Visuelle Aufarbeitung eines Krankheitsbildes
Bachelor Thesis 2015. Die Volkskrankheit Demenz - Visuelle Aufarbeitung eines Krankheitsbildes. Schwerpunkte: Magazingestaltung, Informationsgrafiken
Bachelor Thesis 2015.
Die Volkskrankheit Demenz - Visuelle Aufarbeitung eines Krankheitsbildes.
Schwerpunkte: Magazingestaltung, Informationsgrafiken
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BERLINER TECHNISCHE KUNSTHOCHSCHULE<br />
STUDIENGANG KOMMUNIKATIONSDESIGN<br />
BACHELORARBEIT<br />
DIE VOLKSKRANKHEIT DEMENZ<br />
<strong>Visuelle</strong> <strong>Aufarbeitung</strong> <strong>eines</strong> <strong>Krankheitsbildes</strong><br />
Larissa Nauheim
inhalt<br />
Thematische Schwerpunkte dieser Bachelorarbeit<br />
behandeln Informationsgrafiken und Magazingestaltung<br />
1<br />
EINFÜHRUNG<br />
4<br />
3<br />
KONZEPTION &<br />
PRAKTISCHE UMSETZUNG<br />
35<br />
3.1<br />
3.1.1<br />
Konzeption<br />
Redaktionelle Konzeption<br />
36<br />
37<br />
2<br />
THEORIE &<br />
GRUNDLAGEN<br />
7<br />
3.1.2<br />
Gestalterische Konzeption<br />
38<br />
2.1<br />
Informationsdesign<br />
8<br />
2.1.1<br />
Definition & Struktur<br />
8<br />
2.1.2<br />
2.1.3<br />
Sender & Rezipient<br />
Visual Storytelling<br />
10<br />
11<br />
4<br />
FAZIT &<br />
PERSPEKTIVEN<br />
42<br />
2.2<br />
Informationsvisualisierungen<br />
14<br />
2.2.1<br />
Aufbereiten von Daten<br />
14<br />
2.2.2<br />
Formen & Möglichkeiten<br />
17<br />
2.2.3<br />
2.2.4<br />
Prozess der Informationsvisualisierung<br />
Infografik in der Medizin<br />
20<br />
22<br />
5<br />
ABBILDUNGS-<br />
VERZEICHNIS<br />
46<br />
2.3<br />
Magazingestaltung<br />
27<br />
2.3.1<br />
Medium Magazin<br />
27<br />
2.3.2<br />
Konzeption & Eigenschaften<br />
28<br />
2.3.3<br />
2.3.4<br />
Independent Magazines<br />
Fanzine<br />
30<br />
32<br />
6<br />
QUELLEN-<br />
VERZEICHNIS<br />
48
Auf welche Art und Weise kann ich als Gestalter ein Krankheitsbild, inklusive Folgen<br />
und Nebenwirkungen vermitteln, so dass sich nicht nur Betroffene dafür interessieren<br />
und der Thematik mehr Aufmerksamkeit und Verständnis schenken Die<br />
visuelle <strong>Aufarbeitung</strong> der Demenz-Krankheit ist mir schon lange ein Anliegen und<br />
fachlich sehe ich die Herausforderung darin, ein Buch bzw. Magazin zu gestalten.<br />
Ich habe mir zu Beginn der Bearbeitungsphase viele Fragen gestellt: Wie kann ich<br />
Emotion und Information verknüpfen Was muss bei der Gestaltung <strong>eines</strong> Buches<br />
oder Magazins berücksichtigt werden Wie gelingt es, Informationen in den Köpfen<br />
der Menschen zu verankern, ohne dass sie zehn mal einen Text lesen müssen, um<br />
die Hintergründe zu verstehen Bei meiner Recherche bin ich sofort auf Informationsvisualisierung,<br />
Informationsgrafiken und Visual Storytelling gestoßen. In den<br />
folgenden Kapiteln werden exakt diese Bereiche des Kommunikationsdesigns näher<br />
beleuchtet und werden die Hauptbestandteile des Bachelor-Projektes sein.<br />
einführung<br />
In den ersten Kapiteln wird es um den Begriff der Information gehen. Wie nehmen<br />
wir Informationen auf Wie senden wir Informationen Anschließend werden<br />
verschiedene Möglichkeiten der Informationsvermittlung, z.B. durch Infografiken,<br />
erläutert. Wie müssen Daten aufbereitet und geordnet werden Wie sehen Infografiken<br />
in der Medizin aus Und wie gehe ich überhaupt vor, wenn ich eine Infografik<br />
erstelle Danach folgt der zweite thematische Schwerpunkt - die Magazingestaltung.<br />
Wichtig erscheint mir, die verschiedenen Formen von Magazinen, z.B. Independent<br />
Magazine oder Fanzines, genau anzusehen, damit das eigene Projekt in den bestehenden<br />
Markt eingeordnet werden kann. Auch der Prozess der Magazingestaltung<br />
wird ausführlich beschrieben. Die letzten Kapitel der theoretischen Arbeit sind als<br />
Überleitung von der recherchierten Theorie hin zu dem praktisch, entstandenen<br />
und umgesetzten Projekt zu verstehen. Dort gehe ich auf die Konzeption und die<br />
verwendeten Gestaltungsmittel im Detail ein.<br />
Die Thematik „Demenz“ wird in der theoretischen Ausarbeitung nicht weiter erläutert,<br />
obwohl eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema erfolgt ist. Dies<br />
wird viel mehr in der praktischen Umsetzung sichtbar. Anzumerken ist an dieser<br />
Stelle jedoch, dass Demenz momentan in den Medien stark vertreten ist und die<br />
Auseinandersetzung mit der Krankheit auch in Zukunft keinem erspart bleibt. Die<br />
Zahl der Demenz-Patienten ist progredient ansteigend und die Prognosen sprechen<br />
nicht dafür, dass sich dies in den nächsten Jahren ändern wird.<br />
4
Ich möchte Sie nun einladen, sich gemeinsam mit mir auf folgende Begriffe zu<br />
fokussieren:<br />
information<br />
infografik<br />
magazin<br />
5
informationsdesign<br />
Als zukünftige Kommunikationsdesignerin ist es mein Ziel Informationen, Sachverhalte<br />
und Geschichten so aufzubereiten, dass es die potenzielle Zielgruppe ohne<br />
große Mühe versteht. Die dazu verwendeten Medien können genau so vielfältig sein,<br />
wie die Thematik der Informationen oder die Rezipienten. Wichtig ist nur, dass die<br />
Projekte individuell und zielgruppengerecht bearbeitet werden.<br />
Zu diesem Prozess gehört eine intensive Beschäftigung mit der jeweiligen Thematik.<br />
Informationen müssen organisiert, gefiltert, aufbereitet und angemessen präsentiert<br />
werden, doch dazu später mehr. Zunächst möchte ich die Bedeutung der<br />
Information genauer betrachten, da sie die Grundlage für jedes Layout, jede Grafik<br />
oder jegliche weitere Gestaltungsmöglichkeit ist.<br />
Definition & struktur<br />
theorie &<br />
grundlagen<br />
Information. Dieser Begriff ist uns sicherlich schon unglaublich oft und in den verschiedensten<br />
Situationen begegnet. Informationen können uns erfreuen, schockieren,<br />
langweilen oder auch traurig stimmen.<br />
Die Definitionen von diesem Begriff sind vielseitig und wurden<br />
immer wieder verändert oder erweitert. Eine Information vermittelt<br />
dem Betrachter nur einen Auszug, <strong>eines</strong> eventuell sehr<br />
umfangreichen Wissensgebietes. Das Wort `Wissen` stammt<br />
lateinisch in-formare ‚formen‘,<br />
‚bilden‘, ‚gestalten‘, ‚ausbilden‘,<br />
‚unterrichten‘, ‚darstellen‘,<br />
‚sich etwas vorstellen‘<br />
[1:DUDEN HERKUNFTSWÖRTERBUCH]<br />
ursprünglich von dem althochdeutschen Wort `wischan` ab, was so viel bedeutet<br />
wie `gesehen haben`[2: vgl. Uniprotokolle]. HÖREN wir eine Information nur, ist die<br />
Wahrscheinlichkeit sie wieder zu vergessen größer, als wenn wir eine Information<br />
SEHEN und HÖREN. Je mehr Sinne angesprochen werden, umso nachhaltiger ist<br />
die Informationsspeicherung.<br />
Die Vermutung liegt nahe, dass die Information für sich, abgegrenzt vom Kontext<br />
stehen kann, doch Francisco Varela weist auf Folgendes hin: „Information darf nicht<br />
als eine an sich gegebene Ordnung aufgefasst werden, sie entsteht erst durch die<br />
kognitiven Tätigkeiten“ [3: Varela, Francisco J]. Die Information wandelt sich mit<br />
jedem Betrachter, sie wird in verschiedenen Kontexten wahrgenommen, zu anderen<br />
Zeitpunkten, oder in unterschiedlicher Reihenfolge betrachtet und bleibt daher immer<br />
relativ und subjektiv. Wir erhalten eine Information und suchen direkte Verbindungen:<br />
Was habe ich schon zu diesem Thema gehört Welcher Person, die ich<br />
kenne, ist diese Information zuzuordnen Diese Einordnung der erhaltenen Information<br />
geschieht oft unbewusst, doch sie ist wichtig und ein Teil der Dekodierung.<br />
8
Manche Informationen verstehen wir gar nicht, oder wir verstehen sie falsch; manche<br />
Informationen vergessen wir schnell wieder, doch wichtige Informationen bleiben<br />
während unseres ganzen Lebens in unserem Gedächtnis.<br />
Ausschlaggebend dafür ist häufig, wie wir die Informationen präsentiert bekommenund<br />
aufnehmen. Täglich werden wir mit unzähligen Informationen konfrontiert,<br />
welche wir über unsere Sinne aufnehmen. In den meisten Fällen SEHEN wir<br />
die Information als erstes. Eine weitere Möglichkeit ist, dass wir die Information<br />
HÖREN, FÜHLEN, RIECHEN oder SCHMECKEN.<br />
Wichtig ist also die Sprache der Sinne, mit der Sprache des Verstandes zu verbinden.<br />
In dieser theoretischen Arbeit, werde ich mich natürlich auf den Bereich des<br />
Sehens konzentrieren und darstellen, wie man durch Visualisierungen informieren<br />
kann, sodass der Betrachter sich angesprochen fühlt.<br />
