Der Hauke - Haien - Koog, - Vogelfreundekaltenkirchen.de
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© T. Ratjen (AZ 15034)<br />
<strong>Der</strong> <strong>Hauke</strong> - <strong>Haien</strong> - <strong>Koog</strong>,<br />
Schutzgebiet an <strong>de</strong>r Westküste Schleswig-Holsteins<br />
<strong>Der</strong> <strong>Hauke</strong>-<strong>Haien</strong>-<strong>Koog</strong> ist ein in <strong>de</strong>n Jahren 1958–1960 durch Ein<strong>de</strong>ichung<br />
gewonnener, etwa 1.200 Hektar großer <strong>Koog</strong> in Nordfriesland. Er wird in etwa durch<br />
Schlüttsiel im Westen, Fahretoft im Nor<strong>de</strong>n und Ockholm im Sü<strong>de</strong>n begrenzt.<br />
Mit <strong>Koog</strong> wird ein durch Deiche vor Überflutung geschützter Bereich <strong>de</strong>r Marsch<br />
bezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob durch die Ein<strong>de</strong>ichung neues Land<br />
gewonnen o<strong>de</strong>r altes geschützt wur<strong>de</strong>. Wie ein <strong>Koog</strong> zur Landgewinnung entsteht ist<br />
sehr anschaulich in Theodor Storms Roman „<strong>Der</strong> Schimmelreiter“ beschrieben; ganz<br />
grob ausgedrückt wird dabei Landfläche, die bei Ebbe trockenfällt, durch einen Deich<br />
vom Meer abgeschnitten und somit trockengelegt.<br />
Nonnengänse<br />
Bekanntester <strong>Koog</strong> hier oben ist <strong>de</strong>shalb auch <strong>de</strong>r <strong>Hauke</strong>-<strong>Haien</strong>-<strong>Koog</strong> bei Schlüttsiel.<br />
Er wur<strong>de</strong> allerdings nicht von <strong>de</strong>m Deichgrafen gleichen Namens gegrün<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn<br />
erst in <strong>de</strong>r zweiten Hälfte <strong>de</strong>s 20. Jahrhun<strong>de</strong>rts einge<strong>de</strong>icht. Die Ein<strong>de</strong>ichung <strong>de</strong>s<br />
<strong>Hauke</strong>-<strong>Haien</strong>-<strong>Koog</strong>es markiert einen Wen<strong>de</strong>punkt in <strong>de</strong>r Landgewinnung an <strong>de</strong>r<br />
Westküste Schleswig-Holsteins, da es <strong>de</strong>r erste <strong>Koog</strong> war, bei <strong>de</strong>m die Gesamtfläche<br />
nicht mehr <strong>de</strong>r landwirtschaftlichen Nutzung und Besie<strong>de</strong>lung dient. Ein Teil <strong>de</strong>s<br />
<strong>Koog</strong>es ist als Speicherbecken konzipiert und fungiert mit seinen ausge<strong>de</strong>hnten<br />
Schilffel<strong>de</strong>rn heute als Schutzgebiet für Seevögel. Während <strong>de</strong>s Vogelzuges dient<br />
<strong>de</strong>r <strong>Koog</strong> beson<strong>de</strong>rs zahlreichen Entenarten als Rastplatz. Er ist jedoch auch<br />
Brutplatz für Seeschwalben, Sandregenpfeifer und Säbelschnäbler. Etwa 500 Hektar<br />
– weniger als die Hälfte – wer<strong>de</strong>n als Ackerland genutzt.<br />
Bei Schlüttsiel befin<strong>de</strong>t sich ein bewachter Parkplatz und seit 1980 ein Infocenter <strong>de</strong>s<br />
Vereines Jordsand zum <strong>Koog</strong> welches man vor einem Spaziergang durch <strong>de</strong>n <strong>Koog</strong>
o<strong>de</strong>r am Deich entlang ruhig einmal besuchen sollte. Die Mitarbeiter dort geben gern<br />
Auskunft darüber welche Vogelarten zurzeit in welchem Bereich zu sehen sind. Die<br />
Vogelfreun<strong>de</strong> vom Verein Jordsand bieten auch vogelkundliche Führungen durch<br />
<strong>de</strong>n <strong>Hauke</strong>-<strong>Haien</strong>-<strong>Koog</strong> an. Ein gutes Fernglas o<strong>de</strong>r Spektiv sollte man aber auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall einpacken da die Fluchtdistanz vieler Arten doch recht groß ist. Fährt man<br />
