Sinn oder Unsinn? (Pro)

Frauenklinik Klinikum rechts der Isar 

Komplementärmedizin in 

der gynäkologischen 

Onkologie 

Pro oder Contra 

Pro und Contra 

Frauenklinik rechts der Isar der Technischen Universität München 

Direktorin Prof. Dr. Marion Kiechle


Was ist Komplementärmedizin 

• Keine einheitliche Behandlungsmaßnahme 

• Überbegriff für verschiedenen Heilanwendungen, z. T. mit 

philosophischem oder religiösem Hintergrund 

• Bewertung der Schulmedizin: 

– „Alles Quatsch !“ 

– „Machen Sie mal – kann ja nicht schaden.“ 



Komplementärmedizinische 

Therapieverfahren 


• Diätetik 

• Orthomolekulare Medizin 

• Homöopathie 

• Anthroposophische Medizin 

• Phytotherapie 

• Sonstige Verfahren (TCM, Aromatherapie, Enzymtherapie ) 



Erwartungen der Patienten 

an die Komplementärmedizin 


• Stimulation des Immunsystems 

• Linderung von NW/Schmerzen 

• Reduzierung von Stress 

• Verbesserung der Lebensqualität 

• Heilung durch Hilfe zur Selbsthilfe: 

– Aktivierung der eigenen Heilungskräfte 

– Verleihung von Autonomie 

– Krankheit als Chance zu nutzen sein Leben/-stil zu 

ändern 




Komplementäre Medizin in der Onkologie 

• 74% der Patientinnen wenden komplementär medizinische 

Verfahren an (Allensbach-Studie 2004). 

• 80% der Frauen wünschen, dass ihr Arzt sich mit 

komplementärmedizinischen Verfahren auskennt. 

• 57% der Deutschen nehmen homöopatische Arzneimittel 

(Allensbach-Studie 2009). 1970 waren es nur 24 %. Nur 2% 

gehören in die Kategorie enttäuschte Verwender. 14% sind 

Ablehner ohne praktische Erfahrung. 2008 wurden in D 400 

Millionen Euro dafür ausgegeben ! 



Profil eines Pat. der 

Komplementäredizin (CAM) anwendet 

Predictive factors for the use of complementary and alternative medicine (CAM) in radiation oncology 

(Micke et.al ; European Journal of Integrative Medicine 2009) 


• 1013 Patienten unter RTX wurden befragt 

• 59% wendeten CAM Therapien an 

• Vitamine, Mistel, Selen und andere Spurenelemente 

• Typische Nicht-CAM Anwender: 

– Männer 

– Kopf-Hals 

Hals-Tumoren 

– Raucher 

– Alkohol 

• Typische CAM Anwender: 

– Frauen 

– Mammakarzinom 

– Nichtraucher 

– gesunder Lebensstil 

– kurative Situation 



Häufig gestellte Fragen 


• Was kann ich selbst zu meiner 

Genesung beitragen 

• Wie kann ich mein Immunsystem 

stärken 

• Kann ich pflanzliche Wirkstoffe zur 

Bekämpfung meiner klimakterischen 

Beschwerden einnehmen 




Einfluss von 

Life-Style Faktoren 

auf die Brustkrebsprognose 

Ernährung Übergewicht Sport 

© Kiechle 2008 



Körpergewicht und Brustkrebsprognose 

Dosisabhängige Korrelation 


Gewichtszunahme nach Brustkrebs: 

• Im Durchschnitt 1-3 kg im 1. Jahr 

• Insbesondere übergewichtige Frauen 

schränken die körperliche Aktivität ein 

• Nur 50% haben nach 3 J wieder die Aktivitäts 

-level wie vor der Erkrankung 

• Eine Gewichtszunahme von mehr als 5kg führt 

zu einer Verschlechterung der Gesamtüberlebens 

von 20% ! 

