Ausbildungspatenschaften - In Via
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Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
3<br />
<strong>In</strong>halt<br />
1. Vorwort<br />
2. Ausgangslage: Krise des Ausbildungsstellenmarktes und die Entstehung von<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong>.<br />
3. Verbreitung von Ausbildungspatenschaftsprojekten .<br />
4. Beschreibung und Analyse der unterschiedlichen Praxismodelle der<br />
ehrenamtlichen <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> für Jugendliche<br />
4.1 Umfang und Ausdifferenzierungsgrad<br />
4.1.1 Empfehlung für die Gestaltung von Umfang und Ausdifferenzierungsgrad<br />
4.2 Vermittlung der Patenschaft und <strong>In</strong>teraktion zwischen Pat<strong>In</strong>nen und<br />
Jugendlichen<br />
4.2.1 Vermittlungsprozess der Jugendlichen an die Pat<strong>In</strong>nen und Kontaktaufnahme<br />
4.2.2 Freiwilligkeit und Vertraulichkeit<br />
4.2.3 Häufigkeit und Dauer der Treffen<br />
4.2.4 Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />
4.2.5 Einbeziehung der Eltern<br />
4.2.6 Empfehlung für die Vermittlung der Patenschaften und für die Gestaltung der<br />
<strong>In</strong>teraktion zwischen Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />
4.3 Zielgruppe der Jugendlichen und Rekrutierung „Patenkind“<br />
4.3.1 Empfehlung für die Wahl der Zielgruppe der Jugendlichen<br />
4.4 Rekrutierung der Ehrenamtlichen<br />
4.4.1 Kontaktaufnahme mit potentiellen Paten und Patinnen<br />
4.4.2 Zielgruppen, in denen Pat<strong>In</strong>nen gesucht werden<br />
4.4.3 Empfehlung für die Rekrutierung der Ehrenamtlichen<br />
4.5 Begleitung der Ehrenamtlichen<br />
4.5.1 Beratungsnetzwerk<br />
4.5.2 Gemeinsame Treffen der Ehrenamtlichen<br />
4.5.3 Qualifizierungsangebote für Pat<strong>In</strong>nen<br />
4.5.4 Aufwandsentschädigung / Tätigkeitsnachweise / Versicherungen<br />
4.5.5 Empfehlung für die Begleitung der Ehrenamtlichen<br />
4.6 Projektstruktur<br />
4.6.1 Projektträger<br />
4.6.2 Kooperationspartner<strong>In</strong>nen: <strong>In</strong>stitutionen, Organisationen, Betriebe<br />
4.6.3 Arbeitsteilung zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen<br />
4.6.4 Finanzierung / Fördermöglichkeiten<br />
4.6.5 Kontinuität<br />
4.6.6 Empfehlung für die Gestaltung und Projektstruktur<br />
4.7 Schwerpunkte der Zielsetzung.<br />
4.7.1 Empfehlung für die Schwerpunktsetzung<br />
4.8 Erfolge<br />
4.8.1 Empfehlung für die Beurteilung des Erfolgs von<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
5. Bedeutung für die katholische Jugendsozialarbeit .<br />
6. Beispiele für einzelne Praxismodelle<br />
6.1. „Jugend braucht Arbeit – Spenden Sie Vitamin B“<br />
Ein Patenschaftsprojekt des Caritasverbands Freiburg Stadt e.V. und IN VIA<br />
Katholische Mädchensozialarbeit Diözesanverband Freiburg e.V.<br />
6.2. Projekt AusbildungsPatenschaften, Bischöfliches Generalvikariat, Referat<br />
Kirche und Gesellschaft, Bistum Münster, Regionalstelle Recklinghausen<br />
6.3. Arbeit statt Stütze (AsS)<br />
Ein Projekt der Caritas Bruchsal gegen Jugendarbeitslosigkeit<br />
7. Zusammenfassung<br />
8. Literatur<br />
9. Adressenliste Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
Seite<br />
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Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
1.<br />
Vorwort<br />
Mit Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
unterstützen ehrenamtlich<br />
engagierte Bürger<strong>In</strong>nen<br />
benachteiligte Jugendliche beim<br />
Übergang von der Schule in den<br />
Beruf. Diese Projekte entstanden<br />
bisher meist spontan, an verschiedenen<br />
Orten und bei<br />
unterschiedlichsten Trägerorganisationen.<br />
Sie hatten dabei<br />
sowohl verschiedene Zielgruppen<br />
von Jugendlichen als auch<br />
Pat<strong>In</strong>nen im Blick und entwickelten<br />
unterschiedliche Aufgabenschwerpunkte.<br />
Die einzelnen<br />
Patenschaftsprojekte sind in<br />
der Regel unabhängig<br />
voneinander entstanden und<br />
waren nicht vernetzt, so dass<br />
jedes Projekt eigene Ideen und<br />
Umsetzungsschritte und –wege<br />
für sich finden musste.<br />
Ansätze zur Ver<br />
ernetzung<br />
<strong>In</strong>zwischen gibt es erste Ansätze<br />
zur Vernetzung der Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
untereinander<br />
und zum gegenseitigen<br />
<strong>In</strong>formationsaustausch. Denn<br />
beim Aufbau und bei notwendigen<br />
Veränderungen eines Patenprojekts<br />
ist es sehr hilfreich, auf<br />
die Erfahrung anderer Projekte<br />
zurückgreifen zu können und zu<br />
wissen, wie die anderen Patenprojekte<br />
vorgehen.<br />
Forschungsprojekt mit<br />
Unterstützungs-Funktion<br />
Die Ergebnisse des Forschungsprojekts<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
sollen den<br />
bestehenden und neu startenden<br />
Projekten Hinweise geben,<br />
wie sie ihre Arbeit erfolgreich<br />
gestalten können. Das Projekt<br />
„Chancen und Rahmenbedingungen<br />
von Modellen für<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> und<br />
ihre Bedeutung für die katholische<br />
Jugendsozialarbeit“ wurde<br />
mit Mitteln des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend<br />
(BMFSFJ) über die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Katholische<br />
Jugendsozialarbeit (BAG KJS)<br />
gefördert und von der Sozialwissenschaftlichen<br />
Forschungsstelle<br />
des Meinwerk-<strong>In</strong>stituts<br />
durchgeführt.<br />
Dank für die Mitarbeit<br />
Ich danke allen, die diese<br />
Arbeit unterstützt haben,<br />
besonders Elise Bohlen,<br />
Referentin für Jugendberufshilfe<br />
bei IN VIA Katholische<br />
Mädchensozialarbeit Deutscher<br />
Verband e.V., und Dr. Birgit<br />
Marx, Leiterin des Meinwerk-<br />
<strong>In</strong>stituts, sowie Brigitte Hibbeln<br />
vom Meinwerk-<strong>In</strong>stitut für die<br />
Hilfe bei der Organisation der im<br />
Rahmen des Projekts durchgeführten<br />
Fachtagung.<br />
Vor allem danke ich den Mitarbeiter<strong>In</strong>nen<br />
und Organisator<strong>In</strong>nen<br />
der Patenschaftsprojekte, von<br />
denen ich <strong>In</strong>formationen über<br />
ihre Arbeit erhalten habe.<br />
Besonders bedanke ich mich bei<br />
Martin Merkens vom Projekt <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
in Recklinghausen<br />
und Klaus-Peter Martin<br />
vom Projekt „Alt hilft Jung im<br />
Jugendbüro Neu- Isenburg“, die<br />
mir über ihr eigenes Patenschaftsprojekt<br />
hinaus viele<br />
Hinweise auf <strong>In</strong>formationen über<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
gegeben haben.<br />
Dr. . Irmgard Weyrather<br />
Sozialwissenschaftliche<br />
Forschungsstelle im<br />
Meinwerk <strong>In</strong>stitut<br />
Paderborn, Dezember 2006
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
5<br />
2. Die Ausgangslage<br />
Krise des Ausbildungsstellenmarktes<br />
und die Entstehung von<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Im Herbst 2006 hat der<br />
Ausbildungsplatzmangel<br />
einen vorläufigen Höhepunkt<br />
erreicht. Nur 447 100 von 763<br />
100 Bewerber<strong>In</strong>nen, also 60<br />
Prozent, erhielt einen Ausbildungsplatz<br />
in <strong>In</strong>dustrie, Handel oder<br />
Handwerk (Bundesagentur für<br />
Arbeit, Presse-<strong>In</strong>fo 11.10.2006).<br />
Von denjenigen, die sich über die<br />
Bundesagentur für Arbeit um eine<br />
Lehrstelle bewarben, aber keine<br />
erhielten, entschieden sich jeweils<br />
elf Prozent für weiteren Schulbesuch<br />
oder nahmen eine Arbeit an,<br />
acht Prozent nimmt an berufsvorbereitenden<br />
Maßnahmen teil<br />
(„Warteschleifen“), 15 Prozent<br />
begannen Wehrdienst, Zivildienst<br />
oder ein Freiwilliges Soziales oder<br />
Ökologisches Jahr. Die restlichen<br />
sechs Prozent bzw. 49 500 Jugendlichen<br />
hatten bis Ende<br />
September 2006 noch gar nichts<br />
gefunden (SZ 12.10.06,<br />
Wirtschaftsteil „50 000 Jugendliche<br />
ohne Lehrstelle“).<br />
<strong>In</strong> der Regel werden von den<br />
Medien nur die fast 50 000<br />
Jugendlichen, die noch gar nichts<br />
gefunden haben, als „Jugendliche<br />
ohne Lehrstelle“ bezeichnet.<br />
Diesen Leer-Ausgehenden wird von<br />
vielen Politikern, Wirtschaftsvertretern<br />
und Journalisten selbst<br />
die Schuld für ihre Arbeitslosigkeit<br />
gegeben: „‚Wer jetzt noch eine<br />
Stelle sucht, hat oft nur einen<br />
schlechten Schulabschluss’, sagt<br />
Holger Lunau von der <strong>In</strong>ternationalen<br />
Handelskammer Berlin.<br />
Bewerber könnten manchmal nicht<br />
richtig Deutsch oder müssten erst<br />
einmal lernen, morgens irgendwo<br />
pünktlich zu erscheinen.“ (TAZ,<br />
„Lehrstellenlücke“, 12.10.06)<br />
Und die Süddeutsche Zeitung<br />
schreibt in ihrem Kommentar zu<br />
diesen Zahlen: „Zu konzedieren ist,<br />
dass alle sich anstrengen. Festzuhalten<br />
ist aber auch, dass diese<br />
Anstrengungen nicht ausreichen.<br />
Jugendliche in<br />
der „War<br />
arteschleif<br />
teschleife“<br />
e“<br />
Das fängt schon bei den unversorgt<br />
gebliebenen Jugendlichen an; bei<br />
ihnen handelt es sich in der Regel<br />
um solche, die Tugenden wie<br />
Disziplin allenfalls vom Hörensagen<br />
kennen.“ (Süddeutsche<br />
Zeitung 12.10.06)<br />
So werden die Jugendlichen, die<br />
keinen Ausbildungsplatz erhalten<br />
haben und denen auch keine<br />
andere sinnvolle Fortbildungsmöglichkeit<br />
offen steht, öffentlich<br />
stigmatisiert. Ausbildungspaten<br />
wenden sich gegen diese<br />
Stigmatisierung, indem sie die<br />
betroffenen Jugendlichen aktiv<br />
unterstützen. Sie richten sich in der<br />
Regel an auf dem Ausbildungsmarkt<br />
besonders benachteiligte<br />
Jugendliche. Unter benachteiligten<br />
Jugendlichen werden üblicherweise<br />
Jugendliche mit Migrationshintergrund,<br />
Jugendliche ohne<br />
Hauptschulabschluss oder mit<br />
schlechten Schulnoten, bereits<br />
länger arbeitslose Jugendliche und<br />
Jugendliche mit besonderen<br />
sozialen, familiären oder persönlichen<br />
Problemen verstanden. Da<br />
inzwischen auch Jugendliche mit<br />
guten Schulnoten und Haupt- oder<br />
sogar Realschulabschluss bei der<br />
Ausbildungsplatzsuche oft keinen<br />
Erfolg haben, können tendenziell<br />
alle Hauptschüler<strong>In</strong>nen als benachteiligt<br />
bezeichnet werden.<br />
Im Jahr 2004 verteilten sich im<br />
Berufsbildungssystem die<br />
Hauptschulabsolvent<strong>In</strong>nen mit<br />
Hauptschulabschluss zu 51,6<br />
Prozent auf das sogenannte<br />
Übergangssystem („Warteschleifen“<br />
wie Berufsvorbereitungsjahr),<br />
zu 8,2 Prozent auf das<br />
schulische Berufssystem und nur<br />
zu 40,2 Prozent auf die duale<br />
Ausbildung, 2002 befanden sich<br />
noch 47,3 Prozent in der dualen<br />
Ausbildung. Die entsprechenden<br />
Zahlenverhältnisse sind für Schulabsolventen<br />
mit mittlerem (Real-)<br />
Schulabschluss nur etwas besser,<br />
dagegen befinden sich von den<br />
Schulabsolventen mit Hochschuloder<br />
Fachhochschulreife im
6<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Berufsbildungssystem 68,2<br />
Prozent in der dualen Ausbildung,<br />
28,9 Prozent im Schulberufssystem<br />
und nur unter drei Prozent<br />
im Übergangssystem. Die unteren<br />
Schulabschlüsse werden durch<br />
den steigenden Anteil derjenigen,<br />
die nach Schulabschluss in das<br />
Übergangssystem einmünden,<br />
entwertet, so der Kommentar zu<br />
diesen Zahlen im Bildungsbericht<br />
2006 (Konsortium Bildungsberichterstattung,<br />
Bildung in<br />
Deutschland, 2006, S. 83).<br />
Der seit Jahren bestehende<br />
Mangel an Ausbildungsplätzen hat<br />
zu einer hohen Quote Ungelernter<br />
unter den jungen Menschen im<br />
Alter zwischen 20 und 29 Jahren<br />
geführt. Von diesen (ohne Schüler<strong>In</strong>nen,<br />
Studierende, Wehr- und<br />
Zivildienstleistende, Auszubildende<br />
oder Jugendliche in Maßnahmen<br />
der Fort- und Weiterbildung)<br />
waren 2004 14,9 Prozent ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung,<br />
also ungelernt, von jungen Menschen<br />
desselben Alters mit<br />
ausländischer Staatsangehörigkeit<br />
sogar 36,6 Prozent (Berufsbildungsbericht<br />
2006, S. 142).<br />
Angesichts der Größe dieses<br />
Problems können <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
nur einen kleinen<br />
Teil zur Lösung beitragen. Aber sie<br />
bieten eine Möglichkeit für<br />
Bürger<strong>In</strong>nen, sich persönlich für<br />
die besonders benachteiligten<br />
Jugendlichen der nächsten<br />
Generation einzusetzen und nicht<br />
jahrelang dem Anwachsen des<br />
Problems nur zusehen zu müssen.<br />
Fehlende soziale<br />
Netzwerke<br />
Die Bildungsexpansion und die<br />
gleichzeitige Beibehaltung der<br />
institutionellen Segregation des<br />
deutschen Schulsystems hat, so<br />
ein Ergebnis der Forschungen von<br />
Heike Solga, für viele der Hauptund<br />
Sonderschüler zu einem<br />
Ressourcenverlust geführt, da die<br />
„fähigeren Schüler“ von den<br />
Hauptschulen abwandern und<br />
den „übrigen“ positive Beispiele<br />
und Lernanreize durch Mitschüler<br />
aus sozial besser gestellten<br />
Familien fehlen. Außerdem gelten<br />
sie mit der abnehmenden Akzeptanz<br />
des Hauptschulbesuchs, der<br />
nicht mehr die Norm darstellt,<br />
frühzeitig als Schulversager.<br />
Beides wirkt sich negativ auf die<br />
Entwicklung ihres Selbstbewusstseins,<br />
ihrer Lernmotivation, ihrer<br />
Kontaktfähigkeit und Akzeptanz<br />
von gesellschaftlichen Normen<br />
aus (Solga 2006, S. 139).<br />
Jugendlichen, die heute in benachteiligten<br />
Wohngebieten,<br />
sogenannten „sozialen Brennpunkten“<br />
aufwachsen, fehlen im<br />
Unterschied zu den Jugendlichen,<br />
die in den 50er bis 80er Jahren in<br />
Arbeitervierteln aufwuchsen, die<br />
Kontaktpersonen, die einen<br />
Arbeits- bzw. Ausbildungsplatz<br />
vermitteln könnten. Wenn in der<br />
Verwandtschaft und in der sozialräumlichen<br />
Umgebung hohe<br />
Arbeitslosigkeit herrscht, fehlt den<br />
Jugendlichen sowohl die Vermittlung<br />
zu einem Ausbildungsplatz<br />
durch ihnen vertraute Personen,<br />
als auch ein entsprechendes<br />
Vorbild. 1 Besonders den Kindern<br />
von Migranten fehlen bei der<br />
Ausbildungsplatzsuche die<br />
sozialen Netzwerke, sie haben<br />
nach wie vor bedeutend schlechtere<br />
Chancen, einen Ausbildungsplatz<br />
zu bekommen (Bremer/<br />
Gerstring 2004, S. 273; Konsortium<br />
Bildungsberichterstattung<br />
2006, S. 153-156) Der Ausländeranteil<br />
an den Auszubildenden<br />
ist zwischen 1994 und 2004<br />
sogar von 9,8 auf 5,6 Prozentpunkte<br />
zurückgegangen (Zahlen<br />
für Westdeutschland, Konsortium<br />
Bildungsberichterstattung 2006,<br />
S.154)<br />
Mit Ausbildungspat<strong>In</strong>nen<br />
mehr Chancengleichheit<br />
und<br />
Beteiligungsgerechtigkeit<br />
Die Hilfe bei der Berufsfindung<br />
und der Ausbildungsplatzsuche<br />
sowie die motivierende Funktion<br />
eines Vorbilds, die früher durch<br />
das sozialräumliche Umfeld, die<br />
Familie und die gegebenen<br />
sozialen Netzwerke quasi „natürlich“<br />
geschah, muss heute –<br />
zumindest für benachteiligte<br />
Jugendliche – bewusst durch<br />
________________________________________________________________________________________________________________________<br />
1 Solga (2006, S. 142) formuliert dies so: „Haben sie Eltern, die von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind, so ‚stören’ sie mit<br />
der Strukturiertheit ihres Tagesablaufs aufgrund einer Erwerbstätigkeit den Tagesablauf der Familie, der schon lange nicht mehr<br />
so geregelt ist, dass man früh aufsteht und zur Arbeit geht. Kommen sie aus Sozialhilfefamilien, so wird das Entgelt des Jugendlichen<br />
auf die Sozialhilfe der Eltern angerechnet. Damit muss der Jugendliche entweder den gesamten oder einen Teil des Lohnes<br />
zu Hause abgeben, dann fehlt aber der individuelle Anreiz, arbeiten zu gehen; oder aber die Eltern haben einen Einkommensverlust<br />
und bremsen den Jugendlichen eher, als dass sie ihn in der Fortführung seiner Erwerbstätigkeit motivieren.“
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
7<br />
außerhalb der gegebenen Netzwerke<br />
entstandene <strong>In</strong>itiativen zu helfen und das Sozialverhalten Berufen mit hohen Auflösungs-<br />
sogenannten „Ausbildungsreife“ 3 Berufe, so dominieren bei den<br />
ergänzt oder ersetzt werden. Hier zu vermitteln, das für eine Arbeitsstelle<br />
gebraucht wird. Damit Hauptschulabschluss, während<br />
quoten Jugendliche mit und ohne<br />
setzt die Idee der <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
an. 2<br />
ersetzen sie nicht nur Netzwerke, diejenigen mit niedrigen Auflösungsquoten<br />
zu 90 Prozent und<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> ersetzen<br />
nicht nur verloren gegangene Eltern und Schule – ohne mehr von Jugendlichen mit<br />
sondern auch Funktionen von<br />
traditionelle soziale Netzwerke, allerdings irgendwelche<br />
Realschulabschluss und Hochschul-<br />
oder Fachhochschulreife<br />
sondern indem sich die Paten Sanktionsmöglichkeiten zu<br />
besonders um benachteiligte haben. <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> besetzt sind (Konsortium<br />
Jugendliche kümmern, stellen sie können und sollen nur Angebote Bildungsberichterstattung 2006,<br />
ein Stück Chancengleichheit und machen.<br />
S. 93, S. 265). Hauptschulabsolventen<br />
sind also nicht nur beim<br />
Beteiligungsgerechtigkeit her und<br />
bedeuten somit auch eine<br />
Patenschaft auch<br />
Finden einer Lehrstelle, sondern<br />
gesellschaftliche Weiterentwick-<br />
während der Ausbildung<br />
auch während der Ausbildung<br />
lung. Die Ausbildungspatenschaftsprojekte,<br />
so die Idee, Ein Teil der Ausbildungs-<br />
<strong>In</strong>itiativen von ehrenamtlich<br />
benachteiligt.<br />
sollen sowohl die „Gatekeeper“ patenschaftsprojekte will die engagierten Bürgern, die sich – z.T.<br />
des Arbeits- und Ausbildungsmarktes<br />
zugunsten benachteiligter Ausbildung unterstützen und so sozial Verantwortlichen einer Stadt<br />
Jugendlichen auch während der angeregt von den politisch oder<br />
Jugendlicher beeinflussen, als einen Ausbildungsabbruch – für die Schaffung von Ausbildungsplätzen<br />
für Schulabgänger<br />
auch, wenn sie selbst Ausbildungsplätze<br />
schaffen bzw. zu bedingt durch die Tatsache, dass und für arbeitslose Jugendliche<br />
verhindern helfen. Nicht zuletzt<br />
ihrer Schaffung anregen können, viele Jugendliche eine Ausbildung<br />
machen, die ihrem ursprüng-<br />
Mitte der 90er Jahre. Dieses<br />
einsetzen, gibt es mindestens seit<br />
die „gates“ des Arbeitsmarktes<br />
erweitern, so dass insgesamt mehr lichen Berufswunsch nicht Engagement umfasste ursprünglich<br />
Jugendliche die Chance auf einen entspricht, ist die Zahl aufgelöster vor allem die Aufforderung an die<br />
Ausbildungsplatz bekommen. Ausbildungsverträge bei Hauptschulabsolventen<br />
hoch: Sie chen Einrichtungen, mehr Aus-<br />
örtlichen Betriebe und öffentli-<br />
Viele Ausbildungspatenprojekte<br />
lassen die Patenschaften schon in betrug Jahr im 2004 im Handwerk<br />
26 Prozent, in den freien Laufe der Zeit verlagerte sich die<br />
bildungsplätze bereitzustellen, im<br />
der Schule, z.T. schon ab der<br />
siebten Klasse starten, um so nicht Berufen 24 Prozent, in <strong>In</strong>dustrie Arbeit mehr auf die Unterstützung<br />
nur bei der Ausbildungsplatzsuche, und Handel 18 Prozent, im besonders benachteiligter Jugendlicher<br />
beim Übergang von der<br />
sondern schon bei der<br />
öffentlichen Dienst dagegen nur 6<br />
Berufsfindung und – noch weitergehend<br />
– bei der Herstellung der Abbruchquoten für die einzelnen henden, erfolgreichen<br />
Prozent. Betrachtet man die Schule in den Beruf. Die beste-<br />
________________________________________________________________________________________________________________________<br />
2 <strong>Ausbildungspatenschaften</strong>, die von Verbänden und öffentlichen Trägern initiiert und begleitet werden, sind ein Zeichen für das<br />
Verschwinden einer Funktion des sich auflösenden traditionellen Arbeitermilieus und ihr institutionell gesteuerter, quasi „künstlicher“<br />
Ersatz. Da <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> aber nur funktionieren, wenn sie sich vom institutionellen „Fördern und Fordern“<br />
unterscheiden, also eine echte Vertrauensbeziehung zwischen Paten und Jugendlichem herstellen, und weil der Pate seine<br />
gegebenen sozialen Netzwerke, über die die Verbände und <strong>In</strong>stitutionen, bzw. die „Hauptamtlichen“ nicht verfügen, für Jugendliche<br />
einsetzt, wird hier eine ‚ursprüngliche’, nicht institutionengesteuerte soziale Beziehung simuliert, bzw. sich ihr anzunähern<br />
versucht.<br />
3 Von Unternehmen wird „mangelnde Ausbildungsreife“ der Bewerber öfters als Grund angeführt, warum sie ihre angebotenen<br />
Ausbildungsstellen nicht besetzen könnten oder erst gar keine anbieten würden. Zum Alltagsgebrauch des Wortes „Ausbildungsreife“,<br />
der für „Merkmale der Bildungs- und Arbeitsfähigkeit, schulische Basiskenntnisse, bestimmte grundlegende kognitive,<br />
soziale und persönliche Dispositionen und psychische und physische Belastbarkeit verwendet wird und von Vermittelbarkeit und<br />
Berufseignung zu unterscheiden ist, siehe Berufsbildungsbericht der Bundesregierung 2006, S. 165ff
8<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Verbreitung von<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
Durch einen Aufruf an die<br />
Gremien und im Newsletter<br />
der BAG KJS und einen Aufruf<br />
an die Diözesan Caritas Verbände<br />
mit der Bitte an bestehende<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekte,<br />
sich zu melden, sowie<br />
durch eine Recherche in der<br />
Literatur und im <strong>In</strong>ternet und<br />
Hinweise von bereits kontaktierten<br />
Patenschaftsprojekten<br />
gelang es bis Anfang November<br />
2006 über 40 Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
zu finden.<br />
Die Anzahl der in Deutschland<br />
bestehenden Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
mit<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>In</strong>nen<br />
Patenschaftsinitiativen waren<br />
sicherlich der Anlass für das<br />
„Bündnis für Arbeit, Ausbildung<br />
und Wettbewerbsfähigkeit“ im<br />
Rahmen des sogenannten Ausbildungskonsenses<br />
vom 6.7.1999<br />
für fünf Jahre das Programm<br />
„Patenschaften für Ausbildung“ zu<br />
beschließen. Durch dieses<br />
Programm sollten zusätzliche<br />
Ausbildungsplätze geschaffen<br />
werden. „Ausbildungspaten-<br />
3.<br />
schaften“ wurden hier vor allem<br />
im Sinn von „Patenschaften für<br />
Ausbildungsplätze“ verstanden. 4<br />
Eine finanzielle Förderung der<br />
ehrenamtlichen Patenschaften gab<br />
es in diesem Programm nicht.<br />
Die folgende Recherche bezieht<br />
sich auf <strong>In</strong>itiativen, die nicht nur<br />
zur Schaffung neuer Ausbildungsplätze<br />
aufrufen, sondern mit<br />
ehrenamtlich arbeitenden Bürgern<br />
und Bürgerinnen Jugendliche<br />
ist nicht festzustellen, da sie an<br />
unterschiedliche, meist lokale<br />
Organisationen oder <strong>In</strong>stitutionen<br />
gebunden sind und nicht<br />
immer in der Öffentlichkeit<br />
agieren.<br />
Die Ausbildungspatenprojekte<br />
unterscheiden sich stark hinsichtlich<br />
Größe (Zahl der<br />
Pat<strong>In</strong>nen und Patenschaften),<br />
Ausdifferenzierungsgrad (Professionalität,<br />
Arbeitsteilung, Standardisierung<br />
des Vorgehens),<br />
Schwerpunktsetzung, Projektstruktur<br />
und Zielgruppen.<br />
Allgemein ist jedoch zu konstatieren,<br />
dass sich <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
zur Zeit in einem<br />
beim Übergang von der Schule in<br />
den Beruf unterstützen. Die<br />
<strong>In</strong>itiativen, die Jugendliche mit<br />
ehrenamtlichen Paten unterstützen,<br />
nennen sich außer Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
auch Lehrlings- oder Berufspatenschaftsprojekte.<br />
Manchmal<br />
werden die Paten auch Mentoren<br />
und die Jugendlichen Mentées<br />
genannt.<br />
Wachstumsprozess befinden. So<br />
hat z.B. die Jugendseelsorge im<br />
Erzbistum Köln Mitte 2006 ein<br />
Programm gestartet, das alle<br />
Pfarreien des Erzbistums zur<br />
<strong>In</strong>itiierung von Patenschaftsprojekten<br />
ermuntern soll („Jugend<br />
aktiv in Arbeit. Das Patenprojekt“).<br />
Man kann vielleicht<br />
schon fast von einer Ausbildungspatenschaftsbewegung<br />
sprechen, da ständig neue<br />
Patenschaftsinitiativen entstehen<br />
und Ehrenamtliche wie<br />
Hauptamtliche durch Deutschland<br />
reisen, um andere Projekte<br />
zu beraten und um sich auszutauschen.<br />
4<br />
Zur Durchführung des Programms wurde die „Patenschaftsstelle für Ausbildung“ bei der Stiftung Begabtenförderungswerk<br />
berufliche Bildung (SBB)“ in Bonn eingerichtet und von Oktober 2000 bis Ende 2005 mit Personalmitteln vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. (Die SBB ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen <strong>In</strong>dustrieund<br />
Handelskammertages, des Deutschen Handelskammertages und des Bundesverbandes der freien Berufe). Ziel der<br />
Patenschaftsstelle war: Bestehende <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> zusammenzuführen und zu unterstützen, einen bundesweiten<br />
Erfahrungsaustausch zwischen den <strong>In</strong>itiativen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten (seit 1997) zu ermöglichen,<br />
neue <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> anzustoßen, Leistungen für <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> einzuwerben und damit zur Schaffung<br />
zusätzlicher Arbeitsplätze beizutragen. Die direkte Förderung von <strong>Ausbildungspatenschaften</strong> geschah nur durch die<br />
öffentlichkeitswirksame Verleihung von Urkunden an ausgewählte <strong>In</strong>itiativen. Zwischen 1997 und 2005 wurden laut<br />
Patenschaftsstelle bundesweit insgesamt rund 8300 zusätzliche Ausbildungsplätze, vor allem durch Spenden von Großunternehmen,<br />
geschaffen, wovon 1200 auf die <strong>In</strong>itiative der Patenschaftsstelle zurückgehen. (Berufsbildungsbericht 2002,<br />
www.begabtenförderungswerk.de, Abfrage 8.6.06; Stiftung Begabtenförderungswerk berufliche Bildung (SBB) (2005)
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
9<br />
4.<br />
Beschreibung und Analyse der unterschiedlichen<br />
Praxismodelle der ehrenamtlichen<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> für Jugendliche<br />
Die unterschiedlichen<br />
Praxismodelle der <strong>Ausbildungspatenschaften</strong>,<br />
d.h. die<br />
bestehenden Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
werden<br />
anhand folgender Kriterien<br />
beschrieben und analysiert:<br />
Umfang und Ausdifferenzierungsgrad,<br />
Rekrutierung der Ehrenamtlichen,<br />
Zielgruppe der Jugendlichen,<br />
an die sich das Angebot richtet,<br />
und Rekrutierung als „Patenkind“,<br />
Begleitung der Ehrenamtlichen,<br />
Projektstruktur, Vermittlung und<br />
<strong>In</strong>teraktion zwischen Paten und<br />
Jugendlichen, Schwerpunkte der<br />
Zielsetzung und Erfolge.<br />
Die Analyse beruht auf der Auswertung<br />
von auf Bitten des Forschungsprojekts<br />
zugeschickten, in<br />
der Literatur 5 und im <strong>In</strong>ternet<br />
gefundenen Beschreibungen,<br />
Selbstdarstellungen, Werbeflyern,<br />
Arbeitsmaterialien und Berichten<br />
von über 40 Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
sowie auf einer<br />
Reihe von Expertengesprächen<br />
mit Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen<br />
aus Patenprojekten. 6<br />
Darüber hinaus wurden die<br />
Protokolle eines Erfahrungsaustauschtreffens<br />
von Patenschaftsprojekten<br />
aus NRW vom<br />
23.5.2006 einbezogen. Außerdem<br />
berücksichtigt die Analyse<br />
die Beiträge und Diskussionen<br />
der Vertreter<strong>In</strong>nen der Patenschaftsprojekte<br />
auf der vom<br />
Forschungsprojekt <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
veranstalteten<br />
Fachtagung zum Thema <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
am<br />
22.11.2006 im Meinwerk-<strong>In</strong>stitut<br />
in Paderborn, auf der die (vorläufigen)<br />
Ergebnisse vorgestellt<br />
wurden.<br />
Die am Ende jedes Kapitels gegebenen<br />
Empfehlungen sind als<br />
Anregung für neue Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
zu verstehen.<br />
Die Vielfalt der bestehenden und<br />
erfolgreichen Patenschaftsprojekte<br />
zeigt, dass hier keine Standardisierung<br />
möglich ist und viele<br />
verschiedene Wege zum Ziel<br />
führen.<br />
4.1<br />
Umfang und Aus-<br />
differenzierungsgrad<br />
Die einzelnen Patenschaftsprojekte<br />
unterscheiden sich<br />
erheblich sowohl in der Größe<br />
bezogen auf die Zahl der Pat<strong>In</strong>nen<br />
und der bestehenden Patenschaften<br />
als auch in ihrem Ausdifferenzierungsgrad.<br />
Das Patenprojekt<br />
einer Schulsozialarbeiterin,<br />
die neben ihrer sonstigen<br />
Arbeit seit ca. einem halben<br />
Jahr an die Schüler<strong>In</strong>nen ihrer<br />
Schule Pat<strong>In</strong>nen vermittelt<br />
(Beispiel: Matthias Claudius<br />
Schule in Rheda-Wiedenbrück)<br />
hat natürlich einen geringeren<br />
Ausdifferenzierungsgrad und eine<br />
geringere Zahl Patenschaften als<br />
ein Projekt, das seit vielen Jahren<br />
besteht und von engagierten<br />
Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen<br />
gemeinsam und mit viel<br />
Öffentlichkeitsarbeit aufgebaut<br />
wurde (Beispiel: „Alt hilft Jung“<br />
im Jugendbüro Neu-Isenburg).<br />
Die Spannbreite der aktuell<br />
bestehenden Patenschaften, die<br />
von einem einzelnen Patenprojekt<br />
initiiert wurden, reicht von unter<br />
10 bis über 100. <strong>In</strong> der Regel<br />
unterstützt jeder Pate und jede<br />
Patin nur einen Jugendlichen, in<br />
manchen Patenprojekten jedoch<br />
mehrere. Der Ausdifferenzierungsgrad<br />
eines Projekts reicht von der<br />
Beschränkung auf die persönliche<br />
________________________________________________________________________________________________________________________<br />
5 Hauf (Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) e.V.) 2006; Schreier 2000, Aspekte Jugendsozialarbeit Nr.<br />