mit <strong>de</strong>m Auto am Deich entlang zum <strong>Koog</strong> liegen auf <strong>de</strong>n Wiesen zahlreiche<br />
Nonnen- und auch Graugänse, hält man jedoch an kommt sofort Bewegung in die<br />
Tiere und sie streben <strong>de</strong>m Wasser zu. Gera<strong>de</strong> die Graugänse, welche ab April<br />
bereits Junge führen, achten aufmerksam auf je<strong>de</strong> vermeintliche Gefahr. Die<br />
Paarungszeit dauert von Mitte März bis Mitte April. En<strong>de</strong> März bis Anfang Mai<br />
wer<strong>de</strong>n die Eier abgelegt. Ähnlich <strong>de</strong>m Höckerschwan baut die Graugans ein<br />
erhöhtes Nest im Schilfsaum von Gewässern und bebrütet einmal jährlich 27 bis 29<br />
Tage lang 4 bis 9 weiße Eier. Die Küken (Gössel) sind Nestflüchter. Sie sind nach<br />
etwa 60 Tagen flugfähig, ziehen mit <strong>de</strong>n Eltern ins Winterquartier und wer<strong>de</strong>n erst<br />
zur nächsten Brutzeit vom Ganter vertrieben.<br />
Graugänse<br />
Auch bevölkern zahlreiche „Deichschweine“ dieses Gebiet, das ist eine nicht ganz<br />
ernst gemeinte Bezeichnung für die Schafe welche das Gras kurz halten sollen und<br />
dabei gleichzeitig <strong>de</strong>n Deich festtreten.<br />
Natürlich darf bei einem Besuch an <strong>de</strong>r Küste auch ein gutes Bestimmungsbuch nicht<br />
fehlen. Beson<strong>de</strong>rs die Limikolen, welche sich oft noch im Schlichtkleid befin<strong>de</strong>n, sind<br />
meist nicht einfach zu bestimmen. Bei unserem kurzen Besuch ent<strong>de</strong>ckten wir unter<br />
an<strong>de</strong>rem folgen<strong>de</strong> Arten: Die Graugans, <strong>de</strong>ren größter Mauserplatz sich im<br />
Spätsommer hier befin<strong>de</strong>t, mit zahlreichen Jungvögeln. Alle Entenvögel verlieren<br />
während <strong>de</strong>r vollständigen Mauser im Sommer o<strong>de</strong>r Herbst ihre Schwungfe<strong>de</strong>rn<br />
gleichzeitig und sind dann vorübergehend flugunfähig. Viele verlassen daher ihre<br />
Brutgebiete und suchen, wie die Graugans hier im <strong>Hauke</strong>-<strong>Haien</strong>-<strong>Koog</strong>,<br />
nahrungsreiche und geschützte Mauserquartiere auf. Weiterhin zahlreiche Nonnen-
o<strong>de</strong>r Weißwangengänse die in <strong>de</strong>r hochnordischen Küstentundra brüten, neuerdings<br />
aber auch in Nord<strong>de</strong>utschland und <strong>de</strong>n Nie<strong>de</strong>rlan<strong>de</strong>n vorkommen; <strong>de</strong>n häufig<br />
vorkommen<strong>de</strong>n und oft wenig scheuen Höckerschwan; die Reiherente, <strong>de</strong>ren<br />
Männchen im Prachtkleid mit ihrem Schopf unverkennbar sind; Tafelenten, <strong>de</strong>ren<br />
braun-schwarz-grau gefärbte Männchen beson<strong>de</strong>rs auffällig waren und natürlich<br />
durften hier auch die auf fast je<strong>de</strong>m Gewässer heimischen Stockenten nicht fehlen.<br />
Krick-, Löffel- und Pfeifenten kommen hier ebenfalls vor, doch haben wir von diesen<br />
Arten lei<strong>de</strong>r keine sehen können. Weiterhin sahen wir Austernfischer, welche im<br />
Binnenland ja auch schon auf Kiesdächern in Industriegebieten brüten; Kampfläufer<br />
für <strong>de</strong>ssen Brutvorkommen <strong>de</strong>r <strong>Koog</strong> auch bekannt ist und gern von Ornithologen<br />
besucht wird wenn die Männchen ihre Scheinkämpfe ausführen ; einen einzelnen<br />
Steinwälzer; Rotschenkel, <strong>de</strong>r hier Brutvogel aber auch Durchzügler ist; <strong>de</strong>n Kiebitz,<br />
