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Ausbildungspatenschaften - In Via

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Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

3<br />

<strong>In</strong>halt<br />

1. Vorwort<br />

2. Ausgangslage: Krise des Ausbildungsstellenmarktes und die Entstehung von<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong>.<br />

3. Verbreitung von Ausbildungspatenschaftsprojekten .<br />

4. Beschreibung und Analyse der unterschiedlichen Praxismodelle der<br />

ehrenamtlichen <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> für Jugendliche<br />

4.1 Umfang und Ausdifferenzierungsgrad<br />

4.1.1 Empfehlung für die Gestaltung von Umfang und Ausdifferenzierungsgrad<br />

4.2 Vermittlung der Patenschaft und <strong>In</strong>teraktion zwischen Pat<strong>In</strong>nen und<br />

Jugendlichen<br />

4.2.1 Vermittlungsprozess der Jugendlichen an die Pat<strong>In</strong>nen und Kontaktaufnahme<br />

4.2.2 Freiwilligkeit und Vertraulichkeit<br />

4.2.3 Häufigkeit und Dauer der Treffen<br />

4.2.4 Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />

4.2.5 Einbeziehung der Eltern<br />

4.2.6 Empfehlung für die Vermittlung der Patenschaften und für die Gestaltung der<br />

<strong>In</strong>teraktion zwischen Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />

4.3 Zielgruppe der Jugendlichen und Rekrutierung „Patenkind“<br />

4.3.1 Empfehlung für die Wahl der Zielgruppe der Jugendlichen<br />

4.4 Rekrutierung der Ehrenamtlichen<br />

4.4.1 Kontaktaufnahme mit potentiellen Paten und Patinnen<br />

4.4.2 Zielgruppen, in denen Pat<strong>In</strong>nen gesucht werden<br />

4.4.3 Empfehlung für die Rekrutierung der Ehrenamtlichen<br />

4.5 Begleitung der Ehrenamtlichen<br />

4.5.1 Beratungsnetzwerk<br />

4.5.2 Gemeinsame Treffen der Ehrenamtlichen<br />

4.5.3 Qualifizierungsangebote für Pat<strong>In</strong>nen<br />

4.5.4 Aufwandsentschädigung / Tätigkeitsnachweise / Versicherungen<br />

4.5.5 Empfehlung für die Begleitung der Ehrenamtlichen<br />

4.6 Projektstruktur<br />

4.6.1 Projektträger<br />

4.6.2 Kooperationspartner<strong>In</strong>nen: <strong>In</strong>stitutionen, Organisationen, Betriebe<br />

4.6.3 Arbeitsteilung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen<br />

4.6.4 Finanzierung / Fördermöglichkeiten<br />

4.6.5 Kontinuität<br />

4.6.6 Empfehlung für die Gestaltung und Projektstruktur<br />

4.7 Schwerpunkte der Zielsetzung.<br />

4.7.1 Empfehlung für die Schwerpunktsetzung<br />

4.8 Erfolge<br />

4.8.1 Empfehlung für die Beurteilung des Erfolgs von<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

5. Bedeutung für die katholische Jugendsozialarbeit .<br />

6. Beispiele für einzelne Praxismodelle<br />

6.1. „Jugend braucht Arbeit – Spenden Sie Vitamin B“<br />

Ein Patenschaftsprojekt des Caritasverbands Freiburg Stadt e.V. und IN VIA<br />

Katholische Mädchensozialarbeit Diözesanverband Freiburg e.V.<br />

6.2. Projekt AusbildungsPatenschaften, Bischöfliches Generalvikariat, Referat<br />

Kirche und Gesellschaft, Bistum Münster, Regionalstelle Recklinghausen<br />

6.3. Arbeit statt Stütze (AsS)<br />

Ein Projekt der Caritas Bruchsal gegen Jugendarbeitslosigkeit<br />

7. Zusammenfassung<br />

8. Literatur<br />

9. Adressenliste Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

Seite<br />

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4<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

1.<br />

Vorwort<br />

Mit Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

unterstützen ehrenamtlich<br />

engagierte Bürger<strong>In</strong>nen<br />

benachteiligte Jugendliche beim<br />

Übergang von der Schule in den<br />

Beruf. Diese Projekte entstanden<br />

bisher meist spontan, an verschiedenen<br />

Orten und bei<br />

unterschiedlichsten Trägerorganisationen.<br />

Sie hatten dabei<br />

sowohl verschiedene Zielgruppen<br />

von Jugendlichen als auch<br />

Pat<strong>In</strong>nen im Blick und entwickelten<br />

unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte.<br />

Die einzelnen<br />

Patenschaftsprojekte sind in<br />

der Regel unabhängig<br />

voneinander entstanden und<br />

waren nicht vernetzt, so dass<br />

jedes Projekt eigene Ideen und<br />

Umsetzungsschritte und –wege<br />

für sich finden musste.<br />

Ansätze zur Ver<br />

ernetzung<br />

<strong>In</strong>zwischen gibt es erste Ansätze<br />

zur Vernetzung der Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

untereinander<br />

und zum gegenseitigen<br />

<strong>In</strong>formationsaustausch. Denn<br />

beim Aufbau und bei notwendigen<br />

Veränderungen eines Patenprojekts<br />

ist es sehr hilfreich, auf<br />

die Erfahrung anderer Projekte<br />

zurückgreifen zu können und zu<br />

wissen, wie die anderen Patenprojekte<br />

vorgehen.<br />

Forschungsprojekt mit<br />

Unterstützungs-Funktion<br />

Die Ergebnisse des Forschungsprojekts<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

sollen den<br />

bestehenden und neu startenden<br />

Projekten Hinweise geben,<br />

wie sie ihre Arbeit erfolgreich<br />

gestalten können. Das Projekt<br />

„Chancen und Rahmenbedingungen<br />

von Modellen für<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> und<br />

ihre Bedeutung für die katholische<br />

Jugendsozialarbeit“ wurde<br />

mit Mitteln des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend<br />

(BMFSFJ) über die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Katholische<br />

Jugendsozialarbeit (BAG KJS)<br />

gefördert und von der Sozialwissenschaftlichen<br />

Forschungsstelle<br />

des Meinwerk-<strong>In</strong>stituts<br />

durchgeführt.<br />

Dank für die Mitarbeit<br />

Ich danke allen, die diese<br />

Arbeit unterstützt haben,<br />

besonders Elise Bohlen,<br />

Referentin für Jugendberufshilfe<br />

bei IN VIA Katholische<br />

Mädchensozialarbeit Deutscher<br />

Verband e.V., und Dr. Birgit<br />

Marx, Leiterin des Meinwerk-<br />

<strong>In</strong>stituts, sowie Brigitte Hibbeln<br />

vom Meinwerk-<strong>In</strong>stitut für die<br />

Hilfe bei der Organisation der im<br />

Rahmen des Projekts durchgeführten<br />

Fachtagung.<br />

Vor allem danke ich den Mitarbeiter<strong>In</strong>nen<br />

und Organisator<strong>In</strong>nen<br />

der Patenschaftsprojekte, von<br />

denen ich <strong>In</strong>formationen über<br />

ihre Arbeit erhalten habe.<br />

Besonders bedanke ich mich bei<br />

Martin Merkens vom Projekt <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

in Recklinghausen<br />

und Klaus-Peter Martin<br />

vom Projekt „Alt hilft Jung im<br />

Jugendbüro Neu- Isenburg“, die<br />

mir über ihr eigenes Patenschaftsprojekt<br />

hinaus viele<br />

Hinweise auf <strong>In</strong>formationen über<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

gegeben haben.<br />

Dr. . Irmgard Weyrather<br />

Sozialwissenschaftliche<br />

Forschungsstelle im<br />

Meinwerk <strong>In</strong>stitut<br />

Paderborn, Dezember 2006


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

5<br />

2. Die Ausgangslage<br />

Krise des Ausbildungsstellenmarktes<br />

und die Entstehung von<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Im Herbst 2006 hat der<br />

Ausbildungsplatzmangel<br />

einen vorläufigen Höhepunkt<br />

erreicht. Nur 447 100 von 763<br />

100 Bewerber<strong>In</strong>nen, also 60<br />

Prozent, erhielt einen Ausbildungsplatz<br />

in <strong>In</strong>dustrie, Handel oder<br />

Handwerk (Bundesagentur für<br />

Arbeit, Presse-<strong>In</strong>fo 11.10.2006).<br />

Von denjenigen, die sich über die<br />

Bundesagentur für Arbeit um eine<br />

Lehrstelle bewarben, aber keine<br />

erhielten, entschieden sich jeweils<br />

elf Prozent für weiteren Schulbesuch<br />

oder nahmen eine Arbeit an,<br />

acht Prozent nimmt an berufsvorbereitenden<br />

Maßnahmen teil<br />

(„Warteschleifen“), 15 Prozent<br />

begannen Wehrdienst, Zivildienst<br />

oder ein Freiwilliges Soziales oder<br />

Ökologisches Jahr. Die restlichen<br />

sechs Prozent bzw. 49 500 Jugendlichen<br />

hatten bis Ende<br />

September 2006 noch gar nichts<br />

gefunden (SZ 12.10.06,<br />

Wirtschaftsteil „50 000 Jugendliche<br />

ohne Lehrstelle“).<br />

<strong>In</strong> der Regel werden von den<br />

Medien nur die fast 50 000<br />

Jugendlichen, die noch gar nichts<br />

gefunden haben, als „Jugendliche<br />

ohne Lehrstelle“ bezeichnet.<br />

Diesen Leer-Ausgehenden wird von<br />

vielen Politikern, Wirtschaftsvertretern<br />

und Journalisten selbst<br />

die Schuld für ihre Arbeitslosigkeit<br />

gegeben: „‚Wer jetzt noch eine<br />

Stelle sucht, hat oft nur einen<br />

schlechten Schulabschluss’, sagt<br />

Holger Lunau von der <strong>In</strong>ternationalen<br />

Handelskammer Berlin.<br />

Bewerber könnten manchmal nicht<br />

richtig Deutsch oder müssten erst<br />

einmal lernen, morgens irgendwo<br />

pünktlich zu erscheinen.“ (TAZ,<br />

„Lehrstellenlücke“, 12.10.06)<br />

Und die Süddeutsche Zeitung<br />

schreibt in ihrem Kommentar zu<br />

diesen Zahlen: „Zu konzedieren ist,<br />

dass alle sich anstrengen. Festzuhalten<br />

ist aber auch, dass diese<br />

Anstrengungen nicht ausreichen.<br />

Jugendliche in<br />

der „War<br />

arteschleif<br />

teschleife“<br />

e“<br />

Das fängt schon bei den unversorgt<br />

gebliebenen Jugendlichen an; bei<br />

ihnen handelt es sich in der Regel<br />

um solche, die Tugenden wie<br />

Disziplin allenfalls vom Hörensagen<br />

kennen.“ (Süddeutsche<br />

Zeitung 12.10.06)<br />

So werden die Jugendlichen, die<br />

keinen Ausbildungsplatz erhalten<br />

haben und denen auch keine<br />

andere sinnvolle Fortbildungsmöglichkeit<br />

offen steht, öffentlich<br />

stigmatisiert. Ausbildungspaten<br />

wenden sich gegen diese<br />

Stigmatisierung, indem sie die<br />

betroffenen Jugendlichen aktiv<br />

unterstützen. Sie richten sich in der<br />

Regel an auf dem Ausbildungsmarkt<br />

besonders benachteiligte<br />

Jugendliche. Unter benachteiligten<br />

Jugendlichen werden üblicherweise<br />

Jugendliche mit Migrationshintergrund,<br />

Jugendliche ohne<br />

Hauptschulabschluss oder mit<br />

schlechten Schulnoten, bereits<br />

länger arbeitslose Jugendliche und<br />

Jugendliche mit besonderen<br />

sozialen, familiären oder persönlichen<br />

Problemen verstanden. Da<br />

inzwischen auch Jugendliche mit<br />

guten Schulnoten und Haupt- oder<br />

sogar Realschulabschluss bei der<br />

Ausbildungsplatzsuche oft keinen<br />

Erfolg haben, können tendenziell<br />

alle Hauptschüler<strong>In</strong>nen als benachteiligt<br />

bezeichnet werden.<br />

Im Jahr 2004 verteilten sich im<br />

Berufsbildungssystem die<br />

Hauptschulabsolvent<strong>In</strong>nen mit<br />

Hauptschulabschluss zu 51,6<br />

Prozent auf das sogenannte<br />

Übergangssystem („Warteschleifen“<br />

wie Berufsvorbereitungsjahr),<br />

zu 8,2 Prozent auf das<br />

schulische Berufssystem und nur<br />

zu 40,2 Prozent auf die duale<br />

Ausbildung, 2002 befanden sich<br />

noch 47,3 Prozent in der dualen<br />

Ausbildung. Die entsprechenden<br />

Zahlenverhältnisse sind für Schulabsolventen<br />

mit mittlerem (Real-)<br />

Schulabschluss nur etwas besser,<br />

dagegen befinden sich von den<br />

Schulabsolventen mit Hochschuloder<br />

Fachhochschulreife im


6<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Berufsbildungssystem 68,2<br />

Prozent in der dualen Ausbildung,<br />

28,9 Prozent im Schulberufssystem<br />

und nur unter drei Prozent<br />

im Übergangssystem. Die unteren<br />

Schulabschlüsse werden durch<br />

den steigenden Anteil derjenigen,<br />

die nach Schulabschluss in das<br />

Übergangssystem einmünden,<br />

entwertet, so der Kommentar zu<br />

diesen Zahlen im Bildungsbericht<br />

2006 (Konsortium Bildungsberichterstattung,<br />

Bildung in<br />

Deutschland, 2006, S. 83).<br />

Der seit Jahren bestehende<br />

Mangel an Ausbildungsplätzen hat<br />

zu einer hohen Quote Ungelernter<br />

unter den jungen Menschen im<br />

Alter zwischen 20 und 29 Jahren<br />

geführt. Von diesen (ohne Schüler<strong>In</strong>nen,<br />

Studierende, Wehr- und<br />

Zivildienstleistende, Auszubildende<br />

oder Jugendliche in Maßnahmen<br />

der Fort- und Weiterbildung)<br />

waren 2004 14,9 Prozent ohne<br />

abgeschlossene Berufsausbildung,<br />

also ungelernt, von jungen Menschen<br />

desselben Alters mit<br />

ausländischer Staatsangehörigkeit<br />

sogar 36,6 Prozent (Berufsbildungsbericht<br />

2006, S. 142).<br />

Angesichts der Größe dieses<br />

Problems können <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

nur einen kleinen<br />

Teil zur Lösung beitragen. Aber sie<br />

bieten eine Möglichkeit für<br />

Bürger<strong>In</strong>nen, sich persönlich für<br />

die besonders benachteiligten<br />

Jugendlichen der nächsten<br />

Generation einzusetzen und nicht<br />

jahrelang dem Anwachsen des<br />

Problems nur zusehen zu müssen.<br />

Fehlende soziale<br />

Netzwerke<br />

Die Bildungsexpansion und die<br />

gleichzeitige Beibehaltung der<br />

institutionellen Segregation des<br />

deutschen Schulsystems hat, so<br />

ein Ergebnis der Forschungen von<br />

Heike Solga, für viele der Hauptund<br />

Sonderschüler zu einem<br />

Ressourcenverlust geführt, da die<br />

„fähigeren Schüler“ von den<br />

Hauptschulen abwandern und<br />

den „übrigen“ positive Beispiele<br />

und Lernanreize durch Mitschüler<br />

aus sozial besser gestellten<br />

Familien fehlen. Außerdem gelten<br />

sie mit der abnehmenden Akzeptanz<br />

des Hauptschulbesuchs, der<br />

nicht mehr die Norm darstellt,<br />

frühzeitig als Schulversager.<br />

Beides wirkt sich negativ auf die<br />

Entwicklung ihres Selbstbewusstseins,<br />

ihrer Lernmotivation, ihrer<br />

Kontaktfähigkeit und Akzeptanz<br />

von gesellschaftlichen Normen<br />

aus (Solga 2006, S. 139).<br />

Jugendlichen, die heute in benachteiligten<br />

Wohngebieten,<br />

sogenannten „sozialen Brennpunkten“<br />

aufwachsen, fehlen im<br />

Unterschied zu den Jugendlichen,<br />

die in den 50er bis 80er Jahren in<br />

Arbeitervierteln aufwuchsen, die<br />

Kontaktpersonen, die einen<br />

Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz<br />

vermitteln könnten. Wenn in der<br />

Verwandtschaft und in der sozialräumlichen<br />

Umgebung hohe<br />

Arbeitslosigkeit herrscht, fehlt den<br />

Jugendlichen sowohl die Vermittlung<br />

zu einem Ausbildungsplatz<br />

durch ihnen vertraute Personen,<br />

als auch ein entsprechendes<br />

Vorbild. 1 Besonders den Kindern<br />

von Migranten fehlen bei der<br />

Ausbildungsplatzsuche die<br />

sozialen Netzwerke, sie haben<br />

nach wie vor bedeutend schlechtere<br />

Chancen, einen Ausbildungsplatz<br />

zu bekommen (Bremer/<br />

Gerstring 2004, S. 273; Konsortium<br />

Bildungsberichterstattung<br />

2006, S. 153-156) Der Ausländeranteil<br />

an den Auszubildenden<br />

ist zwischen 1994 und 2004<br />

sogar von 9,8 auf 5,6 Prozentpunkte<br />

zurückgegangen (Zahlen<br />

für Westdeutschland, Konsortium<br />

Bildungsberichterstattung 2006,<br />

S.154)<br />

Mit Ausbildungspat<strong>In</strong>nen<br />

mehr Chancengleichheit<br />

und<br />

Beteiligungsgerechtigkeit<br />

Die Hilfe bei der Berufsfindung<br />

und der Ausbildungsplatzsuche<br />

sowie die motivierende Funktion<br />

eines Vorbilds, die früher durch<br />

das sozialräumliche Umfeld, die<br />

Familie und die gegebenen<br />

sozialen Netzwerke quasi „natürlich“<br />

geschah, muss heute –<br />

zumindest für benachteiligte<br />

Jugendliche – bewusst durch<br />

________________________________________________________________________________________________________________________<br />

1 Solga (2006, S. 142) formuliert dies so: „Haben sie Eltern, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, so ‚stören’ sie mit<br />

der Strukturiertheit ihres Tagesablaufs aufgrund einer Erwerbstätigkeit den Tagesablauf der Familie, der schon lange nicht mehr<br />

so geregelt ist, dass man früh aufsteht und zur Arbeit geht. Kommen sie aus Sozialhilfefamilien, so wird das Entgelt des Jugendlichen<br />

auf die Sozialhilfe der Eltern angerechnet. Damit muss der Jugendliche entweder den gesamten oder einen Teil des Lohnes<br />

zu Hause abgeben, dann fehlt aber der individuelle Anreiz, arbeiten zu gehen; oder aber die Eltern haben einen Einkommensverlust<br />

und bremsen den Jugendlichen eher, als dass sie ihn in der Fortführung seiner Erwerbstätigkeit motivieren.“


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

7<br />

außerhalb der gegebenen Netzwerke<br />

entstandene <strong>In</strong>itiativen zu helfen und das Sozialverhalten Berufen mit hohen Auflösungs-<br />

sogenannten „Ausbildungsreife“ 3 Berufe, so dominieren bei den<br />

ergänzt oder ersetzt werden. Hier zu vermitteln, das für eine Arbeitsstelle<br />

gebraucht wird. Damit Hauptschulabschluss, während<br />

quoten Jugendliche mit und ohne<br />

setzt die Idee der <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

an. 2<br />

ersetzen sie nicht nur Netzwerke, diejenigen mit niedrigen Auflösungsquoten<br />

zu 90 Prozent und<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> ersetzen<br />

nicht nur verloren gegangene Eltern und Schule – ohne mehr von Jugendlichen mit<br />

sondern auch Funktionen von<br />

traditionelle soziale Netzwerke, allerdings irgendwelche<br />

Realschulabschluss und Hochschul-<br />

oder Fachhochschulreife<br />

sondern indem sich die Paten Sanktionsmöglichkeiten zu<br />

besonders um benachteiligte haben. <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> besetzt sind (Konsortium<br />

Jugendliche kümmern, stellen sie können und sollen nur Angebote Bildungsberichterstattung 2006,<br />

ein Stück Chancengleichheit und machen.<br />

S. 93, S. 265). Hauptschulabsolventen<br />

sind also nicht nur beim<br />

Beteiligungsgerechtigkeit her und<br />

bedeuten somit auch eine<br />

Patenschaft auch<br />

Finden einer Lehrstelle, sondern<br />

gesellschaftliche Weiterentwick-<br />

während der Ausbildung<br />

auch während der Ausbildung<br />

lung. Die Ausbildungspatenschaftsprojekte,<br />

so die Idee, Ein Teil der Ausbildungs-<br />

<strong>In</strong>itiativen von ehrenamtlich<br />

benachteiligt.<br />

sollen sowohl die „Gatekeeper“ patenschaftsprojekte will die engagierten Bürgern, die sich – z.T.<br />

des Arbeits- und Ausbildungsmarktes<br />

zugunsten benachteiligter Ausbildung unterstützen und so sozial Verantwortlichen einer Stadt<br />

Jugendlichen auch während der angeregt von den politisch oder<br />

Jugendlicher beeinflussen, als einen Ausbildungsabbruch – für die Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />

für Schulabgänger<br />

auch, wenn sie selbst Ausbildungsplätze<br />

schaffen bzw. zu bedingt durch die Tatsache, dass und für arbeitslose Jugendliche<br />

verhindern helfen. Nicht zuletzt<br />

ihrer Schaffung anregen können, viele Jugendliche eine Ausbildung<br />

machen, die ihrem ursprüng-<br />

Mitte der 90er Jahre. Dieses<br />

einsetzen, gibt es mindestens seit<br />

die „gates“ des Arbeitsmarktes<br />

erweitern, so dass insgesamt mehr lichen Berufswunsch nicht Engagement umfasste ursprünglich<br />

Jugendliche die Chance auf einen entspricht, ist die Zahl aufgelöster vor allem die Aufforderung an die<br />

Ausbildungsplatz bekommen. Ausbildungsverträge bei Hauptschulabsolventen<br />

hoch: Sie chen Einrichtungen, mehr Aus-<br />

örtlichen Betriebe und öffentli-<br />

Viele Ausbildungspatenprojekte<br />

lassen die Patenschaften schon in betrug Jahr im 2004 im Handwerk<br />

26 Prozent, in den freien Laufe der Zeit verlagerte sich die<br />

bildungsplätze bereitzustellen, im<br />

der Schule, z.T. schon ab der<br />

siebten Klasse starten, um so nicht Berufen 24 Prozent, in <strong>In</strong>dustrie Arbeit mehr auf die Unterstützung<br />

nur bei der Ausbildungsplatzsuche, und Handel 18 Prozent, im besonders benachteiligter Jugendlicher<br />

beim Übergang von der<br />

sondern schon bei der<br />

öffentlichen Dienst dagegen nur 6<br />

Berufsfindung und – noch weitergehend<br />

– bei der Herstellung der Abbruchquoten für die einzelnen henden, erfolgreichen<br />

Prozent. Betrachtet man die Schule in den Beruf. Die beste-<br />

________________________________________________________________________________________________________________________<br />

2 <strong>Ausbildungspatenschaften</strong>, die von Verbänden und öffentlichen Trägern initiiert und begleitet werden, sind ein Zeichen für das<br />

Verschwinden einer Funktion des sich auflösenden traditionellen Arbeitermilieus und ihr institutionell gesteuerter, quasi „künstlicher“<br />

Ersatz. Da <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> aber nur funktionieren, wenn sie sich vom institutionellen „Fördern und Fordern“<br />

unterscheiden, also eine echte Vertrauensbeziehung zwischen Paten und Jugendlichem herstellen, und weil der Pate seine<br />

gegebenen sozialen Netzwerke, über die die Verbände und <strong>In</strong>stitutionen, bzw. die „Hauptamtlichen“ nicht verfügen, für Jugendliche<br />

einsetzt, wird hier eine ‚ursprüngliche’, nicht institutionengesteuerte soziale Beziehung simuliert, bzw. sich ihr anzunähern<br />

versucht.<br />

3 Von Unternehmen wird „mangelnde Ausbildungsreife“ der Bewerber öfters als Grund angeführt, warum sie ihre angebotenen<br />

Ausbildungsstellen nicht besetzen könnten oder erst gar keine anbieten würden. Zum Alltagsgebrauch des Wortes „Ausbildungsreife“,<br />

der für „Merkmale der Bildungs- und Arbeitsfähigkeit, schulische Basiskenntnisse, bestimmte grundlegende kognitive,<br />

soziale und persönliche Dispositionen und psychische und physische Belastbarkeit verwendet wird und von Vermittelbarkeit und<br />

Berufseignung zu unterscheiden ist, siehe Berufsbildungsbericht der Bundesregierung 2006, S. 165ff


8<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Verbreitung von<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

Durch einen Aufruf an die<br />

Gremien und im Newsletter<br />

der BAG KJS und einen Aufruf<br />

an die Diözesan Caritas Verbände<br />

mit der Bitte an bestehende<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekte,<br />

sich zu melden, sowie<br />

durch eine Recherche in der<br />

Literatur und im <strong>In</strong>ternet und<br />

Hinweise von bereits kontaktierten<br />

Patenschaftsprojekten<br />

gelang es bis Anfang November<br />

2006 über 40 Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

zu finden.<br />

Die Anzahl der in Deutschland<br />

bestehenden Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

mit<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>In</strong>nen<br />

Patenschaftsinitiativen waren<br />

sicherlich der Anlass für das<br />

„Bündnis für Arbeit, Ausbildung<br />

und Wettbewerbsfähigkeit“ im<br />

Rahmen des sogenannten Ausbildungskonsenses<br />

vom 6.7.1999<br />

für fünf Jahre das Programm<br />

„Patenschaften für Ausbildung“ zu<br />

beschließen. Durch dieses<br />

Programm sollten zusätzliche<br />

Ausbildungsplätze geschaffen<br />

werden. „Ausbildungspaten-<br />

3.<br />

schaften“ wurden hier vor allem<br />

im Sinn von „Patenschaften für<br />

Ausbildungsplätze“ verstanden. 4<br />

Eine finanzielle Förderung der<br />

ehrenamtlichen Patenschaften gab<br />

es in diesem Programm nicht.<br />

Die folgende Recherche bezieht<br />

sich auf <strong>In</strong>itiativen, die nicht nur<br />

zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze<br />

aufrufen, sondern mit<br />

ehrenamtlich arbeitenden Bürgern<br />

und Bürgerinnen Jugendliche<br />

ist nicht festzustellen, da sie an<br />

unterschiedliche, meist lokale<br />

Organisationen oder <strong>In</strong>stitutionen<br />

gebunden sind und nicht<br />

immer in der Öffentlichkeit<br />

agieren.<br />

Die Ausbildungspatenprojekte<br />

unterscheiden sich stark hinsichtlich<br />

Größe (Zahl der<br />

Pat<strong>In</strong>nen und Patenschaften),<br />

Ausdifferenzierungsgrad (Professionalität,<br />

Arbeitsteilung, Standardisierung<br />

des Vorgehens),<br />

Schwerpunktsetzung, Projektstruktur<br />

und Zielgruppen.<br />

Allgemein ist jedoch zu konstatieren,<br />

dass sich <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

zur Zeit in einem<br />

beim Übergang von der Schule in<br />

den Beruf unterstützen. Die<br />

<strong>In</strong>itiativen, die Jugendliche mit<br />

ehrenamtlichen Paten unterstützen,<br />

nennen sich außer Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

auch Lehrlings- oder Berufspatenschaftsprojekte.<br />

Manchmal<br />

werden die Paten auch Mentoren<br />

und die Jugendlichen Mentées<br />

genannt.<br />

Wachstumsprozess befinden. So<br />

hat z.B. die Jugendseelsorge im<br />

Erzbistum Köln Mitte 2006 ein<br />

Programm gestartet, das alle<br />

Pfarreien des Erzbistums zur<br />

<strong>In</strong>itiierung von Patenschaftsprojekten<br />

ermuntern soll („Jugend<br />

aktiv in Arbeit. Das Patenprojekt“).<br />

Man kann vielleicht<br />

schon fast von einer Ausbildungspatenschaftsbewegung<br />

sprechen, da ständig neue<br />

Patenschaftsinitiativen entstehen<br />

und Ehrenamtliche wie<br />

Hauptamtliche durch Deutschland<br />

reisen, um andere Projekte<br />

zu beraten und um sich auszutauschen.<br />

4<br />

Zur Durchführung des Programms wurde die „Patenschaftsstelle für Ausbildung“ bei der Stiftung Begabtenförderungswerk<br />

berufliche Bildung (SBB)“ in Bonn eingerichtet und von Oktober 2000 bis Ende 2005 mit Personalmitteln vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. (Die SBB ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen <strong>In</strong>dustrieund<br />

Handelskammertages, des Deutschen Handelskammertages und des Bundesverbandes der freien Berufe). Ziel der<br />

Patenschaftsstelle war: Bestehende <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> zusammenzuführen und zu unterstützen, einen bundesweiten<br />

Erfahrungsaustausch zwischen den <strong>In</strong>itiativen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten (seit 1997) zu ermöglichen,<br />

neue <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> anzustoßen, Leistungen für <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> einzuwerben und damit zur Schaffung<br />

zusätzlicher Arbeitsplätze beizutragen. Die direkte Förderung von <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> geschah nur durch die<br />

öffentlichkeitswirksame Verleihung von Urkunden an ausgewählte <strong>In</strong>itiativen. Zwischen 1997 und 2005 wurden laut<br />

Patenschaftsstelle bundesweit insgesamt rund 8300 zusätzliche Ausbildungsplätze, vor allem durch Spenden von Großunternehmen,<br />

geschaffen, wovon 1200 auf die <strong>In</strong>itiative der Patenschaftsstelle zurückgehen. (Berufsbildungsbericht 2002,<br />

www.begabtenförderungswerk.de, Abfrage 8.6.06; Stiftung Begabtenförderungswerk berufliche Bildung (SBB) (2005)


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

9<br />

4.<br />

Beschreibung und Analyse der unterschiedlichen<br />

Praxismodelle der ehrenamtlichen<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> für Jugendliche<br />

Die unterschiedlichen<br />

Praxismodelle der <strong>Ausbildungspatenschaften</strong>,<br />

d.h. die<br />

bestehenden Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

werden<br />

anhand folgender Kriterien<br />

beschrieben und analysiert:<br />

Umfang und Ausdifferenzierungsgrad,<br />

Rekrutierung der Ehrenamtlichen,<br />

Zielgruppe der Jugendlichen,<br />

an die sich das Angebot richtet,<br />

und Rekrutierung als „Patenkind“,<br />

Begleitung der Ehrenamtlichen,<br />

Projektstruktur, Vermittlung und<br />

<strong>In</strong>teraktion zwischen Paten und<br />

Jugendlichen, Schwerpunkte der<br />

Zielsetzung und Erfolge.<br />

Die Analyse beruht auf der Auswertung<br />

von auf Bitten des Forschungsprojekts<br />

zugeschickten, in<br />

der Literatur 5 und im <strong>In</strong>ternet<br />

gefundenen Beschreibungen,<br />

Selbstdarstellungen, Werbeflyern,<br />

Arbeitsmaterialien und Berichten<br />

von über 40 Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

sowie auf einer<br />

Reihe von Expertengesprächen<br />

mit Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen<br />

aus Patenprojekten. 6<br />

Darüber hinaus wurden die<br />

Protokolle eines Erfahrungsaustauschtreffens<br />

von Patenschaftsprojekten<br />

aus NRW vom<br />

23.5.2006 einbezogen. Außerdem<br />

berücksichtigt die Analyse<br />

die Beiträge und Diskussionen<br />

der Vertreter<strong>In</strong>nen der Patenschaftsprojekte<br />

auf der vom<br />

Forschungsprojekt <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

veranstalteten<br />

Fachtagung zum Thema <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

am<br />

22.11.2006 im Meinwerk-<strong>In</strong>stitut<br />

in Paderborn, auf der die (vorläufigen)<br />

Ergebnisse vorgestellt<br />

wurden.<br />

Die am Ende jedes Kapitels gegebenen<br />

Empfehlungen sind als<br />

Anregung für neue Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

zu verstehen.<br />

Die Vielfalt der bestehenden und<br />

erfolgreichen Patenschaftsprojekte<br />

zeigt, dass hier keine Standardisierung<br />

möglich ist und viele<br />

verschiedene Wege zum Ziel<br />

führen.<br />

4.1<br />

Umfang und Aus-<br />

differenzierungsgrad<br />

Die einzelnen Patenschaftsprojekte<br />

unterscheiden sich<br />

erheblich sowohl in der Größe<br />

bezogen auf die Zahl der Pat<strong>In</strong>nen<br />

und der bestehenden Patenschaften<br />

als auch in ihrem Ausdifferenzierungsgrad.<br />

Das Patenprojekt<br />

einer Schulsozialarbeiterin,<br />

die neben ihrer sonstigen<br />

Arbeit seit ca. einem halben<br />

Jahr an die Schüler<strong>In</strong>nen ihrer<br />

Schule Pat<strong>In</strong>nen vermittelt<br />

(Beispiel: Matthias Claudius<br />

Schule in Rheda-Wiedenbrück)<br />

hat natürlich einen geringeren<br />

Ausdifferenzierungsgrad und eine<br />

geringere Zahl Patenschaften als<br />

ein Projekt, das seit vielen Jahren<br />

besteht und von engagierten<br />

Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen<br />

gemeinsam und mit viel<br />

Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut<br />

wurde (Beispiel: „Alt hilft Jung“<br />

im Jugendbüro Neu-Isenburg).<br />

Die Spannbreite der aktuell<br />

bestehenden Patenschaften, die<br />

von einem einzelnen Patenprojekt<br />

initiiert wurden, reicht von unter<br />

10 bis über 100. <strong>In</strong> der Regel<br />

unterstützt jeder Pate und jede<br />

Patin nur einen Jugendlichen, in<br />

manchen Patenprojekten jedoch<br />

mehrere. Der Ausdifferenzierungsgrad<br />

eines Projekts reicht von der<br />

Beschränkung auf die persönliche<br />

________________________________________________________________________________________________________________________<br />

