Warum sterben die Bienen?
Warum sterben die Bienen?
Warum sterben die Bienen?
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Westdeutscher Rundfunk Köln<br />
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<strong>Warum</strong> <strong>sterben</strong> <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>?<br />
Script zur wdr-Sendereihe Quarks&Co
Inhalt <strong>Warum</strong> <strong>sterben</strong><br />
<strong>Bienen</strong><br />
Inhalt<br />
4 Fruchtbare Volkswirtschaft<br />
6 Biene, Drohne, Königin: Wer macht was?<br />
12 <strong>Warum</strong> <strong>sterben</strong> <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>?<br />
15 Die Hochleistungsbiene<br />
18 Bestäuben auf Bestellung<br />
22 Nostalgischer Charme<br />
24 Profis gesucht!<br />
Herausgeber: Westdeutscher Rundfunk Köln; verantwortlich: Öffentlichkeitsarbeit;<br />
Text: Johanna Bayer, Hilmar Liebsch, Daniel Münter, Eva Schultes, Tanja Winkler;<br />
Wissenschaftliche Beratung: Dr. Martin Sorg; Redaktion: Claudia Heiss; Copyright:<br />
wdr, August 2007; Gestaltung: Designbureau Kremer & Mahler, Köln<br />
Quellen: Für <strong>die</strong> Beiträge S. 4 Fruchtbare Volkswirtschaft und S. 6 Biene, Drohne,<br />
Königin: Wer macht was? wurden folgende Quellen genutzt: Bayerische Landesanstalt<br />
für Weinbau und Gartenbau, Fachzentrum <strong>Bienen</strong>, Dr. Friedgard Schaper; Die<br />
Honigmacher: Apis e. V., Verein zur Förderung der <strong>Bienen</strong>kunde der Landwirtschaftskammer<br />
Nordrhein-Westfalen und Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen<br />
Länderinstitut für <strong>Bienen</strong>kunde Hohenneudorf<br />
Bildnachweis: alle Bilder Freeze wdr 2007 außer Titel: alle Bilder – Rechte: dpa;<br />
Innenteil: S. 7 – dpa/Holger Ho; S. 10 – dpa/Holger Ho; S. 11 l. – Rechte: David Ellis,<br />
Morguefile; S. 11 r. – Scott Lidell, Morguefile; S. 12 l. – Rechte: wdr/Längengrad; S.<br />
18-22 – Rechte: wdr/Längengrad; S. 27 o. – Rechte: Yevgeny Eriskin, Morguefile<br />
Honigbienen liefern nicht nur süßen Brot-Aufstrich, sie gelten als das drittwichtigste<br />
Haustier: denn ihre Hauptaufgabe ist das Bestäuben von Obst-, Gemüse- und Wildpflanzen.<br />
Ein Drittel der menschlichen Nahrung ist direkt oder indirekt von Honigbienen abhängig.<br />
Aber was passiert, wenn es keine <strong>Bienen</strong> mehr gibt? In Teilen der USA sind seit Herbst<br />
2006 70 Prozent aller <strong>Bienen</strong>völker komplett verschwunden. Über <strong>die</strong> Ursachen <strong>die</strong>ses<br />
geheimnisvollen Massen<strong>sterben</strong>s rätseln Wissenschaftler weltweit. Großimker, <strong>die</strong> in<br />
Amerika mit Tausenden von <strong>Bienen</strong>völkern quer durch das Land ziehen, um Obst und<br />
Gemüsepflanzen zu bestäuben, erleben schon jetzt starke Einbußen.<br />
Quarks & Co begibt sich auf <strong>die</strong> Spur <strong>die</strong>ses unheimlichen Phänomens und begleitet einen<br />
amerikanischen <strong>Bienen</strong>inspektor bei der Suche nach den Ursachen. <strong>Warum</strong> <strong>sterben</strong> <strong>die</strong><br />
<strong>Bienen</strong>? Wie sieht <strong>die</strong> Situation in Deutschland aus? Welche Folgen hat das Verschwinden<br />
der Honigbienen für den Menschen? Gibt es überhaupt Alternativen zur Honigbiene, andere<br />
Insekten, <strong>die</strong> Blüten ebenso gut bestäuben wie das Vorbild?<br />
Doch lesen Sie zunächst, warum der <strong>Bienen</strong>staat so erfolgreich ist – beim Bestäuben von<br />
Pflanzen und als Honiglieferant.<br />
<strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>?<br />
Weitere Informationen, Lesetipps und interessante Links finden Sie auf unseren Internetseiten.<br />
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Zum Glück ist sie gesellig. Denn wäre <strong>die</strong><br />
Honigbiene, wie <strong>die</strong> meisten der etwa 550 deutschen<br />
<strong>Bienen</strong>arten, eine Einzelgängerin, gäbe es<br />
Probleme in der Landwirtschaft – und keinen<br />
Honig. Dass <strong>die</strong> westliche Honigbiene, von Biologen<br />
Apis mellifera genannt, riesige Völker bis<br />
über 50.000 Tiere bildet, ist für <strong>die</strong> Insekten von<br />
strategischem Vorteil und nützlich für <strong>die</strong> Menschen:<br />
Honigbienen bestäuben Obstbäume,<br />
Beeren, Tomaten und viele Gemüsesorten sowie<br />
Futterpflanzen wie Klee und Luzerne. Das macht<br />
sie in der Landwirtschaft enorm wichtig, mal<br />
ganz abgesehen von den begehrten <strong>Bienen</strong>produkten<br />
wie Honig oder <strong>Bienen</strong>wachs. Dass <strong>die</strong><br />
<strong>Bienen</strong> so viel leisten können, liegt an ihrer<br />
sozialen Ader: sie organisieren ihre Staaten in<br />
einer perfekten Arbeitsteilung mit höchst produktiver<br />
Volkswirtschaft.<br />
Eine für alle – alle für den Staat<br />
Dabei sind wegen der vielen zu ernährenden<br />
Mitglieder stets tausende von fleißigen Arbeiterinnen<br />
auf Nahrungssuche und fliegen Blüte auf<br />
Blüte an. Währenddessen kümmert sich ein Heer<br />
von anderen Arbeiterinnen im <strong>Bienen</strong>stock um <strong>die</strong><br />
Aufzucht der Brut, <strong>die</strong> Verpflegung der Königin und<br />
4<br />
Fruchtbare Volkswirtschaft<br />
das Heranzüchten von zeugungsfähigen Männchen.<br />
In ihrem Staat ist jede Honigbiene winziger<br />
Bestandteil einer sozial lebenden Gemeinschaft,<br />
<strong>die</strong> in den Sommermonaten von 20.000 auf über<br />
50.000 Tiere anwachsen kann. Dabei ist das <strong>Bienen</strong>volk<br />
streng genommen eine einzige Familie, <strong>die</strong><br />
sich aus vier Typen von Mitgliedern zusammensetzt:<br />
• der <strong>Bienen</strong>königin, Mutter des gesamten<br />
Staates<br />
• der neuen Königinnengeneration<br />
• den weiblichen Arbeitsbienen, Töchtern<br />
der amtierenden Königin<br />
• und den Drohnen, den einzigen Männchen<br />
im Staat.<br />
Der <strong>Bienen</strong>stock: Bauwerk mit<br />
technischen Raffinessen<br />
Wildlebende Honigbienen bauen ihren <strong>Bienen</strong>stock<br />
selbst, am liebsten in Baumhöhlen, denn<br />
ursprünglich sind sie Waldtiere. Zuchtbienen<br />
leben in künstlichen <strong>Bienen</strong>stöcken aus Holz oder<br />
– neuerdings – aus Styropor, selten noch im klassischen,<br />
aus Stroh geflochtenen <strong>Bienen</strong>korb. Im<br />
Inneren erweist sich ein <strong>Bienen</strong>stock als Bauwerk<br />
mit einer hoch komplizierten Gebäudetechnik:<br />
Fruchtbare Volkswirtschaft<br />
Lüftung und Klimaanlage, Kinderstube, Vorratskammern,<br />
bewachter Eingang, Drohnen-Wohnung,<br />
Bereich der Königin – und mit ständiger Renovierungsarbeit.<br />
Biene, Drohne, Königin – wer macht was<br />
im <strong>Bienen</strong>staat?<br />
Den Vorrat wie auch <strong>die</strong> Bewirtschaftung des ganzen<br />
Stocks übernehmen <strong>die</strong> weiblichen Tiere.<br />
Diese Arbeiterinnen legen in der Regel keine Eier.<br />
Eine bestimmte Anzahl von ihnen ist immer im<br />
Stock bei der Arbeit, andere fliegen umher und<br />
sammeln Nahrung.<br />
Das ganze System muss gut funktionieren, damit<br />
der Staat überlebensfähig bleibt und genügend<br />
Vorräte für den Winter da sind. Die Königin wird im<br />
Stock von den Arbeiterinnen gefüttert, denn sie<br />
verlässt das Nest den ganzen Sommer über nicht,<br />
sondern legt ständig Eier und sorgt so für<br />
Nachwuchs. Aus <strong>die</strong>sen noch in der Saison gelegten<br />
Eiern schlüpfen nach drei Wochen junge<br />
Arbeitsbienen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Toten des Sommers ersetzen.<br />
Denn <strong>die</strong> Arbeiterinnen leben im Frühjahr und<br />
Sommer nur etwa fünf Wochen lang, dann <strong>sterben</strong><br />
sie und neue treten an ihre Stelle. Einzig Köni-<br />
ginnen können mehrere Jahre alt werden. Die<br />
Drohnen leben nur wenig länger als <strong>die</strong> Arbeiterinnen,<br />
