Gifte – gefährlich, nützlich, tödlich (PDF) - WDR.de
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Unterschiedliche Tiere <strong>–</strong> gleiche <strong>Gifte</strong><br />
Vielen Tieren sichert Gift das Überleben<br />
<strong>–</strong> sie nutzen es, um Beute zu<br />
fangen, sich zu verteidigen o<strong>de</strong>r<br />
um Konkurrenten in die Flucht zu<br />
schlagen. Interessant ist dabei,<br />
dass ganz unterschiedliche<br />
Tierearten i<strong>de</strong>ntische Stoffe<br />
benutzen. Das beste Beispiel<br />
dafür ist ein Nervengift, das<br />
Tetrodoxin. Es führt bei <strong>de</strong>n<br />
Opfern zu Lähmungen und<br />
schließlich zum Atemstillstand.<br />
Lange haben sich Wissenschaftler<br />
gewun<strong>de</strong>rt, dass diese spezielle<br />
Substanz beim japanischen<br />
Kugelfisch ebenso wie bei süd-<br />
Der Kugelfisch ist auch für <strong>de</strong>n Menschen sehr giftig.<br />
amerikanischen Fröschen vorkommt.<br />
Richtig zubereitet, gilt er in Japan als<br />
Auch das Gift eines australischen Kra-<br />
eine aufregen<strong>de</strong> Delikatesse<br />
ken, <strong>de</strong>s blaugeringelten Oktopus, konnte<br />
als Tetrodotoxin i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n. Wie<br />
diese höchst verschie<strong>de</strong>nen Arten <strong>de</strong>nselben Stoff<br />
produzieren, war völlig unklar, bis Forscher schließlich<br />
herausfan<strong>de</strong>n, dass die Tiere ihr Gift gar nicht selbst herstellen. Statt<strong>de</strong>ssen stammt<br />
es von Bakterien, die im Inneren <strong>de</strong>r Tiere leben. Sie produzieren das Tetrodoxin, es<br />
sammelt sich in bestimmten Organen und steht dann <strong>de</strong>n Wirtstieren für Angriff<br />
o<strong>de</strong>r Verteidigung zur Verfügung.<br />
<strong>Gifte</strong> <strong>–</strong> Schwert und Schild<br />
Giftige Tiere haben zu Unrecht einen schlechten Ruf <strong>–</strong> viele von ihnen sind nicht<br />
aggressiv, son<strong>de</strong>rn verteidigen sich nur, wenn sie in Gefahr geraten. Fast ausschließlich<br />
zum Selbstschutz setzt die einzige giftige Echse, die Krustenechse,<br />
ihren Giftzahn ein. Ihr Biss ist sehr schmerzhaft und das Gift senkt <strong>de</strong>n Blutdruck<br />
stark ab, ist aber für Menschen fast nie <strong>tödlich</strong>. Eine noch passivere Strategie nutzen<br />
die Pfeilgiftfrösche. Sie setzen ihr Gift gar nicht aktiv ein, son<strong>de</strong>rn tragen es als<br />
einen dünnen Film auf ihrer Haut. So sind sie vor Fressfein<strong>de</strong>n geschützt. Die<br />
Frösche machen dieses Gift nicht selbst <strong>–</strong> sie mischen wirksame Bestandteile ihrer<br />
Nahrung zu einem giftigen Hautsekret, <strong>de</strong>r sie auch vor Pilzen und Bakterien<br />
schützt. Das giftige Sekret schützt die empfindliche Froschhaut im feuchten<br />
Regenwald also auch vor Parasiten.<br />
4<br />
Giftige Tiere<br />
Verschie<strong>de</strong>ne Wirkungen<br />
Die Zusammensetzung und Wirkung von Tiergiften kann<br />
sehr unterschiedlich sein. Viele greifen das Nervensystem<br />
an und verursachen Dauerkrämpfe o<strong>de</strong>r<br />
Lähmungen. An<strong>de</strong>re, wie zum Beispiel viele<br />
Schlangengifte, zersetzen das Gewebe<br />
<strong>de</strong>s Beutetieres. Für Schlangen, die<br />
ihre Opfer im Ganzen verschlingen<br />
ohne sie zu öffnen, ist das wichtig,<br />
da sie sonst nichts verdauen<br />
könnten. Auch Spinnen die mit<br />
Nervengiften jagen, wie die<br />
Vogelspinne, haben zersetzen<strong>de</strong><br />
Bestandteile in ihrem Gift.<br />
Die Mundöffnung von Spinnen<br />
ist sehr klein, ihre Beutetiere<br />
sind aber mitunter so groß<br />
wie sie selbst.<br />
Die Vogelspinne jagt Beute mit Nervengift. Ihr Gift<br />
Deshalb müssen sie<br />
ihre Nahrung bereits<br />
außerhalb <strong>de</strong>s Körpers<br />
verflüssigen <strong>–</strong> und das<br />
zersetzt das Gewebe <strong>de</strong>s Opfers, eine Ver- übernimmt ihr Gewebe<br />
dauung außerhalb <strong>de</strong>s Körpers<br />
lösen<strong>de</strong>s Gift. Der schlechte<br />
Ruf <strong>de</strong>r Vogelspinne ist übrigens<br />
nicht gerechtfertigt. Für Menschen<br />
sind sie keine echte Gefahr.<br />
5<br />
Die Haut dieses Pfeilgiftfrosches<br />
ist von einem dünnen, sehr<br />
giftigen Sekret überzogen