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Serie: Im Fahrzeug links vorne ... - FiMS

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Brandaus 2013<br />

Die Zeitschrift der<br />

Niederösterreichischen<br />

Feuerwehren<br />

P.b.b. Verlagspostamt 1140 Wien • 08Z037934M • www.noelfv.at<br />

Einsatzfahrer<br />

<strong>Serie</strong>: <strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong> ...<br />

Sonderheft: Fünfteilige <strong>Serie</strong><br />

Der Einsatzfahrer


Der<br />

Einsatzfahrer


<strong>Serie</strong>nstart: <strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong> ... 4<br />

Der Maschinist ist mehr als Bedienpersonal für die Pumpe. Als Fahrer eines Einsatzfahrzeuges<br />

muss der Maschinist auch mehr als nur das <strong>Fahrzeug</strong> zum (richtigen) Ort lenken.<br />

Außerdem sollte er auch über die Geräte im <strong>Fahrzeug</strong> ebenso gut Bescheid wissen, wie<br />

über alle Geräte, die damit kombinierbar sind.<br />

1. Teil - Rechtliches (1/5) 5<br />

<strong>Serie</strong>nstart: <strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong> ... Seite 4<br />

<strong>Im</strong> Auftakt der fünfteiligen <strong>Serie</strong> „<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong>…“ werden die rechtlichen<br />

Aspekte rund um den Maschinisten behandelt. Von der Straßenverkehrsordnung über<br />

Führerscheingesetz bis hin zu Feuerwehrgesetz, Dienstanweisung und Dienstordnung:<br />

Alles womit der Maschinist in Berührung kommt.<br />

2. Teil - Ausbildung (2/5) 7<br />

1. Teil - Rechtliches Seite 5<br />

<strong>Im</strong> zweiten Teil der <strong>Serie</strong> „<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong>“ wird die theoretische Schulung<br />

für Maschinisten vorgestellt. Was wird als Modul angeboten Wie schulen größere Feuerwehren<br />

ihre Maschinisten in der Theorie Dieses Sammelsurium an Ideen soll nur ein<br />

Denkanstoß sein ...<br />

3. Teil - Praxistraining (3/5) 10<br />

„Übung macht den Meister“, so ein altes Sprichwort. Aber nicht nur das Fahren an<br />

sich gehört zum Praxistraining eines Einsatzmaschinisten. <strong>Im</strong> dritten Teil der <strong>Serie</strong> „<strong>Im</strong><br />

<strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong>“ beleuchten wir mögliche Teile einer praxisgerechten Ausbildung<br />

des Einsatzmaschinisten.<br />

2. Teil - Ausbildung Seite 10<br />

4. Teil - Praxistraining-Taktik (4/5) 13<br />

Oft hört man, dass der Maschinist keinen Einfluss auf die Taktik hätte. Viele behaupten<br />

auch, dass der Maschinist lediglich das Lenken des <strong>Fahrzeug</strong>es und das Bedienen der<br />

Pumpe am Einsatzort zu erledigen hätte. Den Rest erledige der Einsatzleiter. Allerdings<br />

ist die Lage anders. Der Maschinist ist ein wichtiges Rädchen in der Einsatztaktik und<br />

kann zum Einsatzerfolg einiges beisteuern.<br />

4. Teil - Praxistraining-Taktik Seite 13<br />

5. Teil - Die Physik (5/5) 16<br />

Was ist der Unterschied zwischen den newton’schen Gesetzen und der Straßenverkehrsordnung<br />

<strong>Im</strong> Einsatzfall gibt es bei einem von beiden Ausnahmen für uns und die<br />

Einsatzfahrzeuge! Und warum soll uns als Einsatzmaschinisten die beim Schiffsverkehr<br />

gefürchtete Kavitation interessieren Diese und weitere Fragen soll der fünfte Teil der<br />

Kurzserie „<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong>“ mit dem Schwerpunkt „Physik“ beantworten.<br />

5. Teil - Die Physik Seite 19<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


4<br />

Brandaus: Wissen<br />

HINWEIS:<br />

<strong>Serie</strong>nstart<br />

Einsatzfahrer - Maschinist<br />

<strong>Serie</strong>nstart: Der Einsatzfahrer<br />

<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong> ...Symbolfoto<br />

Der Maschinist ist mehr als Bedienpersonal<br />

für die Pumpe. Als Fahrer eines Einsatzfahrzeuges<br />

muss der Maschinist auch<br />

mehr als nur das <strong>Fahrzeug</strong> zum (richtigen)<br />

Ort lenken. Außerdem sollte er auch über<br />

die Geräte im <strong>Fahrzeug</strong> ebenso gut Bescheid<br />

wissen, wie über alle Geräte, die damit kombinierbar<br />

sind.<br />

Text: Richard Berger<br />

Fotos: Matthias Fischer<br />

1732 Freiwillige Feuerwehren und Betriebsfeuerwehren<br />

in Niederösterreich<br />

haben vieles gemeinsam. Doch die Ausbildung<br />

zum Einsatzmaschinisten ist nur bei<br />

den Lehrgängen einheitlich. Unterschiedliche<br />

Strukturen und örtliche Gegebenheiten,<br />

unterschiedliche <strong>Fahrzeug</strong>e und Gerätschaften<br />

machen eine unterschiedliche<br />

Herangehensweise in der Ausbildung der<br />

Maschinisten notwendig. Und der Fuhrpark<br />

hat noch andere „Tücken“: Wie viele<br />

„C-Fahrer“ hat die Feuerwehr und wie viele<br />

werden benötigt Mit der 5,5 Tonnen Lenkberechtigung<br />

hat man entsprechend reagiert,<br />

allerdings ist auch hier weiterführende<br />

Ausbildung nötig. Das Brandaus-Team<br />

hat sich im Land umgehört und wird mit<br />

dieser Kurzserie Denkanstöße, Ideen von<br />

anderen Feuerwehren und Fakten rund um<br />

die Person, <strong>links</strong> <strong>vorne</strong> im <strong>Fahrzeug</strong> liefern.<br />

In kurzen und übersichtlichen Teilen werden<br />

die Themenbereiche „Recht“, „Theorie“<br />

und „Praxis“ aber auch „Taktik“ und<br />

„Physik“ angeschnitten. Die Teile werden<br />

im Mittelteil des Heftes erscheinen und<br />

können so zu einer „Maschinisten-Mappe“<br />

zusammengestellt werden.<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013<br />

Teil 1: Rechtliches<br />

Teil 1 der <strong>Serie</strong> wird sich mit rechtlichen<br />

Aspekten rund um den Maschinisten beschäftigen.<br />

Von der Straßenverkehrsordnung<br />

über Führerscheingesetz bis hin zu<br />

Feuerwehrgesetz, Dienstanweisung und<br />

Dienstordnung: Alles womit der Maschinist<br />

in Berührung kommt, wird kurz und prägnant<br />

vorgestellt.<br />

Teil 2: Maschinisten in der Theorie<br />

<strong>Im</strong> zweiten Teil der <strong>Serie</strong> werden wir etwas<br />

über die theoretische Schulung für Maschinisten<br />

lesen. Was wird als Modul angeboten,<br />

wie schulen größere Feuerwehren ihre Maschinisten<br />

in der Theorie Hier werden nicht<br />

nur Ideen für Winterschulungen angeführt.<br />

Teil 3: Praktische Ausbildung<br />

Was in der Praxis sinnvoll geschult wird,<br />

welche Ideen es gibt und wie man eine<br />

sinnvolle Kraftfahrschulung ansetzen<br />

könnte, wird der dritte<br />

Teil liefern.<br />

Heutige Einsatzfahrzeuge sind<br />

High-Tech-Geräte<br />

Teil 4: Taktik der<br />

Einsatzmaschinerie<br />

Besonders der Maschinist<br />

ist ein wichtiges<br />

Rad in der taktisch geführten<br />

Einsatzmaschinerie.<br />

Werden bereits<br />

bei der Anfahrt oder bei<br />

der Wahl des <strong>Fahrzeug</strong>standortes<br />

Fehler oder<br />

taktische Fehlentscheidungen<br />

getroffen, kann das sowohl für das<br />

<strong>Fahrzeug</strong>, als auch für den weiteren Verlauf<br />

des Einsatzes verheerende Folgen mit sich<br />

bringen. Ein kleiner Überblick über das<br />

kleine Taktik-Ein-Mal-Eins des Maschinisten<br />

ist für den vierten Teil geplant.<br />

Teil 5: Die Physik nutzen, nicht überfordern<br />

Wie entsteht Pumpenkavitation Wie<br />

kommt es zur Pfeiffenbildung Wie verhalten<br />

sich 18 Tonnen auf der Straße<br />

Und warum muss man als Maschinist die<br />

Newton’schen Axiome kennen Diese und<br />

noch weitere Fragen werden im fünften Teil<br />

im Themenbereich „Physik“ behandelt.<br />

Gerade der Bereich der Maschinistenausbildung<br />

ist so vielfältig, wie kein anderer Bereich<br />

im Feuerwehrwesen. Der Maschinist<br />

muss „seine“ Geräte kennen und bedienen<br />

können, muss wissen, was „sein“ <strong>Fahrzeug</strong><br />

kann. Die Funktion des Maschinisten ist<br />

wichtig, aber sehr oft unterschätzt. ■


Brandaus: Wissen 5<br />

Der Einsatzfahrer: 1. Teil - Rechtliches<br />

Feuerwehrfahrzeug oder Einsatzfahrzeug<br />

– Rechtliche Bestimmungen<br />

<strong>Im</strong> Auftakt der fünfteiligen <strong>Serie</strong> „<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong><br />

