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Leseprobe Boff.indd - Claudius Verlag

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Verzichtsappelle zu richten ist unsinnig bis zynisch.<br />

Grundsätzlich darf auch nicht die Erwartung geschürt werden,<br />

als wäre ein verändertes Konsumverhalten der Schlüssel<br />

zur Überwindung des Systems schlechthin. Es ist eine<br />

tendenzielle Überforderung von Individuen, ihrem Verhalten<br />

die ganze Last dessen aufzubürden, was bestehende<br />

Strukturen erzeugen. Die Reichweite des verändernden Potenzials<br />

des eigenen Verhaltens ist begrenzt. Dies alles in<br />

Rechnung gestellt, sind Ansprüche an das eigene Verhalten<br />

dennoch nicht unsinnig. Es bleiben erhebliche Spielräume.<br />

Keine Struktur zwingt jemanden etwa dazu, in seinem Urlaub<br />

nach Mallorca zu fliegen.<br />

Eine Änderung des Konsumverhaltens formuliere ich<br />

deshalb nicht in erster Linie als Aufforderung an isolierte<br />

Einzelne, sondern als Ermutigung, Solidarstrukturen und<br />

Räume zu schaffen, in denen sich Menschen dem kapitalistischen<br />

Kreislauf von Produktion und Konsum wenigstens<br />

teilweise entziehen, Daseinsmächtigkeit zurückerlangen und<br />

Lebensqualität jenseits des Konsumierens materieller Güter<br />

entdecken können. Dazu gehören zum Beispiel die vielen –<br />

gerade in Brasilien weit verbreiteten – Ansätze einer „Solidarischen<br />

Ökonomie“, das heißt der Aufbau von Strukturen<br />

des Zusammenlebens und Zusammenarbeitens, die sich, so<br />

weit es geht, dem Kapitalismus entziehen.<br />

Um die Menschen aus den Zwängen der Konsumgesellschaft<br />

herauszuführen und sie weniger verführbar zu machen<br />

für illusionäre Wohlstandsversprechen, könnte eine<br />

Konsumverweigerungsbewegung äußerst hilfreich sein. Gerade<br />

die christlichen Kirchen und andere Religionsgemeinschaften<br />

könnten zu wesentlichen Trägern einer solchen<br />

Kampagne werden. Exemplarisch könnte man wichtige<br />

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