<strong>de</strong>r hier an <strong>de</strong>r Küste noch häufiger Brutvogel ist, <strong>de</strong>ssen Bestän<strong>de</strong> im Binnenland<br />
aber lei<strong>de</strong>r stark abnehmen; <strong>de</strong>n Haubentaucher, <strong>de</strong>ssen auffälliges Balzritual man<br />
mit ein wenig Glück hier beobachten kann; das gesellige aber etwas zänkische<br />
Blässhuhn, welches hier recht scheu, in Parkanlagen aber oftmals futterzahm ist; die<br />
Rohrammer, aufgrund <strong>de</strong>s tschilpen<strong>de</strong>n Gesanges auch Rohrspatz genannt sowie<br />
selbstverständlich auch verschie<strong>de</strong>ne Möwenarten und <strong>de</strong>n Schilfrohrsänger, <strong>de</strong>r hier<br />
in beachtlicher Dichte vorkommt. Den auffälligen Ruf <strong>de</strong>r hier in <strong>de</strong>n Schilffel<strong>de</strong>rn<br />
ebenfalls vorkommen<strong>de</strong>n Rohrdommel, die <strong>de</strong>swegen auch als „Moorochse“<br />
bezeichnet wird konnten wir bei unserem Besuch lei<strong>de</strong>r nicht hören. Bemerkenswert<br />
war für mich auch, dass hier auf <strong>de</strong>m Festland nur eine einzige Ringelgans zu sehen<br />
war, während sich wenige Kilometer weiter, auf <strong>de</strong>n Halligen, zum selben Zeitpunkt<br />
Tausen<strong>de</strong> aufhielten und für <strong>de</strong>n Weiterzug auf <strong>de</strong>n Salzwiesen eine Fettreserve<br />
zulegten (Siehe dazu auch <strong>de</strong>n Bericht über die „Ringelganstage“).
<strong>Der</strong> Verein Jordsand<br />
Seit 1967 wird <strong>de</strong>r <strong>Koog</strong> vom Verein Jordsand betreut. <strong>Der</strong> Verein Jordsand wur<strong>de</strong><br />
1907 in Hamburg gegrün<strong>de</strong>t. Das erste Schutzgebiet, die Hallig Jordsand (sie liegt<br />
östlich von List auf Sylt und gehört heute zu Dänemark) gab <strong>de</strong>m Verein seinen<br />
Namen.Schon 1909 wur<strong>de</strong>, bisher zum ersten und einzigen Mal in Deutschland, mit<br />
<strong>de</strong>r Hallig Nor<strong>de</strong>roog eine Seevogelbrutstätte uneingeschränktes Eigentum eines<br />
Naturschutzvereins.Zum Erhalt <strong>de</strong>r Hallig Nor<strong>de</strong>roog führt <strong>de</strong>r Verein in <strong>de</strong>n<br />
Sommermonaten mehrere Work-Camps für Jugendliche durch, bei <strong>de</strong>nen das<br />
angewandte Küstenzonenmanagement sowie <strong>de</strong>r Vogelschutz im Vor<strong>de</strong>rgrund<br />
stehen.Des Weiteren betreibt <strong>de</strong>r Verein Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung sowie<br />
internationale Jugendarbeit. Insbeson<strong>de</strong>re im Haus <strong>de</strong>r Natur in Wulfsdorf bei<br />
Hamburg hat <strong>de</strong>r Verein ein Zentrum für Umweltbildung eingerichtet. Hier stehen<br />
zahlreiche Angebote für Schulklassen vor allem aus Hamburg, Gruppen und<br />
Einzelpersonen bereit. Im Jahr 2005 konnte <strong>de</strong>r Verein das Haus von <strong>de</strong>r Stadt<br />
Hamburg erwerben und sichert <strong>de</strong>ssen Erhaltung überwiegend durch Spen<strong>de</strong>n.<br />
Organ <strong>de</strong>s Vereins ist u. a. die Zeitschrift „Seevögel“.<br />
Kampfläufer 1,0<br />
Heute betreut <strong>de</strong>r Verein Jordsand 23 Reservate im gesamten <strong>de</strong>utschen<br />
Küstenbereich.<br />
Weitere Info und Textquellen:<br />
Beaman / Madge „Handbuch <strong>de</strong>r Vogelbestimmung“ Ulmer<br />
Pareys Vogelbuch
www.jordsand.<strong>de</strong><br />
www.sh-tourist.<strong>de</strong>/touren/naturerl/vogeltou/voschlue.htm