<strong>links</strong> <strong>vorne</strong>…“ werden die rechtlichen<br />

Aspekte rund um den Maschinisten behandelt.<br />

Von der Straßenverkehrsordnung über Führerscheingesetz<br />

bis hin zu Feuerwehrgesetz,<br />

Dienstanweisung und Dienstordnung: Alles<br />

womit der Maschinist in Berührung kommt.<br />

Text: Richard Berger<br />

Fotos: M.Fischer, www.bilderbox.at<br />

„Der Kraftfahrer trägt bei der Ausübung<br />

seiner Tätigkeit im Feuerwehrdienst eine<br />

hohe Verantwortung.“ Dieser erste Satz<br />

im Ausbildungsbehelf „Der Kraftfahrer<br />

im Feuerwehrdienst“ ist überaus ernst zu<br />

nehmen. Die rechtliche Situation zeigt,<br />

dass den Kraftfahrer eine erhöhte gesetzliche<br />

Sorgfaltspflicht trifft und dass dieser<br />

für jede einzelne Übertretung voll verantwortlich<br />

und somit strafbar ist.<br />

Rechtliches<br />

Die Grundlage bilden die allgemein gültigen<br />

gesetzlichen und feuerwehrrechtlichen<br />

Bestimmungen. Zu diesen gehören<br />

unter anderem die Straßenverkehrsordnung<br />

(StVO), das Kraftfahrgesetz (KFG), das<br />

Führerscheingesetz (FSG) und das NÖ Feuerwehrgesetz<br />

(NÖFG). So ist laut Kraftfahrgesetz<br />

ein Feuerwehrfahrzeug nur dann ein<br />

solches, wenn dies im Zulassungsschein<br />

entsprechend eingetragen ist. Feuerwehrfahrzeuge,<br />

als solche sind außerhalb von<br />

Einsatzfahrten auch ohne Verwendung von<br />

Einsatzwarnsignalen nicht an die Verkehrszeichen<br />

„Fahrverbot“, „Einfahrt verboten“<br />

und „vorgeschriebene Fahrtrichtung“ gebunden,<br />

wenn Ausnahmen für andere<br />

Kraftfahrzeuge und Fuhrwerke bestehen.<br />

Aber die Einbahnregelung darf nicht<br />

ohne Grund ignoriert werden. So sagt das<br />

Gesetz, dass man gegen die Einbahn (oder<br />

entgegen einer Richtungsfahrbahn) nur<br />

dann den Einsatzort anfahren darf, wenn<br />

dieser entweder nicht anders oder anders<br />

nicht in der gebotenen Zeit erreicht werden<br />

kann. „Dies gilt nur für Einsatzfahrten“,<br />

weiß HBI Mag. iur. Gerald Peter, Kommandant<br />

der Feuerwehr Baden Stadt und Jurist<br />

im Bereich „Verwaltungsstrafen“ an der<br />

Bezirkshauptmannschaft Baden. „Nicht“<br />

ist eindeutig. Nicht in der gebotenen Zeit<br />

allerdings ist eine schwammige Phrase,<br />

die am grünen Tisch der Sachverständigen<br />

im Falle eines Unfalles<br />

exakt ausdiskutiert wird. Zehn<br />

Sekunden Einsparung wird<br />

hier sicher nicht hineinfallen.<br />

Einsatzwarnsignale<br />

Ein Feuerwehrfahrzeug wird<br />

zum Einsatzfahrzeug, wenn<br />

lt. § 26 StVO 1960 entweder<br />

Blaulicht und/oder Folgetonhorn verwendet<br />

wird. Der Kraftfahrer muss entscheiden,<br />

ob der Einsatz von Einsatzwarnsignalen<br />

gerechtfertigt ist. Prinzipiell dürfen Blaulicht<br />

und Folgetonhorn nur bei Gefahr in<br />

Verzug, bei „Fahrten zum und vom Ort der<br />

dringenden Hilfeleistung oder zum Ort des<br />

sonstigen dringenden Einsatzes“ und am<br />

Einsatzort zur Absicherung (nur Blaulicht)<br />

verwendet werden. Bei dem Teil „vom Ort<br />

der dringenden Hilfeleistung“ sind jene<br />

Fahrten gemeint, die direkten Einfluss auf<br />

den Einsatzerfolg haben. Bei Übungsfahrten,<br />

Einsatzübungsfahrten oder Dreharbeiten für<br />

<strong>Im</strong>agefilme ist die Verwendung von Blaulicht<br />

und Folgetonhorn verboten, es sei denn, es<br />

liegt eine Genehmigung des Landeshauptmannes<br />

vor. „Verstöße gegen dieses Gebot<br />

stehen als mißbräuliche Verwendung von<br />

Warnzeichen unter gerichtlicher Strafdrohung“,<br />

so Peter. Werden Einsatzwarnsignale<br />

im Sinne der StVO verwendet, so ist der<br />

Lenker des Einsatzfahrzeuges nicht mehr an<br />

Verkehrsbeschränkungen (z.B.: Geschwindigkeitsbegrenzungen)<br />

oder Verkehrsverbote<br />

(z.B.: Fahrverbot) gebunden. Peter fasst<br />

dies in einem Satz zusammen: „<strong>Im</strong> Sinne<br />

der StVO gelten sie als bevorzugte Straßenbenützer.“.<br />

Es obliegt dem Lenker, ob Einsatzwarnsignale<br />

zur „Kennzeichnung des<br />

Einsatzfahrzeuges“ eingesetzt werden oder<br />

nicht. Der Gesetzgeber schreibt allerdings<br />

eindeutig vor, dass bei einer nicht dringenden<br />

Hilfeleistung (z.B.: Unterstützung der<br />

Polizei bei nicht dringenden Maßnahmen)<br />

die Fahrt nicht unter Einsatzwarnzeichen<br />

durchzuführen ist. Das Blaulicht darf allerdings<br />

am Einsatzort zur Absicherung<br />

eingeschaltet werden. ►<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


6<br />

Brandaus: Wissen<br />

Bestimmungen, die immer gelten<br />

Rotlicht heißt „STOP“. Es darf in eine<br />

Kreuzung auch unter Folgetonhorn und<br />

Blaulicht erst dann eingefahren werden,<br />

wenn das Einsatzfahrzeug zuvor angehalten<br />

hat und der Lenker sich vergewissert<br />

hat, ob er denn niemanden durch das<br />

Einfahren in die Kreuzung gefährdet (vgl.<br />

StVO §26 Abs.3), denn grünes Licht für<br />

den Querverkehr bedeutet immer freie<br />

Fahrt. Ein Einsatzfahrzeug hat zwar immer<br />

Vorrang (vgl. StVO §19 Abs. 2), aber<br />

wenn jemand im Querverkehr (auch Fußgänger<br />

oder Radfahrer auf entsprechenden<br />

Schutzwegen) einem Einsatzfahrzeug<br />

den Vorrang nimmt, so ist dies lediglich<br />

eine Verwaltungsübertretung. Ein Unfall<br />

mit Personenschaden ist allerdings ein gerichtlicher<br />

Straftatbestand: (grob) fahrlässige<br />

Körperverletzung im Straßenverkehr,<br />

AUCH für Lenker von Einsatzfahrzeugen.<br />

Die besondere Sorgfaltspflicht, die Lenker<br />

von Einsatzfahrzeugen trifft, führt hier zu<br />

einer Verschärfung. Trotz Augenzudrücken<br />

wird ein Gesetz immer geahndet<br />

werden: das Gesetz der Physik. Die Fahrphysik<br />

im Besonderen wird im fünften Teil<br />

dieser <strong>Serie</strong> behandelt.<br />

Wenn die Physik gewinnt<br />

Passiert trotz aller Sorgfaltspflicht ein<br />

Unfall, so ist die Einsatzfahrt unverzüglich<br />

zu unterbrechen. Das Gesetz schützt den<br />

Geschädigten. Eine Methode, das <strong>Fahrzeug</strong><br />

nicht sofort außer Dienst zu stellen<br />

ist, dass der Fahrer aussteigt und an der<br />

Sachverhaltsdarstellung mitwirkt. Ein anderes<br />

Feuerwehrmitglied kann das <strong>Fahrzeug</strong><br />

übernehmen. Dies gilt allerdings nur<br />

bei Sachschaden! Bei Personenschaden<br />

gibt es gar kein Bewegen des <strong>Fahrzeug</strong>es<br />

mehr. Eine polizeiliche Aufnahme des Unfalles<br />

ist hier nicht vorgeschrieben, aber<br />

grundsätzlich immer sinnvoll. Und zwar<br />

am Unfallort und nicht am Einsatzort bei<br />

einer zufällig anwesenden Streife.Wenn<br />

ein <strong>Fahrzeug</strong> beschädigt wird und kein<br />

<strong>Fahrzeug</strong>halter anwesend ist, so sollten<br />

zumindest die Daten am beschädigten<br />

<strong>Fahrzeug</strong> hinterlassen werden und es ist<br />

UNVERZÜGLICH die nächste Polizeiinspektion<br />

aufzusuchen, wo eine Selbstanzeige<br />

durchgeführt wird. Die Fahrt dorthin<br />

(direkt vom Unfallort, alles andere gilt als<br />

Fahrerflucht) ist ohne Einsatzwarnzeichen<br />

durchzuführen.<br />

Wozu im Feuerwehrauto Kindersitze<br />

„Hier liegt ein Vormerkdelikt, welches<br />

im Punktesystem einen Eintrag bewirkt,<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013<br />

