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Ausgabe Mai 2013 - DKV-Residenz am Tibusplatz

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116. AUSGABE > residenzinfo 2/<strong>2013</strong><br />

Rundschau<br />

MAI Bis JULI <strong>2013</strong><br />

Einblick<br />

>>20 Jahre Tibus <strong>Residenz</strong>:<br />

Unsere Jubiläumsveranstaltungen<br />

> >Großbaustelle <strong>Tibusplatz</strong><br />

Ausblick<br />

>>Von Lackaffen, Schweinchen<br />

und anderen Tieren<br />

>>Bienen – unsere wichtigsten<br />

Insekten<br />

Rückblick<br />

>>Unsere Mütter, unsere Väter<br />

>>Münsters – Vergangenheit<br />

und Gegenwart<br />

Geselliger<br />

»Plausch«<br />

im Treppenhaus<br />

IM HERZEN JUNG!


2<br />

RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > EDITORIAL<br />

Ab sofort sind wir<br />

das Café Tibus<br />

Unser Café heißt jetzt Café Tibus und empfängt Sie mit einer<br />

neu gestalteten Speisekarte und geändertem Schriftzug in<br />

frischem <strong>Mai</strong>grün.<br />

Im Rahmen unserer Jubiläumsfeier starteten wir mit einer Reise<br />

um die Welt. Mit bekannten Melodien begrüßten wir den<br />

ersehnten Frühling und kosteten den ersten »Hugo« der Saison.<br />

Aber wir sind erst <strong>am</strong> Beginn der Reise. Unser Servicete<strong>am</strong>,<br />

bestehend aus zwölf vertrauten Gesichtern, gibt sich das ganze<br />

Jahr hindurch große Mühe, um Sie zus<strong>am</strong>men mit dem Küchente<strong>am</strong><br />

immer wieder zu überraschen:<br />

Monatlich s<strong>am</strong>meln wir jahreszeitliche Highlights auf unserer<br />

Monatssonderkarte, festliche Gal<strong>am</strong>enüs und opulente Frühstücksangebote<br />

zu besonderen Anlässen wechseln sich ab. Der<br />

gemütliche Bewohnertreff an jedem Mittwochabend ist für viele<br />

ein fester Bestandteil der Woche. Vielleicht wegen der besonders<br />

beliebten Bratkartoffeln Zu denen es übrigens auch immer<br />

lohnenswerte Alternativen gibt! Am Donnerstag steht hausgebackener<br />

Kuchen bereit und wenn die Sonne lacht, ist unsere<br />

Terrasse draußen ein beliebter Treffpunkt für einen Plausch<br />

unter Freunden und Nachbarn bei einer guten Tasse Kaffee.<br />

Was immer also der Anlass sein sollte:<br />

Wir freuen uns auf Sie!<br />

Das Te<strong>am</strong> vom Café Tibus


3<br />

Inhalt<br />

09 »Aber bitte mit<br />

Sahne...!«<br />

Einblick<br />

04 Unsere Jubiläumsveranstaltung<br />

im März<br />

06 Tratsch und Klatsch als<br />

Form der Kommunikation<br />

07 Wie wichtig ist der<br />

»Plausch« im Tibus<br />

– eine Umfrage<br />

09 »Aber bitte mit Sahne...!«<br />

11 Mister Speight und das<br />

Fräulein Mander<br />

12 Großbaustelle <strong>Tibusplatz</strong><br />

13 Vorschau auf den <strong>Mai</strong><br />

14 Wer ist<br />

Lackaffen.de<br />

Ausblick<br />

13 Der Frühling ist da<br />

14 Von Lackaffen,<br />

Schweinchen und<br />

anderen Tieren<br />

16 Mitwirkung und<br />

Mitbestimmung bei uns<br />

im Tibus<br />

18 Bienen – unsere<br />

wichtigsten Insekten<br />

25 Münster –<br />

Vergangenheit und Gegenwart<br />

Rückblick<br />

19 Unsere Mütter,<br />

unsere Väter<br />

21 Ein Teil meines Lebens<br />

22 Rock oder Hose<br />

23 Eine Liebesgeschichte<br />

24 Haikus<br />

25 Münsters<br />

Merkwürdigkeiten<br />

26 Sprichwörter/Buchtipp<br />

28 Nachrufe/Personalien<br />

31 Anzeigen


4<br />

RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Einblick<br />

20 Jahre Tibus <strong>Residenz</strong><br />

Jeden Monat gibt’s im Jubiläumsjahr ein besonderes Highlight, und da das Jahr zwölf Monate<br />

hat, wird es zwölf in ihrer Art ganz unterschiedliche Veranstaltungen geben. Die ersten haben<br />

bisher eine riesige Resonanz erfahren.<br />

Unsere Jubiläumsfeier im März<br />

Am 11. März nachmittags war es still in den Räumen der <strong>DKV</strong> <strong>Residenz</strong> <strong>am</strong><br />

<strong>Tibusplatz</strong>.<br />

Knapp hundert Bewohner und Mitarbeiter hatten<br />

sich auf den Weg in die Königsstraße<br />

gemacht, denn dort hatte die <strong>Residenz</strong> anlässlich<br />

ihres 20-jährigen Jubiläums eine exklusive<br />

Sondervorstellung im Boulevardtheater Münster<br />

gebucht.<br />

»Tratsch im Treppenhaus« gibt´s überall - auch<br />

bei uns im Tibus« begrüßte <strong>Residenz</strong> Direktorin<br />

Anne Matenaar die Gäste. » «Tratsch im Treppenhaus«<br />

ist wichtig für das Gemeinschaftsleben<br />

in unserer <strong>Residenz</strong>, bedeutet dies doch<br />

Kommunikation und Austausch untereinander.«<br />

Bei ihrer Begrüßungsrede ahnte Frau Matenaar<br />

allerdings noch nichts vom »Tratsch im Treppenhaus«<br />

im Hause Tr<strong>am</strong>sen, wo Frau Boldt mit<br />

ihren hinterlistigen Intrigen das Gemeinschaftsleben<br />

gehörig durcheinander wirbelte. Da hatte<br />

der Austausch der Hausbewohner untereinander<br />

durchaus andere Dimensionen.<br />

In einer kurzweiligen und <strong>am</strong>üsanten Vorstel-


5<br />

lung gefielen die gut gelaunten Schauspieler,<br />

die die ganz banalen Geheimnisse ganz banaler<br />

Leute einer ganz banalen Hausgemeinschaft mit<br />

großer Spielfreude präsentierten. Als besonderen<br />

Clou gab es immer mal wieder kleine Querverbindungen<br />

zur Tibus <strong>Residenz</strong>. Mal wurden<br />

Lokalitäten »um die Ecke der <strong>Residenz</strong>« beschrieben,<br />

mal wurde auf die vielen D<strong>am</strong>en in der<br />

<strong>Residenz</strong> aufmerks<strong>am</strong> gemacht. Die Schauspieler<br />

ließen sich einiges einfallen, um die »Tibus<br />

<strong>Residenz</strong>«, immer mit einem Augenzwinkern<br />

versehen, in diese Sondervorstellung zu integrieren.<br />

»Es war ein wunderschöner Nachmittag, den<br />

uns die <strong>Residenz</strong> und das Boulevardtheater mit<br />

dieser Jubiläumsveranstaltung bereitet haben«<br />

fasst Bewohnerin Sofie- Luise Fliege ihre Eindrücke<br />

zus<strong>am</strong>men. Sie schreibt:<br />

Liebevoll empfangen, verwöhnt mit Sekt und<br />

Knabbereien, erlebten wir einen Klassiker der<br />

»leichten Art«.<br />

Ich hatte bereits Heidi Kabel in den 50er Jahren<br />

in demselben Bühnenstück gesehen. Sie hat die<br />

Rolle der Klatschtante Meta Boldt geprägt.<br />

Auch bei dieser Aufführung wurde von der<br />

Hauptdarstellerin Angelika Ober die fiktive Frau<br />

Boldt, die die Hausbewohner durch Tratsch,<br />

Lügereien und üble Nachrede in ständiger Aufregung<br />

hielt, brillant gespielt. Mir gefiel der<br />

besondere Bezug zu unserem Haus und zu uns<br />

Münsteranern, denn die Schauspieler hatten mit<br />

<strong>am</strong>üsanten Anspielungen immer wieder auch<br />

das Tibus, münstersche N<strong>am</strong>en und Geschäfte<br />

ins Spiel gebracht. Es war fast so, als wenn sich<br />

die Szenen in einem münsterschen Wohnhaus<br />

tatsächlich so zutragen würden. Die kleinen und<br />

großen Spitzfindigkeiten der Frau Boldt ließen<br />

alle Zuschauer im Theater lachen – es war ein<br />

wirklich gelungener Theaterbesuch.«<br />

Auch Bärbel Schweifel hat es gut gefallen. »Als<br />

Mitarbeiterin der Verwaltung habe ich es genossen,<br />

einmal nicht in meiner sonst üblichen Rolle<br />

den Austausch mit unseren Bewohnern zu<br />

haben, sondern gemeins<strong>am</strong> mit ihnen als Gast<br />

dabei sein zu dürfen. Ich fühlte mich richtig verwöhnt!«<br />

Und Angelika Ober vom Theater<br />

erklärt: »Wir sind froh, dass die Sondervorstellung<br />

so gut angekommen ist. Wir haben diese<br />

Kooperationsveranstaltung gerne durchgeführt,<br />

zumal uns mit der <strong>Residenz</strong> in diesem Jahr<br />

besonders viel verbindet, denn auch wir sind im<br />

Jubiläumsjahr. Denn heute trafen 15 Jahre Boulevardtheater<br />

auf 20 Jahre Tibus <strong>Residenz</strong>!«<br />

Wir sind Angelika Ober sehr dankbar dafür, dass<br />

wir in ihrem Theater mit der eigens für uns ausgerichteten<br />

Sondervorstellung »Tratsch im Treppenhaus«<br />

einen besonderen Jubiläumshöhepunkt<br />

erleben durften.<br />

Ulrike Wünnemann


6<br />

RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Einblick<br />

Tratsch und Klatsch<br />

als Form der Kommunikation<br />

Die Jubiläumsveranstaltung im Boulevardtheater hat uns Anregungen für die<br />

Titelgeschichte in dieser <strong>Ausgabe</strong> unserer Rundschau gegeben.<br />

