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Die Sängerinnen und Sänger

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Beat Unternährer<br />

August 2004<br />

<strong>Die</strong> <strong><strong>Sänger</strong>innen</strong> <strong>und</strong> <strong>Sänger</strong><br />

bei der<br />

Uraufführung des ganzen Rings<br />

13. � 17.8.1876<br />

Bayreuth<br />

Regie: Richard Wagner<br />

Musikalische Leitung: Hans Richter<br />

Hans Richter


Besetzungsliste Uraufführung des ganzen Rings in Bayreuth, 13.-<br />

17.8.1876<br />

Rheingold, 13.8.1876<br />

Wotan Franz Betz Berlin 1835-1900<br />

Donner Johannes Elmblad Schweden 1853-1910<br />

Froh Georg Unger Leipzig 1837-1887<br />

Loge Heinrich Vogl München 1845-1900<br />

Fasolt Albert Eilers Leipzig 1830-1896<br />

Fafner Franz von Reichenberg Wien 1855-1905<br />

Alberich Karl Hill Schwerin 1831-1893<br />

Mime Max Schlosser München 1835-1916<br />

Fricka Frederike Grün Mannheim 1836-1917<br />

Freia Marie Haupt Kassel 1849-1928<br />

Erda Louise Jaide Darmstadt 1842-1914<br />

Woglinde Lilli Lehmann Berlin 1848-1929<br />

Wellg<strong>und</strong>e Marie Lehmann Hamburg 1851-1931<br />

Flosshilde Minna Lammert Berlin 1852-1921<br />

Regie Richard Wagner Bayreuth 1813-1883<br />

Dirigent Hans Richter Bayreuth 1843-1916<br />

Walküre, 14.8.1876<br />

Wotan Franz Betz Berlin 1835-1900<br />

Siegm<strong>und</strong> Albert Niemann Berlin 1831-1917<br />

H<strong>und</strong>ing Joseph Niering Frankfurt 1835-1891<br />

Sieglinde Josephine Schefsky München 1843-1912<br />

Brünnhilde Amalie Materna Wien 1844-1918<br />

Fricka Frederike Grün Mannheim 1836-1917<br />

Helmwige Antonie Aman ? ?<br />

Siegrune Louise Jaide Darmstadt 1842-1914<br />

Schwertleite Johanna Jachmann Dresden 1826-1894<br />

Gerhilde Marie Haupt Kassel 1849-1928<br />

Rossweisse Minna Lammert Berlin 1852-1921<br />

Ortlinde Lilli Lehmann Berlin 1848-1929<br />

Waltraute Marie Lehmann Hamburg 1851-1931<br />

Grimgerde Hedwig Reicher- München 1853-1883<br />

Kindermann<br />

Regie Richard Wagner Bayreuth 1813-1883<br />

Dirigent Hans Richter Bayreuth 1843-1916<br />

Siegfried, 16.8.1876<br />

Siegfried Georg Unger Leipzig 1837-1887<br />

Mime Max Schlosser München 1835-1916<br />

Ein Wanderer Franz Betz Berlin 1835-1900<br />

Alberich Karl Hill Schwerin 1831-1893<br />

Fafner Franz von Reichenberg Wien 1855-1905<br />

Erda Louise Jaide Darmstadt 1842-1914<br />

Brünnhilde Amalie Materna Wien 1844-1918<br />

Stimme des<br />

Waldvogels<br />

Lilli Lehmann Berlin 1848-1929<br />

Regie Richard Wagner Bayreuth 1813-1883


Dirigent Hans Richter Bayreuth 1843-1916<br />

Götterdämmerung, 17.8.1876<br />

Siegfried Georg Unger Leipzig 1837-1887<br />

Gunther Eugen Gura München 1842-1906<br />

Hagen Josef Kögl Hamburg 1836-1899<br />

Alberich Karl Hill Schwerin 1831-1893<br />

Brünnhilde Amalie Materna Wien 1844-1918<br />

Gutrune Mathilde Weckerlin München 1848-1928<br />

Waltraute Louise Jaide Darmstadt 1842-1914<br />

1. Norn Johanna Jachmann Dresden 1826-1894<br />

2. Norn Josephine Schefsky München 1843-1912<br />

3. Norn Frederike Grün Mannheim 1836-1917<br />

Regie Richard Wagner Bayreuth 1813-1883<br />

Dirigent Hans Richter Bayreuth 1843-1916


Was ist aus den <strong><strong>Sänger</strong>innen</strong> <strong>und</strong> <strong>Sänger</strong>n der ersten Ring-<br />

Aufführung vom 13.-17.8.1876 geworden?<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich ist festzustellen: die Darstellerinnen <strong>und</strong> Darsteller in<br />

Bayreuth sind hauptamtlich anderswo tätig <strong>und</strong> werden für die Festspiele<br />

nach Bayreuth berufen. So war es unter Richard Wagner, der sich die<br />

besten <strong><strong>Sänger</strong>innen</strong> <strong>und</strong> <strong>Sänger</strong> aus dem deutschsprachigen Gebiet<br />

nach Bayreuth holte <strong>und</strong> so ist es bis heute geblieben. <strong>Die</strong> Darstellenden<br />

verzichten auf das ihnen zustehende marktübliche Honorar <strong>und</strong><br />

bescheiden sich bis heute mit den ihrer Rolle (nicht ihrem Namen)<br />

entsprechenden Gage.<br />

<strong>Die</strong> Protagonisten des ersten Ringes in Bayreuth waren fast durchwegs<br />

bestandene Wagner-<strong>Sänger</strong>, die bereits anderswo in den Meistersinger,<br />

Tristan <strong>und</strong> Isolde, Lohengrin oder Tannhäuser aufgetreten sind. Richard<br />

Wagner wählte die <strong>Sänger</strong> in Österreich <strong>und</strong> Deutschland sorgfältig aus.<br />

Wichtiger als Gesangsqualitäten waren ihm dabei die Gestalt,<br />

schauspielerisches Können <strong>und</strong> Aussprache. Bei den Kostümentwürfen<br />

wurde von Doepler nach Möglichkeit bereits die Person des Künstlers<br />

mitberücksichtigt, so dass sich oft zwischen Entwurf <strong>und</strong><br />

Kostümausführung nur unwesentliche Unterschiede ergaben.<br />

Der WOTAN-Darsteller Franz Betz hatte seit 1859 einen zeitlich<br />

unbegrenzten Kontrakt mit der Hofoper Berlin. Er ist bis zum Ende seiner<br />

Karriere 1897 Mitglied dieses führenden deutschen Opernhauses<br />

geblieben, zu deren Ehrenmitglied er bei seinem Ausscheiden ernannt<br />

wurde. Als eine seiner grössten Kreationen galt der Pizarro in<br />

Beethovens Fidelio. Er sang auch den Amonasro <strong>und</strong> den Falstaff in den<br />

jeweiligen deutschen Erstaufführungen. Er sang 1868 auch den Hans<br />

Sachs in der Uraufführung der Meistersinger (im Laufe seiner Karriere<br />

hat er den Sachs über 100 mal gesungen). In Bayreuth sang er den<br />

Sach <strong>und</strong> den Kurwenal 1889. Er ist weder in Amerika noch in England<br />

je auf der Bühne erschienen. Von 1882-1890 war er Präsident der<br />

Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger.<br />

Amalie Materna, die Brünnhilde-Darstellerin blieb bis zu ihrem<br />

Bühnenabschied 1894 die erste dramatische Sopranistin der Wiener<br />

Hofoper. 1882 kreierte sie in Bayreuth die K<strong>und</strong>ry bei der Uraufführung<br />

des Parsifal, die sie bis 1891 in Bayreuth verkörperte. 1884/85 trat sie an<br />

der Met als Elisabeth (Tannhäuser), Rachel (La Juive), Valentine<br />

(Hugenotten) <strong>und</strong> Brünnhilde auf. Sie unternahm Gastspiele in ganz<br />

Europa, vorwiegend als Wagner-<strong>Sänger</strong>in. Nach Beendigung ihrer


Karriere arbeitete sie in Graz <strong>und</strong> in Wien als Musikpädagogin, geriet<br />

jedoch zeitweilig in grosse wirtschaftliche Not.


Franz Betz als Wotan Amalie Materna als Brünnhilde


Alle <strong>Sänger</strong> der Uraufführung des ganzen Ringes mit ihren<br />

Lebensläufen<br />

(aufgeführt in der Reihenfolge ihrer Nennung auf den Besetzungslisten).<br />

Von Antonie Aman (Helmwige) fehlen die Lebensdaten. Alle andern sind<br />

nachstehend genannt:<br />

Betz, Franz, Bariton, * 19.3.1835 Mainz, �11.8.1900 Berlin; er erhielt seine<br />

Ausbildung in Karlsruhe <strong>und</strong> kam zu seinem Debüt am Hoftheater von Hannover<br />

1856 in der Partie des Heerrufers in Wagners »Lohengrin«. Er sang dann<br />

nacheinander an den Hoftheatern von Altenburg <strong>und</strong> Gera in Thüringen, in Bernburg,<br />

Köthen <strong>und</strong> Rostock. 1859 gastierte er an der Hofoper Berlin in der Rolle des Don<br />

Carlo in Verdis »Ernani« <strong>und</strong> erhielt einen zeitlich unbegrenzten Kontrakt für dieses<br />

führende deutsche Opernhaus. Er ist bis zum Ende seiner Karriere 1897 Mitglied der<br />

Berliner Hofoper geblieben, zu deren Ehrenmitglied er bei seinem Ausscheiden<br />

ernannt wurde. In dieser langen Zeitspanne sang er in Berlin Partien wie den Don<br />

Giovanni, den Lysiart in Webers »Euryanthe«, den Titelhelden in »Hans Heiling« von<br />

Marschner, den Wilhelm Tell in der Oper gleichen Namens von Rossini <strong>und</strong> den<br />

Orestes in »Iphigenie auf Tauris« von Gluck. Als eine seiner größten Kreationen galt<br />

der Pizarro in Beethovens »Fidelio« er sang auch 1874 den Amonasro in der<br />

deutschen Erstaufführung von Verdis »Aida«, 1894 die Titelpartie in der Berliner<br />

Erstaufführung von Verdis »Falstaff«. Bereits 1864 wirkte er an der Berliner Hofoper<br />

in der Uraufführung der Oper »Der Stern von Turan« von Richard Wuerst, 1871 in<br />

der Uraufführung der Oper »Frithjof« von B. Hopffner, 1872 in der von Max Bruchs<br />

»Hermione«, 1874 in der von »Cesario« von Wilhelm Taubert, 1875 in »<strong>Die</strong><br />

Makkabäer« von A. Rubinstein, 1878 in der der Oper »Ekkehard« von J.J. Abert,<br />

1892 in der von F. von Weingartners »Genesius« mit. Sein Name ist in besonderer<br />

Weise mit dem Werk von Richard Wagner verb<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong>ser schätzte seine Kunst<br />

sehr hoch ein <strong>und</strong> übertrug ihm große Aufgaben in seinen Werken. So sang er am<br />

21.7.1868 an der Hofoper von München den Hans Sachs in der Uraufführung der<br />

»Meistersinger von Nürnberg«. Er wurde seither mit dieser Bühnengestalt ganz<br />

identifiziert <strong>und</strong> hat im Lauf seiner Karriere den Hans Sachs mehr als h<strong>und</strong>ertmal auf<br />

der Bühne gesungen. Als der »Ring des Nibelungen« erstmals vom 13. bis zum<br />

17.8.1876 im Bayreuther Festspielhaus als geschlossenes Werk aufgeführt wurde,<br />

sang er den Wotan, wobei er auch am 16. 8. in der Uraufführung des »Siegfried« den<br />

Wanderer kreierte. 1876 sang er in Bayreuth das Baß-Solo in Beethovens 9. Sinfonie<br />

anläßlich der Einweihung des Festspielhauses. 1889 war er nochmals in Bayreuth<br />

als Hans Sachs <strong>und</strong> als Kurwenal in »Tristan <strong>und</strong> Isolde« zu hören. 1871-73 trat er<br />

als Gast an der Wiener Hofoper auf, 1875 an der Hofoper von Dresden, 1878 an der<br />

Königlichen Oper Stockholm, 1897 an der Münchner Hofoper (nochmals als Hans<br />

Sachs); bis 1897 gastierte er an den führenden deutschen Theatern. Er ist weder in<br />

Amerika noch in England je auf der Bühne erschienen, gab aber 1882 im Londoner<br />

Crystal Palace Konzerte unter der Leitung von Hans Richter. Von seinen<br />

Bühnenrollen sind noch zu nennen: der Nelusco in Meyerbeers »Africaine« (den er<br />

1865 in der deutschen Erstaufführung dieser Oper in Berlin sang), der St. Bris in den<br />

