Arcadia Yachts
Arcadia Yachts
Arcadia Yachts
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Design<br />
<strong>Arcadia</strong><br />
Bei ihrer Weltpremiere auf<br />
der boot 2010 stach die<br />
<strong>Arcadia</strong> 85‘ besonders<br />
durch ihre Aufbauten<br />
hervor. Sie wirken wie ein<br />
gläsernes Chalet. Schon<br />
nach zwei Tagen war sie an<br />
einen Schweizer verkauft.<br />
Schweizer lieben Chalets.<br />
TEXT HANS WISCHER FOTOS WERFT<br />
Francesco Guida und Ugo Pellegrino<br />
schufen mit der <strong>Arcadia</strong> 85‘<br />
eine Motoryacht, die sich deutlich<br />
von allem bisher Gewohnten absetzt.<br />
Für ein optimales Platzangebot<br />
wählten sie einen scharfen, fast senkrecht<br />
eintauchenden Axe-Steven und ein weit vorgezogenes<br />
Steuerhaus mit Platz davor gerade für<br />
eine Sonnenlieg. Achtern ließen sie sehr viel<br />
Freiraum für offenes Mittelmeerleben. Von innen<br />
genießt man aus dem kubischen Aufbau<br />
mit planer Verglasung vom Deck bis zur Decke<br />
– von Schüco Italia – grandiose Ausblicke. Solarzellen<br />
in den Dachflächen tanken Sonnenergie<br />
– für HiFi-Anlage, Fernseher und Lüftungsventilatoren<br />
und teilweise auch Kochfelder.<br />
Nebenbei halten die Solarzellen allzu starke<br />
Sonneneinstrahlung außen vor, damit die Kli-<br />
maanlage nicht über Gebühr strapaziert wird.<br />
Im Deckenbereich ist das Verbundglas, bestehend<br />
aus fünf Schichten, 34 mm stark.<br />
Der Aufbau von außen nach innen: Klarglas,<br />
Solarpaneele, grau getöntes Glas, zweimal<br />
Klarglas. Die Seitenscheiben sind nach gleichem<br />
Schema, aber mit 36 mm Stärke noch<br />
stabiler aufgebaut, jedoch ohne Solarpaneele.<br />
Der Raum zwischen den chemisch gehärteten<br />
Glasplatten ist mit Krypton gefüllt, einem Gas,<br />
das man auch in Glühlampen findet. Nach unserer<br />
Probefahrt hafteten Salzkristalle an den<br />
Frontfenstern, auf eine Nanobeschichtung , die<br />
Wasser abperlen lässt, wurde offensichtlich verzichtet.<br />
Dafür klebte man die Scheiben mit den<br />
erforderlichen Sicherheitsabständen ein.<br />
Der gläserne Aufbau mit Brücke, Galley und<br />
Kuschelsalon erstreckt sich etwa über die halbe<br />
Bootslänge. Die Resthälfte, weitgehend von<br />
einem Hardtop aus GFK überdacht, ist offener<br />
Essplatz, Salon mit Sofas und Achtercockpit mit<br />
Sonnensesseln in einem. Wünschen Kunden<br />
mehr rundum geschützten Innenraum, lässt<br />
sich das dank des großen Cockpits einrichten.<br />
Das etwa ein Meter hohe Schanzkleid hält<br />
neugierige Blicke im Hafen oder vor Anker<br />
zu einem Großteil außen vor, allerdings beeinträchtigt<br />
es auch den völlig ungehinderten<br />
Blick nach draußen. Seitliche Rollos tragen<br />
ein Übriges zur Abgeschiedenheit bei. Gegen<br />
zu viel Sonnenlicht lassen sich auch unter der<br />
Glasdecke Rollos ausziehen.<br />
So ungewöhnlich wie ihre Aufbauten sind,<br />
so ungewöhnlich ist die <strong>Arcadia</strong> 85’ insgesamt.<br />
Statt weich abgerundet überall eher kantig und<br />
eckig bis hin zu den Handläufen. Immerhin<br />
sind die wirklich reichlich vorhanden, fehlen<br />
lediglich im Steuerhaus als sicherer Halt für<br />
stehende Beobachter. Robuster Teppichboden<br />
innen und Teakdeck außen sorgen für sicheren<br />
Tritt. Beides ist besonders wichtig, weil – siehe<br />
Fahreigenschaften – das Boot bei rauher See<br />
ganz schön stampft. Am wenigsten davon<br />