Tratsch im Treppenhaus«, dieser Klassiker<br />

mit Kultcharakter hat sicherlich nicht nur<br />

aufgrund der schauspielerischen Leistungen<br />

so einen Status erlang. Liegt es nicht auch<br />

daran, dass überall und gerne viel getratscht<br />

wird Ist »Tratsch« nicht, neutral formuliert, eine<br />

Form der Kommunikation, die das Gemeinschaftsleben<br />

prägt oder gar aufrecht erhält<br />

Untersuchungen haben gezeigt, dass sich 2/3<br />

unserer Gespräche um »Klatsch und Tratsch«<br />

drehen. Begründet wird dies d<strong>am</strong>it, dass dieser<br />

informelle Austausch als Mittel dient, um die<br />

sozialen Bande innerhalb einer Gruppe zu festigen<br />

und zu bestätigen. Als Mitglied einer<br />

Gemeinschaft »tratscht« man mit und sichert<br />

sich so seinen Platz.<br />

Durch »Tratsch« erfährt man Neuigkeiten und<br />

ist auf dem aktuellen Stand. Das gibt Halt und<br />

Sicherheit. »Tratsch und Klatsch« ist spannend,<br />

macht Spaß und bietet eine willkommene<br />

Abwechslung. Gehirnforscher fanden sogar heraus,<br />

dass wir uns den Inhalt des »Tratsches« besser<br />

merken können als neutral formulierte<br />

Nachrichten.<br />

So gesehen ist auch der »Tratsch« bei uns im<br />

Tibus (-Treppenhaus) wichtig für das Gemeinschaftsleben<br />

und, aufgrund der oben angeführten<br />

Definitionen, die eine klare Distanz zur üblen<br />

Nachrede bedeuten, sogar wünschenswert.<br />

Beachten sollte man allerdings, dass Tratsch<br />

auch verletzen kann. Dann nämlich, wenn die<br />

Wertschätzung des Gegenübers mißachtet wird,<br />

z.B. wenn Halbwahrheiten oder Unwahrheiten<br />

verbreitet werden. Alles aber, was den Tatsachen<br />

entspricht und nicht vertraulich ist, können<br />

spannende, positive und wertschätzende<br />

»Tratsch«themen sein.<br />

Wenn diese dann sogar noch mit einem Lächeln<br />

vermittelt werden, dann steht einer guten<br />

Gemeinschaft wenig im Weg.<br />

Ulrike Wünnemann < < <<br />

Ein Lächeln<br />

Ein Lächeln kostet nichts und bringt viel.<br />

Es bereichert den, der es erhält, ohne den,<br />

der es schenkt, ärmer zu machen.<br />

Es dauert nicht länger als einen Augenblick,<br />

aber die Erinnerung daran ist manchmal ewig.<br />

Niemand ist reich genug, um es nicht brauchen<br />

zu können, und niemand arm genug,<br />

um es nicht verschenken zu können.<br />

Es schenkt Glück im Heim und ist ein<br />

zartes Zeichen der Freundschaft.<br />

Ein Lächeln gibt dem Bekümmerten Auftrieb<br />

und dem Schwachen Kraft. Wenn Du einmal<br />

jemanden triffst, der dich nicht anlächelt,<br />

sei großzügig und lächle ihn an – denn<br />

niemand braucht ein Lächeln mehr als der,<br />

der es den anderen nicht zu geben weiß.<br />

Autor unbekannt < <


RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Einblick<br />

7<br />

Wie wichtig ist der<br />

»Plausch im Tibus« für das<br />

Gemeinschaftsleben<br />

Wir wollten wissen, welchen Stellenwert<br />

der »Plausch«, also der<br />

lockere »Tratsch« als eine Form<br />

der Kommunikation untereinander,<br />

bei uns im Tibus hat, und<br />

wir haben uns einmal umgehört:<br />

Für mich hat der spontane kurze Austausch<br />

mit meinen Mitbewohnerinnen<br />

und Bewohnern einen großen<br />

Stellenwert. Das Plaudern quasi im Vorbeigehen<br />

macht mein Wohnen im Tibus so<br />

f<strong>am</strong>iliär.«<br />

Dr. Ursula Feldmann<br />

»Da ich um ein Uhr zu Mittag esse, begegne<br />

ich auf meinem Weg ins Restaurant immer<br />

den Bewohnerinnen und Bewohnern, die<br />

vom »12:00 Uhr- Essen« kommen. So weiß<br />

ich immer schon, ob´s gut geschmeckt hat.«<br />

Dr. Ruth Fritsch<br />

»Ich fahre häufiger mit dem Taxi und warte<br />

dann in der Sitzgruppe in unserer Eingangshalle.<br />

Da ergeben sich häufig Gespräche mit<br />

anderen Wartenden und so erfahre ich den<br />

neusten »Tratsch«. Ich möchte nicht wissen,<br />

was die Sessel im Foyer schon alles »gehört«<br />

haben.<br />

Christoph Illigens


8<br />

RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Einblick<br />

»Ich erfahre die meistens hausinternen Neuigkeiten<br />

beim Schwimmen in unserem Bewegungsbad.<br />

Meist treffe ich dort dieselben Leute,<br />

da viele häufig zur gleichen Zeiten dorthin<br />

gehen. Und da jeder von uns in verschiedenen<br />

Gruppen im Haus integriert ist, ist der Informationswert<br />

sehr hoch.<br />

Elisabeth Lienk<strong>am</strong>p<br />

»Meine Mittagspause verbringe ich gerne in der<br />

Kantine, denn dort treffe ich immer Kolleginnen<br />

und Kollegen aus den anderen Abteilungen. Den<br />

Austausch mit ihnen finde ich sehr interessant,<br />

da ich dadurch viel vom Haus erfahre.«<br />

Dr. Julia Reimann, Kulturreferentin<br />

»Vormittags trinke ich gerne eine Tasse Kaffee in<br />

unserem Café Tibus. Dazu lese ich eine der vielen<br />

Zeitschriften oder Zeitungen, die im Café ausliegen.<br />

Besonders schätze ich dabei die Pläuschchen<br />

mit den Mitarbeitern vom Service. So erfahre ich<br />

auch etwas von den jüngeren Generationen.«<br />

Walter Notz<br />

»Der Aufzug ist in meinen Augen der »Tibus-<br />

Kommunikationsort« schlechthin. Besonders<br />

schätze ich den aktuellen Wetterbericht von<br />

denen, die an dem Tag schon draußen waren.<br />

Aber auch der Austausch über die geplanten<br />

Veranstaltungen, die ja im Aufzug beworben<br />

werden, ist sehr informativ.«<br />

Anneliese Rhode<br />

»Die Gruppenangebote sind für mich besonders<br />

kommunikativ. Dabei ist es egal, ob ich zur Gymnastik,<br />

zum Singen oder zum Literaturkreis<br />

gehe. Die Gespräche vorher, währenddessen<br />

und nachher machen den besonderen Reiz<br />

aus.«<br />

Lieselotte Schroeder<br />

»Ich nutze die Fahrten mit dem Aufzug häufig,<br />

um meine Mitbewohner nach ihrem N<strong>am</strong>en zu<br />

fragen. Ich kenne so Viele vom Sehen und es ist<br />

doch viel schöner, wenn man die N<strong>am</strong>en der<br />

Personen kennt.<br />

Lieselotte Meyer<br />

»Für mich ist das Tibus wie eine große F<strong>am</strong>ilie.<br />

Wenn ich z.B. aus dem Urlaub wiederkomme,<br />

freue ich mich immer über das Interesse der Kollegen.<br />

Aber auch die Bewohner nehmen dann so<br />

nett Anteil.<br />

Anja Krüskemper, Mitarbeiterin im Service<br />

»Für mich ist das Mittagessen im Restaurant<br />

besonders wichtig. Nicht nur, dass wir uns täglich<br />

mit unserer Tischgemeinschaft austauschen,<br />

auch das Grüßen zu den Nachbartischen hat seinen<br />

Reiz. Und wenn ich mal wieder Probleme mit<br />

dem Computer habe, dann weiß ich genau, an<br />

welchen Tisch ich mich zu wenden habe.«<br />

Gisela Seidenfus<br />

»Es ist die Gemeinschaft im Tibus, der Austausch<br />

mit den Mitbewohnern und Mitarbeitern, der<br />

meinen Alltag bereichert und f<strong>am</strong>iliär gestaltet.<br />

Und trotzdem bin ich froh, zwischendurch<br />

immer wieder auch ungestört in meinen eigenen<br />

vier Wänden sein zu können.«<br />

Hansfriedrich Röbke


RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > EINBLICK<br />

9<br />

Aber bitte mit Sahne...!<br />

Der 11. Februar <strong>2013</strong> war für uns ein besonderer Tag.<br />

Ganz bestimmt waren sie die Ältesten<br />

und ganz bestimmt war es auch das<br />

erste Mal, dass eine Seniorenresidenz<br />

beim Rosenmontagszug der Stadt Münster mit<br />

dabei war! Die Bewohnerinnen und Bewohner<br />

vom <strong>Tibusplatz</strong> hatten den Altersdurchschnitt<br />

aller Beteiligten beim diesjährigen Umzug gehörig<br />

angehoben. Allen voran unsere Bewohnerin<br />

Ingeborg Koch, die mit fast 92 Jahren die Älteste<br />

im Bunde war. »Da muss ich doch tatsächlich<br />

erst so alt werden, um einmal mit von der Partie<br />

zu sein«, erklärt sie lachend. »Ich liebe den münsterschen<br />

Karneval – und das schon seit vielen<br />

Jahrzehnten. Den Umzug einmal aus einer ganz<br />

anderen Perspektive erlebt zu haben, fand ich<br />

ganz prima! Eine tolle Idee war das!«<br />

Eine Idee, die die Tibus <strong>Residenz</strong> zu ihrem<br />

20-jährigen Jubiläum entwickelt hat. »Wir planen<br />

über unser Jubiläumsjahr verteilt besondere<br />

Aktionen und da war es ziemlich naheliegend,<br />

im Februar einen karnevalistischen Höhepunkt<br />

zu setzen«, erklären die Initiatoren. »Dass der<br />

Einsatz im Vorfeld aber so groß sein würde, das<br />

haben wir nicht geahnt«.<br />

Das Motto »Aber bitte mit Sahne…!« war schnell<br />

gefunden. Klar war auch von Anfang an, dass<br />

Bewohner und Mitarbeiter gemeins<strong>am</strong> starten<br />

wollen, und dass die Bewohner die lange Strecke<br />

nicht zu Fuß bewältigen können. Ein fahrbarer<br />

Untersatz musste her! Nur welcher Nach<br />

langem hin und her war eine offene, elektrische


10<br />

RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Einblick<br />

Kutsche gefunden. Darin nun sollten <strong>am</strong> Rosenmontag<br />

D<strong>am</strong>en der <strong>Residenz</strong> - s<strong>am</strong>t männlicher<br />