59 (Kelm), 2005<br />
6 Zur Dokumentenanalyse und zur qualitativen Evaluationsforschung vgl. Wolff 2000, von Kardorff 2000.
10<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Ansprache und Vermittlung der<br />
Pat<strong>In</strong>nen an die Jugendlichen bis<br />
zu Auswahlgesprächen und<br />
Qualifizierungskursen für die Freiwilligen,<br />
Projektvorstellungen in<br />
Schulen und intensiver Öffentlichkeitsarbeit<br />
mit Radio- und<br />
Fernsehauftritten und regelmäßiger<br />
<strong>In</strong>formation per <strong>In</strong>ternet. Auch<br />
die Zahl der Kooperationspartner<strong>In</strong>nen,<br />
z.B. der beteiligten<br />
Schulen, und der <strong>In</strong>stitutionen<br />
des Beratungsnetzwerks ist<br />
unterschiedlich groß.<br />
Die jeweilige Projektgröße resultiert<br />
zum einen aus den lokalen<br />
Bedingungen und den Zielen der<br />
<strong>In</strong>itiator<strong>In</strong>nen, zum anderen aus<br />
dem jeweiligen Entwicklungsstadium<br />
des Projekts. Während<br />
der Aufbauphase können in der<br />
Regel erst relativ wenige Patenschaften<br />
vermittelt werden. Bei<br />
ca. 100 Patenschaften scheint<br />
eine gruppensoziologische Obergrenze<br />
für ein einzelnes Patenprojekt<br />
zu liegen. Die Hauptorganisator<strong>In</strong>nen<br />
des Projekts müssen<br />
die jeweils aktiven Pat<strong>In</strong>nen noch<br />
persönlich kennen lernen können<br />
und insgesamt den Überblick<br />
behalten.<br />
4.1.1<br />
Empfehlung für die Ge-<br />
staltung von Umfang und<br />
Ausdifferenzierungsgrad<br />
Es sollten nur so viele <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
vermittelt<br />
werden, dass die Hauptorganisatoren<br />
den Überblick<br />
behalten und alle Pat<strong>In</strong>nen<br />
persönlich kennen lernen können.<br />
Sonst sollte das Projekt lokale<br />
Untergruppen bilden.<br />
Der Ausdifferenzierungsgrad eines<br />
Ausbildungspatenprojekts kann<br />
erst mit der Zeitdauer des Projekts<br />
und den vorhandenen Arbeitszeitkapazitäten<br />
wachsen. Wichtig für<br />
die Umsetzung einer Patenschaftsidee<br />
ist, wie auf der Fachtagung<br />
am 22.11.06 von einem Teilnehmer<br />
betont wurde, erst einmal<br />
anzufangen.<br />
4.2<br />
Ver<br />
ermittlung<br />
der Paten-<br />
schaft und<br />
<strong>In</strong>teraktion<br />
zwischen<br />
Pat<strong>In</strong>nen und<br />
Jugendlichen<br />
4.2.1<br />
Ver<br />
ermittlungsprozess der<br />
Jugendlichen an die<br />
Pat<strong>In</strong>nen und Kontakt-<br />
aufnahme<br />
Das Procedere der Vermittlung<br />
einer Patenschaft hat bei jeder<br />
Patenschaftsinitiative, die bereits<br />
eine gewisse Zeit besteht und<br />
einige Erfahrungen in der Vermittlung<br />
der Patenschaften gesammelt<br />
hat, einen relativ festen Ablauf, der<br />
aber in den einzelnen<br />
Patenschaftsprojekten unterschiedlich<br />
ist und sich nach der<br />
Zielgruppe richten. Die <strong>In</strong>itiativen,<br />
die sich an Schüler<strong>In</strong>nen wenden,<br />
nehmen Kontakt mit Schulen auf,<br />
sprechen einzelne Lehrer<strong>In</strong>nen an<br />
und werben für die Patenschaftsidee.<br />
Einige <strong>In</strong>itiativen arbeiten bereits<br />
längerfristig mit bestimmten Schulen<br />
(Haupt- oder Förderschulen,<br />
Schulen für das Berufsvorbereitungsjahr)<br />
zusammen. Für<br />
Lehrer<strong>In</strong>nen ist es nicht selbstverständlich,<br />
Freiwillige von außerhalb<br />
der Schule mit ihren Schüler<strong>In</strong>nen<br />
zusammen zu bringen. Die<br />
erzieherischen Vorstellungen der<br />
Freiwilligen, die häufig aus der<br />
Welt der Wirtschaft kommen, und<br />
den Jugendlichen frühzeitig vermitteln<br />
wollen, was ein Betrieb von<br />
ihnen erwarten wird, sind nicht per<br />
se kompatibel mit den pädagogischen<br />
Vorstellungen der<br />
Lehrer<strong>In</strong>nen. Lehrer<strong>In</strong>nen können<br />
sich auch von Ehrenamtlichen, die<br />
bei den Jugendlichen bestimmte<br />
Elternfunktionen ersetzen, kontrolliert<br />
oder kritisiert fühlen. Es ist<br />
Aufgabe der Hauptamtlichen,<br />
durch Aufrechterhalten einer<br />
beständigen Kommunikation<br />
zwischen Schulen und Patenprojekt,<br />
bzw. Lehrer<strong>In</strong>nen und<br />
Pat<strong>In</strong>nen, dafür zu sorgen, dass das<br />
gemeinsame Ziel der Arbeit,<br />
nämlich die Ermöglichung einer<br />
späteren selbstständigen Lebensführung<br />
der Jugendlichen durch<br />
eine Berufstätigkeit, im Mittelpunkt<br />
bleibt und die Zusammenarbeit<br />
fruchtbar wird. <strong>In</strong> der Regel<br />
erkennen Lehrer<strong>In</strong>nen zuerst,<br />
welcher Jugendliche später<br />
Probleme haben wird, eine Ausbildungsstelle<br />
zu bekommen und<br />
welcher Jugendliche von einer<br />
Patenschaft profitieren könnte.<br />
Um eine Patenschaft zu vermitteln,<br />
sprechen Lehrer<strong>In</strong>nen,<br />
Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen oder<br />
Mitarbeiter<strong>In</strong>nen der Jugendberufshilfe<br />
bestimmte Schüler<strong>In</strong>nen an,<br />
von denen sie denken, dass ihnen<br />
eine Patenschaft helfen könnte,<br />
Ausbildungsplatz und Beruf zu<br />
finden. Oder die Paten stellen sich<br />
und das Projekt – nach Absprache<br />
mit den Lehrer<strong>In</strong>nen – in den
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
11<br />
Abschlussklassen vor und fordern<br />
die Schüler<strong>In</strong>nen auf, sich zu<br />
melden, wenn sie eine Patenschaft<br />
anstreben. Es sind auch<br />
beide Wege gleichzeitig möglich.<br />
Wenn Pat<strong>In</strong>nen das Projekt in<br />
Schulklassen vorstellen, hängt es<br />
von der Vorbereitung des Gesprächs<br />
durch die Lehrer<strong>In</strong>nen<br />
und von der Reaktion einzelner<br />
Schüler<strong>In</strong>nen ab, ob diese Vorstellung<br />
erfolgreich ist, d.h. ob sich<br />
anschließend Schüler<strong>In</strong>nen für<br />
eine Patenschaft melden. Wenn<br />
einzelne Schüler<strong>In</strong>nen in der<br />
Klasse sich spontan gegen die<br />
Patenschaftsidee wenden und<br />
sich eventuell sogar darüber lustig<br />
machen, ist es für die übrigen<br />
Schüler<strong>In</strong>nen schwer, zuzugeben,<br />
dass sie die Hilfe eines Paten<br />
bzw. einer Patin gerne in Anspruch<br />
nehmen würden.<br />
Andere Patenschaftsprojekte<br />
vertrauen ganz auf die Wirkung<br />
ihrer Öffentlichkeitsarbeit und<br />
bieten den Jugendlichen Telefonnummern,<br />
e-Mail-Adressen und<br />
Treffpunkte oder das Büro des<br />
Trägers bzw. Hauptamtlichen an,<br />
um sich für eine Patenschaft zu<br />
melden. Die <strong>In</strong>itiativen, die sich<br />
an Schulen wenden, schließen<br />
die Möglichkeit, sich selbst zu<br />
melden, nicht aus, denn sobald<br />
ein Patenprojekt an die Öffentlichkeit<br />
geht, ist es im Prinzip<br />
offen für alle Jugendlichen, die<br />
eine Patenschaft wünschen.<br />
Einen weiteren Weg, Kontakt zu<br />
potentiellen „Patenkindern“ zu<br />
bekommen, bietet die Vermittlung<br />
von Jugendlichen durch die<br />
Arbeitsvermittler der ARGE bzw.<br />
Job-Center oder durch Träger von<br />
Jugendberufshilfemaßnahmen.<br />
Beide können Jugendliche, die<br />
keine Ausbildungsstelle finden,<br />
auf die Möglichkeit einer Ausbildungspatenschaft<br />
hinweisen.<br />
Die Jugendlichen, die eine<br />
Patenschaft wünschen und nicht<br />
bereits persönlich in der Schule<br />
von Lehrer<strong>In</strong>nen,<br />
Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen oder<br />
Jugendberufshilfe daraufhin<br />
angesprochen wurden, führen in<br />
der Regel zunächst ein Gespräch<br />
mit einem Hauptamtlichen, der<br />
anschließend entscheidet, ob<br />
eine Patenschaft sinnvoll ist. Erst<br />
dann beginnt der eigentliche<br />
Vermittlungsprozess, der darin<br />
besteht, dass die einzelnen<br />
Pat<strong>In</strong>nen mit den einzelnen<br />
Jugendlichen zusammengebracht<br />
werden. Auch hier gibt es verschiedene<br />
Szenarien, die alle die<br />
Möglichkeit sicherstellen sollen,<br />
dass erstens die passenden Paare<br />
zusammenkommen und dass<br />
zweitens kein Beteiligter, weder<br />
Pate noch Jugendlicher, an<br />
jemanden vermittelt wird, an den<br />
er nicht vermittelt werden will.<br />
Im Patenprojekt der Caritas<br />
Bruchsal stellen sich die Jugendlichen,<br />
nachdem sie von einem<br />
Hauptamtlichen darauf vorbereitet<br />
wurden, den Pat<strong>In</strong>nen bei deren<br />
regelmäßigen Treffen vor und ein<br />
Pate, der die Patenschaft übernehmen<br />
möchte, meldet sich und<br />
bietet die Patenschaft an. Der<br />
Jugendliche kann zustimmen.<br />
Nach diesem Treffen kann diese<br />
Zusammensetzung aber wieder<br />
geändert, d.h. der Pate bzw. der<br />
Jugendliche kann noch einmal<br />
getauscht werden.<br />
Bei dem Patenprojekt von Caritas<br />
und IN VIA in Freiburg bekommen<br />
die Paten über die Hauptamtlichen<br />
der Jugendberufshilfe einen<br />
von den jeweiligen Jugendlichen<br />
geschriebenen „Steckbrief“ mit<br />
Angaben zur Biographie und zum<br />
Berufswunsch. Hier versuchen die<br />
Hauptamtlichen schon im Vorfeld,<br />
die passenden Paare zusammen<br />
zu bringen. Die Ehrenamtlichen<br />
können sich dann noch überlegen,<br />
ob sie den zu dem „Steckbrief“<br />
gehörenden Jugendlichen als<br />
„Patenkind“ nehmen wollen.<br />
Im Projekt „AusbildungsPaten“ in<br />
Recklinghausen wird den einzelnen<br />
Paten ein „passender“<br />
Jugendlicher – noch anonym – mit<br />
seiner eventuell spezifischen<br />
Problemlage (Migrationshintergrund,<br />
besondere persönliche<br />
Probleme oder Benachteiligungen)<br />
vorgestellt. Daraufhin<br />
kann der potenzielle Pate sich<br />
entscheiden, ob er die Patenschaft<br />
für diesen Jugendlichen<br />
antreten will. So soll vermieden<br />
werden, dass sich ein Pate bzw.<br />
eine Patin durch die besonderen<br />
Probleme eines Jugendlichen<br />
überfordert fühlt und die Patenschaft<br />
deshalb nicht gut funktioniert.<br />
Einige Patenprojekte haben auch<br />
für das erste Treffen zwischen<br />
Paten und Jugendlichen einen<br />
besonderen Ablauf entwickelt.<br />
Bei dem Projekt „Spenden Sie<br />
Vitamin B“ von Caritas und IN VIA<br />
in Freiburg treffen sich die<br />
zusammengehörigen Paten und<br />
Jugendlichen beim ersten Mal in<br />
Anwesenheit einer Mitarbeiterin<br />
der Jugendberufshilfe der betreffenden<br />
Schule und vereinbaren<br />
dann einen neuen Termin zu<br />
Hause oder in einem Café. Auch
12<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
bei den anderen Patenprojekten<br />
sind die Hauptamtlichen meist<br />
unmittelbar in die erste Kontaktaufnahme<br />
involviert. Dies demonstriert<br />
den institutionellen<br />
oder verbandlichen Rahmen der<br />
Patenschaft und reduziert die<br />
Hemmschwelle, bei Problemen,<br />
die mit der Patenschaft verbunden<br />
oder durch sie nicht zu lösen<br />
sind, die Hauptamtlichen anzusprechen,<br />
damit diese professionelle<br />
Unterstützung leisten und so<br />
eventuell einen Abbruch der<br />
Patenbeziehung verhindern<br />
können.<br />
4.2.2<br />
Freiwilligkeit und<br />
Ver<br />
ertraulichkeit<br />
Der Ablauf des Prozesses, in dem<br />
eine Patenschaft vermittelt wird,<br />
hat entscheidenden Einfluss auf<br />
den Charakter der Patenschaftsbeziehung.<br />
Manche Patenprojekte<br />
legen auf den Prozess der Vermittlung<br />
besonderen Wert und<br />
reflektieren ihn in Hinblick auf<br />
die Einhaltung der Prinzipien der<br />
Freiwilligkeit und der Vertraulichkeit.<br />
Sie würden den Vermittlungsprozess<br />
ändern, falls sie vermuten,<br />
die Jugendlichen könnten sich<br />
durch die Art der Vermittlung zu<br />
einer Patenschaft gedrängt fühlen.<br />
Das Projekt „AusbildungsPaten“<br />
in Recklinghausen will vor allem<br />
Ausbildungsabbrüche vermeiden<br />
helfen, beginnt die Patenschaften<br />
aber bewusst schon zum Ende der<br />
Schulzeit, damit die Jugendlichen<br />
nicht den Eindruck bekommen<br />
können, die Annahme einer<br />
Patenschaft wäre an den Ausbildungsplatz<br />
geknüpft.<br />
<strong>In</strong> der Regel kann eine Patenschaft<br />
jederzeit von beiden Seiten<br />
beendet werden. <strong>In</strong> einigen<br />
Mentorenprojekten wird mit den<br />
Jugendlichen eine schriftliche<br />
Vereinbarung getroffen. <strong>In</strong> einem<br />
Projekt muss der Jugendliche sich<br />
nach mehreren Treffen mit dem<br />
Paten entscheiden, ob er diese<br />
Patenschaft über einen längeren<br />
Zeitraum halten will. Wenn er sich<br />
dafür entscheidet, wird eine<br />
schriftliche Vereinbarung zwischen<br />
Paten, Jugendlichem und Eltern<br />
und getroffen, in der u.a. der<br />
Jugendliche sich verpflichtet, die<br />
regelmäßigen Termine für die<br />
Treffen mit dem Paten einzuhalten.<br />
Zu dieser Vereinbarung<br />
entschloss sich das Patenprojekt<br />
durch die Erfahrung, dass manche<br />
Jugendliche die Patenschaft, da<br />
die Pat<strong>In</strong>nen ihnen kostenlos<br />
helfen, zunächst als so unverbindlich<br />
ansahen, dass sie die<br />
Pat<strong>In</strong>nen ohne Ankündigung bei<br />
den Treffen versetzten. Der<br />
Jugendliche kann die Patenschaft<br />
selbstverständlich trotzdem<br />
jederzeit beenden. Die schriftliche<br />
Vereinbarung soll ihm nur die<br />
Gefahr bewusst machen, dass er<br />
die Patenschaft eventuell verliert,<br />
wenn er den Paten ohne Entschuldigung<br />
versetzt.<br />
Falls ein Projekt mit der ARGE<br />
zusammenarbeitet oder das<br />
Patenprojekt von der ARGE<br />
ausgeht, versteht sich die Freiwilligkeit<br />
der Patenschaft dann nicht<br />
mehr von selbst, wenn die Jugendlichen<br />
Arbeitslosengeld II bekommen,<br />
also von den sogenannten<br />
Hartz IV-Geldern abhängig sind.<br />
Es besteht die Gefahr, dass die<br />
„Eingliederungsvereinbarung“, den<br />
die Arbeitslosen mit der ARGE<br />
abschließen müssen, um finanzielle<br />
Unterstützungsleistungen zu<br />
bekommen, auf Seiten des<br />
Jugendlichen die Bereitschaft zur<br />
Annahme einer Patenschaft<br />
enthält. Zumindest könnte sich<br />
der oder die Jugendliche gedrängt<br />
fühlen, sich als Gegenleistung für<br />
das Arbeitslosengeld außer zu<br />
regelmäßigen Bewerbungen auch<br />
zur Annahme einer Patenschaft<br />
bereit zu erklären, denn die<br />
Arbeitslosen sollen ja in dieser<br />
„Vereinbarung“ erklären, was sie<br />
selbst unternehmen wollen, um<br />
die Arbeitslosigkeit zu beenden.<br />
Das Patenprojekt der Caritas<br />
Bruchsal z.B., das mit der ARGE<br />
zusammenarbeitet, achtet darauf,<br />
dass den arbeitslosen Jugendlichen<br />
die Patenschaft nur als<br />
zusätzliche freiwillige Hilfe<br />
angeboten wird.<br />
Manche Patenprojekte halten es<br />
bereits für problematisch,<br />
Lehrer<strong>In</strong>nen in die Vermittlung<br />
einzuschalten, da dies den<br />
Eindruck der Freiwilligkeit<br />
schmälern könnte. Andererseits<br />
sehen sie, dass die Lehrer<strong>In</strong>nen<br />
für die Vermittlung dringend<br />
gebraucht werden.<br />
Auch bei dem notwendigen Grad<br />
der Vertraulichkeit und Transparenz<br />
zwischen Pat<strong>In</strong>nen und<br />
Jugendlichen differieren die<br />
Auffassungen der einzelnen<br />
Patenschaftsprojekte. Für die<br />
meisten Projekte impliziert<br />
Vertraulichkeit, dass der Pate mit<br />
Eltern und Betrieb/Ausbilder<br />
immer nur mit Zustimmung des<br />
Jugendlichen spricht und jeder<br />
einzelne Schritt, den der Pate in<br />
Richtung Betrieb oder Eltern<br />
unternimmt, mit dem Jugendli-
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
13<br />
chen abgesprochen sein sollte.<br />
Einige Patenprojekte verstehen<br />
den Paten dagegen auch als<br />
direkten Ansprechpartner für den<br />
Betrieb, der diesem durch seine<br />
Existenz die Zuversicht gibt, dass<br />
die Ausbildung für den Betrieb<br />
ohne Probleme ablaufen werde.<br />
Der Pate bekommt so eine<br />
ähnliche Funktion wie die Eltern,<br />
ohne allerdings den Jugendlichen<br />
gegenüber erzieherische Möglichkeiten<br />
zu haben.<br />
Bei einzelnen Jugendlichen<br />
kamen einige Patenprojekte zu<br />
dem Schluss, dass diese nur dann<br />
einen Ausbildungsplatz bekommen<br />
würden, wenn das Patenprojekt<br />
dem Betrieb versichert,<br />
dass ein Pate/eine Patin hinter<br />
dem Jugendlichen steht und ihn<br />
während der Ausbildung unterstützt.<br />
Oft konnten Jugendliche auf<br />
diesem Weg einen Ausbildungsplatz<br />
bekommen. Die Patenschaft<br />
wird dann indirekt zur Bedingung<br />
für den Ausbildungsplatz. Dies<br />
wird von anderen Patenprojekten<br />
als problematisch angesehen, da<br />
der Jugendliche sich dann<br />
verpflichtet fühlt, die Patenschaft<br />
bis zum Ende der Ausbildung<br />
fortsetzen zu müssen. Abhängig<br />
von der Größe der Schwierigkeiten<br />
des Jugendlichen, überhaupt<br />
einen Ausbildungsplatz zu finden,<br />
kann dieses Problem jedoch<br />
zweitrangig sein.<br />
Die Vermittlung zwischen Betrieb<br />
und Auszubildendem im Konfliktfall<br />
durch den Paten bzw. die<br />
Patin kann eine bedeutende Hilfe<br />
für Jugendliche sein, die nicht<br />
gelernt haben, Konflikte in angemessener<br />
Form auszutragen. Die<br />
Konfliktbeilegung mit Hilfe eines<br />
Paten kann entscheidenden Anteil<br />
daran haben, dass eine Ausbildung<br />
nicht abgebrochen wird.<br />
Voraussetzung für den Erfolg dieser<br />
Vermittlung ist jedoch das gegenseitige<br />
Vertrauen zwischen Paten<br />
und Jugendlichem.<br />
4.2.3<br />
Häufigkeit und<br />
Dauer der Treff<br />
reffen<br />
en<br />
Die Häufigkeit und Dauer der<br />
Treffen zwischen den Pat<strong>In</strong>nen<br />
und den Jugendlichen differiert<br />
enorm sowohl zwischen den<br />
Projekten als auch innerhalb der<br />
einzelnen Projekte. Letztlich ist es<br />
dem einzelnen „Tandem“ überlassen,<br />
wie oft es sich trifft. Das<br />
jeweilige Projekt gibt hier jedoch<br />
einen Rahmen des Üblichen vor,<br />
der u.a. von der Schwerpunktsetzung<br />
des Projekts (siehe 4.7)<br />
abhängig ist.<br />
Dies sind etwa: monatliche Treffen<br />
bis zum Schulabschluss über die<br />
Zeit von einem oder mehreren<br />
Jahren; unregelmäßig häufige<br />
Treffen und e-mail-Kontakte bis<br />
ein Ausbildungsplatz gefunden ist;<br />
Treffen nach Bedarf bis zum Ende<br />
der Ausbildungszeit.<br />
4.2.4<br />
Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen<br />
Die Aufgaben der Paten variieren<br />
je nach der Schwerpunktsetzung<br />
des Projekts. Bei Projekten, die<br />
sich an Schüler<strong>In</strong>nen wenden, die<br />
noch ein oder mehrere Schuljahre<br />
vor sich haben, sehen die<br />
Pat<strong>In</strong>nen als ihre Aufgabe an, den<br />
Schüler<strong>In</strong>nen bei der Erreichung<br />
des Hauptschulabschlusses zu<br />
helfen, also eventuell Unterstützung<br />
bei den Hausaufgaben oder<br />
beim Deutschlernen zu geben.<br />
Einige Patenprojekte sehen die<br />
Zeit bis zum Schulabschluss als<br />
eine Möglichkeit, die „Ausbildungsreife“<br />
nicht nur durch den<br />
Schulabschluss sondern auch<br />
durch Unterstützung bei der<br />
Verbesserung des Sozialverhaltens<br />
der Schüler<strong>In</strong>nen zu erhöhen.<br />
Alle Paten sehen – unabhängig<br />
vom Alter der Zielgruppe – als<br />
ihre Aufgabe an, die Jugendlichen<br />
bei der Berufsorientierung und<br />
Berufswahl zu unterstützen, falls<br />
sie diese Wahl nicht bereits<br />
getroffen haben. Wenn ein Jugendlicher<br />
einen sehr unrealistischen<br />
Berufswunsch hat, versuchen sie,<br />
ihn zu Überlegungen bezüglich<br />
einer Alternative anzuregen. Ein<br />
realistischer Berufswunsch ist die<br />
Voraussetzung, eine Ausbildungsstelle<br />
zu finden.<br />
Ebenso gehört es zu den Aufgaben<br />
aller Pat<strong>In</strong>nen, bei der Suche nach<br />
einer Ausbildungsstelle zu helfen,<br />
falls diese nicht schon vorhanden<br />
ist. Idealerweise haben die<br />
Pat<strong>In</strong>nen bereits Kontakte zu<br />
Betrieben und <strong>In</strong>stitutionen und<br />
können durch ein Gespräch (oder<br />
mehrere) die Chancen des<br />
Jugendlichen auf einen Ausbildungsplatz<br />
erhöhen. Es darf von<br />
ihnen jedoch nicht erwartet<br />
werden, auf jeden Fall einen<br />
Ausbildungsplatz zu vermitteln.<br />
Hierdurch würden die Pat<strong>In</strong>nen zu<br />
sehr unter Druck gesetzt und die<br />
Lust an ihrer Aufgabe verlieren.<br />
Es wurde einige Male als problematisch<br />
angesprochen, wenn ein<br />
Pate einen Jugendlichen aufgrund<br />
persönlicher Beziehungen bei<br />
einem Betrieb unterbringt, und<br />
dieser Jugendliche später die
14<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Erwartungen des Betriebs nicht<br />
erfüllen kann. Die damit für die<br />
persönlichen Bekannten im<br />
Betrieb verbundenen Probleme<br />
würden dann dem Paten zugerechnet.<br />
„Bei einem Großbetrieb<br />
machen Sie das nur einmal“,<br />
sagte ein Ehrenamtlicher, Beschäftigte<br />
bzw. Besitzer kleinerer<br />
Betriebe hätten dagegen eher<br />
Verständnis dafür, dass auch nicht<br />
„perfekte“ Jugendliche eine<br />
Ausbildungsstelle bräuchten.<br />
Wenn lokal ansässige Betriebe auf<br />
Dauer für Entgegenkommen<br />
gegenüber dem Patenprojekt<br />
gewonnen werden sollen, ist<br />
Transparenz nötig. Ein mit Hilfe<br />
eines Paten in perfektem Deutsch<br />
geschriebenes Bewerbungsschreiben<br />
von einem Jugendlichen, der<br />
selber schlecht Deutsch schreiben<br />
kann, hilft dem Jugendlichen<br />
nur begrenzt. Einem Jugendlichen<br />
durch Einsatz persönlicher<br />
Beziehungen zu helfen, kann für<br />
die Pat<strong>In</strong>nen zu einer Gewissensfrage<br />
werden: Wieweit können sie<br />
den Fähigkeiten „ihres“ Jugendlichen<br />
vertrauen, wieweit der<br />
Offenheit des einstellenden<br />
Betriebs bzw. der Belastbarkeit<br />
der Beziehung zu der entsprechenden<br />
Kontaktperson Was<br />
sind sie bereit für ihr „Patenkind“<br />
zu riskieren Wie oft wollen sie<br />
einem Bekannten, der einen<br />
Ausbildungsplatz bieten könnte,<br />
zugunsten eines benachteiligten<br />
Jugendlichen „auf die Nerven<br />
gehen“ Hier spielt das Vertrauen<br />
zwischen Jugendlichen und<br />
Pat<strong>In</strong>nen und die gegenseitige<br />
Sympathie sicher eine wichtige<br />
Rolle.<br />
Umgekehrt kann es auch eine<br />
Gewissensfrage werden, bei<br />
welchem Ausbildungsplatz man<br />
einen Jugendlichen von der<br />
Annahme überzeugen möchte,<br />
besonders dann, wenn der<br />
ursprüngliche Berufswunsch ein<br />
anderer war. Welcher Ausbildungsplatz<br />
kann einem speziellen<br />
Jugendlichen zugemutet<br />
werden Da die Pat<strong>In</strong>nen durch<br />
die – im besten Fall – entstandene<br />
Vertrauensbeziehung als<br />
Erwachsene einen großen Einfluss<br />
auf die Entscheidungen der<br />
Jugendlichen bekommen können,<br />
haben sie hier eine große Verantwortung.<br />
Natürlich gehört zu den Aufgaben<br />
der Pat<strong>In</strong>nen auch, die Jugendlichen<br />
zu motivieren, sich immer<br />
wieder neu um einen Ausbildungsplatz<br />
zu bemühen und<br />
bei Enttäuschungen nicht aufzugeben.<br />
Die Pat<strong>In</strong>nen müssen auch<br />
darauf achten, dass die Jugendlichen<br />
die Aufgabe der<br />
Ausbildungsplatzfindung nicht<br />
vollständig an die Pat<strong>In</strong>nen<br />
delegieren und selber passiv<br />
werden.<br />
Viele Patenprojekte zählen neben<br />
dem Schreiben der Bewerbungsbriefe<br />
auch individuelles<br />
Bewerbungstraining, d.h. das<br />
Üben von Vorstellungsgesprächen<br />
auf eine konkrete Einladung hin zu<br />
den Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen.<br />
Manchmal bieten die Patenprojekte<br />
in Zusammenarbeit mit<br />
einem ihrer Netzwerkpartner oder<br />
der <strong>In</strong>stitution oder des Verbandes,<br />
dem sie angehören, ein<br />
organisiertes Bewerbungstraining<br />
in Gruppen an. Für viele Aufgaben,<br />
die ein Pate oder eine Patin<br />
erfüllen kann, gibt es professionelle<br />
Angebote: Nachhilfeunterricht,<br />
Deutschkurse, Bewerbungstrainings.<br />
Das Patenprojekt „Alt<br />
hilft Jung im Jugendbüro Neu<br />
Isenburg“ spricht deshalb in<br />
seinen Werbeflyern bewusst<br />
davon, dass die Pat<strong>In</strong>nen zwar<br />
Deutschtraining, aber keine<br />
Nachhilfe anbieten. Die<br />
Schüler<strong>In</strong>nen sollen von der<br />
Patenschaft keinen kostenlosen<br />
Nachhilfeunterricht erwarten. Die<br />
Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen lassen<br />
sich aber nicht ausschließlich auf<br />
die Vermittlung eines Ausbildungsplatzes<br />
und die Unterstützung<br />
während der Ausbildung<br />
reduzieren, da die Pat<strong>In</strong>nen ja<br />
sehen, was auf Seiten des Jugendlichen<br />
die Vermittlung in einen<br />
Ausbildungsplatz erschwert und<br />
ihre Hilfe nicht darauf reduzieren<br />
können, ihn auf verschiedene<br />
Kurse hinzuweisen, die er<br />
vielleicht niemals machen wird.<br />
Der Vorteil der Patenschaft liegt ja<br />
gerade in der Entstehung einer<br />
persönlichen Beziehung, die<br />
manchen benachteiligten Jugendlichen<br />
erst dazu bringt, Vorstellungsgespräche<br />
oder Grammatik<br />
zu üben.<br />
Falls kein Ausbildungsplatz<br />
gefunden wird, gehört zu den<br />
Aufgaben der Pat<strong>In</strong>nen, bei der<br />
Suche nach einer Alternative zu<br />
helfen, die in einem weiteren<br />
Schulbesuch, einer Praktikumstelle,<br />
einer berufsvorbereitenden<br />
„Maßnahme“ oder in der Annahme<br />
eines Arbeitsplatzes bestehen<br />
kann.<br />
4.2.5<br />
Einbeziehung der Eltern<br />
Eine weitere Aufgabe der Pat<strong>In</strong>nen
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
15<br />
ist der Kontakt zu den Eltern des<br />
Jugendlichen. Die Haltung der<br />
