9_Filter Und OP.pdf
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Elektronische Grundlagen der Mess-, Steuer- und Regelungstechnik<br />
Wiederholung Operationsverstärker (<strong>OP</strong>V)<br />
<strong>OP</strong>V sind Analogschaltkreise. Analogschaltkreise verarbeiten analoge elektrische Signale. Es können<br />
drei Schaltkreisarten unterschieden werden.<br />
1. Universalschaltkreise für Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, analoge Datenverarbeitung und<br />
Konsumgütertechnik, deren wichtigster Vertreter der Operationsverstärker (<strong>OP</strong>V) ist.<br />
2. IC zur Stabilisierung von Versorgungsspannungen (Gerätetechnik)<br />
3. Spezialschaltkreise z.B. zur Kamerasteuerung, Unterhaltungselektronik, Automatisierungstechnik<br />
usw.<br />
Im folgenden beschränken wir uns wegen seiner Bedeutung auf den Operationsverstärker (<strong>OP</strong>V).<br />
<strong>OP</strong>V sind mehrstufige hoch verstärkende Gleichspannungsverstärker hoher Bandbreite mit<br />
einem Differenzeingang und einem Ausgang.<br />
Mit ihnen lassen sich Schaltungen aufbauen, deren Eigenschaften praktisch nur von der<br />
äußeren Beschaltung abhängen und nicht vom <strong>OP</strong>V selbst.<br />
Realisierbare Funktionen:<br />
•Vorzeichenumkehr<br />
•Addition, Subtraktion<br />
•Multiplikation, Division<br />
•Logarithmieren<br />
•Potenzieren, Radizieren<br />
•Differenzieren, Integrieren<br />
•Verstärken (invertierend und nichtinvertierend)<br />
•Konstantspannungs- und Konstantstromquelle<br />
•Komparator<br />
•<strong>Filter</strong> und Oszillator<br />
1
Symbol:<br />
E 1<br />
E 2<br />
-<br />
+<br />
A<br />
E 1<br />
: invertierender Eingang<br />
E 2<br />
: nicht invertierender Eingang<br />
A : Ausgang<br />
<strong>OP</strong>V werden mit symmetrischer Betriebsspannung betrieben.<br />
-<br />
Der Mittelpunkt der Spannungsversorgung bildet<br />
die Masse.<br />
+<br />
Dadurch kann die Ausgangsspannung U a<br />
des<br />
<strong>OP</strong>V positiv oder negativ sein.<br />
Wenn T 1<br />
und T 2<br />
nicht angesteuert werden, dann<br />
beträgt die Spannung am Ausgang 0V.<br />
T 1<br />
T 2<br />
U a<br />
V<br />
Wenn T 1<br />
angesteuert wird, verringert er seinen<br />
Widerstand, der Spannungsabfall U CE1<br />
wird<br />
geringer. Die Ausgangsspannung U a<br />
wird<br />
positiv.<br />
Wenn T 2<br />
angesteuert wird, verringert er seinen<br />
Widerstand, der Spannungsabfall U CE2<br />
wird<br />
geringer. Die Ausgangsspannung U a<br />
wird<br />
negativ.<br />
2
<strong>OP</strong>V haben nahezu ideale Eigenschaften:<br />
1. Spannungsverstärkung im Leerlaufverstärkung v u<br />
→ ∞<br />
2. Eingangswiderstand R E<br />
→ ∞ (Widerstand zwischen den beiden Eingängen)<br />
3. aus R E<br />
→ ∞ folgt I E<br />
→ 0<br />
4. Ausgangswiderstand R A<br />
→ 0<br />
Das Verhalten von <strong>OP</strong>V wird durch ihre Übertragungs- oder Transferkennlinie deutlich.<br />
Übertragungskennlinien stellen den Zusammenhang zwischen Ein- und Ausgangsgrößen von<br />
Systemen her.<br />
Betriebsspannung<br />
+UB<br />
+U a Transverkennlinie des<br />
idealen <strong>OP</strong>V<br />
Transverkennlinie des<br />
realen <strong>OP</strong>V<br />
-U e<br />
-U a<br />
+U e<br />
-UB<br />
3
<strong>OP</strong>V in Verstärkerbetrieb<br />
Anwendung des <strong>OP</strong>V als invertierender Verstärker<br />