Für die Visualisierung bieten sich viele Optionenen an und einen wesentlichen Bestandteil<br />
der Informationsvisualisierung stellt die Auswahl der geeigneten Option<br />
dar. Auf die verschiedenen Möglichkeiten der Visualisierung, werde ich im nächsten<br />
Kapitel eingehen.Ein vorerst letzter Gedanke zur Definition der Information<br />
stammt von Vilém Flusser. Er bezeichnet den Begriff der Information als einen Prozess,<br />
der etwas „in Form bringt“ [4: Flusser, V.].<br />
IN Gerade in einer Zeit unüberschaubarer Datenmengen, ist dies eine sehr<br />
FORM treffende Definition. Uns wird ein umfangreicher Datensatz voller Zahlen<br />
BRINGEN und Buchstaben übergeben und unsere Aufgabe besteht nun darin, diese<br />
Informationen so aufzubereiten, respektive in Form zu bringen, dass der Betrachter<br />
einen direkten Zugang zu Wissen und Erkenntnis erlangt.<br />
Paolo Ciucarelli mutmaßt: „Vermutlich ist es sinnvoller, Forscher und Wissenschaftler<br />
zur Zusammenarbeit mit Grafikern zu bewegen, damit Daten in der Sprache der<br />
Menschen dargestellt werden und nicht in der Sprache der Daten.“<br />
[5: Ciucarelli, Paolo] Die Art, wie Informationen die Gestalter erreichen, ist dabei<br />
sehr unterschiedlich. Erhält man beispielsweise für ein Projekt Informationen und<br />
Daten <strong>eines</strong> Auftraggebers, sind folgende Eigenschaften zu beachten:<br />
Struktur<br />
Format<br />
Textur<br />
Qualität<br />
Quantität<br />
Im besten Fall wurde schon gute Vorarbeit geleistet. Doch kann es auch sein, dass<br />
bisher keine Struktur erkennbar oder die Qualität des Materials sehr schlecht ist<br />
und man selbst eigene Recherchen anstellen muss.<br />
Sender & Rezipient<br />
Als Kommunikationsdesigner positionieren wir uns zumeist zwischen Sender und<br />
Rezipient, es sei denn wir werden selbst zu Autoren und sind bereits im Besitz der<br />
Informationen.<br />
Doch in vielen Situationen vermitteln wir Informationen, welche nicht direkt von<br />
uns stammen. Durch diesen oft in Anspruch genommenen Vermittlungsvorgang<br />
wird deutlich, wie wichtig es ist Informationen richtig aufzubereiten, denn möglicherweise<br />
würden sie sonst von den Rezipienten nicht richtig verstanden.<br />
Bei jedem Projekt muss natürlich berücksichtigt werden, für WEN die Information<br />
aufbereitet werden soll. Wer ist der Rezipient Soll beispielsweise ein Krankheitsbild<br />
vermittelt werden, benötigt ein Arzt detaillierte Informationen in Form von<br />
Texten, oder sehr umfangreichen Grafiken - ein Patient oder Laie auf diesem Gebiet<br />
freut sich hingegen, wenn ihm das Krankheitsbild möglichst leicht verständlich und<br />
reduziert vermittelt wird.<br />
Genauso wie wir im vorherigen Kapitel die Eigenschaften der Information betrachtet<br />
haben, schauen wir nun auf die Eigenschaften des Rezipienten:<br />
einstellung<br />
motivation<br />
tätigkeit<br />
fähigkeit<br />
fertigkeit<br />
herkunft<br />
alter<br />
Dies sind die Überbegriffe der Faktoren, die man bei der Erstellung von<br />
Informationsvisualisierungen im Hinblick auf den Rezipienten berücksichtigen<br />
muss. Doch WIE kann es gelingen, als Sender oder Vermittler der Informationen,<br />
den Betrachter zu fesseln und die Informationen langfristig im Gedächtnis der Rezipienten<br />
zu verankern<br />
9 10
Genau hier rücken die Gestalter in den Vordergrund - wir haben eine große gestalterische<br />
Palette zur Auswahl, welche den Informationsempfängern bereits durch<br />
die kognitive Wahrnehmung bekannt ist. Sei es die Symbolik der Farben, die konzipierte<br />
Anordnung von Text- und Bildelementen in einem Layout oder die Wahl der<br />
Typografie - alle Punkte sind den Rezipienten schon mehrmals zuvor in gewissen<br />
Kontexten begegnet und durch die gezielte Verwendung dieser gestalterischen Mittel,<br />
kann man bereits viele Informationen vermitteln, welche in einfachen Fließtexten<br />
womöglich untergehen würden. Der Rezipient möchte aufgefordert werden sich<br />
etwas anzusehen, er möchte meistens nicht lange aufgehalten werden und trotzdem<br />
spielt der Entertainment-Faktor eine große Rolle.<br />
Die Kommunikation zwischen Sender und Rezipient kann auf vielen Kanälen und<br />
durch vielseitige Medien erfolgen. Sowohl Bilder, als auch Informationsgrafiken<br />
sind wichtige Mittel der Kommunikation, doch in wie weit gelingt es, durch sie<br />
den gesamten Kontext ebenfalls zu beschreiben Oder bedeutet die vereinfachte<br />
Vermittlung durch Visualisierungen, dass man sämtliche Informationen weglassen<br />
muss Darauf wird in den folgenden Abschnitten eingegangen und zunächst die<br />
Form `Visual Storytelling` genauer betrachtet.<br />
visual storytelling<br />
Der Begriff Visual Storytelling taucht besonders im kreativen Umfeld immer häufiger<br />
auf. Ob in der Fotografie, im Grafikdesign oder in der Filmproduktion - alle<br />
Bereiche haben das Ziel, mittels visueller Darstellung, Geschichten zu erzählen.<br />
Auch zur Wissensvermittlung werden schon seit vielen Jahren Geschichten erzählt<br />
oder bildlich dargestellt. Da dies auch das Ziel dieses Bachelorprojektes ist, möchte<br />
ich kurz auf diesen Bereich des Grafikdesigns eingehen, bevor wir zu den Informationsvisualisierungen<br />
kommen. Doch wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen<br />
Visual Storytelling und Infografiken Gibt es überhaupt einen gravierenden Unterschied<br />
Nein, gibt es nicht. Jedoch werden Infografiken gestaltet, welche keine Geschichten<br />
erzählen - diese würden dann wohl nicht dem Bereich Visual Storytelling<br />
zugeordnet. Da es keine vorgeschriebene Stilrichtung oder zu verwendende Tools<br />
gibt, sehen die Infografiken im Visual Storytelling sehr unterschiedlich aus. Zu jedem<br />
Thema wird ein passender Stil gewählt und oft entstehen Kombinationen aus<br />
Kunst, Fotografie, Grafik und Typografie. Ein entscheidender Punkt ist beim Visual<br />
Storytelling jedoch unerlässlich, im Gegensatz zu einer Infografik: Durch die narrative<br />
Grafik werden Emotionen ausgelöst.Vielleicht werden nicht immer Geschichten<br />
im herkömmlichen Stil durch die Grafiken weitergegeben, doch sie lösen<br />
bei uns im Kopf etwas aus. Das Kopfkino springt an und wir konstruieren durch<br />
bereits abgespeicherte Erlebnisse und Erfahrungen eine eigene Geschichte. Damit<br />
genau das passiert, besteht die Aufgabe des Storytellers darin, mit entscheidenden<br />
Bild- und Textelementen dieses Kopfkino und eine gewisse Stimmung vorzuprogrammieren<br />
und auszulösen. Denn nur, wenn der erste Eindruck stimmt, lässt sich<br />
der Betrachter länger auf die Grafik ein. Spricht es ihn nicht an, blättert er weiter.<br />
Wichtig ist auch, dass am Ende unterschiedliche Betrachter zur selben Schlussfolgerung<br />
gelangen. Bevor wir uns ein paar Beispiele ansehen, möchte ich gerne die<br />
Frage beantworten, was überhaupt die Intention von Visual Storytelling ist und<br />
warum der Bedarf, diese Form zu wählen, so groß ist.<br />
Zu 80% läuft die Kommunikation heutzutage non-verbal ab und das ist nur <strong>eines</strong><br />
von vielen Argumenten, welches für die Verwendung von Grafiken spricht. Andrew<br />
Losowsky formuliert es folgendermaßen:<br />
„A successful visualisation is the same as any successful story, regardless of<br />
Medium, or even whether it is fiction or fact: it informs, it makes the reader<br />
think about the world around them, and about our own lives. It stirs emotions,<br />
it encourages action, it equips us, it inspires us. It enriches our world in tiny<br />
ways that we may never understand.“ [6: Losowsky, Andrew]<br />
Weitere Vorteile sind, dass Grafiken oft sprachübergreifend gestaltet werden können,<br />
oder dass Leute, die noch nicht lesen können (auch Kinder) schnell verstehen,<br />
um was es sich handelt. Uns ist gar nicht mehr richtig bewusst, wie häufig wir<br />
täglich Infografiken sehen und möglicherweise achten wir viel zu selten auf die Geschichte<br />
dahinter. Religiöse Symbole, Karten(-spiele), Kreidezeichnungen um einen<br />
ermordeten Menschen - mit Hilfe von Grafiken sparen wir viel Zeit und umgehen<br />
Missverständnisse. Die Vielzahl von bisher gestalteten Infografiken unterstützt die<br />
These, dass wirklich jedes Thema visualisiert werden kann - sei es statisch, animiert,<br />
abstrakt oder fotorealistisch. Außerdem können schon ganz simple Visualisierungen<br />
manche Situationen erleichtern, wie man an folgendem Beispiel sieht.<br />