Eltern gegenüber einer Ausbildungspatenschaft<br />
ihres Kindes<br />
ist individuell unterschiedlich,<br />
häufig wird von den Patenprojekten<br />
jedoch das fehlende<br />
<strong>In</strong>teresse der Eltern an der<br />
Berufsfindung ihres Kindes und<br />
damit auch an einer Patenschaft<br />
beklagt. Einige Eltern empfänden<br />
die Patenschaft als Einmischung,<br />
andere gäben ihre Verantwortung<br />
für die Berufsfindung ihres Kindes<br />
gerne und manchmal zu weitgehend<br />
an die Pat<strong>In</strong>nen ab. Aber es<br />
gibt auch Eltern, die ihren Kindern<br />
zwar gerne bei der Ausbildungsplatzsuche<br />
helfen würden, damit<br />
aber überfordert sind. Einige<br />
Projekte halten die Zusammenarbeit<br />
mit den Eltern noch für<br />
verbesserungsfähig.<br />
Das „Projekt AusbildungsPaten“<br />
in Recklinghausen hat ein spezielles<br />
Formular für eine Einverständniserklärung<br />
der Eltern<br />
mit der Patenschaft entworfen. <strong>In</strong><br />
der Regel werden die Eltern<br />
jedoch nur durch die Jugendlichen,<br />
die Lehrer<strong>In</strong>nen oder die<br />
Haupt- oder Ehrenamtlichen<br />
informiert. Wenn keine speziellen<br />
Gespräche zwischen Pat<strong>In</strong>nen und<br />
Eltern aufgrund besonderer<br />
Probleme notwendig sind, unterbleibt<br />
in der Regel ein näherer<br />
Kontakt. Dies ist nicht verwunderlich,<br />
da die Patenschaften ja<br />
gerade dann besonders gebraucht<br />
werden, wenn die Jugendlichen<br />
von ihren Eltern nicht genügend<br />
Unterstützung bei der Berufsfindung<br />
erfahren oder die Eltern nur<br />
noch wenig Einfluss auf ihre<br />
Kinder haben.<br />
4.2.6<br />
Empfehlung für die<br />
Ver<br />
ermittlung der<br />
Patenschaften und für die<br />
Gestaltung der <strong>In</strong>teraktion<br />
zwischen Pat<strong>In</strong>nen und<br />
Jugendlichen<br />
Am sichersten gelingt die Vermittlung<br />
der Jugendlichen an die<br />
Pat<strong>In</strong>nen durch eine gute Zusammenarbeit<br />
mit Schulen (Hauptschulen,<br />
berufsvorbereitende<br />
Schulen) bzw. einzelnen<br />
Lehrer<strong>In</strong>nen. Die Bereitschaft der<br />
Lehrer<strong>In</strong>nen mit einem Patenprojekt<br />
zusammenzuarbeiten ist<br />
nicht selbstverständlich und sollte<br />
gepflegt werden.<br />
Mitarbeiter<strong>In</strong>nen der Schulsozialarbeit<br />
können die Aufgabe<br />
der Vermittlung von Jugendlichen<br />
ebenfalls übernehmen, sind aber<br />
nicht in allen Schulen vorhanden.<br />
Am sichersten gelingt die Vermittlung<br />
durch persönliche Ansprache<br />
der Schüler<strong>In</strong>nen durch Lehrer<strong>In</strong>nen<br />
oder Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen<br />
– eventuell nach einer allgemeinen<br />
Vorstellung des Patenprojekts<br />
in der Schule.<br />
Es sind aber auch Vermittlungen<br />
über Jugendberufshilfeeinrichtungen<br />
und „Maßnahmeträger“ möglich,<br />
auch die Arbeitsvermittler<br />
können Jugendlichen eine Patenschaft<br />
empfehlen, wenn das<br />
Prinzip der Freiwilligkeit eingehalten<br />
wird. Mit Jugendlichen, die<br />
nicht bereits persönlich von<br />
Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen oder<br />
Lehrer<strong>In</strong>nen vermittelt wurden,<br />
sollten die Hauptorganisator<strong>In</strong>nen<br />
immer erst ein Vorgespräch führen:<br />
erstens um festzustellen, ob eine<br />
Ausbildungspatenschaft den<br />
Jugendlichen wirklich helfen wird,<br />
zweitens um bei eventuellen<br />
Problemen mit den Pat<strong>In</strong>nen die<br />
Kontaktaufnahme mit den Projektverantwortlichen<br />
zu erleichtern.<br />
Es sollte darauf geachtet werden,<br />
dass die Patenschaftsbeziehung<br />
völlig freiwillig eingegangen wird<br />
und von beiden Seiten jederzeit<br />
beendet werden kann. Freiwilligkeit<br />
und Vertraulichkeit sind<br />
wichtige Grundsätze für das<br />
Gelingen einer Patenschaftsbeziehung.<br />
Die Pat<strong>In</strong>nen können<br />
die Jugendlichen sowohl bei der<br />
Suche nach einem Ausbildungsplatz,<br />
bei der Verhinderung eines<br />
Ausbildungsabbruchs als auch<br />
bei der Erlangung der sogenannten<br />
„Ausbildungsreife“ unterstützen.<br />
Man darf von den Pat<strong>In</strong>nen nicht<br />
erwarten, dass sie in jedem Fall<br />
einen Ausbildungsplatz für die<br />
Jugendlichen finden, ebenso<br />
problematisch ist die Erwartung,<br />
dass sie die Jugendlichen im<br />
eigenen Betrieb oder dem eines<br />
Bekannten „unterbringen“. Dies<br />
kann zu einer Überforderung der<br />
Pat<strong>In</strong>nen und ihres sozialen<br />
Netzes führen.<br />
4.3<br />
Zielgruppe der<br />
Jugendlichen<br />
und Rekrutierung<br />
als „Pa-<br />
tenkind“<br />
Zunächst richteten sich die<br />
Angebote der Patenschaftsprojekte<br />
an Jugendliche, die<br />
aktuell einen Ausbildungsplatz<br />
suchten und Schwierigkeiten<br />
hatten, diesen zu finden. Da viele<br />
Jugendliche jahrelang vergeblich<br />
einen Ausbildungsplatz suchen,
16<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
reicht die Altersgrenze der Zielgruppen<br />
der Patenschaftsprojekte<br />
bis 25 Jahre. Je älter die Jugendlichen<br />
ohne Ausbildungsplatz<br />
sind, desto schwieriger wird die<br />
Aufgabe, ih-nen bei der Suche<br />
erfolgreich zu helfen, besonders,<br />
wenn längere Zeiten der Arbeitslosigkeit<br />
dazu kommen. Durch die<br />
lange Arbeitslosigkeit addieren<br />
sich zu der<br />
Ausbildungsplatzlosigkeit weitere<br />
Probleme. Dies führte manche<br />
Patenprojekte entweder aus<br />
Erfahrung oder aus theoretischen<br />
Überlegungen heraus zu dem<br />
Schluss, die <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
früher beginnen zu lassen.<br />
Deshalb konzentrieren sich<br />
viele Patenprojekte auf Jugendliche,<br />
die noch die Schule besuchen.<br />
Bei der angestrebten Zielgruppe<br />
gibt es große Unterschiede. Während<br />
die einen Patenprojekte die<br />
Jugendlichen zum Ende des letzten<br />
Schuljahres der Hauptschule<br />
in der Schule ansprechen, vermitteln<br />
andere die Patenschaften<br />
bereits zu Beginn des letzten<br />
Schuljahres mit dem Ziel, bis zum<br />
Ende des Schuljahres einen Ausbildungsplatz<br />
zu finden. Andere<br />
Patenprojekte starten die Patenschaften<br />
inzwischen schon im<br />
siebten Schuljahr, damit die Pat<strong>In</strong>nen<br />
so mehr Zeit zur Verfügung<br />
haben, um die Jugendlichen<br />
dabei zu unterstützen, den Hauptschulabschluss<br />
zu schaffen, einen<br />
für sie realistischen Berufswunsch<br />
zu entwickeln und die sogenannte<br />
Ausbildungsreife zu erreichen. <strong>In</strong>sgesamt<br />
lässt sich der Trend beobachten,<br />
die Patenschaften früher<br />
beginnen zu lassen, die Jugendlichen<br />
also bereits in einem Alter<br />
anzusprechen, in dem gravierende<br />
Hindernisse für einen erfolgreichen<br />
Berufsweg, wie z.B. fehlender<br />
Schulabschluss, längere<br />
Zeit der Arbeitslosigkeit mit<br />
Folgeproblemen oder sogar<br />
eventuell Suchtprobleme noch<br />
nicht aufgetreten sind und durch<br />
die persönliche Unterstützung der<br />
Pat<strong>In</strong>nen vielleicht nie auftreten<br />
werden. Die Verlagerung der<br />
Zielgruppe eines Patenprojekts<br />
von Jugendlichen im Alter von<br />
bis zu 25 Jahren zu jüngeren<br />
Schüler<strong>In</strong>nen bedeutet natürlich,<br />
dass für die bereits älteren<br />
Ausbildungsplatzsuchenden, bei<br />
denen die persönliche Benachteiligung<br />
auf dem Arbeits- und<br />
Ausbildungsmarkt schon offensichtlich<br />
geworden ist, von dem<br />
Patenprojekt tendenziell ‚aufgegeben’<br />
werden und ihnen nicht<br />
mehr gezielt Patenschaften<br />
angeboten werden. Weil die<br />
Patenprojekte jedoch nicht<br />
flächendeckend, sondern trotz<br />
ihrer wachsenden Zahl nur in<br />
einzelnen Städten und oft nur für<br />
die Schüler<strong>In</strong>nen einzelner<br />
Schulen existieren, haben<br />
ohnehin nur verschwindend<br />
wenige Jugendliche, denen eine<br />
Patenschaft helfen könnte, die<br />
Chance, diese Hilfe zu erlangen.<br />
Eine Patenschaft zu bekommen<br />
ist ein Privileg, das nur wenigen<br />
Jugendlichen, die diese eigentlich<br />
bräuchten, durch das Glück<br />
des richtigen Orts zur richtigen<br />
Zeit zuteil wird. Dies spricht<br />
nicht gegen die Eingrenzung der<br />
Patenschaft auf bestimmte<br />
Zielgruppen, sondern für eine<br />
verstärkte öffentliche Förderung<br />
der Patenschaftsprojekte.<br />
Die Hinwendung zu jüngeren<br />
Jugendlichen entspricht nicht nur<br />
der Überlegung, Jugendliche in<br />
einem früheren Alter erfolgreicher<br />
unterstützen zu können, sondern<br />
auch dem Bedürfnis, die Pat<strong>In</strong>nen<br />
nicht mit Jugendlichen mit vielfältigen<br />
Problemen zu überfordern.<br />
Dies führt neben der Alterseingrenzung<br />
zu einer weiteren Einschränkung<br />
der Zielgruppe: Da die<br />
Pat<strong>In</strong>nen sich nicht als Therapeut<strong>In</strong>nen<br />
verstehen, wählen die Patenprojekte,<br />
meist die Hauptamtlichen,<br />
durch Gespräche mit den<br />
sich bewerbenden Jugendlichen<br />
oder im Vorfeld die Lehrer<strong>In</strong>nen<br />
oder Sozialarbeiter<strong>In</strong>nen, solche<br />
Jugendliche für eine Patenschaft<br />
aus, die einerseits auf dem Ausbildungsmarkt<br />
besonders benachteiligt<br />
sind, z. B. durch Migrationshintergrund,<br />
fehlenden Hauptschulabschluss,<br />
besondere familiäre<br />
und persönliche Probleme, die<br />
andererseits aber auch zu der Hoffnung<br />
berechtigen, ihnen durch eine<br />
Patenschaft wirklich helfen zu können<br />
und gleichzeitig die Pat<strong>In</strong>nen<br />
nicht zu überfordern. Es werden<br />
sozusagen Jugendliche mit einem<br />
„mittleren Problemniveau“ bezüglich<br />
der Ausbildungsplatzsuche<br />
bevorzugt. Jugendliche, die die<br />
pädagogischen Fähigkeiten der<br />
Pat<strong>In</strong>nen bzw. die Unterstützungsmöglichkeiten,<br />
die eine Patenschaft<br />
bietet, überfordern, sollten<br />
an professionelle Beratungseinrichtungen<br />
weitervermittelt werden,<br />
so die einhellige Meinung der<br />
Hauptamtlichen der Patenprojekte.<br />
Gleichzeitig sehen die Patenprojekte<br />
es nicht als ihre Aufgabe<br />
an, sich für Jugendliche zu engagieren,<br />
die ohnehin zu den relativ
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
17<br />
Privilegierteren zählen, d.h. in kurzer<br />
Zeit ohnehin eine Ausbildungsstelle<br />
finden werden.<br />
Ausbildungspatenprojekte richten<br />
sich grundsätzlich besonders an<br />
benachteiligte Jugendliche. Dies<br />
ist schon dadurch gewährleistet,<br />
dass sie sich immer gezielt an<br />
Hauptschüler<strong>In</strong>nen oder Förderschüler<strong>In</strong>nen<br />
und Jugendliche<br />
ohne Hauptschulabschluss wenden<br />
und nicht an Schüler<strong>In</strong>nen<br />
der Realschulen oder der Gymnasien,<br />
denn in Hinblick auf die<br />
Chancen, einen Ausbildungsplatz<br />
zu bekommen, kann man Hauptschüler<strong>In</strong>nen<br />
zur Zeit generell als<br />
benachteiligt bezeichnen. Falls<br />
die Jugendlichen nicht von Lehrer<strong>In</strong>nen,<br />
Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen<br />
oder von „Maßnahmeträgern“ ausgewählt<br />
und auf eine Patenschaft<br />
angesprochen werden, sondern<br />
sich selbst melden können –<br />
entweder auf Pressemeldungen,<br />
Flyer oder auf eine <strong>In</strong>formationsveranstaltung<br />
in der Schule hin,<br />
kann es passieren, dass sich Jugendliche<br />
melden, denen, relativ<br />
gesehen, alle Türen für eine Ausbildung<br />
offen stehen und die die<br />
Patenschaft nur zur zusätzlichen<br />
Erhöhung ihrer Berufschancen<br />
nutzen wollen. Dies ist zwar legitim,<br />
entspricht aber nicht dem<br />
sozialen Sinn der Patenprojekte<br />
für Ausbildungsplatzsuchende. <strong>In</strong><br />
Regionen wie dem Ruhrgebiet, wo<br />
zur Zeit ein besonders großer<br />
Mangel an Ausbildungsplätzen<br />
herrscht, kann allerdings fast jeder<br />
Schulabgänger Unterstützung bei<br />
der Ausbildungsplatzsuche gebrauchen.<br />
Wenn von einer Abschlussklasse<br />
am Schuljahresende<br />
erst zwei oder drei Schüler<strong>In</strong>nen<br />
einen Ausbildungsplatz<br />
haben, sind fast alle benachteiligt,<br />
denn sie sind alle in der Gefahr,<br />
sich das Stigma der Ausbildungslosigkeit<br />
(Solga 2002) zuzuziehen.<br />
Aber auch in Regionen, in denen<br />
zahlenmäßig genügend Ausbildungsplätze<br />
zur Verfügung stehen,<br />
heißt dies noch nicht, dass die<br />
dort lebenden Hauptschulabsolvent<strong>In</strong>nen<br />
leicht einen Ausbildungsplatz<br />
finden. Aufgrund des<br />
hohen Ausbildungsplatzmangels<br />
in ganz Deutschland können sich<br />
die Firmen die Bewerber bundesweit<br />
aussuchen.<br />
Wenn sich die Jugendlichen selber<br />
für eine Patenschaft melden<br />
sollen, kann auf diesem Weg nur<br />
denjenigen geholfen werden, die<br />
erstens wissen, dass sie diese<br />
Unterstützung gebrauchen könnten<br />
und zweitens noch nicht infolge<br />
einer „negativen Selbsttypisierung“<br />
(Solga 2004a, S.104) resigniert<br />
haben. Laut einer EMNID-<br />
Untersuchung von 20- bis 24-<br />
jährigen westdeutschen Jugendlichen<br />
im Jahr 1990 haben sich 70<br />
Prozent der Sonderschulabsolventen<br />
und 67 Prozent der Hauptschüler<br />
ohne Abschluss, die ohne<br />
Ausbildungsabschluss waren, nie<br />
um eine Ausbildung beworben<br />
(Beinke 1992, zit. nach Solga<br />
2004a, S.104). Jugendliche, die<br />
besonders dringend eine Patenschaft<br />
bräuchten, können also<br />
wahrscheinlich eher erreicht<br />
werden, wenn sie angesprochen<br />
werden.<br />
Patenprojekte richten sich an<br />
beide Geschlechter gleichermaßen,<br />
eine zahlenmäßige<br />
Vergleichsmöglichkeit, durch die<br />
man feststellen könnte, ob<br />
Mädchen oder Jungen benachteiligt<br />
werden, indem sie jeweils<br />
eine geringere Chance auf eine<br />
Patenschaft hätten, gibt es nicht.<br />
Im Unterschied zu den Pat<strong>In</strong>nen,<br />
bei denen die Männer in der<br />
Mehrzahl sind, gibt es bei den<br />
Jugendlichen die Tendenz, dass<br />
sich genauso viele Mädchen zu<br />
einer Patenschaft bereit erklären<br />
wie Jungen oder sogar mehr.<br />
Patenprojektmitarbeiter erklären<br />
dies damit, dass Mädchen sich<br />
eher die „Schwäche“ eingestehen<br />
können, eine Patenschaft zu<br />
brauchen.<br />
Für Mädchen aus Migrantenfamilien<br />
sind Patenschaften eine<br />
wichtige <strong>In</strong>tegrationschance. <strong>In</strong>sbesondere<br />
wenn die Patenschaften<br />
in den Räumen der Organisation<br />
des Trägers stattfinden, die Pat<strong>In</strong>nen<br />
Frauen sind und den Eltern<br />
vorgestellt werden, stimmen die<br />
Eltern der Patenschaft zu. Für<br />
Mädchen aus Migrantenfamilien<br />
sollten deshalb besonders Frauen<br />
als Pat<strong>In</strong>nen geworben werden.<br />
Die Möglichkeit zu Aktivitäten<br />
außerhalb der Familie scheint für<br />
diese Mädchen motivierend zu<br />
sein.<br />
4.3.1<br />
Empfehlung für die<br />
Wahl der Zielgruppe<br />
der Jugendlichen<br />
Es empfiehlt sich, <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
möglichst bereits in<br />
der Schule anzufangen, damit bestimmte<br />
Probleme wie Langzeitarbeitslosigkeit<br />
gar nicht erst entstehen.<br />
Ob eine Vermittlung in den<br />
Schulen sinnvoll ist, hängt allerdings<br />
von den bestehenden Kontakten<br />
und Kooperationen ab. Es
18<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
sind auch andere Vermittlungswege,<br />
z.B. über Jugendhilfeeinrichtungen<br />
möglich. Es sollten bevorzugt<br />
Jugendliche mit einem „mittleren<br />
Problemniveau“ an Pat<strong>In</strong>nen<br />
vermittelt werden. Jugendliche,<br />
die leicht einen Ausbildungsplatz<br />
finden, brauchen keine Patenschaft<br />
und Jugendliche mit multiplen<br />
Problemen sollten an das<br />
professionelle Beratungsnetzwerk<br />
bzw. das Jugendamt weitervermittelt<br />
werden, damit die Pat<strong>In</strong>nen<br />
nicht überfordert werden.<br />
Patenschaften helfen besonders<br />
Jugendlichen aus Migrantenfamilien,<br />
da diesen noch häufiger<br />
als hier aufgewachsenen Jugendlichen<br />
die sozialen Netzwerke fehlen,<br />
die bei der Ausbildungsplatzsuche<br />
nützen können. Um Mädchen<br />
aus Migrantenfamilien eine<br />
Patenschaft zu ermöglichen, sollten<br />
speziell Frauen als Pat<strong>In</strong>nen<br />
geworben werden.<br />
4.4<br />
Rekrutierung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Patenschaftsprojekte bieten<br />
Bürger<strong>In</strong>nen, die sich ehrenamtlich<br />
engagieren wollen, ein<br />
Tätigkeitsfeld, das die Bedingungen<br />
erfüllt, die sich Ehrenamtliche<br />
heute für ihre Arbeit wünschen:<br />
Sie erstreben eine Tätigkeit, die<br />
ihnen persönliche Befriedigung<br />
gewährt, sie wollen ihre eigenen<br />
Kenntnisse und Erfahrungen einbringen<br />
und erweitern, sie möchten<br />
anderen Menschen helfen und<br />
etwas für das Gemeinwohl tun, sie<br />
erwarten eigene Verantwortungsund<br />
Entscheidungsmöglichkeiten,<br />
möchten für ihre Tätigkeit Anerkennung<br />
finden und mit Menschen<br />
zusammen kommen, die<br />
ihnen sympathisch sind (ISAB-<br />
<strong>In</strong>stitut Köln 2000, Freiwilligensurvey<br />
1999, zit. nach BAGSO -<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisatonen 2000, S.<br />
21; ähnlich Kelm 2005, S. 9) Eine<br />
Patenschaft entspricht auch dem<br />
Wunsch vieler Freiwilliger, sich<br />
nicht gleich für viele Jahre für eine<br />
bestimmte ehrenamtliche Arbeit<br />
zu verpflichten, sondern ihre Arbeitskraft<br />
temporär für ein bestimmtes<br />
Projekt zur Verfügung zu<br />
stellen – was nicht ausschließt,<br />
dass sie später doch jahrelang<br />
dabei bleiben.<br />
Nach übereinstimmender Meinung<br />
der befragten Patenprojekte<br />
melden sich für diese ehrenamtliche<br />
Arbeit nur Menschen, die eine<br />
ernsthafte Aufgabe suchen und<br />
nicht nur an der Kontaktmöglichkeit<br />
interessiert sind, die ein<br />
Patenprojekt außerdem bietet.<br />
Die Bürger<strong>In</strong>nen, die für die<br />
Patenprojekte gewonnen werden<br />
können, betätigen sich in der Regel<br />
nicht zum erstenmal ehrenamtlich,<br />
sondern haben meistens<br />
schon andere ehrenamtliche<br />
Pflichten. Sie setzen sich ohnehin<br />
schon für gemeinschaftliche Aufgaben<br />
ein. Deshalb ist es für ein<br />
neu startendes Patenprojekt sinnvoll,<br />
sich persönlich an bereits<br />
jetzt oder früher aktive Ehrenamtliche<br />
zu wenden.<br />
4.4.1<br />
Kontaktaufnahme mit<br />
potentiellen Paten und<br />
Patinnen<br />
Die Rekrutierung der Ehrenamtlichen<br />
findet in den einzelnen Patenschaftsprojekten<br />
auf unterschiedliche<br />
Weise statt. Bei denjenigen<br />
Patenprojekten, die auf<br />
eine <strong>In</strong>itiative von Ehrenamtlichen<br />
zurückgehen, wie z.B. „Arbeit in<br />
Essen e.V.“, das Patenprojekt des<br />
Kolpingmitglieds Eduard Jeckel<br />
in Donzdorf oder das Patenprojekt<br />
von Rudolf Zeiler in Burgkirchen,<br />
wurden von den <strong>In</strong>itiatoren in der<br />
Regel die möglichen Paten zunächst<br />
persönlich angesprochen,<br />
später auch durch öffentliche<br />
Aufrufe. Im Patenprojekt der Caritas<br />
Freiburg Stadt und IN VIA Diözesanverband<br />
Freiburg werden die<br />
Ehrenamtlichen fast ausschließlich<br />
persönlich angesprochen. Bei<br />
diesen persönlich Angesprochenen<br />
handelt es sich um Persönlichkeiten<br />
der Wirtschaft, des<br />
öffentlichen Lebens oder kirchlicher<br />
Verbände, bei denen vermutet<br />
werden kann, dass sie Kontakte<br />
zu einstellenden Betrieben<br />
haben oder diese relativ leicht<br />
herstellen können.<br />
Andere Patenprojekte, die von<br />
Hauptamtlichen in Verbänden<br />
oder <strong>In</strong>stitutionen initiiert und<br />
organisiert werden, sprechen die<br />
ehrenamtlichen Pat<strong>In</strong>nen persönlich<br />
an und werben außerdem<br />
öffentlich um Pat<strong>In</strong>nen. Wieder<br />
andere legen den Schwerpunkt<br />
der Patenrekrutierung auf öffentliche<br />
Aufrufe durch Flyer, <strong>In</strong>ternetauftritte<br />
und Pressearbeit. Das<br />
Projekt muss im lokalen öffentlichen<br />
Bewusstsein präsent sein,<br />
damit sich immer wieder neue<br />
potentielle Pat<strong>In</strong>nen angesprochen<br />
fühlen. Die Pressearbeit der<br />
Projekte reicht von einem <strong>In</strong>terview<br />
oder Bericht in einer Zeitung<br />
bis zum Auftritt in Radio- oder<br />
Fernsehsendungen. Auch die
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
19<br />
Erlangung eines öffentlichen oder<br />
kirchlichen Preises für ehrenamtliche<br />
bzw. Bürgerarbeit, die schon<br />
einigen Patenprojekten gelungen<br />
ist 7 , macht die Presse und damit<br />
die Öffentlichkeit auf das Projekt<br />
aufmerksam, was wiederum die<br />
Rekrutierung neuer Pat<strong>In</strong>nen fördert.<br />
Arbeitet ein Projekt mit<br />
vielen ehrenamtlichen<br />
Pat<strong>In</strong>nenen, so genügt ein einzelner<br />
Zeitungsartikel nicht, denn<br />
das Projekt muss immer wieder<br />
neu – mit positiven Berichten – in<br />
der Presse erscheinen, damit sich<br />
weitere Bürger<strong>In</strong>nen melden, die<br />
<strong>In</strong>teresse an einer ehrenamtlichen<br />
Patenschaft haben.<br />
sich einige wenige Patenprojekte<br />
zumindest am Anfang besonders<br />
an junge Erwachsene als<br />
Pat<strong>In</strong>nen. Die jungen Pat<strong>In</strong>nen<br />
haben den Vorteil des geringen<br />
Altersabstands und damit der<br />
besseren Einfühlung in die<br />
Lebenswelt der Jugendlichen.<br />
Andererseits eignen sie sich<br />
gerade wegen des geringeren<br />
Altersabstands nur bedingt für die<br />
Rolle eines Mentors, haben noch<br />
nicht das Bedürfnis, ihre Lebenserfahrung<br />
an die nächste bzw.<br />
übernächste Generation weiterzugeben<br />
und sind deshalb nur<br />
schwer für die Patenaufgabe zu<br />
gewinnen.<br />
Lehrer<strong>In</strong>nen oder<br />
Berufsberater<strong>In</strong>nen. Für eine<br />
Patenschaft werden neben Berufsund<br />
Lebenserfahrung vielfältige<br />
Sozialkompetenzen gebraucht:<br />
Einfühlungsvermögen besonders in<br />
Jugendliche, Reflexionsbereitschaft,<br />
Menschenkenntnis,<br />
die Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen<br />
und Frustrationstoleranz.<br />
Diejenigen Patenprojekte, die die<br />
Pat<strong>In</strong>nen öffentlich werben, so<br />
dass sich im Prinzip jeder <strong>In</strong>teressierte<br />
melden kann, verlangen<br />
zumindest ein persönliches<br />
Gespräch mit dem Hauptamtlichen<br />
oder zusätzlich die Teilnah-<br />
4.4.2<br />
Bei den Patenprojekten, die die me an einer Einführungs-<br />
Zielgruppen, in denen<br />
Pat<strong>In</strong>nen vor allem persönlich veranstaltung. Ein Ergebnis des<br />
Pat<strong>In</strong>nen gesucht werden<br />
ansprechen, wird in der Regel persönlichen Gesprächs kann<br />
vorausgesetzt, dass diese die sein, dass eine andere Form ehrenamtlichen<br />
Engagements em-<br />
Die jeweiligen Zielgruppen, in notwendige Qualifikation für eine<br />
denen Pat<strong>In</strong>nen gesucht werden, Ausbildungspatenschaft mitbringen.<br />
Von einem hauptberuflichen nennen dies „Auswahl“ der Pat<strong>In</strong>pfohlen<br />
wird. Manche Projekte<br />
sind sowohl hinsichtlich des<br />
beruflichen Status als auch des Ausbilder in einer größeren Firma nen. Einige Projekte bieten den<br />
Alters unterschiedlich: Während oder einem Personalmanager wird Pat<strong>In</strong>nen Qualifizierungskurse für<br />
einige Projekte nur aktiv im keine weitere Qualifizierungsbereitschaft<br />
erwartet, da dieser ja bunden mit Betriebsbesichti-<br />
ihre Aufgabe an, manchmal ver-<br />
Berufsleben Stehende wünschen,<br />
die in möglichst hochqualifizierten<br />
Positionen arbeiten, oder spezifischen Fähigkeiten im Das Gespräch des Hauptamtli-<br />
gerade wegen seiner vermuteten gungen (siehe 4.5).<br />
zumindest die Berufstätigkeit erst Umgang mit Menschen bzw. chen mit den potentiellen Pat<strong>In</strong>nen<br />
und das persönliche Kennen-<br />
kürzlich beendet haben, sprechen Jugendlichen und seiner nützlichen<br />
Kontakte für die Auslernen<br />
bietet eine gewisse Garan-<br />
andere bewusst Rentner<strong>In</strong>nen an<br />
und freuen sich auch über die bildungsplatzvermittlung angesprochen<br />
wird. Dies gilt auch für das Funktionieren eines Patentie<br />
für die Seriösität und damit<br />
Mitarbeit von Hausfrauen oder<br />
Student<strong>In</strong>nen.<br />
Paten und Patinnen, die nicht projekts. Die Hauptamtlichen –<br />
<strong>In</strong> der Regel sind die Pat<strong>In</strong>nen mehr berufstätig sind, aber früher und damit ihr Verband oder ihre<br />
über 50, meist über 60 Jahre alt. hochqualifizierte Tätigkeiten <strong>In</strong>stitution – übernehmen durch<br />
Viele sind bereits aus dem ausübten, die für die Vermittlung dieses Gespräch die Verantwortung<br />
dafür, dass nur vertauens-<br />
Berufsleben ausgeschieden. Im eines Ausbildungsplatzes oder die<br />
Unterschied zu dieser Zusammensetzung<br />
der Pat<strong>In</strong>nen richteten relevant sein können, wie z.B. werden, deren Hauptmotivation<br />
Hilfe bei der Berufsfindung würdige Pat<strong>In</strong>nen vermittelt<br />
________________________________________________________________________________________________________________________<br />
7 z. B. der <strong>In</strong>itiative von Eduard Jeckel (Kolpingfamilie Donzdorf) (3. Platz in der Kategorie Einzelengagement beim Ehrenamtspreis<br />
Deutschland 2004) und „Alt hilft Jung im Jugendbüro Neu Isenburg“ (1. Preis im Jahr 2000 im bundesweiten Wettbewerb „Dialog der<br />
Generationen“).
