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Leitlinie DGK - Kardionetz-koeln.de

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W.G. Daniel et al.<br />

Klappenvitien im Erwachsenenalter<br />

627<br />

rechtsatrialen Druckes auf <strong>de</strong>n systolischen pulmonalarteriellen<br />

Druck bei einer begleiten<strong>de</strong>n pulmonalen<br />

Hypertonie geschlossen wer<strong>de</strong>n. Eine Belastungs-Echokardiographie<br />

kann in Einzelfällen hilfreich<br />

bei Therapieentscheidungen (Intervention bei<br />

mittlerem transmitralen Gradienten > 15 mmHg, PAsys<br />

> 60 mmHg) sein o<strong>de</strong>r diskordante Befun<strong>de</strong> klären<br />

[58, 107].<br />

Der transmitrale Druckgradient ist abhängig vom<br />

Quadrat <strong>de</strong>s transmitralen Blutflusses und <strong>de</strong>r diastolischen<br />

Füllungszeit. Klinische Situationen, die mit<br />

einer Zunahme <strong>de</strong>s Blutflusses einhergehen (u. a. Belastung,<br />

Stress, Fieber, Anämie, Schwangerschaft),<br />

aber auch solche, die mit einer Abnahme <strong>de</strong>r diastolischen<br />

Füllungszeit verbun<strong>de</strong>n sind (Vorhofflimmern),<br />

führen zu einer allmählichen o<strong>de</strong>r auch abrupten<br />

Zunahme <strong>de</strong>s transmitralen Druckgradienten,<br />

und damit zu einer klinischen Symptomatik mit<br />

Leistungsschwäche, Dyspnoe bis hin zum Lungenö<strong>de</strong>m<br />

(mittlerer transmitraler Druckgradient übersteigt<br />

15–20 mmHg) [86]. Die Mitralstenose ist häufig<br />

mit supraventrikulären Herzrhythmusstörungen<br />

assoziiert, insbeson<strong>de</strong>re mit paroxysmalem und<br />

schließlich permanentem Vorhofflimmern [23].<br />

n Management und Therapie<br />

Eine spezifische medikamentöse Therapie <strong>de</strong>s Vitiums<br />

ist nicht möglich. Die Symptome <strong>de</strong>r Volumenretention<br />

erfor<strong>de</strong>rn eine diuretische Therapie und Flüssigkeitsrestriktion.<br />

Bei tachykar<strong>de</strong>m Vorhofflimmern<br />

sind Betablocker, Digitalisglykosi<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Verapamil<br />