Die Stromversorgung wird bei Schaltungen mit ICs nicht mitgezeichnet.<br />
R 1<br />
R 2<br />
U D<br />
-<br />
Spannungsverstärkung v u<br />
U +<br />
e U E 1<br />
a<br />
v<br />
u<br />
= −<br />
U<br />
U<br />
A<br />
R2<br />
= −<br />
R<br />
Wirkungsweise:<br />
Das Minuszeichen kennzeichnet die invertierende<br />
Wirkung des <strong>OP</strong>V.<br />
Bei jeder Änderung der Eingangsspannung U e<br />
stellt sich durch die Rückkopplung mit R 2<br />
die<br />
Ausgangsspannung U a<br />
so ein, dass die Differenzspannung U D<br />
zwischen beiden Eingängen 0 wird.<br />
Wenn U e<br />
steigt, erhöht sich auch U D<br />
. Da der nicht invertierende Eingang angesteuert wird,<br />
muss sich die Ausgangsspannung U a<br />
verringern.<br />
R 1 U E-<br />
U <strong>OP</strong>V Über R 2<br />
wird die Verringerung der Ausgangsspannung auf<br />
D<br />
U U e<br />
U<br />
den invertierenden Eingang des <strong>OP</strong>V zurückgekoppelt.<br />
D<br />
→ 0<br />
a<br />
Dadurch verringert sich die U D<br />
.<br />
R 2<br />
U E-<br />
Der Vorgang stoppt, wenn U D<br />
= 0V ist.<br />
4
Anwendung des <strong>OP</strong>V als nicht invertierender Verstärker<br />
U e<br />
R 2<br />
-<br />
U D<br />
+<br />
R 1<br />
U a<br />
Spannungsverstärkung v u<br />
U<br />
A<br />
vu = = 1+<br />
U<br />
E<br />
R<br />
R<br />
2<br />
1<br />
Wirkungsweise:<br />
Bei jeder Änderung der Eingangsspannung U e<br />
stellt sich durch die Rückkopplung mit R 2<br />
die<br />
Ausgangsspannung U a<br />
so ein, dass die Differenzspannung U D<br />
zwischen beiden Eingängen 0 wird.<br />
Wenn U e<br />
steigt, erhöht sich auch U E+<br />
. Da der nicht invertierende Eingang angesteuert wird,<br />
muss sich die Ausgangsspannung U a<br />
vergrößern.<br />
R 1<br />
U <strong>OP</strong>V<br />
E+<br />
U<br />
U D<br />
→ 0<br />
e<br />
U a<br />
R 2<br />
U E-<br />
Über R 2<br />
wird die Vergrößerung der Ausgangsspannung auf<br />
den invertierenden Eingang des <strong>OP</strong>V zurückgekoppelt.<br />
Folglich vergrößert sich auch die Spannung am invertierenden<br />
Eingang.<br />
Dadurch verringert sich die U D<br />
.<br />
Der Vorgang stoppt, wenn U D<br />
= 0V ist.<br />
5
RC- Glieder mit <strong>OP</strong>V<br />
Aktiver Hoch- und Tiefpass<br />
Hoch- und Tiefpässe sind <strong>Filter</strong>schaltungen mit RC- Gliedern. Verknüpft man die RC – Glieder mit<br />
<strong>OP</strong>Vs, dann erhält man aktive, d.h. verstärkende <strong>Filter</strong>.<br />
Tiefpass<br />
Hochpass<br />
C<br />
R 2<br />
R 2<br />
U a<br />
R 1<br />
R 1<br />
C<br />
U e<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
U e<br />
U a<br />
Mit steigender Frequenz verringert sich der<br />
Blindwiderstand X C<br />
des Kondensators.<br />
Dadurch wird gesamte Rückkopplungswiderstand<br />
aus R 2<br />
IIX C<br />
geringer.<br />
Wegen<br />
v<br />
u<br />
R2 = − .. gilt..<br />
auchv ..<br />
R<br />
1<br />
u<br />
= −<br />
Die Verstärkung wird mit wachsender<br />
Frequenz geringer!<br />
Z<br />
R<br />
2<br />
1<br />
Dadurch wird gesamte Einganngswiderstand<br />
aus R 1<br />
IIX C<br />
geringer.<br />
Wegen<br />
v<br />
u<br />
R2 = − .. gilt..<br />
auchv ..<br />
R<br />
1<br />
u<br />
= −<br />
Die Verstärkung wird mit wachsender<br />
Frequenz größer!<br />
R<br />
Z<br />
2<br />
1<br />
6
Tiefpass<br />