20<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
die Unterstützung der Jugendlichen<br />
ist. Das lokale Ansehen des<br />
oder der jeweiligen Projektträger,<br />
deren öffentliches Bild als vertrauenswürdige<br />
Organisation ermöglicht<br />
es erst, dass sich Schulen,<br />
Jugendhilfeeinrichtungen und<br />
entsprechende andere Organisationen<br />
und <strong>In</strong>stitutionen zur Zusammenarbeit<br />
bei der Vermittlung von<br />
Pat<strong>In</strong>nen an „ihre“ Jugendlichen<br />
bereit finden. Werden Patenprojekte<br />
ausschließlich von ehrenamtlich<br />
Tätigen organisiert, so<br />
muss das Ansehen der Organisation<br />
durch das persönliche lokale<br />
Ansehen des jeweiligen Ehrenamtlichen<br />
ersetzt werden, bzw. das<br />
Ansehen der Person muss auf das<br />
Projekt übergehen bis das Projekt<br />
selbst im Laufe der Zeit durch<br />
seine Arbeit öffentliche Reputation<br />
gewinnt.<br />
Einige Patenprojekte informieren<br />
die Mentoren bereits im Vorfeld –<br />
z.B. auf Werbeflyern – darüber,<br />
welche Eigenschaften der Mentoren<br />
für die Aufgabe der Patenschaft<br />
besonders erwünscht sind,<br />
z.B. so:<br />
„Ihre Voraussetzungen“<br />
Sie haben Lebens- oder Berufserfahrung<br />
• und möglichst Kontakte zu<br />
Firmen und Unternehmen<br />
• im Bereich Erziehung<br />
Sie sind<br />
•interessiert an neuen Kontakten,<br />
auch zu Bürger<strong>In</strong>nen mit sozialen<br />
und persönlichen Problemen<br />
•tolerant im Umgang mit anderen<br />
Menschen, können aber auch<br />
Grenzen deutlich machen.“<br />
(Projekt „Jugendpaten für<br />
Augsburg“, Freiwilligenzentrum<br />
Augsburg)<br />
Eine solche Beschreibung der gewünschten<br />
Eigenschaften des<br />
Paten ähnelt einer Stellenanzeige<br />
und wird bevorzugt von Patenprojekten<br />
eingesetzt, die eine<br />
stärkere Professionalisierung der<br />
ehrenamtlichen Arbeit anstreben.<br />
Sie erleichtert in jedem Fall das<br />
Auswahlgespräch zwischen<br />
Hauptamtlichem und Ehrenamtlichem,<br />
da durch diese „Ausschreibung“<br />
schon eine gewisse „Vorauswahl“<br />
der Pat<strong>In</strong>nen stattfindet.<br />
Andererseits ähnelt sich die<br />
ehrenamtliche Arbeit hiermit<br />
stärker der beruflichen Arbeit an<br />
und wird somit weniger attraktiv<br />
für Freiwillige, die einen Ausgleich<br />
für berufliche Arbeit suchen.<br />
Nach den vorliegenden Berichten<br />
und Dokumenten gibt es bei den<br />
Pat<strong>In</strong>nen zahlenmäßig ein Übergewicht<br />
an Männern, in allen Patenprojekten<br />
arbeiten jedoch auch<br />
Frauen mit. Die Ursache hierfür<br />
kann darin liegen, dass Männer<br />
eher in beruflichen Positionen<br />
sind bzw. waren, die für die Vermittlung<br />
von Ausbildungsplätzen<br />
nützlich sein können.<br />
4.4.3<br />
Empfehlung für die<br />
Rekrutierung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Aufgrund der vorliegenden Erfahrungen<br />
der Patenprojekte erscheint<br />
bei der Suche nach<br />
ehrenamtlich arbeitenden<br />
Ausbildungspat<strong>In</strong>nen als der<br />
sicherste Weg, zunächst Menschen<br />
persönlich anzusprechen, die<br />
•erstens schon älter sind, d.h.<br />
bereits das Bedürfnis haben,<br />
ihre Berufs- und Lebenserfahrung<br />
an die nächste Generation<br />
weiterzugeben,<br />
•zweitens bereits ehrenamtlich<br />
aktiv sind und <strong>In</strong>teresse an<br />
einer weiteren bzw. neuen<br />
Aufgabe haben und weitere<br />
Ehrenamtliche motivieren<br />
können,<br />
•drittens in der Gemeinde<br />
oder Stadt ein gewisses An<br />
sehen haben und /oder über<br />
nützliche berufliche oder<br />
ehrenamtliche Kontakte<br />
verfügen.<br />
Wenn eine Kerngruppe ehrenamtlicher<br />
Pat<strong>In</strong>nen gefunden ist,<br />
kann später die Werbung um<br />
Pat<strong>In</strong>nen auf dem Weg der<br />
üblichen Öffentlichkeitsarbeit<br />
erfolgen. Es melden sich dann<br />
auch Menschen als Pat<strong>In</strong>nen,<br />
die zu der Trägerorganisation<br />
bisher keinen oder wenig<br />
Kontakt hatten, sich aber<br />
vorstellen können, innerhalb<br />
dieser Struktur ehrenamtlich<br />
tätig zu werden.<br />
Die Hauptamtlichen (bzw.<br />
Hauptorganisatoren) sollten vor<br />
einer Vermittlung an die Jugendlichen<br />
immer ein Vorgespräch<br />
mit den Pat<strong>In</strong>nen führen, da der<br />
Träger des Projekts für die<br />
Seriösität des ganzen Vorhabens<br />
verantwortlich ist.<br />
4.5.<br />
Begleitung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Für das Funktionieren eines<br />
ausdifferenzierten Patenprojekts<br />
die Begleitung der Pat<strong>In</strong>nen<br />
durch Hauptamtliche gebraucht.<br />
Dazu gehört auch die – im<br />
Prinzip tägliche – Ansprech-
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
21<br />
barkeit mindestens eines Hauptamtlichen,<br />
wenn besondere Probleme<br />
auftauchen. Je mehr Arbeitszeit<br />
die Hauptamtlichen für<br />
das Patenprojekt zur Verfügung<br />
haben, desto besser können sie<br />
die ehrenamtlichen Paten begleiten<br />
und die Vermittlung zwischen<br />
Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />
organisieren. Wenn die Hauptamtlichen,<br />
die in einem Patenprojekt<br />
mitarbeiten, diese Arbeit noch zusätzlich<br />
zu vielen anderen Aufgaben<br />
durchführen müssen, muss<br />
die <strong>In</strong>tensität der Begleitung der<br />
Pat<strong>In</strong>nen oder die Möglichkeit zur<br />
Ausdehnung des Projekts auf eine<br />
größere Zahl Jugendlicher eingeschränkt<br />
bleiben.<br />
4.5.1<br />
Beratungsnetzwerk<br />
Wichtig für die Begleitung der<br />
Pat<strong>In</strong>nen ist das Angebot eines<br />
professionellen Beratungsnetzwerks<br />
für den Fall, dass der<br />
Pate oder die Patin Unterstützung<br />
braucht oder die Probleme des<br />
Jugendlichen die Aufgaben einer<br />
Patenschaft überfordern, bzw.<br />
durch eine Patenschaft nicht zu<br />
lösen sind. Die Hauptamtlichen<br />
müssen dann die Pat<strong>In</strong>nen dabei<br />
unterstützen, dem Jugendlichen<br />
den Weg zu professioneller Hilfe<br />
zu ebnen. Natürlich, so wird<br />
immer wieder betont, müsse der<br />
Jugendliche diese Hilfe auch<br />
annehmen.<br />
<strong>In</strong> den Patenprojekten herrscht<br />
Einigkeit darüber, dass es nicht<br />
Aufgabe der Pat<strong>In</strong>nen sei, einem<br />
Jugendlichen den Therapeuten zu<br />
ersetzen. Manche halten es auch<br />
nicht für die Aufgabe des Paten,<br />
bei Konflikten mit Elternhaus,<br />
Schule und Betrieb zu vermitteln,<br />
da es hierfür eine professionelle<br />
Konfliktberatung gebe.<br />
Das Beratungsnetzwerk dient<br />
sowohl dazu, dass der Pate sich<br />
selbst dort bezüglich der Probleme<br />
des Jugendlichen beraten<br />
lassen kann, als auch dazu, den<br />
Jugendlichen an professionelle<br />
Helfer zu vermitteln. Zu dem<br />
Beratungsnetzwerk eines ausdifferenzierten<br />
Patenprojekts können<br />
gehören: Jugendberufshilfe,<br />
Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen, Jugendmigrationsdienste,<br />
Jugendamt,<br />
Jugendzentrum, Sozialarbeiter<strong>In</strong>nen,<br />
die Berufsberatung und für<br />
die Berufsberatung zuständige<br />
Lehrer<strong>In</strong>nen, außerdem Erziehungsberatungsstellen,<br />
Drogenund<br />
Suchtberatung, Verbraucherberatung,<br />
Schuldnerberatung, Jugendgerichtshilfe,<br />
Kreislehrlingswart<br />
und IHK-Ausbildungsberater.<br />
Weitere Unterstützung bieten<br />
Volkshochschulen und andere<br />
Weiterbildungseinrichtungen.<br />
4.5.2<br />
Gemeinsame Treff<br />
reffen en der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Fast alle Patenprojekte veranstalten<br />
regelmäßige Patentreffen,<br />
allerdings in ganz unterschiedlicher<br />
Häufigkeit. Manche Patentreffen<br />
finden nur einmal im<br />
halben Jahr, andere jeden Monat<br />
statt. Die Patentreffen werden fast<br />
immer von den Hauptamtlichen<br />
organisiert. Sie sorgen für einen<br />
Raum, bereiten die Treffen vor,<br />
laden ein und übernehmen die<br />
Moderation und die fachliche<br />
Beratung. Sie referieren auch über<br />
bestimmte Themen, die aktuell<br />
auf die Situation der Jugendlichen<br />
bezogen sind (z.B. aktuelle Zahlen<br />
zum Ausbildungsstellenmarkt,<br />
Diskussion der neuesten Shell-<br />
Jugendstudie u.ä.). Aufgabe der<br />
Hauptamtlichen bei diesen<br />
Treffen ist es auch, in der Zwischenzeit<br />
entstandene Probleme,<br />
die bei dem Treffen zur Sprache<br />
kommen, zu einer Lösung zu<br />
führen. Die Pat<strong>In</strong>nen berichten<br />
über ihre Arbeit und über besondere<br />
Probleme. Die Treffen dienen<br />
oft auch dazu, Einzelfälle darzustellen<br />
und andere Pat<strong>In</strong>nen um<br />
Unterstützung zu bitten, z.B. durch<br />
Weitergabe des Wissens über eine<br />
Bewerbungsmöglichkeit für<br />
Jugendliche mit einem bestimmten<br />
Berufswunsch, zu dem der<br />
zuständige Pate schon alle ihm zur<br />
Verfügung stehenden Möglichkeiten<br />
ausgeschöpft hat oder zu dem<br />
ihm Wissen fehlt. Dieses Verfahren,<br />
das die Patenprojekte für sich<br />
entwickelt haben, gleicht einer<br />
professionellen „kollegialen<br />
Fallberatung“.<br />
Das Gefühl, zusammen mit den<br />
anderen Pat<strong>In</strong>nen eine Gemeinschaft<br />
zu bilden, die gemeinsam<br />
Probleme bespricht und so löst,<br />
wird von vielen Ehrenamtlichen<br />
als eine wichtige Voraussetzung<br />
gesehen, die Arbeit zu tun und<br />
fortzusetzen. Man könnte die<br />
Treffen auch als Realisierung<br />
bürgerlichen Gemeinsinns – auf<br />
einem begrenzten Gebiet –<br />
beschreiben: Durch die regelmäßigen<br />
Treffen bilden die Pat<strong>In</strong>nen<br />
eine Gruppe, die sich aus freier<br />
Entscheidung trifft, um durch<br />
Kommunikation und Kooperation<br />
Probleme in ihrem Gemeinwesen<br />
zu lösen.
22<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
4.5.3<br />
eine Aufwandsentschädigung, ersetzen<br />
ihnen Fahrtkosten oder stimmten Größe und finanziellen<br />
für Pat<strong>In</strong>nen<br />
stellen Tätigkeitsnachweise aus. Ausstattung eines Ausbildungs-<br />
Diese sind aber erst ab einer be-<br />
Qualifizierungsangebote<br />
Einige Patenschaftsprojekte bieten<br />
den Pat<strong>In</strong>nen spezielle Qua-<br />
die ehrenamtlichen Mitarbeite-<br />
sonst die Organisationsarbeit<br />
Mehrere Patenprojekte versichern patenschaftsprojekts sinnvoll, weil<br />
lifizierungskurse an, um sie auf r<strong>In</strong>nen für die Zeit ihrer Tätigkeit zuviel Raum einnimmt.<br />
ihre Aufgabe vorzubereiten und für das Projekt in einer Unfallver-<br />
4.6<br />
auch während der Patenschaft sicherung 8 . Dieser „Service“ für<br />
Projektstruktur<br />
fortzubilden. Das Pate/Patin- die Ehrenamtlichen bedeutet<br />
Projekt der Katholischen Fachstelle<br />
für Jugendpastoral und Ju-<br />
Aufwand für die Hauptorganisa-<br />
natürlich einen zusätzlichen<br />
4.6.1 Projektträger<br />
Die Patenprojekte sind<br />
gendhilfe Köln/Rhein-Erft z.B. tor<strong>In</strong>nen und wird bei kleineren<br />
fast immer an eine Organisation,<br />
d.h. einen Verband,<br />
bietet neben einem Einführungsabend<br />
in Zusammenarbeit mit gar nicht erst thematisiert. Die<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
einen Verein, eine kirchliche,<br />
dem Sozialdienst katholischer dafür notwendige Organisationsarbeit<br />
sollte auch nicht gleich den<br />
gewerkschaftliche oder staatliche<br />
Frauen und dem Katholischen<br />
<strong>In</strong>stitution oder Organisation<br />
Bildungswerk Fortbildungsveranstaltungen<br />
zu Motivation/ ten.<br />
Start eines Patenprojekts belas-<br />
gebunden oder sie bilden selbst<br />
eine Organisation (z.B. Arbeit in<br />
Kommunikation, Rechtsfragen<br />
4.5.5<br />
Essen e.V.). Sind Hauptamtliche<br />
zum Aufenthaltsrecht und Berufs-<br />
Empfehlung für die Beglei-<br />
beteiligt, hat das Projekt fast immer<br />
einen oder mehrere offizielle<br />
und Ausbildungsberatung. Das<br />
tung der Ehrenamtlichen<br />
Projekt „AusbildungsPaten“ des Wichtig für die Begleitung der Träger. Diese arbeiten für das Patenprojekt<br />
mit anderen Organisati-<br />
Referats Kirche und Arbeitswelt Ehrenamtlichen ist<br />
des Bistums Münster bietet<br />
onen zusammen, die die Kooperationspartner<strong>In</strong>nen<br />
bilden oder<br />
Fortbildungsveranstaltungen zu<br />
1. die im Prinzip ständige<br />
den Themen „Eine Ausbildungsstelle<br />
finden“, „Während der<br />
Ansprechbarkeit eines Hauptamtlichen<br />
das Patenprojekt zu ihren eigenen<br />
Aufgaben zählen. Träger und Kooperationspartner<strong>In</strong>nen<br />
von Pa-<br />
Ausbildung“ und „Jugendliche 2. das Angebot eines professionellen<br />
Beratungsnetzwerks tenprojekten sind so vielfältig,<br />
heute“ an. Die Fortbildungsveranstaltungen<br />
sind bei allen Patenprojekten<br />
nur Angebote, keine<br />
3. regelmäßige Treffen der dass sie hier nicht alle aufgeführt<br />
Pat<strong>In</strong>nen mit gegenseitiger und werden können. Wichtige Träger<br />
Voraussetzung für die Vermittlung<br />
fachlicher Beratung<br />
von Patenprojekten sind: Caritas,<br />
einer Patenschaft. Als Voraussetzung<br />
gilt höchstens eine Ein-<br />
Darüber hinaus sind Qualifiziebewegung<br />
(KAB) und Kolping,<br />
IN VIA, Katholische Arbeitnehmerführungsveranstaltung.<br />
Allerdings rungsangebote, die sich auf die außerdem die Erzbistümer bzw.<br />
nehmen viele Pat<strong>In</strong>nen an den aktuelle Ausbildungsplatzsituation,<br />
die Situation einzelner Juter.<br />
Im Bistum Mainz initiiert das<br />
Bistümer Köln, Mainz und Müns-<br />
Fortbildungsveranstaltungen teil.<br />
gendlicher und die Jugendkultur<br />
4.5.4<br />
Referat Kirche und Arbeitswelt<br />
beziehen sowie auf die Vermitt-<br />
Aufwandsentschädigung/<br />
das Projekt „SymPaten“ in<br />
lung pädagogischen Wissens von<br />
Tätigkeitsnachweise/<br />
Kooperation mit der Katholischen<br />
Vorteil. Ein zusätzlicher „Service“<br />
Ver<br />
ersicher<br />
sicherungen<br />
Arbeitnehmer-Bewegung (KAB),<br />
für die Ehrenamtlichen sind Kolping, Kolpingjugend, Christliche<br />
Einige Patenprojekte zahlen den Versicherung,, Tätigkeitsnachweise Arbeiter/innenjugend (CAJ) und<br />
________________________________________________________________________________________________________________________<br />
ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>In</strong>nen und Aufwandsentschädigung. der Jugendberufshilfe Förderband<br />
8 Zu Fragen der Aufwandsentschädigung und Versicherung bei Freiwilligenarbeit siehe Kelm 2005a,<br />
2005b und Wollenschläger 2002
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
23<br />
Mainz. Ein weiteres „SymPaten“-<br />
Projekt gibt es in Offenbach und<br />
an der Don-Bosco-Schule in<br />
Würzburg. Die Jugendseelsorge im<br />
Erzbistum Köln versucht Patenprojekte<br />
im gesamten Erzbistum<br />
aufzubauen, wobei sie sich vor<br />
allem an die Pfarreien wendet.<br />
Das Bistum Münster hat über die<br />
Mitarbeiter des Referats Kirche<br />
und Arbeitswelt und den KAB in<br />
verschiedenen Städten Patenprojekte<br />
initiiert. <strong>In</strong> der Region<br />
des Bistums Freiburg existieren<br />
ebenfalls mehrere Patenprojekte,<br />
diese werden von IN VIA und<br />
Caritas getragen. <strong>In</strong> Konstanz gab<br />
es viele Jahre ein sehr erfolgreiches<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekt<br />
des katholischen Jugendbüros.<br />
Kolping hat Patenprojekte<br />
an verschiedenen Orten in der<br />
Bundesrepublik oder arbeitet an<br />
ihnen mit (z.B. Donzdorf, Hildesheim,<br />
Offenbach, Geislingen - zu<br />
den Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
im katholischen Bereich<br />
siehe auch Kapitel 5).<br />
Die Evangelische Erwachsenenbildung<br />
in Thüringen hat ein Projekt<br />
„Patenschaften für Ausbildung“ in<br />
Jena, das Diakonische Werk Dortmund<br />
hat ein Projekt „<strong>Ausbildungspatenschaften</strong>“<br />
in Dortmund.<br />
Der Evangelische Kirchenkreis<br />
Gelsenkirchen und Wattenscheid<br />
ist an dem Projekt „Werden<br />
Sie Ausbildungspate! Jugend<br />
mit Zukunft in Gelsenkirchen“ der<br />
„Lernenden Region a+l.l+e.<br />
(arbeiten und lernen an Lippe<br />
und Emscher) beteiligt. Die<br />
Organisation dieses Patenprojekts<br />
ist beim Berufsfortbildungswerk<br />
des DGB in Gelsenkirchen und<br />
beim DGB Bildungswerk–NRW<br />
e.V. in Recklinghausen angesiedelt.<br />
Eine weitere Gruppe von Projektträgern<br />
bilden Seniorenorganisationen<br />
und Freiwilligenagenturen,<br />
z.B. Aktivsenioren<br />
Bayern e.V. und Ceno (Centrum für<br />
nachberufliche Orientierung) &<br />
Die Paten e.V. in Köln. Auch die<br />
Arbeiterwohlfahrt ist Träger von<br />
Patenprojekten (z.B. AWO Kreisverband<br />
Euskirchen).<br />
Schulen mit Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen,<br />
Jugendberufshilfeeinrichtungen,<br />
Jugendämter, städtische<br />
Jugendhäuser bzw. –büros<br />
(z.B. Jugendbüro Neu-Isenburg)<br />
und Arbeitsbehörden (ARGE),<br />
Freizeit- und Nachbarschaftsheime<br />
sind ebenfalls als Projektträger<br />
zu finden.<br />
Die Träger der Projekte sind jedoch<br />
nicht automatisch mit den<br />
<strong>In</strong>itiatoren gleichzusetzen in dem<br />
Sinn, dass eine <strong>In</strong>stitution nur den<br />
Beschluss zu fassen bräuchte, ein<br />
Patenprojekt aufzubauen und<br />
dann würde dies bald funktionieren.<br />
Die Idee, ein Patenprojekt zu<br />
gründen, entsteht in der Regel bei<br />
Einzelnen, die entweder hauptamtlich<br />
mit Jugendlichen (Jugendsozialarbeit,<br />
Jugendberufshilfe,<br />
Unterricht) oder mit dem<br />
Bereich Arbeitswelt beschäftigt<br />
sind oder die das Bedürfnis<br />
haben, ihr Wissen und Können zur<br />
Unterstützung der nächsten oder<br />
übernächsten Generation bei deren<br />
<strong>In</strong>tegration in Gesellschaft und<br />
Berufsleben einzusetzen. Die passende<br />
Trägerstruktur wird dann<br />
erst gesucht, dabei wendet man<br />
sich natürlich als erstes an die<br />
Organisation, bei der man ohnehin<br />
arbeitet oder in der man aktives<br />
Mitglied ist. Deshalb ist die Träger-<br />
und Organisationsstruktur<br />
auch sehr vielfältig.<br />
4.6.2<br />
Kooperationspar<br />
ooperationspartner<strong>In</strong>nen:<br />
tner<strong>In</strong>nen:<br />
<strong>In</strong>stitutionen,<br />
Organisationen, Betriebe<br />
Neben dem Beratungsnetzwerk<br />
(4.4) und sich teilweise damit<br />
überschneidend braucht ein Patenprojekt<br />
Kooperationspartner<strong>In</strong>nen:<br />
erstens für notwendige finanzielle<br />
Förderung, zweitens für<br />
die Suche nach neuen Pat<strong>In</strong>nen,<br />
drittens für die Suche und Vermittlung<br />
von Jugendlichen, die eine<br />
Patenschaft möchten. Das Spektrum<br />
der Kooperationspartnerinnen<br />
ist weit gefächert, hierzu zählen<br />
neben kirchlichen, gewerkschaftlichen,<br />
staatlichen und<br />
sozialen Organisationen und <strong>In</strong>stitutionen<br />
auch Stiftungen und Unternehmen.<br />
Bei letzteren handelt<br />
es sich meist um lokale Betriebe<br />
und Einzelhandelsunternehmen<br />
unterschiedlicher Größe, die für<br />
das Patenprojekt spenden oder<br />
Praktikums- oder Ausbildungsplätze<br />
bereitstellen.<br />
Betrieben, ebenso wie <strong>In</strong>stitutionen<br />
und Organisationen, die Ausbildungsplätze<br />
haben, bietet ein<br />
Patenschaftsprojekt die Möglichkeit<br />
der Kooperation in Form von<br />
Sponsoring, der Bereitstellung von<br />
Praktikumsplätzen und zusätzlichen<br />
Ausbildungsplätzen. Durch<br />
das <strong>In</strong>teresse der Medien an <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
und durch<br />
die Pressearbeit der Projekte trägt<br />
die Kooperation mit einem Ausbildungspatenschaftsprojekt<br />
zum<br />
Imagegewinn der betreffenden<br />
Betriebe bei. Betriebe können
24<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
auch insofern von Ausbildungspat<strong>In</strong>nen<br />
profitieren, als diese<br />
mithelfen, Ausbildungsabbrüche<br />
zu verhindern und damit zur Vermeidung<br />
von überflüssigen Kosten<br />
sowie langfristig zur Deckung des<br />
Arbeitskräftebedarfs beitragen. <strong>In</strong><br />
Bezug auf Kooperation mit Betrieben<br />
ist das Ausbildungspatenschaftsprojekt<br />
des Nachbarschaftsheims<br />
Wuppertal e.V.<br />
hervorzuheben, das Sponsoring<br />
durch über 50 Unternehmen und<br />
Selbstständige anführen kann, die<br />
von großen Firmen wie Bayer<br />
HealthCare AG (finanzielle Unterstützung<br />
und Bereitstellung von<br />
Praktikumsplätzen) bis zu einem<br />
Fotogeschäft (Photoprop - Erstellung<br />
von Bewerbungsfotos) reichen.<br />
Die Patenschaften werden öfters<br />
mit anderen Aktivitäten der Jugendsozialarbeit<br />
bzw. der Arbeitsbehörden<br />
kombiniert, wenn<br />
z.B. ohnehin in einer Schule arbeitende<br />
Jugendhilfemitarbeiter<strong>In</strong>nen<br />
die Patenschaften vermitteln<br />
(Caritas und IN VIA Freiburg<br />
Stadt im BVJ) oder die ARGE<br />
Jugendlichen zusätzlich zu einem<br />
Förderangebot eine Patenschaft<br />
vorschlägt (Caritas Bruchsal).<br />
Manchmal ist eine Patenschaft<br />
nur ein Angebot neben vielen anderen,<br />
die eine Einrichtung der Jugendsozialarbeit<br />
für Jugendliche<br />
macht. <strong>In</strong> einigen Fällen sind die<br />
Ehrenamtlichen dann teilweise<br />
auch an den anderen Angeboten<br />
beteiligt, indem sie z.B. Computer-<br />
oder Deutschkurse für Jugendliche<br />
geben oder Bewerbungstrainings<br />
für mehrere Jugendliche<br />
veranstalten.<br />
4.6.3<br />
Arbeitsteilung zwischen<br />
Hauptamtlichen und<br />
Ehrenamtlichen<br />
<strong>In</strong> der Regel gibt es bei ausdifferenzierten<br />
Patenprojekten eine<br />
klare Arbeitsteilung zwischen<br />
haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>In</strong>nen.<br />
Während die<br />
Hauptamtlichen die Arbeiten<br />
durchführen, die das gesamte<br />
Projekt und dessen Management<br />
betreffen, konzentrieren sich die<br />
Ehrenamtlichen auf die Patenschaften.<br />
Weil die Ehrenamtlichen<br />
eine Aufgabe übernehmen, die<br />
Hauptamtliche in dieser Form<br />
nicht erfüllen könnten, reduziert<br />
sich in den Ausbildungspatenprojekten<br />
das in der sozialen Arbeit<br />
bei Einbezug von Freiwilligen<br />
häufige Problem der Abgrenzung<br />
zwischen professioneller Arbeit<br />
und Freiwilligenarbeit. 9 Die Ehrenamtlichen<br />
sollen ihre persönlichen<br />
Berufs- und Lebenserfahrungen<br />
und ihre im Berufsleben gewonnenen<br />
Kontakte zu möglichen<br />
Arbeitgebern in die Patenbeziehung<br />
einbringen, eine Aufgabe, die<br />
Hauptamtliche in der nötigen Differenziertheit<br />
nicht leisten können,<br />
und zwar schon allein deshalb<br />
nicht, weil das Berufsspektrum<br />
eines oder mehrerer Hauptamtlicher,<br />
die Jugendliche bei der<br />
Berufsfindung unterstützen, in der<br />
Regel nur den Bereich sozialer<br />
oder pädagogischer Arbeit<br />
umfasst, während das Berufs-<br />
_______________________________________________________________________________________________________________________<br />
________________________________________________________________________________________________________________________<br />
spektrum und die entsprechenden<br />
Berufserfahrungen und Kontakte<br />
einer Gruppe ehrenamtlicher Paten<br />
sehr vielfältig ist. Das Patenprojekt<br />
des Nachbarschaftsheims<br />
Wuppertal e.V. z.B. hat u.a. Paten<br />
aus folgenden Berufsfeldern gewonnen:<br />
Wirtschaftsrecht, Architektur,<br />
Betriebswirtschaft, Sozialarbeit,<br />
Psychologie, Bauingenieurswesen,<br />
Friseurwesen, Lehramt,<br />
Tischlerei, Fremdsprachenkorrespondenz,<br />
Groß/Außenhandel,<br />
Coaching, Metallbau, Bankwesen,<br />
Arbeitsrecht, Gerontologie, Gas/<br />
Wasser/ Fernwärmeinstallation,<br />
Messebau.<br />
Die Hauptamtlichen werden besonders<br />
für die Vermittlung der<br />
Jugendlichen in die Patenschaften<br />
gebraucht, da sie durch die <strong>In</strong>stitution,<br />
die hinter ihnen steht, die<br />
notwendige Seriösität des Projekts<br />
gegenüber den Schulen, Eltern, Kooperationspartner<strong>In</strong>nen<br />
und neuen<br />
Ehrenamtlichen repräsentieren<br />
können, und außerdem die hierfür<br />
nützliche spezifische Berufserfahrung<br />
mitbringen. Lokal angesehene<br />
und bekannte Ehrenamtliche<br />
können zwar die Seriösität des<br />
Projekts ebenso repräsentieren,<br />
sie haben in der Regel aber weder<br />
die spezifische Berufserfahrung<br />
der Hauptamtlichen, noch ein<br />
<strong>In</strong>teresse daran, den Vermittlungsprozess<br />
und die Begleitung der<br />
anderen Ehrenamtlichen zu<br />
leisten, da sie ihre Aufgabe ja in<br />
der Patenschaft selbst sehen.<br />
<strong>In</strong>dem die besonders ausdifferenzierten<br />
Projekte von den Pat<strong>In</strong>nen<br />
bestimmte Qualifikationen<br />
9<br />
Zum Problem der Abgrenzung zwischen Freiwilligenarbeit und Berufsarbeit, bzw. Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen vgl.<br />
Nadai/Sommerfeld/Bühlmann/Krattiger (2005)
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
25<br />
verlangen, sie in persönlichen Gesprächen<br />
auswählen, sie in speziellen<br />
Kursen für ihre Arbeit qualifizieren,<br />
ihnen Aufwandsentschädigung<br />
zahlen, sie versichern und<br />
ihnen Tätigkeitsnachweise ausstellen,<br />
nähert sich die ehrenamtliche<br />
soziale Arbeit der professionellen<br />
Arbeit an, sie wird „protoprofessionell“<br />
(Merten 1997;<br />
Nadai / Sommerfeld/ Bühlmann/<br />
Krattiger 2005, S. 153).<br />
Damit verringert sich möglicherweise<br />
die Qualität dessen, was<br />
bei der Freiwilligenarbeit das<br />
„Andere“ im Unterschied zur<br />
durch professionelle Zwänge geprägten<br />
Berufswelt ausmacht.<br />
Denn, so heißt es in einer Einführung<br />
in das Management von Ehrenamtlichen<br />
in der sozialen Arbeit,<br />
„ehrenamtliche Arbeit ist<br />
kein Bereich, in dem sich die Leistungsgesellschaft<br />
fortsetzt. Vielmehr<br />
stellt sie einen Gegenpol zu<br />
beruflichen Leistungsansprüchen<br />
dar, so dass diese Leistungsansprüche<br />
auch nicht auf ehrenamtliche<br />
Tätigkeit übertragen werden<br />
sollten“ (Bierhoff 2002, S. 24).<br />
Andererseits wertet die Professionalisierung<br />
die ehrenamtliche Arbeit<br />