»Hugenotten«, der Seneschall in »Jean de Paris« von Boieldieu, der Graf Luna im<br />

»Troubadour«, der Germont-père in »La Traviata«, der Alfonso in Donizettis<br />

»Lucrezia Borgia«, der König Salomo in Goldmarks »Königin von Saba«, der Tristan<br />

in »Jessonda« von Louis Spohr, der Templer in »Der Templer <strong>und</strong> die Jüdin« von H.<br />

Marschner, der Siegfried in »Genoveva« von R. Schumann, der Fliegende Holländer


<strong>und</strong> der Marke im »Tristan«. Man rühmte die kraftvolle <strong>und</strong> zugleich bewegliche Art<br />

seines Vortrages, dazu die Klarheit seiner Diktion. 1882-90 war er der erste<br />

Präsident der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger. - Seine Gattin<br />

Johanna Betz (* 1837, �25.7.1906 Schreiberhau) war eine begabte<br />

Koloratursopranistin; sie war die Tochter des Direktors des Berliner<br />

Schauspielhauses Philipp Jakob Düringer (1809-70), der u.a. eine Biographie von<br />

Lortzing verfaßte. Ihre Mutter war die Opernsängerin Caroline Düringer (1802-53),<br />

die an den Opernhäusern von Frankfurt a.M. <strong>und</strong> Leipzig <strong>und</strong> am Hoftheater von<br />

Mannheim engagiert war <strong>und</strong> u.a. 1842 in Leipzig in der Uraufführung von Lortzings<br />

»Wildschütz« die Gräfin Eberbach gesungen hatte.<br />

als Wanderer<br />

Elmblad, Johannes, Baß, * 29.8.1853 Kärda bei Jönköping (Schweden), �<br />

14.12.1910 Växjö; er war der Sohn eines Theologieprofessors, seine Mutter war das<br />

Patenkind der großen <strong>Sänger</strong>in Jenny Lind. Er begann sein Gesangstudium 1871-73<br />

bei Julius Günther in Stockholm <strong>und</strong> war auch war Schüler von Pauline Viardot-<br />

Garcia <strong>und</strong> von Julius Stockhausen. Zuerst wirkte er als Konzertsänger <strong>und</strong><br />

unternahm Tourneen durch Deutschland, England <strong>und</strong> Australien. 1880 begann er<br />

seine Bühnenlaufbahn an der Hofoper von Dresden. 1881-84 war er Mitglied des<br />

Hoftheaters von Hannover, 1884-87 des Deutschen Theaters in Prag. In der Spielzeit<br />

1887-88 war er an der New Yorker Metropolitan Oper zu hören, wo er als Antrittsrolle<br />

den Pogner in den »Meistersingern« vortrug. Er wirkte an diesem Haus auch 1887 in<br />

der amerikanischen Premiere von Webers »Euryanthe« mit. 1888 sang er in der<br />

dortigen Erstaufführung der Oper »Fernand Cortez« von Spontini. Als Wagner-<br />

Interpret wirkte er während mehrerer Jahre bei den Bayreuther Festspielen mit, <strong>und</strong><br />

zwar bereits 1876 als Donner im »Rheingold«, 1896 als Hagen <strong>und</strong> 1896-1904 als<br />

Fafner im Nibelungenring. Nach einem Engagement an der Berliner Hofoper (1888-<br />

90) sang er dann wieder bis 1892 am Deutschen Theater Prag <strong>und</strong> gastierte 1893<br />

u.a. an der Wiener Hofoper. 1894-97 wirkte er als <strong>Sänger</strong> <strong>und</strong> Regisseur am<br />

Opernhaus von Breslau. 1889-90 absolvierte er sehr erfolgreiche Gastspiele an den<br />

Opern von St. Petersburg <strong>und</strong> Moskau. Nachdem er bereits 1887 <strong>und</strong> 1894 an der<br />

Königlichen Oper Stockholm gastiert hatte, war er in den Jahren 1897-1902 als<br />

Regisseur dort tätig, trat aber auch als <strong>Sänger</strong> auf (u.a. 1897 in der Uraufführung der<br />

Oper »Tirfing« von W. Stenhammar als Anganty, 1901 in der schwedischen<br />

Erstaufführung von Wagners »Rheingold« als Fafner). In der Spielzeit 1902-03 war


er nochmals an der Metropolitan Oper New York engagiert. Er gastierte 1903 in<br />

Amsterdam, 1904 an der Berliner Hofoper, wirkte 1903-04 als <strong>Sänger</strong> <strong>und</strong> Regisseur<br />

am Opernhaus von Leipzig, 1904-05 <strong>und</strong> 1907-08 in gleicher Eigenschaft am<br />

Hoftheater von Wiesbaden. Gastauftritte auch an italienischen Theatern. 1897 wurde<br />

er vom schwedischen König mit dem Orden »Litteris er artibus« dekoriert. 1907-08<br />

ging er der Lehrtätigkeit am Konservatorium von Malmö nach. Der Künstler<br />

beherrschte ein Repertoire von mehr als 70 Rollen; dabei wurden die Stimmgewalt<br />

<strong>und</strong> die Tonfülle seines Basses eindrucksvoll durch das schauspielerische Talent des<br />

hünenhaften <strong>Sänger</strong>s unterstützt. Aus dieser großen Anzahl von Partien sind an<br />

erster Stelle seine Wagner-Heroen zu nennen: der Daland im »Fliegenden<br />

Holländer«, der Landgraf im »Tannhäuser«, der Pogner in den »Meistersingern«, der<br />

Fafner, der H<strong>und</strong>ing <strong>und</strong> der Hagen im Nibelungenring. Hinzu traten Aufgaben wie<br />

der Kardinal in La Juive von Halévy, der Marcel in den »Hugenotten« von Meyerbeer,<br />

der Rocco im »Fidelio«, auch komische Rollen wie der Osmin in der »Entführung aus<br />

dem Serail«, der Bartolo in »Figaros Hochzeit« wie im »Barbier von Sevilla« <strong>und</strong> der<br />

Falstaff in den »Lustigen Weibern von Windsor« von Nicolai. Auch als Konzertsänger<br />

konnte er sich auszeichnen.<br />

Unger, Georg, Tenor, * 6.3.1837 Leipzig, �2.2.1887 Leipzig; er begann zunächst<br />

das Studium der Theologie, ließ dann jedoch seine Stimme durch Julius Hey<br />

ausbilden. 1867 debütierte er am Opernhaus von Leipzig. 1872-73 war er am<br />

Theater von Brünn (Brno), 1873-74 am Stadttheater von Elberfeld engagiert. 1874-75<br />

sang er am Hoftheater von Mannheim. Während dieses Engagements hörte ihn der<br />

große Wagner-Dirigent Hans Richter, der Richard Wagner auf sein Talent<br />

aufmerksam machte. Auch Wagner war von dem Künstler begeistert <strong>und</strong> übertrug<br />

ihm bei den ersten Bayreuther Festspielen die Partie des Siegfried im »Ring des<br />

Nibelungen«. <strong>Die</strong> Wahl fiel auf ihn, weil sich unter den damaligen Heldentenören<br />

kaum einer fand, der die notwendigen Voraussetzungen für diese Partie <strong>und</strong> ihre<br />

ungewöhnlichen Ansprüche an den Interpreten realisieren konnte. So sang er in<br />

Bayreuth den Siegfried am 16. 8. im »Siegfried« <strong>und</strong> am 17.8.1876 in der<br />

»Götterdämmerung«, wobei diese beiden Aufführungen zugleich die Uraufführungen<br />

der Opernwerke waren. 1875-76 war er an der Hofoper von München, 1877-78 am<br />

Opernhaus von Frankfurt a.M., 1878-79 am Opernhaus von Leipzig im Engagement.<br />

Bis 1884 ist er noch gastweise, vor allem in Leipzig, aufgetreten. 1877 sang er in den<br />

Wagner-Konzerten in der Londoner Albert Hall unter Hans Richter. 1882-83 nahm er<br />

an der großen Europa-Tournee mit Angelo Neumanns reisendem Wagner-Theater<br />

teil <strong>und</strong> sang dabei u.a. den Siegfried in Brüssel <strong>und</strong> in italienischen Städten. Seine<br />

Stimme wurde für den Wagner-Tenor dieser Epoche ein erstes, maßgebendes<br />

Vorbild.


Vogl, Heinrich, Tenor, * 15.1.1845 Au bei München, �21.4.1900 München; er war<br />

der Sohn eines Hausmeisters in einer Münchner Schule. Er wollte Volksschullehrer<br />

werden <strong>und</strong> arbeitete seit 1862 als Schulgehilfe in Ebersbach, seit 1865 in<br />

Lorenzenberg. Dann wurde jedoch seine schöne Stimme entdeckt. Er wurde in<br />

München durch den berühmten Dirigenten Franz Lachner <strong>und</strong> durch Karl Jenke<br />

ausgebildet. 1865 debütierte er an der Hofoper von München als Max im<br />

»Freischütz« in einer Aufführung, die sein Lehrer Franz Lachner dirigierte. Er sang<br />

dann mit sehr großem Erfolg den Neruddin in »Lalla Roukh« von David <strong>und</strong> den<br />

Marco in »Catharina Cornaro« von Lachner, 1867 seine erste Wagner-Partie, den<br />

Lohengrin. Nach dem plötzlichen, allzu frühen Tod von Ludwig Schnorr von<br />

Carolsfeld wurde er dessen Nachfolger in München wie in ganz Deutschland im<br />

Wagner-Fach, vor allem aber in der Partie des Tristan, die dieser <strong>Sänger</strong> kurz vor<br />

seinem Tod in München kreiert hatte. Am 22.9.1869 sang Heinrich Vogl in der<br />

Uraufführung von Richard Wagners »Rheingold« an der Münchner Hofoper die Partie<br />

des Loge, am 26.6.1870 am gleichen Haus den Siegm<strong>und</strong> in der Uraufführung der<br />

»Walküre«. Bei den ersten Bayreuther Festspielen gestaltete er am 13.8.1876 als<br />

erster <strong>Sänger</strong> in Bayreuth den Loge im »Rheingold« im Rahmen der ersten<br />

Gesamtaufführung des Ring-Zyklus. In dieser Partie, in der Rolle des Tristan in<br />

»Tristan <strong>und</strong> Isolde«, die als seine bedeutendste Kreation galt, als Siegm<strong>und</strong>, als<br />

Parsifal <strong>und</strong> als Siegfried im Nibelungenring ist er bis 1897 in Bayreuth mit großen<br />

Erfolgen aufgetreten. 1878 kreierte er für München die Partie des Siegfried im<br />

»Siegfried« <strong>und</strong> 1879 in der »Götterdämmerung« in den ersten Aufführungen dieser<br />

Opern außerhalb von Bayreuth. Er kreierte für München auch die Partie des Othello<br />

von Verdi, die des Dalibor in der gleichnamigen Oper von Smetana (1894) <strong>und</strong> wirkte<br />

dort am 23.5.1869 in der Uraufführung der Oper »<strong>Die</strong> sieben Schwaben« von Josef<br />

Rheinberger, dann, zusammen mit Therese Vogl, in der Uraufführung der Oper »Der<br />

faule Hans« von Alexander Ritter (15.10.1885) in der Titelrolle mit, ebenfalls in der<br />

Uraufführung von Wendelin Weissheimers »Theodor Körner« (28.5.1872) <strong>und</strong> in der<br />

von »Des Türmers Töchterlein« von Rheinberger (23.4.1873). Gastspiele führten ihn<br />

an die Opernhäuser von Frankfurt a.M. (1875-97) <strong>und</strong> Leipzig (seit 1877), an die<br />

Hofopern von Berlin (1881) <strong>und</strong> Dresden (1885, 1896), an das Hoftheater Stuttgart<br />

(seit 1886), an die Opernhäuser von Riga (1886) <strong>und</strong> Graz (1894) <strong>und</strong> an das<br />

Deutsche Theater Prag (1896). 1890 folgte er einem Ruf an die Metropolitan Oper<br />

New York, wo er als Antrittsrolle den Lohengrin <strong>und</strong> in der folgenden Saison den<br />

Tannhäuser, den Loge, den Siegfried <strong>und</strong> den Tristan vortrug. Auch als<br />

Konzertsänger trat er in Erscheinung; so sang er bereits 1871 in Wien das Tenorsolo<br />

in der »Schöpfung« von Haydn. Im gleichen Jahr trat er bei der Beethoven-<br />

Jahrh<strong>und</strong>ertfeier in Bonn auf; 1882 gab er ein glanzvolles Konzert in der Londoner<br />

St. James' Hall. 1882 war er zu Gast am Her Majesty's Theatre London <strong>und</strong> sang<br />

dort den Loge <strong>und</strong> den Siegfried in den englischen Erstaufführungen von »Das<br />