Die Aufgabe besteht darin, aus einer Vielzahl von Ziffern herauszufinden, wie oft<br />
die Zahl 5 auftaucht. Bei welcher Abbildung fällt es wohl leichter<br />
Abb. 1<br />
Abb. 2<br />
2975245992144523 2975245992144523<br />
3258711125584141 3258711125584141<br />
6699451269944519 6699451269944519<br />
11 12
Die Antwort ist zugegebenermaßen sehr einfach, doch genau darauf möchte ich hinaus.<br />
Manchmal reicht es aus, nur eine Variable, in diesem Fall die Farbe, zu verändern<br />
und schon entsteht eine Visualisierung, welche es uns erleichtert Wissen<br />
aufzunehmen.<br />
Interessant ist, dass Themen, welche schreckliche Hintergründe und Bilder beinhalten,<br />
trotzdem ästhetisch und „schön“ dargestellt werden können - so wird es erträglicher<br />
für den Betrachter. Eine Infografik ist im Prinzip eine Übersetzung in einen<br />
anderen Stil. Werfen wir einen Blick auf die Grafik „100 Years of World Cuisine“ von<br />
Clara Kayser-Bril, Nicolas Kayser-Bril und Marion Kotlarski, aus dem Jahr 2011.<br />
Ein Beispiel für eine sehr komplexe Infografik mit vielen visuellen Anregungen entwickelte<br />
2009 ein ganzes Team von Gestaltern und Wissenschaftlern in Italien: The<br />
Map of the Future (Abb. 2). Mittels einer illustrativen Collage wurde ein horizontales<br />
Panorama erschaffen, welches in fünf Kategorien unterteilt ist. Präsentiert<br />
wird dem Betrachter ein Ausblick in die Zukunft, welcher viele Ideen, vielleicht<br />
auch Ängste auslöst. Durch das einheitliche Farbklima wird der Betrachter nicht<br />
überfordert; ihm wird vielmehr ein ganzheitliches Kunstwerk gezeigt, welches viele<br />
wichtige Thematiken beinhaltet.<br />
Einen Kontrast zu der Future Map setzt Albert Exergian mit seinen sehr reduzierten<br />
TV-Plakaten „Iconic TV“ (Abb. 3). Alle sind nach dem selben Schema aufgebaut<br />
und durch einzelne Bestandteile verschiedener Serien, welche ganz abstrakt und<br />
eindimensional dargestellt werden, spielen sich bei dem Betrachter direkt mehrere<br />
animierte Szenen des Filmes oder der Serie im Kopf ab.<br />
Die aufgezeigten Beispiele sind nur ein minimaler Ausschnitt von unzähligen Visualisierungen,<br />
die Emotionen oder Geschichten in uns aufwecken.<br />
Die Entstehung solcher Grafiken und die weiteren Gestaltungsmöglichkeiten werden<br />
im folgenden Kapitel beschrieben.<br />
informationsvisualisierung<br />
Abb. 1: „100 years of world cuisine“<br />
Es werden 25 Kriege und Konflikte der Welt dargestellt. In Form von Glasbehältern,<br />
gefüllt mit Blut ,werden die Todesfälle aufgezeigt. Es handelt sich um eine inszenierte<br />
Studiofotografie, welche durch Beschriftungen und drei kleine, im Hintergrund<br />
verschwindende Diagramme ergänzt wird. Hätte man von all diesen Kriegen Bilder<br />
mit den Kriegsopfern gezeigt, hätte die Grafik riesige Dimensionen angenommen<br />
und es wäre sehr unübersichtlich geworden. Die Gestalter haben die Kriege auf die<br />
Mengen des geflossenen Blutes reduziert und in einen anderen Kontext platziert,<br />
doch genau dadurch gelingt es ihnen, die Dramatik der Kriege, für den Betrachter<br />
erträglich und dennoch wirkungsvoll, darzustellen.<br />
Nachdem die Bedeutung und Wichtigkeit der Vermittlung von Informationen durch<br />
Grafiken erläutert wurde, werde ich nun den Prozess der Gestaltung von Informationsvisualisierungen<br />
genauer beschreiben.<br />
Da mein Bachelorprojekt eine medizinische Thematik beinhaltet, werde ich in einem<br />
weiteren Kapitel die Visualisierungsmöglichkeiten in der Medizin darstellen.<br />
Doch beginnen wir mit der Grundlage aller Informationsvisualisierungen:<br />
den Daten.<br />
aufbereitung von daten und informationen<br />
Erhält man den Auftrag, eine Infografik zu erstellen, besteht die erste Tätigkeit<br />
darin, Daten und Informationen der Thematik zusammen zu tragen. Die Daten<br />
können in Form von Fotografien, Texten, Tabellen, Videoaufnahmen, Tonspuren<br />
etc. geliefert werden. Ist noch kein Material vorhanden, muss der Gestalter selbst<br />
recherchieren, um die Daten für eine Grafik zu erhalten. Besonders, wenn es um politische<br />
Themen geht, ist dies gar nicht so einfach. Es bestehen sogenannte „Open-<br />
Data-Bewegungen“, welche mehr Transparenz von den Regierungen fordern, da sie<br />
die Bürger nicht an den Datensätzen teilhaben lassen.<br />
13 14
Oft wird an der Glaubwürdigkeit von Infografiken gezweifelt und den Gestaltern<br />
unterstellt, es gehe nur um Aufmerksamkeit erregende, hübsche Grafiken. Diese<br />
Vorurteile stellen für Gestalter eine große Herausforderung dar. Um dieser gerecht<br />
zu werden, entwickeln sie fortlaufend neue Systeme und Programme, um große Datenmengen<br />
zu verarbeiten, sie systematisch aufzubereiten.<br />
Abb. 2: „The Map of the Future“<br />
Richard Saul Wurman plädiert dafür, Informationsstrukturen und eine Informationsarchitektur<br />
zu erschaffen, um die Flut an Informationen bewältigen zu können.<br />
Er „fasste die seiner Ansicht nach fünf wichtigsten Möglichkeiten zur Strukturierung<br />
von Informationen zum LATCH-Prinzip zusammen: Location, Alphabet, Time,<br />
Category, Hierarchy.“ [9: Stapelkamp, Torsten]<br />
Geht man nach diesem System vor, stößt man jedoch schnell an Grenzen. Vor allem,<br />
wenn es sich um komplexere Thematiken handelt. Dennoch ist es ein wichtiges und<br />
häufig verwendetes Prinzip zur Ordnung von Daten.<br />
Da jeder Mensch das Bedürfnis hat, Objekte, Themen, Sachverhalte etc. zu kategorisieren,<br />
spielt es auch in der Gestaltung von Infografiken eine wesentliche Rolle.<br />
Gestalter müssen sich nach gründlicher Recherche, sowie dem Filtern von Informationen<br />
ein Ordnungssystem überlegen, wie das vorgegebene Thema dem Betrachter<br />
verständlich vermittelt werden kann. Dazu gibt es viele Möglichkeiten, welche ich<br />
an dieser Stelle nur kurz aufLISTEN möchte:<br />
Abb. 3: „Iconic TV“<br />
Trotzdem gelingt es manchen Journalisten immer wieder Daten und Fakten zu enthüllen<br />
und diese den Menschen in Form von Grafiken preiszugeben.<br />
Damit die Daten weiterverarbeitet werden können, müssen sie passend formatiert<br />
sein. PDFs und Bücher eignen sich eher schlecht. Ideal für die Bearbeitung sind<br />
Excel-Spreadsheets oder CSV-Dateien. [vgl. 7: Rogers, Simon]<br />
alphabet<br />
ort<br />
zeit<br />
reihenfolge<br />
zahl<br />
kategorie<br />
zufall<br />
liste<br />
tabelle<br />
„In einer Zeit, in der jedermann von Informationen überrollt wird, ist es nötig,<br />
die Daten erstens präzise zu analysieren und zweitens intelligent und ansprechend<br />
aufzubereiten.“<br />
[8:Rendgen, Sandra]<br />
Dies sind wohl die meist verwendeten Ordnungssysteme, welche gleichzeitig schon<br />
wesentliche Bestandteile der Infografiken darstellen können.<br />
Nachdem die Daten nun recherchiert, gefiltert und geordnet sind, kommen wir zur<br />
Form der Visualisierung. Die Möglichkeiten sind beinahe grenzenlos.<br />
15 16
Formen und Möglichkeiten der<br />
Informationsvisualisierung<br />
Wir leben in einer Zeit, die bestimmt ist von Smartphones, Tablets und Laptops.<br />
Zum altbewährten Buch wird immer seltener gegriffen, denn allgemeine und spezielle<br />
Informationen sind vermeintlich schneller im Internet zu finden. Dem entsprechend<br />
hat sich auch der Umgang mit Infografiken verändert. Wir scrollen uns<br />
durch Mails oder Internetseiten und dabei möchten die wenigsten Menschen lange<br />
Fließtexte lesen. Informationen müssen leicht verständlich, kurz gefasst und für<br />
das Auge attraktiv verpackt werden, damit der Betrachter nicht direkt weiter zur<br />
nächsten Website springt. Von generativen über interaktive bis hin zu animierten<br />
Grafiken steht mittlerweile ein breites Spektrum für jedermann zur Verfügung.<br />
Viele Infografiken werden dennoch für verschiedene Printmedien, wie Tageszeitungen,<br />
Magazine und Fachbücher gestaltet. Häufig sind sie auch als Installationen<br />
in Museen, z.B. in Form <strong>eines</strong> riesigen Zeitstrahls, zu finden. Bevor ich jedoch eine<br />
Infografik erstelle, gilt es zu überlegen, welche Darstellungsart am besten zur Thematik<br />
passt. Dabei besteht ein großer Unterschied darin, ob man die Beziehung<br />
zwischen unterschiedlichen Ländern darstellen möchte, oder aber simple Statistiken<br />
<strong>eines</strong> Unternehmens.<br />
Informationen müssen leicht verständlich,<br />
kurz gefasst und für das Auge attraktiv<br />
verpackt werden.<br />
Nigel Holmes gestaltete für das Buch „Information Graphics“ ein Poster unter dem<br />