Hochpass<br />
C<br />
R 2<br />
U a<br />
R 1 R 1<br />
C<br />
R 2<br />
U e<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
U e<br />
U a<br />
Mit steigender Frequenz verringert sich der<br />
X C<br />
U a<br />
Mit steigender Frequenz verringert sich der<br />
f v U f X v<br />
C U<br />
U a<br />
Blindwiderstand X C<br />
des Kondensators.<br />
Dadurch wird gesamte Rückkopplungswiderstand<br />
Z aus R 2<br />
paralell X C<br />
geringer.<br />
Blindwiderstand X C<br />
des Kondensators.<br />
Dadurch wird gesamte Eingangswiderstand<br />
Z aus R 1<br />
in Reihe X C<br />
geringer.<br />
Z<br />
R2<br />
Wegen v u<br />
= − wird die Verstärkung geringer. Wegen v u<br />
= − wird die Verstärkung größer.<br />
R 1<br />
Z<br />
7
Proportional-, Integral- und Differentialglieder (Regelkreisglieder)<br />
<strong>OP</strong>V sind für die Regelungstechnik von großer Bedeutung.<br />
Die Aufgabe der Regelungstechnik ist, in Regelstrecken bestimmte physikalische Größen<br />
unabhängig von störenden Einflüssen konstant zu halten. Beispiele sind die Temperatur eines<br />
Raumes, der Druck in einem Behälter oder die Ausgangsspannung einer Stromversorgung.<br />
Regelstrecken haben ein charakteristisches Verhalten. Sie reagieren auf Einflussgrößen mit<br />
proportionalen, integralen oder differentiellen Verhalten.<br />
Wenn eine physikalische Größe einer Regelstrecke konstant gehalten werden soll, dann<br />
erfolgt das mit einem entsprechenden Regler, der proportionales, integrales oder<br />
differentiales Verhalten haben muss.<br />
Zum Aufbau von Reglern eignen sich <strong>OP</strong>V deshalb, weil sie nahezu ohne Zeitverzögerung<br />
reagieren können. Dadurch werden schnelle Regelvorgänge möglich, wie sie in vielen Bereichen<br />
notwendig sind (Luftfahrt, Fertigung, Medizin).<br />
Es gibt drei Grundglieder:<br />
Proportional-Glied<br />
P-Glied<br />
Integral-Glied<br />
I-Glied<br />
´Differentialal-Glied<br />
D-Glied<br />
R 2<br />
C<br />
R<br />
R 1 R<br />
C<br />
-<br />
-<br />
-<br />
U e +<br />
U<br />
U e +<br />
a U<br />
+<br />
a<br />
U e<br />
U a<br />
8
Die Beschreibung des Verhaltens der Regelglieder erfolgt so, dass an den Eingang ein Spannungssprung<br />
angelegt wird. Je nach Regelglied fällt die Antwort am Ausgang unterschiedlich aus.<br />
P - Glied<br />
R 1<br />
R 2<br />
-<br />
+<br />
Auf den Sprung von U e<br />
erfolgt die Antwort von U a<br />
-U a ohne Zeitverzögerung.<br />
U e<br />
Es gilt:<br />
ΔU<br />
a<br />
=<br />
K<br />
P<br />
⋅ ΔU<br />
K P<br />
: Proportionalitätsbeiwert<br />
e<br />
U e U a<br />
t<br />
I - Glied<br />
C<br />
-U a<br />
U e<br />
Auf den Sprung von U e<br />
erfolgt die<br />
Antwort von U a<br />
zeitverzögert.<br />
R 1<br />
-<br />
Es gilt:<br />
U<br />
a<br />
=<br />
K<br />
I<br />
⋅U<br />
e<br />
⋅t<br />
U e<br />
+<br />
U a<br />
K I<br />
: Integrierbeiwert<br />
Der Anstieg der Ausgangsspannung erfolgt<br />
bis zur Betriebsspannung des <strong>OP</strong>V.<br />
t<br />
Je größer K I<br />
, desto größer ist<br />
die Steigung ΔUa/ Δ t der<br />
Sprungantwort.<br />
9
D - Glied<br />
U e<br />
C<br />
-<br />
+<br />
R 2<br />
U a<br />
Auf den Sprung von U e<br />
-U erfolgt die Antwort von U a<br />
a zeitverzögert.<br />
U e<br />
Es gilt:<br />
ΔU<br />
a<br />
=<br />
K<br />
D<br />
K D<br />
: Differenzierbeiwert<br />