nämlich bis zu drei Monaten. Im Winter hat<br />
das ganze Volk nur etwa 10.000 bis 15.000<br />
Mitglieder, dafür werden <strong>die</strong> Arbeiterinnen in der<br />
kalten Jahreszeit bis zu fünf bis sieben Monate alt.<br />
Sechs Berufe in sechs Wochen<br />
Eine frisch geschlüpfte Arbeiterin kommt voll entwickelt<br />
auf <strong>die</strong> Welt – so etwas wie eine Kindheit<br />
hat sie nicht, sie muss sich gleich nützlich<br />
machen. In verschiedenen Altersphasen und je<br />
nach Bedarf des Volkes übernimmt <strong>die</strong> Arbeiterin<br />
Aufgaben, <strong>die</strong> im Stock zu verrichten sind. Diese<br />
Funktionen sind genetisch festgelegt und werden<br />
von Hormonen und Signalduftstoffen, sogenannten<br />
Pheromonen, gesteuert. So kann <strong>die</strong> Arbeiterin<br />
zur Putzbiene, Ammenbiene, Vorratsbiene,<br />
Baubiene oder Wehrbiene werden, je nachdem,<br />
wo gerade Arbeitskraft benötigt wird. Doch der<br />
letzte Job ist immer der der Sammelbiene, <strong>die</strong><br />
von Blüte zu Blüte fliegt – danach stirbt <strong>die</strong><br />
Arbeiterin. Ihre einzelnen Aufgaben muss sie<br />
aber nicht lernen: Sie hat ihr handwerkliches<br />
Multitalent geerbt, ein genetisches Programm<br />
läuft in jedem Tier ab.<br />
5
Putzbiene Die Kinderstube Vorratsbienen Baubienen<br />
6<br />
Biene, Drohne, Königin:<br />
Wer macht was?<br />
Putzbienen halten den Stock sauber<br />
Gleich am ersten Tag nach dem Schlüpfen fängt eine<br />
Putzbiene mit der Arbeit an: Es gilt, <strong>die</strong> Waben der<br />
frisch geschlüpften <strong>Bienen</strong> zu reinigen und den gesamten<br />
Stock sauber zu halten. In ungesäuberte<br />
Waben würde <strong>die</strong> Königin keine neuen Eier legen.<br />
Der Putz<strong>die</strong>nst ist immer der erste Job im Leben<br />
einer jungen Arbeiterin. Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt sondern<br />
ihre Kieferdrüsen ein öliges Sekret ab, mit dem<br />
<strong>die</strong> Biene <strong>die</strong> Waben reinigt. Die Reinigungskräfte<br />
beteiligen sich auch daran, <strong>die</strong> richtige Innentemperatur<br />
im Stock aufrecht zu erhalten. Diese muss<br />
immer zwischen 30 und 35 Grad liegen. Unter 30<br />
Grad <strong>sterben</strong> <strong>die</strong> Eier und Larven ab, ab 40 Grad<br />
ebenso. Droht <strong>die</strong> Temperatur unter <strong>die</strong> 30-Grad-<br />
Grenze zu fallen, drängen sich viele Stockbienen<br />
rund um <strong>die</strong> Brutzellen zusammen und erzeugen<br />
Wärme durch heftiges Muskelzittern. Junge <strong>Bienen</strong><br />
erkennt man daran, dass sie besonders stark behaart<br />
sind. Ältere Tiere verlieren einen Teil ihrer Haare.<br />
Die Kinderstube: Eier, Larven, Puppen<br />
Bei den Brutzellen in der Mitte des Stocks kümmern<br />
sich Ammenbienen um <strong>die</strong> Fütterung und<br />
Aufzucht der Brut. Sie versorgen auch <strong>die</strong> untätigen<br />
Drohnen sowie <strong>die</strong> Königin, <strong>die</strong> im Inneren des<br />
Stocks ständig Eier legt. Diese Eier entwickeln sich<br />
einige Tage lang selbständig. Dann sind Larven entstanden,<br />
<strong>die</strong> von den Ammenbienen auf unterschiedliche<br />
Weise gefüttert werden. Zunächst<br />
erhalten alle Larven einen speziellen Futtersaft –<br />
das Gelée royale. Es entsteht in den Schlund- und<br />
Kieferdrüsen der Ammenbienen. Die überwiegende<br />
Zahl der Larven bekommt das Gelée royale nur einige<br />
Tage lang, dann gibt es für sie nur noch Nektar,<br />
Pollen und Honig. Solche mit Mischkost aufgezogenen<br />
Larven werden zu normalen Arbeitsbienen oder<br />
Drohnen. Doch einige wenige erhalten das Spezialfutter,<br />
bis sie ausgewachsen sind. Und nur <strong>die</strong>se<br />
Larven entwickeln sich zu Königinnen. Das Gelée<br />
royale, unter Fachleuten auch Weiselfuttersaft<br />
genannt, enthält Zucker sowie viel Eiweiß und Aminosäuren.<br />
Diese Proteine sorgen dafür, dass eine<br />
Larve zu einer Königin wird. Auch <strong>die</strong> erwachsene<br />
Königin bekommt lebenslang das Kraftfutter, weil<br />
sie sonst keine Eier legt. Gelée royale ist auch als Naturheilmittel<br />
und Zutat in Kosmetika beliebt, allerdings<br />
ist es schwierig zu gewinnen und daher teuer.<br />
Vorratsbienen und Honigmacherinnen<br />
Diese Lagerarbeiterinnen verstauen Nektar und<br />
Pollen in den vorgesehenen Waben und belüften<br />
zusammen mit den anderen Stockbienen als<br />
Biene, Drohne, Königin:<br />
lebendiger Ventilator den <strong>Bienen</strong>stock. Dazu krallen<br />
sie sich mit den Beinen am Eingang oder auf<br />
den Waben fest und lassen ihre Flügel auf Hochtouren<br />
schwirren. Damit regeln <strong>die</strong> Arbeiterinnen<br />
<strong>die</strong> Temperatur und sorgen für Kühlung, wenn es<br />
im Sommer zu heiß wird. Zugleich machen <strong>die</strong><br />
Vorratsbienen auch den Honig. Er entsteht aus<br />
der Ausbeute der Sammelbienen: Nektar, verschiedene<br />
Pflanzensäfte sowie <strong>die</strong> Ausscheidungen<br />
von Läusen und anderen Insekten (auch<br />
als Honigtau bekannt). Blütenstaub kommt nicht<br />
in den Honig, <strong>die</strong>ses eiweißreiche Futter fressen<br />
<strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> lieber direkt und geben es ihrem<br />
Nachwuchs. Doch alle anderen Erträge der<br />
Sammlerin verwandelt <strong>die</strong> Honigmacherin in<br />
Honig, indem sie ihn eindickt, ihm Wasser entzieht,<br />
Enzyme und andere körpereigene Stoffe<br />
zusetzt und ihn von Wabe zu Wabe verlagert, bis<br />
er herangereift ist.<br />
Honigvorrat wird aber nur angelegt, wenn alle<br />
Arbeiterinnen, <strong>die</strong> Drohnen und <strong>die</strong> Königinnen<br />
satt sind. Das heißt, dass es zum Beispiel bei<br />
schlechtem Wetter und einem kalten Sommer<br />
auch mal keinen Honig im Stock gibt. Dann kann<br />
der Imker nichts ernten, und in der freien Wildbahn<br />
würde das <strong>Bienen</strong>volk im Winter verhungern.<br />
Allerdings füttern <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>züchter ihr Volk in solchen<br />
Fällen mit Zuckerlösung durch.<br />
Die Baubienen<br />
Etwa zwei Wochen nach dem Schlüpfen ist <strong>die</strong><br />
Arbeitsbiene dazu fähig, mit ihren Hinterleibsdrüsen/Bauchdrüsen<br />
feine Wachsplättchen zu<br />
produzieren. Sie <strong>die</strong>nen als Baustoff für <strong>die</strong> Konstruktion<br />
der typischen, sechseckigen Waben. In<br />
<strong>die</strong>sem Lebensalter bilden sich <strong>die</strong> Futtersaftdrüsen<br />
wieder zurück, so kann der Körper der<br />
Baubiene sich voll auf <strong>die</strong> neue Aufgabe konzentrieren.<br />
Denn das Erzeugen von Wachs beansprucht<br />
<strong>die</strong> Tiere erheblich: Wenn viel Wachs<br />
gebraucht wird, steigt der Zuckerverbrauch eines<br />
Volkes, weil <strong>die</strong> Baubienen ihre Stoffwechselrate<br />
erhöhen. Zum Wachsmachen drängen sich viele<br />
Baubienen zusammen und sondern aus ihren<br />
Bauchdrüsen das Wachssekret ab. Das reichen sie<br />
nach vorne zum Kopf und verkneten und verarbeiten<br />
es mit den Mundwerkzeugen. Auch dafür ist<br />
<strong>die</strong> Stockwärme von 35 Grad wichtig, denn bei <strong>die</strong>ser<br />
Temperatur ist das Wachs optimal zu verarbeiten.<br />
Wenn das Wachs aus den Drüsen der <strong>Bienen</strong><br />
kommt, ist es farblos. Erst in den Waben verfärbt<br />
es sich und nimmt den typischen gelben Honigton<br />
an. Der stammt von den Pollen und aus einem<br />
Kittharz (Propolis), mit dem <strong>die</strong> Waben oft ausgekleidet<br />
sind. <strong>Bienen</strong>wachs war in früheren Zeiten<br />
kostbar und genauso begehrt wie Honig, weil man<br />
es für Kerzen brauchte.<br />
7
Wehrbienen Sammelbiene Drohne<br />
Wer macht was?<br />
8<br />
Die Türsteherinnen am Eingang: Wehrbienen<br />