vor und das gilt auch für Feuerwehrfahrzeuge“,<br />

weist Peter auf die Pflicht der<br />

Sicherung von Kindern hin: Nichtbeachtung<br />

der Vorschriften über die Kindersicherung<br />

(Vomerkpunkt und Strafe bis<br />

zu 5.000,- Euro). § 106 KFG besagt, dass<br />

Kinder bis 14 Jahre mit einer Körpergröße<br />

von unter 150cm durch geeignete Kinderrückhaltesysteme<br />

(z.B.: Babyschalen,<br />

Kindersitze, Sitzkissen) zu sichern sind.<br />

Kinder bis 14 Jahre und ab einer Körpergröße<br />

von 150 cm und darüber sind mit<br />

einem Sicherheitsgurt zu sichern. Für die<br />

ordnungsgemäße Beförderung von Kindern<br />

bis 14 Jahren ist IMMER der Lenker<br />

verantwortlich. Und noch etwas, dass seit<br />

einigen Jahren „neu“ ist: jedes Kind muss<br />

einen eigenen Sitzplatz haben!<br />

Diese Regelung gilt nicht nur für die<br />

Beförderung von Mitgliedern der Feuerwehrjugend.<br />

Auch Kinderrundfahrten<br />

mit Feuerwehrfahrzeugen – vor allem mit<br />

Tanklöschfahrzeugen – sind somit ausgesprochen<br />

bedenklich, es sei denn, man<br />

kümmert sich um entsprechende Rückhaltesysteme,<br />

was kaum der Fall sein wird.<br />

Diese Regelung und besonders das Aufzeigen<br />

dieses Gesetzestextes soll keine<br />

Spaßbremse sein: Heutzutage hat aber<br />

nahezu jeder Bürger eine Rechtschutzversicherung.<br />

Ein Bier zum Abendessen<br />

Die Grenzen für den Alkoholgehalt im<br />

Blut gelten für Feuerwehrfahrzeuge ebenso,<br />

wie für private <strong>Fahrzeug</strong>e. Generell gilt:<br />

„Ein Kraftfahrzeug darf nur in Betrieb genommen<br />

oder gelenkt werden, wenn beim<br />

Lenker der Alkoholgehalt des Blutes weniger<br />

als 0,5 g/l (0,5 Promille) oder der Alkoholgehalt<br />

der Atemluft weniger als 0,25<br />

mg/l beträgt. Bestimmungen, die für den<br />

betreffenden Lenker geringere Alkoholgrenzwerte<br />

festsetzen, bleiben unberührt.“<br />

(§14 (8) FSG) So beschreibt das Führerscheingesetz<br />

unter anderem für <strong>Fahrzeug</strong>e<br />

über 7,5 Tonnen höchst zulässiger<br />

Gesamtmasse eine niedrigere<br />

Grenze: „<strong>Fahrzeug</strong>e der Klasse<br />

C, deren höchste zulässige<br />

Gesamtmasse mehr als 7,5<br />

t beträgt, dürfen nur von<br />

einem Lenker in Betrieb<br />

genommen und gelenkt<br />

werden, bei dem<br />

der Alkoholgehalt des<br />

Blutes nicht mehr als<br />

0,1 g/l (0,1 Promille)<br />

oder der Alkoholgehalt<br />

der Atemluft<br />

„STOP“ bei Rotlicht gilt auch für Einsatzfahrzeuge<br />

nicht mehr als 0,05 mg/l beträgt.“ (§20 (5)<br />

FSG) Dass Einsatzfahrzeuge von dieser Regelung<br />

ausgenommen sind, konnte selbst<br />

Mag. Peter nicht bestätigen. „In Verbindung<br />

mit einem Feuerwehrführerschein<br />

gilt die 0,5 Promille Grenze.“<br />

Ein bisschen viel<br />

Schnell zum Einsatzort, aber all das berücksichtigen<br />

Als Einsatzfahrer hat man<br />

eine immense Verantwortung. Nicht nur,<br />

dass der Einsatzerfolg von einer sicheren<br />

Ankunft der Einsatzkräfte in gebotener<br />

Zeit wichtig ist. Es ist auch überaus wichtig,<br />

überhaupt anzukommen. Da kann es<br />

schon einmal notwendig sein, dass man<br />

zurücksteckt, den Einsatz des Folgetonhornes<br />

überdenkt (weil sonst der vor dem<br />

Tanklöschfahrzeug eine Notbremsung<br />

hinlegen könnte) oder einfach – weil z.B.:<br />

der liegende Baum nicht weiter umfallen<br />

kann – man ohne Vollgas in Ruhe zum<br />

Einsatz fährt. Ein Gruppenkommandant<br />

hat einmal gesagt: „Die Motivation geht<br />

vom Fahrer aus.“ Die Sicherheit ebenso…<br />

Nicht nur beim Hinfahren, sondern auch<br />

bei der richtigen Aufstellung. Aber dazu im<br />

nächsten Teil… ■


Brandaus: Wissen 7<br />

Der Einsatzfahrer: 2. Teil - Ausbildung<br />

Auch der Einsatzmaschinist<br />

muss auf die Schulbank<br />

<strong>Im</strong> zweiten Teil der <strong>Serie</strong> „<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong><br />

<strong>links</strong> <strong>vorne</strong>“ wird die theoretische Schulung<br />

für Maschinisten vorgestellt. Was wird als<br />

Modul angeboten Wie schulen größere Feuerwehren<br />

ihre Maschinisten in der Theorie<br />

Dieses Sammelsurium an Ideen soll nur ein<br />

Denkanstoß sein ...<br />

Text: Richard Berger<br />

Fotos: Matthias Fischer<br />

Alles beginnt mit der Führerscheinausbildung.<br />

Dies versteht sich von selbst. Hier<br />

sind sich die Feuerwehren einig. Ab dem<br />

Erwerb der Lenkberechtigung scheiden sich<br />

aber bereits die Geister.<br />

EMA, die Einsatzmaschinistenausbildung,<br />

ist eine Ausbildung, die entweder in<br />

der Feuerwehr, im Feuerwehrabschnitt oder<br />

im Feuerwehrbezirk abgehalten wird. Die<br />

Ausbildung in der Feuerwehr ist prinzipiell<br />

im Punkt 5.7 des Ausbildungsbehelfs „Der<br />

Kraftfahrer im Feuerwehrdienst“ geregelt<br />

und bezieht sich immer auf das Gerät, das<br />

in der Feuerwehr vorhanden ist. Die Ausbildung<br />

in der NÖ Landes-Feuerwehrschule<br />

beschränkt sich auf die Ausbildung rund um<br />

den <strong>Fahrzeug</strong>- und Gerätedienst. Hierbei<br />

wird besonders beim Modul „FHM“ (Fahrmeister)<br />

Hauptaugenmerk auf die Prüfung<br />

und Wartung der einzelnen Gerätschaften<br />

gelegt. Auch ein kleiner Crashkurs in Sachen<br />

Motorfunktion und Arbeitsweise einer<br />

Pumpe ist Bestandteil dieses Moduls.<br />

Ausbildung der Kraftfahrer<br />

„Der Feuerwehrkommandant hat durch<br />

den Fahrmeister (oder sonstige Geeignete)<br />

für ausreichenden Praxisunterricht der<br />

Feuerwehrkraftfahrer zu sorgen.“ Dieser<br />

Satz steht ganz oben auf Seite 17 des Ausbildungsbehelfs.<br />

Auch, dass es eine theoretische<br />

und eine praktische Ausbildung<br />

für Feuerwehrkraftfahrer geben muss,<br />

ist geregelt. Der Feuerwehrkommandant<br />

hat auch dafür Sorge zu tragen, dass eine<br />

ständige Fortbildung durch Übungs- und<br />

Schulungsfahrten der Feuerwehrkraftfahrer<br />

durchgeführt wird. Wie oft diese Schulungsund<br />

Übungsfahrten auf öffentlichen Straßen<br />

und im Gelände durchzuführen sind,<br />

richtet sich nach der Erfordernis und dem<br />

Ermessen des Feuerwehrkommandanten.<br />

Übungsfahrten sind im Fahrtenbuch und<br />

im FDISK als Tätigkeitsbericht zu dokumentieren.<br />

Die Ausbildung umfasst<br />

gemäß Ausbildungsbehelf:<br />

► Handhabung und Beherrschung des<br />

Kraftfahrzeuges auf öffentlichen Straßen<br />

und im Gelände<br />

► Bedienung der An- und Einbaugeräte, wie<br />

beispielsweise:<br />

► Feuerlöschpumpen<br />

► Stromaggregate und Beleuchtungsgeräte<br />

► Hydraulische Aggregate<br />

► Seilwinden<br />

► Ladekran<br />

► Lichtmastanlage<br />

Rechtliche Situation<br />

näherbringen<br />

Die Handhabung und Beherrschung des<br />

Kraftfahrzeuges auf öffentlichen Straßen<br />

und im Gelände kann nur durch Übungsfahrten<br />

in der Praxis geschult werden (dazu<br />

mehr im nächsten Teil). Da jeder Kraftfahrer<br />

eine gemäß Führerscheingesetz ►<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