ΔU<br />
⋅<br />
Δt<br />
e<br />
t<br />
Für die Anwendung der Regelkreisglieder in Reglern werden diese je nach Verhalten der<br />
Regelstrecke miteinander in den erforderlichen Verhältnissen kombiniert.<br />
10
Brückenschaltungen<br />
Brückenschaltungen werden sehr unterschiedlich angewendet, z.B. zur Messwerterfassung,<br />
Ansteuerung von Motoren oder Gleichrichtung von Wechselspannung.<br />
Das Prinzip:<br />
I<br />
R 1<br />
U 1<br />
R 2<br />
R 4<br />
R 3<br />
A V B<br />
U 2<br />
U 3<br />
U 4<br />
UB<br />
Wenn die Widerstände R 1<br />
und R 2<br />
im gleiche Verhältnis stehen wie R 3<br />
und R 4<br />
, dann ist die<br />
Brücke abgeglichen.<br />
Zwischen den Punkten A und B liegt keine Spannung an.<br />
Es gilt:<br />
R<br />
R<br />
1 3<br />
= bzw.<br />
2<br />
R<br />
R<br />
4<br />
U<br />
U<br />
1<br />
2<br />
U<br />
=<br />
U<br />
3<br />
4<br />
Bei einer abgeglichenen Brücke fließt auch von A nach B<br />
oder umgekehrt kein Strom.<br />
Verändert einer der Widerstände seinen Wert, dann liegt zwischen A und B eine Spannung an, die<br />
einen Strom von A nach B oder umgekehrt zur Folge haben kann.<br />
11
Beispiel 1: Messbrücke zur Temperaturmessung<br />
R 2<br />
R 1<br />
R 3<br />
A<br />
U D<br />
B<br />
-<br />
+<br />
-ϑ<br />
R 4<br />
In der Brücke werden die Widerstände R 1<br />
und R 2<br />
gegen einen Thermistor und gegen einen<br />
Einstellregler ersetzt.<br />
R 1<br />
dient zur Herstellung des Abgleichs. Die Spannung zwischen A und B ist dann 0V.<br />
Ändert infolge von Temperaturerhöhung oder -verringerung der Thermistor seinen Wert, dann<br />
tritt zwischen A und B die Spannung U D<br />
auf.<br />
Diese Differenzspannung kann nun den Eingängen eines <strong>OP</strong>V zugeführt werden.<br />
Die am Ausgang des <strong>OP</strong>V auftretende Spannung bildet die Temperatur ab.<br />
Mit R 2<br />
kann die Empfindlichkeit der Schaltung eingestellt werden.<br />
Der Thermistor kann gegen Sensoren für andere Größen ausgetauscht werden.<br />
12
Beispiel 2: Brücke zur Ansteuerung von Motoren<br />
Für Gleichstrommotoren ist oft eine Drehrichtungsumkehr erforderlich. Das geschieht durch<br />
Umkehrung der Polung an den Anschlussklemmen des Motors. Mechanische Schalter ersetzt man<br />
durch eine Brückenschaltung mit Transistoren.<br />
Linkslauf<br />
Rechtslauf<br />
R 1<br />
;R 2<br />
T T<br />
1<br />
3<br />
M<br />
T 2<br />
T 4<br />
Der Motor bildet die Brücke zwischen beiden Zweigen.<br />
Werden die Transistoren T 1<br />
und T 4<br />
angesteuert, dann dreht sich der Motor in der einen Richtung.<br />
Werden die Transistoren T 2<br />
und T 3<br />
angesteuert, dann dreht sich der Motor in der anderen Richtung.<br />
Die beiden Widerstände schützen die Basen der Transistoren T 2<br />
und T 4<br />
.<br />
13
Beispiel 3: Brücke zur Gleichrichtung von Wechselstrom<br />
Zur Gleichrichtung von Wechselstrom wird der Strom jeder Halbwelle mittels einer Brücke aus<br />
Dioden so geleitet, dass er immer in der selben Richtung durch den Verbraucher R L<br />
fließt.<br />
L<br />
+<br />
-<br />
+<br />
+<br />
R L<br />
N<br />
- +<br />
-<br />
-<br />
Schaltung der Graetz-Brücke<br />
Lastkreis mit Lastwiderstand R L<br />
(Verbraucher)<br />
Wechselstromeinspeisung<br />
Stromweg bei positiver Halbwelle<br />
Stromweg bei negativer Halbwelle<br />
14