Die Wehrbienen prüfen am Flugloch, dem Eingang<br />
zum <strong>Bienen</strong>stock, ankommende Artgenossen auf<br />
den stocktypischen Geruch. Denn <strong>Bienen</strong> fremder<br />
Völker haben keine Chance auf Einlass. Auch<br />
gegen Eindringlinge wie Wespen, Schmetterlinge<br />
oder Hornissen verteidigen <strong>die</strong> Wehrbienen den<br />
Stock. Die östliche Honigbiene, eine Verwandte der<br />
Apis mellifera, nutzt dafür <strong>die</strong> Tatsache, dass auch<br />
ihre Feinde keine allzu hohen Temperaturen aushalten.<br />
Nähert sich eine Hornisse als Späherin<br />
einem <strong>Bienen</strong>stock, orten <strong>die</strong> Wehrbienen am<br />
Eingang den Feind, stürzen sich geballt auf <strong>die</strong><br />
Hornisse und bilden um sie herum eine Kugel.<br />
Durch Muskelzittern erzeugen sie dann Wärme und<br />
heizen <strong>die</strong> Hornisse auf über 45 Grad auf – das hält<br />
<strong>die</strong> Spionin nicht aus, sie verendet und kann ihrem<br />
eigenen Volk keine Nachricht von einem zu plündernden<br />
<strong>Bienen</strong>stock überbringen. Honigbienen<br />
dagegen können für kurze Zeit Temperaturen bis zu<br />
50 Grad aushalten. Die westliche Honigbiene hat,<br />
wenn sie den Wehr<strong>die</strong>nst antritt, eine gefüllte<br />
Giftblase. Der Giftstachel der <strong>Bienen</strong> hat mehrere<br />
Widerhaken, <strong>die</strong> sich leicht aus dem Chitinpanzer<br />
von anderen Insekten lösen. Aus der Haut von<br />
Säugetieren oder Menschen leider nicht, weshalb<br />
<strong>Bienen</strong> <strong>sterben</strong>, sobald sie sich gegen einen<br />
Menschen verteidigen. Sticht eine Biene, sondert<br />
sie dabei einen Alarmstoff ab, der andere <strong>Bienen</strong><br />
dazu bringt, ebenfalls zu stechen.<br />
Letzte Station im Außen<strong>die</strong>nst:<br />
Sammelbienen<br />
Die Sammelbienen bringen Pollen, Nektar und weitere<br />
Futterstoffe in den Stock. Dort liefern sie den<br />
Ertrag ab und berichten anderen über ergiebige<br />
Fundstellen, <strong>die</strong> dann von mehreren angeflogen<br />
werden. Die Sammelbienen teilen den anderen<br />
<strong>Bienen</strong> mit, wo sie interessante Futterquellen<br />
gefunden haben. Das vollzieht sich über den<br />
berühmten <strong>Bienen</strong>tanz – verschiedene Bewegungen<br />
mit dem ganzen Körper oder dem<br />
Hinterleib, in festgelegten Figuren. Neben Pollen,<br />
Nektar und anderen Pflanzensäften sind <strong>die</strong><br />
Ausscheidungen verschiedener Läuse und anderer<br />
Insekten, der sogenannte Honigtau, wichtiges<br />
Nahrungsmittel für <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>. Honigtau gibt es vor<br />
allem in Wäldern. Was man als Waldhonig kauft, ist<br />
Honig, der zu einem großen Teil aus <strong>die</strong>sem<br />
Honigtau – also vornehmlich den Ausscheidungen<br />
von Läusen – gewonnen wurde. Blütenhonig dagegen<br />
entstammt dem Nektar blühender Pflanzen.<br />
Für ein Kilo Honig müssen <strong>die</strong> Arbeiterinnen etwa<br />
drei Kilo Nektar sammeln, und sie legen dabei<br />
eine Flugstrecke von rund 40 000 Kilometern<br />
zurück – das entspricht einer Erdumkreisung! Eine<br />
einzelne Arbeiterin kann etwa einen bis zwei<br />
Kilometer weit fliegen, doch fliegt sie mehrmals<br />
täglich aus und legt so am Tag im Schnitt über 80<br />
Flugkilometer zurück. Zwischendurch ruht sie sich<br />
immer wieder im Stock aus und kühlt sich ab.<br />
Etwa 25 Kilometer in der Stunde beträgt <strong>die</strong><br />
Fluggeschwindigkeit, und weil das viel Energie<br />
kostet, nehmen <strong>die</strong> Sammelbienen immer etwas<br />
Honig als Wegzehrung mit. Sie bringen übrigens<br />
nicht nur Nahrung, sondern auch Wasser in den<br />
Stock. Etwa ein Drittel der <strong>Bienen</strong> eines Volkes<br />
fliegt aus, der Rest bleibt im Stock bei der Arbeit.<br />
Bei einem Volk von 50.000 <strong>Bienen</strong> im Sommer<br />
können also jeden Tag bis zu 20.000 Sammlerinnen<br />
unterwegs sein, in unterschiedlichen Funktionen:<br />
Als Kundschafterin nach neuen Nahrungsquellen,<br />
als Wasserholerin oder Futtersammlerin.<br />
Und in <strong>die</strong>sen Funktionen beenden <strong>die</strong><br />
Arbeitsbienen ihr kurzes Leben. Der Außen<strong>die</strong>nst<br />
ist immer <strong>die</strong> letzte Station. Denn das Arbeiten<br />
draußen ist gefährlich, gerade für <strong>die</strong> Wasserholerinnen,<br />
<strong>die</strong> schwer beladen unterwegs sind.<br />
Deshalb ist es sinnvoll, dass <strong>die</strong> Arbeiterinnen vor<br />
<strong>die</strong>sen Einsätzen schon ihre anderen Aufgaben im<br />
<strong>Bienen</strong>stock geleistet haben.<br />
Die einzigen Männchen: Drohnen<br />
Drohnen sind männliche <strong>Bienen</strong>. Sie sitzen <strong>die</strong> meiste<br />
Zeit ihres Lebens untätig im <strong>Bienen</strong>stock und<br />
lassen sich füttern. Es gibt jeweils mehrere hundert<br />
Drohnen in einem Stock, eine verschwindend<br />
geringe Zahl gegenüber dem Heer von weiblichen<br />
Arbeitsbienen. Die sprichwörtliche Faulheit der<br />
<strong>Bienen</strong>männchen liegt in ihrer Anatomie begründet:<br />
ihre Mundwerkzeuge sind nicht so stark ausgebildet<br />
wie bei den Arbeiterinnen und auch sonst<br />
lässt ihr Körperbau zu wünschen übrig – sie haben<br />
keinen Stachel und keine Giftblase, keine<br />
Honigblase und können auch keinen Honig produzieren.<br />
Ihre Organe sind für den aktiven Außen<strong>die</strong>nst<br />
und Arbeit im Stock nicht gebaut. Allerdings<br />
beteiligen sie sich gelegentlich daran, den Stock zu<br />
belüften oder <strong>die</strong> Brut zu wärmen.<br />
Ihre wahre Aufgabe ist jedoch <strong>die</strong> Befruchtung<br />
einer <strong>Bienen</strong>königin – allerdings nie der Königin im<br />
eigenen Stock. Das wäre Inzucht und würde zu<br />
einer genetischen Verarmung führen.<br />
Stattdessen fliegen <strong>die</strong> Drohnen, wenn sie erwachsen<br />
sind, zu sogenannten Drohnensammelorten<br />
aus. Wie sich <strong>die</strong> Drohnen dort finden, ist noch ein<br />
Geheimnis der <strong>Bienen</strong>, man weiß es nicht genau.<br />
9
Königin<br />
Wer macht was?<br />
Was man weiß, ist, dass <strong>die</strong> Königinnen auf ihren<br />
Hochzeitsflügen solche Sammelplätze aufsuchen,<br />
um sich dort mit Drohnen, <strong>die</strong> nicht der eigenen<br />
Familie entstammen, zu paaren. Das Ganze vollzieht<br />
sich in der Luft, im freien Flug in 15 bis 30<br />
Metern Höhe. Dabei paart sich <strong>die</strong> Königin nacheinander<br />
mit 10 bis 20 Drohnen. Den Samen speichert<br />
und mischt <strong>die</strong> junge Königinnen und nimmt ihn<br />
mit in den Stock. Dieser Spermienvorrat reicht<br />
dann das ganze Königinnen-Leben lang. Die<br />
<strong>Bienen</strong>-Herrscherin bleibt danach nur noch im<br />
Stock um Eier zu legen.<br />
Nach dem Hochzeitsakt müssen <strong>die</strong> Drohnen ihr<br />
Leben lassen – denn <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> bei der<br />
Befruchtung zum Zuge kommen, <strong>sterben</strong> sofort<br />
danach. Wenn Ende August <strong>die</strong> Begattung der<br />
neuen Königinnen abgeschlossen ist und zum<br />
Herbst <strong>die</strong> Nahrungsvorräte geringer werden,<br />
kommt es zur sogenannten Drohnenschlacht: Die<br />
im Stock verbliebenen, unnützen Männchen werden<br />
von den Arbeiterinnen heraus geworfen und<br />
müssen draußen, auf sich allein gestellt, verhungern.<br />
Damit schonen <strong>die</strong> Stockbienen ihre Honigvorräte<br />
für den Winter – und züchten sich im<br />
Frühjahr neue Männchen heran.<br />
10<br />
Die Mutter: Königin<br />
Die <strong>Bienen</strong>königin ist das einzige Weibchen im<br />
Stock, das Eier legt und Nachkommen produziert.<br />
Unter Imkern heißt <strong>die</strong> Königin Weisel. Mit dem<br />
Eierlegen beginnt <strong>die</strong> Königin im Frühjahr, und <strong>die</strong><br />
