Jahresbericht SB-Müllheim - Suchtberatung Müllheim
Jahresbericht SB-Müllheim - Suchtberatung Müllheim
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JAHRE<strong>SB</strong>ERICHT 2011<br />
<strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong><br />
Psychosoziale Beratung - ambulante Behandlung<br />
Moltkestr. 1<br />
79379 <strong>Müllheim</strong><br />
Tel. 0 76 31 / 50 15<br />
Fax 0 76 31 / 17 24 98<br />
suchtberatung-muellheim@agj-freiburg.de<br />
www.suchtberatung-muellheim.de<br />
Außenstelle Breisach<br />
Kolpingstr. 14<br />
79206 Breisach am Rhein<br />
Tel. 0 76 67 / 94 07 28<br />
Terminvergabe über Hauptstelle (0 7631 / 50 15)<br />
Leiter:<br />
Horst-Dieter Bolanz<br />
Inhalt<br />
1. Strukturdaten Seite 3<br />
2. Das Jahr im Überblick Seite 5<br />
3. Leistungsdaten Seite 6<br />
4. Pathologisches Glücksspiel Seite 10<br />
Herausgeber:<br />
AGJ-Fachverband für Prävention und<br />
Rehabilitation in der Erzdiözese Freiburg e.V.<br />
Oberau 21, 79102 Freiburg im Breisgau<br />
Verantwortlich: Achim Noefer, Vorstandsvorsitzender<br />
Tel. 07 61 / 218 07 0<br />
Fax 07 61 / 218 07 68<br />
info@agj-freiburg.de<br />
www.agj-freiburg.de
Die Struktur der <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong><br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Struktur Seite 3 von 11
In der Region Markgräflerland und südlicher Kaiserstuhl stellt die <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong><br />
die Grundversorgung sicher.<br />
Wir bieten als Informations-, Beratungs- und Behandlungsstelle allen Personen mit<br />
psychosozialen Schwierigkeiten unter dem Hauptsymptom der Alkohol- und<br />
Medikamentenabhängigkeit, Essstörungen und pathologischem Spielverhalten ein<br />
qualifiziertes Angebot, in Einzelfällen auch bei Suizidgefährdung und anderen<br />
psychosozialen Auffälligkeiten.<br />
Die Grundversorgung beinhaltet im Einzelnen<br />
• Information und Beratung von Betroffenen, Angehörigen und sonstigen Interessierten,<br />
• Ambulante Behandlung in Einzel-, Paar-, Familien- und/oder Gruppengesprächen,<br />
• Vorbereitung, Vermittlung und Begleitung in stationäre Rehabilitation,<br />
Nachsorgeeinrichtungen und Selbsthilfegruppen,<br />
• Ambulante Nachsorge nach stationärer Behandlung,<br />
• Entwicklung und Umsetzung präventiver Ansätze in Zusammenarbeit mit anderen<br />
Institutionen,<br />
• Präventions- und Informationsveranstaltungen,<br />
• Kooperation mit Ärzten und Kliniken,<br />
• Begleitung von Menschen, die auf ein Suchtmittel noch nicht verzichten können oder<br />
wollen.<br />
Personelle Besetzung<br />
Folgende Mitarbeiter/-innen waren 2011 in unserer Beratungsstelle beschäftigt:<br />
• Horst-Dieter Bolanz, Dipl. Sozialarbeiter (FH), Sozialtherapie / systemische<br />
Familientherapie / Psychotherapie (HPG), Leiter der Beratungsstelle,<br />
• Lidia Penkala, Bachelor of Arts Soziale Arbeit (seit Sept. 2011 in Mutterschutz)<br />
• Marina Gutmann, Diplom-Pädagogin, Systemische Beraterin<br />
• Prof. Dr. Marianne Baier-Hartmann M. P. H., Ärztin, Sozialpsychologie und<br />
Public Health (2 Stunden pro Woche auf Honorarbasis),<br />
• Cynthia Kirner, Verwaltungsfachangestellte,<br />
• Eva-Maria Bauscher, Dipl. Sozialarbeiterin (FH), systemische Familientherapie /<br />
Psychotherapie (HPG),<br />
• Michael Wagner, Dipl. Sozialpädagoge (FH), Gestalttherapeut.<br />
• Sechs ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen: langjährig alkoholabstinent lebende Personen<br />
als Verantwortliche unserer angegliederten Selbsthilfegruppen.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Struktur Seite 4 von 11