Rheingold«, »Siegfried« <strong>und</strong> »Götterdämmerung« unter der Leitung von Anton Seidl.<br />

1884-85 gastierte er sehr erfolgreich an der Wiener Hofoper. Auch in Rußland ist er<br />

als Gast aufgetreten. Am 16.4.1900 sang er auf der Bühne der Münchner Hofoper<br />

den Canio im »Bajazzo« vier Tage später erlitt er einen tödlichen Schlaganfall. Seine<br />

Gattin fand ihn morgens tot im Bett liegend vor. Seine großen Partien außerhalb des<br />

Wagner-Repertoires waren der Hüon im »Oberon« von Weber, der Tamino in der<br />

»Zauberflöte«, der Don Ottavio im »Don Giovanni«, der Faust in Gounods bekannter<br />

Oper <strong>und</strong> der Neruddin in »Lalla Rookh« von Félicien David. Er komponierte auch<br />

selbst <strong>und</strong> schrieb, u.a. eine Oper »Der Fremdling«, die 1899 an der Münchner<br />

Hofoper zur Uraufführung kam, wobei er selbst die Hauptrolle sang, aber keinen


esonderen Erfolg erzielen konnte. - Er war verheiratet mit der großen Wagner-<br />

Sopranistin Therese Vogl-Thoma (1845-1921), die die beste Interpretin der Partie der<br />

Isolde innerhalb ihrer Generation war <strong>und</strong> oft zusammen mit ihrem Gatten auftrat.<br />

1881 sang er bei den Aufführungen des Nibelungenrings durch Angelo Neumann am<br />

Berliner Victoria-Theater den Siegfried im »Siegfried« wie in der<br />

»Götterdämmerung«. An der Münchner Hofoper nahm er auch an den Premieren der<br />

Opern »Benvenuto Cellini« von Berlioz (1889), »Asrael« von Franchetti (1892), »Der<br />

Cid« von P. Cornelius (1895) <strong>und</strong> »La prise de Troie« von Berlioz (1895) teil. Als<br />

einzige große Wagner-Partie hat er nie den Walther von Stolzing in den<br />

»Meistersingern« gesungen. - Lit: H. von der Pfordten: Heinrich Vogl (München,<br />

1900).<br />

Eilers, Albert, Baß, * 21.12.1830 Köthen (Sachsen), �2.9.1896 Darmstadt; er<br />

studierte zunächst Theologie, dann Rechtswissenschaften an der Universität von<br />

Leipzig. Er trat dem dortigen akademischen Gesangverein bei <strong>und</strong> erregte als<br />

dessen Baß-Solist Aufsehen. Darauf ließ er seine Stimme bei Wilhelm Pögner in<br />

Leipzig <strong>und</strong> seit 1852 am Konservatorium von Mailand ausbilden. Auf Empfehlung<br />

des Kastraten Ciccarelli kam er 1854 an die Dresdner Hofoper (Debüt als Oroveso in<br />

Bellinis »Norma«) <strong>und</strong> sang 1855 am Stadttheater von Hamburg den Marcel in den<br />

»Hugenotten« von Meyerbeer, den Pietro in »La Muette de Portici« von Auber <strong>und</strong><br />

den Basilio in Rossinis »Barbier von Sevilla«. Nach einem spektakulären Erfolg bei<br />

einem Gewandhauskonzert in Leipzig sang er 1856-58 am Stadttheater von Bremen,<br />

1858-65 am Deutschen Theater Prag <strong>und</strong> 1865-82 am Hoftheater von Coburg. In<br />

Prag beeindruckte er namentlich als König Heinrich im »Lohengrin«, als Kaspar im<br />

»Freischütz« <strong>und</strong> als Lysiart in »Euryanthe« von Weber. Er wurde von Richard<br />

Wagner zu den ersten Festspielen nach Bayreuth eingeladen <strong>und</strong> sang dort am<br />

13.8.1876 in der Aufführung des »Rheingolds« die Partie des Fasolt. 1882 gastierte<br />

er am Londoner Her Majesty's Theatre in der ersten vollständigen Aufführung des<br />

Nibelungenrings unter dem Dirigenten Anton Seidl. 1882-83 nahm er an der großen<br />

Tournee des wandernden Wagner-Theaters unter Angelo Neumann durch die<br />

europäischen Länder teil. Seit 1882 war er am Hoftheater von Darmstadt engagiert.<br />

Aus seinem Bühnenrepertoire seien noch ergänzend der Komtur im »Don Giovanni«,<br />

der Bertram in »Robert le Diable« von Meyerbeer <strong>und</strong> der Landgraf im »Tannhäuser«<br />

genannt. Er war auch als Komponist tätig <strong>und</strong> komponierte eine Operette<br />

»Spielmannslied« <strong>und</strong> eine komische Oper »<strong>Die</strong> Sankt-Johannisnacht«, dazu<br />

Ouvertüren, Messen, Chorwerke <strong>und</strong> Lieder. Zwei seiner Söhne, Albert Eilers (*<br />

1859) <strong>und</strong> Franz Eilers (1861-1929) waren Opernsänger wie ihr Vater <strong>und</strong> betätigten<br />

sich auch als Bühneninspizienten <strong>und</strong> Regisseure. - Auf Anregung von Albert Eilers<br />

kam es 1859 in Prag zur Gründung der Gesellschaft von Künstlern <strong>und</strong><br />

Kunstfre<strong>und</strong>en »Schlaraffia«, die sich über die ganze Welt verbreitete.<br />

Reichenberg, Franz von, Baß, * 1855 Graz, �29.9.1905 Wien; er studierte Gesang<br />

bei Stoltz in Graz <strong>und</strong> debütierte 1873 am Hoftheater von Mannheim. Es folgten<br />

Engagements am Stadttheater von Stettin (1875-76), am Opernhaus von Frankfurt<br />

a.M. (1876-78) <strong>und</strong> am Hoftheater von Hannover. (1878-84). 1884 wurde er an die<br />

Wiener Hofoper verpflichtet. Hier schätzte man seinen stimmgewaltigen, tiefen Bass<br />

in den Aufgaben für Basso profondo: als Bertram in »Robert le Diable« von


Meyerbeer, als Marcel in dessen »Hugenotten«, als Sarastro in der »Zauberflöte«,<br />

als Mephisto im »Faust« von Gounod, als Hagen in der »Götterdämmerung« <strong>und</strong> in<br />

anderen Wagner-Rollen. Er gastierte an den Hoftheatern von München (1877) <strong>und</strong><br />

Wiesbaden (1891), an den Opernhäusern von Budapest (1888) <strong>und</strong> Brünn (1887). Er<br />

wurde zu den ersten Bayreuther Festspielen eingeladen <strong>und</strong> sang dort in der<br />

Uraufführung des gesamten Opernwerks »Der Ring des Nibelungen« in den Tagen<br />

des 13.-17.8.1876 die Partie des Fafner (Dabei war die Aufführung des »Siegfried«<br />

am 16.8.1876 zugleich die Uraufführung des Werks). Am 19.11.1886 wirkte er an der<br />

Wiener Hofoper in der Uraufführung Oper »Merlin« von K. Goldmark mit, am<br />

1.1.1892 in der Uraufführung der komischen Oper »Ritter Pázmán« von Johann<br />

Strauß (in der Titelpartie), am 21.3.1896 in einer weiteren Oper von Goldmark »Das<br />

Heimchen am Herd«. Seit 1901 machten sich bei dem Künstler zunehmend<br />

Symptome einer Geisteskrankheit bemerkbar, die 1902 seine Einweisung in eine<br />

geschlossene Anstalt erforderlich machte.<br />

Hill, Karl, Bariton, * 9.5.1831 Idstein im Taunus, �12.1.1893 Sachsenberg bei<br />

Schwerin; er war der Sohn eines Arztes <strong>und</strong> wurde zunächst Beamter bei der Thurn<br />

<strong>und</strong> Taxis'schen Postverwaltung in Frankfurt a.M. Bei einem Festabend des<br />

Frankfurter Gesangvereins »Liederkranz« zu Ehren <strong>und</strong> in Anwesenheit von Richard<br />

Wagner, bei dem er ein Solo sang, riet dieser ihm, die <strong>Sänger</strong>laufbahn<br />

einzuschlagen. Darauf ließ er seine Stimme in Frankfurt ausbilden <strong>und</strong> begann 1866<br />

zuerst eine Karriere als Konzert- <strong>und</strong> Oratoriensänger. Als solcher erschien er u.a.<br />

bei den Niederrheinischen Musikfesten <strong>und</strong> in Holland. 1868 nahm er ein<br />

Engagement am Hoftheater von Schwerin an, wo er als Jacob in »Joseph« von<br />

Méhul debütierte. In einer 22jährigen Tätigkeit erwarb er sich in der<br />

mecklenburgischen Residenzstadt höchstes Ansehen, vor allem durch seine großen<br />

Wagner-Kreationen. Obwohl Gastspiele ihm glänzende Erfolge, zumeist auf dem<br />

Gebiet des Wagner-Gesangs, brachten, blieb er dem Schweriner Theater treu.<br />

Richard Wagner, der ihn sehr schätzte, übertrug ihm wichtige Aufgaben bei den<br />

ersten Festspielen von Bayreuth. In den ersten Aufführungen des Nibelungenrings im<br />

Bayreuther Festspielhaus vom 13. bis zum 17.8.1876 sang er die Partie des Alberich.<br />

Dabei bedeuteten die Vorstellungen des »Siegfried« (16.8.1876) <strong>und</strong> der<br />

»Götterdämmerung« (17.8.1876) gleichzeitig die Uraufführungen dieser Werke. In<br />

der Uraufführung des »Parsifal« am 26.7.1882 in Bayreuth gestaltete er die Partie<br />

des Klingsor. Als man nach dem großen Theaterbrand von 1882 am 3.10.1886 das<br />

neue Schweriner Hoftheater mit einer Gala-Vorstellung von Glucks »Iphigenie in<br />

Aulis« eröffnete, sang er den Agamemnon. Weitere Glanzrollen des <strong>Sänger</strong>s waren<br />

der Graf in »Figaros Hochzeit«, der Don Giovanni wie der Leporello im »Don<br />

Giovanni«, der Hans Sachs in den »Meistersingern«, der Fliegende Holländer <strong>und</strong><br />

der Titelheld in »Hans Heiling« von Heinrich Marschner. Seit 1890 machten sich bei<br />

dem Künstler zunehmend Anzeichen geistiger Umnachtung bemerkbar, so daß er<br />

seine Karriere aufgeben mußte. Schließlich erwies sich eine Unterbringung in der<br />

Pflegeanstalt Sachsenberg als erforderlich, wo er nach drei Jahren starb.<br />

Hill wurde durch den Hofopernsänger Jaskewitz in Wiesbaden ausgebildet. Er trat<br />

als Gast am Opernhaus von Frankfurt a.M. (1869-87), an der Wiener Hofoper (1871),<br />

am Hoftheater Hannover (1873) <strong>und</strong> am Deutschen Theater Rotterdam (1884) auf.<br />

Sein letzter Auftritt in Schwerin fand als Fliegender Holländer statt. Er war ein<br />

angesehener Konzert- <strong>und</strong> namentlich Oratoriensänger. Als solcher war er in Berlin


is 1889 regelmäßig zu hören; 1881 gab er Konzerte in Paris, 1881 auch in Utrecht<br />

<strong>und</strong> im Haag. Von seinen Bühnenpartien sind ergänzend noch der Jäger im<br />

»Nachtlager von Granada« von C. Kreutzer, der Wolfram im »Tannhäuser«, der<br />

Kühleborn in Lortzings »Undine«, der Telram<strong>und</strong> im »Lohengrin«, der Zar Peter in<br />

»Zar <strong>und</strong> Zimmermann« von Lortzing, der Valentin im »Faust« von Gounod, der Graf<br />

Luna im »Troubadour«, der Titelheld in Rossinis »Wilhelm Tell« <strong>und</strong> der Lothario in<br />

»Mignon« von A. Thomas zu nennen.<br />

Schlosser, Max, Tenor, * 17.10.1835 Amberg (Bayern), �2.9.1916 Utting am<br />

Ammersee; er begann schon früh eine Karriere als Opern- <strong>und</strong> Operettensänger<br />

sowie als Schauspieler in Zürich, St. Gallen <strong>und</strong> Augsburg, war aber nicht sehr<br />

erfolgreich, gab die Bühnenlaufbahn auf <strong>und</strong> arbeitete als Bäcker. Fre<strong>und</strong>e<br />

überredeten ihn, dem Intendanten der Münchner Hofoper Freiherrn von Perfall<br />

vorzusingen. <strong>Die</strong>ser schlug ihm vor, für die bevorstehende Uraufführung der<br />

»Meistersinger« die Partie des David einzustudieren. Er trug diese Partie Richard<br />