Produktion dauert den Sommer über bis in den<br />
Herbst hinein. Zur Zeit der Sonnenwende im Juni<br />
kann <strong>die</strong> Königin bis zu 1000 Eier am Tag legen.<br />
Junge Königinnen wachsen in speziellen Waben,<br />
den Weiselzellen, heran und werden ausschließlich<br />
mit Gelée royale gefüttert. Wenn sie geschlechtsreif<br />
sind, gehen <strong>die</strong> jungen Königinnen auf Hochzeitsflug<br />
zu den Drohnensammelplätzen. Wie sie<br />
<strong>die</strong> Drohnen finden, weiß man nicht, möglicherweise<br />
spielen Duftstoffe eine Rolle. Am Hochzeitsplatz<br />
paart sich <strong>die</strong> Königin immer mit mehreren Drohnen<br />
aus verschiedenen Stöcken, speichert und<br />
mischt deren Samen und befruchtet damit für den<br />
Rest ihres mehrjährigen Lebens ihre Eier. Allerdings<br />
nicht alle – einige Eier, <strong>die</strong> sie legt, bleiben unbefruchtet<br />
und entwickeln sich dann zu neuen<br />
Drohnen, den <strong>Bienen</strong>männchen. Aus befruchteten<br />
Eiern werden Arbeiterinnen. Diese legen selbst<br />
keine Eier, aber sorgen durch ihren sprichwörtlichen<br />
Eifer für Honig, Nestbau und allgemeine<br />
Logistik im <strong>Bienen</strong>stock.<br />
Flugleistung<br />
· Fluggeschwindigkeit: 6 - 8 m/sek, das sind rund<br />
25 Kilometer pro Stunde<br />
· durchschnittlich geflogene Tagesstrecke:<br />
85 Kilometer<br />
· höchste Tagesstrecke 175 Kilometer<br />
· durchschnittliche Flugdauer je Ausflug:<br />
27 Minuten<br />
· durchschnittlich 13 Ausflüge täglich<br />
Tagesleistung eines <strong>Bienen</strong>volkes<br />
Wenn eine Biene an einem Tag zehn Mal ausfliegt<br />
und dabei je Flug 20 Blüten besucht, bestäubt sie<br />
also 200 Blüten.<br />
Ein <strong>Bienen</strong>volk teilt sich bei der Arbeit auf: zwei<br />
Drittel der <strong>Bienen</strong> arbeiten im Stock, ein Drittel<br />
fliegt umher.<br />
Die Sammlerinnen eines großen Volkes von etwa<br />
60.000 <strong>Bienen</strong> schaffen also eine Tagesleistung<br />
von insgesamt etwa vier Millionen besuchten<br />
Blüten!<br />
Quelle: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau,<br />
Fachzentrum <strong>Bienen</strong><br />
Daten und Fakten –<br />
Spannendes zum Thema <strong>Bienen</strong><br />
Wie viel <strong>Bienen</strong> für Honig arbeiten müssen<br />
Ein starkes <strong>Bienen</strong>volk von etwa<br />
50.000 Arbeiterinnen<br />
· sammelt pro Tag bei gutem Angebot<br />
3 - 5 Kilo Nektar<br />
· <strong>die</strong> durchschnittliche Honigernte beträgt etwa<br />
12 - 15 Kilo pro Jahr.<br />
· Gute Jahresernten können ausnahmsweise<br />
bis zu 75 Kilo betragen.<br />
· Der Bedarf an Winterfutter liegt für ein<br />
normales <strong>Bienen</strong>volk bei etwa 12 - 14 Kilo.<br />
· Zur Energieversorgung braucht ein Volk<br />
jährlich 70 bis 80 Kilo Honig.<br />
· Zur Eiweißversorgung braucht ein Volk<br />
jährlich 25 bis 30 Kilo Pollen.<br />
Für ein Kilo Honig…<br />
… müssen etwa 3 Kilo Nektar eingetragen werden,<br />
… sind 100.000 Ausflüge erforderlich,<br />
… müssen 4 - 14.000.000 Blüten besucht werden,<br />
… reicht <strong>die</strong> Flugstrecke aller <strong>Bienen</strong> sechs<br />
Mal um <strong>die</strong> Erde.<br />
Quelle: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau,<br />
Fachzentrum <strong>Bienen</strong><br />
11
12<br />
<strong>Warum</strong> <strong>sterben</strong> <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>?<br />
<strong>Bienen</strong>völker gehen massenweise ein –<br />
Ursache: unbekannt<br />
Es ist rätselhaft: In einem <strong>Bienen</strong>stock, in dem vor<br />
wenigen Wochen rund 50.000 <strong>Bienen</strong> geschäftig<br />
summten, herrscht gespenstische Stille. Mit solch<br />
einem dramatischen Szenario machen immer<br />
mehr Imker in den USA Bekanntschaft. Meist ist<br />
nicht nur ein einzelner <strong>Bienen</strong>stock eines Züchters<br />
betroffen, sondern Hunderte oder Tausende. Die<br />
ersten Meldungen kamen im November 2006 aus<br />
Florida. Dort verlor ein Imker innerhalb weniger<br />
Wochen 2.000 seiner 3.000 Völker. Dieses Massen<strong>sterben</strong><br />
blieb kein Einzelfall. An der amerikanischen<br />
Westküste sind inzwischen rund 60 Prozent<br />
der <strong>Bienen</strong>völker eingegangen, an der Ostküste<br />
sind es sogar über 70 Prozent.<br />
Symptome einer rätselhaften Krankheit?<br />
<strong>Bienen</strong>forscher haben dem Phänomen einen<br />
Namen gegeben. Sie sprechen von Colony<br />
Collapse Disorder, kurz CCD, in der Übersetzung<br />
etwa <strong>Bienen</strong>volk-Kollaps. Doch mehr haben sie bis<br />
jetzt nicht. Sie können nur <strong>die</strong> ungewöhnlichen<br />
Symptome beschreiben: Eine Kolonie, <strong>die</strong> kurz vor<br />
dem Zusammenbruch steht, hat viel zu wenige<br />
Arbeiterinnen, und <strong>die</strong> sind auffallend jung. Meist<br />
gibt es zwar genug Vorräte an Pollen und Honig<br />
und <strong>die</strong> Königin legt sogar noch Eier, doch es fehlt<br />
an erwachsenen <strong>Bienen</strong>, <strong>die</strong> sich um <strong>die</strong> Brut kümmern.<br />
Und noch etwas passt nicht in das Schema<br />
einer gewöhnlichen <strong>Bienen</strong>krankheit. Normalerweise<br />
werden kranke <strong>Bienen</strong>stöcke von anderen<br />
Insekten ausgeraubt. CCD-Stöcke stehen aber bis<br />
zu zwei Wochen leer, bis <strong>die</strong> Plünderer kommen.<br />
Außerdem finden <strong>die</strong> Forscher in und um <strong>die</strong><br />
<strong>Bienen</strong>stöcke keine einzige tote Biene, wie es bei<br />
den bekannten <strong>Bienen</strong>krankheiten der Fall wäre.<br />
Die <strong>Bienen</strong> sind einfach nicht mehr da.<br />
Es geht um Milliarden<br />
Das Drama um <strong>die</strong> Honigbienen hat in den USA<br />
eine handfeste volkswirtschaftliche Dimension.<br />
Viele Obst und Gemüsesorten brauchen <strong>Bienen</strong>,<br />
damit sich aus den Blüten Früchte entwickeln:<br />
Kürbisse und Paprika, Äpfel, Mandeln und Birnen.<br />
Manche Anbauflächen hängen zu 100 Prozent von<br />
den fleißigen Insekten ab. Den durch <strong>Bienen</strong>bestäubung<br />
erwirtschafteten Wert schätzen Forscher<br />
allein für <strong>die</strong> USA umgerechnet auf bis zu 11<br />
Milliarden Euro. Die Bestäubung ist in den USA<br />
eine Industrie: Mobile Imker fahren mit ihren Völkern<br />
im Lastwagen von Obstplantage zu Obstplantage,<br />
um <strong>die</strong> Blüten von den <strong>Bienen</strong> bestäuben zu<br />
lassen. Solche Großimker haben mehrere tausend<br />
Stöcke. Doch nun droht vielen von ihnen das Aus<br />
und langsam wird immer mehr Amerikanern bewusst,<br />
wie wichtig <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> für das Überleben<br />
der Landwirtschaft sind.<br />
Die Suche nach dem Übeltäter<br />
<strong>Bienen</strong>forscher verschiedener Universitäten und<br />
Forschungsinstitute in den USA haben Mitte<br />
Februar 2007 begonnen, das Massen<strong>sterben</strong> der<br />
Honigbienen gemeinsam systematisch zu untersuchen.<br />
Proben aus dem ganzen Land werden<br />
unter den Arbeitsgruppen ausgetauscht und auf<br />
Krankheitserreger, Chemikalien und Stoffwechselprodukte<br />
untersucht. Zunächst konzentrierten<br />
Links:<br />
Symptome der Krankheit – <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>stöcke<br />
sind verlassen<br />
Mitte:<br />
Eine tote Biene wird auf Krankheitserreger<br />
untersucht<br />
Rechts:<br />
Die Forscher versuchen das Erbgut des<br />
unbekannten Erregers aufzuspüren<br />
<strong>Warum</strong> <strong>sterben</strong> <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong><br />
sich <strong>die</strong> Ermittler dabei auf ihnen schon bekannte<br />
Krankheitserreger. Eine ganze Reihe von<br />
Bakterien, Pilzen und Viren kommt in Frage. Doch<br />
das Ergebnis der Untersuchungen überraschte<br />
