Jahresbericht 2008 - NET eV
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Berichte von Veranstaltungen<br />
Berichte von Veranstaltungen<br />
Wir hatten damit gerechnet, dass nicht alle Jugendlichen<br />
kommen können würden und uns in der Planung auf eine<br />
Teilnehmerzahl von 10 Teilnehmern eingerichtet. Also<br />
wurden alle Jugendlichen zusammengetrommelt, die<br />
in Frage kommen konnten – noch mal Genehmigungen<br />
gefaxt, Essenspaketanträge geändert ….etc. – und<br />
dann waren plötzlich 16 Jungs da und wollten mit. Nach<br />
kurzer Rücksprache und dem nicht gelungenen Versuch<br />
zu klären, wie es nun doch zu so vielen TN kommen<br />
konnte, fuhren wir mit allen nach Königsdorf.<br />
Am ersten Tag stand Wassergewöhnung auf dem<br />
Programm. Wir mussten herausfinden, wer wie<br />
schwimmen kann…. Die Jugendlichen gingen<br />
mit viel Spaß, einige mit deutlichem Übermut<br />
an die gestellten Aufgaben.<br />
Einem der Jugendlichen, der in seiner Heimat wohl schon<br />
eine Position im Militär erlangt hatte, viel es sehr schwer,<br />
sich zurück zu nehmen. Seinem Bedürfnis nach Struktur<br />
und organisiertem Ablauf konnten sich die anderen nicht<br />
entziehen, zumal er seine Vorstellungen klar und<br />
zugewandt durchsetzen konnte. Deutlich wurde dies am<br />
nächsten Morgen beim Floßaufbau. Schon beim Heraustragen<br />
des Materials übernahm er die Führung, wollte<br />
dann aber beim Floßbau selbst nicht dabei sein. Sein<br />
dringendes Anliegen war es, die Mittagsbrotzeit<br />
vorzubereiten – und nach gemeinsamer Diskussion<br />
übernahm er dann diese Aufgabe.<br />
Die Jugendlichen brauchten eine Weile, bis sie nach<br />
Darstellung und Übersetzung der Aufgabenstellung<br />
versuchten sich zu organisieren. Nach und nach<br />
gesellten sich einzelne Jugendliche zueinander und<br />
begannen verschiedene Konstruktionen auszuprobieren.<br />
Und allmählich kam Schwung in den Plan – immer mehr<br />
beteiligten sich, anfangs noch verbal, dann aber auch<br />
aktiv. Und dann war innerhalb relativ kurzer Zeit ein<br />
tragfähiges Floß aufgebaut – und die Freude und<br />
Erleichterung deutlich in den Gesichtern der<br />
Jugendliche zu erkennen.<br />
Nach bewältigter Aufgabe, den daraufhin in den Bussen<br />
verstauten Floßteilen (eine Problemlösungsaufgabe für<br />
sich) und sonstiger Paddelausrüstung sollte es Mittagessen<br />
geben. Aber … der Reis war noch nicht fertig ….<br />
Und der Reis brauchte, aufgrund besonderer Kochmethode<br />
– noch länger, genauer gesagt 2,5 Stunden.<br />
Die Geduld der Jungs war bewundernswert –<br />
meine dafür schon deutlich angekratzt. Unsere „Hektik“<br />
ist wohl kulturspezifisch deutsch, weder den arabischen<br />
noch den afrikanischen Jugendlichen kam es komisch vor<br />
zu warten. Sie nahmen es mit großer Gelassenheit – auch<br />
mit der Perspektive, dann eben entsprechend spät und<br />
lang am See zu sein.<br />
Endlich dort, war das Floß unglaublich schnell im<br />
Wasser, die Jugendlichen umgezogen und fahrbereit.<br />
Die folgenden Stunden verliefen voller Ausgelassenheit<br />
und Energie. Allein die Paddeltechnik – das Gefühl für<br />
das Floß, die Steuerung etc. bereitete mir Kopfzerbrechen.<br />
Nach Rücksprache mit den anderen Teamer/innen – und<br />
dann auch mit den Jugendlichen - beschloss ich am<br />
letzten Tag von einer Befahrung der Isar abzusehen und<br />
