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8 Anhalt-Bitterfeld 17. Dezember 2010
Galerie am Ratswall Bitterfeld – 20 Jahre
eröffnung der Querschnittsausstellung „Ostwind“
Viele Künstler aus ganz Deutschland,
die ihre Arbeiten in den 20
Jahren der Galerie am Ratswall
zeigten, waren am 04. Dezember
2010 zur Eröffnung der Ausstellung
„Ostwind“ nach Bitterfeld
gekommen. Galerist Ralph Becker
und seine Stellvertreterin
Regina Becher, die vor allem für
die Kammerkonzerte verantwortlich
zeichnet, freuten sich sehr,
dass so viele Publikumsgäste und
Wegbegleiter das Jubiläum der
Einrichtung gemeinsam mit ihnen
feiern wollten. Musikalisch
umrahmt wurde der Nachmittag
vom Johann-Strauß-Ensemble
Leipzig.
Was macht einen Landkreis, eine
Region, eine Stadt lebenswert?
Zur allgemeinen Daseinsfürsorge
gehören, nach Auffassung des
Landrates Uwe Schulze in seinem
Grußwort zum 20-jährigen Jubiläum
der Galerie am Ratswall,
nicht nur geteerte Straßen und
die finanzielle Absicherung des
Lebensunterhaltes. Daseinsfürsorge
bedeute auch das kulturelle
Selbstverständnis der Bürgerinnen
und Bürger durch kulturelle
Angebote zu unterstützen. Die
Galerie am Ratswall in Bitterfeld
zeichne besonderes aus: sie ist
kulturelle Bildungsstätte für all
diejenigen, die sich für bildende
Kunst aller Genres interessieren
und sie ist Veranstaltungsort von
Kammerkonzerten.
Die Eröffnung der Galerie am
Ratswall im Dezember 1990 geht
auf eine Initiative der damaligen
Kulturdezernentin Margarethe
Latuscynski und auf einen Beschluss
des Kreistages Bitterfeld
zurück. Das eindrucksvolle, im
Kolonialstil erbaute Gebäude des
ehemaligen Kaufmanns Albert
Richter wurde grundsaniert und
als Kleinkunstbühne und Galerie
innen und außen ausgebaut.
Erklärtes Ziel der Abgeordneten
war es, das Negativimage der
damaligen Industrieregion um
Bitterfeld zu verbessern. Eine der
ersten Ausstellungen war eine
Exposition Bitterfelder Impressionen,
Kunst des 19. u. 20. Jh.
Mittlerweile haben über 300
Ausstellungen von Berufs- und
Amateurkünstlern aus der Region,
Deutschlands und darüber
hinaus stattgefunden. Gezeigt
wird angewandte und bildende
Kunst in Malerei, Grafik, Plastik,
Schmuck, Keramik, Holz, Metall
und Stein.
Bekannte nationale und internationale
Künstler stellten aus: Klaus
Staeck/ Heidelberg/ aufgewachsen
in Bitterfeld, Jurist, Grafiker
und Präsident der Akademie der
Künste. Hinzu kamen Künstler
wie a.r.Penck/ London und Robert
Rauschenberg/ NY.
Nationale Künstler wie Robert
Schneider/ Hamburg, Prof. Otto
Möhwald/ Halle und Jürgen
Frisch/ Berlin haben ihre Werke
im Ratswall 22 gezeigt. Auch
Wolfgang Petrovsky aus Freital
und Klaus Ullrich aus Halle, die
neben der Anleitung der örtlichen
Kunstgruppen immer wieder auch
Personalausstellungen in Bitterfeld
haben, waren in der Galerie
mit ihren Arbeiten zu Gast.
Daneben wird im gleichen zeitlichen
Umfang immer wieder
der Amateur- und Laienkunst
Raum gegeben: Herbert Ruland,
Roland Lasch, Heinz Zwick sowie
die Malzirkel aus Bitterfeld,
Wolfen und seit drei Jahren auch
aus Köthen sind aus dem Profil
der Galerie nicht mehr wegzudenken.
