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Der Lameyer - 2010 Nr.33 Februar

Quartierzeitung der Östlichen Unterstadt

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men der letzten Jahre, so lässt sich ein Schwerpunkt<br />

im Bereich der städtebaulichen investiven<br />

Maßnahmen und Projekte feststellen. Ob die<br />

Neugestaltung des Herschelplatzes, die Aufwertung<br />

der Breiten Straße, das Entwicklungskonzept<br />

Innenstadt, die Nachnutzung der Abendakademie<br />

in R 3 oder die Neubebauung der<br />

Quadrate Q 6/Q 7 - neben den Aspekten von<br />

Sauberkeit und Ordnung ziehen v.a. Fragen der<br />

baulich-räumlichen Gestaltung von Plätzen und<br />

Gebäuden die Aufmerksamkeit auf sich. Demgegenüber<br />

ist die sozial-integrative Dimension, also<br />

die Durchführung<br />

sozialarbeiterischer<br />

Maßnahmen zur Beteiligung<br />

und Befähigung<br />

benachteiligter<br />

Bevölkerungsgruppen,<br />

eher nachrangig geblieben. Zwar gibt es bereits<br />

eine Reihe positiver Ansätze wie das Lameygartenfest,<br />

den Sommertagszug oder den Internationalen<br />

Garten U 5; sie stellen bislang aber<br />

eher akzessorische Aktivitäten dar und wirken<br />

nicht durchgreifend.<br />

Dabei bestehen gute Gründe für eine besondere<br />

Berücksichtigung sozial-integrativer Maßnahmen<br />

bei der Stadtteilentwicklung. Nicht zuletzt das<br />

Bund-Länder-Programm “Die Soziale Stadt”, in<br />

dessen Rahmen unzählige Quartiermanagements<br />

in deutschen Städten und Gemeinden<br />

eingerichtet worden sind, hat in der jüngsten Zeit<br />

diesen Aspekt hervorgehoben und vermehrt Fördermittel<br />

für entsprechende Aktivitäten bereit gestellt.<br />

Dieses Referenzprogramm macht deutlich,<br />

dass es nicht allein um die Aufwertung von benachteiligten<br />

Stadtteilen geht, sondern insbesondere<br />

auch darum, die Lebenssituation ihrer vielfach<br />

unterprivilegierten Einwohner/innen nachhaltig<br />

zu verbessern. Dazu aber bedarf es einer<br />

Arbeit mit den Menschen selber, um sie gezielt<br />

zu aktivieren und integrieren. Umgekehrt würde<br />

sich ein Quartiermanagement selbst delegitimieren,<br />

dessen Aufwertungsarbeit auf die Verdrängung<br />

einkommens- bzw. sozial schwächerer Bevölkerungsgruppen<br />

hinausläuft.<br />

Ansatzmöglichkeiten für eine künftige Stärkung<br />

der sozialen Komponente im Rahmen des Quartiermanagements<br />

Östliche Unterstadt gibt es vielfältige:<br />

(1) So könnten verstärkte Bemühungen<br />

unternommen werden, um eine Aktivierung und<br />

Beteiligung bisher noch nicht erreichter und vielfach<br />

partizipationsferner Bevölkerungsgruppen<br />

anzustreben. Dabei könnten neue Beteiligungsformen<br />

zielgruppenorientiert erprobt und weiterentwickelt<br />

werden. (2) Im Rahmen der Quartiersarbeit<br />

könnte ein Arbeitskreis “Integration/Soziales”<br />

eingerichtet werden, der sich um eine<br />

intensivierte Zusammenarbeit mit sozialen<br />

Einrichtungen im Quartier bemüht, wie dem DiakoniePunkt<br />

Konkordien in R 3, um so Ressourcen<br />

zu bündeln und Synergieeffekte zu erzielen.<br />

(3) Eine weitere Möglichkeit wäre die Zusammenarbeit<br />

mit dem örtlichen Jobcenter. So könnte<br />

die Einrichtung von 1 €-Jobs gefördert werden,<br />

die nicht nur für Langzeitarbeitslose aus dem<br />

Quartier sinnvolle Betätigungsmöglichkeiten bieten,<br />

sondern auch einen Beitrag zur Attraktivierung<br />

der östlichen Unterstadt leisten. (4) Und<br />

schließlich sind es doch auch wieder städtebauliche<br />

Entscheidungen und Maßnahmen, die die<br />

soziale Komponente der Quartiersarbeit ausmachen<br />

- wie die Auseinandersetzung mit dem potenziellen<br />

Verkauf des Grundstücks der Sickinger<br />

Schule zugunsten einer privaten Wohnbebauung<br />

im höheren Preissegment. So gilt es gerade in<br />

der hochgradig verdichteten Innenstadt so viel öffentlichen<br />

Raum wie möglich für die weniger gut<br />

situierten Bevölkerungsgruppen zu sichern, die<br />

über keine adäquaten Ausweichmöglichkeiten<br />

verfügen. Das Europäische Jahr zur Bekämpfung<br />

von Armut und Ausgrenzung <strong>2010</strong> könnte ein<br />

symbolischer Startpunkt für eine entsprechende<br />

Revision der Quartiersarbeit darstellen.<br />

Nikola Jung

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