5 Hauf (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) e.V.) 2006; Schreier 2000, Aspekte Jugendsozialarbeit Nr.<br />

59 (Kelm), 2005<br />

6 Zur Dokumentenanalyse und zur qualitativen Evaluationsforschung vgl. Wolff 2000, von Kardorff 2000.


10<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Ansprache und Vermittlung der<br />

Pat<strong>In</strong>nen an die Jugendlichen bis<br />

zu Auswahlgesprächen und<br />

Qualifizierungskursen für die Freiwilligen,<br />

Projektvorstellungen in<br />

Schulen und intensiver Öffentlichkeitsarbeit<br />

mit Radio- und<br />

Fernsehauftritten und regelmäßiger<br />

<strong>In</strong>formation per <strong>In</strong>ternet. Auch<br />

die Zahl der Kooperationspartner<strong>In</strong>nen,<br />

z.B. der beteiligten<br />

Schulen, und der <strong>In</strong>stitutionen<br />

des Beratungsnetzwerks ist<br />

unterschiedlich groß.<br />

Die jeweilige Projektgröße resultiert<br />

zum einen aus den lokalen<br />

Bedingungen und den Zielen der<br />

<strong>In</strong>itiator<strong>In</strong>nen, zum anderen aus<br />

dem jeweiligen Entwicklungsstadium<br />

des Projekts. Während<br />

der Aufbauphase können in der<br />

Regel erst relativ wenige Patenschaften<br />

vermittelt werden. Bei<br />

ca. 100 Patenschaften scheint<br />

eine gruppensoziologische Obergrenze<br />

für ein einzelnes Patenprojekt<br />

zu liegen. Die Hauptorganisator<strong>In</strong>nen<br />

des Projekts müssen<br />

die jeweils aktiven Pat<strong>In</strong>nen noch<br />

persönlich kennen lernen können<br />

und insgesamt den Überblick<br />

behalten.<br />

4.1.1<br />

Empfehlung für die Ge-<br />

staltung von Umfang und<br />

Ausdifferenzierungsgrad<br />

Es sollten nur so viele <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

vermittelt<br />

werden, dass die Hauptorganisatoren<br />

den Überblick<br />

behalten und alle Pat<strong>In</strong>nen<br />

persönlich kennen lernen können.<br />

Sonst sollte das Projekt lokale<br />

Untergruppen bilden.<br />

Der Ausdifferenzierungsgrad eines<br />

Ausbildungspatenprojekts kann<br />

erst mit der Zeitdauer des Projekts<br />

und den vorhandenen Arbeitszeitkapazitäten<br />

wachsen. Wichtig für<br />

die Umsetzung einer Patenschaftsidee<br />

ist, wie auf der Fachtagung<br />

am 22.11.06 von einem Teilnehmer<br />

betont wurde, erst einmal<br />

anzufangen.<br />

4.2<br />

Ver<br />

ermittlung<br />

der Paten-<br />

schaft und<br />

<strong>In</strong>teraktion<br />

zwischen<br />

Pat<strong>In</strong>nen und<br />

Jugendlichen<br />

4.2.1<br />

Ver<br />

ermittlungsprozess der<br />

Jugendlichen an die<br />

Pat<strong>In</strong>nen und Kontakt-<br />

aufnahme<br />

Das Procedere der Vermittlung<br />

einer Patenschaft hat bei jeder<br />

Patenschaftsinitiative, die bereits<br />

eine gewisse Zeit besteht und<br />

einige Erfahrungen in der Vermittlung<br />

der Patenschaften gesammelt<br />

hat, einen relativ festen Ablauf, der<br />

aber in den einzelnen<br />

Patenschaftsprojekten unterschiedlich<br />

ist und sich nach der<br />

Zielgruppe richten. Die <strong>In</strong>itiativen,<br />

die sich an Schüler<strong>In</strong>nen wenden,<br />

nehmen Kontakt mit Schulen auf,<br />

sprechen einzelne Lehrer<strong>In</strong>nen an<br />

und werben für die Patenschaftsidee.<br />

Einige <strong>In</strong>itiativen arbeiten bereits<br />

längerfristig mit bestimmten Schulen<br />

(Haupt- oder Förderschulen,<br />

Schulen für das Berufsvorbereitungsjahr)<br />

zusammen. Für<br />

Lehrer<strong>In</strong>nen ist es nicht selbstverständlich,<br />

Freiwillige von außerhalb<br />

der Schule mit ihren Schüler<strong>In</strong>nen<br />

zusammen zu bringen. Die<br />

erzieherischen Vorstellungen der<br />

Freiwilligen, die häufig aus der<br />

Welt der Wirtschaft kommen, und<br />

den Jugendlichen frühzeitig vermitteln<br />

wollen, was ein Betrieb von<br />

ihnen erwarten wird, sind nicht per<br />

se kompatibel mit den pädagogischen<br />

Vorstellungen der<br />

Lehrer<strong>In</strong>nen. Lehrer<strong>In</strong>nen können<br />

sich auch von Ehrenamtlichen, die<br />

bei den Jugendlichen bestimmte<br />

Elternfunktionen ersetzen, kontrolliert<br />

oder kritisiert fühlen. Es ist<br />

Aufgabe der Hauptamtlichen,<br />

durch Aufrechterhalten einer<br />

beständigen Kommunikation<br />

zwischen Schulen und Patenprojekt,<br />

bzw. Lehrer<strong>In</strong>nen und<br />

Pat<strong>In</strong>nen, dafür zu sorgen, dass das<br />

gemeinsame Ziel der Arbeit,<br />

nämlich die Ermöglichung einer<br />

späteren selbstständigen Lebensführung<br />

der Jugendlichen durch<br />

eine Berufstätigkeit, im Mittelpunkt<br />

bleibt und die Zusammenarbeit<br />

fruchtbar wird. <strong>In</strong> der Regel<br />

erkennen Lehrer<strong>In</strong>nen zuerst,<br />

welcher Jugendliche später<br />

Probleme haben wird, eine Ausbildungsstelle<br />

zu bekommen und<br />

welcher Jugendliche von einer<br />

Patenschaft profitieren könnte.<br />

Um eine Patenschaft zu vermitteln,<br />

sprechen Lehrer<strong>In</strong>nen,<br />

Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen oder<br />

Mitarbeiter<strong>In</strong>nen der Jugendberufshilfe<br />

bestimmte Schüler<strong>In</strong>nen an,<br />

von denen sie denken, dass ihnen<br />

eine Patenschaft helfen könnte,<br />

Ausbildungsplatz und Beruf zu<br />

finden. Oder die Paten stellen sich<br />

und das Projekt – nach Absprache<br />

mit den Lehrer<strong>In</strong>nen – in den


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

11<br />

Abschlussklassen vor und fordern<br />

die Schüler<strong>In</strong>nen auf, sich zu<br />

melden, wenn sie eine Patenschaft<br />

anstreben. Es sind auch<br />

beide Wege gleichzeitig möglich.<br />

Wenn Pat<strong>In</strong>nen das Projekt in<br />

Schulklassen vorstellen, hängt es<br />

von der Vorbereitung des Gesprächs<br />

durch die Lehrer<strong>In</strong>nen<br />

und von der Reaktion einzelner<br />

Schüler<strong>In</strong>nen ab, ob diese Vorstellung<br />

erfolgreich ist, d.h. ob sich<br />

anschließend Schüler<strong>In</strong>nen für<br />

eine Patenschaft melden. Wenn<br />

einzelne Schüler<strong>In</strong>nen in der<br />

Klasse sich spontan gegen die<br />

Patenschaftsidee wenden und<br />

sich eventuell sogar darüber lustig<br />

machen, ist es für die übrigen<br />

Schüler<strong>In</strong>nen schwer, zuzugeben,<br />

dass sie die Hilfe eines Paten<br />

bzw. einer Patin gerne in Anspruch<br />

nehmen würden.<br />

Andere Patenschaftsprojekte<br />

vertrauen ganz auf die Wirkung<br />

ihrer Öffentlichkeitsarbeit und<br />

bieten den Jugendlichen Telefonnummern,<br />

e-Mail-Adressen und<br />

Treffpunkte oder das Büro des<br />

Trägers bzw. Hauptamtlichen an,<br />

um sich für eine Patenschaft zu<br />

melden. Die <strong>In</strong>itiativen, die sich<br />

an Schulen wenden, schließen<br />

die Möglichkeit, sich selbst zu<br />

melden, nicht aus, denn sobald<br />

ein Patenprojekt an die Öffentlichkeit<br />

geht, ist es im Prinzip<br />

offen für alle Jugendlichen, die<br />

eine Patenschaft wünschen.<br />

Einen weiteren Weg, Kontakt zu<br />

potentiellen „Patenkindern“ zu<br />

bekommen, bietet die Vermittlung<br />

von Jugendlichen durch die<br />

Arbeitsvermittler der ARGE bzw.<br />

Job-Center oder durch Träger von<br />

Jugendberufshilfemaßnahmen.<br />

Beide können Jugendliche, die<br />

keine Ausbildungsstelle finden,<br />

auf die Möglichkeit einer Ausbildungspatenschaft<br />

hinweisen.<br />

Die Jugendlichen, die eine<br />

Patenschaft wünschen und nicht<br />

bereits persönlich in der Schule<br />

von Lehrer<strong>In</strong>nen,<br />

Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen oder<br />

Jugendberufshilfe daraufhin<br />

angesprochen wurden, führen in<br />

der Regel zunächst ein Gespräch<br />

mit einem Hauptamtlichen, der<br />

anschließend entscheidet, ob<br />

eine Patenschaft sinnvoll ist. Erst<br />

dann beginnt der eigentliche<br />

Vermittlungsprozess, der darin<br />

besteht, dass die einzelnen<br />

Pat<strong>In</strong>nen mit den einzelnen<br />

Jugendlichen zusammengebracht<br />

werden. Auch hier gibt es verschiedene<br />

Szenarien, die alle die<br />

Möglichkeit sicherstellen sollen,<br />

dass erstens die passenden Paare<br />

zusammenkommen und dass<br />

zweitens kein Beteiligter, weder<br />

Pate noch Jugendlicher, an<br />

jemanden vermittelt wird, an den<br />

er nicht vermittelt werden will.<br />

Im Patenprojekt der Caritas<br />

Bruchsal stellen sich die Jugendlichen,<br />

nachdem sie von einem<br />

Hauptamtlichen darauf vorbereitet<br />

wurden, den Pat<strong>In</strong>nen bei deren<br />

regelmäßigen Treffen vor und ein<br />

Pate, der die Patenschaft übernehmen<br />

möchte, meldet sich und<br />

bietet die Patenschaft an. Der<br />

Jugendliche kann zustimmen.<br />

Nach diesem Treffen kann diese<br />

Zusammensetzung aber wieder<br />

geändert, d.h. der Pate bzw. der<br />

Jugendliche kann noch einmal<br />

getauscht werden.<br />

Bei dem Patenprojekt von Caritas<br />

und IN VIA in Freiburg bekommen<br />

die Paten über die Hauptamtlichen<br />

der Jugendberufshilfe einen<br />

von den jeweiligen Jugendlichen<br />

geschriebenen „Steckbrief“ mit<br />

Angaben zur Biographie und zum<br />

Berufswunsch. Hier versuchen die<br />

Hauptamtlichen schon im Vorfeld,<br />

die passenden Paare zusammen<br />

zu bringen. Die Ehrenamtlichen<br />

können sich dann noch überlegen,<br />

ob sie den zu dem „Steckbrief“<br />

gehörenden Jugendlichen als<br />

„Patenkind“ nehmen wollen.<br />

Im Projekt „AusbildungsPaten“ in<br />

Recklinghausen wird den einzelnen<br />

Paten ein „passender“<br />

Jugendlicher – noch anonym – mit<br />

seiner eventuell spezifischen<br />

Problemlage (Migrationshintergrund,<br />

besondere persönliche<br />

Probleme oder Benachteiligungen)<br />

vorgestellt. Daraufhin<br />

kann der potenzielle Pate sich<br />

entscheiden, ob er die Patenschaft<br />

für diesen Jugendlichen<br />

antreten will. So soll vermieden<br />

werden, dass sich ein Pate bzw.<br />

eine Patin durch die besonderen<br />

Probleme eines Jugendlichen<br />

überfordert fühlt und die Patenschaft<br />

deshalb nicht gut funktioniert.<br />

Einige Patenprojekte haben auch<br />

für das erste Treffen zwischen<br />

Paten und Jugendlichen einen<br />

besonderen Ablauf entwickelt.<br />

Bei dem Projekt „Spenden Sie<br />

Vitamin B“ von Caritas und IN VIA<br />

in Freiburg treffen sich die<br />

zusammengehörigen Paten und<br />

Jugendlichen beim ersten Mal in<br />

Anwesenheit einer Mitarbeiterin<br />

der Jugendberufshilfe der betreffenden<br />

Schule und vereinbaren<br />

dann einen neuen Termin zu<br />

Hause oder in einem Café. Auch


12<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

bei den anderen Patenprojekten<br />

sind die Hauptamtlichen meist<br />

unmittelbar in die erste Kontaktaufnahme<br />

involviert. Dies demonstriert<br />

den institutionellen<br />

oder verbandlichen Rahmen der<br />

Patenschaft und reduziert die<br />

Hemmschwelle, bei Problemen,<br />

die mit der Patenschaft verbunden<br />

oder durch sie nicht zu lösen<br />

sind, die Hauptamtlichen anzusprechen,<br />

damit diese professionelle<br />

Unterstützung leisten und so<br />

eventuell einen Abbruch der<br />

Patenbeziehung verhindern<br />

können.<br />

4.2.2<br />

Freiwilligkeit und<br />

Ver<br />

ertraulichkeit<br />

Der Ablauf des Prozesses, in dem<br />

eine Patenschaft vermittelt wird,<br />

hat entscheidenden Einfluss auf<br />

den Charakter der Patenschaftsbeziehung.<br />

Manche Patenprojekte<br />

legen auf den Prozess der Vermittlung<br />

besonderen Wert und<br />

reflektieren ihn in Hinblick auf<br />

die Einhaltung der Prinzipien der<br />

Freiwilligkeit und der Vertraulichkeit.<br />

Sie würden den Vermittlungsprozess<br />

ändern, falls sie vermuten,<br />

die Jugendlichen könnten sich<br />

durch die Art der Vermittlung zu<br />

einer Patenschaft gedrängt fühlen.<br />

Das Projekt „AusbildungsPaten“<br />

in Recklinghausen will vor allem<br />

Ausbildungsabbrüche vermeiden<br />

helfen, beginnt die Patenschaften<br />

aber bewusst schon zum Ende der<br />

Schulzeit, damit die Jugendlichen<br />

nicht den Eindruck bekommen<br />

können, die Annahme einer<br />

Patenschaft wäre an den Ausbildungsplatz<br />

geknüpft.<br />

<strong>In</strong> der Regel kann eine Patenschaft<br />

jederzeit von beiden Seiten<br />

beendet werden. <strong>In</strong> einigen<br />

Mentorenprojekten wird mit den<br />

Jugendlichen eine schriftliche<br />

Vereinbarung getroffen. <strong>In</strong> einem<br />

Projekt muss der Jugendliche sich<br />

nach mehreren Treffen mit dem<br />

Paten entscheiden, ob er diese<br />

Patenschaft über einen längeren<br />

Zeitraum halten will. Wenn er sich<br />

dafür entscheidet, wird eine<br />

schriftliche Vereinbarung zwischen<br />

Paten, Jugendlichem und Eltern<br />

und getroffen, in der u.a. der<br />

Jugendliche sich verpflichtet, die<br />

regelmäßigen Termine für die<br />

Treffen mit dem Paten einzuhalten.<br />

Zu dieser Vereinbarung<br />

entschloss sich das Patenprojekt<br />

durch die Erfahrung, dass manche<br />

Jugendliche die Patenschaft, da<br />

die Pat<strong>In</strong>nen ihnen kostenlos<br />

helfen, zunächst als so unverbindlich<br />

ansahen, dass sie die<br />

Pat<strong>In</strong>nen ohne Ankündigung bei<br />

den Treffen versetzten. Der<br />

Jugendliche kann die Patenschaft<br />

selbstverständlich trotzdem<br />

jederzeit beenden. Die schriftliche<br />

Vereinbarung soll ihm nur die<br />

Gefahr bewusst machen, dass er<br />

die Patenschaft eventuell verliert,<br />

wenn er den Paten ohne Entschuldigung<br />

versetzt.<br />

Falls ein Projekt mit der ARGE<br />

zusammenarbeitet oder das<br />

Patenprojekt von der ARGE<br />

ausgeht, versteht sich die Freiwilligkeit<br />

der Patenschaft dann nicht<br />

mehr von selbst, wenn die Jugendlichen<br />

Arbeitslosengeld II bekommen,<br />

also von den sogenannten<br />

Hartz IV-Geldern abhängig sind.<br />

Es besteht die Gefahr, dass die<br />

„Eingliederungsvereinbarung“, den<br />

die Arbeitslosen mit der ARGE<br />

abschließen müssen, um finanzielle<br />

Unterstützungsleistungen zu<br />

bekommen, auf Seiten des<br />

Jugendlichen die Bereitschaft zur<br />

Annahme einer Patenschaft<br />

enthält. Zumindest könnte sich<br />

der oder die Jugendliche gedrängt<br />

fühlen, sich als Gegenleistung für<br />

das Arbeitslosengeld außer zu<br />

regelmäßigen Bewerbungen auch<br />

zur Annahme einer Patenschaft<br />

bereit zu erklären, denn die<br />

Arbeitslosen sollen ja in dieser<br />

„Vereinbarung“ erklären, was sie<br />

selbst unternehmen wollen, um<br />

die Arbeitslosigkeit zu beenden.<br />

Das Patenprojekt der Caritas<br />

Bruchsal z.B., das mit der ARGE<br />

zusammenarbeitet, achtet darauf,<br />

dass den arbeitslosen Jugendlichen<br />

die Patenschaft nur als<br />

zusätzliche freiwillige Hilfe<br />

angeboten wird.<br />

Manche Patenprojekte halten es<br />

bereits für problematisch,<br />

Lehrer<strong>In</strong>nen in die Vermittlung<br />

einzuschalten, da dies den<br />

Eindruck der Freiwilligkeit<br />

schmälern könnte. Andererseits<br />

sehen sie, dass die Lehrer<strong>In</strong>nen<br />

für die Vermittlung dringend<br />

gebraucht werden.<br />

Auch bei dem notwendigen Grad<br />

der Vertraulichkeit und Transparenz<br />

zwischen Pat<strong>In</strong>nen und<br />

Jugendlichen differieren die<br />

Auffassungen der einzelnen<br />

Patenschaftsprojekte. Für die<br />

meisten Projekte impliziert<br />

Vertraulichkeit, dass der Pate mit<br />

Eltern und Betrieb/Ausbilder<br />

immer nur mit Zustimmung des<br />

Jugendlichen spricht und jeder<br />

einzelne Schritt, den der Pate in<br />

Richtung Betrieb oder Eltern<br />

unternimmt, mit dem Jugendli-


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

13<br />

chen abgesprochen sein sollte.<br />

Einige Patenprojekte verstehen<br />

den Paten dagegen auch als<br />

direkten Ansprechpartner für den<br />

Betrieb, der diesem durch seine<br />

Existenz die Zuversicht gibt, dass<br />

die Ausbildung für den Betrieb<br />

ohne Probleme ablaufen werde.<br />

Der Pate bekommt so eine<br />

ähnliche Funktion wie die Eltern,<br />

ohne allerdings den Jugendlichen<br />

gegenüber erzieherische Möglichkeiten<br />

zu haben.<br />

Bei einzelnen Jugendlichen<br />

kamen einige Patenprojekte zu<br />

dem Schluss, dass diese nur dann<br />

einen Ausbildungsplatz bekommen<br />

würden, wenn das Patenprojekt<br />

dem Betrieb versichert,<br />

dass ein Pate/eine Patin hinter<br />

dem Jugendlichen steht und ihn<br />

während der Ausbildung unterstützt.<br />

Oft konnten Jugendliche auf<br />

diesem Weg einen Ausbildungsplatz<br />

bekommen. Die Patenschaft<br />

wird dann indirekt zur Bedingung<br />

für den Ausbildungsplatz. Dies<br />

wird von anderen Patenprojekten<br />

als problematisch angesehen, da<br />

der Jugendliche sich dann<br />

verpflichtet fühlt, die Patenschaft<br />

bis zum Ende der Ausbildung<br />

fortsetzen zu müssen. Abhängig<br />

von der Größe der Schwierigkeiten<br />

des Jugendlichen, überhaupt<br />

einen Ausbildungsplatz zu finden,<br />

kann dieses Problem jedoch<br />

zweitrangig sein.<br />

Die Vermittlung zwischen Betrieb<br />

und Auszubildendem im Konfliktfall<br />

durch den Paten bzw. die<br />

Patin kann eine bedeutende Hilfe<br />

für Jugendliche sein, die nicht<br />

gelernt haben, Konflikte in angemessener<br />

Form auszutragen. Die<br />

Konfliktbeilegung mit Hilfe eines<br />

Paten kann entscheidenden Anteil<br />

daran haben, dass eine Ausbildung<br />

nicht abgebrochen wird.<br />

Voraussetzung für den Erfolg dieser<br />

Vermittlung ist jedoch das gegenseitige<br />

Vertrauen zwischen Paten<br />

und Jugendlichem.<br />

4.2.3<br />

Häufigkeit und<br />

Dauer der Treff<br />

reffen<br />

en<br />

Die Häufigkeit und Dauer der<br />

Treffen zwischen den Pat<strong>In</strong>nen<br />

und den Jugendlichen differiert<br />

enorm sowohl zwischen den<br />

Projekten als auch innerhalb der<br />

einzelnen Projekte. Letztlich ist es<br />

dem einzelnen „Tandem“ überlassen,<br />

wie oft es sich trifft. Das<br />

jeweilige Projekt gibt hier jedoch<br />

einen Rahmen des Üblichen vor,<br />

der u.a. von der Schwerpunktsetzung<br />

des Projekts (siehe 4.7)<br />

abhängig ist.<br />

Dies sind etwa: monatliche Treffen<br />

bis zum Schulabschluss über die<br />

Zeit von einem oder mehreren<br />

Jahren; unregelmäßig häufige<br />

Treffen und e-mail-Kontakte bis<br />

ein Ausbildungsplatz gefunden ist;<br />

Treffen nach Bedarf bis zum Ende<br />

der Ausbildungszeit.<br />

4.2.4<br />

Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen<br />

Die Aufgaben der Paten variieren<br />

je nach der Schwerpunktsetzung<br />

des Projekts. Bei Projekten, die<br />

sich an Schüler<strong>In</strong>nen wenden, die<br />

noch ein oder mehrere Schuljahre<br />

vor sich haben, sehen die<br />

Pat<strong>In</strong>nen als ihre Aufgabe an, den<br />

Schüler<strong>In</strong>nen bei der Erreichung<br />

des Hauptschulabschlusses zu<br />

helfen, also eventuell Unterstützung<br />

bei den Hausaufgaben oder<br />

beim Deutschlernen zu geben.<br />

Einige Patenprojekte sehen die<br />

Zeit bis zum Schulabschluss als<br />

eine Möglichkeit, die „Ausbildungsreife“<br />

nicht nur durch den<br />

Schulabschluss sondern auch<br />

durch Unterstützung bei der<br />

Verbesserung des Sozialverhaltens<br />

der Schüler<strong>In</strong>nen zu erhöhen.<br />

Alle Paten sehen – unabhängig<br />

vom Alter der Zielgruppe – als<br />

ihre Aufgabe an, die Jugendlichen<br />

bei der Berufsorientierung und<br />

Berufswahl zu unterstützen, falls<br />

sie diese Wahl nicht bereits<br />

getroffen haben. Wenn ein Jugendlicher<br />

einen sehr unrealistischen<br />

Berufswunsch hat, versuchen sie,<br />

ihn zu Überlegungen bezüglich<br />

einer Alternative anzuregen. Ein<br />

realistischer Berufswunsch ist die<br />

Voraussetzung, eine Ausbildungsstelle<br />

zu finden.<br />

Ebenso gehört es zu den Aufgaben<br />

aller Pat<strong>In</strong>nen, bei der Suche nach<br />

einer Ausbildungsstelle zu helfen,<br />

falls diese nicht schon vorhanden<br />

ist. Idealerweise haben die<br />

Pat<strong>In</strong>nen bereits Kontakte zu<br />

Betrieben und <strong>In</strong>stitutionen und<br />

können durch ein Gespräch (oder<br />

mehrere) die Chancen des<br />

Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz<br />

erhöhen. Es darf von<br />

ihnen jedoch nicht erwartet<br />

werden, auf jeden Fall einen<br />

Ausbildungsplatz zu vermitteln.<br />

Hierdurch würden die Pat<strong>In</strong>nen zu<br />

sehr unter Druck gesetzt und die<br />

Lust an ihrer Aufgabe verlieren.<br />

Es wurde einige Male als problematisch<br />

angesprochen, wenn ein<br />

Pate einen Jugendlichen aufgrund<br />

persönlicher Beziehungen bei<br />

einem Betrieb unterbringt, und<br />

dieser Jugendliche später die


14<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Erwartungen des Betriebs nicht<br />