Ligibel et al. ASCO 2006 




Körpergewicht und Brustkrebsprognose 

BMI-abhängige Korrelation 


Brustkrebspatientinnen mit BMI > 25 

haben eine schlechtere Prognose 

Bei Frauen mit BMI > 25 wird der Tumor häufiger 

im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert 

Ligibel et al. ASCO 2006 




Ernährung und Brustkrebsprognose 

Prospektive Studie 


Frauen mit Brustkrebs erhielten eine Ernährung 

mit einem Fettanteil von 15%: 

‣Gewichtsabnahme 

‣34% weniger Rückfälle nach 5 Jahren 



Direktorin Prof. Dr. Marion Kiechle 

Ligibel et al. ASCO 2006

Ernährung und Brustkrebs 


13 % 25 % 63 % 

Ist 

20 % 50 % 30 % 

Optimum 

Aminosäuren 

Kohlenhydrate Fette 

0% 20% 40% 60% 80% 100% 

European School of 

Oncology Task Force 

on Diet, Nutrition 

and Cancer, 2000 




Sport und Brustkrebsprognose 

Prospektive Studie 


Frauen mit Brustkrebs erhielten für 2 Jahre ein 

moderates Sportprogramm (9-15 MET*h/Woche) : 

‣ 50% weniger an Brustkrebs verstorben 

‣ 50% weniger Rückfälle 

‣Unabhängig vom BMI 

*MET: Metabolic Equivalent Task 

Holmes et al JAMA 2005 




Sport und Brustkrebs: 

Einfluss auf die Lebensqualität 


Frauen mit Brustkrebs und moderatem 

Sportprogramm : 

‣ Gesteigerte Lebensqualität 

‣ Gesteigerte Fitness 

‣ Bei Chemotherapie weniger 

‣Übelkeit 

‣Erbrechen 

‣Fatigue 

Galvao und Newton JCO 2005 




Life-Style Faktoren und Brustkrebs 


Körperliche Aktivität ↓ 

Gewicht ↑ 

Ernährung ↑ 

Brustkrebsinzidenz↑ 

Brustkrebsprognose↓ 

1985 Frisch et al.: 

Frauen, die in der Jugend Athletinnen waren, 

erkrankten weniger häufig an Brustkrebs 




Kumulatives Brustkrebsrisiko pro 1000 Frauen 

70 

60 

50 

40 

30 

20 

10 

Altersabhängiges Brustkrebsrisiko 

Übergewicht 

Basisrisiko ohne Hormon-Einnahme 

Östrogen+ 

Gestagen 


Sport 

0 

45 50 55 60 65 70 

JAMA, Feb. 18, 1998 Vol 279, 7; JAMA, Nov. 5. 1997 Vol 278, 17; NEJM 1997 Vol 336, 18; Lancet 350, 1997 

Harris, Chlebowski et al., Cancer Research 63, Sept.15 2003 






• Was kann ich selbst zu meiner Genesung 

beitragen 

• Wie kann ich mein Immunsystem 

stärken 






Mistel 

Wirkungen 


• Zytotoxische und Proliferationshemmende Wirkung auf 

Tumorzelllinien durch Induktion der Apoptose 

• DNA protektive/stabilisierende Wirkung gesunder Ze 

– DNA Reparatur positiv beeinflußt 

• Beta-Endorphine werden vermehrt gebildet 

• Stimuliert das körpereigene k 

Immunsystem, Immunmodulation 



Welche Rolle spielen die 

natürlichen Abwehrkräfte in 

Bezug zur Krebsinzidenz 


• Natural cytotoxic activity of peripheral-blood lymhocytes and 

cancer incidence: an 11 –year follow-up study of general 

population (N=3625). 

• Ergebnisse: Our results indicate that medium and high cytotoxic 

activity of peripheral blood lymphocytes is associated with 

reduced cancer risk, whereas low activity is associated with 

increased cancer risk suggesting a role for natural immunological 

host defence mechanism against cancer. 

(Kazue et.al; The Lancet 2000) 



Mistelwirkstoffe 


• Viskum album Extrakt (VAE) 

• Antroposophische Mistelpräparate (Helixor, Iscador, Isorel, 

Iscucin, Abnobaviscum): 

– Enhalten das gesamte Extrakt: Mistellektin I, II, III, Viscotoxine, 

Saccharide, Lipide 

– Unterschiedliche Wirtsbäume 

• Nicht-antroposophische Mistelpräparate (Lektinol, 

Cefaktim,Eurixor): 

– Normierte Präparate 

– Mistellektin-I 

– Wirtsbaum Pappel 



Mistel 

Studienlage (n=123) 


• 23 prospektiv klinisch, kontrollierte Studien 

• 16 waren randomisiert 

• 2 quasi-randomisiert 

• 5 nicht randomisiert 

• Krebsarten (Mamma-, Bronchial-, Kolon-, Kopf-, 

Halstumoren, Blasen-, Nieren-, und genitale 

Tumore) (Kienle GS, et.al. 2009) 