8<br />

Brandaus: Wissen<br />

entsprechende Lenkberechtigung für das<br />

jeweilige <strong>Fahrzeug</strong> haben muss und der Zulassungsbesitzer<br />

(vertreten durch den Feuerwehrkommandanten)<br />

sich dessen zu vergewissern<br />

hat, kann man davon ausgehen,<br />

dass die theoretische Grundschulung vorhanden<br />

ist. Nichtsdestotrotz sollte eine eingehende<br />

Schulung auf die rechtliche Situation<br />

von Feuerwehr- und Einsatzfahrzeugen<br />

durchgeführt werden. Diese ist sinnvollerweise<br />

regelmäßig (alle drei bis vier Jahre) zu<br />

wiederholen. Für „Neueinsteiger“ sollte eine<br />

solche Schulung verpflichtend sein und eigens<br />

abgehalten werden, sofern die nächste<br />

Rechtsschulung erst in ein paar Jahren stattfindet.<br />

Auch Lehrvideos von Einsatzfahrten<br />

(selbst aufgenommen mit diversen Kameras)<br />

können hilfreich sein und so manche<br />

trockene Rechtsschulung etwas auflockern.<br />

Bei den speziellen Ausbildungen wie<br />

Kran- oder Staplerschein, die für den Feuerwehreinsatz<br />

sinnvolle Ergänzungen zur<br />

Ausbildung sind, sollte eine entsprechende<br />

Stelle hinzugezogen werden. Der NÖ Landesfeuerwehrverband<br />

veranstaltet regelmäßig<br />

Kranscheinkurse. <strong>Im</strong> Rahmen des<br />

Kranscheines wird auch eine entsprechende<br />

Seilkunde durchgeführt. Diese ist aber nicht<br />

nur für Kranfahrer interessant. So kann man<br />

diese Seilkunde vor allem für Greifzug und<br />

Seilwinde perfekt adaptieren.<br />

werden wir im letzten Teil dieser <strong>Serie</strong> noch<br />

genauer beleuchten. Auch das Planspiel<br />

als Teil der Ausbildung für den Maschinisten<br />

kann hilfreich sein, die Abläufe und die<br />

Wichtigkeit des vorausschauenden „Stehenbleibens“<br />

am Einsatzort zu demonstrieren<br />

und für die unterschiedlichen Szenarien zu<br />

üben.<br />

Besonders die Handhabung des <strong>Fahrzeug</strong>es<br />

am Einsatzort kann eine abendfüllende<br />

Veranstaltung im Lehrsaal bedeuten. Hier<br />

können Szenarien entwickelt werden, wo<br />

die Kraftfahrer die Absicherung der Einsatzstelle<br />

oder die Aufstellung<br />

der <strong>Fahrzeug</strong>e<br />

am Einsatzort (mit dem<br />

Augenmerk auf Ausbreitung<br />

des Brandes,<br />

Fluchtrichtung, Freihalten<br />

von Zugängen und<br />

Zufahrten, Einsatzeskalation,<br />

etc.) entweder mit<br />

Spielzeug nachstellen oder<br />

auf einer Tafel aufzeichnen<br />

können.<br />

Zusätzliche<br />

Schulungen im<br />

Kraftfahrerbereich,<br />

wie die Ausbildung<br />

rund um die Ladungssicherung<br />

oder ADR Bestimmungen,<br />

sind immer<br />

willkommene<br />

Informationen.<br />

Eine einfache<br />

aber effektive ►<br />

Bilder: Übung macht den Meister: Ein Planspiel als theoretischer Unterricht<br />

im Lehrsaal, findet genauso wie praktische Schulung am <strong>Fahrzeug</strong><br />

Anwendung. Getreu dem Motto: Von der Theorie in die Praxis<br />

Planspiele sollten<br />

Ausbildungsbestandteil sein<br />

Der Physikunterricht in der Schule war<br />

für wenige ein Genuss. Interessant wird das<br />

Fach allerdings, wenn man einen Praxisbezug<br />

hat. Wie man dies näher bringen kann,<br />

Welche Aspekte bei der Aufstellung von Feuerwehrfahrzeugen<br />

zu beachten sind: Warn- und Signalwirkung für<br />

Passanten sowie alle anderen Verkehrteilnehmer, Schutz der<br />

Mannschaft, Sicherheitsabstand zum Brandobjekt, etc.<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


Brandaus: Wissen 9<br />

Lehrsaalübung ist das Training der Ortskunde<br />

anhand von Straßenkarten und<br />

Geländekarten. Diese Übung kann als Vorbereitung<br />

für eine größer angelegte Kraftfahrübung<br />

(auch feuerwehrübergreifend)<br />

dienen: Wo kann mit welchem <strong>Fahrzeug</strong><br />

gefahren werden Wie kann die Wasserversorgung<br />

effektiv hergestellt werden Gibt<br />

es Wendeplätze<br />

Empfehlung<br />

Die Ausbildung eines Einsatzmaschinisten<br />

ist nicht auf die leichte Schulter zu<br />

nehmen. Es empfiehlt sich mit anderen<br />

Feuerwehren eine einheitliche Ausbildung<br />

anzustreben. Der Besuch der Einsatzmaschinistenausbildung<br />

ist auf jeden Fall sinnvoll.<br />

Zusätzliche theoretische Schulungen<br />

dürfen nicht zu kurz kommen. Was angeboten<br />

werden könnte (und was im Budgetrahmen<br />

ist) sollte auch tatsächlich angeboten<br />

werden. Schließlich sind die Kraftfahrer im<br />

Einsatz diejenigen, die uns sicher zum und<br />

vom Einsatz führen sollen… ■<br />

Wichtig für Einsatzfahrer ist auch das Kennen der<br />

eigenen Einsartfahrzeuge samt deren Ein- bzw. Aufbauten<br />

und selbstverständlich auch deren Beladung.<br />

Bild ganz oben: Modernes Seilwindenbedienteil einer<br />

Rotzler Treibmatic-Winde<br />

Bild oben: Schaustück einer voll funktionsfähigen,<br />

noch manuell zu bedienenden Einbaupumpe<br />

Bild oben rechts: Das Innenleben einer Unterwasserpumpe<br />

- gut sichtbar die Schaufelräder, die als<br />

Verschleißteil gelten<br />

Sinnvolle, theoretische Schulungen:<br />

► Kranschein<br />

► Staplerschein<br />

► Seilkunde<br />

► Physikunterricht<br />

► Theoretische Beispiele<br />

► Planspiel mit Spielzeugfahrzeugen zur richtigen<br />

Aufstellung<br />

► Feuerwehrführerschein<br />

► Vorträge über Ladungssicherung<br />

► Straßenkunde (Stadt/Land/Fluss mit Straße/<br />

Gasse/Gebäude)<br />

► Rechtsschulung<br />

Wenn der Fehlerteufel zuschlägt<br />

<strong>Serie</strong> Einsatzfahrzer<br />

<strong>Im</strong> ersten Teil der <strong>Serie</strong> (Brandaus 11/2012<br />

Seite 30f) kam es zu einem Satzsturz. Selbstverständlich<br />

ist bei einem Unfall mit Personenschaden<br />

die Aufnahme durch die Polizei notwendig.<br />

Bei Sachschaden ist eine Aufnahme durch<br />

die Polizei nicht vorgeschrieben, aber sinnvoll.<br />

► Gerätequiz (Einzelne Positionen von Beladeplänen<br />

aller <strong>Fahrzeug</strong>e durcheinander bringen und den<br />

<strong>Fahrzeug</strong>en und Geräteräumen zuordnen lassen)<br />

► <strong>Fahrzeug</strong>quiz (Wie Gerätequiz, nur mit unterschiedlichen<br />

Daten von <strong>Fahrzeug</strong>en, die richtig<br />

zugeordnet werden müssen)<br />

► Schulungsvideos – Aufarbeitung von Übungsfahrten<br />

/ Einsatzfahrten (mit GoPro, etc.)<br />

► Fotos durcharbeiten – Bilder von vergangenen<br />

Einsätzen aufarbeiten hinsichtlich <strong>Fahrzeug</strong>aufstellung<br />

► etc.<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


10<br />

Brandaus: Wissen<br />

Der Einsatzfahrer: 3. Teil - Praxistraining<br />

Der Einsatzmaschinist<br />

im Praxistraining<br />

„Übung macht den Meister“, so ein altes<br />

Sprichwort. Aber nicht nur das Fahren an sich<br />

gehört zum Praxistraining eines Einsatzmaschinisten.<br />

<strong>Im</strong> dritten Teil der <strong>Serie</strong> „<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong><br />

<strong>links</strong> <strong>vorne</strong>“ beleuchten wir mögliche<br />

Teile einer praxisgerechten Ausbildung des<br />

Einsatzmaschinisten.<br />

Text: Richard Berger<br />

Fotos: Ch. Houdek, A. Nittner, M. Fischer<br />

Wenn man an das Praxistraining eines<br />

Einsatzmaschinisten denkt, kommt den<br />

meisten Menschen „Fahrtechniktraining“<br />

in den Sinn. Aber die Praxisschulung eines<br />

Einsatzmaschinisten umfasst noch mehr<br />

als das „bloße“ Lenken eines Kraftfahrzeuges.<br />

Aber eines nach dem anderen…<br />

Fahren, fahren, fahren...<br />

Natürlich gehört das Lenken eines Einsatzfahrzeuges<br />

zu den Hauptaufgaben<br />

eines Einsatzmaschinisten. „Sicher an<br />

den Einsatzort“ ist die Devise. Damit Maschinisten,<br />

die im Zivilleben ausschließlich<br />

Pkw lenken, auch im Einsatzfall das<br />

<strong>Fahrzeug</strong> im Griff haben, sind regelmäßige<br />

Übungsfahrten wichtig. Nur wenn<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013<br />