erfüllen kann. Die damit für die<br />

persönlichen Bekannten im<br />

Betrieb verbundenen Probleme<br />

würden dann dem Paten zugerechnet.<br />

„Bei einem Großbetrieb<br />

machen Sie das nur einmal“,<br />

sagte ein Ehrenamtlicher, Beschäftigte<br />

bzw. Besitzer kleinerer<br />

Betriebe hätten dagegen eher<br />

Verständnis dafür, dass auch nicht<br />

„perfekte“ Jugendliche eine<br />

Ausbildungsstelle bräuchten.<br />

Wenn lokal ansässige Betriebe auf<br />

Dauer für Entgegenkommen<br />

gegenüber dem Patenprojekt<br />

gewonnen werden sollen, ist<br />

Transparenz nötig. Ein mit Hilfe<br />

eines Paten in perfektem Deutsch<br />

geschriebenes Bewerbungsschreiben<br />

von einem Jugendlichen, der<br />

selber schlecht Deutsch schreiben<br />

kann, hilft dem Jugendlichen<br />

nur begrenzt. Einem Jugendlichen<br />

durch Einsatz persönlicher<br />

Beziehungen zu helfen, kann für<br />

die Pat<strong>In</strong>nen zu einer Gewissensfrage<br />

werden: Wieweit können sie<br />

den Fähigkeiten „ihres“ Jugendlichen<br />

vertrauen, wieweit der<br />

Offenheit des einstellenden<br />

Betriebs bzw. der Belastbarkeit<br />

der Beziehung zu der entsprechenden<br />

Kontaktperson Was<br />

sind sie bereit für ihr „Patenkind“<br />

zu riskieren Wie oft wollen sie<br />

einem Bekannten, der einen<br />

Ausbildungsplatz bieten könnte,<br />

zugunsten eines benachteiligten<br />

Jugendlichen „auf die Nerven<br />

gehen“ Hier spielt das Vertrauen<br />

zwischen Jugendlichen und<br />

Pat<strong>In</strong>nen und die gegenseitige<br />

Sympathie sicher eine wichtige<br />

Rolle.<br />

Umgekehrt kann es auch eine<br />

Gewissensfrage werden, bei<br />

welchem Ausbildungsplatz man<br />

einen Jugendlichen von der<br />

Annahme überzeugen möchte,<br />

besonders dann, wenn der<br />

ursprüngliche Berufswunsch ein<br />

anderer war. Welcher Ausbildungsplatz<br />

kann einem speziellen<br />

Jugendlichen zugemutet<br />

werden Da die Pat<strong>In</strong>nen durch<br />

die – im besten Fall – entstandene<br />

Vertrauensbeziehung als<br />

Erwachsene einen großen Einfluss<br />

auf die Entscheidungen der<br />

Jugendlichen bekommen können,<br />

haben sie hier eine große Verantwortung.<br />

Natürlich gehört zu den Aufgaben<br />

der Pat<strong>In</strong>nen auch, die Jugendlichen<br />

zu motivieren, sich immer<br />

wieder neu um einen Ausbildungsplatz<br />

zu bemühen und<br />

bei Enttäuschungen nicht aufzugeben.<br />

Die Pat<strong>In</strong>nen müssen auch<br />

darauf achten, dass die Jugendlichen<br />

die Aufgabe der<br />

Ausbildungsplatzfindung nicht<br />

vollständig an die Pat<strong>In</strong>nen<br />

delegieren und selber passiv<br />

werden.<br />

Viele Patenprojekte zählen neben<br />

dem Schreiben der Bewerbungsbriefe<br />

auch individuelles<br />

Bewerbungstraining, d.h. das<br />

Üben von Vorstellungsgesprächen<br />

auf eine konkrete Einladung hin zu<br />

den Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen.<br />

Manchmal bieten die Patenprojekte<br />

in Zusammenarbeit mit<br />

einem ihrer Netzwerkpartner oder<br />

der <strong>In</strong>stitution oder des Verbandes,<br />

dem sie angehören, ein<br />

organisiertes Bewerbungstraining<br />

in Gruppen an. Für viele Aufgaben,<br />

die ein Pate oder eine Patin<br />

erfüllen kann, gibt es professionelle<br />

Angebote: Nachhilfeunterricht,<br />

Deutschkurse, Bewerbungstrainings.<br />

Das Patenprojekt „Alt<br />

hilft Jung im Jugendbüro Neu<br />

Isenburg“ spricht deshalb in<br />

seinen Werbeflyern bewusst<br />

davon, dass die Pat<strong>In</strong>nen zwar<br />

Deutschtraining, aber keine<br />

Nachhilfe anbieten. Die<br />

Schüler<strong>In</strong>nen sollen von der<br />

Patenschaft keinen kostenlosen<br />

Nachhilfeunterricht erwarten. Die<br />

Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen lassen<br />

sich aber nicht ausschließlich auf<br />

die Vermittlung eines Ausbildungsplatzes<br />

und die Unterstützung<br />

während der Ausbildung<br />

reduzieren, da die Pat<strong>In</strong>nen ja<br />

sehen, was auf Seiten des Jugendlichen<br />

die Vermittlung in einen<br />

Ausbildungsplatz erschwert und<br />

ihre Hilfe nicht darauf reduzieren<br />

können, ihn auf verschiedene<br />

Kurse hinzuweisen, die er<br />

vielleicht niemals machen wird.<br />

Der Vorteil der Patenschaft liegt ja<br />

gerade in der Entstehung einer<br />

persönlichen Beziehung, die<br />

manchen benachteiligten Jugendlichen<br />

erst dazu bringt, Vorstellungsgespräche<br />

oder Grammatik<br />

zu üben.<br />

Falls kein Ausbildungsplatz<br />

gefunden wird, gehört zu den<br />

Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen, bei der<br />

Suche nach einer Alternative zu<br />

helfen, die in einem weiteren<br />

Schulbesuch, einer Praktikumstelle,<br />

einer berufsvorbereitenden<br />

„Maßnahme“ oder in der Annahme<br />

eines Arbeitsplatzes bestehen<br />

kann.<br />

4.2.5<br />

Einbeziehung der Eltern<br />

Eine weitere Aufgabe der Pat<strong>In</strong>nen


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

15<br />

ist der Kontakt zu den Eltern des<br />

Jugendlichen. Die Haltung der<br />

Eltern gegenüber einer Ausbildungspatenschaft<br />

ihres Kindes<br />

ist individuell unterschiedlich,<br />

häufig wird von den Patenprojekten<br />

jedoch das fehlende<br />

<strong>In</strong>teresse der Eltern an der<br />

Berufsfindung ihres Kindes und<br />

damit auch an einer Patenschaft<br />

beklagt. Einige Eltern empfänden<br />

die Patenschaft als Einmischung,<br />

andere gäben ihre Verantwortung<br />

für die Berufsfindung ihres Kindes<br />

gerne und manchmal zu weitgehend<br />

an die Pat<strong>In</strong>nen ab. Aber es<br />

gibt auch Eltern, die ihren Kindern<br />

zwar gerne bei der Ausbildungsplatzsuche<br />

helfen würden, damit<br />

aber überfordert sind. Einige<br />

Projekte halten die Zusammenarbeit<br />

mit den Eltern noch für<br />

verbesserungsfähig.<br />

Das „Projekt AusbildungsPaten“<br />

in Recklinghausen hat ein spezielles<br />

Formular für eine Einverständniserklärung<br />

der Eltern<br />

mit der Patenschaft entworfen. <strong>In</strong><br />

der Regel werden die Eltern<br />

jedoch nur durch die Jugendlichen,<br />

die Lehrer<strong>In</strong>nen oder die<br />

Haupt- oder Ehrenamtlichen<br />

informiert. Wenn keine speziellen<br />

Gespräche zwischen Pat<strong>In</strong>nen und<br />

Eltern aufgrund besonderer<br />

Probleme notwendig sind, unterbleibt<br />

in der Regel ein näherer<br />

Kontakt. Dies ist nicht verwunderlich,<br />

da die Patenschaften ja<br />

gerade dann besonders gebraucht<br />

werden, wenn die Jugendlichen<br />

von ihren Eltern nicht genügend<br />

Unterstützung bei der Berufsfindung<br />

erfahren oder die Eltern nur<br />

noch wenig Einfluss auf ihre<br />

Kinder haben.<br />

4.2.6<br />

Empfehlung für die<br />

Ver<br />

ermittlung der<br />

Patenschaften und für die<br />

Gestaltung der <strong>In</strong>teraktion<br />

zwischen Pat<strong>In</strong>nen und<br />

Jugendlichen<br />

Am sichersten gelingt die Vermittlung<br />

der Jugendlichen an die<br />

Pat<strong>In</strong>nen durch eine gute Zusammenarbeit<br />

mit Schulen (Hauptschulen,<br />

berufsvorbereitende<br />

Schulen) bzw. einzelnen<br />

Lehrer<strong>In</strong>nen. Die Bereitschaft der<br />

Lehrer<strong>In</strong>nen mit einem Patenprojekt<br />

zusammenzuarbeiten ist<br />

nicht selbstverständlich und sollte<br />

gepflegt werden.<br />

Mitarbeiter<strong>In</strong>nen der Schulsozialarbeit<br />

können die Aufgabe<br />

der Vermittlung von Jugendlichen<br />

ebenfalls übernehmen, sind aber<br />

nicht in allen Schulen vorhanden.<br />

Am sichersten gelingt die Vermittlung<br />

durch persönliche Ansprache<br />

der Schüler<strong>In</strong>nen durch Lehrer<strong>In</strong>nen<br />

oder Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen<br />

– eventuell nach einer allgemeinen<br />

Vorstellung des Patenprojekts<br />

in der Schule.<br />

Es sind aber auch Vermittlungen<br />

über Jugendberufshilfeeinrichtungen<br />

und „Maßnahmeträger“ möglich,<br />

auch die Arbeitsvermittler<br />

können Jugendlichen eine Patenschaft<br />

empfehlen, wenn das<br />

Prinzip der Freiwilligkeit eingehalten<br />

wird. Mit Jugendlichen, die<br />

nicht bereits persönlich von<br />

Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen oder<br />

Lehrer<strong>In</strong>nen vermittelt wurden,<br />

sollten die Hauptorganisator<strong>In</strong>nen<br />

immer erst ein Vorgespräch führen:<br />

erstens um festzustellen, ob eine<br />

Ausbildungspatenschaft den<br />

Jugendlichen wirklich helfen wird,<br />

zweitens um bei eventuellen<br />

Problemen mit den Pat<strong>In</strong>nen die<br />

Kontaktaufnahme mit den Projektverantwortlichen<br />

zu erleichtern.<br />

Es sollte darauf geachtet werden,<br />

dass die Patenschaftsbeziehung<br />

völlig freiwillig eingegangen wird<br />

und von beiden Seiten jederzeit<br />

beendet werden kann. Freiwilligkeit<br />

und Vertraulichkeit sind<br />

wichtige Grundsätze für das<br />

Gelingen einer Patenschaftsbeziehung.<br />

Die Pat<strong>In</strong>nen können<br />

die Jugendlichen sowohl bei der<br />

Suche nach einem Ausbildungsplatz,<br />

bei der Verhinderung eines<br />

Ausbildungsabbruchs als auch<br />

bei der Erlangung der sogenannten<br />

„Ausbildungsreife“ unterstützen.<br />

Man darf von den Pat<strong>In</strong>nen nicht<br />

erwarten, dass sie in jedem Fall<br />

einen Ausbildungsplatz für die<br />

Jugendlichen finden, ebenso<br />

problematisch ist die Erwartung,<br />

dass sie die Jugendlichen im<br />

eigenen Betrieb oder dem eines<br />

Bekannten „unterbringen“. Dies<br />

kann zu einer Überforderung der<br />

Pat<strong>In</strong>nen und ihres sozialen<br />

Netzes führen.<br />

4.3<br />

Zielgruppe der<br />

Jugendlichen<br />

und Rekrutierung<br />

als „Pa-<br />

tenkind“<br />

Zunächst richteten sich die<br />

Angebote der Patenschaftsprojekte<br />

an Jugendliche, die<br />

aktuell einen Ausbildungsplatz<br />

suchten und Schwierigkeiten<br />

hatten, diesen zu finden. Da viele<br />

Jugendliche jahrelang vergeblich<br />

einen Ausbildungsplatz suchen,


16<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

reicht die Altersgrenze der Zielgruppen<br />

der Patenschaftsprojekte<br />

bis 25 Jahre. Je älter die Jugendlichen<br />

ohne Ausbildungsplatz<br />

sind, desto schwieriger wird die<br />

Aufgabe, ih-nen bei der Suche<br />

erfolgreich zu helfen, besonders,<br />

wenn längere Zeiten der Arbeitslosigkeit<br />

dazu kommen. Durch die<br />

lange Arbeitslosigkeit addieren<br />

sich zu der<br />

Ausbildungsplatzlosigkeit weitere<br />

Probleme. Dies führte manche<br />

Patenprojekte entweder aus<br />

Erfahrung oder aus theoretischen<br />

Überlegungen heraus zu dem<br />

Schluss, die <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

früher beginnen zu lassen.<br />

Deshalb konzentrieren sich<br />

viele Patenprojekte auf Jugendliche,<br />

die noch die Schule besuchen.<br />

Bei der angestrebten Zielgruppe<br />

gibt es große Unterschiede. Während<br />

die einen Patenprojekte die<br />

Jugendlichen zum Ende des letzten<br />

Schuljahres der Hauptschule<br />

in der Schule ansprechen, vermitteln<br />

andere die Patenschaften<br />

bereits zu Beginn des letzten<br />

Schuljahres mit dem Ziel, bis zum<br />

Ende des Schuljahres einen Ausbildungsplatz<br />

zu finden. Andere<br />

Patenprojekte starten die Patenschaften<br />

inzwischen schon im<br />

siebten Schuljahr, damit die Pat<strong>In</strong>nen<br />

so mehr Zeit zur Verfügung<br />

haben, um die Jugendlichen<br />

dabei zu unterstützen, den Hauptschulabschluss<br />

zu schaffen, einen<br />

für sie realistischen Berufswunsch<br />

zu entwickeln und die sogenannte<br />

Ausbildungsreife zu erreichen. <strong>In</strong>sgesamt<br />

lässt sich der Trend beobachten,<br />

die Patenschaften früher<br />

beginnen zu lassen, die Jugendlichen<br />

also bereits in einem Alter<br />

anzusprechen, in dem gravierende<br />

Hindernisse für einen erfolgreichen<br />

Berufsweg, wie z.B. fehlender<br />

Schulabschluss, längere<br />

Zeit der Arbeitslosigkeit mit<br />

Folgeproblemen oder sogar<br />

eventuell Suchtprobleme noch<br />

nicht aufgetreten sind und durch<br />

die persönliche Unterstützung der<br />

Pat<strong>In</strong>nen vielleicht nie auftreten<br />

werden. Die Verlagerung der<br />

Zielgruppe eines Patenprojekts<br />

von Jugendlichen im Alter von<br />

bis zu 25 Jahren zu jüngeren<br />

Schüler<strong>In</strong>nen bedeutet natürlich,<br />

dass für die bereits älteren<br />

Ausbildungsplatzsuchenden, bei<br />

denen die persönliche Benachteiligung<br />

auf dem Arbeits- und<br />

Ausbildungsmarkt schon offensichtlich<br />

geworden ist, von dem<br />

Patenprojekt tendenziell ‚aufgegeben’<br />

werden und ihnen nicht<br />

mehr gezielt Patenschaften<br />

angeboten werden. Weil die<br />

Patenprojekte jedoch nicht<br />

flächendeckend, sondern trotz<br />

ihrer wachsenden Zahl nur in<br />

einzelnen Städten und oft nur für<br />

die Schüler<strong>In</strong>nen einzelner<br />

Schulen existieren, haben<br />

ohnehin nur verschwindend<br />

wenige Jugendliche, denen eine<br />

Patenschaft helfen könnte, die<br />

Chance, diese Hilfe zu erlangen.<br />

Eine Patenschaft zu bekommen<br />

ist ein Privileg, das nur wenigen<br />

Jugendlichen, die diese eigentlich<br />

bräuchten, durch das Glück<br />

des richtigen Orts zur richtigen<br />

Zeit zuteil wird. Dies spricht<br />

nicht gegen die Eingrenzung der<br />

Patenschaft auf bestimmte<br />

Zielgruppen, sondern für eine<br />

verstärkte öffentliche Förderung<br />

der Patenschaftsprojekte.<br />

Die Hinwendung zu jüngeren<br />

Jugendlichen entspricht nicht nur<br />

der Überlegung, Jugendliche in<br />

einem früheren Alter erfolgreicher<br />

unterstützen zu können, sondern<br />

auch dem Bedürfnis, die Pat<strong>In</strong>nen<br />

nicht mit Jugendlichen mit vielfältigen<br />

Problemen zu überfordern.<br />

Dies führt neben der Alterseingrenzung<br />

zu einer weiteren Einschränkung<br />

der Zielgruppe: Da die<br />

Pat<strong>In</strong>nen sich nicht als Therapeut<strong>In</strong>nen<br />

verstehen, wählen die Patenprojekte,<br />

meist die Hauptamtlichen,<br />

durch Gespräche mit den<br />

sich bewerbenden Jugendlichen<br />

oder im Vorfeld die Lehrer<strong>In</strong>nen<br />

oder Sozialarbeiter<strong>In</strong>nen, solche<br />

Jugendliche für eine Patenschaft<br />

aus, die einerseits auf dem Ausbildungsmarkt<br />

besonders benachteiligt<br />

sind, z. B. durch Migrationshintergrund,<br />

fehlenden Hauptschulabschluss,<br />

besondere familiäre<br />

und persönliche Probleme, die<br />

andererseits aber auch zu der Hoffnung<br />

berechtigen, ihnen durch eine<br />

Patenschaft wirklich helfen zu können<br />

und gleichzeitig die Pat<strong>In</strong>nen<br />

nicht zu überfordern. Es werden<br />

sozusagen Jugendliche mit einem<br />

„mittleren Problemniveau“ bezüglich<br />

der Ausbildungsplatzsuche<br />

bevorzugt. Jugendliche, die die<br />

pädagogischen Fähigkeiten der<br />

Pat<strong>In</strong>nen bzw. die Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

die eine Patenschaft<br />

bietet, überfordern, sollten<br />

an professionelle Beratungseinrichtungen<br />

weitervermittelt werden,<br />

so die einhellige Meinung der<br />

Hauptamtlichen der Patenprojekte.<br />

Gleichzeitig sehen die Patenprojekte<br />

es nicht als ihre Aufgabe<br />

an, sich für Jugendliche zu engagieren,<br />

die ohnehin zu den relativ


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

17<br />

Privilegierteren zählen, d.h. in kurzer<br />

Zeit ohnehin eine Ausbildungsstelle<br />

finden werden.<br />

Ausbildungspatenprojekte richten<br />

sich grundsätzlich besonders an<br />

benachteiligte Jugendliche. Dies<br />

ist schon dadurch gewährleistet,<br />

dass sie sich immer gezielt an<br />

Hauptschüler<strong>In</strong>nen oder Förderschüler<strong>In</strong>nen<br />

und Jugendliche<br />

ohne Hauptschulabschluss wenden<br />

und nicht an Schüler<strong>In</strong>nen<br />

der Realschulen oder der Gymnasien,<br />

denn in Hinblick auf die<br />

Chancen, einen Ausbildungsplatz<br />

zu bekommen, kann man Hauptschüler<strong>In</strong>nen<br />

zur Zeit generell als<br />

benachteiligt bezeichnen. Falls<br />

die Jugendlichen nicht von Lehrer<strong>In</strong>nen,<br />

Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen<br />

oder von „Maßnahmeträgern“ ausgewählt<br />

und auf eine Patenschaft<br />

angesprochen werden, sondern<br />

sich selbst melden können –<br />

entweder auf Pressemeldungen,<br />

Flyer oder auf eine <strong>In</strong>formationsveranstaltung<br />

in der Schule hin,<br />

kann es passieren, dass sich Jugendliche<br />

melden, denen, relativ<br />

gesehen, alle Türen für eine Ausbildung<br />

offen stehen und die die<br />

Patenschaft nur zur zusätzlichen<br />

Erhöhung ihrer Berufschancen<br />

nutzen wollen. Dies ist zwar legitim,<br />

entspricht aber nicht dem<br />

sozialen Sinn der Patenprojekte<br />

für Ausbildungsplatzsuchende. <strong>In</strong><br />

Regionen wie dem Ruhrgebiet, wo<br />

zur Zeit ein besonders großer<br />

Mangel an Ausbildungsplätzen<br />

herrscht, kann allerdings fast jeder<br />

Schulabgänger Unterstützung bei<br />

der Ausbildungsplatzsuche gebrauchen.<br />

Wenn von einer Abschlussklasse<br />

am Schuljahresende<br />

erst zwei oder drei Schüler<strong>In</strong>nen<br />

einen Ausbildungsplatz<br />

haben, sind fast alle benachteiligt,<br />

denn sie sind alle in der Gefahr,<br />

sich das Stigma der Ausbildungslosigkeit<br />

(Solga 2002) zuzuziehen.<br />

Aber auch in Regionen, in denen<br />

zahlenmäßig genügend Ausbildungsplätze<br />

zur Verfügung stehen,<br />

heißt dies noch nicht, dass die<br />

dort lebenden Hauptschulabsolvent<strong>In</strong>nen<br />

leicht einen Ausbildungsplatz<br />

finden. Aufgrund des<br />

hohen Ausbildungsplatzmangels<br />

in ganz Deutschland können sich<br />

die Firmen die Bewerber bundesweit<br />

aussuchen.<br />

Wenn sich die Jugendlichen selber<br />

für eine Patenschaft melden<br />

sollen, kann auf diesem Weg nur<br />

denjenigen geholfen werden, die<br />

erstens wissen, dass sie diese<br />

Unterstützung gebrauchen könnten<br />

und zweitens noch nicht infolge<br />

einer „negativen Selbsttypisierung“<br />

(Solga 2004a, S.104) resigniert<br />

haben. Laut einer EMNID-<br />

Untersuchung von 20- bis 24-<br />

jährigen westdeutschen Jugendlichen<br />

im Jahr 1990 haben sich 70<br />

Prozent der Sonderschulabsolventen<br />

und 67 Prozent der Hauptschüler<br />

ohne Abschluss, die ohne<br />

Ausbildungsabschluss waren, nie<br />

um eine Ausbildung beworben<br />

(Beinke 1992, zit. nach Solga<br />

2004a, S.104). Jugendliche, die<br />

besonders dringend eine Patenschaft<br />

bräuchten, können also<br />

wahrscheinlich eher erreicht<br />

werden, wenn sie angesprochen<br />

werden.<br />

Patenprojekte richten sich an<br />

beide Geschlechter gleichermaßen,<br />

eine zahlenmäßige<br />

Vergleichsmöglichkeit, durch die<br />

man feststellen könnte, ob<br />

Mädchen oder Jungen benachteiligt<br />

werden, indem sie jeweils<br />

eine geringere Chance auf eine<br />

Patenschaft hätten, gibt es nicht.<br />

Im Unterschied zu den Pat<strong>In</strong>nen,<br />

bei denen die Männer in der<br />

Mehrzahl sind, gibt es bei den<br />

Jugendlichen die Tendenz, dass<br />

sich genauso viele Mädchen zu<br />

einer Patenschaft bereit erklären<br />

wie Jungen oder sogar mehr.<br />

Patenprojektmitarbeiter erklären<br />

dies damit, dass Mädchen sich<br />

eher die „Schwäche“ eingestehen<br />

können, eine Patenschaft zu<br />

brauchen.<br />

Für Mädchen aus Migrantenfamilien<br />

sind Patenschaften eine<br />

wichtige <strong>In</strong>tegrationschance. <strong>In</strong>sbesondere<br />

wenn die Patenschaften<br />

in den Räumen der Organisation<br />

des Trägers stattfinden, die Pat<strong>In</strong>nen<br />

Frauen sind und den Eltern<br />

vorgestellt werden, stimmen die<br />

Eltern der Patenschaft zu. Für<br />

Mädchen aus Migrantenfamilien<br />

sollten deshalb besonders Frauen<br />

als Pat<strong>In</strong>nen geworben werden.<br />

Die Möglichkeit zu Aktivitäten<br />

außerhalb der Familie scheint für<br />

diese Mädchen motivierend zu<br />

sein.<br />

4.3.1<br />

Empfehlung für die<br />

Wahl der Zielgruppe<br />

der Jugendlichen<br />

Es empfiehlt sich, <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

möglichst bereits in<br />

der Schule anzufangen, damit bestimmte<br />

Probleme wie Langzeitarbeitslosigkeit<br />

gar nicht erst entstehen.<br />

Ob eine Vermittlung in den<br />

Schulen sinnvoll ist, hängt allerdings<br />

von den bestehenden Kontakten<br />

und Kooperationen ab. Es


18<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

sind auch andere Vermittlungswege,<br />

z.B. über Jugendhilfeeinrichtungen<br />

möglich. Es sollten bevorzugt<br />

Jugendliche mit einem „mittleren<br />

Problemniveau“ an Pat<strong>In</strong>nen<br />

vermittelt werden. Jugendliche,<br />

die leicht einen Ausbildungsplatz<br />

finden, brauchen keine Patenschaft<br />

und Jugendliche mit multiplen<br />

Problemen sollten an das<br />

professionelle Beratungsnetzwerk<br />

bzw. das Jugendamt weitervermittelt<br />

werden, damit die Pat<strong>In</strong>nen<br />

nicht überfordert werden.<br />

Patenschaften helfen besonders<br />

Jugendlichen aus Migrantenfamilien,<br />

da diesen noch häufiger<br />

als hier aufgewachsenen Jugendlichen<br />

die sozialen Netzwerke fehlen,<br />

die bei der Ausbildungsplatzsuche<br />

nützen können. Um Mädchen<br />

aus Migrantenfamilien eine<br />

Patenschaft zu ermöglichen, sollten<br />

speziell Frauen als Pat<strong>In</strong>nen<br />

geworben werden.<br />

4.4<br />

Rekrutierung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Patenschaftsprojekte bieten<br />

Bürger<strong>In</strong>nen, die sich ehrenamtlich<br />

engagieren wollen, ein<br />

Tätigkeitsfeld, das die Bedingungen<br />

erfüllt, die sich Ehrenamtliche<br />

heute für ihre Arbeit wünschen:<br />

Sie erstreben eine Tätigkeit, die<br />

ihnen persönliche Befriedigung<br />

gewährt, sie wollen ihre eigenen<br />

Kenntnisse und Erfahrungen einbringen<br />

und erweitern, sie möchten<br />

anderen Menschen helfen und<br />

etwas für das Gemeinwohl tun, sie<br />

erwarten eigene Verantwortungsund<br />

Entscheidungsmöglichkeiten,<br />

möchten für ihre Tätigkeit Anerkennung<br />

finden und mit Menschen<br />

zusammen kommen, die<br />

ihnen sympathisch sind (ISAB-<br />

<strong>In</strong>stitut Köln 2000, Freiwilligensurvey<br />

1999, zit. nach BAGSO -<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisatonen 2000, S.<br />

21; ähnlich Kelm 2005, S. 9) Eine<br />

Patenschaft entspricht auch dem<br />

Wunsch vieler Freiwilliger, sich<br />

nicht gleich für viele Jahre für eine<br />

bestimmte ehrenamtliche Arbeit<br />

zu verpflichten, sondern ihre Arbeitskraft<br />

temporär für ein bestimmtes<br />

Projekt zur Verfügung zu<br />

stellen – was nicht ausschließt,<br />

dass sie später doch jahrelang<br />

dabei bleiben.<br />

Nach übereinstimmender Meinung<br />

der befragten Patenprojekte<br />

melden sich für diese ehrenamtliche<br />

Arbeit nur Menschen, die eine<br />

ernsthafte Aufgabe suchen und<br />

nicht nur an der Kontaktmöglichkeit<br />

interessiert sind, die ein<br />

Patenprojekt außerdem bietet.<br />

Die Bürger<strong>In</strong>nen, die für die<br />

Patenprojekte gewonnen werden<br />

können, betätigen sich in der Regel<br />

nicht zum erstenmal ehrenamtlich,<br />

sondern haben meistens<br />

schon andere ehrenamtliche<br />

Pflichten. Sie setzen sich ohnehin<br />

schon für gemeinschaftliche Aufgaben<br />

ein. Deshalb ist es für ein<br />

neu startendes Patenprojekt sinnvoll,<br />

sich persönlich an bereits<br />

jetzt oder früher aktive Ehrenamtliche<br />

zu wenden.<br />

4.4.1<br />

Kontaktaufnahme mit<br />

potentiellen Paten und<br />

Patinnen<br />

Die Rekrutierung der Ehrenamtlichen<br />

findet in den einzelnen Patenschaftsprojekten<br />

auf unterschiedliche<br />

Weise statt. Bei denjenigen<br />

Patenprojekten, die auf<br />

eine <strong>In</strong>itiative von Ehrenamtlichen<br />

zurückgehen, wie z.B. „Arbeit in<br />

Essen e.V.“, das Patenprojekt des<br />

Kolpingmitglieds Eduard Jeckel<br />

in Donzdorf oder das Patenprojekt<br />

von Rudolf Zeiler in Burgkirchen,<br />

wurden von den <strong>In</strong>itiatoren in der<br />

Regel die möglichen Paten zunächst<br />

persönlich angesprochen,<br />

später auch durch öffentliche<br />

Aufrufe. Im Patenprojekt der Caritas<br />

Freiburg Stadt und IN VIA Diözesanverband<br />

Freiburg werden die<br />

Ehrenamtlichen fast ausschließlich<br />

persönlich angesprochen. Bei<br />

diesen persönlich Angesprochenen<br />

handelt es sich um Persönlichkeiten<br />

der Wirtschaft, des<br />

öffentlichen Lebens oder kirchlicher<br />

Verbände, bei denen vermutet<br />

werden kann, dass sie Kontakte<br />

zu einstellenden Betrieben<br />

haben oder diese relativ leicht<br />

herstellen können.<br />

Andere Patenprojekte, die von<br />

Hauptamtlichen in Verbänden<br />

oder <strong>In</strong>stitutionen initiiert und<br />

organisiert werden, sprechen die<br />

ehrenamtlichen Pat<strong>In</strong>nen persönlich<br />

an und werben außerdem<br />

öffentlich um Pat<strong>In</strong>nen. Wieder<br />

andere legen den Schwerpunkt<br />

der Patenrekrutierung auf öffentliche<br />

Aufrufe durch Flyer, <strong>In</strong>ternetauftritte<br />

und Pressearbeit. Das<br />

Projekt muss im lokalen öffentlichen<br />

Bewusstsein präsent sein,<br />

damit sich immer wieder neue<br />

potentielle Pat<strong>In</strong>nen angesprochen<br />

fühlen. Die Pressearbeit der<br />

Projekte reicht von einem <strong>In</strong>terview<br />

oder Bericht in einer Zeitung<br />

bis zum Auftritt in Radio- oder<br />

Fernsehsendungen. Auch die


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

19<br />

Erlangung eines öffentlichen oder<br />

kirchlichen Preises für ehrenamtliche<br />

bzw. Bürgerarbeit, die schon<br />

einigen Patenprojekten gelungen<br />

ist 7 , macht die Presse und damit<br />

die Öffentlichkeit auf das Projekt<br />

aufmerksam, was wiederum die<br />

Rekrutierung neuer Pat<strong>In</strong>nen fördert.<br />

Arbeitet ein Projekt mit<br />

vielen ehrenamtlichen<br />

Pat<strong>In</strong>nenen, so genügt ein einzelner<br />

Zeitungsartikel nicht, denn<br />

das Projekt muss immer wieder<br />

neu – mit positiven Berichten – in<br />

der Presse erscheinen, damit sich<br />

weitere Bürger<strong>In</strong>nen melden, die<br />

<strong>In</strong>teresse an einer ehrenamtlichen<br />

Patenschaft haben.<br />

sich einige wenige Patenprojekte<br />

zumindest am Anfang besonders<br />

an junge Erwachsene als<br />

Pat<strong>In</strong>nen. Die jungen Pat<strong>In</strong>nen<br />

haben den Vorteil des geringen<br />

Altersabstands und damit der<br />

besseren Einfühlung in die<br />

Lebenswelt der Jugendlichen.<br />

Andererseits eignen sie sich<br />

gerade wegen des geringeren<br />

Altersabstands nur bedingt für die<br />

Rolle eines Mentors, haben noch<br />

nicht das Bedürfnis, ihre Lebenserfahrung<br />

an die nächste bzw.<br />

übernächste Generation weiterzugeben<br />

und sind deshalb nur<br />

schwer für die Patenaufgabe zu<br />

gewinnen.<br />

Lehrer<strong>In</strong>nen oder<br />

Berufsberater<strong>In</strong>nen. Für eine<br />

Patenschaft werden neben Berufsund<br />

Lebenserfahrung vielfältige<br />

Sozialkompetenzen gebraucht:<br />

Einfühlungsvermögen besonders in<br />

Jugendliche, Reflexionsbereitschaft,<br />

Menschenkenntnis,<br />

die Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen<br />

und Frustrationstoleranz.<br />

Diejenigen Patenprojekte, die die<br />

Pat<strong>In</strong>nen öffentlich werben, so<br />

dass sich im Prinzip jeder <strong>In</strong>teressierte<br />

melden kann, verlangen<br />

zumindest ein persönliches<br />

Gespräch mit dem Hauptamtlichen<br />

oder zusätzlich die Teilnah-<br />

4.4.2<br />

Bei den Patenprojekten, die die me an einer Einführungs-<br />

Zielgruppen, in denen<br />

Pat<strong>In</strong>nen vor allem persönlich veranstaltung. Ein Ergebnis des<br />

Pat<strong>In</strong>nen gesucht werden<br />

ansprechen, wird in der Regel persönlichen Gesprächs kann<br />

vorausgesetzt, dass diese die sein, dass eine andere Form ehrenamtlichen<br />

Engagements em-<br />

Die jeweiligen Zielgruppen, in notwendige Qualifikation für eine<br />

denen Pat<strong>In</strong>nen gesucht werden, Ausbildungspatenschaft mitbringen.<br />

Von einem hauptberuflichen nennen dies „Auswahl“ der Pat<strong>In</strong>pfohlen<br />

wird. Manche Projekte<br />

sind sowohl hinsichtlich des<br />

beruflichen Status als auch des Ausbilder in einer größeren Firma nen. Einige Projekte bieten den<br />

Alters unterschiedlich: Während oder einem Personalmanager wird Pat<strong>In</strong>nen Qualifizierungskurse für<br />

einige Projekte nur aktiv im keine weitere Qualifizierungsbereitschaft<br />

erwartet, da dieser ja bunden mit Betriebsbesichti-<br />

ihre Aufgabe an, manchmal ver-<br />

Berufsleben Stehende wünschen,<br />

die in möglichst hochqualifizierten<br />

Positionen arbeiten, oder spezifischen Fähigkeiten im Das Gespräch des Hauptamtli-<br />

gerade wegen seiner vermuteten gungen (siehe 4.5).<br />

zumindest die Berufstätigkeit erst Umgang mit Menschen bzw. chen mit den potentiellen Pat<strong>In</strong>nen<br />

und das persönliche Kennen-<br />

kürzlich beendet haben, sprechen Jugendlichen und seiner nützlichen<br />

Kontakte für die Auslernen<br />

bietet eine gewisse Garan-<br />

andere bewusst Rentner<strong>In</strong>nen an<br />

und freuen sich auch über die bildungsplatzvermittlung angesprochen<br />

wird. Dies gilt auch für das Funktionieren eines Patentie<br />

für die Seriösität und damit<br />

Mitarbeit von Hausfrauen oder<br />

Student<strong>In</strong>nen.<br />

Paten und Patinnen, die nicht projekts. Die Hauptamtlichen –<br />

<strong>In</strong> der Regel sind die Pat<strong>In</strong>nen mehr berufstätig sind, aber früher und damit ihr Verband oder ihre<br />

über 50, meist über 60 Jahre alt. hochqualifizierte Tätigkeiten <strong>In</strong>stitution – übernehmen durch<br />

Viele sind bereits aus dem ausübten, die für die Vermittlung dieses Gespräch die Verantwortung<br />

dafür, dass nur vertauens-<br />

Berufsleben ausgeschieden. Im eines Ausbildungsplatzes oder die<br />

Unterschied zu dieser Zusammensetzung<br />

der Pat<strong>In</strong>nen richteten relevant sein können, wie z.B. werden, deren Hauptmotivation<br />

Hilfe bei der Berufsfindung würdige Pat<strong>In</strong>nen vermittelt<br />

________________________________________________________________________________________________________________________<br />

7 z. B. der <strong>In</strong>itiative von Eduard Jeckel (Kolpingfamilie Donzdorf) (3. Platz in der Kategorie Einzelengagement beim Ehrenamtspreis<br />

Deutschland 2004) und „Alt hilft Jung im Jugendbüro Neu Isenburg“ (1. Preis im Jahr 2000 im bundesweiten Wettbewerb „Dialog der<br />

Generationen“).