Begleitung - als Caféhausgäste der »guten alten<br />

Zeit« die Straßen von Münsters Innenstadt passieren.<br />

Leider ist die Kutsche zwei Tage vor dem<br />

großen Auftritt aufgrund eines technischen<br />

Defektes kurzfristig ausgefallen, sodass die<br />

Herrschaften der <strong>Residenz</strong> stattdessen in einer<br />

fahrbaren Sahnetorte (ein »verkleidetes« Auto)<br />

mit dabei waren. Sie waren umgeben von ganz<br />

besonders leckeren Sahneschnittchen, von Konditorinnen,<br />

von Serviermädchen und weiteren<br />

phantasievollen Gestalten. »Wochenlang wurde<br />

bei uns geschnitten, geklebt, gehämmert und<br />

genäht«, erklärt Lena Breidenbach, die die Kostümierung<br />

der weitläufigen Fußgruppe koordinierte.<br />

»Wir trafen uns in regelmäßigen Abständen<br />

und immer waren neue Helferinnen und Helfer<br />

mit dabei. Ohne den Einsatz von so Vielen, hätten<br />

wir die verschiedenen Kostüme gar nicht fertig<br />

bekommen. Toll war aber auch, dass uns unsere<br />

Bewohnerin Frau Koch aus ihrem reichhaltigen<br />

Kostümfundus mit versorgt hat!«.<br />

Es war das gemeins<strong>am</strong>e Vorbereiten von Jung<br />

und Alt, das den Charme der ges<strong>am</strong>ten Aktion<br />

ausmachte. So wurde im Rahmen einer kleinen<br />

karnevalistischen Feier beim Gläschen Sekt ein<br />

Großteil des Wurfmaterials, bestehend aus tausenden<br />

von Plätzchen, Küchlein und Waffeln,<br />

gemeins<strong>am</strong> beklebt und sortiert. »So viel habe<br />

ich noch nie für Karneval gearbeitet«, meint<br />

Bewohnerin Gertrud Vogel lachend, »aber dass<br />

diese Arbeit so viel Spaß gemacht hat, das hätte<br />

ich nicht gedacht.«<br />

Und Spaß hatten die D<strong>am</strong>en und Herren aus der<br />

Tibus <strong>Residenz</strong> wirklich. »Ich kann´s gar nicht<br />

fassen, dass ich wirklich mit dabei war«, so fasst<br />

die 91-jährige Lieselotte Schroeder ihre Eindrücke<br />

zus<strong>am</strong>men. »Es war ein ganz besonderer<br />

Tag für uns. Wann ist man sonst auch von so vielen<br />

köstlichen Tortenstückchen umgeben«<br />

Dass hunderte Jahre Lebenserfahrung in der<br />

fahrbaren Sahnetorte unterwegs waren, das erst<br />

setzte dieser großen besonderen »Tibusaktion«<br />

das Sahnehäubchen auf.<br />

Zur Krönung gab´s für uns in der Kategorie der<br />

Fußgruppen den dritten Platz, vergeben vom<br />

Ausschuss »Münsterscher Karneval «!<br />

Ulrike Wünnemann < <


11<br />

Mister Speight<br />

und das Fräulein Mander<br />

Sie besuchten uns <strong>am</strong> 11. April und nahmen<br />

uns mit in die große weite Welt.<br />

Gestartet sind wir im neu umbenannten<br />

Café Tibus. Von dort ging es über das Café de la<br />

Paix in Paris nach Spanien, wo Donna Clara<br />

gestandene Ehemänner zu liebestollen Rosenkavalieren<br />

werden ließ. Aber auch die feurige<br />

Julischka aus Budapest und der Stern von Rio<br />

weckten Sehnsucht und Erinnerungen. Schlager<br />

der 20er bis 50er Jahre führten von den heimischen<br />

Gefilden zu mediterranen Traumzielen<br />

überall in der Welt. Viele sangen die bekannten<br />

Schlager mit. Und nicht zuletzt »Hugo«, unser<br />

Jubiläumstrunk, sorgte für gute Laune.<br />

Am Nachmittag ging es weiter im Progr<strong>am</strong>m.<br />

Das Café war bis auf den letzten Platz besetzt,<br />

denn es gab verführerische, selbst hergestellte<br />

Trüffel. Daniela Brüggen von der »Naschkatze«<br />

verwöhnte die Caféhausgäste anlässlich unseres<br />

Jubiläums.<br />

Ulrike Wünnemann < <


12<br />

RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > EINBLICK<br />

Großbaustelle <strong>Tibusplatz</strong> -<br />

10 Jahre Baustelle im Zentrum von Münster<br />

In der letzten <strong>Ausgabe</strong> unserer Rundschau schilderte Niederlassungsleiter<br />

Joachim von Schönfels die ersten Anfänge unserer <strong>Residenz</strong>, beginnend mit<br />

dem Bau der Tiefgarage, auf der unser Gebäudekomplex steht. In dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

berichtet Baustellenleiter Wolfgang Beer über die Entstehung der einzelnen<br />

Gebäude unserer <strong>Residenz</strong>.<br />

Im Frühjahr 1991 war es endlich soweit. Der<br />

Grundstein für den »Wohnpark <strong>am</strong> <strong>Tibusplatz</strong>«<br />

wurde gelegt. Bereits im Frühjahr<br />

1984 hatten die Bauarbeiten <strong>am</strong> Theater-Parkhaus<br />

für die »WBI«, eine Tochter der Stadt Münster,<br />

begonnen und im Herbst 1986 konnte das<br />

Parkhaus eröffnet werden. Vier Jahre lang lag<br />

die Abschlussdecke des Parkhauses dann unbebaut,<br />

bis die Bauarbeiten für das Wohnstift endlich<br />

aufgenommen werden konnten.<br />

Die Abschlussdecke des Parkhauses war ein idealer<br />

Baugrund: fest und trocken – so dass mit vollem<br />

Elan begonnen werden konnte. Bis zu 200<br />

Bauarbeiter nahmen ihre Tätigkeit auf. Leider<br />

aber wurden sie recht schnell wieder durch mangelnden<br />

Planungsvorlauf gebremst. Die ursprünglich<br />

geplanten Wohnhäuser standen nicht an den<br />

Standorten der heutigen Bebauung und so musste<br />

die statische Berechnung der Tiefgarage neu<br />

überprüft werden. Zahlreiche Änderungswünsche<br />

des Bauherrn taten ein Übriges. Dennoch<br />

wurde im Herbst 1991 das Richtfest im Haus 1<br />

auf dem Dach des Veranstaltungssaals gefeiert.<br />

Unsere Auszubildenden ließen es sich nicht nehmen,<br />

das ganze Viertel zu beschallen, so dass die<br />

Feier abends von zwei freundlichen Polizeibe<strong>am</strong>ten<br />

aufgrund der Lärmbelästigung beendet werden<br />

musste.<br />

In den nächsten Monaten folgte der aufwändige<br />

Ausbau von Veranstaltungssaal, Großküche,<br />

Restaurant und Zigtausenden von Quadratmetern<br />

Stäbchenparkett. So wurden die Häuser 1- 4<br />

im Herbst 1992 fertig gestellt, die Häuser 5 und 6<br />

im Februar 1992 und das Haus 7 im August 1993.<br />

Hier hatten sich die Gründungsarbeiten durch<br />

Entsorgungsarbeiten einer ehemaligen Tankstelle<br />

verzögert.<br />

Begleitet wurde die Baustelle für den Bauherrn<br />

»Rentaco« durch Herrn Ahrens und Herrn Liske.<br />

Den »Wohnstift-Mitarbeitern der ersten Stunde«<br />

sind sie sicherlich noch gut in Erinnerung durch<br />

ihre auf so einer Großbaustelle eher selten anzutreffende<br />

stets ausgeglichene und ruhige Art.<br />

Ich habe die ges<strong>am</strong>te Baustelle »<strong>Tibusplatz</strong>«<br />