Titel „Map of Infographia“ (Abb. 4). In einer übersichtlichen Form unterscheidet er<br />
zwischen PRINT, DATA VISUALIZATION, DATA-IMAGES, WEB/MOTION und 3<br />
DIMENSIONS. In diesen Bereichen zeigt er die möglichen Medien auf (z.B. Magazines,<br />
Newspapers, Books etc. bei Print) und ordnet ihnen Arten der Informationsvisualisierung<br />
zu (z.B. Charts, Pictorial Maps oder Timelines). Das Poster bietet<br />
eine umfangreiche Übersicht auf die Welt der Infografik mit vielen zusätzlichen<br />
Informationen und Anmerkungen.<br />
Abb. 4: „Map Of Infographia“<br />
17 18
Gestalter entwickeln immer wieder neue Stile, um Geschichten oder Fakten in Form<br />
von Infografiken darzustellen und trotzdem möchte ich versuchen, die Formen grob<br />
zu kategorisieren. Das „bilderbuero“ [vgl. 10: bilderbuero] aus Hamburg unterscheidet<br />
folgendermaßen:<br />
Die wahrscheinlich bekannteste Form: Statistiken. Besonders für betriebsinterne<br />
Dokumente ist dies eine hilfreiche Möglichkeit, wenn es um die Darstellung von<br />
Marktanalysen, Umfragen oder andere Zahlenwerke, wie Umsätze und Verkäufe,<br />
geht. Prozesse können ebenfalls gut visualisiert werden. Herstellungsprozesse oder<br />
Anleitungen zur Installation von Geräten gehören zu dieser Kategorie.<br />
Möchte man Veränderungen von Städten, Flüssen oder Ländern darstellen, befindet<br />
man sich in der Kategorie Geografie. Zur infografischen Darstellung von Geschichten,<br />
Flugzeugquerschnitten oder weiteren komplexen Sachverhalten erstellt<br />
man eine Visualisierung. Alles, was sich über einen längeren Zeitraum ereignet,<br />
zählt man zur Kategorie der Chronologie. Unter Hierarchie & Beziehungen fallen<br />
jegliche Interaktionen zwischen Personen und Ländern, als auch sämtliche Organisationsstrukturen<br />
und Regel-Systemen. Neben der bereits genannten Kategorisierung,<br />
dem LATCH-System von Richard Saul Wurman, finde ich, dass diese<br />
Zusammenfassung der Infografik-Arten die vielfältigen Darstellungsmöglichkeiten<br />
am ehesten trifft.<br />
Zu Beginn der Bachelorarbeit habe ich mich gefragt, ob es überhaupt Grenzen der<br />
Informationsvisualisierung gibt, jedoch konnte ich bisher noch keine finden. Aufgrund<br />
der Tatsache, dass Formate, Farbgebungen, Illustrationsstile oder programmierte<br />
Grafiken immer wieder neue Kombinationen und Dimensionen ermöglichen,<br />
sind der Gestaltung von Infografiken zu allen Themen der Welt kaum Grenzen gesetzt.<br />
Eine umfangreiche Kategorisierung inhaltlicher Themen findet man in dem Buch<br />
„Information is Beautiful“ von David McCandless (William Collins, 2009).<br />
In folgenden Kapiteln wurden sämtliche Infografiken zusammengetragen:<br />
Pop, Web, Thought, Food, Power, Life, Nature, Science, Health, Film, Media, Music<br />
Sowohl die Darstellungsformen als auch die Thematiken überschneiden sich jedoch<br />
an vielen Stellen; daher ist es schwierig, eine Kategorisierung vorzunehmen. Teilweise<br />
setzen wir uns selbst Grenzen, wenn wir ein Magazin in einem bestimmten<br />
Format oder mit einheitlicher Farbgebung gestalten. Die Grafik sollte dann zu Stil<br />
und Format des Mediums passen. Doch selbst dafür gibt es mittlerweile die Cross-<br />
Over-Möglichkeit, beispielsweise einen Code zu scannen, und schon wird die Grafik<br />
interaktiv, oder dreidimensional dargestellt.<br />
Abschließend kann man sagen, dass die Mittel und Möglichkeiten, eine Infografik<br />
zu erstellen, noch längst nicht erschöpft sind. Es erschließen sich immer wieder<br />
neue Bereiche und so vielfältig wie die Themen, sind auch die Möglichkeiten der<br />
Gestaltung. Eine Kategorisierung wird demzufolge immer schwieriger.<br />
Prozess der Informationsvisualisierung<br />
In diesem Kapitel möchte ich gerne allgemeine Schritte auf dem Weg zur Infografik<br />
beschreiben. Sicherlich hat jeder Gestalter seine individuelle Vorgehensweise, doch<br />
an manchen Schritten kommt man bei der Gestaltung einer Infografik nicht vorbei.<br />
Zunächst sollten einige Faktoren berücksichtigt werden, damit der Betrachter später<br />
einen leichten Zugang zu der Grafik findet:<br />
Die Grafik sollte übersichtlich konzipiert sein.<br />
Ist eine große, komplexe Grafik geplant, sollte diese mit Hilfe <strong>eines</strong> Rasters<br />
aufgebaut werden, es sei denn, eine zufällige Anordnung ist gewünscht.<br />
Der Stil der Darstellung sollte auf die verwendeten Informationen/Daten<br />
abgestimmt sein.<br />
Die Grafik benötigt einen Titel, egal ob abstrakt oder beschreibend.<br />
In den meisten Fällen sollte die grafische Darstellung für sich alleine stehen<br />
können und verständlich sein.<br />
Deutliche Kennzeichnungen der Grafikbestandteile sind erforderlich<br />
(z.B. Achsen, Maßstab).<br />
Dies sind einige grundsätzliche Regeln, welche natürlich gebrochen werden dürfen,<br />
doch für die Gestaltung zunächst essentiell sind.<br />
In einem Vortrag des Grafikdesigners Benjamin Wiederkehr [vgl. 11: Wiederkehr,<br />
Benjamin] fasst er den Prozess der Entstehung einer Infografik, in 10 Schritten<br />
zusammen. Diese möchte ich an dieser Stelle als allgemeine Grundlage für die folgenden<br />
Erläuterungen nennen.<br />
19 20
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Bekommt ein Gestalter den Auftrag, eine Infografik zu erstellen, muss er sich zunächst<br />
informieren. Was gibt es bereits für Visualisierungen zu dem Thema Welche<br />
Historie beinhaltet die Thematik Wer sind die späteren Betrachter der Infografik<br />
und wie gelingt am besten, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen Je intensiver man<br />
sich mit der Thematik beschäftigt, umso größer ist die Chance, dass eine erfolgreiche,<br />
frequentierte Infografik entsteht.<br />
Als nächstes müssen die dazugehörigen Daten besorgt und aufbereitet werden. Dies<br />
ist in manchen Fällen gar nicht so einfach, da nicht alle existierenden Datensätze<br />
zur freien Verwendung stehen. Am besten ist es daher, wenn man sich die korrekten<br />
Daten direkt von dem Auftraggeber liefern lässt. Erstellt man eine Infografik in eigener<br />
Sache, ist es natürlich wichtig, dass man für die Richtigkeit der Daten garantieren<br />
kann. Ist der Datensatz vorhanden, muss er nun eventuell noch aufbereitet,<br />
das heißt in ein verwendbares Format zur Weiterverarbeitung, gebracht werden.<br />
Manche Datensätze sind sehr komplex und unverständlich. Die folgende Aufgabe<br />
besteht also darin, die Daten zu erforschen . Was bedeuten die vorliegenden Zahlen<br />
und Kennzeichnungen<br />
Die nächste Frage, die sich der Gestalter nun stellen muss, ist die Frage nach der<br />
Intention, der Geschichte, den Fakten der Daten. Was ist für den Rezipienten wichtig<br />
Wie kann ich ihm den Sachverhalt am einfachsten vermitteln und welche Darstellungsform<br />
eignet sich dazu<br />
Wurden auf diese Fragen Antworten gefunden, können die ersten Skizzen erstellt<br />
werden. Dies kann auf ganz unterschiedliche Art und Weise erfolgen. Es bieten sich<br />
Collagen, digitale oder analoge Skizzen an.<br />
Anschließend sollte man die Skizzen hinterfragen. Trifft die Visualisierung die vorher<br />
bestimmte Intention Ist sie verständlich Fehlen wesentliche Inhalte<br />
Hat man den besten Visualisierungsansatz herausgefiltert, folgt die Feinjustierung<br />
und die gestalterischen Skills können angewendet werden. Farbklima, Raster, Typografie<br />
und Grafikelemente werden bestimmt und finalisiert.<br />
8<br />
9<br />
10<br />
Handelt es sich um eine Infografik, welche publiziert werden soll, muss sie im<br />
nächsten Schritt entwickelt und implementiert werden. Für Printmedien wird sie<br />
nun, in das dafür vorhergesehene Layout eingebaut. Im digitalen Bereich muss sie<br />
programmiert und in die Website eingepflegt werden.<br />
Liegt die fertige Infografik vor, sollte man sie erneut hinterfragen und prüfen, ob<br />
alle Aussagen stimmen und die Daten richtig übersetzt wurden.<br />
Der letzte Schritt besteht darin, die fertige Infografik der Öffentlichkeit preiszugeben<br />
und sie zu publizieren, oder bei dem Auftraggeber abzuliefern.<br />
Die Konzeption und Gestaltung einer Informationsgrafik kann sich in den unterschiedlichsten<br />
Zeiträumen abspielen. Manche Entwicklungsprozesse ziehen sich<br />
über mehrere Jahre hin, andere Grafiken werden innerhalb weniger Stunden oder<br />
Minuten gestaltet.<br />
Der Prozess an sich läuft jedoch in den meisten Fällen wie oben beschrieben ab,<br />