spürt man noch achtern im Cockpit, das eher<br />
einer überdachten Terrasse ähnelt. Die Sessel<br />
sind wetterresistent mit einem Sunbrella ähnlichen<br />
Material bespannt. Auf den Sideboard<br />
ähnlichen Kästen sind die Sockelleuchten fest<br />
verschraubt. Pfiffig - einer der Kästen ist der<br />
ugang in den Maschineraum, der andere beherbergt<br />
zwei Eisboxen.<br />
Die kantigen Möbel aus Ebenholz, minima-<br />
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<strong>Arcadia</strong><br />
MIt 20 kn eher ein geruhsamer Gleiter. Da lässt sich<br />
das offene, teilweise mit einem Hardtop überdachte<br />
Achtercockpit mit seinen diversen Sitzgelegenheiten<br />
besonders gut genießen (l. außen). Übersichtlich die<br />
Hightech Brücke mit Solarzellen an der Decke.<br />
listischen Stoffsofas sowie die Ledersessel mit<br />
schmalen Armlehnen stammen von Poltrona<br />
Frau und deren Tochtermarken Cassina,<br />
Cappellini und Alias. Gläserne Esstische unterstreichen<br />
die Transparenz der Yacht, die Wände<br />
aus hellem Eichenholz mit Einbauschränken<br />
in weißem Schleiflack das freundliche, helle<br />
Ambiente. Der Hauptdeckssalon selbst wirkt<br />
eher wie eine kleine feine Kuschelstube für gemütliche<br />
Gespräche. Der Lebensmittelpunkt an<br />
Bord liegt eindeutig außen auf dem Achterdeck.
Design<br />
Die Werft<br />
Nachdem Giovnanni Jenneti aus Altersgründen die<br />
Sanlorenzo Werft verkauft hatte, orientierte sich sein<br />
damaliger Junior Partner, der aus Neapel stammende<br />
Francesco Guida neu. Zusammen mit Ugo Pellegrino<br />
begann er 2007 mit dem Aufbau einer eigenen Werft<br />
in Torre Annunziata zu Füßen des Vesuvs. Zwei Wochen<br />
bevor die erste <strong>Arcadia</strong> 85‘ auf der Cannes Boat<br />
Show 2009 gezeigt werden konnte, hatten sie Unbekannte<br />
in Schutt und Asche gelegt. Glücklicherweise<br />
war der Rumpf der zweiten <strong>Arcadia</strong> 85‘ davon nicht<br />
betroffen. Der lag noch außer Haus beim Kaskobauer<br />
3F. Mittlerweile wurde die Kunststoffabteilung erweitert,<br />
so dass künftige Bauten komplett im eigenen<br />
Haus mit derzeit rund 60 Mitarbeitern entstehen können.<br />
An einer größeren <strong>Arcadia</strong> 115‘ mit Vollendung in<br />
2011 wird bereits gearbeitet, Pläne für eine 135‘ liegen<br />
in der Schublade. Beide folgen bei den gläsernen<br />
Aufbauten den Linien der 85‘. Die Sandwich Rümpfe<br />
(GFK aus Glasmatten mit Polyesterharzen und einer<br />
äußeren Lage mit Vinylesterharzen) werden nach dem<br />
Gelcoat und vor dem Antifoulingauftrag noch einmal<br />
mit Epoxy überzogen. „Das macht sie besonders<br />
resistent gegen Osmose,“ meint Francesco Guida.<br />
Die beidseitig von breiten Fluren eingefasste<br />
Gllley auf dem Hauptdeck zwischen Salon<br />
und Steuerhaus ist mit zweiflügeliger Kühl-/<br />
Tiefkühlkombination inklusive Icemaker und<br />
den wesentlichen Geräten von Bosch umfassend<br />
ausgestattet.<br />
Vorn im Steuerhaus, gerade einmal rund<br />
3,50 m hinter dem Bug gelegen, spürt man das<br />
Stampfen bei bewegter See besonders deutlich.<br />
Handgriffe wären hier durchaus angebracht.<br />
Fahrer und Beifahrer sitzen auf Einzelsesseln,<br />
zwischen ihnen liegt der Schalthebel und der<br />
Taster für das Bugstrahlruder bequem in der<br />
Hand. Beide haben guten Zugriff auf das rie-<br />
sige Carbon Steuerrad und die wesentlichen<br />
Anzeigen und Instrumente gut im Blick. Das<br />
Instrumentenpanel mit darin eingelassenen<br />
