenberger das Recht auf<br />

Stichentscheid hatte) mindestens ein Vertreter<br />

von FDP oder SVP für die Vorlage<br />

gestimmt haben.<br />

Volkswirtschaftsministerin Leuthard will die ALV auf<br />

eine gesunde Basis stellen. (Bild: Reuters)<br />

23


Leben und<br />

Glauben<br />

36. Jahresversammlung der<br />

katholischen Gehörlosengemeinschaft<br />

Basel am 12. Januar 2008<br />

Gut zwei Dutzend Angehörige der katholischen<br />

Gehörlosengemeinschaft Basel<br />

finden am regnerischen und kalten Samstagnachmittag<br />

des 12. Januar 2008 den<br />

Weg ins Pfarreiheim St. Franziskus in<br />

Riehen, wo nach einem Gottesdienst die<br />

Jahresversammlung durchge<strong>führt</strong> wird.<br />

Die anwesende sonos-Geschäftsführerin,<br />

Léonie Kaiser, ist von Pfarrer Rudolf Kuhn<br />

und von allen Versammlungsteilnehmenden<br />

ganz herzlich und mit viel Sympathie<br />

willkommen geheissen worden.<br />

Der schwerhörige und nahezu blinde<br />

Pfarrer Rudolf Kuhn begrüsst alle Anwesenden<br />

sehr liebenswürdig. In seiner Predigt<br />

nimmt sich Pfarrer Kuhn dem Thema<br />

an, wie schwierig es für manche Menschen<br />

sein kann, ihren Platz in der Welt zu finden.<br />

Nicht selten komme es vor, dass Menschen<br />

ihr ganzes Leben dafür brauchen. Im Gottesdienst<br />

wird zudem erwähnt, dass der<br />

ehemalige Direktor der Gehörlosen- und<br />

Sprachheilschule Riehen, Dr. Eberhard<br />

Kaiser, am 19. Dezember 2007, im Alter von<br />

83 Jahren verstorben ist. Nach der Eucharistiefeier<br />

und einer kurzen Pause findet<br />

dann die 36. Jahresversammlung der katholischen<br />

Gehörlosengemeinschaft statt, die<br />

infolge Abwesenheit von Gina Eisenring als<br />

Präsidentin von Lotti von Wyl, der Vizepräsidentin,<br />

kompetent geleitet wird.<br />

Rechenschaftsberichte<br />

Lotti von Wyl macht einen Rückblick auf das<br />

vergangene Jahr. Sie legt dar, dass leider im<br />

Jahr 2007 nur noch 188 Erwachsene<br />

gegenüber 289 Erwachsenen im Jahr 2006<br />

und 234 Erwachsenen im Jahr 2005 die vielfältigen<br />

Anlässe der katholischen Gehörlosengemeinschaft<br />

besucht haben.<br />

20 Jahre Engagement für die<br />

Gehörlosengemeinschaft<br />

Anschliessend macht die Kassierin Mady<br />

Mauli Ausführungen zur Jahresrechnung.<br />

Mady Mauli und ihr Ehemann engagieren<br />

sich seit über 20 Jahren mit grosser Freude<br />

für die katholische Gehörlosengemeinschaft<br />

Basel.<br />

Am Schluss des offiziellen Teils der Jahresversammlung<br />

würdigt Lotti von Wyl unter<br />

den im Vorjahr Verstorbenen neben<br />

anderen Heimgegangenen auch Pfarrer<br />

Willi Pfister aus Bern, der im Alter von 92<br />

Jahren abberufen wurde.<br />

Freundschaftspflege und<br />

gemütliches Beisammensein<br />

Anschliessend findet ein feines Nachtessen<br />

statt, das Frau Wagner zusammen mit ein<br />

paar Helfern und Helferinnen mit viel Liebe<br />

zubereitet hat. Das von Frau Wagner<br />

gekochte Menü hat allen wunderbar<br />

geschmeckt und schliesslich findet sie<br />

selbst kurz Zeit zusammen mit ihrem Ehemann<br />

abzusitzen und etwas zu essen.<br />

Ganz im Zeichen der Gehörlosengemeinschaft<br />

Pfarrer Rudolf Kuhn ist heute 64 Jahre alt.<br />

Er ist seit 1971 im Pfarreiheim St. Franziskus<br />