egal, ob am Ende eine Statistik eine visualisierte Geschichte oder eine infografische<br />
Installation entsteht.<br />
Infografik in der Medizin<br />
Einem besonderen Themengebiet möchte ich an dieser Stelle Raum zur genaueren<br />
Betrachtung gewähren: den wissenschaftlichen und medizinischen Infografiken.<br />
Auf Grund meiner Fragestellung, wie man ein Krankheitsbild visuell aufbereiten<br />
und vermitteln kann, habe ich mich neben der Magazingestaltung, auf welche ich<br />
im weiteren Verlauf der Thesis noch eingehen werde, besonders mit Grafiken im<br />
medizinischen Bereich beschäftigt. Sicherlich fallen uns direkt die anatomischen<br />
Zeichnungen aus dem Biologie-Unterricht ein; doch welche Möglichkeiten die Informationsvisualisierung<br />
sonst noch bietet, werde ich in diesem Kapitel erläutern.<br />
Eine der ersten „weltbekannten“ Infografiken stammt von Florence Nightingale im<br />
Jahre 1858 (Abb. 5). „Florence Nightingale wird die Erfindung des Polar-Area-Diagramms,<br />
auch Torten- oder Kreisdiagramm genannt, zugeschrieben. Mit diesem<br />
Diagramm belegte die gelernte Krankenschwester, dass die meisten Soldaten nicht<br />
an den im Krieg erlittenen Wunden, sondern an Infektionen starben.“ [9: Stapelkamp,<br />
Torsten]<br />
21 22
Unabhängig davon, ob man die Herkunft des Kreisdiagrammes kennt oder nicht,<br />
werden noch heute, viele Jahre später, unzählige Grafiken in genau diesem Stil<br />
gestaltet. Gleichzeitig ist es ein treffendes Beispiel dafür, dass Infografiken aufklären<br />
und zum Handeln animieren können. Durch die optische Aufbereitung werden<br />
ganz neue Zusammenhänge sichtbar und transparenter als durch eine rein mündliche<br />
Beschreibung oder einen umfangreichen Text. Besonders in der Medizin und<br />
Wissenschaft ist es wichtig, die meist komplexen und komplizierten Sachverhalte<br />
sichtbar zu machen. Dabei gibt es zwei Herangehensweisen:<br />
Visualisierung von Daten für Experten (Ärzte und Fachkundige)<br />
Visualisierung von Daten für Laien (Patienten)<br />
Abb. 5: „Florence Nightingale“<br />
Die Anforderungen der beiden Zielgruppen sind sehr unterschiedlich. Der Arzt<br />
möchte wohl eher eine komplexe Grafik über die Dosierung <strong>eines</strong> Medikamentes,<br />
während der Patient sich eine einfache Darstellung vom Ablauf der bevorstehenden<br />
OP wünscht. Mit Hilfe der Informationsgrafiken können Abläufe in unserem Körper<br />
und Körperteile, welche für uns sonst gar nicht einsehbar sind, dargestellt und verstanden<br />
werden. Dies ist teilweise sehr spannend, nimmt möglicherweise die Angst<br />
vor OPs und ist sehr wichtig für die allgemeine Aufklärung. Nur wenn wir verstehen,<br />
wie unser Körper funktioniert, können wir auf Symptome achten und eine<br />
vorbeugende Lebensweise entwickeln. Auch heutzutage bieten sich sowohl Ärzten<br />
als auch Patienten noch viele Verbesserungsmöglichkeiten in der grafischen Aufbereitung.<br />
„Naturwissenschaftler sollten versuchen, ihre Kommunikation menschlicher<br />
zu gestalten, wenn nicht gar populärer.“ [5: Ciucarelli, Paolo] Die folgende<br />
Visualisierung <strong>eines</strong> Bluttests (Abb. 6/7) ist nur <strong>eines</strong> von vielen Beispielen dafür.<br />
Die Designer von „Information is Beautiful“ entwickelten 2011 aus einem unübersichtlichen,<br />
kryptischen Dokument eine verständliche Grafik, die für den Patienten<br />
wesentlich übersichtlicher ist und ihm wahrscheinlich weniger Angst bereitet. Hier<br />
wurde nicht nur großer Wert auf die Gestaltung, sondern auch auf die Information<br />
gelegt.<br />
<br />
Abb. 6: „Bloodwork Result I“<br />
Abb. 7: „Bloodwork Result II“<br />
Nicht immer entstehen Repräsentationen realitätsbezogener Daten. Der Humanmediziner<br />
Fritz Kahn (1888-1968) bereitete den Menschen schon Anfang der 20er<br />
Jahre große Freude mit seiner Grafik „Der Mensch als Industriepalast“ (Abb. 8).<br />
Dieses lehrreiche Plakat entstand für die Buchreihe „Das Leben Des Menschen“.<br />
Die Organe des Menschen werden als Maschinen dargestellt. Sie sind an den anatomisch<br />
korrekten Stellen platziert und vermitteln in einer etwas anderen Form die<br />
Abläufe des Körpers.<br />
23 24
Bei der Visualisierung im medizinischen Bereich werden verschiedene Techniken<br />
angewandt, welche sich über die letzten Jahrzehnte hin entwickelt haben. Früher<br />
existierten überwiegend handgezeichnete Grafiken in Lehrbüchern oder auf Plakaten,<br />
während heute viele Grafiken digital produziert, gerendert oder dreidimensional<br />
dargestellt werden. Die Art der Infografiken unterscheidet sich meist nicht<br />
wesentlich von den Grafiken aus anderen thematischen Bereichen, doch gibt es mittlerweile<br />
eine Vielzahl an Agenturen, welche sich auf medizinische Visualisierungen<br />
und Animationen spezialisiert haben. Erwähnenswerte, häufig auftretende Techniken<br />
sind anatomische Zeichnungen, Zeichnungen von OP-Abläufen, interaktive<br />
Animationen oder gerenderte Videos und die sich weiterentwickelnde 3D-Technik.<br />
Dabei muss man zwischen fotorealistischen, abstrakten oder künstlerischen Grafiken<br />
unterscheiden.<br />
Wir unterschätzen häufig die Vielzahl und die Wichtigkeit von medizinischen Grafiken;<br />
dabei begegnen sie uns in den verschiedensten Medien. In TV-Nachrichten,<br />
Zeitschriften, Internet, Fachbüchern. Nicht zuletzt verwenden Ärzte in ihren Wartezimmern<br />
Informationsgrafiken, um Menschen aufzuklären. Der Ablauf der Gestaltung<br />
einer medizinischen Infografik gleicht dem oben beschriebenen Prozess.<br />
Wichtig ist auch an dieser Stelle die Zusammenarbeit zwischen Mediziner, Wissenschaftler<br />
und Grafiker, denn „jede Visualisierung ist eine Interpretation und es<br />
liegt in der Verantwortung des Grafikers, die Absicht hinter dem zu vermittelnden<br />
Sachverhalt genau zu kennen.“ [5: Ciucarelli, Paolo]<br />
Die Zusammenarbeit zwischen Mediziner,<br />
Wissenschaftler und Grafiker ist<br />
sehr wichtig.<br />
Abb. 8: „Der Mensch als Industriepalast“<br />
25 26
magazingestaltung<br />
Die Gestaltung und Publikation von Magazinen hat eine lange Historie und mein<br />
Ziel ist es, an dieser Stelle wesentliche Entwicklungen und Eigenschaften von Magazinen<br />
hervorzuheben, auch wenn man sicherlich ein ganzes Buch über die Bestandteile,<br />
die Geschichte oder die Vielfalt der Magazine schreiben könnte.<br />
medium magazin<br />
Herausgeber von Magazinen können die verschiedensten Intentionen haben:<br />
sie wollen informieren, reflektieren oder provozieren. Man kann grob zwischen drei<br />
Typen von Verlegern oder Artdirektoren unterscheiden. [vgl. 11: Moser, Horst]<br />
TYP 1: Der künstlerische Artdirektor.<br />
Er hat seinen eigenen, sehr freien Stil und lässt sich von keinem größeren Verlag oder<br />
Investor beeinflussen. Nur er bestimmt, was und wie gedruckt wird.<br />
TYP 2: Der kompositorische Artdirektor. Seine Bestimmung ist es, Fotografien, Texte,<br />
Illustrationen etc. in eine passende Form zu bringen und zu vereinen. Er muss filtern,<br />
zuordnen und organisieren - dabei wird er selten gestalterisch tätig.<br />
TYP 3: Der verlagsbestimmte Artdirektor. Er ist nur einer von vielen und hat einige<br />
Richtlinien, Budgets und Manuals zu berücksichtigen. Unter der Hand <strong>eines</strong> großen Verlages<br />
zu arbeiten kann oft zu sehr eingeschränkten Publikationen führen.<br />
Zu Beginn jeden Magazins steht also die Frage: Gestalte ich ein Magazin, weil ich<br />
irgendetwas publizieren möchte, ungeachtet des Themas Oder gestalte ich ein<br />
Magazin, weil ich eine Vision, eine Leidenschaft habe, die ich unbedingt unter die<br />
Menschen bringen muss Im Vergleich zu einem Buch gibt ein Magazin dem Leser<br />
viel schneller einen Überblick des Inhaltes. Es ist flexibler, wird häufiger aufwändig<br />
überarbeitet, ist in der Herstellung oft teurer, aber dafür auch experimenteller.<br />
Meist ist es ein Gesamtwerk aus Bildern, Illustrationen, Kolumnen und Werbeanzeigen,<br />
welche zur Finanzierung beitragen. Die Perioden, wann oder wie oft ein<br />
Magazin erscheint, werden von den Verlegern definiert. Bekannte Magazine mit<br />
hohen Auflagen entwachsen oft der Zusammenarbeit <strong>eines</strong> riesigen Teams, deren<br />
Personen unter anderem die Verleger selbst, die Artdirektoren, Ad Sales-Manager<br />
und Medienproduktioner sind. Die meisten Magazine, vor allem die der größeren<br />
Verlage, werden mit möglichst vielfältigen Themen gefüllt, damit sich entsprechend<br />