Wagner <strong>und</strong> Hans von Bülow, dem Dirigenten der Aufführung, vor, <strong>und</strong> beide waren<br />

so beeindruckt, daß sie dem ganz unbekannten <strong>Sänger</strong> diese wichtige Rolle<br />

übertrugen, die er am 21.6.1868 in der Münchner Uraufführung der »Meistersinger<br />

von Nürnberg« kreierte. 1868-1904 war er dann ein hoch angesehenes Mitglied der<br />

Hofoper von München. In der ersten Gesamtaufführung des Ring-Zyklus bei den<br />

Festspielen von Bayreuth vom 13. bis zum 17.8.1876 wirkte er in der Partie des<br />

Mime, gleichfalls einer seiner Glanzrollen mit, wobei die Aufführung des »Siegfried«<br />

(16.8.1876) zugleich die Uraufführung dieser Oper war, während er den Mime im<br />

»Rheingold« auch bereits bei der Münchner Uraufführung am 22.9.1869 gesungen<br />

hatte. In den Jahren 1882-83 gehörte er dem reisenden Wagner-Theater unter dem<br />

Impresario Angelo Neumann an, das in vielen europäischen Ländern die ersten<br />

Aufführungen des Ring-Zyklus veranstaltete, darunter 1882 am Her Majesty's<br />

Theatre London. Neben seinen großen Partien, dem David <strong>und</strong> dem Mime, enthielt<br />

sein Repertoire den Max im »Freischütz« von Weber, den Grafen Almaviva im<br />

»Barbier von Sevilla«, den Tonio in Donizettis »Regimentstochter«, den Lyonel in<br />

Flotows »Martha« <strong>und</strong> interessanterweise die Baritonpartie des Beckmesser in den<br />

»Meistersingern«. 1887 wirkte er in München in der Uraufführung der Oper »Faust«<br />

von Heinrich Zöllner mit, 1898 in der von Siegm<strong>und</strong> von Hauseggers »Zinnober«.<br />

1904 verabschiedete er sich in der Rolle des Nachtwächters in den »Meistersingern«<br />

von seinem Münchner Opernpublikum, das ihn sehr geschätzt hatte, <strong>und</strong> zog sich auf<br />

seinen Landsitz am Ammersee zurück.<br />

Grün, Friederike, Sopran, * 14.6.1836 Mannheim, �Januar 1917 Mannheim; sie<br />

erhielt Gesangunterricht durch den Hofkapellmeister Vincenz Lachner in Mannheim<br />

<strong>und</strong> begann ihre Karriere auf der Bühne 1857 als Choristin am dortigen Hoftheater.<br />

Nachdem man ihr größere Solorollen übertragen hatte, ging sie 1862 an das<br />

Opernhaus von Frankfurt a.M. 1863-64 sang sie am Opernhaus von Köln, 1864-65<br />

am Hoftheater von Kassel, 1866-69 an der Berliner Hofoper. Nach nochmaligem<br />

Studium bei Francesco Lamperti in Mailand war sie 1870-71 am Hoftheater von<br />

Stuttgart engagiert. Es schlossen sich erfolgreiche Gastspiele in Wien <strong>und</strong> Mannheim<br />

sowie am Teatro Comunale in Bologna an. Hier sang sie 1873 in der italienischen<br />

Erstaufführung von Richard Wagners »Tannhäuser« die Elisabeth. Nach weiteren<br />

Auftritten in Frankfurt a.M. <strong>und</strong> in Mannheim gehörte sie 1875-77 dem Ensemble des


Hoftheaters von Coburg an. Richard Wagner schätzte sie als Interpretin seiner<br />

Werke sehr <strong>und</strong> lud sie zu den ersten Bayreuther Festspielen des Jahres 1876 ein.<br />

Hier sang sie am 13./ 17.8.1876 die Fricka im »Rheingold« <strong>und</strong> in der »Walküre« <strong>und</strong><br />

eine der Nornen in der ersten Gesamtaufführung des Nibelungenrings. Als weitere<br />

Höhepunkte aus ihrem Bühnenrepertoire sind die Titelheldin in Bellinis »Norma«, die<br />

Agathe im »Freischütz« <strong>und</strong> die Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer zu<br />

nennen. Nach ihrer Heirat mit dem Kaiserlich russischen Kollegiensekretär Baron<br />

Longin von Sadler verließ sie 1877 die Bühne. Sie lebte mit diesem in St. Petersburg,<br />

gab aber noch unter dem Namen Friederike Grün-Sadler Konzerte, so u.a. mit<br />

großem Erfolg 1888 in Riga.<br />

Grün ging 1860 an das Opernhaus von Frankfurt a.M; 1864-66 war sie am<br />

Hoftheater von Kassel engagiert. Sie trat als Gast 1862 an der Wiener Hofoper auf,<br />

1871 am Deutschen Theater Prag, 1877 am Deutschen Theater Rotterdam, 1877<br />

sang sie in London in einem Konzert unter der Leitung von Richard Wagner. Bei der<br />

Aufführung von Wagners »Tannhäuser« 1873 am Teatro Comunale Bologna<br />

handelte es sich um die italienische Erstaufführung der Oper. Sie sang am<br />

Opernhaus von Frankfurt a.M. in der Spielzeit 1877-78 nochmals die Rachel in<br />

Halévys »La Juive«, die Leonore im »Fidelio« <strong>und</strong> die Norma <strong>und</strong> gab dann ihre<br />

Karriere auf. Im Oktober 1897 hörte man sie an der Oper von Riga letztmals in einem<br />

Konzert.<br />

Haupt, Marie, Sopran, * 18.4.1849 Danzig, �1928 Leipzig; sie war Schülerin der<br />

großen Primadonna Pauline Viardot-Garcia <strong>und</strong> des Pädagogen Eduard Mantius in<br />

Berlin. 1870 debütierte sie am Hoftheater von Neustrelitz. Sie sang dann am<br />

Stadttheater von Stettin, an der Berliner Hofoper <strong>und</strong> seit 1873 am Hoftheater von<br />

Kassel. Sie nahm an den ersten Bayreuther Festspielen teil, wo sie am 13. /<br />

14.8.1876 die Freia im »Rheingold« <strong>und</strong> die Gerhilde in der »Walküre« sang. Ihre<br />

weiteren großen Partien fanden sich vor allem im Koloraturfach. Dazu gehörten das<br />

Ännchen im »Freischütz«, die Elvira in »I Puritani« von Bellini, die Frau Fluth in den<br />

»Lustigen Weibern von Windsor« von Nicolai, der Page Urbain in den »Hugenotten«<br />

von Meyerbeer, die Marie in der »Regimentstochter« von Donizetti <strong>und</strong> die Venus im<br />

»Tannhäuser«. <strong>Die</strong> <strong>Sänger</strong>in, die seit ihrer Heirat mit dem berühmten Wagner-Tenor<br />

Georg Unger (1837-87) zumeist unter dem Namen Marie Unger- Haupt auftrat, war<br />

auch eine bedeutende Konzert- <strong>und</strong> Oratoriensängerin.<br />

Haupt war 1874-77 am Hoftheater Kassel engagiert, dann bis 1880 dem Theater von<br />

Mainz verb<strong>und</strong>en, doch gab sie ihre Bühnentätigkeit bereits seit 1877 weitgehend<br />

auf.<br />

Jaide, Louise, Alt, * 26.3.1842 Darmstadt, �2.1.1914 Darmstadt; sie debütierte<br />

bereits 1859 am Hoftheater von Darmstadt. Später sang sie auch am Stadttheater<br />

von Bremen <strong>und</strong> am Deutschen Operntheater in Rotterdam, ging dann aber wieder<br />

nach Darmstadt zurück, wo sie sehr beliebt war. Richard Wagner hörte sie 1872 in<br />

Darmstadt <strong>und</strong> war von ihrem Können sehr angetan. So wurde sie zu den ersten<br />

Bayreuther Festspielen eingeladen; dort wirkte sie in den Tagen vom 13.-17.8.1876<br />

in der ersten vollständigen Aufführung des Ring-Zyklus in der Partie der Erda <strong>und</strong> als<br />

Waltraute in der »Götterdämmerung« mit; dabei handelte es sich bei der Aufführung<br />

des »Siegfried« (16.8.1876) <strong>und</strong> der »Götterdämmerung« (17.8.1876) zugleich um


die Uraufführung dieser Opern. <strong>Die</strong> Künstlerin, die auch unter dem Namen Louise<br />

Jaide-Schlosser sang, gab 1892 ihre Bühnenkarriere auf <strong>und</strong> betätigte sich in<br />

Darmstadt auf pädagogischem Gebiet.<br />

Jaide erhielt ihre Ausbildung am Konservatorium von Stuttgart <strong>und</strong> debütierte 1859<br />

(unter dem Namen Louise Orth) als Pierotto in »Linda di Chamounix« von Donizetti.<br />

Sie setzte dann aber ihre Ausbildung fort <strong>und</strong> sang 1861-62 am Hoftheater<br />

Hannover, 1862-65 am Stadttheater von Regensburg (immer noch als Louise Orth).<br />

1865-77 war sie, jetzt als Louise Jaide, am Hoftheater von Darmstadt engagiert.<br />

1878-79 trat sie am Stadttheater von Bremen, 1879-89 am Deutschen Opernhaus<br />

Rotterdam <strong>und</strong> schließlich 1889-90 am Opernhaus von Gent in Belgien auf. 1874<br />

<strong>und</strong> 1877 gastierte sie an der Wiener Hofoper, 1873 am Hoftheater von Stuttgart,<br />

1874 am Hoftheater von Wiesbaden, 1875 am Opernhaus von Frankfurt a.M. Zu<br />

ihren Bühnenrollen gehörten der Idamante in »Idomeneo« von Mozart, die Frau<br />

Reich in den »Lustigen Weibern von Windsor« von Nicolai, die Irmentraud im<br />

»Waffenschmied« von Lortzing, die Mary im »Fliegenden Holländer«, die Azucena im<br />

»Troubadour«, die Amneris in »Aida«, die Mme Bertrand in »Maurer <strong>und</strong> Schlosser«<br />

(»Le Maçon«) von Auber <strong>und</strong> die Claudia in »Le Domino noir« vom gleichen<br />

Komponisten.<br />

Lehmann, Lilli, Sopran, * 24.11.1848 Würzburg, �17.5.1929 Berlin; ihre Mutter,<br />

Maria Theresia Lehmann-Löw (1809-85) war eine bekannte <strong>Sänger</strong>in <strong>und</strong><br />

Harfenistin, ihr Vater war der Tenor Karl August Neumann (1805-67). Wie Lilli<br />

Lehmann wurde auch ihre Schwester Marie Lehmann (1851-1931) eine gefeierte<br />

Opernsängerin. Lilli Lehmann verbrachte ihre Kindheit in Prag <strong>und</strong> wurde durch ihre<br />

Mutter ausgebildet, nachdem diese sich um 1853 von Karl August Lehmann getrennt<br />

hatte. 1867 debütierte sie am Deutschen Landestheater Prag als erster Knabe in der<br />

»Zauberflöte«. 1868 kam sie an das Stadttheater von Danzig, 1869 an das<br />

Opernhaus von Leipzig. 1869 gastierte sie an der Berliner Hofoper als Königin<br />

Marguerite de Valois in den »Hugenotten« von Meyerbeer <strong>und</strong> war seit 1870 Mitglied<br />

dieses Hauses, dessen eigentliche Primadonna sie jetzt wurde. Sie wirkte hier u.a.<br />

1871 in der Uraufführung der Oper »Frithjof« von Bernard Hopffner, 1874 in der von<br />

»Cesario« von Wilhelm Taubert, 1875 in der Uraufführung von »<strong>Die</strong> Makkabäer« von<br />

A. Rubinstein, 1878 in der von »Ekkehard« von J.J. Abert mit. Bei den ersten<br />

Bayreuther Festspielen in der Zeit vom 13. bis 17.8.1876 übertrug Richard Wagner<br />

ihr die Partien der Woglinde, der Ortlinde <strong>und</strong> des Waldvogels im Nibelungenring<br />

(zugleich Uraufführung des »Siegfried« am 16. 8. <strong>und</strong> der »Götterdämmerung« am<br />

17.8.1876). Da Richard Wagner ihr 1882 nicht die Inszenierung der<br />

Blumenmädchen-Szene in der Bayreuther Uraufführung des »Parsifal« überließ, kam<br />

es zwischen beiden zu Auseinandersetzungen. (1896 trat sie dann nochmals in<br />

Bayreuth, jetzt als Brünnhilde, auf). In London gastierte sie zuerst 1880 am Her<br />

Majesty's Theatre als Traviata <strong>und</strong> als Philine in »Mignon« von A. Thomas, 1882 als<br />