man die <strong>Fahrzeug</strong>e auch selbst bewegt,<br />

bekommt ein Gefühl dafür. Manch einem<br />

Berufskraftfahrer mag das seltsam erscheinen,<br />

allerdings sind Büroangestellte,<br />

die für die Feuerwehr einen Lkw-Schein<br />

gemacht haben (oder gar nur einen B-<br />

Schein haben und mit der 5,5 Tonnen<br />

Fahrberechtigung Gefährte lenken dürfen)<br />

nicht im permanenten Training. Es<br />

bedarf regelmäßiger Übung, ein <strong>Fahrzeug</strong><br />

mit anderen Abmessungen als den eigenen<br />

Pkw in einer Stresssituation (welche<br />

eine Einsatzfahrt werden kann) sicher<br />

zu bewegen. Aber nicht nur die eigenen<br />

Straßen und Gassen zu kennen ist wichtig.<br />

Auch das Gelände, welches zum Einsatzgebiet<br />

gehört, sollte im Rahmen von<br />

Praxisübungen behandelt werden: Wo<br />

kann ich wie weit mit welchem <strong>Fahrzeug</strong><br />

vordringen<br />

Es empfiehlt sich auch, Praxistrainings<br />

in den diversen Fahrtechnikzentren der<br />

Verkehrsclubs durchzuführen. Hier werden<br />

spezielle Einsatzfahrtechniktrainings<br />

angeboten. Der Abschluss einer Zusatzversicherung<br />

hat sich hierbei allerdings<br />

bei manch einer Feuerwehr bereits ausgezahlt.<br />

Gerade bei einer Einsatzfahrt ist das<br />

vorausschauende Fahren immens wichtig.<br />

Nur wer den Überblick hat, kann Unfälle<br />

vermeiden. Fahren mit überhöhter<br />

Geschwindigkeit ist nicht zielführend. Außerdem<br />

belasten häufige Notbremsungen<br />

das <strong>Fahrzeug</strong> und vor allem die Mitfahrer<br />

im Mannschaftsraum. Eine ausgeglichene<br />

Fahrweise – zügig, aber nicht mit unangemessener,<br />

den Verhältnissen entsprechend<br />

viel zu hoher Geschwindigkeit – ist<br />

das Um und Auf.<br />

Neben den regelmäßigen Übungsfahrten<br />

im eigenen Einsatzgebiet empfiehlt<br />

es sich, auch überörtlich gewisse „neuralgische<br />

Punkte“ anzufahren und kennen<br />

zu lernen. Gerade bei Drehleitern oder<br />

anderen Sondergeräten, die bei gewissen<br />

Einsatzarten überörtlich hinzugezogen<br />

werden, ist es sinnvoll, die örtlichen Gegebenheiten<br />

der direkten Nachbarschaft zu<br />

kennen. Hierbei ist es nicht unbedingt erforderlich,<br />

Straßennamen und Hausnummern<br />

auswendig zu kennen. Allerdings ist<br />

es sinnvoll, Hauptverkehrsverbindungen<br />

zu kennen und mit den <strong>Fahrzeug</strong>daten<br />

der eigenen Flotte abzustimmen: Kann<br />

ich diese Straße mit meinen Einsatzfahrzeugen<br />

überhaupt befahren ►


Brandaus: Wissen 11<br />

Vor Fahrtantritt müssen ein paar wesentliche Dinge beachtet werden, so zum Beispiel<br />

der Reifendurck bzw. die Profiltiefe der Reifen (Sommer- oder Winterreifen)<br />

Blick über den Tellerrand<br />

Bewährt hat sich auch der Blick über den<br />

Tellerrand zu anderen Feuerwehren. Nicht<br />

nur für die potentiellen Einsatzleiter ist<br />

es wichtig, die <strong>Fahrzeug</strong>e und Geräte der<br />

Nachbarfeuerwehren zu kennen, um im<br />

Einsatzfall das richtige Gerät anfordern zu<br />

können. Auch die Kraftfahrer sollten wissen,<br />

was aus den Garagen der angeforderten<br />

Feuerwehren zu einem Einsatz geführt<br />

werden kann. So ist zum Beispiel der notwendige<br />

Freiraum für eine Drehleiter nicht<br />

uninteressant. Dieser Punkt wird besonders<br />

im nächsten Teil der <strong>Serie</strong> „Der Maschinist<br />

als taktisches Rädchen“ behandelt.<br />

<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong>...<br />

Der Maschinist ist im Einsatzfall derjenige,<br />

der die Pumpe bedient. Dies sollte<br />

sprichwörtlich im Schlaf funktionieren.<br />

Manch eine Feuerwehr<br />

greift hier sogar<br />

zu einem besonderen<br />

„Blinde-Kuh-Spiel“<br />

und lässt die Kraftfahrer<br />

auf einer Schemenzeichnung<br />

der Pumpe<br />

quasi „im Trockenen“<br />

die richtigen Knöpfe<br />

und Hebel betätigen,<br />

um Wasser oder<br />

Schaum zu fördern.<br />

Auch Stromerzeuger,<br />

Überdruckbelüfter,<br />

Be- und Entlüftungsgerät,<br />

Hydraulikaggregat<br />

oder Kran müssen<br />

von einem Einsatzmaschinisten<br />

bedient werden können. „Nur<br />

mit einem C-Schein ist noch kein vollwertiger<br />

Einsatzmaschinist vorhanden“, so viele<br />

der Fahrmeister aus Niederösterreich. Der<br />

Kraftfahrer ist aber auch Magazineur im<br />

Einsatzfall. So muss er die Beladung seines<br />

<strong>Fahrzeug</strong>es kennen, nicht nur an welchem<br />

Ort welches Gerät gelagert ist, sondern<br />

auch, wie dieses zu gebrauchen ist.<br />

Am Einsatzort<br />

Wichtigste Aufgabe des Maschinisten ist<br />

es, die Feuerwehrmitglieder sicher zum<br />

und vom Einsatz weg zu befördern. Dazu<br />

gehört eine gehörige Portion Verantwortungsbewusstsein:<br />

Man bewegt ein tonnenschweres<br />

<strong>Fahrzeug</strong> mit Einsatzsignalen<br />

im öffentlichen Straßenverkehr, hat<br />

eine erhöhte Sorgfaltspflicht, weil wir wissen,<br />

sobald Blaulicht und Folgetonhorn<br />

wahrgenommen werden, reagieren manche<br />

Verkehrsteilnehmer – nennen wir es –<br />

verhaltenskreativ. Zudem fahren wir nicht<br />

nur alleine, sondern sind in der Regel mit<br />

bis zu acht Passagieren an Bord unterwegs.<br />

Außerdem bringt es nichts, wenn wir gar<br />

nicht ankommen, weil wir die Gesetze der<br />

Physik ignoriert haben. Hier sei nochmal<br />

darauf hingewiesen, dass Blaulicht und<br />

Folgetonhorn die Gesetze der Physik nicht<br />

aufheben. Sind wir sicher angekommen,<br />

müssen wir unsere Kameraden weiter<br />

„beschützen“: Die richtige Absicherung<br />

der Einsatzstelle ist Aufgabe des Maschinisten.<br />

Die heutigen <strong>Fahrzeug</strong>e verfügen<br />

bereits über weit mehr als Warnblinkanlage<br />

und Blaulicht. Von der Verkehrsleiteinrichtung<br />

über Verkehrsleitkegel, Triopan,<br />

Signalblinker bis hin zu Kabeltrommeln<br />

mit LED-Leuchtkörpern steht dem Maschinisten<br />

eine Fülle an Absicherungsmittel<br />

zur Verfügung. Dies ist nicht nur auf<br />

der Autobahn oder Freilandstraße wichtig.<br />

Besonders in der Nacht, wenn viele Autofahrer<br />

auf ihrer „Heimstrecke“ im Ortsgebiet<br />

nicht mit einem fünf Tonnen schweren<br />

Hindernis um die Ecke rechnen, ist<br />

adäquate Absicherung wichtig. Und zum<br />

Schutz der eigenen Mannschaft gehört<br />

auch die Sicherstellung, dass die Fenster<br />

des <strong>Fahrzeug</strong>es bei Brandeinsätzen geschlossen<br />

sind, dass die Heizung im Winter<br />

eingeschalten ist, dass das Atemschutzgerät<br />

nicht direkt vor dem Auspuff gewechselt<br />

wird und dass etwas zum Händewaschen<br />

vorhanden ist. Da sich Maschinist in der ►<br />

Nähe des <strong>Fahrzeug</strong>es aufhält und dies oft<br />

die Anlaufstelle von gerade nicht benötig-<br />

Bild <strong>links</strong>: <strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong>: Theoretische Einweisung mit<br />

Hilfe der <strong>Fahrzeug</strong>bedienungsanleitung<br />

Bild Mitte: <strong>Im</strong> Umgang mit Hubrettungsgeräten ist viel<br />

praktische Erfahrung von Nöten<br />

Bild rechts: Sonderfall - Praxisübung mit dem Ladekran<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