20<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

die Unterstützung der Jugendlichen<br />

ist. Das lokale Ansehen des<br />

oder der jeweiligen Projektträger,<br />

deren öffentliches Bild als vertrauenswürdige<br />

Organisation ermöglicht<br />

es erst, dass sich Schulen,<br />

Jugendhilfeeinrichtungen und<br />

entsprechende andere Organisationen<br />

und <strong>In</strong>stitutionen zur Zusammenarbeit<br />

bei der Vermittlung von<br />

Pat<strong>In</strong>nen an „ihre“ Jugendlichen<br />

bereit finden. Werden Patenprojekte<br />

ausschließlich von ehrenamtlich<br />

Tätigen organisiert, so<br />

muss das Ansehen der Organisation<br />

durch das persönliche lokale<br />

Ansehen des jeweiligen Ehrenamtlichen<br />

ersetzt werden, bzw. das<br />

Ansehen der Person muss auf das<br />

Projekt übergehen bis das Projekt<br />

selbst im Laufe der Zeit durch<br />

seine Arbeit öffentliche Reputation<br />

gewinnt.<br />

Einige Patenprojekte informieren<br />

die Mentoren bereits im Vorfeld –<br />

z.B. auf Werbeflyern – darüber,<br />

welche Eigenschaften der Mentoren<br />

für die Aufgabe der Patenschaft<br />

besonders erwünscht sind,<br />

z.B. so:<br />

„Ihre Voraussetzungen“<br />

Sie haben Lebens- oder Berufserfahrung<br />

• und möglichst Kontakte zu<br />

Firmen und Unternehmen<br />

• im Bereich Erziehung<br />

Sie sind<br />

•interessiert an neuen Kontakten,<br />

auch zu Bürger<strong>In</strong>nen mit sozialen<br />

und persönlichen Problemen<br />

•tolerant im Umgang mit anderen<br />

Menschen, können aber auch<br />

Grenzen deutlich machen.“<br />

(Projekt „Jugendpaten für<br />

Augsburg“, Freiwilligenzentrum<br />

Augsburg)<br />

Eine solche Beschreibung der gewünschten<br />

Eigenschaften des<br />

Paten ähnelt einer Stellenanzeige<br />

und wird bevorzugt von Patenprojekten<br />

eingesetzt, die eine<br />

stärkere Professionalisierung der<br />

ehrenamtlichen Arbeit anstreben.<br />

Sie erleichtert in jedem Fall das<br />

Auswahlgespräch zwischen<br />

Hauptamtlichem und Ehrenamtlichem,<br />

da durch diese „Ausschreibung“<br />

schon eine gewisse „Vorauswahl“<br />

der Pat<strong>In</strong>nen stattfindet.<br />

Andererseits ähnelt sich die<br />

ehrenamtliche Arbeit hiermit<br />

stärker der beruflichen Arbeit an<br />

und wird somit weniger attraktiv<br />

für Freiwillige, die einen Ausgleich<br />

für berufliche Arbeit suchen.<br />

Nach den vorliegenden Berichten<br />

und Dokumenten gibt es bei den<br />

Pat<strong>In</strong>nen zahlenmäßig ein Übergewicht<br />

an Männern, in allen Patenprojekten<br />

arbeiten jedoch auch<br />

Frauen mit. Die Ursache hierfür<br />

kann darin liegen, dass Männer<br />

eher in beruflichen Positionen<br />

sind bzw. waren, die für die Vermittlung<br />

von Ausbildungsplätzen<br />

nützlich sein können.<br />

4.4.3<br />

Empfehlung für die<br />

Rekrutierung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Aufgrund der vorliegenden Erfahrungen<br />

der Patenprojekte erscheint<br />

bei der Suche nach<br />

ehrenamtlich arbeitenden<br />

Ausbildungspat<strong>In</strong>nen als der<br />

sicherste Weg, zunächst Menschen<br />

persönlich anzusprechen, die<br />

•erstens schon älter sind, d.h.<br />

bereits das Bedürfnis haben,<br />

ihre Berufs- und Lebenserfahrung<br />

an die nächste Generation<br />

weiterzugeben,<br />

•zweitens bereits ehrenamtlich<br />

aktiv sind und <strong>In</strong>teresse an<br />

einer weiteren bzw. neuen<br />

Aufgabe haben und weitere<br />

Ehrenamtliche motivieren<br />

können,<br />

•drittens in der Gemeinde<br />

oder Stadt ein gewisses An<br />

sehen haben und /oder über<br />

nützliche berufliche oder<br />

ehrenamtliche Kontakte<br />

verfügen.<br />

Wenn eine Kerngruppe ehrenamtlicher<br />

Pat<strong>In</strong>nen gefunden ist,<br />

kann später die Werbung um<br />

Pat<strong>In</strong>nen auf dem Weg der<br />

üblichen Öffentlichkeitsarbeit<br />

erfolgen. Es melden sich dann<br />

auch Menschen als Pat<strong>In</strong>nen,<br />

die zu der Trägerorganisation<br />

bisher keinen oder wenig<br />

Kontakt hatten, sich aber<br />

vorstellen können, innerhalb<br />

dieser Struktur ehrenamtlich<br />

tätig zu werden.<br />

Die Hauptamtlichen (bzw.<br />

Hauptorganisatoren) sollten vor<br />

einer Vermittlung an die Jugendlichen<br />

immer ein Vorgespräch<br />

mit den Pat<strong>In</strong>nen führen, da der<br />

Träger des Projekts für die<br />

Seriösität des ganzen Vorhabens<br />

verantwortlich ist.<br />

4.5.<br />

Begleitung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Für das Funktionieren eines<br />

ausdifferenzierten Patenprojekts<br />

die Begleitung der Pat<strong>In</strong>nen<br />

durch Hauptamtliche gebraucht.<br />

Dazu gehört auch die – im<br />

Prinzip tägliche – Ansprech-


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

21<br />

barkeit mindestens eines Hauptamtlichen,<br />

wenn besondere Probleme<br />

auftauchen. Je mehr Arbeitszeit<br />

die Hauptamtlichen für<br />

das Patenprojekt zur Verfügung<br />

haben, desto besser können sie<br />

die ehrenamtlichen Paten begleiten<br />

und die Vermittlung zwischen<br />

Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />

organisieren. Wenn die Hauptamtlichen,<br />

die in einem Patenprojekt<br />

mitarbeiten, diese Arbeit noch zusätzlich<br />

zu vielen anderen Aufgaben<br />

durchführen müssen, muss<br />

die <strong>In</strong>tensität der Begleitung der<br />

Pat<strong>In</strong>nen oder die Möglichkeit zur<br />

Ausdehnung des Projekts auf eine<br />

größere Zahl Jugendlicher eingeschränkt<br />

bleiben.<br />

4.5.1<br />

Beratungsnetzwerk<br />

Wichtig für die Begleitung der<br />

Pat<strong>In</strong>nen ist das Angebot eines<br />

professionellen Beratungsnetzwerks<br />

für den Fall, dass der<br />

Pate oder die Patin Unterstützung<br />

braucht oder die Probleme des<br />

Jugendlichen die Aufgaben einer<br />

Patenschaft überfordern, bzw.<br />

durch eine Patenschaft nicht zu<br />

lösen sind. Die Hauptamtlichen<br />

müssen dann die Pat<strong>In</strong>nen dabei<br />

unterstützen, dem Jugendlichen<br />

den Weg zu professioneller Hilfe<br />

zu ebnen. Natürlich, so wird<br />

immer wieder betont, müsse der<br />

Jugendliche diese Hilfe auch<br />

annehmen.<br />

<strong>In</strong> den Patenprojekten herrscht<br />

Einigkeit darüber, dass es nicht<br />

Aufgabe der Pat<strong>In</strong>nen sei, einem<br />

Jugendlichen den Therapeuten zu<br />

ersetzen. Manche halten es auch<br />

nicht für die Aufgabe des Paten,<br />

bei Konflikten mit Elternhaus,<br />

Schule und Betrieb zu vermitteln,<br />

da es hierfür eine professionelle<br />

Konfliktberatung gebe.<br />

Das Beratungsnetzwerk dient<br />

sowohl dazu, dass der Pate sich<br />

selbst dort bezüglich der Probleme<br />

des Jugendlichen beraten<br />

lassen kann, als auch dazu, den<br />

Jugendlichen an professionelle<br />

Helfer zu vermitteln. Zu dem<br />

Beratungsnetzwerk eines ausdifferenzierten<br />

Patenprojekts können<br />

gehören: Jugendberufshilfe,<br />

Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen, Jugendmigrationsdienste,<br />

Jugendamt,<br />

Jugendzentrum, Sozialarbeiter<strong>In</strong>nen,<br />

die Berufsberatung und für<br />

die Berufsberatung zuständige<br />

Lehrer<strong>In</strong>nen, außerdem Erziehungsberatungsstellen,<br />

Drogenund<br />

Suchtberatung, Verbraucherberatung,<br />

Schuldnerberatung, Jugendgerichtshilfe,<br />

Kreislehrlingswart<br />

und IHK-Ausbildungsberater.<br />

Weitere Unterstützung bieten<br />

Volkshochschulen und andere<br />

Weiterbildungseinrichtungen.<br />

4.5.2<br />

Gemeinsame Treff<br />

reffen en der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Fast alle Patenprojekte veranstalten<br />

regelmäßige Patentreffen,<br />

allerdings in ganz unterschiedlicher<br />

Häufigkeit. Manche Patentreffen<br />

finden nur einmal im<br />

halben Jahr, andere jeden Monat<br />

statt. Die Patentreffen werden fast<br />

immer von den Hauptamtlichen<br />

organisiert. Sie sorgen für einen<br />

Raum, bereiten die Treffen vor,<br />

laden ein und übernehmen die<br />

Moderation und die fachliche<br />

Beratung. Sie referieren auch über<br />

bestimmte Themen, die aktuell<br />

auf die Situation der Jugendlichen<br />

bezogen sind (z.B. aktuelle Zahlen<br />

zum Ausbildungsstellenmarkt,<br />

Diskussion der neuesten Shell-<br />

Jugendstudie u.ä.). Aufgabe der<br />

Hauptamtlichen bei diesen<br />

Treffen ist es auch, in der Zwischenzeit<br />

entstandene Probleme,<br />

die bei dem Treffen zur Sprache<br />

kommen, zu einer Lösung zu<br />

führen. Die Pat<strong>In</strong>nen berichten<br />

über ihre Arbeit und über besondere<br />

Probleme. Die Treffen dienen<br />

oft auch dazu, Einzelfälle darzustellen<br />

und andere Pat<strong>In</strong>nen um<br />

Unterstützung zu bitten, z.B. durch<br />

Weitergabe des Wissens über eine<br />

Bewerbungsmöglichkeit für<br />

Jugendliche mit einem bestimmten<br />

Berufswunsch, zu dem der<br />

zuständige Pate schon alle ihm zur<br />

Verfügung stehenden Möglichkeiten<br />

ausgeschöpft hat oder zu dem<br />

ihm Wissen fehlt. Dieses Verfahren,<br />

das die Patenprojekte für sich<br />

entwickelt haben, gleicht einer<br />

professionellen „kollegialen<br />

Fallberatung“.<br />

Das Gefühl, zusammen mit den<br />

anderen Pat<strong>In</strong>nen eine Gemeinschaft<br />

zu bilden, die gemeinsam<br />

Probleme bespricht und so löst,<br />

wird von vielen Ehrenamtlichen<br />

als eine wichtige Voraussetzung<br />

gesehen, die Arbeit zu tun und<br />

fortzusetzen. Man könnte die<br />

Treffen auch als Realisierung<br />

bürgerlichen Gemeinsinns – auf<br />

einem begrenzten Gebiet –<br />

beschreiben: Durch die regelmäßigen<br />

Treffen bilden die Pat<strong>In</strong>nen<br />

eine Gruppe, die sich aus freier<br />

Entscheidung trifft, um durch<br />

Kommunikation und Kooperation<br />

Probleme in ihrem Gemeinwesen<br />

zu lösen.


22<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

4.5.3<br />

eine Aufwandsentschädigung, ersetzen<br />

ihnen Fahrtkosten oder stimmten Größe und finanziellen<br />

für Pat<strong>In</strong>nen<br />

stellen Tätigkeitsnachweise aus. Ausstattung eines Ausbildungs-<br />

Diese sind aber erst ab einer be-<br />

Qualifizierungsangebote<br />

Einige Patenschaftsprojekte bieten<br />

den Pat<strong>In</strong>nen spezielle Qua-<br />

die ehrenamtlichen Mitarbeite-<br />

sonst die Organisationsarbeit<br />

Mehrere Patenprojekte versichern patenschaftsprojekts sinnvoll, weil<br />

lifizierungskurse an, um sie auf r<strong>In</strong>nen für die Zeit ihrer Tätigkeit zuviel Raum einnimmt.<br />

ihre Aufgabe vorzubereiten und für das Projekt in einer Unfallver-<br />

4.6<br />

auch während der Patenschaft sicherung 8 . Dieser „Service“ für<br />

Projektstruktur<br />

fortzubilden. Das Pate/Patin- die Ehrenamtlichen bedeutet<br />

Projekt der Katholischen Fachstelle<br />

für Jugendpastoral und Ju-<br />

Aufwand für die Hauptorganisa-<br />

natürlich einen zusätzlichen<br />

4.6.1 Projektträger<br />

Die Patenprojekte sind<br />

gendhilfe Köln/Rhein-Erft z.B. tor<strong>In</strong>nen und wird bei kleineren<br />

fast immer an eine Organisation,<br />

d.h. einen Verband,<br />

bietet neben einem Einführungsabend<br />

in Zusammenarbeit mit gar nicht erst thematisiert. Die<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

einen Verein, eine kirchliche,<br />

dem Sozialdienst katholischer dafür notwendige Organisationsarbeit<br />

sollte auch nicht gleich den<br />

gewerkschaftliche oder staatliche<br />

Frauen und dem Katholischen<br />

<strong>In</strong>stitution oder Organisation<br />

Bildungswerk Fortbildungsveranstaltungen<br />

zu Motivation/ ten.<br />

Start eines Patenprojekts belas-<br />

gebunden oder sie bilden selbst<br />

eine Organisation (z.B. Arbeit in<br />

Kommunikation, Rechtsfragen<br />

4.5.5<br />

Essen e.V.). Sind Hauptamtliche<br />

zum Aufenthaltsrecht und Berufs-<br />

Empfehlung für die Beglei-<br />

beteiligt, hat das Projekt fast immer<br />

einen oder mehrere offizielle<br />

und Ausbildungsberatung. Das<br />

tung der Ehrenamtlichen<br />

Projekt „AusbildungsPaten“ des Wichtig für die Begleitung der Träger. Diese arbeiten für das Patenprojekt<br />

mit anderen Organisati-<br />

Referats Kirche und Arbeitswelt Ehrenamtlichen ist<br />

des Bistums Münster bietet<br />

onen zusammen, die die Kooperationspartner<strong>In</strong>nen<br />

bilden oder<br />

Fortbildungsveranstaltungen zu<br />

1. die im Prinzip ständige<br />

den Themen „Eine Ausbildungsstelle<br />

finden“, „Während der<br />

Ansprechbarkeit eines Hauptamtlichen<br />

das Patenprojekt zu ihren eigenen<br />

Aufgaben zählen. Träger und Kooperationspartner<strong>In</strong>nen<br />

von Pa-<br />

Ausbildung“ und „Jugendliche 2. das Angebot eines professionellen<br />

Beratungsnetzwerks tenprojekten sind so vielfältig,<br />

heute“ an. Die Fortbildungsveranstaltungen<br />

sind bei allen Patenprojekten<br />

nur Angebote, keine<br />

3. regelmäßige Treffen der dass sie hier nicht alle aufgeführt<br />

Pat<strong>In</strong>nen mit gegenseitiger und werden können. Wichtige Träger<br />

Voraussetzung für die Vermittlung<br />

fachlicher Beratung<br />

von Patenprojekten sind: Caritas,<br />

einer Patenschaft. Als Voraussetzung<br />

gilt höchstens eine Ein-<br />

Darüber hinaus sind Qualifiziebewegung<br />

(KAB) und Kolping,<br />

IN VIA, Katholische Arbeitnehmerführungsveranstaltung.<br />

Allerdings rungsangebote, die sich auf die außerdem die Erzbistümer bzw.<br />

nehmen viele Pat<strong>In</strong>nen an den aktuelle Ausbildungsplatzsituation,<br />

die Situation einzelner Juter.<br />

Im Bistum Mainz initiiert das<br />

Bistümer Köln, Mainz und Müns-<br />

Fortbildungsveranstaltungen teil.<br />

gendlicher und die Jugendkultur<br />

4.5.4<br />

Referat Kirche und Arbeitswelt<br />

beziehen sowie auf die Vermitt-<br />

Aufwandsentschädigung/<br />

das Projekt „SymPaten“ in<br />

lung pädagogischen Wissens von<br />

Tätigkeitsnachweise/<br />

Kooperation mit der Katholischen<br />

Vorteil. Ein zusätzlicher „Service“<br />

Ver<br />

ersicher<br />

sicherungen<br />

Arbeitnehmer-Bewegung (KAB),<br />

für die Ehrenamtlichen sind Kolping, Kolpingjugend, Christliche<br />

Einige Patenprojekte zahlen den Versicherung,, Tätigkeitsnachweise Arbeiter/innenjugend (CAJ) und<br />

________________________________________________________________________________________________________________________<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>In</strong>nen und Aufwandsentschädigung. der Jugendberufshilfe Förderband<br />

8 Zu Fragen der Aufwandsentschädigung und Versicherung bei Freiwilligenarbeit siehe Kelm 2005a,<br />

2005b und Wollenschläger 2002


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

23<br />

Mainz. Ein weiteres „SymPaten“-<br />

Projekt gibt es in Offenbach und<br />

an der Don-Bosco-Schule in<br />

Würzburg. Die Jugendseelsorge im<br />

Erzbistum Köln versucht Patenprojekte<br />

im gesamten Erzbistum<br />

aufzubauen, wobei sie sich vor<br />

allem an die Pfarreien wendet.<br />

Das Bistum Münster hat über die<br />

Mitarbeiter des Referats Kirche<br />

und Arbeitswelt und den KAB in<br />

verschiedenen Städten Patenprojekte<br />

initiiert. <strong>In</strong> der Region<br />

des Bistums Freiburg existieren<br />

ebenfalls mehrere Patenprojekte,<br />

diese werden von IN VIA und<br />

Caritas getragen. <strong>In</strong> Konstanz gab<br />

es viele Jahre ein sehr erfolgreiches<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekt<br />

des katholischen Jugendbüros.<br />

Kolping hat Patenprojekte<br />

an verschiedenen Orten in der<br />

Bundesrepublik oder arbeitet an<br />

ihnen mit (z.B. Donzdorf, Hildesheim,<br />

Offenbach, Geislingen - zu<br />

den Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

im katholischen Bereich<br />

siehe auch Kapitel 5).<br />

Die Evangelische Erwachsenenbildung<br />

in Thüringen hat ein Projekt<br />

„Patenschaften für Ausbildung“ in<br />

Jena, das Diakonische Werk Dortmund<br />

hat ein Projekt „<strong>Ausbildungspatenschaften</strong>“<br />

in Dortmund.<br />

Der Evangelische Kirchenkreis<br />

Gelsenkirchen und Wattenscheid<br />

ist an dem Projekt „Werden<br />

Sie Ausbildungspate! Jugend<br />

mit Zukunft in Gelsenkirchen“ der<br />

„Lernenden Region a+l.l+e.<br />

(arbeiten und lernen an Lippe<br />

und Emscher) beteiligt. Die<br />

Organisation dieses Patenprojekts<br />

ist beim Berufsfortbildungswerk<br />

des DGB in Gelsenkirchen und<br />

beim DGB Bildungswerk–NRW<br />

e.V. in Recklinghausen angesiedelt.<br />

Eine weitere Gruppe von Projektträgern<br />

bilden Seniorenorganisationen<br />

und Freiwilligenagenturen,<br />

z.B. Aktivsenioren<br />

Bayern e.V. und Ceno (Centrum für<br />

nachberufliche Orientierung) &<br />

Die Paten e.V. in Köln. Auch die<br />

Arbeiterwohlfahrt ist Träger von<br />

Patenprojekten (z.B. AWO Kreisverband<br />

Euskirchen).<br />

Schulen mit Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen,<br />

Jugendberufshilfeeinrichtungen,<br />

Jugendämter, städtische<br />

Jugendhäuser bzw. –büros<br />

(z.B. Jugendbüro Neu-Isenburg)<br />

und Arbeitsbehörden (ARGE),<br />

Freizeit- und Nachbarschaftsheime<br />

sind ebenfalls als Projektträger<br />

zu finden.<br />

Die Träger der Projekte sind jedoch<br />

nicht automatisch mit den<br />

<strong>In</strong>itiatoren gleichzusetzen in dem<br />

Sinn, dass eine <strong>In</strong>stitution nur den<br />

Beschluss zu fassen bräuchte, ein<br />

Patenprojekt aufzubauen und<br />

dann würde dies bald funktionieren.<br />

Die Idee, ein Patenprojekt zu<br />

gründen, entsteht in der Regel bei<br />

Einzelnen, die entweder hauptamtlich<br />

mit Jugendlichen (Jugendsozialarbeit,<br />

Jugendberufshilfe,<br />

Unterricht) oder mit dem<br />

Bereich Arbeitswelt beschäftigt<br />

sind oder die das Bedürfnis<br />

haben, ihr Wissen und Können zur<br />

Unterstützung der nächsten oder<br />

übernächsten Generation bei deren<br />

<strong>In</strong>tegration in Gesellschaft und<br />

Berufsleben einzusetzen. Die passende<br />

Trägerstruktur wird dann<br />

erst gesucht, dabei wendet man<br />

sich natürlich als erstes an die<br />

Organisation, bei der man ohnehin<br />

arbeitet oder in der man aktives<br />

Mitglied ist. Deshalb ist die Träger-<br />

und Organisationsstruktur<br />

auch sehr vielfältig.<br />

4.6.2<br />

Kooperationspar<br />

ooperationspartner<strong>In</strong>nen:<br />

tner<strong>In</strong>nen:<br />

<strong>In</strong>stitutionen,<br />

Organisationen, Betriebe<br />

Neben dem Beratungsnetzwerk<br />

(4.4) und sich teilweise damit<br />

überschneidend braucht ein Patenprojekt<br />

Kooperationspartner<strong>In</strong>nen:<br />

erstens für notwendige finanzielle<br />

Förderung, zweitens für<br />

die Suche nach neuen Pat<strong>In</strong>nen,<br />

drittens für die Suche und Vermittlung<br />

von Jugendlichen, die eine<br />

Patenschaft möchten. Das Spektrum<br />

der Kooperationspartnerinnen<br />

ist weit gefächert, hierzu zählen<br />

neben kirchlichen, gewerkschaftlichen,<br />

staatlichen und<br />

sozialen Organisationen und <strong>In</strong>stitutionen<br />

auch Stiftungen und Unternehmen.<br />

Bei letzteren handelt<br />

es sich meist um lokale Betriebe<br />

und Einzelhandelsunternehmen<br />

unterschiedlicher Größe, die für<br />

das Patenprojekt spenden oder<br />

Praktikums- oder Ausbildungsplätze<br />

bereitstellen.<br />

Betrieben, ebenso wie <strong>In</strong>stitutionen<br />

und Organisationen, die Ausbildungsplätze<br />

haben, bietet ein<br />

Patenschaftsprojekt die Möglichkeit<br />

der Kooperation in Form von<br />

Sponsoring, der Bereitstellung von<br />

Praktikumsplätzen und zusätzlichen<br />

Ausbildungsplätzen. Durch<br />

das <strong>In</strong>teresse der Medien an <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

und durch<br />

die Pressearbeit der Projekte trägt<br />

die Kooperation mit einem Ausbildungspatenschaftsprojekt<br />

zum<br />

Imagegewinn der betreffenden<br />

Betriebe bei. Betriebe können


24<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

auch insofern von Ausbildungspat<strong>In</strong>nen<br />

profitieren, als diese<br />

mithelfen, Ausbildungsabbrüche<br />

zu verhindern und damit zur Vermeidung<br />

von überflüssigen Kosten<br />

sowie langfristig zur Deckung des<br />

Arbeitskräftebedarfs beitragen. <strong>In</strong><br />

Bezug auf Kooperation mit Betrieben<br />

ist das Ausbildungspatenschaftsprojekt<br />

des Nachbarschaftsheims<br />

Wuppertal e.V.<br />

hervorzuheben, das Sponsoring<br />

durch über 50 Unternehmen und<br />

Selbstständige anführen kann, die<br />

von großen Firmen wie Bayer<br />

HealthCare AG (finanzielle Unterstützung<br />

und Bereitstellung von<br />

Praktikumsplätzen) bis zu einem<br />

Fotogeschäft (Photoprop - Erstellung<br />

von Bewerbungsfotos) reichen.<br />

Die Patenschaften werden öfters<br />

mit anderen Aktivitäten der Jugendsozialarbeit<br />

bzw. der Arbeitsbehörden<br />

kombiniert, wenn<br />

z.B. ohnehin in einer Schule arbeitende<br />

Jugendhilfemitarbeiter<strong>In</strong>nen<br />

die Patenschaften vermitteln<br />

(Caritas und IN VIA Freiburg<br />

Stadt im BVJ) oder die ARGE<br />

Jugendlichen zusätzlich zu einem<br />

Förderangebot eine Patenschaft<br />

vorschlägt (Caritas Bruchsal).<br />

Manchmal ist eine Patenschaft<br />

nur ein Angebot neben vielen anderen,<br />

die eine Einrichtung der Jugendsozialarbeit<br />

für Jugendliche<br />

macht. <strong>In</strong> einigen Fällen sind die<br />

Ehrenamtlichen dann teilweise<br />

auch an den anderen Angeboten<br />

beteiligt, indem sie z.B. Computer-<br />

oder Deutschkurse für Jugendliche<br />

geben oder Bewerbungstrainings<br />

für mehrere Jugendliche<br />

veranstalten.<br />

4.6.3<br />

Arbeitsteilung zwischen<br />

Hauptamtlichen und<br />

Ehrenamtlichen<br />

<strong>In</strong> der Regel gibt es bei ausdifferenzierten<br />

Patenprojekten eine<br />

klare Arbeitsteilung zwischen<br />

haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>In</strong>nen.<br />

Während die<br />

Hauptamtlichen die Arbeiten<br />

durchführen, die das gesamte<br />

Projekt und dessen Management<br />

betreffen, konzentrieren sich die<br />

Ehrenamtlichen auf die Patenschaften.<br />

Weil die Ehrenamtlichen<br />

eine Aufgabe übernehmen, die<br />

Hauptamtliche in dieser Form<br />

nicht erfüllen könnten, reduziert<br />

sich in den Ausbildungspatenprojekten<br />

das in der sozialen Arbeit<br />

bei Einbezug von Freiwilligen<br />

häufige Problem der Abgrenzung<br />

zwischen professioneller Arbeit<br />

und Freiwilligenarbeit. 9 Die Ehrenamtlichen<br />

sollen ihre persönlichen<br />

Berufs- und Lebenserfahrungen<br />

und ihre im Berufsleben gewonnenen<br />

Kontakte zu möglichen<br />

Arbeitgebern in die Patenbeziehung<br />

einbringen, eine Aufgabe, die<br />

Hauptamtliche in der nötigen Differenziertheit<br />

nicht leisten können,<br />

und zwar schon allein deshalb<br />

nicht, weil das Berufsspektrum<br />

eines oder mehrerer Hauptamtlicher,<br />

die Jugendliche bei der<br />

Berufsfindung unterstützen, in der<br />

Regel nur den Bereich sozialer<br />

oder pädagogischer Arbeit<br />

umfasst, während das Berufs-<br />

_______________________________________________________________________________________________________________________<br />

________________________________________________________________________________________________________________________<br />

spektrum und die entsprechenden<br />

Berufserfahrungen und Kontakte<br />

einer Gruppe ehrenamtlicher Paten<br />

sehr vielfältig ist. Das Patenprojekt<br />

des Nachbarschaftsheims<br />

Wuppertal e.V. z.B. hat u.a. Paten<br />

aus folgenden Berufsfeldern gewonnen:<br />

Wirtschaftsrecht, Architektur,<br />

Betriebswirtschaft, Sozialarbeit,<br />

Psychologie, Bauingenieurswesen,<br />

Friseurwesen, Lehramt,<br />

Tischlerei, Fremdsprachenkorrespondenz,<br />

Groß/Außenhandel,<br />

Coaching, Metallbau, Bankwesen,<br />

Arbeitsrecht, Gerontologie, Gas/<br />

Wasser/ Fernwärmeinstallation,<br />

Messebau.<br />

Die Hauptamtlichen werden besonders<br />

für die Vermittlung der<br />

Jugendlichen in die Patenschaften<br />

gebraucht, da sie durch die <strong>In</strong>stitution,<br />

die hinter ihnen steht, die<br />

notwendige Seriösität des Projekts<br />

gegenüber den Schulen, Eltern, Kooperationspartner<strong>In</strong>nen<br />

und neuen<br />

Ehrenamtlichen repräsentieren<br />

können, und außerdem die hierfür<br />

nützliche spezifische Berufserfahrung<br />

mitbringen. Lokal angesehene<br />

und bekannte Ehrenamtliche<br />

können zwar die Seriösität des<br />

Projekts ebenso repräsentieren,<br />

sie haben in der Regel aber weder<br />

die spezifische Berufserfahrung<br />

der Hauptamtlichen, noch ein<br />

<strong>In</strong>teresse daran, den Vermittlungsprozess<br />

und die Begleitung der<br />

anderen Ehrenamtlichen zu<br />

leisten, da sie ihre Aufgabe ja in<br />

der Patenschaft selbst sehen.<br />

<strong>In</strong>dem die besonders ausdifferenzierten<br />

Projekte von den Pat<strong>In</strong>nen<br />

bestimmte Qualifikationen<br />

9<br />

Zum Problem der Abgrenzung zwischen Freiwilligenarbeit und Berufsarbeit, bzw. Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen vgl.<br />

Nadai/Sommerfeld/Bühlmann/Krattiger (2005)


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

25<br />

verlangen, sie in persönlichen Gesprächen<br />

auswählen, sie in speziellen<br />

Kursen für ihre Arbeit qualifizieren,<br />

ihnen Aufwandsentschädigung<br />

zahlen, sie versichern und<br />

ihnen Tätigkeitsnachweise ausstellen,<br />

nähert sich die ehrenamtliche<br />

soziale Arbeit der professionellen<br />

Arbeit an, sie wird „protoprofessionell“<br />

(Merten 1997;<br />

Nadai / Sommerfeld/ Bühlmann/<br />

Krattiger 2005, S. 153).<br />

Damit verringert sich möglicherweise<br />

die Qualität dessen, was<br />

bei der Freiwilligenarbeit das<br />

„Andere“ im Unterschied zur<br />

durch professionelle Zwänge geprägten<br />

Berufswelt ausmacht.<br />

Denn, so heißt es in einer Einführung<br />

in das Management von Ehrenamtlichen<br />

in der sozialen Arbeit,<br />

„ehrenamtliche Arbeit ist<br />

kein Bereich, in dem sich die Leistungsgesellschaft<br />

fortsetzt. Vielmehr<br />

stellt sie einen Gegenpol zu<br />

beruflichen Leistungsansprüchen<br />

dar, so dass diese Leistungsansprüche<br />

auch nicht auf ehrenamtliche<br />

Tätigkeit übertragen werden<br />

sollten“ (Bierhoff 2002, S. 24).<br />

Andererseits wertet die Professionalisierung<br />

die ehrenamtliche Arbeit<br />

im Verhältnis zur hauptberuflichen<br />

Arbeit auf.<br />

Aus den Gesprächen mit Hauptamtlichen<br />

und Ehrenamtlichen<br />

von Patenprojekten über ihre<br />

eigenen Erfahrungen und besonders<br />

über die anderer Patenprojekte<br />

ergibt sich, dass eine gute<br />

Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen<br />

und Hauptamtlichen<br />

nicht selbstverständlich ist. Besonders<br />

dann, wenn Ehrenamtliche<br />

auch maßgeblich an der<br />

Gesamtorganisation des Projekts<br />

beteiligt sind oder es sogar ins<br />

Leben gerufen haben, ist die<br />

Verteilung der Entscheidungskompetenzen<br />

zwischen Ehrenamtlichen<br />

und Hauptamtlichen ein<br />

möglicher wunder Punkt, an dem<br />

ein Patenprojekt scheitern kann.<br />

Deshalb ist hier manchmal ein<br />

gutes Konfliktmanagement gefragt<br />

(Regnet 2002).<br />

Patenschaftsprojekte können nur<br />

dann kontinuierlich wachsen,<br />

wenn entweder hauptamtliche<br />

Mitarbeiter<strong>In</strong>nen die Arbeiten<br />

übernehmen, die über die eigentlichen<br />

Patenschaften hinaus<br />

anfallen oder wenn – was empirisch<br />

eine Ausnahme ist – Ehrenamtliche<br />

diese Arbeiten quasi zu<br />

ihrem Beruf machen. Die über die<br />

Patenschaften hinaus anfallenden<br />

Arbeiten bestehen vor allem aus:<br />

Suche von Ehrenamtlichen und<br />

Kontaktpersonen in Schulen und<br />

Betrieben, Aufrechterhaltung der<br />

Kontakte, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Beratung, Begleitung und Weiterqualifizierung<br />