Rheintochter, 1884 an der Covent Garden Oper als Isolde im »Tristan«. 1882-1910<br />

kam sie als Gast an der Hofoper von Wien zu glänzenden Erfolgen. Sie gab<br />

Gastspiele in Paris, Prag <strong>und</strong> Stockholm. 1885 folgte sie einem Ruf an die<br />

Metropolitan Oper New York (Antrittsrolle Carmen), wobei sie ihren Kontrakt mit der<br />

Berliner Hofoper brach. Sie blieb bis 1891 an der Metropolitan Oper, wo sie jetzt vor<br />

allem im hochdramatischen <strong>und</strong> im Wagner-Fach brillierte. Sie beherrschte ein<br />

geradezu unerschöpflliches Bühnenrepertoire, das von der Koloraturrolle bis zur<br />

Wagner-Heroine reichte <strong>und</strong> insgesamt 170 Partien umfaßte. Sie wirkte an der


Metropolitan Oper in einer Reihe wichtiger Erstaufführungen <strong>und</strong> Premieren mit. So<br />

kreierte sie an diesem Haus für Amerika die Isolde (1886), die Brünnhilde im<br />

»Siegfried« (1887) <strong>und</strong> in der »Götterdämmerung« (1888), die Venus im<br />

»Tannhäuser« (1889) <strong>und</strong> bereits 1885 die Sulamith in der amerikanischen<br />

Erstaufführung der »Königin voin Saba« von Goldmark (1889 sang sie in der<br />

gleichen Oper die Titelpartie). 1887 übernahm sie in der New Yorker Premiere von<br />

Webers »Euryanthe« die Titelrolle, 1886 die Irene in Wagners »Rienzi«. Insgesamt<br />

hat sie an der New Yorker Metropolitan Oper während sieben Spielzeiten in 203<br />

Vorstellungen 25 Partien gesungen (ohne Berücksichtigung der Gastspiel-Tourneen<br />

des Ensembles). 1888 heiratete sie den Tenor Paul Kalisch (1855-1946), der<br />

ebenfalls an der Metropolitan Oper engagiert war, von dem sie aber später getrennt<br />

lebte. 1891 kam sie nach Berlin zurück <strong>und</strong> konnte trotz des voraufgegangenen<br />

Kontraktbruchs durch Vermittlung Kaiser Wilhelms II. wieder Mitglied der Berliner<br />

Hofoper werden. Der Einfluß, den die große <strong>Sänger</strong>in auf das Musikleben ihrer Zeit<br />

nahm, war außerordentlich. 1897 war sie bei der Damrosch Opera Company in den<br />

USA engagiert, in der Saison 1898-99 sang sie nochmals an der New Yorker<br />

Metropolitan Oper. 1899 feierte man sie an der Covent Garden Oper London als<br />

Norma, als Donna Anna, als Leonore im »Fidelio« <strong>und</strong> als Isolde. 1903 gastierte sie<br />

in Paris, 1909 in Wien als Isolde. <strong>Die</strong> Salzburger Mozart-Feste der Jahre 1901-10,<br />

bei denen sie als <strong>Sänger</strong>in auftrat <strong>und</strong> Regie führte, gingen auf ihre Initiative zurück.<br />

<strong>Die</strong> Stadt Salzburg ernannte sie zu ihrer Ehrenbürgerin. 1909 hörte man sie in Paris<br />

am Théâtre Nouveau in Mozart-Partien unter Reynaldo Hahn. Seit 1926 hielt sie am<br />

Salzburger Mozarteum berühmte Gesangskurse ab. Viele bedeutende <strong><strong>Sänger</strong>innen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Sänger</strong> wurden durch sie ausgebildet, darunter Geraldine Farrar, Olive<br />

Fremstad, Rudolf Laubenthal, Edytha Fleischer, Res Fischer <strong>und</strong> Viorica Ursuleac<br />

Ihre Karriere gehört zu den längsten überhaupt; noch im Alter von 70 Jahren ist sie<br />

aufgetreten, zuletzt nur noch als Liedersängerin. Sie schrieb gesangpädagogische<br />

Anleitungen <strong>und</strong> eine sehr lesenswerte Selbstbiographie »Mein Weg« (Leipzig, 1913;<br />

Neudruck 1977). - Lilli Lehmann gehört zu den größten Gestalten in der Geschichte<br />

der Gesangskunst, unübertroffen in der Universalität ihrer Begabung <strong>und</strong> in dem<br />

tiefen, künstlerischen Ernst, mit dem sie sich jeder Aufgabe widmete.<br />

Lit: L. Andro: »Lilli Lehmann« (Berlin, 1907).<br />

Schallplatten: Von ihrer Stimme existieren zwei wertvolle Serien von Aufnahmen auf<br />

Odeon (Berlin, 1906-07), die unter einem besonderen blauen Etikett herauskamen.<br />

Darunter finden sich auch Duette mit ihrer Nichte Hedwig Helbig (1869-1951), die<br />

ihre Schülerin war.<br />

Lehmann gastierte häufig an den führenden deutschen Opernhäusern, u.a. an den<br />

Hofopern von München <strong>und</strong> Dresden, an den Opern von Leipzig <strong>und</strong> Hamburg. 1880<br />

trat sie an der Hofoper von Budapest auf, 1887 an der Königlichen Oper<br />

Kopenhagen, 1903 am Deutschen Theater Prag. Im Mai 1916 beging sie ihr<br />

50jähriges Bühnenjubiläum an der Berliner Hofoper als Leonore im »Fidelio«. Zu<br />

dem großen Kreis ihrer Schüler gehörten auch Emmy Krüger, Marion Weed, Harriet<br />

Behnne, Leonora Corona, Anna Henneberg, Mitzi Jetzel, Susanne Jicha, Matja<br />

Niessen-Stone, Marie Ekeblad, Walter Kirchhoff, Rudolf Laubenthal, Herman Brag,<br />

Franz Egenieff, Paul Hansen, Augustin Kock. Gerhard Stehmann <strong>und</strong> Marko<br />

Vascovic. - Lit: L.M. Lai: Lilli Lehmann (in »Record Collector«, 1980-81).


Lehmann, Marie, Sopran, * 15.5.1851 Hamburg, �19.12.1931 Berlin; sie war die<br />

jüngere Schwester der berühmten Sopranistin Lilli Lehmann (1848-1929). Ihr Vater<br />

Karl August Lehmann (1805-67) war ein Heldentenor, ihre Mutter, Maria- Theresia<br />

Lehmann-Löw (1809-85) war Sopranistin <strong>und</strong> hatte u.a. am Hoftheater von Kassel<br />

unter dem Dirigenten <strong>und</strong> Komponisten Louis Spohr eine bedeutende <strong>Sänger</strong>karriere<br />

gehabt. Später war sie als Harfenistin im Orchester des Deutschen Theaters in Prag<br />

tätig; dort erzog <strong>und</strong> unterrichtete sie ihre beiden Töchter, nachdem sie sich von Karl<br />

August Lehmann getrennt hatte. Marie Lehmann debütierte 1867 am Opernhaus von<br />

Leipzig als Ännchen im »Freischütz« <strong>und</strong> hatte sogleich großen Erfolg. Sie sang<br />

dann nacheinander am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg <strong>und</strong> am Opernhaus<br />

von Köln, danach 1879-82 am Deutschen Theater Prag. Sie unternahm wie ihre<br />

berühmte Schwester zahlreiche Gastspiele. Ihr Repertoire besaß einen erstaunlichen<br />

Umfang. Obwohl sie von Hause aus einen Koloratursopran besaß, wurde sie eine<br />

hervorragende Wagnersängerin. So sang sie, wie auch ihre Schwester Lilli Lehmann,<br />

bei der ersten Aufführung des Nibelungenrings im Bayreuther Festspielhaus (13.-<br />

17.8.1876) die Partien der Wellg<strong>und</strong>e <strong>und</strong> der Waltraute (in der »Walküre«). Bereits<br />

1872 hatte sie bei der Gr<strong>und</strong>steinlegung des Festspielhauses in Bayreuth das<br />

Sopransolo in Beethovens 9. Sinfonie übernommen. 1881 folgte sie einem Ruf an die<br />

Wiener Hofoper, deren Mitglied sie bis 1896 blieb, <strong>und</strong> wo sie noch bis 1901<br />

gastierte. Sie übernahm dort zuletzt sogar Mezzosopran- <strong>und</strong> Alt-Partien. Sie<br />

verbrachte ihren Ruhestand in Berlin. Wenn Marie Lehmann auch nicht jene<br />

exklusive Stellung unter den <strong><strong>Sänger</strong>innen</strong> ihrer Generation einnehmen konnte wie<br />

ihre berühmte Schwester, so war sie gewiß eine bedeutende Künstlerin. - Ihre<br />

Tochter, Hedwig Helbig (1869-1951), war als Konzertsopranistin<strong>und</strong> als Assistentin<br />

ihrer Tante Lilli Lehmann tätig <strong>und</strong> hat mit dieser zusammen Duette auf Schallplatten<br />

aufgenommen, während von der Stimme von Marie Lehmann keine Aufnahmen<br />

vorhanden sind.<br />

Lehmann war 1867-69 am Opernhaus von Leipzig engagiert, sie pausierte dann zwei<br />

Jahre lang »zur stimmlichen Erholung« <strong>und</strong> setzte ihre Bühnenkarriere 1871-73 am<br />

Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg, 1873-78 am Opernhaus von Köln, 1878-79<br />

am Opernhaus von Breslau, 1879-82 am Deutschen Theater Prag <strong>und</strong> 1882-97 an<br />

der Wiener Hofoper fort. Sie trat als Gast an den Hofopern von Berlin (1874 <strong>und</strong><br />

1877-78), Dresden (1875) <strong>und</strong> München (1885) auf. Bühnenrollen: Königin der Nacht<br />

in der »Zauberflöte«, Konstanze in der »Entführung aus dem Serail«, Donna Elvira<br />

im »Don Giovanni«, Susanna in »Figaros Hochzeit«, Marzelline im »Fidelio«,<br />

Leonore in »Alessandro Stradella« von Flotow, Elsa im »Lohengrin«, Sieglinde in der<br />

»Walküre«, 2. Norn im Nibelungenring, Christine im »Goldenen Kreuz« von I. Brüll,<br />

Rosina im »Barbier von Sevilla«, Adalgisa in »Norma«, Gilda im »Rigoletto«,


Desdemona in Verdis »Othello«, Marguerite de Valois in Meyerbeers »Hugenotten«,<br />

Marguerite im »Faust« von Gounod, später auch die Hexe in »Hänsel <strong>und</strong> Gretel«.<br />

Lammert, Minna, Mezzosopran, * 16.2.1852 Sondershausen in Thüringen, �1921<br />

Berlin; bereits mit zehn Jahren sang sie ein Solo in einem Kirchenkonzert. Nach<br />

Ausbildung ihrer Stimme sang sie 1872 am Hoftheater von Sondershausen als<br />

Debütrolle die Leonore im »Fidelio«. 1873 wurde sie sogleich an die Berliner Hofoper<br />

berufen, an der sie bis 1896 eine große Karriere hatte. Man schätzte sie hier<br />

namentlich als Wagner-Interpretin in Partien wie der Mary im »Fliegenden Holländer«<br />

<strong>und</strong> der Ortrud im »Lohengrin«, aber auch als Azucena im »Troubadour«, als Fides<br />

im »Propheten« von Meyerbeer <strong>und</strong> in vielen anderen Partien. Sie sang dort auch in<br />

der Uraufführung der Opern »<strong>Die</strong> Maccabäer« von A. Rubinstein (11.4.1875) <strong>und</strong><br />

»Turandot« von Theobald Rehbaum (11.4.1888). Sie nahm an den ersten<br />

Bayreuther Festspielen in der Zeit vom 13.-17.8.1876 teil, <strong>und</strong> zwar sang sie die<br />

Roßweiße <strong>und</strong> die Floßhilde im Nibelungenring. (<strong>Die</strong> beiden anderen Rheintöchter<br />

waren die berühmten Schwestern Lilli <strong>und</strong> Marie Lehmann). Nach ihrer Heirat trat die<br />

Sängein auch unter dem Namen Minna Lammert-Tamm auf.<br />

Lammert studierte am Konservatorium von Coburg <strong>und</strong> bei Götze in Leipzig. Weitere<br />

Rollen aus ihrem Bühnenrepertoire waren die Gertrud in »Hans Heiling« von H.<br />

Marschner, die Magdalene in den »Meistersingern«, die Nancy in Flotows »Martha«,<br />

die Irmentraud im »Waffenschmied« von Lortzing, die Margarethe in »<strong>Die</strong> weiße<br />

Dame« von Boieldieu, die Marquise in Donizettis »Regimentstochter« <strong>und</strong> die Karin<br />

in »<strong>Die</strong> Folkunger« von E. Kretschmar. Seit 1878 war sie mit dem Sanitätsrat Dr.<br />