in Riehen tätig und hat die katholische<br />

Gehörlosengemeinschaft Basel seinerzeit<br />

auch ins Leben gerufen. Pfarrer<br />

Kuhn hat sich lange Jahre sehr stark für das<br />

Gehörlosenwesen engagiert. Er leitete vor<br />

Peter Schmitz-Hübsch über 20 Jahre lang<br />

die Arbeitsgemeinschaft der katholischen<br />

Gehörlosenseelsorge. Auch war er im Vorstand<br />

des Gehörlosenfürsorgevereins<br />

Basel und für den von Beat Kleeb gegründeten<br />

Schreibtelefondienst tätig. Heute ist<br />

er noch Ehrenmitglied von pro audito<br />

schweiz. Leider geht es ihm schon seit<br />

geraumer Zeit gesundheitlich nicht sehr<br />

gut. Er ist seit Geburt hochgradig schwerhörig.<br />

Im Alter von 50 Jahren nahm sein<br />

Sehvermögen infolge des Ushersyndroms<br />

ausgesprochen stark ab. Früher bzw. vor<br />

dem 50. Altersjahr konnte Pfarrer Kuhn<br />

noch selbst Auto fahren. Heute ist Pfarrer<br />

Kuhn mit einem Sehrest von lediglich noch<br />

2 Prozent fast erblindet. Er hat auch schon<br />

die Begleitung von Kommunikationsassistentinnen<br />

beansprucht und erhält zudem<br />

weiteren Support vom SZB. Seit 2001 erhält<br />

Pfarrer Kuhn eine Invalidenrente. Die Arbeit<br />

als Pfarrer ist für ihn nach wie vor sehr<br />

wichtig. Er hält jeden Sonntag einen Gottesdienst.<br />

Denn er ist auch noch als Pfarrer<br />

für Hörende tätig. Trotz der sehr beträchtlichen<br />

Behinderungen, die ihm die Lebensführung<br />

ganz massgeblich erschweren, übt<br />

Rudolf Kuhn seinen Beruf mit ganz viel<br />

Engagement und Freude aus. Die Mitglieder<br />

der katholischen Gehörlosengemeinschaft<br />

Basel unterstützen ihn, wo sie<br />

nur können. Sie organisieren einen Fahrdienst<br />

für ihn und liebe Freunde begleiten<br />

ihn, wenn er einkaufen geht oder einen<br />

Arzttermin wahrnehmen muss. Die grosse<br />

Solidarität in der katholischen Gehörlosen-


gemeinschaft Basel wird beim gemütlichen<br />

Zusammensein nach der Jahresversammlung<br />

ganz deutlich spürbar. Alle sind dafür<br />

besorgt, dass es Pfarrer Kuhn möglichst an<br />

nichts fehlt.<br />

Das Ehepaar Schwegler (links) und Herr<br />

Karlen (rechts) mit Pfarrer Rudolf Kuhn<br />

beim gemeinsamen Nachtessen. Herr<br />

Schwegler (zweiter von links) ist hochgradig<br />

schwerhörig. Er besuchte während 7<br />

Jahren die Gehörlosenschule in Hohenrain.<br />

Danach schloss er eine Lehre als Schuhmacher<br />

ab und betrieb hernach während über<br />

40 Jahren in Allschwil zusammen mit seiner<br />

Frau ein eigenes Geschäft.<br />

Das Wir-Gefühl steht im Zentrum<br />

Die katholische Gehörlosengemeinde in<br />

Basel lebt von ihren sehr engagierten Mitgliedern,<br />

die alle selbst mit anpacken, sich<br />

selbst organisieren und einander aushelfen.<br />

In dieser von Gemeinschaftsgeist<br />

geprägten Zusammengehörigkeit werden<br />

auch viele fröhliche Stunden erlebt.<br />

Eines ist sicher, alle Versammlungsteilnehmer<br />

freuen sich nach diesem gelungenen<br />

Anlass schon jetzt auf die 37. Jahresversammlung<br />

im Jahr 2009. [lk]<br />

Nachruf Herr Dr. med. h. c. Eberhard Kaiser<br />

Am 19. Dezember 2007 ist Herr Dr. med. h.<br />

c. Eberhard Kaiser, ehemaliger Direktor der<br />

GSR, welche die Sprachheilschule Riehen,<br />