Das Jahr 2011 im Überblick<br />
Neben der Grundversorgung bei Suchtproblemen (Alkohol, Medikamente,<br />
pathologisches Glücksspiel, Essstörungen, u.a.) konnten wir im Berichtsjahr unsere<br />
Projekte weiterhin umsetzen:<br />
• Liaisondienst im AMEOS Krankenhaus Dr. Lay in Bischoffingen<br />
• Raucherentwöhnungsseminare<br />
• Führerscheinseminare<br />
• Erfahrungsaustausch und Begleitung bei unseren Selbsthilfegruppen<br />
• „Festkultur“ – Ein Projekt zur Eindämmung von Alkoholexzessen bei<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei öffentlichen Festen<br />
• HaLT - „Hart am Limit“ (s.u.)<br />
• Kommunale Alkoholpolitik in den Gemeinden<br />
• Kommunales Suchthilfenetzwerk (KSHN)<br />
HaLT „Hart am Limit“<br />
ist ein Präventionsprojekt das sich an Kinder, Jugendliche und Heranwachsende mit<br />
riskantem Alkoholkonsum wendet. Das Projekt beinhaltet folgende Module:<br />
• Vermittlung durch Kliniken, Polizei, Jugendreferenten, Justizbehörden u.a.<br />
• Motivierende Kurzberatung durch Ärzte und Pflegepersonal in der Klinik<br />
• „Brückengespräch“ in der Beratungsstelle<br />
• Beratungsangebot für Eltern, Geschwister,<br />
Freunde<br />
• Gruppenangebot für auffällige Jugendliche „Risiko-Check“<br />
• „Risiko-Check plus“ (mehrere Einzelgespräche)<br />
• Einleitung weiterer Hilfen bei Bedarf<br />
In unserer Beratungsstelle in <strong>Müllheim</strong> und Breisach führten wir im Berichtsjahr mit<br />
20 Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 14 – 21 Jahren Gespräche<br />
durch. Ziel der Beratungen ist die Reduktion des gesundheitsschädlichen<br />
Alkoholkonsums und die Förderung der Risikokompetenz.<br />
Pathologisches Glücksspiel<br />
Die 2. häufigste Personengruppe die wir in unserer Beratungsstelle beraten und<br />
behandeln sind die pathologischen Glücksspieler/-innen (überwiegend Männer,<br />
wenig Frauen). Die Zahl der pathologischen Glücksspieler/-innen, die Hilfe bei uns<br />
suchten, hat sich in 3 Jahren von 5 auf 18 Personen im Jahr erhöht und bleibt auf<br />
diesem Niveau. Hierbei handelt es sich meist um Spieler/-innen, die an<br />
Geldspielautomaten spielen. Dieser Personenkreis wird im Rahmen der<br />
Grundversorgung in unserer Einrichtung beraten und bei Bedarf in stationäre<br />
Fachkliniken vermittelt (zur weiteren Information siehe Anlage).<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Überblick Seite 5 von 11
Klienten im Jahr 2011<br />
Die Klienten/-innen von Bischoffingen<br />
erreichen wir durch den Liaisondienst<br />
im AMEOS Krankenhaus, wo wir 14tägig<br />
unser Beratungsangebot vorhalten<br />
(siehe unten stehende Grafik).<br />
Bezogen auf die Gesamtzahl unserer<br />
Klienten beträgt das Verhältnis von<br />
Männern zu Frauen 66,5% zu 33,5%.<br />
Leistungsdaten<br />
Liaisondienst im AMEOS Krankenhaus in Bischoffingen<br />
Anzahl aller Gespräche 2011<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Im Jahr 2011 führten wir insgesamt 1991 Gespräche<br />
durch, davon 1613 Einzelgespräche und 378<br />
Gruppengespräche. Insgesamt hat sich die Anzahl der<br />
Gespräche gegenüber dem Vorjahr um fast 15 % erhöht,<br />
obwohl die Anzahl der Klienten/-innen geringfügig<br />
zurückgingen.<br />
192<br />
92<br />
284<br />
Klienten<br />
50 74<br />
24 42<br />
68<br />
26<br />
Im Jahr 2011 haben wir 68 Patienten/innen,<br />
die eine stationäre Entgiftung<br />
durchgeführt haben, über weiterführende<br />
Suchthilfeangebote beraten. Davon<br />
waren 18 Personen aus unserer Region.<br />
Insgesamt wurden 8 Patienten/-innen<br />