Tamm verheiratet.<br />

Niemann, Albert, Tenor, * 15.1.1831 Erxleben bei Magdeburg, �13.1.1917 Berlin;<br />

sein Vater war Hôtelier in Erxleben. Mit 17 Jahren kam er in eine Maschinenfabrik; er<br />

begann 1849 eine Karriere als Schauspieler <strong>und</strong> Chorsänger bei einer Wanderbühne<br />

in Dessau. Als erste Partie in einer Oper sang er 1851 in Dessau einen der<br />

Hauptleute im »Propheten« von Meyerbeer. Er erhielt dann eine Ausbildung zum<br />

Solisten durch den Hofkapellmeister Friedrich Schneider (der seine Stimme entdeckt<br />

hatte), durch Albert Nusch in Dessau <strong>und</strong> später mit Hilfe eines Stipendiums des<br />

Königs von Hannover durch den berühmten Tenor Gilbert Duprez in Paris. Er sang<br />

nacheinander an den Theatern von Stuttgart, Königsberg, Stettin (1853-54) <strong>und</strong><br />

Hannover (1854-66) <strong>und</strong> wurde dann 1866 durch den Intendanten Botho von Hülsen<br />

an die Königliche Hofoper Berlin verpflichtet. Damit begann seine große<br />

internationale Karriere, die ihm namentlich als Wagner-Tenor Weltruf einbrachte.<br />

Bereits 1861 hatte Richard Wagner, der ihm erstmalig 1859 in Zürich begegnet war,<br />

ihn für die Erstaufführung seines »Tannhäuser« an der Grand Opéra für die<br />

Titelpartie des Werks verpflichtet, die eine seiner Glanzrollen war. Da diese Premiere<br />

am 13.3.1861 mit einem unvorhersehbaren Mißerfolg endete, zog Wagner die Oper<br />

nach drei Vorstellungen zurück. <strong>Die</strong> Leistungen von Albert Niemann fanden jedoch<br />

(namentlich in der Presse) in Paris einstimmige Anerkennung. Bei den ersten<br />

Bayreuther Festspielen übertrug Wagner (dessen Verhältnis zu dem berühmten<br />

<strong>Sänger</strong> nicht ohne Auseinandersetzungen war) ihm die Partie des Siegm<strong>und</strong> in der<br />

»Walküre«, die er am 14.8.1876 sang. 1860 sang er vor Kaiser Napoleon III. von


Frankreich in Baden-Baden, 1864 vor dem bayerischen König Ludwig II. in München;<br />

beide Monarchen waren von seiner Stimme tief beeindruckt. 1882 war er zu Gast am<br />

Her Majesty's Theatre London <strong>und</strong> kreierte hier für England die Rolle des Siegm<strong>und</strong><br />

in der »Walküre«. Gastspiele führten ihn auch an die Hofopern von Wien (1868-86)<br />

<strong>und</strong> München (1864-85), an das Stadttheater von Hamburg (1875-85), an die<br />

Opernhäuser von Riga (1875) <strong>und</strong> Leipzig (1885). 1874 war er der Radames in der<br />

deutschen Erstaufführung von Verdis »Aida« an der Berliner Hofoper. 1886-88 hatte<br />

er sehr große Erfolge an der Metropolitan Oper New York. Er sang hier als<br />

Antrittsrolle den Siegm<strong>und</strong> in der »Walküre« <strong>und</strong> wirkte in den amerikanischen<br />

Erstaufführungen von Wagners »Tristan <strong>und</strong> Isolde« in der Titelpartie (1886 mit Lilli<br />

Lehmann als Isolde, die seine Leistungen als Tristan als »einen unerreichten<br />

Höhepunkt im Musikdrama« bezeichnete) <strong>und</strong> in der »Götterdämmerung« als<br />

Siegfried (1888, wiederum mit Lilli Lehmann, jedoch in einer abgekürzten Fassung<br />

der Oper ohne die Szenen der Nornen <strong>und</strong> der Waltraute) mit. Er sang im Januar<br />

1888 an der Metropolitan Oper auch in der amerikanischen Erstaufführung der Oper<br />

»Fernand Cortez« von Spontini den Cortez, dazu als weitere Partien den<br />

Tannhäuser, den Lohengrin, den Florestan, den Eleazar in »La Juive« von Halévy<br />

<strong>und</strong> den Titelhelden im »Propheten« von Meyerbeer. Seine großen Rollen außerhalb<br />

des Wagner-Repertoires waren der Masaniello in »La muette de Portici« von Auber,<br />

der Eleazar in »La Juive« von Halévy, der Johann von Leiden in Meyerbeers<br />

»Prophet«, die Titelrollen in Gounods »Faust«, »Fra Diavolo« von Auber <strong>und</strong> in<br />

»Robert le Diable« von Meyerbeer. Bis 1888 blieb er Mitglied der Berliner Hofoper<br />

(Bühnenabschied 1888 als Tristan) <strong>und</strong> wirkte später als Pädagoge in Berlin. Nach<br />

seinem Rücktritt von der Bühne trat er noch weiter als Konzert- <strong>und</strong> vor allem als<br />

Liedersänger auf, so u.a. 1888 in London. Man schätzte ihn namentlich als<br />

Interpreten der Lieder von Robert Schumann. 1892 erschien er zusammen mit Rosa<br />

Sucher in Berlin in einer konzertanten Aufführung des 1. Aktes »Walküre«. 1909<br />

sang er am Berliner Schauspielhaus in einer Aufführung von »Wallensteins Lager«<br />

das Reiterlied. Sein interessanter Briefwechsel mit Richard Wagner wurde 1924<br />

veröffentlicht. - In erster Ehe war er seit 1859 mit der berühmten Schauspielerin<br />

Marie Seebach (1830-97) verheiratet, von der er sich aber wieder trennte; aus dieser<br />

Ehe stammte ein Sohn, Oscar Niemann (1862-94), der als Tenor eine bedeutende<br />

Karriere begonnen hatte, aber bereits 1894 starb. In zweiter Ehe war er mit der<br />

Schauspielerin Hedwig Niemann Raabe (1844-1905) verheiratet.<br />

Lit.: K. Wagner: »Albert Niemann als Wagner-Darsteller« (Dissertation, München,<br />

1954); A. Sternfeld: »Albert Niemann« (Berlin, 1904).<br />

Niering, Joseph, Baß, * 22.11.1835 Köln, �27.6.1891 Frankfurt a.M.; er ergriff<br />

zuerst den Beruf eines Volksschullehrers, studierte dann aber Gesang <strong>und</strong> debütierte<br />

1860 am neu gegründeten Deutschen Opernhaus in Rotterdam als Antonio in<br />

»Figaros Hochzeit«. Er sang nachfolgend an den Opernhäusern von Breslau <strong>und</strong><br />

Danzig (1869-72) <strong>und</strong> war 1873-77 am Hoftheater von Darmstadt engagiert.<br />

Nachdem er während der Saison 1877-78 am Stadttheater von Bremen aufgetreten<br />

war, wurde er 1878 an das Opernhaus von Frankfurt a.M. berufen. Hier sang er am<br />

20.10.1880 in der Galavorstellung zur Eröffnung des neu erbauten Opernhauses den<br />

Commendatore im »Don Giovanni« von Mozart, bereits 1879 in der Uraufführung der<br />

Oper »Robin Hood« von Albert <strong>Die</strong>trich. Man bew<strong>und</strong>erte seinen groß


dimensionierten, tiefen Baß vor allem im Wagner-Repertoire. Richard Wagner<br />

schätzte den <strong>Sänger</strong> sehr <strong>und</strong> übertrug ihm bei den ersten Bayreuther Festspielen<br />

1876 die Partie des H<strong>und</strong>ing in der »Walküre«. Weitere große Partien des Künstlers<br />

waren der Landgraf im »Tannhäuser«, der König Heinrich im »Lohengrin«, der<br />

Hagen in der »Götterdämmerung«, der Sarastro in der »Zauberflöte« <strong>und</strong> der Kaspar<br />

im »Freischütz« von Weber. 1882 nahm er an der Frankfurter Oper an der<br />

Uraufführung von Wilhelm Hills Oper »Alona« teil. 1889 nahm er von der Bühne<br />

Abschied, starb aber bereits zwei Jahre später in Frankfurt.<br />

Schefsky, Josephine, Mezzosopran/Sopran, * 1843, �11.11.1912 München; sie<br />

debütierte 1868 an der Münchener Hofoper als Titelheld in Glucks »Orpheus«. Sie<br />

hatte an der Münchner Oper eine glänzende Karriere, wobei sie durch den<br />

bayerischen König Ludwig II. gefördert wurde, als dessen Favoritin sie galt. 1877<br />

kreierte sie in der Münchner Erstaufführung von Verdis »Aida« die Partie der<br />

Amneris. Bei den ersten Bayreuther Festspielen des Jahres 1876 wirkte sie in der<br />

Gesamtaufführung des Ring-Zyklus mit; sie sang dabei die Sieglinde in der<br />

»Walküre« <strong>und</strong> eine der Nornen in der »Götterdämmerung« (am 17.8.1876, zugleich<br />

Uraufführung dieser Oper). 1882 war sie am Drury Lane Theatre London zu Gast;<br />

hier sang sie in der englischen Erstaufführung der »Meistersinger« die Magdalene<br />

unter der Leitung von Hans Richter. 1883 gab sie ihr Münchner Engagement auf.<br />

1883-84 sang sie am Stadttheater von Straßburg <strong>und</strong> gastierte an der Wiener<br />

Hofoper. Auch in Berlin <strong>und</strong> in Frankfurt a.M. ist sie gastweise aufgetreten. Aus ihrem<br />

Bühnenrepertoire sind hervorzuheben: die Fides im »Propheten« von Meyerbeer, der<br />

Orpheus in der Oper gleichen Namens von Gluck, die Azucena in Verdis<br />

»Troubadour«, die Gertrude in »Hamlet« von Thomas, die Frau Reich in den<br />

»Lustigen Weibern von Windsor« von Nicolai <strong>und</strong> die Maddalena in Verdis<br />

»Rigoletto«. Auch als Konzertsängerin war sie hoch angesehen. <strong>Die</strong> Schreibweise<br />

ihres Familiennamens kommt auch in der Form Schefzky vor.<br />

Materna, Amalie, Sopran, * 10.7.1844 St. Georgen in der Steiermark, �18.1.1918<br />

Wien; ihr Vater, der Schullehrer war, starb früh. Sie wurde durch ihren älteren Bruder,<br />

der ebenfalls Lehrer in dem Dorf St. Peter in der Steiermark war, erzogen <strong>und</strong> wuchs<br />

in ärmlichen Verhältnissen heran. Sie erhielt ersten Gesangunterricht in Graz. 1865<br />

debütierte sie als Soubrette am Thaliatheater in Graz in der Operette »Leichte<br />

Kavallerie« von Franz von Suppé. Bald darauf heiratete sie den Volksschauspieler<br />

<strong>und</strong> Operettensänger Karl Friedrich (�1892); sie führte seitdem auch den Namen<br />

Amalie Friedrich-Materna. Sie trat weiter in Operettenrolen auf <strong>und</strong> wechselte an das<br />

Wiener Carl-Theater, an das man sie <strong>und</strong> ihren Gatten verpflichtet htte. Nachdem<br />

man ihre Eignung für das dramatische Sopranfach erkannt hatte, nahm sie nach<br />

kurzem Studium bei dem Hofkapellmeister Proch ein Engagement an der Wiener<br />

Hofoper an, wo sie 1869 als Selika in Meyerbeers »Africaine« debütierte. Sie wurde<br />

in Wien die Nachfolgerin der großen Louise Dustmann <strong>und</strong> blieb bis zu ihrem<br />

Abschied von der Bühne 1894 die gefeierte erste dramatische Sopranistin dieses<br />

großen Opernhauses. Sie wandte sich bald dem Wagner-Gesang zu. Richard<br />

Wagner, der sie in Wien kennenlernte, schätzte ihre Interpretation seiner Partien<br />

besonders hoch ein <strong>und</strong> bestimmte sie für die Rolle der Brünnhilde in den ersten<br />

Aufführungen des Nibelungenrings bei den Bayreuther Festspielen von 1876. Sie<br />

sang diese Partie in der »Walküre« (14.8.1876), im »Siegfried« (16.8.1876) <strong>und</strong> in<br />

der »Götterdämmerung« (17.8.1876), wobei die beiden letztgenannten Opern


zugleich ihre Uraufführung erlebten. 1877 trat sie in der Londoner Albert Hall in<br />

glanzvollen Wagner-Konzerten auf. Am 26.7.1882 kreierte sie in Bayreuth die K<strong>und</strong>ry<br />

in der Uraufführung des »Parsifal«, die sie dann bis 1891 in Bayreuth vortrug. 1884-<br />