der Ehrenamtlichen,<br />

Telefondienst, d.h.<br />

Ansprechbarkeit für Jugendliche<br />

und Pat<strong>In</strong>nen, Organisation der<br />

Treffen, Erstgespräche mit neuen<br />

Ehrenamtlichen und Jugendlichen,<br />

Vermittlung der Patenschaften,<br />

Aufbau eines Kooperationsnetzwerks,<br />

Aquirierung von<br />

Fördermitteln.<br />

Eine gute professionelle Projektstruktur<br />

(Finanzierung,<br />

Kooperationspartner<strong>In</strong>nen,<br />

Beratungsnetzwerk) allein schafft<br />

allerdings noch kein blühendes<br />

Patenprojekt, notwendig ist das<br />

gerade bei ehrenamtlicher Arbeit<br />

nicht von einer <strong>In</strong>stitution oder<br />

Organisation per Entscheidung<br />

evozierbare Engagement. Erst das<br />

Engagement ehrenamtlich arbeitender<br />

Büger<strong>In</strong>nen für die (benachteiligten)<br />

Jugendlichen ihrer<br />

Stadt oder Gemeinde bringt ein<br />

Patenprojekt voran und kann sogar<br />

eine schwache professionelle<br />

Struktur zumindest eine Zeitlang<br />

ausgleichen. Ob ein solches Engagement<br />

entsteht oder geweckt<br />

werden kann, hängt von den<br />

lokalen Bedingungen und auch<br />

von einzelnen Persönlichkeiten<br />

ab. Ein einzelner angesehener<br />

ehemaliger Handwerksmeister<br />

oder Manager, der sich in den<br />

lokalen Bedingungen auskennt,<br />

viele Kontakte hat und im (Vor-)<br />

Ruhestand die Vermittlung Jugendlicher<br />

in Ausbildungsstellen<br />

zu seiner Hauptaufgabe macht,<br />

kann in Hinblick auf ein Patenprojekt<br />

viel bewegen, vorausgesetzt<br />

er findet Mitstreiter<strong>In</strong>nen.<br />

Ohne eine professionelle Verankerung<br />

ist ein Patenprojekt allerdings<br />

immer von Auflösung bedroht,<br />

sobald die ehrenamtlichen<br />

Hauptakteure die Arbeit wegen<br />

Krankheit, Alter oder anderer persönlicher<br />

Gründe nicht mehr fortsetzen<br />

können. Die Wahrscheinlichkeit<br />

für eine stabile, längerfristige<br />

Projektarbeit steigt, wenn<br />

mindestens eine – engagierte –<br />

Person in der Lage ist, einen<br />

großen Teil ihrer Arbeitszeit für<br />

längere Zeit dem Patenprojekt zu<br />

widmen, denn die vielfältigen<br />

Aufgaben brauchen Zeit. Es muss<br />

Überzeugungsarbeit geleistet werden:<br />

Falls die Kontakte zu Jugendlichen<br />

über Schulen hergestellt<br />

werden, sind Lehrer<strong>In</strong>nen zu gewinnen,<br />

die sich Gedanken darüber<br />

machen, welche Jugendlichen


26<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

für eine Patenschaft geeignet wären<br />

und diese daraufhin ansprechen.<br />

Falls die Arbeitsbehörden<br />

oder „Maßnahmeträger“ die Jugendlichen<br />

ansprechen sollen,<br />

muss auch diesen erst der Sinn<br />

der Patenschaften nahegebracht<br />

werden. Wenn die Jugendlichen<br />

sich vor allem selbst melden sollen,<br />

muss der geeignete Weg gefunden<br />

werden, um sie für die<br />

Patenschaft zu werben. Generell<br />

ist eine den lokalen und organisatorischen<br />

Gegebenheiten entsprechende<br />

Form des Vermittlungsprozesses<br />

zu erarbeiten. Auch der<br />

Aufbau eines Beratungsnetzwerks<br />

und der Kontakte zu Betrieben,<br />

die sich je nach den lokalen Bedingungen<br />

ganz unterschiedlich<br />

gestalten, braucht Zeit. Eine<br />

Daueraufgabe ist es, immer wieder<br />

neue Ehrenamtliche zu finden,<br />

denn nicht jeder Ehrenamtliche<br />

startet nach dem Ende einer viele<br />

Monate dauernden Patenschaft<br />

sofort die nächste.<br />

4.6.4<br />

Finanzierung/<br />

Fördermöglichkeiten<br />

Ein Ausbildungspatenprojekt mit<br />

Ehrenamtlichen ist nicht zum Nulltarif<br />

zu haben. Langfristig spart es<br />

sicherlich Geld, da die Jugendlichen,<br />

die in den Genuss einer<br />

Patenschaft kommen und dadurch<br />

einen Ausbildungsplatz<br />

oder überhaupt den Weg ins Arbeitsleben<br />

finden, ihren Lebensunterhalt<br />

und den ihrer Familie<br />

später selbstständig bestreiten<br />

können.<br />

Das Patenprojekt selbst kostet<br />

jedoch Arbeitszeitkapazitäten, die<br />

entweder aus dem Etat der<br />

Projekträger oder durch zusätzliche<br />

öffentliche Fördermittel<br />

getragen werden müssen. Außerdem<br />

fallen Kosten für Räume und<br />

eventuelle Aufwandsentschädigungen,<br />

Fahrtkostenerstattungen<br />

und Versicherungen für die Ehrenamtlichen<br />

an (siehe 4.5.). Falls<br />

ein Verband oder eine <strong>In</strong>stitution<br />

ein Patenprojekt aufbauen möchte<br />

und nicht in der Lage ist, hierfür<br />

die Stelle eines Hauptamtlichen<br />

zu finanzieren bzw. einem hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter die hierfür<br />

notwendige Zeit zur Verfügung zu<br />

stellen und die weiteren Kosten<br />

(Sachmittel, Telefon, Räume) zu<br />

tragen, muss es Fördermittel beantragen.<br />

Es gibt zur Zeit länderspezifisch<br />

unterschiedlich die Möglichkeit,<br />

Fördermittel vom Europäischen<br />

Sozialfond (ESF) zu<br />

bekommen, die bis zu 50% der<br />

Kosten zeitlich befristet abdecken<br />

können. Die restlichen 50% müssen<br />

immer aus anderen bzw. Eigenmitteln<br />

finanziert werden.<br />

Wenn ein Patenprojekt sich an<br />

langzeitarbeitslose Jugendliche<br />

richtet, hat es die Möglichkeit, im<br />

Zusammenhang mit den ARGEn<br />

kommunale Fördermittel zu erhalten,<br />

die jedoch an unterschiedliche<br />

Auflagen wie z.B. eine bestimmte<br />

Anzahl zu „betreuender“<br />

Jugendlicher gebunden sind, die<br />

nur eingeschränkt mit ehrenamtlicher<br />

Arbeit kompatibel sind.<br />

Manche Patenprojekte befürchten,<br />

dass sich die Handlungsstrategien<br />

der Arbeitsbehörden, die sich<br />

nach dem Prinzip „Fördern und<br />

Fordern“ richten, auf die <strong>In</strong>teraktion<br />

zwischen Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />

negativ auswirken, weil sie<br />

nicht an den Prinzipien der Freiwilligkeit<br />

und Vertraulichkeit ausgerichtet<br />

sind (siehe 4.2.2).<br />

Die bestehenden Ausbildungspatenprojekte<br />

bekommen unterschiedliche<br />

öffentliche Fördermittel.<br />

Außer der Förderung durch<br />

Mittel von ESF und ARGE sind die<br />

Föderungen hervorzuheben von:<br />

• Aktion Mensch<br />

• Stiftung Deutsche Jugendmarke<br />

• ARD Fernsehlotterie<br />

• Landesmittel für „individuelle<br />

Lernbegleiter“ in Baden-<br />

Württemberg<br />

Diese Förderungsmöglichkeiten<br />

stehen jedoch nicht allen Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

offen, da sie in der Regel nur für<br />

einzelne Projekte, nicht zur finanziellen<br />

Absicherung einer größeren<br />

Zahl gleichartiger Projekte gedacht<br />

sind. Sponsorengelder<br />

durch lokal ansässige Betriebe<br />

sind bei persönlicher Ansprache<br />

zu bekommen, die Höhe dieser<br />

Gelder ist jedoch immer weit davon<br />

entfernt, damit die Stelle eines<br />

Hauptamtlichen finanzieren zu<br />

können, denn dann könnte die<br />

entsprechende Firma ja auch im<br />

eigenen Betrieb eine neue Stelle<br />

oder einen Ausbildungsplatz einrichten,<br />

was ihr neben dem Imagegewinn<br />

noch eine zusätzliche<br />

Arbeitskraft einbringen würde.<br />

Bisher gibt es für Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

keine festen<br />

und dauerhaften Finanzierungsmöglichkeiten,<br />

diese werden jedoch<br />

gebraucht. Auf der Fachtagung<br />

zum Thema <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

im Meinwerk-<br />

<strong>In</strong>stitut am 22.11.2006 wurde<br />

von den anwesenden Projekten<br />

vorgeschlagen, dass Ausbildungs-


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

27<br />

patenschaften von den einzelnen<br />

Bundesländern gefördert werden<br />

sollten. Es wurde auch der<br />

Wunsch nach kommunikativem<br />

Austausch der Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

durch Tagungen<br />

auf Landes- und Bundesebene<br />

geäußert, was ebenfalls finanziell<br />

gefördert werden müsste.<br />

Es ist außerordentlich wichtig,<br />

dass Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

nicht nur kurzfristig, sondern<br />

langfristig gefördert werden<br />

bzw. auf Förderungsmöglichkeiten<br />

zurückgreifen können, die längerfristig<br />

und nicht nur einmalig und<br />

befristet offen stehen.<br />

4.6.5 Kontinuität<br />

Die Dauerhaftigkeit eines Projekts<br />

ist auf lange Sicht ein wesentliches<br />

Kriterium für seinen Erfolg, es<br />

wächst kontinuierlich mit Bekanntheitsgrad<br />

und öffentlichem<br />

Ansehen und bringt selbst wiederum<br />

einen Imagegewinn für die<br />

Träger. Je angesehener ein Projekt<br />

ist, desto mehr Pat<strong>In</strong>nen aus<br />

hochqualifizierten Berufen und<br />

mit guten Kontakten zu Betrieben<br />

können gewonnen werden. Die<br />

Kontinuität eines Projekts ist fast<br />

immer abhängig von der Möglichkeit<br />

einer Betreuung durch mindestens<br />

einen Hauptamtlichen.<br />

Für diesen müssen, wenn er nicht<br />

fest beim Träger des Patenprojekts<br />

beschäftigt ist und das Patenprojekt<br />

langfristig zu seinen Aufgaben<br />

gehört, immer wieder neue Fördermittel<br />

eingeworben werden. Auch<br />

wenn ein Patenprojekt erfolgreich<br />

läuft und neue Ehrenamtliche und<br />

Kooperationspartner<strong>In</strong>nen gewinnt,<br />

sehen sich die Hauptamtlichen in<br />

der Gefahr, dass ihr „Werk“ nicht<br />

weiter geführt wird, falls sie eine<br />

andere Aufgabe durch den Träger<br />

bekommen oder ihre Stelle<br />

aufgrund fehlender Fördermittel<br />

ausläuft. Entsprechendes gilt für<br />

die wenigen Projekte, die ganz von<br />

einzelnen Ehrenamtlichen organisiert<br />

werden, die diese Arbeit<br />

aber quasi wie einen Beruf ausüben<br />

und befürchten müssen,<br />

dass das Projekt zu Ende ist, wenn<br />

sie aus Altersgründen die Arbeit<br />

aufgeben müssen. Auch sie müssen<br />

langfristig versuchen, eine Förderungsmöglichkeit<br />

für hauptamtliche<br />

Projektbetreuer zu finden.<br />

Bricht die professionelle Organisation<br />

eines ausdifferenzierten<br />

Patenprojekts wegen Einstellung<br />

der Fördermittel plötzlich weg, so<br />

werden die bestehenden Patenschaften<br />

vielleicht noch zu Ende<br />

geführt, aber keine neuen mehr<br />

vermittelt. Es gehen dann nicht<br />

nur die aufgebauten Kooperationen<br />

und Netzwerke verloren, sondern<br />

späteren neuen <strong>In</strong>itiativen<br />

wird es wahrscheinlich erschwert<br />

sein, dieselben Personen, <strong>In</strong>stitutionen<br />

und Betriebe erneut für eine<br />

Zusammenarbeit zu gewinnen.<br />

<strong>In</strong> den 90er Jahren durch ABM-<br />

Stellen finanzierte, damals erfolgreiche<br />

Patenprojekte konnten<br />

manchmal nicht fortgesetzt werden,<br />

weil die Hauptamtlichen<br />

fehlten, die die Öffentlichkeitsarbeit<br />

weiter betreiben konnten, die<br />

Vermittlung der Jugendlichen und<br />

die Patentreffen organisierten und<br />

als Ansprechpartner mit Telefon<br />

und Räumen zur Verfügung standen.<br />

4.6.6<br />

Empfehlung für die<br />

Gestaltung der<br />

Projektstruktur<br />

Als Projektträger eignen sich im<br />

Prinzip alle Organisationen und<br />

<strong>In</strong>stitutionen, die die Chance haben,<br />

die Stelle eines Hauptamtlichen<br />

für das Patenprojekt finanzieren<br />

oder die Finanzierung einwerben<br />

zu können, insbesondere<br />

Einrichtungen der Jugendsozialarbeit.<br />

Jedes Patenprojekt braucht<br />

über das Beratungsnetzwerk<br />

hinaus Kooperationspartner<strong>In</strong>nen:<br />

1. für die finanzielle Förderung<br />

2. für die Suche nach Pat<strong>In</strong>nen<br />

3. für die Vermittlung von<br />

Jugendlichen<br />

Als Kooperationspartner<strong>In</strong> eignen<br />

sich alle Organisationen, die etwas<br />

mit Jugendlichen und mit der<br />

Arbeitswelt zu tun haben, also<br />

auch Betriebe, die Jugendliche<br />

ausbilden.<br />

Patenprojekte funktionieren nur<br />

dann, wenn Hauptamtliche die<br />

vielfältigen Aufgaben übernehmen<br />

können, die über die Patenschaften<br />

hinaus anfallen oder wenn Ehrenamtliche<br />

im (Vor-)Ruhestand<br />

diese Arbeiten quasi zu ihrem Beruf<br />

machen, was aber sehr selten<br />

geschieht. Die Hauptamtlichen<br />

müssen vor allem folgende Aufgaben<br />

bewältigen, die einen großen<br />

Teil ihrer Arbeitszeit in Anspruch<br />

nehmen:<br />

Suche von Ehrenamtlichen und<br />

Kontaktpersonen in Schulen und<br />

Betrieben, Aufrechterhaltung der<br />

Kontakte, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Beratung, Begleitung und Weiterqualifizierung<br />

der Ehrenamtlichen,<br />

Telefondienst, d.h. Ansprech-


28<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

barkeit für Jugendliche und Pat<strong>In</strong>nen,<br />

Organisation der Treffen, Erstgespräche<br />

mit neuen Ehrenamtlichen<br />

und Jugendlichen, Vermittlung<br />

der Patenschaften, Aufbau<br />

eines Kooperationsnetzwerks,<br />

Aquirierung von Fördermitteln. Für<br />

diese Arbeiten sowie für Räume<br />

und eventuelle Referent<strong>In</strong>nen für<br />

die Qualifizierung der Ehenamtlichen<br />

müssen Arbeitskapazitäten<br />

und Geld bereitgestellt werden.<br />

An die Länder ist die Forderung zu<br />

richten, Mittel für die langfristige<br />

Förderung von <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

bereit zu stellen, da<br />

z.Z. nur kurzfristige Fördermittel<br />

von ESF, ARGE, Aktion Mensch,<br />

Stiftung Deutsche Jugendmarke,<br />

ARD-Fernsehlotterie u.ä. Geldgebern<br />

zu bekommen sind. Es muss<br />

versucht werden, die Finanzierung<br />

des Projekts langfristig sicherzustellen,<br />

da ein „aufgegebenes“ Patenprojekt<br />

in einer Stadt nach ein<br />

paar Jahren nur unter erschwerten<br />

Bedingungen wieder neu gestartet<br />

werden kann.<br />

4.7<br />

Schwerpunkte<br />

der Zielsetzung<br />

Die einzelnen Patenprojekte haben<br />

unterschiedliche Ziele im<br />

Blick, die meist mit dem unterschiedlichen<br />

Alter ihrer Zielgruppe<br />

korrespondieren. Die Patenprojekte,<br />

die sich an Schüler<strong>In</strong>nen<br />

ab der 7., 8. oder 9. Klasse wenden,<br />

wollen diese in erster Linie<br />

bei der Erreichung des Hauptschulabschlusses<br />

unterstützen,<br />

wozu bei Migrantenjugendlichen<br />

auch die Beherrschung der<br />

deutschen Sprache gehört, teilweise<br />

auch bei der Einübung<br />

eines Sozialverhaltens, das sowohl<br />

für die Erlangung eines Ausbildungsplatzes<br />

als auch für die Verhinderung<br />

eines Ausbildungsabbruchs<br />

förderlich ist. Außerdem<br />

wollen sie die Reflexion über einen<br />

– realistischen – Berufswunsch<br />

fördern und bei der<br />

Berufsfindung beraten. Die Hilfe<br />

bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />

erfolgt im Laufe des<br />

letzten Schuljahres. Die Patenschaft<br />

endet dann im Idealfall mit<br />

dem Antritt der Ausbildung. Die<br />

Patenschaften könnten zwar über<br />

die Schulzeit hinaus noch während<br />

der Ausbildungszeit weitergeführt<br />

werden und dies geschieht<br />

auch in Einzelfällen, allgemein<br />

wird ein Patenschaftszeitraum<br />

über mehrere Jahre aber als zu<br />

lang angesehen.<br />

Andere Patenprojekte richten sich<br />

an Schüler<strong>In</strong>nen, die kurz vor dem<br />

Abschluss ihrer Schulzeit stehen.<br />

Die Jugendlichen werden zwar<br />

noch in der Schule angesprochen,<br />

da hier am besten der Kontakt<br />

hergestellt werden kann, der<br />

Schwerpunkt der ehrenamtlichen<br />

Arbeit liegt jedoch auf der Unterstützung<br />

der Jugendlichen während<br />

der Ausbildungszeit, um<br />

einen Ausbildungsabbruch zu<br />

verhindern. Der Schwerpunkt der<br />

Patenschaft muss nicht in erster<br />

Linie die Hilfe bei der Erreichung<br />

eines Ausbildungsplatzes sein, da<br />

die Patenschaft auch dann zustande<br />

kommen soll, wenn ein<br />

Ausbildungsplatz bereits gefunden<br />

ist oder wenn der Jugendliche<br />

diesen ohne Hilfe findet. Eine<br />

weitere Gruppe der Patenprojekte<br />

bezieht sich auf Jugendliche, die<br />

die Schule schon verlassen haben<br />

und jetzt einen Ausbildungsplatz<br />

oder ersatzweise auch eine Arbeitsstelle<br />

suchen. Wenn die Jugendlichen<br />

durch die ARGEn<br />

(oder entsprechender Arbeitsbehörden)<br />

oder aus sogenannten<br />

„Maßnahmen“ zur Verhinderung<br />

von Jugendarbeitslosigkeit vermittelt<br />

werden, sind sie meist schon<br />

länger als ein Jahr arbeitslos. Das<br />

Ziel der Patenschaft ist dann einerseits<br />

einen Ausbildungsplatz zu<br />

finden, andererseits aber auch, die<br />

Arbeitslosigkeit zu beenden, was<br />

auch durch den Besuch einer<br />

Schule bzw. schulischen „Maßnahme“<br />

oder durch einen Arbeitsplatz<br />

oder eine Praktikumsstelle<br />

geschehen kann.<br />

Es gibt also verschiedene Schwerpunkte<br />

bei den Zielen der einzelnen<br />

Patenprojekte: Erreichung der<br />

„Ausbildungsreife“, Erreichung der<br />

formalen Voraussetzungen für eine<br />

Ausbildung, Hilfe bei der Entwicklung<br />

eines realistischen Berufswunschs,<br />

Hilfe bei der Erlangung<br />

eines Ausbildungsplatzes, Unterstützung<br />

bei Konflikten und eventuell<br />

Hilfe beim Lernen zur Verhinderung<br />

eines Ausbildungsabbruchs,<br />

Hilfe bei der Beendigung<br />

von Langzeitarbeitslosigkeit.<br />

Entsprechend dieser unterschiedlichen<br />

Ziele, die teilweise miteinander<br />

kombiniert sind, liegen<br />

auch die Erfolge der Patenprojekte<br />

auf unterschiedlichen Ebenen.<br />

4.7.1<br />

Empfehlung für die<br />

Schwerpunktsetzung<br />

Da es empirisch unterschiedliche


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

29<br />

Schwerpunkte bzw. Ziele von Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

gibt – Unterstützung bei der Erlangung<br />

der „Ausbildungsreife“ und<br />

des Hauptschulabschlusses, Finden<br />

eines Ausbildungsplatzes, Verhinderung<br />

von Ausbildungsabbruch,<br />

Beendigung von Langzeitarbeitslosigkeit<br />

– sollte ein Ausbildungspatenschaftsprojekt,<br />

das<br />

Probleme bei der Realisierung<br />

seiner Ziele sieht, diesen eventuell<br />

einen anderen Schwerpunkt<br />

geben. Alle möglichen Ziele<br />

gleichzeitig zu realisieren erfordert<br />

mehrjährige Patenschaftsbeziehungen,<br />

dies kommt vor, wird aber<br />

eine Ausnahme bleiben.<br />

4.8 Erfolge<br />

Wann ist ein Patenprojekt erfolgreich<br />

Es ist nicht leicht, Erfolgskriterien<br />

für ein Patenprojekt heraus<br />

zu filtern. Die Häufigkeit vermittelter<br />

Ausbildungsstellen bezogen<br />

auf die Zahl der Patenschaften,<br />

die sich zunächst als<br />

statistisches Erfolgskriterium aufdrängt,<br />

hat nur eine geringe Aussagekraft,<br />

denn man weiß nicht, ob<br />

der jeweilige Jugendliche die Ausbildungsstelle<br />

auch ohne den Paten<br />

gefunden hätte oder eigentlich<br />

gar keine Patenschaft gebraucht<br />

hätte. Umgekehrt kann ein Jugendlicher<br />

eine Patenschaft vor<br />

dem Finden einer Ausbildungsstelle<br />

abgebrochen haben, weil er<br />

das Gefühl hat, auch ohne diese<br />

zu Erfolg zu kommen, oder ein Pate<br />

kann einem Jugendlichen auch<br />

helfen, ohne dass ein Ausbildungsplatz<br />

zu finden ist, er<br />

kann ihm z.B. Alternativen zu einer<br />

betrieblichen Ausbildung aufzeigen.<br />

Ob im Laufe einer Patenschaft<br />

eine Ausbildungsstelle gefunden<br />

wird, hängt außer vom lokalen<br />

Arbeitsmarkt und den Berufswünschen<br />

der Jugendlichen<br />

auch von ihren persönlichen Voraussetzungen<br />

ab. Je häufiger die<br />

Jugendlichen, die ein Patenprojekt<br />

einbezieht, sozial besonders<br />

benachteiligt sind und je öfter sie<br />

besondere persönliche Probleme<br />

haben (z.B. Drogensucht, besondere<br />

schulische Leistungsschwäche,<br />

schwere familiäre Probleme<br />

u.ä.) desto schlechter wird die Erfolgsbilanz<br />

eines Patenprojekts<br />

ausfallen, wenn man sie in der<br />

Zahl der gefundenen Ausbildungsstellen<br />

sieht. Trotzdem versuchen<br />

manche Patenprojekte, ihre Erfolge<br />

zahlenmäßig darzustellen, da<br />

Zahlen immer als sehr überzeugendes<br />

Argument wirken. Die Patenschaftsprojekte<br />

sollten jedoch<br />

aus den oben genannten Gründen<br />

nicht wie die Arbeitsagenturen an<br />

Vermittlungszahlen gemessen werden.<br />

Zum Beispiel haben in der Patenschaftsinitiative<br />

von Eduard<br />

Jeckel, dem ehemaligen Landesvorsitzenden<br />

des Kolpingwerks in<br />

Baden-Württemberg, zwischen<br />

2001 und 2004 von 33 „Patenkindern“<br />

20 eine Lehrstelle gefunden,<br />

12 absolvierten 2004<br />

noch ein berufsvorbereitendes<br />

Jahr (Stuttgarter Zeitung vom<br />

2.12. 2004). Weitere Zahlenbeispiele<br />

ließen sich anführen.<br />

Erfolgreich ist ein Patenprojekt<br />

schon dann, wenn Jugendliche<br />

und Pat<strong>In</strong>nen zusammenkommen,<br />

wenn also Patenschaften vermittelt<br />

werden, die eine gewisse Zeit<br />

fortdauern und von den Beteiligten<br />

für produktiv gehalten werden.<br />

Aus den gesammelten Dokumenten<br />

ist zu schließen, dass einige<br />

Patenprojekte dieses Stadium<br />

noch nicht erreicht haben. Sie<br />

stehen erst am Anfang. Die Ideen<br />

zur Organisation eines Patenprojekts<br />

sind vorhanden, eine gewisse<br />

Struktur ist da, aber eine Vermittlung<br />

von Jugendlichen an Pat<strong>In</strong>nen<br />

ist noch nicht oder kaum zustande<br />

gekommen, der Erfolg im<br />

oben beschriebenen Sinne steht<br />

also noch aus. Die Vermittlung der<br />

Jugendlichen an die Pat<strong>In</strong>nen ist<br />

das entscheidende Erfolgskriterium<br />

jedes Patenprojekts (siehe<br />

4.2).<br />

Am besten könnte der Erfolg der<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> an der<br />

genauen Beschreibung der Berufsbiographie<br />

einzelner benachteiligter<br />

Jugendlicher demonstriert werden,<br />

von denen zunächst niemand<br />

gedacht hätte, dass sie jemals<br />

den Hauptschulabschluss schaffen<br />

und die mit Hilfe eines Ausbildungspaten<br />

schließlich erfolgreich<br />

nicht nur eine Berufsausbildung,<br />

sondern auch eine Arbeitsstelle<br />

in einem qualifizierten<br />

Beruf erreichten. Diese Beispiele<br />

ermuntern die freiwilligen Pat<strong>In</strong>nen<br />

trotz mancher Frustrationen<br />

immer wieder dazu, weiter zu machen.<br />

Eine funktionierende Patenschaftsbeziehung<br />

bringt sowohl<br />

den Jugendlichen wie den Pat<strong>In</strong>nen<br />

einen Gewinn. Die Jugendlichen<br />

erweitern ihre sozialen Kompetenzen,<br />

überwinden eventuell<br />

Lerndefizite, werden zum Lernen<br />

und zur Berufsorientierung motiviert,<br />

erweitern ihre sozialen Beziehungen<br />

und erhalten Zugang zu<br />

ihnen vorher unzugänglichen


30<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

sozialen Netzwerken. Sie erhalten<br />

konkrete Hilfe bei der Erlangung<br />

der Ausbildungsreife, der Berufsentscheidung,<br />

der Suche nach einem<br />

Ausbildungsplatz und eventuell<br />

auch bei der Verhinderung<br />

eines Ausbildungsabbruchs. Die<br />

Pat<strong>In</strong>nen haben den Gewinn einer<br />

sinnvollen Aufgabe, des Kontakts<br />

mit der jüngeren Generation, der<br />

Möglichkeit der Weitergabe ihrer<br />

Berufs- und Lebenserfahrung,<br />

eventuell des Kennenlernens einer<br />

anderen Kultur, der Erfahrung der<br />

Gemeinschaft mit anderen Pat<strong>In</strong>nen.<br />

Eine gute Patenbeziehung hat<br />

bei Migrantenjugendlichen auch<br />

eine interkulturelle Dimension: sie<br />

ist ein Gewinn an <strong>In</strong>tegration über<br />

die konkreten Erfolge der Patenschaft<br />

hinaus.<br />

Einen weiteren Gewinn bringen<br />

Patenschaftsprojekte dem Gemeinwesen.<br />

Eine Stadt bzw. eine<br />

Gemeinde, in der sich Freiwillige<br />

für die berufliche <strong>In</strong>tegration benachteiligter<br />

Jugendlicher einsetzen<br />

und dieses Thema immer wieder<br />

in die Öffentlichkeit tragen,<br />

verändert sich langfristig, so die<br />

Erfahrung von Klaus-Peter Martin,<br />

Hauptamtlicher des Projekts „Alt<br />

hilft Jung im Jugendbüro Neu<br />

Isenburg“, das seit 1997 besteht.<br />

Durch die Arbeit eines Patenprojekts<br />

wird das Bewusstsein über<br />

die Ausbildungsplatzmisere als<br />

soziales Problem wachgehalten.<br />

Benachteiligte Jugendliche beruflich<br />

zu integrieren wird potenziell<br />

zu einer Gemeinschaftsaufgabe<br />

von Schulen, Betrieben, <strong>In</strong>stitutionen,<br />

Verbänden und Bürger<strong>In</strong>nen.<br />

Statt einen Teil der jüngeren Generation<br />

„abzuschreiben“ oder sie<br />

dem Unterhalt und der Kontrolle<br />

durch Behörden zu überlassen,<br />

wird demokratischer Gemeinsinn<br />

praktiziert.<br />

4.8.1<br />

Empfehlung für die<br />

Beurteilung des<br />

Erfolgs von<br />

Ausbildungs-<br />

patenschaftsprojekten<br />

Der Erfolg der Patenschaftsprojekte<br />

sollte nicht an den<br />

Vermittlungszahlen von Jugendlichen<br />

in Ausbildungsstellen<br />

gemessen werden, sondern am<br />

Zustandekommen funktionierender<br />

Patenschaften und dem<br />

daraus folgenden Gewinn für<br />

Jugendliche, Pat<strong>In</strong>nen und Gemeinwesen.


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

31<br />

5.<br />

Bedeutung für die katholische Jugendsozialarbeit<br />

<strong>In</strong>sbesondere für die schulbezogene<br />

Jugendsozialarbeit,<br />

die Jugendberufshilfe und die<br />

Jugendmigrationsdienste bieten<br />

sich Anknüpfungspunkte für <strong>Ausbildungspatenschaften</strong>.<br />

Ausbilbildungspatenschaften<br />

sind kein<br />

Ersatz für deren professionelle Angebote,<br />

sondern sie können als<br />

sinnvolle ergänzende Angebote<br />

selbst initiiert oder genutzt werden.<br />

Mit entsprechenden Arbeitszeitkapazitäten<br />

können die Fachkräfte<br />

Patenschaftsprojekte aufbauen,<br />

bestehende Patenschaftsprojekte<br />

unterstützen bzw. selbst<br />

für ihre Teilnehmer/-innen nutzen.<br />

Die Mitarbeiter<strong>In</strong>nen aus der<br />

schulbezogenen Jugendsozialarbeit,<br />

aus der Jugendberufshilfe<br />

und aus den Jugendmigrationsdiensten<br />

werden auch von bestehenden<br />

oder im Aufbau befindlichen<br />

Patenprojekten gebraucht,<br />

da sie durch ihre Arbeit wissen,<br />

welche Jugendlichen, die die bereits<br />

vorhandenen Angebote wahrnehmen,<br />

für eine Ausbildungspatenschaft<br />

geeignet wären, bzw.<br />

welchen Jugendlichen diese helfen<br />

würde. Sie können die Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

unterstützen,<br />

indem sie die entsprechenden<br />

Jugendlichen persönlich<br />

ansprechen und bei <strong>In</strong>teresse die<br />

Verbindung zum Patenschaftsprojekt<br />

herstellen. Die Mitarbeiter<strong>In</strong>nen<br />

der schulbezogenen Jugendsozialarbeit<br />

können auch den<br />

Kontakt zwischen Lehrer<strong>In</strong>nen und<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

herstellen und die kommunikative<br />

Verbindung aufrechterhalten. Die<br />

schulbezogene Jugendsozialarbeit<br />

kann vor allem Schüler<strong>In</strong>nen ansprechen,<br />

also Jugendliche, die<br />

erst in der Phase der Berufsfindung<br />

sind, während die Jugendberufshilfe<br />

sich an Jugendliche im<br />

Übergang zwischen Schule und<br />

Beruf oder im Beruf wendet, also<br />

an arbeitslose Jugendliche, Jugendliche<br />

in der Ausbildung oder<br />

im sogenannten „Übergangssystem“<br />

(BVJ u.ä.).<br />

Die Jugendmigrationsdienste können<br />

bestehende Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

für ihre Zielgruppe<br />

nutzen, da die berufliche<br />

<strong>In</strong>tegration Jugendlicher mit Migrationshintergrund<br />

nachgewiesenermaßen<br />

häufig an fehlenden<br />

Zugängen/Beziehungen zum Ausbildungsmarkt<br />

scheitert. Durch<br />

eine Patenschaft können hier Zugangswege<br />

eröffnet werden. Auch<br />

bietet eine Patenschaft im besten<br />

Fall für Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

sowie dem Paten/der<br />

Patin eine Möglichkeit zu<br />

interkulturellem Austausch. Die<br />

Einrichtungen der Jugendsozialarbeit<br />

können den Kontakt zu einem<br />

Beratungsnetzwerk herstellen<br />

und Qualifizierungsangebote für<br />

die Pat<strong>In</strong>nen machen.<br />

Beispielsweise könnten sie die<br />

Pat<strong>In</strong>nen für die Zielgruppe benachteiligter<br />

Jugendlicher sensibilisieren,<br />

indem sie sie z.B. aus ihren<br />

Erfahrungen und ihrem pädagogischen<br />

Fachwissen heraus über<br />

die Situation der Jugendlichen informieren.<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

können bürgerschaftliches Engagement<br />

anregen. Gleichzeitig bieten<br />

sie eine gute Plattform für die<br />

entsprechenden Einrichtungen, um<br />

öffentlichkeitswirksam für ihre Arbeit<br />

zu werben und für ihre Zielgruppe<br />

Lobbyarbeit zu betreiben.<br />

Leichter als für manche anderen<br />

Projekte können vermutlich für die<br />

Finanzierung von Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

Stiftungen<br />

und Wirtschaftsunternehmen<br />

gewonnen werden.<br />

Die katholische Jugendsozialarbeit<br />

kann die Möglichkeit nutzen,<br />

über die katholischen Verbände<br />

oder die Pfarreien Kontakte zu bereits<br />

aktiven Ehrenamtlichen herzustellen<br />

und über diese weitere<br />

Ehrenamtliche als Pat<strong>In</strong>nen zu<br />

werben. Auf diese Weise kann ein<br />

katholischer Verband sowohl benachteiligten<br />

Jugendlichen im


32<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Übergang zwischen Schule und<br />