im Verhältnis zur hauptberuflichen<br />
Arbeit auf.<br />
Aus den Gesprächen mit Hauptamtlichen<br />
und Ehrenamtlichen<br />
von Patenprojekten über ihre<br />
eigenen Erfahrungen und besonders<br />
über die anderer Patenprojekte<br />
ergibt sich, dass eine gute<br />
Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen<br />
und Hauptamtlichen<br />
nicht selbstverständlich ist. Besonders<br />
dann, wenn Ehrenamtliche<br />
auch maßgeblich an der<br />
Gesamtorganisation des Projekts<br />
beteiligt sind oder es sogar ins<br />
Leben gerufen haben, ist die<br />
Verteilung der Entscheidungskompetenzen<br />
zwischen Ehrenamtlichen<br />
und Hauptamtlichen ein<br />
möglicher wunder Punkt, an dem<br />
ein Patenprojekt scheitern kann.<br />
Deshalb ist hier manchmal ein<br />
gutes Konfliktmanagement gefragt<br />
(Regnet 2002).<br />
Patenschaftsprojekte können nur<br />
dann kontinuierlich wachsen,<br />
wenn entweder hauptamtliche<br />
Mitarbeiter<strong>In</strong>nen die Arbeiten<br />
übernehmen, die über die eigentlichen<br />
Patenschaften hinaus<br />
anfallen oder wenn – was empirisch<br />
eine Ausnahme ist – Ehrenamtliche<br />
diese Arbeiten quasi zu<br />
ihrem Beruf machen. Die über die<br />
Patenschaften hinaus anfallenden<br />
Arbeiten bestehen vor allem aus:<br />
Suche von Ehrenamtlichen und<br />
Kontaktpersonen in Schulen und<br />
Betrieben, Aufrechterhaltung der<br />
Kontakte, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Beratung, Begleitung und Weiterqualifizierung<br />
der Ehrenamtlichen,<br />
Telefondienst, d.h.<br />
Ansprechbarkeit für Jugendliche<br />
und Pat<strong>In</strong>nen, Organisation der<br />
Treffen, Erstgespräche mit neuen<br />
Ehrenamtlichen und Jugendlichen,<br />
Vermittlung der Patenschaften,<br />
Aufbau eines Kooperationsnetzwerks,<br />
Aquirierung von<br />
Fördermitteln.<br />
Eine gute professionelle Projektstruktur<br />
(Finanzierung,<br />
Kooperationspartner<strong>In</strong>nen,<br />
Beratungsnetzwerk) allein schafft<br />
allerdings noch kein blühendes<br />
Patenprojekt, notwendig ist das<br />
gerade bei ehrenamtlicher Arbeit<br />
nicht von einer <strong>In</strong>stitution oder<br />
Organisation per Entscheidung<br />
evozierbare Engagement. Erst das<br />
Engagement ehrenamtlich arbeitender<br />
Büger<strong>In</strong>nen für die (benachteiligten)<br />
Jugendlichen ihrer<br />
Stadt oder Gemeinde bringt ein<br />
Patenprojekt voran und kann sogar<br />
eine schwache professionelle<br />
Struktur zumindest eine Zeitlang<br />
ausgleichen. Ob ein solches Engagement<br />
entsteht oder geweckt<br />
werden kann, hängt von den<br />
lokalen Bedingungen und auch<br />
von einzelnen Persönlichkeiten<br />
ab. Ein einzelner angesehener<br />
ehemaliger Handwerksmeister<br />
oder Manager, der sich in den<br />
lokalen Bedingungen auskennt,<br />
viele Kontakte hat und im (Vor-)<br />
Ruhestand die Vermittlung Jugendlicher<br />
in Ausbildungsstellen<br />
zu seiner Hauptaufgabe macht,<br />
kann in Hinblick auf ein Patenprojekt<br />
viel bewegen, vorausgesetzt<br />
er findet Mitstreiter<strong>In</strong>nen.<br />
Ohne eine professionelle Verankerung<br />
ist ein Patenprojekt allerdings<br />
immer von Auflösung bedroht,<br />
sobald die ehrenamtlichen<br />
Hauptakteure die Arbeit wegen<br />
Krankheit, Alter oder anderer persönlicher<br />
Gründe nicht mehr fortsetzen<br />
können. Die Wahrscheinlichkeit<br />
für eine stabile, längerfristige<br />
Projektarbeit steigt, wenn<br />
mindestens eine – engagierte –<br />
Person in der Lage ist, einen<br />
großen Teil ihrer Arbeitszeit für<br />
längere Zeit dem Patenprojekt zu<br />
widmen, denn die vielfältigen<br />
Aufgaben brauchen Zeit. Es muss<br />
Überzeugungsarbeit geleistet werden:<br />
Falls die Kontakte zu Jugendlichen<br />
über Schulen hergestellt<br />
werden, sind Lehrer<strong>In</strong>nen zu gewinnen,<br />
die sich Gedanken darüber<br />
machen, welche Jugendlichen
26<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
für eine Patenschaft geeignet wären<br />
und diese daraufhin ansprechen.<br />
Falls die Arbeitsbehörden<br />
oder „Maßnahmeträger“ die Jugendlichen<br />
ansprechen sollen,<br />
muss auch diesen erst der Sinn<br />
der Patenschaften nahegebracht<br />
werden. Wenn die Jugendlichen<br />
sich vor allem selbst melden sollen,<br />
muss der geeignete Weg gefunden<br />
werden, um sie für die<br />
Patenschaft zu werben. Generell<br />
ist eine den lokalen und organisatorischen<br />
Gegebenheiten entsprechende<br />
Form des Vermittlungsprozesses<br />
zu erarbeiten. Auch der<br />
Aufbau eines Beratungsnetzwerks<br />
und der Kontakte zu Betrieben,<br />
die sich je nach den lokalen Bedingungen<br />
ganz unterschiedlich<br />
gestalten, braucht Zeit. Eine<br />
Daueraufgabe ist es, immer wieder<br />
neue Ehrenamtliche zu finden,<br />
denn nicht jeder Ehrenamtliche<br />
startet nach dem Ende einer viele<br />
Monate dauernden Patenschaft<br />
sofort die nächste.<br />
4.6.4<br />
Finanzierung/<br />
Fördermöglichkeiten<br />
Ein Ausbildungspatenprojekt mit<br />
Ehrenamtlichen ist nicht zum Nulltarif<br />
zu haben. Langfristig spart es<br />
sicherlich Geld, da die Jugendlichen,<br />
die in den Genuss einer<br />
Patenschaft kommen und dadurch<br />
einen Ausbildungsplatz<br />
oder überhaupt den Weg ins Arbeitsleben<br />
finden, ihren Lebensunterhalt<br />
und den ihrer Familie<br />
später selbstständig bestreiten<br />
können.<br />
Das Patenprojekt selbst kostet<br />
jedoch Arbeitszeitkapazitäten, die<br />
entweder aus dem Etat der<br />
Projekträger oder durch zusätzliche<br />
öffentliche Fördermittel<br />
getragen werden müssen. Außerdem<br />
fallen Kosten für Räume und<br />
eventuelle Aufwandsentschädigungen,<br />
Fahrtkostenerstattungen<br />
und Versicherungen für die Ehrenamtlichen<br />
an (siehe 4.5.). Falls<br />
ein Verband oder eine <strong>In</strong>stitution<br />
ein Patenprojekt aufbauen möchte<br />
und nicht in der Lage ist, hierfür<br />
die Stelle eines Hauptamtlichen<br />
zu finanzieren bzw. einem hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter die hierfür<br />
notwendige Zeit zur Verfügung zu<br />
stellen und die weiteren Kosten<br />
(Sachmittel, Telefon, Räume) zu<br />
tragen, muss es Fördermittel beantragen.<br />
Es gibt zur Zeit länderspezifisch<br />
unterschiedlich die Möglichkeit,<br />
Fördermittel vom Europäischen<br />
Sozialfond (ESF) zu<br />
bekommen, die bis zu 50% der<br />
Kosten zeitlich befristet abdecken<br />
können. Die restlichen 50% müssen<br />
immer aus anderen bzw. Eigenmitteln<br />
finanziert werden.<br />
Wenn ein Patenprojekt sich an<br />
langzeitarbeitslose Jugendliche<br />
richtet, hat es die Möglichkeit, im<br />
Zusammenhang mit den ARGEn<br />
kommunale Fördermittel zu erhalten,<br />
die jedoch an unterschiedliche<br />
Auflagen wie z.B. eine bestimmte<br />
Anzahl zu „betreuender“<br />
Jugendlicher gebunden sind, die<br />
nur eingeschränkt mit ehrenamtlicher<br />
Arbeit kompatibel sind.<br />
Manche Patenprojekte befürchten,<br />
dass sich die Handlungsstrategien<br />
der Arbeitsbehörden, die sich<br />
nach dem Prinzip „Fördern und<br />
Fordern“ richten, auf die <strong>In</strong>teraktion<br />
zwischen Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />
negativ auswirken, weil sie<br />
nicht an den Prinzipien der Freiwilligkeit<br />
und Vertraulichkeit ausgerichtet<br />
sind (siehe 4.2.2).<br />
Die bestehenden Ausbildungspatenprojekte<br />
bekommen unterschiedliche<br />
öffentliche Fördermittel.<br />
Außer der Förderung durch<br />
Mittel von ESF und ARGE sind die<br />
Föderungen hervorzuheben von:<br />
• Aktion Mensch<br />
• Stiftung Deutsche Jugendmarke<br />
• ARD Fernsehlotterie<br />
• Landesmittel für „individuelle<br />
Lernbegleiter“ in Baden-<br />
Württemberg<br />
Diese Förderungsmöglichkeiten<br />
stehen jedoch nicht allen Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
offen, da sie in der Regel nur für<br />
einzelne Projekte, nicht zur finanziellen<br />
Absicherung einer größeren<br />
Zahl gleichartiger Projekte gedacht<br />
sind. Sponsorengelder<br />
durch lokal ansässige Betriebe<br />
sind bei persönlicher Ansprache<br />
zu bekommen, die Höhe dieser<br />
Gelder ist jedoch immer weit davon<br />
entfernt, damit die Stelle eines<br />
Hauptamtlichen finanzieren zu<br />
können, denn dann könnte die<br />
entsprechende Firma ja auch im<br />
eigenen Betrieb eine neue Stelle<br />
oder einen Ausbildungsplatz einrichten,<br />
was ihr neben dem Imagegewinn<br />
noch eine zusätzliche<br />
Arbeitskraft einbringen würde.<br />
Bisher gibt es für Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
keine festen<br />
und dauerhaften Finanzierungsmöglichkeiten,<br />
diese werden jedoch<br />
gebraucht. Auf der Fachtagung<br />
zum Thema <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
im Meinwerk-<br />
<strong>In</strong>stitut am 22.11.2006 wurde<br />
von den anwesenden Projekten<br />
vorgeschlagen, dass Ausbildungs-
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
27<br />
patenschaften von den einzelnen<br />
Bundesländern gefördert werden<br />
sollten. Es wurde auch der<br />
Wunsch nach kommunikativem<br />
Austausch der Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
durch Tagungen<br />
auf Landes- und Bundesebene<br />
geäußert, was ebenfalls finanziell<br />
gefördert werden müsste.<br />
Es ist außerordentlich wichtig,<br />
dass Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
nicht nur kurzfristig, sondern<br />
langfristig gefördert werden<br />
bzw. auf Förderungsmöglichkeiten<br />
zurückgreifen können, die längerfristig<br />
und nicht nur einmalig und<br />
befristet offen stehen.<br />
4.6.5 Kontinuität<br />
Die Dauerhaftigkeit eines Projekts<br />
ist auf lange Sicht ein wesentliches<br />
Kriterium für seinen Erfolg, es<br />
wächst kontinuierlich mit Bekanntheitsgrad<br />
und öffentlichem<br />
Ansehen und bringt selbst wiederum<br />
einen Imagegewinn für die<br />
Träger. Je angesehener ein Projekt<br />
ist, desto mehr Pat<strong>In</strong>nen aus<br />
hochqualifizierten Berufen und<br />
mit guten Kontakten zu Betrieben<br />
können gewonnen werden. Die<br />
Kontinuität eines Projekts ist fast<br />
immer abhängig von der Möglichkeit<br />
einer Betreuung durch mindestens<br />
einen Hauptamtlichen.<br />
Für diesen müssen, wenn er nicht<br />
fest beim Träger des Patenprojekts<br />
beschäftigt ist und das Patenprojekt<br />
langfristig zu seinen Aufgaben<br />
gehört, immer wieder neue Fördermittel<br />
eingeworben werden. Auch<br />
wenn ein Patenprojekt erfolgreich<br />
läuft und neue Ehrenamtliche und<br />
Kooperationspartner<strong>In</strong>nen gewinnt,<br />
sehen sich die Hauptamtlichen in<br />
der Gefahr, dass ihr „Werk“ nicht<br />
weiter geführt wird, falls sie eine<br />
andere Aufgabe durch den Träger<br />
bekommen oder ihre Stelle<br />
aufgrund fehlender Fördermittel<br />
ausläuft. Entsprechendes gilt für<br />
die wenigen Projekte, die ganz von<br />
einzelnen Ehrenamtlichen organisiert<br />
werden, die diese Arbeit<br />
aber quasi wie einen Beruf ausüben<br />
und befürchten müssen,<br />
dass das Projekt zu Ende ist, wenn<br />
sie aus Altersgründen die Arbeit<br />
aufgeben müssen. Auch sie müssen<br />
langfristig versuchen, eine Förderungsmöglichkeit<br />
für hauptamtliche<br />
Projektbetreuer zu finden.<br />
Bricht die professionelle Organisation<br />
eines ausdifferenzierten<br />
Patenprojekts wegen Einstellung<br />
der Fördermittel plötzlich weg, so<br />
werden die bestehenden Patenschaften<br />
vielleicht noch zu Ende<br />
geführt, aber keine neuen mehr<br />
vermittelt. Es gehen dann nicht<br />
nur die aufgebauten Kooperationen<br />
und Netzwerke verloren, sondern<br />
späteren neuen <strong>In</strong>itiativen<br />
wird es wahrscheinlich erschwert<br />
sein, dieselben Personen, <strong>In</strong>stitutionen<br />
und Betriebe erneut für eine<br />
Zusammenarbeit zu gewinnen.<br />
<strong>In</strong> den 90er Jahren durch ABM-<br />
Stellen finanzierte, damals erfolgreiche<br />
Patenprojekte konnten<br />
manchmal nicht fortgesetzt werden,<br />
weil die Hauptamtlichen<br />
fehlten, die die Öffentlichkeitsarbeit<br />
weiter betreiben konnten, die<br />
Vermittlung der Jugendlichen und<br />
die Patentreffen organisierten und<br />
als Ansprechpartner mit Telefon<br />
und Räumen zur Verfügung standen.<br />
4.6.6<br />
Empfehlung für die<br />
Gestaltung der<br />
Projektstruktur<br />
Als Projektträger eignen sich im<br />
Prinzip alle Organisationen und<br />
<strong>In</strong>stitutionen, die die Chance haben,<br />
die Stelle eines Hauptamtlichen<br />
für das Patenprojekt finanzieren<br />
oder die Finanzierung einwerben<br />
zu können, insbesondere<br />
Einrichtungen der Jugendsozialarbeit.<br />
Jedes Patenprojekt braucht<br />
über das Beratungsnetzwerk<br />
hinaus Kooperationspartner<strong>In</strong>nen:<br />
1. für die finanzielle Förderung<br />
2. für die Suche nach Pat<strong>In</strong>nen<br />
3. für die Vermittlung von<br />
Jugendlichen<br />
Als Kooperationspartner<strong>In</strong> eignen<br />
sich alle Organisationen, die etwas<br />
mit Jugendlichen und mit der<br />
Arbeitswelt zu tun haben, also<br />
auch Betriebe, die Jugendliche<br />
ausbilden.<br />
Patenprojekte funktionieren nur<br />
dann, wenn Hauptamtliche die<br />
vielfältigen Aufgaben übernehmen<br />
können, die über die Patenschaften<br />
hinaus anfallen oder wenn Ehrenamtliche<br />
im (Vor-)Ruhestand<br />
diese Arbeiten quasi zu ihrem Beruf<br />
machen, was aber sehr selten<br />
geschieht. Die Hauptamtlichen<br />
müssen vor allem folgende Aufgaben<br />
bewältigen, die einen großen<br />
Teil ihrer Arbeitszeit in Anspruch<br />
nehmen:<br />
Suche von Ehrenamtlichen und<br />
Kontaktpersonen in Schulen und<br />
Betrieben, Aufrechterhaltung der<br />
Kontakte, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Beratung, Begleitung und Weiterqualifizierung<br />
der Ehrenamtlichen,<br />
Telefondienst, d.h. Ansprech-
28<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
barkeit für Jugendliche und Pat<strong>In</strong>nen,<br />
Organisation der Treffen, Erstgespräche<br />
mit neuen Ehrenamtlichen<br />
und Jugendlichen, Vermittlung<br />
der Patenschaften, Aufbau<br />
eines Kooperationsnetzwerks,<br />
Aquirierung von Fördermitteln. Für<br />
diese Arbeiten sowie für Räume<br />
und eventuelle Referent<strong>In</strong>nen für<br />
die Qualifizierung der Ehenamtlichen<br />
müssen Arbeitskapazitäten<br />
und Geld bereitgestellt werden.<br />
An die Länder ist die Forderung zu<br />
richten, Mittel für die langfristige<br />
Förderung von <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
bereit zu stellen, da<br />
z.Z. nur kurzfristige Fördermittel<br />
von ESF, ARGE, Aktion Mensch,<br />
Stiftung Deutsche Jugendmarke,<br />
ARD-Fernsehlotterie u.ä. Geldgebern<br />
zu bekommen sind. Es muss<br />
versucht werden, die Finanzierung<br />
des Projekts langfristig sicherzustellen,<br />
da ein „aufgegebenes“ Patenprojekt<br />
in einer Stadt nach ein<br />
paar Jahren nur unter erschwerten<br />
Bedingungen wieder neu gestartet<br />
werden kann.<br />
4.7<br />
Schwerpunkte<br />
der Zielsetzung<br />
Die einzelnen Patenprojekte haben<br />
unterschiedliche Ziele im<br />
Blick, die meist mit dem unterschiedlichen<br />
Alter ihrer Zielgruppe<br />
korrespondieren. Die Patenprojekte,<br />
die sich an Schüler<strong>In</strong>nen<br />
ab der 7., 8. oder 9. Klasse wenden,<br />
wollen diese in erster Linie<br />
bei der Erreichung des Hauptschulabschlusses<br />
unterstützen,<br />
wozu bei Migrantenjugendlichen<br />
auch die Beherrschung der<br />
deutschen Sprache gehört, teilweise<br />
auch bei der Einübung<br />
eines Sozialverhaltens, das sowohl<br />
für die Erlangung eines Ausbildungsplatzes<br />
als auch für die Verhinderung<br />
eines Ausbildungsabbruchs<br />
förderlich ist. Außerdem<br />
wollen sie die Reflexion über einen<br />
– realistischen – Berufswunsch<br />
fördern und bei der<br />
Berufsfindung beraten. Die Hilfe<br />
bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />
erfolgt im Laufe des<br />
letzten Schuljahres. Die Patenschaft<br />
endet dann im Idealfall mit<br />
dem Antritt der Ausbildung. Die<br />
Patenschaften könnten zwar über<br />
die Schulzeit hinaus noch während<br />
der Ausbildungszeit weitergeführt<br />
werden und dies geschieht<br />
auch in Einzelfällen, allgemein<br />
wird ein Patenschaftszeitraum<br />
über mehrere Jahre aber als zu<br />
lang angesehen.<br />
Andere Patenprojekte richten sich<br />
an Schüler<strong>In</strong>nen, die kurz vor dem<br />
Abschluss ihrer Schulzeit stehen.<br />
Die Jugendlichen werden zwar<br />
noch in der Schule angesprochen,<br />
da hier am besten der Kontakt<br />
hergestellt werden kann, der<br />
Schwerpunkt der ehrenamtlichen<br />
Arbeit liegt jedoch auf der Unterstützung<br />
der Jugendlichen während<br />
der Ausbildungszeit, um<br />
einen Ausbildungsabbruch zu<br />
verhindern. Der Schwerpunkt der<br />
Patenschaft muss nicht in erster<br />
Linie die Hilfe bei der Erreichung<br />
eines Ausbildungsplatzes sein, da<br />
die Patenschaft auch dann zustande<br />
kommen soll, wenn ein<br />
Ausbildungsplatz bereits gefunden<br />
ist oder wenn der Jugendliche<br />
diesen ohne Hilfe findet. Eine<br />
weitere Gruppe der Patenprojekte<br />
bezieht sich auf Jugendliche, die<br />
die Schule schon verlassen haben<br />
und jetzt einen Ausbildungsplatz<br />
oder ersatzweise auch eine Arbeitsstelle<br />
suchen. Wenn die Jugendlichen<br />
durch die ARGEn<br />
(oder entsprechender Arbeitsbehörden)<br />
oder aus sogenannten<br />
„Maßnahmen“ zur Verhinderung<br />
von Jugendarbeitslosigkeit vermittelt<br />
werden, sind sie meist schon<br />
länger als ein Jahr arbeitslos. Das<br />
Ziel der Patenschaft ist dann einerseits<br />
einen Ausbildungsplatz zu<br />
finden, andererseits aber auch, die<br />
Arbeitslosigkeit zu beenden, was<br />
auch durch den Besuch einer<br />
Schule bzw. schulischen „Maßnahme“<br />
oder durch einen Arbeitsplatz<br />
oder eine Praktikumsstelle<br />
geschehen kann.<br />
Es gibt also verschiedene Schwerpunkte<br />
bei den Zielen der einzelnen<br />
Patenprojekte: Erreichung der<br />
„Ausbildungsreife“, Erreichung der<br />
formalen Voraussetzungen für eine<br />
Ausbildung, Hilfe bei der Entwicklung<br />
eines realistischen Berufswunschs,<br />
Hilfe bei der Erlangung<br />
eines Ausbildungsplatzes, Unterstützung<br />
bei Konflikten und eventuell<br />
Hilfe beim Lernen zur Verhinderung<br />
eines Ausbildungsabbruchs,<br />
Hilfe bei der Beendigung<br />
von Langzeitarbeitslosigkeit.<br />
Entsprechend dieser unterschiedlichen<br />
Ziele, die teilweise miteinander<br />
kombiniert sind, liegen<br />
auch die Erfolge der Patenprojekte<br />
auf unterschiedlichen Ebenen.<br />
4.7.1<br />
Empfehlung für die<br />
Schwerpunktsetzung<br />
Da es empirisch unterschiedliche
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
29<br />
Schwerpunkte bzw. Ziele von Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
gibt – Unterstützung bei der Erlangung<br />
der „Ausbildungsreife“ und<br />
des Hauptschulabschlusses, Finden<br />
eines Ausbildungsplatzes, Verhinderung<br />
von Ausbildungsabbruch,<br />
Beendigung von Langzeitarbeitslosigkeit<br />
– sollte ein Ausbildungspatenschaftsprojekt,<br />
das<br />
Probleme bei der Realisierung<br />
seiner Ziele sieht, diesen eventuell<br />
einen anderen Schwerpunkt<br />
geben. Alle möglichen Ziele<br />
gleichzeitig zu realisieren erfordert<br />
mehrjährige Patenschaftsbeziehungen,<br />
dies kommt vor, wird aber<br />
eine Ausnahme bleiben.<br />
4.8 Erfolge<br />
Wann ist ein Patenprojekt erfolgreich<br />
Es ist nicht leicht, Erfolgskriterien<br />
für ein Patenprojekt heraus<br />
zu filtern. Die Häufigkeit vermittelter<br />
Ausbildungsstellen bezogen<br />
auf die Zahl der Patenschaften,<br />
die sich zunächst als<br />
statistisches Erfolgskriterium aufdrängt,<br />
hat nur eine geringe Aussagekraft,<br />
denn man weiß nicht, ob<br />
der jeweilige Jugendliche die Ausbildungsstelle<br />
auch ohne den Paten<br />
gefunden hätte oder eigentlich<br />
gar keine Patenschaft gebraucht<br />
hätte. Umgekehrt kann ein Jugendlicher<br />
eine Patenschaft vor<br />
dem Finden einer Ausbildungsstelle<br />
abgebrochen haben, weil er<br />
das Gefühl hat, auch ohne diese<br />
zu Erfolg zu kommen, oder ein Pate<br />
kann einem Jugendlichen auch<br />
helfen, ohne dass ein Ausbildungsplatz<br />
zu finden ist, er<br />
kann ihm z.B. Alternativen zu einer<br />
betrieblichen Ausbildung aufzeigen.<br />
Ob im Laufe einer Patenschaft<br />
eine Ausbildungsstelle gefunden<br />
wird, hängt außer vom lokalen<br />
Arbeitsmarkt und den Berufswünschen<br />
der Jugendlichen<br />
auch von ihren persönlichen Voraussetzungen<br />
ab. Je häufiger die<br />
Jugendlichen, die ein Patenprojekt<br />
einbezieht, sozial besonders<br />
benachteiligt sind und je öfter sie<br />
besondere persönliche Probleme<br />
haben (z.B. Drogensucht, besondere<br />
schulische Leistungsschwäche,<br />
schwere familiäre Probleme<br />
u.ä.) desto schlechter wird die Erfolgsbilanz<br />
eines Patenprojekts<br />
ausfallen, wenn man sie in der<br />
Zahl der gefundenen Ausbildungsstellen<br />
sieht. Trotzdem versuchen<br />
manche Patenprojekte, ihre Erfolge<br />
zahlenmäßig darzustellen, da<br />
Zahlen immer als sehr überzeugendes<br />
Argument wirken. Die Patenschaftsprojekte<br />
sollten jedoch<br />
aus den oben genannten Gründen<br />
nicht wie die Arbeitsagenturen an<br />
Vermittlungszahlen gemessen werden.<br />
Zum Beispiel haben in der Patenschaftsinitiative<br />
von Eduard<br />
Jeckel, dem ehemaligen Landesvorsitzenden<br />
des Kolpingwerks in<br />
Baden-Württemberg, zwischen<br />
2001 und 2004 von 33 „Patenkindern“<br />
20 eine Lehrstelle gefunden,<br />
12 absolvierten 2004<br />
noch ein berufsvorbereitendes<br />
Jahr (Stuttgarter Zeitung vom<br />
2.12. 2004). Weitere Zahlenbeispiele<br />
ließen sich anführen.<br />
Erfolgreich ist ein Patenprojekt<br />
schon dann, wenn Jugendliche<br />
und Pat<strong>In</strong>nen zusammenkommen,<br />
wenn also Patenschaften vermittelt<br />
werden, die eine gewisse Zeit<br />
fortdauern und von den Beteiligten<br />
für produktiv gehalten werden.<br />
Aus den gesammelten Dokumenten<br />
ist zu schließen, dass einige<br />
Patenprojekte dieses Stadium<br />
noch nicht erreicht haben. Sie<br />
stehen erst am Anfang. Die Ideen<br />
zur Organisation eines Patenprojekts<br />
sind vorhanden, eine gewisse<br />
Struktur ist da, aber eine Vermittlung<br />
von Jugendlichen an Pat<strong>In</strong>nen<br />
ist noch nicht oder kaum zustande<br />
gekommen, der Erfolg im<br />
oben beschriebenen Sinne steht<br />
also noch aus. Die Vermittlung der<br />
Jugendlichen an die Pat<strong>In</strong>nen ist<br />
das entscheidende Erfolgskriterium<br />
jedes Patenprojekts (siehe<br />
4.2).<br />
Am besten könnte der Erfolg der<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> an der<br />
genauen Beschreibung der Berufsbiographie<br />
einzelner benachteiligter<br />
Jugendlicher demonstriert werden,<br />
von denen zunächst niemand<br />
gedacht hätte, dass sie jemals<br />
den Hauptschulabschluss schaffen<br />
und die mit Hilfe eines Ausbildungspaten<br />
schließlich erfolgreich<br />
nicht nur eine Berufsausbildung,<br />
sondern auch eine Arbeitsstelle<br />
in einem qualifizierten<br />
Beruf erreichten. Diese Beispiele<br />
ermuntern die freiwilligen Pat<strong>In</strong>nen<br />
trotz mancher Frustrationen<br />
immer wieder dazu, weiter zu machen.<br />
Eine funktionierende Patenschaftsbeziehung<br />
bringt sowohl<br />
den Jugendlichen wie den Pat<strong>In</strong>nen<br />
einen Gewinn. Die Jugendlichen<br />
erweitern ihre sozialen Kompetenzen,<br />
überwinden eventuell<br />
Lerndefizite, werden zum Lernen<br />
und zur Berufsorientierung motiviert,<br />
erweitern ihre sozialen Beziehungen<br />
und erhalten Zugang zu<br />
ihnen vorher unzugänglichen
30<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
sozialen Netzwerken. Sie erhalten<br />
konkrete Hilfe bei der Erlangung<br />
der Ausbildungsreife, der Berufsentscheidung,<br />
der Suche nach einem<br />
Ausbildungsplatz und eventuell<br />
auch bei der Verhinderung<br />
eines Ausbildungsabbruchs. Die<br />
Pat<strong>In</strong>nen haben den Gewinn einer<br />
sinnvollen Aufgabe, des Kontakts<br />
mit der jüngeren Generation, der<br />
Möglichkeit der Weitergabe ihrer<br />
Berufs- und Lebenserfahrung,<br />
eventuell des Kennenlernens einer<br />
anderen Kultur, der Erfahrung der<br />
Gemeinschaft mit anderen Pat<strong>In</strong>nen.<br />
Eine gute Patenbeziehung hat<br />
bei Migrantenjugendlichen auch<br />
eine interkulturelle Dimension: sie<br />
ist ein Gewinn an <strong>In</strong>tegration über<br />
die konkreten Erfolge der Patenschaft<br />
hinaus.<br />
Einen weiteren Gewinn bringen<br />
Patenschaftsprojekte dem Gemeinwesen.<br />
Eine Stadt bzw. eine<br />
Gemeinde, in der sich Freiwillige<br />
für die berufliche <strong>In</strong>tegration benachteiligter<br />
Jugendlicher einsetzen<br />
und dieses Thema immer wieder<br />
in die Öffentlichkeit tragen,<br />
verändert sich langfristig, so die<br />
Erfahrung von Klaus-Peter Martin,<br />
Hauptamtlicher des Projekts „Alt<br />
hilft Jung im Jugendbüro Neu<br />
Isenburg“, das seit 1997 besteht.<br />
Durch die Arbeit eines Patenprojekts<br />
wird das Bewusstsein über<br />
die Ausbildungsplatzmisere als<br />
soziales Problem wachgehalten.<br />
Benachteiligte Jugendliche beruflich<br />
zu integrieren wird potenziell<br />
zu einer Gemeinschaftsaufgabe<br />
von Schulen, Betrieben, <strong>In</strong>stitutionen,<br />
Verbänden und Bürger<strong>In</strong>nen.<br />
Statt einen Teil der jüngeren Generation<br />
„abzuschreiben“ oder sie<br />
dem Unterhalt und der Kontrolle<br />
durch Behörden zu überlassen,<br />
wird demokratischer Gemeinsinn<br />
praktiziert.<br />
4.8.1<br />
Empfehlung für die<br />
Beurteilung des<br />
Erfolgs von<br />
Ausbildungs-<br />
patenschaftsprojekten<br />
Der Erfolg der Patenschaftsprojekte<br />
sollte nicht an den<br />
Vermittlungszahlen von Jugendlichen<br />
in Ausbildungsstellen<br />
gemessen werden, sondern am<br />
Zustandekommen funktionierender<br />
Patenschaften und dem<br />
daraus folgenden Gewinn für<br />
Jugendliche, Pat<strong>In</strong>nen und Gemeinwesen.