zur Frequenznormalisierung angezeigt. Die Assoziation<br />

zum Vorhofflimmern birgt ein hohes Risiko für<br />

thrombembolische Komplikationen [16]. Während<br />

keine schlüssigen Studien darüber vorliegen, ob zusätzlich<br />

zu einer Frequenzkontrolle auch eine Rhythmuskontrolle<br />

(Kardioversion, Antiarrhythmika) sinnvoll<br />

anzustreben ist, besteht ein Konsensus über die<br />

Notwendigkeit einer oralen Antikoagulation bei Patienten<br />

mit Mitralstenose und paroxysmalem o<strong>de</strong>r permanentem<br />

Vorhofflimmern sowie bei Zustand nach einem<br />

embolischen Ereignis (I–B) [8]. Die Ziel-INR sollte<br />

2,5–3,5 betragen [35]. Bei Mitralstenose im Sinusrhythmus<br />

ohne embolisches Ereignis in <strong>de</strong>r Vorgeschichte<br />

wird von <strong>de</strong>r Europäischen Gesellschaft<br />

für Kardiologie geraten, eine Antikoagulation (Ziel-<br />

INR 2–3) ab einem Vorhofdurchmesser von 50–55 mm<br />

o<strong>de</strong>r bei Nachweis dichten Spontankontrastes im Echo<br />

zu „erwägen“ (II b-C; [49]). Daten hierzu liegen allerdings<br />

nicht vor. Die Möglichkeit einer Mitralklappenvalvuloplastie<br />

wird zunehmend frühzeitiger bereits<br />

auch bei asymptomatischen Patienten mit einer Mitralöffnungsfläche<br />

< 1,5 cm 2 (besser < 1,0 cm 2 /m 2 )erwogen<br />

[49]. Kriterien zur Auswahl von geeigneten Patienten<br />

für eine Mitralklappenvalvuloplastie fasst Tabelle<br />

4 zusammen, dabei sind echokardiographische<br />

Kriterien mitentschei<strong>de</strong>nd [48, 79]. Die Rate an lebensbedrohlichen<br />

Komplikationen im Rahmen einer Mitralklappenvalvuloplastie<br />

liegt in geübten Hän<strong>de</strong>n unter<br />

1% [51]. Die häufigsten akuten Komplikationen sind<br />

ein größerer Vorhofseptum<strong>de</strong>fekt (< 5% mit <strong>de</strong>m<br />

Inoue-Ballon) und eine schwere Mitralinsuffizienz<br />

(2–10%) [51]. Liegen Ausschlusskriterien für eine Mitralklappenvalvuloplastie<br />

vor, sollte bereits bei leicht<br />

symptomatischer (NYHA II), aber hämodynamisch<br />

schwerer Mitralstenose (Öffnungsfläche < 1 cm 2 ) o<strong>de</strong>r<br />

bei erheblich symptomatischer (NYHA III–IV), hämodynamisch<br />

weniger fortgeschrittener Mitralstenose<br />

(< 1,5 cm 2 ) eine chirurgische Intervention (Kommissurotomie/Klappenersatz)<br />

erwogen wer<strong>de</strong>n (I–B).<br />

Eine Schwangerschaft bei Patientinnen mit einer<br />

Mitralstenose erfor<strong>de</strong>rt ein beson<strong>de</strong>res Management<br />

[101]. Der transmitrale Druckgradient nimmt infolge<br />

<strong>de</strong>s erhöhten Herzzeitvolumens im 2. und 3.<br />

Schwangerschaftsdrittel zu, bei einer Mitralöffnungsfläche<br />

< 1,0 cm 2 /m 2 Körperoberfläche besteht ein hohes<br />

Risiko für ein Lungenö<strong>de</strong>m, Arrhythmien und<br />

retardiertes Wachstum <strong>de</strong>s Foeten [101]. Bei Symptomen<br />

o<strong>de</strong>r einem Doppler-echokardiographisch bestimmten<br />

systolischen pulmonalarteriellen Druck<br />

> 50 mmHg wer<strong>de</strong>n Betablocker (Atenolol, Metoprolol)<br />

und/o<strong>de</strong>r Diuretika verabreicht, bei weiter bestehen<strong>de</strong>r<br />

hämodynamischer Instabilität wird eine Mitralklappenvalvuloplastie<br />

durchgeführt.<br />

Tab. 4<br />

a) Indikationen zur Mitralvalvuloplastie bei min<strong>de</strong>stens mittelschwerer<br />

Mitralstenose (Mitralöffnungsfläche 50 mmHg) o<strong>de</strong>r unter Belastung<br />

(systolischer Pulmonaldruck >60 mmHg) o<strong>de</strong>r mittlerem<br />

Gradienten in Ruhe >15 mmHg, geeigneter Klappenmorphologie,<br />

Ausschluss linksatrialer Thromben, höchstens leichter<br />

Mitralinsuffizienz und keiner zusätzlichen kardialen<br />

Operationsindikation (weiterer schwerer Herzklappenfehler,<br />

revaskularisierungsbedürftige KHK)<br />

b) Indikationen zur chirurgischen Kommissurotomie o<strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichenfalls<br />

zum Mitralklappenersatz, wenn eine Mitralvalvuloplastie aus o. g. Grün<strong>de</strong>n<br />

nicht in Frage kommt<br />

Erheblich symptomatischer Patient (NYHA III–IV) und<br />

I-B<br />

Mitralöffnungsfläche

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