vom ersten bis zum letzten Tag miterlebt;<br />

anfangs als junger Bauführer und im Laufe der<br />

Bauzeit dann als erster Bauleiter. Die Bauleitung<br />

des Generalunternehmers »Dyckerhoff & Widmann«<br />

bestand aus sieben Bauleitern und drei<br />

Polieren. Die aufwendigen Fassaden und Dachlandschaften<br />

erforderten ein großes Maß an<br />

Aufmerks<strong>am</strong>keit in der Planung und Ausführung.<br />

Auch hier werden sich sicherlich noch<br />

einige Wohnstift-Mitarbeiter, die von Anfang an<br />

dabei waren, an unsere Bauleiterin Frau Vogel<br />

und unsere Bauleiter Herrn Appelhans, Herrn<br />

Ehling und Herrn Thebelt erinnern.<br />

Gern hatten wir d<strong>am</strong>als das Angebot angenommen,<br />

das Personalessen aus der von uns vorher<br />

selbst gebauten Großküche zu uns zu nehmen.<br />

10 Jahre Baustelle <strong>Tibusplatz</strong> in Münster! - Trotz<br />

allem Stress: es war eine schöne Zeit.<br />

Wolfgang Beer < <


13<br />

Vorschau<br />

auf die<br />

nächste<br />

Jubiläumsaktion<br />

Am 11. <strong>Mai</strong> laden wir zu einem<br />

weiteren musikalischen<br />

Höhepunkt in unsere <strong>Residenz</strong> ein.<br />

Der Gospel-Projektchor »Akuna matata«<br />

(»keine Sorgen«) kommt zu uns<br />

in die <strong>Residenz</strong>. Dem Chor ist es ein<br />

großes Anliegen, einem alten afrikanischen<br />

Brauch zu folgen, nämlich Freude und Begeisterung<br />

bei seinen Zuhörern auszulösen.<br />

Musikalisch unterstützt wird er der durch<br />

afrikanische Sängerinnen und Sänger, sowie<br />

verschiedene Instrumente wie Saxophon,<br />

Trompete, Gitarren, Kontrabass und Congas.<br />

Soloeinlagen wie zum Beispiel die langs<strong>am</strong>en<br />

Stücke »Sometimes I feel«, »Swing low«<br />

oder »Somebody´s knocking at your door«<br />

sind auch im Progr<strong>am</strong>m.<br />

Der Gospelchor ist 2004 von Hildegard Feldmeier-Vogel<br />

gegründet und inzwischen auf<br />

über 60 Mitglieder angewachsen. Jahr für<br />

Jahr gestaltet er viele Gottesdienste und<br />

Konzerte. So auch bei uns.<br />

Anne Matenaar < < <<br />

Eingereicht von Benj<strong>am</strong>in,<br />

Enkelsohn einer Bewohnerin


14 RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > AUSBLICK<br />

Von Lackaffen, Schweinchen<br />

und anderen Tieren<br />

Im letzten Sommer erhielt die Tibusstraße eine neue Wandmalerei, signiert<br />

mit »Lackaffen. de«, und unsere Neugier war geweckt.<br />

Lackaffen. de«. Das steht bei Nienberge auf<br />

einem Bild mit glücklichen Schweinen. Ich<br />

las es zum ersten Mal, als ich vor etwa vier<br />

Jahren auf der alten B 54 stadtauswärts fuhr.<br />

Hinter Nienberge liegt auf der rechten Seite ein<br />

Bauernhof mit lang gezogenem Stall, dessen<br />

Straßenfront (etwa 4 Meter auf 40 Meter) mit<br />

Schweinen bemalt ist. Schön rosafarben tummelt<br />

sich eine Schweine-F<strong>am</strong>ilie mit vielen Ferkelchen<br />

in der Landschaft, <strong>am</strong> oberen Bildrand steht in<br />

schwarzen Druckbuchstaben die Signatur. In der<br />

Folgezeit freute ich mich noch oft an den Ferkelchen,<br />

denn wir zogen im November 2009 nach<br />

Münster »ins Tibus« und fuhren in den davor liegenden<br />

Wochen dauernd an ihnen vorbei.<br />

Auch in Münster fanden wir die Lackaffen, gegenüber<br />

der Tiefgaragenausfahrt <strong>am</strong> Haus Tibusstraße<br />

19. Diesmal war es ein Bild mit Münster-Motiven,<br />

etwa 18 Meter lang und 2,20 Meter hoch. Es<br />

war gut gemalt, aber in vorwiegend dunklen<br />

Farben und wenn es regnete, wirkte es trist. Im<br />

Sommer 2012 verschwand das dunkle Bild und<br />

ein neues, fröhliches Bild war skizziert. Vor einem<br />

azurblauen Himmel mit weißen Sommerwölkchen<br />

sahen wir, zunächst nur in schwarzen<br />

Umrissen, Blumen, Schmetterlinge und Vögel.<br />

Eines Tages stand eine junge Frau vor dem Bild<br />

und begann, die Blumen in leuchtenden Farben<br />

zu »bemalen«.<br />

Das geschah mit kleinen, handlichen Sprühdosen,<br />

etwa so groß wie eine Cola-Dose, nur etwas<br />

dünner. Die junge Frau malte mit dem Farbstrahl,<br />

den sie souverän handhabte, es war eine Freude,<br />

ihr zuzusehen. In den folgenden Wochen erlebten<br />

wir mit wachsendem Respekt, wie das Bild<br />

gesprayt wurde.<br />

Der Begriff »Street-Art«<br />

bek<strong>am</strong> für uns eine neue Facette<br />

Er ging weg von der Verbindung mit Revolte,<br />

Subkultur und Schmiererei, hin zur handwerklich<br />

gekonnt ausgeführten Wandbemalung. Diese<br />

ist keineswegs erst in unserer Zeit modern geworden,<br />

wir alle erinnern uns an die schön bemalten<br />

Hausfronten in Bayern, die sogenannte Lüftlmalerei.<br />

Die heutigen Straßenbilder und ihre Aussagen<br />

sind sehr unterschiedlich, jeder »Maler« entwickelt<br />

seinen eigenen Stil, sowohl in der Art der


RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > AUSBLICK 15<br />

Darstellung, als auch in der Themenwahl. Es gibt<br />

darüber viele Veröffentlichungen, Street-Art<br />

wurde salonfähig und zum Handelsobjekt. So<br />

brachte im September 2011 ein Londoner Auktionshaus<br />

ein Werk des britischen Street-Art Malers<br />

Bansky auf den Markt mit einem Preis von 90.000<br />

Pfund, das sind über 104.000 Euro. Es handelte<br />

sich um eine Leinwand-Version seines Bildes vom<br />

Affen, der eine Explosion auslöst.<br />

Bei uns in der Tibusstraße ist eine schöne, heile<br />

Welt dargestellt. Wir sehen die beiden Prachtexemplare<br />

von Vögeln, der Eine mit dem blauen<br />

Käppchen ist vermutlich eine Meise, der Zweite<br />

hingegen sieht recht exotisch aus. Vielleicht ist er<br />

ein Einwanderer aus fremden Ländern, der bei<br />

Ampel gibt es drei Portraits: Albert Einstein, die<br />

Droste und den jungen Schiller. Gegenüber vom<br />

Buddenturm leuchtet auf einem Garagentor eine<br />

rote Hibiskusblüte. Und an der Kleimannstraße,<br />

gegenüber vom REWE- Einkaufsmarkt, finden<br />

wir einen Kinderspielplatz mit großem Bild: Baur<strong>am</strong>pe,<br />

Straßenwalze, Bauarbeiter mit Schutzhelm,<br />

Handwerkszeug und Plänen. Sogar einen<br />

Roboter gibt es zu bestaunen. Auch dieses harmlose<br />

Bild kann Fragen stellen: wie wird es wohl in<br />

20 Jahren aussehen auf einer Baustelle welche<br />

Rolle werden die Roboter in der Zukunft spielen<br />

So erfreut ein gutes Straßenbild die Passanten<br />

und kann gleichzeitig Denkanstöße geben. D<strong>am</strong>it<br />

erfüllt es eine wichtige Aufgabe.<br />

uns heimisch geworden ist Oder wir sehen die<br />

Schmetterlinge auf dem Bild und erinnern uns an<br />

den letzten Sommer, in dem sie so selten waren.<br />

»Der stumme Frühling,( silent spring),so nannte<br />

die <strong>am</strong>erikanische Biologin Rachel Carson, ihr<br />

Buch, in dem sie schon 1962 warnte vor den<br />

Spätfolgen der Unkraut- bzw. Schädlings-Vernichtungs-Mittel.<br />

Das Bewusstsein für unsere<br />

Verantwortung gegenüber der Umwelt ist deutlich<br />

gewachsen und so sagt »unser« Bild nicht<br />

nur: »Schaut her, so schön ist die Welt«, sondern<br />

auch »geht sorgs<strong>am</strong> mit ihr um!«<br />

Noch mehr Lackaffen-Bilder<br />

Sie befinden sich in unserer näheren Umgebung.<br />

Direkt an der Bergstraße, an der Fußgänger-<br />

Und wer ist »Lackaffen.de«<br />

Im Jahr 2004 hat Philipp Scharbert, ein 24-jähriger<br />

Bafög-Student des Bauingenieur-Wesens,<br />

in Münster seinen Ein-Mann-Betrieb angemeldet.<br />

Er k<strong>am</strong> aus der Sprayer-Szene, (»learning<br />

by doing«) und hat sich in der Wienburgstraße<br />

193 niedergelassen. Man findet seine Bilder<br />

überall in der Stadt und im weiteren Umland.<br />

Seine Aufträge erhält er von Gemeinden, Firmen<br />

oder auch Privat-Eigentümern. Inzwischen<br />

arbeitet er auch in Berlin. Außerdem beschäftigt<br />

er sich mit Innendesign. Hier hat ein junger<br />

Mann aus einem fragwürdigen Hobby seinen<br />

ernst zu nehmenden kreativen Beruf gemacht,<br />

mit allen d<strong>am</strong>it verbundenen Risiken.<br />

Hut ab, lieber »Lackaffe.de«!<br />

Dr. Ursula Feldmann < <


16 UNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Ausblick<br />

Mitwirkung<br />

und Mitbestimmung<br />

Wie der Bewohnerbeirat die Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner<br />

wahrnimmt<br />

Der Umzug in eine Senioreneinrichtung<br />

ist häufig mit vielfältigen Fragen verbunden.<br />

Der Gesetzgeber hat in seinem<br />

Perfektionierungsdrang, jede Frage gesetzlich<br />

lösen zu wollen, die Kompetenz für den Erlass<br />

passender Vorschriften den Ländern übertragen.<br />

So gilt für Nordrhein/Westfalen seit dem<br />

10.12.2008 das »Wohn- und Teilhabegesetz«,<br />

dessen Sinn und Zweck es ist, den Bewohnern<br />

die Möglichkeit zu geben, »ein Leben wie zu<br />

Hause« zu führen, wobei die Interessen der<br />

Bewohner durch eine Interessenvertretung,<br />

nämlich den Bewohnerbeirat, vertreten werden,<br />

der alle zwei Jahre neu gewählt wird.<br />

Aufgabe dieses Gremiums ist, den Bewohner<br />

insbesondere beim Einleben zur Seite zu stehen,<br />

d<strong>am</strong>it er wirklich »ein Leben wie zu Hause« führen<br />

kann. Der Beirat hilft den neuen Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern, sich in der Einrichtung<br />

zurechtzufinden und soll darum frühzeitig Kontakt<br />

zu ihnen aufnehmen. In jedem Hauseingang<br />

sind die N<strong>am</strong>en des Bewohnerbeirates<br />

sowie die Ansprechpersonen mit Foto genannt.<br />

In der Regel melden sich die Mitglieder des Beirates<br />

telefonisch bei neuen Bewohnern und bieten<br />

ein persönliches Kennenlernen an.<br />

Ebenso nehmen die Beiratsmitglieder Beschwerden<br />

und Anregungen entgegen, leiten sie an die<br />

Heimleitung weiter und verhandeln über Abhilfen,<br />

bzw. entwickeln gemeins<strong>am</strong>e Lösungen.<br />

Einmal im Monat treffen sich die Mitglieder zu<br />

einer Sitzung mit der Leitung.<br />

Wenn die <strong>DKV</strong>-<strong>Residenz</strong> Änderungen plant, z.<br />

B. Änderung der Entgelte, so ist der Bewohnerbeirat<br />

im Vorfeld umfassend zu informieren. Er<br />

kann dann verhandeln und eventuell Änderungsvorschläge<br />

machen. Zur Beratung kann<br />

der Beirat einen von außen kommenden Fachmann<br />

zu Rate ziehen. Ein selbstständiges Entscheidungsrecht<br />

hat er jedoch nicht.<br />

Mitbestimmungsmöglichkeiten<br />

des Beirates<br />

Für das Zus<strong>am</strong>menleben in einer großen<br />

Gemeinschaft ist es wichtig, einige Regeln aufzustellen<br />

und zu beachten. In der <strong>DKV</strong>-<strong>Residenz</strong><br />

sind diese in der Hausordnung festgelegt. Jeder<br />

neue Mitbewohner erhält beim Einzug zus<strong>am</strong>men<br />

mit den sonstigen Vertragsunterlagen auch<br />

ein Exemplar der Hausordnung, die d<strong>am</strong>it Vertragsbestandteil<br />

wird. Der Bewohnerbeirat ist<br />

bei der Erstellung und Formulierung maßgeblich<br />

beteiligt und bestimmt den Inhalt. Wenn<br />

wichtige Gründe vorgebracht werden, kann die<br />

Hausordnung ergänzt bzw. verändert werden.<br />

Ein seit Jahren tagender Ausschuss trifft sich<br />

monatlich, um den Speiseplan zu besprechen.<br />

Dabei spielen das Marktangebot und natürlich


RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > AUSBLICK<br />

17<br />

bei uns im Tibus<br />

die zur Verfügung stehenden Mittel (vgl. Pauschale<br />

im <strong>Residenz</strong>vertrag) eine Rolle. Unser<br />

Küchenchef ist darauf bedacht, die Mahlzeiten<br />

abwechslungsreich, auch unter Beachtung der<br />

einheimischen Küche zu gestalten. Er berücksichtigt<br />

gerne Anregungen und Vorschläge.<br />

Jeder Bewohner hat die Möglichkeit, schriftlich<br />

oder mündlich Vorschläge zu unterbreiten. Darüber<br />

hinaus liegt im Restaurantbereich ein Kritikbuch<br />

aus, das von der Küche immer beachtet<br />

wird. Das gilt auch für positive Anmerkungen,<br />

die man durchaus als Ausdruck von Zufriedenheit<br />

häufiger nennen könnte.<br />

Angebote zur Freizeitgestaltung<br />

Seit Einführung des Wohn- und Teilhabegesetzes<br />

tagt monatlich der Kulturausschuss. Er setzt<br />

sich überwiegend aus Mitgliedern des Bewohnerbeirates<br />

zus<strong>am</strong>men und Mitarbeiterinnen<br />

des Hauses. Die Freizeitgestaltung ist ein unverzichtbares<br />

Angebot, um die Interessen und<br />

Wünsche der Bewohnerschaft wahrzunehmen.<br />

In dieser Zus<strong>am</strong>menkunft sind Beiratsmitglieder<br />

an der Festlegung und Planung von Veranstaltungsangeboten<br />

beteiligt. Manchmal werden<br />

konkrete Anfragen auch an alle Bewohner<br />

über ein Rundschreiben oder einen Fragebogen<br />

direkt gestellt, um Einschätzungen zu bestimmten<br />

Angeboten zu erhalten.<br />

Darüber hinaus gibt es noch weitere Themen,<br />

für die die Mitglieder des Bewohnerbeirates<br />

gern beratend und informierend zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Gegenseitige Wertschätzung prägt<br />