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
31<br />
5.<br />
Bedeutung für die katholische Jugendsozialarbeit<br />
<strong>In</strong>sbesondere für die schulbezogene<br />
Jugendsozialarbeit,<br />
die Jugendberufshilfe und die<br />
Jugendmigrationsdienste bieten<br />
sich Anknüpfungspunkte für <strong>Ausbildungspatenschaften</strong>.<br />
Ausbilbildungspatenschaften<br />
sind kein<br />
Ersatz für deren professionelle Angebote,<br />
sondern sie können als<br />
sinnvolle ergänzende Angebote<br />
selbst initiiert oder genutzt werden.<br />
Mit entsprechenden Arbeitszeitkapazitäten<br />
können die Fachkräfte<br />
Patenschaftsprojekte aufbauen,<br />
bestehende Patenschaftsprojekte<br />
unterstützen bzw. selbst<br />
für ihre Teilnehmer/-innen nutzen.<br />
Die Mitarbeiter<strong>In</strong>nen aus der<br />
schulbezogenen Jugendsozialarbeit,<br />
aus der Jugendberufshilfe<br />
und aus den Jugendmigrationsdiensten<br />
werden auch von bestehenden<br />
oder im Aufbau befindlichen<br />
Patenprojekten gebraucht,<br />
da sie durch ihre Arbeit wissen,<br />
welche Jugendlichen, die die bereits<br />
vorhandenen Angebote wahrnehmen,<br />
für eine Ausbildungspatenschaft<br />
geeignet wären, bzw.<br />
welchen Jugendlichen diese helfen<br />
würde. Sie können die Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
unterstützen,<br />
indem sie die entsprechenden<br />
Jugendlichen persönlich<br />
ansprechen und bei <strong>In</strong>teresse die<br />
Verbindung zum Patenschaftsprojekt<br />
herstellen. Die Mitarbeiter<strong>In</strong>nen<br />
der schulbezogenen Jugendsozialarbeit<br />
können auch den<br />
Kontakt zwischen Lehrer<strong>In</strong>nen und<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
herstellen und die kommunikative<br />
Verbindung aufrechterhalten. Die<br />
schulbezogene Jugendsozialarbeit<br />
kann vor allem Schüler<strong>In</strong>nen ansprechen,<br />
also Jugendliche, die<br />
erst in der Phase der Berufsfindung<br />
sind, während die Jugendberufshilfe<br />
sich an Jugendliche im<br />
Übergang zwischen Schule und<br />
Beruf oder im Beruf wendet, also<br />
an arbeitslose Jugendliche, Jugendliche<br />
in der Ausbildung oder<br />
im sogenannten „Übergangssystem“<br />
(BVJ u.ä.).<br />
Die Jugendmigrationsdienste können<br />
bestehende Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
für ihre Zielgruppe<br />
nutzen, da die berufliche<br />
<strong>In</strong>tegration Jugendlicher mit Migrationshintergrund<br />
nachgewiesenermaßen<br />
häufig an fehlenden<br />
Zugängen/Beziehungen zum Ausbildungsmarkt<br />
scheitert. Durch<br />
eine Patenschaft können hier Zugangswege<br />
eröffnet werden. Auch<br />
bietet eine Patenschaft im besten<br />
Fall für Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
sowie dem Paten/der<br />
Patin eine Möglichkeit zu<br />
interkulturellem Austausch. Die<br />
Einrichtungen der Jugendsozialarbeit<br />
können den Kontakt zu einem<br />
Beratungsnetzwerk herstellen<br />
und Qualifizierungsangebote für<br />
die Pat<strong>In</strong>nen machen.<br />
Beispielsweise könnten sie die<br />
Pat<strong>In</strong>nen für die Zielgruppe benachteiligter<br />
Jugendlicher sensibilisieren,<br />
indem sie sie z.B. aus ihren<br />
Erfahrungen und ihrem pädagogischen<br />
Fachwissen heraus über<br />
die Situation der Jugendlichen informieren.<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
können bürgerschaftliches Engagement<br />
anregen. Gleichzeitig bieten<br />
sie eine gute Plattform für die<br />
entsprechenden Einrichtungen, um<br />
öffentlichkeitswirksam für ihre Arbeit<br />
zu werben und für ihre Zielgruppe<br />
Lobbyarbeit zu betreiben.<br />
Leichter als für manche anderen<br />
Projekte können vermutlich für die<br />
Finanzierung von Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
Stiftungen<br />
und Wirtschaftsunternehmen<br />
gewonnen werden.<br />
Die katholische Jugendsozialarbeit<br />
kann die Möglichkeit nutzen,<br />
über die katholischen Verbände<br />
oder die Pfarreien Kontakte zu bereits<br />
aktiven Ehrenamtlichen herzustellen<br />
und über diese weitere<br />
Ehrenamtliche als Pat<strong>In</strong>nen zu<br />
werben. Auf diese Weise kann ein<br />
katholischer Verband sowohl benachteiligten<br />
Jugendlichen im
32<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Übergang zwischen Schule und<br />
Beruf als auch Erwachsenen bzw.<br />
älteren Menschen ein aufeinander<br />
abgestimmtes spezifisches Angebot<br />
machen: den Jüngeren Unterstützung<br />
bei der Berufsfindung,<br />
den Älteren eine befriedigende<br />
und interessante Aufgabe. Dies<br />
darf natürlich nicht so eng gesehen<br />
werden, dass hier innerhalb<br />
6.<br />
eines Verbandes die Älteren den<br />
Jüngeren helfen, denn die Jugendlichen,<br />
an die sich die Jugendsozialarbeit<br />
richtet, sind in der<br />
Regel nicht in einem katholischen<br />
Verband, wie z.B. bei der Kolpingjugend<br />
aktiv.<br />
Vermutlich aufgrund der großen<br />
Tradition ehrenamtlicher Arbeit im<br />
Bereich der katholischen Kirche<br />
und der katholischen Verbände<br />
sind hier relativ viele Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
entstanden bzw. sind katholische<br />
Organisationen häufig als Träger<br />
oder Kooperationspartner<strong>In</strong> von<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
zu finden (siehe Projekteliste).<br />
Beispiele für einzelne Praxismodelle<br />
6.1<br />
„Jugend braucht<br />
Arbeit: Spenden Sie<br />
Vitamin B“ Ein<br />
Patenschaftsprojekt<br />
des Caritasverbands<br />
Freiburg Stadt e.V.<br />
und IN VIA Katholische<br />
Mädchen-<br />
sozialarbeit<br />
Diözesanverband<br />
Freiburg e.V.<br />
(Quellen: Expertengespräch mit<br />
Gerhard Wienandts, Leiter des<br />
Caritas Bildungszentrums Freiburg<br />
am 13.7.06, Broschüren und Film<br />
des Patenprojekts)<br />
Das gemeinsame Patenprojekt<br />
des Caritasverbands Freiburg<br />
Stadt e.V. und IN VIA Diözesanverband<br />
Freiburg e.V. beruht auf<br />
einer bereits 18-jährigen Zusammenarbeit<br />
mit einer Schule<br />
(Edith-Stein-Schule), in der<br />
Mädchen, die keinen Ausbildungsplatz<br />
haben, ein Berufsvorbereitendes<br />
Jahr (BVJ) als 10.<br />
Pflichtschuljahr absolvieren.<br />
6.1.1<br />
Rekrutierung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Zu Beginn des Patenprojekts wurden<br />
ausschließlich Wirtschaftsjunioren<br />
als Pat<strong>In</strong>nen geworben,<br />
später wurde der Patenkreis allgemein<br />
auf Personen erweitert, die<br />
in einer verantwortlichen beruflichen<br />
Position stehen. Die Pat<strong>In</strong>nen<br />
sollen möglichst aktuell berufstätig<br />
sein oder eine Rolle im<br />
öffentlichen Leben Freiburgs spielen.<br />
Die potentiellen Pat<strong>In</strong>nen<br />
werden persönlich angesprochen;<br />
es wird Wert darauf gelegt, dass<br />
sie beruflich vermitteltes „Vitamin<br />
B“ haben, das sie für ihre „Patenkinder“<br />
einsetzen können. Jedes<br />
Jahr werden zwölf Paten eingesetzt.<br />
Das Patenschaftsprojekt<br />
wird bewusst nicht auf eine<br />
größere Zahl Pat<strong>In</strong>nen ausgedehnt,<br />
um es möglichst professionell<br />
durchführen und durch die Jugendberufshilfe<br />
begleiten zu<br />
können. Aufgabe der Paten ist die<br />
Begleitung und Unterstützung der<br />
Jugendlichen bei der Suche nach<br />
einem Praktikumsplatz, beim<br />
Lernen, beim Erstellen von<br />
Bewerbungsunterlagen und bei<br />
der Suche nach einem Ausbildungsplatz.<br />
<strong>In</strong> den letzten Jahren<br />
hat sich gezeigt, dass in Gesprächen<br />
zwischen einem Paten und<br />
einem „Patenkind“ auch oft „nur“<br />
das <strong>In</strong>teresse an dem Jugendlichen<br />
und an dessen Leben sowie<br />
die Stärkung des Selbstbewusstseins<br />
eine wichtige Rolle spielen.<br />
6.1.2<br />
Zielgruppe der Jugendli-<br />
chen, an die sich das<br />
Angebot richtet<br />
Das Patenschaftsprojekt richtet<br />
sich an die Schülerinnen des<br />
Berufsvorbereitungsjahres (BVJ)<br />
der Edith-Stein-Schule in Freiburg.<br />
Schülerinnen, die bisher<br />
keinen Ausbildungsplatz gefunden<br />
haben, machen dort das 10.<br />
Schuljahr als Vollzeitpflichtschuljahr.<br />
Die Mitarbeiterinnen
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
33<br />
aus der Jugendberufhilfe von IN<br />
VIA Diözesanverband Freiburg und<br />
Caritas Freiburg Stadt, die ohnehin<br />
mit der Schule zusammenarbeiten,<br />
wählen die für eine Patenschaft<br />
geeigneten Schülerinnen<br />
und die zu ihnen passenden Pat<strong>In</strong>nen<br />
aus. Sie kennen die Schülerinnen<br />
bereits aus einem Kompetenztraining<br />
und aus einem gemeinsamen<br />
Hüttenaufenthalt, der<br />
regelmäßig am Anfang des Schuljahres<br />
stattfindet. Kriterien für die<br />
Auswahl der Schülerinnen sind,<br />
dass sie noch keinen Ausbildungsplatz<br />
haben und erwarten<br />
lassen, dass die Patenschaft erfolgreich<br />
verläuft. Zunächst wird<br />
ein persönliches Gespräch mit<br />
den Schülerinnen geführt, denen<br />
eine Patenschaft angeboten werden<br />
soll, und festgestellt, ob sie<br />
ein <strong>In</strong>teresse daran haben. Anschließend<br />
werden von ca. 80 -<br />
100 Schülerinnen zwölf für eine<br />
Patenschaft ausgewählt.<br />
6.1.3<br />
Begleitung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Die Begleitung der Ehrenamtlichen<br />
konzentriert sich auf drei<br />
Patentreffen im Jahr in der Edith-<br />
Stein-Schule. Dort findet ein Erfahrungssautausch<br />
zwischen den<br />
zwölf Pat<strong>In</strong>nen statt. Zudem hat<br />
die Jugendberufshilfe eine „Handreichung<br />
für Paten“ erarbeitet, u.a.<br />
mit Vorschlägen, welche Themen<br />
im Laufe des Patenschaftsjahres<br />
besprochen werden können. Die<br />
Jugendberufshilfe an der Edith-<br />
Stein-Schule und das Bildungszentrum<br />
der Caritas Freiburg bieten<br />
den Schülerinnen über die<br />
Patenschaft hinaus Kompetenztraining<br />
und Bewerbungstraining<br />
an. Am Caritas-Bildungszentrum<br />
Freiburg werden auch Ausbildungsbegleitende<br />
Hilfen (AbH)<br />
und Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen<br />
(BvB) durchgeführt.<br />
Diese Aufgaben sollten<br />
nach Überzeugung des Patenprojekts<br />
in professioneller Hand<br />
bleiben.<br />
6.1.4<br />
Projektstruktur<br />
Das Patenprojekt wurde im Aufbau<br />
von Ikarus gefördert, einem<br />
„landesweiten Projekt zur <strong>In</strong>novation<br />
und Qualitätsentwicklung in<br />
Einrichtungen und Netzwerken der<br />
Jugendberufshilfe, durchgeführt<br />
vom Paritätischen Wohlfahrtsverband<br />
Baden-Württemberg e.V.<br />
und dem Diakonischen Werk<br />
Württemberg“ (Jugend braucht<br />
Arbeit, Handreichung für Patinnen<br />
und Paten, Rückseite). Die Jugendberufshilfe<br />
von IN VIA Diözesanverband<br />
Freiburg e.V. und<br />
dem Caritasverband Freiburg<br />
Stadt e.V. sowie das Patenprojekt<br />
werden außerdem gefördert durch<br />
Mittel des ESF und durch kommunale<br />
Mittel.<br />
Nach Überzeugung der Projektbeteiligten<br />
bietet das Patenprojekt<br />
eine gerade für Ehrenamtliche geeignete<br />
Arbeit, weil die Pat<strong>In</strong>nen<br />
den Jugendlichen Möglichkeiten<br />
bieten könnten, die Hauptamtliche<br />
nicht haben, z.B. „Vitamin B“,<br />
um eine Stelle zu bekommen. Ehrenamtliche<br />
haben hierfür andere<br />
und auch eventuell breitere Kontakte,<br />
sofern sie noch im Berufsleben<br />
stehen. Das Patenschaftsprojekt<br />
ist dadurch, dass es während<br />
des BVJ stattfindet, in eine<br />
Reihe anderer Jugendhilfemaßnahmen<br />
wie Kompetenz- und Bewerbungstrainings<br />
eingebettet, die<br />
von Hauptamtlichen durchgeführt<br />
werden.<br />
6.1.5<br />
Ver<br />
ermittlung der Patenschaft<br />
und <strong>In</strong>teraktion zwischen<br />
Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />
Zur Kontaktaufnahme werden in<br />
der ersten Runde in einer „Blindzuordnung“<br />
die Paten und „Patenkinder“<br />
von den hauptamtlich Beschäftigten<br />
der Jugendhilfe zusammengeführt.<br />
Die Jugendlichen verfassen<br />
eine schriftliche Bewerbung<br />
um eine Patenschaft,<br />
„Steckbrief“ genannt. Damit die<br />
Patenschaft erfolgreich verlaufen<br />
kann, ist es wichtig, dass die „Patenkinder“<br />
ein Mindestmaß an<br />
Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit,<br />
gerade bzgl. der Treffen mit<br />
den Pat<strong>In</strong>nen, zeigen. Das erste<br />
Treffen findet zu dritt zusammen<br />
mit der Vertreterin der Jugendberufshilfe<br />
an einem neutralen Ort<br />
statt. Danach treffen Pate/Patin<br />
und Schülerin sich zu zweit. Die<br />
Schülerinnen und die Pat<strong>In</strong>nen<br />
treffen eine individuelle Vereinbarung,<br />
wo und wie oft sie sich treffen.<br />
Sie sprechen zunächst über<br />
die Berufswünsche der Schülerin:<br />
Im Idealfall fällt dem Paten/ der<br />
Patin dann gleich ein, mit wem er<br />
deswegen Kontakt aufnehmen<br />
könnte.<br />
Die Häufigkeit der Treffen variiert<br />
bei jeder Patenschaft zwischen 4-<br />
5 Treffen im Jahr bis zu regelmäßigen<br />
Treffen in jeder Woche. Eine<br />
Patenschaft dauert bis zum<br />
Schuljahresende des BVJ, also ein<br />
Jahr, manche Patenschaftspaare
34<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
treffen sich weiter.<br />
6.1.6<br />
Schwerpunkte der<br />
Zielsetzung<br />
Das Hauptziel dieses Patenprojekts<br />
ist es, den Jugendlichen für<br />
ein Jahr Pat<strong>In</strong>nen an die Seite zu<br />
stellen, die <strong>In</strong>teresse und Engagement<br />
für die Jugendlichen mitbringen.<br />
Zum Teil gelingt es durch<br />
das „Vitamin B“ der Pat<strong>In</strong>nen,<br />
den Jugendlichen bei der Ausbildungsplatzsuche<br />
zu helfen. Natürlich<br />
spielt in den Gesprächen<br />
auch die Berufsfindung, d.h. die<br />
Entwicklung realistischer Berufswünsche<br />
ein Rolle. Die ursprüngliche<br />
Idee dieses Patenprojekts<br />
war es, dass die Ehrenamtlichen,<br />
zunächst alle Wirtschaftsjunioren,<br />
in ihren Betrieben für die Jugendlichen<br />
Stellen schaffen könnten.<br />
Aber diese Hoffnungen wurden in<br />
der Praxis als unrealistisch erkannt,<br />
da ein Bankdirektor z.B. in<br />
seiner Bank in der Regel keine<br />
passende Stelle für ein Mädchen<br />
aus dem Berufsvorbereitungsjahr<br />
hat. Eine Erfahrung dieses Patenprojekts<br />
ist es, dass man von den<br />
Ehrenamtlichen nicht erwarten<br />
darf, die Jugendlichen im eigenen<br />
Betrieb unterzubringen oder in jedem<br />
Fall eine Lehrstelle zu finden,<br />
weil man damit keinen Erfolg habe.<br />
<strong>In</strong>sgesamt wird die Arbeit an dem<br />
Patenprojekt von den Beteiligten<br />
als sehr positiv und als eine angenehme<br />
Arbeit eingeschätzt. Über<br />
die unmittelbare Zielsetzung der<br />
Ausbildungsplatzvermittlung hinaus<br />
finde ein Austausch zwischen<br />
verschiedenen Gesellschaftsschichten,<br />
verschiedenen Generationen<br />
und verschiedenen Kulturen<br />
(durch die Migranten) statt,<br />
der nur zu begrüßen sei.<br />
6.1.7<br />
Rat an andere<br />
Ausbildungspaten-<br />
schaftsprojekte<br />
Wichtig ist die Professionalität der<br />
Durchführung und ein professionelles<br />
Netzwerk. Ehrenamtliche<br />
sollten nicht die Aufgaben übernehmen,<br />
für die professionelle<br />
Einrichtungen bereitstehen. Die<br />
Pat<strong>In</strong>nen sollten in einer verantwortlichen<br />
beruflichen Position<br />
stehen, um den Jugendlichen mit<br />
ihrem „Vitamin B“ helfen zu können.<br />
6.1.8<br />
Erfolg<br />
Die Beteiligten dieses Projekts<br />
messen den Erfolg nicht an den<br />
Zahlen der Vermittlung in eine<br />
Ausbildungsstelle, da hierdurch<br />
die Pat<strong>In</strong>nen unter Druck gesetzt<br />
würden. Da die Vermittlung<br />
zwischen Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen,<br />
also die Auswahl des<br />
zusammenpassenden Tandems<br />
professionell geschehe, d.h. von<br />
der Jugendberufshilfe durchgeführt<br />
wird, funktionierten ca. 80<br />
Prozent der Patenschaften gut.<br />
6.2<br />
Projekt<br />
AusbildungsPaten-<br />
schaften,<br />
Bischöfliches<br />
Generalvikariat,<br />
Referat Kirche und<br />
Gesellschaft, Bis-<br />
tum Münster,<br />
Regionalstelle<br />
Recklinghausen<br />
(Quelle: Expertengespräch mit<br />
Martin Merkens, Referat Kirche<br />
und Arbeitswelt des Bistums<br />
Münster in Recklinghausen am<br />
2.8.2006; Projektselbstdarstellungen<br />
und Materialien; Zeitungsartikel;<br />
Merkens 2006)<br />
Das Projekt AusbildungsPatenschaften“<br />
wurde vom Referat Kirche<br />
und Arbeitswelt des Bistums<br />
Münster 2003 aufgrund der positiven<br />
Erfahrungen des nicht weit<br />
entfernten Projekts „Arbeit in<br />
Essen“ initiiert. Das Projekt wurde<br />
in Kooperation mit der Katholischen<br />
Arbeitnehmer Bewegung<br />
(KAB) und einigen Kolpingfamilien<br />
aufgebaut.<br />
Die Situation am Ausbildungsstellenmarkt<br />
hat sich im Kreis<br />
Recklinghausen in den letzten<br />
Jahren verschlechtert. Im Sommer<br />
2006 hatten am Ende der 10.<br />
Klasse nur 2 Schüler<strong>In</strong>nen in einigen<br />
der Hauptschulen, mit denen<br />
das Patenprojekt Kontakt hatte,<br />
einen Ausbildungsplatz gefunden.<br />
Deshalb ist hier ein Ausbildungspatenprojekt<br />
von besonderer<br />
Dringlichkeit.
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
35<br />
6.2.1<br />
Rekrutierung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Das Projekt „AusbildungsPaten“<br />
arbeitet mit einer hohen Zahl von<br />
inzwischen rund 100 ehrenamtlichen<br />
Paten und Patinnen. Diese<br />
wurden teils durch persönliche<br />
Ansprache gewonnen, teils meldeten<br />
sie sich aufgrund der intensiven<br />
Pressearbeit oder weil sie<br />
über andere Paten von dem Projekt<br />
gehört hatten. Die aktiven Paten<br />
sind zwischen 30 und 70 Jahre<br />
alt, etwa die Hälfte ist berufstätig,<br />
die andere Hälfte im Ruhestand.<br />
Unter den aktiven Ausbildungspaten<br />
sind ca. die<br />
Hälfte Frauen.<br />
Einige Paten sind ehemalige Beschäftigte<br />
des Bergbaus. Die<br />
aktuell Berufstätigen kommen aus<br />
vielen verschiedenen Berufen, sie<br />
reichen vom Malermeister bis zum<br />
Juristen. Viele sind oder waren<br />
hauptberuflich im Bereich Ausbildung<br />
tätig.<br />
Nach der Einschätzung des hauptamtlichen<br />
Organisators melden<br />
sich für die Ausbildungspatenschaft<br />
nur Personen, die in erster<br />
Linie ein anspruchsvolles Ehrenamt<br />
suchen und nicht Kontakt<br />
oder Unterhaltung. Die ehrenamtlich<br />
Beschäftigten suchten nach<br />
einer sinnvollen Arbeit, ihre Motivation,<br />
eine Patenschaft zu übernehmen,<br />
gehe nicht von der Zugehörigkeit<br />
zu einem Verband aus,<br />
der für Patenschaften wirbt, sondern<br />
beruhe auf einer individuellen<br />
Entscheidung. Der Weitergabe<br />
individueller Lebenserfahrung an<br />
Jüngere seien allerdings Grenzen<br />
gesetzt. Ein Pate, der selber beruflich<br />
aufsteigen konnte, z.B. von<br />
der Lehre bis zum Ausbildungsleiter,<br />
müsse realisieren, dass ein<br />
solcher Aufstieg heute nicht mehr<br />
möglich sei und dürfe von den<br />
Jugendlichen nicht zuviel erwarten.<br />
Vor der Übernahme einer Patenschaft,<br />
müssen die Pat<strong>In</strong>nen als<br />
Mindestvoraussetzung entweder<br />
ein ausführliches Gespräch mit<br />
dem hauptamtlichen <strong>In</strong>itiator des<br />
Projekts führen oder an einem<br />
eintägigen Seminar teilnehmen.<br />
Es werden ihnen über dieses Seminar<br />
hinaus in Zusammenarbeit<br />
mit der VHS und dem Bildungszentrum<br />
des Handels Recklinghausen<br />
spezielle Qualifizierungskurse<br />
angeboten, die auch von<br />
vielen Pat<strong>In</strong>nen genutzt werden. <strong>In</strong><br />
diesen Kursen wird Wissen über<br />
den Ausbildungsmarkt, über den<br />
Ablauf einer betrieblichen oder<br />
überbetrieblichen Ausbildung und<br />
über bestimmte Berufe vermittelt,<br />
außerdem werden Ausbildungswerkstätten<br />
und überbetriebliche<br />
Ausbildungseinrichtungen besichtigt.<br />
Die einzelnen Module der<br />
Qualifizierungsreihe heißen: „Eine<br />
Ausbildungsstelle finden“, „Während<br />
der Ausbildung“ und „Einführung<br />
in das Projekt / Jugendliche<br />
heute“.<br />
6.2.2<br />
Zielgruppe der<br />
Jugendlichen, an die<br />
sich das Angebot richtet<br />
Zielgruppe des Projekts sind zu<br />
95 Prozent Hauptschüler und –<br />
schülerinnen. Der Kontakt mit den<br />
Jugendlichen wird über Schulen<br />
bzw. über Schulsozialarbeiter und<br />
über Jugendberufshilfeeinrichtungen<br />
(z.B. „Joker“ in Herten)<br />
hergestellt. Die Patenschaften begannen<br />
für die Jugendlichen bisher<br />
erst im letzten Quartal vor<br />
dem Ende des 10. Schuljahres.<br />
Der Schwerpunkt lag auf der<br />
Begleitung der Ausbildung und<br />
der Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen.<br />
<strong>In</strong> Zukunft sollen die<br />
Patenschaften schon früher beginnen,<br />
um die Jugendlichen auch<br />
bei der Berufswahl und der<br />
Ausbildungsplatzsuche durch die<br />
Pat<strong>In</strong>nen unterstützen zu können.<br />
Viele Jugendliche dächten erst<br />
kurz vor dem Schulabschluss darüber<br />
nach, was sie werden wollten<br />
und verdrängten das Problem<br />
der Entscheidungsfindung zu lange.<br />
Gerade diejenigen Jugendlichen,<br />
die die Unterstützung eines<br />
Paten schon für die Berufsentscheidung<br />
gebrauchen könnten,<br />
hielten dies aus demselben<br />
Grund für nicht notwendig.<br />
6.2.3<br />
Begleitung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Neben den schon erwähnten Qualifizierungskursen<br />
finden regelmäßige<br />
gemeinsame Treffen für die<br />
Paten statt, bei denen aktuelle<br />
<strong>In</strong>formationen z.B. zum Ausbildungsstellenmarkt<br />
gegeben werden,<br />
die Teilnehmer<strong>In</strong>nen über<br />
ihre ehrenamtliche Arbeit berichten<br />
und Probleme gemeinsam besprechen.<br />
Außerdem bekommen<br />
die Pat<strong>In</strong>nen regelmäßig Rundbriefe.<br />
Manche Pat<strong>In</strong>nen melden sich oft<br />
beim Referat Kirche und Arbeitswelt,<br />
manche arbeiten völlig<br />
selbstständig. Alle Pat<strong>In</strong>nen<br />
können jederzeit beim Referat<br />
Kirche und Arbeitswelt oder bei
36<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Kontaktpersonen in der Schule<br />
Unterstützung bei akuten Problemen<br />
bekommen (persönlich,<br />
telefonisch, per mail).<br />
Den Pat<strong>In</strong>nen steht – im Hintergrund<br />
– ein differenziertes, professionelles<br />
Beratungsnetzwerk zur<br />
Verfügung, an das sie sich wenden<br />
können oder an das sie die Jugendlichen<br />
im Bedarfsfall vermitteln<br />
können. Hierzu gehören u.a.<br />
ein Jugendhilfezentrum, Sozialarbeiter<strong>In</strong>nen,<br />
die Berufsberatung<br />
und die für die Berufsberatung<br />
zuständigen Lehrer<strong>In</strong>nen, außerdem<br />
Erziehungsberatungsstellen,<br />
Drogen- und Suchtberatung, Verbraucherberatung,<br />
Schuldnerberatung,<br />
Jugendamt, Jugendberufshilfe,<br />
Jugendgerichtshilfe,<br />
Kreislehrlingswart, IHK-Ausbildungsberater,<br />
VHS Recklinghausen<br />
und Bildungszentrum des Handels<br />
Recklinghausen.<br />
Meist fehlt es den Jugendlichen<br />
und ihren Eltern an dem Wissen,<br />
wo sie professionelle Hilfe bei<br />
bestimmten Problemen bekommen<br />
könnten, oft handelt es sich<br />
nur um ein Kommunikationsproblem;<br />
Aufgabe des Paten ist es<br />
u.a., den Weg zur professionellen<br />
Hilfe zu ebnen, wenn diese nötig<br />
ist. Er kann zum Beispiel ausbildungsbegleitende<br />
Hilfen (abH)<br />
beantragen oder eine Suchttherapie<br />
vermitteln. Allerdings muss<br />
der Jugendliche die Hilfe auch<br />
annehmen können, was nicht immer<br />
der Fall ist. Wenn eine Patenschaft<br />
scheitert, ist es Aufgabe der<br />
Hauptamtlichen, nach den Ursachen<br />
zu suchen und den Beteiligten<br />
die Situation zu erklären, damit<br />
keine Frustration zurückbleibt.<br />
„<strong>In</strong>sgesamt gilt, dass für ein derart<br />
anspruchsvolles Ehrenamt auch<br />
anspruchsvolle Rahmenbedingungen<br />
angeboten werden müssen.<br />
Dazu zählen auch eine jährliche<br />
Aufwandspauschale, ein<br />
zusätzlicher Versicherungsschutz<br />
und auf Wunsch Qualifizierungsund<br />
Tätigkeitsnachweise.“<br />
(Merkens 2006, S.148)<br />
6.2.4<br />
Projektstruktur<br />
Trägerschaft und zentrale Organisation<br />
des Projekts „Ausbildungs-<br />
Paten“ liegt beim Referat Kirche<br />
und Arbeitswelt des Bistums<br />
Münster. Das Projekt wird außerdem<br />
gefördert durch die Alfried<br />
Krupp von Bohlen und Halbach-<br />
Stiftung und dem Solidarfond Castrop-Rauxel.<br />
Diese zahlen u.a.<br />
die Aufwandsentschädigung für<br />
die ehrenamtlichen Mitarbeiter.<br />
Seit Beginn des Projekts im<br />
Herbst 2003 wurden im Rahmen<br />
des „Netzwerks AusbildungsPatenschaften“<br />
zahlreiche Kontakte<br />
zu anderen Organisationen und<br />
Einrichtungen aufgebaut.<br />
Bei der Suche der Ausbildungspaten<br />
wirken verschiedene <strong>In</strong>stitutionen<br />
und Organisationen mit,<br />
z.B. Verbände (Katholische Arbeitnehmerbewegung,<br />
Kolping), das<br />
Netzwerk Bürgerengagement, Gewerkschaften<br />
und Seniorenbeiräte.<br />
Über die Verbände und Seniorenbeiräte<br />
besteht die Möglichkeit,<br />
ältere Menschen für die Aufgabe<br />
der Ausbildungspatenschaft<br />
anzusprechen. Bei der Vermittlung<br />
der Patenschaften wurden Kontakte<br />
zu insgesamt 16 Schulen (12<br />
Hauptschulen, 4 Gesamtschulen)<br />
aufgebaut. Die Begleitung der<br />
Pat<strong>In</strong>nen und die Gesamtkoordination<br />
wird schwerpunktmäßig<br />
durch das Referat Kirche<br />
und Arbeitswelt geleistet, ergänzt<br />
durch die Kontaktpersonen in den<br />
Schulen bzw. den Jugendberufshilfeeinrichtungen.<br />
Die IHK und<br />
die Kreishandwerkerschaft trägt<br />
das Projekt mit und übernimmt<br />
Anteile, z.B. bei den Qualifizierungsangeboten<br />
und Einführungsveranstaltungen.<br />
Das Projekt AusbildungsPatenschaften<br />
beruht auf einem regionalen<br />
Netzwerk, das selbst wieder<br />
mit weiteren Netzwerken verzahnt<br />
ist, z.B. der „Lernenden Region<br />
a.+l.l.+e“ (DGB Bildungswerk)<br />
und dem Bildungsforum Vest.<br />
Außerdem gibt es Kontakte zu<br />
anderen Patenschaftsprojekten im<br />
Ruhrgebiet (z.B. in Essen, Gelsenkirchen<br />
und Borken).<br />
6.2.5<br />
Ver<br />
ermittlung und<br />
<strong>In</strong>teraktion zwischen<br />
Paten und<br />
Jugendlichen<br />
Die Kontaktaufnahme zwischen<br />
Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen geschieht<br />
in der Regel in der Schule,<br />
wo das Projekt jeweils in einer<br />
Schulklasse vom Referat Kirche<br />
und Arbeitswelt oder von einem<br />
Lehrer vorgestellt wird. Die Schüler<strong>In</strong>nen<br />
werden aufgefordert, sich<br />
anschließend selbst für eine Patenschaft<br />
zu melden. Manchmal<br />
werden auch Schüler<strong>In</strong>nen von<br />
den Lehrer<strong>In</strong>nen auf eine mögliche<br />
Patenschaft hin persönlich<br />
angesprochen. Welcher Weg gewählt<br />
wird, entscheiden die Lehrer<strong>In</strong>nen.<br />