Mistel 

Ergebnisse I 


Signifikantes positives Ergebnis: 

8x für r das allgemeine Überleben 

1 x für f r die Tumorremission 

3x für f r die allg. Lebensqualität 

3x für f r die Verbesserung der Lebensqualität t unter einer CTX 

Positiver Trend: 

8 x für f r das Gesamtüberleben 

1x für f r das Krankheitsfreie Überleben 

2x für f r die Tumorremission 



Mistel 

Ergebnisse II 


Keinen Effekt zeigten: 

4 Studien auf das Überleben 

2 Studien auf Tumorrezidive 

3 Studien auf die Tumorremission 

1 Studie auf die Lebensqualität 

Negative Effekte zeigten: 

1 Studie zeigte einen neg. . Trend auf das DFS 

Therapiesicherheit: 

Keine Studie mit ernsthaften NW (SAE) 



Mistel 

Ergebnisse IIIa 


• Multizentrische Kohortenstudie mit Isador. 

• 710 Pat. mit einem nicht metastasierten 

Mammakarzinom erhielten zusätzlich zur 

Standardtherapie Iscador im Durschnitt für 52 

Monate, mindestens 6 Monate. Dosierung war 

unterschiedlich. 

• 732 Pat. wurden nur mit Standardtherapie 

behandelt. 

• NW der Therapien waren mit 16% vs. 54 % 

deutlich seltener in der Isadorgruppe. 

(Bock PR et al. Drug Res 54:456-466 466 2004) 



Mistel 

Ergebnisse IIIb 


• Multizentrische Kohortenstudie mit fermentiertem 

Mistelextrakt. 

• 800 Patienten mit einem nicht metastasiertem Kolorektalkarzinom nach 

chir. Entfernung. 

• 429 Pat. erhielten rund 52 Monate zur konventionellen Therapie 

Mistelextrakt. 

• 375 Pat. wurden nur konventionell behandelt. 

• NW der Therapien waren mit 19% vs. 48 % deutlich 

seltener. 

• Dauer des Krankenhausaufenthaltes konnte im Schnitt um 

eineWoche gesenkt werden. 

• Das tumorprogressionsfreie Überleben war signifikant 

länger. 

(Friedel E et al. Onkologie 2008 ;31 (Supp 1):Abstr.#OP718) 



Mistel 

Ergebnisse IV 


Quality of Life and Neutropenia in Patients with Early 

Stage Breast Cancer: A Randomized Pilot Study 

Comparing Additional Treatment with Mistletoe Extract to 

Chemotherapy Alone 

Wilfried Tröger et.al Breast Cancer: Basic and Clinical Research 2009:3 35-45 

Conclusions: This pilot study showed an improvement of quality of life by 

treating breast cancer patients with IMS additionally to CAF. CAFinduced 

neutropenia showed a trend to lower frequency in the IMS 

group. 



Wie schnell erholt sich das 

Immunsystem 


• Studie mit 80 Mammakarzinompatientinnen 

• Bestimmung von Immunparametern (NK-Zellen, 

Lymphozytenproliferation, CD-4, CD-8, Zytokine (IL-2, IL-4, IL-6). 

• Blutabnahme vor sowie 2-6-12 Monate nach adjuvanter 

CTX. 

• Nach 12 Monaten waren bei zahlreichen Patientinnen je 

nach Immunparameter zwischen 6-76% der Werte 

nicht normalisiert. 

• Welche Konsequenzen hat eine verlangsamte Erholung 

messbarer Immunparameter (Kang et.al; Nurs Res 2009) 



Kontraindikationen für eine 

Misteltherapie 


• Akuter Leukämieschub 

• Hochmaligne Lymphomerkrankungen 

• Fieberhafte Infekte 

• Akuter Schub einer chronisch-entzündlichen 

Erkrankung 

• Tuberkulose 






beitragen 

• Wie kann ich mein Immunsystem stärken 






Phytotherapie - Pflanzenheilkunde 


Die Behandlung und Vorbeugung von Krankheiten durch 

Pflanzen, Pflanzenteile und deren Zubereitung. 

Voraussetzung für die Zulassung: Wirksamkeit, 

pharmazeutische Qualität, Unbedenklichkeit, Information 

über Wirkung, NW, Anwendungsempfehlungen, 

Wechselwirkung. 

Zur Zeit gibt es 208 Heilpflanzen die positiv monographiert 

sind, aber auch 133 Heilpflanzen die Null-oder 

Negativmonographien erhalten haben. 