die Wielandschule Arlesheim/Bottmingen<br />

und den Audiopädagogischen Dienst<br />

umfasst, zu unserem grossen Bedauern<br />

verstorben.<br />

Herr Dr. med. h. c. E. Kaiser reiste 1957 von<br />

seiner Heimat in Thüringen in die Schweiz<br />

ein und nahm seine Tätigkeit als Gehörlosenlehrer<br />

an unserer Institution auf. Hier<br />

entwickelte er neben seinem Lehrerberuf<br />

eine sehr vielfältige und innovative Tätigkeit,<br />

welche an dieser Stelle kaum vollständig<br />

aufge<strong>führt</strong> werden kann. Er identifizierte<br />

sich in hohem Masse mit unserer<br />

Institution und setzte sich mit unermüdlichem<br />

Elan für die Belange der Kinder und<br />

Jugendlichen mit einer Hör- und/oder<br />

Sprachbehinderung ein.<br />

1964 wurde er zum Direktor der GSR<br />

gewählt und von da an nahm er den Ausbau<br />

der damals noch kleinen Riehener Schule<br />

zielstrebig an die Hand. 1968 eröffnete er<br />

die Wielandschule für Schülerinnen und<br />

Schüler mit einer schweren Hör- und/oder<br />

Sprachbehinderung aus dem Kanton Basel-<br />

Landschaft und die ihr angeschlossenen<br />

Ambulatorien, die in den verschiedenen<br />

Gemeinden die ambulante logopädische<br />

Versorgung übernahmen.<br />

Neben seiner Tätigkeit als Direktor der GSR<br />

wirkte er als Dozent am Heilpädagogischen<br />

Seminar in Zürich und an verschiedenen<br />

anderen Ausbildungsinstituten in der<br />

Schweiz mit. Da ihm das Wohl und die<br />

gesellschaftliche Einbettung „seiner“ Klientel<br />

sehr am Herzen lag, engagierte er<br />

sich in verschiedenen Gremien: So war er<br />

Mitglied der Arbeitsgemeinschaft für<br />

Gehörlosenseelsorge der Region Basel,<br />

Präsident der Kommission für das Taubblindenwesen<br />

und der Gesellschaft für Phoniatrie,<br />

Logopädie und Audiologie.<br />

Herr Dr. med. h. c. Kaiser hat sich während<br />

seiner Tätigkeit sehr um die wissenschaftlich<br />

fundierte und auf das Leben ausgerichtete<br />

Bildung und Erziehung der Schülerinnen<br />

und Schüler mit einer Hör- und/oder<br />

Sprachbehinderung bemüht. Er hat eine<br />

Anzahl Fachbücher und über 170 Publikationen<br />

und Artikel in Zeitschriften aus dem<br />

Gebiet des Gehörlosen- und Sprachheilwesens<br />

verfasst.<br />

In Anerkennung seiner Verdienste wurde er<br />

am 28. November 1975 von der Medizinischen<br />

Fakultät der Universität Basel zum<br />

Ehrendoktor ernannt.<br />

Er galt nicht nur in der Schweiz, sondern<br />

auch im Ausland als eine hoch kompetente<br />

Fachperson und wurde an verschiedenen<br />

Orten in Europa und in den USA mit Preisen<br />

ausgezeichnet.<br />

Die Kollegien und die Kommission der GSR,<br />

SchülerInnen und Elternschaft werden<br />

Herrn Eberhard Kaisers Persönlichkeit und<br />

Wirken mit grosser Dankbarkeit und in<br />

bester Erinnerung behalten.<br />

L. Schmid-Cestone<br />

GSR-Geschäftsführerin<br />

25


„Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr euch weist,<br />

weil Leben heisst sich regen, weil Leben wandern heisst.“<br />

Mit diesen Worten fängt ein Lied aus dem<br />

reformierten Gesangbuch an. Neue Wege<br />

zu gehen - das kennt jeder Mensch. Und<br />

nicht nur wir: schon vor sehr langer Zeit<br />