12<br />

Brandaus: Wissen<br />

ter Mannschaft ist, sollte dieser auch darauf<br />

achten, dass vor der „Pausenzigarette“<br />

oder vor der Aufnahme von Getränken<br />

oder Essen, die „Dekontamination“ vorgenommen<br />

worden ist.<br />

Auch die nächste Wasserentnahmestelle<br />

gehört zum „Allgemeinwissen“ eines Maschinisten<br />

(oder zumindest zum Wissen,<br />

wo man nachsehen kann). Reicht die Wasserentnahmestelle<br />

für meine eingesetzten<br />

Geräte und den damit verbundenen<br />

Wasserverbrauch Ist der nächste Hydrant<br />

auf einer eigenen Stichleitung oder gehört<br />

dieser zum gleichen Ring<br />

Ist die Tätigkeit am Einsatzort abgeschlossen,<br />

so ist der Maschinist für die<br />

Vollständigkeit seiner Geräte am <strong>Fahrzeug</strong><br />

verantwortlich. Eingerückt wird ohne Einsatzsignale.<br />

Besonders wichtig ist die Wiederherstellung<br />

der Einsatzbereitschaft des<br />

<strong>Fahrzeug</strong>es: etwaige Betriebsmittel müssen<br />

nachgefüllt werden (wo bekommt man<br />

Diesel oder Benzin), die eingesetzten Geräte<br />

müssen geputzt und aufgepackt werden.<br />

Klingt logisch und einleuchtend, sogenannte<br />

„na-no-na-net“-Punkte. Auch das<br />

sind Dinge, die praktisch geübt (oder zumindest<br />

einmal gezeigt) werden müssen.<br />

Die Verwendung des Fahrtenbuches, eine<br />

gesetzliche Notwendigkeit, wird auch nicht<br />

bei jeder Feuerwehr gleich gehandhabt<br />

und sollte deshalb besprochen werden.<br />

Übungsdarstellung: Nicht einfach<br />

Obige Absätze kann man ganz einfach<br />

im Ort nachstellen: Man nehme einen fiktiven<br />

Einsatzort mit einer unübersichtlichen<br />

Verkehrslage und spiele den ganzen Ablauf<br />

nach obigen Absätzen nach. Allerdings<br />

handelt es sich hierbei um eine Übung! Das<br />

bedeutet, wir müssen uns mit der Exekutive<br />

und dem Straßenerhalter (-eigentümer)<br />

absprechen und die Übung entsprechend<br />

genehmigen lassen, was oft gar nicht so<br />

einfach ist. Auch muss man darauf hinweisen,<br />

dass die Verwendung von Blaulicht<br />

bei Fahrten zu einer Übung (oder Veranstaltung)<br />

untersagt ist, außer, man hat<br />

eine Ausnahmegenehmigung des Landeshauptmannes<br />

oder man bewegt sich auf<br />

einem gesperrten Straßenzug ohne andere<br />

Verkehrsteilnehmer. Auch ist die tatsächliche<br />

Übungsdarstellung für eine praktische<br />

Kraftfahrerübung nicht ganz einfach. Vielfach<br />

bewährt hat sich in der Praxis der Stationsbetrieb.<br />

Dieser ist einfach handzuhaben<br />

und man kann die Übungsteilnehmer<br />

leicht aufteilen. Hier können auch Theorie<br />

und Praxis leicht vermischt werden und so<br />

klobige Themen wie Recht oder Physik aufgelockert<br />

werden.<br />

Sonderfall: Praxisübung Ladekran<br />

Speziell die Übung mit dem Ladekran<br />

ist oft eine Herausforderung, weil nicht<br />

jeder bereit ist, sein eigenes Auto zur Verfügung<br />

zu stellen. Dies gilt auch für den<br />

hydraulischen Rettungssatz. Eine einfache<br />

Alternative zum Üben mit dem Ladekran<br />

ist ein Eimer mit Wasser und ein mit<br />

Verkehrsleitkegel aufgestellter Parcours.<br />

Der Eimer muss mit dem Kran so rasch als<br />

möglich durch den Parcours manövriert<br />

werden, ohne Wasser zu verschütten. Hier<br />

sind schon regelrechte Meisterschaften<br />

veranstaltet worden.<br />

Sonderfall: Hubrettungsgeräte<br />

Feuerwehren mit Hubrettungsgeräten<br />

sind meist auch solche, die ein ausgeklügeltes<br />

Maschinistenausbildungssystem<br />

besitzen.<br />

Allerdings ist es besonders wichtig,<br />

die Nachbarfeuerwehren in die Übungen<br />

mit einzubeziehen. Nur bei einer<br />

gemeinsamen praktischen Übung kann<br />

man vermitteln, wie wichtig ausreichender<br />

Aufstellplatz ist oder welche Möglichkeiten<br />

des Einsatzes mit diesem Hubrettungsgerät<br />

möglich sind.<br />

Übung macht den Meister<br />

Theoretische Ausbildung ist wichtig,<br />

aber ohne das praktische Üben kann<br />

man kein Gefühl für das <strong>Fahrzeug</strong> und<br />

die Geräte entwickeln.<br />

„Die beste Vermittlung ist Learningby-Doing“,<br />

so BSB Ferdinand Horejs,<br />

Bezirkssachbearbeiter <strong>Fahrzeug</strong>- und<br />

Gerätedienst im Bezirk Wiener Neustadt.<br />

„Nur wer die Geräte schon einmal selbst<br />

bedient hat, weiß wie sich diese verhalten.<br />

Genauso ist es mit dem <strong>Fahrzeug</strong>.“<br />

Es ist ein enormer Unterschied zwischen<br />

einer Schulungs- oder einer Einsatzfahrt<br />

„Es ist einfach etwas anderes, wenn<br />

man einen Lkw bei einer Schulungsfahrt<br />

im Straßenverkehr bewegt oder im Einsatzfall.<br />

Nur wer bei der Schulungsfahrt<br />

100%ig sicher unterwegs ist und ein Gespür<br />

für das <strong>Fahrzeug</strong> entwickelt hat,<br />

kann auch im Einsatzfall die Mannschaft<br />

sicher an den Einsatzort bringen.“, erklärt<br />

BSB Ferdinand Horejs ■<br />

Taktische Positionierung von Einsatzfahrzeugen: kurze<br />

Wegstrecken für die Mannschaft ohne Eigengefährdung, aber<br />

selbst kein Hindernis für weitere Rettungskräfte darstellen<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


Brandaus: Wissen 13<br />

Der Einsatzfahrer: 4. Teil - Praxistraining<br />

Taktik für den Maschinisten<br />

Oft hört man, dass der Maschinist keinen<br />

Einfluss auf die Taktik hätte. Viele behaupten<br />

auch, dass der Maschinist lediglich das Lenken<br />

des <strong>Fahrzeug</strong>es und das Bedienen der Pumpe<br />

am Einsatzort zu erledigen hätte. Den Rest erledige<br />

der Einsatzleiter. Allerdings ist die Lage<br />

anders. Der Maschinist ist ein wichtiges Rädchen<br />

in der Einsatztaktik und kann zum Einsatzerfolg<br />

einiges beisteuern.<br />

Text: Richard Berger<br />

Fotos: Matthias Fischer, bilderbox.at<br />

16:45 Uhr in einer größeren Stadt. Vor<br />

einem Mehrparteienwohnhaus, nahe einem<br />

großen Bürogebäude, direkt an einer<br />

Hauptverkehrsader mit einem Kreisverkehr,<br />

wird ein Müllcontainerbrand gemeldet. Die<br />

freiwillige Feuerwehr wird allarmiert. Der<br />

Einsatzmaschinist soll sich mit der Mannschaft<br />

in dem vom Einsatzleiter gewählten<br />

<strong>Fahrzeug</strong> auf den Weg machen. Die erste<br />

taktische Entscheidung des Einsatzmaschinisten<br />

für den heutigen Einsatz steht an:<br />

Mit Sondersignalen Welche Geschwindigkeit<br />

Wie ist das Wetter Müssen Schneeketten<br />

angelegt werden Bereits bei der Anfahrt<br />

zum Feuerwehrhaus kann diese Lage<br />

festgestellt werden. Auch weiß man, wie der<br />

Verkehr um 16:45 Uhr in diesem und jenem<br />

Bereich seines Heimatortes ist. Sondersignale<br />

müssen nicht zwingend für eine Einsatzfahrt<br />

eingeschaltet werden. Man darf<br />

nur nicht vergessen, dass man sich ohne<br />

Verwendung der Sondersignale nicht als<br />

Einsatzfahrzeug zu erkennen gibt und man<br />

somit an die Regeln der StVO gebunden<br />

ist. Manchmal ist man ohne Sondersignale<br />

schneller am Einsatzort, als mit. Besonders<br />

in beengten Gassen im städtischen Bereich<br />

kann die Fehlreaktion auf die Sondersignale<br />

eines Feuerwehrfahrzeuges durch den Lenker<br />

eines privaten <strong>Fahrzeug</strong>es den Verkehr<br />

vollends zum Erliegen bringen.<br />

Nicht jedes <strong>Fahrzeug</strong><br />

ist für jeden Einsatz das optimale<br />

„<strong>Fahrzeug</strong>wahl ist Intelligenzsache“,<br />

so der Ausspruch eines Führungsoffiziers<br />

einer größeren Feuerwehr in Niederösterreich.<br />

Jene Feuerwehren, die in der glücklichen<br />

Lage sind, aus mehreren <strong>Fahrzeug</strong>en<br />

zu wählen, wissen, was gemeint ist. Es<br />

ergibt keinen Sinn, zu einem Müllcontainerbrand<br />

mit einem GTLF auszurücken,<br />

wenn man weiß, dass mit diesem <strong>Fahrzeug</strong><br />

der Kreisverkehr nur schwer passiert<br />

werden kann. Sollte dennoch vom Einsatzleiter<br />

das GTLF befohlen werden, so<br />

soll der Maschinist auch nachfragen dürfen.<br />

Oft haben Chargen und Offiziere Informationen,<br />

die dem Maschinisten nicht<br />

bekannt sind: Straßensperren, Umbauarbeiten<br />

in eben diesem Wohngebäude, was<br />

vermuten lässt, dass mehrere Container<br />

nebeneinander stehen, etc. Beim Ausrücken<br />

mit dem befohlenen HLF3 mit 3000<br />

Litern Wasser und 100 Litern Schaummittel<br />

folgt die nächste taktische Überlegung<br />

des Einsatzmaschinisten, die ihm überlassen<br />

bleibt: Welcher Anfahrtsweg<br />

Viele Wege führen zum Ziel,<br />

doch welcher ist der effizienteste<br />

„Alle Wege führen nach Rom“ heißt<br />

es. Ebenso gibt es oft viele Möglichkeiten<br />

an den Einsatzort zu kommen. Ein<br />

vermeintlicher „Umweg“ kann sich als<br />

schnellste Route entpuppen, weil der<br />

Verkehr um diese Uhrzeit durch den Feierabendverkehr<br />

zum Erliegen kam. Der<br />

wichtigste Gedankengang im Kopf eines<br />

Einsatzmaschinisten sollte immer<br />

jener über die Sicherheit seiner ►<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


