Turngau-Aktuell Ausgabe 1 - 2010 - Turngau Münsterland e.V.
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Abendessen in die nahe Altstadt. Eine Empfehlung führte in die einzige Brauerei mit einem<br />
herrlichen Biergarten unter alten Kastanien zum Genuss von „Pubarschknall“ (dunkles obergäriges<br />
Bier mit nur 1 % Alkohol) oder<br />
„Knuttenforz“ (Schwarzbier).<br />
Der Stadtrundgang in Quedlinburg begann am nächsten Tag am Marktplatz, der neben dem<br />
Rathaus von prächtigen Fachwerkhäusern umsäumt ist. Von den über 1300 Fachwerkhäusern sind die<br />
meisten inzwischen renoviert worden. Der Weg zum Schloss führte zum Finkenherd, das ist die<br />
sagenreiche Stelle, wo dem Sachsenherzog Heinrich (der Vogler) die deutsche Königskrone<br />
angeboten sein soll und zum Geburtshaus des Dichters Friedrich Gottlob Klopstock. Von dem Platz<br />
neben der Schlosskirche hatte man einen herrlichen Blick auf die Dächer der Alt- und Neustadt von<br />
Quedlinburg. Für die Turnerschar war es natürlich eine Selbstverständlichkeit, das Geburtshaus von<br />
Johann Christoph Friedrich GutsMuths und sein nahe stehendes Denkmal zu besichtigen, zumal 2 Tage<br />
später sein 250. Geburtstag festlich begangen werden sollte. Am Geburtshaus wurden Vorbereitungen zur<br />
Anbringung einer Gedenktafel getroffen, der Platz um das Denkmal wurde abgesperrt und die umliegenden<br />
Häuser wurden von einem Mann mit Fähnchen geschmückt.<br />
Er konnte einiges über GutsMuths erzählen. Er ist Sportlehrer des örtlichen GutsMuths-Gymnasium,<br />
wie die Stadtführerin später berichtete. GutsMuths war Turnpädagoge und schuf ein beispielhaftes<br />
System des Schulturnens. Sein Werk „Gymnastik für die Jugend“ sorgte schon 1793 für die<br />
Entwicklung und Verbreitung der Leibesübungen. „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn besuchte 1807<br />
GutsMuths und holte sich bei ihm die Impulse für die Leibesübungen, die er allerdings Turnen<br />
als Gesamtheit aller Leibesübungen nannte und dann 1811 in der Hasenheide den 1. deutschen<br />
Turnplatzes eröffnete.<br />
“ Bei einem Unwetter im Mai 1989 wurden zwei der drei GutsMuths-Linden zerstört. Dank der<br />
Stadtbezirksverwaltung Berlin-Tiergarten und des TSV GutsMuths 1861 Berlin wurden am 16.09.1990<br />
zwei neue Linden gepflanzt.“ Dieser Text mit dem Zusatz „Mögen sie als Zeichen<br />
für die Einheit Deutschlands und die Freundschaft zweier Guts-Muths-Vereine<br />
weiter gedeihen. August 2009, TSG GutsMuths 1860 Quedlinburg e.V.“ steht auf<br />
einer Gedenktafel, die am 9.8.2009 neben einer der Linden in das Pflaster<br />
eingelassen und enthüllt wurde.<br />
Der Chronist konnte diese und die am Geburtshaus angebrachte Tafel:<br />
„ Zur Erinnerung an den 250. Geburtstag von J.Ch.F. GutsMuths. LSB Sachsen-<br />
Anhalt/ TSG<br />
GutsMuths Quedlinburg“ am Morgen des 250. Geburtstages fotografieren.<br />
In der Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg konnte man einiges über die<br />
Herstellung von Glas erfahren und einem Glasbläser bei der heißen,<br />
beschwerlichen Arbeit zusehen. In den Ausstellungsräumen bekam man einen<br />
Einblick über die Vielfalt der Glases (Vasen, Krüge,<br />
Lampenschirme, Weihnachtsbaumschmuck, Tierfiguren, Schmuck u.a.).<br />
Die Tagestour ging weiter nach Thale zum „Hexentanzplatz“. Von dort hatte man einen herrlichen Blick<br />
auf die gegenüberliegende „Roßtrappe“, dazwischen das tiefe Flussbett der Bode.<br />
In Gernrode, an der Straße der Romanik in Sachsen-Anhalt, wurde die Stiftskirche St.Cyriakus besichtigt,<br />
eines der bedeutendsten Zeugnisse ottonischer Architektur. Mit dem Bau dieser dreischiffigen<br />
kreuzförmigen Basilika begann man wohl schon um 959.<br />
Am Samstag ging es nach Wernigerode, bei gutem Wetter mit dem frühesten<br />
Zug der Harzer<br />
Schmalspurbahnen in gut 90 Minuten auf den Brocken(1142 m), um dabei<br />
eine Höhendifferenz von 891 m zu bewältigen. Nach 2,5 Stunden Aufenthalt<br />
auf dem Brockenplateau bei mittelmäßiger Fernsicht ging die Tal-Fahrt mit<br />
„Volldampf“ durch den einzigen Regenschauer auf<br />
der ganzen4-tägigen Turnfahrt nach Wernigerode,<br />
wo es nicht geregnet hatte und die Sonne wieder<br />
schien.<br />
Den historischen Harzer Eisenerzbergbau zeigte<br />
ein Besuch in der 1970 stillgelegten Erzgrube<br />
Büchenberg, zwischen Wernigerode und<br />
Elbingerode. Ein Abstieg von 145 Stufen auf 38 m<br />
Unter Tage bei 8 Grad Celsius und 98 %<br />
Luftfeuchtigkeit führte in den Seilbahnkeller. Von den Füllstationen der<br />
Seilbahnloren gelangte das Eisenerz Über Tage, weiter über eine mit 8 km<br />
ehemals längste Seilbahn Europas bis zur Verladung nach Minsleben und von<br />
dort zum Hüttenwerk. In voller Funktion beeindruckten Erzschrapper,<br />
Bohrhämmer, Überkopflader von den schweren Bedingungen der Bergleute<br />
und zusätzlich dem hohen Lärmpegel, teilweise bis zu 120 Dezibel.<br />
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