Ob die Vorstellung des<br />
Patenprojekts in einer Schulklasse<br />
zum Erfolg führt, ist nicht immer
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
37<br />
vorherzusehen. Wenn einige Schüler<strong>In</strong>nen<br />
die Patenidee spontan<br />
ablehnen und z.B. sagen: „Was<br />
soll ich mit so einem Opa“ melden<br />
sich auch diejenigen Schüler<strong>In</strong>nen<br />
nicht mehr für eine Patenschaft,<br />
die sich eigentlich angesprochen<br />
fühlten. Manchmal melden<br />
sich Jugendliche für eine Patenschaft,<br />
die diese Unterstützung<br />
eigentlich gar nicht nötig hätten,<br />
um damit die beruflichen Chancen,<br />
die sie ohnehin haben, noch<br />
zu erhöhen. Allerdings gibt es zur<br />
Zeit in Recklinghausen auch<br />
Schüler<strong>In</strong>nen mit gutem Hauptschulabschluss,<br />
die keinen Ausbildungsplatz<br />
bekommen, so dass<br />
fast alle Schüler<strong>In</strong>nen „benachteiligt“<br />
sind. Die Vermittlung der<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong>, also<br />
das Zusammenführen des passenden<br />
Tandems, wird als die<br />
Schlüsselstelle des gesamten<br />
Projekts gesehen:<br />
„Für einen positiven Verlauf einer<br />
AusbildungsPatenschaft hat die<br />
Qualität der Vermittlung einen sehr<br />
hohen Stellenwert. Dabei zahlt es<br />
sich aus, wenn es verlässliche und<br />
kontinuierlich ansprechbare Kontaktpersonen<br />
vor Ort in den Schulen<br />
gibt, die bereits positive Erfahrungen<br />
mit dem Projekt gemacht<br />
haben, Zeit und Engagement in<br />
die Vermittlung der Ausbildungs-<br />
Patenschaften investieren, einen<br />
guten Kontakt zu den Klassenlehren<br />
der Abschlussklassen haben<br />
und den Ehrenamtlichen auch<br />
über das Vermittlungsverfahren<br />
hinaus als Ansprechpartner zur<br />
Verfügung stehen.“ (Martin Merkens,<br />
Rundbrief Nr. 9, 2005, S.2)<br />
Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und<br />
Transparenz in der Patenbeziehung<br />
sind für dieses Patenprojekt oberstes<br />
Gebot. Deshalb wird bisher<br />
auch keine Beteiligung der ARGE<br />
angestrebt, denn wenn diese beteiligt<br />
sei, sei zu befürchten, dass<br />
die „Eingliederungsvereinbarung“<br />
zwischen ARGE und Jugendlichen<br />
eine Patenschaft für den Jugendlichen<br />
enthalte. Der Pate sollte<br />
Vertrauensperson für den Jugendlichen<br />
sein, seine <strong>In</strong>teressen vertreten<br />
bzw. zwischen den Forderungen<br />
anderer Einrichtungen und<br />
den Wünschen des Jugendlichen<br />
vermitteln. Die Patenschaft müsse<br />
vom Jugendlichen jederzeit<br />
beendet werden können, um das<br />
Primat der Freiwilligkeit zu wahren.<br />
Wenn vom Paten oder anderen<br />
Einrichtungen Druck auf den<br />
Jugendlichen ausgeübt werde, die<br />
Patenschaft zu akzeptieren, dann<br />
funktioniere sie nicht. Der Jugendliche<br />
ziehe sich dann zurück und<br />
sei für den Paten nicht mehr<br />
erreichbar:<br />
„Eine AusbildungsPatenschaft<br />
kann niemandem aufgezwungen<br />
werden. Wenn die Chemie nicht<br />
stimmt, wenn kein Vertrauen<br />
entsteht, wenn es nicht genügend<br />
Transparenz gibt, dann wird der<br />
Kontakt zwischen AusbildungsPaten<br />
und Jugendlichen erst gar<br />
nicht zustande kommen oder nach<br />
kurzer Zeit abbrechen. Es gibt also<br />
keine Erfolgsgarantie für das<br />
Gelingen einer AusbildungsPatenschaft.<br />
Diese Tatsache stellt<br />
hohe Anforderungen an die<br />
Begleitung der AusbildungsPaten.“<br />
(Merkens, 2006, S. 146)<br />
Um das Prinzip der Freiwilligkeit<br />
auf jeden Fall zu wahren, erfolgte<br />
die Vermittlung der Jugendlichen<br />
von Anfang an bewusst schon in<br />
der Schule. Würde die Patenschaft<br />
erst im Zusammenhang mit<br />
der Vermittlung eines Ausbildungsvertrags<br />
abgeschlossen,<br />
so könnte der Eindruck entstehen,<br />
dass der Vertrag nur unter der<br />
Bedingung abgeschlossen werde,<br />
dass gleichzeitig eine Ausbildungspatenschaft<br />
vereinbart<br />
werde. Dies würde die Herstellung<br />
eines Vertrauensverhältnisses zwischen<br />
Paten und Jugendlichem<br />
erschweren.<br />
Die Jugendlichen, die eventuell<br />
eine Patenschaft möchten, erhalten<br />
ein kurzes <strong>In</strong>formationsblatt,<br />
das auch zur Erstinformation für<br />
die Eltern dient. Hierin wird der<br />
Sinn der Ausbildungspatenschaft<br />
und das Prinzip der Freiwilligkeit<br />
und Vertraulichkeit erklärt. Dem<br />
Jugendlichen wird z.B. versichert,<br />
dass nichts hinter dem Rücken<br />
eines Beteiligten geschieht. Wenn<br />
sich genügend Jugendliche (entsprechend<br />
der Zahl der zur Verfügung<br />
stehenden Paten) für eine<br />
Patenschaft entschieden haben,<br />
wird in einem zweiten Schritt ein<br />
Gespräch der Fachkräfte (Schulsozialarbeiter,<br />
Referat Kirche und<br />
Arbeitswelt, eventuell auch der<br />
Klassenlehrer) mit den Ehrenamtlichen<br />
vereinbart. Bei diesen Gesprächen<br />
werden den Ehrenamtlichen<br />
die interessierten Jugendlichen<br />
– noch in Abwesenheit –<br />
vorgestellt, so dass die Pat<strong>In</strong>nen<br />
die Möglichkeit haben, zu entscheiden,<br />
ob sie sich die Patenschaft<br />
für einen bestimmten Jugendlichen<br />
zutrauen. Weil die<br />
Ehrenamtlichen die Möglichkeit<br />
haben, sich bewusst für eine(n)<br />
Jugendliche(n) zu entscheiden,<br />
kann die Gefahr einer Überforde-
38<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
rung durch Jugendliche mit besonderen<br />
Problemen vermieden<br />
werden.<br />
<strong>In</strong> einem dritten Schritt findet<br />
dann ein erstes Treffen zwischen<br />
Ausbildungspat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />
statt. Als Ort wird bevorzugt<br />
die Schule gewählt, da sich die<br />
Jugendlichen dort auf vertrautem<br />
Terrain befinden. Zur Einführung<br />
und später auf Anfrage nehmen<br />
Hauptamtliche bzw. Lehrer<strong>In</strong>nen<br />
daran teil, eventuell auch die<br />
Eltern. Zweck der ersten Begegnung<br />
sind erstes Kennenlernen,<br />
erste Absprache (z.B. Terminvereinbarung,<br />
Häufigkeit der<br />
Treffen etc.) und vor allem eine<br />
gemeinsame Entscheidung für<br />
oder gegen die Patenschaft.<br />
Manchmal möchte eine ausbildende<br />
Firma einen Paten für<br />
einen bestimmten Auszubildenden,<br />
was von diesem Patenprojekt<br />
jedoch für problematisch gehalten<br />
wird, da hier die Freiwilligkeit der<br />
Patenschaft für den Jugendlichen<br />
nicht mehr gegeben ist. Andere<br />
Betriebe wollen dagegen gerade<br />
keine Jugendlichen mit Paten, da<br />
sie Wert darauf legen, dass ihre<br />
Auszubildenden so selbstständig<br />
sind, dass sie keinen Paten<br />
brauchen.<br />
Eine kleine schriftliche Umfrage<br />
unter den Pat<strong>In</strong>nen und Jugendlichen<br />
ergab, dass die wichtigsten<br />
Formen der Hilfestellung aus Sicht<br />
der Paten „Zuhören und Situationen<br />
besprechen“, „Ratschläge<br />
geben“ und „schulische Hilfen“<br />
waren. Dies sahen die Jugendlichen<br />
auch so, außerdem kam bei<br />
ihnen „Hilfe bei der Suche nach<br />
einer Ausbildungsstelle“ dazu. Die<br />
überwiegende Mehrheit der Paten<br />
war mit der Patenschaft „sehr zufrieden“<br />
oder „eher zufrieden“ Die<br />
Jugendlichen waren zu 90 Prozent<br />
„sehr zufrieden“ (<strong>In</strong>forundbrief Nr.<br />
9, 18.10.05)<br />
6.2.6<br />
Schwerpunkte der<br />
Zielsetzung<br />
Wie schon erwähnt war der<br />
Schwerpunkt der Zielsetzung bisher<br />
die Begleitung der Jugendlichen<br />
während der Lehre und die<br />
Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen.<br />
Es wird zur Zeit überlegt,<br />
ob die Patenschaften in Zukunft<br />
früher beginnen und schon zur Berufsfindung<br />
und vor allem zur Vermittlung<br />
von Ausbildungsplätzen<br />
beitragen sollen. Bei dem frühen<br />
Beginn der Patenschaft und der<br />
Vermittlung von Ausbildungsplätzen<br />
wird jedoch die Gefahr<br />
gesehen, der Jugendliche könnte<br />
erwarten, der Pate besorge für ihn<br />
den Ausbildungsplatz. Die Pat<strong>In</strong>nen<br />
könnten vor dieser Verantwortung<br />
zurückschrecken. Es wird<br />
auch das Problem gesehen, dass<br />
es für einen Paten schwierig ist,<br />
den Jugendlichen an einen ihm<br />
persönlich bekannten Arbeitgeber<br />
zu vermitteln, denn wenn der<br />
Arbeitgeber später mit der Leistung<br />
des Jugendlichen nicht zufrieden<br />
sei, falle dies auf den Paten<br />
zurück, der sich als Reaktion<br />
dann eventuell von der Patenschaft<br />
zurückziehe, was wiederum<br />
für den Jugendlichen von Nachteil<br />
sei. Die Erfahrung dieses Patenschaftsprojekts<br />
hat auch gezeigt,<br />
dass es für einen Paten schwierig<br />
ist, einen Jugendlichen im eigenen<br />
Betrieb unterzubringen, da dies zu<br />
einem Rollenkonflikt führt.<br />
6.2.7<br />
Rat an andere<br />
Patenschaften<br />
Wichtig seien vor allem Transparenz,<br />
Freiwilligkeit und Vertraulichkeit<br />
der Patenschaften und ein<br />
gutes Netzwerk. Man brauche für<br />
den Aufbau einer Patenschaft<br />
nicht nur allgemeines Wissen, das<br />
für jedes Patenprojekt gelte, sondern<br />
spezielle <strong>In</strong>formationen vor<br />
Ort. Man müsse die örtlich gegebenen<br />
Netzwerke und Fördermöglichkeiten<br />
kennen. Wichtig sei<br />
auch eine gute Pressearbeit um<br />
neue Paten anzusprechen und<br />
Kontakt zu Schulen zu bekommen.<br />
Wenn ein Projekt gefördert werde,<br />
müsse man sich Gedanken darüber<br />
machen, was nach dem Förderzeitraum<br />
geschehe, damit das<br />
Patenprojekt dann nicht gleich<br />
beendet sei. Hauptamtliche, die<br />
eine Anlaufstelle bilden und Ressourcen<br />
wie Räume, Telefon und<br />
vor allem die Kontinuität der Arbeit<br />
bereitstellen könnten, seien<br />
für ein Patenprojekt wichtig, eigentlich<br />
unverzichtbar. Es gebe<br />
zwar Patenprojekte, die nur von<br />
Ehrenamtlichen organisiert werden,<br />
dies seien aber Ausnahmen,<br />
bei denen es sich um Ehrenamtliche<br />
im (Vor-)Ruhestand handele,<br />
die früher hohe verantwortliche<br />
Positionen inne hatten und das<br />
Patenprojekt jetzt fast wie einen<br />
Beruf betreiben. Der Nachteil<br />
hieran sei, dass das Patenprojekt<br />
eng an diese Personen gebunden<br />
und seine Fortführung nach ihrem<br />
altersbedingten Ausscheiden<br />
schwierig sei.<br />
6.2.8 Erfolge<br />
Ob ein Patenprojekt erfolgreich
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
39<br />
sei, lasse sich nicht in Zahlen<br />
messen. Abhängig davon, welchen<br />
Jugendlichen man eine Patenschaft<br />
zukommen lasse und wann<br />
man die Patenschaft beginne,<br />
änderten sich die Erfolgsquoten<br />
bei der Dauer der Patenschaft<br />
oder die Vermittlungsquoten in<br />
einen Ausbildungsplatz. Wenn ein<br />
Jugendlicher schon bald zu der<br />
Erkenntnis komme, dass er keine<br />
Patenschaft mehr brauche, weil<br />
alles bestens laufe, sei dies kein<br />
Misserfolg. Umgekehrt sei es auch<br />
kein Misserfolg, wenn ein Jugendlicher<br />
mit besonders großen Problemen<br />
nur einen Teil der angebotenen<br />
Hilfe annehme.<br />
„Die AusbildungsPatenschaften<br />
sind ein insgesamt sehr preiswertes<br />
Projekt, das bewusst nicht in<br />
Konkurrenz zu professionellen<br />
Hilfsangeboten steht. Es handelt<br />
sich stattdessen um ein ergänzendes<br />
Angebot, das in vielen Fällen<br />
darauf abzielt, aufwändigere<br />
Maßnahmen zu vermeiden, bzw.<br />
andere professionelle Maßnahmen<br />
zu einem möglichst frühen<br />
Zeitpunkt einzuleiten und somit<br />
deren Erfolgsaussichten zu steigern.<br />
Die dadurch zu erzielenden<br />
Entlastungswirkungen sind nicht<br />
im Detail zu berechnen. Hinzu<br />
kommt allerdings bei Vermeidung<br />
eines drohenden Ausbildungsabbruchs<br />
die Vermeidung von <strong>In</strong>vestitionsverlusten<br />
in einzelnen<br />
Betrieben, die durch einen Ausbildungsabbruch<br />
entstanden wären<br />
sowie die Vermeidung von<br />
Kosten für Maßnahmen, die aufgrund<br />
eines Ausbildungsabbruchs<br />
von der Öffentlichkeit aufzubringen<br />
wären. (...) Auf längere Sicht<br />
wird zu klären sein, wie die<br />
Koordination eines solchen Projekts<br />
dauerhaft gesichert werden<br />
kann. Die bisherigen Erfahrungen<br />
zeigen, dass auf ein gewisses<br />
hauptamtliches Engagement zur<br />
Begleitung der Ehrenamtlichen<br />
nicht verzichtet werden kann, dass<br />
durch diese Multiplikatorenarbeit<br />
aber viel erreicht werden kann.“<br />
(Merkens 2006, S. 151 f.)<br />
6.3<br />
Arbeit statt Stütze<br />
(AsS) Ein Projekt der<br />
Caritas Bruchsal<br />
gegen<br />
Jugendarbeitslosigkeit<br />
( Quelle: Expertengespräch mit<br />
Bernd Gärtner, Caritas Bruchsal<br />
und mehreren ehrenamtlichen<br />
Pat<strong>In</strong>nen am 4.8.2006; schriftliche<br />
Selbstdarstellung des Projekts;<br />
Zeitungsartikel)<br />
Das Projekt AsS (Arbeit/Ausbildung<br />
statt Stütze) wurde 2003<br />
vom Caritasverband für den Landkreis<br />
Karlsruhe – Bezirksverband<br />
Bruchsal e.V. als Projekt gegen<br />
Jugendarbeitslosigkeit gestartet.<br />
Die Grundidee des Projekts ist,<br />
mit ehrenamtlichen Paten und<br />
Patinnen arbeitslosen Jugendlichen<br />
Kontakt zu Firmen und Gemeinden<br />
zu vermitteln und sie bei<br />
der Suche nach einem Ausbildungsplatz<br />
zu unterstützen. Seit<br />
2003 kamen insgesamt 430 Patenschaften<br />
zustande. Im Sommer<br />
2006 bestanden aktuell 38 Patenschaften.<br />
Das Projekt bezieht<br />
sich nicht nur auf die Stadt<br />
Bruchsal, sondern auf den gesamten<br />
Arbeitsamtsbezirk Bruchsal<br />
und den Arbeitsamtsbezirk Waghäusel.<br />
6.3.1<br />
Rekrutierung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Die im Sommer 2006 insgesamt<br />
38 ehrenamtlichen Pat<strong>In</strong>nen wurden<br />
zum Teil persönlich geworben,<br />
z.T. meldeten sie sich selbst, als<br />
sie von dem Projekt hörten. Sie<br />
gehören bzw. gehörten in der Regel<br />
hochqualifizierten Berufen aus<br />
dem Bereich Ausbildung, Personalmanagement<br />
oder Arbeitsvermittlung<br />
an. Zu den aktivsten Paten<br />
zählt ein ehemaliger Personalchef<br />
eines großen Unternehmens,<br />
ein ehemaliger Betriebsleiter und<br />
Wirtschaftsförderer und eine ehemalige<br />
Arbeitsvermittlerin. Die<br />
Projektbeteiligten sehen es als<br />
Vorteil an, wenn die Pat<strong>In</strong>nen sich<br />
in den Anforderungen des Berufslebens<br />
auskennen und aufgrund<br />
der jetzigen oder früheren Berufstätigkeit<br />
gute Kontakte zu Unternehmen<br />
haben. Dies ist hier jedoch<br />
keine Vorbedingung, um Pate<br />
zu werden.<br />
6.3.2<br />
Zielgruppe der<br />
Jugendlichen, an die<br />
sich das Angebot richtet<br />
Das Patenprojekt der Caritas<br />
Bruchsal richtet sich an Jugendliche<br />
und junge Erwachsene unter<br />
25 Jahren und an Schüler und<br />
Schülerinnen nach dem Schulabschluss.<br />
Die Jugendlichen werden<br />
durch die Presse oder durch<br />
Bekannte auf das Patenprojekt<br />
aufmerksam oder sie werden bei<br />
einer Maßnahme der Arbeitsagentur<br />
oder ARGE auf eine<br />
Patenschaft angesprochen. Die<br />
Caritas Bruchsal vermittelt auch<br />
Arbeitsgelegenheiten („1 Euro
40<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Jobs“) für Jugendliche. Diesen<br />
Jugendlichen wird zusätzlich eine<br />
Patenschaft angeboten. Die Annahme<br />
einer Patenschaft ist freiwillig.<br />
Es wird Wert darauf gelegt,<br />
dass nicht der Eindruck entsteht,<br />
die Patenschaft sei Pflicht, denn<br />
dies widerspreche ihrem Zweck.<br />
Da viele Jugendliche, die eine Patenschaft<br />
bekommen, bereits<br />
langzeitarbeitslos, d.h. seit mehr<br />
als einem Jahr arbeitslos und im<br />
Alter bis zu 25 Jahren sind, sehen<br />
sich die Paten einer Vielzahl von<br />
Problemen gegenüber, die nicht<br />
allein mit der Hilfe bei der Suche<br />
nach einem Ausbildungsplatz zu<br />
lösen sind. Deshalb wird zur Zeit<br />
überlegt, die Zielgruppe der Jugendlichen<br />
bezüglich des Alters zu<br />
ändern und die Patenschaften<br />
den Jugendlichen bereits vor dem<br />
Schulabschluss anzubieten. Die<br />
Projektbeteiligten hoffen so, den<br />
Problemen der Jugendlichen, die<br />
einer Ausbildung entgegenstehen,<br />
schon früher und damit erfolgreicher<br />
begegnen zu können.<br />
Langzeitarbeitslose Jugendliche<br />
haben – so die Erfahrung dieses<br />
Patenprojekts – mehr persönliche<br />
Probleme als Jugendliche, die<br />
gerade erst die Schule beendet<br />
haben. Da das Patenprojekt zur<br />
Zeit mehr langzeitarbeitslose Jugendliche<br />
betreut als zu Beginn,<br />
müssen schwierigere Probleme<br />
gelöst werden. Zu Beginn des Patenprojekts<br />
waren überwiegend<br />
einfache Probleme zu lösen, z.B.<br />
hatte eine Jugendliche von ihrem<br />
Arbeitgeber ein Zeugnis erhalten,<br />
das die Bemerkung „fristlos gekündigt“<br />
enthielt. Dieser Jugendlichen<br />
konnte leicht auf juristischem<br />
Wege geholfen werden.<br />
Zur Zeit gibt es aufgrund des<br />
„U25“-Programms in Baden-<br />
Württemberg fast keine arbeitslosen<br />
Jugendlichen unter 25 Jahren,<br />
die sich nicht in einer Maßnahme<br />
der ARGE oder der Bundesagentur<br />
befinden. Deshalb wird die Patenschaft<br />
den Jugendlichen zusätzlich<br />
angeboten. Das Patenprojekt<br />
selbst will jedoch kein<br />
Teil der Maßnahme sein und<br />
unterscheidet sich bewusst<br />
davon.<br />
6.3.3<br />
Begleitung der<br />
Ehrenamtlichen<br />
Die Paten und die Hauptamtlichen<br />
treffen sich einmal im Monat<br />
zum gemeinsamen Austausch. Die<br />
aktivsten Paten, die z.T. mehrere<br />
„Patenkinder“ haben, treffen sich<br />
öfter und halten regelmäßig<br />
Kontakt untereinander. <strong>In</strong> erster<br />
Linie beraten sich die Patinnen<br />
und Paten auf der Grundlage ihrer<br />
unterschiedlichen beruflichen<br />
Erfahrungen in intensivem Austausch<br />
gegenseitig. Zusätzlich stehen<br />
ihnen die üblichen professionellen<br />
Einrichtungen zur Verfügung,<br />
an die sie die Jugendlichen vermitteln,<br />
wenn besondere Aufgaben<br />
oder Probleme anstehen. Die Paten<br />
sind wie die anderen ehrenamtlich<br />
Tätigen der Caritas Bruchsal<br />
versichert und können eine<br />
Kilometerpauschale für Autofahrten<br />
bekommen, die allerdings<br />
selten in Anspruch genommen<br />
wird. Für die Treffen mit den Jugendlichen<br />
können die Paten die<br />
Räume des Caritaszentrums<br />
Bruchsal nutzen, wo sie für die<br />
Stellensuche auch einen Computer<br />
mit <strong>In</strong>ternetanschluss zur Verfügung<br />
haben.<br />
6.3.4<br />
Projektstruktur<br />
Träger des Patenprojekts ist der<br />
Caritasverband für den Landkreis<br />
Karlsruhe - Bezirksverband Bruchsal.<br />
Es wird gefördert durch Mittel<br />
des europäischen Sozialfonds und<br />
der lokalen ARGE. Voraussetzung<br />
für die Förderung durch die ARGE<br />
ist die Übernahme von Patenschaften<br />
für 30 langzeitarbeitslose<br />
Jugendliche. Zum Netzwerk gehören<br />
die weiteren Einrichtungen der<br />
Caritas für Arbeitslose und für Jugendliche<br />
und die Kooperation<br />
mit Arbeitsagentur, ARGE, Betrieben,<br />
Schulen, Gemeinden, Landkreis,<br />
Gewerkschaften und Sozialministerium.<br />
Die Projektbeteiligten betonen,<br />
dass das Projekt langfristig angelegt<br />
ist. Durch intensive Pressearbeit<br />
wird es zunehmend bekannt<br />
und kann so weitere ehrenamtliche<br />
Pat<strong>In</strong>nen und Schulen<br />
zur Zusammenarbeit gewinnen<br />
sowie Betriebe und Gemeinden<br />
mit der Patenschaftsidee vertraut<br />
machen. Die Ehrenamtlichen werden<br />
von den Hauptamtlichen persönlich<br />
und fachlich unterstützt,<br />
sie werden als „treibende Kraft“<br />
des Patenprojekts gesehen, durch<br />
ihr persönliches Engagement, sind<br />
sie „Türöffner“ für viele Unternehmen.<br />
6.3.5<br />
Ver<br />
ermittlung und<br />
<strong>In</strong>teraktion zwischen<br />
Paten und Jugendlichen<br />
Die Vermittlung der Patenschaften<br />
zwischen Jugendlichen und<br />
Ehrenamtlichen geschieht in
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
41<br />
diesem Projekt folgendermaßen:<br />
Die Hauptamtlichen führen mit<br />
den Jugendlichen Einzelgespräche<br />
und bereiten sie auf das gemeinsame<br />
Gespräch mit den Paten<br />
vor. Während des nächsten Treffens<br />
der Paten mit den Hauptamtlichen<br />
stellen sich die Jugendlichen<br />
diesen selber vor und jeweils<br />
einer der anwesenden Pat<strong>In</strong>nen<br />
bietet daraufhin dem jeweiligen<br />
Jugendlichen die Patenschaft<br />
an. Wenn der Jugendliche<br />
zustimmt, kann die Patenschaft<br />
beginnen. Die Treffen der Paten<br />
mit den Jugendlichen finden<br />
meist im Caritaszentrum oder im<br />
Café statt, manchmal auch zu<br />
Hause bei den Jugendlichen, sehr<br />
selten zu Hause bei den Pat<strong>In</strong>nen.<br />
Viele Kontakte, z.B. die Korrektur<br />
von Bewerbungsschreiben, laufen<br />
zwischendurch per e-mail. Die<br />
Häufigkeit der Treffen ist unterschiedlich,<br />
in bestimmten Phasen<br />
kann ein Treffen zweimal pro<br />
Woche stattfinden. Die Paten legen<br />
Wert darauf, die Selbstständigkeit<br />
der Jugendlichen zu fördern,<br />
so dass diese bei Erfolg<br />
nicht das Gefühl bekommen, jemand<br />
anders hätte ihnen die Stelle<br />
besorgt und sie selbst hätten<br />
nichts dazu getan. Wenn ein Pate<br />
bei einem Jugendlichen keine Erfolge<br />
sieht bzw. „nicht mehr weiter<br />
weiß“, wird manchmal der Pate<br />
gewechselt. Oft führt der Wechsel<br />
zum Erfolg. Manchmal wenden<br />
sich die ausbildenden Firmen bei<br />
Problemen direkt an die Paten.<br />
Das Vorhandensein eines Paten<br />
gibt manchen Firmen, so die<br />
Erfahrung dieses Patenprojekts,<br />
die Zuversicht, dass der Jugendliche<br />
die Ausbildung erfolgreich<br />
abschließen wird, und sie sind<br />
eher bereit, einen Ausbildungsvertrag<br />
abzuschließen. Neuerdings<br />
wenden sich auch Firmen<br />
an das Patenprojekt und fragen<br />
nach für sie geeigneten Auszubildenden.<br />
Manchmal spricht bei<br />
Konflikten der Betrieb den Paten<br />
an. Dieser spricht dann wieder<br />
mit dem Jugendlichen und fragt,<br />
ob dieser damit einverstanden ist,<br />
dass er in diesem Konflikt<br />
vermittelt.<br />
Nach der Erfahrung der ehrenamtlichen<br />
Paten ist es sehr wichtig,<br />
dass ein Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Jugendlichem und Paten<br />
entsteht, da die Jugendlichen<br />
sonst manches nicht erzählen, was<br />
für die Vermittlung einer Ausbildungsstelle<br />
und die Verhinderung<br />
eines Ausbildungsabbruchs wichtig<br />
wäre. Die ehrenamtlichen Pat<strong>In</strong>nen<br />
machen mit den Jugendlichen<br />
u.a. Bewerbungstraining und<br />
stellen die Bewerbungsunterlagen<br />
zusammen. Diese Aufgaben sind<br />
arbeitsteilig zwischen verschiedenen<br />
Paten verteilt. Die ehemals<br />
im Personalmanagement Tätigen<br />
wissen aus Erfahrung, dass ein<br />
Bewerber, dessen Bewerbungsunterlagen<br />
nicht korrekt sind,<br />
sofort aussortiert wird. Die<br />
Pat<strong>In</strong>nen empfinden als eine ihrer<br />
wichtigsten Aufgaben, den Jugendlichen<br />
dabei zu helfen, herauszufinden,<br />
was sie werden können.<br />
Vielen würde jede berufliche<br />
Orientierung fehlen, oder sie hätten<br />
völlig unrealistische Berufswünsche<br />
(bezogen auf ihre<br />
Schulnoten und den Stellenmarkt).<br />
Die Nutzung der persönlichen<br />
Kontakte, um Jugendlichen eine<br />
Ausbildungsstelle zu vermitteln,<br />
wird von einigen ehrenamtlichen<br />
Paten in seinen Folgen als ambivalent<br />
geschildert: Falls der<br />
Arbeitgeber mit dem Auszubildenden<br />
sehr unzufrieden sei, falle<br />
dies auf den Paten zurück und der<br />
gute Kontakt, den er vorher zu dem<br />
Arbeitgeber gehabt habe, leide<br />
darunter. Manche Mittelständler<br />
seien bereitwilliger auch Jugendliche<br />
zu nehmen, die nicht zu den<br />
„Besten“ gehörten, sie hätten Verständnis<br />
dafür, dass auch Jugendliche,<br />
die leistungsmäßig nicht<br />
perfekt seien, eine Lehrstelle<br />
bräuchten. Großbetriebe nähmen<br />
dagegen nur „die Besten“. Die<br />
Dauer der Patenschaft ist unterschiedlich,<br />
im Prinzip dauert eine<br />
Patenschaft solange, wie der Bedarf<br />
besteht, also von fünf Tagen –<br />
wenn so schnell die Vermittlung<br />
eines Ausbildungsplatzes erreicht<br />
wurde – bis zu anderthalb Jahren,<br />
manchmal bis zum Ende der<br />
Ausbildungszeit, denn oft sei auch<br />
nach der Vermittlung noch Hilfestellung<br />
notwendig.<br />
6.3.6<br />
Schwerpunkte der<br />
Zielsetzung<br />
Schwerpunkte der Zielsetzung<br />
sind Ausbildungs- und auch Arbeitsplatzvermittlung,<br />
eventuell<br />
auch Vermittlung in eine Weiterbildung<br />
für Jugendliche nach Schulabschluss<br />
bis zum Alter von 25<br />
Jahren. Ein besonderer Schwerpunkt<br />
liegt auf der Patenschaft für<br />
langzeitarbeitslose Jugendliche<br />
(länger als ein Jahr erwerbslos).<br />
Dies ist verbunden mit der Hilfe<br />
bei der Berufsfindung. An zweiter<br />
Stelle steht die Verhinderung von
42<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Ausbildungsabbrüchen.<br />
6.3.7<br />
Rat an andere<br />
Patenschaften<br />
Die Arbeit von Haupt- und<br />
Ehrenamtlichen muss als gleichwertig<br />
gesehen werden. Hauptamtliche<br />
müssen bereit sein, neue<br />
Wege zu gehen. Sie müssen die<br />
Erstgespräche mit Jugendlichen<br />
und neuen Paten führen und müssen<br />
die Verbindung zwischen Paten<br />
und Jugendlichen herstellen.<br />
Außerdem sind sie unverzichtbar<br />
als kontinuierlicher Ansprechpartner<br />
(mit ständiger Telefonnummer<br />
für Jugendliche, Paten aber auch<br />
Netzwerkspartner). Deshalb ist<br />
eine finanzielle Förderung des<br />
Projekts notwendig.<br />
Eine gut Pressearbeit ist ebenfalls<br />
nötig, um neue ehrenamtliche<br />
Paten zu finden, um bei Netzwerkpartnern<br />
und Betrieben Türen zu<br />
öffnen und das Projekt Jugendlichen,<br />
Eltern und Schulen bekannt<br />
zu machen.<br />
6.3.8<br />
Erfolge<br />
Das Patenprojekt Bruchsal stellt<br />
seinen Erfolg in „Zahlen und Fakten“<br />
dar. Im Jahr 2005 wurde von<br />
38 Paten (25 männlich, 13<br />
weiblich) eine Patenschaft für<br />
insgesamt 212 Jugendliche (115<br />
männlich, 97 weiblich) übernommen.<br />
Von den Jugendlichen wurden<br />
39 in eine Ausbildung, 47 in<br />
eine Arbeit und 11 in eine Schule<br />
vermittelt. 61 Jugendliche schieden<br />
aus der Patenschaft aus. Von<br />
den erfolgreich vermittelten „Patenkindern“<br />
brachen bis Mitte<br />
März 2006 nur 15 Ausbildung,<br />
Arbeit oder Schule wieder ab<br />
(aus: AsS Arbeit statt Stütze - ein<br />
Projekt der Caritas Bruchsal gegen<br />
Jugendarbeitslosigkeit, S. 4 und<br />
5).<br />
Das Projekt ist in Bruchsal sehr<br />
anerkannt, dies zeigt sich u.a.<br />
daran, dass der Oberbürgermeister<br />
die Schirmherrschaft übernommen<br />
hat. 2006 bekam es den<br />
Caritas-<strong>In</strong>tegrationspreis. Der<br />
Sozialminister von Baden-<br />
Württemberg sprach sich nach<br />
einem Gespräch mit Projektmitgliedern<br />
in der Presse für eine<br />
landesweite Ausweitung des<br />
Modells aus (Der Kurier, Lokales,<br />
3.8.2005, S. 5).