14<br />

Brandaus: Wissen<br />

Mannschaft sein. Die Geschwindigkeit<br />

zu erhöhen ist oft kein ausreichendes Mittel,<br />

um tatsächlich schneller am Einsatzort<br />

zu sein. Bei einer Geschwindigkeit von 70<br />

km/h (gegenüber den erlaubten 50 km/h)<br />

schafft man es, bei einem Einsatzweg von<br />

einem Kilometer ohne Hindernisse und<br />

Störungen, um 20 Sekunden schneller am<br />

Einsatzort zu sein. Dafür erhöht sich der<br />

Bremsweg immens, wie wir im nächsten<br />

Teil „Physik“ näher beleuchten werden.<br />

Unfallfrei zum Einsatzort<br />

Unser Maschinist hat den optimalen<br />

Weg gefunden und hat auch auf der Fahrt<br />

keinen Unfall fabriziert. Der Einsatzort<br />

kommt näher und man erkennt schon<br />

von weitem das Ausmaß. Ein Wechselcontainer<br />

mit Müll ist in Vollbrand. Ein zweiter<br />

direkt daneben gelagerter Container<br />

raucht bereits. Ein Stockwerk darüber ist<br />

das Fenster einer vorgelagerten Loggia<br />

offen. Dichter, schwarzer Rauch dringt<br />

in das Wohngebäude. Der <strong>Fahrzeug</strong>kommandant<br />

setzt eine Meldung ab und lässt<br />

nachalarmieren und den zuvor schon befohlenen<br />

Atemschutz tatsächlich anlegen.<br />

Diese Informationen sind für den Einsatzmaschinisten<br />

wichtig. „Macht alle Fenster<br />

zu“, ruft er nach hinten. Er fährt am brennenden<br />

Container vorbei und bleibt drei<br />

B-Schlauchlängen dahinter stehen. Diese<br />

Entscheidung hat mehrere Hintergründe.<br />

Zum Ersten sind sein <strong>Fahrzeug</strong> und seine<br />

Mannschaft auch bei einem Übergriff<br />

des Feuers geschützt. Auch die nachfolgenden<br />

Einsatzkräfte haben nun Platz. Besonders<br />

das vermutlich notwendige Hubrettungsgerät,<br />

sollte das Feuer tatsächlich<br />

auf die Wohnung übergreifen, hat ausreichend<br />

Platz hinter dem <strong>Fahrzeug</strong>.<br />

Bild oben: Die Wahl des richtigen Anfahrtsweges kann entscheiden, ob ein Einsatz erfoglreich verläuft<br />

Bild unten: Der Aufstellungsort soll so gewählt werden, dass Einsatzfahrzeuge ungehindert an- und abfahren können<br />

Ein breites Feuerwehrfachwissen ist eine<br />

enorme Erleichterung für den Maschinisten<br />

Der Einsatzleiter befiehlt einen Schaumangriff<br />

mit Mittelschaum. Eine Zubringerleitung<br />

wird vom nächsten Hydranten gelegt,<br />

nachdem die Löschleitung steht. Die<br />

eigene Lage erfasst der Maschinist rasch:<br />

Wie viel Schaummittel wird vermutlich<br />

benötigt werden und wie viel ist im <strong>Fahrzeug</strong><br />

vorhanden Auch diese taktische<br />

Einschätzung sollte der Maschinist kundtun,<br />

wenn zum Beispiel ein Kanister ►<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


Brandaus: Wissen 15<br />

Schaummittel fehlt oder er der Meinung<br />

ist, dass zu wenig Schaummittel vorhanden<br />

wäre, weil der Tank nicht voll ist, was<br />

nicht passieren dürfte. Die weiteren taktischen<br />

Aufgaben sind, die eigene Lage<br />

dem Einsatzleiter kund zu tun: Rechtzeitig<br />

muss der Einsatzmaschinist bekanntgeben,<br />

wenn weiteres Schaummittel oder<br />

Kraftstoff benötigt werden.<br />

Verantwortung des Einsatzmaschinisten<br />

Dieses fiktive Beispiel einer Einsatzanfangsphase<br />

zeigt auf, wie oft der Maschinist<br />

taktische Überlegungen anstellen<br />

muss und welche Auswirkungen Fehlentscheidungen<br />

des Maschinisten haben<br />

können. Wählt er einen falschen Anfahrtsweg<br />

und steht vor einer verschlossenen<br />

Bahnschranke ist der Einsatz gelaufen.<br />

Noch schlimmere Auswirkung hat die falsche<br />

Geschwindigkeitswahl, die einen Unfall<br />

auslöst, weil jemand aus einer Parklücke<br />

fährt. Oder wir lassen unser <strong>Fahrzeug</strong><br />

so stehen, dass die nachrückende Drehleiter<br />

nicht aufgestellt werden kann.<br />

Der Einsatzmaschinist sollte wissen,<br />

was der nächste Schritt seines Gruppenkommandanten<br />

ist. Direkt vor dem Einsatzobjekt<br />

zu parken ist immer ein Fehler.<br />

Auch sollte Bedacht werden, dass eventuell<br />

andere Einsatzkräfte Platz benötigen.<br />

So muss darauf geachtet werden, dass Zufahrten<br />

für die Rettung oder das Gaswerk<br />

freigehalten werden. Dies ist Aufgabe des<br />

Maschinisten, daran zu denken. Ein Umrangieren<br />

der <strong>Fahrzeug</strong>e mit angeschlossenen<br />

Schläuchen mitten im Einsatz ist<br />

nicht mehr möglich.<br />

Ausbildung<br />

Planspiele mit sowohl technischen als<br />

auch Brandeinsätzen können, besonders<br />

hinsichtlich der <strong>Fahrzeug</strong>aufstellung und<br />

der für die Einsatzmaschinisten wichtigen<br />

Punkte, eine besondere Kraftfahrerwinterschulung<br />

bilden. Dazu reichen oft<br />

schon Fotos von Gebäuden oder Straßenzügen.<br />

Manche Feuerwehren verwenden<br />

auch Spielzeug oder Modellbaufahrzeuge<br />

mit nachgebauten Stadtteilen oder Autobahnen<br />

um Einsatzszenarien darzustellen.<br />

Der Kreativität sind keine Grenzen<br />

gesetzt. ■<br />

Bild oben: Erst mit Verwendung der Einsatzwarnvorrichtungen gilt ein Feuerwehrfahrzeug als Einsatzfahrzeug<br />

Bild unten: Bei der <strong>Fahrzeug</strong>aufstellung immer ausreichend Abstand zum Einsatzobjekt lassen - Eigenschutz!<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


16<br />

Brandaus: Wissen<br />

Der Einsatzfahrer: 5. Teil - Die Physik<br />

Der Einsatzmaschinist als Physiker<br />

Was ist der Unterschied zwischen den<br />

newton’schen Gesetzen und der Straßenverkehrsordnung<br />

<strong>Im</strong> Einsatzfall gibt es bei<br />

einem von beiden Ausnahmen für uns und die<br />

Einsatzfahrzeuge! Und warum soll uns als<br />

Einsatzmaschinisten die beim Schiffsverkehr<br />

gefürchtete Kavitation interessieren Diese<br />

und weitere Fragen soll der fünfte Teil der<br />

Kurzserie „<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong>“ mit dem<br />

Schwerpunkt „Physik“ beantworten.<br />

Text: Richard Berger<br />

Fotos: Matthias Fischer, bilderbox.at<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013<br />

In den vorangegangenen Teilen der<br />

Kurzserie „<strong>Im</strong> <strong>Fahrzeug</strong> <strong>links</strong> <strong>vorne</strong>“ wurden<br />