die Zus<strong>am</strong>menarbeit<br />

Zus<strong>am</strong>menfassend ist also zu sagen: Der Bewohnerbeirat<br />

ist die gewählte Interessenvertretung<br />

aller Bewohner. Die Heimleitung ist verpflichtet,<br />

ihn über alle geplanten Änderungen umfassend<br />

zu informieren. Der Bewohnerbeirat kann<br />

jedoch nur beratend mitwirken; eine Entscheidungsbefugnis<br />

hat er nicht. Darum ist es sein<br />

Bemühen, im Sinne aller Bewohnerinnen und<br />

Bewohner vertretbare Kompromisse zu erzielen.<br />

Sollte es jedoch zu unüberwindlichen<br />

Schwierigkeiten kommen, so steht der Bewohner<br />

nicht recht- oder schutzlos da. Das Wohnund<br />

Teilhabegesetz sieht einen Beschwerdeweg<br />

vor, in welchem die Aufsichtsbehörde schlichtet<br />

und entscheidet. Wir aber haben in den zurückliegenden<br />

20 Jahren alle auftretenden Probleme<br />

durch eine gütliche Einigung lösen können.<br />

Hansfriedrich Röbke < <


18<br />

Bienen –<br />

unsere wichtigsten Insekten<br />

Meine Töchter nahmen mich vor einiger Zeit mit ins Kino. Der Film hieß:<br />

«More than honey« (Mehr als Honig) und hatte die Honigbiene zum Thema.<br />

Wenn ich an Bienen denke, sehe ich<br />

einen blauen Sommerhimmel, bunte<br />

Blumen, eine grüne Wiese und mir<br />

kommt das Kinderlied von Hoffmann von Fallersleben<br />

in den Sinn:<br />

»Summ, summ,summ ,<br />

Bienchen summ herum.<br />

Ei, wir tun dir nichts zuleide,<br />

flieg nur aus in Wald und Heide.«<br />

Kindern und Enkeln habe ich es vorgesungen.<br />

Und natürlich denke ich auch an Honig, der<br />

wohl auf keinem Frühstückstisch fehlt und eine<br />

lange Tradition hat. Im alten Ägypten galt Honig<br />

als die Speise der Götter und in Griechenland<br />

wurden bereits 600 v.Chr. Imkereien betrieben.<br />

Was ist inzwischen geschehen<br />

Nach dem Ende des oben genanten Films saßen<br />

alle Kinobesucher ziemlich betroffen da. Die Darstellungen<br />

im Film hatten mit Idylle wenig zu<br />

tun. Der Regisseur Markus Imhoff, Sohn einer<br />

Imkerf<strong>am</strong>ilie, hat einem lebensbedrohlichen<br />

Phänomen nachgespürt. Wissenschaftler haben<br />

festgestellt, dass die Zahl der Honiglieferanten<br />

und Pflanzenbestäuber rückläufig ist und man<br />

von einem regelrechten Bienensterben sprechen<br />

kann. Das ist beängstigend. Schon Albert Einstein<br />

sagte: «Wenn die Bienen aussterben, sterben vier<br />

Jahre später auch die Menschen aus.«<br />

Bienen – Wesen zwischen Instinkt<br />

und Intelligenz<br />

Die Intelligenz dieser Tiere hat die Wissenschaft<br />

schon lange beschäftigt. Die Art, sich untereinander<br />

über Futterquellen usw. zu verständigen<br />

ist beeindruckend. Der Fleiß der Biene ist sprichwörtlich:<br />

Sie ist wohl neben den Ameisen das<br />

fleißigste aller Tiere, das verlässlich von Blüte


RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > RÜCKBLICK<br />

19<br />

zu Blüte fliegt und bestäubt. Der weltweite<br />

Bedarf an Naturprodukten ruht auf ihren zierlichen<br />

Flügeln. Nun verlieren sie ihre Kräfte, weil<br />

der Mensch die natürlichen Lebensbedingungen<br />

der Bienen verändert oder zerstört. Hinzu kommen<br />

Klimaveränderungen und eine Verstädterung<br />

und Versiegelung der Landschaft. Monokulturen<br />

verbreiten sich. In Deutschland gibt es<br />

immer mehr große Raps- und <strong>Mai</strong>sfelder. In<br />

Amerika werden zu Mandelbaumplantagen die<br />

Bienen in riesigen Lastkraftwagen zum Bestäuben<br />

transportiert. Die natürlichen Bedingungen<br />

werden immer mehr ausgeschaltet und die<br />

Gesundheit der Bienen wird bedroht durch<br />

Pestizide, mit denen die Monokulturen behandelt<br />

werden. In China, wo durch unsachgemäße<br />

Anwendung von Pestiziden die Bienen fast ausgestorben<br />

sind, klettern schon Menschen mit<br />

Pollen und Pinseln in die Bäume, um das Bestäuben<br />

zu übernehmen – eine aberwitzige Vorstellung!<br />

In Deutschland wird der Pflanzenschutz<br />

größtenteils sorgs<strong>am</strong> und Bienen schonend<br />

angewendet; nach dem Grundsatz: so wenig<br />

wie möglich, so viel wie nötig. In neuerer Zeit<br />

ist ein weiteres Problem aufgetaucht. Es handelt<br />

sich um die Varroa-Milbe, ein Parasit, der sich<br />

direkt in der Brut der Biene entwickelt und vermehrt.<br />

Ihn kann man nur gezielt und mit Fachwissen<br />

bekämpfen. Ist der Bestand befallen, hat<br />

er wenige Chancen, den Winter zu überstehen.<br />

Trotz aller Schreckensmeldungen machen sich<br />

Fachleute keine ernsthaften Sorgen um den<br />

Fortbestand der Bienen. Es gibt in Deutschland<br />

noch über 80.000 Imker, die sich für sie einsetzen<br />

und gesunden Honig produzieren.<br />

Mich aber hat der Film nachdenklich gemacht.<br />

Mir ist klar geworden, wie empfindlich unser<br />

ökologisches System ist und wie sorgs<strong>am</strong> wir<br />

alle d<strong>am</strong>it umgehen müssen!<br />

Lieselotte Meyer < < <<br />

Unsere Mütter, unsere Väter<br />

– eine persönliche Reflexion<br />

Ende März lief im ZDF- Fernsehen der Dreiteiler »Unsere Mütter, unsere<br />

Väter«, der die Erfahrungen von fünf jungen Menschen zur Zeit des zweiten<br />

Weltkrieges zum Inhalt hatte. Ein facettenreiches, gefühlsstarkes Porträt<br />

einer ganzen Generation wurde hier gezeigt.<br />

Diese Filmreihe habe ich mit großem<br />

Interesse verfolgt. Ich bin 1924 geboren<br />

und war während des Krieges in<br />

genau dem Alter, in dem sich die Hauptdarsteller<br />

befanden. Der Film schildert eine Zeit, die<br />

ich als junger Mann erlebt habe; eine Zeit mit<br />

Kriegserlebnissen und Kriegserfahrungen, über<br />

die ich bis heute nicht viel berichtet habe. Der<br />

Aufruf des ZDF und die vielen Diskussionen und<br />

Nachbetrachtungen zu diesem Film haben mich<br />

daran erinnert, wie wichtig es gerade für die<br />

nachkommenden Generationen ist, von diesem<br />

Erleben und diesen Erfahrungen geschildert zu<br />

bekommen.