Nicht weniger wurde die
Zusammenarbeit mit den Schulen
des Landkreises betrieben: die
Berufsbildende Schule Bitterfeld
und die Bitterfeld-Wolfener
Gymnasien zeigen regelmäßig
Arbeiten aus den Kunstkursen.
Monatliche Galeriekonzerte runden
das Angebot der Einrichtung
ab. Bisher haben über 170
Konzerte mit Berufsmusikern
aus Leipzig, Halle und Dresden
stattgefunden, deren Repertoire
immer sehr abwechslungsreich
eingesetzt wird. Gäste waren u.a.
Familie Masur/ Leipzig-New
York , Uta Kreuter sowie Musiker
des MDR Sinfonieorchester
Leipzig. Nicht zu vergessen die
Sopranistin Christine Wolff, die
an der Musikschule im selben
Gebäude, die Liebe zur Musik
entdeckte.
Ergänzt werden die Ausstellungen
und Konzerte gelegentlich
durch Vortrags- oder Leseabende
bzw. durch Kooperationsveranstaltungen
mit anderen Partnern.
Dazu zählt auch die Musikschule
„Gottfried Kirchhoff“, die sich im
selben Gebäude befindet und die
die Galerie für Einzelvorspiele
oder Sonderkonzerte, beispielsweise
im Rahmen des Wettbewerbes
„Jugend musiziert“, nutzt.
Überregional hat sich die Zusammenarbeit
mit der Akademie
der Künste durch die Vermittlung
von Prof. Klaus Staeck
in den vergangenen Jahren im
Projekt „Kunstwelten“ intensiviert
und verstetigt. Mit dem
Landeskunstmuseum Stiftung
Moritzburg wurden gemeinsame
Ausstellungsprojekte realisiert.
Die Galerie war Ausstellungsort
des internationales Kunstprojektes
„Köthener Quadrate“ mit
Prof. Bernhard Matthes. Es gab
gemeinsame Ausstellungen mit
dem Sprengel Museum Hannover,
dem Skulpturenmuseum
Marl, dem Gerhard-Hoehme-Archiv
Düsseldorf und dem Magistrat
der Stadt Berlin. Es bestehen
ständige Kontakte zu bedeutenden
Kunsthochschulen und Akademien
im Zusammenhang mit
Ausstellungsprojekten, so z.B.
mit der HS der Bildenden Kunst
in Dresden Prof. Elke Hopfe und
der HS für Kunst u. Design Burg
Giebichenstein Halle/Saale.
Annemarie Nasse, im Kultusministerium
des Landes zuständig
für den Bereich der Bildenden
Kunst, überbrachte Grußworte
des Staatssekretärs für Kultur und
lobte das Ausstellungsprogramm,
welches Galerist Ralph Becker
jedes Jahr mit großer Fachkenntnis
und Sorgfalt zusammenstellt,
und welches durch seine Qualität
dafür sorgt, dass auch im Jahr
2011 mit Fördermitteln des Landes
gerechnet werden kann.
Klaus Staeck, Präsident der Akademie
der Künste Berlin und in
Bitterfeld aufgewachsen, lobte
die Galerie und den Träger Landkreis
Anhalt-Bitterfeld für das
stetige Engagement, sah darin
auch Verpflichtung und Auftrag.
Er appellierte an die Bürgerinnen
und Bürger, kulturelle Angebote
auch zu nutzen. Denn „eine
Galerie wird geschlossen, wenn
keiner mehr hingeht. Und der
örtliche Buchladen muss schließen,
wenn jeder seine Bücher
nur noch im Internet bestellt“,
so Klaus Staeck. Das Verhalten
jedes Einzelnen beeinflusst Gesellschaft
und das Aussehen der
Innenstädte.
Eine gute kulturelle Bildungsarbeit
hilft das Selbstverständnis,
die kulturelle Identität der Bürger
zu bewahren. Zu einer Kulturgesellschaft
wie der unseren gehört
auch ein Stück Hochkultur dazu.
Dafür steht die Galerie am Ratswall
Bitterfeld seit 20 Jahren.