von unserer Beratungsstelle weiter<br />
betreut / behandelt.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Leistungsdaten Seite 6 von 11<br />
286<br />
144<br />
430<br />
Männer<br />
Frauen<br />
Gesamt
Zugang zur <strong>Suchtberatung</strong><br />
Internet<br />
Frauen<br />
Arbeitgeber/ Betiebe/ Schulen<br />
Sonstige<br />
Männer<br />
Kosten-/ Leistungsträger<br />
Justizbehörden/ Bewährungshilfe<br />
Straßenverkehrsbehörde/ Führerscheinstelle<br />
Arbeitsamt/ Job-Center/ Arbeitsgemeinschaft (ARGE)<br />
Einrichtung der Jugendhilfe/ Jugendamt<br />
Andere Beratungsdienste (z.B. Ehe-/ Familienberatung etc.)<br />
Interner/ externer Sozialdienst JVA/ Maßregelvollzug<br />
Stationäre Rehabilitation<br />
Teilstationäre Rehabiltiation<br />
Krankenhaus/ Krankenhausabteilung<br />
Arbeits- und Beschäftigungsprojekt<br />
Ambulantes betreutes Wohnen<br />
Institutsambulanz<br />
<strong>Suchtberatung</strong>s-/ -behandlungsstelle, Fachambulanz<br />
Ärztliche oder psychotherapeutische Praxis<br />
Familie/Freunde/Bekannte<br />
Keine/Selbstmelder<br />
Kontaktaufnahme über Projekt HaLt<br />
Kontaktaufnahme über Liaisondienst<br />
Kontaktaufnahme über Presse<br />
Onlineberatung<br />
Der Zugang zu unserer <strong>Suchtberatung</strong>sstelle ist vielseitig. Die meisten Vermittlungen finden<br />
über Krankenhäuser (Entgiftungen) und ärztliche Praxen statt. Die hohe Zahl der<br />
Selbstmelder (überwiegend Klienten/-innen, die früher schon mal bei uns waren) stellen u.a.<br />
ein Indiz dafür dar, dass unsere Hilfsangebote von den Klienten positiv erlebt und<br />
angenommen werden.<br />
Weitere wichtige Zuweiser sind Kosten-/ Leistungsträger, Suchtkliniken, Justizbehörden und<br />
nahestehende Bezugspersonen (Familie/Freunde/Bekannte).<br />
Lebensunterhalt<br />
In einem Arbeitsverhältnis befanden<br />
sich 52 % unserer Klienten/-innen.<br />
19 % waren Hausfrauen/-männer,<br />
Schüler/-innen, Studenten/-innen,<br />
Rentner/-innen.<br />
Insgesamt 29 % der Klienten/-innen<br />
waren erwerbslos.<br />
Lohn, Gehalt,<br />
Einkünfte aus<br />
freiberufliche<br />
Tätigkeit; 97<br />
Arbeitslosengeld<br />
I 11<br />
Vermögen 2<br />
Ausbildungsbeihilfe,<br />
Unterhalt 4<br />
Lebensunterhalt<br />
Sozialhilfe 1<br />
Sonstiges<br />
(z.B. Betteln)<br />
1<br />
Angehörige<br />
21<br />
Krankengeld,<br />
Übergangsgeld<br />
22<br />
Rente,<br />
Pension 15<br />
Arbeitsloseng<br />
eld II (SGB II<br />
19) 53<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Leistungsdaten Seite 7 von 11
Vermittlungen<br />
Im Jahr 2011 vermittelten wir 15 % von<br />
unseren Klienten/-innen in stationäre<br />
Entgiftung, 21 % in eine Selbsthilfegruppe<br />
und 15 % in eine stationäre Rehabilitation.<br />
Vorrangiges Suchtproblem<br />
Alkohol<br />
194<br />
Altersverteilung<br />
Andere<br />
33<br />
Medikamente<br />
1<br />
Glückspiel<br />
17<br />
Der Altersschwerpunkt unserer Klientel liegt<br />
sowohl bei den Frauen als auch bei den<br />
Männern zwischen 40 – und 60 Jahren (59 %<br />
der Gesamtklientel). Die 21 – 40 Jährigen<br />
umfassen ca. 27 % und die 61 Jährigen und<br />
Älter ca. 10 % unserer Gesamtklientel.<br />
Die Beratung und Begleitung von<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen (14 –<br />
20 Jahren) im Rahmen unseres Projektes<br />
„HaLT Hart am Limit“ umfassen ca. 4 %<br />
unseres Gesamtklientels.<br />
Tabak<br />
12<br />
Opiat<br />
2<br />
Mediensucht<br />
1<br />
Entgiftungen /<br />
Krankenhaus<br />
Selbsthilfe-<br />
/Abstinenzgruppe<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Rehaklinik<br />
0 20 40<br />