viele Leser angesprochen fühlen. Durch diese Art der Magazingestaltung sind einige,<br />
qualitativ und quantitativ, sehr oberflächlich geworden. Die Chance mit einer<br />
revolutionären, individuellen Konzeptidee als Verleger lange alleine zu bleiben ist<br />
utopisch. Verkauft sich eine bestimmte Form, ein Stil, eine Thematik gut, wird sie<br />
von vielen weiteren Magazinen kopiert, egal ob sie zu deren Konzept passt oder<br />
nicht.<br />
KONZEPTION & EIGENSCHAFTEN<br />
Obwohl die Vielfalt der Magazine deutlich angewachsen ist, werden sie im Vergleich<br />
zu Büchern und Filmen nur selten in den Medien diskutiert und rezensiert. Umso<br />
wichtiger ist es, bei der Planung <strong>eines</strong> neuen Magazins die folgenden Aspekte gründlich<br />
zu bearbeiten. Zunächst müssen Inhalte gesammelt und dokumentiert werden.<br />
Skizzen, Fotografien, Texte, Zettel u.v.m. sind das Rohmaterial für das entstehende<br />
Magazin. Anschließend folgt eine gründliche Analyse der vorliegenden Inhalte, damit<br />
eine klare Struktur entwickelt werden kann.<br />
Eine ausführliche Konzeption ist die Grundlage für gutes Design - das ist nicht nur<br />
in der Magazingestaltung von Bedeutung. Ein klares Konzept hilft dem Gestalter<br />
bei der Wahl zwischen all den Farben, Fotografien, Fonts und Rastern. Das Konzept<br />
schafft einen Fokus und klammert bereits zu Beginn einige der vielfältigen Möglichkeiten<br />
aus. Dem Konzept wird anschließend ein künstlerischer Ausdruck verliehen,<br />
wobei die Schwierigkeit darin liegt, dem Autor des vorliegenden Textes Respekt zu<br />
erweisen, sich aber dennoch gestalterisch verwirklichen zu können. Eine ausführliche Konzeption<br />
Dafür ist es wichtig, sich genauestens mit der Thematik und den ist die Grundlage für gutes<br />
zu vermittelnden Inhalten der Texte und Bilder auseinanderzusetzen,<br />
damit man als Gestalter ein passendes Layout entwerfen in der Magazingestaltung<br />
Design - das ist nicht nur<br />
kann. Format, Farbklima, Fonts und all die gestalterischen Mittel von Bedeutung.<br />
sollten durch Konzept und angehöriger Thematik bestimmt werden und nicht durch<br />
persönlichen Geschmack oder ausschließlich durch kurzweilige Trends. Steht ein<br />
potenzieller Zeitschriftenleser vor dem Regal im Kiosk oder Supermarkt, gibt es keine<br />
zweite Chance für den ersten Eindruck. Darum ist die Gestaltung des Covers von<br />
großer Bedeutung. Auf einem Cover ist meist die Kombination aus Logo, Schlagzeilen,<br />
Titelbild oder -illustration zu finden. Das Logo befindet sich in vielen Fällen<br />
links oben, damit es im Zeitschriftenregal sofort sichtbar wird. Außerdem verleiht<br />
es dem Magazin den gewünschten Wiedererkennungswert. „Magazines are brands<br />
just like other consumer goods“ [11: Moser, Horst] stellt Horst Moser fest. Das Cover<br />
ist das Gesicht des Magazins und hat eine ähnliche Funktion wie ein Filmposter.<br />
Dabei gibt es große Unterschiede ein Cover zu gestalten. Viele versehen es mit einem<br />
großflächigen Portrait, andere gestalten es rein typografisch beziehungsweise<br />
schreiben alle wichtigen Schlagzeilen des Magazins auf das Cover. Doch alle haben<br />
das gleiche Ziel: es soll eine Aufforderung für den Betrachter sein, hereinzusehen<br />
und es zu kaufen. [vgl. 12: Losowsky, Andrew] Ist der Leser erstmal aufmerksam<br />
geworden, gilt es, ihm spannend gestaltete Inhalte schon bei dem Durchblättern des<br />
Magazins zu präsentieren und ihn dadurch zu den wesentlichen Inhalten zu führen.<br />
27 28
Viele Magazin-Designer erstellen ein Designmanual, damit nicht jedes Heft anders<br />
aussieht und der Leser sich in folgenden Heften zurechtfindet. Der Wiedererkennungswert<br />
ist, wie auch bei der Gestaltung des Covers, sehr wichtig, kann aber auch<br />
schnell langweilig werden. Daher ist es wichtig, immer wieder „breaks“ und Überraschungsmomente<br />
einzubauen. Eine Kombination aus Altbekanntem und neuen<br />
Ansätzen macht den Erfolg <strong>eines</strong> Magazins auf lange Zeit gesehen aus. Denn würde<br />
den Leser immer das Gleiche erwarten, warum sollte er sich dann noch die nächste<br />
Ausgabe kaufen<br />
Beim Durchblättern <strong>eines</strong> Magazins, wird der Betrachter nicht nur durch die offensichtlichen<br />
Inhalte angesprochen. Nutzt der Gestalter die grafische Palette gekonnt<br />
aus, wird er zum großen Teil auch durch folgende Faktoren beeinflusst:<br />
Die Reihenfolge der Inhalte sollte mit Bedacht ausgewählt werden. Dazu ist<br />
es es sinnvoll, zu Beginn ein Storyboard mit allen Inhalten, Texten und Bildern<br />
zu erstellen.<br />
Von der Art der Inhalte hängt nun das Format des Magazins ab. Werden viele<br />
großflächige Bilder dargestellt Wo soll das Magazin gelesen werden Muss<br />
viel Werbung platziert werden Das alles sind einige Faktoren, die neben der<br />
inhaltlichen Bedeutung das Format bestimmen.<br />
Steht das Format fest, gibt es verschiedene Methoden, ein Raster anzulegen.<br />
Dabei müssen Bild- und Textanteile so wie Werbeanzeigen berücksichtigt<br />
werden. Möchte man keine zufällige Anordnung vermitteln, schafft ein Raster<br />
Ordnung und Übersicht.<br />
Anschließend werden Layouts gestaltet, Typografie, Farbklima und Bildsprache<br />
werden festgelegt. Dadurch wird dem Leser Seite für Seite, oder auch im<br />
Zusammenhang, eine Stimmung vermittelt.<br />
Weitere Faktoren können die Art und Grammatur des Papiers (z.B. Glossy-<br />
oder Recyclingpapier), oder auch verschiedene Effekte, Stanzungen und<br />
Prägungen sein.<br />
Das Magazin NOVUM beispielsweise überrascht seine Leser in jeder neuen<br />
Ausgabe mit unterschiedlichen Papiersorten oder -effekten.<br />
independent magazines<br />
Die sogenannten „Indiemags“ erleben besonders seit der Jahrtausendwende ihren<br />
großen Durchbruch. „…peoples will speak of the years between 2000 and 2020 as a<br />
boom time for the magazine trade.“ [11: Moser, Horst] Doch wovon reden wir, wenn<br />
es um diese auflebende, unabhängige Gestaltung von Magazinen geht Wo liegen<br />
die Unterschiede zu normalen Magazinen und worin besteht die Notwendigkeit<br />
Independent Magazines zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus. Die Verleger<br />
oder Gestalter gehören meist keinem großen Verlagshaus an, sie führen nicht<br />
erst eine Marktforschung durch und sind nicht abhängig von Management- oder<br />
Marketingabteilungen. Diese Unabhängigkeit von finanziellen Mitteln, Designmanuals<br />
und Vorschriften reizt viele Grafiker oder Journalisten ein eigenes Magazin,<br />
frei „aus dem Bauch heraus“, zu gestalten. Auch hier gibt es grundsätzlich wieder<br />
zwei Herangehensweisen. Vielen Grafikern in großen Agenturen oder Verlagen<br />
fehlt die Möglichkeit der freien Gestaltung, die sie sich erhoffen. Es gibt einige Tabuthemen,<br />
die nicht thematisiert werden dürfen und oft festgefahrene Layouts oder<br />
Manuals. Daher gestalten sie neben ihrem „Alltagsjob“ ihr eigenes Magazin oder<br />
machen sich selbständig. Dort erfahren sie keine Einschränkungen ihrer Kreativität<br />
- sie haben freie Hand, alles zu gestalten.<br />
Auf der anderen Seite gibt es die Gruppe, oft Journalisten, welche eine Vision oder<br />
eine Thematik erforscht haben, welche sie unbedingt unter die Menschen bringen<br />
möchten. Auch dafür wird oft zum Medium des Independent Magazines gegriffen.<br />
Da es heutzutage mittels neuer Technologie kein großes Hindernis mehr darstellt,<br />
Magazine erstmal online zu publizieren, wird es für die Gestalter immer einfacher.<br />
Die typischen Schlagzeilen der Klatschpresse sind hier nur selten Thema, doch die<br />
Vielseitigkeit der „Indiemags“ ist unfassbar - Mags über Bärte, Lampen, Fleisch<br />
oder Fäkalien - der Fantasie sind keine Grenzen mehr gesetzt und besonders Tabuthemen<br />
werden von verschiedenen Seiten beleuchtet. Man kann etwas wagen,<br />
schockieren und provozieren. Wo Leser großer Verlage geschont werden sollen, brechen<br />
die Gestalter der „Indiemags“ alle Regeln und steigen erst richtig ein. Diese<br />
Freiheit wirkt sich auch auf die Gestaltung aus, die häufig viel experimenteller,<br />
mutiger und überraschender ist als bei Magazinen aus großen Verlagshäusern.<br />
Cover sind oft sehr minimalistisch und nicht vollgepackt mit Schlagzeilen. Auch<br />
die Position oder Art des Logos variiert, wie beispielsweise bei dem Kulturmagazin<br />
„DUMMY“ (Abb. 9), welches 2003 gegründet wurde. Jede vierteljährlich erscheinende<br />
Ausgabe behandelt ein neues Thema und immer wieder in einem neuen, niemals<br />