Beruf als auch Erwachsenen bzw.<br />

älteren Menschen ein aufeinander<br />

abgestimmtes spezifisches Angebot<br />

machen: den Jüngeren Unterstützung<br />

bei der Berufsfindung,<br />

den Älteren eine befriedigende<br />

und interessante Aufgabe. Dies<br />

darf natürlich nicht so eng gesehen<br />

werden, dass hier innerhalb<br />

6.<br />

eines Verbandes die Älteren den<br />

Jüngeren helfen, denn die Jugendlichen,<br />

an die sich die Jugendsozialarbeit<br />

richtet, sind in der<br />

Regel nicht in einem katholischen<br />

Verband, wie z.B. bei der Kolpingjugend<br />

aktiv.<br />

Vermutlich aufgrund der großen<br />

Tradition ehrenamtlicher Arbeit im<br />

Bereich der katholischen Kirche<br />

und der katholischen Verbände<br />

sind hier relativ viele Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

entstanden bzw. sind katholische<br />

Organisationen häufig als Träger<br />

oder Kooperationspartner<strong>In</strong> von<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

zu finden (siehe Projekteliste).<br />

Beispiele für einzelne Praxismodelle<br />

6.1<br />

„Jugend braucht<br />

Arbeit: Spenden Sie<br />

Vitamin B“ Ein<br />

Patenschaftsprojekt<br />

des Caritasverbands<br />

Freiburg Stadt e.V.<br />

und IN VIA Katholische<br />

Mädchen-<br />

sozialarbeit<br />

Diözesanverband<br />

Freiburg e.V.<br />

(Quellen: Expertengespräch mit<br />

Gerhard Wienandts, Leiter des<br />

Caritas Bildungszentrums Freiburg<br />

am 13.7.06, Broschüren und Film<br />

des Patenprojekts)<br />

Das gemeinsame Patenprojekt<br />

des Caritasverbands Freiburg<br />

Stadt e.V. und IN VIA Diözesanverband<br />

Freiburg e.V. beruht auf<br />

einer bereits 18-jährigen Zusammenarbeit<br />

mit einer Schule<br />

(Edith-Stein-Schule), in der<br />

Mädchen, die keinen Ausbildungsplatz<br />

haben, ein Berufsvorbereitendes<br />

Jahr (BVJ) als 10.<br />

Pflichtschuljahr absolvieren.<br />

6.1.1<br />

Rekrutierung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Zu Beginn des Patenprojekts wurden<br />

ausschließlich Wirtschaftsjunioren<br />

als Pat<strong>In</strong>nen geworben,<br />

später wurde der Patenkreis allgemein<br />

auf Personen erweitert, die<br />

in einer verantwortlichen beruflichen<br />

Position stehen. Die Pat<strong>In</strong>nen<br />

sollen möglichst aktuell berufstätig<br />

sein oder eine Rolle im<br />

öffentlichen Leben Freiburgs spielen.<br />

Die potentiellen Pat<strong>In</strong>nen<br />

werden persönlich angesprochen;<br />

es wird Wert darauf gelegt, dass<br />

sie beruflich vermitteltes „Vitamin<br />

B“ haben, das sie für ihre „Patenkinder“<br />

einsetzen können. Jedes<br />

Jahr werden zwölf Paten eingesetzt.<br />

Das Patenschaftsprojekt<br />

wird bewusst nicht auf eine<br />

größere Zahl Pat<strong>In</strong>nen ausgedehnt,<br />

um es möglichst professionell<br />

durchführen und durch die Jugendberufshilfe<br />

begleiten zu<br />

können. Aufgabe der Paten ist die<br />

Begleitung und Unterstützung der<br />

Jugendlichen bei der Suche nach<br />

einem Praktikumsplatz, beim<br />

Lernen, beim Erstellen von<br />

Bewerbungsunterlagen und bei<br />

der Suche nach einem Ausbildungsplatz.<br />

<strong>In</strong> den letzten Jahren<br />

hat sich gezeigt, dass in Gesprächen<br />

zwischen einem Paten und<br />

einem „Patenkind“ auch oft „nur“<br />

das <strong>In</strong>teresse an dem Jugendlichen<br />

und an dessen Leben sowie<br />

die Stärkung des Selbstbewusstseins<br />

eine wichtige Rolle spielen.<br />

6.1.2<br />

Zielgruppe der Jugendli-<br />

chen, an die sich das<br />

Angebot richtet<br />

Das Patenschaftsprojekt richtet<br />

sich an die Schülerinnen des<br />

Berufsvorbereitungsjahres (BVJ)<br />

der Edith-Stein-Schule in Freiburg.<br />

Schülerinnen, die bisher<br />

keinen Ausbildungsplatz gefunden<br />

haben, machen dort das 10.<br />

Schuljahr als Vollzeitpflichtschuljahr.<br />

Die Mitarbeiterinnen


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

33<br />

aus der Jugendberufhilfe von IN<br />

VIA Diözesanverband Freiburg und<br />

Caritas Freiburg Stadt, die ohnehin<br />

mit der Schule zusammenarbeiten,<br />

wählen die für eine Patenschaft<br />

geeigneten Schülerinnen<br />

und die zu ihnen passenden Pat<strong>In</strong>nen<br />

aus. Sie kennen die Schülerinnen<br />

bereits aus einem Kompetenztraining<br />

und aus einem gemeinsamen<br />

Hüttenaufenthalt, der<br />

regelmäßig am Anfang des Schuljahres<br />

stattfindet. Kriterien für die<br />

Auswahl der Schülerinnen sind,<br />

dass sie noch keinen Ausbildungsplatz<br />

haben und erwarten<br />

lassen, dass die Patenschaft erfolgreich<br />

verläuft. Zunächst wird<br />

ein persönliches Gespräch mit<br />

den Schülerinnen geführt, denen<br />

eine Patenschaft angeboten werden<br />

soll, und festgestellt, ob sie<br />

ein <strong>In</strong>teresse daran haben. Anschließend<br />

werden von ca. 80 -<br />

100 Schülerinnen zwölf für eine<br />

Patenschaft ausgewählt.<br />

6.1.3<br />

Begleitung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Die Begleitung der Ehrenamtlichen<br />

konzentriert sich auf drei<br />

Patentreffen im Jahr in der Edith-<br />

Stein-Schule. Dort findet ein Erfahrungssautausch<br />

zwischen den<br />

zwölf Pat<strong>In</strong>nen statt. Zudem hat<br />

die Jugendberufshilfe eine „Handreichung<br />

für Paten“ erarbeitet, u.a.<br />

mit Vorschlägen, welche Themen<br />

im Laufe des Patenschaftsjahres<br />

besprochen werden können. Die<br />

Jugendberufshilfe an der Edith-<br />

Stein-Schule und das Bildungszentrum<br />

der Caritas Freiburg bieten<br />

den Schülerinnen über die<br />

Patenschaft hinaus Kompetenztraining<br />

und Bewerbungstraining<br />

an. Am Caritas-Bildungszentrum<br />

Freiburg werden auch Ausbildungsbegleitende<br />

Hilfen (AbH)<br />

und Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />

(BvB) durchgeführt.<br />

Diese Aufgaben sollten<br />

nach Überzeugung des Patenprojekts<br />

in professioneller Hand<br />

bleiben.<br />

6.1.4<br />

Projektstruktur<br />

Das Patenprojekt wurde im Aufbau<br />

von Ikarus gefördert, einem<br />

„landesweiten Projekt zur <strong>In</strong>novation<br />

und Qualitätsentwicklung in<br />

Einrichtungen und Netzwerken der<br />

Jugendberufshilfe, durchgeführt<br />

vom Paritätischen Wohlfahrtsverband<br />

Baden-Württemberg e.V.<br />

und dem Diakonischen Werk<br />

Württemberg“ (Jugend braucht<br />

Arbeit, Handreichung für Patinnen<br />

und Paten, Rückseite). Die Jugendberufshilfe<br />

von IN VIA Diözesanverband<br />

Freiburg e.V. und<br />

dem Caritasverband Freiburg<br />

Stadt e.V. sowie das Patenprojekt<br />

werden außerdem gefördert durch<br />

Mittel des ESF und durch kommunale<br />

Mittel.<br />

Nach Überzeugung der Projektbeteiligten<br />

bietet das Patenprojekt<br />

eine gerade für Ehrenamtliche geeignete<br />

Arbeit, weil die Pat<strong>In</strong>nen<br />

den Jugendlichen Möglichkeiten<br />

bieten könnten, die Hauptamtliche<br />

nicht haben, z.B. „Vitamin B“,<br />

um eine Stelle zu bekommen. Ehrenamtliche<br />

haben hierfür andere<br />

und auch eventuell breitere Kontakte,<br />

sofern sie noch im Berufsleben<br />

stehen. Das Patenschaftsprojekt<br />

ist dadurch, dass es während<br />

des BVJ stattfindet, in eine<br />

Reihe anderer Jugendhilfemaßnahmen<br />

wie Kompetenz- und Bewerbungstrainings<br />

eingebettet, die<br />

von Hauptamtlichen durchgeführt<br />

werden.<br />

6.1.5<br />

Ver<br />

ermittlung der Patenschaft<br />

und <strong>In</strong>teraktion zwischen<br />

Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />

Zur Kontaktaufnahme werden in<br />

der ersten Runde in einer „Blindzuordnung“<br />

die Paten und „Patenkinder“<br />

von den hauptamtlich Beschäftigten<br />

der Jugendhilfe zusammengeführt.<br />

Die Jugendlichen verfassen<br />

eine schriftliche Bewerbung<br />

um eine Patenschaft,<br />

„Steckbrief“ genannt. Damit die<br />

Patenschaft erfolgreich verlaufen<br />

kann, ist es wichtig, dass die „Patenkinder“<br />

ein Mindestmaß an<br />

Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit,<br />

gerade bzgl. der Treffen mit<br />

den Pat<strong>In</strong>nen, zeigen. Das erste<br />

Treffen findet zu dritt zusammen<br />

mit der Vertreterin der Jugendberufshilfe<br />

an einem neutralen Ort<br />

statt. Danach treffen Pate/Patin<br />

und Schülerin sich zu zweit. Die<br />

Schülerinnen und die Pat<strong>In</strong>nen<br />

treffen eine individuelle Vereinbarung,<br />

wo und wie oft sie sich treffen.<br />

Sie sprechen zunächst über<br />

die Berufswünsche der Schülerin:<br />

Im Idealfall fällt dem Paten/ der<br />

Patin dann gleich ein, mit wem er<br />

deswegen Kontakt aufnehmen<br />

könnte.<br />

Die Häufigkeit der Treffen variiert<br />

bei jeder Patenschaft zwischen 4-<br />

5 Treffen im Jahr bis zu regelmäßigen<br />

Treffen in jeder Woche. Eine<br />

Patenschaft dauert bis zum<br />

Schuljahresende des BVJ, also ein<br />

Jahr, manche Patenschaftspaare


34<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

treffen sich weiter.<br />

6.1.6<br />

Schwerpunkte der<br />

Zielsetzung<br />

Das Hauptziel dieses Patenprojekts<br />

ist es, den Jugendlichen für<br />

ein Jahr Pat<strong>In</strong>nen an die Seite zu<br />

stellen, die <strong>In</strong>teresse und Engagement<br />

für die Jugendlichen mitbringen.<br />

Zum Teil gelingt es durch<br />

das „Vitamin B“ der Pat<strong>In</strong>nen,<br />

den Jugendlichen bei der Ausbildungsplatzsuche<br />

zu helfen. Natürlich<br />

spielt in den Gesprächen<br />

auch die Berufsfindung, d.h. die<br />

Entwicklung realistischer Berufswünsche<br />

ein Rolle. Die ursprüngliche<br />

Idee dieses Patenprojekts<br />

war es, dass die Ehrenamtlichen,<br />

zunächst alle Wirtschaftsjunioren,<br />

in ihren Betrieben für die Jugendlichen<br />

Stellen schaffen könnten.<br />

Aber diese Hoffnungen wurden in<br />

der Praxis als unrealistisch erkannt,<br />

da ein Bankdirektor z.B. in<br />

seiner Bank in der Regel keine<br />

passende Stelle für ein Mädchen<br />

aus dem Berufsvorbereitungsjahr<br />

hat. Eine Erfahrung dieses Patenprojekts<br />

ist es, dass man von den<br />

Ehrenamtlichen nicht erwarten<br />

darf, die Jugendlichen im eigenen<br />

Betrieb unterzubringen oder in jedem<br />

Fall eine Lehrstelle zu finden,<br />

weil man damit keinen Erfolg habe.<br />

<strong>In</strong>sgesamt wird die Arbeit an dem<br />

Patenprojekt von den Beteiligten<br />

als sehr positiv und als eine angenehme<br />

Arbeit eingeschätzt. Über<br />

die unmittelbare Zielsetzung der<br />

Ausbildungsplatzvermittlung hinaus<br />

finde ein Austausch zwischen<br />

verschiedenen Gesellschaftsschichten,<br />

verschiedenen Generationen<br />

und verschiedenen Kulturen<br />

(durch die Migranten) statt,<br />

der nur zu begrüßen sei.<br />

6.1.7<br />

Rat an andere<br />

Ausbildungspaten-<br />

schaftsprojekte<br />

Wichtig ist die Professionalität der<br />

Durchführung und ein professionelles<br />

Netzwerk. Ehrenamtliche<br />

sollten nicht die Aufgaben übernehmen,<br />

für die professionelle<br />

Einrichtungen bereitstehen. Die<br />

Pat<strong>In</strong>nen sollten in einer verantwortlichen<br />

beruflichen Position<br />

stehen, um den Jugendlichen mit<br />

ihrem „Vitamin B“ helfen zu können.<br />

6.1.8<br />

Erfolg<br />

Die Beteiligten dieses Projekts<br />

messen den Erfolg nicht an den<br />

Zahlen der Vermittlung in eine<br />

Ausbildungsstelle, da hierdurch<br />

die Pat<strong>In</strong>nen unter Druck gesetzt<br />

würden. Da die Vermittlung<br />

zwischen Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen,<br />

also die Auswahl des<br />

zusammenpassenden Tandems<br />

professionell geschehe, d.h. von<br />

der Jugendberufshilfe durchgeführt<br />

wird, funktionierten ca. 80<br />

Prozent der Patenschaften gut.<br />

6.2<br />

Projekt<br />

AusbildungsPaten-<br />

schaften,<br />

Bischöfliches<br />

Generalvikariat,<br />

Referat Kirche und<br />

Gesellschaft, Bis-<br />

tum Münster,<br />

Regionalstelle<br />

Recklinghausen<br />

(Quelle: Expertengespräch mit<br />

Martin Merkens, Referat Kirche<br />

und Arbeitswelt des Bistums<br />

Münster in Recklinghausen am<br />

2.8.2006; Projektselbstdarstellungen<br />

und Materialien; Zeitungsartikel;<br />

Merkens 2006)<br />

Das Projekt AusbildungsPatenschaften“<br />

wurde vom Referat Kirche<br />

und Arbeitswelt des Bistums<br />

Münster 2003 aufgrund der positiven<br />

Erfahrungen des nicht weit<br />

entfernten Projekts „Arbeit in<br />

Essen“ initiiert. Das Projekt wurde<br />

in Kooperation mit der Katholischen<br />

Arbeitnehmer Bewegung<br />

(KAB) und einigen Kolpingfamilien<br />

aufgebaut.<br />

Die Situation am Ausbildungsstellenmarkt<br />

hat sich im Kreis<br />

Recklinghausen in den letzten<br />

Jahren verschlechtert. Im Sommer<br />

2006 hatten am Ende der 10.<br />

Klasse nur 2 Schüler<strong>In</strong>nen in einigen<br />

der Hauptschulen, mit denen<br />

das Patenprojekt Kontakt hatte,<br />

einen Ausbildungsplatz gefunden.<br />

Deshalb ist hier ein Ausbildungspatenprojekt<br />

von besonderer<br />

Dringlichkeit.


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

35<br />

6.2.1<br />

Rekrutierung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Das Projekt „AusbildungsPaten“<br />

arbeitet mit einer hohen Zahl von<br />

inzwischen rund 100 ehrenamtlichen<br />

Paten und Patinnen. Diese<br />

wurden teils durch persönliche<br />

Ansprache gewonnen, teils meldeten<br />

sie sich aufgrund der intensiven<br />

Pressearbeit oder weil sie<br />

über andere Paten von dem Projekt<br />

gehört hatten. Die aktiven Paten<br />

sind zwischen 30 und 70 Jahre<br />

alt, etwa die Hälfte ist berufstätig,<br />

die andere Hälfte im Ruhestand.<br />

Unter den aktiven Ausbildungspaten<br />

sind ca. die<br />

Hälfte Frauen.<br />

Einige Paten sind ehemalige Beschäftigte<br />

des Bergbaus. Die<br />

aktuell Berufstätigen kommen aus<br />

vielen verschiedenen Berufen, sie<br />

reichen vom Malermeister bis zum<br />

Juristen. Viele sind oder waren<br />

hauptberuflich im Bereich Ausbildung<br />

tätig.<br />

Nach der Einschätzung des hauptamtlichen<br />

Organisators melden<br />

sich für die Ausbildungspatenschaft<br />

nur Personen, die in erster<br />

Linie ein anspruchsvolles Ehrenamt<br />

suchen und nicht Kontakt<br />

oder Unterhaltung. Die ehrenamtlich<br />

Beschäftigten suchten nach<br />

einer sinnvollen Arbeit, ihre Motivation,<br />

eine Patenschaft zu übernehmen,<br />

gehe nicht von der Zugehörigkeit<br />

zu einem Verband aus,<br />

der für Patenschaften wirbt, sondern<br />

beruhe auf einer individuellen<br />

Entscheidung. Der Weitergabe<br />

individueller Lebenserfahrung an<br />

Jüngere seien allerdings Grenzen<br />

gesetzt. Ein Pate, der selber beruflich<br />

aufsteigen konnte, z.B. von<br />

der Lehre bis zum Ausbildungsleiter,<br />

müsse realisieren, dass ein<br />

solcher Aufstieg heute nicht mehr<br />

möglich sei und dürfe von den<br />

Jugendlichen nicht zuviel erwarten.<br />

Vor der Übernahme einer Patenschaft,<br />

müssen die Pat<strong>In</strong>nen als<br />

Mindestvoraussetzung entweder<br />

ein ausführliches Gespräch mit<br />

dem hauptamtlichen <strong>In</strong>itiator des<br />

Projekts führen oder an einem<br />

eintägigen Seminar teilnehmen.<br />

Es werden ihnen über dieses Seminar<br />

hinaus in Zusammenarbeit<br />

mit der VHS und dem Bildungszentrum<br />

des Handels Recklinghausen<br />

spezielle Qualifizierungskurse<br />

angeboten, die auch von<br />

vielen Pat<strong>In</strong>nen genutzt werden. <strong>In</strong><br />

diesen Kursen wird Wissen über<br />

den Ausbildungsmarkt, über den<br />

Ablauf einer betrieblichen oder<br />

überbetrieblichen Ausbildung und<br />

über bestimmte Berufe vermittelt,<br />

außerdem werden Ausbildungswerkstätten<br />

und überbetriebliche<br />

Ausbildungseinrichtungen besichtigt.<br />

Die einzelnen Module der<br />

Qualifizierungsreihe heißen: „Eine<br />

Ausbildungsstelle finden“, „Während<br />

der Ausbildung“ und „Einführung<br />

in das Projekt / Jugendliche<br />

heute“.<br />

6.2.2<br />

Zielgruppe der<br />

Jugendlichen, an die<br />

sich das Angebot richtet<br />

Zielgruppe des Projekts sind zu<br />

95 Prozent Hauptschüler und –<br />

schülerinnen. Der Kontakt mit den<br />

Jugendlichen wird über Schulen<br />

bzw. über Schulsozialarbeiter und<br />

über Jugendberufshilfeeinrichtungen<br />

(z.B. „Joker“ in Herten)<br />

hergestellt. Die Patenschaften begannen<br />

für die Jugendlichen bisher<br />

erst im letzten Quartal vor<br />

dem Ende des 10. Schuljahres.<br />

Der Schwerpunkt lag auf der<br />

Begleitung der Ausbildung und<br />

der Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen.<br />

<strong>In</strong> Zukunft sollen die<br />

Patenschaften schon früher beginnen,<br />

um die Jugendlichen auch<br />

bei der Berufswahl und der<br />

Ausbildungsplatzsuche durch die<br />

Pat<strong>In</strong>nen unterstützen zu können.<br />

Viele Jugendliche dächten erst<br />

kurz vor dem Schulabschluss darüber<br />

nach, was sie werden wollten<br />

und verdrängten das Problem<br />

der Entscheidungsfindung zu lange.<br />

Gerade diejenigen Jugendlichen,<br />

die die Unterstützung eines<br />

Paten schon für die Berufsentscheidung<br />

gebrauchen könnten,<br />

hielten dies aus demselben<br />

Grund für nicht notwendig.<br />

6.2.3<br />

Begleitung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Neben den schon erwähnten Qualifizierungskursen<br />

finden regelmäßige<br />

gemeinsame Treffen für die<br />

Paten statt, bei denen aktuelle<br />

<strong>In</strong>formationen z.B. zum Ausbildungsstellenmarkt<br />

gegeben werden,<br />

die Teilnehmer<strong>In</strong>nen über<br />

ihre ehrenamtliche Arbeit berichten<br />

und Probleme gemeinsam besprechen.<br />

Außerdem bekommen<br />

die Pat<strong>In</strong>nen regelmäßig Rundbriefe.<br />

Manche Pat<strong>In</strong>nen melden sich oft<br />

beim Referat Kirche und Arbeitswelt,<br />

manche arbeiten völlig<br />

selbstständig. Alle Pat<strong>In</strong>nen<br />

können jederzeit beim Referat<br />

Kirche und Arbeitswelt oder bei


36<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Kontaktpersonen in der Schule<br />

Unterstützung bei akuten Problemen<br />

bekommen (persönlich,<br />

telefonisch, per mail).<br />

Den Pat<strong>In</strong>nen steht – im Hintergrund<br />

– ein differenziertes, professionelles<br />

Beratungsnetzwerk zur<br />

Verfügung, an das sie sich wenden<br />

können oder an das sie die Jugendlichen<br />

im Bedarfsfall vermitteln<br />

können. Hierzu gehören u.a.<br />

ein Jugendhilfezentrum, Sozialarbeiter<strong>In</strong>nen,<br />

die Berufsberatung<br />

und die für die Berufsberatung<br />

zuständigen Lehrer<strong>In</strong>nen, außerdem<br />

Erziehungsberatungsstellen,<br />

Drogen- und Suchtberatung, Verbraucherberatung,<br />

Schuldnerberatung,<br />

Jugendamt, Jugendberufshilfe,<br />

Jugendgerichtshilfe,<br />

Kreislehrlingswart, IHK-Ausbildungsberater,<br />

VHS Recklinghausen<br />

und Bildungszentrum des Handels<br />

Recklinghausen.<br />

Meist fehlt es den Jugendlichen<br />

und ihren Eltern an dem Wissen,<br />

wo sie professionelle Hilfe bei<br />

bestimmten Problemen bekommen<br />

könnten, oft handelt es sich<br />

nur um ein Kommunikationsproblem;<br />

Aufgabe des Paten ist es<br />

u.a., den Weg zur professionellen<br />

Hilfe zu ebnen, wenn diese nötig<br />

ist. Er kann zum Beispiel ausbildungsbegleitende<br />

Hilfen (abH)<br />

beantragen oder eine Suchttherapie<br />

vermitteln. Allerdings muss<br />

der Jugendliche die Hilfe auch<br />

annehmen können, was nicht immer<br />

der Fall ist. Wenn eine Patenschaft<br />

scheitert, ist es Aufgabe der<br />

Hauptamtlichen, nach den Ursachen<br />

zu suchen und den Beteiligten<br />

die Situation zu erklären, damit<br />

keine Frustration zurückbleibt.<br />

„<strong>In</strong>sgesamt gilt, dass für ein derart<br />

anspruchsvolles Ehrenamt auch<br />

anspruchsvolle Rahmenbedingungen<br />

angeboten werden müssen.<br />

Dazu zählen auch eine jährliche<br />

Aufwandspauschale, ein<br />

zusätzlicher Versicherungsschutz<br />

und auf Wunsch Qualifizierungsund<br />

Tätigkeitsnachweise.“<br />

(Merkens 2006, S.148)<br />

6.2.4<br />

Projektstruktur<br />

Trägerschaft und zentrale Organisation<br />

des Projekts „Ausbildungs-<br />

Paten“ liegt beim Referat Kirche<br />

und Arbeitswelt des Bistums<br />

Münster. Das Projekt wird außerdem<br />

gefördert durch die Alfried<br />

Krupp von Bohlen und Halbach-<br />

Stiftung und dem Solidarfond Castrop-Rauxel.<br />

Diese zahlen u.a.<br />

die Aufwandsentschädigung für<br />

die ehrenamtlichen Mitarbeiter.<br />

Seit Beginn des Projekts im<br />

Herbst 2003 wurden im Rahmen<br />

des „Netzwerks AusbildungsPatenschaften“<br />

zahlreiche Kontakte<br />

zu anderen Organisationen und<br />

Einrichtungen aufgebaut.<br />

Bei der Suche der Ausbildungspaten<br />

wirken verschiedene <strong>In</strong>stitutionen<br />

und Organisationen mit,<br />

z.B. Verbände (Katholische Arbeitnehmerbewegung,<br />

Kolping), das<br />

Netzwerk Bürgerengagement, Gewerkschaften<br />

und Seniorenbeiräte.<br />

Über die Verbände und Seniorenbeiräte<br />

besteht die Möglichkeit,<br />

ältere Menschen für die Aufgabe<br />

der Ausbildungspatenschaft<br />

anzusprechen. Bei der Vermittlung<br />

der Patenschaften wurden Kontakte<br />

zu insgesamt 16 Schulen (12<br />

Hauptschulen, 4 Gesamtschulen)<br />

aufgebaut. Die Begleitung der<br />

Pat<strong>In</strong>nen und die Gesamtkoordination<br />

wird schwerpunktmäßig<br />

durch das Referat Kirche<br />

und Arbeitswelt geleistet, ergänzt<br />

durch die Kontaktpersonen in den<br />

Schulen bzw. den Jugendberufshilfeeinrichtungen.<br />

Die IHK und<br />

die Kreishandwerkerschaft trägt<br />

das Projekt mit und übernimmt<br />

Anteile, z.B. bei den Qualifizierungsangeboten<br />

und Einführungsveranstaltungen.<br />

Das Projekt AusbildungsPatenschaften<br />

beruht auf einem regionalen<br />

Netzwerk, das selbst wieder<br />

mit weiteren Netzwerken verzahnt<br />

ist, z.B. der „Lernenden Region<br />

a.+l.l.+e“ (DGB Bildungswerk)<br />

und dem Bildungsforum Vest.<br />

Außerdem gibt es Kontakte zu<br />

anderen Patenschaftsprojekten im<br />

Ruhrgebiet (z.B. in Essen, Gelsenkirchen<br />

und Borken).<br />

6.2.5<br />

Ver<br />

ermittlung und<br />

<strong>In</strong>teraktion zwischen<br />

Paten und<br />

Jugendlichen<br />

Die Kontaktaufnahme zwischen<br />

Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen geschieht<br />

in der Regel in der Schule,<br />

wo das Projekt jeweils in einer<br />

Schulklasse vom Referat Kirche<br />

und Arbeitswelt oder von einem<br />

Lehrer vorgestellt wird. Die Schüler<strong>In</strong>nen<br />

werden aufgefordert, sich<br />

anschließend selbst für eine Patenschaft<br />

zu melden. Manchmal<br />

werden auch Schüler<strong>In</strong>nen von<br />

den Lehrer<strong>In</strong>nen auf eine mögliche<br />

Patenschaft hin persönlich<br />

angesprochen. Welcher Weg gewählt<br />

wird, entscheiden die Lehrer<strong>In</strong>nen.<br />

Ob die Vorstellung des<br />

Patenprojekts in einer Schulklasse<br />

zum Erfolg führt, ist nicht immer


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

37<br />

vorherzusehen. Wenn einige Schüler<strong>In</strong>nen<br />

die Patenidee spontan<br />

ablehnen und z.B. sagen: „Was<br />

soll ich mit so einem Opa“ melden<br />

sich auch diejenigen Schüler<strong>In</strong>nen<br />

nicht mehr für eine Patenschaft,<br />

die sich eigentlich angesprochen<br />

fühlten. Manchmal melden<br />

sich Jugendliche für eine Patenschaft,<br />

die diese Unterstützung<br />

eigentlich gar nicht nötig hätten,<br />

um damit die beruflichen Chancen,<br />

die sie ohnehin haben, noch<br />

zu erhöhen. Allerdings gibt es zur<br />

Zeit in Recklinghausen auch<br />

Schüler<strong>In</strong>nen mit gutem Hauptschulabschluss,<br />

die keinen Ausbildungsplatz<br />

bekommen, so dass<br />

fast alle Schüler<strong>In</strong>nen „benachteiligt“<br />

sind. Die Vermittlung der<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong>, also<br />