Der größte Anteil der Klienten/innen<br />
suchte uns wegen<br />
Alkoholproblemen auf. Der 2.<br />
häufigste Behandlungsgrund war<br />
– wie im Vorjahr – pathologisches<br />
Glücksspiel. Für Klienten/-innen<br />
mit Tabakabhängigkeit haben wir<br />
ein spezielles<br />
Raucherentwöhnungsprogramm<br />
entwickelt.<br />
Eine neue Klientelgruppe bildet<br />
der pathologische<br />
Internetgebrauch als 4. häufigster<br />
Behandlungsgrund.<br />
0 - 20 21 - 30 31 - 40 41 - 50 51 - 60 61 - 99<br />
Frauen<br />
Männer<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Leistungsdaten Seite 8 von 11<br />
11<br />
15<br />
20<br />
15<br />
23<br />
34<br />
Frauen<br />
Männer
HaLT – Hart am Limit<br />
In Kooperation mit der Drogenberatung KOBRA haben wir Rahmen von „HaLT Hart am<br />
Limit“ mit Jugendlichen aus weiterführenden Schulen und aus dem stationären<br />
Jugendhilfebereich Gruppenangebote durchgeführt. KOBRA bietet sie als Mischform des<br />
reaktiven und proaktiven Bausteins an, indem parallel zur Arbeit mit den Jugendlichen<br />
Informationsabende für Eltern und Schulungen für Lehrer zum Thema Suchtprävention<br />
durchgeführt wurden. Bei der Arbeit mit den Jugendlichen lag der Schwerpunkt in der<br />
Alkoholprävention, je nach Bedarf wurden die Themen Nikotin- und Cannabisprävention mit<br />
aufgenommen.<br />
Gesamtzahlt der erreichten Personen: 76, davon 49 Jugendliche und 27 Erwachsene.<br />
Gruppenangebote<br />
Katamnese<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
76<br />
Erreichte<br />
Personen gesamt<br />
49<br />
Jugendliche Ewachsene<br />
Eine Nachbefragung (Katamnese) führen wir bei Klienten/-innen durch, die bei uns eine<br />
ambulante Rehabilitation oder Nachsorge nach einer stationären Therapie durchgeführt<br />
haben.<br />
Ein Jahr nach Beendigung der Maßnahme in unserer Einrichtung befragen wir die<br />
Klienten/innen per Fragebogen (anonym) zu ihrer Alkoholabstinenz und Lebenssituation.<br />
Im Jahr 2011 versandten wir an 35 Klienten/-innen Fragebögen von denen uns 13 Klienten/innen<br />
geantwortet haben (Rücklaufquote: 37 %). Gründe, weshalb Klienten/-innen uns nicht<br />
geantwortet haben, waren: Unbekannt Verzogen, andauernde Alkohol-Rückfälligkeit oder<br />
Verstorben.<br />
Die Personen, die den Fragebogen zurück gesandt haben, sind 70% alkoholabstinent und<br />
30% alkoholrückfällig.<br />
7 Personen waren mit der Behandlung in unserer Einrichtung sehr zufrieden, 4 Personen<br />
zufrieden, 1 Person unzufrieden und 1 Person sehr unzufrieden.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Leistungsdaten Seite 9 von 11<br />
27
Pathologisches Glücksspiel<br />
Pathologische Glücksspieler/-innen sind seit vielen Jahren eine Personengruppe<br />
(überwiegend Männer, wenig Frauen), die wir in unserer Beratungsstelle beraten und<br />
behandeln. Die Zahl der pathologischen Glücksspieler/-innen, die Hilfe bei uns suchten, hat<br />
sich in den vergangenen 3 Jahren von 5 auf 18 Personen im Jahr erhöht. Hierbei handelt es<br />
sich meist um Spieler/-innen, die an Geldspielautomaten spielen. Neben diesen Formen<br />
gibt es noch das Glücksspiel in Spielbanken (Roulette, Black Jack), Wettformen<br />
(Sportwetten, Pferdewetten), Lotterien (Lotto, Klassenlotterien, Fernsehlotterien), Glücksspiel<br />
im Internet und Börsenspekulationen.<br />
Im Juni 2006 wurde von den Ministerpräsidenten der Länder beschlossen, einen<br />
Glücksspielstaatsvertrag zu entwickeln. Dieser ist seit 2008 in Kraft und in Baden-<br />
Württemberg sollen u.a. mit den daraus zur Verfügung stehenden Mitteln (angemessener<br />
