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Flug Die bequeme Lösung - Gartenreisen Laade

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„Nein, hier gibt es keine rechten Winkel.“<br />

Einem unersichtlichen Plan folgend, winden sich die Wege durch<br />

die weitläufi gen Besitztümer. Natur und Geschichte schufen ein<br />

Design, das sich bisweilen den natürlichen Schwüngen der Hügel,<br />

Flüsse und Buchten fügt und dann wieder respektvoll einem großen<br />

Baum oder einer Hecke ausweicht. Prächtige schwarze Angusrinder<br />

und Schafe sind auf die Weiden getupft. Erst als ca. 2 km außerhalb<br />

des Ortes die Steinmauer des Besitzes endet, komme ich auf einen<br />

Eingang zu mit dem Schild „Private Road“. Beherzt nutze ich<br />

diese letzte Möglichkeit und gelange über Stallungen sowie einen<br />

Bauernhof und nach Durchfahrt eines Wäldchens schließlich zu<br />

einer Ruine, eben der namensgebenden Grey Abbey. Ich steige aus<br />

und erkenne erfreut einen Heilkräutergarten.<br />

Ganz falsch kann ich nicht sein und so fahre ich weiter bis ich<br />

schließlich das Manorhouse erreiche, das wie ein Stück grauer<br />

Fels auf dem höchsten Punkt der Ländereien thront.<br />

20<br />

Besuch auf Grey Abbey<br />

in Nordirland<br />

Von Äpfeln und Keksen<br />

Lord Montgomery lacht als ich auf seinem<br />

Landgut Grey Abbey verspätet eintreffe.<br />

Nein, äußerliche Pracht gehört nicht zum Selbstverständnis der<br />

Briten. Lady Daphne geleitet mich ins Kaminzimmer. Von den<br />

Wänden blicken, streng und goldgerahmt in Öl, die Ahnen der<br />

Montgomerys. Von kleinen Fotografi en in Stehrahmen blinzeln<br />

die jüngeren Generationen der Familie. Auf den Tischen liegen<br />

überall Stapel mit Büchern. <strong>Die</strong> Ahnen lassen wenig Platz<br />

für Bücherregale in der guten Stube. Besonders schön ist der<br />

Drawingroom, der Gesellschaftsraum mit spitzen gotischen<br />

Fenstern und Gartenblick. Acht Ecken sorgen für ausreichend<br />

gemütliche Sitzgelegenheiten. Zufrieden höre ich, dass hier<br />

auch unsere Gartengruppen empfangen werden.<br />

Es ist schon ein wenig frisch hier unweit der Küste. Bei einer<br />

Tasse Tee und ein wenig Gebäck kann ich mich am Kamin<br />

aufwärmen. <strong>Die</strong> Kekse wirken zunächst wie das Haus nämlich<br />

recht unspektakulär, entfalten jedoch beim ersten Bissen so<br />

einige Aromen des viktorianischen Weltreiches: Ingwer, ein<br />

Hauch Kardamon und Muskat verbacken mit heimischen Nüssen<br />

und Haferfl ocken.<br />

Bei der Fahrt durch den Garten sind mir bereits andere<br />

Ingredienzen englischer Entdeckerlust aufgefallen. Unterhalb<br />

des Haushügels erstreckt sich ein Southern-Hemisphere-Garden.<br />

Ein Garten mit Pfl anzen, die vor allem aus Chile stammen.<br />

In Küstennähe gedeiht mit feuerroten Blüten, dort wie hier,<br />

der chilenische Feuerbusch (Embothrium). <strong>Die</strong> chilenische<br />

Honigpalme Jubea wagt sich ebenso hervor wie Myrtenbäume<br />

und das einzige Exemplar der Coihue (Südbuche) in Nordirland.<br />

<strong>Die</strong> gute Zusammenarbeit mit dem botanischen Garten in<br />

Edinburgh liefert so manche seltene Pfl anze wie Berberis<br />

valdiviana. Als hübsches Unkraut erweisen sich wie überall in<br />

Nordirland die Magellanfuchsien.<br />

Hausherr William, auch hier ist man schnell beim Vornamen,<br />

gibt sich erstaunt, als ich frage, warum die wunderbaren<br />

Pfl anzen nicht auf der freien Fläche vor dem Haus gepfl anzt<br />

wären.<br />

„Nun wir haben hier den ältesten Landschaftsgarten Irlands,<br />

da wollten wir uns den Blick bis hin zum Strangford Loch nicht<br />

zupfl anzen. Eigentlich sollte es hier auch keine Zäune geben. Zu<br />

Zeiten meiner Großmutter war extra ein Hirte angestellt, dessen<br />

einzige Aufgabe war, die Kühe aus dem Garten zu halten.“ Kein<br />

ganz einfacher Job übrigens. <strong>Die</strong> Großmutter war Malerin und<br />

verfügte bisweilen, dass nur die braunen Kühe zusammenstehen<br />

sollten und unter einem anderen Baum die weißen.<br />

Auch im Obstgarten gehen die Wahrung des Erbes und<br />

behutsame Erneuerung Hand in Hand. Hier sammelt die Familie<br />

mit Unterstützung irischer Pomologen Obstsorten aus Irland. <strong>Die</strong><br />

Früchte sind bisweilen klein aber außerordentlich schmackhaft.<br />

Mit zwei Äpfeln vom Lord und zwei Plätzchen von der Lady<br />

als Wegzehrung mache ich mich auf den Weg zum nächsten<br />

wunderbaren Garten am Loch Strangford, dem sagenhaften<br />

Mount Stewart.<br />

Der richtige Eingang zum Anwesen war übrigens ganz einfach<br />

zu fi nden: mitten im kleinen Ort Grey Abbey zwischen Schule<br />

und Kirche.<br />

Christoph <strong>Laade</strong><br />

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