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STäDTEVErgLEICH - Mobil in Deutschland e.V.

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16 ..........................................................................mOBIL IN DeuTsCHLAND // FrÜHJAHr 2011<br />

INTerVIeW<br />

© FDp<br />

„ich will mobilität<br />

ermöglichen und<br />

nicht verh<strong>in</strong>dern.“<br />

Dr. Peter ramsauer (csu), mitglied des Bundestags,<br />

Bundesm<strong>in</strong>ister für verkehr, Bau und stadtentwicklung,<br />

im gespräch mit mobil <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> e.v.<br />

er wundert sich über die e<strong>in</strong>führung von e 10, will ke<strong>in</strong>en zähflüssigen<br />

„kaugummi“-verkehr <strong>in</strong> deutschen städten, kämpft um den erhalt der<br />

straßen, setzt e<strong>in</strong> zeichen gegen die verh<strong>in</strong>derungspolitik der grünen und<br />

gesteht, was für e<strong>in</strong>e enorme herausforderung die aschewolke für ihn war.<br />

Bundesverkehrsm<strong>in</strong>ister Dr. Peter ramsauer spricht im <strong>in</strong>terview mit mobil<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> klartext.<br />

In Baden-Württemberg kommt e<strong>in</strong> grüner M<strong>in</strong>isterpräsident. Die Grünen<br />

wollen e<strong>in</strong> bundesweites Tempolimit. Ist es möglich, dass <strong>in</strong> ganz<br />

Baden-Württemberg e<strong>in</strong> Tempolimit auf Autobahnen e<strong>in</strong>geführt wird<br />

und das von der Landesregierung alle<strong>in</strong>e entschieden werden kann,<br />

oder ist das Bundesangelegenheit und ohne den Bundesverkehrsm<strong>in</strong>ister<br />

nicht machbar?<br />

ich will mobilität ermöglichen und nicht verh<strong>in</strong>dern. e<strong>in</strong> generelles tempolimit<br />

auf Bundesautobahnen wird es deshalb nicht geben. schon jetzt<br />

gelten auf knapp 40 % der rund 12.800 autobahnkilometer dauerhafte oder<br />

temporäre geschw<strong>in</strong>digkeitsbegrenzungen, welche die länder aus gründen<br />

der verkehrssicherheit auf bestimmten strecken anordnen können. Die deutschen<br />

autobahnen gehören mit dieser regelung zu den sichersten straßen<br />

der Welt. auch e<strong>in</strong> generelles tempo 30 <strong>in</strong> geschlossenen ortschaften, wie<br />

es manche <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>führen wollen, halte ich nicht für angemessen. Der<br />

verkehr würde sich zäh wie kaugummi dah<strong>in</strong>ziehen.<br />

Bei der Diskussion um Tempo 30 <strong>in</strong> den Städten spalten sich die Gemüter.<br />

Ist <strong>Mobil</strong>ität vor allem <strong>in</strong> Städten mittlerweile e<strong>in</strong>e Glaubensfrage?<br />

Wir haben bereits im koalitionsvertrag festgelegt, dass es ke<strong>in</strong>e generellen<br />

<strong>in</strong>nerstädtischen Fahrverbote geben wird. Wir lehnen zusätzliche e<strong>in</strong>schränkungen<br />

oder Belastungen für die autofahrer ab. jedem sollte es möglich<br />

se<strong>in</strong>, mit dem auto zum e<strong>in</strong>kaufen oder zur arbeit <strong>in</strong> die <strong>in</strong>nenstädte zu<br />

fahren, auch um kaufkraft zugunsten des e<strong>in</strong>zelhandels zu erhalten. um<br />

die <strong>in</strong>nenstädte von lärm und abgasen zu entlasten, brauchen wir ke<strong>in</strong>e<br />

Fahrverbote, sondern neben dem <strong>in</strong>dividualverkehr e<strong>in</strong>en gut ausgebauten<br />

öffentlichen nahverkehr und umweltfreundlichere Fahrzeuge. Deshalb<br />

fördern wir mit aller kraft die elektromobilität als klimaschonende art der<br />