<strong>die</strong> Wissenschaftler: meist waren in jeder einzelnen<br />
Biene extrem viele verschiedene Krankheitserreger.<br />
Deswegen konnten <strong>die</strong> Forscher bis jetzt<br />
keinen Keim als Ursache des Massen<strong>sterben</strong>s<br />
identifizieren.<br />
Haben <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> eine Art AIDS?<br />
Weil <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> so massiv befallen sind, vermuteten<br />
<strong>die</strong> Wissenschaftler, dass CCD ein Immundefekt<br />
sein könnte, eine Art <strong>Bienen</strong>-AIDS. Doch<br />
was schwächt <strong>die</strong> Körperabwehr der Insekten so<br />
nachhaltig? Zunächst hatten <strong>die</strong> Forscher <strong>die</strong><br />
Varroa-Milbe im Verdacht. Dieser kleine Parasit<br />
lebt im Pelz der <strong>Bienen</strong> und kann sich in einem<br />
<strong>Bienen</strong>volk massenhaft ausbreiten. In verschiedenen<br />
Experimenten konnten <strong>die</strong> Forscher auch<br />
nachweisen, dass <strong>die</strong> Varroa-Milbe das Immunsystem<br />
der <strong>Bienen</strong> so schwächt, dass sich bestimmte<br />
Viren stark vermehren können. Doch <strong>die</strong><br />
13
Varroa-Milbe schied schnell als Hauptverursacher<br />
des Massen<strong>sterben</strong>s aus. Aus etlichen der betroffenen<br />
Völker werden keine erhöhten Milbenzahlen<br />
gemeldet, manche waren sogar milbenfrei.<br />
14<br />
Ist es Erreger X oder eine Vergiftung?<br />
Mittlerweile sind sich <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>forscher sicher,<br />
dass sie nach etwas ganz Neuem, Ungewöhnlichem<br />
suchen müssen. Deshalb sind sie auf der<br />
Suche nach einem bisher unbekannten Erreger. In<br />
den nächsten Monaten wollen ihm <strong>die</strong> Wissenschaftler<br />
mit gentechnischen Methoden auf <strong>die</strong><br />
Spur kommen. Doch sie wissen bisher nur bruchstückhaft,<br />
welche Mikroorganismen und Viren mit<br />
den <strong>Bienen</strong> zusammenleben, ohne sie krank zu<br />
machen. Der Nachweis eines neuen Erregers ist<br />
deshalb noch kein Beweis für <strong>die</strong> Schuld des Verdächtigen,<br />
sondern nur ein Indiz, in welche Richtung<br />
man weiter ermitteln muss. Auch neue Spritzmittel<br />
oder der Stress durch den dauernden Umzug<br />
in neue Monokulturen kommen als Auslöser<br />
des <strong>Bienen</strong><strong>sterben</strong>s in Frage. Doch bis jetzt gibt es<br />
keine handfesten Ergebnisse. In Deutschland<br />
Honigbienen sind ursprünglich Waldbewohner Im Mittelalter wurden <strong>die</strong> Honigbienen in <strong>die</strong>sen<br />
Strohkörben gehalten. Die Heideimker benutzen<br />
sie noch heute<br />
haben wir 2007 zum Glück noch keine Anzeichen<br />
des mysteriösen Massen<strong>sterben</strong>s der Honigbienen.<br />
Aber ein Blick in <strong>die</strong> Vergangenheit zeigt,<br />
dass <strong>die</strong>ses Phänomen auch bei uns auftreten<br />
könnte: im Winter 2002/2003 gab es auch in<br />
Deutschland ein großes <strong>Bienen</strong><strong>sterben</strong>: Mitverursacher<br />
war <strong>die</strong> Varroa-Milbe. Über 30 Prozent<br />
der <strong>Bienen</strong>völker wurden vernichtet, in manchen<br />
Regionen waren es sogar über 50 - 80 Prozent.<br />
Damals standen <strong>die</strong> deutschen Imker genauso<br />
ratlos vor ihren verlassenen <strong>Bienen</strong>stöcken wie<br />
jetzt <strong>die</strong> Imker in den USA. Die eigentliche Ursache<br />
<strong>die</strong>ses <strong>Bienen</strong><strong>sterben</strong>s in Deutschland ist bis<br />
heute nicht bekannt.<br />
Die Hochleistungsbiene<br />
Die Hochleistungsbiene<br />
Wie <strong>die</strong> Honigbiene zum Nutztier wurde<br />
Der ursprüngliche Lebensraum der Honigbienen<br />
ist der Wald. Millionen von Jahren lebte <strong>die</strong> Apis<br />
mellifera (so ihr biologischer Name) in Wäldern,<br />
lange bevor der Mensch auftauchte. Hohle Bäume<br />
oder Felsspalten boten idealen Schutz für den<br />
ganzen Staat. Die <strong>Bienen</strong> sammelten Honigtau von<br />
den Blättern sowie Nektar und Pollen der blühenden<br />
Pflanzen auf den Waldlichtungen. An gelegentliche<br />
Honig<strong>die</strong>be wie Bären waren sie gewöhnt.<br />
Auch der Mensch entdeckte den Honig und<br />
griff hin und wieder zu.<br />
Vom Wald ins Dorf<br />
Die ersten Imker waren entsprechend Waldimker,<br />
auch Zeidler genannt. Sie höhlten mit Beilen<br />
Bäume aus und verschlossen sie wieder mit<br />
einem Brett samt Einflugloch. <strong>Bienen</strong> nutzten<br />
<strong>die</strong>se künstlichen Höhlen, um dort ihren Stock zu<br />
bauen, und <strong>die</strong> Zeidler holten sich im Sommer <strong>die</strong><br />
Waben aus dem Baum. Bereits aus dem Jahr 1.000<br />
sind erste <strong>Bienen</strong>verordnungen aus Niedersachsen<br />
bekannt. Doch <strong>die</strong>se Art des Honigsammelns<br />
war unbequem. Deshalb sägten <strong>die</strong><br />
Menschen <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>behausung aus dem Baum<br />
und siedelten <strong>die</strong> Völker um.<br />
Ab etwa 1.000 n. Chr. hielten <strong>die</strong> Imker <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong><br />
mehr und mehr wie Haustiere in der Nähe ihrer<br />
Wohnungen. Dazu stellten sie den Insekten Strohkörbe<br />
als Wohnort zur Verfügung. Stroh gab es<br />
genügend und <strong>die</strong> Körbe konnten einfacher transportiert<br />
werden. Bereits im 16. Jahrhundert gingen<br />
<strong>die</strong> Imker auf Wanderschaft. Sie hatten schon früh<br />
erkannt, dass man den Ertrag von Honig und<br />
Wachs steigern konnte, wenn man <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> dorthin<br />
brachte, wo viele blühende Pflanzen zu finden<br />
waren. Für <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> bedeutete <strong>die</strong>s eine einschneidende<br />
Veränderung: Sie mussten sich<br />
immer wieder aufs Neue an eine unbekannte Umgebung<br />
gewöhnen. Zu <strong>die</strong>ser Zeit wurden <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>völker<br />
bereits gezüchtet und gezielt vermehrt.<br />
Sanftmütig und fleißig<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts erfanden <strong>die</strong> Imker <strong>die</strong><br />
Magazinhaltung in beweglichen Wabenrahmen.<br />
Das stellte <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> wieder vor eine neue<br />
Herausforderung: Im Strohkorb hatten sie ihr Nest<br />
noch wie gewohnt anlegen können. Die vorgefertigten<br />
Wachsplatten in den Rahmen geben ihnen nun<br />
Ausrichtung und Größe der Waben vor. So ist der<br />
Honig bequem zu ernten, das Tier jedoch muss sich<br />
wieder anpassen. Mehrmals im Jahr entnimmt der<br />
Imker Honigwaben, doch ganz ohne Vorrat kommen<br />
15
Die Hochleistungsbiene<br />
<strong>die</strong> Völker nicht über den Winter. Die Imker füttern<br />
ihre <strong>Bienen</strong> in der kalten Jahreszeit daher mit<br />
Zuckerlösung. Wie auch andere Haustiere wird <strong>die</strong><br />
Biene so über Jahrhunderte zu einem Zuchtobjekt,<br />
das der Mensch nach seinen Wünschen formt:<br />
sanftmütig soll sie sein, damit sie den Imker nicht<br />
sticht, sammelfreudig, damit <strong>die</strong> Honigernte reichlich<br />
ausfällt. Gezielt lesen <strong>die</strong> Imker <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> aus,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong>se Eigenschaften besitzen. Außerdem verhindern<br />
sie, dass <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> sich natürlich vermehren:<br />
Sie teilen <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>völker auf, bevor sich eine<br />
Königin mit der Hälfte des Staates auf den Weg<br />
macht und ausschwärmt.<br />
16<br />
ausschwärmt<br />
Ein <strong>Bienen</strong>volk vermehrt sich natürlicher Weise, indem es sich<br />
