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herunterladen - Schönstatt Bewegung Schweiz

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10. Die Frage des Zölibates ist nur sehr bedingt mit unserm Problem<br />

verknüpft. «Pädophile Übergriffe sind keine direkten Folgen des<br />

zölibatären Lebens. Pädophilie ist eine angeborene<br />

Neigung…Wer eine gesellschaftlich inakzeptierte sexuelle<br />

Präferenz hat und seine Veranlagung ausleben möchte, den<br />

schützt aber weder der Zölibat noch die Ehe davor, das zu tun.»<br />

(Lukas Niederberger)<br />

11. In diesen Turbulenzen grassiert der «Missbrauch des<br />

Missbrauchs» (Vgl. Empörung bei der Festnahme von Roman<br />

Polanski) Die Katholische Kirche wird als Prellbock, als<br />

Sündenbock instrumentalisiert. «Mediale Kreuzigung» schürt den<br />

Generalverdacht. Dieser macht blind für Schattenprojektionen des<br />

Individuums und der Gesellschaft.<br />

12. In allem Stimmengewirr und Medienlärm möchten wir eine arteigene<br />

und für heute atypische Haltung pflegen und bewahren:<br />

- Selbstkritisch und offen für Reinigung von «Gedanken,<br />

Worten und Werken», sowohl bei sich wie auch bei<br />

Vertretern der Kirche und Gesellschaft.<br />

- Das Ganze im Auge behalten, Zusammenhänge ergründen<br />

und unterscheiden, um nicht in die Falle des<br />

Generalisierens zu geraten.<br />

- Kriminelles benennen und bekämpfen, aber in Respekt<br />

und Empathie: «sich verneigen» (Bert Hellinger) vor Opfer<br />

und Täter (Lk15). Und dabei lösungs-orientiert vorwärts<br />

denken und handeln.<br />

7<br />

Im Grunde sei alles Interpretation<br />

Raphael Troxler<br />

Meine Postulatszeit war nur auf den ersten Blick eine Wartezeit auf das<br />

Noviziat. Sie dauerte vom September 08 bis zum Beginn des Noviziates<br />

im April 2010. Wenn ich genau hinschaue war sie reich an verschiedenen<br />

Erfahrungen. Sprachstudium in Bern und Luzern, zwei Semester<br />

Theologie in Luzern, Prüfungen, Büro- und Gärtnerarbeiten im Vaterhaus<br />

in Schönstatt während des Generalkongresses, zehn Wochen Zivildienst<br />

bei der Stiftung für Schwerbehinderte Luzern (SSBL) in Rathausen.<br />

Von meiner Erfahrung im Zivildienst möchte ich hier etwas berichten.<br />

Ich war eingeteilt auf einer Wohngruppe mit acht Bewohnern. Zusammen<br />

mit 2 weiteren Betreuern war meine Aufgabe die Bewohner durch ihren<br />

Alltag zu begleiten. Dies hiess am Morgen die Grundpflege machen, das<br />

Morgenessen zubereiten, das Morgenessen gemeinsam einnehmen,<br />

Zähneputzen, die Bewohner ins Atelier begleiten, putzen, Mittagessen<br />

kochen, einen Ausflug machen, Znacht kochen, die Bewohner ins Bett<br />

bringen, beten, gute Nacht, bis morgen.<br />

Die Grundeinstellung bei jeder Tätigkeit war: Es sind die Bewohner, die<br />

hier wohnen und wir Betreuer unterstützen sie, wo es nötig ist. Es war<br />

nicht zuerst mein Arbeitsplatz, wo die Bewohner zum wohnen<br />

hinkommen, um von den Leistungen zu profitieren. Zuerst ist es ihr<br />

Wohnort.<br />

Als grösste Schwierigkeit bei der Arbeit mit den Behinderten erschien<br />

mir die Kommunikation mit Ihnen. Einige konnten sich mit Worten<br />

ausdrücken, andere überhaupt nicht. Ein langjähriger Betreuer bei der<br />

SSBL sagte mir, im Grunde sei alles Interpretation. Oft könne man nur<br />

erahnen, welches das wirkliche Bedürfnis für den Moment ist. Mit der<br />

Zeit war bei den Einzelnen so etwas wie eine eigene Sprache abzulesen.<br />

Da war einer, der sprach überhaupt kein Wort. Wenn er jedoch auf eine<br />

Frage mit ja antworten wollte, klatschte er in seine Hände. Entscheidend<br />

war auch, dass ich selber genau wusste, was ich fragen oder<br />

kommunizieren wollte. Alles musste echt sein. War dies nicht der Fall,<br />

8

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