gingen einige Menschen Wege, die etwas<br />

Besonderes waren. Eine der grossen<br />

Gestalten aus dem Alten Testament hat es<br />

erlebt was es bedeutet, einen neuen Weg<br />

zu gehen: Abraham.<br />

Im Hebräerbrief 11.8 steht: „Durch den<br />

Glauben wurde Abraham gehorsam, als er<br />

berufen wurde, in ein Land zu ziehen, das<br />

er erben sollte; und er zog aus und wusste<br />

nicht, wo er hinkäme.“ Wir erfahren in der<br />

Bibel von keinem äusseren Anlass, der<br />

Abraham zum Aufbruch gedrängt hätte. Es<br />

steht nichts von einer Hungersnot, einem<br />

Krieg oder Streit. Es ist allein Gottes Aufforderung,<br />

die Abraham zum Aufbruch<br />

bewegte - „und Gott sprach zu Abraham:<br />

Geh aus deinem Vaterland und von deiner<br />

Verwandtschaft und von deines Vaters<br />

Hause in ein Land, das ich dir zeigen will“.<br />

Abrahams Aufbruch ist etwas Besonderes.<br />

Er bekommt von Gott den Auftrag zu gehen<br />

- und er geht. Alles was er hat ist sein Vertrauen<br />

auf Gott.<br />

Gilt dies nicht auch für uns, wenn wir neue<br />

Wege gehen? Sind wir mit unseren ganz<br />

persönlichen Träumen, unseren Wünschen<br />

nach weiterführenden neuen Erkenntnissen,<br />

mit unserer Sehnsucht nach dem<br />

wirklichen Leben und guten Zeiten<br />

Abraham in seinem Aufbruch nicht ganz<br />

nahe? Es ist eine Urerfahrung und eine<br />

Urbestimmtheit, von Gott uns Menschen<br />

mitgegeben: wir müssen in unserem Leben<br />

aufbrechen, weitergehen, um unser<br />

eigenes Leben zu finden! Aufbrechen, weitergehen<br />

auf unserem Lebensweg - zum<br />

Leben hin. Ja, aufbrechen, weitergehen hat<br />

mit einem Ziel, mit Lebenszielen zu tun:<br />

Ziel ist es, ein Leben zu leben, wie es<br />

meinen Möglichkeiten entspricht und in<br />

dem ich meine Begabungen entfalten,<br />

einer Vision folgen kann. Dann gibt es Aufgaben,<br />

die ich im Leben erfüllen muss, um<br />

das Leben zu bestehen - mich dafür anzustrengen,<br />

ist ein Ziel.<br />

Abraham machte sich auf in ein neues<br />

Leben. Abraham ging, als Gott zu ihm<br />

sprach, nicht in blindem Gehorsam, wie es<br />

zunächst scheint. Er geht seinen Weg in<br />

eigener Verantwortung. Er hört in sich<br />

hinein, hört auf Gott und gelangt so zu<br />

seinem Entschluss. Er will diesen Weg in<br />

sein Leben, in seine Zukunft gehen. Der<br />

Weg, den Abraham ging, lässt sich nur<br />

oberflächlich auf einer Landkarte nachvollziehen.<br />

Es war ein Weg des Glaubens.<br />

Aufbrechen und Ausziehen in ein neues<br />

Land - welch eine Vision! Für Abraham<br />

bedeutete sie: ein grosses Volk zu werden<br />

und ein Segen für andere zu sein.<br />

Ich bin nicht Abraham, nein! Aber auch ich<br />

kann verstehen, was es bedeutet, neue<br />

Wege zu gehen. Mein Weg ist ab dem 1. Juni<br />

2008 das neue reformierte Gehörlosenpfarramt<br />

der Nordwestschweiz. Es umfasst<br />

die Kantonalkirchen Aargau, Basel-Land-<br />

Anita Kohler, die neue Pfarrerin des reformierten<br />

Gehörlosenpfarramtes der Nordwestschweiz<br />

schaft, Baselstadt und Solothurn. Ich freue<br />

mich sehr auf meine neue Aufgabe und ich<br />

glaube, dass ich diesen Weg so gehen<br />

muss, wie es auch Abraham tat: im Vertrauen<br />

darauf, dass Gott mich begleitet.<br />