Training und Schulung des Einsatzmaschinisten<br />

sehr praxisnahe beschrieben.<br />

Auch taktische Überlegungen eines<br />

Fahrers sowie die Gesetze und Verordnungen,<br />

an die wir uns auch im Falle einer<br />

Einsatzfahrt zu halten haben wurden<br />

erörtert. Während die Straßenverkehrsordnung<br />

sich im Falle einer Einsatzfahrt<br />

beugen lässt, gibt es Gesetze, welchen wir<br />

in keinem Fall entkommen: Die Gesetze<br />

der Physik. Weder als Lenker eines Einsatzfahrzeuges,<br />

noch als Maschinist an der<br />

Pumpe ist der Einsatzmaschinist vor den<br />

physikalischen Gegebenheiten unserer<br />

Welt sicher.<br />

Sir Isaac Newton (*4. Januar 1643 – † 31.<br />

März 1727) war ein britischer Verwaltungsbeamter,<br />

der besonders durch seine Leistungen<br />

in den Bereichen der Physik und<br />

Mathematik zu Weltruhm gelangen sollte.<br />

Heute „verfolgt“ Sir Newton jeden Mittelschüler,<br />

ist doch die Einheit der Kraft nach<br />

ihm benannt. Neben den Bereichen Optik,<br />

Astronomie, Mathematik und Alchemie<br />

beschäftigte sich Sir Newton besonders<br />

mit der Mechanik. Jeder kennt die Geschichte<br />

des „gefallenen Apfels“, auf welcher<br />

– angeblich – Newtons Berechnungen<br />

über die Schwerkraft beruhen sollen.<br />

(Tatsächlich sind Fachleute heute sicher,<br />

dass Newton diese Geschichte auch selbst<br />

erfunden haben könnte, um zu erläutern,<br />

wie man aus der Beobachtung alltäglicher<br />

Dinge, große wissenschaftliche Grundlagen<br />

herauslesen kann).<br />

Newton’s Welt<br />

Außerdem hat Sir Newton (der<br />

seine Ritterwürde von Königin<br />

Anne wegen seines politischen<br />

Engagements und nicht wegen<br />

seiner wissenschaftlichen<br />

Verdienste erhielt) die drei<br />

newton’schen Gesetze in der<br />

Philosophiae Naturalis Principia<br />

Mathematica – seinem<br />

Hauptwerk – zusammengefasst<br />

und damit den Grundstein für<br />

die heutige Mechanik gelegt.<br />

Und exakt diese drei Gesetze<br />

sind es, die unser Maschinistenleben<br />

beschreiben.<br />

Newtons erstes Gesetz, dem heute als<br />

„Trägheitsgesetz“ bekannten physikalischem<br />

Grundstein, beschreibt Newton<br />

mit – für ihn – einfachen Formeln, warum<br />

„ein Körper [..] im Zustand der Ruhe<br />

oder der gleichförmigen Bewegung [verharrt],<br />

sofern er nicht durch einwirkende<br />

Kräfte zur Änderung seines Zustands<br />

gezwungen wird.“ Dieses Gesetz wird<br />

heute als Grundlage für die Ladungssicherung<br />

herangezogen. Eine hervorragende<br />

Lektüre zu diesem Thema ist das Merkblatt<br />

Ladungssicherung mit der Nummer<br />

18 des Niederösterreichischen Landesfeuerwehrverbandes.<br />

Es umschreibt<br />

sehr deutlich und verständlich die ►


Brandaus: Wissen 17<br />

Verantwortlichkeiten (Feuerwehrkraftfahrer,<br />

<strong>Fahrzeug</strong>kommandant und Zulassungsbesitzer<br />

– also Kommandant), die<br />

Folgen der Nichtbeachtung und die notwendigen<br />

Methoden. Neben praktischen<br />

Beispielen werden auch die Theorie und<br />

die notwendigen Formeln umschrieben.<br />

Diese Formeln zu beherrschen ist nicht<br />

verpflichtend, allerdings sollten diese Formeln<br />

griffbereit sein, um nachzusehen<br />

und eventuelle Berechnungen anzustellen:<br />

Wie viele Zurrgurte werden benötigt<br />

Wie muss gesichert werden Ein Blick in<br />

das Merkblatt sollte verpflichtend für jeden<br />

Einsatzmaschinisten sein. Brandaus<br />

wird im Laufe dieses Jahres das Merkblatt<br />

genauer unter die Lupe nehmen und die<br />

wichtigsten Teile daraus vorstellen.<br />

In Newton’s zweitem Gesetz, dem Aktionsprinzip,<br />

wird beschrieben, dass wenn<br />

eine Kraft auf einen Körper wirkt, der Körper<br />

in Richtung der Kraft beschleunigt<br />

wird. Die Beschleunigung ist der Kraft direkt<br />

proportional, der Masse des Körpers<br />

indirekt proportional. Auf „deutsch“ heißt<br />

das, dass je größer die Kraft ist, desto größer<br />

ist die Beschleunigung oder je höher<br />

die Masse ist, die ich mit einer gleichbleibenden<br />

Kraft bewegen will, desto geringer<br />

fällt die Beschleunigung aus. Diese, für unser<br />

heutiges Verständnis klare, Erkenntnis<br />

war der Grundstein für die klassische Mechanik.<br />

Es erklärt, warum man ein B-Rohr<br />

zu viert halten muss, warum ein <strong>Fahrzeug</strong><br />

mit mehr kW schneller beschleunigt oder<br />

warum wir von einer Druckwelle nach<br />

hinten und nicht nach <strong>vorne</strong> geschleudert<br />

werden.<br />

Das Wechselwirkungsprinzip, das dritte<br />

newton’sche Gesetz, erklärt, dass Kräfte<br />

immer paarweise auftreten. „Übt ein<br />

Körper A eine Kraft auf den Körper B aus<br />

(actio), so wirkt eine gleich große, aber<br />

entgegen gerichtete Kraft, von Körper B<br />

auf Körper A (reactio).“ Dieses Phänomen<br />

kann man bei einem Ladekran beobachten.<br />

Während der Kran einen Gegenstand<br />

(z.B.: Auto) anhebt, so wirkt die gleiche<br />

Kraft, die nötig ist, das Auto anzuheben,<br />

auf den Kranarm und dieser biegt sich<br />

durch.<br />

Die Pfeiffenbildung, auch Schwanenhals geannt, ist ein bekanntes Phänomen,<br />

das unter Umständen einen Pumpenbetrieb zur Gänze unmöglich macht<br />

Physik beim Ansaugen<br />

Beim Ansaugen werden wir mit zwei<br />

weiteren physikalischen Erscheinungen<br />

konfrontiert. Die Pfeiffenbildung<br />

ist ein bekanntes Problem. Diese tritt dann<br />

in Erscheinung, wenn ein Teil der Saugleitung<br />

höher ist, als die Pumpe selbst, die<br />

Leitung also einen Bogen beschreibt, der<br />

über den Pumpenstandort ragt. Die Luft<br />

am Bogenkopf verhindert die Bildung einer<br />

durchgängigen Wassersäule, wodurch<br />

ein Ansaugen unmöglich wird. Man kann<br />

sich dies wie einen umgekehrten Siphon<br />

vorstellen. Während beim Siphon das<br />

Wasser Geruch, also Gase, stoppen soll,<br />

stoppt die Luft in der Saugleitung die Wassersäule.<br />

Steine pumpen<br />

Wenn die Pumpe klingt, als würde sie<br />

Kieselsteine ansaugen, dann liegt vermutlich<br />

ein Kavitationsproblem vor. Kavitation<br />

ist die Bildung und Auflösung von dampfgefüllten<br />

Gasblasen im Wasser. Das Gesetz<br />

von Bernoulli besagt, dass der statische<br />

Druck einer Flüssigkeit umso geringer, je<br />

höher die Geschwindigkeit ist. Wird der<br />

Verdampfungsdruck der Flüssigkeit durch<br />

zu hohe Geschwindigkeit am Schaufelrad<br />

unterfahren, so beginnt die Flüssigkeit zu<br />

verdampfen. Da die Geschwindigkeit im<br />

äußeren Bereich des Schaufelrades höher<br />

ist als in der Mitte und durch die Bauweise<br />

des Schaufelrades das Wasser zur Mitte<br />

geführt wird, gelangen die Dampfblasen<br />

in Gebiete mit höherem Druck (weil geringere<br />

Geschwindigkeit) und der Dampf<br />

kondensiert in den Hohlräumen schlagartig.<br />

Dadurch kommt es am Schaufelrad zu<br />

enormen Druckspitzen, die massive Schäden<br />

verursachen können.<br />

Ein weiterer Grund für die Entstehung<br />

von Kavitation ist das Ansteigen der Temperatur<br />

des Wassers durch ständiges Pumpen,<br />

ohne Entnahme des Wassers. Auch<br />

eine zu hohe „geodätische Saughöhe“,<br />

also die Höhe zwischen der Oberfläche<br />

des anzusaugenden Wassers und der Mitte<br />

des Laufrades, kann zu Kavitation führen.<br />

Wird die hydrostatische Grundgleichung,<br />

nach welcher der Druck sich aus Druck an<br />

der Oberfläche der Flüssigkeit plus dem<br />

Produkt aus Dichte der Flüssigkeit, Erdbeschleunigung<br />

und Höhe in Meter ergibt,<br />

auf die Höhe umgestellt, so erkennt man,<br />

dass bei fallendem Luftdruck (im Gebirge)<br />

oder bei sinkender Dichte<br />

des Mediums (eben<br />

einem ►<br />

Das am Saugeingang der Pumpe angebrachte Vakuum-<br />

Manometer zeigt den Unter- bzw. Überdruck am<br />

Saugeingang an<br />

Die Geodätische Saughöhe ist im Regelfall die senkrecht<br />

gemessene Höhe zwischen Wasseroberfläche der Entnahmestelle<br />

und Mitte des Pumpeneingangs<br />

Geodätische Saughöhe Geodätische Saughöhe<br />

Geodätische Saughöhe<br />

Die steigend verlegte Saugleitung, der sogenannte<br />

Schwanenhals, ist die ungünstigste Variante der Wasserentnahme.<br />

Ein Pumpbetrieb ist unter Umständen gar<br />

nicht möglich<br />

Steht die Pumpe unterhalb des Wasserspiegels, wirkt die<br />

Saugleitung als Saugheber. Die Geodätische Saughöhe<br />

bildet auch wieder die Oberkante des Schwanenhalses<br />

und ist daher niedrig. Das<br />

Wasser fließt der Pumpe<br />

von selbst zu<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


18<br />

Brandaus: Wissen<br />

0,5 g<br />

0,5 g<br />

0,5 g<br />

1,0 g<br />

0,8 g<br />

Die unterschiedlichsten Kräfte, wie Beschleunings-, Verzögerungs- bzw. Fliekräfte, die während der Fahrt auf ein <strong>Fahrzeug</strong> und dessen Beladung einwirken, sind vom<br />

Kraftfahrer, in unserem Fall dem Einsatzmaschinsten zu berücksichtigen. ...<br />

Temperaturanstieg von Wasser) die<br />

geodätische Saughöhe sinkt. Theoretisch,<br />

bei optimalen Bedingungen, ergibt sich<br />

eine maximale geodätische Saughöhe von<br />

10,33 Metern. Tatsächlich muss man aber<br />

mit einer maximalen Saughöhe von 7,5<br />

Metern rechnen. Will man über eine größere<br />

Höhe pumpen, so muss eine Druckpumpe<br />

(z.B. Tauchpumpe) einen ausreichenden<br />

Druck aufbauen, um Wasser zur<br />

höher stehenden, saugenden Pumpe zu<br />

fördern.<br />

Diese Technik nennt man „Tiefsaugen“<br />

und wird häufig bei Brunnen, Schächten<br />

oder Böschungen angewandt.<br />

Rechnen – nicht nötig<br />

All die oben beschriebenen Phänomene<br />

können berechnet werden. Selten werden<br />

wir in den Genuss kommen, die Zeit dafür<br />

zu haben.<br />

Man soll wissen, dass Physik unser ganzes<br />

Feuerwehrleben bestimmt, warum ein<br />

18 Tonnen schweres <strong>Fahrzeug</strong> nicht mit 50<br />

km/h in eine Kurve mit einem Kurvenradius<br />

von 20 Meter fahren kann oder wieso<br />

unsere Pumpe das Wasser von der Brücke<br />

aus nicht ansaugen kann. ■<br />

Web-QuerVerWeis:<br />

Die fünfteilige Brandaus-Einsatzfahrer-<br />

<strong>Serie</strong> aus dem Jahr 2012/13 als PDF:<br />

http://www.fims.at/<br />

noe122/der_einsatzfahrer.pdf<br />

Falsch<br />

... Auch die richtige Positionierung auf der Ladefläche<br />

darf nicht außer Acht gelassen werden.<br />

Richtig<br />

Brandaus Sonderheft Einsatzfahrer • 2013


Brandaus: Wissen 19<br />

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