Geräten wirkt wie aus einem Guss. Die feststehenden<br />
Fußstützen vor den Sesseln machen so<br />
keinen Sinn, höhenverstellbar wären sie weitaus<br />
sinnvoller. Alle Scheiben im Steuerhaus entsprechen<br />
hinsichtlich der Höhe dem Üblichen, mit<br />
einem festen GFK-Sockel. Ihre Tönung beeinträchtigt<br />
den klaren Ausblick bei schlechtem<br />
Wetter. Hinter den Steuersesseln befindet sich<br />
der freistehende, schwere Esstisch – natürlich<br />
aus Glas – mit acht Stühlen aus feingemasertem<br />
Kunststoffgeflecht. Sind die extrabreiten<br />
Zum Fernsehen oder gemütlichen Plauschen in<br />
kleiner , abgeschiedener Runde eignet sich der<br />
Hauptdeckssalon bestens.<br />
Schiebetüren zu den Seitendecks geöffnet<br />
kann man sogar aus dem Sitzen hinaus sehen.<br />
Wird die Sonnenliege auf dem Vordeck hoch<br />
geklappt, erscheint die Leiter ins zweckmäßige<br />
Crewquartier mit zwei Etagenbettkabinen.<br />
Immerhin hat jede Kabine eine Nasszelle mit<br />
Handdusche und Toilette.<br />
Die vier Kabinen für Eigner, VIPs und Gäste<br />
liegen eine Etage tiefer, über einen zentralen<br />
Flur zugänglich. Die rumpfbreite Eignersuite<br />
mittschiffs ist wahrhaft riesig. Festverankerte<br />
Stehlampen, eine Relaxliege an der Seite,<br />
das mittige Doppelbett und ein weißes Relief<br />
mit angedeuteten Wellen verleihen ihr fast<br />
Fahreigenschaften <strong>Arcadia</strong> 85‘<br />
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<strong>Arcadia</strong><br />
Stilvoll - die rumpfbreite Eignersuite mit Möbeln von italienischen Markenherstellern wie Poltronna Frau oder<br />
Cassina (die LeCobusier Liege). Vielseitig - Bad mit Schmink-/Schreibtisch.<br />
20 kn Höchstgeschwindigkeit sprechen für einen eher langsamen Gleiter. Mehr lag bei unserer Probefahrt vor Genua<br />
nicht drin - bei 1,50 m hohen, unangenehm kurzen Dünungswellen (3 m vom Wellental bis zur Spitze). Die Marschfahrt<br />
lag mit 17,5 kn knapp über dem Übergang in die Gleitfahrt. Alles spricht dafür, dass die <strong>Arcadia</strong> 85‘ eher geruhsam<br />
gefahren werden sollte. In langsamer Fahrt dreht die Yacht mit beiden Motoren voraus auf etwa 2 Bootslängen, mit<br />
einem voraus dem anderen rückwärts auf dem Teller. Mithilfe des leistungsstarken hydraulischen Bugstrahlruders<br />
wird deutlich schneller gedreht. Aufgrund der Seeverhältnisse waren keine realistischen Beschleunigungsmessungen<br />
möglich. Die Stabilisatoren federten seitliche Wellen ab. Die von vorn machten sich mit starkem Stampfen bemerkbar<br />
– im Steuerstand weit vorn kurz hinter dem Bug fühlten wir uns wie auf einem Schaukelpferd, es war außerordentlich<br />
ungemütlich. Dabei lief der Rumpf dank breiter Sprayrails weitgehend trocken und es kam kaum Spritzwasser über.<br />
Viel mehr darf es aber nicht sein, denn die Außenbordabläufe im Schanzkleid liegen ein paar Zentimeter zu hoch.<br />
MY-Fahrt- und Geräuschmessungen<br />
<strong>Arcadia</strong> 85‘ Fahrt Motor Fahrstand Salon Eigner Cockpit Verbrauch<br />
kn U/min dBA dBA dBA dBA l/h<br />
Hafen / vor Anker* - -
Design<br />
schon Wohnzimmercharakter. Das Bad mit<br />
Doppelwaschtisch ist lediglich durch den<br />
von dort aus erreichbaren Kleiderschrank<br />
optisch abgeteilt, nicht diurch eine Tür. Der<br />
Schminktisch dient in Doppelfunkton zugleich<br />
als Schreibtisch. Die Duschkabine an BB und<br />
der Toilettenraum mit Bidet an StB sind mit<br />
Milchglastüren abgetrennt. Im Stil ähnlich sind<br />