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
43<br />
7.<br />
Zusammenfassung<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
gibt es in Deutschland<br />
seit Mitte der 90er Jahre, ihre<br />
genaue Zahl ist nicht festzustellen,<br />
es entstehen jedoch ständig neue<br />
Projekte. Die hier dargestellten<br />
Projektergebnisse beruhen auf der<br />
Auswertung der <strong>In</strong>formationen von<br />
bis Anfang November 2006 über<br />
Aufrufe und eine <strong>In</strong>ternet- und<br />
Literaturrecherche gefundenen<br />
über 40 Ausbildungspatenschaftsprojekten.<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong> sind<br />
eine Reaktion aktiver Bürger<strong>In</strong>nen<br />
auf die anhaltende Ausbildungsplatzmisere.<br />
Die ehrenamtlich als<br />
Pat<strong>In</strong>nen arbeitenden Bürger<strong>In</strong>nen<br />
überlassen die ausbildungsplatzlosen<br />
Jugendlichen nicht dem<br />
„Fördern und Fordern“ der<br />
Behörden, sondern unterstützen<br />
sie durch ihren persönlichen<br />
Einsatz dabei, den Übergang von<br />
der Schule in den Beruf zu finden.<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
brauchen fast immer Anbindung<br />
an eine Trägerorganisation und die<br />
Unterstützung durch mindestens<br />
einen Hauptamtlichen sowie<br />
finanzielle Förderung. <strong>In</strong> einigen<br />
wenigen Fällen werden<br />
Patenschaftsprojekte ausschließlich<br />
von Ehrenamtlichen durchgeführt,<br />
die diese Aufgabe im<br />
(Vor-)Ruhestand quasi zu ihrem<br />
Beruf gemacht haben. Die<br />
Trägerorganisationen von Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
sind sehr vielfältig. Prinzipiell<br />
kommen alle Organisationen in<br />
Frage, die einen Bezug zu Jugendlichen,<br />
zu Bildung, zur Arbeitswelt<br />
oder zu Freiwilligenarbeit haben.<br />
Besonders geeignet sind Einrichtungen<br />
der Jugendhilfe, der<br />
Jugendberufshilfe, der Jugendsozialarbeit,<br />
der Jugendmigrationsdienste<br />
und der Jugendämter, da<br />
hier bereits die Qualifikation für<br />
die professionelle Beratung der<br />
Jugendlichen vorhanden ist.<br />
Andererseits entstanden Patenprojekte<br />
bisher weniger aufgrund<br />
eines organisatorischen Beschlusses,<br />
sondern durch das Engagement<br />
von Bürger<strong>In</strong>nen, die sich<br />
angesichts der Ausbildungsplatzmisere<br />
innerhalb oder außerhalb<br />
ihres eigenen beruflichen Feldes<br />
für die nächste Generation<br />
einsetzen wollten. Deshalb wird<br />
und muss die Trägerlandschaft<br />
auch in Zukunft vielfältig bleiben.<br />
Die bestehenden Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
sind auch<br />
sehr vielfältig in Bezug auf die<br />
Zielgruppen der Jugendlichen und<br />
der Pat<strong>In</strong>nen. Mindestens die<br />
Hälfte der gewonnenen Pat<strong>In</strong>nen<br />
sind bereits im Ruhestand, fast<br />
alle kommen aus qualifizierten<br />
Berufen und die Mehrzahl ist<br />
männlich. Bei den „Patenkindern“<br />
werden verschiedene<br />
Zielgruppen anvisiert: Während<br />
die einen Patenprojekte sich<br />
besonders an Jugendliche nach<br />
der Schulzeit bis zum Alter von 25<br />
Jahren richten, sprechen die<br />
anderen die Jugendlichen bereits<br />
in der 7. Klasse der Hauptschule<br />
an. Diese Unterschiede entsprechen<br />
der verschiedenen<br />
Schwerpunktsetzung der Projekte:<br />
Manche Patenprojekte konzentrieren<br />
sich auf die Unterstützung der<br />
Jugendlichen bei der Erlangung<br />
der „Ausbildungsreife“, andere<br />
stellen die Vermittlung eines<br />
Ausbildungsplatzes oder einer<br />
Arbeitsstelle, wieder andere die<br />
Verhinderung eines Ausbildungsabbruchs<br />
in den Mittelpunkt ihrer<br />
Arbeit. Dabei sind vielen Patenprojekten<br />
Freiwilligkeit und<br />
Vertraulichkeit der Patenschaftsbeziehung<br />
sehr wichtig, d.h. vor<br />
allem, dass nichts – in Bezug auf<br />
Arbeitgeber, Schule, Eltern – hinter<br />
dem Rücken der Jugendlichen<br />
unternommen werden darf.<br />
Aufgrund der vorliegenden Erfahrungen<br />
der Patenprojekte erscheint<br />
für ein neu startendes<br />
Patenprojekt als der sicherste Weg<br />
zum Zustandekommen von<br />
Patenschaften die Vermittlung<br />
Jugendlicher an Pat<strong>In</strong>nen mit Hilfe<br />
von Lehrer<strong>In</strong>nen und<br />
Schulsozialarbeiter<strong>In</strong>nen in den
44<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
Schulen. Der einmal gewonnene<br />
gute Kontakt mit den Schulen<br />
muss allerdings gepflegt werden,<br />
denn es ist für Lehrer<strong>In</strong>nen nicht<br />
selbstverständlich ihre<br />
Schüler<strong>In</strong>nen an Außenstehende<br />
mit eventuell ganz anderen<br />
pädagogischen Vorstellungen als<br />
den eigenen zu vermitteln.<br />
Für die Patenschaften sind<br />
besonders solche Jugendliche<br />
geeignet, die einerseits auf dem<br />
Ausbildungsmarkt besonders<br />
benachteiligt sind, andererseits<br />
aber auch zu der Hoffnung berechtigen,<br />
ihnen durch eine<br />
Patenschaft wirklich helfen zu<br />
können ohne den Paten oder die<br />
Patin zu überfordern, d.h. Jugendliche<br />
mit einem „mittleren<br />
Problemniveau“ bezüglich der<br />
Ausbildungsplatzsuche. Jugendliche,<br />
die die pädagogischen<br />
Fähigkeiten der Pat<strong>In</strong>nen bzw. die<br />
Unterstützungsmöglichkeiten, die<br />
eine Patenschaft bietet, überfordern,<br />
sollten an professionelle<br />
Beratungseinrichtungen weitervermittelt<br />
werden. Auf der anderen<br />
Seite ist es auch nicht Aufgabe<br />
der Patenprojekte, sich für<br />
Jugendliche zu engagieren, die<br />
ohnehin in kurzer Zeit eine<br />
Ausbildungsstelle finden werden.<br />
Der Umfang der bestehenden<br />
Patenprojekte reicht von einigen<br />
wenigen Pat<strong>In</strong>nen und Patenschaften<br />
bis zu einer Vielzahl von<br />
Pat<strong>In</strong>nen und ca. 100 Patenschaften.<br />
Auch der Ausdifferenzierungsgrad<br />
eines Patenprojekts ist sehr<br />
unterschiedlich: er reicht von der<br />
persönlichen Ansprache von<br />
Schüler<strong>In</strong>nen und ihrer Vermittlung<br />
an Pat<strong>In</strong>nen durch eine Lehrerin<br />
bis zu Auswahlgesprächen und<br />
Qualifizierungskursen für die<br />
Freiwilligen, Projektvorstellungen<br />
in Schulen und intensiver Öffentlichkeitsarbeit<br />
mit Radio- und<br />
Fernsehauftritten und regelmäßiger<br />
<strong>In</strong>formation per <strong>In</strong>ternet. Je<br />
ausdifferenzierter ein Patenprojekt<br />
ist, desto professioneller können<br />
die Patenschaften begleitet<br />
werden.<br />
Mindestbedingung für die Begleitung<br />
der Pat<strong>In</strong>nen ist ein regelmäßiges<br />
Patentreffen, bei dem<br />
Probleme besprochen und<br />
Erfahrungen ausgetauscht werden<br />
können, denn wie vielfach geäußert,<br />
ist den Pat<strong>In</strong>nen die Gemeinschaft<br />
mit den anderen<br />
Pat<strong>In</strong>nen sehr wichtig. Außerdem<br />
muss ein Hauptamtlicher oder<br />
Hauptorganisator im Prinzip<br />
täglich für die Pat<strong>In</strong>nen (und für<br />
die Jugendlichen) erreichbar sein,<br />
um bei Problemen intervenieren<br />
zu können.<br />
Meist gibt es eine klare Arbeitsteilung<br />
zwischen hauptamtlichen<br />
und ehrenamtlichen Mitarbeiter<strong>In</strong>nen.<br />
Die Hauptamtlichen führen<br />
die Arbeiten durch, die das<br />
gesamte Projekt und dessen<br />
Management betreffen, die<br />
Ehrenamtlichen konzentrieren sich<br />
auf die Patenschaften. <strong>In</strong> den<br />
Ausbildungspatenschaftsprojekten<br />
reduziert sich das sonst häufig<br />
entstehende Problem der Konkurrenz<br />
zwischen ehrenamtlicher und<br />
hauptamtlicher Arbeit, da die<br />
Pat<strong>In</strong>nen etwas leisten können,<br />
was Hauptamtliche nicht können:<br />
durch das weite Berufsspektrum<br />
können die Ehrenamtlichen<br />
Kenntnisse und Kontakte aus der<br />
Berufswelt bieten, die die Hauptamtlichen,<br />
die üblicherweise<br />
Pädagog<strong>In</strong>nen oder Sozialarbeiter<strong>In</strong>nen<br />
sind, nicht haben können.<br />
Zu den Aufgaben der hauptamtlichen<br />
Mitarbeiter<strong>In</strong>nen gehört in<br />
der Regel: Suche von Ehrenamtlichen<br />
und Kontaktpersonen in<br />
Schulen und Betrieben, Erstgespräche<br />
mit neuen Ehrenamtlichen<br />
und Jugendlichen, Vermittlung<br />
der Patenschaften, Aufrechterhaltung<br />
der Kontakte zu<br />
Kooperationspartner<strong>In</strong>nen wie z.B.<br />
Schulen, Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Beratung, Begleitung und Weiterqualifizierung<br />
der Ehrenamtlichen,<br />
Telefondienst, d.h. Ansprechbarkeit<br />
für Jugendliche und Pat<strong>In</strong>nen,<br />
Organisation der Treffen, Aufbau<br />
eines Beratungsnetzwerks, Aquirierung<br />
von Fördermitteln.<br />
Die Hauptamtlichen werden vor<br />
allem für die Erstgespräche mit<br />
potenziellen Pat<strong>In</strong>nen und sich<br />
selbst meldenden „Patenkindern“<br />
gebraucht, da das persönliche<br />
Kennenlernen gegenüber der<br />
Öffentlichkeit eine gewisse<br />
Garantie gibt für die Seriösität<br />
und damit das Funktionieren des<br />
Patenprojekts. Die Hauptamtlichen<br />
und die hinter ihnen stehende<br />
Organisation übernehmen<br />
durch diese Gespräche die<br />
Verantwortung dafür, dass nur<br />
seriöse Pat<strong>In</strong>nen an die Jugendlichen<br />
vermittelt werden und dass<br />
die Jugendlichen die Aufgaben<br />
einer Patenschaft nicht überfordern.<br />
Erst das lokale Ansehen des<br />
oder der jeweiligen Projektträger<br />
und deren öffentliches Bild als<br />
vertrauenswürdige Organisation<br />
ermöglicht es, dass sich Schulen,<br />
Jugendhilfeeinrichtungen und<br />
entsprechende andere Organisationen<br />
bereit finden, „ihre“ Jugend-
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
45<br />
lichen an die Pat<strong>In</strong>nen zu vermitteln.<br />
Werden Patenprojekte ausschließlich<br />
von Ehrenamtlichen<br />
geführt, so muss das Ansehen der<br />
Organisation durch das persönliche<br />
lokale Ansehen des Ehrenamtlichen<br />
ersetzt werden, bzw.<br />
das Ansehen der Person muss auf<br />
das Projekt übergehen bis dieses<br />
selbst genügend eigene Anerkennung<br />
gewonnen hat.<br />
Für die Arbeit der Hauptamtlichen<br />
und für Räume, eventuelle Honorare<br />
für Referent<strong>In</strong>nen für die<br />
Qualifizierung der ehrenamtlichen<br />
Pat<strong>In</strong>nen, für Versicherungen,<br />
Aufwandsentschädigungen und<br />
Fahrtkosten werden Finanz- bzw.<br />
Fördermittel gebraucht. Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
gibt<br />
es nicht zum Nulltarif. Bisher gibt<br />
es jedoch keine festen<br />
Finanzierungsmöglichkeiten für<br />
Patenschaftsprojekte sondern nur<br />
befristete einmalige Fördermittel<br />
von verschiedenen Organisationen<br />
und Stiftungen. Es ist jedoch<br />
außerordentlich wichtig, dass<br />
Patenschaftsprojekte langfristig<br />
gefördert werden, da, wenn bei<br />
einem Patenschaftsprojekt die<br />
Förderung wegbricht, nicht nur<br />
mühsam aufgebaute Kontakte und<br />
Netzwerke verloren gehen, sondern<br />
das Patenprojekt nach ein paar<br />
Jahren am gleichen Ort kaum<br />
wieder neu gestartet werden kann.<br />
Die Erfolge der Patenschaften sind<br />
schwer in Zahlen zu messen,<br />
obwohl einige Patenprojekte ihre<br />
Erfolge, d.h. die Vermittlung von<br />
Jugendlichen in Ausbildungsstelle,<br />
Arbeit oder schulische Weiterbildung<br />
in Zahlen darstellen. Ein<br />
Messen des Erfolgs an Vermittlungszahlen<br />
ähnlich wie bei einer<br />
Arbeitsagentur beinhaltet die<br />
Gefahr, dass nur solche Jugendliche<br />
in den Genuss einer Patenschaft<br />
kommen, die persönlich<br />
die besten Voraussetzungen<br />
bieten, bald einen Ausbildungsplatz<br />
zu finden. Ein Patenschaftprojekt<br />
ist aber schon dann<br />
erfolgreich, wenn die Vermittlung<br />
von Patenschaften zustande<br />
kommt. Eine funktionierende Patenschaftsbeziehung<br />
bringt sowohl<br />
dem Jugendlichen wie dem Paten<br />
bzw. der Patin Gewinn: Die Jugendlichen<br />
erhalten eine persönliche<br />
unterstützende Beziehung und<br />
konkrete Hilfe bei ihrer <strong>In</strong>tegration<br />
ins Berufsleben, für Jugendliche<br />
mit Migrationshintergrund ist bereits<br />
die Patenschaft selbst ein<br />
Gewinn an <strong>In</strong>tegration. Die Pat<strong>In</strong>nen<br />
bekommen eine sinnvolle<br />
Aufgabe, Kontakt zur jüngeren Generation,<br />
die Möglichkeit, Berufsund<br />
Lebenserfahrung weiterzugeben<br />
und eventuell eine andere<br />
Kultur kennen zu lernen. Einen<br />
weiteren Gewinn bringen die<br />
Patenschaftsprojekte der jeweiligen<br />
Stadt, wenn deren Bürger die<br />
<strong>In</strong>tegration der nächsten Generation<br />
in das Berufsleben zu ihrer<br />
Gemeinschaftsaufgabe machen.<br />
8.<br />
Literatur<br />
• Aspekte Jugendsozialarbeit<br />
Nr. 59 (2005) (Marlies Kelm,<br />
Professionell: Ehrenamtliche in<br />
der Jugendsozialarbeit)<br />
• Beinke, Lothar (1992), Chancen<br />
Lernbehinderter in der<br />
Berufsausbildung. Arbeit und<br />
Sozialpolitik, 11/12, S. 50 - 54<br />
• Bierhoff, Hans-Werner (2002),<br />
Wie entsteht soziales Engagement<br />
und wie wird es aufrecht<br />
erhalten in: Doris Rosenkranz,<br />
Angelika Weber (Hrsg.),<br />
Freiwilligenarbeit. Einführung<br />
in das Management von Ehrenamtlichen<br />
in der Sozialen<br />
Arbeit, Weinheim und München<br />
• Bremer, Peter/ Gestring,<br />
Norbert (2004), Migranten –<br />
ausgegrenzt <strong>In</strong>: Häußermann,<br />
Hartmut/ Kronauer, Martin/<br />
Siebel, Walter, An den Rändern<br />
der Städte. Armut und Ausgrenzung,<br />
Frankfurt a.M.,<br />
S. 258 - 285<br />
• Bundesministerium für Bildung<br />
und Forschung (2006), Berufsbildungsbericht,<br />
Bonn<br />
• Hauf, Jürgen (2000), Senioren<br />
für junge Berufseinsteiger. Eine
46<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
neue Projektsparte im freiwilligen<br />
Handlungsfeld „Alt hilft<br />
Jung“, herausgegeben von der<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen<br />
(BAGSO) e.V., Bonn<br />
• ISAB-<strong>In</strong>stitut Köln (2000),<br />
Freiwilligensurvey (1999), zit.<br />
nach BAGSO - Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisatonen<br />
(2000),<br />
S. 21)<br />
• Kelm, Marlies (2005a), Aufwandsentschädigung<br />
für<br />
ehrenamtliche Tätigkeiten in<br />
der Jugendsozialarbeit,<br />
Aspekte Jugendsozialarbeit<br />
Nr. 59, S. 95 - 96<br />
• Kelm, Marlies (2005b),<br />
Versicherungsschutz im<br />
Ehrenamt, in: Aspekte<br />
Jugendsozialarbeit Nr. 59,<br />
S. 97 - 100<br />
• Kelm, Marlies (2005c),<br />
Professionell: Ehrenamtliche in<br />
der Jugendsozialarbeit, in:<br />
Aspekte Jugendsozialarbeit<br />
Nr. 59, S. 7 - 11<br />
• Konsortium Bildungsberichterstattung<br />
(2006),<br />
Bildung in Deutschland. Ein<br />
indikatorengestützter Bericht<br />
mit einer Analyse zu Bildung<br />
und Migration, Bielefeld<br />
• Leitfaden zur Arbeit mit<br />
Freiwilligen (2000), Ehrenamt<br />
in der BAGSO/Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senio<br />
ren-Organisationen. Bearb.<br />
Ursula Lenz, Bonn<br />
• Merkens, Michael (2006),<br />
AusbildungsPatenschaften,<br />
mehr als Hilfe für<br />
Einzelne...Erfahrungen aus dem<br />
Projekt „AusbildungsPatenschaften“<br />
in Recklinghausen,<br />
in: Nikolaus Bley, Marit<br />
Rullmann, (Hrsg.) Übergang<br />
Schule und Beruf. Aus der<br />
Praxis für die Praxis. Region<br />
Emscher-Lippe. Wissenswertes<br />
für Lehrer und Eltern, (Forschungsinstitut<br />
Arbeit, Bildung<br />
und Partizipation – FIAB)<br />
Recklinghausen, S. 145 - 153<br />
• Merten, Roland (Hrsg.) (1997),<br />
Autonomie der Sozialen Arbeit.<br />
Zur Funktionsbestimmung als<br />
Disziplin und Profession,<br />
Weinheim und München<br />
• Nadai, Eva/ Sommerfeld,<br />
Peter/ Bühlmann, Felix/<br />
Krattiger, Barbara (2005),<br />
Fürsorgliche Verstrickung.<br />
Soziale Arbeit zwischen<br />
Profession und<br />
Freiwilligenarbeit, Wiesbaden<br />
• Regnet, Erika (2002), Alles<br />
paletti Volunteers und<br />
Konfliktmanagement, in: Doris<br />
Rosenkranz/ Angelika Weber<br />
(Hg.), Freiwilligenarbeit.<br />
Einführung in das Management<br />
von Ehrenamtlichen in der<br />
Sozialen Arbeit, Weinheim und<br />
München, S. 103 - 118<br />
• Rosenkranz, Doris / Weber,<br />
Angelika (Hg.) (2002),<br />
Freiwilligenarbeit. Einführung<br />
in das Management von<br />
Ehrenamtlichen in der Sozialen<br />
Arbeit, Weinheim und München<br />
• Schreier, Kerstin (Hg.) (2000),<br />
Berufswegeplanung und<br />
individualisierte<br />
Berufseinstiegshilfen, München<br />
• Solga, Heike (2004),<br />
Ausbildungslosigkeit“ als<br />
soziales Stigma in Bildungsgesellschaften.<br />
Ein soziologischer<br />
Erklärungsbeitrag für die<br />
wachsenden Arbeitsmarktprobleme<br />
von gering qualifizierten<br />
Personen, Kölner Zeit<br />
schrift für Soziologie und<br />
Sozialpsychologie, Jg. 54,<br />
Heft 3, 2002, S. 476 - 505<br />
• Solga, Heike (2004a), Das<br />
Scheitern gering qualifizierter<br />
Jugendlicher an den<br />
Normalisierungspflichten<br />
moderner Bildungsgesellschaften,<br />
in: Matthias<br />
Junge/ Götz Lechner (Hrsg.),<br />
Scheitern. Aspekte eines<br />
sozialen Phänomens,<br />
Wiesbaden, S. 97 - 121<br />
• Solga, Heike (2006),<br />
Ausbildungslose und die<br />
Radikalisierung ihrer sozialen<br />
Ausgrenzung, in: Heinz Bude/<br />
Andreas Willisch, Das Problem<br />
der Exklusion. Ausgegrenzte,<br />
Entbehrliche, Überflüssige,<br />
Hamburg, S. 121 - 146<br />
• Stiftung Begabtenförderungswerk<br />
berufliche Bildung (SBB)<br />
(Dagmar Gielisch/ Ruth<br />
Heinke), Patenschaftsstelle für<br />
Ausbildung (2005), Patenschaften.<br />
Ein innovativer Weg<br />
zu mehr Ausbildungsplätzen.<br />
Bilanz des Patenschaftsprogramms<br />
für Ausbildung,<br />
Bonn<br />
• Von Kardorff, Ernst (2000),<br />
Qualitative Evaluationsforschung,<br />
in: Uwe Flick/ Ernst<br />
von Kardorff/ <strong>In</strong>es Steinke<br />
(Hg.), Qualitative Forschung.<br />
Ein Handbuch, S. 238 - 250
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
47<br />
• Wolff, Stephan (2000), Dokumenten-<br />
und Aktenanalyse, in:<br />
Uwe Flick/ Ernst von Kardorff/<br />
<strong>In</strong>es Steinke (Hg.), Qualitative<br />
Forschung. Ein Handbuch,<br />
S. 505 - 513<br />
9.<br />
• Wollenschläger, Michael<br />
(2002), Freiwilig aber sicher.<br />
Arbeits- und sozialversicherungsrechtliche<br />
Fragen, in:<br />
Doris Rosenkranz/ Angelika<br />
Weber (Hg.), Freiwilligenarbeit.<br />
Einführung in das Management<br />
von Ehrenamtlichen in der<br />
Sozialen Arbeit, Weinheim und<br />
München, S. 63 - 78<br />
Adressenliste / Ausbildungspatenschaftsprojekte<br />
• „Jugend braucht Arbeit –<br />
spenden Sie Vitamin B“,<br />
Patenschaften für Ausbildung<br />
im Berufsvorbereitungsjahr. Ein<br />
Patenschaftsprojekt des Caritasverbandes<br />
Freiburg-Stadt<br />
e.V. und IN VIA Katholische<br />
Mädchensozialarbeit Diözesanverband<br />
Freiburg e.V.; Jugend<br />
berufshilfe an der Edith-Stein-<br />
Schule, Bissierstr. 17, 79114<br />
Freiburg, Christine Schwende<br />
mann, jbhinvia@t-online.de,<br />
Simone Müller, JBH1@caritasfreiburg.de;<br />
Caritas Bildungszentrum,<br />
Heinrich-von-<br />
Stephanstr. 20, 79100 Freiburg<br />
i. Br., Gerhard Wienandts,<br />
cbf@caritas-freiburg.de<br />
• Projekt AusbildungsPaten,<br />
Bistum Münster, Generalvikariat,<br />
Referat Kirche und Arbeitswelt,<br />
Regionalstelle Recklinghausen,<br />
Martin Merkens,<br />
Kemnastr.7,<br />
45657 Recklinghausen,<br />
merkens@bistum-muenster.de,<br />
www.bistummuenster.de/<br />
arbeitswelt<br />
• „Arbeit/Ausbildung statt<br />
Stütze“, Caritasverband<br />
Bruchsal e.V., Bernd Gärtner,<br />
Friedhofstr.11,<br />
76646 Bruchsal,<br />
bernd.gaertner@caritasbruchsal.de,<br />
www.caritas-bruchsal.de<br />
• “Alt hilft Jung im Jugendbüro“,<br />
Jugendbüro Neu Isenburg,<br />
Klaus-Peter Martin,<br />
Carl-Ulrich-Str. 11,<br />
63263 Neu-Isenburg,<br />
jugendbuero@neu-isenburg.de,<br />
www.neu-isenburg.de<br />
• Sympaten-Projekt, Don-<br />
Bosco-Berufsschule, Dr. Harald<br />
Ebert, Michael Brausam, Lisa<br />
Fink,<br />
Schottenanger 10,<br />
97082 Würzburg,<br />
netzwerk@dbs-wuerzburg.de,<br />
www.dbs-wuerzburg.de<br />
• Sympaten-Projekt, Bistum<br />
Mainz, Referat Berufs- und<br />
Arbeitswelt,<br />
Thomas Domnick, Sonja Karl,<br />
Welschonergasse 2 - 4,<br />
55116 Mainz,<br />
sympaten@bistum-mainz.de,<br />
www.sympaten.de<br />
• Projekt Jugendpaten, Freiwilligen-Zentrum<br />
Augsburg,<br />
Stefanie Kratzer, Regina<br />
Mehtiyeva,<br />
Philippine-Welser-Str. 5a,<br />
86150 Augsburg,<br />
jugendpaten@freiwilligenzentrum-augsburg.de<br />
• Ausbildungs-Patenschaften,<br />
Bürgerstiftung Westmünsterland,<br />
Südlohner Weg 40,<br />
48703 Stadtlohn,<br />
info@buergerstiftung-wml.de,<br />
www.buergerstiftung-wml.de<br />
• Projekt AusbildungsPaten,<br />
Bistum Münster, KAB<br />
Bezirksverband Borken,<br />
Benedikt Kemper, KAB<br />
Regionalbüro Dülmen,<br />
Postfach 1362,<br />
48234 Dülmen,<br />
benedikt.kemper@kab-rbduelmen<br />
• Projekt Ausbildungs<br />
patenschaften, Diakonisches<br />
Werk Dortmund,<br />
Helmut Szymanski, Jägerstr. 5,<br />
44145 Dortmund,<br />
helmut.szymanski@vkk-do.de,<br />
www.diakoniedortmund.de
48<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
• <strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
– Jugend mit Zukunft in<br />
Gelsenkirchen! Projekt<br />
a+l.l+e; Burkhard Zille,<br />
Berufsfortbildungswerk des<br />
DGB, AufWind Agentur für<br />
Ausbildung,<br />
Emscherstr. 66,<br />
45891 Gelsenkirchen;<br />
DGB Bildungswerk NRW e.V.,<br />
Marit Rullmann,<br />
Dorstenerstr. 27a,<br />
45657 Recklinghausen,<br />
mrullmann@dgb-bildungswerknrw.de,<br />
www.alle-lernen.de/<br />
ausbildungspatenschaften<br />
• Projekt: <strong>Ausbildungspatenschaften</strong>,<br />
Altenstadt-<br />
Aktiv, Gemeinde-Verwaltung<br />
Altenstadt,<br />
Frankfurter Str. 11,<br />
63674 Altenstadt (Hessen),<br />
www.altenstadt.de<br />
• Paten für Arbeit in Essen<br />
e.V., Günther Herber, Rathaus,<br />
45121 Essen,<br />
info@patenfuerarbeit.essen.de,<br />
www.arbeit-in-essen.de<br />
• Aktivsenioren Bayern e.V.,<br />
Zentrale Geschäftsstelle,<br />
Rudolf Nagel,<br />
Thiersstr. 17,<br />
80538 München,<br />
info@aktivsenioren.de,<br />
www.aktivsenioren.de<br />
• Stadtteilschule Dortmund e.V.,<br />
Sabine Kulig,<br />
Oesterholzstr. 25,<br />
44145 Dortmund,<br />
skulig@stadtteil-schule.de,<br />
www.stadtteilschule.de<br />
• „Jugend aktiv in Arbeit. Das<br />
Patenprojekt“, Eine <strong>In</strong>itiative<br />
der Jugendseelsorge im Erzbistum<br />
Köln, Erzbischöfliches<br />
Generalvikariat Köln, Abteilung<br />
Jugendseelsorge, Oliver Vogt,<br />
Marzellenstr. 32,<br />
50668 Köln,<br />
info@jugend-aktiv-in-arbeit.de,<br />
www.jugend-aktiv-in-arbeit.de<br />
• Ceno & DiePaten e.V., Irene<br />
Meurer, Karl-Heinz Weingarten,<br />
Gebrüder-Koblenz-Str.10,<br />
50679 Köln,<br />
ceno@ceno-koeln.de,<br />
www.ceno-koeln.de<br />
• Patenprojekt, E.D.B.<br />
Bildungsgesellschat Kreis<br />
Mettmann, Arlin Cakal, Martina<br />
Schwiering,<br />
Elberfelderstr. 77 - 81,<br />
40822 Mettmann,<br />
s.aslan@edb-neviges.de,<br />
www.prommi.info/<br />
patinnen.html<br />
• Patenprojekt, Kolpingsfamilie<br />
Geislingen, Volker Ammann,<br />
Melchiorstr. 16,<br />
72351 Geislingen<br />
• Patenprojekt, Kolping-Jugend,<br />
Diözesanverband Hildesheim,<br />
Matthias Hohgräbe,<br />
Domhof 18-21,<br />
31134 Hildesheim,<br />
matthias.hohgraebe(at)bistumhildesheim.de,<br />
www.kolpingjugendhildesheim.de<br />
• Patenprojekt, Caritas Zentrum<br />
Berchtesgadener Land,<br />
Rainer Hoffmann,<br />
Salzburgerstr. 29b,<br />
83435 Bad Reichenhall<br />
• Projekt Lehrlingspatenschaften,<br />
Kolpingsfamilie Donzdorf,<br />
Eduard Jeckel,<br />
Königsbergerstr. 7,<br />
73072 Donzdorf,<br />
ejeckel@t-online.de,<br />
lehrpad.de<br />
• Berufspatenschaft, Landratsamt<br />
Neuburg-Schrobenhausen,<br />
Roland Weigert,<br />
Platz der Deutschen Einheit 1,<br />
86633 Neuburg an der Donau,<br />
poststelle@lra-nd-sob.de,<br />
www.neuburgschrobenhausen.de<br />
• Patenprojekt Lernende Region<br />
Kassel Stadt und Land e.V.,<br />
Erzébet Haris-Zana,<br />
Bahnhofstr. 26,<br />
34369 Hofgeismar,<br />
e.haris@region-kassel-land.de,<br />
www.lernende-region-kassel.de<br />
• Frauentreff Brückenhof, Birgit<br />
Hengsbach-Knoop,<br />
Brückenhofstr. 84,<br />
34132 Kassel,<br />
info@frauentreffbrueckenhof.de<br />
• Berufspatenschaft Burgsitz<br />
schule, Wilfried Brietzke,<br />
Unterhain 1,<br />
34286 Spangenberg,<br />
w.brietzke@gmx.de<br />
• Berufspatenschaften, Caritasverband<br />
für den Landkreis<br />
Breisgau Hochschwarzwald e.V.,<br />
<strong>In</strong>ge Schmid, Konrad Mayer,<br />
Alois-Eckert-Str. 6,
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
49<br />
79111 Freiburg,<br />
cv.brsg-hochschw@caritasdicv-fr.de,<br />
www.caritas-breisgauhochschwarzwald.de<br />
• Patenprojekt, Kreisjugendring<br />
Mühldorf am <strong>In</strong>n, Julia Kietzke,<br />
Eva Rehbein,<br />
Braunauer Str.4,<br />
84478 Waldkraiburg,<br />
kietzke@kjr-muehldorf.de,<br />
www.kjr-mueldorf.de<br />
• Arbeitskreis Bürgerintegration,<br />
Gemeinde Burgkirchen, Rudolf<br />
Zeiler,<br />
Max Planck Platz 5,<br />
84508 Burgkirchen<br />
• Jugend in Arbeit, Jugendhilfe<br />
zentrum Riegel, Joachim Welter,<br />
Hauptstr. 63,<br />
79359 Riegel,<br />
info@jugendhilfezentrumriegel.de,<br />
www.jugendhilfezentrumriegel.de<br />
• Patenprojekt, Bergische<br />
Koordinierungsstelle Schule /<br />
Beruf, Zita Götte, Dagmar<br />
Jakobi,<br />
Grünewaldstr. 29-31,<br />
42657 Solingen,<br />
z.goette@solingen.de,<br />
www.koordinierungsstelleschule-beruf.de<br />
• Patenhilfe für Schüler an der<br />
Matthias-Clausius-Schule, Gabi<br />
Brinkmann,<br />
August-Euler-Str. 25,<br />
33378 Rheda Wiedenbrück,<br />
g.brinkmann@mcs-rheda.de,<br />
www.mcs-rheda<br />
• Wuppertaler Patenprojekt,<br />
Nachbarschaftsheim Wuppertal<br />
e.V., Manuela Salem, Melanie<br />
Kleinschmidt,<br />
Platz der Republik 24 - 26,<br />
42107 Wuppertal,<br />
salem@patenprojekt.de,<br />
www.patenprojekt.de<br />
• Freiwilligenzentrum Düren e.V. ,<br />
Bürgerbüro, <strong>In</strong>grid Lensing,<br />
Markt 2,<br />
52348 Düren,<br />
info@freiwilligenzentrumdueren.de,<br />
www.freiwilligenzentrumdueren.de<br />
• Kirina e.V., Lothar Schwachen<br />
walde,<br />
<strong>In</strong> der Schultenbeck 4,<br />
44892 Bochum,<br />
schwachenwalde@kirina.de,<br />
www.kirina-bochum.de<br />
• Pate/Patin-Projekt, Katholische<br />
Fachstelle für Jugendpastoral<br />
und Jugendhilfe, Ausbildungs<br />
patenschaften-Projekt „Jugend<br />
aktiv in Arbeit“, Stadtdekanat<br />
Köln/Kreisdekanat Rhein-Erft-<br />
Kreis, Wilhelm Gerber,<br />
Kasinostr. 5,<br />
50675 Köln,<br />
wilhelm.gerber@kja.de<br />
• Berufswahlpaten, Seniorenbüro<br />
des Rhein-Lahn-Kreises,<br />
Christoph Lehmler, Uschi<br />
Koziel,<br />
<strong>In</strong>sel Silberau,<br />
5163 Bad Ems,<br />
info@rhein-lahn.rlp.de<br />
• AWO-Projekt P.I.D.E.S., Ute<br />
Bauer-Peil,<br />
Ettelscheid 6,<br />
53937 Schleiden,<br />
awopides@compuserve.de,<br />
www.awopides-euskirchen.de<br />
• Jugend braucht Arbeit e.V. ,<br />
Werner Giebel,<br />
Heike Reis-Dehlen,<br />
Rebstöckerstr. 70,<br />
60326 Frankfurt/Main<br />
• „Arbeit für Nachbarn“ – eine<br />
Königsbrunner und Augsburger<br />
Stadtteilinitiative für Arbeitsund<br />
Ausbildungsplatzsuchende,<br />
Hellmut Steffens,<br />
Sanderstr.50,<br />
86161 Augsburg<br />
• Job aktiv, Bischöfliches<br />
Ordinariat Limburg, Stefan<br />
Grösch,<br />
Dietzer Str. 50c,<br />
65549 Limburg,<br />
info@jobaktiv-lm.de,<br />
www.jobaktiv-lm.de<br />
• „Chance &Los“,<br />
KAB Diözesanverband<br />
Freiburg e.V., Franz Feger,<br />
Gaswerkstr. 5,<br />
77652 Offenburg,<br />
franz.feger@kath-ortenau.de<br />
• „Aktion Ausbildung“, Caritas<br />
verband Konstanz e.V.,<br />
Katholisches Jugendbüro<br />
Konstanz,<br />
Hofhalde 10a,<br />
7862 Konstanz
50<br />
Irmgard Weyrather<br />
<strong>Ausbildungspatenschaften</strong><br />
• Sympaten Region Offenbach,<br />
Kolpingwerk DV Mainz/ Gelbes<br />
Haus Offenbach e.V./<br />
Betriebsseelsorge Offenbach,<br />
Markus Werner,<br />
Luisenstr. 53,<br />
63067 Offenbach a.M.,<br />
KDMVZ@t-online.de<br />
• Patenprojekt, Evangelische<br />
Erwachsenenbildung Thüringen<br />
(EEBT), Silke Luther,<br />
Lutherstr. 3,<br />
07743 Jena,<br />
s.luther@eebt.de<br />
• Jugend aktiv in Arbeit – das<br />
Patenprojekt (Erzbistum Köln),<br />
Katholische Fachstelle für<br />
Jugendpastoral und Jugendhilfe,<br />
Uschi Hacket,<br />
Gertrudisstr. 12 - 14,<br />
40229 Düsseldorf,<br />
info@kja-mettmann.de,<br />
www.jugend-aktiv-in-arbeit.de<br />
• Projekt NASA, Neue Ansätze in<br />
Schule und Arbeit, Stadt Jülich<br />
– Amt 56, Elisabeth Fasel,<br />
Große Rurstr. 17,<br />
52428 Jülich,<br />
EFasel@juelich.de<br />
• Modellprojekt „Schule aus –<br />
was nun“, DRK Landesverband<br />
Sachsen-Anhalt e.V., Ulrike<br />
Günther-Schmalz,<br />
Rudolf-Breitscheid-Str. 6,<br />
06110 Halle,<br />
ulrike.guenther-scmalz@sachsen-anhalt.drk.de<br />
• „Mit Profis in den Job“, <strong>In</strong>terna<br />
tionaler Bund, Annett Hofmann,<br />
Alt Salbke 6-10,<br />
39122 Magdeburg,<br />
Annett.Hofmann@internationaler-bund.de<br />
• Patenschaftsprojekt,<br />
Landratsamt Freudenstadt,<br />
Jugendamt,<br />
Luitgard Nixdorf,<br />
Landhausstr. 34,<br />
72250 Freudenstadt,<br />
nixdorf@landkreisfreudenstadt.de<br />
• Patenschaften für Förderschüler<br />
in Thüringen, Jugendberufshilfe<br />
Thüringen e.V., Jens Vogel,<br />
Lindenbacher Weg 30,<br />
99099 Erfurt,<br />
Jens.vogel@jbhth.de<br />
• Projekte „Starthilfe“/ „Men<br />
tor“/ „Jobpaten“, c/o Behörde<br />
für Bildung und Sport Ref. B<br />
22-14, Hamburg, Thomas<br />
Albrecht,<br />
Postfach 761048,<br />
22060 Hamburg,<br />
Thomas.albrecht@bbs.hamburg.de