Fortbewegung – gerade <strong>in</strong> unseren städten.<br />

Die Grünen haben sich als „Dagegen-Partei“ vor allem bei großen<br />

Verkehrsprojekten e<strong>in</strong>en Namen gemacht: Stuttgart 21, Olympia München<br />

2018 oder generell neue Autobahnen und Straßen. Kann man so<br />

Zukunft gestalten?<br />

Die verkehrs<strong>in</strong>frastruktur ist das rückgrat unserer volkswirtschaft. Wir<br />

brauchen deshalb e<strong>in</strong>e Dafür-mentalität. Für Wachstum. Für arbeitsplätze.<br />

Für mobilität. Für verlässlichkeit und kont<strong>in</strong>uität – vor allem bei großprojekten,<br />

die enorme <strong>in</strong>vestitionen und e<strong>in</strong>en langen vorlauf verlangen. Für<br />

stuttgart 21 gilt: Die grünen haben sich an die spitze der Protestbewegung<br />

gestellt. Die sPD hat das Projekt immer befürwortet. ich b<strong>in</strong> gespannt, wer<br />

<strong>in</strong> dieser Frage koch und wer kellner se<strong>in</strong> wird.<br />

Welche deutschen Verkehrsprojekte müssen<br />

schnellstens umgesetzt werden?<br />

Wir müssen uns <strong>in</strong> den nächsten jahren <strong>in</strong> erster l<strong>in</strong>ie um den erhalt unserer<br />

straßen kümmern. hier ist der handlungsbedarf enorm, weil im vergangenen<br />

jahrzehnt zu wenig <strong>in</strong> den erhalt <strong>in</strong>vestiert worden ist. straßen<br />

dürfen nicht auf verschleiß gefahren werden. Wir haben die mittel für die<br />

erhaltungsmaßnahmen der autobahnen und Bundesstraßen deshalb erhöht<br />

– auf rund 2,2 milliarden euro <strong>in</strong> diesem jahr. natürlich werden wir, wenn<br />

möglich, auch notwendige aus- und neubauprojekte anpacken. Das alles<br />

kostet allerd<strong>in</strong>gs viel geld. Deswegen kämpfe ich dafür, die <strong>in</strong>vestitionen <strong>in</strong><br />

die verkehrs<strong>in</strong>frastruktur auf hohem niveau zu erhalten. zudem gehen wir<br />

mit unseren öffentlich-privaten Partnerschaften neue Wege.<br />

Mit E 10 herrscht allerorten große Verunsicherung. Was kann man tun,<br />

um hier e<strong>in</strong> wenig Klarheit <strong>in</strong> das Informationsdickicht zu bekommen?<br />

Bei e 10 s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>eralölwirtschaft und autohersteller <strong>in</strong> der Pflicht, weiter<br />

aufzuklären und sicherheit zu geben. nur so kann man den autofahrern<br />

ihre berechtigten sorgen nehmen. Wenn es darum geht, neue hochleistungskraftstoffe<br />

e<strong>in</strong>zuführen, <strong>in</strong>vestiert die m<strong>in</strong>eralölwirtschaft viel geld<br />

für kampagnen. Bei der e<strong>in</strong>führung von e 10 tut sie dies nicht, da kann man<br />

sich eigentlich nur wundern.<br />

Sie s<strong>in</strong>d jetzt seit gut e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren im Amt.<br />

Was war ihre <strong>in</strong>tensivste Erfahrung?<br />

me<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensivste erfahrung war die vulkanaschewolke vor genau e<strong>in</strong>em<br />

jahr. e<strong>in</strong>e nie dagewesen herausforderung und e<strong>in</strong> Präzedenzfall, der<br />

schwierige entscheidungen <strong>in</strong> kürzester zeit erforderte. Dauertelefonate<br />

und zähe verhandlungen mit me<strong>in</strong>en europäischen amtskollegen, die übrigens<br />

immer noch andauern. seit der aschekrise setze ich mich auf europäischer<br />

ebene für e<strong>in</strong>heitliche, <strong>in</strong>ternational verb<strong>in</strong>dliche grenzwerte e<strong>in</strong>, bis<br />

zu denen Flugzeuge gefahrlos fliegen können. hier hat die eu-kommission<br />

noch zu wenig getan.

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