gleichbleibenden Erscheinungsbild.<br />
29 30
Immer wieder werden neue Fotografen, Designer oder Texter engagiert und kein<br />
Heft gleicht den bisherigen Ausgaben. Mit diesem Konzept sind die Herausgeber<br />
sehr erfolgreich, obwohl sie alle gestalterischen Regeln brechen.<br />
Eine häufige Hürde für die Herausgeber ist die Finanzierung, wenn das Magazin<br />
in Druck gehen soll. Es gibt verschiedene Methoden, welche zum Erfolg führen können,<br />
doch ganz viele Magazine werden schon nach einer Ausgabe wieder eingestellt.<br />
Eine Möglichkeit besteht darin, die entstehenden Kosten durch Werbeanzeigen zu<br />
kompensieren. Dies möchten viele Gestalter jedoch nicht, da es oft mit Vorschriften<br />
oder Wünschen der Unternehmen hinter den Anzeigen verbunden ist. Aus diesem<br />
Grund suchen Viele nach Investoren, welche das Magazin sponsern, da sie an den<br />
Erfolg glauben, oder es gibt die Alternative, das Magazin durch Crowdfounding zu<br />
finanzieren. Besonders Independent Magazines werden von Kritikern angezweifelt,<br />
da die Inhalte oft in den Hintergrund rücken und es angeblich nur um die Gestaltung<br />
geht. Schaut man sich die typischen Coffee-Table-Mags an, ist diese Kritik oft<br />
berechtigt und es fehlen Magazine, welche zum Beispiel verstärkt politische oder sozialkritische<br />
Themen aufgreifen und dem Leser nicht nur ein vollkommenes, erstrebenswertes,<br />
ästhetisches und unrealistisches Leben präsentieren. Es gibt demnach<br />
durchaus noch Spielraum und Nischen, die noch nicht beleuchtet wurden und man<br />
kann auf die weitere Entwicklung der Magazine gespannt sein.<br />
fanzine<br />
Ähnlich wie bei den Independent Magazines, muss man auch bei der Gestaltung<br />
<strong>eines</strong> Fanzines nur wenige Kompromisse eingehen und besitzt somit alle gestalterischen<br />
Freiheiten. Die dargestellten Themen sind so vielfältig wie die Menschen<br />
dahinter. Der Begriff Fanzine wurde 1940 durch Russel Chauvenet geprägt und<br />
stellt eine Kombination aus Fan und Magazine dar. Ursprünglich wurden Fanzines<br />
als Medium für Subkulturen, Bands, später auch zu politischen Protesten oder feministischer<br />
Bekehrung genutzt.<br />
Abb. 9: „DUMMY“<br />
„a zine is anything that is published on a<br />
non-commercial basis…anyone can publish<br />
a zine - that’s the main attraction“ [13: Triccs, Teal]<br />
Die Entwicklung zeigt, dass Fanzines immer mehr Einzug in das Mainstreamgeschäft<br />
nehmen, da auch hier der Reiz frischer Gestaltung bei den Lesern überzeugt.<br />
31 32
Die Herausgeber planen oft nur mit ihren eigenen Ressourcen und um teure Druckkosten<br />
zu umgehen, nutzen sie Foto-Kopierer oder schöpfen das volle Repertoire der<br />
Do-It-Yourself-Revolution aus. Viele nutzen ebenfalls Internetforen oder ihr Netzwerk,<br />
damit sie die Produktionskosten gering halten können. Die Auflagen sind<br />
meist gering, doch das gehört zum Konzept und steigert den Wert <strong>eines</strong> Fanzines.<br />
„In the long run, only those who are smart about calculation and promotion will<br />
recoup enough money to make another one.“ [14: Klanten, Robert] Die Möglichkeit,<br />
sogenannte E-Zines im Internet zu publizieren, gab der Szene ebenfalls neuen<br />
Aufschwung und erspart die Produktionskosten. Für einige Gestalter ist dies ein<br />
Sprungbrett zu renommierten Magazin-Herausgebern oder es dient einfach nur der<br />
kreativen Befriedigung. Abschließen möchte ich die Erläuterung der Fanzines mit<br />
den Worten von Sonja Conmentz:<br />
33
konzeption &<br />
praktische umsetzung<br />
Bei der Wahl des Themas für meine Bachelorarbeit<br />
steht schon frühzeitig fest, dass ich gerne<br />
ein Krankheitsbild visuell aufarbeiten möchte,<br />
weil ich folgende Problematik feststelle:<br />
es gibt eine Vielzahl an Filmen, Romanen oder<br />
Fachliteratur, wenn es um eine stetig wachsende<br />
Krankheit wie Demenz geht, doch ein kompaktes,<br />
aufklärendes Gesamtwerk konnte ich<br />
während meinen Recherchen nicht finden. Im<br />
Bewusstsein dessen, dass die Zukunft der Gestaltung<br />
immer digitaler und animierter wird,<br />
entscheide ich mich dennoch für ein Print-Format,<br />
da diese Form für die breite Masse immer<br />
noch am zugänglichsten ist und es außerdem<br />
eine prägnante Form des Kommunikationsdesigns<br />
darstellt.<br />
36
edaktionelle konzeption<br />
Während der Konzeption wird schnell klar, dass wohl eher ein Magazin und nicht<br />
ein Buch entstehen wird. Dies hat den Grund, dass die Aufmachung <strong>eines</strong> Magazins<br />
viel mehr gestalterische Möglichkeiten bereit hält. Durch dieses Medium und die<br />
Unterstützung von Infografiken, Fotografien, Collagen und Texten möchte ich den<br />
Leser gerne abholen und ihm einen umfassenden Überblick über die Krankheit Demenz<br />
verschaffen. Da dieses Krankheitsbild sehr vielseitig ist, erfolgt zunächst eine<br />
Reduktion der möglichen Themenbereiche auf die wichtigsten Fakten und Informationen.<br />
Die Aufmachung und die Haptik des Magazins soll ebenso die Krankheit<br />
veranschaulichen wie der Inhalt. Dieses Vorhaben werde ich im nächsten Abschnitt<br />
der gestalterischen Konzeption genauer erläutern. Der Betrachter soll selbst in einen<br />
Zustand der Verwirrung und Orientierungslosigkeit geführt werden, um das<br />
Verhalten und die Hilflosigkeit der Betroffenen besser nachvollziehen zu können.<br />
EIN Den Leser erwartet ein Zusammenspiel von Zitaten, Empfehlungen, Berichten,<br />
Grafiken und weiteren Elementen. Der Einstieg beim Öffnen des Ma-<br />
ZUSTAND<br />
DER gazins wird dem ein oder anderen vielleicht etwas ungewohnt vorkommen,<br />
VERWIRRUNG doch anschließend erfährt der Leser ein kapitelorientiertes Magazin.<br />
Gestaltet man ein Buch oder ein Magazin, ist der Ablauf in der Regel wie folgt:<br />
Autoren oder Journalisten liefern verschiedene Texte, Inhalte, manchmal auch<br />
Fotografien und die Aufgabe des Gestalters liegt nun darin, diese Inhalte in eine<br />
schlüssige Form zu bringen. In meinem Fall läuft es etwas anders ab - ich recherchiere<br />
die Thematik, entwerfe verschiedene Konzepte, arbeite <strong>eines</strong> der Konzepte<br />
aus und suche die passenden Inhalte zusammen.<br />
Während der Konzeption entwickelt sich der Gedanke, nicht nur ein Magazin zu<br />
konzipieren, welches für sich alleine steht, sondern einen Namen für eine mögliche<br />
neue Magazinreihe zu entwickeln. Zunächst liegt der Fokus ausschließlich auf<br />
der Aufbereitung von Krankheiten, doch den Gedanken revidiere ich und öffne die<br />
Magazinreihe auch für andere Themen, die oft verschwiegen werden oder zu den<br />
Tabus unserer Welt zählen. Es entsteht der Name „UNFOLD“, was so viel bedeutet<br />
wie „offenbaren“, „aufdecken“ oder „entfalten“. Dieser Name passt nicht nur gut zu<br />
dem Medium Magazin, welches man Seite für Seite aufblättert, sondern auch zu<br />
der Intention wichtige Thematiken nicht länger zu verschweigen und es den Lesern<br />
zugänglicher zu machen.<br />
gestalterische konzeption<br />
Die Krankheit soll in möglichst vielen Gestaltungselementen sichtbar werden.<br />
Dementsprechend sehe ich das Aufschlagen des Magazins als eine gute Möglichkeit,<br />
um den Leser in eine Situation der Orientierungslosigkeit zu bringen. Durch das<br />
sogenannte „Double-Gate-Fold“-Cover (Softcover mit zwei Klappseiten) wird der Leser<br />
direkt in die Mitte des Magazins geführt. Nun stellt sich die Frage, wo geht es<br />
weiter Links Rechts Erst wenn der Leser die Klappseite aufschlägt erfährt er es.<br />
Dieses gestalterische Mittel ist ebenfalls eine Anspielung darauf, dass Angehörige<br />
von Demenz-Patienten mit einer Situation konfrontiert werden, mit welcher sie sich<br />
nicht auskennen und mit der sie überfordert sind. Des Weiteren spiegelt die Zwei-<br />
Teilung des Magazins die zwei Gehirnhälften des Menschen wieder, welches besonders<br />
bei der Krankheit Demenz eine große Rolle spielt.<br />
Das geschlossene FORMAT ist mit 150mm x 220mm so bemessen, dass es handlich<br />
und gut zu transportieren ist. Dies bietet die Möglichkeit es beispielsweise auch<br />
in Arztpraxen oder bei Initiativen für Alzheimer und Demenz auszulegen. Davon<br />
abhängig wurde ein 6-spaltiges RASTER definiert, welches vielseitige LAYOUTS<br />
zulässt. Diese sollen variieren und verwirren! Dennoch entsteht ein einheitliches<br />
Bild bei der Durchsicht des Magazins. Es folgen weitere Elemente, die für Verwirrung<br />