20 RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > RÜCKBLICK<br />

Die Ausstrahlung des Films hat bewirkt, dass ich<br />

etwas mehr mit meiner F<strong>am</strong>ilie über meine<br />

Erfahrungen als Soldat im Zweiten Weltkrieg<br />

gesprochen habe. Dabei beantwortete ich<br />

zunächst konkretes Nachfragen zu den verschiedenen<br />

Einsatzorten, zu denen ich abkommandiert<br />

worden war und darüber, wie ich dorthin<br />

gekommen bin. Zum Glück konnte ich Kindern<br />

und Enkelkindern erzählen, dass mir der konkrete<br />

Zweik<strong>am</strong>pf, also das Schießen auf andere<br />

Menschen, erspart geblieben war.<br />

1943 musste ich kurz vor dem Abitur die Schule<br />

verlassen und wurde im Alter von 18 Jahren<br />

Soldat. Ich wurde als Artillerist ausgebildet und<br />

erlebte Anfang 1944 als Unteroffizier im<br />

Nordabschnitt der Front in Russland den Rückzug<br />

vom d<strong>am</strong>aligen Leningrad (heute St. Petersburg)<br />

bis zur estnischen Grenze. Anschließend<br />

wurde ich zur Kriegsschule abkommandiert,<br />

die mich Ende 1944 als Leutnant entließ. Nach<br />

mehr oder weniger aufregenden Kriegseinsätzen<br />

erlebte ich das Kriegsende im Vogtland. Es<br />

folgte die Gefangenschaft, die mich zwei Jahre<br />

lang in Frankreich hielt. Nach dem ersten Hungerjahr<br />

wurde es allmählich besser. Im Sommer<br />

1947 wurde ich entlassen. Da ich studieren<br />

wollte, musste ich die Abiturprüfung nachholen.<br />

So stand ich im Februar 1948 erneut kurz<br />

vor dem Abitur und war, schulisch gesehen, so<br />

weit wie im Februar 1943.<br />

Was bedeuteten diese fünf Jahre Krieg für mich<br />

Die Fragen nach meinem persönlichen Erleben<br />

waren und sind sehr viel schwieriger zu beantworten.<br />

»Opa, wie erging es dir d<strong>am</strong>als im Krieg<br />

Was bedeutete es für dich, einen Alltag als Soldat<br />

zu leben Wie gingst du mit der Ungewissheit<br />

um Mit diesem Nichtwissen, was morgen,<br />

in einer Woche, in einem Monat passiert Mit<br />

diesem Warten auf den nächsten Befehl Diesem<br />

Gefühl, nicht zu wissen, ob du jemals wieder<br />

deine Heimat und deine F<strong>am</strong>ilie wiedersehen<br />

wirst Was bedeutete es, in Gefangenschaft<br />

zu sein« Mit diesen Fragen meiner Enkelkinder<br />

und Kinder sehe ich mich konfrontiert.<br />

Heute, 60 Jahre später, kann ich mir nicht wirklich<br />

erklären, wie unsere Generation mit dem<br />

Erlebten fertig geworden ist. Ist sie das überhaupt<br />

Es ist schwer vermittelbar, was wir d<strong>am</strong>als<br />

aushalten mussten und konnten. Sind wir im<br />

Laufe der Zeit abgehärtet Was hat uns geholfen,<br />

weiter machen zu können War es der Gehors<strong>am</strong>,<br />

zu dem man erzogen worden war Dieser wurde<br />

schon im Elternhaus, in der Schule, in der Hitlerjugend<br />

und später in der Wehrmacht verlangt.<br />

Diskutiert wurde nicht. Auf Befehl wurde gehandelt.<br />

So einfach war das. Befehlsverweigerung<br />

war ein Verbrechen. Oder hat uns die K<strong>am</strong>eradschaft<br />

in der Einheit Halt gegeben Über unsere<br />

seelische Verfassung haben wir nicht geredet.<br />

Vielleicht half das, nicht aufzugeben Ein Trauern<br />

über »verlorene« Jugendjahre ließ man praktisch<br />

nicht zu; dazu war der Hunger einfach zu<br />

groß. Besonders im ersten Jahr der Gefangenschaft<br />

wurden wir fast ausschließlich beherrscht<br />

von dem Gedanken nach Essbarem.<br />

Die Erfahrungsgeschichte des Krieges wurde in<br />

»Unsere Mütter unsere Väter« sehr eindringlich<br />

und differenziert dargestellt. Jeder, der die<br />

Kriegszeit miterlebt hat, hat seine eigenen Erinnerungen<br />

und seine eigene Wahrheit. Dadurch<br />

lebt Geschichte. Unsere Generation stirbt aus,<br />

dann gibt es keine Zeitzeugen mehr. Nutzen wir<br />

die uns verbleibende Zeit, um die nachfolgenden<br />

Generationen an unseren persönlichen Erfahrungen<br />

und Erlebnissen teilhaben zu lassen.<br />

Dr. Hans Schneider < <


21<br />

Ein Teil<br />

meines Lebens<br />

Das Taufkleidchen -<br />

wenn es erzählen könnte…<br />

Wir waren jung verheiratet, hatten<br />

eine 2 ½ Zimmer-Wohnung in Köln,<br />

kein Auto und wenig Geld, denn<br />

mein Mann war Assistent an der Uni. Es meldete<br />

sich unser erstes Kind an und alle Eltern wissen,<br />

dass eine Erstausstattung für ein Baby viel Geld<br />

kostet. Wickelkommode, Kinderwagen, Babykörbchen,<br />

Anziehsachen, Windeln (P<strong>am</strong>pers<br />

gab es d<strong>am</strong>als noch nicht), das summierte sich.<br />

Ich wollte trotzdem ein richtig schönes Taufkleidchen<br />

haben. Kaufen war aber sehr teuer,<br />

also beschloss ich, selbst eins zu nähen. Das war<br />

gar nicht so einfach, denn auch die berühmten<br />

Burda-Schnittmuster hatten keine Vorlage für<br />

ein Taufkleidchen. Ich musste mir also vorstellen,<br />

wie groß so ein Baby war und wie viel Stoff<br />

ich rundherum gebrauchte. Dann machte ich<br />

mir aus Seidenpapier so etwas Ähnliches wie<br />

ein Schnittmuster und ging d<strong>am</strong>it in ein schönes<br />

Stoffgeschäft. Mit Hilfe der Verkäuferin wurde<br />

die richtige Menge Stoff berechnet und ich kaufte<br />

einen weißen Schweizer Stickereibatist mit<br />

einem breiten, dicht gesticktem Rand mit Languettenabschluss.<br />

Eine Nähmaschine hatte ich, weil ich früher<br />

schon - im Krieg und nachher - viel genäht hatte.<br />

Die praktische Seite der Anfertigung konnte<br />

einen aber dennoch nervös machen bei den kleinen<br />

Maßen für das Krägelchen und die noch<br />

kleineren Ärmel! Man konnte das Kleidchen<br />

über den Kopf ziehen und hinten mit zwei Bändchen<br />

schließen. Nun wurde Kontakt zu einer


22 RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Rückblick<br />

Stickerei aufgenommen, die schnell vor der<br />

Taufe den N<strong>am</strong>en einsticken musste. Vor 56 Jahren<br />

wusste man ja noch nicht, ob es ein Junge<br />

oder Mädchen würde! Es wurde ein Junge und<br />

im Lauf der Jahre wurden nacheinander die<br />

N<strong>am</strong>en unserer drei Söhne eingestickt.<br />

Die nächste Generation<br />

Lange Jahre lag das Taufkleid bei mir im Schrank,<br />

bis der Älteste heiratete, ein Kind sich anmeldete<br />

und er bei mir anfragte, ob nicht sein Taufkleidchen<br />

noch existiere Er hätte es gern für die<br />

Taufe. Ich war sehr gerührt über diese Idee. Und<br />

so k<strong>am</strong>en noch weitere sechs N<strong>am</strong>en der Enkelkinder<br />

dazu, immer wanderte das Kleidchen hin<br />

und her. Über die Jahre war der Stoff so empfindlich<br />

geworden, dass die Stickerinnen kleine<br />

Medaillons mit den N<strong>am</strong>en bestickten und diese<br />

dann vorsichtig aufnähten.<br />

Jetzt liegt es bei mir im Schrank und immer<br />

wenn ich die Tür öffne, sehe ich das kleine Bündel<br />

weißen Stoff und es werden viele Erinnerungen<br />

wach. Ich sehe z.B. meinen Mann bei der<br />

Taufe Orgel spielen oder das letzte Enkelkind,<br />

das von einem befreundeten Benediktinerpater<br />

gemeins<strong>am</strong> mit dem evangelischen Pfarrer der<br />

anderen F<strong>am</strong>ilie getauft wurde. So gehen viele<br />

Gedanken zurück an glückliche Augenblicke in<br />

der Vergangenheit.<br />

Gisela Seidenfus < < <<br />

Rock oder Hose<br />

D<strong>am</strong>als trugen kleine Mädchen Röcke, größere auch, und die Studentinnen<br />

1947 ebenso, bis auf wenige Ausnahmen, zu denen ich nicht gehörte.<br />

Aber ich fand Hosen sehr schick und es<br />

begann in mir zu arbeiten. Doch wo<br />

konnte man zu der Zeit D<strong>am</strong>enhosen<br />

kaufen Schließlich fand ich ein Geschäft, in<br />

dem man Herrenhosen zu D<strong>am</strong>enhosen umarbeiten<br />

konnte. Hellgrauer Flanell, ein Traum!<br />

Ich habe diese Hose geliebt. Das Semester ging<br />

zu Ende und ich fuhr in die Ferien nach Hause.<br />

Am nächsten Morgen präsentierte ich mich zum<br />

Frühstück in meiner neuen Errungenschaft. Es<br />

gab ein mittleres Erdbeben und ein heftige Diskussion<br />

über »<strong>am</strong>erikanische Moden«. Die Hose<br />

wurde verbannt. In den nächsten Semestern<br />

habe ich sie aber noch oft und gerne getragen.<br />

Das Thema Hose spielte lange Zeit keine Rolle<br />

mehr, bis ich 1992 nach Münster zog, an den


RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > RÜCKBLICK<br />

23<br />

äußeren Stadtrand. Da braucht man ein Fahrrad,<br />

und zum Radfahren braucht man Hosen.<br />

Dieses Mal war ein Hosenkauf ganz einfach. Nur<br />

im Kleiderschrank musste ich ein bisschen Platz<br />

machen. Mittlerweile war die Hosenmode unter<br />

der ges<strong>am</strong>ten Weiblichkeit weit verbreitet und<br />

fast schon selbstverständlich geworden. Einige<br />

D<strong>am</strong>en tragen jetzt Röcke nur noch zu besonderen<br />

Angelegenheiten. Für andere sind Hosen<br />

normaler Alltag. Jedenfalls sind sie immer noch<br />

sehr beliebt, auch hier im Tibus, nicht zuletzt<br />

weil sie unsere inzwischen notwendigen Gesundheitsschuhe<br />

teilweise verdecken.<br />

Heute steh ich vor meinem Kleiderschrank, in<br />

dem die Abteilung Röcke zugunsten der Abteilung<br />

Hosen stark geschrumpft ist. Während meine<br />

Gedanken angestrengt noch überlegen, welcher<br />

Rock für jetzt gerade wohl der passende sein<br />

könnte, greift meine Hand zielsicher meine Lieblingshose<br />

heraus, und ich ziehe sie natürlich an.<br />

So hat sich im Laufe der Zeit viel geändert.<br />

Dr. Hildegunde Billig < < <<br />

Eine<br />

Liebesgeschichte<br />

Hunde spielten in unserer F<strong>am</strong>ilie immer eine sehr große Rolle. Wir lebten<br />

den Ausspruch von Loriot: »Ein Leben ohne Hunde ist möglich, aber sinnlos!«<br />