Eben ganz so wie es heisst: „Vertraut den<br />

neuen Wegen, auf die der Herr euch weist,<br />

weil Leben heisst sich regen, weil Leben<br />

wandern heisst.“<br />

Alle Interessierten und Neugierigen sind<br />

herzlich eingeladen zum Begrüssungsgottesdienst<br />

für Pfarrerin Anita Kohler am 8.<br />

Juni 2008, um 14.30 Uhr in der Stadtkirche<br />

in Aarau<br />

Ab dem 1. Juni 2008:<br />

Reformiertes Gehörlosenpfarramt der<br />

Nordwestschweiz<br />

Pfarrerin Anita Kohler<br />

Friedensgasse 14<br />

4144 Arlesheim<br />

E-Mail: anita.kohler@gmx.ch<br />

oder: anita.kohler@ref-aargau.ch


Kirchliche Veranstaltungen<br />

Katholische Gehörlosengemeinden<br />

REGION AARGAU<br />

Kath. Gehörlosenseelsorge im Kt. Aargau<br />

Schönaustr. 21, Kanti Foyer, 5400 Baden<br />

Peter Schmitz- Hübsch<br />

Gehörlosenseelsorger<br />

Gian Reto Janki<br />

Gehörlosen-Jugendarbeiter<br />

Tel. 056 222 30 86<br />

Fax 056 222 30 57<br />

E-Mail kath.gl-seelsorge.aa@bluewin.ch<br />

www.ag.kath.ch<br />

Oekumenische Gehörlosen-Jugendarbeit<br />

Zürich und Aargau<br />

Gian-Reto Janki, Jugendarbeiter, gehörlos,<br />

Auf der Mauer 13, 8001 Zürich<br />

Telescrit 044 252 51 56<br />

Fax 044 252 51 55<br />

E-Mail jugend.gehoerlos@kirchen.ch<br />

Sonntag, 3. Februar 2008, 10.30 Uhr<br />

s. Kt. Zürich<br />

Sonntag, 10. Februar 2008, 14.15 Uhr<br />

Ökumenischer Gottesdienst, Kirche Herz<br />

Jesu, Lenzburg<br />

REGION ZÜRICH<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge Zürich<br />

Beckenhofstrasse 16, 8006 Zürich<br />

Briefadresse: PF 407, 8035 Zürich<br />

Telescrit 044 360 51 53<br />

Tel. 044 360 51 51<br />

Fax 044 360 51 52<br />

E-Mail info@gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorgezh.ch<br />

Sonntag, 3. Februar 2008, 10.30 Uhr<br />

Ökumenischer Gottesdienst im Hirzelheim,<br />

Regensberg<br />

Ref. und kath. Gehörlosengemeinden des<br />

Kt. Zürich<br />

Sonntag, 17. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />

Katholischer Gottesdienst in der<br />

Gehörlosenkirche Zürich-Oerlikon<br />

Sonntag, 17. Februar 2008, 15.30 Uhr<br />

Jahres-Gemeindeversammlung des kath.<br />

Gehörlosenrates des Kt. Zürich, Gehörlosenkirche<br />

Zürich-Oerlikon mit anschliessendem<br />

Imbiss<br />

REGION BASEL<br />

Katholische Hörbehindertenseelsorge KHS<br />

Basel, Häslirain 31, 4147 Aesch BL<br />

Tel. 061 751 35 00<br />

Fax 061 751 35 02<br />

E-Mail khs.rk@bluewin.ch<br />

GEHÖRLOSENGEMEINDEN<br />

KANTON SOLOTHURN<br />

H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />

Fax 061 261 05 48<br />

E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />

Sr. Martina Lorenz, Rigistrasse 7,<br />

6010 Kriens Fax 041 319 40 31<br />

Sonntag, 17. Februar 2008, 10.00 Uhr<br />

Gottesdienst im Gemeindehaus der Zwinglikirche,<br />

Berchtold Haller-Stube in Grenchen,<br />

mit Schwester Martina Lorenz.<br />

Anschliessend Zusammensein beim Kaffee.<br />

Kein Gottesdienst in Olten.<br />

REGION ST.GALLEN<br />

Katholische Gehörlosenseelsorge<br />

des Bistums St.Gallen<br />

Klosterhof 6b<br />

9001 St.Gallen<br />

Dorothee Buschor Brunner<br />

Gehörlosenseelsorgerin<br />

Tel. 071 227 34 61<br />

Fax 071 227 33 41<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@bistum-stgallen.ch<br />