Einfluss pflanzlicher Menopausenpräparate auf 

die Tamoxifen-induzierte Inhibition der 

Proliferation menschlicher Brustkrebszellen in 

vitro. 

Journal für Menopause 2006; 13 (4) 13-17 





•Einfluss pflanzlicher Nahrungsergänzungsmittel auf der Basis 

von Soja, Rotklee und Traubensilberkerze auf die Proliferation 

ER + Mammakarzinomzellen (MCF-7) : 

•Unter Estrogenmangelbedingungen förderten Soja und Rotklee 

das Wachstum der Mammakarzinomzellen. 

•Sie antagonisierten die Wirkung von Tamoxifen. 

•Die Traubensilberkerze (Cimifuga racemosa=Remifemin) 

führte zu keiner Proliferation und verstärkte Wirkung von TAM 






beitragen 

• Wie kann ich mein Immunsystem stärken 

• Soll ich Selen nehmen 






Selen 


• Essenzielles Spurenelement 

• Selenmangel führt zu Osteochondropathie, 

Kardiomyopathie und Krebserkrankungen (z. B 

Prostatakarzinom 50-70% höheres Risiko) 

• Selen verbessert die humorale und zellvermittelte 

Immunabwehr 

• Selen hat auch direkte antitumorale Wirkung 

• Selen erhöht die Strahelensensibilität von Tumorzellen 

• Selensubstitution (200 mycro g) über 4,5 Jahre führte zu 

einer Abnahme der Inzidenz von Prostatakarzinomen, 

Lungenkrebs und Kolonkarzinomen 



Indikation für eine Selentherapie 


• Sepsis: 

– reduziert die Mortalität 

• Chronisches Lymphödem: 

– reduziert die Entzündungsneigung und das Ödemvolumen 

• Prävention von Krebs und Kardiovaskulären 

Erkrankungen 

• Begleitend zu CTX und RTX: 

– Reduziert RTX bedingte NW 




Serum 

Selenium levels and All-Cause 

Cause, , Cancer and Cardiovascular 

Mortality Among US Adults 

Bleys J et al., Arch Intern med / Vol. 168 (No. 4) Feb 25, 2008 

Ansatz: 

Evaluation der Beziehung zwischen Selenspiegel und unspezifischer (all-cause) und spezifischer 

(Cancer, Cardiovaskular Disease) Mortalität in USA 

Fazit: 

Hochnormale Selenspiegel bis 130 µg/L sind mit einer 

signifikant verringerten unspezifischen Mortalität 

und 

signifikant verringerten Krebsmortalität assoziiert 




MULTICENTER, PHASE III STUDY COMPARING 

SELENIUM SUPPLEMENTATION WITH 

OBSERVATION IN GYNECOLOGIC RADIATION 

ONCOLOGY 

R. Muecke, M. Glatzel, R. Bernd-Skorka, D. Baaske, 

B. Reichl, J. Buentzel, G. Kundt, F.J. Prott, A. de 

Vries, O. Micke 

German Working Group Trace Elements and Electrolytes 

in Oncology 



RESULTS 


Whole blood selenium levels (normal value: 85-162 µg/l) 

with selenium 

(Mean + 95%CI)) 

without selenium 

(Mean + 95%CI) 

p-value 

(t-test) 

Before RT 

65.3 µg/l 

(60.7 - 69.9) 

63.8 µg/l 

(59.4 - 68.2) 

= 0.49 

50% of RT 93.2 µg/l 

(83.8 - 102.7) 

67.1 µg/l 

(61.6 - 72.5) 

< 0.001 

End of RT 

88.2 µg/l 

(81.3 - 95.1) 

61.7 µg/l 

(56.4 - 66.9) 

< 0.001 



RESULTS 


Incidence of at least diarrhea CTC 2 

0,6 

0,5 

0,4 

with selenium: 8 events, 31 censored cases 

without selenium: 18 events, 24 censored cases 

0,3 

0,2 

0,1 

0 

0 1 2 3 4 5 6 7 8 

RT-Week 

p= 0.044 



RESULTS 


Overall survival, follow-up: 51 months (6-75) 

1 

0,9 

0,8 

0,7 

0,6 

0,5 

with selenium: 3 events, 36 censored cases 

without selenium: 6 events, 36 censored cases 

0 20 40 60 80 

Months 

p= 0.34

Sinn oder Unsinn? (Pro)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

Template löschen?

Als Template speichern?