Maturazeitung BAKIP - 5B
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Einige Gedanken über die Schuljahre 2010/11 bis 2014/15 mit den Schülerinnen<br />
und Schülern der 5b Klasse<br />
Innerhalb dieser Zeit<br />
habe ich mich mit 21<br />
Mädchen und vier<br />
Burschen gemeinsam auf<br />
den Weg gemacht fachimmanente<br />
Inhalte im<br />
Unterricht zu erarbeiten<br />
und zu entschlüsseln.<br />
Dialogisches Lernen kann<br />
ich dieses gemeinsame<br />
Vorhaben nennen, denn<br />
es lernten nicht nur die<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
von mir, sondern auch ich von ihnen.<br />
Manchmal verliefen Unterrichtseinheiten so wie ich<br />
sie vorbereitet hatte, aber oftmals auch nicht. Fragen<br />
wurden an mich gerichtet, nicht irgendwelche, sondern<br />
solche die mit Kindern, Jugendlichen oder auch Eltern<br />
zu tun hatten. Ging es doch in meinem Unterricht<br />
um das Verhalten und Erleben des Menschen in den<br />
unterschiedlichen Lebensphasen und grundsätzlichen<br />
Inhalten, wie Lerntheorien, Motivation, Vorbild sein,<br />
Erziehungsstile,…..<br />
Hier fällt mir eine Episode aus der ersten Klasse ein. Ich<br />
unterrichtete beide Gruppen im Fach Didaktik. Die Definition<br />
dieses ach so abstrakten Begriffs war Unterrichtsinhalt.<br />
Ein neues Fach in einer neuen Schule und wieder<br />
geht es um Lernen. Ein Schüler sagte: „Wieso soll ich über<br />
das Lernen von Dreijährigen nachdenken, ich bin doch so<br />
froh endlich älter geworden zu sein und weiß eigentlich<br />
was lernen ist – etwas Ungutes.“ Aber es änderte sich<br />
auch diese Einstellung des Schülers im Laufe der ersten<br />
Klasse. Er konnte doch noch einen Sinn in der Auseinandersetzung<br />
mit den angebotenen Inhalten finden.<br />
In der zweiten Klasse hatte ich wieder die Aufgabe diese<br />
Schülerinnen und Schüler in einen neuen Gegenstand<br />
einzuführen, dieses mal in die Pädagogik.<br />
„ Noch ein Berg ist zu überwinden, Englisch, Deutsch,<br />
Mathematik, Geschichte,…….. kenne ich schon sagte eine<br />
Schülerin, aber so ein neues Fach hat eben auch seinen<br />
Reiz, also ein neuer Hügel, wir haben doch Didaktik auch<br />
zu verstehen begonnen.“<br />
Und so war es auch. Manchmal war mehr Interesse<br />
vorhanden, in den oft spät angesetzten Stunden schwand<br />
auch die Motivation, obwohl gerade diese psychische<br />
Kraft viel Diskussionsstoff mit sich brachte. Aber dann<br />
wurde einmal der Inhalt, das Spiel als Erziehungsmaßnahme,<br />
erarbeitet. Da hörte ich aus der Klasse folgende<br />
Aussage: „Wir spielen ja schon in der Praxis mit den<br />
Mädchen und Buben, warum sollen wir das auch noch<br />
lernen“ Aber wie so oft gab es auch hier neue Einsichten<br />
in eine noch unerschlossene Dimension, obwohl der<br />
Begriff natürlich ein vertrauter war.<br />
Gerade diese Dynamik ist es, die mich immer wieder mit<br />
Freude in diese Klasse gehen lässt, denn ich habe oftmals<br />
die Erfahrung gemacht, dass jede bzw. jeder ein Motiv<br />
findet, um sich aktiv am Unterricht zu beteiligen.<br />
Stundenprotokolle wurden meistens gewissenhaft<br />
verfasst und pünktlich gehalten. Ich musste in all den<br />
Jahren keine einzige Schularbeit verschieben, dies zeigt<br />
für mich auch eine gewisse Reife und ein gutes Selbstmanegement<br />
jeder einzelnen Schülerin, jedes einzelnen<br />
Schülers.<br />
Querverbindungen zu anderen Lerninhalten oder<br />
dem Praxisfeld herzustellen, Anwendungsbereiche<br />
zu bestimmten pädagogischen und psychologischen<br />
Inhalten zu finden brauchte manchmal viel Erzähl - und<br />
Diskussionszeit. Gerade diese Auseinandersetzungen<br />
innerhalb des Klassenverbandes ist ein wesentlicher<br />
Lerngewinn für das Berufsfeld, für welches diese jungen<br />
Menschen ausgebildet werden, braucht es das Gespräch,<br />
die Frage, die Beobachtung, die Diskussion, um die<br />
ihnen anvertrauten Kinder oder Jungendlichen zukünftig<br />
verantwortungsvoll begleiten zu können<br />
Nun sind die jungen Frauen und Männer in der fünften<br />
Klasse angelangt. Ich durfte ihre Entwicklung, ihren<br />
schulischen Lernprozess ein Stück weit begleiten. Dies<br />
macht mich auch stolz, denn ich sehe wie jede und jeder<br />
sein eigenes Persönlichkeitsprofil entwickelt hat und wie<br />
ernsthaft, trotz der nicht leichten Entwicklungsaufgaben,<br />
denen sich die Jugend heute stellen muss, sie an sich<br />
arbeiten.<br />
Ich wünsche den Schülerinnen und Schülern der 5b Klasse<br />
noch viel intrinsische Motivation für den Endspurt, damit<br />
sie alle ihr gesetztes Ziel, die Reife- und Diplomprüfung<br />
bestens bewältigen und erreichen können.<br />
Eure Lehrerin, Gunthilde Traby<br />
34 | Gunthilde Traby