Mein Mann und ich wuchsen von Kindesbeinen<br />

an mit Hunden auf. Diese<br />

Tradition führten wir bei der Gründung<br />

unserer F<strong>am</strong>ilie weiter. Und als unsere drei<br />

Kinder heirateten und wieder Kinder bek<strong>am</strong>en,<br />

waren auch Hunde dabei. Aber wir wurden alt,<br />

die Kräfte ließen nach. Wir entschlossen uns, in<br />

eine kleinere Etagenwohnung nach Münster zu<br />

ziehen. Unserem letzten, 17 Jahre alten Dackel<br />

konnten wir die Umstellung ersparen, da er vorher<br />

starb. Unser Entschluss stand fest: kein Hund<br />

sollte diese Wohnung mit uns teilen müssen und<br />

nur auf gelegentliche Spaziergänge angewiesen<br />

sein. So weit, so gut! Wir litten beide darunter,<br />

nicht mehr von einem vor Freude sich schier<br />

überschlagenden Hund beim Heimkommen<br />

begrüßt zu werden, nie mehr glückliche Hundeaugen<br />

zu sehen, wenn wir nach der Leine griffen<br />

und nie mehr das genüssliche Schnarchen<br />

nach einem seligen Hundetag abends zu unseren<br />

Füßen zu hören. Die Folge war, dass wir bei<br />

jedem Spaziergang versuchten, Hundebesitzer<br />

in ein Gespräch zu ziehen, um die Gelegenheit<br />

zu nutzen, den dazugehörigen Vierbeiner zu<br />

streicheln. Ab und zu fuhren wir auch in ein Tierheim,<br />

um mit einem Hund spazieren zu gehen.<br />

Die Wende<br />

Auch im Urlaub <strong>am</strong> Bodensee suchten wir eines


24<br />

RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Rückblick<br />

auf. Als wir um Einlass baten, k<strong>am</strong> aus einer hinteren<br />

Ecke ein wirklich furchtbar hässlicher Dackel<br />

auf uns zugeschlichen, der viel zu dick war. Er<br />

setzte sich vor uns hin und sah uns mit den schönsten<br />

Hundeaugen der Welt flehentlich an, wie wir<br />

meinten. Aber er k<strong>am</strong> überhaupt nicht in Frage,<br />

nicht einmal für einen Spaziergang. Abends<br />

k<strong>am</strong>en wir aber wieder auf diesen stummen Bettelblick<br />

zu sprechen, überzeugten uns aber gegenseitig,<br />

dass ein so hässliches Tier niemals bei uns<br />

wohnen solle. Aber – wir fuhren <strong>am</strong> nächsten Tag<br />

wieder hin! Wie wir uns gegenseitig versicherten,<br />

nur um ein wenig mehr über ihn zu erfahren. Wir<br />

klingelten. Wieder k<strong>am</strong> nach ein paar Minuten<br />

aus irgend einer hinteren Ecke diese Wurst von<br />

einem Dackel, dieses Mal in einem leichten,<br />

schwerfälligen Galopp, und dieses Mal mit einem<br />

Knochen in der Schnauze, den er vor uns hinlegte.<br />

Da war es um uns geschehen!<br />

Das neue Glück<br />

Kurz darauf saß dieser hässliche Hund in unserem<br />

Auto und wedelte glücklich. Wir lieben kleine,<br />

struppige Rauhaardackel: Er war groß und<br />

glatt. Wir lieben Hunde mit kurzer Schnauze<br />

und dickem Bärtchen: Er hatte eine lange, spitze<br />

Schnauze und vielleicht drei – vier trostlose<br />

Barthärchen. Wir lieben schlanke, drahtige<br />

Hunde: er war fett und plump. Wir verstanden<br />

uns selbst nicht mehr. Er war sieben Jahre alt.<br />

Sein verstorbenes Frauchen konnte wohl seinem<br />

Blick nicht widerstehen und hat ihn so fett gefüttert.<br />

Ganz langs<strong>am</strong> wurde er dünner und beweglicher.<br />

Bald sprang er bei Spaziergängen lustig<br />

hin und her, k<strong>am</strong> immer wieder zu uns zurück,<br />

sah uns dankbar an und genoss sein neues Leben.<br />

Wir haben es nie bereut, ihn mit nach Hause<br />

genommen zu haben und wussten, dass wir niemals<br />

bisher von einem Hund so geliebt worden<br />

waren, wie von diesem so »hässlichen« Tier.<br />

Margit Schunk < < <<br />

Haikus<br />

Mit Haikus k<strong>am</strong> ich zum ersten Mal hier<br />

im Haus durch Frau Waleczek beim<br />

Gedächtnistraining in Berührung. Sie<br />

erklärte uns, dass diese Form der japanischen<br />

Dichtung etwa tausend Jahre alt sei.<br />

Ein Haiku besteht aus zwei Zeilen mit je fünf Silben<br />

und einer Zeile mit sieben Silben; also siebzehn<br />

Silben im Ganzen. Die Reihenfolge ist<br />

beliebig. Die großen Meister dieser japanischen<br />

Kurzlyrik waren vom Geist des Zen-Buddhismus<br />

inspiriert. Ursprünglich sollten Haikus Augenblicke<br />

der Natur festhalten und zum Nachdenken<br />

anregen. Heute ist die Auslegung großzügiger<br />

und man schreibt ihnen unter anderem auch<br />

Hilfe bei der Verarbeitung von Lebenskrisen zu.<br />

Mir zaubern sie Bilder vor Augen, die der Phantasie<br />

weiten Raum geben:<br />

Tulpen und Flieder<br />

Schmetterlinge auf Blüten<br />

Der Frühling ist da<br />

Glockenblumen hier<br />

Blauer Himmel dort oben<br />

Glückselig sind wir<br />

Im zartgrünen Wald<br />

Scheint die Sonne durch Zweige<br />

Taucht alles ins Licht<br />

Die Erde ist schön<br />

Schön soll sie bleiben<br />

Sie ist unser Zuhause<br />

Dr. Hildegunde Billig < <


25<br />

Münster –<br />

Vergangenheit<br />

und Gegenwart<br />

Der filigrane L<strong>am</strong>bertikirchturm,<br />

ein Abbild des<br />

Freiburger Münsters<br />

Hermann Kappen, ein Sohn unserer Stadt, hat in Freiburg Theologie studiert.<br />

1841 empfing er die Priester-weihe und 1869 erhielt er den Ruf als Pfarrer an<br />

die L<strong>am</strong>bertikirche in Münster.<br />

Um 1880 stellte sich heraus, dass der alte<br />

Turm der L<strong>am</strong>bertikirche aus dem<br />

14/15. Jahrhundert baufällig wurde.<br />

Unter den Bürgern der Stadt brach eine heftige<br />

Auseinandersetzung aus: Viele waren für die<br />

Erhaltung und Sicherung des Turmes, und d<strong>am</strong>it<br />

für den Plan des Paderborner Diözesanbaumeisters<br />

Arnold Güldenpfennig. Der wollte mit Hilfe<br />

zweier neogotischer Türmchen und weiteren<br />

Stützungsmaßnahmen den Verfall des Mauerwerkes<br />

aufhalten. Aber Kappen, der inzwischen<br />

Stadtdechant geworden war, und mit ihm der<br />

Kirchenvorstand von L<strong>am</strong>berti, plädierten für<br />

den Abriss. Sie meinten, die Kosten für eine<br />

Sanierung seien zu hoch. Der in Rom lebende<br />

Kaufmann Wilhelm Hüffer, ein Münsteraner, bot<br />

sich an, den Umbauplan zu bezahlen, aber Kappen<br />

ging auf dieses Angebot gar nicht ein. Er<br />

wollte unter allen Umständen den Abriss. Der<br />

Zustand des Turmes wurde immer bedenklicher<br />

Als sich vermehrt Steine aus dem Mauerwerk<br />

lösten und die Passanten auf dem Prinzipalmarkt<br />

gefährdet waren, spitzte sich die Situation zu.<br />

Hermann Kappen ordnete eigenmächtig den<br />

Abriss des Turmes an und d<strong>am</strong>it war das Schicksal<br />

des alten Turmes endgültig besiegelt.<br />

Mit dem Dombaumeister Hilger Hertel baute<br />

Hermann Kappen jetzt seinen »neuen« Kirchturm.<br />

Sie k<strong>am</strong>en 1890 bis zur Höhe des Kirchendaches.<br />

Dann hatten sie kein Geld mehr und der


26 RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Rückblick<br />

Bau musste fünf Jahre still gelegt werden. Erst<br />

eine Geldlotterie erwirkte den weiteren Aufbau.<br />

Die Kreuzblume, sie ist fünf Meter groß, wurde<br />

1898 als Schlussstein auf die Spitze des Turmes<br />

aufgesetzt. Der ganze Turm ist 99Meter hoch.<br />

Drei Einrichtungen aus dem alten Turm hat man<br />

auf den neuen übernommen: Zum einen den<br />

Turmwächter; er ist der »höchste« Be<strong>am</strong>te der<br />

Stadt, denn er muss jeden Abend 297 Stufen zu<br />

seinem Kämmerchen unterhalb des Turmhelms<br />

aufsteigen. Zum anderen die drei Wiedertäuferkäfige;<br />

es sind bis heute die Originale, sie hängen<br />

oberhalb der Uhr. Die dritte Einrichtung ist die<br />

Brand- oder Ratsglocke aus vergangenen Zeiten.<br />

Sie wird bis heute bei der Wahl des Oberbürgermeisters<br />

und den Stadtverordneten geläutet.<br />

1901, drei Jahre nach Fertigstellung des Turms,<br />

stirbt Hermann Kappen. Sein Bild mit dem L<strong>am</strong>bertikirchturm<br />

