Ein Stammesbruder für schwierige Existenzen - IQ Consult
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Sein Beratungskonzept hat er aus England übernommen und damit in Deutschland<br />
Pionierarbeit geleistet. "Hier hat man immer noch dieses Bild, wie ein Unternehmer aussehen<br />
soll. Männlich, gut ausgebildet, Anfang 40, mit eigenem Kapital und Sicherheiten." Hilfen für<br />
solche Gründer gibt es viel, Handelskammern und Banken legen seit Jahren Förder- und<br />
Kreditprogramme auf. "Nur wird dieser Gründertyp immer seltener."<br />
Mit seinem Geschäftskonzept deckt Kunz diese Nische ab. Er erkannte früh, dass<br />
Benachteiligte andere Hilfe brauchen, um den Sprung in die Selbstständigkeit zu schaffen. Er<br />
und seine rund 30 Mitarbeiter sind Berater, Motivationscoaches, Therapeuten, Betriebswirte<br />
und Finanzexperten in einem. Sie stellen den Willen der Gründer auf die Probe, arbeiten mit<br />
ihnen die Geschäftskonzepte aus, suchen nach einer Finanzierung. Den "Kaziken" hat Kunz<br />
zu einem Unternehmen verholfen, das unter dem Markennamen Leschi Wärmekissen mit<br />
Körnerfüllung verkauft - und das recht erfolgreich.<br />
Mehr als 2000 junge Menschen haben sich mit Kunz' Hilfe selbstständig gemacht, 70 Prozent<br />
davon sind es heute noch. Für sein Engagement und die Umsetzung seiner Empowerment-<br />
Vision hat Kunz jetzt den Preis "Social Entrepreneur des Jahres 2010" erhalten, den die<br />
Schwab Foundation mit der Unternehmensberatung Boston <strong>Consult</strong>ing Group und der<br />
Financial Times Deutschland vergibt.<br />
"Ich sehe mich selbst als Lernarchitekt"<br />
Kunz arbeitet an einer wichtigen Schnittstelle. Mehr sozial benachteiligte Menschen in die<br />
Selbstständigkeit zu führen und damit zu einer beruflichen Existenz - das hat auch die<br />
Europäische Union in ihrem Reformpaket "Europa 2020" als großes Ziel formuliert. In<br />
Deutschland, wo es nach Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)<br />
eh zu wenig Gründer gibt, ist der Bedarf besonders groß. Mehr als die Hälfte aller<br />
Existenzgründungen sind mittlerweile ein Versuch, aus der Arbeitslosigkeit zu entkommen.<br />
Und der Anteil der Gründer mit ausländischer Staatsangehörigkeit nimmt stetig zu. Dabei, das<br />
zeigen die IAB-Studien, geben gering qualifizierte Gründer schneller auf als andere.<br />
"Gerade benachteiligte Gruppen sind bei der Existenzgründung oft auf besonders<br />
spezialisierte, gewerbliche Beratungsangebote angewiesen", sagt Udo Brixy vom IAB. "Die<br />
kennen ihre Zielgruppe und die Situation vor Ort und können sich auf die Bedürfnisse dieser<br />
Menschen entsprechend einstellen." Die Arbeitsagenturen haben weder die Möglichkeiten<br />
noch die Aufgabe, Gründern zu helfen, die Handelskammern bieten meist nur<br />
Standardseminare an.<br />
Diese Lücke hat Kunz erkannt. "Ich sehe mich selbst als Lernarchitekt", sagt er. "Ich will den<br />
Leuten zeigen, wie sie sich mit ihren Fähigkeiten selbst weiterentwickeln können." Was er<br />
aufbaue, müsse am Ende auch allein stehen können.<br />
Nach diesen Grundsätzen hat Kunz sein eigenes Geschäftsmodell ausgerichtet. <strong>IQ</strong> <strong>Consult</strong><br />
finanziert er aus öffentlichen Geldern, vor allem Länder und Arbeitsagenturen zahlen<br />
Fördermittel, um Arbeitslose zu integrieren. Die Kunden zahlen keine Honorare. Um die<br />
Kosten zu decken, ist <strong>IQ</strong> <strong>Consult</strong> nebenher eine ganz normale Politik- und<br />
Unternehmensberatung. Mit den Überschüssen dort wird die Gründerberatung subventioniert.