85 trat sie an der Metropolitan Ooper New York auf (Debüt als Elisabeth im<br />

»Tannhäuser«). Sie sang dort die Rachel in »La Juive« von Halévy, die Valentine in<br />

den »Hugenotten« von Meyerbeer <strong>und</strong> 1885 die Brünnhilde in der Premiere der<br />

»Walküre«. Sie trat als Gast an den großen Opernhäusern in Österreich <strong>und</strong><br />

Deutschland auf, u.a. in Frankfurt a.M., in Dresden <strong>und</strong> Berlin. 1881-83 nahm sie an<br />

der Europa-Tournee mit Angelo Neumanns reisendem Wagner-Theater teil, 1887 an<br />

einer Tournee durch Spanien <strong>und</strong> Portugal. Sie absolvierte Gastspiele in Rotterdam<br />

(1886), Paris (1889 <strong>und</strong> 1894), Budapest, Brünn (Brno) <strong>und</strong> am Deutschen Theater<br />

Prag (1875). 1894 unternahm sie mit der Damrosch Opera Company eine<br />

Nordamerika-Tournee, bei der sie ihre großen Wagner-Partien zum Vortrag brachte.<br />

Sie verabschiedete sich am 30.12.1894 als Brünnhilde in der »Götterdämmerung«<br />

von ihrem Wiener Publikum, das sie ungewöhnlich verehrte. Am 10.3.1875 hatte sie<br />

an der Wiener Hofoper die Titelheldin in der Uraufführung der »Königin von Saba«<br />

von Goldmark kreiert; am 19.11.1886 wirkte sie dort in einer weiteren Opern-<br />

Uraufführung eines Werks dieses Meisters, »Merlin«, mit. Nach Beendigung ihrer<br />

Karriere arbeitete sie zuerst in Graz, dann in Wien auf pädagogischem Gebiet, geriet<br />

jedoch zeitweilig in große wirtschaftliche Not. 1913 trat sie nochmals, jetzt fast 70<br />

Jahre alt, in Wien in einem Konzert zum 100. Geburtstag von Richard Wagner auf<br />

<strong>und</strong> sang den Monolog der K<strong>und</strong>ry. - Ihre voluminöse, in ihrer dramatischen Kraft<br />

nahezu unerschöpfliche Stimme galt als Vorbild für eine ganze Generation von<br />

<strong><strong>Sänger</strong>innen</strong>. Sie war eine der größten Wagner-<strong><strong>Sänger</strong>innen</strong> ihrer Generation. Vier<br />

Wochen vor seinem Tod schrieb Richard Wagner aus Venedig an sie: »Haben Sie<br />

Dank für ihre große <strong>und</strong> grandiose Natur, die wie ein erfülltes Bedürfnis in mein<br />

Leben getreten ist, - Gott, wenn ich der letzten K<strong>und</strong>ry-Abende gedenke: Adieu:<br />

Liebe, Gute, Beste« - Auch ihre Nichte Hedwig Materna (* 1871) hatte eine<br />

erfolgreiche <strong>Sänger</strong>karriere.<br />

1877 kreierte Materna für Wien die Brünnhilde in der »Walküre«, 1878 im<br />

»Siegfried«. Sie sang 1881 in den Aufführungen des Nibelungnrings am Berliner<br />

Victoria-Theater unter Angelo Neumann ebenfalls die Brünnhilde. Weitere<br />

Bühnenpartien der <strong>Sänger</strong>in waren die Leonore im »Fidelio«, die Aida wie die<br />

Amneris in Verdis »Aida«, die Titelrollen in »Armida« von Gluck <strong>und</strong> in »Medea« von<br />

Cherubini, die Fides im »Propheten« von Meyerbeer <strong>und</strong> die Amelia in Verdis<br />

»Simon Boccanegra«. Sie fand ihre letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab auf dem<br />

Wiener Zentralfriedhof.


Wagner-Jachmann, Johanna, Sopran/Alt, * 13.10.1826 Lohnde bei Hannover, �<br />

16.10.1894 Würzburg; sie war die illegitime Tochter der Opernsängerin <strong>und</strong><br />

Schauspielerin Lisette Gollmann <strong>und</strong> eines hannoveranischen Leutnants namens<br />

Bock von Wülfingen. (Ihre Mutter, die 1814-20 am Hoftheater von Mannheim<br />

engagiert war <strong>und</strong> dort Sopranpartien, u.a. die Amazili in Spontinis »Fernand<br />

Cortez«, sang, war nicht mit der <strong>Sänger</strong>in Christine Gollmann verwandt). Sie wurde<br />

von dem Opernsänger Albert Wagner (1799-1874), dem Bruder Richard Wagners,<br />

adoptiert. Sie stand schon 1832 erstmals in einer Kinderrolle auf der Bühne. Sie<br />

schwankte zunächst, ob sie Schauspielerin oder <strong>Sänger</strong>in werden sollte, entschied<br />

sich dann aber für die Karriere einer Opernsängerin. 1841 debütierte sie am<br />

Hoftheater von Ballenstedt als Page Urbain in den »Hugenotten« von Meyerbeer;<br />

1843 sang sie in Naumburg. Als Richard Wagner sie in der Partie der Myrrha in »Das<br />

unterbrochene Opferfest« von Winter hörte, empfahl er sie an die Dresdner Hofoper,<br />

deren Kapellmeister er seit 1842 war. 1844 wurde sie an die Hofoper von Dresden<br />

verpflichtet, wo sie als Antrittsrolle die Irma in »Maurer <strong>und</strong> Schlosser« (»Le Maçon«)<br />

von Auber übernahm. Dort sang sie am 19.10.1845 in der Uraufführung von Richard<br />

Wagners »Tannhäuser« die Elisabeth, während Joseph Tichatschek den Titelhelden<br />

<strong>und</strong> die berühmte Wilhelmine Schröder-Devrient die Venus kreierten. Richard<br />

Wagner hatte diese Partie mit ihr einstudiert <strong>und</strong> wollte die Uraufführung an ihrem 19.<br />

Geburtstag durchführen, was aber durch die Erkrankung eines <strong>Sänger</strong>s verhindert<br />

wurde. Sie ging dann 1846 zu einem nochmaligen Studium nach Paris <strong>und</strong> war dort<br />

Schülerin von Giulio Marco Bordogni <strong>und</strong> von Pauline Viardot-Garcia. In Dresden<br />

hatte sie ihre großen Erfolge als Agathe im »Freischütz«, als Iphigenie in »Iphigenie<br />

in Aulis« von Gluck, als Titelheldin in »Johanna d'Arc« von Johann Hoven, als<br />

Baronin im »Wildschütz« von Lortzing <strong>und</strong> als Konradin in der gleichnamigen Oper<br />

von F. Hiller. Nach ihrer Rückkehr von Paris fügte sie die Norma von Bellini <strong>und</strong> die<br />

Valentine in den »Hugenotten« von Meyerbeer in ihr Repertoire ein. 1848 verließ sie<br />

Dresden <strong>und</strong> nahm ein Engagement an der Hamburger Oper (Stadttheater) an,<br />

1850-61 war sie dann ein hoch angesehenes Mitglied der Berliner Hofoper, wo sie<br />

u.a. 1854 in der Premiere von Heinrich Dorns Oper »<strong>Die</strong> Nibelungen«, 1856 in der<br />

Uraufführung von »Ein Tag in Rußland«, gleichfalls einem Werk von Heinrich Dorn,<br />

1857 in der der Oper »Macbeth« von W. Taubert mitwirkte. 1856 gastierte sie am Her<br />

Majesty's Theatre London. 1859 heiratete sie den preußischen Landrat Jachmann<br />

<strong>und</strong> sang nun unter dem Namen Johanna Wagner-Jachmann. 1852 sollte sie ein<br />

Gastspiel an der Covent Garden Oper London geben, doch wurde dies durch den<br />

Impresario des Her Majesty's Theatre Benjamin Lumley verhindert. 1856 gastierte sie<br />

dann am Her Majesty's Theatre als Romeo in »I Capuleti ed I Montecchi« von Bellini,<br />

in der Titelpartie von Rossinis »Tancredi« <strong>und</strong> als Lucrezia Borgia in Donizettis<br />

gleichnamiger Oper. 1861 verlor sie plötzlich ihre Stimme <strong>und</strong> war in dem nun<br />

folgenden Jahrzehnt eine gerühmte Schauspielerin. In den Jahren um 1870 kehrte<br />

jedoch ihre Stimme wieder zurück, <strong>und</strong> sie sang am 22.5.1872 bei der<br />

Gr<strong>und</strong>steinlegung des Wagner-Festspielhauses in Bayreuth das Altsolo in der 9.<br />

Sinfonie von Beethoven, so wie sie dies 26 Jahre zuvor in der berühmten Dresdner<br />

Aufführung am Palmsonntag 1846 unter der Leitung Richard Wagners getan hatte.<br />

An den ersten Bayreuther Festspielen von 1876 nahm sie nochmals teil <strong>und</strong> sang<br />

hier die Partien der Schwertleite <strong>und</strong> der ersten Norn. Wahrscheinlich hatte Richard<br />

Wagner an ihre Stimme gedacht, als er die Partie der Brünnhilde im Nibelungenring<br />

komponierte. 1882-84 wirkte sie als Pädagogin in München, verlegte dann aber ihre<br />

Tätigkeit wieder nach Berlin. Ihr Sohn Hans Jachmann schrieb »Richard Wagner <strong>und</strong><br />

seine erste Elisabeth« (1925).


an der Berliner Hofoper war sie auch als Fides im »Propheten« von Meyerbeer<br />

erfolgreich. Sie sang die Elisabeth im »Tannhäuser« (1856) <strong>und</strong> die Ortrud im<br />

»Lohengrin« (1859) in den Premieren dieser Wagner- Opern an der Berliner Hofoper.<br />

Reicher-Kindermann, Hedwig, Mezzosopran/Sopran, * 15.7.1853 München, �<br />

2.6.1883 Triest; sie war die Tochter des berühmten Baritons <strong>und</strong> Wagnersängers<br />

August Kindermann (1817-91) <strong>und</strong> schlug wie ihre Schwestern Marie Kindermann<br />

<strong>und</strong> Franziska Kindermann <strong>und</strong> ihr Bruder August Kindermann jr. die <strong>Sänger</strong>laufbahn<br />

ein. Sie studierte bei ihrem Vater sowie in Wien <strong>und</strong> Hamburg. Sie fing ihre<br />

Bühnentätigkeit als Choristin an der Hofoper von München an <strong>und</strong> debütierte dann<br />

1871 als Solistin am Hoftheater von Karlsruhe. Im gleichen Jahr hatte sie ihren<br />

ersten aufsehenerregenden Erfolg an der Münchner Hofoper als Gräfin im<br />

»Wildschütz« von Lortzing <strong>und</strong> blieb dort bis 1877. 1875 hatte sie auch große Erfolge<br />

als Operettensängerin am Theater am Gärtnerplatz in München. Bei den ersten<br />

Bayreuther Festspielen wirkte sie in der Uraufführung des gesamten Ring-Zyklus<br />

(13.-17.8.1876) in den Partien der Erda (in der sie für die erkrankte Luise Jaide<br />

einsprang) <strong>und</strong> der Grimgerde mit. 1877-78 sang sie am Stadttheater (Opernhaus)<br />

von Hamburg. 1878-80 war sie an der Wiener Hofoper tätig, wo sie vornehmlich das<br />

italienische Repertoire sang; auch an der Berliner Hofoper <strong>und</strong> am Hoftheater von<br />

Wiesbaden trat sie sehr erfolgreich auf. 1880 kam sie nach Leipzig <strong>und</strong> wurde von<br />

Angelo Neumann für sein reisendes Wagner-Theater verpflichtet, mit dem sie große<br />

Gastspielreisen durch Europa unternahm. 1882 wirkte sie am Her Majesty's Theatre<br />

London mit diesem Ensemble, dessen eigentliche Primadonna sie war, in der ersten<br />

englischen Gesamtaufführung des Ring-Zyklus in der Partie der Fricka mit. Sie ging<br />

dann zum Sopranfach über <strong>und</strong> wurde in hochdramatischen <strong>und</strong> Wagner- Partien,<br />

vor allem als Isolde im »Tristan« <strong>und</strong> als Brünnhilde im Nibelungenring, berühmt. <strong>Die</strong><br />

zuletzt genannte Partie sang sie bei der zweiten vollständigen Aufführung des Ring-<br />

Zyklus in London 1882. Ihr Repertoire enthielt sowohl Partien aus dem Mezzosopranwie<br />

aus dem dramatischen Sopranfach <strong>und</strong> besaß daher einen großen Umfang. Als<br />

ihre bedeutendsten Kreationen galten der Titelheld im »Orpheus« von Gluck, die<br />

Fides im »Propheten« von Meyerbeer, die Leonore im »Fidelio«, die Agathe im<br />

»Freischütz«, die Pamina in der »Zauberflöte«, die Brünnhilde <strong>und</strong> die Fricka in den<br />

Opern des Ring-Zyklus. <strong>Die</strong> große Künstlerin, die mit dem Schauspieler Emanuel<br />

Reicher (1849-1924) verheiratet war, erkrankte im Sommer 1883 während einer<br />

abermaligen Gastspielreise mit Neumanns Wagnerbühne plötzlich schwer. Sie<br />

suchte Heilung in Italien, starb aber wenige Wochen später, erst dreißig Jahre alt, in<br />

Triest.<br />

Sie besaß eine große, zu erregender Dramatik fähige Stimme; Neumann nannte sie<br />

»die größte dramatische <strong>Sänger</strong>in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts«.<br />

1875 sang sie den Orlowsky in der Münchner Premiere der »Fledermaus«; in Berlin<br />

gastierte sie als Pamina in der »Zauberflöte« <strong>und</strong> als Agathe im »Freischütz«. 1877<br />

sang sie als Antrittsrolle am Stadttheater (Opernhaus) von Hamburg den Orpheus<br />

von Gluck, in Leipzig die Fricka im Nibelungenring (die sie 1881 am Berliner Victoria-<br />

Theater unter Angelo Neumann wiederholte), 1882 die Isolde in der Leipziger<br />

Premiere des »Tristan«, dann auch die Ortrud im »Lohengrin« <strong>und</strong> die Eglantine in<br />

»Euryanthe« von Weber.


