Karoline! - P-Magazin
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62_HEIMATLICH<br />
Darmstädter Typen<br />
Michael „Chappi“ Schardt<br />
„Ich war immer der Klassenkasper.<br />
Einmal hatten wir eine junge Lehrerin<br />
als Vertretung, der wollte ich<br />
meinen Namen nicht verraten. Da<br />
stand ein Mitschüler auf und sagte:<br />
„Der heißt Chappi!“ Seitdem ist<br />
Michael Schardt bei vielen nur als<br />
„der Chappi“ bekannt. Der Chappi<br />
vom Radio, der Chappi vom Comicladen,<br />
der Chappi aus der „Krone“,<br />
der Chappi vom „Heinerfest<br />
Dream-Team“, der Chappi von<br />
der Martinskerb.<br />
Aber ganz von vorne: 1958 in Wiesbaden<br />
geboren, kam er mit zehn<br />
Jahren nach Darmstadt. „Vorher<br />
sind wir sehr oft umgezogen, es<br />
war ein ständiges Hin und Her.<br />
Deshalb kann ich sagen, dass ich<br />
erst hier so richtig meine Kindheit<br />
erleben und echte Freunde finden<br />
konnte.“ Schon als Teenager entdeckte<br />
Chappi seine Leidenschaft<br />
fürs Ehrenamtliche. Er beteiligte<br />
sich aktiv im Jugendtreff „Club 73“<br />
als Koordinator für Konzerte und<br />
Pressearbeit. Man spürt die Leiden-<br />
schaft, wenn er von den „wilden,<br />
legendären Zeiten“ in den Siebzigern<br />
erzählt, deren Highlight für ihn<br />
der Aufstieg der Lilien 1978 in die<br />
Bundesliga war.<br />
Nach dem Abi an der Georg-Büchner<br />
-Schule (GBS) führte ihn der Zufall<br />
ans Theater: „In der Anzeige stand:<br />
Staatstheater Darmstadt sucht bewegliche<br />
junge Männer. Ich hatte keine<br />
Ahnung und bin einfach mal hingegangen.“<br />
Von da an stand Chappi<br />
als Kleindarsteller auf der Bühne<br />
(unter anderem als Fecht-Gegner<br />
des berühmten Michael Mendl) und<br />
kümmerte sich auch hinter den Kulissen<br />
um alles, was so an Arbeit<br />
anfiel. Da es aber schon in den 80er<br />
Jahren hieß: „Junge, lern’ mal was<br />
Vernünftiges!“ begann Chappi eine<br />
Ausbildung zum Buchhändler. Genau<br />
zu dieser Zeit entwickelte sich der<br />
deutsche Comic-Boom – und Chappi<br />
war in seinem Element. Mit Brösel<br />
(„Werner“), Walter Moers („Das<br />
Kleine Arschloch“) oder Uli Stein holte<br />
er das Who is who der natio nalen<br />
Rischdisch (un)wischdisch<br />
Darmstädter Fakten<br />
Comic-Szene nach Darmstadt. Etwas<br />
verlegen sagt agt er ddazu:<br />
„Ich glaube<br />
schon, dass ich dem Comic den Weg<br />
nach Darmstadt geebnet habe.“<br />
Understatement pur. Vor allem,<br />
wenn man bedenkt, dass Chappi<br />
von 1994 bis 2004 mit „Tutti Booki“<br />
einen eigenen Comicladen führte.<br />
Er weiß, dass man bei so viel Non-<br />
Profit-Gedanken nicht immer das<br />
zurückbekommt, was an Herzblut<br />
investiert wird – aber da zeigt sich<br />
die Bescheidenheit des 51-Jährigen:<br />
„Ich geb‘ mich mit wenig zufrieden,<br />
außerdem macht es einfach Spaß.“<br />
Wer sich für so viel Engagement<br />
persönlich bedanken will, der trifft<br />
ihn am Samstag, dem 12. September,<br />
bei der Watzemussiggnacht im Zuge<br />
der 59. Martinskerb. Fast 30 Bands<br />
für jeden Geschmack und jedes<br />
Alter im ganzen Martinsviertel.<br />
Organisation: Michael Schardt.<br />
War klar, oder?!<br />
Alle Infos zur Martinskerb:<br />
www.watze.de.vu<br />
> Bereits ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verwirklichte man 1946 im Jagdschloss<br />
Kranichstein die ersten Ferienkurse für internationale Neue Musik.<br />
> Das lang gestreckte barocke Gebäude am Friedensplatz, das so genannte „Lange Bäuchen“, ist einer<br />
der wenigen baulichen Überreste der ab 1695 angelegten Neuen Vorstadt (Mollerstadt). Es beherbergt<br />
heute das Institut für Neue Technische Form (INTEF).<br />
> „Darmstadt war im Mittelalter – wie die meisten Städte zu jener Zeit – in vier Bezirke eingeteilt,<br />
die man hier „Letze“ nannte. Diese Einteilung hing vermutlich mit dem Mauerbau im 14. Jahrhundert<br />
zusammen.<br />
> Der Lindenhof war eine alte Gastwirtschaft im Osten Darmstadts. Sie stand in der Lindenhofstraße – dort,<br />
wo sich heute der Altbau des Finanzamtes erhebt und war ein von den Darmstädtern viel besuchtes<br />
Ausflugslokal.<br />
Das nächste P erscheint am 30. September 2009. Redaktionsschluss: 10., Anzeigenschluss: 17. September.<br />
(Patrick Demuth)<br />
(Arkad Mandrysz)<br />
Foto: Patrick Demuth