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Zerstörte Bilder oder Bilder der Zerstörung ... - Sylvia Ballhause

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aufgang, eine Nachmitt ags und eine Abends genommen war […]« 2 . Die<br />

abendliche Aufnahme ist bis heute verschollen und kann nur in zeitgenössischen<br />

Berichten verfolgt werden. Die an<strong>der</strong>en beiden haben zusammen<br />

mit dem Stillleben den Weg nach München gefunden.<br />

Ludwig I. stellte das Triptychon kurz darauf im Münchner Kunstverein<br />

vor einem sehr neugierigen und bewun<strong>der</strong>nden Publikum zur<br />

Schau. Danach verloren die Daguerreotypien aufgrund <strong>der</strong> rasanten<br />

Ver breitung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> fotografi schen Verfahren im<br />

Laufe kürzester Zeit an Aufmerksamkeit. Wenig beachtet und selten<br />

ausgestellt, fristeten die drei <strong>Bil<strong>der</strong></strong> lange in königlichen Schubladen und<br />

später in Archiven des Bayerischen Nationalmuseums ihr Dasein. Erst<br />

ab 1936/37 trug <strong>der</strong> amerikanische Fotohistoriker Beaumont Newhall<br />

zur Wie<strong>der</strong>ent deckung und weltweiten Verbreitung <strong>der</strong> zwei Ansichten<br />

des Boulevard du temple bei. Newhall erwarb Reproduktionen für die<br />

von ihm organisierte Ausstellung »Photography 1839 –1937« im New<br />

Yorker Museum of M<strong>o<strong>der</strong></strong>n Art und veröff entlichte diese erstmalig 1949<br />

in seinem Buch »Th e History of Photography from 1839 to the Present<br />

Day« (→ Abbildung 3). Von diesem Zeitpunkt an fehlten die Abbildungen<br />

<strong>o<strong>der</strong></strong> zumindest ihre Erwähnung in nahezu keiner Abhandlung zur<br />

Geschichte <strong>der</strong> Fotografi e.<br />

Als wäre es ihr Schicksal begann nun die Beschädigung <strong>der</strong> Originale.<br />

Durch Auslagerung während des Zweiten Weltkrieges wurden die<br />

Daguer reotypien Umwelteinfl üssen ausgesetzt, denen diese noch sehr<br />

empfi ndlichen Platt en nicht ausreichend Stand halten konnten. Im Jahr<br />

1970 kamen die <strong>Bil<strong>der</strong></strong> im beschädigten Zustand als Dauerleihgabe an das<br />

Münchner Fotomuseum. Daraufh in versuchte man zwischen 1972 und<br />

1974 eine Restaurierung durchzuführen, die jedoch erfolglos blieb. 3 Der<br />

Boulevard du temple und das Stillleben hatt en sich in ein Muster aus<br />

Schlieren, Bläschen und Kratzern verwandelt (→ Abbildung 2).<br />

2 Zitat aus Ulrich Pohlmann, Marjen Schmidt: Das Münchner Daguerre-Triptychon,<br />

in: Fotogeschichte, Heft 52, 1994, S. 4, mit folgen<strong>der</strong> Quellenangabe: John Robinson,<br />

Sekretär <strong>der</strong> Royal Society of Arts, in: Edinburgh new philosophical Journal, July 1839, S. 155,<br />

zitiert nach: Polytechnisches Journal, 74. Band, Stutt gart 1839, S. 68.<br />

3 Es ist ungewiss, ob bereits nach Kriegsende ein Restaurationsversuch unternommen<br />

wurde. Ulrich Pohlmann ist es in seiner ausführlichen Recherche zur Geschichte des Triptychons<br />

nicht gelungen, diese Vermutung endgültig zu klären. Vgl. Ulrich Pohlmann, Marjen<br />

Schmidt: Das Münchner Daguerre-Triptychon, Fotogeschichte, Heft 52, 1994, S. 3 –13.

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