teilt. Wenn der <strong>Bienen</strong>staat eine bestimmte Größe erreicht hat,<br />
werden vermehrt Zellen für junge Königinnen, sogenannte<br />
Weiselzellen, angelegt. Sie wachsen vertikal nach unten. Für <strong>die</strong><br />
Arbeiterinnen ist das das Zeichen, <strong>die</strong> darin befindliche Larve<br />
mit Gelée royale, einem besonderen Futtersaft, zu füttern. Dieses<br />
Elixier lässt neue Königinnen heranwachsen. Kurz vor dem<br />
Schlüpfen einer jungen Königin verlässt <strong>die</strong> alte Königin mit<br />
einem Teil der Arbeiterinnen den Stock und sucht sich eine neue<br />
Bleibe – das Volk schwärmt. Die Imker verhindern das, indem sie<br />
große Völker rechtzeitig aufteilen.<br />
Links:<br />
Bewegliche Wabenrahmen revolutionierten <strong>die</strong><br />
<strong>Bienen</strong>haltung<br />
Mitte:<br />
Zur Rapsblüte finden <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> reichliche, aber<br />
einseitige Nahrung auf den riesigen Feldern<br />
Rechts:<br />
Die Biene mit der Nummer 72 hat <strong>die</strong> Varroa-Milbe<br />
erkannt und entfernt sie aus dem Stock. Sie soll<br />
<strong>die</strong>se Eigenschaft nun weiter vererben.<br />
Einfalt statt Vielfalt<br />
Auch <strong>die</strong> Umwelt hat sich inzwischen für <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong><br />
völlig verändert. Statt abwechslungsreicher Blütenwiesen<br />
finden sie riesige Monokulturen vor, <strong>die</strong><br />
ihnen im Frühling zwar reiche, aber einseitige Nahrung<br />
bescheren. Und nach kurzer Zeit gibt es kaum<br />
noch Auswahl, weil <strong>die</strong> riesigen Felder alle gleichzeitig<br />
abblühen. Dann finden <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> in der<br />
näheren Umgebung keine Nahrung mehr und das<br />
Volk muss Hunger leiden, bis der Imker den Stock<br />
woanders aufstellt oder zufüttert. Mit der modernen<br />
Landwirtschaft kam auch <strong>die</strong> Chemie: Der Einsatz<br />
von Pflanzenschutzmitteln kann für <strong>Bienen</strong> gefährlich<br />
sein, manche Pestizide machen <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong><br />
anfällig für Krankheiten. Imker kritisieren immer<br />
wieder scharf den Einsatz solcher Stoffe. Zwar müssen<br />
<strong>die</strong> Hersteller ihre Substanzen auf <strong>Bienen</strong>verträglichkeit<br />
prüfen, doch dosiert der Bauer <strong>die</strong><br />
Mittel nicht richtig oder bringt sie zur falschen Zeit<br />
aus, sind <strong>die</strong> Folgen für <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> katastrophal.<br />
Die große Bedrohung: Varroa-Milbe<br />
Zu Forschungszwecken holten Wissenschaftler<br />
1977 asiatische Honigbienen nach Deutschland.<br />
Mit ihnen reiste ein gefürchteter Parasit: <strong>die</strong><br />
Varroa-Milbe kam nach Europa. Diese Milbe befällt<br />
Larven und erwachsene <strong>Bienen</strong> und saugt ihre<br />
Körperflüssigkeit aus. Aus solchen Larven entwickeln<br />
sich verkrüppelte <strong>Bienen</strong>. Da viele Völker<br />
sehr eng beieinander gehalten werden, konnte sich<br />
<strong>die</strong> Varroa-Milbe rasch vermehren und durch <strong>die</strong><br />
Wanderungen der Imker breitete sich <strong>die</strong> Milbe in<br />
ganz Europa aus. Die in Europa vorherrschenden<br />
westlichen Honigbienen haben keine natürliche<br />
Abwehrmöglichkeit gegen <strong>die</strong>se Plage. Der Imker<br />
muss seine Völker gegen <strong>die</strong> Schmarotzer behandeln,<br />
sonst geht sein Volk daran zugrunde. Die<br />
Varroa-Milbe ist ein Grund dafür, dass Honigbienen<br />
bei uns in Deutschland in freier Wildbahn nicht<br />
mehr vorkommen. Die Honigbiene von heute ist auf<br />
<strong>die</strong> Pflege des Menschen angewiesen.<br />
Kampf gegen <strong>die</strong> Varroa-Milbe – <strong>Bienen</strong>forscher<br />
suchen nach resistenten <strong>Bienen</strong><br />
Im Länderinstitut für <strong>Bienen</strong>kunde Hohen Neuendorf<br />
bei Berlin wollen Forscher <strong>Bienen</strong>völker züchten,<br />
<strong>die</strong> sich aus eigener Kraft gegen <strong>die</strong> gefürchtete<br />
Varroa-Milbe wehren können. Die ursprünglichen<br />
Wirte der Milbe, <strong>die</strong> asiatischen <strong>Bienen</strong>, leiden<br />
nicht so sehr unter dem Parasiten, weil <strong>die</strong>se<br />
<strong>Bienen</strong> natürliche Abwehrstrategien besitzen: sie<br />
können befallene Brutzellen erkennen und entfernen.<br />
Einige wenige Arbeiterinnen der westlichen<br />
<strong>Bienen</strong>völker zeigen ein ähnliches Verhalten: auch<br />
sie öffnen vermilbte Wabenzellen und räumen sie<br />
aus. Nach solchen <strong>Bienen</strong> suchen <strong>die</strong> Berliner Wissenschaftler.<br />
Aus ganz Deutschland holen sie dazu<br />
<strong>Bienen</strong>völker, <strong>die</strong> besonders gut mit Varroa-Milben<br />
fertig werden. Dann infizieren <strong>die</strong> Forscher einzelne<br />
Waben im Stock mit Milben und markieren <strong>die</strong><br />
<strong>Bienen</strong>. Eine Infrarotkamera beobachtet <strong>die</strong> Tiere<br />
anschließend bei ihrer Arbeit im dunklen Stock. Die<br />
<strong>Bienen</strong>, <strong>die</strong> das erwünschte Verhalten zeigen, werden<br />
zur weiteren Zucht verwendet. Das Ziel:<br />
<strong>Bienen</strong>völker mit möglichst vielen solcher Arbeiterinnen,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Milben entdecken und aus dem<br />
Stock entfernen. Um <strong>die</strong> Auswahl der Zuchttiere<br />
noch effektiver zu gestalten, untersucht man in<br />
Hohen Neuendorf auch <strong>die</strong> Gene der Biene. Eine<br />
Genregion, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> gesuchte Abwehr-Eigenschaft<br />
verantwortlich sein könnte, wurde bereits<br />
entdeckt. Schon seit zehn Jahren arbeiten <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>forscher<br />
an <strong>die</strong>sem aufwändigen Projekt.<br />
Völker, <strong>die</strong> ganz ohne Varroa-Behandlung auskommen,<br />
gibt es noch nicht. Bei Tests auf Varroa-<br />
Befall schneiden <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> des Länderinstituts<br />
allerdings immer besonders gut ab. Für <strong>die</strong><br />
Forscher zeigt <strong>die</strong>ses Ergebnis, dass sie auf dem<br />
richtigen Weg sind.<br />
17
18<br />
Bestäuben auf Bestellung<br />
Ein Tag im Leben eines amerikanischen Imkers<br />
In den USA reisen Imker mit mehreren tausend <strong>Bienen</strong>völkern<br />
von Plantage zu Plantage und verleihen<br />
ihre <strong>Bienen</strong> zum Bestäuben der riesigen Felder an<br />
<strong>die</strong> Farmer. Dafür sind <strong>die</strong> Insekten unentbehrlich –<br />
wenn sie nicht fliegen, gibt es keine Ernte. Wir haben<br />
einen amerikanischen Imker einen Tag lang begleitet:<br />
Morgens um 7:30 fängt der Tag für David Hackenberg<br />
an. Es gibt viel zu tun – wie fast an jedem Tag<br />
des Jahres. Als erstes fährt der Großimker von seiner<br />
Wohnung in Lewisburg im Norden Pennsylvanias<br />
zu einem Lagerplatz, auf dem rund 250 seiner <strong>Bienen</strong>völker<br />
untergebracht sind.<br />
Insgesamt besitzt Familie Hackenberg rund 3.000<br />
<strong>Bienen</strong>völker. Die <strong>Bienen</strong>stöcke sind auf verschiedene<br />
Lagerplätze in der Umgebung verteilt. Es<br />
wäre unmöglich, alle 3.000 an derselben Stelle zu<br />
platzieren. Die <strong>Bienen</strong> würden nicht genug Nektar<br />
und Pollen zum Überleben finden.<br />
Bestäuben auf Bestellung<br />
An <strong>die</strong>sem Tag gibt es eine unliebsame Überraschung:<br />
Ein kleiner Schwarzbär hat in den <strong>Bienen</strong>stöcken<br />
gewütet und ein paar von ihnen zerstört. Er hat<br />
sogar eine Spur hinterlassen: einen Abdruck seiner<br />
Tatze.<br />
Doch plündernde Bären sind nur ein kleines<br />
Problem, verglichen mit der rätselhaften <strong>Bienen</strong>krankheit.<br />