sorgen sollen. Zwar gibt es zu Beginn des Magazins ein Inhaltsverzeichnis, in<br />
welchem die nummerierten Kapitel aufgelistet werden, doch der Leser wird schnell<br />
merken, dass die Reihenfolge der Kapitel durcheinander geworfen wurde. Trotzdem<br />
folgt der abgebildete Inhalt einem logischen Ablauf, den der Leser jedoch erst im<br />
Nachhinein erkennen wird. Außerdem wechselt in jedem Kapitel die Position der<br />
PAGINIERUNG und bei einer Fotostrecke wird der Leser aufgefordert, das Magazin<br />
umzudrehen. Immer wieder werden Zahlen verschwindend dargestellt oder der<br />
Fade-Effekt liegt im Hintergrund, so dass der Prozess des Verschwindens immer<br />
präsent ist. Dieser Prozess wird ebenfalls durch die Wahl des Materials versinnbildlicht.<br />
Für den größten Teil des Magazins wird ein kräftiges, geglättetes,<br />
holz-, chlor- und säurefreies Naturpapier verwendet, welches sich hervorragend für<br />
die Abbildung von Grafiken und Fotografien eignet. Das letzte Kapitel wird jedoch<br />
auf 80g/m2 Offset-Papier gedruckt. Die Seiten werden dünner - alles verschwindet.<br />
Eine Erweiterung dessen wäre, die Stärke des Papieres in mehreren Abstufungen<br />
bis hin zum Transparentpapier schwinden zu lassen und Stanzungen anzuwenden,<br />
doch das ist leider sehr aufwändig und teuer in der Produktion.<br />
37 38
Die Reduzierung der Fähigkeiten von Betroffenen, spiegelt sich auch in der FARB-<br />
GEBUNG wieder. Es gibt ein klares Farbsystem, welches aus Abstufungen von bestimmten<br />
Orange- und Grau-Tönen besteht. Die Farbe Orange steht hier für den<br />
Wandel, die Farbe Grau für Alter und Zerstörung. Diese Farbgebung findet sich<br />
ebenfalls in den Infografiken und Hintergründen wieder. Hinzukommend werden<br />
viele Fotografien in schwarz und weiß dargestellt, da es sich um eine Thematik<br />
handelt, die weder blumig noch bunt dargestellt werden sollte. Es finden sich zwar<br />
dennoch Farbfotografien wieder; diese sind jedoch auf das Farbklima abgestimmt<br />
worden.<br />
Für die TYPOGRAFIE des Magazins wurden ausschließlich zwei Fonts verwendet.<br />
Zum einen die groteske Schriftart Akkurat Pro/Light/Bold und zum anderen die<br />
Serifen-Schrift New Century Schoolbook/Italic/Bold. Das themenübergreifende Magazin-Logo<br />
UNFOLD wird ebenfalls in Akkurat Bold dargestellt. Dadurch entsteht<br />
ein einheitliches Gesamtbild, welches den Wiedererkennungswert fördert.<br />
Die INFOGRAFIKEN, die sich in diesem Magazin wiederfinden, werden alle in einem<br />
reduzierten, teilweise abstrakten Stil dargestellt. Sie sind nicht sehr illustrativ.<br />
Dennoch bergen sie das Potenzial Geschichten in den Köpfen der Betrachter<br />
loszutreten oder Erinnerungen zu wecken.<br />
Insgesamt ergibt sich ein Gesamtwerk, das sowohl farblich als auch stilistisch auf<br />
die Inhalte und Schwerpunkte der Krankheit Demenz abgestimmt ist.<br />
Einige Gestaltungsrichtlinien wurden dabei gebrochen, wodurch ein unverkennbares<br />
Independent Magazin entsteht, welches viel mehr durch seine Vielseitigkeit und<br />
Experimentierfreudigkeit, jedoch weniger durch die Einhaltung von Gestaltungsvorgaben<br />
profitiert.<br />
39
Abschließend kann ich nun einige Feststellungen machen, die mich sehr bereichert<br />
haben. Zum einen war es interessant, sich mit der Krankheit Demenz an sich auseinanderzusetzen.<br />
Trotz der vermeintlichen Aussichtslosigkeit und dem tragischen<br />
Verlauf der Krankheit. Denn durch die umfassende Recherche fand ich heraus, dass<br />
es mittlerweile sehr viele Möglichkeiten und Angebote gibt, mit dieser Erkrankung<br />
und besonders mit den Betroffenen würdevoll umzugehen und ihnen schöne Momente<br />
zu schenken. Meine Hoffnung ist, einige dieser Möglichkeiten durch die Form<br />
des Magazins vermitteln zu können und damit viele Hemmschwellen dem Thema<br />
gegenüber abzubauen, denn nur so können wir den Betroffenen helfen.<br />
fazit &<br />
perspektiven<br />
Auch fachlich gesehen war die Ausarbeitung der Bachelor-Arbeit sehr bereichernd.<br />
Die intensive Auseinandersetzung mit den Themen Buch- und Magazingestaltung<br />
sowie Informationsvermittlung war sehr aufschlussreich, wobei ich nur an der<br />
Oberfläche kratzen konnte. Die kaum greifbare Vielseitigkeit der Gestaltungsmöglichkeiten<br />
ist nicht nur eine Bereicherung, sondern macht die Entscheidungsfindung<br />
für einen Stil oder ein Konzept wesentlich schwieriger. Interessant finde ich<br />
die Entwicklung während der Bearbeitung der Bachelor-Arbeit. Aus dem vorerst<br />
geplanten Buch für Angehörige von Demenz-Patienten ist nun ein Magazin für eine<br />
Zielgruppe zwischen 16 und 40 Jahren entstanden. Trotzdem wurde die ursprüngliche<br />
Idee, emotionale Geschichten und rationale Fakten zusammenzubringen, umgesetzt.<br />
Welche genaue Wirkung das Magazin auf die Betrachter haben wird, muss<br />
sich nun noch herausstellen. Außerdem ist aus dem geplanten Einzelheft/-buch eine<br />
ganz neue Magazin-Reihe unter dem Titel UNFOLD entstanden. Eine Möglichkeit<br />
der Erweiterung liegt darin, es nicht bei dem Thema Demenz und Alzheimer zu belassen,<br />
sondern noch weitere Magazine zu spezifischen Themen zu gestalten.<br />
Der Ansatz, eine Thematik in Form <strong>eines</strong> Magazins von verschiedensten Seiten<br />
zu beleuchten ist kein neuer, schaut man sich all die Independent-Magazine an.<br />
Doch sehe ich diese Form als große Bereicherung zwischen den vielen „Klatsch- und<br />
Wohlfühl-Magazinen“ und als hilfreiches Medium, um den Menschen wichtige Themen<br />
einfach zu vermitteln. Dafür ist nicht nur das Medium, sondern vor allem auch<br />
die Gestaltung durch Infografiken wichtig. Durch abstrakte Formen können ganze<br />
Geschichten erzählt werden und dieser Weg ist viel eindringlicher als ein langer<br />
Text oder eine langweilige Tabelle. Dem Vorhaben, ein informatives, „erlebbares“<br />
Magazin mit Hilfe von Infografiken zu gestalten, bin ich nun schon einen großen<br />
Schritt näher gekommen. Nun bleibt abzuwarten, ob sich Abnehmer für dieses Konzept<br />
finden, so dass es zur Publikation kommen kann.<br />
42
Abb. 1 Kayser-Bril; Kotlarski: „100 years of world cuisine“, 2011<br />
Quelle: http://www.100yearsofworldcuisine.com<br />
Abb. 2 „The Map of the Future“, 2009<br />
Quelle: http://www.latebytes.nl/wp-content/uploads/2009/12/3975416561_<br />
f4dd9ea622_o_d.jpg<br />
Abb. 3<br />
Exergian, Albert: „Iconic TV“<br />
Quelle: http://pixelated.ie/news/detail/iconic_tv_show_posters<br />
Abb. 4 Holmes, Nigel: „Map of Infographia“, 2012<br />
Quelle: Poster in „Information Graphics“, Taschen, 2012<br />
abbildungsverzeichnis<br />
Abb. 5 „Florence Nightingale“, 1885<br />
Quelle: http://blog.fluid.fi/2012/03/14/from-crimean-casualties-to-modern-uis/<br />
Abb. 6 Information is beautiful: „Bloodwork result I“<br />
Quelle: http://www.informationisbeautiful.net/2010/visualizing-bloodtests/<br />
Abb. 7<br />
Information is beautiful: „Bloodwork result II“<br />
Quelle: http://www.informationisbeautiful.net/2010/visualizing-bloodtests/<br />
Abb. 8<br />
Kahn, Fritz: „Der Mensch als Industriepalast“<br />
Quelle: http://liesvonlott.wordpress.com/2012/10/20/lies-von-lott-liebt-der-menschals-industriepalast/<br />
Abb. 9<br />
Moser, Horst: „DUMMY“<br />
Quelle: „The Art Directors` Handbook of Professional Magazine Design“,<br />
Thames & Hudson, 2011, S.55<br />
46
1: Duden Herkunftswörterbuch, Meyers Lexikonverlag<br />
2: Uniprotokolle.de, http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Wissen.html<br />
3: Varela, Francisco J: „Kognitionswissenschaft, Kognitionstechnik“, 1988, S.18<br />
4: Flusser, V.: „Universum der technischen Bilder“, 1985, S.23<br />
5: Ciucarelli, Paolo: „Information Graphics“, Taschen, 2012, S.88 / S.86<br />
6: Losowsky, Andrew: „Visual Storytelling“, gestalten, 2011, S.7<br />
quellenverzeichnis<br />
7: Rogers, Simon: „Information Graphics“, Taschen, 2012, S.66<br />
8: Sandra, Rendgen: „Information Graphics“, Taschen, 2012, S.26<br />
9: Stapelkamp, Torsten: „Informationsvisualisierung Web-Print-Signaletik,<br />
Springer Vieweg, 2013, S.246 / S.111<br />
10: bilderbuero: www.bilder-buero.de/arten-von-infografiken/<br />
11: Moser, Horst: „The Art Directors` Handbook of Professional Magazine Design“,<br />
Thames & Hudson, 2011, S.10 / S.100 / S.52<br />
12: Losowsky, Andrew: „We Love Magazines“, Mike Koedinger, 2007, S.34<br />
13: Triccs, Teal: „Fanzine“, Thames & Hudson, 2010, S.10<br />
14: Klanten, Robert: „Behind The Zines“, gestalten, 2011, S.7<br />
48