Die fantastische Welt des Unsichtbaren - Wdr.de
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Eine Hausstaubmilbe unter <strong>de</strong>m<br />
Mikroskop<br />
Wie leben Hausstaubmilben?<br />
Hausstaubmilben sind kleine, achtbeinige Spinnentiere<br />
und nur 0,2-0,4 Millimeter groß. Mit bloßem Auge sind sie<br />
nicht zu erkennen. In unseren Wohnungen befin<strong>de</strong>n sie<br />
sich meist in Betten, Teppichen und Sofas. Sie ernähren<br />
sich hauptsächlich von abgefallenen menschlichen Hautschuppen.<br />
Für die meisten Menschen ist es ein unbehaglicher<br />
Gedanke, dass sich in ihren Wohnungen „unsichtbare“<br />
Spinnentierchen herumtreiben, evtl. sogar massenhaft.<br />
Wie also leben diese Milben?<br />
Feucht und warm muss es sein<br />
Ein Mensch verliert pro Tag 1-2 Gramm Hautschuppen.<br />
Theoretisch könnte diese Menge mehrere tausend Milben<br />
ernähren. Dass sich unsere Bett<strong>de</strong>cke <strong>de</strong>nnoch nicht in<br />
einen Milbenteppich verwan<strong>de</strong>lt, hängt damit zusammen,<br />
dass Milben sehr „sensibel“ sind. Sie benötigen ein warmes<br />
und feuchtes Klima: über 70 % Luftfeuchtigkeit und<br />
Temperaturen von 22-25 °C sind i<strong>de</strong>ale Bedingungen.<br />
Beson<strong>de</strong>rs die trockene Heizungsluft im Winter macht<br />
ihnen zu schaffen, sie trocknen dann regelrecht aus und<br />
gehen ein.<br />
Putzen, Saugen, Betten reinigen und Bezüge waschen tun<br />
ein Übriges, auch wenn dabei nicht alle Milben auf Dauer<br />
verschwin<strong>de</strong>n. In vielen Wohnungen sind sie <strong><strong>de</strong>s</strong>halb ständige<br />
„Mitbewohner“. Man braucht allerdings nicht zu<br />
fürchten, dass sie nachts im Bett über unseren Körper<br />
krabbeln: <strong>Die</strong> menschliche Körperwärme ist ihnen zu heiß,<br />
sie verkriechen sich daher lieber in kühlere Bettgefil<strong>de</strong>.<br />
Auch Hausstaubmilben haben Fein<strong>de</strong><br />
Milben haben keine Augen, sie sind blind. Zur Paarung<br />
locken sich Männchen und Weibchen mit Duftstoffen, so<br />
genannten Pheromonen, an. Das Männchen hat an <strong>de</strong>r<br />
Unterseite seines Körpers Saugnäpfe, mit <strong>de</strong>nen es sich<br />
an <strong>de</strong>r Geschlechtsöffnung <strong><strong>de</strong>s</strong> Weibchens festsaugt. Dann<br />
überträgt es sein Sperma.<br />
Mit Pheromonen warnen Milben aber auch Artgenossen<br />
vor Fein<strong>de</strong>n, insbeson<strong>de</strong>re vor Raubmilben. <strong>Die</strong>se ernähren<br />
sich von <strong>de</strong>r Körperflüssigkeit <strong>de</strong>r Hausstaubmilben.<br />
Sie saugen sie regelrecht aus.<br />
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Aber wie kommen Milben eigentlich in unsere Betten?<br />
Meist schleppt <strong>de</strong>r Mensch selbst sie dort hin. An Hausschuhen,<br />
Strümpfen, Hose, Pullover und Schlafanzug bleiben<br />
immer mal ein paar Milben hängen. Und wenn Mensch<br />
sich hinlegt, haben es die Milben nicht mehr weit bis zu<br />
ihrem Lieblingsbiotop ...<br />
Wie viele Milben wohnen bei mir?<br />
Das fragt sich natürlich je<strong>de</strong>r, insbeson<strong>de</strong>re wenn er an<br />
sein Bett <strong>de</strong>nkt. Keine Angst, es sind nicht so viele, wie<br />
theoretisch von <strong>de</strong>n abgefallenen Hautschuppen leben<br />
könnten. Tatsächlich tun sich die Milbenforscher aber mit<br />
einer genauen Schätzung schwer. <strong>Die</strong> Forscher fin<strong>de</strong>n<br />
zwar relativ einfach <strong>de</strong>n Milbenkot, viel seltener dagegen<br />
leben<strong>de</strong> Milben, die sich irgendwo tief in <strong>de</strong>n Stofffasern<br />
eingenistet haben. Von <strong>de</strong>r Menge <strong><strong>de</strong>s</strong> Milbenkots auf die<br />
Menge <strong>de</strong>r leben<strong>de</strong>n Milben zu schließen, ist schwierig,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Milbenkot mehrerer Generationen kann sich in<br />
einem Teppich ansammeln. Wir haben Milbenexperten in<br />
Deutschland befragt: Bei einem sehr stark befallenen<br />
Teppich halten die meisten mehrere hun<strong>de</strong>rt Milben auf<br />
einem Quadratmeter für realistisch. In <strong>de</strong>n allermeisten<br />
Wohnungen sind es aber nach Einschätzung <strong>de</strong>r Fachleute<br />
sehr viel weniger. Beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>n trockenen Wintermonaten<br />
können Forscher in vielen Wohnungen überhaupt<br />
keine Milben nachweisen ...<br />
<strong>Die</strong> Verwandten...<br />
...Haarbalgmilben – die Untermieter auf unserem Kopf<br />
Nicht nur in Matratzen und Teppichen fühlen sich Milben<br />
wohl, auch unser Körper bietet einigen von ihnen <strong>de</strong>n perfekten<br />
Lebensraum: <strong>Die</strong> fast durchsichtige Haarbalgmilbe<br />
„Demo<strong>de</strong>x follicularum“ lebt in <strong>de</strong>n Taschen <strong>de</strong>r Haarbalgschafte<br />
von Augenbrauen-, Kopf- o<strong>de</strong>r auch Schamhaaren.<br />
Das zigarrenförmige Wesen misst nur ca. 0,3 Millimeter<br />
und ernährt sich vom Talg <strong>de</strong>r Talgdrüsen. <strong>Die</strong><br />
Haarbalgmilbe gehört wie die Hausstaubmilbe zu <strong>de</strong>n<br />
Spinnentieren und hat, wie alle Vertreter dieser Gruppe,<br />
acht Beine. Experten schätzen, dass pro Quadratzentimeter<br />
Kopfhaut etwa fünf Haarbalgmilben leben. Das<br />
heißt, ein Mensch beherbergt in <strong>de</strong>r Regel einige hun<strong>de</strong>rt<br />
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