Evangelische Gehörlosengemeinden<br />

REGION AARGAU<br />

Reformierte Gehörlosenseelsorge<br />

im Kanton Aargau<br />

Pfrn. Annegret Behr<br />

Spalenvorstadt 18, 4051 Basel<br />

Tel. 061 262 28 02<br />

Fax 061 262 28 02<br />

E-Mail anna.behr@graviton.ch<br />

www.ref-ag.ch<br />

REGION ZüRICH<br />

Kant. Pfarramt für Gehörlose Zürich,<br />

Oerlikonerstr. 98, 8057 Zürich<br />

Ref. Gehörlosengemeinde des<br />

Kantons Zürich<br />

Fax 044 311 90 89<br />

E-Mail gehoerlosenpfarramt.zh@ref.ch<br />

Freitag, 1. Februar 2008, 19.00 Uhr<br />

Gebärdentreff ökum. Gehörlosen-Jugendarbeit,<br />

Ref. Gehörlosenpfarramt, Zürich-Oerlikon.<br />

Herzliche Einladung<br />

Sonntag, 3. Februar 2008, 10.30 Uhr<br />

Ökum. Gottesdienst<br />

Hirzelheim Regensberg<br />

Herzliche Einladung<br />

Sonntag, 24. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />

Ref. Gottesdienst<br />

Ref. Stadtkirche Winterthur<br />

GEHÖERLOSENGEMEINDE<br />

ST.GALLEN - APPENZELL - GLARUS - THURGAU<br />

- GRAUBÜNDEN - SCHAFFHAUSEN<br />

Pfarrer Achim Menges,<br />

oberer Graben 31,<br />

9000 St.Gallen<br />

Tel. 071 227 05 70<br />

Fax 071 227 05 79<br />

SMS/Mobile 079 235 36 48<br />

E-Mail gehoerlosenseelsorge@ref-sg.ch<br />

www.gehoerlosenseelsorge.ch<br />

Sonntag, 3. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst der Gehörlosengemeinde in der<br />

Kapelle des Internationalen Blindenzentrums<br />

(IBZ) in Landschlacht TG. Anschliessend<br />

Zvieri in der Cafeteria (hierzu bitte anmelden)<br />

Pfr. Achim Menges<br />

Sonntag, 10. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst der Gehörlosengemeinde in der<br />

Kapelle des Altersheims Risi, Büelstrasse 10,<br />

Wattwil Altersheim Risi. Anschliessend<br />

Imbiss, keine Anmeldung erforderlich.<br />

Pfr. Achim Menges<br />

REFORMIERTE GEHÖRLOSEN-<br />

GEMEINDEN BASEL - BASELLAND<br />

Auskünfte:<br />

H. Beglinger, Socinstrasse 13, 4051 Basel<br />

Fax 061 261 05 48<br />

E-Mail heinrich.beglinger@erk-bs.ch<br />

Sonntag, 24. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />

Gottesdienst mit Abendmahl im Gemeindezentrum<br />

Breite, Farnsburgerstrasse 58, in<br />

Basel, mit H. Beglinger. Anschliessend Zusammensein<br />

beim Kaffee.<br />

REGION BERN, JURA<br />

Reformierte Kirchen Bern- Jura<br />

Ref.-Kirchen Bern-Jura-Solothurn<br />

Bereich Sozial-Diakonie<br />

Schwarztorstrasse 20, Postfach 5461,<br />

3001 Bern<br />

Tel. 031 385 17 17<br />

E-Mail isabelle.strauss@refbejuso.ch<br />

www.refbejuso.ch<br />

Montag, 11. Februar 2008, 20.00 Uhr<br />

Stiftung Uetendorfberg<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

Dienstag, 12. Februar 2008, 14.30 Uhr<br />

Belp, Wohnheim<br />

Diakon Andreas Fankhauser<br />

Mittwoch, 20. Februar 2008, 15.00 Uhr<br />

Heimstätte Bärau, Kirchli<br />

Pfarrerin Franziska Bracher<br />

Sonntag, 24. Februar 2008, 14.00 Uhr<br />

mit Abendmahl<br />

Burgdorf, Kirchgemeindehaus<br />

Pfarrerin Susanne Bieler<br />

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Die kreativen Covers der produzierten CDs von Albi Wethli<br />

Face Music Switzerland - CD-Programm - Roots-Ethno<br />

e-mail: face.music@bluewin.ch www.face-music.ch

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