im Hintergrund hing viele Jahre<br />

im Stadtmuseum.<br />

Kappens L<strong>am</strong>bertikirchturm prägt bis heute das<br />

Bild unserer Stadt.<br />

Anneliese Rhode < < <<br />

Sprichwörter und Ihre Erklärungen<br />

»Von echtem Schrot und Korn«<br />

Diese Redewendung hat gar nichts mit<br />

Getreide zu tun, sondern kommt aus<br />

den Münzwerkstätten des Mittelalters.<br />

Das Wort »Schrot« nannte das Ges<strong>am</strong>tgewicht,<br />

das »Korn« den Edelmetallgehalt der Münze.<br />

Auf der Goldwaage wurden als leichteste<br />

Gewichtseinheit oft Getreidekörner benutzt.<br />

Wer also von echtem Schrot und Korn ist, ist<br />

authentisch, ist unverfälscht.<br />

Im Mühlenhof, bei einem Treffen von traditionellen<br />

Handwerkern, zeigte ein Prägemeister<br />

die Herstellung einer Münze und benutzte ebenfalls<br />

die Redewendung: »Von echtem Schrot und<br />

Korn «, das sollte heißen, diese Münze hat das<br />

vorgeschriebene Gewicht und den richtigen<br />

Edelmetallgehalt.<br />

Gisela Seidenfus < <


RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > RÜCKBLICK<br />

27<br />

Buchtipp<br />

Oliver Lück: Neues vom Nachbarn<br />

26 Länder, 26 Menschen<br />

Dieses Buch erinnert mich an eine Tüte<br />

mit gemischten Bonbons mit Sahne-<br />

Kar<strong>am</strong>ell-, Pfefferminz- und Himbeergeschmack-<br />

Jeder kann finden, was ihm zusagt,<br />

so vielfältig ist der Inhalt.<br />

Eigentlich sollten es Einzelreportagen für verschiedene<br />

Zeitschriften werden, je eine aus<br />

einem bereisten Land. Es entstand ein Buch mit<br />

317 Seiten Text und 32 Farbphotos. Dafür ist<br />

Oliver Lück zwischen 2008 und 2010 mit seinem<br />

VW-Bulli 50000 km quer durch Europa gefahren,<br />

nur von seiner Hovawart-Hündin begleitet.<br />

Die Reise führte von Norwegen bis nach Portugal,<br />

von Irland bis in die Slowakei und an die<br />

russische Grenze. Im <strong>Mai</strong> 2012 erschien bei rororo<br />

das Paperback–Taschenbuch zum Preis von<br />

9,99 Euro.<br />

In kleinen, abgeschlossenen Kapiteln, 10 bis 12<br />

Seiten lang, schildert Lück das jeweilige Land<br />

und den dazu gehörenden Repräsentanten.<br />

Eines haben diese Menschen gemeins<strong>am</strong>: sie<br />

sind absolut nicht alltäglich und haben ihrem<br />

Leben einen Sinn gegeben. Da ist zum Beispiel<br />

Jason, ein Schwarzer aus der Karibik, der als<br />

Flößer auf der Isar arbeitet und fast perfekt bayrisch<br />

spricht. Oder der litauische Bernsteinfischer<br />

Armas G., der zus<strong>am</strong>men mit den andern<br />

Fischern beim Sturm hinaus watet ins Meer und<br />

mit dem Kescher die Bernsteine aus den Wellenkämmen<br />

holt. Und wir lernen Francesca Vannini<br />

Parenti aus Palermo kennen. Zus<strong>am</strong>men mit<br />

ihren Freunden kämpft sie gegen die Mafia in<br />

der Bürgerinitiative »Addio Pizzo« (Pizzo =<br />

Schutzgelder, die von der Mafia einkassiert werden).<br />

Oliver Lück beobachtet genau und schreibt ein<br />

klares, gut zu lesendes Deutsch. Sein Gespür für<br />

das Besondere macht das Buch interessant und<br />

informativ. Es ist ein ideales Geschenk für Leute,<br />

die eigentlich keine Zeit zum Lesen haben.<br />

Dr. Ursula Feldmann < <


28<br />

RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > Rückblick<br />

Nachrufe von Ende Januar bis Anfang April<br />

Herr Hans-Gerd Wyduba<br />

Geboren <strong>am</strong> 8. März 1930<br />

Gestorben <strong>am</strong> 2. Februar <strong>2013</strong><br />

Für seine Frau und sich suchte Herr Wyduba 2008<br />

einen angenehmen »Altersruhesitz«. Schon nach<br />

wenigen Wochen und der ideal ausgewählten<br />

Wohnung, zog das Ehepaar bei uns ein. Herr<br />

Wyduba bewirtete gerne Gäste, sodass er sich<br />

immer über Besuch freute. Zu ihrem gemeins<strong>am</strong>en,<br />

täglichen Ritual gehörte ein Spaziergang<br />

auf der Promenade. Wenn die Sonne endlich im<br />

Frühjahr draußen wärmte, saß Herr Wyduba mit<br />

seiner Frau auf einer Bank im Innenhof und<br />

genoss das Geschehen um sich herum. Den Abend<br />

beschlossen beide häufig im Café. Bei einem Gläschen<br />

Bier ließen sie dann den Tag Revue passieren<br />

und freuten sich auf das, was ihnen der neue Tag<br />

bringen würde.<br />

Anne Matenaar < < <<br />

Frau Christa Heijng<br />

Geboren <strong>am</strong> 21. April 1938<br />

Gestorben <strong>am</strong> 16. Februar <strong>2013</strong><br />

Frau Christa Heijng zog nach einer schweren<br />

Erkrankung bei uns ein. Ich sehe sie noch heute vor<br />

mir, wie sie aufgeregt und neugierig ihre neue Wohnung<br />

betreten hat, die ihre großartigen Freundinnen<br />

eingerichtet hatten.<br />

Frau Heijng hat in kurzer Zeit in einer ebenfalls<br />

neu zugezogenen Bewohnerin nicht nur eine<br />

Bekannte, sondern eine Freundin gefunden. Die<br />

beiden D<strong>am</strong>en haben viel gemeins<strong>am</strong> unternommen<br />

und sich auch in der schweren Zeit des Rückfalles<br />

ihrer Erkrankung Hilfe und Stütze gegeben.<br />

Mich hat Frau Heijng durch ihren offenen Umgang<br />

mit ihrer Krankheit, ihr nettes und angenehmes<br />

Wesen und die Wertschätzung der Hilfe ihrer<br />

Freundinnen sehr beeindruckt.<br />

Sabine Spandau < < <<br />

Herr Theodor Burchert<br />

Geboren <strong>am</strong> 12. September 1917<br />

Gestorben <strong>am</strong> 24. Februar <strong>2013</strong><br />

Von Werne nach Münster zog es 1999 das Ehepaar<br />

Burchert. Als seine Frau vor einem Jahr verstarb,<br />

war es nachvollziehbar, dass sich Herrn<br />

Burchert fast nur noch in seiner vertrauten Wohnung<br />

aufhielt. Bei Besuchen erinnerte er sich<br />

gerne an seine langjährige Tätigkeit im diplomatischen<br />

Dienst. Manchmal erzählte er von seinen<br />

spannenden Erlebnissen und Erfahrungen im<br />

Europäischen Ausland.<br />

Immer darauf bedacht niemanden »zur Last« zu<br />

fallen oder um Hilfe bitten zu müssen, lebte Herr<br />

Burchert bis kurz vor seiner schweren Erkrankung<br />

in seiner Wohnung.<br />

Petra Typel < < <<br />

Frau Gisela Gittermann<br />

Geboren <strong>am</strong> 11. Juli 1926<br />

Gestorben <strong>am</strong> 8. März <strong>2013</strong><br />

An ihrem 70. Geburtstag zog Frau Gittermann<br />

zu uns. Nach vielen Berufsjahren in Köln zog es<br />

sie zurück in ihren Geburtsort. In Münster war<br />

sie aufgewachsen, sie hatte hier die Schule besucht<br />

und sehnte sich trotz einiger Veränderungen<br />

zurück zu »ihrer Stadt«. Wieder »Zuhause« zu<br />

sein, Zeit zu haben und eigenen, vielseitigen<br />

Interessen nachzugehen bestimmten in den folgenden<br />

Jahren Frau Gittermann’s Tagesabläufe.<br />

Insbesondere Musikveranstaltungen, große und<br />

kleine Konzerthäuser zu besuchen oder einfach<br />

mal mit dem Auto ins Münsterland zu fahren,<br />

bereitete ihr großes Vergnügen.<br />

Als einige Jahre später eine langjährige Schulfreundin<br />

ins Tibus zog, war ihre Freude groß.<br />

Gisela Seidenfus < <


RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > RÜCKBLICK 29<br />

Frau Elsbeth Stein<br />

Geboren <strong>am</strong> 13. August 1922<br />

Gestorben <strong>am</strong> 24. März <strong>2013</strong><br />

Auf fremde Menschen wirkte Frau Stein häufig<br />

zurückhaltend und scheu. Es gefiel ihr, den Alltag<br />

selbstständig zu gestalten. Sie verbrachte den<br />

Nachmittag häufig im Café, las dort eine Zeitschrift<br />

und genoss Tee und Apfelkuchen dazu.<br />

Als sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte,<br />

zog Frau Stein in den Pflegewohnbereich. Die täglichen<br />

Spaziergänge durch das Haus waren ihr<br />

wichtig, sodass man sie häufig in der ersten Etage<br />

auf ihrem Rundgang traf. Frau Stein hatte es gerne,<br />

wenn man sie ein Stück des Weges begleitete.<br />

Milen Banev < < <<br />

Frau Margret Weise<br />

Geboren <strong>am</strong> 12. August 1917<br />

Gestorben <strong>am</strong> 1. April <strong>2013</strong><br />

Frau Magret Weise zog im September 2010 bei<br />

uns ein. Wir lernten sie im Herbst des vergangenen<br />

Jahres kennen. Frau Weise war immer gern<br />

in Gesellschaft und hat sich sehr für das Leben<br />

ihrer Mitmenschen interessiert. Soweit es ihr<br />

gesundheitlich möglich war, hat sie <strong>am</strong> Leben<br />

ihrer F<strong>am</strong>ilie teilgenommen. Ihre große F<strong>am</strong>ilie<br />

kümmerte sich mit viel Zeit und Hingabe um die<br />

Mutter, Großmutter und Urgroßmutter. Besonders<br />

ihre Tochter war häufig da. Frau Weise<br />

hatte viele längere Krankenhausaufenthalte<br />

und Einschränkungen im Alltag, welche sie mit<br />

einer bewundernswerten Gelassenheit hinnahm.<br />

Wir verabschieden uns von einer überaus willensstarken<br />

Frau.<br />

Lena Breidenbach < < <<br />

Frau Margret Stieve<br />

Geboren <strong>am</strong> 25. März 1923<br />

Gestorben <strong>am</strong> 25. März <strong>2013</strong><br />

Bereits 1994 war Frau Stieve als aktive Bewohnerin<br />

unermüdlich für das Tibus »unterwegs«.<br />

Wenn es darum ging, Gemeinschaftsangebote zu<br />

unterstützen, zu helfen und zu organisieren; für<br />

Frau Stieve war es immer selbstverständlich, für<br />

andere Menschen da zu sein. Mit ihrer Hilfe<br />

gelang es, dass die Messen und Gottesdienste in<br />

unserem Hause stattfinden konnten. Sie sortierte<br />

Bücher, wenn es galt, den Bücherflohmarkt vorzubereiten;<br />

sie fuhr oft durch die ganze Stadt, um<br />

günstig Bücher für den Literaturkreis zu besorgen.<br />

Wenige wussten von ihrem Engagement,<br />

denn es war ihr wichtig, möglichst im Hintergrund<br />

zu bleiben. Einen Dank oder anerkennende<br />

Worte wollte Frau Stieve nie. Für sie war es<br />

immer eine »Herzensangelegenheit« und selbstverständlich,<br />

sich in den Dienst der Gemeinschaft<br />

»ihrer Mitbewohner« zu stellen.<br />

Frau Stieve hat das Werden der Gemeinschaft in<br />

der <strong>DKV</strong>-<strong>Residenz</strong> wesentlich mitgeprägt.<br />

Anne Matenaar < <


30 RUNDSCHAU 2/<strong>2013</strong> > PErsonalien<br />

Personalien<br />

Als neue Bewohner begrüßen wir:<br />

Jutta Pose, Haus 2<br />

Renate Köhler, Haus 2<br />

Ingeborg Uppenk<strong>am</strong>p, Haus 2<br />

Waltraud Benteler, Haus 4<br />

Erna Tarter, Haus 1<br />

Else und Georg Zöllner, Haus 4<br />

Othilie und Günther Adrian, Haus 4<br />

Hermine Overk<strong>am</strong>p-Bitter, Haus 1<br />

Prof. Dr. Rudolf Altevogt, Haus 1<br />

Auguste Herting, Haus 2<br />

Edelgard Wormstall, Haus 5<br />

Als neue Mitarbeiter begrüßen wir:<br />

Lohoff, Kirsten<br />

Brandes, Tanja<br />

Jastrzab, Eva<br />

Schneider, Ursula<br />

Dieker, Ulrike<br />

Pflegefachkraft<br />

Pflegehilfskraft<br />

Pflegefachkraft<br />

Hauswirtschaft Pflege<br />

Assistentin Hausd<strong>am</strong>e<br />

Meinen, Martina<br />

Nachtwache Pflege<br />

Riesenbeck, Gabriele Pflegefachkraft<br />

Sobetzki, Brigitte<br />

Bölling, Maria<br />

Aushilfe Aquise und<br />

externes Marketing<br />

Aushilfe Medien und<br />

Kultur<br />

Wir gratulieren:<br />

Februar/März/April:<br />

60 Jahre<br />

Cordula Lenze<br />

75 Jahre<br />

Anna Maria Brand<br />

80 Jahre<br />

Elisabeth Könemann<br />

Ilse-Marie Röhrs<br />

85 Jahre<br />

Lieselotte Meyer<br />

Ruth Schmidt<br />

90 Jahre<br />

Christa Köhne<br />

Waldemar Boecken<br />

Christiane Lumma<br />

Paula Sack<br />

Doris Schöttler<br />

Giesela Liebrecht<br />

95 Jahre<br />

Ruth Fischer<br />

Marlies Gördes


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Impressum<br />

Herausgeber > <strong>DKV</strong>-<strong>Residenz</strong> <strong>am</strong> <strong>Tibusplatz</strong><br />

Redaktion > Dr. Hildegunde Billig, Dr. Ursula Feldmann, Dr. Ruth Fritsch, Anne Matenaar (v.i.S.d.P.), Lieselotte Meyer,<br />

Anneliese Rhode, Margit Schunk, Gisela Seidenfus, Ulrike Wünnemann (Endredaktion)<br />

Gestaltung > Druckerei Stelljes, Münster<br />

Fotos > Prof. Dr. Harald Feldmann (S. 3 Mitte/ 14/ 15/ 21), Carsten Fritsch (S. 18), Dr. Ruth Fritsch (S. 13/ 26/ 29),<br />

Nils Schulte (S. 3 links/ 9/ 10), Ulrike Wünnemann (Titel/ S. 2/ 3 rechts/ 4/ 5/ 7/ 8/ 11/ 25)<br />

Druck > Druckerei Stelljes, Münster

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