auch die VIP Kabine im Vorschiff mit Doppelbett<br />
und die beiden Twin Kabinen mit jeweils zwei<br />
Einzelbetten.<br />
Der Platz im Maschinenraum ist sorgfältig<br />
genutzt. Die Generatoren stehen am Schott zur<br />
Heckgarage, darüber diverse Pumpen in einer<br />
Edelstahlwanne. Das erleichtert die Wartung,<br />
meint die Werft. Indes sind deren Schaugläser nur<br />
mit langem Hals zu kontrollieren. Feuchtigkeit<br />
aus der per starken Ventilatoren angesaugten Luft<br />
für die Motorenbelüftung wird zuvor über Filter<br />
nach einem Wasserabscheider Verfahren ausgesondert.<br />
Mit dem Steuerstand wird per UKW<br />
Handgerät kommuniziert. Die Stabilisatoren<br />
erhielten wasserdicht gekapselte Abteile und<br />
separate Pumpen, um sie während der Fahrt<br />
über die Motoren, vor Anker liegend von den<br />
Generatoren aus mit Spannung zu versorgen.<br />
Handläufe entlang der Hauptmotoren und viel<br />
Platz rundum geben sichere Bewegungsfreiheit.<br />
Daneben wird die Stehhöhe teilweise durch die<br />
Technik der Passarelle an StB und den mittigen,<br />
scharfkantigen Kranbalken des Tenderkranes<br />
eingeschränkt. Der Kranbalken soll noch abgepolstert<br />
wedren. Beim nächsten Modell wird<br />
der Zugang zum Maschinenraum und die etwa<br />
1,50 m hohe Tür in die Heckgarage auf die andere<br />
Seite verlagert. Die Heckgarage bietet Platz<br />
für einen bis zu 4,20 m langen Tender, einen<br />
Jestki und zwei Seabobs.<br />
Fazit: Eine spannende Yacht. Bei Seegang ist<br />
im Steuerhaus Seefestigkeit gefordert.<br />
98 MEER & YACHTEN<br />
Klare Linien, glatte<br />
Flächen, geschickte<br />
direkte wie indirekte<br />
Beleuchtung - kurz<br />
modern und<br />
schnörkellos, ob in den<br />
Gästekammern, den<br />
Gängen oder in der<br />
Galley.<br />
LüA 25,90 m<br />
Rumpflänge 23,97 m<br />
LWL 22,80 m<br />
Breite 7,15 m<br />
Tiefgang 1,70 m<br />
Höhe üWL 7,90 m<br />
Verdrängung 68 t (voll), 60 t<br />
(unbeladen)<br />
Rumpfform Rundspant<br />
Rumpf, Deck, Aufbauten GFK<br />
Motorisierung 2x537 kW/2x730<br />
PS MAN 6-Zylinder Commonrail<br />
Turbodiesel mit ZF V-Getrieben<br />
Schaltung Bosch-Rexrodt<br />
Propeller 4-Blatt<br />
Treibstoff 7.000 l<br />
Reichweite 650 sm bei 16,5 kn<br />
Bugstrahlruder 25 kW Rodriquez<br />
arcadia 85’<br />
Navigation Instrumente, GPS-<br />
Chart-Plotter, Radar, Autopilot,<br />
Echolot Raymarine<br />
Magnetkompass Danforth<br />
Kommunikation UKW Raymarine<br />
Generator 2x 20 kW Kohler<br />
Stabilisatoren Rodriquez, Zero<br />
Speed beim Ankern<br />
Pantry 2 Spülbecken/Herd mit 4<br />
Keramik- Kochfeldern, Dunstabzug,<br />
Backofen, Mikrowelle mit Grill,<br />
Kühlschrank mit Tiefkühlabteil,<br />
Icemaker, Geschirrspüler Bosch<br />
Frischwasser 1.600 l<br />
Warmwasserboiler 100 l elektrisch<br />
Abwasser 800 l Grauwasser, 400 l<br />
Schwarzwasser<br />
Abwasseraufbereitung Tecnicomar<br />
Tenderkran 500 kg Opacmare,<br />
Heckgarage<br />
Passarelle 4,50 m Opacmare<br />
Klimatisierung Klimaanlage/<br />
Heizung mit Ventilatoren, 120.000<br />
BTU Condaria<br />
Video-Monitor am Steuerstand für<br />
rückwärts<br />
Klassifizierung CE B<br />
Konstruktion/ Francesco Guida<br />
Innen-/Außendesign<br />
Preis ab 3,8 Millionen Euro zzgl.<br />
Mwst im Auslieferungsland<br />
Werft/Baujahr <strong>Arcadia</strong>/2010,<br />
I-80058 Torre Annunziata,<br />
Tel. +39 081 19 55 48 98,<br />
Fax +39 081 19 5 48 94,<br />
E-Mail: info@arcadiayachts.it