Anteil der Reinerträge) die Strukturen der Suchtprävention und- hilfe gestärkt und dass<br />
pathologische und problematische Spieler angemessen versorgt werden können.<br />
Das Bundesverfassungsgericht hat sich in seinem Grundsatzurteil zum staatlichen<br />
Glücksspielmonopol im März 2006 entschieden, dass der Spielbetrieb konsequent an den<br />
Zielen der Suchtprävention und des Spielerschutzes auszurichten sind. Im<br />
Glücksspielstaatsvertrag – GlüStV vom 30.01. / 31.02.2007, der seit dem 01.01.2008 für<br />
mindestens 4 Jahre gelten soll, finden folgende Aspekte Berücksichtigung:<br />
− das Glücksspielangebot zu begrenzen<br />
− den natürlichen Spieltrieb in geordnete und überwachte Bahnen zu lenken<br />
− Jugend- und Spielerschutz zu gewährleisten<br />
− sicherzustellen, dass Glücksspiele ordnungsgemäß durchgeführt werden<br />
− die Spieler/-innen vor Betrug zu schützen<br />
− Folge- und Begleitkriminalität abzuwehren<br />
Dem Glücksspielstaatsvertrag unterliegen alle in Deutschland angesiedelten<br />
Glücksspielformen (s.o.), außer den Glückspielautomaten. Diese sind<br />
"Unterhaltungsgeräte mit Gewinnmöglichkeit", die der Gewerbeordnung unterliegen<br />
(Gewerbliches Spiel in Spielhallen und Gaststätten und den Pferdewetten - sportlicher<br />
Aspekt mit Tieren). Über die Gewerbesteuer haben die Kommunen enorme<br />
Einnahmemöglichkeiten und dadurch die Gelegenheit einen hohen Profit zu erzielen.<br />
Andererseits wird über die Spielverordnung, die 2006 novelliert wurde, geregelt, wie die<br />
Spielhallen gestaltet sein müssen (Auflagen). Diese Novellierung erlaubt es den Betreibern<br />
noch mehr Gewinne zu erzielen und bedeutet eine Erhöhung der Suchtgefahr durch die<br />
Neuerungen der Spielverordnung:<br />
- In Gaststätten dürfen nun drei statt bisher zwei Geldspielgeräte aufgestellt werden.<br />
- In Spielhallen dürfen maximal zwölf statt zehn Geldspielgeräte auf mindestens 12 qm<br />
aufgestellt werden.<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Pathologisches Glücksspiel Seite 10 von 11
- Die Dauer eines Spiels muss mindestens 5 Sekunden statt bisher 12 Sekunden betragen.<br />
Bei einer Erweiterung des Glücksspielmarktes ist mit einer Zunahme der Betroffenenzahlen<br />
und weniger Jugend- und Spielerschutz zu rechnen.<br />
"Die Landesstelle Baden-Württemberg der Liga der freien Wohlfahrtspflege spricht sich für<br />
einen konsequent regulierten Glücksspielmarkt aus. Bei entsprechender Disposition führt<br />
eine zunehmende Exposition bei einem Teil der Bevölkerung zu mehr Erkrankungen i.S. von<br />
pathologischem Spielen. Insbesondere Kinder und Jugendliche, sowie Menschen, die auf<br />
Grund einer Behinderung nicht geschäftsfähig sind, müssen vor den Gefahren des<br />
Glücksspiels geschützt werden.<br />
Das zentrale Problem ist heute das Automatenspiel in Spielhallen. Die Automatenverordnung<br />
muss wesentlich verschärft werden, Umgehungsformen, wie sie heute üblich sind (Geld in<br />
Punkten), verboten werden, die Spieldauer erhöht und die Neuerrichtung von Spielhallen<br />
muss baurechtlich eingeschränkt werden.<br />
Sämtliche Maßnahmen des Spielerschutzes müssen auf Verbesserungsmöglichkeiten hin<br />
(Angebotsbeschränkung, Zugangskontrollen, Sperrmöglichkeiten) untersucht und<br />
konsequent umgesetzt werden."<br />
(Fachliche Stellungnahme der Landesstelle für Suchtfragen zu den bevorstehenden Änderungen des<br />
Glücksspielstaatsvertrages (GlüStV), Stuttgart Dezember 2010)<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>Suchtberatung</strong> <strong>Müllheim</strong> 2011 / Pathologisches Glücksspiel Seite 11 von 11