Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
16 17<br />
„The Age Of The Joker“ untermauert einmal<br />
mehr EDGUYs Hoheitsanspruch auf den deutschen<br />
<strong>Metal</strong>-Thron. Unsere Edguy-Expertin<br />
Miriam Görge wirft einen Blick auf die gesamte<br />
Diskographie der Band.<br />
1995 Stell dir vor, du<br />
machst eine Platte und keiner<br />
will sie hören. So erging<br />
es den damals 18-jährigen<br />
Musikern (vier an der Zahl,<br />
Stelle dezent an, doch fehlt nach wie vor die richtig<br />
gute Produktion, um das Album standesgemäß aus<br />
den Boxen dröhnen zu lassen. Tobias Sammet ist<br />
stimmlich deutlich gewachsen, die spätere Klasse<br />
hat er jedoch auch hier noch nicht erreicht. Wie<br />
schon der Vorgänger wurde auch dieses Album für<br />
die meisten erst nachträglich interessant.<br />
1998 Ein Jahr, einen Kredit<br />
und einige prominente<br />
Helfer (z.B. Tolkki, Kürsch)<br />
2000 In diesem Jahr veröffentlichen<br />
Edguy „The Savage<br />
Poetry“ neu und wenden<br />
sich vom Hard Rock des<br />
Originals ab. Deutlich aufgemotzt,<br />
etwa durch Chöre,<br />
teilweise stark umarrangiert,<br />
spürt man bei der Neuauflage das Potential<br />
der Band doch um einiges deutlicher und erst jetzt<br />
erkennt man, wie gut die Platte damals schon hätte<br />
werden können, wären die Mittel dazu dagewesen.<br />
ry Love Machine“ und auch mit dem Single-Erfolg<br />
„King Of Fools“ die spaßigen und alkoholtauglichen<br />
Mitsingnummern in den Fokus, welche Edguy im<br />
Meinungsbild nicht mehr nur zur „Heavy <strong>Metal</strong> Boygroup“<br />
machten, sondern auch zu Chartmucke fabrizierenden<br />
Spaßvögeln.<br />
2006 Nicht nur das Coverartwork<br />
der „Rocket Ride“<br />
ist ein Statement, besonders<br />
an all jene, die Edguy<br />
Tobi, Jens und Dirk sind<br />
später schaffen Edguy, aktuell<br />
schon etwas länger als<br />
auch heute noch dabei)<br />
mit ihrer ersten Eigenproduktion „Savage Poetry“.<br />
Zwar was das vorhandene Material schon damals<br />
nicht schlecht, doch der sehr hardrockige Sound<br />
interessierte damals nur wenige, der eigene Sound<br />
ward noch nicht vollends geboren. Und Tobi Kennt<br />
man ihn heute, ist man geneigt, den Gesang von<br />
damals als niedlich zu bezeichnen, überzeugend ist<br />
allerdings was anderes. Trotzdem ist das auf 1000<br />
Exemplare limitierte Erstlingswerk heute ein heiß<br />
begehrtes Sammlerstück.<br />
1997 So ganz ohne Folgen<br />
blieb der Erstling nicht,<br />
ohne festen Drum-<br />
mer, woran zu glauben sie<br />
nie müde geworden waren:<br />
„Vain Glory Opera“ schlägt ein wie eine Bombe. Jeder<br />
Song ein Treffer, härter, schneller, besser als<br />
alles bisher da gewesene. Von nun an sind Edguy<br />
nicht mehr nur irgendeine aufstrebende Power-<strong>Metal</strong>-Band,<br />
sondern vielmehr ein Genre-Vertreter der<br />
es geschafft hat, sich einen ganz eigenen Klang zu<br />
erschaffen, dessen Charakter absolut unverkennbar<br />
ist.<br />
1999 Während man den<br />
Vorgänger noch zwangsweise<br />
2001 Während „Vain Glory<br />
Opera“ mit einer Coverversion<br />
von Ultravox‘ „Hymn“<br />
endete, schreiben Edguy<br />
von nun an ihre eigenen,<br />
die an Liebe ins Detail und<br />
Vielschichtigkeit bis dato<br />
kaum zu überbieten waren. Edguy übertreffen sich<br />
von Song zu Song. Deren Eingängigkeit, wie man<br />
sie inzwischen schon von der Band gewohnt war,<br />
kommt trotz aller Komplexität nie zu kurz, denken<br />
wir nur an den Opener „Tears Of A Mandrake“.<br />
2004 Mit „Hellfire Club“ hält<br />
Spaßband abgetan haben.<br />
Auch musikalisch wagen die<br />
Fulderaner erstmals einen etwas breiteren Spagat<br />
und bewegen sich einen Schritt vom Power <strong>Metal</strong><br />
weg und legen eine nicht zu überhörende Hard-<br />
Rock-Attitüde an den Tag. Trotzdem schaffen sie<br />
es, nach wie vor nach Edguy zu klingen und ziehen<br />
auch die härtesten Kritiker erneut in ihren Bann.<br />
2008 Man beschreitet den<br />
eingeschlagenen Weg weiter<br />
und „Tinnitus Sanctus“<br />
klingt abwechslungsreicher<br />
denn je, ohne den Blick auf<br />
konnte man doch für das<br />
mit einem Sessi-<br />
schließlich der Schalk in To-<br />
die typischen Ohrwurm-<br />
zweite Album „Kingdom Of<br />
on-Drummer aufnehmen<br />
bias Sammets Nacken endgültig<br />
Refrains zu verlieren. Gute<br />
Madness“ bereits ein kleines<br />
Label für sich gewinnen.<br />
musste, sind Edguy auf<br />
„Theater Of Salvation“ erstmals<br />
ganz offenkundigen<br />
Einzug in das Edguy’sche<br />
Laune-<strong>Metal</strong> at it’s best, der neue und alte Edguy-<br />
Tugenden stimmig miteinander vereint und neben<br />
Die Songs klingen gereifter,<br />
als Quintett zu hören.<br />
Schaffen. Während sich Feierlaune verbreiten auch ordentlich Fahrt nach<br />
ja, sogar düsterer, und liebäugeln hochachtungsvoll<br />
mit Vorbildern wie Iron Maiden oder Helloween. Die<br />
Power-<strong>Metal</strong>-Revolution bahnt sich schon an dieser<br />
Mit Songs wie „Land Of The Miracle“ schaffen sie<br />
es, sich mehrmals dank opulenten Songstrukturen<br />
und eingängigen Refrains unsterblich zu machen.<br />
Songs wie „The Piper Never<br />
Dies“ nahtlos unter die Monumentalbauten aus<br />
Tobis Feder einreihen kann, kommen mit „Lavato-<br />
vorn aufnimmt. Den unverkennbaren Power <strong>Metal</strong><br />
vergangener Tage sucht man hier allerdings teilweise<br />
vergebens.