Gura, Eugen, Baß-Bariton, * 8.11.1842 Pressern bei Saatz (Zatek) in Böhmen, �<br />

26.8.1906 Aufkirchen am Starnberger See. Er war der Sohn eines Volksschullehrers<br />

<strong>und</strong> wollte ursprünglich Maler werde. Er besuchte die Münchner Kunstakademie; dort<br />

wurde seine Stimme entdeckt, als er bei der Dilettanten-Aufführung einer<br />

Ritterkomödie ein Lied sang. Er konnte nur unter großen Schwierigkeiten zur<br />

Ausbildung seiner Stimme kommen; er studierte schließlich in Wien <strong>und</strong> bei Franz<br />

Hauser in München Gesang. 1865 kam es zu seinem Bühnendebüt an der Hofoper<br />

von München im »Waffenschmied« von Lortzing. Es schlossen sich Engagements an<br />

den Opernhäusern von Breslau (1867-70), Leipzig (1871-76, Antrittsrollen: Wolfram<br />

im »Tannhäuser« <strong>und</strong> Wilhelm Tell von Rossini) <strong>und</strong> Hamburg (1873-83) an. Dann<br />

wirkte er 1883-96 an der Hofoper von München. Er galt, vor allem für den Bereich<br />

des Wagner-Gesangs, als einer der bedeutendsten Künstler seiner Generation. Bei<br />

den ersten Bayreuther Festspielen im Jahre 1876 sang er den Donner im<br />

»Rheingold« <strong>und</strong> den Gunther in der »Götterdämmerung« (bei dieser Aufführung am<br />

17.8.1876 handelte es sich gleichzeitig um die Uraufführung der<br />

»Götterdämmerung«, während »Rheingold« bereits 1869 in München uraufgeführt<br />

worden war). Bei späteren Festspielen in Bayreuth sang er dort bis 1896 auch den<br />

König Marke im »Tristan« <strong>und</strong> den Hans Sachs in den »Meistersingern«. 1882 war er<br />

als Gast am Drury Lane Theatre London zu hören; hier sang er wieder den Marke<br />

<strong>und</strong> den Hans Sachs in den englischen Erstaufführungen der beiden Wagner-Opern<br />

»Tristan <strong>und</strong> Isolde« <strong>und</strong> »<strong>Die</strong> Meistersinger von Nürnberg«. In der gleichen Saison<br />

trat er am Drury Lane Theatre auch als Lysiart in »Euryanthe« von Weber auf. Am<br />

19.10.1887 sang er in München in der Uraufführung der Oper »Faust« von Heinrich<br />

Zöllner die Titelrolle. Neben seinem Wirken auf der Bühne war er ein hoch<br />

angesehener Konzert- <strong>und</strong> vor allem Liedersänger. Sein Vortrag der Balladen von<br />

Karl Loewe galt als klassisch. Er setzte sich in besonderer Weise für das<br />

Liedschaffen des damals noch weitgehend unbekannten Hugo Wolf ein. Er gab unter<br />

dem Titel »Erinnerungen aus meinem Leben« (1905) eine Autobiographie heraus.<br />

Sein Sohn Hermann Gura (1870-1944) war wie sein Vater ein bekannter Bariton,<br />

Opernsänger <strong>und</strong> -direktor. Dessen Gattin, Annie Gura-Hummel (1884-1964) war,<br />

wie auch die Tochter aus dieser Ehe Anita Gura (1911-78), eine geschätzte<br />

Sopranistin. Ein zweiter Sohn von Eugen Gura, Eugen Gura jr. (1869-1940) wurde<br />

ein angesehener Schauspieler.<br />

Lit.: R. Quoika: »Eugen Gura« (1968).<br />

bei den Festspielen von Bayreuth sang er 1886 den Amfortas im »Parsifal«, 1886-92<br />

den König Marke im »Tristan«, 1889 <strong>und</strong> 1892 den Hans Sachs in den<br />

»Meistersingern«. 1892 übernahm er in München in der Uraufführung der Oper<br />

»Gringoire« von Ignaz Brüll die Titelrolle. Er gastierte an der Hofoper von Dresden,<br />

an den Hoftheatern von Mannheim <strong>und</strong> Weimar <strong>und</strong> am Stadttheater von Basel. Er<br />

nahm im August 1901 in München seinen offiziellen Bühnenabschied als Hans<br />

Sachs in der Eröffnungsvorstellung des Prinzregententheaters; 1902 gab er in<br />

München einen letzten Liederabend. Zu seinen großen Bühnenrollen gehörten aucb<br />

der Figaro in »Figaros Hochzeit«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Hans Heiling<br />

in der gleichnamigen Oper <strong>und</strong> der Aubry im »Vampyr« von H. Marschner, der<br />

Telram<strong>und</strong> im »Lohengrin«, der Wolfram im »Tannhäuser«, der Werner Kirchhofer im<br />

»Trompeter von Säckingen« <strong>und</strong> der Hunold im »Rattenfänger« von V. Nessler, der<br />

Abu Hassan im »Barbier von Bagdad« von P. Cornelius, der Petrucchio in »Der


Widerspenstigen Zähmung« von H. Goetz, der König Salomon in Goldmarks<br />

»Königin von Saba«, der Rigoletto, der Wilhelm Tell von Rossini, der Jago im<br />

»Othello« <strong>und</strong> der Titelheld im »Falstaff« von Verdi sowie der Mephisto im »Faust«<br />

von Gounod.<br />

Koegel, Josef, Baß, * 18.3.1836 Niederrieden in Bayern, �1.1.1899 Blankenburg<br />

am Harz (Thüringen); er übte zunächst den Beruf eines Lehrers aus, studierte dann<br />

Gesang bei Franz Hauser in München <strong>und</strong> debütierte 1863 an der Münchner Hofoper<br />

als Komtur im »Don Giovanni«. 1863-66 war er am Theater von Regensburg, 1866-<br />

67 am Hoftheater von Darmstadt, 1867-68 in Basel <strong>und</strong> 1868-71 in Mannheim<br />

engagiert. Seine großen Erfolge kamen bei seinem Wirken am Stadttheater<br />

(Opernhaus) von Hamburg in den Jahren 1871-84 zustande, das damals unter der<br />

Direktion von Bernhard Pollini eine besondere Glanzzeit durchlebte. Er sang dort<br />

Partien wie den Bertram in »Robert le Diable« von Meyerbeer, den Zacharias im<br />

»Propheten« vom gleichen Komponisten, den Oroveso in Bellinis »Norma«, den<br />

Jakob in »Joseph« von Méhul, den Landgrafen im »Tannhäuser« <strong>und</strong> weitere<br />

Wagner-Rollen. 1882 gastierte er mit dem Hamburger Ensemble am Drury Lane<br />

Theatre London in den »Meistersingern« in der englischen Erstaufführung dieser<br />

Oper unter Hans Richter wie auch als König Heinrich im »Lohengrin«. 1884-85 war<br />

er an der Metropolitan Oper New York engagiert, wo er in der Premiere der<br />

»Walküre« mitwirkte. Seine Gattin, die Altistin Minna Koegel-Borrée (* 8.12.1846<br />

Elbingerode, �18.9.1890 Gauting bei München), sang 1868-73 am Opernhaus von<br />

Leipzig, 1876-77 am Deutschen Theater Prag <strong>und</strong> 1877-84 sehr erfolgreich mit ihm<br />

zusammen am Stadttheater Hamburg.<br />

er debütierte an der Metropolitan Oper New York 1884 als Landgraf im<br />

»Tannhäuser« <strong>und</strong> trat dort insgesamt in 11 Partien auf, u.a. als Commendatore im<br />

»Don Giovanni«, als Rocco im »Fidelio«, als Kaspar im »Freischütz«, als Kardinal in<br />

»La Juive« von Halévy, als H<strong>und</strong>ing in der »Walküre« (13mal), als Sparafucile im<br />

»Rigoletto« <strong>und</strong> als Pietro in »La Muette de Portici« von Auber.<br />

Koegl als Hagen<br />

Weckerlin, Mathilde, Sopran, * 5.6.1848 Sigmaringen, �18.7.1928 Pöcking am<br />

Starnberger See; sie war die Tochter eines Hohenzoller'schen Beamten. <strong>Die</strong><br />

Ausbildung ihrer Stimme erfolgte durch den berühmten Pädagogen Julius<br />

Stockhausen. Sie begann ihre Karriere 1868 am Hoftheater von Dessau, dem sie<br />

drei Jahre lang angehörte. 1871-76 war sie am Hoftheater von Hannover tätig <strong>und</strong><br />

wurde dann 1876 an die Münchner Hofoper verpflichtet. Im gleichen Jahr wirkte sie


ei den ersten Bayreuther Festspielen in den Tagen vom 13.-17.8.1876 in der ersten<br />

Gesamtaufführung des Nibelungenrings mit. Dabei sang sie in der Uraufführung der<br />

»Götterdämmerung« am 17.8.1876 die Partie der Gutrune. 1877 heiratete sie den<br />

Dirigenten <strong>und</strong> Pianisten Hans Bußmeyer (1853-1930). Neben Wagner-Partien (Elsa<br />

im »Lohengrin«, Senta im »Fliegenden Holländer«, Sieglinde in der »Walküre«)<br />

gipfelte ihr weitreichendes Repertoire in Rollen wie der Norma, der Aida (die sie 1877<br />

in der Münchner Premiiere der Oper sang), der Leonore im »Fidelio« <strong>und</strong> der<br />

Titelheldin in »Armida« von Gluck. Sie wirkte u.a. an der Münchner Oper in der<br />

Uraufführung von »Faust«, einer Oper von Heinrich Zöllner, mit (19.10.1887). 1896<br />

gab sie ihre Karriere auf <strong>und</strong> wurde zum Ehrenmitglied der Münchner Hofoper<br />

ernannt; als Abschiedsrolle sang sie dort die Donna Anna im »Don Giovanni«. Sie<br />

verbrachte ihren Ruhestand in Pöcking am Starnberger See. Sie ist auch unter dem<br />

Namen Mathilde Weckerlin-Bußmeyer aufgetreten.<br />

H<strong>und</strong>ings Hütte Brünnhilde <strong>und</strong> Gutrune<br />

Quellen:<br />

Komplette Ausgabe der Ring-Textbücher, gesammelt herausgegeben anläßl. der<br />

Eröffnung des Bayreuther Festspielhauses.<br />

BATKA, RICHARD: Richard Wagner. Zweite, verbesserte Auflage. Bln., Schles.<br />

Verlagsanstalt © 1919.<br />

BAUER, HANS-J.: Richard Wagner Lexikon. Bergisch Gladbach, Lübbe 1988.<br />

Umfangreiche Sammlung von Original-Programmen der Bayreuther Festspiele.<br />

BENEDICT, C.S.: Über die Inszenierung der Werke Richard Wagners. Gsell 1952.<br />

BÜHNENFESTSPIELE BAYREUTH 1892: Ankündigung <strong>und</strong> Verzeichnis der<br />

Mitwirkenden.<br />

DONINGTON, ROBERT: Wagner's "Ring" and its Symbols. The Music and the Myth<br />

[engl.]. Ldn., Faber & Faber 1976.<br />

KUTSCH K:J:/RIEMENS Leo: Grosses <strong>Sänger</strong>lexikon, Bände 1 � 5, K.G. Saur-<br />

Verlag

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