Dass ganze Völker einfach ihre Stöcke<br />
verlassen und <strong>sterben</strong>, hat auch <strong>die</strong> Hackenbergs<br />
getroffen – im Herbst 2006 gingen 2.000 ihrer 3.000<br />
<strong>Bienen</strong>völker ein.<br />
David Hackenberg senior kommt am Morgen, um<br />
seinem Sohn bei der Arbeit zu helfen. Seit dem großen<br />
Verlust an <strong>Bienen</strong>völkern ist <strong>die</strong> Familie vor<br />
allem damit beschäftigt, neue Stämme zu züchten.<br />
Denn man braucht viele Völker, wenn man sein<br />
Geschäft mit der Bestäubung machen will. Davon<br />
lebt <strong>die</strong> Familie. Honig ist nur ein Nebenprodukt.<br />
19
20<br />
Am frühen Nachmittag wird eine Lieferung <strong>Bienen</strong>völker<br />
für <strong>die</strong> Reise fertig gemacht. Sie muss noch in<br />
derselben Nacht zu einer Apfelplantage in den<br />
Süden Pennsylvanias gebracht werden. Die Apfelblüte<br />
hat begonnen, und <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> müssen rechtzeitig<br />
eintreffen, um in den nächsten zehn Tagen <strong>die</strong><br />
Blüten zu bestäuben.<br />
Am Abend kommen <strong>die</strong> ersten 200 Kisten auf den<br />
Laster. Erst jetzt sind alle <strong>Bienen</strong> von ihrer Nahrungssuche<br />
in den Stock zurückgekehrt. Deswegen transportieren<br />
Großimker ihre <strong>Bienen</strong> nur in der Nacht<br />
oder in den frühen Morgenstunden.<br />
Zwischenstopp an einem anderen Lagerplatz: weitere<br />
150 Kisten kommen auf den Wagen. Dann ist <strong>die</strong><br />
Ladung fertig und gegen 21:30 geht es endlich los in<br />
Richtung Apfelplantage.<br />
David Hackenberg wird <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> in der Apfelplantage<br />
abladen und wieder nach Hause fahren.<br />
Erst gegen 4:00 morgens kommt er ins Bett. Im<br />
Frühling, wenn fast alles blüht und bestäubt werden<br />
muss, sieht er seine Kinder kaum.<br />
Nur im Winter verbringt der Familienvater ein wenig<br />
Zeit mit Frau und Kindern. Alle überwintern zusammen<br />
mit den <strong>Bienen</strong> in Florida, wohin sie sämtliche<br />
Stöcke mitnehmen. Doch den ganzen Sommer über<br />
wird Hackenberg Tag für Tag seine <strong>Bienen</strong> durch <strong>die</strong><br />
Gegend fahren. Vorausgesetzt <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>krankheit<br />
macht ihm keinen Strich durch <strong>die</strong> Rechnung.<br />
21
22<br />
Nostalgischer Charme<br />
Nostalgischer Charme<br />
Imker in Deutschland haben Nachwuchsprobleme<br />
Peter Kassner aus Bergisch Gladbach ist mit seinen<br />
59 Jahren ein typischer deutscher Imker. In seinem<br />
Garten hat er acht <strong>Bienen</strong>stöcke. Seine Leidenschaft<br />
für <strong>die</strong> Imkerei begann vor 25 Jahren, am<br />
Anfang eher unfreiwillig, wie der Hobbyimker erzählt:<br />
Sein Vater hatte <strong>Bienen</strong>, und als der erkrankte,<br />
musste Peter Kassner ihm beim Imkern helfen.<br />
Nach einiger Zeit investierte der Sohn soviel Zeit in<br />
<strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>stöcke bis er sie schließlich ganz übernahm.<br />
Seit dem ist er süchtiger Imker. Über 80.000<br />
Imker gibt es in Deutschland. Nur etwa 2.000<br />
davon leben hauptsächlich von der Imkerei, und nur<br />
rund 3.000 bestreiten einen wesentlichen Anteil<br />
ihres Einkommens über <strong>die</strong> Produktion von Honig.<br />
Für den überwiegenden Rest ist <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>zucht<br />
reines Hobby.<br />
Imkern ist nichts für Unzuverlässige<br />
Im Frühling gibt es für den Imker einiges zu tun an<br />
seinen <strong>Bienen</strong>stöcken. Alle paar Tage kontrolliert<br />
Peter Kassner, ob es Anzeichen für das Heranwachsen<br />
einer neuen Königin gibt. Übersieht er <strong>die</strong><br />
Brutwabe und eine neue Königin schlüpft, verlässt<br />
<strong>die</strong> alte Königin mit dem Großteil ihres Gefolges<br />
den Stock – <strong>die</strong> Honigbienen schwärmen aus (S. 16).<br />
Für den Imker würde das den Verlust eines Volkes<br />
bedeuten. Auch <strong>die</strong> Brut zu vieler männlicher<br />
<strong>Bienen</strong>, der Drohnen will Kassner verhindern, denn<br />
<strong>die</strong> bringen keinen Honig. Deshalb schneidet er<br />
Waben mit Drohnen regelmäßig aus dem Stock<br />
heraus. Das Wachs schmilzt er ein und verwendet<br />
es zum Beispiel für Kerzen. Das Entfernen der<br />
Drohnenwaben hat einen günstigen Nebeneffekt:<br />
Es erschwert einem gefürchteten <strong>Bienen</strong>parasiten,<br />
der Varroa-Milbe, den Befall. Denn <strong>die</strong>se Schädlinge<br />
nisten besonders gerne in den Waben der Drohnen.<br />
Furcht vor Schädlingen<br />
Peter Kassner weiß, was es heißt, wenn <strong>die</strong> Varroa-<br />
Milbe ein <strong>Bienen</strong>volk befällt. Schließlich hat er im<br />
Winter 2006/2007 selbst acht Völker durch den<br />
Parasiten verloren. Doch es gibt noch andere<br />
Schädlinge, vor denen er seine Tiere schützen<br />
muss, Mäuse zum Beispiel. Gelangen sie im Winter<br />
in den <strong>Bienen</strong>stock, gefährden sie das Überwintern<br />
der Tiere. Imkern ist kein billiges Vergnügen. Allein<br />
<strong>die</strong> Kosten für <strong>die</strong> Grundausstattung werden vom<br />
Deutschen Imkerbund mit ca. 1.350,- Euro angegeben.<br />
Dazu kommen <strong>die</strong> laufenden Ausgaben und<br />
<strong>die</strong> Gefahr, dass ein Volk ersetzt werden muss.<br />
Jedes Jungvolk kostet 80 bis 100 Euro. In einem<br />
Links:<br />
Peter Kassner: <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> sind sein Hobby<br />
Mitte:<br />
In den Waben der Drohnen kann <strong>die</strong> Varroa-Milbe lauern<br />
schlechten Jahr, in dem ein Hobbyimker mehrere<br />
Völker nachkaufen muss, kommen da leicht ein<br />
paar hundert Euro zusammen. Und das kommt<br />
häufig vor, etwa 10 Prozent Verlust sind normal.<br />
Wird ein <strong>Bienen</strong>volk gut gehalten, so rechnet man<br />
pro Volk mit Kosten von 50 bis 80 Euro im Jahr.<br />
Nur noch halb so viele Völker<br />
Kosten und Verlustrisiken schrecken neben der<br />
regelmäßigen Arbeit viele ab, deshalb gibt es seit<br />
Jahren schon Probleme mit dem Nachwuchs. Die<br />
Imkervereine bemühen sich darum, <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong>zucht<br />
attraktiver zu machen. Sie stellen Interessierten<br />
<strong>Bienen</strong>völker zur Probe zur Verfügung und<br />
betreuen <strong>die</strong> Anfänger. Doch <strong>die</strong> Anzahl der<br />
Hobbyimker geht zurück: seit den 1950er Jahren<br />
hat sich <strong>die</strong> Zahl der Imker in Deutschland halbiert.<br />
Ebenso <strong>die</strong> Zahl der Honigbienenvölker, sie ging<br />
von 2 Millionen auf 800.000 zurück. Peter Kassner<br />
wird seinem Hobby jedoch treu bleiben, und für ihn<br />
rechnet sich <strong>die</strong> Imkerei sogar. Denn er produziert<br />
sechs bis sieben Zentner Honig pro Jahr. Über den<br />
Verkauf finanziert er seine <strong>Bienen</strong>. Meist verkauft<br />
er an Stammkunden. Zwar sei sein Honig teurer als<br />
Billigimporte, so Peter Kassner, doch bei ihm wisse<br />
man, dass der Honig eben echt sei und nicht gestreckt<br />
oder durch Pestizide verunreinigt.<br />
Daten und Fakten –<br />
Spannendes zum Thema <strong>Bienen</strong><br />
Was <strong>Bienen</strong> gut tut<br />
<strong>Bienen</strong>, Hummeln, Schmetterlinge und andere<br />
bestäubende Insekten brauchen Ihre Hilfe! Tipps<br />
für einen bienenfreundlichen Garten:<br />
· auch mal Löwenzahn und andere wilden<br />
Pflanzen blühen lassen;<br />
· auf Blaufichten und Thujahecken verzichten –<br />
dort finden Insekten kein Futter;<br />
· dafür sorgen, dass gerade auch im Hoch- und<br />
Spätsommer etwas im Garten blüht;<br />
· sich im Gartencenter vor der Pflanzensaison<br />
nach sogenannten <strong>Bienen</strong>weiden erkundigen –<br />