das Zusammenführen des passenden<br />

Tandems, wird als die<br />

Schlüsselstelle des gesamten<br />

Projekts gesehen:<br />

„Für einen positiven Verlauf einer<br />

AusbildungsPatenschaft hat die<br />

Qualität der Vermittlung einen sehr<br />

hohen Stellenwert. Dabei zahlt es<br />

sich aus, wenn es verlässliche und<br />

kontinuierlich ansprechbare Kontaktpersonen<br />

vor Ort in den Schulen<br />

gibt, die bereits positive Erfahrungen<br />

mit dem Projekt gemacht<br />

haben, Zeit und Engagement in<br />

die Vermittlung der Ausbildungs-<br />

Patenschaften investieren, einen<br />

guten Kontakt zu den Klassenlehren<br />

der Abschlussklassen haben<br />

und den Ehrenamtlichen auch<br />

über das Vermittlungsverfahren<br />

hinaus als Ansprechpartner zur<br />

Verfügung stehen.“ (Martin Merkens,<br />

Rundbrief Nr. 9, 2005, S.2)<br />

Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und<br />

Transparenz in der Patenbeziehung<br />

sind für dieses Patenprojekt oberstes<br />

Gebot. Deshalb wird bisher<br />

auch keine Beteiligung der ARGE<br />

angestrebt, denn wenn diese beteiligt<br />

sei, sei zu befürchten, dass<br />

die „Eingliederungsvereinbarung“<br />

zwischen ARGE und Jugendlichen<br />

eine Patenschaft für den Jugendlichen<br />

enthalte. Der Pate sollte<br />

Vertrauensperson für den Jugendlichen<br />

sein, seine <strong>In</strong>teressen vertreten<br />

bzw. zwischen den Forderungen<br />

anderer Einrichtungen und<br />

den Wünschen des Jugendlichen<br />

vermitteln. Die Patenschaft müsse<br />

vom Jugendlichen jederzeit<br />

beendet werden können, um das<br />

Primat der Freiwilligkeit zu wahren.<br />

Wenn vom Paten oder anderen<br />

Einrichtungen Druck auf den<br />

Jugendlichen ausgeübt werde, die<br />

Patenschaft zu akzeptieren, dann<br />

funktioniere sie nicht. Der Jugendliche<br />

ziehe sich dann zurück und<br />

sei für den Paten nicht mehr<br />

erreichbar:<br />

„Eine AusbildungsPatenschaft<br />

kann niemandem aufgezwungen<br />

werden. Wenn die Chemie nicht<br />

stimmt, wenn kein Vertrauen<br />

entsteht, wenn es nicht genügend<br />

Transparenz gibt, dann wird der<br />

Kontakt zwischen AusbildungsPaten<br />

und Jugendlichen erst gar<br />

nicht zustande kommen oder nach<br />

kurzer Zeit abbrechen. Es gibt also<br />

keine Erfolgsgarantie für das<br />

Gelingen einer AusbildungsPatenschaft.<br />

Diese Tatsache stellt<br />

hohe Anforderungen an die<br />

Begleitung der AusbildungsPaten.“<br />

(Merkens, 2006, S. 146)<br />

Um das Prinzip der Freiwilligkeit<br />

auf jeden Fall zu wahren, erfolgte<br />

die Vermittlung der Jugendlichen<br />

von Anfang an bewusst schon in<br />

der Schule. Würde die Patenschaft<br />

erst im Zusammenhang mit<br />

der Vermittlung eines Ausbildungsvertrags<br />

abgeschlossen,<br />

so könnte der Eindruck entstehen,<br />

dass der Vertrag nur unter der<br />

Bedingung abgeschlossen werde,<br />

dass gleichzeitig eine Ausbildungspatenschaft<br />

vereinbart<br />

werde. Dies würde die Herstellung<br />

eines Vertrauensverhältnisses zwischen<br />

Paten und Jugendlichem<br />

erschweren.<br />

Die Jugendlichen, die eventuell<br />

eine Patenschaft möchten, erhalten<br />

ein kurzes <strong>In</strong>formationsblatt,<br />

das auch zur Erstinformation für<br />

die Eltern dient. Hierin wird der<br />

Sinn der Ausbildungspatenschaft<br />

und das Prinzip der Freiwilligkeit<br />

und Vertraulichkeit erklärt. Dem<br />

Jugendlichen wird z.B. versichert,<br />

dass nichts hinter dem Rücken<br />

eines Beteiligten geschieht. Wenn<br />

sich genügend Jugendliche (entsprechend<br />

der Zahl der zur Verfügung<br />

stehenden Paten) für eine<br />

Patenschaft entschieden haben,<br />

wird in einem zweiten Schritt ein<br />

Gespräch der Fachkräfte (Schulsozialarbeiter,<br />

Referat Kirche und<br />

Arbeitswelt, eventuell auch der<br />

Klassenlehrer) mit den Ehrenamtlichen<br />

vereinbart. Bei diesen Gesprächen<br />

werden den Ehrenamtlichen<br />

die interessierten Jugendlichen<br />

– noch in Abwesenheit –<br />

vorgestellt, so dass die Pat<strong>In</strong>nen<br />

die Möglichkeit haben, zu entscheiden,<br />

ob sie sich die Patenschaft<br />

für einen bestimmten Jugendlichen<br />

zutrauen. Weil die<br />

Ehrenamtlichen die Möglichkeit<br />

haben, sich bewusst für eine(n)<br />

Jugendliche(n) zu entscheiden,<br />

kann die Gefahr einer Überforde-


38<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

rung durch Jugendliche mit besonderen<br />

Problemen vermieden<br />

werden.<br />

<strong>In</strong> einem dritten Schritt findet<br />

dann ein erstes Treffen zwischen<br />

Ausbildungspat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />

statt. Als Ort wird bevorzugt<br />

die Schule gewählt, da sich die<br />

Jugendlichen dort auf vertrautem<br />

Terrain befinden. Zur Einführung<br />

und später auf Anfrage nehmen<br />

Hauptamtliche bzw. Lehrer<strong>In</strong>nen<br />

daran teil, eventuell auch die<br />

Eltern. Zweck der ersten Begegnung<br />

sind erstes Kennenlernen,<br />

erste Absprache (z.B. Terminvereinbarung,<br />

Häufigkeit der<br />

Treffen etc.) und vor allem eine<br />

gemeinsame Entscheidung für<br />

oder gegen die Patenschaft.<br />

Manchmal möchte eine ausbildende<br />

Firma einen Paten für<br />

einen bestimmten Auszubildenden,<br />

was von diesem Patenprojekt<br />

jedoch für problematisch gehalten<br />

wird, da hier die Freiwilligkeit der<br />

Patenschaft für den Jugendlichen<br />

nicht mehr gegeben ist. Andere<br />

Betriebe wollen dagegen gerade<br />

keine Jugendlichen mit Paten, da<br />

sie Wert darauf legen, dass ihre<br />

Auszubildenden so selbstständig<br />

sind, dass sie keinen Paten<br />

brauchen.<br />

Eine kleine schriftliche Umfrage<br />

unter den Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />

ergab, dass die wichtigsten<br />

Formen der Hilfestellung aus Sicht<br />

der Paten „Zuhören und Situationen<br />

besprechen“, „Ratschläge<br />

geben“ und „schulische Hilfen“<br />

waren. Dies sahen die Jugendlichen<br />

auch so, außerdem kam bei<br />

ihnen „Hilfe bei der Suche nach<br />

einer Ausbildungsstelle“ dazu. Die<br />

überwiegende Mehrheit der Paten<br />

war mit der Patenschaft „sehr zufrieden“<br />

oder „eher zufrieden“ Die<br />

Jugendlichen waren zu 90 Prozent<br />

„sehr zufrieden“ (<strong>In</strong>forundbrief Nr.<br />

9, 18.10.05)<br />

6.2.6<br />

Schwerpunkte der<br />

Zielsetzung<br />

Wie schon erwähnt war der<br />

Schwerpunkt der Zielsetzung bisher<br />

die Begleitung der Jugendlichen<br />

während der Lehre und die<br />

Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen.<br />

Es wird zur Zeit überlegt,<br />

ob die Patenschaften in Zukunft<br />

früher beginnen und schon zur Berufsfindung<br />

und vor allem zur Vermittlung<br />

von Ausbildungsplätzen<br />

beitragen sollen. Bei dem frühen<br />

Beginn der Patenschaft und der<br />

Vermittlung von Ausbildungsplätzen<br />

wird jedoch die Gefahr<br />

gesehen, der Jugendliche könnte<br />

erwarten, der Pate besorge für ihn<br />

den Ausbildungsplatz. Die Pat<strong>In</strong>nen<br />

könnten vor dieser Verantwortung<br />

zurückschrecken. Es wird<br />

auch das Problem gesehen, dass<br />

es für einen Paten schwierig ist,<br />

den Jugendlichen an einen ihm<br />

persönlich bekannten Arbeitgeber<br />

zu vermitteln, denn wenn der<br />

Arbeitgeber später mit der Leistung<br />

des Jugendlichen nicht zufrieden<br />

sei, falle dies auf den Paten<br />

zurück, der sich als Reaktion<br />

dann eventuell von der Patenschaft<br />

zurückziehe, was wiederum<br />

für den Jugendlichen von Nachteil<br />

sei. Die Erfahrung dieses Patenschaftsprojekts<br />

hat auch gezeigt,<br />

dass es für einen Paten schwierig<br />

ist, einen Jugendlichen im eigenen<br />

Betrieb unterzubringen, da dies zu<br />

einem Rollenkonflikt führt.<br />

6.2.7<br />

Rat an andere<br />

Patenschaften<br />

Wichtig seien vor allem Transparenz,<br />

Freiwilligkeit und Vertraulichkeit<br />

der Patenschaften und ein<br />

gutes Netzwerk. Man brauche für<br />

den Aufbau einer Patenschaft<br />

nicht nur allgemeines Wissen, das<br />

für jedes Patenprojekt gelte, sondern<br />

spezielle <strong>In</strong>formationen vor<br />

Ort. Man müsse die örtlich gegebenen<br />

Netzwerke und Fördermöglichkeiten<br />

kennen. Wichtig sei<br />

auch eine gute Pressearbeit um<br />

neue Paten anzusprechen und<br />

Kontakt zu Schulen zu bekommen.<br />

Wenn ein Projekt gefördert werde,<br />

müsse man sich Gedanken darüber<br />

machen, was nach dem Förderzeitraum<br />

geschehe, damit das<br />

Patenprojekt dann nicht gleich<br />

beendet sei. Hauptamtliche, die<br />

eine Anlaufstelle bilden und Ressourcen<br />

wie Räume, Telefon und<br />

vor allem die Kontinuität der Arbeit<br />

bereitstellen könnten, seien<br />

für ein Patenprojekt wichtig, eigentlich<br />

unverzichtbar. Es gebe<br />

zwar Patenprojekte, die nur von<br />

Ehrenamtlichen organisiert werden,<br />

dies seien aber Ausnahmen,<br />

bei denen es sich um Ehrenamtliche<br />

im (Vor-)Ruhestand handele,<br />

die früher hohe verantwortliche<br />

Positionen inne hatten und das<br />

Patenprojekt jetzt fast wie einen<br />

Beruf betreiben. Der Nachteil<br />

hieran sei, dass das Patenprojekt<br />

eng an diese Personen gebunden<br />

und seine Fortführung nach ihrem<br />

altersbedingten Ausscheiden<br />

schwierig sei.<br />

6.2.8 Erfolge<br />

Ob ein Patenprojekt erfolgreich


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

39<br />

sei, lasse sich nicht in Zahlen<br />

messen. Abhängig davon, welchen<br />

Jugendlichen man eine Patenschaft<br />

zukommen lasse und wann<br />

man die Patenschaft beginne,<br />

änderten sich die Erfolgsquoten<br />

bei der Dauer der Patenschaft<br />

oder die Vermittlungsquoten in<br />

einen Ausbildungsplatz. Wenn ein<br />

Jugendlicher schon bald zu der<br />

Erkenntnis komme, dass er keine<br />

Patenschaft mehr brauche, weil<br />

alles bestens laufe, sei dies kein<br />

Misserfolg. Umgekehrt sei es auch<br />

kein Misserfolg, wenn ein Jugendlicher<br />

mit besonders großen Problemen<br />

nur einen Teil der angebotenen<br />

Hilfe annehme.<br />

„Die AusbildungsPatenschaften<br />

sind ein insgesamt sehr preiswertes<br />

Projekt, das bewusst nicht in<br />

Konkurrenz zu professionellen<br />

Hilfsangeboten steht. Es handelt<br />

sich stattdessen um ein ergänzendes<br />

Angebot, das in vielen Fällen<br />

darauf abzielt, aufwändigere<br />

Maßnahmen zu vermeiden, bzw.<br />

andere professionelle Maßnahmen<br />

zu einem möglichst frühen<br />

Zeitpunkt einzuleiten und somit<br />

deren Erfolgsaussichten zu steigern.<br />

Die dadurch zu erzielenden<br />

Entlastungswirkungen sind nicht<br />

im Detail zu berechnen. Hinzu<br />

kommt allerdings bei Vermeidung<br />

eines drohenden Ausbildungsabbruchs<br />

die Vermeidung von <strong>In</strong>vestitionsverlusten<br />

in einzelnen<br />

Betrieben, die durch einen Ausbildungsabbruch<br />

entstanden wären<br />

sowie die Vermeidung von<br />

Kosten für Maßnahmen, die aufgrund<br />

eines Ausbildungsabbruchs<br />

von der Öffentlichkeit aufzubringen<br />

wären. (...) Auf längere Sicht<br />

wird zu klären sein, wie die<br />

Koordination eines solchen Projekts<br />

dauerhaft gesichert werden<br />

kann. Die bisherigen Erfahrungen<br />

zeigen, dass auf ein gewisses<br />

hauptamtliches Engagement zur<br />

Begleitung der Ehrenamtlichen<br />

nicht verzichtet werden kann, dass<br />

durch diese Multiplikatorenarbeit<br />

aber viel erreicht werden kann.“<br />

(Merkens 2006, S. 151 f.)<br />

6.3<br />

Arbeit statt Stütze<br />

(AsS) Ein Projekt der<br />

Caritas Bruchsal<br />

gegen<br />

Jugendarbeitslosigkeit<br />

( Quelle: Expertengespräch mit<br />

Bernd Gärtner, Caritas Bruchsal<br />

und mehreren ehrenamtlichen<br />

Pat<strong>In</strong>nen am 4.8.2006; schriftliche<br />

Selbstdarstellung des Projekts;<br />

Zeitungsartikel)<br />

Das Projekt AsS (Arbeit/Ausbildung<br />

statt Stütze) wurde 2003<br />

vom Caritasverband für den Landkreis<br />

Karlsruhe – Bezirksverband<br />

Bruchsal e.V. als Projekt gegen<br />

Jugendarbeitslosigkeit gestartet.<br />

Die Grundidee des Projekts ist,<br />

mit ehrenamtlichen Paten und<br />

Patinnen arbeitslosen Jugendlichen<br />

Kontakt zu Firmen und Gemeinden<br />

zu vermitteln und sie bei<br />

der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />

zu unterstützen. Seit<br />

2003 kamen insgesamt 430 Patenschaften<br />

zustande. Im Sommer<br />

2006 bestanden aktuell 38 Patenschaften.<br />

Das Projekt bezieht<br />

sich nicht nur auf die Stadt<br />

Bruchsal, sondern auf den gesamten<br />

Arbeitsamtsbezirk Bruchsal<br />

und den Arbeitsamtsbezirk Waghäusel.<br />

6.3.1<br />

Rekrutierung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Die im Sommer 2006 insgesamt<br />

38 ehrenamtlichen Pat<strong>In</strong>nen wurden<br />

zum Teil persönlich geworben,<br />

z.T. meldeten sie sich selbst, als<br />

sie von dem Projekt hörten. Sie<br />

gehören bzw. gehörten in der Regel<br />

hochqualifizierten Berufen aus<br />

dem Bereich Ausbildung, Personalmanagement<br />

oder Arbeitsvermittlung<br />

an. Zu den aktivsten Paten<br />

zählt ein ehemaliger Personalchef<br />

eines großen Unternehmens,<br />

ein ehemaliger Betriebsleiter und<br />

Wirtschaftsförderer und eine ehemalige<br />

Arbeitsvermittlerin. Die<br />

Projektbeteiligten sehen es als<br />

Vorteil an, wenn die Pat<strong>In</strong>nen sich<br />

in den Anforderungen des Berufslebens<br />

auskennen und aufgrund<br />

der jetzigen oder früheren Berufstätigkeit<br />

gute Kontakte zu Unternehmen<br />

haben. Dies ist hier jedoch<br />

keine Vorbedingung, um Pate<br />

zu werden.<br />

6.3.2<br />

Zielgruppe der<br />

Jugendlichen, an die<br />

sich das Angebot richtet<br />

Das Patenprojekt der Caritas<br />

Bruchsal richtet sich an Jugendliche<br />

und junge Erwachsene unter<br />

25 Jahren und an Schüler und<br />

Schülerinnen nach dem Schulabschluss.<br />

Die Jugendlichen werden<br />

durch die Presse oder durch<br />

Bekannte auf das Patenprojekt<br />

aufmerksam oder sie werden bei<br />

einer Maßnahme der Arbeitsagentur<br />

oder ARGE auf eine<br />

Patenschaft angesprochen. Die<br />

Caritas Bruchsal vermittelt auch<br />

Arbeitsgelegenheiten („1 Euro


40<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Jobs“) für Jugendliche. Diesen<br />

Jugendlichen wird zusätzlich eine<br />

Patenschaft angeboten. Die Annahme<br />

einer Patenschaft ist freiwillig.<br />

Es wird Wert darauf gelegt,<br />

dass nicht der Eindruck entsteht,<br />

die Patenschaft sei Pflicht, denn<br />

dies widerspreche ihrem Zweck.<br />

Da viele Jugendliche, die eine Patenschaft<br />

bekommen, bereits<br />

langzeitarbeitslos, d.h. seit mehr<br />

als einem Jahr arbeitslos und im<br />

Alter bis zu 25 Jahren sind, sehen<br />

sich die Paten einer Vielzahl von<br />

Problemen gegenüber, die nicht<br />

allein mit der Hilfe bei der Suche<br />

nach einem Ausbildungsplatz zu<br />

lösen sind. Deshalb wird zur Zeit<br />

überlegt, die Zielgruppe der Jugendlichen<br />

bezüglich des Alters zu<br />

ändern und die Patenschaften<br />

den Jugendlichen bereits vor dem<br />

Schulabschluss anzubieten. Die<br />

Projektbeteiligten hoffen so, den<br />

Problemen der Jugendlichen, die<br />

einer Ausbildung entgegenstehen,<br />

schon früher und damit erfolgreicher<br />

begegnen zu können.<br />

Langzeitarbeitslose Jugendliche<br />

haben – so die Erfahrung dieses<br />

Patenprojekts – mehr persönliche<br />

Probleme als Jugendliche, die<br />

gerade erst die Schule beendet<br />

haben. Da das Patenprojekt zur<br />

Zeit mehr langzeitarbeitslose Jugendliche<br />

betreut als zu Beginn,<br />

müssen schwierigere Probleme<br />

gelöst werden. Zu Beginn des Patenprojekts<br />

waren überwiegend<br />

einfache Probleme zu lösen, z.B.<br />

hatte eine Jugendliche von ihrem<br />

Arbeitgeber ein Zeugnis erhalten,<br />

das die Bemerkung „fristlos gekündigt“<br />

enthielt. Dieser Jugendlichen<br />

konnte leicht auf juristischem<br />

Wege geholfen werden.<br />

Zur Zeit gibt es aufgrund des<br />

„U25“-Programms in Baden-<br />

Württemberg fast keine arbeitslosen<br />

Jugendlichen unter 25 Jahren,<br />

die sich nicht in einer Maßnahme<br />

der ARGE oder der Bundesagentur<br />

befinden. Deshalb wird die Patenschaft<br />

den Jugendlichen zusätzlich<br />

angeboten. Das Patenprojekt<br />

selbst will jedoch kein<br />

Teil der Maßnahme sein und<br />

unterscheidet sich bewusst<br />

davon.<br />

6.3.3<br />

Begleitung der<br />

Ehrenamtlichen<br />

Die Paten und die Hauptamtlichen<br />

treffen sich einmal im Monat<br />

zum gemeinsamen Austausch. Die<br />

aktivsten Paten, die z.T. mehrere<br />

„Patenkinder“ haben, treffen sich<br />

öfter und halten regelmäßig<br />

Kontakt untereinander. <strong>In</strong> erster<br />

Linie beraten sich die Patinnen<br />

und Paten auf der Grundlage ihrer<br />

unterschiedlichen beruflichen<br />

Erfahrungen in intensivem Austausch<br />

gegenseitig. Zusätzlich stehen<br />

ihnen die üblichen professionellen<br />

Einrichtungen zur Verfügung,<br />

an die sie die Jugendlichen vermitteln,<br />

wenn besondere Aufgaben<br />

oder Probleme anstehen. Die Paten<br />

sind wie die anderen ehrenamtlich<br />

Tätigen der Caritas Bruchsal<br />

versichert und können eine<br />

Kilometerpauschale für Autofahrten<br />

bekommen, die allerdings<br />

selten in Anspruch genommen<br />

wird. Für die Treffen mit den Jugendlichen<br />

können die Paten die<br />

Räume des Caritaszentrums<br />

Bruchsal nutzen, wo sie für die<br />

Stellensuche auch einen Computer<br />

mit <strong>In</strong>ternetanschluss zur Verfügung<br />

haben.<br />

6.3.4<br />

Projektstruktur<br />

Träger des Patenprojekts ist der<br />

Caritasverband für den Landkreis<br />

Karlsruhe - Bezirksverband Bruchsal.<br />

Es wird gefördert durch Mittel<br />

des europäischen Sozialfonds und<br />

der lokalen ARGE. Voraussetzung<br />

für die Förderung durch die ARGE<br />

ist die Übernahme von Patenschaften<br />

für 30 langzeitarbeitslose<br />

Jugendliche. Zum Netzwerk gehören<br />

die weiteren Einrichtungen der<br />

Caritas für Arbeitslose und für Jugendliche<br />

und die Kooperation<br />

mit Arbeitsagentur, ARGE, Betrieben,<br />

Schulen, Gemeinden, Landkreis,<br />

Gewerkschaften und Sozialministerium.<br />

Die Projektbeteiligten betonen,<br />

dass das Projekt langfristig angelegt<br />

ist. Durch intensive Pressearbeit<br />

wird es zunehmend bekannt<br />

und kann so weitere ehrenamtliche<br />

Pat<strong>In</strong>nen und Schulen<br />

zur Zusammenarbeit gewinnen<br />

sowie Betriebe und Gemeinden<br />

mit der Patenschaftsidee vertraut<br />

machen. Die Ehrenamtlichen werden<br />

von den Hauptamtlichen persönlich<br />

und fachlich unterstützt,<br />

sie werden als „treibende Kraft“<br />

des Patenprojekts gesehen, durch<br />

ihr persönliches Engagement, sind<br />

sie „Türöffner“ für viele Unternehmen.<br />

6.3.5<br />

Ver<br />

ermittlung und<br />

<strong>In</strong>teraktion zwischen<br />

Paten und Jugendlichen<br />

Die Vermittlung der Patenschaften<br />

zwischen Jugendlichen und<br />

Ehrenamtlichen geschieht in


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

41<br />

diesem Projekt folgendermaßen:<br />

Die Hauptamtlichen führen mit<br />

den Jugendlichen Einzelgespräche<br />

und bereiten sie auf das gemeinsame<br />

Gespräch mit den Paten<br />

vor. Während des nächsten Treffens<br />

der Paten mit den Hauptamtlichen<br />

stellen sich die Jugendlichen<br />

diesen selber vor und jeweils<br />

einer der anwesenden Pat<strong>In</strong>nen<br />

bietet daraufhin dem jeweiligen<br />

Jugendlichen die Patenschaft<br />

an. Wenn der Jugendliche<br />

zustimmt, kann die Patenschaft<br />

beginnen. Die Treffen der Paten<br />

mit den Jugendlichen finden<br />

meist im Caritaszentrum oder im<br />

Café statt, manchmal auch zu<br />

Hause bei den Jugendlichen, sehr<br />

selten zu Hause bei den Pat<strong>In</strong>nen.<br />

Viele Kontakte, z.B. die Korrektur<br />

von Bewerbungsschreiben, laufen<br />

zwischendurch per e-mail. Die<br />

Häufigkeit der Treffen ist unterschiedlich,<br />

in bestimmten Phasen<br />

kann ein Treffen zweimal pro<br />

Woche stattfinden. Die Paten legen<br />

Wert darauf, die Selbstständigkeit<br />

der Jugendlichen zu fördern,<br />

so dass diese bei Erfolg<br />

nicht das Gefühl bekommen, jemand<br />

anders hätte ihnen die Stelle<br />

besorgt und sie selbst hätten<br />

nichts dazu getan. Wenn ein Pate<br />

bei einem Jugendlichen keine Erfolge<br />

sieht bzw. „nicht mehr weiter<br />

weiß“, wird manchmal der Pate<br />

gewechselt. Oft führt der Wechsel<br />

zum Erfolg. Manchmal wenden<br />

sich die ausbildenden Firmen bei<br />

Problemen direkt an die Paten.<br />

Das Vorhandensein eines Paten<br />

gibt manchen Firmen, so die<br />

Erfahrung dieses Patenprojekts,<br />

die Zuversicht, dass der Jugendliche<br />

die Ausbildung erfolgreich<br />

abschließen wird, und sie sind<br />

eher bereit, einen Ausbildungsvertrag<br />

abzuschließen. Neuerdings<br />

wenden sich auch Firmen<br />

an das Patenprojekt und fragen<br />

nach für sie geeigneten Auszubildenden.<br />

Manchmal spricht bei<br />

Konflikten der Betrieb den Paten<br />

an. Dieser spricht dann wieder<br />

mit dem Jugendlichen und fragt,<br />

ob dieser damit einverstanden ist,<br />

dass er in diesem Konflikt<br />

vermittelt.<br />

Nach der Erfahrung der ehrenamtlichen<br />

Paten ist es sehr wichtig,<br />

dass ein Vertrauensverhältnis<br />

zwischen Jugendlichem und Paten<br />

entsteht, da die Jugendlichen<br />

sonst manches nicht erzählen, was<br />

für die Vermittlung einer Ausbildungsstelle<br />

und die Verhinderung<br />

eines Ausbildungsabbruchs wichtig<br />

wäre. Die ehrenamtlichen Pat<strong>In</strong>nen<br />

machen mit den Jugendlichen<br />

u.a. Bewerbungstraining und<br />

stellen die Bewerbungsunterlagen<br />

zusammen. Diese Aufgaben sind<br />

arbeitsteilig zwischen verschiedenen<br />

Paten verteilt. Die ehemals<br />

im Personalmanagement Tätigen<br />

wissen aus Erfahrung, dass ein<br />

Bewerber, dessen Bewerbungsunterlagen<br />

nicht korrekt sind,<br />

sofort aussortiert wird. Die<br />

Pat<strong>In</strong>nen empfinden als eine ihrer<br />

wichtigsten Aufgaben, den Jugendlichen<br />

dabei zu helfen, herauszufinden,<br />

was sie werden können.<br />

Vielen würde jede berufliche<br />

Orientierung fehlen, oder sie hätten<br />

völlig unrealistische Berufswünsche<br />

(bezogen auf ihre<br />

Schulnoten und den Stellenmarkt).<br />

Die Nutzung der persönlichen<br />

Kontakte, um Jugendlichen eine<br />

Ausbildungsstelle zu vermitteln,<br />

wird von einigen ehrenamtlichen<br />

Paten in seinen Folgen als ambivalent<br />

geschildert: Falls der<br />

Arbeitgeber mit dem Auszubildenden<br />

sehr unzufrieden sei, falle<br />

dies auf den Paten zurück und der<br />

gute Kontakt, den er vorher zu dem<br />

Arbeitgeber gehabt habe, leide<br />

darunter. Manche Mittelständler<br />

seien bereitwilliger auch Jugendliche<br />

zu nehmen, die nicht zu den<br />

„Besten“ gehörten, sie hätten Verständnis<br />

dafür, dass auch Jugendliche,<br />

die leistungsmäßig nicht<br />

perfekt seien, eine Lehrstelle<br />

bräuchten. Großbetriebe nähmen<br />

dagegen nur „die Besten“. Die<br />

Dauer der Patenschaft ist unterschiedlich,<br />

im Prinzip dauert eine<br />

Patenschaft solange, wie der Bedarf<br />

besteht, also von fünf Tagen –<br />

wenn so schnell die Vermittlung<br />

eines Ausbildungsplatzes erreicht<br />

wurde – bis zu anderthalb Jahren,<br />

manchmal bis zum Ende der<br />

Ausbildungszeit, denn oft sei auch<br />

nach der Vermittlung noch Hilfestellung<br />

notwendig.<br />

6.3.6<br />

Schwerpunkte der<br />

Zielsetzung<br />

Schwerpunkte der Zielsetzung<br />

sind Ausbildungs- und auch Arbeitsplatzvermittlung,<br />

eventuell<br />

auch Vermittlung in eine Weiterbildung<br />

für Jugendliche nach Schulabschluss<br />

bis zum Alter von 25<br />

Jahren. Ein besonderer Schwerpunkt<br />

liegt auf der Patenschaft für<br />

langzeitarbeitslose Jugendliche<br />

(länger als ein Jahr erwerbslos).<br />

Dies ist verbunden mit der Hilfe<br />

bei der Berufsfindung. An zweiter<br />

Stelle steht die Verhinderung von


42<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Ausbildungsabbrüchen.<br />

6.3.7<br />

Rat an andere<br />

Patenschaften<br />

Die Arbeit von Haupt- und<br />

Ehrenamtlichen muss als gleichwertig<br />

gesehen werden. Hauptamtliche<br />

müssen bereit sein, neue<br />

Wege zu gehen. Sie müssen die<br />

Erstgespräche mit Jugendlichen<br />

und neuen Paten führen und müssen<br />

die Verbindung zwischen Paten<br />

und Jugendlichen herstellen.<br />

Außerdem sind sie unverzichtbar<br />

als kontinuierlicher Ansprechpartner<br />

(mit ständiger Telefonnummer<br />

für Jugendliche, Paten aber auch<br />

Netzwerkspartner). Deshalb ist<br />

eine finanzielle Förderung des<br />

Projekts notwendig.<br />

Eine gut Pressearbeit ist ebenfalls<br />

nötig, um neue ehrenamtliche<br />

Paten zu finden, um bei Netzwerkpartnern<br />

und Betrieben Türen zu<br />

öffnen und das Projekt Jugendlichen,<br />

Eltern und Schulen bekannt<br />

zu machen.<br />

6.3.8<br />

Erfolge<br />

Das Patenprojekt Bruchsal stellt<br />

seinen Erfolg in „Zahlen und Fakten“<br />

dar. Im Jahr 2005 wurde von<br />

38 Paten (25 männlich, 13<br />

weiblich) eine Patenschaft für<br />

insgesamt 212 Jugendliche (115<br />

männlich, 97 weiblich) übernommen.<br />

Von den Jugendlichen wurden<br />

39 in eine Ausbildung, 47 in<br />

eine Arbeit und 11 in eine Schule<br />

vermittelt. 61 Jugendliche schieden<br />

aus der Patenschaft aus. Von<br />

den erfolgreich vermittelten „Patenkindern“<br />

brachen bis Mitte<br />

März 2006 nur 15 Ausbildung,<br />

Arbeit oder Schule wieder ab<br />

(aus: AsS Arbeit statt Stütze - ein<br />

Projekt der Caritas Bruchsal gegen<br />

Jugendarbeitslosigkeit, S. 4 und<br />

5).<br />

Das Projekt ist in Bruchsal sehr<br />

anerkannt, dies zeigt sich u.a.<br />

daran, dass der Oberbürgermeister<br />

die Schirmherrschaft übernommen<br />

hat. 2006 bekam es den<br />

Caritas-<strong>In</strong>tegrationspreis. Der<br />

Sozialminister von Baden-<br />

Württemberg sprach sich nach<br />

einem Gespräch mit Projektmitgliedern<br />

in der Presse für eine<br />

landesweite Ausweitung des<br />

Modells aus (Der Kurier, Lokales,<br />

3.8.2005, S. 5).


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

43<br />

7.<br />

Zusammenfassung<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

gibt es in Deutschland<br />

seit Mitte der 90er Jahre, ihre<br />

genaue Zahl ist nicht festzustellen,<br />

es entstehen jedoch ständig neue<br />

Projekte. Die hier dargestellten<br />

Projektergebnisse beruhen auf der<br />

Auswertung der <strong>In</strong>formationen von<br />

bis Anfang November 2006 über<br />

Aufrufe und eine <strong>In</strong>ternet- und<br />

Literaturrecherche gefundenen<br />

über 40 Ausbildungspatenschaftsprojekten.<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> sind<br />

eine Reaktion aktiver Bürger<strong>In</strong>nen<br />

auf die anhaltende Ausbildungsplatzmisere.<br />

Die ehrenamtlich als<br />

Pat<strong>In</strong>nen arbeitenden Bürger<strong>In</strong>nen<br />

überlassen die ausbildungsplatzlosen<br />

Jugendlichen nicht dem<br />

„Fördern und Fordern“ der<br />

Behörden, sondern unterstützen<br />

sie durch ihren persönlichen<br />

Einsatz dabei, den Übergang von<br />

der Schule in den Beruf zu finden.<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

brauchen fast immer Anbindung<br />

an eine Trägerorganisation und die<br />

Unterstützung durch mindestens<br />

einen Hauptamtlichen sowie<br />

finanzielle Förderung. <strong>In</strong> einigen<br />

wenigen Fällen werden<br />

Patenschaftsprojekte ausschließlich<br />

von Ehrenamtlichen durchgeführt,<br />

die diese Aufgabe im<br />

(Vor-)Ruhestand quasi zu ihrem<br />

Beruf gemacht haben. Die<br />

Trägerorganisationen von Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

sind sehr vielfältig. Prinzipiell<br />

kommen alle Organisationen in<br />

Frage, die einen Bezug zu Jugendlichen,<br />

zu Bildung, zur Arbeitswelt<br />

oder zu Freiwilligenarbeit haben.<br />

Besonders geeignet sind Einrichtungen<br />

der Jugendhilfe, der<br />

Jugendberufshilfe, der Jugendsozialarbeit,<br />

der Jugendmigrationsdienste<br />

und der Jugendämter, da<br />

hier bereits die Qualifikation für<br />

die professionelle Beratung der<br />

Jugendlichen vorhanden ist.<br />

Andererseits entstanden Patenprojekte<br />

bisher weniger aufgrund<br />

eines organisatorischen Beschlusses,<br />

sondern durch das Engagement<br />

von Bürger<strong>In</strong>nen, die sich<br />

angesichts der Ausbildungsplatzmisere<br />

innerhalb oder außerhalb<br />

ihres eigenen beruflichen Feldes<br />

für die nächste Generation<br />

einsetzen wollten. Deshalb wird<br />

und muss die Trägerlandschaft<br />

auch in Zukunft vielfältig bleiben.<br />

Die bestehenden Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

sind auch<br />

sehr vielfältig in Bezug auf die<br />

Zielgruppen der Jugendlichen und<br />

der Pat<strong>In</strong>nen. Mindestens die<br />

Hälfte der gewonnenen Pat<strong>In</strong>nen<br />

sind bereits im Ruhestand, fast<br />

alle kommen aus qualifizierten<br />

Berufen und die Mehrzahl ist<br />

männlich. Bei den „Patenkindern“<br />

werden verschiedene<br />

Zielgruppen anvisiert: Während<br />

die einen Patenprojekte sich<br />

besonders an Jugendliche nach<br />

der Schulzeit bis zum Alter von 25<br />

Jahren richten, sprechen die<br />

anderen die Jugendlichen bereits<br />

in der 7. Klasse der Hauptschule<br />

an. Diese Unterschiede entsprechen<br />

der verschiedenen<br />

Schwerpunktsetzung der Projekte:<br />

Manche Patenprojekte konzentrieren<br />

sich auf die Unterstützung der<br />

Jugendlichen bei der Erlangung<br />

der „Ausbildungsreife“, andere<br />

stellen die Vermittlung eines<br />

Ausbildungsplatzes oder einer<br />

Arbeitsstelle, wieder andere die<br />

Verhinderung eines Ausbildungsabbruchs<br />

in den Mittelpunkt ihrer<br />

Arbeit. Dabei sind vielen Patenprojekten<br />

Freiwilligkeit und<br />

Vertraulichkeit der Patenschaftsbeziehung<br />

sehr wichtig, d.h. vor<br />

allem, dass nichts – in Bezug auf<br />

Arbeitgeber, Schule, Eltern – hinter<br />

dem Rücken der Jugendlichen<br />

unternommen werden darf.<br />

Aufgrund der vorliegenden Erfahrungen<br />

der Patenprojekte erscheint<br />

für ein neu startendes<br />

Patenprojekt als der sicherste Weg<br />

zum Zustandekommen von<br />

Patenschaften die Vermittlung<br />

Jugendlicher an Pat<strong>In</strong>nen mit Hilfe<br />

von Lehrer<strong>In</strong>nen und<br />

Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen in den


44<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

Schulen. Der einmal gewonnene<br />

gute Kontakt mit den Schulen<br />

muss allerdings gepflegt werden,<br />

denn es ist für Lehrer<strong>In</strong>nen nicht<br />

selbstverständlich ihre<br />

Schüler<strong>In</strong>nen an Außenstehende<br />

mit eventuell ganz anderen<br />

pädagogischen Vorstellungen als<br />

den eigenen zu vermitteln.<br />

Für die Patenschaften sind<br />

besonders solche Jugendliche<br />

geeignet, die einerseits auf dem<br />

Ausbildungsmarkt besonders<br />

benachteiligt sind, andererseits<br />

aber auch zu der Hoffnung berechtigen,<br />

ihnen durch eine<br />

Patenschaft wirklich helfen zu<br />

können ohne den Paten oder die<br />

Patin zu überfordern, d.h. Jugendliche<br />

mit einem „mittleren<br />

Problemniveau“ bezüglich der<br />

Ausbildungsplatzsuche. Jugendliche,<br />

die die pädagogischen<br />

Fähigkeiten der Pat<strong>In</strong>nen bzw. die<br />

Unterstützungsmöglichkeiten, die<br />

eine Patenschaft bietet, überfordern,<br />

sollten an professionelle<br />

Beratungseinrichtungen weitervermittelt<br />

werden. Auf der anderen<br />

Seite ist es auch nicht Aufgabe<br />

der Patenprojekte, sich für<br />

Jugendliche zu engagieren, die<br />

ohnehin in kurzer Zeit eine<br />

Ausbildungsstelle finden werden.<br />

Der Umfang der bestehenden<br />

Patenprojekte reicht von einigen<br />

wenigen Pat<strong>In</strong>nen und Patenschaften<br />

bis zu einer Vielzahl von<br />

Pat<strong>In</strong>nen und ca. 100 Patenschaften.<br />

Auch der Ausdifferenzierungsgrad<br />

eines Patenprojekts ist sehr<br />

unterschiedlich: er reicht von der<br />

persönlichen Ansprache von<br />

Schüler<strong>In</strong>nen und ihrer Vermittlung<br />

an Pat<strong>In</strong>nen durch eine Lehrerin<br />

bis zu Auswahlgesprächen und<br />

Qualifizierungskursen für die<br />

Freiwilligen, Projektvorstellungen<br />

in Schulen und intensiver Öffentlichkeitsarbeit<br />

mit Radio- und<br />

Fernsehauftritten und regelmäßiger<br />

<strong>In</strong>formation per <strong>In</strong>ternet. Je<br />

ausdifferenzierter ein Patenprojekt<br />

ist, desto professioneller können<br />

die Patenschaften begleitet<br />

werden.<br />

Mindestbedingung für die Begleitung<br />

der Pat<strong>In</strong>nen ist ein regelmäßiges<br />

Patentreffen, bei dem<br />

Probleme besprochen und<br />

Erfahrungen ausgetauscht werden<br />

können, denn wie vielfach geäußert,<br />

ist den Pat<strong>In</strong>nen die Gemeinschaft<br />

mit den anderen<br />

Pat<strong>In</strong>nen sehr wichtig. Außerdem<br />

muss ein Hauptamtlicher oder<br />

Hauptorganisator im Prinzip<br />

täglich für die Pat<strong>In</strong>nen (und für<br />

die Jugendlichen) erreichbar sein,<br />

um bei Problemen intervenieren<br />

zu können.<br />

Meist gibt es eine klare Arbeitsteilung<br />

zwischen hauptamtlichen<br />

und ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>In</strong>nen.<br />

Die Hauptamtlichen führen<br />

die Arbeiten durch, die das<br />

gesamte Projekt und dessen<br />

Management betreffen, die<br />

Ehrenamtlichen konzentrieren sich<br />

auf die Patenschaften. <strong>In</strong> den<br />

Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />

reduziert sich das sonst häufig<br />

entstehende Problem der Konkurrenz<br />

zwischen ehrenamtlicher und<br />

hauptamtlicher Arbeit, da die<br />

Pat<strong>In</strong>nen etwas leisten können,<br />

was Hauptamtliche nicht können:<br />

durch das weite Berufsspektrum<br />

können die Ehrenamtlichen<br />

Kenntnisse und Kontakte aus der<br />

Berufswelt bieten, die die Hauptamtlichen,<br />

die üblicherweise<br />

Pädagog<strong>In</strong>nen oder Sozialarbeiter<strong>In</strong>nen<br />

sind, nicht haben können.<br />

Zu den Aufgaben der hauptamtlichen<br />

Mitarbeiter<strong>In</strong>nen gehört in<br />

der Regel: Suche von Ehrenamtlichen<br />

und Kontaktpersonen in<br />

Schulen und Betrieben, Erstgespräche<br />

mit neuen Ehrenamtlichen<br />

und Jugendlichen, Vermittlung<br />

der Patenschaften, Aufrechterhaltung<br />

der Kontakte zu<br />

Kooperationspartner<strong>In</strong>nen wie z.B.<br />

Schulen, Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Beratung, Begleitung und Weiterqualifizierung<br />