stattdessen Spiele und Aufgaben am See durchzuführen.<br />
Die Jugendlichen waren darüber sichtlich erleichtert.<br />
Die Tage haben viel Spaß gemacht, wir haben viel<br />
gelernt – und ich bin wieder eine Einheit weiter<br />
in der „Übung zur Gelassenheit“.<br />
Ulli Dietrich<br />
Das Floß schwimmt!<br />
Am Stausee bei Bad Tölz<br />
„Ein spiritueller Weg, der nicht<br />
in den Alltag führt, ist ein Irrweg“<br />
(Willigis Jäger)<br />
Kurz-Bergexerzitien<br />
Hinterbärenbad, Wilder Kaiser<br />
30. September bis 3. Oktober <strong>2008</strong><br />
Es gibt viele verschiedene Arten von Exerzitien. Ihnen<br />
gemeinsam ist die „Zeit des Rückzuges“ um sich selbst<br />
(wieder) zu begegnen und neu Zugang zur Transzendenz,<br />
zu Gott, zu finden. <strong>NET</strong> bietet inzwischen als festes<br />
Standardprogramm Bergexerzitien an. Hier wird die<br />
Landschaft mit in den Exerzitienprozess eingebunden.<br />
Und Anton Högerl, Diplomtheologe mit ZQ Alpin, wählt<br />
immer besonders schöne Ecken aus, um es den Teilnehmer/innen<br />
leicht zu machen, wieder Kraft zu schöpfen<br />
und vielleicht transzendente Erfahrungen zu machen.<br />
Dieses Jahr verbrachten wir die Tage im Hinterbärenbad<br />
im Wilden Kaiser. Und nicht zu viel versprochen war, dass<br />
es dort überraschend einsame und wildromantische stille<br />
Winkel gibt. Zur Einsamkeit selbst im Bereich von Hinterbärenbad<br />
trug sicherlich der schlechte Wetterbericht<br />
bei, der sich zu unserer Freude erst am letzten Tag<br />
bewahrheitete und sogar den ersten Schnee<br />
auf das Kaiserhaupt puderte.<br />
Die Tage gestaltete Anton thematisch nach den drei<br />
Grundstufen christlicher Mystik: Purgatio („Reinigung“),<br />
Illuminatio („Erleuchtung“) und Perfectio („Vollendung“).<br />
Texte von Evagrius Ponticus, einem ägyptischen Wüstenvater<br />
aus der Frühzeit des Christentums, begleiteten uns<br />
diese Tage. Für Exerzitienlaien hört sich das jetzt vielleicht<br />
recht befremdlich an. Aber vielleicht wird es etwas klarer,<br />
wenn ich schildere, was ich die Jahre seit ich an den<br />
Exerzitien teilnehme gelernt habe: Sehend, hörend,<br />
riechend, tastend und schmeckend in der Natur gehen,<br />
in meinem Atemrhythmus. Ohne Hektik, ohne Eile den<br />
Weggehen, auch wenn nicht immer ein Gipfel erreicht<br />
wird – das ist nicht nötig. Zeit nehmen für Orte, die mich<br />
anziehen. Bleiben, verweilen. Mich spüren und erkennen,<br />
dass es da mehr gibt, als ich gerade sehen, gerade<br />
wahrnehmen kann, selbst oder gerade weil die<br />
Umgebung so überwältigend schön ist. Und das<br />
ganz tief aus meinem Inneren heraus…<br />
Zu diesen intensiven Tagen gehören aber auch die<br />
kulinarischen geselligen Abende. Dass Fasten nicht<br />
zum Exerzitienprogramm gehört, dafür sorgen schon<br />
Kalle Weidemann (und seine Frau). Und die Geselligkeit<br />
wird getragen von der „Stammgruppe“, Teilnehmer/innen<br />
die schon von Anfang an mit dabei sind und sich daher<br />
auf das jährliche Wiedersehen freuen. Aber auch die<br />
Neuen sind immer herzlich willkommen.<br />
Ach ja, wie bewältige ich die Zeit zwischen den Exerzitien<br />
Ich nehme einen Stein, beladen mit all meinen Sorgen und<br />
werfe ihn weit von mir.<br />
Rosi Schnitzenbaumer<br />
18 19<br />
Gemeinsam geschafft<br />
Alles im Fluß…<br />
Wunderbare Ausblicke<br />
am Wilder Kaiser<br />
Bergexerzitien – zur Ruhe kommen