das sind Blumen, Stauden und Sträucher, <strong>die</strong><br />
von <strong>Bienen</strong> gerne angeflogen werden.<br />
· Ratgeber gibt es zum Beispiel bei der bayrischen<br />
Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau:<br />
„Blumen im Garten, <strong>Bienen</strong> im Garten“. Die<br />
Bestelladresse gibt es auf der Internetseite der<br />
Landesanstalt: www.lwg.bayern.de<br />
23
24<br />
Profis gesucht!<br />
Gibt es Alternativen für <strong>die</strong> Honigbiene?<br />
Gibt es Alternativen für <strong>die</strong> Honigbiene?<br />
Biene ist nicht gleich Biene<br />
Wenn von <strong>Bienen</strong> <strong>die</strong> Rede ist, meint man<br />
umgangssprachlich meist nur eine bestimmte<br />
Art: <strong>die</strong> westliche Honigbiene, Apis mellifera –<br />
sprichwörtlich fleißig, nützlich, niedlich und<br />
systematisch von Imkern gezüchtet. Doch in<br />
Wirklichkeit sind allein in Deutschland über 550<br />
verschiedene <strong>Bienen</strong>arten bekannt. Weltweit<br />
schätzt man <strong>die</strong> Zahl der <strong>Bienen</strong>arten auf über<br />
20.000. <strong>Bienen</strong> machen damit einen großen Teil<br />
der Insekten aus, <strong>die</strong> Pflanzen bestäuben. Die<br />
Honigbiene wiederum hat ihren großen Bekanntheitsgrad<br />
erreicht, weil sie wegen ihrer Nützlichkeit<br />
und ihrer begehrten Produkte wie Honig<br />
oder Wachs schon seit Jahrtausenden gehalten<br />
wird.<br />
Pollen: als blinder Passagier von Blüte<br />
zu Blüte<br />
<strong>Bienen</strong> leben von Pollen und Nektar und fliegen<br />
auf der Suche danach Blüte nach Blüte an. Die<br />
Bestäubung vollzieht sich dabei eher zufällig:<br />
denn der Pollen, den <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong> für ihren eigenen<br />
Bedarf sammeln ist meist durch Nektar oder den<br />
Speichel der Biene verklebt und kann eine Blüte<br />
nicht mehr befruchten. Was aber zählt, ist der<br />
Pollen, der am Körper der <strong>Bienen</strong> mitreist. Der<br />
mikrofeine Staub verfängt sich zum Beispiel in<br />
den feinen Härchen, mit denen der Körper der<br />
<strong>Bienen</strong> bedeckt ist, oder bleibt einfach an Bauch<br />
oder Hinterleibt kleben. So kann er auf der Reise<br />
von Blüte zu Blüte gelangen.<br />
Die Kandidaten:<br />
Erdhummel und Rostrote Mauerbiene<br />
Viele Insekten bestäuben auf <strong>die</strong>se Weise Blüten,<br />
neben <strong>Bienen</strong> und Hummeln auch Schmetterlinge<br />
und Käfer. Bisher sind <strong>die</strong> Honigbienen am<br />
leistungsfähigsten und werden in der Landwirtschaft<br />
gezielt eingesetzt. Doch um nicht nur auf<br />
eine einzige Art angewiesen zu sein, suchen Forscher<br />
nach einer häufig vorkommenden Insektenart,<br />
<strong>die</strong> zumindest einen Teil der Bestäubungsaufgabe<br />
übernehmen könnte. In Deutschland sind das<br />
<strong>die</strong> Erdhummel und <strong>die</strong> Rostrote Mauerbiene.<br />
Wer kann besser Pollen transportieren?<br />
Man weiß nicht genau, wie viel Pollen <strong>Bienen</strong> bei<br />
ihren Flügen transportieren, aber <strong>die</strong> Größe des<br />
Insekts und seine Körperoberfläche sind sicher<br />
wichtig. Und im Vergleich zur pelzigen Erdhummel<br />
ist eine Honigbiene trotz Behaarung<br />
noch relativ glatt. Deshalb kann man davon ausgehen,<br />
dass an einer Hummel mehr Pollen hängen<br />
bleibt als an einer Honigbiene. Auch <strong>die</strong><br />
Rostrote Mauerbiene ist rundum dicht behaart<br />
und sammelt zusätzlich mit ihrem Haarkleid am<br />
Bauch. Deshalb ist <strong>die</strong> Honigbiene in Sachen<br />
Pollentransport Erdhummel oder Rostroter<br />
Mauerbiene eher unterlegen.<br />
Wer fliegt weiter?<br />
Die Flugweite sagt zwar nichts über <strong>die</strong><br />
Bestäubungsleistung aus. Aber ein Insekt, das<br />
weit fliegen kann, kann grundsätzlich mehr<br />
Blüten erreichen. Die Honigbiene überrundet<br />
dabei mit maximalen Reichweiten von acht<br />
Kilometern pro Flug <strong>die</strong> anderen <strong>Bienen</strong> um<br />
Links:<br />
Erdhummeln sind fleißige Bestäuber. Sie bilden<br />
kleinere Völker als <strong>die</strong> <strong>Bienen</strong><br />
Mitte:<br />
Erfolg als blinder Passagier: Pollen am Hinterleib<br />
einer Honigbiene<br />
Rechts:<br />
Die Rostrote Mauerbiene ist in Deutschland recht<br />
häufig anzutreffen<br />
Längen. Die Erdhummel kommt lediglich auf<br />
einen Kilometer. Die Rostrote Mauerbiene schafft<br />
gerade mal einige hundert Meter. Allerdings sind<br />
große Reichweiten nur in Extremsituationen sinnvoll.<br />
Denn für den weiten Flug geht auch viel<br />
Energie drauf, wodurch das Sammeln nicht sehr<br />
effektiv ist.<br />
Wer ist effizienter?<br />
Nicht <strong>die</strong> Reichweite zählt, sondern auch <strong>die</strong><br />
Effizienz: Je mehr Blüten das Insekt anfliegt.<br />
umso wahrscheinlicher ist es, dass auch viele<br />
Blüten bestäubt werden. Die Honigbiene kommt<br />
pro Tag wahrscheinlich auf etwa zweihundert<br />
Blüten, wenn <strong>die</strong> Umgebung günstig ist. Die<br />
Hummel dagegen schafft locker über fünfhundert<br />
Blüten pro Tag. Dafür ist sie allerdings auch länger<br />
unterwegs. Die Rostrote Mauerbiene schafft<br />
ebenfalls mehrere hundert Blüten pro Tag.<br />
Hummel und Mauerbiene sind der Honigbiene<br />
also in <strong>die</strong>sem Punkt überlegen.<br />
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Gibt es Alternativen...<br />
Wer schafft mehr?<br />
Ein großes Volk hat mehr einzelne Bestäuber als<br />
ein kleines oder gar ein einzelgängerisches Tier,<br />
das solitär lebt, wie <strong>die</strong> Biologen sagen. Die<br />
Mehrheit der <strong>Bienen</strong> lebt übrigens als Einzelgänger<br />
und bildet keine Staaten. Hier trumpft <strong>die</strong><br />
Honigbiene mit ihren gigantischen Völkern voll<br />
auf: 50.000 und mehr Honigbienen können im<br />
Sommer in einem Volk leben. Etwa ein Drittel<br />
davon fliegt aus. Ein Hummelvolk zählt gerade<br />
mal 300 Exemplare, und <strong>die</strong> Rostrote Mauerbiene<br />
ist eine Einzelgängerin. Kein Wunder also, dass<br />
<strong>die</strong> Honigbiene trotz eigentlich mittelmäßiger<br />
Eigenschaften als Bestäuber Nummer 1 dasteht:<br />
Masse statt Klasse! Tausende von mäßigen<br />
Arbeiterinnen bringen mehr als wenige gute.<br />
Die Menge macht´s<br />
Die Honigbiene ist für <strong>die</strong> Bauern immer noch Bestäuber<br />
Nummer Eins. Auch wenn es sicher <strong>Bienen</strong>arten<br />
gibt, <strong>die</strong> ihr im Einzelnen weit überlegen<br />
sind, <strong>die</strong> riesigen Staaten der Apis mellifera gleichen<br />
das wieder aus. So hängt der Erfolg einer <strong>Bienen</strong>art<br />
als professioneller Bestäuber in der Landwirtschaft<br />
davon ab, in welchen Mengen sie ver-<br />
breitet werden kann. Bei Erdhummeln klappt das<br />
schon ganz gut. Sie leisten zum Beispiel in Gewächshäusern<br />
bei der Befruchtung von Erdbeeren,<br />
Tomaten und Paprika sehr gute Arbeit. Im Plantagenanbau<br />
absolvieren sie zurzeit Testeinsätze.<br />
Auch <strong>die</strong> Rostrote Mauerbiene wird in Obstplantagen<br />
schon zur Probe eingesetzt. In so genannten<br />
<strong>Bienen</strong>hotels soll <strong>die</strong> Einzelgängerin dann zu<br />
Hunderten angesiedelt werden, damit auch hier<br />
<strong>die</strong> notwendige Masse erreicht wird.<br />
Links:<br />
Pappkarton statt Erdloch: Zuchthummeln leben in<br />
Kisten<br />
Mitte:<br />
Ein solcher Holzklotz mit künstlichen Löchern<br />
heißt <strong>Bienen</strong>hotel. Er soll wilden Rostroten<br />
Mauerbienen Zuflucht bieten<br />
Erdhummel Honigbiene Mauerbiene<br />
Reichweite<br />
Pollentransport<br />
Bestäubung<br />
Haltung<br />
Im Einzelvergleich steht <strong>die</strong> Biene gar nicht so gut da. Aber ihre Völkerstärke macht alles wieder wett<br />
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