der Ehrenamtlichen,<br />

Telefondienst, d.h. Ansprechbarkeit<br />

für Jugendliche und Pat<strong>In</strong>nen,<br />

Organisation der Treffen, Aufbau<br />

eines Beratungsnetzwerks, Aquirierung<br />

von Fördermitteln.<br />

Die Hauptamtlichen werden vor<br />

allem für die Erstgespräche mit<br />

potenziellen Pat<strong>In</strong>nen und sich<br />

selbst meldenden „Patenkindern“<br />

gebraucht, da das persönliche<br />

Kennenlernen gegenüber der<br />

Öffentlichkeit eine gewisse<br />

Garantie gibt für die Seriösität<br />

und damit das Funktionieren des<br />

Patenprojekts. Die Hauptamtlichen<br />

und die hinter ihnen stehende<br />

Organisation übernehmen<br />

durch diese Gespräche die<br />

Verantwortung dafür, dass nur<br />

seriöse Pat<strong>In</strong>nen an die Jugendlichen<br />

vermittelt werden und dass<br />

die Jugendlichen die Aufgaben<br />

einer Patenschaft nicht überfordern.<br />

Erst das lokale Ansehen des<br />

oder der jeweiligen Projektträger<br />

und deren öffentliches Bild als<br />

vertrauenswürdige Organisation<br />

ermöglicht es, dass sich Schulen,<br />

Jugendhilfeeinrichtungen und<br />

entsprechende andere Organisationen<br />

bereit finden, „ihre“ Jugend-


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

45<br />

lichen an die Pat<strong>In</strong>nen zu vermitteln.<br />

Werden Patenprojekte ausschließlich<br />

von Ehrenamtlichen<br />

geführt, so muss das Ansehen der<br />

Organisation durch das persönliche<br />

lokale Ansehen des Ehrenamtlichen<br />

ersetzt werden, bzw.<br />

das Ansehen der Person muss auf<br />

das Projekt übergehen bis dieses<br />

selbst genügend eigene Anerkennung<br />

gewonnen hat.<br />

Für die Arbeit der Hauptamtlichen<br />

und für Räume, eventuelle Honorare<br />

für Referent<strong>In</strong>nen für die<br />

Qualifizierung der ehrenamtlichen<br />

Pat<strong>In</strong>nen, für Versicherungen,<br />

Aufwandsentschädigungen und<br />

Fahrtkosten werden Finanz- bzw.<br />

Fördermittel gebraucht. Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

gibt<br />

es nicht zum Nulltarif. Bisher gibt<br />

es jedoch keine festen<br />

Finanzierungsmöglichkeiten für<br />

Patenschaftsprojekte sondern nur<br />

befristete einmalige Fördermittel<br />

von verschiedenen Organisationen<br />

und Stiftungen. Es ist jedoch<br />

außerordentlich wichtig, dass<br />

Patenschaftsprojekte langfristig<br />

gefördert werden, da, wenn bei<br />

einem Patenschaftsprojekt die<br />

Förderung wegbricht, nicht nur<br />

mühsam aufgebaute Kontakte und<br />

Netzwerke verloren gehen, sondern<br />

das Patenprojekt nach ein paar<br />

Jahren am gleichen Ort kaum<br />

wieder neu gestartet werden kann.<br />

Die Erfolge der Patenschaften sind<br />

schwer in Zahlen zu messen,<br />

obwohl einige Patenprojekte ihre<br />

Erfolge, d.h. die Vermittlung von<br />

Jugendlichen in Ausbildungsstelle,<br />

Arbeit oder schulische Weiterbildung<br />

in Zahlen darstellen. Ein<br />

Messen des Erfolgs an Vermittlungszahlen<br />

ähnlich wie bei einer<br />

Arbeitsagentur beinhaltet die<br />

Gefahr, dass nur solche Jugendliche<br />

in den Genuss einer Patenschaft<br />

kommen, die persönlich<br />

die besten Voraussetzungen<br />

bieten, bald einen Ausbildungsplatz<br />

zu finden. Ein Patenschaftprojekt<br />

ist aber schon dann<br />

erfolgreich, wenn die Vermittlung<br />

von Patenschaften zustande<br />

kommt. Eine funktionierende Patenschaftsbeziehung<br />

bringt sowohl<br />

dem Jugendlichen wie dem Paten<br />

bzw. der Patin Gewinn: Die Jugendlichen<br />

erhalten eine persönliche<br />

unterstützende Beziehung und<br />

konkrete Hilfe bei ihrer <strong>In</strong>tegration<br />

ins Berufsleben, für Jugendliche<br />

mit Migrationshintergrund ist bereits<br />

die Patenschaft selbst ein<br />

Gewinn an <strong>In</strong>tegration. Die Pat<strong>In</strong>nen<br />

bekommen eine sinnvolle<br />

Aufgabe, Kontakt zur jüngeren Generation,<br />

die Möglichkeit, Berufsund<br />

Lebenserfahrung weiterzugeben<br />

und eventuell eine andere<br />

Kultur kennen zu lernen. Einen<br />

weiteren Gewinn bringen die<br />

Patenschaftsprojekte der jeweiligen<br />

Stadt, wenn deren Bürger die<br />

<strong>In</strong>tegration der nächsten Generation<br />

in das Berufsleben zu ihrer<br />

Gemeinschaftsaufgabe machen.<br />

8.<br />

Literatur<br />

• Aspekte Jugendsozialarbeit<br />

Nr. 59 (2005) (Marlies Kelm,<br />

Professionell: Ehrenamtliche in<br />

der Jugendsozialarbeit)<br />

• Beinke, Lothar (1992), Chancen<br />

Lernbehinderter in der<br />

Berufsausbildung. Arbeit und<br />

Sozialpolitik, 11/12, S. 50 - 54<br />

• Bierhoff, Hans-Werner (2002),<br />

Wie entsteht soziales Engagement<br />

und wie wird es aufrecht<br />

erhalten in: Doris Rosenkranz,<br />

Angelika Weber (Hrsg.),<br />

Freiwilligenarbeit. Einführung<br />

in das Management von Ehrenamtlichen<br />

in der Sozialen<br />

Arbeit, Weinheim und München<br />

• Bremer, Peter/ Gestring,<br />

Norbert (2004), Migranten –<br />

ausgegrenzt <strong>In</strong>: Häußermann,<br />

Hartmut/ Kronauer, Martin/<br />

Siebel, Walter, An den Rändern<br />

der Städte. Armut und Ausgrenzung,<br />

Frankfurt a.M.,<br />

S. 258 - 285<br />

• Bundesministerium für Bildung<br />

und Forschung (2006), Berufsbildungsbericht,<br />

Bonn<br />

• Hauf, Jürgen (2000), Senioren<br />

für junge Berufseinsteiger. Eine


46<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

neue Projektsparte im freiwilligen<br />

Handlungsfeld „Alt hilft<br />

Jung“, herausgegeben von der<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisationen<br />

(BAGSO) e.V., Bonn<br />

• ISAB-<strong>In</strong>stitut Köln (2000),<br />

Freiwilligensurvey (1999), zit.<br />

nach BAGSO - Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisatonen<br />

(2000),<br />

S. 21)<br />

• Kelm, Marlies (2005a), Aufwandsentschädigung<br />

für<br />

ehrenamtliche Tätigkeiten in<br />

der Jugendsozialarbeit,<br />

Aspekte Jugendsozialarbeit<br />

Nr. 59, S. 95 - 96<br />

• Kelm, Marlies (2005b),<br />

Versicherungsschutz im<br />

Ehrenamt, in: Aspekte<br />

Jugendsozialarbeit Nr. 59,<br />

S. 97 - 100<br />

• Kelm, Marlies (2005c),<br />

Professionell: Ehrenamtliche in<br />

der Jugendsozialarbeit, in:<br />

Aspekte Jugendsozialarbeit<br />

Nr. 59, S. 7 - 11<br />

• Konsortium Bildungsberichterstattung<br />

(2006),<br />

Bildung in Deutschland. Ein<br />

indikatorengestützter Bericht<br />

mit einer Analyse zu Bildung<br />

und Migration, Bielefeld<br />

• Leitfaden zur Arbeit mit<br />

Freiwilligen (2000), Ehrenamt<br />

in der BAGSO/Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senio<br />

ren-Organisationen. Bearb.<br />

Ursula Lenz, Bonn<br />

• Merkens, Michael (2006),<br />

AusbildungsPatenschaften,<br />

mehr als Hilfe für<br />

Einzelne...Erfahrungen aus dem<br />

Projekt „AusbildungsPatenschaften“<br />

in Recklinghausen,<br />

in: Nikolaus Bley, Marit<br />

Rullmann, (Hrsg.) Übergang<br />

Schule und Beruf. Aus der<br />

Praxis für die Praxis. Region<br />

Emscher-Lippe. Wissenswertes<br />

für Lehrer und Eltern, (Forschungsinstitut<br />

Arbeit, Bildung<br />

und Partizipation – FIAB)<br />

Recklinghausen, S. 145 - 153<br />

• Merten, Roland (Hrsg.) (1997),<br />

Autonomie der Sozialen Arbeit.<br />

Zur Funktionsbestimmung als<br />

Disziplin und Profession,<br />

Weinheim und München<br />

• Nadai, Eva/ Sommerfeld,<br />

Peter/ Bühlmann, Felix/<br />

Krattiger, Barbara (2005),<br />

Fürsorgliche Verstrickung.<br />

Soziale Arbeit zwischen<br />

Profession und<br />

Freiwilligenarbeit, Wiesbaden<br />

• Regnet, Erika (2002), Alles<br />

paletti Volunteers und<br />

Konfliktmanagement, in: Doris<br />

Rosenkranz/ Angelika Weber<br />

(Hg.), Freiwilligenarbeit.<br />

Einführung in das Management<br />

von Ehrenamtlichen in der<br />

Sozialen Arbeit, Weinheim und<br />

München, S. 103 - 118<br />

• Rosenkranz, Doris / Weber,<br />

Angelika (Hg.) (2002),<br />

Freiwilligenarbeit. Einführung<br />

in das Management von<br />

Ehrenamtlichen in der Sozialen<br />

Arbeit, Weinheim und München<br />

• Schreier, Kerstin (Hg.) (2000),<br />

Berufswegeplanung und<br />

individualisierte<br />

Berufseinstiegshilfen, München<br />

• Solga, Heike (2004),<br />

Ausbildungslosigkeit“ als<br />

soziales Stigma in Bildungsgesellschaften.<br />

Ein soziologischer<br />

Erklärungsbeitrag für die<br />

wachsenden Arbeitsmarktprobleme<br />

von gering qualifizierten<br />

Personen, Kölner Zeit<br />

schrift für Soziologie und<br />

Sozialpsychologie, Jg. 54,<br />

Heft 3, 2002, S. 476 - 505<br />

• Solga, Heike (2004a), Das<br />

Scheitern gering qualifizierter<br />

Jugendlicher an den<br />

Normalisierungspflichten<br />

moderner Bildungsgesellschaften,<br />

in: Matthias<br />

Junge/ Götz Lechner (Hrsg.),<br />

Scheitern. Aspekte eines<br />

sozialen Phänomens,<br />

Wiesbaden, S. 97 - 121<br />

• Solga, Heike (2006),<br />

Ausbildungslose und die<br />

Radikalisierung ihrer sozialen<br />

Ausgrenzung, in: Heinz Bude/<br />

Andreas Willisch, Das Problem<br />

der Exklusion. Ausgegrenzte,<br />

Entbehrliche, Überflüssige,<br />

Hamburg, S. 121 - 146<br />

• Stiftung Begabtenförderungswerk<br />

berufliche Bildung (SBB)<br />

(Dagmar Gielisch/ Ruth<br />

Heinke), Patenschaftsstelle für<br />

Ausbildung (2005), Patenschaften.<br />

Ein innovativer Weg<br />

zu mehr Ausbildungsplätzen.<br />

Bilanz des Patenschaftsprogramms<br />

für Ausbildung,<br />

Bonn<br />

• Von Kardorff, Ernst (2000),<br />

Qualitative Evaluationsforschung,<br />

in: Uwe Flick/ Ernst<br />

von Kardorff/ <strong>In</strong>es Steinke<br />

(Hg.), Qualitative Forschung.<br />

Ein Handbuch, S. 238 - 250


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

47<br />

• Wolff, Stephan (2000), Dokumenten-<br />

und Aktenanalyse, in:<br />

Uwe Flick/ Ernst von Kardorff/<br />

<strong>In</strong>es Steinke (Hg.), Qualitative<br />

Forschung. Ein Handbuch,<br />

S. 505 - 513<br />

9.<br />

• Wollenschläger, Michael<br />

(2002), Freiwilig aber sicher.<br />

Arbeits- und sozialversicherungsrechtliche<br />

Fragen, in:<br />

Doris Rosenkranz/ Angelika<br />

Weber (Hg.), Freiwilligenarbeit.<br />

Einführung in das Management<br />

von Ehrenamtlichen in der<br />

Sozialen Arbeit, Weinheim und<br />

München, S. 63 - 78<br />

Adressenliste / Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />

• „Jugend braucht Arbeit –<br />

spenden Sie Vitamin B“,<br />

Patenschaften für Ausbildung<br />

im Berufsvorbereitungsjahr. Ein<br />

Patenschaftsprojekt des Caritasverbandes<br />

Freiburg-Stadt<br />

e.V. und IN VIA Katholische<br />

Mädchensozialarbeit Diözesanverband<br />

Freiburg e.V.; Jugend<br />

berufshilfe an der Edith-Stein-<br />

Schule, Bissierstr. 17, 79114<br />

Freiburg, Christine Schwende<br />

mann, jbhinvia@t-online.de,<br />

Simone Müller, JBH1@caritasfreiburg.de;<br />

Caritas Bildungszentrum,<br />

Heinrich-von-<br />

Stephanstr. 20, 79100 Freiburg<br />

i. Br., Gerhard Wienandts,<br />

cbf@caritas-freiburg.de<br />

• Projekt AusbildungsPaten,<br />

Bistum Münster, Generalvikariat,<br />

Referat Kirche und Arbeitswelt,<br />

Regionalstelle Recklinghausen,<br />

Martin Merkens,<br />

Kemnastr.7,<br />

45657 Recklinghausen,<br />

merkens@bistum-muenster.de,<br />

www.bistummuenster.de/<br />

arbeitswelt<br />

• „Arbeit/Ausbildung statt<br />

Stütze“, Caritasverband<br />

Bruchsal e.V., Bernd Gärtner,<br />

Friedhofstr.11,<br />

76646 Bruchsal,<br />

bernd.gaertner@caritasbruchsal.de,<br />

www.caritas-bruchsal.de<br />

• “Alt hilft Jung im Jugendbüro“,<br />

Jugendbüro Neu Isenburg,<br />

Klaus-Peter Martin,<br />

Carl-Ulrich-Str. 11,<br />

63263 Neu-Isenburg,<br />

jugendbuero@neu-isenburg.de,<br />

www.neu-isenburg.de<br />

• Sympaten-Projekt, Don-<br />

Bosco-Berufsschule, Dr. Harald<br />

Ebert, Michael Brausam, Lisa<br />

Fink,<br />

Schottenanger 10,<br />

97082 Würzburg,<br />

netzwerk@dbs-wuerzburg.de,<br />

www.dbs-wuerzburg.de<br />

• Sympaten-Projekt, Bistum<br />

Mainz, Referat Berufs- und<br />

Arbeitswelt,<br />

Thomas Domnick, Sonja Karl,<br />

Welschonergasse 2 - 4,<br />

55116 Mainz,<br />

sympaten@bistum-mainz.de,<br />

www.sympaten.de<br />

• Projekt Jugendpaten, Freiwilligen-Zentrum<br />

Augsburg,<br />

Stefanie Kratzer, Regina<br />

Mehtiyeva,<br />

Philippine-Welser-Str. 5a,<br />

86150 Augsburg,<br />

jugendpaten@freiwilligenzentrum-augsburg.de<br />

• Ausbildungs-Patenschaften,<br />

Bürgerstiftung Westmünsterland,<br />

Südlohner Weg 40,<br />

48703 Stadtlohn,<br />

info@buergerstiftung-wml.de,<br />

www.buergerstiftung-wml.de<br />

• Projekt AusbildungsPaten,<br />

Bistum Münster, KAB<br />

Bezirksverband Borken,<br />

Benedikt Kemper, KAB<br />

Regionalbüro Dülmen,<br />

Postfach 1362,<br />

48234 Dülmen,<br />

benedikt.kemper@kab-rbduelmen<br />

• Projekt Ausbildungs<br />

patenschaften, Diakonisches<br />

Werk Dortmund,<br />

Helmut Szymanski, Jägerstr. 5,<br />

44145 Dortmund,<br />

helmut.szymanski@vkk-do.de,<br />

www.diakoniedortmund.de


48<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

• <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

– Jugend mit Zukunft in<br />

Gelsenkirchen! Projekt<br />

a+l.l+e; Burkhard Zille,<br />

Berufsfortbildungswerk des<br />

DGB, AufWind Agentur für<br />

Ausbildung,<br />

Emscherstr. 66,<br />

45891 Gelsenkirchen;<br />

DGB Bildungswerk NRW e.V.,<br />

Marit Rullmann,<br />

Dorstenerstr. 27a,<br />

45657 Recklinghausen,<br />

mrullmann@dgb-bildungswerknrw.de,<br />

www.alle-lernen.de/<br />

ausbildungspatenschaften<br />

• Projekt: <strong>Ausbildungspatenschaften</strong>,<br />

Altenstadt-<br />

Aktiv, Gemeinde-Verwaltung<br />

Altenstadt,<br />

Frankfurter Str. 11,<br />

63674 Altenstadt (Hessen),<br />

www.altenstadt.de<br />

• Paten für Arbeit in Essen<br />

e.V., Günther Herber, Rathaus,<br />

45121 Essen,<br />

info@patenfuerarbeit.essen.de,<br />

www.arbeit-in-essen.de<br />

• Aktivsenioren Bayern e.V.,<br />

Zentrale Geschäftsstelle,<br />

Rudolf Nagel,<br />

Thiersstr. 17,<br />

80538 München,<br />

info@aktivsenioren.de,<br />

www.aktivsenioren.de<br />

• Stadtteilschule Dortmund e.V.,<br />

Sabine Kulig,<br />

Oesterholzstr. 25,<br />

44145 Dortmund,<br />

skulig@stadtteil-schule.de,<br />

www.stadtteilschule.de<br />

• „Jugend aktiv in Arbeit. Das<br />

Patenprojekt“, Eine <strong>In</strong>itiative<br />

der Jugendseelsorge im Erzbistum<br />

Köln, Erzbischöfliches<br />

Generalvikariat Köln, Abteilung<br />

Jugendseelsorge, Oliver Vogt,<br />

Marzellenstr. 32,<br />

50668 Köln,<br />

info@jugend-aktiv-in-arbeit.de,<br />

www.jugend-aktiv-in-arbeit.de<br />

• Ceno & DiePaten e.V., Irene<br />

Meurer, Karl-Heinz Weingarten,<br />

Gebrüder-Koblenz-Str.10,<br />

50679 Köln,<br />

ceno@ceno-koeln.de,<br />

www.ceno-koeln.de<br />

• Patenprojekt, E.D.B.<br />

Bildungsgesellschat Kreis<br />

Mettmann, Arlin Cakal, Martina<br />

Schwiering,<br />

Elberfelderstr. 77 - 81,<br />

40822 Mettmann,<br />

s.aslan@edb-neviges.de,<br />

www.prommi.info/<br />

patinnen.html<br />

• Patenprojekt, Kolpingsfamilie<br />

Geislingen, Volker Ammann,<br />

Melchiorstr. 16,<br />

72351 Geislingen<br />

• Patenprojekt, Kolping-Jugend,<br />

Diözesanverband Hildesheim,<br />

Matthias Hohgräbe,<br />

Domhof 18-21,<br />

31134 Hildesheim,<br />

matthias.hohgraebe(at)bistumhildesheim.de,<br />

www.kolpingjugendhildesheim.de<br />

• Patenprojekt, Caritas Zentrum<br />

Berchtesgadener Land,<br />

Rainer Hoffmann,<br />

Salzburgerstr. 29b,<br />

83435 Bad Reichenhall<br />

• Projekt Lehrlingspatenschaften,<br />

Kolpingsfamilie Donzdorf,<br />

Eduard Jeckel,<br />

Königsbergerstr. 7,<br />

73072 Donzdorf,<br />

ejeckel@t-online.de,<br />

lehrpad.de<br />

• Berufspatenschaft, Landratsamt<br />

Neuburg-Schrobenhausen,<br />

Roland Weigert,<br />

Platz der Deutschen Einheit 1,<br />

86633 Neuburg an der Donau,<br />

poststelle@lra-nd-sob.de,<br />

www.neuburgschrobenhausen.de<br />

• Patenprojekt Lernende Region<br />

Kassel Stadt und Land e.V.,<br />

Erzébet Haris-Zana,<br />

Bahnhofstr. 26,<br />

34369 Hofgeismar,<br />

e.haris@region-kassel-land.de,<br />

www.lernende-region-kassel.de<br />

• Frauentreff Brückenhof, Birgit<br />

Hengsbach-Knoop,<br />

Brückenhofstr. 84,<br />

34132 Kassel,<br />

info@frauentreffbrueckenhof.de<br />

• Berufspatenschaft Burgsitz<br />

schule, Wilfried Brietzke,<br />

Unterhain 1,<br />

34286 Spangenberg,<br />

w.brietzke@gmx.de<br />

• Berufspatenschaften, Caritasverband<br />

für den Landkreis<br />

Breisgau Hochschwarzwald e.V.,<br />

<strong>In</strong>ge Schmid, Konrad Mayer,<br />

Alois-Eckert-Str. 6,


Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

49<br />

79111 Freiburg,<br />

cv.brsg-hochschw@caritasdicv-fr.de,<br />

www.caritas-breisgauhochschwarzwald.de<br />

• Patenprojekt, Kreisjugendring<br />

Mühldorf am <strong>In</strong>n, Julia Kietzke,<br />

Eva Rehbein,<br />

Braunauer Str.4,<br />

84478 Waldkraiburg,<br />

kietzke@kjr-muehldorf.de,<br />

www.kjr-mueldorf.de<br />

• Arbeitskreis Bürgerintegration,<br />

Gemeinde Burgkirchen, Rudolf<br />

Zeiler,<br />

Max Planck Platz 5,<br />

84508 Burgkirchen<br />

• Jugend in Arbeit, Jugendhilfe<br />

zentrum Riegel, Joachim Welter,<br />

Hauptstr. 63,<br />

79359 Riegel,<br />

info@jugendhilfezentrumriegel.de,<br />

www.jugendhilfezentrumriegel.de<br />

• Patenprojekt, Bergische<br />

Koordinierungsstelle Schule /<br />

Beruf, Zita Götte, Dagmar<br />

Jakobi,<br />

Grünewaldstr. 29-31,<br />

42657 Solingen,<br />

z.goette@solingen.de,<br />

www.koordinierungsstelleschule-beruf.de<br />

• Patenhilfe für Schüler an der<br />

Matthias-Clausius-Schule, Gabi<br />

Brinkmann,<br />

August-Euler-Str. 25,<br />

33378 Rheda Wiedenbrück,<br />

g.brinkmann@mcs-rheda.de,<br />

www.mcs-rheda<br />

• Wuppertaler Patenprojekt,<br />

Nachbarschaftsheim Wuppertal<br />

e.V., Manuela Salem, Melanie<br />

Kleinschmidt,<br />

Platz der Republik 24 - 26,<br />

42107 Wuppertal,<br />

salem@patenprojekt.de,<br />

www.patenprojekt.de<br />

• Freiwilligenzentrum Düren e.V. ,<br />

Bürgerbüro, <strong>In</strong>grid Lensing,<br />

Markt 2,<br />

52348 Düren,<br />

info@freiwilligenzentrumdueren.de,<br />

www.freiwilligenzentrumdueren.de<br />

• Kirina e.V., Lothar Schwachen<br />

walde,<br />

<strong>In</strong> der Schultenbeck 4,<br />

44892 Bochum,<br />

schwachenwalde@kirina.de,<br />

www.kirina-bochum.de<br />

• Pate/Patin-Projekt, Katholische<br />

Fachstelle für Jugendpastoral<br />

und Jugendhilfe, Ausbildungs<br />

patenschaften-Projekt „Jugend<br />

aktiv in Arbeit“, Stadtdekanat<br />

Köln/Kreisdekanat Rhein-Erft-<br />

Kreis, Wilhelm Gerber,<br />

Kasinostr. 5,<br />

50675 Köln,<br />

wilhelm.gerber@kja.de<br />

• Berufswahlpaten, Seniorenbüro<br />

des Rhein-Lahn-Kreises,<br />

Christoph Lehmler, Uschi<br />

Koziel,<br />

<strong>In</strong>sel Silberau,<br />

5163 Bad Ems,<br />

info@rhein-lahn.rlp.de<br />

• AWO-Projekt P.I.D.E.S., Ute<br />

Bauer-Peil,<br />

Ettelscheid 6,<br />

53937 Schleiden,<br />

awopides@compuserve.de,<br />

www.awopides-euskirchen.de<br />

• Jugend braucht Arbeit e.V. ,<br />

Werner Giebel,<br />

Heike Reis-Dehlen,<br />

Rebstöckerstr. 70,<br />

60326 Frankfurt/Main<br />

• „Arbeit für Nachbarn“ – eine<br />

Königsbrunner und Augsburger<br />

Stadtteilinitiative für Arbeitsund<br />

Ausbildungsplatzsuchende,<br />

Hellmut Steffens,<br />

Sanderstr.50,<br />

86161 Augsburg<br />

• Job aktiv, Bischöfliches<br />

Ordinariat Limburg, Stefan<br />

Grösch,<br />

Dietzer Str. 50c,<br />

65549 Limburg,<br />

info@jobaktiv-lm.de,<br />

www.jobaktiv-lm.de<br />

• „Chance &Los“,<br />

KAB Diözesanverband<br />

Freiburg e.V., Franz Feger,<br />

Gaswerkstr. 5,<br />

77652 Offenburg,<br />

franz.feger@kath-ortenau.de<br />

• „Aktion Ausbildung“, Caritas<br />

verband Konstanz e.V.,<br />

Katholisches Jugendbüro<br />

Konstanz,<br />

Hofhalde 10a,<br />

7862 Konstanz


50<br />

Irmgard Weyrather<br />

<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />

• Sympaten Region Offenbach,<br />

Kolpingwerk DV Mainz/ Gelbes<br />

Haus Offenbach e.V./<br />

Betriebsseelsorge Offenbach,<br />

Markus Werner,<br />

Luisenstr. 53,<br />

63067 Offenbach a.M.,<br />

KDMVZ@t-online.de<br />

• Patenprojekt, Evangelische<br />

Erwachsenenbildung Thüringen<br />

(EEBT), Silke Luther,<br />

Lutherstr. 3,<br />

07743 Jena,<br />

s.luther@eebt.de<br />

• Jugend aktiv in Arbeit – das<br />

Patenprojekt (Erzbistum Köln),<br />

Katholische Fachstelle für<br />

Jugendpastoral und Jugendhilfe,<br />

Uschi Hacket,<br />

Gertrudisstr. 12 - 14,<br />

40229 Düsseldorf,<br />

info@kja-mettmann.de,<br />

www.jugend-aktiv-in-arbeit.de<br />

• Projekt NASA, Neue Ansätze in<br />

Schule und Arbeit, Stadt Jülich<br />

– Amt 56, Elisabeth Fasel,<br />

Große Rurstr. 17,<br />

52428 Jülich,<br />

EFasel@juelich.de<br />

• Modellprojekt „Schule aus –<br />

was nun“, DRK Landesverband<br />

Sachsen-Anhalt e.V., Ulrike<br />

Günther-Schmalz,<br />

Rudolf-Breitscheid-Str. 6,<br />

06110 Halle,<br />

ulrike.guenther-scmalz@sachsen-anhalt.drk.de<br />

• „Mit Profis in den Job“, <strong>In</strong>terna<br />

tionaler Bund, Annett Hofmann,<br />

Alt Salbke 6-10,<br />

39122 Magdeburg,<br />

Annett.Hofmann@internationaler-bund.de<br />

• Patenschaftsprojekt,<br />

Landratsamt Freudenstadt,<br />

Jugendamt,<br />

Luitgard Nixdorf,<br />

Landhausstr. 34,<br />

72250 Freudenstadt,<br />

nixdorf@landkreisfreudenstadt.de<br />

• Patenschaften für Förderschüler<br />

in Thüringen, Jugendberufshilfe<br />

Thüringen e.V., Jens Vogel,<br />

Lindenbacher Weg 30,<br />

99099 Erfurt,<br />

Jens.vogel@jbhth.de<br />

• Projekte „Starthilfe“/ „Men<br />

tor“/ „Jobpaten“, c/o Behörde<br />

für Bildung und Sport Ref. B<br />

22-14, Hamburg, Thomas<br />

Albrecht,<br />

Postfach 761048,<br />

22060 Hamburg,<br />

Thomas.albrecht@bbs.hamburg.de

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